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Download als pdf - Landesbeauftragte für Mecklenburg-Vorpommern

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Flüchtlingslager nach Angola, unter anderem eine Lehrer- und Ärztegruppe<br />

nach Kwanza Sul. Ihr offizieller Auftrag lautete: »gezielte und systematische<br />

Einflußnahme auf führende SWAPO-Funktionäre sowie den<br />

Lehrkörper in Kwanza Sul zur schöpferischen Anwendung des Marxismus/<br />

Leninismus im Befreiungskampf« 24 .<br />

Aus Namibia kamen junge Menschen zur Berufsausbildung oder zum<br />

Studium in die DDR, auch SWAPO-Kader wurden hier geschult. Während<br />

es Ende der 60er Jahre noch 25.000 bis 70.000 Mark waren, die durch die<br />

SED und das Solidaritätskomitee zur Verfügung gestellt wurden, bewegten<br />

sich die Zahlungen 1975 um eine Million Mark und seit 1984 waren es<br />

durchschnittlich zehn Millionen Mark. 25<br />

Im Mai 1978 griff die südafrikanische Armee das SWAPO-Flüchtlingslager<br />

in Kassinga/Angola an, wo mehrere tausend namibische Flüchtlinge<br />

lebten. Bei diesem mit Abstand brut<strong>als</strong>ten Übergriff während des Befreiungskrieges<br />

wurden 600 namibische Männer, Frauen und Kinder ermordet<br />

und weit über 1000 mehr oder weniger schwer verletzt. Ein Aufschrei der<br />

Entrüstung ging weltweit durch die Medien. Die DDR zeigte ihre Bereitschaft<br />

zur Unterstützung indem sie eine medizinische Behandlung <strong>für</strong><br />

Überlebende des Massakers und Kämpfer der SWAPO anbot. Ende Juli<br />

1978 kamen die ersten Verletzten nach Berlin-Buch: neunzehn junge Frauen<br />

und Männer und ein 10jähriges Mädchen. Bis 1989 wurden insgesamt<br />

400 Namibier in Berlin medizinisch behandelt.<br />

1979 bat der Präsident der SWAPO, Sam Nujoma, unter anderem auch<br />

die DDR um ihre Unterstützung: 200 namibische Vorschulkinder und<br />

80 Erzieherinnen sollten in der DDR aufgenommen und ausgebildet werden.<br />

Die damit verbundenen Wünsche und Vorstellungen sind in dem dazugehörigen<br />

Projektantrag folgendermaßen formuliert worden:<br />

»a.) Die Kinder sollen bereits im frühen Stadium ihrer Entwicklung mit den<br />

sozialen Errungenschaften einer sozialistischen Gesellschaft vertraut werden.<br />

b.) Die sozialen und kulturellen Kontakte und Beziehungen zu DDR-Kindern<br />

werden <strong>für</strong> die jungen Namibier von großem Nutzen sein.<br />

c.) Einige Kinder sollen aus der Reichweite der ständigen Gefahr und Bombardements<br />

gebracht werden, mit denen das rassistische Südafrika die Territorien<br />

der Frontstaaten – insbesondere der Volksrepublik Angola und der<br />

Republik Sambia – bedroht und die bereits zur Ermordung von Hunderten<br />

namibischer Kinder, Frauen und Greise am 4. Mai 1978 in Kassinga geführt<br />

haben.<br />

Einschulung in Zehna, im Hintergrund: Heimleiter Rainer Goltz<br />

d.) Die Begleitpersonen (abgesehen von der weiteren Qualifizierung bei<br />

der Betreuung und Erziehung von Kindern im Kindergartenalter) werden<br />

außerdem in der Lage sein, Kenntnisse über das sozialistische Bildungssystem<br />

der DDR und den Weg der sozialen Entwicklung zu erwerben. Von<br />

ihnen wird erwartet, daß sie bei der Planung und Durchführung von<br />

SWAPO-Kindergartenprogrammen sowie bei der Ausbildung anderer Namibier<br />

helfen.« 26<br />

Die DDR-Führung sah sich nicht in der Lage, den Wünschen der SWAPO<br />

in vollem Umfang gerecht zu werden. Sie beschloß, 80 Vorschulkinder und<br />

15 auszubildende Erzieherinnen aufzunehmen.<br />

24 25

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