Das Relativitätsmärchen und die Fakten - Wissenschaft und ...

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Kap. 3: Das Relativitätsmärchen die zum gleichen Ergebnis führte, die Einstein aber nicht erwähnt hat; die Formeln von Gerber und Einstein sind identisch. Gerber hat auch die Perihelbewegung des Merkur bereits quantitativ erklärt; er hat auch die Perihelbewegungen der anderen Planeten behandelt. Die Gerbersche Abhandlung wird bei Mach erörtert, und Einstein habe erst kürzlich seine genaue Bekanntschaft mit Machs Werk bekundet. Gerbers Arbeit ist auch sonst in der Literatur behandelt worden. Die Annahme, daß Einstein durch Zufall zum selben Ergebnis kommt wie Gerber, wird dadurch „erschwert“ (S. 124). 1917 A. Einstein: Über die beiden Theorien, gemeinverständlich EINSTEIN, ALBERT: Über die spezielle und die allgemeine Relativitätstheorie. 21. Aufl. 1969, Nachdr. Braunschweig usw.: Vieweg, 1984. 130 S. (Wissenschaftliche Taschenbücher. 59.) 1. Aufl. 1917: trägt auf dem Titelblatt die Angabe „Gemeinverständlich“. - 16., erw. Aufl. 1954. - 17., erw. Aufl. 1956. Rezension: E. Gehrcke in: Zeitschrift für physikalischen und chemischen Unterricht. 30. 1917, S. 266-267. Als „gemeinverständlich konzipiert; verzichtet auf den mathematischen Apparat, entwickelt nur die grundlegenden Gleichungen; setzt nach dem Willen des Verfassers nur „Maturitätsbildung“ voraus. Durch diese Merkmale und durch die Verbreitung in vielfachen Auflagen hat diese Darstellung großen Einfluß auf die Rezeption der Theorie gehabt. Entwickelt zahlreiche Geschichten mit Eisenbahnwagen, später und in der Literatur zu „Gedanken- Experimenten“ ernannt, jedoch bar jeder Experimentqualität, weil nicht durchgeführt und weitgehend auch nicht durchführbar. Diese „Gedanken-Experimente“ beschäftigen auch weitgehend die akademische Literatur, weil sie in aller Naivität die Unzulänglichkeiten erkennen lassen, die von der Relativistik unermüdlich „erklärt“ oder „richtiggestellt“ werden müssen. Die Relativisten sind oft nicht einmal in der Lage, die Geschichten Albert Einsteins richtig nachzuerzählen, weshalb diese Darstellung gute Dienste leistet, wenn man sich vergewissern will, was der Urheber eigentlich wirklich erzählt hat. Die Darstellung von 1917 dokumentiert die strikt empiristisch-positivistische Grundlage, die Albert Einstein später zugunsten einer teils realistischeren, teils idealistischeren Auffassung aufgegeben hat, wie sie in dem von Werner Heisenberg berichteten Gespräch mit Albert Einstein 1926 belegt ist. Vgl. Fehler R 3. 1917 Wiederabdruck von P. Gerber: Merkur-Perihel 1898 / 1902 GERBER, PAUL: Die Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Gravitation / Anmerkung, S. 415: E. Gehrcke. In: Annalen der Physik. Ser. 4, Bd. 52. 1917, H. 4, S. 415-444. Seitenzahl „444“ ist korrekt; in der Literatur genannte „441“ ist verursacht durch unklaren Druck. - Erste Kurzfassung erschien 1898; vollständig erstmals als: Städt. Realgymnasium Stargard in Pommern, Programmabhandlung 1902. G. O. Mueller: SRT. 234 Textversion 1.2 - 2004

Kap. 3: Das Relativitätsmärchen Die ART 1916 erklärt die Perihelbewegung des Merkur mit derselben Formel wie Gerber 1902, gibt jedoch Gerber nicht als Quelle an. Um diese Priorität Gerbers und - was das physikalisch Relevante ist - seine Unabhängigkeit von irgendwelchen relativistischen Bedingungen zu dokumentieren, wurde Gerbers Abhandlung umgehend (1917) von Gehrcke in den „Annalen der Physik“ wiederabgedruckt, als Widerlegung der Behauptung, nur die ART könne den Merkur-Perihel erklären. Die Relativisten waren erbost über diese Mitteilung in den „Annalen“ und kritisierten die Gerbersche Abhandlung als nicht zuverlässig. Besonders tat sich hierin H. Seeliger hervor. Gehrcke 1919 (Zur Diskussion über den Äther) klärt Seeligers Eifer auf: Seeliger hatte sich schon seit längerem, schon vor Gerber, mit der Erklärung des Merkurperihels befaßt und kannte die einschlägige Literatur genau, hatte jedoch „versäumt ...darauf hinzuweisen, daß die von EINSTEIN für die Perihelbewegungen aufgestellte Formel nichts anderes ist als die alte Formel von GERBER“. 1917 E. Guillaume: La physique moderne GUILLAUME, EDOUARD: Les bases de la physique moderne [Teil 1-3]. In: Archives des sciences physiques et naturelles. Genève. Ser. 4, T. 43. 1917, S. 5-21. - Teil 2: S. 89-112. - Teil 3: S. 185-198. 235 1917 Teil 1 enthält eine vorzügliche historische Darstellung der Entwicklung bis zu Lorentz’ Aufsatz 1904, als Voraussetzung für die kritische Darstellung der SRT in Teil 2. Teil 2: Die behaupteten Effekte der Theorie (Längenkontraktion, Zeitdilatation) hängen in ihrer Größe nur von der relativen Geschwindigkeit zwischen beiden Systemen ab und sind vollkommen „réciproque; c’est la relativité qui l’exige“ (S. 93). - Nach der Realität von LK und ZD soll nach Auffassung der „adeptes de la relativité“ nicht gefragt werden: „La distinction entre réalité et apparence est vaine, et il convient de la bannir de la Science, qui est toute relative, c’est-à-dire ne peut établir que des comparaisons“ (S. 93). - Die Relativisten wollen uns immer wieder vertrösten und versichern, daß es sich nur um eine Frage der Gewöhnung handelt, nach deren Erreichung wir mit dieser neuen Kinematik wie mit der alten arbeiten würden. - Die Geometrie Euklids ist einfacher als jede nicht-euklidische (Zitat von Poincaré, S. 96) und deshalb unverändert anzuwenden. - Die Zeit ist irreversibel; auch wenn man die Uhrzeiger im gegenläufigen Sinn drehen wollte, bliebe die Zeit in einem absoluten Sinn irreversibel. Für die SRT dagegen gibt es eine reversible Zeit, weil man in ihren Gleichungen t gegen -t vertauschen kann und sie ihren Sinn behält, wie die klassische Mechanik. Alle aus Ein Raum ohne Äther undenkbar „Nach der allgemeinen Relativitätstheorie ist der Raum mit physikalischen Qualitäten ausgestattet; es existiert also in diesem Sinne ein Äther. Gemäß der allgemeinen Relativitätstheorie ist ein Raum ohne Äther undenkbar; denn in einem solchen gäbe es nicht nur keine Lichtfortpflanzung, sondern auch keine Existenzmöglichkeit von Maßstäben und Uhren, also keine räumlich-zeitlichen Entfernungen im Sinne der Physik.“ A. Einstein: Äther und Relativitätstheorie. Rede, gehalten in Leiden, 5.5. 1920. Berlin: Springer 1920. Zitiert nach Abdruck in: Albert Einsteins Relativitätstheorie. Die grundlegenden Arbeiten. Hrsg.: K. v. Meyenn. Braunschweig 1990, S. 123. Füsyk-Blyte Nr. 16 Textversion 1.2 - 2004 G. O. Mueller: SRT.

Kap. 3: <strong>Das</strong> <strong>Relativitätsmärchen</strong><br />

<strong>die</strong> zum gleichen Ergebnis führte, <strong>die</strong> Einstein aber nicht erwähnt hat; <strong>die</strong> Formeln von Gerber<br />

<strong>und</strong> Einstein sind identisch. Gerber hat auch <strong>die</strong> Perihelbewegung des Merkur bereits<br />

quantitativ erklärt; er hat auch <strong>die</strong> Perihelbewegungen der anderen Planeten behandelt. Die<br />

Gerbersche Abhandlung wird bei Mach erörtert, <strong>und</strong> Einstein habe erst kürzlich seine genaue<br />

Bekanntschaft mit Machs Werk bek<strong>und</strong>et. Gerbers Arbeit ist auch sonst in der Literatur<br />

behandelt worden. Die Annahme, daß Einstein durch Zufall zum selben Ergebnis kommt wie<br />

Gerber, wird dadurch „erschwert“ (S. 124).<br />

1917 A. Einstein:<br />

Über <strong>die</strong> beiden Theorien, gemeinverständlich<br />

EINSTEIN, ALBERT:<br />

Über <strong>die</strong> spezielle <strong>und</strong> <strong>die</strong> allgemeine Relativitätstheorie. 21. Aufl. 1969, Nachdr. Braunschweig<br />

usw.: Vieweg, 1984. 130 S. (<strong>Wissenschaft</strong>liche Taschenbücher. 59.)<br />

1. Aufl. 1917: trägt auf dem Titelblatt <strong>die</strong> Angabe „Gemeinverständlich“. - 16., erw. Aufl.<br />

1954. - 17., erw. Aufl. 1956.<br />

Rezension: E. Gehrcke in: Zeitschrift für physikalischen <strong>und</strong> chemischen Unterricht. 30.<br />

1917, S. 266-267.<br />

Als „gemeinverständlich konzipiert; verzichtet auf den mathematischen Apparat, entwickelt<br />

nur <strong>die</strong> gr<strong>und</strong>legenden Gleichungen; setzt nach dem Willen des Verfassers nur „Maturitätsbildung“<br />

voraus. Durch <strong>die</strong>se Merkmale <strong>und</strong> durch <strong>die</strong> Verbreitung in vielfachen Auflagen<br />

hat <strong>die</strong>se Darstellung großen Einfluß auf <strong>die</strong> Rezeption der Theorie gehabt. Entwickelt<br />

zahlreiche Geschichten mit Eisenbahnwagen, später <strong>und</strong> in der Literatur zu „Gedanken-<br />

Experimenten“ ernannt, jedoch bar jeder Experimentqualität, weil nicht durchgeführt <strong>und</strong><br />

weitgehend auch nicht durchführbar.<br />

Diese „Gedanken-Experimente“ beschäftigen auch weitgehend <strong>die</strong> akademische Literatur,<br />

weil sie in aller Naivität <strong>die</strong> Unzulänglichkeiten erkennen lassen, <strong>die</strong> von der Relativistik<br />

unermüdlich „erklärt“ oder „richtiggestellt“ werden müssen. Die Relativisten sind oft nicht<br />

einmal in der Lage, <strong>die</strong> Geschichten Albert Einsteins richtig nachzuerzählen, weshalb <strong>die</strong>se<br />

Darstellung gute Dienste leistet, wenn man sich vergewissern will, was der Urheber eigentlich<br />

wirklich erzählt hat.<br />

Die Darstellung von 1917 dokumentiert <strong>die</strong> strikt empiristisch-positivistische Gr<strong>und</strong>lage,<br />

<strong>die</strong> Albert Einstein später zugunsten einer teils realistischeren, teils idealistischeren Auffassung<br />

aufgegeben hat, wie sie in dem von Werner Heisenberg berichteten Gespräch mit Albert<br />

Einstein 1926 belegt ist. Vgl. Fehler R 3.<br />

1917 Wiederabdruck von<br />

P. Gerber: Merkur-Perihel 1898 / 1902<br />

GERBER, PAUL:<br />

Die Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Gravitation / Anmerkung, S. 415: E. Gehrcke.<br />

In: Annalen der Physik. Ser. 4, Bd. 52. 1917, H. 4, S. 415-444.<br />

Seitenzahl „444“ ist korrekt; in der Literatur genannte „441“ ist verursacht durch unklaren<br />

Druck. - Erste Kurzfassung erschien 1898; vollständig erstmals als: Städt. Realgymnasium<br />

Stargard in Pommern, Programmabhandlung 1902.<br />

G. O. Mueller: SRT.<br />

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Textversion 1.2 - 2004

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