Das Relativitätsmärchen und die Fakten - Wissenschaft und ...

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G. O. Mueller: SRT. Kap. 3: Das Relativitätsmärchen Um 1880 Äther-Hypothesen Der Äther ist eine Hypothese seit Newton. Ein Medium oder „Äther“ (die gewählte Bezeichnung spielt keine Rolle) als Träger von bestimmten physikalischen Eigenschaften war erforderlich, um bestimmte Eigenschaften der elektromagnetischen Wellen, z. B. des Lichts, wie die Transversalität von Schwingungen oder die Dielektrizitätskonstante im „leeren“ Raum zu erklären. Grundlegendes Werk: WHITTAKER, EDMUND TAYLOR, SIR: A history of the theories of aether and electricity. [Vol. 1] : the classical theories / Rev. and enlarged ed. London: Nelson, 1951. [Vol. 2] : the modern theories, 1900-1926. London: Nelson, 1953. Für die „Äther“-Hypothese gab es um 1880 keine experimentellen Nachweise. Die mißlichen Lage der Physik, daß sie eine Medium-Hypothese brauchte, das Medium experimentell aber nicht nachweisen konnte, regte viele Autoren zu phantasievollen Ausgestaltungen ihrer „Äther“-Hypothesen an, um möglichst viele physikalische Befunde auf einmal erklären zu können: der Äther wurde materiell oder immateriell gedacht; er wurde ruhend gedacht, und alle festen Körper bewegten sich durch ihn hindurch; oder die Körper nahmen eine Art Äther- Umgebung mit sich fort; oder der Äther war in Bewegung gedacht, vornehmlich in Wirbeln (Wirbeläther) und Schwingungen, und wurde dann nicht nur Trägermedium für bestimmte Eigenschaften, sondern geradezu Ursache für bestimmte physikalische Effekte; er konnte auch als spezifischer „lichttragender“ Äther oder „elektromagnetischer“ Äther vorgestellt werden, und war dann nur eine andere Metapher für die beliebte und anerkannte physikalische Metapher des „Feldes“, von der auch niemand weiß, was es ist. In dieser unbefriedigenden Lage der Äther-Hypothesen entwickelte ALBERT ABRAHAM MICHELSON die neue Idee, mit einem Experiment die Bewegung der Erde durch den als stationär angenommenen Äther nachzuweisen. Er konstruierte erstmals ein drehbares Interferometer, in dem zwei Lichtstrahlen aus derselben Quelle nach unterschiedlichen Wegen wieder vereinigt werden und dabei Interferenzmuster (Streifen oder Ringe) bilden, die sich verschieben müssen, wenn die Lichtstrahlen die verschiedenen Wege mit verschiedenen Geschwindigkeiten durchmessen; wenn sich dagegen die Interferenzstreifen nicht verschieben, so deutete dies auf dieselbe Geschwindigkeit auf beiden Lichtwegen. Da die Interferenzmuster sich aus den Phasenlagen der elektromagnetischen Strahlung ergeben, wurden im Interferometer genau genommen nicht die gleiche oder ungleiche Geschwindigkeit der Lichtstrahlen, sondern nur ihre gleichen oder veränderten Phasenlagen festgestellt. Die neue Experiment-Idee konnte nur Veränderungen der Lichtgeschwindigkeit auf den verschiedenen Wegen erforschen, keinesfalls jedoch die absolute Größe der Lichtgeschwindigkeit in km/sec messen. 1881 Michelson-Versuch Die Modell-Vorstellung zum MMV Wenn es einen stationären Äther gibt, dann bewegt sich nicht nur allein die Erde, sondern das gesamte Sonnensystem durch den Äther. Durch die Erdbahn um die Sonne nimmt die Erde 206 Textversion 1.2 - 2004

Kap. 3: Das Relativitätsmärchen im Laufe eines Jahres verschiedene, auch entgegengesetzte Bewegungsrichtungen an: in Abständen von einem halben Jahr würde sich die Erdbewegung einmal zur Ätherdrift des Sonnensystems addieren und einmal ihr entgegenlaufen. In welchen Punkten der Erdbahn diese Effekte auftreten würden, war unbekannt, weil man die Bewegungsrichtung durch den Äthers nicht kannte. Man nahm aus anderen Überlegungen eine Drift des Sonnensystems in Richtung des Sternbilds Herkules an. Da das Experiment auf der Erdoberfläche stattfinden sollte, mußte sich außerdem ein ähnlicher, jedoch bedeutend kleinerer Effekt durch die im Laufe von 24 Stunden (einer Erdumdrehung) stattfindenden Richtungsänderungen in der Bewegung des erdfesten Laboratoriums feststellen lassen. Beide Bewegung-Effekte, der aus der Erdrotation und der aus der Erdumlaufbahn, mußten sich überlagern. Die relativen Bewegungen von Sonnensystem/Erde und stationärem Äther sollten auf der Erde als „Ätherwind“ oder „Ätherdrift“ feststellbar sein. Zur experimentellen Feststellung waren folgende Beobachtungen über Verschiebungen der Spektrallinien erforderlich: 1. Messungen, wenn sich die Labor-Geschwindigkeit aus der Erdrotation zu der Geschwindigkeit der Erde auf ihrer Umlaufbahn um die Sonne addiert. 2. Messungen 6 Stunden später, wenn das Labor nur die Geschwindigkeit der Erde auf ihrer Umlaufbahn mitmacht. 3. Messungen weitere 6 Stunden später, wenn das Labor sich mit der Erdrotation gegen die Erdbahn um die Sonne bewegt und nur die Differenzgeschwindigkeit besitzt. 4. Dieselben Messungen (1) - (3) ein halbes Jahr später, wenn die Erde auf ihrer Umlaufbahn um die Sonne in Gegenposition steht und ihre Bewegungen sich anders zu der gesuchten Bewegung des Sonnensystems durch den Äther addieren. Die Durchführung 1881 in Berlin und Potsdam 207 1880 In Berlin waren die störenden Umwelteinflüsse zu stark, weshalb das Interferometer in das Astrophysikalische Observatorium nach Potsdam verlegt wurde. Das Instrument erwies sich als nicht stabil genug und wurde verstärkt. Michelson machte im April 1881 4 Reihen von Beobachtungen. In einem von Michelson unveröffentlichten Brief (zitiert in: L. S. Swenson: The ethereal aether. 1972, S. 69-70) an seinen Auftraggeber A. G. Bell teilt Michelson mit, daß er eine Verschiebung der Interferenzstreifen um ein Zehntel (eines Streifens) erwartet, aber nur ein Hundertstel gefunden habe und dieses Ergebnis für einen Experimentfehler halte (assignable Durch Experimente entschieden „Aber physikalische Fragen werden nicht nach ästhetischen Gesichtspunkten entschieden, sondern durch Experimente, und dies bedeutet in allen Fällen nüchterne, mühsame, geduldige Detailarbeit.“ M. Planck: Die Stellung der neueren Physik zur mechanischen Naturanschauung. Vortrag, 23.9.1910 in Königsberg. In: Planck: Physikalische Abhandlungen und Vorträge. Bd. 3. 1958, S. 30-46; darin: S. 45. Füsyk-Blyte Nr. 2 Textversion 1.2 - 2004 G. O. Mueller: SRT.

G. O. Mueller: SRT.<br />

Kap. 3: <strong>Das</strong> <strong>Relativitätsmärchen</strong><br />

Um 1880 Äther-Hypothesen<br />

Der Äther ist eine Hypothese seit Newton. Ein Medium oder „Äther“ (<strong>die</strong> gewählte<br />

Bezeichnung spielt keine Rolle) als Träger von bestimmten physikalischen Eigenschaften<br />

war erforderlich, um bestimmte Eigenschaften der elektromagnetischen Wellen, z. B. des<br />

Lichts, wie <strong>die</strong> Transversalität von Schwingungen oder <strong>die</strong> Dielektrizitätskonstante im „leeren“<br />

Raum zu erklären. Gr<strong>und</strong>legendes Werk:<br />

WHITTAKER, EDMUND TAYLOR, SIR:<br />

A history of the theories of aether and electricity.<br />

[Vol. 1] : the classical theories / Rev. and enlarged ed. London: Nelson, 1951.<br />

[Vol. 2] : the modern theories, 1900-1926. London: Nelson, 1953.<br />

Für <strong>die</strong> „Äther“-Hypothese gab es um 1880 keine experimentellen Nachweise. Die mißlichen<br />

Lage der Physik, daß sie eine Medium-Hypothese brauchte, das Medium experimentell aber<br />

nicht nachweisen konnte, regte viele Autoren zu phantasievollen Ausgestaltungen ihrer<br />

„Äther“-Hypothesen an, um möglichst viele physikalische Bef<strong>und</strong>e auf einmal erklären zu<br />

können: der Äther wurde materiell oder immateriell gedacht; er wurde ruhend gedacht, <strong>und</strong><br />

alle festen Körper bewegten sich durch ihn hindurch; oder <strong>die</strong> Körper nahmen eine Art Äther-<br />

Umgebung mit sich fort; oder der Äther war in Bewegung gedacht, vornehmlich in Wirbeln<br />

(Wirbeläther) <strong>und</strong> Schwingungen, <strong>und</strong> wurde dann nicht nur Trägermedium für bestimmte<br />

Eigenschaften, sondern geradezu Ursache für bestimmte physikalische Effekte; er konnte<br />

auch als spezifischer „lichttragender“ Äther oder „elektromagnetischer“ Äther vorgestellt<br />

werden, <strong>und</strong> war dann nur eine andere Metapher für <strong>die</strong> beliebte <strong>und</strong> anerkannte physikalische<br />

Metapher des „Feldes“, von der auch niemand weiß, was es ist.<br />

In <strong>die</strong>ser unbefriedigenden Lage der Äther-Hypothesen entwickelte ALBERT ABRAHAM<br />

MICHELSON <strong>die</strong> neue Idee, mit einem Experiment <strong>die</strong> Bewegung der Erde durch den als stationär<br />

angenommenen Äther nachzuweisen. Er konstruierte erstmals ein drehbares Interferometer,<br />

in dem zwei Lichtstrahlen aus derselben Quelle nach unterschiedlichen Wegen wieder vereinigt<br />

werden <strong>und</strong> dabei Interferenzmuster (Streifen oder Ringe) bilden, <strong>die</strong> sich verschieben müssen,<br />

wenn <strong>die</strong> Lichtstrahlen <strong>die</strong> verschiedenen Wege mit verschiedenen Geschwindigkeiten<br />

durchmessen; wenn sich dagegen <strong>die</strong> Interferenzstreifen nicht verschieben, so deutete <strong>die</strong>s<br />

auf <strong>die</strong>selbe Geschwindigkeit auf beiden Lichtwegen. Da <strong>die</strong> Interferenzmuster sich aus den<br />

Phasenlagen der elektromagnetischen Strahlung ergeben, wurden im Interferometer genau<br />

genommen nicht <strong>die</strong> gleiche oder ungleiche Geschwindigkeit der Lichtstrahlen, sondern nur<br />

ihre gleichen oder veränderten Phasenlagen festgestellt.<br />

Die neue Experiment-Idee konnte nur Veränderungen der Lichtgeschwindigkeit auf den<br />

verschiedenen Wegen erforschen, keinesfalls jedoch <strong>die</strong> absolute Größe der Lichtgeschwindigkeit<br />

in km/sec messen.<br />

1881 Michelson-Versuch<br />

Die Modell-Vorstellung zum MMV<br />

Wenn es einen stationären Äther gibt, dann bewegt sich nicht nur allein <strong>die</strong> Erde, sondern das<br />

gesamte Sonnensystem durch den Äther. Durch <strong>die</strong> Erdbahn um <strong>die</strong> Sonne nimmt <strong>die</strong> Erde<br />

206<br />

Textversion 1.2 - 2004

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