Leseprobe_Konstruktion+Fertigung (1)
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Gesamtüberblick über das Konstruieren der Druckgießformen 25<br />
1 Gesamtüberblick über das Konstruieren<br />
von Druckgießformen<br />
1.1 Prinzipieller Aufbau von Druckgießformen<br />
Im Druckgießverfahren nimmt die Druckgießform eine zentrale Rolle ein. Neben der<br />
Druckgießtechnologie und der Aufbereitung der Druckgusslegierung ist die Druckgießform<br />
ein Baustein, der die Eigenschaften des Druckgussteils und die Wirtschaftlichkeit<br />
des Druckgießverfahrens wesentlich beeinflusst. Die Druckgießformen werden grundsätzlich<br />
nach gleichen Regeln und Richtlinien entwickelt und hergestellt. Es ist daher<br />
nicht verwunderlich, dass die Konstruktionen von Druckgießformen sehr oft ähnlich<br />
sind. Auf der Basis des beigestellten CAD-Modells des Druckgussteils mit Gießlaufsystem<br />
baut der Konstrukteur ein Druckgießformkonzept auf, das im Wesentlichen aus<br />
einem Druckgießformaufbau, Führungs- und Zentriersystem, Auswerfersystem und<br />
Temperiersystem besteht. Eine solide Auslegung des Druckgießformaufbaus mit kräftigen<br />
Formrahmen sowie Aufspannplatten und umlaufenden Dicht- oder Kontaktflächen<br />
zwischen beweglichen und festen Formeinsätzen führt zu Formstabilität. Unzulässige<br />
Durchbiegungen sowie die Maßungenauigkeit des Druckgussteils und das Herausspritzen<br />
des flüssigen Metalls beim schlagartigen Einpressen während des Druckgießverfahrens<br />
werden dadurch vermieden. Für die Anpassung der Formhälften beim Schließen<br />
und Öffnen der Druckgießform sowie die Zentrierung der einzelnen Druckgießformplatten<br />
wird ein Führungs- und Zentriersystem vorgesehen.<br />
Während des Druckgießformöffnens wird das Gussstück mit dem Gießlaufsystem<br />
aus der festen Formhälfte herausgerissen und mit der beweglichen Formhälfte mitgenommen.<br />
Ist die Druckgießform geöffnet, wird das Gussstück über die Auswerfereinheit<br />
der Druckgießmaschine und das Auswerfersystem der Druckgießform aus der beweglichen<br />
Formhälfte ausgeworfen. Die Auswerferkraft der Druckgießmaschine muss damit<br />
größer als die gesamte Schrumpfkraft sein, mit der das Gussstück im beweglichen Formhohlraum<br />
aufgeschrumpft ist. Die gesamte Schrumpfkraft wird in erster Linie von der<br />
Geometrie des Druckgussteils vorgegeben und kann sehr hoch sein. Die Kontur des<br />
Druckgussteils kann sehr hohe Sprünge ergeben, die zu hohen Schrumpf- und Entformungskräften<br />
führen. Für die Ausformung der Hinterschnitte ist eine Reihe von Schiebern<br />
notwendig, die mechanisch über die Schrägsäulen oder hydraulisch über die Hydraulikzylinder<br />
gesteuert werden.
26 Kapitel 1<br />
1 2 3 4 5 6 7 8<br />
27<br />
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24<br />
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22<br />
9<br />
10<br />
11<br />
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13<br />
14<br />
21<br />
15<br />
20<br />
19 18 17 16<br />
Bild 1.1: Druckgießform für die Druckgießmaschine mit horizontaler Kaltkammer: 1) bewegliche<br />
Aufspannplatte, Bild 1.1: 2) Druckgießform Distanzleiste, 3) für Zwischenplatte, die Druckgießmaschine 4) beweglicher mit horizontaler Formrahmen, Kaltkammer: 5) Schieberkörper, 1<br />
6) Schrägsäulenaufnahme, bewegliche Aufspannplatte, 7) fester Formrahmen, 2 Distanzleiste, 8) feste 3 Zwischenplatte, Aufspannplatte, 4 beweglicher 9) Schrägsäule, 10) Schiebereinsatz<br />
Formrahmen,<br />
oder beweglicher<br />
5 Schieberkörper,<br />
Kern, 11) fester<br />
6 Schrägsäulenaufnahme,<br />
Formeinsatz, 12) und 13)<br />
7 fester<br />
feste<br />
Formrahmen,<br />
Kerne, 14 beweglicher<br />
8 feste<br />
Aufspannplatte, 9 Schrägsäule, 10 Schiebereinsatz oder beweglicher Kern, 11 fester<br />
Formeinsatz, 15) Eingießbuchse, 16) Führungssäule, 17) Eingussverteiler, 18) Führungsbuchse,<br />
Formeinsatz, 12, 13 feste Kerne, 14 beweglicher Formeinsatz, 15 Eingießbuchse, 16<br />
19) Zentrierhülse, 20) Anschlagscheibe, 21) Auswerfergrundplatte, 22) Auswerferhalteplatte,<br />
Führungssäule, 17 Eingussverteiler, 18 Führungsbuchse, 19 Zentrierhülse, 20<br />
23) Auswerferstift, Anschlagscheibe, 24) Stützbolzen, 21 Auswerfergrundplatte, 25) Führungsbuchse, 22 Auswerferhalteplatte, 26) Führungsbolzen, 23 27) Auswerferstift,<br />
Rückdruckstift<br />
24 Stützbolzen, 25 Führungsbuchse, 26 Führungsbolzen, 27 Rückdruckstift
Gesamtüberblick über das Konstruieren der Druckgießformen 27<br />
Der Temperierung der Druckgießform kommt eine tragende Rolle bei der Auslegung<br />
des Formkonzeptes zu und muss einerseits für eine homogene, fein steuerbare<br />
und ausgewogene Temperaturverteilung in der Druckgießform und andererseits für ein<br />
rasches und gleichmäßiges Abführen der Wärmemenge sorgen, die durch die Schmelze<br />
in die Druckgießform eingetragen wird. Beim Entwurf der Druckgießform werden die<br />
Formhälften und die einzelnen Schieber mit einer bestimmten Anzahl der separaten<br />
Temperierkreisläufe für eine gute Temperierung versehen. Damit lassen sich eine optimale<br />
Zykluszeit und eine homogene Temperaturverteilung für hohe Prozesssicherheit<br />
und höchste Standzeit der Druckgießform erzielen.<br />
Obwohl eine einheitliche und normalisierte Druckgießform nicht existiert, gibt Bild<br />
1.1 eine Darstellung über die am häufigsten verwendeten Konstruktionen. Es zeigt einen<br />
Schnitt des grundlegenden Aufbaus der Druckgießform mit festen Kernen und einem<br />
Schieber für die Druckgießmaschine mit horizontaler Kaltkammer. Die Druckgießform<br />
wird zweiteilig ausgeführt und besteht somit aus der festen Formhälfte (Eingussformhälfte)<br />
und der beweglichen Formhälfte (Auswerferformhälfte). Im gießbereiten Zustand<br />
sind die beiden Formhälften durch die Formschließkraft der Druckgießmaschine fest<br />
geschlossen. Die Kontaktfläche zwischen beiden Formhälften wird als Formteilebene<br />
(Formteilfläche, Formtrennfläche, Trennungsfläche) bezeichnet. Die Öffnungs- und die<br />
Schließbewegung der Druckgießform wird auf die bewegliche Formhälfte durch die<br />
Formschließeinheit der Druckgießmaschine übertragen. Die feste Formhälfte wird mithilfe<br />
der Aufspannplatte (8) an der festen Aufspannplatte der Druckgießmaschine befestigt,<br />
während die bewegliche Formhälfte durch die Aufspannplatte (1) an der beweglichen<br />
Aufspannplatte der Druckgießmaschine montiert wird.<br />
Die feste Formhälfte ist mit einer Gießgarnitur der Druckgießmaschine verbunden,<br />
die zur Aufnahme der Druckgusslegierung und als Zuführung in das Gießlaufsystem des<br />
Gussstücks dient. Die Gießgarnitur besteht aus einer Gießkammer und einem Gießkolben.<br />
Die Gießkammer kann in zwei Auslegungsvarianten als einteilige oder zweiteilige<br />
Gießkammer ausgeführt werden. Die einteilige Gießkammer wird aus einem Stück des<br />
Warmarbeitsstahls gefertigt und besteht aus der Gießkammer und der Eingießbuchse.<br />
Gegenüber der einteiligen Gießkammer wird die zweiteilig konstruierte Gießkammer<br />
verkürzt und besteht aus zwei miteinander verbundenen Bauteilen. Die Eingießbuchse<br />
dient als Gießkammerverlängerung zum Anschluss an die verkürzte Gießkammer (15),<br />
die in der festen Formhälfte angelegt und verstiftet wird. Die Zuführung des flüssigen<br />
Metalls in den Formhohlraum erfolgt aus der Gießkammer durch das Gießlaufsystem,<br />
das von der Eingussbohrung der Gießkammer oder der Eingießbuchse zu den Anschnitten<br />
des Gussstücks führt und sowohl im Eingussverteiler (17) als auch im Formeinsatz<br />
der beweglichen oder festen Formhälfte liegt. Der Formhohlraum wird stets höher als die<br />
Gießkammer angeordnet, damit die in die Gießkammer gefüllte Schmelze nicht vor dem<br />
Auslösen des Schusses in den Formhohlraum durch das Gießlaufsystem fließen kann.<br />
In diesem Fall sind der Gießrest und das Gießlaufsystem mit dem Gussstück verbunden<br />
und werden gemeinsam mit dem Gussstück aus dem Formhohlraum ausgeworfen.<br />
Die feste Formhälfte besteht prinzipiell aus der festen Aufspannplatte (8) und dem<br />
festen Formrahmen (7), in dem der feste Formeinsatz (11), der feste Kern (13), die
28 Kapitel 1<br />
Eingießbuchse (15) und vier Führungssäulen (16) montiert werden. Die feste Aufspannplatte<br />
(8) wird mit dem festen Formrahmen (7) durch die Führungssäulen (16) zentriert<br />
und fest verschraubt. Ist ein Schieber erforderlich, übernimmt der feste Formrahmen<br />
auch die zylindrische Schrägsäule (9) mit der Schrägsäulenaufnahme (6). Im Vergleich<br />
zur festen Formhälfte ist die bewegliche Formhälfte komplizierter und besteht aus der<br />
beweglichen Aufspannplatte (1), dem beweglichen Formrahmen (4) und dem Auswerfersystem<br />
für die Entformung des Gussstücks. Im beweglichen Formrahmen (4) wird<br />
der bewegliche Formeinsatz (14) mit dem festen Kern (12) und dem Eingussverteiler<br />
(17) montiert, die sich auf die Zwischenplatte (3) stützen. Der Formrahmen (4) übernimmt<br />
auch die Führungen für den Schieberkörper und die Verriegelung des Schiebers.<br />
Zwischen der Aufspannplatte (1) und der Zwischenplatte (3) lassen sich die zylindrischen<br />
Stützbolzen (24) einlegen, um die Durchbiegung der Zwischenplatte und dadurch<br />
die Maßungenauigkeit des Gussstücks sowie das Herausspritzen des flüssigen Metalls<br />
zu verringen. Die Stützbolzen dürfen jedoch das Gussstückentformen nicht behindern.<br />
Um die Platten der beweglichen Formhälfte passgenau aufeinander zu bringen, sind<br />
vier Führungsbuchsen (18) für die Führungssäulen (16) und die Zentrierhülsen (19)<br />
vorgesehen. Die Aufspannplatte (1) wird fest mit dem beweglichen Formrahmen (4)<br />
verschraubt. Dafür wird ein Auswerferkasten mit einer hohen Stabilität und einem Raum<br />
zwischen der Aufspannplatte (1), der Zwischenplatte (3) und den Distanzleisten (2) für<br />
das Auswerferpaket vorgesehen.<br />
Der Formhohlraum wird in der Regel aus mehreren Formeinsätzen aufgebaut, die<br />
mit festen und beweglichen Kernen von verschiedenen geometrischen Formen kombiniert<br />
werden. Die runden oder rechteckigen Formeinsätze aus einem Warmarbeitsstahl<br />
werden so konstruiert, dass sie in die Aussparungen der beweglichen und festen Formrahmen<br />
eingesetzt und durch die Zwischenplatte (3) und die Aufspannplatte (8) befestigt<br />
werden. Bei solcher Auslegung der Druckgießform lassen sich einerseits steife Formrahmen<br />
zur Aufnahme der Formeinsätze aus einem vergüteten Werkzeugstahl fertigen,<br />
andererseits lassen sich die Formeinsätze bei Beschädigungen sehr leicht austauschen.<br />
Die Druckgießform wird dadurch mit einem geringen Aufwand hergestellt.<br />
Die Hohlräume und Löcher im Gussstück, die in der Öffnungsrichtung der Druckgießform<br />
liegen, werden durch die in den Formeinsätzen festsitzenden Kerne (12 und<br />
13) geformt. Die unrunden oder asymmetrischen Kerne müssen gegen eine Drehbewegung<br />
gesichert werden. Zur Ausformung von Bohrungen, Aussparungen, Durchbrüchen,<br />
Stegen und Rippen, die an den Außenkonturen des Gussstücks liegen und nicht in die<br />
Öffnungsrichtung der Druckgießform verlaufen dürfen, sind die beweglichen Kerne<br />
oder die Schieber erforderlich. Der bewegliche Kern (10) muss beim Druckgießen<br />
beständig im Formhohlraum bleiben und beim Öffnen der Druckgießform durch einen<br />
eigenen Arbeitsgang aus der Hinterschneidung des Gussstücks gezogen werden, sodass<br />
er das Gussstück zur Entformung freigibt. Zum Druckgießen wird der Schieber wieder<br />
in die Gießstellung geschoben und verriegelt. Der Schieber kann in den Schieberkörper<br />
(5) und den beweglichen Kern oder den Schiebereinsatz (10) eingeteilt oder aus einem<br />
Stück des Warmarbeitsstahls gefertigt werden. Der Sitz des Schiebers und der Schieberführung<br />
mit Verriegelung befindet sich üblicherweise im beweglichen Formrahmen
Gesamtüberblick über das Konstruieren der Druckgießformen 29<br />
(4). Das Lösen und Einfahren des Schiebers geschieht durch die Schrägsäule (9), die im<br />
festen Formrahmen (7) unter einer Neigung einbaut ist und in eine Bohrung des Schieberkörpers<br />
(5) eingreift. Die Neigung der Schrägsäule darf nicht mehr als 20° betragen,<br />
da sonst die Reibung und die Kräfte an der Schrägsäule so groß werden, dass mit frühzeitigen<br />
Störungen im Betrieb der Druckgießform zu rechnen ist.<br />
Durch die geradlinige Bewegung der Formhälfte beim Öffnen der Druckgießform<br />
wird der Schieber zwangsläufig über die Schrägsäule (9) nach außen bewegt und beim<br />
Schließen der Druckgießform wieder in die Gießposition eingefahren. Die Schrägsäule<br />
kann in der Regel nach vollständigem Öffnen der Druckgießform mit dem Schieberkörper<br />
nicht im Eingriff bleiben, wenn die bewegliche Formhälfte einen langen Hub<br />
macht. In diesem Fall kann der Schieber unter dem Eigengewicht nach unten gleiten,<br />
jedoch darf die Druckgießform dadurch nicht geschlossen werden. Um einen ausgefahrenen,<br />
von der Schrägsäule gelösten Schieber im offenen Zustand der Druckgießform<br />
zu fixieren, werden in der Regel die federnden Druckstücke angewandt. Das bewegliche<br />
Element des federnden Druckstücks sichert den Schieber gegen die unbeabsichtigte Verschiebung<br />
beim vollständigen Öffnen der Druckgießform nach unten. Beim Schließen<br />
der Druckgießform wird der Schieber zwangsläufig nach unten in den Formhohlraum<br />
gezogen und durch einen normalen Keil oder die Schrägsäulenaufnahme (6) mit einer<br />
keilförmigen Schließfläche in der Gießstellung verriegelt. Dadurch werden die beim<br />
Druckgießen auftretenden Kräfte nicht vom flüssigen Metall auf die gesamte Stirnfläche<br />
des beweglichen Kerns (10) des Schiebers verschoben und die Schrägsäule (9) nicht<br />
belastet. Die Schieber müssen mit entsprechenden Toleranzen gefertigt werden, ausreichend<br />
lange Führungselemente besitzen und beim Druckgießen unbedingt fest sein. In<br />
der Praxis werden häufig die mechanischen Kernzieheinrichtungen mit Schrägsäulen<br />
angewandt, haben jedoch einen beschränkten Hub. Bei gewünschten langen Hüben und<br />
großen Schrumpfkräften, die beim Ziehen des Schiebers aus dem Gussstück entstehen,<br />
werden Schieber mit hydraulischen Arbeitszylindern konstruiert.<br />
Um eine sanfte Umleitung der Schmelze bei der Richtungsänderung um 90 ° in das<br />
Gießlaufsystem zu erzielen, wird der austauschbare Eingussverteiler (17) im beweglichen<br />
Formrahmen (4) eingebaut. Die Schmelze wird weiter durch den Gießlauf von<br />
der Eingussbohrung aus zum Anschnitt und in den Formhohlraum geleitet. Damit muss<br />
der Verbindungskanal zwischen der Eingießbuchse (15) und dem Formhohlraum strömungstechnisch<br />
als Ganzes entwickelt werden, um Wirbel und Strömungsablösungen<br />
im Gießlaufsystem zu verringern. Der Eingussverteiler (17) und die Eingießbuchse (15)<br />
gehören zu den hoch beanspruchten Bauteilen der Druckgießform und müssen temperiert<br />
werden.<br />
Da die Entformung des Gussstücks durch eine auf der Rückseite der beweglichen<br />
Aufspannplatte der Druckgießmaschine angeordnete Auswerfereinheit geschieht, wird<br />
das Auswerfersystem der Druckgießform in einem Raum der beweglichen Formhälfte<br />
zwischen der Aufspannplatte (1), der Zwischenplatte (3) und den Distanzleisten (2)<br />
angeordnet. In diesem Raum muss genügend Platz für den Einbau und den Hub der<br />
Auswerferplatten (21 und 22) sein, die miteinander verschraubt werden. Außerdem<br />
muss genügend Platz für die Führungen aus den Führungsbolzen (26) und den Füh-
30 Kapitel 1<br />
Bild 1.2:Beispiele von Druckgießformen<br />
(Uddeholm, CM Europa Stampi s.r.l.,<br />
WEFOMA Werkzeug- und Formenbau<br />
GmbH)
Gesamtüberblick über das Konstruieren der Druckgießformen 31<br />
rungsbuchsen (25) sowie die Stützbolzen (24) vorhanden sein, um eine gute Führungssicherheit<br />
der Auswerferplatten zu erzielen. Die Auswerferstifte (23) mit zylindrischen<br />
und rechteckigen Köpfen, die zwischen den Auswerferplatten (21 und 22) befestigt<br />
sind, werden durch die Bohrungen in der Zwischenplatte (3), dem Formeinsatz (14)<br />
sowie dem Eingussverteiler (17) geführt und bei der Gussstückentformung auf die Gussstückoberflächen<br />
und das Gießlaufsystem gearbeitet. Das Gussstück muss damit in der<br />
Druckgießform so angeordnet werden, dass es durch ausreichend große Schrumpfkräfte<br />
am Formeinsatz und den festen Kernen beim Öffnen der Druckgießform in der beweglichen<br />
Formhälfte verbleibt. Somit wird es bei der geöffneten Druckgießform von den<br />
Auswerferelementen mitgenommen und aus der beweglichen Formhälfte ausgestoßen.<br />
Die Auswerferelemente werden so verteilt, dass sie das noch heiße und plastische Gussstück<br />
relativ leicht ohne Beschädigungen und Verformungen entformen. Hierbei muss<br />
besonders auf die Flächenpressung bei der Gussstückentformung geachtet werden, um<br />
die Verformung der kleinen Gussstückquerschnitte zu vermeiden.<br />
Nach der Gussstückentformung wird das Auswerferpaket aus den Auswerferplatten<br />
(21 und 22) mit vorgeschobenen Auswerferelementen beim Schließen der Druckgießform<br />
rechtzeitig wieder in seine Anfangslage zurückgeführt. Entsteht während der<br />
Produktion auf der Druckgießmaschine ein Programmierfehler, ist es möglich, dass die<br />
Auswerferelemente beim Schließen der Druckgießform auf die Gravuroberfläche der<br />
festen Formhälfte anfahren und zerstört werden können, wenn das Auswerferpaket in<br />
der Endposition der Gussstückentformung verbleibt. Um die Ausgangstellung des Auswerferpakets<br />
sicherzustellen und solche Fälle auszuschließen, erfolgt beim Schließen<br />
der Druckgießform die Rückbewegung des Auswerferpakets durch die Rückdruckstifte<br />
(27). Die Rückdruckstifte werden zwischen den Auswerferplatten (21 und 22) befestigt,<br />
durch die Bohrungen in der Zwischenplatte (3) und dem beweglichen Formrahmen<br />
außerhalb des Formeinsatzes durchgeführt und mit der Formteilebene verbunden. Die<br />
Stirnseiten der Rückdruckstifte müssen bei der geschlossenen Druckgießform genau<br />
der Formteilebene angepasst werden. Beim Schließen der Druckgießform drücken die<br />
Rückdruckstifte das Auswerferpaket automatisch zurück, dadurch werden die Auswerferelemente<br />
der Gravuroberfläche der festen Formhälfte nicht berührt. Damit wird ein<br />
sicheres Rückziehen des Auswerferpakets erreicht. Die Rückführung des Auswerferpakets<br />
in die Ausgangsstellung durch die Auswerfereinheit der Druckgießmaschine lässt<br />
sich auch hydraulisch betätigen.<br />
Die Beherrschung der thermischen Vorgänge in der Druckgießform stellt einen wichtigen<br />
Faktor beim Druckgießen dar. Nach der Auslegung des Auswerfersystems ist daher<br />
als Nächstes eine fachgerechte Temperierung der Druckgießform vorzunehmen, um im<br />
Entwurfsstadium der Druckgießform die Temperierkanäle und Temperierelemente in den<br />
Formhälften richtig festzusetzen. Ein intelligentes Temperierkonzept hilft, die Zykluszeit<br />
zu reduzieren sowie eine homogene Temperaturverteilung in der Druckgießform,<br />
die Sicherung einer gleichmäßig hohen Druckgussteilgüte und eine hohe Standzeit der<br />
Druckgießform zu gewährleisten. Die Formtemperatur ist für die Wärmeableitung der<br />
Schmelze sowie die Erstarrung und Abkühlung des Gussstücks in der Druckgießform<br />
von entscheidender Bedeutung. Die Temperierkanäle und die Temperierelemente sollten
32 Kapitel 1<br />
in den Formeinsätzen, für feste Kerne und die Schieber sowie den Eingussverteiler und<br />
der Eingießbuchse vorgesehen werden. Da die Formeinsätze im beweglichen Formrahmen<br />
nicht immer genügend Platz bereit halten, können erforderliche Auswerferelemente<br />
und durchgehende Temperierkanäle nicht immer optimal angeordnet werden. In Bild 1.2<br />
sind drei Beispiele von Druckgießformen dargestellt, die eine Komplexität dieser Art<br />
von Werkzeugen zeigen.<br />
1.2 Verbindung zwischen der Auswerfeinheit der Druckgießmaschine<br />
und dem Auswerferpaket der Druckgießform<br />
Zum Antrieb des Auswerferpakets der Druckgießform und der Entformung des Gussstücks<br />
bei der geöffneten Druckgießform verfügt die betreffende Druckgießmaschine<br />
mit horizontaler Kaltkammer über eine Auswerfereinheit, die sich hinter der beweglichen<br />
Aufspannplatte der Druckgießmaschine befindet (Bild 1.3). Die hydraulisch<br />
betätigte Auswerfereinheit besteht aus dem Auswerfertisch, den zwei außermittig angeordneten<br />
Auswerferzylindern, die mit dem Auswerfertisch verbunden sind, und vier<br />
Führungssäulen. Die Kolbenstangen der Auswerferzylinder sind an der Aufspannplatte<br />
der Druckgießmaschine befestigt, und die Bewegung des Auswerfertisches wird auf<br />
vier Führungssäulen durch die zwei Auswerferzylinder gesteuert. Bei der beweglichen<br />
Aufspannplatte der Druckgießmaschine wird eine große Anzahl von Bohrungen für<br />
die Auswerferbolzen vorgesehen, die in senkrechten Reihen angeordnet werden. Die<br />
richtige Anordnung der Auswerferbolzen sichert eine optimale Übertragung der Auswerfkraft<br />
von der Auswerfereinheit der Druckgießmaschine zum Auswerferpaket der<br />
Druckgießform. Die Anordnung, der Durchmesser und die Länge der Auswerferbolzen<br />
werden aus den technischen Daten der Druckgießmaschine und der Konstruktion der<br />
Druckgießform ausgelegt.<br />
In Bild 1.4 ist eine Verbindung zwischen der Auswerfereinheit, den Auswerferplatten<br />
(7 und 8) und der Druckgießform dargestellt. Die Auswerferbolzen (2) der<br />
Druckgießmaschine werden am Auswerfertisch (1) an einem Ende befestigt und an<br />
den Anschlussstücken vom anderen Ende berührt oder verschraubt. Die Zweiteiligkeit<br />
des Auswerferbolzens, einerseits der Auswerferbolzen (2) der Druckgießmaschine und<br />
andererseits des Anschlussstücks (4), ermöglicht es, das Auswerferpaket funktionsgerecht<br />
einzusetzen. Die Auswerferbolzen werden mit einer konstanten Länge gefertigt<br />
und verbleiben fest auf der Druckgießmaschine. Die Verlängerung dieser Auswerferbolzen<br />
wird durch die Anschlussstücke, die von der Konstruktion der Druckgießform<br />
abhängen, erreicht. Das Anschlussstück kann durch den Bund zwischen den Auswerferplatten<br />
oder das Gewinde in der Auswerfergrundplatte (8) befestigt werden. Bei der<br />
Betätigung der Auswerfereinheit der Druckgießmaschine drückt der Auswerfertisch (1)<br />
durch die Auswerferbolzen (2) und die Anschlussstücke (4) auf die Auswerferplatten<br />
und bewegt das gesamte Auswerferpaket der Druckgießform vorwärts. Die Rückbewegung<br />
des Auswerferpakets erfolgt beim Schließen der Druckgießform selbsttätig durch<br />
die Rückdruckstifte (6). Vor dem Schließen der Druckgießform kann das Auswerferpa-
Gesamtüberblick über das Konstruieren der Druckgießformen 33<br />
Bild 1.3: a) Auswerfereinheit der Druckgießmaschine, b) bewegliche Aufspannplatte<br />
der Druckgießmaschine mit Bohrungen für die Auswerferbolzen