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Download als pdf - Landesbeauftragte für Mecklenburg-Vorpommern

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Einleitung<br />

Mehr <strong>als</strong> 10 Jahre haben namibische Kinder und ihre Betreuerinnen in dem<br />

kleinen mecklenburgischen Dorf Bellin gelebt. Geredet und geschrieben<br />

wurde über sie paradoxerweise erst im Zusammenhang mit ihrer Rückkehr<br />

nach Namibia im August 1990. In der DDR wußte so gut wie niemand<br />

etwas von ihnen. Wer zufällig nach Bellin kam oder von dem SWAPO-Kinderheim<br />

gehört hatte und sich zu interessieren begann, stand vor einem<br />

alten Gutshaus, das <strong>für</strong> fremde Besucher verschlossen blieb. Es sickerte<br />

kaum etwas durch nach außen, die Abschottung schien perfekt. So jedenfalls<br />

war der Stand unseres Wissens, <strong>als</strong> Christian Utpatel von der Regionalen<br />

Arbeitsstelle <strong>für</strong> Jugendhilfe, Schule und interkulturelle Arbeit <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong><br />

e.V. im Frühjahr diesen Jahres fragte, ob mich das<br />

nicht näher interessieren würde.<br />

Wie sollte das funktioniert haben: über einhundert schwarze Menschen<br />

in einem Dorf mit dreihundert Einwohnern, ohne daß sie miteinander zu<br />

tun bekamen? Und wie sind sie miteinander ausgekommen, dam<strong>als</strong>, <strong>als</strong><br />

<strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong> noch kein gesamtdeutscher Spitzenplatz bei<br />

fremdenfeindlicher Gewalt zugesprochen wurde?<br />

Laut Statistik des DDR-Ministeriums des Inneren lebten am 31.12.1989<br />

in der DDR 191.190 Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit, gerade<br />

mal 1,2 % der Bevölkerung. Sie reisten aus insgesamt 39 Staaten ein,<br />

doch letztlich waren es fünf Länder: Vietnam, Polen, Mosambik, die UdSSR<br />

und Ungarn, aus denen 80% von ihnen kamen. Die größte Gruppe unter<br />

ihnen waren die sogenannten Vertragsarbeiter, die aufgrund von Regierungsabkommen<br />

zwischen der DDR und »befreundeten Ländern« wie<br />

Vietnam, Kuba, Mosambik, Angola und Polen in der DDR lebten. Es<br />

waren meist jüngere Männer und Frauen, die ohne Familienangehörige <strong>für</strong><br />

vier bis fünf Jahre in separaten Wohnheimen lebten und in bestimmten Bereichen<br />

der DDR-Volkswirtschaft eingesetzt wurden. In der Regel war ihr<br />

Einsatz – oft an <strong>für</strong> DDR-Bürger unattraktiven Arbeitsplätzen – laut Vertrag<br />

mit einer Berufsausbildung verbunden, etwa in der Textilindustrie<br />

oder im Maschinen- und Werkzeugbau. So wird die auffällig hohe Anzahl<br />

von 15% ausländischen Lehrlingen in der DDR plausibel. Am zweitgrößten<br />

war die Gruppe derjenigen Ausländer, die aufgrund von Außenhandelsverträgen<br />

mit Firmen aus anderen Staaten in der DDR arbeiteten, wie<br />

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