Das Relativitätsmärchen und die Fakten - Wissenschaft und ...
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Kap. 3: <strong>Das</strong> <strong>Relativitätsmärchen</strong><br />
beobachten Bewegungen, „ob aber eine solche absolut oder relativ sei, <strong>die</strong>s kann niemals <strong>die</strong><br />
Beobachtung allein liefern, sondern dabei muß stets <strong>die</strong> Interpretation des Beobachteten<br />
ausschlaggebend mitwirken“ (S. 103). - Analysiert eingehend <strong>die</strong> Bestrebungen <strong>und</strong> Möglichkeiten,<br />
rein kinematische Betrachtung <strong>und</strong> beliebige, auch nicht-euklidische Geometrien<br />
miteinander zu kombinieren: man kann beliebige Deformationen eines Körpers darstellen,<br />
als sei der Körper unverändert <strong>und</strong> nur <strong>die</strong> Geometrie deformiert, <strong>und</strong> dabei sogar eine<br />
widerspruchsfreie Darstellung erhalten; man kann sogar auf eine „konstante Maßgeometrie“<br />
verzichten <strong>und</strong> in <strong>die</strong> Entfernungsfunktion zweier Körper <strong>die</strong> Zeit als Variable einführen;<br />
bezeichnet <strong>die</strong>s als einen „vielleicht abstrus erscheinenden, aber nicht der Aktualität<br />
entbehrenden Gedankengang“ (S. 105). „Irgendeine nicht-euklidische Geometrie [ist] in ihrer<br />
praktischen Anwendung nichts anderes als <strong>die</strong> euklidische Geometrie mit einigen darüber<br />
gelagerten Anomalien“ (S. 106): deshalb wird von den Vertretern nicht-euklidischer<br />
Geometrien stets betont, daß <strong>die</strong> euklidische Geometrie „in erster Annäherung“ gilt. - Kritisiert<br />
als gravierende Folge: „Wenn nämlich gewisse Gestaltveränderungen einer „Geometrie“<br />
zugeschrieben werden, so heißt das soviel, als daß sie schon vor Einführung einer Kausalität<br />
da sein sollen, also sozusagen ‘gr<strong>und</strong>los’“ (S. 107). - Kritisiert <strong>die</strong> Methodik der „modernen<br />
physikalischen Literatur“ als reine Dogmatik: man beginnt mit dem Dogma der Empiristik,<br />
„d.h. man bezieht sich auf Beobachtungen <strong>und</strong> Messungen ohne weitere Kritik“ - „zwei<br />
Blätter weiter“ werden ebenso dogmatisch apriorische Prinzipien eingeführt, z.B. das Prinzip<br />
der Unmöglichkeit von Fernwirkungen (S. 108). - „Absolute Aussagen auf Gr<strong>und</strong> rein<br />
experimenteller Daten sind unbegründet <strong>und</strong> daher prinzipiell immer falsch“ (S. 112). -<br />
Begründet <strong>die</strong> Annahme eines absoluten Raumes: wir nehmen vom Kosmos nur ein „endliches<br />
Raumstück“ wahr, bis zu den Fixsternen <strong>und</strong> Galaxien; außerhalb <strong>die</strong>ses Raumstücks<br />
können wir definitionsgemäß kein Objekt wahrnehmen: damit fehlt uns <strong>die</strong> Möglichkeit,<br />
unser „endliches Raumstück“ zu relativieren <strong>und</strong> z.B. eine Translation <strong>die</strong>ses Raumstücks zu<br />
messen. In <strong>die</strong>sen maximalen kosmischen Beobachtungsraum konstruieren wir das absolute<br />
Koordinatensystem (weil es durch keine Beobachtung von uns relativiert werden kann) (S.<br />
115). „Fragen wir uns nämlich, ob es bei <strong>die</strong>sem Raume irgendeine Art von Relativität gibt,<br />
so lautet <strong>die</strong> Antwort: Nein“ (S. 116). Identifiziert unseren kosmischen Beobachtungshorizont<br />
mit dem absoluten Raum <strong>und</strong> <strong>die</strong>sen mit dem Neumannschen Bezugskörper Alpha (S. 118).<br />
Die schöne Sottise auf das „absolute Vertrauen in den Geist einiger Forscher“ <strong>und</strong> deren<br />
Apodiktik über den allein seligmachenden Weg thematisiert schon im Sept. 1919 (Datierung<br />
des Vorworts) den Weg der Physik in Personenkult <strong>und</strong> Devotionalienhandel. - Zeigt, daß<br />
bereits <strong>die</strong> Voraussetzungen der Theorie gr<strong>und</strong>falsch sind, weshalb auch nur irrige Folgerungen<br />
herauskommen können. - Die gr<strong>und</strong>sätzliche Bestreitung jeglicher Relativität des Raumes<br />
ist <strong>die</strong> härteste Position der Kritik überhaupt <strong>und</strong> wird nur von wenigen Kritikern vorgetragen.<br />
1920-1922 Zweite Phase der Kritik<br />
Mit der britischen Expedition zur Beobachtung der Sonnenfinsternis von 1919 in Brasilien<br />
<strong>und</strong> auf der Insel Principe (vor der afrikanischen Küste) <strong>und</strong> den behaupteten Ergebnissen,<br />
<strong>die</strong> im November in London vorgestellt werden, beginnt <strong>die</strong> Zweite Phase der Theorie-Kritik,<br />
<strong>die</strong> durch folgende Merkmale charakterisiert ist <strong>und</strong> sich gr<strong>und</strong>legend von der Ersten Phase<br />
(1908-1914) unterscheidet:<br />
(1) Durch <strong>die</strong> angeblichen Beobachtungsergebnisse der britischen Expedition ist jetzt<br />
<strong>die</strong> ART das Hauptthema.<br />
(2) Der Expeditionsleiter (der Astronomer Royal) <strong>und</strong> A. S. Eddington als <strong>die</strong> einzigen<br />
offiziellen Interpreten bezeichnen <strong>die</strong> Ergebnisse als vollständige Bestätigung der ART Albert<br />
Einsteins.<br />
G. O. Mueller: SRT.<br />
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Textversion 1.2 - 2004