Mind-Mag 140
Die Zeitschrift von Mensa in Deutschland (MinD), des deutschen Ablegers der weltweiten Hochbegabten-Organisation Mensa.
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SCHULE UND HOCHBEGABUNG<br />
GENEVIÈVE SPIRINELLI-ENGELS<br />
„Ich habe immer auf mein<br />
Bauchgefühl gehört“<br />
Interview: Homeschooling in Luxemburg.<br />
Wer bist du? Bitte stell<br />
dich kurz vor.<br />
Mein Name ist Geneviève Spirinelli-Engels.<br />
Ich habe einen Abschluss<br />
als Grafikdesignerin, bin<br />
aber Vollzeitmutter, und habe<br />
eine Umschulung zur Begabtenpädagogin<br />
gemacht, um meine<br />
Kinder begleiten zu können.<br />
Man muss aber nicht Pädagoge<br />
oder Lehrer sein, um Homeschooling<br />
machen zu dürfen<br />
oder zu können. Jeder darf hier<br />
in Luxemburg einen Antrag<br />
stellen.<br />
Seit wann bist du bei Mensa?<br />
Ich bin nicht bei Mensa, aber<br />
meine beiden Kinder schon.<br />
Die Psychotherapeutin meiner<br />
Tochter, die auf hochbegabte<br />
Kinder spezialisiert ist, meinte<br />
aber, die Wahrscheinlichkeit<br />
liegt ganz nahe, dass wir beide,<br />
mein Mann und ich, auch hochbegabt<br />
seien. Ob ich es bin oder<br />
nicht, ist mir im Moment nicht<br />
so wichtig.<br />
Wie alt ist deine Tochter und<br />
seit wann unterrichtest du<br />
deine Kinder zu Hause?<br />
Meine Tochter ist dreizehn und<br />
mein Sohn zehn.<br />
Bei uns kommen die Kinder,<br />
wenn man möchte, mit drei Jahren<br />
in eine Kita. Das ist zwar fakultativ,<br />
aber es wird schon zur<br />
Vorschule gezählt. Mit vier Jahren<br />
sind sie im ersten Jahr der<br />
Vorschule, mit fünf im zweiten<br />
Jahr. Richtiges Einschulen passiert<br />
mit sechs Jahren (erstes<br />
Schuljahr). Da ist sie ab Weihnachten<br />
zu Hause geblieben.<br />
Die Kinder sind jetzt seit sieben<br />
Jahren zu Hause.<br />
Warum hast du dich entschieden,<br />
die Kinder zu Hause zu<br />
unterrichten und sie nicht in<br />
die Schule zu schicken?<br />
Es war eher aus der Not heraus.<br />
Unsere Vorschule wird bewertet<br />
und ab da sind sie „schulpflichtig”.<br />
„Unsere Tochter wurde<br />
durch die ständige<br />
Unterforderung in der<br />
Schule krank, was in einer<br />
Schulverweigerung endete.“<br />
Überspringen durfte unsere<br />
Tochter nicht, da sie ja in der<br />
Schule nicht auffällig war, und<br />
sie meinten, wir würden sie gerne<br />
zu Höchstleistungen zwingen.<br />
Sie hat sich immer nach<br />
unten angepasst. Im ersten<br />
Schuljahr hat die Lehrerin wohl<br />
festgestellt, dass sie in Deutsch<br />
das Niveau einer Drittklässlerin<br />
hat, aber sie wollte dies nicht<br />
so in die Zensur schreiben, das<br />
wäre ja unfair gegenüber den<br />
Klassenkameraden.<br />
Unsere Tochter wurde durch<br />
die ständige Unterforderung<br />
in der Schule krank, was in einer<br />
Schulverweigerung endete.<br />
Über drei Jahre wurde uns keine<br />
Hilfe seitens der Schule entgegengebracht,<br />
so haben wir uns,<br />
nachdem wir nach einer Lösung<br />
gesucht haben, fürs Homeschooling<br />
entschieden. Ihrem<br />
jüngeren Bruder haben wir damals<br />
die Wahl gelassen, ob er<br />
hingehen möchte oder nicht.<br />
Welche Vor- und Nachteile<br />
hat das Homeschooling für<br />
dich? Welche Chancen und<br />
Gefahren siehst du generell?<br />
26 | mind magazin <strong>140</strong>/februar 2021