Das Relativitätsmärchen und die Fakten - Wissenschaft und ...
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Kap. 3: Das Relativitätsmärchen Eine Änderung im Gedächtnis könnte jedoch keine Wirkung auf die Abfolge des Geschehens in der Wirklichkeit der Natur haben. Wer auf eine Wirkung des Gedächtnisses auf die physikalischen Vorgänge spekuliert, betreibt nichts anderes als Magie und Esoterik. Die in der Physik häufig vorgetragene Bemerkung, in den Formeln der Physik habe die Zeit keine Richtung, und deshalb könne die Zeit in beiden Richtungen „fließen“, vorwärts und rückwärts, bestätigt aufs schönste nur die Dimensionslosigkeit und Richtungslosigkeit der Zeitwerte als reine Verhältniszahlen und unsere These, daß der Zeitpfeil ein Produkt des Gedächtnisses ist. Diese Sachlage hat jedoch auch die Groß-Koryphäen der Physik am Ende des 20. Jahrhunderts nicht daran gehindert, sich an den phantastischen Schilderungen der umgekehrten Zeit und der Zeitreisen als physikalischen Wirklichkeiten zu beteiligen: wenn sogar Stephen Hawking mitmacht, dann muß an der Sache etwas dran sein. Wie man sieht, ist die Wissenschaft unablässig auf der Suche nach Erkenntnis. G. O. Mueller: SRT. *** 1908-14 Erste Phase der Kritik Für diesen Zeitraum weist unsere Dokumentation 106 Veröffentlichungen nach. Es ist eine Zeit der offenen Diskussion, ohne sichtbare Emotionen, in ruhiger Rede und Gegenrede in den Fachorganen. 1908 Als erste melden sich Max Abraham, Tullio Levi-Civita, Gilbert N. Lewis und Walter Ritz kritisch zu Wort. Levi-Civita wird später in das Lager der Relativisten überwechseln und die Allgemeine Relativitätstheorie vertreten. 1909 Max Abraham, A. Bestelmeyer, Pierre Duhem, Paul Ehrenfest und Georg Hamel. 1910 Max Abraham, Otto Berg, Gustav Herglotz, Philipp Lenard, Hendrik Antoon Lorentz, Paul Natorp, Fritz Noether, Léon Schames. Bemerkenswert ist vor allem Lorentz als früher und entschiedener Kritiker der Speziellen Relativitätstheorie: er kritisiert die Verleugnung des Äthers, die Behauptung realer Effekte der Kinematik, für die die Theorie die Asymmetrie und damit Realität in einem der Systeme nicht begründen kann. In seinen Göttinger Vorträgen 1910 wird er geradezu ironisch. Lorentz hat im Grunde 1910 schon Dingles Frage von 1960 zum Probestein für die Theorie gemacht - und schon damals keine Antwort erhalten. - Seine Vorträge in Göttingen wurden von dem jungen Max Born, einem überzeugten Anhänger der Speziellen Relativitätstheorie, protokolliert und zum Druck in der Physikalischen Zeitschrift redigiert. 1911 Von denen der vorangehenden Jahre melden sich nur Lenard und Ritz noch einmal zu Wort; die übrigen sind neu im Kreis der Kritiker: 218 Textversion 1.2 - 2004
Kap. 3: Das Relativitätsmärchen C. Beckenhaupt, Guido Castelnuovo, Ernst Gehrcke, Aloys Müller, Alfred Arthur Robb, O. M. Stewart, Max Bernhard Weinstein, Johann Emil Wiechert. Zum ersten Mal melden sich zwei Angelsachsen zu Wort. Im Juni des Jahres hält Paul Bernays einen Vortrag „innerhalb der Fries‘schen Schule“ in Göttingen, der jedoch erst 1914 in den Abhandlungen der Fries‘schen Schule veröffentlicht wird. Die Veröffentlichung dieses sehr grundsätzlichen Vortrags wird nur selten überhaupt in Literaturlisten erwähnt und von den Relativisten nie diskutiert. - Max Born hat in seinen Erinnerungen (Mein Leben. 1975, S. 143-147) von seinem Verhältnis zur Fries‘schen Schule und ihrem Mentor Leonard Nelson berichtet. 1912-1914 In den weiteren drei Jahren bis zum Ausbruch des Weltkriegs erweiterte sich der Kreis der Kritiker, aber nicht dramatisch. Die Kritik der speziellen Relativitätstheorie blieb eine Angelegenheit von ca. 48 Autoren mit ca. 105 Veröffentlichungen innerhalb der akademischen Wissenschaften. Die Summe der Kritik Die rund hundert kritischen Arbeiten enthalten eine umfassende, fundamentale und vernichtende Kritik der speziellen Relativitätstheorie, der die Relativisten nichts als Beschwichtigungen, Ausflüchte und Gegenbehauptungen entgegengesetzt haben. 1908 M. Abraham: Zeitbegriff ABRAHAM, MAX: Theorie der Elektrizität [Bd. 2] : Elektromagnetische Theorie der Strahlung. 2. Aufl. Leipzig: Teubner, 1908. 404 S. - Vorwort: Juli 1908. S. 368-369: Einsteins „Forderung“ der C-Konstanz und das Relativitäts-“Postulat“ und die daraus abgeleitete Zeitdefinition führen zu „nicht annehmbaren“ Konsequenzen: „sie machen es notwendig, die Einsteinsche Zeitdefinition abzulehnen“ (S. 368-369). Die Dauer eines Vorganges ist unabhängig davon, ob sie „in der Skala der allgemeinen Zeit oder in der Ortszeitskala gemessen wird“ (S. 369); das Postulat der C-Konstanz muß fallen. - Vgl. Fehler B 1 - 3. 1910 O. Berg: Relativitätsprinzip, Minkowski-Welt BERG, OTTO: Das Relativitätsprinzip der Elektrodynamik / Otto Berg. In: Abhandlungen der Fries’schen Schule. NF. Bd 3, H. 2. 1910, S. 333-382 (= S. 1-50). In der Theorie soll ein spezieller physikalischer Vorgang, nämlich die Lichtausbreitung, besondere Bedeutung erhalten durch die Behauptung der Lichtgeschwindigkeit (C) als für Richtige Auffassung „Bei richtiger Auffassung enthält die Einsteinsche Kinematik keinerlei Dunkelheiten oder gar innere Widersprüche.“ M. Born: Die Relativitätstheorie Einsteins. 1984. S. 220. Füsyk-Blyte Nr. 8 219 1908 Textversion 1.2 - 2004 G. O. Mueller: SRT.
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Kap. 3: <strong>Das</strong> <strong>Relativitätsmärchen</strong><br />
Eine Änderung im Gedächtnis könnte jedoch keine Wirkung auf <strong>die</strong> Abfolge des Geschehens<br />
in der Wirklichkeit der Natur haben. Wer auf eine Wirkung des Gedächtnisses auf <strong>die</strong><br />
physikalischen Vorgänge spekuliert, betreibt nichts anderes als Magie <strong>und</strong> Esoterik.<br />
Die in der Physik häufig vorgetragene Bemerkung, in den Formeln der Physik habe <strong>die</strong> Zeit<br />
keine Richtung, <strong>und</strong> deshalb könne <strong>die</strong> Zeit in beiden Richtungen „fließen“, vorwärts <strong>und</strong><br />
rückwärts, bestätigt aufs schönste nur <strong>die</strong> Dimensionslosigkeit <strong>und</strong> Richtungslosigkeit der<br />
Zeitwerte als reine Verhältniszahlen <strong>und</strong> unsere These, daß der Zeitpfeil ein Produkt des<br />
Gedächtnisses ist.<br />
Diese Sachlage hat jedoch auch <strong>die</strong> Groß-Koryphäen der Physik am Ende des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />
nicht daran gehindert, sich an den phantastischen Schilderungen der umgekehrten Zeit <strong>und</strong><br />
der Zeitreisen als physikalischen Wirklichkeiten zu beteiligen: wenn sogar Stephen Hawking<br />
mitmacht, dann muß an der Sache etwas dran sein. Wie man sieht, ist <strong>die</strong> <strong>Wissenschaft</strong><br />
unablässig auf der Suche nach Erkenntnis.<br />
G. O. Mueller: SRT.<br />
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1908-14 Erste Phase der Kritik<br />
Für <strong>die</strong>sen Zeitraum weist unsere Dokumentation 106 Veröffentlichungen nach. Es ist eine<br />
Zeit der offenen Diskussion, ohne sichtbare Emotionen, in ruhiger Rede <strong>und</strong> Gegenrede in<br />
den Fachorganen.<br />
1908<br />
Als erste melden sich Max Abraham, Tullio Levi-Civita, Gilbert N. Lewis <strong>und</strong> Walter Ritz<br />
kritisch zu Wort. Levi-Civita wird später in das Lager der Relativisten überwechseln <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />
Allgemeine Relativitätstheorie vertreten.<br />
1909<br />
Max Abraham, A. Bestelmeyer, Pierre Duhem, Paul Ehrenfest <strong>und</strong> Georg Hamel.<br />
1910<br />
Max Abraham, Otto Berg, Gustav Herglotz, Philipp Lenard, Hendrik Antoon Lorentz, Paul<br />
Natorp, Fritz Noether, Léon Schames.<br />
Bemerkenswert ist vor allem Lorentz als früher <strong>und</strong> entschiedener Kritiker der Speziellen<br />
Relativitätstheorie: er kritisiert <strong>die</strong> Verleugnung des Äthers, <strong>die</strong> Behauptung realer Effekte<br />
der Kinematik, für <strong>die</strong> <strong>die</strong> Theorie <strong>die</strong> Asymmetrie <strong>und</strong> damit Realität in einem der Systeme<br />
nicht begründen kann. In seinen Göttinger Vorträgen 1910 wird er geradezu ironisch. Lorentz<br />
hat im Gr<strong>und</strong>e 1910 schon Dingles Frage von 1960 zum Probestein für <strong>die</strong> Theorie gemacht<br />
- <strong>und</strong> schon damals keine Antwort erhalten. - Seine Vorträge in Göttingen wurden von dem<br />
jungen Max Born, einem überzeugten Anhänger der Speziellen Relativitätstheorie, protokolliert<br />
<strong>und</strong> zum Druck in der Physikalischen Zeitschrift redigiert.<br />
1911<br />
Von denen der vorangehenden Jahre melden sich nur Lenard <strong>und</strong> Ritz noch einmal zu Wort;<br />
<strong>die</strong> übrigen sind neu im Kreis der Kritiker:<br />
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