Das Relativitätsmärchen und die Fakten - Wissenschaft und ...
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Kap. 3: Das Relativitätsmärchen Der „Handzettel der 19“ - die Ehrenrettung der Physik Vor diesem Hort „der freien wissenschaftlichen Forschung“ und des „Fortschritts der deutschen Kultur“ verteilten die Kritiker oder ließen verteilen einen Handzettel (man möchte sich vorstellen, der Nobelpreisträger Lenard selbst verteilt in Leipzig auf der Straße Handzettel, um physikalisch Gehör zu finden) mit folgendem Wortlaut: „Die Leitung der „Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte“ hat es für richtig gehalten, unter den wissenschaftlichen Darbietungen der Leipziger Jahrhundertfeier Vorträge über Relativitätstheorie auf die Tagesordnung einer großen, allgemeinen Sitzung aufzunehmen. Es muß und soll dadurch wohl der Eindruck erweckt werden, als stelle die Relativitätstheorie einen Höhepunkt der modernen wissenschaftlichen Forschung dar. Hiergegen legen die unterzeichneten Physiker, Mathematiker und Philosophen entschieden Verwahrung ein. Sie beklagen aufs tiefste die Irreführung der öffentlichen Meinung, welcher die Relativitätstheorie als Lösung des Welträtsels angepriesen wird, und welche man über die Tatsache im Unklaren hält, daß viele und auch sehr angesehene Gelehrte der drei genannten Forschungsgebiete die Relativitätstheorie nicht nur als eine unbewiesene Hypothese ansehen, sondern sie sogar als eine im Grunde verfehlte und logisch unhaltbare Fiktion ablehnen. Die Unterzeichneten betrachten es als unvereinbar mit dem Ernst und der Würde deutscher Wissenschaft, wenn eine im höchsten Maße anfechtbare Theorie voreilig und marktschreierisch in die Laienwelt getragen wird, und wenn die Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte benutzt wird, um solche Bestrebungen zu unterstützen. Dr.-Ing. L. C. Glaser, Würzburg; Prof. Dr. F. Lipsius, Leipzig; Prof. Dr. M. Palagyi, Darmstadt; Dr. L. Kühn-Frobenius, Berlin; Geh. Rat Prof. Dr. P. Lenard, Heidelberg; Prof. Dr. J. Riem, Berlin; Dr. H. Fricke, Charlottenburg; Prof. Dr. K. Strehl, Hof; Dr. K. Geißler, Eisenach; Prof. Dr. E. Gehrcke, Berlin; Prof. Dr. S. Mohorovicic, Agram; Dr. K. Vogtherr, Karlsruhe; Dr. R. Orthner, Linz; Dr. J. Kremer, Graz; Dr. St. Lothigius, Stockholm; Dr. V. Nachreiner, Neustadt a.d.H.; Prof. Dr. M. Wolff, Eberswalde; Dr. A. Krauße, Eberswalde; Geh. Rat Prof. D. Dr. E. Hartwig, Bamberg.“ (Quelle: Reproduktion in: Ch. Schönbeck: Albert Einstein und Philipp Lenard. Berlin 2000, S. 37.) Dies ist das Dokument zur Ehrenrettung der Physik im Jahre 1922, zum Zeichen, daß nicht alle sich dem Diktat des Reichskanzlers der Physik beugen, daß vielmehr einige Wenige auf der Freiheit des selbständigen Urteils bestehen und es ablehnen, etwas nachzuplappern, was sie in der Sache als eine schon logisch unhaltbare Fiktion zurückweisen, in der Methode als eine Irreführung der Öffentlichkeit durch marktschreierische Propaganda anprangern. Die anschließenden acht Jahrzehnte Diktatur der Relativistik haben den Wert des „Handzettels der 19“ steigen lassen zu einem der seltenen Dokumente des reinen Engagements für eine Überzeugung, denn materielle oder soziale Vorteile konnte sich 1920 keiner der Unterzeichner ausrechnen. Unter der anhaltenden Diktatur der Relativisten wird der „Handzettel-Protest der 19“ noch im Jahr 2000 von der relativistikfrommen Wissenschaftshistorie folgendermaßen kommentiert (Charlotte Schönbeck: Albert Einstein und Philipp Lenard. Berlin: Springer 2000, S. 36): „Die Gegner der Relativitätstheorie hatten ihren Widerstand nicht aufgegeben, sie ließen rote Handzettel (Abb. 11) verteilen, um die Tagungsteilnehmer „aufzurütteln“.“ G. O. Mueller: SRT. 272 Textversion 1.2 - 2004
Kap. 3: Das Relativitätsmärchen Auch im Jahr 2000 also sind die Kritiker nur „Gegner“, und ihre Kritik war nur „Widerstand“, und sie haben ihren Widerstand „nicht aufgegeben“, wie es vernünftige Leute tun, sondern wollten sogar noch Tagungsteilnehmer aufrütteln, wobei die Autorin „aufrütteln“ noch im Jahr 2000 in Anführungszeichen setzt, nicht weil sie aus dem Text des Handzettels von 1922 zitiert, sondern es sind ihre eigenen Anführungszeichen um zu zeigen, daß diese tatsächliche Absicht der Unterzeichner von 1922 der Autorin noch im Jahr 2000 wohl sehr unpassend oder vielleicht sogar komisch vorkommt: gibt es etwas Komischeres als Leute, die eine offene Auseinandersetzung fordern? Unsere Dokumentation liefert eine Übersicht dieser Komiker. Im Land der Obertanen und Untertanen haben selbständig urteilende Geister keine gute Presse, weder 1922 noch im Jahr 2000 in der Schriftenreihe „Schriften der Mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse der Heidelberger Akademie der Wissenschaften“, in der die Arbeit von Schönbeck erschienen ist. Ganz besonders schlecht wird die Presse, wenn die Kritik auch noch recht behält. In der akademischen Physik herrschen reine Hierarchie und orthodoxer Glaube, und alles was nach Ketzertum duftet, gehört auf den - Gottseidank noch unblutigen - Scheiterhaufen der öffentlichen Verächtlichmachung, und alle Rechtgläubigen haben das Ketzertum überall, wo sie es antreffen, und sei es in der Vergangenheit, zu denunzieren und zu zertreten. Der physikalische Religionskrieg sieht, das liegt in der Logik von Religionskriegen, seinen größten Erfolg und Triumph des Glaubens von 1920 bis 2000 in der Abschaffung der akademischen Wissenschaftsfreiheit auf dem Gebiet der theoretischen Physik - und wunderbarerweise, Triumph über Triumph, niemand will etwas bemerkt haben. Die Strategie nach der Machtergreifung: Ausmerzung, Gleichschaltung 273 1922 Auf die Machtergreifung im Handstreich auf der Jubelfeier in Leipzig folgte eine Strategie der Ausmerzung jeglicher Kritik, Säuberung und Gleichschaltung in allen akademischen Gremien und Verlagen und Publikationsorganen, so weit der Arm der Physik-Machthaber reichte. Für die Kritiker bedeutete dies, daß sie fortan nur noch außerhalb der Reichweite des Physik- Establishments Möglichkeiten zur öffentlichen Äußerung finden konnten. Sie bestanden und bestehen im wesentlichen in Zeitschriften für die gesamten Naturwissenschaften oder Zeitschriften anderer Fachgebiete und in Verlagen, die nicht vom Physik-Establishment abhängig sind sowie im Selbstverlag. Die Entwicklung im autoritätsgläubigen Deutschland zur Diktatur der Relativistik ist in den anderen westlichen Ländern in ganz unterschiedlicher Weise und zeitlich versetzt nachvollzogen worden: in Italien eigentlich bis heute nicht, in Frankreich nicht so durchgreifend, in Großbritannien und den USA erst nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Wissenschaftshistoriker haben bisher mit Vorliebe die Einführung der Relativitätstheorie in diesen Ländern dargestellt, sich für das weitere Schicksal der Kritik und der Wissenschaftsfreiheit in diesen Ländern jedoch nicht interessiert, weil sie sich als artige Erfüllungsgehilfen der Relativistik verstehen. Alle erfolglos „Jakob Laub, der ja 1910 alle bekannten Versuche, durch die eine absolute Bewegung, d.h. ein Existenznachweis des Äthers, geliefert werden sollte und die alle erfolglos geblieben waren ...“ Ch. Schönbeck: Albert Einstein und Philipp Lenard. Berlin (usw.): Springer 2000. S. 15. Füsyk-Blyte Nr. 35 Textversion 1.2 - 2004 G. O. Mueller: SRT.
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Kap. 3: <strong>Das</strong> <strong>Relativitätsmärchen</strong><br />
Der „Handzettel der 19“ - <strong>die</strong> Ehrenrettung der Physik<br />
Vor <strong>die</strong>sem Hort „der freien wissenschaftlichen Forschung“ <strong>und</strong> des „Fortschritts der<br />
deutschen Kultur“ verteilten <strong>die</strong> Kritiker oder ließen verteilen einen Handzettel (man<br />
möchte sich vorstellen, der Nobelpreisträger Lenard selbst verteilt in Leipzig auf der<br />
Straße Handzettel, um physikalisch Gehör zu finden) mit folgendem Wortlaut:<br />
„Die Leitung der „Gesellschaft Deutscher Naturforscher <strong>und</strong> Ärzte“ hat es für richtig<br />
gehalten, unter den wissenschaftlichen Darbietungen der Leipziger Jahrh<strong>und</strong>ertfeier Vorträge<br />
über Relativitätstheorie auf <strong>die</strong> Tagesordnung einer großen, allgemeinen Sitzung aufzunehmen.<br />
Es muß <strong>und</strong> soll dadurch wohl der Eindruck erweckt werden, als stelle <strong>die</strong> Relativitätstheorie<br />
einen Höhepunkt der modernen wissenschaftlichen Forschung dar.<br />
Hiergegen legen <strong>die</strong> unterzeichneten Physiker, Mathematiker <strong>und</strong> Philosophen<br />
entschieden Verwahrung ein. Sie beklagen aufs tiefste <strong>die</strong> Irreführung der öffentlichen<br />
Meinung, welcher <strong>die</strong> Relativitätstheorie als Lösung des Welträtsels angepriesen wird, <strong>und</strong><br />
welche man über <strong>die</strong> Tatsache im Unklaren hält, daß viele <strong>und</strong> auch sehr angesehene Gelehrte<br />
der drei genannten Forschungsgebiete <strong>die</strong> Relativitätstheorie nicht nur als eine unbewiesene<br />
Hypothese ansehen, sondern sie sogar als eine im Gr<strong>und</strong>e verfehlte <strong>und</strong> logisch unhaltbare<br />
Fiktion ablehnen. Die Unterzeichneten betrachten es als unvereinbar mit dem Ernst <strong>und</strong> der<br />
Würde deutscher <strong>Wissenschaft</strong>, wenn eine im höchsten Maße anfechtbare Theorie voreilig<br />
<strong>und</strong> marktschreierisch in <strong>die</strong> Laienwelt getragen wird, <strong>und</strong> wenn <strong>die</strong> Gesellschaft Deutscher<br />
Naturforscher <strong>und</strong> Ärzte benutzt wird, um solche Bestrebungen zu unterstützen.<br />
Dr.-Ing. L. C. Glaser, Würzburg; Prof. Dr. F. Lipsius, Leipzig; Prof. Dr. M. Palagyi,<br />
Darmstadt; Dr. L. Kühn-Frobenius, Berlin; Geh. Rat Prof. Dr. P. Lenard, Heidelberg; Prof.<br />
Dr. J. Riem, Berlin; Dr. H. Fricke, Charlottenburg; Prof. Dr. K. Strehl, Hof; Dr. K. Geißler,<br />
Eisenach; Prof. Dr. E. Gehrcke, Berlin; Prof. Dr. S. Mohorovicic, Agram; Dr. K. Vogtherr,<br />
Karlsruhe; Dr. R. Orthner, Linz; Dr. J. Kremer, Graz; Dr. St. Lothigius, Stockholm; Dr. V.<br />
Nachreiner, Neustadt a.d.H.; Prof. Dr. M. Wolff, Eberswalde; Dr. A. Krauße, Eberswalde;<br />
Geh. Rat Prof. D. Dr. E. Hartwig, Bamberg.“<br />
(Quelle: Reproduktion in: Ch. Schönbeck: Albert Einstein <strong>und</strong> Philipp Lenard. Berlin<br />
2000, S. 37.)<br />
Dies ist das Dokument zur Ehrenrettung der Physik im Jahre 1922, zum Zeichen, daß nicht<br />
alle sich dem Diktat des Reichskanzlers der Physik beugen, daß vielmehr einige Wenige auf<br />
der Freiheit des selbständigen Urteils bestehen <strong>und</strong> es ablehnen, etwas nachzuplappern, was<br />
sie in der Sache als eine schon logisch unhaltbare Fiktion zurückweisen, in der Methode als<br />
eine Irreführung der Öffentlichkeit durch marktschreierische Propaganda anprangern. Die<br />
anschließenden acht Jahrzehnte Diktatur der Relativistik haben den Wert des „Handzettels<br />
der 19“ steigen lassen zu einem der seltenen Dokumente des reinen Engagements für eine<br />
Überzeugung, denn materielle oder soziale Vorteile konnte sich 1920 keiner der Unterzeichner<br />
ausrechnen.<br />
Unter der anhaltenden Diktatur der Relativisten wird der „Handzettel-Protest der 19“ noch<br />
im Jahr 2000 von der relativistikfrommen <strong>Wissenschaft</strong>shistorie folgendermaßen kommentiert<br />
(Charlotte Schönbeck: Albert Einstein <strong>und</strong> Philipp Lenard. Berlin: Springer 2000, S. 36):<br />
„Die Gegner der Relativitätstheorie hatten ihren Widerstand nicht aufgegeben, sie ließen rote<br />
Handzettel (Abb. 11) verteilen, um <strong>die</strong> Tagungsteilnehmer „aufzurütteln“.“<br />
G. O. Mueller: SRT.<br />
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Textversion 1.2 - 2004