Das Relativitätsmärchen und die Fakten - Wissenschaft und ...

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Kap. 3: Das Relativitätsmärchen 1914 M. B. Weinstein: Relativitätslehre WEINSTEIN, MAX BERNHARD: Die Relativitätslehre und die Anschauung von der Welt. In: Himmel und Erde. 26. 1914, S. 1-14. Die Einführung des Relativitätsprinzips ist ein Unglück für die Wissenschaft insofern (S. 1), „als die Bedeutung dieses Prinzips ... so ins ungemessene ausgedehnt worden ist, daß zu den törichtesten Behauptungen eine unerträgliche Unduldsamkeit gegen anders Meinende sich gesellt hat, die fast einem mittelalterlichen Glaubenszwang gleicht.“ - S. 7: „Einstein hat diese seine erste Relativitätstheorie neuerdings zugunsten einer allgemeineren solchen Theorie aufgegeben.“ - S. 13: „Zuletzt eine Frage, wegen deren Stellung schon die Relativiker einen unbesehen verbrennen möchten. Ist denn das Relativitätsprinzip überhaupt nötig? ... Persönlich muß ich die Frage verneinen.“ 1914 Spezielle Relativitätstheorie: bisherige Verlustliste Bis zum Beginn des Weltkrieges mußte die Theorie folgende Abstriche machen: (1) Die Interferometer-Versuche von Michelson / Morley / Miller haben 1887, 1902/03 und 1904 Erdgeschwindigkeiten zwischen 5 km/sec und 10 km/sec ergeben und damit der Theorie die Grundlage entzogen. (2) Albert Einstein hat wegen der Wirkung der Gravitation auf das Licht die absolute Konstanz der Lichtgeschwindigkeit aufgegeben. (3) Albert Einstein hat die Invarianz der Bewegungsgleichungen bei Lorentz-TF aufgegeben. (4) Es gibt keinerlei empirische Bestätigung für die behaupteten Effekte der Kinematik. 1915 „Kultur der Gegenwart“, Teil 3, Abt. 3, Bd. 3 In diesem Übersichtswerk sind 6 Beiträge abgedruckt, die auch die spezielle Relativitätstheorie behandeln. Davon sind 2 Beiträge der Kritik gewidmet: S. 1-78: J. E. Wiechert S. 517-574: O. H. Wiener In einer redaktionellen Fußnote wird der Beitrag von E. Wiechert, der die Theorie ablehnt, bereits als „abweichende Auffassung“ bezeichnet, nämlich von der Darstellung A. Einsteins abweichend. Damit wird klargemacht, was die „herrschende Auffassung“ sein soll. 1915 Wiederabdruck von W. Voigt 1887: Transformationsgleichung VOIGT, WOLDEMAR: Über das Dopplerische Prinzip. In: Physikalische Zeitschrift. 16. 1915, S. 381-386. G. O. Mueller: SRT. 230 Textversion 1.2 - 2004

Kap. 3: Das Relativitätsmärchen Abdruck der Arbeit von 1887, mit einer Begründung der Redaktion: „Die Geburtstagsfeier des Relativitätsprinzips veranlaßt die Redaktion den Lesern ... einen gelegentlich in Vergessenheit geratenen, sehr frühzeitigen Vorläufer desselben vorzulegen. Tatsächlich wird in dieser ... Notiz die grundlegende Transformation der optischen Differentialgleichung schon klar formuliert.“ Außerdem hat Voigt Zusätze eingefügt; S. 383: „Dies ist bis auf den für die Anwendungen irrelevanten Faktor q genau die Lorentz -Transformation vom Jahre 1904.“ 1915 P. Duhem: La science allemande DUHEM, PIERRE: Quelques réflexions sur la science allemande. In: Revue des deux mondes. Paris. Année 85, Pér. 6, T. 25. 1915, S. 657-686. Abdruck in: Duhem: La science allemande. 1915, S. 101-143. 231 1914 Erkennt die Bedeutung und Überlegenheit der deutschen Mathematiker an (in der Zeitschrift geht dem Beitrag von Duhem ein Beitrag von Felix Klein voran). Kritisiert die Reduktion der Geometrie auf die Algebra: die Reduktion des Raumpunktes auf ein „ensemble de trois nombre“ (S. 667); ebenso die Erhöhung der Zahl der Dimensionen des Raumes als rein mathematische Operation. Deutsche Professoren pflegen ihre Deduktionen oft einzuleiten mit „Wir wollen und können setzen ...“ Damit wird die Wissenschaft zu einem Akt des freien Willens, des Wunsches und des Wohlgefallens (libre arbitre; volonté; bon plaisir); die Physik wird reduziert auf eine Folge algebraischer Deduktionen. Damit verliert eine derartige Physik den Bezug zur Wirklichkeit, um deren realistische Erfassung sich der „sens commun“ bemüht. - Das Null-Ergebnis des Michelson-Morley-Versuches müßte (1915!) erst noch bestätigt und richtig interpretiert werden: die deutschen Physiker haben die Theorie bereits dem Ergebnis des MMV angepaßt. - Das Relativitätsprinzip der SRT ist eine Schöpfung aus dem Geist der Geometrie; es schafft eine Verbindung zwischen Raum und Zeit, die unseren Erfahrungen widerspricht. Raum und Zeit sind unabhängig voneinander. Unsere Vernunft kann keine notwendige Beziehung zwischen Raum und Zeit erkennen, z. B. zwischen dem Weg, den ein Körper zurücklegt, und der Zeit, die er dafür benötigt. Daher gibt es keinen Grund, eine Maximalgeschwindigkeit anzunehmen; alle Begrenzungen sind nur die Grenzen des Ingenieurs. Die beiden Prinzipien der SRT verwüsten (dévastation) die Theorien der Mechanik und der Physik, und der geometrische Geist der Deutschen will freudig (à coeur joie) eine ganz neue Physik auf den Prinzipien der SRT aufbauen. Wenn diese neue Physik, die jegliche Erfahrung verachtet, gegen alle Beobachtungen und Erfahrungen der Erd- und Himmelsmechanik verstößt, so werden die Vertreter der reinen Deduktion um so stolzer sein auf die Ein wunderlicher Schluß „Das Paradoxe dieses Ergebnisses liegt darin, daß jeder innere Vorgang im System B langsamer ablaufen muß als derselbe Vorgang im System A. Alle Atomschwingungen, ja der Lebenslauf selbst müssen sich gerade so verhalten wie die Uhren. Wenn also A und B Zwillingsbrüder sind, so muß B nach der Rückkehr von der Reise jünger sein als der Bruder A. In der Tat, ein wunderlicher Schluß, der aber durch keine Deutelei zu beseitigen ist. Man muß sich damit abfinden, wie man sich vor einigen Jahrhunderten mit den auf dem Kopf stehenden Antipoden abfinden mußte.“ M. Born: Die Relativitätstheorie Einsteins. 1984. S. 222. Füsyk-Blyte Nr. 14 Textversion 1.2 - 2004 G. O. Mueller: SRT.

Kap. 3: <strong>Das</strong> <strong>Relativitätsmärchen</strong><br />

Abdruck der Arbeit von 1887, mit einer Begründung der Redaktion:<br />

„Die Geburtstagsfeier des Relativitätsprinzips veranlaßt <strong>die</strong> Redaktion den Lesern ... einen<br />

gelegentlich in Vergessenheit geratenen, sehr frühzeitigen Vorläufer desselben vorzulegen.<br />

Tatsächlich wird in <strong>die</strong>ser ... Notiz <strong>die</strong> gr<strong>und</strong>legende Transformation der optischen Differentialgleichung<br />

schon klar formuliert.“<br />

Außerdem hat Voigt Zusätze eingefügt; S. 383: „Dies ist bis auf den für <strong>die</strong> Anwendungen<br />

irrelevanten Faktor q genau <strong>die</strong> Lorentz -Transformation vom Jahre 1904.“<br />

1915 P. Duhem: La science allemande<br />

DUHEM, PIERRE:<br />

Quelques réflexions sur la science allemande.<br />

In: Revue des deux mondes. Paris. Année 85, Pér. 6, T. 25. 1915, S. 657-686.<br />

Abdruck in: Duhem: La science allemande. 1915, S. 101-143.<br />

231<br />

1914<br />

Erkennt <strong>die</strong> Bedeutung <strong>und</strong> Überlegenheit der deutschen Mathematiker an (in der Zeitschrift<br />

geht dem Beitrag von Duhem ein Beitrag von Felix Klein voran). Kritisiert <strong>die</strong> Reduktion der<br />

Geometrie auf <strong>die</strong> Algebra: <strong>die</strong> Reduktion des Raumpunktes auf ein „ensemble de trois<br />

nombre“ (S. 667); ebenso <strong>die</strong> Erhöhung der Zahl der Dimensionen des Raumes als rein<br />

mathematische Operation. Deutsche Professoren pflegen ihre Deduktionen oft einzuleiten<br />

mit „Wir wollen <strong>und</strong> können setzen ...“ Damit wird <strong>die</strong> <strong>Wissenschaft</strong> zu einem Akt des freien<br />

Willens, des Wunsches <strong>und</strong> des Wohlgefallens (libre arbitre; volonté; bon plaisir); <strong>die</strong> Physik<br />

wird reduziert auf eine Folge algebraischer Deduktionen. Damit verliert eine derartige Physik<br />

den Bezug zur Wirklichkeit, um deren realistische Erfassung sich der „sens commun“ bemüht.<br />

- <strong>Das</strong> Null-Ergebnis des Michelson-Morley-Versuches müßte (1915!) erst noch bestätigt<br />

<strong>und</strong> richtig interpretiert werden: <strong>die</strong> deutschen Physiker haben <strong>die</strong> Theorie bereits dem Ergebnis<br />

des MMV angepaßt. - <strong>Das</strong> Relativitätsprinzip der SRT ist eine Schöpfung aus dem Geist der<br />

Geometrie; es schafft eine Verbindung zwischen Raum <strong>und</strong> Zeit, <strong>die</strong> unseren Erfahrungen<br />

widerspricht. Raum <strong>und</strong> Zeit sind unabhängig voneinander. Unsere Vernunft kann keine<br />

notwendige Beziehung zwischen Raum <strong>und</strong> Zeit erkennen, z. B. zwischen dem Weg, den ein<br />

Körper zurücklegt, <strong>und</strong> der Zeit, <strong>die</strong> er dafür benötigt. Daher gibt es keinen Gr<strong>und</strong>, eine<br />

Maximalgeschwindigkeit anzunehmen; alle Begrenzungen sind nur <strong>die</strong> Grenzen des<br />

Ingenieurs. Die beiden Prinzipien der SRT verwüsten (dévastation) <strong>die</strong> Theorien der Mechanik<br />

<strong>und</strong> der Physik, <strong>und</strong> der geometrische Geist der Deutschen will freudig (à coeur joie) eine<br />

ganz neue Physik auf den Prinzipien der SRT aufbauen. Wenn <strong>die</strong>se neue Physik, <strong>die</strong> jegliche<br />

Erfahrung verachtet, gegen alle Beobachtungen <strong>und</strong> Erfahrungen der Erd- <strong>und</strong> Himmelsmechanik<br />

verstößt, so werden <strong>die</strong> Vertreter der reinen Deduktion um so stolzer sein auf <strong>die</strong><br />

Ein w<strong>und</strong>erlicher Schluß<br />

„<strong>Das</strong> Paradoxe <strong>die</strong>ses Ergebnisses liegt darin, daß jeder innere Vorgang im System<br />

B langsamer ablaufen muß als derselbe Vorgang im System A. Alle Atomschwingungen,<br />

ja der Lebenslauf selbst müssen sich gerade so verhalten wie <strong>die</strong><br />

Uhren. Wenn also A <strong>und</strong> B Zwillingsbrüder sind, so muß B nach der Rückkehr<br />

von der Reise jünger sein als der Bruder A. In der Tat, ein w<strong>und</strong>erlicher Schluß,<br />

der aber durch keine Deutelei zu beseitigen ist. Man muß sich damit abfinden,<br />

wie man sich vor einigen Jahrh<strong>und</strong>erten mit den auf dem Kopf stehenden<br />

Antipoden abfinden mußte.“<br />

M. Born: Die Relativitätstheorie Einsteins. 1984. S. 222.<br />

Füsyk-Blyte Nr. 14<br />

Textversion 1.2 - 2004 G. O. Mueller: SRT.

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