OM_02_2021_1
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Das Schöpfwerk Hodenberg leitet das Wasser aus dem Deichschlot bis in den Holler Fleet.<br />
DR. MICHAEL SCHIRMER<br />
Dr. Michael Schirmer ist seit 2001 im<br />
Vorstand des Bremischen Deichverbandes<br />
am rechten Weserufer. „Für mich ist es<br />
das interessanteste Ehrenamt, das es<br />
gibt“, versichert er. Seit 2004 ist er<br />
Deichhauptmann. Zu seinen Aufgaben<br />
gehört es, gemeinsam mit der Geschäftsführung<br />
die rund 100 Kilometer Deich zu<br />
begutachten und ökologisch verträgliche<br />
Zukunftspläne zu schmieden.<br />
Mit 54 Mitarbeitern kümmert sich der<br />
Deichverband um den „Unterhalt und<br />
den Betrieb der Hochwasserschutzanlagen,<br />
die Gewässerunterhaltung und die<br />
Beachtung des Nachhaltigkeitsprinzips“.<br />
Aufgaben, die dem Deichhauptmann ans<br />
Herz gewachsen sind.<br />
Als promovierter Hydrobiologe lehrte<br />
und forschte er 35 Jahre im Fachgebiet<br />
Gewässerökologie und Klimafolgenforschung<br />
der Uni Bremen. Er weiß also,<br />
wovon er spricht, und es ist ihm eine<br />
Herzensangelegenheit, dass sich<br />
möglichst viele Bremerinnen und Bremer<br />
für die Arbeit ihres Deichverbands<br />
interessieren und sich an der Deichamtswahl<br />
im Mai/Juni beteiligen.<br />
Die Arbeit des Verbandes schützt alle<br />
Bremerinnen und Bremer gleichermaßen.<br />
Im Sommer hört man in Oberneuland<br />
allenthalben die Wassersprenger surren<br />
– meist durch den eigenen Brunnen<br />
gespeist. Das ist dem Grundwasser ja<br />
nun auch nicht grade zuträglich.<br />
Dr. Michael Schirmer: Stimmt. Hart<br />
gesagt ist diese Bewässerung kontraproduktiv<br />
und egozentrisch. Es ist<br />
eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe,<br />
das Grundwasser zu schützen und zu<br />
schonen. Wir sollten uns alle mehr<br />
bemühen, im Garten Wasser zu sparen.<br />
Wer dort mehr Natur zulässt, der<br />
lernt bald, dass sich selbst ein brauner<br />
Rasen innerhalb von einer Woche Feuchtigkeit<br />
wieder erholt.<br />
In der Forstwirtschaft hat man längst<br />
damit begonnen, Bäume zu pflanzen, die<br />
auch mit längeren<br />
Trockenperioden<br />
zurechtkommen.<br />
Gleiches sollte man<br />
bei der Pflanzenauswahl<br />
in Privatgärten<br />
beachten.<br />
Auf den Deichen haben wir in den vergangenen<br />
Jahren damit begonnen, später und<br />
seltener zu mähen. Das hatte zum Erfolg,<br />
dass sich viel mehr Pflanzenarten ansiedeln,<br />
die Biodiversität steigt, Insekten angelockt<br />
werden und die Bienen wieder summen.<br />
Seitdem wir die erste Mahd im Juni, Juli<br />
machen, haben wir öfter Anrufe bekommen,<br />
dass es am Deich „wieder bunt wie früher“<br />
sei.<br />
„Für mich ist es das<br />
interessanteste Ehrenamt,<br />
das es gibt.“<br />
Dr. Michael Schirmer<br />
Meine Empfehlung<br />
ist: Holt<br />
die Natur wieder<br />
in eure Gärten.<br />
Ein Wildnis-<br />
Dreieck sollte<br />
jeder gute Garten besitzen. Es ist einfach<br />
nicht mehr zeitgemäß, die Jahreszeiten aus<br />
dem Garten auszusperren und Ressourcen<br />
zu vergeuden.<br />
Text und Fotos: Antje Scheinert<br />
62 OBERNEULAND