Neue-Szene-Augsburg_2021-02-e-Paper
Stadtmagazin für Augsburg
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30. JAHRGANG
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INTRO
3
Februar 2021
TT
04 Word Up!
06 Liebling Augsburg mit Fabian Schreyer
08 5 Fragen mit Flonny Kluge
10 Trends im Februar
11 Tag & Nacht
Zoom
16 Die Bürgerliche Mitte – Politisieren mit Peter Hummel und Lars
Vollmar
20 Zurück in die Zukunft – mit Sebastian Kochs
24 Die Menschenfängerin – Im Gespräch mit Frauke Wichmann
26 Im Selbstgespräch – Redakteur Marcus Ertle nimmt Abschied
28 Gästeblog – Von und mit Brechtfestivalleiter Jürgen Kuttner
30 Click & Collect – Support your Local Dealer!
Die Bürgerliche Mitte S.16
Sport
34 FC Augsburg – Am Ball mit Reece Oxford
36 Augsburger Panther – Am Puck mit U20-WM-Teilnehmer Niklas Länger
Kultur
38 Staatstheater Augsburg goes Virtual Reality
Interview mit Frauke Wichmann S.24
Specials
40 Optiker Special
42 E-Mobility
43 Karriere
Musik
46 Heimatklänge mit Half Pair
48 Gerilltes - Neue CDs im Februar
50 Das Allerletzte – mit Mike Hühn aka The Spirit of John R. Cash
Zurück in die zukunft mit S. Kochs S.20
M. Ertle Im Selbstgespräch S.26
AUGSBURG-LAND
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Bertha-von-Suttner-Str. 2
86156 Augsburg
Tel. 0821-15 30 09
Redaktion: 0821-15 30 27
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E-Mail: redaktion@neue-szene.de
Bürozeiten: Mo.-Fr. 09 -17.00 Uhr
HERAUSGEBER
Verlag Neue Szene GbR
Anzaldua, Eberle, Sianos
REDAKTION
Chefredaktion:
Walter Sianos (ws)
sianos@neue-szene.de
KONTAKT REDAKTION
Leitung: Markus Krapf (max)
krapf@neue-szene.de
Anke Hügler (ah), Tina Bühner (tb),
Magali Herrmann (mh),
Lina Frijus-Plessen (lina)
Moritz Winkler (mw)
WERBUNG & SONDERTHEMEN
Anzeigenleitung: Birgit Meinl
meinl@neue-szene.de
Anzeigenberatung: Markus Krapf,
Andreas Müller
Azubi Marketingkommunikation:
David Anzaldua
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Sonderthemen: Birgit Meinl
meinl@neue-szene.de
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Daniel Anzaldua
anzaldua@neue-szene.de
MITARBEITER
Autoren: Olaf Neumann
Fotos: Walter Sianos, Markus Krapf
Layout: Katharina Baasner, Harald Sianos
Vertrieb: Konrad Loos, Andreas Müller
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Redaktion: krapf@neue-szene.de
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DRUCK
eds Druck
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REDAKTIONSSCHLUSS
Mo., den 15.02.2021, 12.00 Uhr
URHEBERRECHTE
Namentlich gekennzeichnete Beiträge
geben nicht notwendigerweise die
Meinung der Redaktion wieder. Jeglicher
Nachdruck (auch auszugsweise) ist nur
mit schriftlicher Genehmigung des Verlages
und mit Quellenangabe gestattet.
Die vom Verlag gestalteten Anzeigen sind
urheberlich geschützt.
ANZEIGENPREISLISTE
es gilt die Preisliste Nr. 14 vom 01.03.2016
Die NEUE SZENE ist Mitglied von:
Vermarktungsgesellschaft mbH
www.citymags.de > info@citymags.de
4
brückendeckung
13.01.
-29.08.
Kooperationspartner*innen
Medienpartner
30 Jahre Neue Szene
Vor genau 30 Jahren, also am 01. Februar 1991, zogen die vier Herren
Anzaldua, Eberle, Sono und Sianos in ihre kleinen Büroräume in der
Gögginger Straße ein. Die Neue Szene Augsburg war geboren. Damals
konnte keiner dieses Herausgeber-Quartetts ahnen, dass bis heute 360
Ausgaben und eine so lange Erfolgsgeschichte folgen sollten.
Wir haben viel erlebt in drei Jahrzehnten, man durchquert Höhen
und Tiefen, lacht, weint, trinkt und streitet ... Geblieben ist uns aber
immer die Lust und die Leidenschaft für unser Baby. Und unser Credo
ist bis zum heutigen Tag:
„Wir sind Augsburger und wir wollen ein Magazin für
Augsburg machen.“
30 Jahre Neue Szene! Da sollte man eigentlich fett die Sektkorken
knallen lassen, mit einer dicken Jubiläumsausgabe und einer standesgemäßen
Party und so. Und das war auch alles geplant! Doch Corona
hat uns vorerst einen Strich durch die Rechnung gemacht. Eine Feier
macht derzeit keinen Sinn und auch keinen Spaß. Anstatt einer dicken
Jubiläumsnummer servieren wir notgedrungen eine eher abgespeckte
Pandemie-Ausgabe, aber
aufgeschoben ist definitiv
nicht aufgehoben!
Wir verlegen einfach
alles in den Sommer
und darauf freuen wir
uns jetzt schon wie die
Schnitzelchen!
Word Up
Ziemlich genau
zehn Jahre war Marcus
Ertle bei uns als Redakteur
beschäftigt. Jetzt
geht er von Bord. Die
Liebe und das Leben
haben ihn ins sächsische
Die vier Herausgeber Sono, Anzaldua, Sianos und Eberle
Dresden gelockt. Marcus
hat unser Magazin
in der letzten Dekade
sehr geprägt. Los ging
das damals mit seinen „Kleinen Weltuntergangsinterviews“, es folgten
geniale Serien wie „Warten auf … - Die Zufallsinterviews“, die „Zehn-
Euro-Reportagen“ oder „1.000 Meisterwerke“. Er ist ein Redakteur mit
viel Empathie und kann sich brillant in seine Interviewpartner hineinversetzen.
Ich muss gestehen, dass ich viel von ihm gelernt und auch
abgeschaut habe! Zum Abschluss darf er sich selber interviewen, ist doch
auch mal etwas anderes. Servus, Marcus, mach‘s guad!
Kulturpartner
An alle anderen: Bleibt gesund!
Walter Sianos
6
liebling augsburg
Liebling Augsburg
Fabian Schreyer
Kulturamt Augsburg und Fotograf
Lieblings-Ort:
Lockdownbedingt das Fensterbrett im Wohnzimmer. Ein
warmer, oft spannender Beobachtungsposten!
Lieblings-Stadtteil:
Das Ulrichsviertel, grob gerundet wohl der geografische
Mittelpunkt meiner letzten drei Wohnungen in Augsburg.
Das Eck hat Charme und die Nähe zu Altstadtkneipen,
Kräutergarten und Co. sind nicht zu verachten.
Lieblings-Restaurant:
Als Italophiler ist meine kulinarische Anlaufstelle #1 das
„pastissima“ im Domviertel. Eine sichere Bank war für
mich dort lange Zeit z. B. die Pasta mit Zucchini und
Garnelen.
Lieblings-Beschäftigung:
Unter Normalumständen: Fotografieren, Flanieren,
Espresso trinken. Halt! Töchterchen bespaßen, nicht zu
vergessen …
Lieblings-Event:
#digitalbrecht, die Digital-Premiere des Brechtfestivals –
ab dem 26.02. auf www.brechtfestival.de.
Lieblings-Künstler:
Ich entdecke gerade meine DVD-Sammlung neu und
blieb zuletzt bei den Nouvelle-Vague-Klassikern hängen.
Letzte Filmsession: der Doinel-Zyklus von Francois
Truffaut, den ich als Regisseur sehr schätze.
Lieblings-Fotomotiv:
Das Ungewöhnliche im Gewöhnlichen. Neugierig?
www.fabianschreyer.de
Lieblings-Getränk:
Espresso, Hopfenkaltschale und Spezi gehen immer.
Gerne auch mal Gin Tonic, Moscow Mule o. ä.
Lieblings-Geruch:
Orangenblüten, frischer Rosmarin, klare Winterluft …
Lieblings-Geräusch:
Knisternde Feuer & knackende Plattenspieler.
IN
AUGSBURG
STADT UND LAND
RADIO
AN!
8
liebling augsburg
mit Flonny Kluge
Kultur im Schaufenster des ProjektRaums Rechts-der-Wertach
Im Dezember wurde das Schaufenster des ProjektRaums in der
Wertachstraße im Rahmen eines Adventskalenders zur Bühne. Das
Quartiersmanagement unterstützte die lokale Kulturszene, brachte sie in den
Stadtteil Rechts-der-Wertach und konnte sogar Gagen zahlen. Die Resonanz
von Künstler*innen und Publikum war so überwältigend, dass diese tolle
Idee auch im neuen Jahr weitergeführt wird. Wir haben bei Flonny Kluge, der
zusammen mit Yasar Dogan das Programm aufstellt, nach den Details gefragt.
Von Markus Krapf
01.
Kultur im Schaufenster ging im Januar in die Verlängerung und
wird die Augsburger Kulturszene auch im Februar weiterhin bereichern.
Wie kam es denn dazu?
Aufgrund der positiven Resonanz und der Menge an Bewerbungen von
Künstler*innen und Kulturschaffenden bei „24 x Kultur im Advent“ hatten wir
praktisch gar keine andere Wahl, als das Programm zu verlängern.
01.
Durch die Verlängerung des Lockdowns werden die Konzerte unter
www.rechts-der-wertach.de/kultur erst einmal „nur“ gestreamt. So
etwas kostet aber Geld, bei wem dürfen wir uns denn bedanken?
Ja, die Konzerte werden alle live auf YouTube gestreamt und sind dort natürlich
auch später noch abrufbar. Die Finanzierung wurde durch das Erreichen unseres
Crowd Funding-Ziels möglich. Darüber hinaus sind wir sehr froh, dass uns das
Kulturamt und die Stadtsparkasse Augsburg mit Förderungen bedacht haben.
03.
Sobald es die Situation zulässt, können die Leute im ProjektRaum
dann natürlich auch live mit dabei sein. Du bist zusammen mit
Yasar Dogan für das Programm verantwortlich. Nach welchen Kriterien
sucht ihr die Künstler aus?
Wir bemühen uns, Augsburger Künstler*inner und ganz besonders diejenigen
aus dem Quartier Rechts-der-Wertach einzuladen. Natürlich beschränken wir uns
hier nicht nur auf Musik, sondern haben auch Kunst, Literatur, Tanz und Theater
im Programm.
04.
Neben dir und Yasar als Programmmacher bemühen sich auch die
Stadt und ihr Quartiersmanagement sehr um eine Aufwertung des
Stadtteils. Ist es denkbar, dass dieses Format langfristig fortgeführt wird?
Ohne die Initiative von Jan Weber-Ebnet vom Quartiersmanagement Rechtsder-Wertach
wäre das Projekt gar nicht zu realisieren und umzusetzen gewesen. Das
bisherige Angebot wird um die beiden zusätzlichen Formate „Küchengespräche“
und „Gespräch im Schaufenster“ ergänzt. Was die Dauer angeht, wir werden sehen
und freuen uns in diesen gerade für Künstler*innen so schweren Zeiten über die
drei Monate von Dezember bis Februar.
05.
Fünf Fragen
Zum Schluss noch die Frage nach deiner Meinung zur gegenwärtig
so schwierigen Situation in der Kunst- und Kulturbranche?
Persönlich bin ich sehr erfreut über die Möglichkeit, an diesem Projekt mitwirken
zu dürfen und so einen kleinen Beitrag zur Unterstützung von Kunst und
Kultur zu leisten. Eine umfangreiche und vor allem unkomplizierte Hilfe für soloselbstständige
Künstler*innen ist dringend nötig. Auf jeden Fall streamen wir also
im Februar immer von Mittwoch bis Samstag für euch. Bitte tut was!
Infos und das Programm gibt es unter www.rechts-der-wertach.de/kultur
liebling augsburg I NTRO
9
10 TRENDS
DER SZENE-TRENDSCOUT
DIE NEUESTEN TRENDS IM FEBRUAR
von Harald Sianos
1. CIAO WHATSAPP: WhatsApp entwickelt
sich immer mehr zum Monopolisten und
zur Datenkrake. Außerdem verärgert man
seine Nutzer immer wieder mit neuen Datenschutzbestimmungen
und bricht damit
das Vertrauen. Sogar Elon Musk und Edward
Snowden rufen nun zu einem Wechsel (zu
Signal) auf. Beim Funktionsumfang stehen
andere Messenger WhatsApp in nichts nach
und liefern alle wichtigen Features. Zudem
Foto Credits: www.photowall.de
1
ist sogar eine verschlüsselte Telefonie möglich.
Hier die populärsten Alternativen:
2
1. SIGNAL: Diese App gilt als eine der sichersten
Messenger. SIGNAL verwendet eine
eigene Ende-zu-Ende-Verschlüsselungs-Software,
auf die auch andere Dienste setzen. In
puncto Datenschutz und Privatsphäre ist hier
1.
2.
3.
alles top. Der Messenger ist quelloffen und
bietet darüber hinaus viele Zusatzfunktionen
für eine geschützte Kommunikation. Hier
steht die gemeinnützige Organisation Open
Whisper Systems dahinter. | 2. THREEMA:
Bei Datenschutz und Transparenz nimmt es
auch THREEMA mit eigenen Servern in der
Schweiz ganz genau. Beim Funktionsumfang
steht der Messenger SIGNAL in nichts nach.
Auch eine sehr gute Alternative. 3. TELE-
GRAM: Obwohl dieser Anbieter gerade massenweise
Zulauf hat (vor allem aus
konspirativen Ecken), ist er mit Vorsicht zu
genießen. Die Entwickler, zwei russische Brüder,
haben wohl Server in Dubai stehen und
selbst beim Firmensitz gibt es keine Transparenz.
Telegram selbst hat auf dem Server Zugang
zum Inhalt der Chats und könnte diese
theoretisch weitergeben.
Fazit: Wer nicht nur auf Datenschutz sondern
auch auf Seriosität und Transparenz
Wert legt, sollte auf Signal oder Threema
wechseln. Außerdem kann man mit einem
Wechsel der zunehmenden Monopolstellung
Mark Zuckerbergs (Facebook, Instagram,
WhatsApp) entgegenwirken.
2. WONDERWALL: Bei WONDERWALL findet man eine Vielzahl außergewönlicher
Tapeten und Leinwandbilder. Das Tolle hier ist, dass man nicht
nur die Motive sondern auch die Größe genau auf seine Bedürfnisse anpassen
kann. Preis auf Anfrage je nach Größe und Material bei www.photowall.de
| 3. SUBRRSACH: Die ehemalige Augsburger Grafikdesignstudentin
Olina Kladensky und ihre Kollegin Olgate Rimanski lieben
die bayrisch-schwäbische Mundart – und Fashion. Ihr neues Hamburger
Modelabel SUPERGRATTLER baut auf den Eigenheiten und Sprüchen
des grantigen Augschburgers auf. Jawoisch, des brauchsch! Mehr unter
www.supergrattler.de
3
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tag & nacht
11
Hörsaal der Löwen in Augsburg
Studenten im Start-Up-
Contest
Am 15. Januar 2021 standen 17 Augsburger Studenten vor
einer prominent besetzten Jury, unter anderem war Boxbote-
Mitgründer Ray Seibold als Juror dabei. Die Veranstaltung
fand dieses Jahr erstmalig rein online statt.
Der „Hörsaal der Löwen“ ist die Abschlussprüfung des
Hochschulseminars „Start-Up Thinking“, das im Wintersemester
2020/2021 bereits zum achten Mal stattfindet und
vom erfahrenen Start-Up-Gründer Martin Plöckl geleitet
wird. Angelehnt an die erfolgreiche Sendung auf VOX haben
die Teams der Hochschule Augsburg 15 Minuten Zeit,
um ihren Unternehmergeist unter Beweis zu stellen und
die Jury von ihrer Geschäftsidee zu überzeugen. Außerdem
erhalten die Studenten-Start-Ups von der Jury noch
professionelle Anregungen und Tipps zur Umsetzung
ihrer Konzepte. Jurymitglied Ray Seibold, Co-Founder
von Boxbote Logistics, sagt: „Gute Ideen haben viele.
Aber um als Gründer erfolgreich zu sein, braucht es neben
einer klaren Unternehmensvision jede Menge Ehrgeiz und
Durchhaltevermögen.“ Unter den Jury-Mitgliedern ist auch
Linda Mayr, Geschäftsführerin von Planstack. Außerdem
gehören der Jury Michael Brecht (Acxit Capital Partners),
Michael Faath (Conntac), Kerstin von Diemar, (Never Rest
Sportswear), Wolfgang Dengler (Bayern Kapital) und als
Sponsor Georg Achterling (Cancom) an. Mit dabei sind
auch wieder Michael Hofmann und Jan Münch vom
Augsburger Inkubator Andreas Schmid Lab.
Als Hauptpreise winkten iPads, gesponsert von G. Achterling
von der Firma Cancom. Die Aufzeichnung vom
Hörsaal der Löwen findet ihr unter:
https://www.hs-augsburg.de/
Geistes-und-Naturwissenschaften/
Hoersaal-der-Loewen-Finale
Kultur hält zusammen
Halten wir die Kultur
zusammen
Die Initiatoren der Spendenaktion „Kultur hält
zusammen – Halten wir die Kultur zusammen“ haben
seit April 2020 mehr als 50.000 Euro an Spendengeldern
gesammelt. Die Mitglieder des Orchestervorstands
der Augsburger Philharmoniker freuen sich
über die große Unterstützung der Spendenaktion
in der Bevölkerung. Zuletzt hat das Kirchenprojekt
im Bund Freier evangelischer Gemeinden „projekt
x Augsburg“ 4.000 Euro gespendet. Auch der
Chorvorstand am Staatstheater Augsburg hat sich
mit 500 Euro an der Spendenaktion beteiligt. Unter
der Schirmherrschaft von OBin Eva Weber werden
seit Beginn des Teil-Lockdowns im November 2020
speziell freischaffende Solokünstler*innen aus Musik
und Darstellenden Künsten mit jeweils 500 Euro
unterstützt. Bisher konnten die Spendengelder an
über 30 Künstlerinnen und Künstler aus Augsburg
Stadt und Landkreis ausgegeben werden. Heuer aber
übersteigt die Anzahl der Bewerber*innen die vorhandenen
Spendengelder, daher rufen die Mitglieder des
Orchestervorstands der Augsburger Philharmoniker
zu weiteren Spenden zugunsten der Aktion „Kultur
hält zusammen – Halten wir die Kultur zusammen“
auf. Wenn auch ihr helfen könnt und wollt, hier ist
der Kontokontakt:
Kontoinhaber:
Philharmonische Gesellschaft
Augsburg e.V., Bankinstitut:
Fürst Fugger Privatbank,
IBAN: DE 72 7203 0014 3001 8820 46
2 6 . 2 . – 7. 3 . 2 0 2 1
#digitalbrecht
www.brechtfestival.de
Agnes Malich vom Orchestervorstand der Philharmoniker mit OBin Eva Weber
12
tag & nacht
#digitalbrecht
Brechtfestival 2021 via www.brechtfestival.de
Das Programm des Brechtfestivals 2021 wird vom
26.02. bis zum 07.03. über die FestivalWebseite
www.brechtfestival.de präsentiert. Diese erste
Online-Ausgabe des Brechtfestivals beinhaltet bereits
produzierte Kurzfilme, Hörspiele, Literatur,
Kino und Konzerte, die dann gestreamt werden.
Besonders gespannt sind wir auf „In Concert“ mit
den Streams toller Musiker wie den Dakh Daughters
aus dem Dakh Theater in Kiew, Balbina oder
Banda Internationale feat. Bernadette La Hengst.
Neben kostenlosen Angeboten (Brechtfestival-
Arbeitsjournal und Bonus-Bereich mit Audiostreams
zum Brechtfestival) wird es ab Mitte
Februar über die Website den Festivalpass für 12
Euro geben, der alle Angebote und die Mediathek
der Streams beinhaltet. „Die Umstellung
auf ein digitales Festival in 2021 bietet die Chance
einer noch stärkeren überregionalen Bekanntheit“,
sagt Kulturreferent Jürgen Enninger. „Mit
dem Festivalpass stellen wir die besondere Wertigkeit
heraus, die Kultur im Allgemeinen und
die einzelnen Beiträge im Besonderen haben.
Ein Brechtfestival ist aktuell wichtiger denn je.
Die Pandemie zeigt, welche Tragweite Ungleichheiten
bekommen, wenn Krisen gemeistert werden
müssen. Diskriminierung, die ungerechte
Verteilung von Macht, Geld und Chancen: Dies
alles wird durch Brecht klar thematisiert und
schafft so für uns eine berührende Aktualität, die
zum Handeln mahnt“, so Jürgen Enninger.
Webseite:
www.brechtfestival.de
Instagram:
https://www.instagram.com/brechtfestival/
Twitter:
https://twitter.com/BrechtfestivalA
Facebook:
https://www.facebook.com/brechtfestival/
Telegram:
https://t.me/brechtfestivalaugsburg
Banda I. feat. B. La Hengst
Leerstand für Kreativität nutzen
Leere Schaufenster müssen nicht sein - das haben
sich auch drei Kreative aus der Region gedacht.
Sven Kroll, Stefan Mayr und Alexander Görbing
haben gemeinsam mit der Wirtschaftsförderung
der Stadt Augsburg ein Konzept zur flexiblen Nutzung
von Leerständen in der Innenstadt entwickelt.
Nach einem ersten Pilot-Projekt im ehemaligen
Weinhaus Bayerl mit PhareaNutello-Fotografie
in der Philippine-Welser-Straße verwandelt sich
der frühere Champions-Laden in der Karolinenstraße
ab Februar zu einer Pop-Up-Galerie.
Verschiedene Fotografen werden hier im Wechsel
ihre Bilder in den Schaufenstern des ehemaligen
Geschäfts präsentieren. Den Anfang dabei macht
der Fotokünstler Stefan Mayr, Kopf und Gründer
der Lighthouse Fotoschule und freier Fotograf
in Augsburg. Grundgedanke der Augsburger
Pop-Up-Galerie war und ist es, Licht in die leeren
Räume zu bringen. Licht und Raum ist auch ein
wesentlicher Aspekt des fotografischen Schaffens
von Stefan Mayr. Daher zeigt er in den kommenden
Wochen einige seiner „Lichtträume“. Zu sehen
sind Motive aus dem hohen Norden ebenso wie
aus südlicheren Gefilden, abstrakte Fotokunst und
gegenständliche Fine-Art-Fotografien. Eines haben
alle Bilder gemeinsam: Die Orte, an denen sie entstanden,
sind bekannt für ihr außergewöhnliches
Licht. Je nach der aktuellen Situation durch die
Corona-Einschränkungen sollen die Ausstellungen
im 6- bis 8-Wochen-Rhythmus wechseln. Um den
verschiedenen Künstlern die Präsentation ihrer
Bilder zu erleichtern, wird für die Ausstellung das
Rahmensystem von frameness aus Schondorf am
Ammersee verwendet. Die modularen Wechselrahmen
– illuminiert oder unbeleuchtet – können mit
allen erdenklichen Motiven bestückt werden.
info@ pop-up-galerie-augsburg.de
Foto: Stefan Mayr, Lighthouse Fotografie
tag & nacht
13
Neues Bürgertelefon
Bayern gegen Krebs
Das neu gegründete Bayerische Zentrum für Krebsforschung (BZKF) ist mit
einem kostenfreien Bürgertelefon und einer neuen Internetseite an den Start
gegangen. Krebspatienten und deren Angehörige erhalten telefonisch und
online alle wichtigen Informationen zu individuellen Anliegen und Fragen
rund um das Thema Krebs – und das ohne Zeitdruck. Betroffene werden bei
Bedarf an einen der sechs bayerischen Standorte des Bayerischen Zentrums
für Krebsforschung in Augsburg, Erlangen, München (2x), Regensburg oder
Würzburg weitervermittelt.
Patienten werden bei
Bedarf sofort telefonisch
an ein heimatnahes
spezialisiertes, universitäres
Zentrum des Bayerischen
Zentrums für Krebsforschung
vermittelt. Die Zuständigkeit
für die Region
Augsburg übernimmt das
ICCA – das Interdisziplinäres Cancer Center Augsburg am Universitätsklinikum
Augsburg. Das ICCA ist ein Zusammenschluss von 29 Kliniken
und Instituten des Universitätsklinikums, um Spitzenmedizin rund um die
Krebserkrankung für Betroffene vorzuhalten. In Zusammenarbeit mit dem
BZKF-Bürgertelefon steht der ICCA-Krebsinformationsdienst Patienten, Angehörigen,
Ärzten und Interessierten mit Rat und Tat zur Seite. www.icca.de.
Die neue Hotline „Bayern gegen Krebs“ erreichen Patienten,
Angehörige und andere interessierte Bürger unter der kostenfreien
Telefonnummer 0800 85 100 80.
AUX INN – das neue digitale
Jugendzentrum aus Augsburg
Der Stadtjugendring Augsburg (SJR) startet sein digitales
Jugendzentrum und reagiert damit auf die Beschränkungen des
zweiten Corona-Lockdowns. Unter www.aux-inn.de finden junge
Menschen eine große Auswahl an Online-Aktivitäten und einen
Überblick über die digitalen Angebote aller SJR-Einrichtungen.
„Da unsere Einrichtungen aktuell leider nicht öffnen dürfen,
war es uns ein wichtiges Anliegen, jungen Menschen zumindest
virtuelle Action bieten zu können. Die bestehenden Angebote
sind vielfältig, offen für alle und bieten weiterhin ein Gefühl von
Zuhause.“ erläutert SJR-Vorsitzender Jonas Riegel die Initiative des
SJR. Die Sammlung an Angeboten
unter www.aux-inn.de
ermöglicht Jugendlichen
sich mit ihren Freunden zu
treffen und auszutauschen,
gemeinsam zu spielen, an
Workshops teilzunehmen,
zu kochen, zu lernen und.
Benötigt wird lediglich ein
Internetzugang sowie ein
PC, Tablet oder Smartphone.
14
tag & nacht
Durchbruch an der Mobilitätsdrehscheibe Hauptbahnhof
Im Sommer dieses Jahres wird es ein Licht am Ende
des Tunnels geben. Im wahrsten Sinn des Wortes.
Denn dann erfolgt der Durchbruch im Straßenbahntunnel
unter dem Hauptbahnhof. Seit rund
sechs Jahren bauen die Stadtwerke Augsburg (swa)
von zwei Seiten an dem Tunnel: von der Viktoriastraße
im Osten und der Rosenaustraße im Westen.
Derzeit trennen die beiden Tunnelenden noch 20
Meter unter dem Bahnsteig A am Bahnhofsgebäude
und den Gleisen 1 und 2. Ab Ende September
können dann alle Gleise und Bahnsteige wieder für
Reisende und Züge genutzt werden.
Der Tunneldurchbruch ist einer der großen Meilensteine
beim Bau der Straßenbahnhaltestelle unter
dem Augsburger Hauptbahnhof. Nach sechs Jahren
Bauzeit ist es im Sommer soweit. Dann wird der 405
Meter lange Tunnel von Ost nach West durchgängig
sein. Bis 2023 Passanten durch den Tunnel gehen
und die ersten Straßenbahnen mit Fahrgästen die
Straßenbahnhaltestelle unter dem Hauptbahnhof
nutzen können, vergehen aber nochmals rund zweieinhalb
Jahre. Tunnelsohle, Bahnsteige, Wände und
die Zwischendecke, die sogenannte Verteilerebene,
müssen noch betoniert werden. Teilweise parallel
zu den restlichen Betonarbeiten beginnt der Einbau
der Gleisanlagen, Aufzüge, Fahrtreppen und der
gesamten Gebäude- und Sicherheitstechnik, von
Signalen für die Straßenbahnen bis zur Brandmeldeund
Entrauchungsanlage.
Emotional stark durch die Corona-Krise :
Augsburger Psychotherapeutin
mit Tipps & Übungen
Dr. Röbe ist Psychiaterin und Psychotherapeutin, sie führt eine
Praxis für Psychotherapie mit den Schwerpunkten Stresserkrankungen
und Schmerzstörungen. Psycho-Hintergründe aus
der Praxis mit 20 Übungen für Stabilität und Flexibilität, um
Krisenzeiten erfolgreich zu meistern, findet ihr in ihrem Buch,
das als Idee aus den aktuellen Entwicklungen entstand, aber auch
aufgrund jahrelanger Beobachtungen. Anpassen zum Überleben
ist an der Tagesordnung, doch das ist oft einfacher gesagt als
getan. Ziel dieses Buches ist es, wieder zügig Kontrolle zurückzuerlangen,
um den Herausforderungen positiv entgegenzublicken
Tredition Verlag, 184 Seiten, 13 Euro
2x2 Tageskarten zu gewinnen
Zum Valentinstag die „Südsee“
verschenken
In der Therme Bad Wörishofen werden Südsee-Träume wahr: Türkisglitzernde
Wasserflächen, vitalisierende Gesundheitsbecken und paradiesische
Ruheoasen unter echten Palmen laden zum Entspannen und
Relaxen ein. Ruhe und Erholung garantiert das Mindestalter von 16
Jahren. Immer samstags erobern Familien die Therme. Wer also noch
auf der Suche nach einer Valentinstags-Überraschung für seine Lieben
ist verschenkt mit Thermen-Gutscheinen Vorfreude auf Wohlfühlzeit
zu zweit unter echten Palmen. Im Online-Shop unter shop.thermebadwoerishofen.de
hält die Therme eine Vielzahl an Gutscheinen, spezielle
Verwöhnpakete, ThermenCARDs und die ThermenEuros bereit.
Ein besonderes Highlight sind die liebevoll verpackten Südseepakete,
die mit einem Thermen- bzw. Saunaeintritt sowie feinster Schokolade
verpackt in einer besonderen Lacktasche begeistern.
Aktuelle Informationen zur Therme Bad Wörishofen sowie zur Wiedereröffnung
unter:
www.therme-badwoerishofen.de
tag & nacht
15
Stadt Augsburg
Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler gesucht!
Die „Stiftung Augsburger Wissenschaftsförderung“ vergibt auch 2021 wieder
den „Wissenschaftspreis Augsburger Schulen“ für hervorragende wissenschaftliche
Schülerarbeiten. Alle Schülerinnen und Schüler der Augsburger
Schulen von der 1. Klasse bis zur Abschlussklasse sind eingeladen, ihre
wissenschaftlichen Arbeiten, die sie alleine oder in gemeinsamen Projekten
erstellt haben, einzureichen.
Zentrales Anliegen der Stiftung ist es, junge Menschen an die Wissenschaft
heranzuführen. Für die jeweils drei besten wissenschaftlichen Beiträge aus
den Bereichen MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und
Technik) und Geisteswissenschaft gibt es attraktive Preise: 1. Preis 2.500 Euro,
2. Preis 1.000 Euro, 3. Preis 500 Euro
Alle Infos zu den notwendigen Unterlagen gibt es auf:
augsburg.de/wissenschaftspreis.
Einzusenden sind die Arbeiten bis zum 12. April 2021 an das Referat für
Bildung und Migration, Rathausplatz 1, 86150 Augsburg.
Corona drückt dem
Arbeitsmarkt Stempel auf
„Im Lockdown haben zeitweise 42 Prozent der Firmen Kurzarbeit angezeigt.
Gerade Bereiche wie Handel und Gastronomie waren stark von der Kurzarbeit
betroffen. In der gegenwärtigen Krise gibt es aber auch Firmen, die volle
Auftragsbücher haben und neue Geschäftsmodelle entwickeln. Für diese
wirkt Corona oft als Katalysator und treibt den Umbruch stärker voran. Die
Agentur für Arbeit erwartet keinen extremen Einbruch auf dem Arbeitsmarkt
im Jahr 2021. Es kommt aber darauf an, wie lange der Lockdown dauert und
wie unsere Wirtschaft es schafft, sich auf die Herausforderungen der Tranformation
einzustellen und Zukunftsthemen umzusetzen. Langfristig kämpfen
wir gegen den Fachkräftemangel und setzen stark auf die Qualifizierung von
Arbeitslosen und Beschäftigten“, blickt Elsa Koller-Knedlik, Vorsitzende der
Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Augsburg, sowohl zurück auf das
Jahr 2020 als auch nach vorne auf das Jahr 2021.
Neues vom electrojudas
Schon wieder ein Virus, diesmal aber in reinster Electrosound-Form. Wie es
sich für einen Virus gehört, erfolgt die PR-Arbeit kontaktlos und so haben wir
neulich also folgende Nachricht in unserem Facebook-Massenger-Postfach
gefunden: „Mit großer Freude kann ich die Veröffentlichung meines neuen
Albums „virus“ verkünden. Da ich nach unserem Umzug in eine neue Wohnung
über kein voll funktionsfähiges Studio verfügt habe, musste ich mich
aus meiner Komfortzone bewegen und eine Lösung finden, um dieses Album
zu veröffentlichen. Das ist dem Augsburger Wolfgang Wilholm, Gemahl der
Linken-Stadträtin Christine, offenbar gut gelungen, er steckt nämlich hinter
diesen Zeilen und dem Sound. Das Ergebnis könnt ihr im Bandcamp hören
unter: https://elektrojudas.bandcamp.com/album/virus
Konkrete Zahlen für das abgelaufene Jahr:
- 16.731 Arbeitslose im Jahresdurchschnitt, 3.622 oder 27,6 Prozent mehr
als im www.shop-ffp2.de
Jahr 2019
- 4,3 Prozent Arbeitslosenquote, Vorjahr 3,4 Prozent
- Stellenmeldungen: 12.232 Stellen, das sind 3.840 oder 23,9 Prozent weniger
als im Vorjahr
- 111 Mio. Euro an Arbeitslosengeld I und knapp 21 Mio. Euro an Arbeitslosengeld
II und Sozialgeld im Jahr 2020 gezahlt
- seit März insgesamt 15.050 Anzeigen auf Kurzarbeit für 102.031 Beschäftigte
erhalten
- 178 Mio. Euro Kurzarbeitergeld an die Betriebe ausgezahlt
Abholung in Graben
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Zoom
Die
Nach den Kommunalwahlen 2020 haben sich die Stadträte
von Freie Wähler, FDP und Pro Augsburg zu einer Fraktion der
Bürgerlichen Mitte zusammengeschlossen. Diese besteht
aus Peter Hummel, Regina Stuber-Schneider und Hans
Wengenmeir (alle Freie Wähler), sowie Lars Vollmar (FDP) und
Beate Schabert-Zeidler (Pro Augsburg). Wir haben mit den
beiden Neueinsteigern Hummel (52) und Vollmar (46) über
ihre ersten Erfahrungen im Augsburger Stadtrat gesprochen.
Von Markus Krapf
Bürgerliche Mitte
Im politischen Gespräch mit den Stadträten Peter Hummel (FW)
und Lars Vollmar (FDP)
Zoom
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Die Herren Stadträte, herzlich willkommen
in unserer Redaktion. Schön, dass sie die Zeit
gefunden haben, sie beide arbeiten ja schließlich
nach wie vor in ihren „normalen“ Jobs
und sind keine berufsmäßigen Stadträte. Was
machen sie denn genau?
Vollmar: Ich bin bei Dolby in München im
Rundfunk-Produktmarketing tätig. Das Unternehmen
kennt man von früher im Bezug auf
Rauschunterdrückung oder heutzutage durch den
Surround-Sound im Kino. Seit März 2020 war ich
allerdings nicht mehr im Büro und arbeite aktuell
im Homeoffice.
Hummel: Auch ich arbeite oft in München,
nämlich als Journalist bei der Verlagsgruppe
Bayard. Dort leite ich die Foodredaktion und bin
Textchef für zwei Frauenmagazine. Im Moment
natürlich überwiegend im Homeoffice, ein- bis
zweimal die Woche pendle ich in die Redaktion.
Sie arbeiten nicht nur beide in München, sondern
kommen ursprünglich auch beide nicht
aus Augsburg.
Vollmar: Richtig, ich bin in Hof aufgewachsen,
dort aber schon nach der Schule im Jahr 1994
weggegangen. Beim Studium in Berlin habe ich
meine heutige Frau, eine Augsburgerin, kennengelernt
und durch sie bin ich hier gelandet.
Hummel: Ich komme aus einem kleinen
Dorf im Unterallgäu, bin aber schon seit 1992
in Augsburg. Die Stadt war damals für einen
Allgäuer Bub wie mich eine echte Weltstadt und
ist es übrigens auch heute noch. Augsburg ist
möglicherweise sogar die schönste Stadt der Welt.
Ich habe für Reportagen 52 Länder dieser Erde
bereist, konnte also einige Vergleichsmöglichkeiten
sammeln (lacht).
Sie sind die beiden Neuen in der Fraktion der
Bürgerlichen Mitte. Wie war denn der Einstieg
in das Ratssystem unserer Stadt?
Vollmar: Es war schon eine neue Welt,
obwohl wir beide uns auch zuvor mit Politik
beschäftigt haben. Aber es ist immer ein Unterschied,
ob man etwas von außen kommentiert,
kritisiert oder eben Teil von etwas ist. Man
gewinnt relativ schnell großen Respekt vor denen,
die das schon länger machen. Der Umgang unter
den Stadträten war von Anfang an von Fairness
geprägt und man hat uns nicht spüren lassen, dass
wir die Neuen sind, die noch nichts wissen. Es gab
auch Sitzungen, wie zum Beispiel vom Finanzreferat,
die uns in die Thematik eingeführt haben.
Gab es auch negative Erfahrungen?
Vollmar: Ein bisschen erschreckt war ich
darüber, dass Anträge der Opposition erst einmal
grundsätzlich abgebügelt wurden. Wenn sie gut
waren, wurden sie von der Regierungsseite dann
später einfach noch einmal neu eingebracht. Das
kennt man zwar aus dem Bundestag, das hätte ich
aber auf kommunaler Ebene so nicht erwartet.
Ich hätte eher vermutet, es wäre im Sinne der
Kommune kein Problem, auch einmal etwas von
der anderen Seite zu übernehmen.
Hummel: Mir ging es ganz ähnlich. Du
kommst mit den einzelnen Leuten aus den
anderen Fraktionen sehr gut aus, wenn es dann
aber um politische Themen geht, wird man als
Opposition auch ganz schnell mal in die Pfanne
gehauen. Als es beispielsweise um die Sanierung
der Bürgermeister-Aurnhammer-Straße in Göggingen
ging, hat man unseren Antrag abgelehnt.
Kurz nach Weihnachten verkaufte ihn dann die
CSU als eigenes Projekt. So etwas ist natürlich
ärgerlich, aber so ist das politische Geschäft, an
das man sich erst einmal gewöhnen muss.
Wie wichtig ist der Zusammenschluss ihrer
Fraktion der Bürgerlichen Mitte für die Arbeit
innerhalb der Opposition?
Hummel: Es ist extrem wichtig für Augsburg,
dass es überhaupt wieder eine echte Opposition
im Stadtrat gibt. Und durch unsere Fraktion der
Bürgerlichen Mitte ist diese dann auch deutlich
wahrnehmbarer, als das in der Vergangenheit der
Fall war. Als Fraktion haben wir ein viel besseres
Standing als die Einzelstadträte und können
zudem über professionelle Strukturen mit
Geschäftsführerin, eigenem Büro und der damit
verbundenen Logistik verfügen.
Auch für das Mitwirken in den verschiedenen
Ausschüssen ist die Fraktion ein großer
Vorteil.
Vollmar: Genau, denn man hat nur
innerhalb einer solchen Fraktion oder einer
Ausschussgemeinschaft echten Zugang zu
den verschiedenen Ausschüssen, in denen alle
Themen vorbereitet und erarbeitet werden. Für
die Einzelstadträte gab es nur die Chance, einem
Ausschuss zugelost zu werden. Wir fünf können
uns außerdem die Arbeit untereinander aufteilen,
alleine hat man gar nicht die Chance, vor
einer Stadtratssitzung alle relevanten Unterlagen
durchzuarbeiten.
Deswegen haben sich auch die SPD, die
Linken und die ÖDP zu einer Fraktion
zusammengefunden. Wie eng ist der Kontakt
innerhalb der Oppositionsparteien?
Hummel: Der Kontakt ist sehr eng und auch
sehr gut. Wir haben einen direkten Draht zu
diesen Kollegen und wenn es darum geht, etwas
abzuklären oder abzustimmen, dann sind die
Wege kurz. Denn wenn unsere beiden Fraktionen
geschlossen auftreten, reden wir immerhin von 16
Stimmen – und das hat natürlich schon Gewicht.
Zusammen kann man uns dann von Seiten der
Regierung nicht so einfach abbügeln.
Vollmar: Und alles in allem stelle ich auch
hier Verbesserungen fest. Gerade die Oberbürgermeisterin
ist inwischen in ihrem Amt angekommen.
Wenn es von einzelnen Stadtratsmitgliedern
Versuche gibt, gewisse Wortmeldungen oder Diskussionen
einfach mundtot zu machen, schreitet
Frau Weber regelmäßig ein. Sie bemüht sich, auch
exotische Anträge und Wortmeldungen – Stichwort
V-Partei oder Die Partei – ernst zu nehmen.
Offenbar hat sich ihr Bild von der Opposition
auch durch einige gute Vorschläge aus unseren
Reihen gewandelt.
Wie beurteilen sie sonst die bisherige Regierungsarbeit
der Kolleg*innen von CSU und
Grünen?
Vollmar: Man kann nicht sagen, dass diese
Arbeit komplett schlecht ist. Das wäre auch
albern, nur weil man selbst Teil der Opposition
ist. Aber es gibt schon einige Punkte, bei denen
wir völlig anderer Meinung sind, wie zum Beispiel
bei der Sanierung des Staatstheaters. Das ist
eines der Projekte, auf die sich CSU und Grüne
im Vorfeld geeinigt haben und wo von vorn
herein klar ist, wie abgestimmt wird.
Ballt man in so einem Fall nicht manchmal
vor Ohnmacht wütend die Faust in der
Tasche?
Vollmar: In gewisser Weise schon, besonders
wenn man glaubt, dass eine Entscheidung
unvernünftig ist. Ich bin nicht gegen das Theater,
aber ich möchte wissen, was etwas kostet, bevor
ich einen Beschluss fasse. Das gilt in gewisser
Weise auch für die Klimapolitik. Ich teile das Ziel,
den CO2-Ausstoß zu reduzieren, halte aber den
schwarz-grünen Weg für falsch. Aus marktwirtschaftlicher
Sicht ist es unvernünftig, für alle
Sektoren gleiche Ziele vorzugeben, wenn die
Einsparung einer Tonne CO2 in einem Sektor
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Zoom
momentan besonders günstig ist. So eine Gießkannenpolitik
ist unwirtschaftlich und es gehen
Millionensummen verloren, die man für andere
wichtige Themen bräuchte.
Hummel: Mich tröstet es dann zumindest,
dass auch innerhalb der Regierungskoalition einigen
Kolleg*innen das Messer in der Hose aufgeht,
wenn sie wegen des politischen Partners solche
Kompromisse machen müssen. Meiner Meinung
nach merkt man jetzt auch immer mehr, dass das
schwarz-grüne Gebilde schon sehr künstlich ist.
Haben sie dafür ein Beispiel?
Hummel: Dass eine Stadt, in der die Grünen
mitregieren, gegen ein Klimacamp klagt, ist
doch genauso absurd wie die Preiserhöhung der
AVV-Tickets. Und auf der anderen Seite hat man
dann wieder das Gefühl, dass die Grünen die CSU
geradezu über den Tisch ziehen. Das alles funktioniert
zwar im Moment noch ganz gut, ich frage
mich aber schon, ob es wirklich Spaß machen
kann, ständig gegen seine eigene Überzeugung
abzustimmen. Genau das müssen wir innerhalb
unserer Fraktion zum Glück nicht tun.
Wie ist das Corona-Krisenmanagement der
Regierung in ihren Augen?
Hummel: Man muss der Stadtregierung
zugutehalten, dass es für diese Situation keine
Blaupause gibt. Deshalb passieren da auch Fehler,
das ist ganz normal. Durch eine Taskforce wird
aber die große Verantwortung mittlerweile auf die
Schultern mehrerer Experten verteilt und seitdem
ist es deutlich besser geworden. Als Kritikpunkt
würde ich anführen, dass die Informationspolitik,
die über die sozialen Medien hinaus geht,
deutlich zu kurz kommt. Nicht alle Bürger sind
ständig auf Facebook, Twitter oder Instagram.
Vollmar: Offen gesagt wollte ich nicht in
der Haut der Oberbürgermeisterin stecken, denn
bei Corona geht es schlicht darum, Menschenleben
zu retten. Wir haben trotzdem als Fraktion
den Eindruck, dass es im vergangenen Sommer
versäumt wurde, an einigen Themen weiterzuarbeiten.
Ich denke hier konkret an die Einführung
der neuen Software im Gesundheitsamt, die man
erst jetzt im Winter in Angriff genommen hat.
Auch die Erweiterung von Testkapazitäten wäre
ein Thema für den Sommer und nicht erst für
jetzt gewesen. Es ist aber auch vieles gut bearbeitet
worden, das wollen wir hier gar nicht in Abrede
stellen.
Welche Themen neben Corona brennen ihnen
konkret am meisten unter den Nägeln?
Vollmar: Innerhalb der Verkehrspolitik
kann man meiner Meinung nach auf kommunaler
Ebene am meisten erreichen. Deswegen
„Es ist extrem wichtig für Augsburg, dass es
überhaupt wieder eine echte Opposition im
Stadtrat gibt.“
halte ich es für mit am wichtigsten, Augsburg im
Zentrum vom Durchgangsverkehr zu befreien.
Wir sind schließlich eine der letzten größeren
Städte, in denen man noch durch das historische
Zentrum fährt. Im Gegensatz zur Meinung der
Grünen bedeutet das aber für mich nicht, dass
alle Autos verschwinden müssen, denn das ist
völlig unrealistisch. Mein zweites Thema sind die
Finanzen. Augsburg muss mehr darauf schauen,
den Haushalt in Ordnung zu bringen und zu
sparen, nur so wird man zukunftsfähig bleiben.
Bei der Umweltpolitik, und das ist mein dritter
Punkt, muss sich die Stadt auf das konzentrieren,
was sie selbst konkret leisten und beeinflussen
kann.
Bei ihnen ist Kultur eines der Hauptthemen,
Herr Hummel.
Hummel: Ich bin Mitglied im Kulturausschuss
und im Moment liegt für die Augsburger
Künstler*innen leider alles brach. Keiner weiß,
wann diese Szene wieder hochfahren wird, sicher
ist nur, dass es irgendwann passieren wird. Genau
darauf müssen wir vorbereitet sein, das ist eines
meiner größten Anliegen. Wir müssen das Niveau,
das Augsburg mit seiner künstlerischen Vielfalt
vor der Pandemie hatte, möglichst schnell wieder
erreichen. Dazu gilt es, den Künstler*innen jetzt
schon zu helfen, so gut es geht. Leider habe ich
manchmal das Gefühl, dass diese Berufe nicht für
richtig voll genommen werden und dass deren
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Anerkennung durchaus ausbaufähig ist. Auch
finanziell übrigens.
Muss sich am Image der Stadt in ihren Augen
etwas verändern?
Hummel: Absolut. Mich regt es tatsächlich
sehr auf, dass Augsburg nach außen immer nur
als die Fugger-, Mozart- oder Brechtstadt verkauft
wird. Das ist alles schön und gut, aber eben nur
für ein sehr begrenztes Bildungsbürger-Publikum.
Augsburg ist aber viel mehr, nämlich eine wunderschöne,
lebenswerte Stadt und wir müssen es
schaffen, auch deutlicher so wahrgenommen zu
werden. Dafür müssen wir aber an einigen Punkten
arbeiten, zum Beispiel an den Leerständen
oder an der Familienfreundlichkeit in der Innenstadt,
die schon vor Corona gegen Null ging.
Worin liegt denn die Motivation für das politische
Engagement von ihnen beiden?
Vollmar: Ich bin ein politischer Mensch und
es ist tatsächlich auch mein Hobby, mich mit
Politik zu beschäftigen. Auch auf die Gefahr hin,
dass es ein bisschen schwülstig klingt, aber wenn
„Augsburg muss mehr darauf schauen,
den Haushalt in Ordnung zu bringen und
zu sparen, um zukunftsfähig zu bleiben.“
man selbst nicht anpackt, wer soll es denn sonst
tun? Meckern ist leicht, aber ich möchte meinen
Teil dazu beitragen, dass es für meine drei Kinder
eine gute Zukunft gibt.
Hummel: Schon wegen meines Berufs als
Journalist war ich immer sehr kritisch mit der
Stadt. Aber irgendwann darf man eben nicht
mehr nur kritisieren, sondern sollte sich auch
selber engagieren, die Zusammenhänge erkennen
und eigene Themen platzieren. Hier hat für mich
übrigens bis heute niemals irgendeine Ideologie
eine Rolle gespielt. Rein rechnerisch bin ich als
einer von 60 Stadträten für 5.000 Menschen in
dieser Stadt zuständig. Diese 5.000 Bürger sind
in meiner Blase und sie sind nicht alle Ökos oder
Konservative. Nein, sie kommen aus allen möglichen
Bereichen. Genau diese 5.000 Leute habe
ich immer vor Augen, wenn ich Entscheidungen
treffe, Themen einbringe oder Ideen verwirklichen
will. Ihnen und ihren Nachkommen soll es
gut gehen, das ist meine Motivation.
Wie viel Geld man als Stadtrat bekommt,
kann man überall nachlesen. Wir reden hier
von circa 1.650 Euro brutto. Ist diese Aufwandsentschädigung
der Arbeit angemessen?
Vollmar: Wäre es ein Beruf und kein Ehrenamt,
dann sicher nicht. Ich persönlich würde
aber auch mit weniger auskommen. Dass meine
Motivation nicht Geld ist, habe ich ja vorhin
schon gesagt.
Hummel: Diese Tätigkeit ist ein Ehrenamt
und so empfinde ich das auch. Das ist gut und so
soll es auch bleiben. Würde man die Aufwandsentschädigung
allerdings tatsächlich in Stundensätze
umrechnen, wäre man sicher schnell den
Tränen nahe, weil die Stadtratstätigkeit einfach
extrem zeitintensiv ist, wenn man sie ernst nimmt.
Was möchten sie bis 2026 auf jeden Fall
persönlich bewirkt haben, um dann zufrieden
auf ihre erste Periode im Stadtrat zurückblicken
zu können?
Hummel: Ich möchte ganz konkret, dass die
Altstadt autofrei und vom Durchgangsverkehr
befreit wird. Außerdem soll die Karlstraße eine
grüne Oase Augsburgs werden, das habe ich
schon im Wahlkampf gesagt. Wenn diese beiden
Projekte innerhalb der sechs Jahre verwirklicht
würden, wäre ich sehr zufrieden.
Vollmar: Wenn man es außerdem schafft,
durch gute Anträge und kritische Nachfragen
die Politik der Mehrheit so zu beeinflussen, dass
es in die richtige Richtung geht, dann haben
wir als Opposition schon viel erreicht. Kritische
Nachfragen oder das Aufdecken von Missständen
sind genauso wichtig wie die Durchsetzung ihrer
Agenda durch die Regierung. (max)
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Ein Blick in die Vergangenheit mit Sebastian Kochs
Der Macher
Sebastian Kochs zählt mit Sicherheit zu den bedeutendsten Kulturmachern
unserer Stadt. Das x-large-Festival, Modular, lab30, Popcity, Grandhotel
Cosmopolis oder der Kulturpark West sind nur einige Projekte, die er initiiert
oder federführend geleitet hat. Walter Sianos traf Basti zu einem Gespräch
über die Good Old Days.
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Basti, wo fangen wir denn bei dir an?
Bitte bloß nicht ganz von vorne (lacht).
Wenn ich so zurückspule, dann tauchst du in meinen Wahrnehmungen
erstmals Mitte der 80er Jahre auf. Und zwar mit deiner damaligen Band
Blues Coorporation.
Dass du dich noch an den Namen erinnern kannst, Respekt! Als wir
Blues Coorporation gegründet haben, waren wir Teenager. Wir saßen ohne
Führerschein in Königsbrunn und der Weg nach Augsburg war eine halbe
Weltreise. 1985 erschien in Augsburg der „2.000 Töne”-Sampler mit vielen
neuen und aufregenden Bands und wir wollten natürlich dazugehören.
Unser erster Auftritt in Augsburg war 1984 in der Kresslesmühle.
Ihr habt in einer Phase Blues und Soul gespielt, als Augsburg gerade
mit Punk und New Wave beschäftigt war. Ganz schön mutig.
Das stimmt. „Schuld” war ein Freund meines Vaters, der mir damals zwei
Kassetten mit alten Blues-Platten aufgenommen hatte. Danach war ich voll
infiziert und habe meinen jüngeren Bruder Toffer mitangesteckt. Ab da gab
es kein Halten mehr für uns.
Mit Erfolg, denn mit eurer Nachfolgeband Apron wart ihr von 1986 bis
1994 eine der erfolgreichsten Bands der Stadt. Euer erklärtes Ziel war es
schon, Rockstars zu werden?
Ja, Rockstars mit einem großen R, aber ich habe nur das R gekriegt
(lacht). Augsburg war damals einfach kein Standort, um groß Karriere zu
machen. Wir waren regional schon sehr erfolgreich, hatten richtig viele Auftritte,
aber der ganz große Durchbruch wollte einfach nicht gelingen. Nach
drei Longplayern, einer Single und einer Menge Spaß haben wir uns dann
1994 aufgelöst.
Die Familie Kochs hat in Augsburg nachhaltige Spuren hinterlassen.
Dein Bruder Christofer ist seit Jahren ein erfolgreicher Maler, deine
Neffen David und Moritz sind in der Musikbranche als DJ
und Musiker aktiv. Woher rührt diese familiäre Kreativität,
hat man euch die in die Wiege gelegt?
Die beiden größten Komplimente, die unser Großvater vergeben
hat, waren „der ist hochmusikalisch” und „der kommt aus
gutem Hause”. Darauf wurde bei uns viel Wert gelegt und das hat
uns auch geprägt. Musik und Instrumente waren sehr früh ein
Thema bei uns, genau wie bildende Kunst.
Als Apron sich aufgelöst hatte, begann für dich der Ernst des Berufslebens.
Deine erste Station: Radiomoderator.
Ich habe mein Leben damals relativ lange in der Schwebe gehalten.
Ich hatte schon während der Apron-Phase angefangen, deutsche Literatur
und Kommunikationswissenschaft zu studieren, aber wenn ich ehrlich bin,
schon eher mit angezogener Handbremse. Ein Kommilitone hat mich dann
gefragt, ob ich mit meiner Einstellung eines Tages als Taxifahrer enden will.
Diese Worte haben mich immerhin so weit motiviert, dass ich mich für ein
Praktikum bei Radio Skyline beworben habe.
Das war …?
... 1988, da ist das Lokalradio so langsam ins Rollen gekommen. Ich
bin damals etwas abgerockt mit langen Haaren und Motorradkombi zum
Gespräch eingelaufen. Auf dem Weg dahin habe ich zufällig Silvia Laubenbacher
getroffen, die damals Chefin von Radio Kö war. Die beiden Sender
residierten damals im selben Gebäude.
Die Laubenbacher, die heute bei augsburg TV moderiert?
Genau die. Sie hat mich erst einmal gemustert und gefragt, wo ich
überhaupt hin will. Ich dachte mir, die wirft mich jetzt gleich raus. Als ich
ihr erklärte, dass ich wegen eines Praktikums hier bin, sagte sie zu meiner
Überraschung: „Nee nee, Sie machen hier kein Praktikum. Sie kommen
nächsten Donnerstag wieder vorbei, da ist bei uns Moderatorencasting!”
Anscheinend hat meine Stimme einen nachhaltigen Eindruck bei ihr hinterlassen.
Aus 120 Bewerbern wurden bei diesem Casting dann drei ausgesucht,
einer davon war ich.
In der Folge hast du bei so ziemlich allen Sendern dieser Stadt gearbeitet.
Das stimmt, mit Radio Kö ging es los, dann folgte Skyline, RT1
Nordschwaben und meine letzte Station war Radio Fantasy. Ich habe mein
Studium fertiggemacht und war danach nur noch als Moderator tätig. Das
war eine coole Zeit, denn ich musste täglich nur vier Stunden ran und habe
dafür ziemlich gutes Geld bekommen.
Nach dem Studium folgte eine sehr erfolgreiche Zeit beim Stadtjugendring.
Genau, ich wollte einen neuen Schritt im Berufsleben machen und eine
Freundin hat mir gesteckt, dass der Stadtjugendring einen neuen Projektleiter
sucht. 1995 hat der sjr zum ersten Mal das x-large-Festival organisiert und
irgendwie befand sich da noch alles in den Kinderschuhen. So etwas wie
Pressearbeit war praktisch nicht existent, es gab wenig Sponsoring-Partner
und kein Merchandising. Ich wurde zum Bewerbungsgespräch eingeladen
und bin da mit einem bunten Strauß an Ideen reingegangen. Kurze Zeit
später hatte ich den Job.
Der x-large-Testballon 1995 hat so eingeschlagen, dass eine Fortsetzung
erwünscht war.
Absolut, die Idee dazu war toll, aber die Umsetzung war noch eher
suboptimal. Letztendlich haben Markus Mehr und Alaska Winter, die drei
Monate vor Festivalbeginn kurzfristig als Booker eingestiegen sind, das Ding
gerettet.
„Das Grandhotel Cosmopolis war das
größte Abenteuer meines Lebens.”
Bei der zweiten Auflage 1998 in der Innenstadt ist das x-large dann
durch die Decke gegangen.
Das war ein Quantensprung in Richtung Professionalisierung. Wir
haben uns sofort in die Arbeit gestürzt und zunächst Sponsoringpakete
geschnürt, die viele Abnehmer fanden. Noch dazu hatten wir ein richtig
glückliches Händchen mit dem Booking, wie etwa bei den Guano Apes, die
den Rathausplatz gesprengt haben.
Das dritte Festival 2001 hat die kühnsten Erwartungen übertroffen. So
etwas hatte die Stadt bis dato noch nicht gesehen.
Nach dem Umzug von der Innenstadt auf das Plärrergelände waren die
Sponsoring-Partner plötzlich so große Firmen wie Red Bull, Krombacher,
Erdinger, C&A, Galeria Kaufhof oder Afri Cola. Ich kann mich noch erinnern,
wie ich in der Firmenzentrale von T-Mobile in Bonn zu Verhandlungen
saß. Das x-large 2001 war eines der größten Umsonst- und Draußen-Festivals
in ganz Deutschland. 1995 hatten wir 120.000 Besucher, 1998 waren es
bereits 250.000 und 2001 fanden 400.000 Menschen den Weg aufs x-large.
Ist x-large am eigenen Erfolg gescheitert?
Ja, das kann man so sagen. Alles wurde zu groß und die Politik hat nicht
mehr mitgezogen. Es musste also etwas Neues her.
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Es dauerte aber immerhin bis 2009, ehe mit dem Modular ein neues
Festival installiert wurde.
Nach dem 2001er-Festival haben wir auf mehreren, kleineren Baustellen
agiert, wie etwa bei den Junity-Reggae-Days. Wir haben auch einige Jahre mit
euch, also mit der Neuen Szene, „Band des Jahres” und von 2004 bis 2006 das
Popcity-Festival am Eiskanal und beim Gaswerk gemacht. 2002 und 2006 zu
den Fußballweltmeisterschaften gab es Public Viewing auf dem Rathausplatz,
2003 die Rampe-3-Reihe zum 25-jährigen Jubiläum der Punk-Bewegung.
Und was viele vielleicht gar nicht mehr wissen, wir haben auch den Kulturpark
West angeschoben. Wenn uns der Bayerische Jugendring damals nicht
ausgebremst hätte, wäre der sjr wohl auch der Träger geworden. Stattdessen
sind aus rechtlichen und organisatorischen Gründen Thomas Lindner und
Peter Bommas in die Bresche gesprungen.
Wenn wir schon im Kulturpark sind, du hast lab30 vergessen!
Die Idee dazu kam wegen Sebastian Giussani, der zu dieser Zeit an der
Kunsthochschule in München studiert hat. Dort fand das Medienkunst-
Festival „Elektrokonferenz” statt und das fand ich spannend. Das Abraxas
dümpelte damals immer so ein bisschen zwischen Kindertheater und Kleinkunst
herum. Peter Bommas und ich sind zur damaligen Leiterin Ute Legner
gegangen und haben ihr die Idee mit lab30 vorgeschlagen. Sie war sofort
Feuer und Flamme. Das Wort Laboratorium lag schon in der Luft, und weil
das Abraxas in der Sommestrasse 30 beheimatet ist und wir sahen, dass die
passende Domain noch frei war, haben wir es kurzerhand „lab30” getauft.
War das damals auch schon so eine Nerd-Convention?
Ja, total! Ein Glücksgriff war die Kollaboration mit der FH Gestaltung,
wir konnten Professor Robert Rose für uns gewinnen und so nahm das Ding
ziemlich schnell Fahrt auf.
Was viele gar nicht wissen, Du hast auch das Modular-Festival erfunden.
Die Diskussionen und Forderungen nach einem Festival in der Innenstadt
sind immer wieder aufgelodert. Die damalige Kulturreferentin Eva
Leipprand hatte dazu eine Studie in Auftrag gegeben und die Wünsche
und Sehnsüchte der Jugendlichen waren ganz klar. So bekam der sjr den
Auftrag, 2009 ein neues Festivalformat in der Innenstadt zu installieren. Die
Vorgabe: es musste Indoor stattfinden. So entstand die Idee zu verschiedenen
Veranstaltungs-Modulen. Daher auch der Name Modular.
Mit Musik, Poetry Slam, Workshops ...
Genau, dazu haben wir völlig neue Locations für dieses Festival generiert,
wie etwa die Stadtmetzg, den Moritzsaal, das Konservatorium und verschiedene
Augsburger Clubs. Modular ist vom Fleck weg super angekommen und
war somit geboren.
Nach dreizehn Jahren war 2011 für dich dann Schluss beim Stadtjugendring.
Da muss man jetzt nicht um den heißen Brei herumreden, der Abschied
vom sjr war damals nicht in gegenseitigem Einvernehmen. Das Ende war für
mich sehr überraschend und auch ziemlich heftig.
Danach warst du dafür aber dann einer der entscheidenden Aktivisten,
die das Grandhotel Cosmopolis aus der Taufe gehoben haben.
Nach meinem Job beim sjr hatte ich mich erst einmal zurückgezogen.
Ich bin dann Monate später auf eine Vernissage von meinem Bruder Toffer
gegangen und habe dort Georg Heber getroffen, den ich schon von seinen
Kulturprojekten „Muhackl und Blutwurst” und „Jean Stein” kannte. Er kam
direkt auf mich zu und meinte, dass er heute Abend in erster Linie wegen
mir hier sei. Er hatte nämlich ein neues Projekt im Auge und wollte mich
an Bord haben. Letztendlich muss ich sagen, das Grandhotel war das größte
Abenteuer meines Lebens!
Warum?
Mir war an diesem Abend nicht klar, wohin mein Weg führen wird.
Aber die Idee eines interkulturellen Zentrums für Kulturschaffende und
Flüchtlinge mit Hotel, Küche und Veranstaltungen, das in einem leerstehenden
Altenheim quasi im Herzen der Stadt entstehen sollte, faszinierte uns
alle. Das Haus gehörte der Diakonie, dort war man von unserer Idee gleich
sehr angetan. Die letzte große Hürde war die Regierung von Schwaben. Bei
unserem ersten Treffen standen auf der einen Seite zwei bunte Freaks, auf der
anderen zehn ältere Semester in Anzügen. Das war sicher ein bizarres Bild.
Nach unserer empathischen und leidenschaftlichen Vorstellung des Projekts
bekamen wir am Tag darauf zu unserer Überraschung sehr unbürokratisch
die Schlüssel ausgehändigt und alles nahm seinen Lauf. Es war wirklich
eine sehr befriedigende Zeit. Aber trotzdem war mir klar, dass ich mir einen
neuen Job suchen würde, sobald dort alles lief.
Und schon öffnete sich die nächste Türe ...
Wie es eben so ist. Ich bin 2010 als Gitarrist bei den Creeping Candies
eingestiegen. Mein Bandmate Johann „Pulle” Pupeter, der damals schon als
Techniker für die Stadthalle Gersthofen arbeitete, hat mir 2013 erzählt, dass
im Kulturamt Gersthofen eine Stelle frei wird, für die ich prädestiniert wäre.
Ich habe mich also beworben und bin seit dem 01.01.2014 beim Kulturamt
in Gersthofen für das Marketing und die Öffentlichkeitsarbeit der Stadthalle,
des Ballonmuseums und der Stadtbibliothek zuständig.
Wenn man so viel erlebt und erschaffen hat wie du … Hat man da noch
einen unerfüllten Traum?
Beruflich nicht mehr. Aber ich wollte als Musiker immer mal bei einer
Nightliner-Tour dabei sein. Auch wenn es eng und stickig ist, lebt man aber
einen eigenen Rhythmus und in einer anderen Welt. Diesen Spirit hätte ich
gerne einmal gespürt. (ws)
Zoom
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AUGSBURG
ROCKT!
87,9 UKW
Radio an!
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Zoom
In den mehr als 13 Jahren, die Frauke Wichmann alias Frabauke als selbstständige
Fotografin in Augsburg tätig ist, sind ihr die unterschiedlichsten Motive vor die Linse
gekommen. Ob Künstlerportraits, Veranstaltungen oder freie Arbeiten, Frabauke
fängt besondere Menschen und Momente mit der Kamera ein. Lina Frijus-Plessen
sprach darüber mit ihr im Interview.
Die Menschenfängerin
Im Gespräch mit der Augsburger Fotografin Frauke Wichmann
Frauke, du bist unter anderem ziemlich
umtriebig in der Augsburger Kulturszene.
Wir stolpern in der Redaktion immer wieder
über deine Fotos von Veranstaltungen und
Künstler*innen.
Das freut mich aber! Dieser Bereich ist
mittlerweile wirklich eines meiner Steckenpferde.
Das habe ich vor allem meinem ursprünglichen
Standort im Kulturpark West zu verdanken. Dort
hatte ich mein erstes eigenes Studio als selbstständige
Fotografin gefunden. Wenn man Tür an Tür
mit so vielen Künstlern, Musikern und Veranstaltern
arbeitet, ergeben sich einfach tolle Möglichkeiten
zur Zusammenarbeit, so bin ich nach und
nach in diesen Bereich reingerutscht.
Warum eigentlich „Frabauke”?
Ich war als Kind schon eher Rabauke als
Prinzessin und später ist mir aufgefallen, dass in
diesem Wort auch fast mein Vorname darin steckt
(lacht). Mit Frabauke habe ich also einen Mix
aus beidem kreiert. Ich weiß, den Namen finden
einige vielleicht ein bisschen schräg, aber man hat
mir schon oft gesagt, dass man ihn sich dadurch
umso besser merken kann, das ist natürlich von
Vorteil.
Wie bist du denn zum Fotografieren gekommen?
Als ich klein war, gab es in meinem Umfeld
und der Familie einige ambitionierte Hobbyfotografen.
Ausschlaggebend war aber eine gute
Freundin, die sehr gerne fotografiert hat. Es hat
mir wahnsinnig viel Spaß gemacht, mit ihr in der
Dunkelkammer zu stehen und zusammen Fotos
zu vergrößern. Dadurch habe ich angefangen,
selbst mehr zu fotografieren. Nach der Schule
habe ich dann eine ganz klassische handwerkliche
Ausbildung als Werbefotografin gemacht, weil
man in diesem Bereich meist alle Kamerasysteme
kennenlernt.
Wurde es dir dann irgendwann zu langweilig,
immer nur Produkte abzulichten?
Erstmal nicht. Mir hat die Arbeit in verschiedenen
Werbestudios eine Weile richtig viel Spaß
gemacht und ich habe viel dabei gelernt. Aber
irgendwann wurde es mir dann doch ein bisschen
zu eintönig und dunkel. Deshalb habe ich mich
entschlossen, mich selbstständig zu machen und
dadurch dann angefangen, die unterschiedlichsten
Sachen zu fotografieren. Einige Fotografen
spezialisieren sich auf genau eine Art von Fotos,
aber das war nicht mein Ding, mich so festzulegen.
Die neugewonnene Freiheit hat mir umso
mehr gefallen.
Das merkt man auch direkt, wenn man sich
auf deiner Webseite mal durch dein beeindruckend
vielfältiges Repertoire klickt. Gibt
es trotzdem eine bestimmte Art Fotos, die dir
besonders viel Spaß macht?
Früher habe ich am liebsten in Ruhe Objekte
und Details fotografiert. Inzwischen macht mir
die Dokumentation von Veranstaltungen mit am
meisten Spaß. Augsburgs Kulturlandschaft hat da
ja wirklich viel zu bieten. Generell habe ich beim
Fotografieren zwei Seiten in mir: Einerseits liebe
ich es, Fotos extrem zu inszenieren und dafür aufwändige
Kulissen oder Fantasiewelten zu gestalten.
Andererseits gefällt mir auch das Ungestellte
sehr, wenn ich Menschen oder Ereignisse einfach
begleiten und so natürlich und ungeschminkt wie
möglich zeigen kann. Die Abwechslung bei meiner
Arbeit genieße ich total, heute in einer Firma,
morgen auf einem Konzert oder einer Hochzeit.
Und wer oder was kommt dir garantiert nicht
vor die Linse?
Grundsätzlich würde ich nichts fotografieren,
bei dem ich nicht dahinterstehe, sei es ein Produkt,
das ich richtig bescheuert finde, Menschen,
die sich nicht korrekt verhalten oder eine Partei,
deren Vorstellungen ich nicht vertrete. Und große
Gruppenfotos sind überhaupt nicht mein Ding,
weil man sich da eher als Animateurin fühlt.
Was macht für dich ein gutes Foto aus?
Puh, das ist aber eine ganz schön schwierige
Frage! Was ich auf jeden Fall sagen kann ist, dass
die technische Ausrüstung nicht darüber entscheidet,
wie gut das Foto wird. Ich würde sagen,
es ist eher die Mischung aus einer guten Idee und
einem Blick für die Dinge. Und natürlich gehört
gerade bei den ungestellten, spontanen Bildern
oft auch eine Portion Glück dazu. Schlussendlich
hängt es auch einfach davon ab, wer das beurteilt,
ganz unabhängig von gestalterischen Elementen.
Was hältst du davon, dass heute jeder ständig
und überall Fotos mit dem Smartphone aufnehmen
kann?
Als Fotografin sehe ich das schon zum
Teil kritisch, denn je besser die Handykameras
werden, desto eher verzichten die Menschen auf
professionelle Fotografen, weil das vielen einfach
ausreicht. Was mich außerdem ärgert ist, wenn ich
bei einem Event als Fotografin engagiert werde
und die entstandenen Bilder je nach Wunsch
des Kunden erst Wochen später oder manchmal
auch gar nicht veröffentlichen darf, während alle
Zoom
25
anderen im Publikum ihre Handyfotos noch am
selben Abend ungefragt ins Netz stellen. Aber
ausschließlich verteufeln sollte man die Entwicklung
natürlich nicht, ich nutze mein Handy ja
privat auch zum schnell mal Fotos machen, das
ist einfach total praktisch. Ich denke, es ist Fluch
und Segen zugleich und man muss sich da eine
gewisse Entspanntheit aneignen.
Welches Motiv fehlt dir denn noch in deinem
Portfolio?
Wenn ich einen Wunsch freihätte, würde ich
super gerne „The Cure”-Sänger Robert Smith
fotografieren, der sich vermutlich vor der Kamera
genauso unwohl fühlt wie ich (lacht). Aber genau
diese Herausforderung würde mich ziemlich
reizen. Ansonsten ist es auch ein kleiner Traum
von mir, mal nach Island zu reisen und meine
Eindrücke dort mit der Kamera festzuhalten. Mir
ist außerdem zuletzt aufgefallen, dass ich es durch
meinen Beruf manchmal verpasse, im eigenen
Leben und Alltag Fotos zu machen. Zum Beispiel
nehme ich ganz selten mal ein richtiges Familienfoto
auf, das muss ich ändern.
Stehen abgesehen davon noch zukünftige
Projekte bei dir an?
Wenn du mich so fragst fällt mir auf, dass
ich meine freien Arbeiten die letzten Jahre ein
bisschen vernachlässigt habe. Sobald es die
Corona-Situation zulässt, würde ich total gerne
mal wieder eine kleine Gemeinschaftsausstellung
auf die Beine stellen. Mein 20-jähriges Fotografen-
Jubiläum steht bald vor der Tür, das wäre doch ein
guter Anlass! (lina)
www.frabauke.de
26
Zoom
Zehn Jahre war Marcus Ertle mit Serien wie das Kleine Weltuntergangsinterview, Warten auf ...,
Zufallsinterviews, 10-Euro-Reportagen, Prof. Spätzles 1.000 Meisterwerke und unzähligen anderen
Texten einer der eifrigsten Schreiber und Interviewer der Neuen Szene. Jetzt sagt er Servus und darf
sich zum Abschied einmal selbst interviewen. Von und mit Marcus Ertle.
Servus, mach´s guad!
Nach zehn Jahren verlässt Redakteur Marcus Ertle die Neue Szene.
Wie fing alles an?
Lustigerweise mit dem Weltuntergang, besser
gesagt mit dem Kleinen Weltuntergangsinterview.
Inspiriert zu der Serie hat mich der mediale
Trend, sich in apokalyptische Ängste hineinzusteigern
und in der Berichterstattung ständig mit
Superlativen biblischen Ausmaßes zu hantieren.
Wenn es mal geschneit hat, war es eine Winterkatastrophe,
wenn die Bahn streikte, versank ganz
Deutschland im Chaos ... Zum Glück hatte ich
die Idee vor Trump, vor Corona, vor der immer
deutlich sichtbareren Klimaerwärmung. Heute
wäre die Lage der Welt zu bedrohlich für so ein
satirisches Format. Aber 2010 hatte ich Glück.
Ich habe Walter Sianos eine Beispielausgabe
geschickt, die Idee gefiel ihm, ich kam in der
Redaktion vorbei, wir haben kurz über das
Honorar verhandelt, wurden uns einig und schon
hatte ich meine erste eigene Interviewserie. Wenn
ich damals bei der Augsburger Allgemeinen mit
dem Weltuntergangsinterview angeklopft hätte,
hätte ich nicht mal eine Antwort bekommen.
Mir fallen jetzt auch keine Handvoll Magazine in
Deutschland ein, wo ich so viel Raum für Ideen
bekommen hätte.
Wie war das für dich?
Traumhaft, ich bin in einer goldenen Zeit für
Stadtmagazine aufgewachsen. Wer journalistisch
noch keine größeren Erfahrungen hatte und was
machen wollte, was spannender als die Lokalzeitung
war, der versuchte für ein Magazin wie
die Neue Szene zu schreiben. Dort hatte und hat
man unendlich mehr Möglichkeiten, anarchische,
wilde Texte und Ideen auszuprobieren als in
irgendeinem anderen Medium. Allein schon die
Redaktionssitzungen …
Wie waren die?
Du konntest mit einer Wundertüte von Ideen
ankommen, die Ideen rausholen und der Chefredakteur
sagte: Klingt gut, mach mal! Oder: Ich
kann‘s mir zwar nicht vorstellen, aber probier‘s
Zoom
27
einfach mal aus. Peng! So lief das und das ist
eigentlich Journalismus, wie man ihn sich idealerweise
vorstellt. Das ist jetzt auch keine Schönmalerei,
es gab natürlich auch manchmal Zoff.
Wann denn?
Konkret, wenn ich mal wieder die Deadline
gerissen habe. Das war in den zehn Jahren ein
Dauerbrenner und einige graue Haare von Walter
Sianos kann man sicher darauf zurückführen.
Sehr allergisch hat er auch reagiert, wenn man zu
spät zur Redaktionssitzung kam, da gab es schon
eine klare Ansprache, aber danach war man auch
wieder gut miteinander, das war im Grunde sehr
sportlich und lehrreich. Die Szene war für mich
das ideale Sprungbrett und die beste Schule, weil
es eben einerseits schon professionell zuging, aber
auch nicht so streng wie bei einem größeren, konservativeren
Medium, wo du mit ordentlichem
Jackett zur Redaktionssitzung antrittst und du
schon als Punk giltst, wenn das oberste Knopfloch
vom Hemd offen steht.
Was war deine spannendste Geschichte?
Das war wahrscheinlich der Text über den
Vorsitzenden des Integrationsbeirats und Peter
Grab. Ich sollte eigentlich nur ein Interview mit
dem Mann führen und sprach ihn deswegen an.
Aber er war so arrogant, so von oben herab und
verachtete alles, was Presse ist so offensichtlich,
dass ich mir dachte: Dich schnapp ich mir. Also
habe ich ein bisschen recherchiert, mit Leuten
geredet und es kam raus, dass er Verbindungen
zu rechten türkischen Gruppierungen hatte
und Peter Grab ihn, obwohl er davon wusste,
politisch förderte. Gute Geschichte, aber richtig
spannend wurde es, als einen Tag vor Druck,
kurz vor Weihnachten ein Schreiben der
Anwälte von Peter Grab bei der Szene landete, in
dem sie mit einer hohen sechsstelligen Schadensersatzklage
drohten, wenn diese Behauptungen
über ihn veröffentlicht würden. Leider wollte
meine Hauptquelle, ein hochrangiger Augsburger
Polizist, seine Informationen nicht öffentlich
bestätigen, wir mussten einige Stellen des
Artikels also schwärzen. Und das war das Beste,
was uns passieren konnte.
Wieso?
Weil wir dadurch viel mehr Aufmerksamkeit
bekamen, als wenn der Artikel einfach so
erschienen wäre. Das war in der politischen Stadt
plötzlich Thema Nr.1 und wurde von anderen
Lokalmedien aufgegriffen. Davon träumst du als
Autor eines Stadtmagazins, das sich neben den
größeren Medien immer behaupten und seine
Ernsthaftigkeit unter Beweis stellen muss.
Hast du dich bei Peter Grab später dafür
bedankt?
Das nun nicht. Wenn dir einer anwaltlich mit
einer so hohen Summe drohen lässt, ist sein Hintergedanke
ja nicht, dass er damit dein Standing
als Journalist befördert. Da kriegst du schon ein
bisschen Schiss. Andere hätten die Geschichte
still und leise einkassiert, einfach aus Angst vor
den finanziellen Folgen, aber die Herausgeber
der Szene, Walter, Danny, Charly und Pit hatten
einfach Mumm, als es drauf ankam. Davon abgesehen
war Peter Grab natürlich höchst unterhaltsam,
auch wenn es nicht die Art von Unterhaltsamkeit
war, die ihm vorschwebte. Solche Typen
sind für Journalisten natürlich super, weil sie
zuverlässig und meistens unfreiwillig Stoff liefern.
Wurde es auch mal gefährlich?
Ich wurde nie bedroht, außer einmal vielleicht
bei einer Versteigerung des Fundamtes.
Da wollte ich Fotos machen, aber die Anwesenden
waren, sagen wir mal, etwas lichtscheu
und auch der Auktionator wollte lieber keine
Presse im Raum haben und so wurde ich unter
Beschimpfungen des Saals verwiesen. Das war in
dem Moment ein bisschen unangenehm, aber als
Geschichte schon wieder unterhaltsam.
Was hat am meisten Spaß gemacht?
Ganz allgemein: dass ich meine Neugier
befriedigen durfte und dafür auch noch Geld
bekommen habe. Ich habe interessante Menschen
kennengelernt, die ich als Normalbürger so
nicht kennengelernt hätte, habe hinter Kulissen
geschnuppert, die mir sonst nicht zugänglich
gewesen wären. Dem OB gegenübersitzen und
freche Fragen stellen, sich von einer strengen
Gefängnisdirektorin durch den Knast führen
lassen, fremde Menschen auf der Straße ansprechen
und sie spontan interviewen, einfach weil sie
etwas an sich haben, was einen anspricht.
Was waren die besten Gespräche?
Am beeindruckendsten war das Gespräch mit
einem Obdachlosen. Der Mann war einerseits
intelligent und reflektiert, hatte ein empfindsames
Gesicht wie ein Musiker, aber gleichzeitig hat
ihm die Kraft gefehlt, sich aus dem Sumpf, wie
er es selbst formuliert hat, zu befreien. Das war
zugleich auch ein schwieriges Gespräch, weil du
ihm die Würde lassen willst, aber natürlich auch
ein bisschen bohren musst, um seine Geschichte
zu erfahren. Oder ein Gespräch mit einem fast
100-jährigen älteren Herren, der Gedichte schrieb
und auf Poetry-Slams auftrat und dessen Tragik es
ein bisschen war, dass er erst ganz spät den Mut
gefunden hat, seine lyrische Ader auch auszuleben.
„Ich habe interessante Menschen kennengelernt,
die ich als Normalbürger nicht kennengelernt hätte.”
Erinnerst du dich an deine höchste Spesenrechnung?
Das waren 100 Euro. Ich hatte ja die Serie
10-Euro-Reportage, wo ich immer irgendwas
mit 10 Euro anstellen musste. Zur Jubiläumsausgabe
war der Chef sehr spendabel und hat mein
Budget verzehnfacht. Ich habe mir dann erstmal
ein paar Drinks im 3M genehmigt, danach ein
Taxi genommen, mich aus Spaß durch die Stadt
chauffieren lassen, unterwegs eine Anhalterin mitgenommen,
ihr und dem Taxifahrer bei McDonalds
paar Burger spendiert und als das Geld fast
aus war, endete der Ausflug in einer schummrigen
Kneipe in der Donauwörtherstraße mit Freibier
für die Stammgäste. Also im Grunde das, was
andere jeden Tag machen.
Was war deine größte Überraschung?
Das war eine Art Familienzusammenführung.
Ich war erst seit kurzem an Bord und ging
zur Weihnachtsfeier der Szene. Beim Eintreffen
sprach mich dann ein langhaariger Typ an,
Daniel Anzaldua, und wollte wissen, wer ich bin.
Ich sagte es ihm und es kam raus, dass wir verwandt
sind. Seine Mutter war die Nichte meines
Opas, hatte einen US-Soldaten geheiratet und
war in die USA gezogen.
Wieso hörst du nach zehn Jahren Neue Szene
auf?
So ganz höre ich ja nicht auf. Wer es zehn
Jahre in dem Laden mit den Leuten ausgehalten
hat, und sie mit einem, der gehört wahrscheinlich
lebenslang dazu. Aber ich lebe, der Liebe
wegen, seit fünf Jahren in Dresden und auf Dauer
kannst du für ein Stadtmagazin einfach nicht aus
der Ferne schreiben. Du musst vor Ort sein, die
Menschen sehen, die Stimmung spüren und dann
schreibe ich inzwischen auch vermehrt für überregionale
Medien und Verlage, dadurch ist es auch
eine Zeitfrage geworden. Die Tage, die ich immer
wieder in Augsburg verbringe, gehören jetzt
meinen Freunden, meinen Eltern und natürlich,
wenn es wieder geht, dem ausgiebigen Kaffeehausbesuch
und Herumstreunen.
Was wünschst du der Neuen Szene?
Dass sie im Zweifel immer anarchisch bleibt,
sich nicht an weichgespülten Marketing-Journalismus
anpasst, dass die Jungs und Mädels tapfer
weiterkämpfen in einer Zeit, in der Printmedien
es schwer haben.
28
Zoom
„Wer immer hofft,
stirbt singend.“
Jürgen Kuttner, Berliner Regisseur,
Radiomoderator, Kulturwissenschaftler und
gemeinsam mit Tom Kühnel Künstlerischer Leiter
des Brechtfestivals
Zoom
29
Gästeblog
IIch bin momentan größtenteils in der Uckermark
in einem kleinen Häuschen mit großem
Garten. Da alle Vorstellungen im Theater
ausfallen und auch keine Videoschnipselvorträge
möglich sind, habe ich den Brechtkram,
Computer, Musik und ein paar Festplatten
zusammengepackt und arbeite eben nun von
hier aus. Alle Kommunikation mit Tom Kühnel,
den Künstlern, dem Brechtbüro, dem Staatstheater
und den Kollegen in Augsburg findet
(mehrmals täglich!) per Zoom oder eben über
Telefon statt.
Die letzten Monate mit dem Brechtfestival
waren extrem stressig. Nach dem erfolgreichen
ersten Brechtfestival als einem Spektakel
dachten wir, dass sich das prima weiterführen
ließe, mit den Erfahrungen, die wir im letzten
Jahr gemacht hatten. Denkste! Plötzlich gab es
Corona und alles war auf einmal anders ... Viele
sind ja davon ausgegangen, dass sich das schon
bald wieder legt – ich mochte nicht so recht
daran glauben. Von daher haben wir bereits im
Sommer versucht, ein digitales Konzept zu skizzieren
und als Vorbereitung im Netz (Telegram,
Instagram, Twitter, Facebook, Webseite) ein
tägliches „Arbeitsjournal“ des Brechtfestivals
aufgesetzt – insofern hat für mich das Brechtfestival
2021 bereits am 01. September 2020 begonnen,
dem Tag, an dem das Journal startete. Die
wirklich intensive Arbeitsphase begann für
mich damit schon Ende Juli, Anfang August,
seitdem heißt es, jeden Tag einen interessanten,
witzigen, seltsamen, neugierig machenden
Beitrag zu finden oder zu erstellen. Puh!
Nebenbei ging natürlich die „normale“
Planung weiter: ein Thema zu finden („Brechts
Frauen“), Künstlerinnen und Künstler anzusprechen,
mit ihnen mögliche Projekte zu
entwickeln, Material zu liefern ... Das kommt
natürlich auch daher, dass wir kein Kuratoren-
Festival veranstalten wollen, bei dem man fertig
produzierte, bewährte, „gut abgehangene“
Sachen einkauft und die dann in Augsburg präsentiert,
sondern wir wollten, wie schon 2020,
Leute ermuntern, neue Sachen zu machen,
Ideen auszuprobieren, in unserem thematischen
Rahmen besondere Projekte zu entwickeln
– unser Ziel war eben ein Brechtfestival
mit zwanzig Premieren! Schön ist, zu sehen, wie
dieser Gedanke, dieses Vorgehen auf Interesse,
Neugier und Begeisterung bei den beteiligten
Künstlern stößt!
Eine Zeit lang hofften wir noch, den
Spektakel-Gedanken beizubehalten: vielleicht
ließe sich das Brechtfestival als „Jahrmarkt“
im Freien veranstalten? Wir haben uns ins
Gaswerk verliebt, dort Auftrittsorte erkundet
(Parkhaus! Scheibengasbehälter! Rotunde!),
Hygienekonzepte entwickelt, Wegführungen
entworfen ... Irgendwann war dann aber klar,
dass das im Oktober Geplante im Februar
höchstwahrscheinlich auch nicht funktionieren
würde. Wir mussten dann einfach eine
(strategische) Entscheidung treffen, schließlich
geht es auch um nicht wenig Geld, das wir,
wenn das Präsenzfestival hätte kurzfristig
abgesagt werden müssen, in den Sand gesetzt
hätten. Und so haben wir eben langfristiger
und mutiger als die Politik gedacht ;-) und
Ende Oktober entschieden: „‚Präsenz‘, ‚live‘, ‚vor
Ort‘ ist unrealistisch – wir konzentrieren uns
jetzt ausschließlich auf ein digitales Festival!“
Denn, wie es bei Alexander Kluge heißt: „Wer
immer hofft, stirbt singend.“
»‚Präsenz‘, ‚live‘,
‚vor Ort‘ ist
unrealistisch –
wir konzentrieren
uns jetzt
ausschließlich
auf ein digitales
Festival!«
Damit mussten die Karten wieder neu
gemischt werden, eben noch hatten wir alle
Künstler und Künstlerinnen mit der Idee eines
wilden, spektakelhaften Festivals geködert, nun
mussten wir sie überzeugen, sich Formate zu
überlegen, die eben nicht live sind, sondern
sich im Netz präsentieren lassen ... Erstaunlicherweise
hat deswegen kein einziger Künstler
abgesagt! Alle sind noch dabei. Traurig ist, dass
bestimmte Ideen und Formate sich so nicht
realisieren lassen: ein Brecht-Jodel-Workshop
von Doreen Kutzke zum Beispiel, ein Tanztheaterprojekt
von Claudia Garbe, die Kooperation
von Corinna Harfouch mit dem Orchester des
Gymnasiums St. Stephan ...
Und, das ist vielleicht ausgleichende
Gerechtigkeit, auch uns selbst hat es getroffen:
Das Festival hätte ja mit einer Theaterpremiere
von uns eröffnet werden sollen, einer Inszenierung
von Heiner Müllers „Verkommenes Ufer
Medeamtarial Landschaft mit Argonauten“
– drei Tage vor Probenbeginn, drei Tage bevor
wir, Tom und ich, nach Augsburg gefahren
wären, war dann klar, auch das wird so nicht
funktionieren und es kam die Frage auf, könnt
ihr euch das vielleicht als ein digitales Projekt
vorstellen. Kann man da Nein sagen?! ;-) Und so
haben auch wir alle Planung umwerfen müssen
und proben jetzt mit drei Schauspielerinnen,
zwei Musikerinnen, dem Bühnenbildner und
dem Kostümbildner per Zoom und erarbeiten
wie alle anderen eine Videovariante dieses
Abends.
Das letzte Wort aber soll Brecht haben:
Ja, mach nur einen Plan!
Sei nur ein großes Licht!
Und mach dann noch ’nen zweiten Plan
Gehn tun sie beide nicht.
Hoffen wir, dass er diesmal NICHT Recht
behält!!
30
Click & Collect
Click & Collect
Beweise Deine Solidarität!
Click & Collect, eine Idee zur Unterstützung
des regionalen Einzelhandels, wird seit 11.01. auch
in Augsburg angeboten. Hier handelt es sich um
die Möglichkeit, dass Kunden im Lockdown per
Telefon oder online Ware bestellen und diese dann
in den hiesigen Läden abholen können. Vielleicht
sind die Erträge für unsere regionalen Händler
bisher nur ein Tropfen auf den heißen Stein, wir
alle haben aber die Gelegenheit, deren Umsätze
signifikant zu verbessern. Noch nie war es so wichtig,
die Region zu unterstützen und das Feld eben
nicht den Online-Versandgiganten wie Amazon,
Zalando oder About You zu überlassen.
Händlern abholen. Wenn es also tatsächlich nicht
mehr Mühe kostet, unsere Solidarität unter Beweis
zu stellen, dann gibt es wohl keinen vernünftigen
Grund, sich dieser Idee zu verweigern. Einige
Händler bieten übrigens auch einen Lieferservice
an. Helft alle mit, schließlich wollen wir auch in
den nächsten Jahren eine bunte Händlervielfalt in
den Straßen unserer Stadt genießen. (max)
To-go-Service in der Stadtbücherei Augsburg
Die Stadtbücherei darf erneut ihren „To-go-
Service“ anbieten. Der Ministerrat erlaubt „Click
& Collect“ auch für öffentliche Bibliotheken.
Verbot von Click & Collect ist daher auf großes
Unverständnis bei den Bürgerinnen und Bürgern
gestoßen. Dazu die Leiterin der Stadtbücherei: Tanja
Erdmenger: „Ich freue mich sehr, dass wir diesen
Abhol-Service wieder anbieten können und unsere
Stadtbücherei damit analog zum Click & Collect
des Einzelhandels behandelt wird.“
Weitere Infos: www.stadtbuecherei.augsburg.de
Steht auf und verlasst eure Komfortzone!
Die Freude in der Stadtbücherei ist groß: Nachdem
öffentliche Bibliotheken zunächst explizit
Natürlich kostet es etwas Überwindung, die
eigene Komfortzone zu verlassen, schließlich wird von der Click & Collect-Möglichkeit analog zum
die Ware nicht vom Paketboten bis an die eigene Einzelhandel ausgeschlossen waren, wurde diese
Haustür gebracht. Wir sprechen hier übrigens über Entscheidung vom Ministerrat am 20.01.2021
genau die Paketboten, die in den vergangenen Monaten
unter beinahe unmenschlichem Druck für
wieder aufgehoben.
vergleichsweise kleines Geld bis spät in die Nacht Martina Wild, Bürgermeisterin und Referentin
im Akkord zu knechten hatten.
für Bildung und Migration: „Die Stadtbücherei
stellt ein breites Medien- und Serviceangebot zur
Am Ende des Tages müssen wir nicht mehr Verfügung, das allen Augsburgerinnen und Augsburgern
Teilhabe und Unterstützung ermöglicht.
tun, als unsere Einkäufe telefonisch oder online
zu bestellen und sie dann bei den teilnehmenden Denn nicht alle können sich Bücher kaufen. Das
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Lokal einkaufen – die Serviceangebote der Augsburger Einzelhändler machen es auch trotz Corona möglich. Egal, ob
„Click & Collect“, „Call & Collect“ oder bequem nach Hause geliefert. Auf dem Stadtportal www.augsburg-city.de kann
man alle Angebote entdecken und sichert damit auch die Einkaufvielfalt vor Ort von morgen.
Es gibt viele gute Gründe, gerade jetzt bei Augsburger Händlern einzukaufen. Damit bleibt die Wertschöpfung in der
Stadt, man unterstützt keine Online-Riesen und hilft ein wenig dafür, dass man auch morgen noch über
schöne Flaniermeilen schlendern kann.
Der Freistaat hat „Click & Collect“ unter Einhaltung der AHA-Regeln ermöglicht. „Ich bitte alle Augsburgerinnen und
Augsburger, von diesem Angebot Gebrauch zu machen und den örtlichen Einzelhandel zu unterstützen“, so Augsburgs
Oberbürgermeisterin Eva Weber. Denn gerade der Einzelhandel leidet wirtschaftlich mit am stärksten
unter den Einschränkungen.
Selbstverständlich findet man auf dem Innenstadtportal www.augsburg-city.de auch alle
Liefer- und Abholangebote der heimischen Gastronomen.
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34
SPORT
DER ELEGANTE
Interview mit REECE OXFORD
Nach einigen Anlaufschwierigkeiten startet Reece Oxford beim FC Augsburg endlich richtig durch. Der 22-jährige
Engländer kam 2018 zunächst auf Leihbasis von West Ham United, hatte anfangs allerdings große Probleme, sich in
seiner neuen Mannschaft festzusetzen. Die Verantwortlichen vertrauten dennoch auf sein Können, statteten ihn mit
einem Vertrag bis 2023 aus und behielten recht. Denn zuletzt präsentierte sich der elegante Defensivakteur aus
dem Mutterland des Fußballs in einer richtig guten Form. Von Moritz Winkler
Reece, nun bist du bereits seit
2018 in Deutschland, könnten
wir uns eigentlich auch
auf deutsch unterhalten?
Lieber nicht, ich verstehe zwar
mittlerweile das meiste, nur
Sprechen ist schon noch mal
eine ganz andere Hausnummer.
Es hört sich für mich immer
noch etwas seltsam an, wenn ich
Deutsch spreche, aber ich arbeite daran.
Kein Ding, dann eben auf englisch. In der
Vergangenheit war es absolut keine Selbstverständlichkeit
für dich, zu den ersten elf
Spielern beim FC Augsburg zu gehören. Zuletzt
warst du aber immer Teil der Startformation,
du scheinst also richtig gut in Form
zu sein.
Ja, das stimmt. Ich fühle mich fit und es macht
mir einfach Spaß, auf dem Platz zu stehen. Wir
machen als Mannschaft Woche für Woche kleine
Fortschritte, einen großen Anteil daran hatte sicher
auch der Wechsel von einer Vierer- zu einer
Dreierkette. Das hat unserem Spiel in der Defensive
sichtlich gut getan.
Du spielst also lieber in der Dreierkette als
im defensiven Mittelfeld?
Ich fühle mich in der Dreierkette sehr wohl. Ich
kann aber genauso im defensiven Mittelfeld auflaufen
und würde natürlich auch als Sechser spielen,
wenn mich der Trainer dort braucht. Für mich
persönlich ist aber die Innenverteidiger-Position
schon diejenige, auf der ich mich am wohlsten
fühle.
Du spielst seit 2018 für den FCA und kennst
den Verein also auch schon vor der Coronapandemie.
Was hat sich denn in deinem Alltag
seit dem Lockdown verändert?
Wie für jeden anderen bedeutet der Lockdown
auch für mich eine starke Einschränkung. Aktuell
trifft es mich besonders hart, weil ich meine Familie
nicht einmal an Weihnachten sehen konnte,
aber wir halten natürlich trotzdem Kontakt. Ansonsten
nutze ich die Zeit, um mich ganz auf den
Fußball zu fokussieren und das Beste aus mir herauszuholen.
Ich denke, dass mir das in den letzten
Spielen auch immer besser gelingt.
Du bist nicht der einzige junge Engländer, der
sich in den letzten Jahren für einen Wechsel
nach Deutschland entschieden hat. Mit Jadon
Sancho, Jude Bellingham oder Ademola
Lookman haben eine ganze Reihe junger
Spieler ihren Weg in die höchste deutsche
Spielklasse gefunden. Was macht denn die
Bundesliga so attraktiv für englische Talente?
In England ist der Druck auf die jungen Spieler
sehr hoch und als Talent hat man es meist schwer,
seine Einsatzzeiten in der ersten Mannschaft zu
bekommen. Das ist in der Bundesliga anders,
dort erhält man auch als junger Spieler seine
Chance. Ich bin jedenfalls froh, dass ich aktuell
mein Potential in einer der Topligen Europas entfalten
kann. Dabei hat mir der Verein sehr geholfen,
ich wurde von Anfang mit offenen Armen
empfangen und fühle mich in Augsburg sehr
wohl.
Du galtst in England schon früh als großes
Talent, schließlich hast du bereits mit 16 Jahren
dein Profidebüt in der Premiere League
gegeben und sämtliche U-Nationalmannschaften
durchlaufen. Ist es denn dein Ziel,
einmal das Trikot der Three Lions in der A-
Nationalmannschaft überstreifen zu können?
Jeder Fußballer träumt davon, irgendwann einmal
für die eigene Nationalmannschaft aufzulaufen,
gerade wenn man auch schon die
Juniorenteams seines Landes durchlaufen hat. Natürlich
ist das auch eines meiner Ziele und ich
werde auf jeden Fall weiter hart an mir arbeiten.
Dann werden wir schon sehen, was die Zukunft
bringen wird.
In den letzten Wochen wurde sehr viel über
die verkürzte Winterpause gesprochen. Viele
Kritiker warnen vor einer zu hohen Belastung
SPORT 35
36
Foto: Carmen Dammaschke-Gerstmeyr
für die Spieler. In England gibt es dagegen generell
keine Winterpause. Wie stehst du als
ehemaliger Premiere League Spieler zu dieser
Diskussion?
Zweifelsohne ist die Belastung in England besonders
hoch, dort spielt man schließlich sogar an den
Weihnachtsfeiertagen. Die Winterpause in
Deutschland war daher für mich eine völlig neue
Erfahrung, auch wenn sie viel kürzer als sonst ausgefallen
ist. Aber wir dürfen natürlich auch nicht
vergessen, dass wir weiterhin unserer Leidenschaft
nachgehen können, während den Menschen in
vielen anderen Branchen das Arbeiten aktuell
nicht erlaubt ist. Also freue ich mich einfach auf
die kommenden Herausforderungen in den
nächsten Wochen.
Auf deinem Instagram-Kanal habe ich gesehen,
dass du dich sehr für Hip Hop und R&B
interessierst. Welche Interpreten kannst du
denn im Moment empfehlen?
Natürlich höre auch ich die weltbekannten Künstler
wie Drake oder Juice Wrld. Aber ich halte
meine Augen und Ohren stets nach neuen Interpreten
offen. Zuletzt bin ich auf das Album des
australischen Rappers The Kid Laroi gestoßen. Da
lohnt es sich auf jeden Fall einmal reinzuhören.
Und wie steht es um den Musikgeschmack deiner
Teamkollegen?
Es ist so gut wie alles dabei, würde ich sagen. Einige
hören vor allem deutsche Musik andere wiederum
Hip Hop. In der Kabine bin aber ich für
die Musik verantwortlich und versuche, so viel Abwechslung
wie möglich reinzubekommen. Das
klappt meistens auch ganz gut.
GIMME 5
Hast du ein Idol?
In meiner Jugend war ich ein großer Fan von Rio
Ferdinand.
Du trägst die Rückennummer 36. Hat das
einen bestimmten Grund?
Tatsächlich. Bei West Ham United hatte ich die
Rückennummer 35. Seitdem versuche ich immer
entweder die Drei oder Fünf unterzubringen. So
ist es beim FCA eben die 36 geworden.
Du bist ein modebewusster Mensch. Welches
Kleidungsstück hast du dir zuletzt zugelegt?
Zuletzt habe ich mir ein neues Oberteil von
Chrome Heart zugelegt.
Hast du ein bestimmtes Ritual vor dem Spiel?
Leider nicht, da muss ich dich enttäuschen.
Du darfst einen Spieler für den FCA verpflichten,
egal was er kostet. Wen würdest du nehmen?
Im Moment keinen, weil wir einen sehr guten
Kader haben!
36
SPORT
Interview mit Pantherverteidiger NIKLAS LÄNGER
WENN’S MAL WIEDER „LÄNGER“ DAUERT!
Mit Niklas Länger, Marco Sternheimer, Dennis Miller und den Neuzugängen Maximilian und Magnus Eisenmenger sowie Samir Kharboutli
haben die Panther in dieser Saison sechs deutsche U23-Spieler unter Vertrag. Bemerkenswert, denn damit wurden fast genauso viele Plätze im
Profi-Kader an Junioren vergeben wie an ausländische Spieler. Der einzige junge Spieler, der bisher noch nicht zum Einsatz kam, ist
Niklas Länger. Warum es bei Niklas etwas länger dauert, hat einen Grund, denn er war mit dem deutschen U20-Team bei der WM in Kanada.
Wir haben den Verteidiger nach seiner Rückkehr aus dem Mutterland des Eishockey getroffen.
Von Markus Krapf
Foto: Thorsten Franzisi, SPORT in AUGSBURG
Niklas, schön, dass du
wohlbehalten von der
WM aus Kanada zurückgekehrt
bist. Leider stand dieses Karriere-
Highlight für dich persönlich unter keinem
wirklich guten Stern.
Das stimmt leider, obwohl wir mit der Mannschaft
das Viertelfinale erreicht haben, war es für
mich persönlich nicht wirklich toll. Ich hätte
gerne gespielt, aber ein positiver Coronatest direkt
bei der Ankunft in Kanada hat mir leider einen
Strich durch die Rechnung gemacht.
Wie ist das genau gelaufen? Ihr habt euch zunächst
Anfang Dezember zur Vorbereitung in
Füssen getroffen?
Genau, am 06.12. sind wir für eine Woche zur
Vorbereitung im Allgäu zusammengekommen.
Als wir dann nach einer Woche am Flughafen in
Edmonton gelandet sind, wurden wir erneut getestet,
wie auch schon in der Zeit in Füssen. Am
nächsten Tag haben wir dann erfahren, dass drei
unserer Tests vom Flughafen positiv waren, einer
davon war leider meiner. Also mussten wir alle in
eine zehntägige Quarantäne und in den nächsten
Tagen kamen immer wieder neue Spieler mit positiven
Tests dazu.
Du warst einer der ersten, die wieder aus der
Quarantäne zurückgekehrt sind. Warum hat es
am Ende trotzdem nicht für das Eis gereicht?
Es gab das sogenannte Return to Play-Programm.
Unsere Werte wurden von den Ärzten
kontrolliert, um dann die Trainingsintensität und
die Belastung langsam wieder zu steigern. Leider
waren meine persönlichen Fitnesswerte durch die
Corona-Infektion nicht so, dass ich zum Spielen
freigegeben worden wäre.
Hattest du eigentlich Symptome?
Ich habe mich ein paar Tage lang krank gefühlt,
nachdem ich positiv getestet wurde, aber danach
ging es mir eigentlich wieder ganz gut. Als
dann die Belastung
im Training wieder
gesteigert wurde,
habe ich allerdings bemerkt, dass mich Corona
wohl doch ein bisschen mehr krank gemacht hat,
als ich mir das erhofft hatte. Und so durfte ich leider
bis zum Ende weder trainieren noch spielen.
Ihr habt als Team trotz aller Widerstände das
Viertelfinale erreicht und seid dort erst denkbar
knapp mit 1:2 an den Russen gescheitert.
Wie hast du dieses Spiel erlebt?
Ich war im Stadion mit dabei und dieses Match
gegen die Russen hätte wirklich in beide Richtungen
gehen können. Wir hatten nichts zu verlieren
und haben einfach Eishockey gespielt, mit dem
Ziel ins Halbfinale zu kommen. Wir hatten keine
Angst vor den Russen und eigentlich auch genug
Chancen, das Spiel für uns zu entscheiden. Am
Ende haben wir einfach unglücklich verloren.
Euer Teamgeist scheint enorm gewesen zu
sein. Ich habe gesehen, wie ihr Spieler, die
SPORT 37
nicht zum Einsatz gekommen seid, am Ende
von den anderen Jungs gefeiert wurden.
Täuscht dieser Eindruck?
Nein, das täuscht nicht, denn genau so war
das. Die Quarantäne und die vielen Rückschläge
mit den Coronafällen haben uns noch enger zusammenbracht.
Außerdem kennen wir uns alle
schon über viele Jahre hinweg und kamen bereits
vor dem Turnier sehr gut untereinander aus.
Ein herausragender Spieler aus diesem Team
ist Tim Stützle, der direkt nach Ottawa weitergeflogen
ist, weil er in dieser NHL-Saison für
die Senators spielen wird.
Das hat sich bei Tim schon sehr lange angedeutet,
weil er einfach ein richtig guter Spieler ist.
Er war schon im Nachwuchsbereich herausragend
und als er jetzt seinen Vertrag in Ottawa unterschrieben
hat, haben wir uns alle total für ihn gefreut.
Er hat das voll verdient, denn er ist ein mega
Typ, ein brutaler Eishockeyspieler und ich glaube
auch, dass er sich in seiner neuen Mannschaft gut
festsetzten kann. Ich drücke ihm jedenfalls alle
Daumen.
Was glaubst du, wie viele von eurem U20-
Team werden es am Ende schaffen, Profis zu
werden?
Ich glaube schon, dass es bei den meisten
klappen wird, denn schließlich haben es ja die
besten 25 deutschen Jungs in dieser Altersgruppe
zur WM geschafft. Aber am Ende ist natürlich
jeder für sich selbst verantwortlich.
Nun bist du zurück und triffst im Kader der
Augsburger Panther gleich auf fünf Kollegen,
die wie du unter 23 Jahre alt sind. Wäre diese
für euch gute Situation auch ohne Corona
möglich gewesen?
Ich glaube schon, dass uns jungen Spielern
Corona geholfen hat. Schließlich müssen die
Clubs schauen, wie sie mit dem Geld haushalten
und ich verrate sicher kein Geheimnis, dass wir
jüngeren Spieler wohl auch die billigeren sind.
Das ist eine große Chance, schon jetzt in der DEL
zum Einsatz zu kommen, Erfahrungen zu sammeln
und sich einen Platz im Team zu erarbeiten.
„Grundsätzlich ist Niklas ein Verteidiger, der
Situationen spielerisch löst und sich auch in
Es hat sich für mich nie richtig
angefühlt, zu einem anderen
Club zu wechseln
“
die Offensive einschaltet. Ich würde ihn als
teamorientierten Allrounder einordnen und
traue ihm den Sprung zu den Profis zu.“ Weißt
du, wer das über dich gesagt hat?
Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung.
Das war Michael Bakos, der ehemalige sportliche
Leiter des AEV, gegenüber meines Kollegen
Christoph Stadler von Magenta TV. Teilst du
seine Einschätzung?
Ich finde, das klingt gut und wird meiner Spielweise
absolut gerecht. Baki war ja auch lange Zeit
mein Trainer, der weiß also schon, wovon er
spricht (lacht).
Zuletzt bist du im Rahmen der Kooperation
der Panther mit den Memmingen Indians in
Foto: Privat
der dritthöchsten Liga zum Einsatz gekommen.
Wie wichtig ist diese mittlerweile dreijährige
Zusammenarbeit für euch junge
Spieler?
Es ist unglaublich wichtig für junge Spieler,
im Seniorenbereich Spielzeit zu bekommen. Man
fährt ja in der Praxis „nur“ zum Spiel oder einen
Tag davor zum Training nach Memmingen, den
Rest der Zeit sind wir hier bei den Trainern vor
Ort. Wir haben aber auch alle die Chance verdient,
uns hier in Augsburg zu beweisen, um uns einen
Platz im Team der Panther zu erarbeiten.
Du hast dein Abitur auf dem Peutinger Gymnasium
gemacht und bist ein waschechter
Augsburger. Wann war es klar für dich, irgendwann
als DEL-Profi in deiner Heimatstadt zu
spielen?
Die Gespräche haben schon während meiner
Schulzeit begonnen, also in der Zeit vor dem Abitur.
Den Vertrag habe ich dann aber erst nach dem
Abi unterschrieben, weil es mir immer wichtig
war, mich voll auf meinen Schulabschluss zu konzentrieren.
Aber im Sommer danach habe ich
dann angefangen, voll bei den Profis mitzutrainieren.
Wie wichtig ist deine Heimatstadt Augsburg
für dich?
Unglaublich wichtig! Ich habe hier meine
ganzen Freunde, meine Familie und eine tolle Unterstützung.
Ich hätte früher natürlich auch zu
einem Nachwuchsleistungszentrum in eine andere
Stadt wechseln können, aber das hat sich für
mich nie richtig angefühlt. Ich war immer fest
davon überzeugt, dass ich von Augsburg nicht nur
Eishockey-technisch sondern auch sonst alles bekomme,
was ich für eine tolle Entwicklung brauche.
Wo siehst du dich in fünf Jahren?
Ich möchte mindestens ein gestandener DEL-
Profi sein und bin ein Freund davon, große Ziele
zu haben. Und wenn man schon einmal Teil der
Nationalmannschaft war, dann ist natürlich auch
ein großer Traum, irgendwann einmal eine feste
Größe des Team Germany zu sein.
AUGSBURG-LAND
38
kultur
Respekt,
Staatstheater Augsburg!
Klassische Inszenierungen werden mit Virtual Reality zur neuen Realität
S
chon vor der Pandemie hat das Team um Staatsintendant André
Bücker begonnen, klassische Inszenierungen mit Virtual Reality
zu mischen. Der Zufall spielte dem Staatstheater anfangs etwas
in die Karten, denn durch die erste Hybrid-Inszenierung der
Oper »Orfeo ed Euridice« hatte man schon vor Corona eine beträchtliche
Menge an VR-Brillen an Bord. Was sich bis heute aber daraus entwickelt
hat, geschah alles andere als zufällig. Mit einer der bundesweit ersten Stelle
der Projektleitung für Digitale Entwicklung, besetzt durch Tina Lorenz,
hat das virtuelle Theater-Erleben noch einmal eine unglaubliche Dynamik
bekommen, die deutschlandweit für Furore sorgt!
Kulturfreunde können seit Dezember aktuelle Inszenierungen in der
Mediathek, wie das Ballett »Winterreise« zuhause anschauen. Weiterhin
besteht die Möglichkeit, sich eine VR-Brille mit Schauspiel- oder Ballettproduktionen
nach Hause zu bestellen – hierbei geht nun die bereits
sechste Produktion an den Start.
Die VR-Brillen werden in Augsburg über Boxbote geliefert, man muss
also nichts weiter machen, als zu bestellen. Keinerlei technische Voraussetzungen
oder Verständnis sind von Nöten, um das Staatstheater in den
eigenen vier Wänden zu erleben.
Das Repertoire der digitalen Theaterwelten wird ständig erweitert. Eine
Übersicht aller verfügbaren VR-Inszenierungen gibt es auf:
staatstheater-augsburg.de/vr_theater_at_home
Unser VR-Tipp des Monats: »Oleanna – ein Machtspiel«
Axel Sichrovskys erfolgreiche Inszenierung feierte am 18. Januar ihre
zweite Premiere – diesmal in der Virtual Reality! Für die VR-Brille wurde
die Inszenierung des Staatstheater von 2019 angepasst und an überraschende
Orte verlegt.
Das Schauspiel »Oleanna« von David Mamet wurde Anfang der Neunziger
in Cambridge uraufgeführt, 1993 folgte die Premiere in London am
Royal Court Theatre und 1994 führte der Autor selbst Regie bei der Verfilmung.
Der Titel »Oleanna« geht auf einen Folksong zurück und rekurriert
auf eine Siedlung im 19. Jahrhundert, die der Norweger Ole Bull als Utopie
einer neuen Gemeinschaft gründete; der Name der Siedlung setzte sich aus
Ole und Ana, dem Namen seiner Frau, zusammen. Zur Entstehungszeit des
Dramas wurde in den USA der Begriff der »political correctness« gerade
heiß diskutiert. Außerdem war ein Fall in aller Munde: Clarence Thomas
war ein Jahr zuvor oberster Richter geworden, nachdem Anita Hill ihm
sexuellen Missbrauch vorgeworfen hatte.
Technische Realisierung ein echtes »Heimspiel«
Technisch realisiert werden die VR-Inszenierungen von der Augsburger
Kreativagentur Heimspiel GmbH, mit der das Staatstheater schon seit Jahren
eng zusammenarbeitet. Eine Kamera, die sechs rundum angeordnete
Objektive mit einem Öffnungswinkel von je 200° hat, nimmt das Geschehen
auf. Im Anschluss werden alle Bilder durch spezielle Software so
zusammengesetzt, dass die Aneinanderreihung der Bilder ein stereoskopisches
360°-Erlebnis erzeugt. Alle Inszenierungen werden außerdem durch
das binaurale Tonverfahren auch akustisch hohen Ansprüchen gerecht.
Unser VR-Tipp des Monats
Kultur
39
Nach dem Lockdown wird „lo
Großen Foyer des städtischen
von der geschichtsagentur au
ein NS-Täterort, fungiert durc
die sich in seiner Umgebung b
40
Optiker in Augsburg
Mit der richtigen Beratung den
Durchblick behalten
Brillenmode ist unglaublich vielfältig und wechselhaft. Brillenträger
können zwischen den verschiedensten Formen, Designs und
Marken auswählen. Gar nicht so einfach, dabei ein Brillengestell zu
finden, das der Gesichtsform schmeichelt. Umso wichtiger ist eine
kompetente Beratung vom Fachmann. Für jeden Brillenträger gibt
es auch ein passendes Modell. Zur Auswahl stehen markante und
unauffälligere, ovale, runde oder eckige Sehhilfen, die neben ihrer
Hilfsfunktion vor allem auch ein modisches Accessoire sind.
Ganz abgesehen vom modischen Aspekt einer Brille, ist vor allem
wichtig bei der Wahl der Brillengläser eine kompetente Beratung
zu erhalten. Die zur Auswahl stehenden Komponenten sind dabei
fast genauso vielfältig wie die Brillenmode. Brillenträger können
zwischen Mineralglas und Kunststoff, Gleitsicht- und Bildschirmarbeitsplatzbrillen,
einem hohen oder niedrigeren Brechungsindex
wählen - da verliert man auch mit Sehhilfe leicht mal den Überblick.
Umso wichtiger ist es, sich an den Optiker seines Vertrauens wenden
zu können!
+
Das Brillenangebot im Internet ist riesig. Was spricht also dagegen,
die Sehhilfe ganz einfach von der Couch aus per Mausklick zu bestellen?
Insbesondere da es Brillen inklusive Sehstärke und Versand
schon für einen sehr niedrigen Preis gibt. Ein Highlight für jedes
Schwabenherz. Doch wo bleibt da die kompetente Beratung vom
Fachmann? Dabei geht es um ganz simple Dinge wie beispielsweise
das Einstellen der Brillenbügel, aber auch um komplexere Themen
wie die Vermessung verschiedener Parameter und die Qualität des
Glases.
Viele tragen ihre Brille jeden Tag mehrere Stunden, umso wichtiger
ist es, dass alle Komponenten auf die individuellen Bedürfnisse
abgestimmt sind. Diese Leistung erhalten sie nicht im Netz, sondern
beim ortsansässigen Optiker ihres Vertrauens.
Foto: Mark Room
Optiker in Augsburg
41
Optik König
Das Antibeschlagtuch -
ein Muss für jeden Brillenträger
Das perfekte Tuch für alle, die zur Zeit von ihren
beschlagenen Brillen genervt sind. Damit ist jetzt
Schluss! Mit dem Antibeschlagtuch von Optik König
bekommst man wieder einen klaren Blick für die wichtigen
Dinge im Leben. Preis 9,90 Euro.
Holt Euch dieses Tuch und schaut Euch gleich die
neuesten Trends in Sachen Brillen und Sonnenbrillen
an, wie immer bei Optik König in der Fuggerstraße
direkt am Kö.
Weitere Infos unter Facebook, Instagram oder
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Stylische
Brillen
von angesagten Herstellern
Künzel Optik
Das Team von Künzel Optik hat richtig Freude an seinem
Beruf! Zu den vielen stylischen Brillen von den
verschiedensten angesagten Herstellern, sind die ökologischen
Brillen und Sonnenbrillen von Dick Moby seit
einiger Zeit dabei! Doch was bedeutet Dick Moby? Dick
Moby, also wie der legendäre Wal nur in umgekehrter
Schreibweise, hat sich Nachhaltigkeit als Ziel gesetzt. Alle
Brillen werden entweder aus Kunststoffen aus dem Müll
der Weltmeere gefertigt oder es werden Bio-Based Materialien
verwendet, in denen kein Erdöl gebraucht wird.
Auch Brillen aus alten Brillen sind möglich. Da Künzel
Optik der einzige Anbieter in und um Augsburg von
Dick Moby ist, zeichnet sie dies besonders aus.
Habt auch ihr Probleme mit euren Brillen,
die dauernd durch die Masken beschlagen sind?
Hier bietet Künzel Optik den Neue Szene-Lesern alternativ
Kontaktlinsen, die nicht beschlagen können. Ihr
bekommt den ganzen Februar über einen Gutschein für
die Anpassung von Kontaktlinsen inklusive eines Testlinsenpaares.
Danach könnt ihr einen klaren Blick in eine
rosige Zukunft werfen. Schickt einfach eine Email an
redaktion@neue-szene.de mit dem Betreff „Deine Augen
sind unsere Leidenschaft“. Wir schicken euch dann euren
Gutschein-Code.
Der nächste Sommer kommt bestimmt
Freut euch schon jetzt auf hoffentlich unbeschwerte
Sommermonate und holt euch eure Sonnenbrille. Oder
einen tollen Gutschein für die Sonnenbrille als das etwas
andere Geschenk für eure Liebsten.
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Friedberger Str. 130
Augsburg Hochzoll
Tel.: 0821/61425
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42 E-Auto
Elektromobilität in Augsburg
Augsburg will nicht nur Umweltstadt, sondern auch Bayerisches
Umweltkompetenzzentrum sein. Um dem Anspruch einer lebenswerten
und attraktiven Stadt gerecht zu werden, hat sich die Stadt schon
2016 dazu entschieden, einen lokalen Masterplan zur Förderung der
Elektromobilität zu erstellen. Dieser steht im Einklang mit dem neuen
Stadtentwicklungskonzept und soll einen wichtigen Beitrag zur Reduzierung
umweltschädlicher Emissionen und Verkehrsproblematiken leisten
sowie die Sicherung der zukünftigen Mobilität für alle gewährleisten.
Elektromobilität hat eine Schlüsselfunktion für die Entwicklung eines
nachhaltigen Verkehrssystems in der Stadt Augsburg. Elektroantriebe
emittieren lokal keine Schadstoffe und Treibhausgase und tragen so zur
Luftreinhaltung, Reduzierung der Lärmemissionen und zu einer Minderung
der Emissionen bei. Zudem bietet eine weitere Elektrifizierung
des bestehenden Verkehrssystems die Möglichkeit, ein nachhaltiges
Mobilitätsverhalten weiter zu stärken.
Ihre eigene Ladestation fürs Elektroauto –
jetzt Förderung der kfw nutzen
Mit dem neuen Förderprodukt Ladestationen für Elektroautos – Wohngebäude
bekommen sie von der kfw einen Zuschuss für den Kauf und die
Installation Ihrer privaten Ladestation.
Das Wichtigste in Kürze:
• Zuschuss von 900 Euro pro Ladepunkt
• Für Ladestationen an privat genutzten Stell plätzen von Wohngebäuden
• Für Eigentümer und Wohnungseigentümergemeinschaften, für Mieter
und Vermieter
• Antragstellung seit 24.11.2020 möglich, danach können sie ihre Ladestation
bestellen und die Arbeiten beauftragen
Mit dem Zuschuss Ladestationen für Elektroautos – Wohngebäude fördert die
kfw Ladestationen an Stellplätzen und in Garagen, die zu Wohngebäuden gehören
und nur privat zugänglich sind. Zu den geförderten Kosten gehören:
• Der Kaufpreis einer neuen Ladestation (z. B. Wallbox) mit 11 kW Ladeleistung
und intelligenter Steuerung
• Die Kosten für Einbau und Anschluss der Ladestation, inklusive aller
Installationsarbeiten
Erfüllt ihre Ladestation die Anforderungen für die Förderung? Das finden
sie ganz schnell heraus:
Voraussetzung für die Förderung ist, dass sie für ihre Ladestation ausschließlich
Strom aus erneuerbaren Energien nutzen – zum Beispiel direkt aus der
eigenen Photovoltaik-Anlage oder über ihren Energieversorger.
Karriere
SCHU_Stellenanzeige_Azubis_93x131,6 mm_4c_2019.pdf 1 04.09.19 14:22
43
Bio Bäckerei Schubert
Der Unterschied macht`s!
Ob im Verkauf oder in der Backstube, den Unterschied bei der Erlernung
eines Handwerks machen die Ausbildungsbetriebe selbst.
Das sehen auch unsere Auszubildenden so und darauf sind wir stolz.
Ob das Aylena Ö. nach 3 Jahren Ausbildungszeit aus dem Verkauf
wie folgt kommentiert ...
„Ich arbeite sehr gerne bei der Bio Bäckerei Schubert, da hier Teamarbeit
großgeschrieben wird! Es gibt kurze Kommunikationswege, was das Lösen
von kleinen und großen Sorgen sehr einfach gestaltet. Außerdem sind unsere
Produkte einfach Spitze!“
... oder Maria S., die nach 1,5 Jahren als Innungsbeste in der Bäckerei
abgeschlossen hat und es mit Ihrer Aussage auf den Punkt bringt:
„Spontan zwei Dinge: 100% bio, das heißt alle Zutaten sind zertifiziert, und
die Tagschicht.“
Lern gutes Handwerk in einer modernen Biobäckerei
Azubi im Lebensmittelhandwerk
Wir Schuberts sind eine Bäckerfamilie in dritter Generation und backen seit über
40 Jahren bio aus Überzeugung. Bei uns wird noch alles selbst gemacht. Du lernst
in unserer schönen neuen Manufaktur sowohl das ursprüngliche Handwerk in
seiner ganzen Bandbreite, als auch die Bedienung modernster Anlagen. Wir
bieten dir Einblick in alle Abteilungen und halten regelmäßig Lernseminare
zu besonderen Backwaren und Arbeitstechniken ab.
BÄCKER (m/w/d)
Hast du Lust Brot und Semmeln herzustellen? Du arbeitest gerne körperlich?
Bei uns erlernst du zusammen mit anderen Azubis sowohl die alte handwerklichen
Techniken der Teigherstellung und der Gebäckaufarbeitung als auch
den Umgang mit modernen Maschinen.
KONDITOR (m/w/d)
Hast du Lust feine Kuchen und Torten herzustellen? Kannst du sorgfältig und
genau arbeiten? Bei uns erlernst du in einem angenehmen Umfeld die handwerklichen
Techniken des Konditorenhandwerks – ohne Fertigmischungen.
FACHVERKÄUFER (m/w/d)
Hast du Lust frische, gesunde Backwaren zu verkaufen? Hast du ein offenes,
zuvorkommendes Wesen? Bei uns erlernst du was in ein gutes Brot gehört und
die Vorteile von biologischen Rohstoffen. Gute Dekoration und Verkaufstechniken
gehören genauso wie die Zubereitung von leckeren Snacks zu deiner Ausbildung.
Komm zur einzigen reinen Biobäckerei im Raum Augsburg.
Wir freuen uns auf dich!
www.bäckerei-schubert.de
Deine schriftliche Bewerbung sendest du bitte an: Biobäckerei Schubert,
Berliner Allee 40, 86153 Augsburg, oder personal@baeckerei-schubert.de
Bewerbungsunterlagen können wir leider nicht zurückschicken.
Es ist uns wichtig, dass wir am gleichen Strang ziehen und Pfeiler wie Nachhaltigkeit,
Bioanbau/Verarbeitung, Regionalität und Zusammenhalt immer
weiter ausbauen.
Technik meets Management
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mit der Kombination von Vollzeit- und berufsbegleitendem Unterricht
schnell an Ihr Ziel!
Ob Techniker, Meister oder Ingenieur: Erweitern Sie Ihr technisches Wissen
um betriebswirtschaftliches Know-how und bleiben Sie so beruflich flexibel.
Als Technischer Betriebswirt haben Sie einen Abschluss auf Master-Niveau.
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Verantwortung an Schnittstellen zwischen Technik und Management, z.B.
im Qualitäts- und Projektmanagement oder Controlling.
Unsere verschiedenen Zeitmodelle, unter anderem die Kombination von
Vollzeit und berufsbegleitend, ermöglichen Ihnen ein zur beruflichen wie
privaten Situation passendes Lernen.
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44
Karriere
Abiturientenprogramme im Handel
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LUNGEN.
Erlebe mehr, als nur an der Kasse zu sitzen –
400 Handelsunternehmen erwarten Dich!
Das Abitur ist fast geschafft! Dass in diesem Jahr so vieles anders läuft, hatte
sich wohl keiner vorgestellt. Wir drücken die Daumen, dass alles geklappt
hat!
Wenn dann im Sommer alle Prüfungen geschafft und das Abitur in der
Tasche ist, stellt man sich aber doch irgendwann die Frage: Wie mache ich
weiter? Uni oder Beruf? Was gibt es für Alternativen?
Eine Möglichkeit sind die Abiturentenprogramme im Handel. Gemeinsam
mit Unternehmen bietet die Akademie Handel engagierten Abiturienten
eine Alternative zur Hochschule: Die Abiturientenprogramme
Handelsfachwirt/-in, Fachwirt/-in für Vertrieb im Einzelhandel und neu
seit 2020 Fachwirt/-in im E-Commerce.
Das Besondere am Abiturientenprogramm ist, dass die Akademie Handel
mit vielen verschiedenen Ausbildungsbetrieben
aus unterschiedlichen
Branchen im Groß- und Einzelhandel
kooperiert: von Sport über Mode bis
Elektronik – so können persönliche Interessen
optimal mit dem beruflichen
Weg verknüpft werden. Informationen
dazu auf: abiturienten.akademiehandel.de.
Alle Partnerunternehmen und die aktuellen
Ausbildungsplätze befinden sich
in der Online-Ausbildungsplatzbörse
abi:go: abigo.akademie-handel.de
abiturienten.akademie-handel.de
Schul- und Studienzentrum der Beruflichen Fortbildungszentren
der Bayerischen Wirtschaft (bfz) gGmbH Augsburg
Ulmer Straße 160, Aufgang K
86156 Augsburg
Berufsfachschule für Ergotherapie: 0821-40802-344
Berufsfachschule für Physiotherapie: 0821-40802-345
Fachakademie für Sozialpädagogik: 0821-40802-450
E-Mail: info-augsburg@bfz.de Internet: www.schulen.bfz.de
Ausbildung und
ausbildungsbegleitendes Bachelorstudium
am Schul- und Studienzentrum des bfz Augsburg:
Ergotherapeut (m/w/d)
Physiotherapeut (m/w/d)
Kinderpfleger (m/w/d)
Erzieher (m/w/d)
weltoffen und familiär
Die Fachakademie für
Sozialpädagogik der bfz Augsburg
Was euch erwartet
• Wenn ihr Lust auf einen zukunftsfähigen, teamorientierten und krisensicheren
Beruf habt
• Wenn ihr gerne mit Menschen arbeitet, Kommunikation und Vielfalt
schätzt
• Wenn ihr Herausforderungen und Überraschungen liebt …
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für Erzieher*innen. In überschaubarer Größe und
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Unterricht sowie praxisbezogenen analogen und digitalen
Ausbildungsformaten überrascht. Hier seid ihr richtig.
Was ihr wissen müsst
Mitbringen müsst ihr etwas Durchhaltevermögen, Offenheit und Empathie
für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen und einen Rucksack voll mit
Fragezeichen, Neugier und und und…
Was sonst noch wichtig ist
Ihr braucht einen Schulabschluss der Mittleren Reife und könnt für die Ausbildung
BAföG beantragen. Die Straßenbahnhaltestelle Kriegshaber liegt vor
der Tür, es gibt einen Versorgungskiosk vor Ort und das wunderbare Café
zum Blumentopf mit täglich frischem Mittagstisch im Haus.
Wir freuen uns auf Eure Bewerbung!
Fachakademie für Sozialpädagogik der bfz Augsburg Ulmer Straße
160 86156 Augsburg Telefon: 0821 40802-450 E-Mail: fachakademieaugsburg@bfz.de
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Karriere
45
Attraktive Weiterbildung und mega Förderung
Praxisstudiengänge in der IHK Akademie Schwaben befördern Karrieren
Tatsache ist: Wer heutzutage Industriemeister werden und in der Hierarchie
aufsteigen möchte, oder diesen Weg mit einem Fachwirt anstrebt, genießt
beste berufliche Perspektiven. Zeitformen berufsbegleitend oder in Vollzeit,
Crash-Varianten, mit beschleunigtem Unterrichtsangebot und Online-Unterrichtsanteile
ermöglichen Dir Beruf, Familie, Freizeit und Weiterbildung
optimal nach Deinen Bedürfnissen zu kombinieren. Aktuell realisieren wir
44.444 Teilnehmer-Unterrichtsstunden pro Tag im virtuellen Unterricht. Da
kannst Du Dich auf viel Know-how verlassen.
Die Förderkonditionen sind echt mega
Die Politik hat für die Höhere Berufsbildung, also öffentlich-rechtliche Weiterbildungsabschlüsse
als Meister, Fachwirt oder Betriebswirt zu erreichen,
eine attraktive Förderung geschaffen. Im Laufe des letzten Jahres wurden
Zuschüsse, Unterhaltsbeträge, Freibeträge und Darlehenserlasse nochmals erhöht.
Als Teilnehmer dieser beruflichen Weiterbildung erhältst Du Aufstiegs-
BAföG einkommens- und vermögensunabhängig. Das sind 50 % Zuschuss
auf die Lehrgangs- und Prüfungsgebühren und mit dem Bestehen der
Prüfung weitere 50 % Erlass des Restdarlehens. Für Vollzeit-Praxisstudierende
gibt es zusätzlich Zuschüsse für den Lebensunterhalt.
Auch wurde der Meister-Bonus der Bayerischen Staatsregierung wieder
verlängert. Weiterbildungsabsolventen, die ihre Meister- oder gleichgestellte
Fortbildungsprüfung vor der fachlich und örtlich zuständigen Stelle im
Freistaat Bayern erfolgreich ablegen, erhalten aktuell den „Meisterbonus der
Bayerischen Staatsregierung” in Höhe von 2.000 Euro. Maßgeblich ist dabei
der Zeitpunkt der Feststellung des Prüfungsergebnisses.
Im besten Fall fördert Dir AufstiegsBAföG und Meister-Bonus alle Lehrgangs-
und Prüfungsgebühren und Du bekommst sogar noch was raus. Es
bleibt Dein persönlicher Lernaufwand, in Präsenz oder online, den die IHK
Akademie durch Dozenten aus der Praxis teilnehmeraktiv begleitet und Dich
bestmöglich auf Dein angestrebtes Karriereziel vorbereitet.
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46 HEIMATKLÄNGE
Half
Pair
Maximilian Stephan kennt man
in Augsburg u. a. von Post-Rock-
Bands wie Dear John Letter oder
Carpet. Als Half Pair hat er nun
sein erstes Soloalbum veröffentlicht,
mit dem er sich auf einen
psychedelischen Trip durch die
Zeitgeschichte begibt.
Walter Sianos traf den Musiker und
Komponisten zum Interview.
M
ax, bist du das, was man allgemein
als einen Nerd bezeichnet?
Das geht ja gut los (lacht). Naja, es
kommt darauf an, wie man es definiert.
Der klassische Nerd ist dieser Star Wars-Freak,
der programmierend in seiner dunklen Höhle
sitzt. Soweit würde ich dann doch nicht gehen.
Aber im Grunde ist doch jeder, der sich tief in
ein Thema reinfuchst, irgendwie ein Nerd.
Melancholie
im
Popformat
Du bist Musiker, Songwriter, Produzent, du
schreibst Filmmusik und bist Grafiker ... Im
Prinzip sind das alles Dinge, die sich innerhalb
der eigenen vier Wände abspielen. Verlierst
du dich dabei auch mal in Zeit und
Raum?
Auch jeden Fall und das genieße ich auch.
Mich in meinem Studio einzusperren und an
Songs zu werkeln, finde ich großartig und das
habe ich schon immer gerne gemacht. Aber das
passiert ja auch Leuten, die mit ihren Modelleisenbahnen
hantieren.
Im Gegensatz dazu steht die Arbeit mit deiner
Band Carpet.
Das ist tatsächlich eine ganz andere Arbeitsweise
und beides hat seine Vor- und Nachteile.
Der Vorteil innerhalb der Band ist, dass unterschiedliche
Einflüsse zusammenkommen, oft
etwas entsteht, das man so gar nicht erwartet
hätte. Aber eine demokratische Band kann auch
schmerzhaft sein, gerade wenn die Kollegen
einen Song ändern wollen, den man sich als
Songwriter eigentlich ganz anders vorgestellt
hat. Ich habe es bei der Arbeit mit Half Pair jedenfalls
sehr genossen, nur mich selbst als letzte
Kontrollinstanz zu haben.
HEIMATKLÄNGE
47
Was ist der grundlegendste Unterschied zwischen
Half Pair und Carpet?
Das sind zwei komplett unterschiedliche
Dinge. Für Außenstehende mag das vielleicht anders
rüberkommen, für mich ist das aber wie
schwarz und weiß. Bei Carpet bin ich Rockmusiker
und das genieße ich auch in vollen Zügen, bei
Half Pair bin ich eher Komponist.
Half Pair umweht etwas Geheimnisvolles,
etwas Verschwommenes. Das ist sicherlich
Kalkül.
Definitiv, bei Half Pair ist auch die Person, die
dahinter steht gar nicht wichtig. Ich fand geheimnisvolle
Musikprojekte, bei denen unklar ist, wer
dahintersteckt, immer interessanter und erhellender,
weil dadurch viel mehr Raum für Phantasie
ist. Heute weiß man durch Instagram und Facebook
eigentlich bereits alles, schon bevor das
Album überhaupt erscheint. Man wird ständig
damit gefüttert, in welchem Recordingprozess
sich die Künstler gerade befinden, mit welchem
Equipment aufgenommen wird oder welche
Gastmusiker eingeladen worden sind.
Bist du jemand, der sich lieber durch Metaphern
und Symbolik definiert?
Ja, das kann man schon sagen, vor allem was
Texte und Inhalte betrifft. Ich mag es tatsächlich
lieber, Raum für Interpretationen offen zu lassen
und nicht immer klar darzulegen, ob es sich hier
um ein Liebeslied oder um einen politischen
Song handelt.
Und wie teilst du beispielsweise deiner Partnerin
deine Zuneigung mit? Sagst du es ihr,
schenkst du ihr Blumen oder schreibst du ein
paar schöne Zeilen?
Ich kann mich schon auch klar und direkt ausdrücken,
wenn du das meinst. Es geht nicht immer
nur alles hintenrum, gerade in einer Beziehung.
Aber wenn ich jeden Tag “Ich liebe dich” sage,
dann hat das irgendwann keine Bedeutung mehr.
Half Pair ist ein echtes ein Soloprojekt. Auch
die Instrumentierung?
Das Songwriting und die Komposition
stammt komplett von mir und ich habe auch alle
Instrumente selber eingespielt. Aber ganz ohne
Hilfe ging es dann doch nicht. Ich bin erstrangig
Komponist, nur zweitrangig Engineer. Und da ist
mir Maxi Wörle gerade im Technik- und Mischprozess
sehr zur Hand gegangen.
Im Netz ist eine Livesession zu sehen. Mit den
üblichen Verdächtigen wie Benni Benson,
Bruno Tenschert, Jakob Mader und dem eben
angesprochenen Maxi Wörle.
Es sollte eigentlich ein Releasekonzert geben.
Diese Livesession ist quasi der Ersatz für ein Livekonzert,
das wegen Corona leider nicht möglich
war. Es war klar, dass ich das nur mit meinen Kollegen
vom Albert Matong Atelier realisieren
würde und als im Sommer die Hygieneregeln
etwas gelockert wurden, haben wir das Video aufgenommen.
Ist ein Livekonzert überhaupt noch ein
Thema?
Ich glaube, das steht erstmal in den Sternen,
denn im Moment arbeiten wir mit Carpet an
neuen Songs und unsere gesamte Konzentration
geht auch wieder in diese Richtung.
Du bist ein Zeitreisender durch die verschiedenen
musikalischen Dekaden. Wie ist das
Verhältnis von analog zu digital?
Das muss sich bei mir immer verzahnen, egal
ob in meiner Musik oder bei der Grafik. Wenn
ich die Möglichkeit hätte, was Geld und Zeit betrifft,
dann würde ich alles analog machen. Ich
versuche meine Kreativität in der analogen Welt
zu realisieren, aber die digitale Welt ist auch sinnvoll
und übersetzt das, was ich haben will, viel
schneller. Aber ich könnte beispielsweise nie
Songs auf einem digitalen Piano schreiben.
Über deiner Musik liegt ein trauriger Schleier.
Woher kommt diese Liebe zur Melancholie?
Da habe ich mir bisher tatsächlich noch nie
Gedanken darüber gemacht. Melancholie ist für
mich eine interessantere oder absolutere Emotion.
Ich höre auch so gut wie nie Gute-Laune-
Musik. Ich bin auch kreativer, wenn ich in einer
melancholischen Stimmung bin.
Da fällt mir Eric Clapton ein. Erst kürzlich
lief auf Arte eine super Doku über ihn. Und
da war genau diese Melancholie ein großes
Thema.
Ich habe die Doku auch gesehen, sie war toll
und ich habe mich da auch wiedergefunden, weil
ich solche Dinge auch schon erlebt habe. Gerade
in seinem größten Liebesblues hat Clapton unter
dem Pseudonym Derek & The Dominos sein
vielleicht bestes Werk geschaffen.
“ Ich mag
geheimnisvolle
Musikprojekte
Auch dein Video zum Song “All Wrapped Up”
fällt ziemlich düster aus und ist sehr professionell
gemacht. Was war eigentlich zuerst da?
Der Song oder der Clip?
Es war eine Auftragsarbeit, als es den Song
schon gab. Ich kenne den Regisseur und den Kameramann
und habe den beiden komplett freie
Hand gelassen, weil ich wusste, dass man sich auf
ihren Geschmack verlassen kann. Ich bin auch
sehr glücklich mit dem Ergebnis.
Die Süddeutsche Zeitung hat es ganz gut formuliert,
du sitzt auf den Schultern von Giganten.
Die 70er Jahre haben in deiner Musik
tiefe Spur hinterlassen.
Ich fand auch die Interpretation des Autors
mit den späten Beatles sehr passend. Beim
Songwriting mache ich mir aber nie Gedanken,
ob das jetzt so oder so klingen könnte. Und ich
bin auch immer wieder erstaunt, mit welchen
Künstlern ich verglichen werde. Eigentlich finde
ich es sogar eher immer blöd, wenn mich Leute
nach musikalischen Einflüssen fragen. Aber das
Ding mit den späten Beatles würde ich schon so
stehen lassen.
Im Gegensatz zu vielen Rockdinos aus den
70ern, wo Songlängen gerne mal in 7 oder 8
Minuten ausufern, kommen deine Songs im
Popformat daher.
Ja, das war eine Schablone, die ich mir selbst
auferlegt habe. Wie knapp kann man Songs
schreiben? Bei Carpet bin ich es ja ganz anders
gewohnt. Mir war wichtig, dass alles schnell gesagt
ist und ich hatte keine Lust auf ewiges Herumdudeln.
Das Gebot für dieses Album waren
kurze, griffige Songs.
Die Abschlussfrage kannst du dir gerne selber
stellen.
Okay, gerne! Die Frage ist generell, ob sich
das heutzutage mit der Musik überhaupt noch
alles lohnt oder ob man seine Zeit nicht eher verschwendet.
Gerade Corona hat dies ja auch in
Frage gestellt, besonders wenn man davon leben
will oder muss. Aber meine Antwort ist, dass man
als Musiker geboren wurde, völlig unabhängig
von seinen Motivationen. Ich jedenfalls werde
immer Musik machen. Das steht für mich außer
Frage. (ws)
www.halfpair.bandcamp.com
www.facebook.com/halfpair
48
Gerilltes
Common
A Beautiful Revolution Pt. 1
(Concord)
Auf seiner neusten Platte übersetzt
Conscious Rap-Veteran Common den
noch immer andauernden Kampf von
People of Color um Freiheit und Gleichbehandlung
in unheimlich schönen,
kraftvollen Sound. Hiphop, Jazz und
Soul grooven geschmeidig zusammen
und vertonen selbst schreckliche Ungerechtigkeiten
und unbequeme Wahrheiten
zu Hymnen des Empowerment.
Common spendet damit Hoffnung auf
bessere Zeiten in einem Trump-freien
Amerika. Mit von der Partie sind Ikonen
wie Lenny Kravitz und Stevie Wonder,
der höchstpersönlich ein Mundharmonika-Solo
beisteuert. Und wenn sogar
der Soul-Großmeister ein derartiges
„Prädikat Wertvoll“ verleiht, kann ich
das nur noch beseelt abnicken. (lina)
HHHHHI
Maxïmo Park
Nature Always Wins
(Prolifica/Pias/Rough Trade)
Eigentlich ein guter Monat für Freunde
des gepflegten Beats, denn auch aus
Newcastle hört man neue Töne. Die
britischen Indierocker von Maxïmo
Park, einst eine meiner absoluten
Favourite-Bands, hoffen damit endlich
wieder an alte Erfolge anknüpfen
zu können. Wäre hoch an der Zeit,
zuletzt ist es nämlich ziemlich ruhig
um sie geworden. Tote Hose, auch auf
allen Socialmedia-Kanälen! Ob sich
das groß ändern wird? Ich bin eher
pessimistisch, denn wie schon auf den
letzten Alben fehlt das Innovative, das
Eingängige, die Kompaktheit und vor
allem der Flow. Das Album ist sperrig,
unrund und ich befürchte sehr, dass
diese Erfolgsstory leider auserzählt
ist. (max)
HHIIII
Shame
Drunk, Tank, Pink
(Dead Oceans)
Schon auffallend, dass innerhalb weniger
Wochen die neuen Alben von
den Idles, Fontaines D.C. und Shame
vom Stapel laufen. Als ob sich das
britische Post-Punk-Rabaukenkartell
abgesprochen hätte. Ich war gespannt
auf das zweite Album der Londoner. Ihr
Debüt „Songs of Praise“ zählte 2018 zu
meinen Lieblingsscheiben. No doubt,
Shame haben einen guten Job gemacht,
aber wie Fontaines D.C. haben auch
sie zwangsläufig ihre Jungfräulichkeit
verloren. „Drunk, Tank, Pink“ bietet
leider kaum Überraschungsmomente
und ich vermisse Songs der Klasse „One
Rizla“ oder „Tasteless“. Trotzdem strotzt
das neue Album nur so vor roher, juveniler
Energie und Spielfreude! Deshalb:
Daumen hoch! (ws)
HHHHII
Kings of Leon
When You See Yourself
(RCA Records)
Auch die Grammy und Platin geschmückten
Kings of Leon aus Nashville
spucken ein neues Studioalbum
aus. Aufgenommen in den berühmten
Blackbird Studios in ihrer Heimatstadt
und produziert von Markus Dravs
(Arcade Fire, Coldplay) katapultieren
diese elf brandneuen Tracks den so
erfolgreichen Familienbetrieb ziemlich
eindrucksvoll ins neue Jahr. Melodiöser,
tiefgründiger Southern Rock voller
eingängiger Riffs, die drei Followill-
Brüder nebst Cousin Matthew haben
gut zwanzig Jahre nach ihrer Gründung
absolut nichts von ihrer Magie
eingebüßt. Für mich haben die vier
Rednecks sogar schon jetzt eines der
musikalischen Highlights dieses noch
so jungen Jahres gesetzt. (max)
HHHHHI
album des monats
Lieblings Musik
Sven van Thom
Liebe & Depression
(LOOB Musik)
D
er deutschsprachige Singer-Songwriter aus dem Brandenburgischen mit dem eher so mitteloriginellen
Namen ist wiederaufgetaucht. Anfang des Jahrtausends hat er mich erstmals als Frontman der Band
Sofaplanet mit „Lieb Ficken“ so richtig gekriegt. Sven van Thom hieß zu dieser Zeit noch Rathke mit
Nachnamen. Die Solopfade, die er einschlug, als er sich endlich vom bequemen Sofaplaneten erhoben hat,
bescherten ihm immerhin zwei Top-30-Singles in Deutschland. „Schatz halt‘s Maul“ und „Trauriges Mädchen“
hießen die beiden Nummern damals, erinnert sich außer mir eigentlich noch jemand daran? Sven selbst schreibt
die ehemaligen Erfolge glücklichen Fügungen zu, ich aber eher seiner beeindruckenden Art und Weise, die Worte
mit den Tönen zu verschmelzen. Bestechend war dabei im Schaffen van Thoms bisher immer eine verschmitzte
Komik, die er aber bei „Liebe & Depression“ bei Seite geschoben hat. Jetzt möchte er nämlich ernst genommen
werden und für mich steht es außer Frage, dass ihm seine zwölf neuen Tracks extrem dabei helfen werden. Auch
wenn das Album etwas düster und wolkenverhangen daherkommt, die Lyrics sind originell und fesselnd, die
Melodien so abwechslungsreich wie eingängig. Wie falsch kann man liegen, wenn man in diesen grässlichen
Zeiten einen verhangenen Ausblick durch eine eher trübe Linse riskiert? Sven van Thom klingt in meinen
Ohren wie eine nachdenklichere, erwachsenere und männliche Version von Zweiraumwohnung! (max)
International
Music
Insel der Verlassenheit
(STAATSAKT)
„Schon der Vorbote
auf das Doppelalbum
‚Ententraum‘ lässt mich
vor Erregung lauthals
quaken. Krautrock vom
Allerfeinsten!” (max)
Tash Sultana
Flow State
(Lonely Lands Records)
„Zu Recherchezwecken mal
wieder aus dem digitalen
Plattenregal gekramt.
Wirklich erstaunlich, was für
einen musikalischen Wahnsinnstrip
Tash da als Erstling
vorgelegt hat!“ (lina)
Goat Girl
On All Fours
(RTD/Indigo)
„Die Unberechenbaren.
Oder sagt man jetzt
Unberechenbar *innen?
Anyway, Goat Girl machen,
was sie wollen. Und das
sehr charmant! Derzeit
die beste Frauenband auf
diesem Planeten!“ (ws)
Ian Fisher
American
Standards
(Galileo )
„Lyrische Countryklänge
aus Wien vom Singer/
Songwriter aus Missouri,
nostalgisch und mit
reichlich Sozialkritik, aber
auch viel Humor.“ (dan)
gerilltes
49
Chris Cornell
No One Sings Like You Anymore
(Universal)
Wie sich der Geschmack im Laufe
eines Lebens ändern kann. In den 90s
war ich ein glühender Fan von den
US-Grungern Soundgarden und Chris
Cornell war eine verdammt geile Sau.
Auch sein Projekt „Temple of The
Dogs“ fand ich ziemlich cool. Vier Jahre
nach seinem Suizid erscheint jetzt
ein posthumes Album mit zehn seiner
Lieblingssongs, die er noch kurz vor
seinem Ableben in Zusammenarbeit
mit Produzent Brendan O´Brien aufgenommen
hat. Mit dabei sind Songs
von John Lennon, Guns N´Roses oder
Sinead O´Connor. Keine Ahnung, was
hier die Intention war, aber ehrlich
gesagt, es schüttelt mich, während diese
Songs an mir vorbeiziehen. Rock ist
tot! Jedenfalls in dieser Form. (ws)
HHIIII
Psychedelic Porn
Crumpets
Shyga! The Sunlight Mound
(Marathon Artists)
Allein der wunderbar durchgeknallte
Bandname lässt schon erahnen, dass
den Australiern gehörig der Schalk
im Nacken sitzt und man die leisen
Töne lieber woanders suchen sollte.
Und tatsächlich laden die Jungs hier
zu einer bombastischen Psych-Rock-
Extravaganza. Schrill jaulende Gitarren
fetzen begleitet von ekstatisch treibenden
Drums gutgelaunt durchs Trommelfell.
Für harmoniebedürftige Ohren
mag dieser Sound-Orkan arg tosend
daherkommen. Andere dürften sich auf
dem wilden Ritt umso mehr mitreißen
lassen. Wäre da nicht gerade diese Pandemie,
würde man sich zu der Platte am
liebsten sofort ausgelassen ins pogende
Publikumsmeer stürzen. (lina)
HHHHII
Tash Sultana
Terra Firma
(Mom+Pop)
Da ist es also, das langerwartete zweite
Album des Wunderkinds aus Down
Under, das sich mit seinen passionierten
Wohnzimmer-Jamsessions in die Herzen
Millionen Hörer spielte. Nach einem
gehypten Debütalbum und fulminanten
Welttouren sind die Erwartungen
dementsprechend hochgeschraubt.
„Terra Firma“ wirkt deutlich polierter
als der Vorgänger, die Songs weniger ambitioniert
mäandernd, dafür insgesamt
nuancierter und relaxter. Tash kredenzt
mit Versatzstücken aus Soul, Funk, RnB,
Folk und Rock eine raffinierte Popmelange.
Mir fehlt da zwar ein bisschen die
rohe kreative Wucht von früher, aber
dass hier jemand mit absoluter Leidenschaft
am Werk ist, bleibt nach wie vor
unüberhörbar. (lina)
HHHHII
Arlo Parks
Collapsed In Sunbeams
(PIAS/Transgressiv/RTD)
Derzeit wird die Popszene regelrecht
von weiblichen Stimmen überflutet
und auch dominiert. Billie Eilish, Taylor
Swift, Phoebe Bridgers oder This Is
The Kit heißen die Protagonistinnen,
die in kaum einer der relevanten
2020er-Jahrescharts der schreibenden
Zunft gefehlt haben. Mit ihrem Debüt-
Album „Collapsed In Sunbeams“
gleitet jetzt eine 20-jährige Britin mit
einer fast schon unverschämten Leichtigkeit
die Showtreppe hinab! Arlo
Parks war mir bis dato kein Begriff,
aber ihr sinnliches Parfüm aus Trip-
Hop, R&B, Soul, Wohnzimmer-Pop
und zarten Folkpieces vernebelt mir
regelrecht die Sinne. Das ist die pure
Entspannung, quasi Wellness direkt
vom Plattenteller. (ws)
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G
50
das
Allerletzte
Mike Hühn
aka“The Spirit of John R. Cash”
01. “Man in Black” oder “Men in Black”
Natürlich das Erste, denn das steht für ein politisch motiviertes Statement,
das Zweite für einen Klamauk-Film. Und das kann man nicht
wirklich miteinander in Zusammenhang bringen.
02. Nashville/Tennessee oder Las Vegas/Nevada?
Weder noch, ich favorisiere Memphis/Tennessee, den Ort, wo die
Karrieren von Elvis Presley, Roy Orbison, Jerry Lee Lewis, Carl Perkins
und Johnny Cash ihren Anfang nahmen.
03. Song: “Personal Jesus” oder “The Mercy Seat”?
Beides, sonore Stimmen sollen mir ja angeblich liegen ... “Personal
Jesus” aber definitiv in der Version von John R. Cash.
04. Live: Rüschenhemd oder Lederjacke?
Meine Motorradzeiten liegen weit zurück. Rüschenhemden habe
ich etliche im Schrank.
05. Film: “Walk The Line” oder “The Gift – The Journey of Johnny
Cash”
Das kommt darauf an, ob einem die Legende oder die Fakten lieber
sind. Hat meiner Meinung nach beides seine Berechtigung.
06. Bar oder Bühne?
Bühne ist magisch, jedoch Bar auf der richtigen Seite ist auch nicht
zu verachten. Wenn ich die Wahl habe, entscheide ich mich aber für
die Bühne.
07. T-Bone-Steak und Pommes oder Mango-Linsensalat
mit mariniertem Tofu?
Pommes mit Mangolinsensalat, Steak gibt es, wenn
überhaupt, einmal im Monat. Den Tofu lass ich ganz
weg.
08. Coca Cola oder Club Cola?
Ich bin ja großer Fan des amerikanischen Dr. Pepper
geworden. Die schmeckt leicht nach Zimt. Immer
schön den Horizont erweitern.
09. Sunset oder Sundown?
Sunstudios in Memphis! Abgesehen davon, der frühe
Vogel fängt den Wurm. Ich stehe drauf, durch die Straßen
zu wandern, wenn die Stadt noch schläft.
10. Himmel oder Hölle?
Was des einen Himmel, das des anderen Hölle und umgekehrt.
Bei guter Musik bin ich im Himmel, die Lektüre
der Weltpolitik empfinde ich öfter als
Vorgeschmack der Hölle, die wir an den Wahlurnen
hoffentlich verhindern können. (ws)
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