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Fachinformation "Neurodegenerative Erkrankungen" 2021

Diese Fachinformation für medizinische, therapeutische und pharmazeutische Fachkreise beschreibt die häufigsten neurodegenerativen Erkrankungen ( v.a. die "Alzheimer-Demenz" nimmt weltweit zu). Sie geht den möglichen Ursachen nach, um bereits präventiv aber auch begleitend naturheilkundliche zu unterstützen. Mikronährstoffe, Pflanzenstoffe und Vitalpilze spielen dabei ein große Rolle.

Diese Fachinformation für medizinische, therapeutische und pharmazeutische Fachkreise beschreibt die häufigsten neurodegenerativen Erkrankungen ( v.a. die "Alzheimer-Demenz" nimmt weltweit zu). Sie geht den möglichen Ursachen nach, um bereits präventiv aber auch begleitend naturheilkundliche zu unterstützen. Mikronährstoffe, Pflanzenstoffe und Vitalpilze spielen dabei ein große Rolle.

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Fachinformation | Neurodegenerative Erkrankungen

natürlich besser leben

Akademie für

Naturheilkunde

Neurodegenerative

Erkrankungen

Prävention und begleitende Therapie

Information für Fachkreise

Autorin: Dr. hum. biol. Ruth Teufel-Mayer

© ktsdesign, www.AdobeStock.com

www.naturheilkunde-akademie.at

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Fachinformation | Neurodegenerative Erkrankungen

Neurodegenerative

Erkrankungen

Neurodegenerative Erkrankungen sind auf dem Vormarsch.

Eine Heilung gibt es derzeit nicht. Allerdings dauert die

Pathogenese nicht nur Jahre, sondern Jahrzehnte, sodass

es genug Zeit zur Intervention gibt.

Sind neurodegenerative Erkrankungen also nicht heilbar,

aber vermeidbar? Kann ihr Verlauf soweit verlangsamt

werden, dass sie uns in unserer Lebensspanne nicht mehr

betreffen? Sind Interventionen denkbar, die ein relativ

normales Leben mit solchen Erkrankungen ermöglichen?

Diese Fachinformation nähert sich dem sehr umfassenden

Thema am Beispiel der drei häufigsten neurodegenerativen

Erkrankungen an. Sie gibt einen Überblick über mögliche

Ursachen, bislang beschriebene Risikofaktoren und wie

man diese vermindern kann. Sie enthält Vorschläge aus der

Ernährungs- und orthomolekularen Medizin und der

Phyto- und Mykotherapie für eine Prävention und den

komplementärmedizinischen Einsatz, um die Wirkung

schulmedizinischer Maßnahmen zu verbessern, Nebenwirkungen

zu senken und Dosierungen zu verringern.

Definition „Neurodegeneration“

Unter Neurodegeneration versteht man den allmählich

fortschreitenden Verlust von Struktur und Funktionen von

Nervenzellen im zentralen Nervensystem, der letztendlich

zu ihrem Tod führt. Die Symptome sind sehr unterschiedlich

und stehen im Zusammenhang mit den jeweils geschädigten

Nervenzellen. Insgesamt gibt es über 600 dieser

neurodegenerativen Erkrankungen; die bekanntesten

sind Morbus Alzheimer, Morbus Parkinson, Multiple Sklerose

(MS), Chorea Huntington, ALS (Amyotrophe Lateralsklerose)

und die Creuzfeldt-Jakob-Krankheit.

In Deutschland leiden ca. 1,2 Millionen Menschen an Alzheimer,

ca. 350.000 an Parkinson und ca. 220.000 an MS;

alle anderen neurodegenerativen Erkrankungen sind vergleichsweise

selten. Die Fallzahlen sind seit Jahren steigend

und es wird vermutet, dass es im Jahr 2050 doppelt

so viele Erkrankte geben wird. (Quelle: Wikipedia, Dezember

2020, Stichwort Neurodegenerative Erkrankungen)

Morbus Alzheimer

Morbus Alzheimer ist durch den zunehmenden Verlust an

kognitiven Fähigkeiten gekennzeichnet, der zur Demenz

führt. Es wird schwierig, das tägliche Leben zu managen;

es kommt zu Verhaltensänderungen bis hin zu neuropsychiatrischen

Symptomen. Bereits Jahre vor dem Auftreten

der Symptome beginnt die Bildung sogenannter

seniler Plaques und Neurofibrillen, das sind Ansammlungen

fehlgefalteter ß-Amyloid- und Tauproteine. Dies

führt zur Degeneration des cerebralen Kortex und subkortikaler

Regionen.

Morbus Parkinson

Morbus Parkinson ist eine degenerative Erkrankung der

Basalganglien, bei der es zum Absterben der Neuronen in

der Substantia nigra kommt. Schon Jahre vor dem allmählichen

und kontinuierlichen Ausfall des dopaminergen

Systems mit den Kardinalsymptomen Akinese (Bewegungsarmut),

Rigor (Muskelstarre) und Ruhetremor kommt

es zu unspezifischen Symptomen wie Verstopfung, Depression

und Schlafstörungen, die den Ausfall des serotonergen

Systems ankündigen. Auch bei Parkinson konnte

eine Ansammlung fehlgefalteter Proteine (Alpha-Synucleine

und Lewy-Körperchen) festgestellt werden.

Multiple Sklerose

Die Multiple Sklerose ist eine Autoimmunerkrankung des

Zentralnervensystems (ZNS). Es handelt sich dabei um eine

entzündliche Neurodegeneration. Es kommt zur Demyelinisierung,

d.h. Zerstörung der Markscheiden, die für die

elektrische Isolierung der Axone der Nervenzellen verantwortlich

sind. Da die Entmarkungsherde verstreut im gesamten

ZNS auftreten können (Encephalomyelitis disseminata),

äußert sich die MS durch unterschiedliche neuro ­

logisch Symptome wie Störungen von Sensorik und Motorik,

Muskelschwäche in Armen und Beinen, Darm- und

Blasenentleerungsstörungen, Seh- und Hörstörungen, Störungen

der Sexualität und psychischen Veränderungen.

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Fachinformation | Neurodegenerative Erkrankungen

Mögliche Ursachen

Fehlgefaltete und funktionsuntüchtige

Proteinaggregate

Gerade bei M. Alzheimer und M. Parkinson spielen nach

derzeitiger Sicht fehlgefaltete, funktionsuntüchtige und

aggregierte Eiweiße die Hauptrolle. Während der Proteinbiosynthese

nehmen die entstehenden Proteine auch ihre

3-dimensionale Struktur ein, die in unmittelbarem Zusammenhang

mit ihrer Funktion steht. Einige Eiweiße falten

sich automatisch richtig, andere brauchen dazu „Hilfestellung“

von sogenannten molekularen Chaperonen. „Chaperon“

kommt aus dem Englischen und bedeutet „Anstandsdame“

bzw. „Aufsichtsperson“; molekulare Chaperone sind

auch als Hitzeschock-Proteine (heat shock proteins) bekannt.

Der Einsatz der Chaperone ist meist ATP-abhängig.

Als eine Ursache für diese Fehlfaltung kommen daher letztendlich

Störungen der Mitochondrienfunktion in Frage, die

wiederum aufgrund von Vitalstoffmängeln und hohem

oxidativen Stress bzw. Antioxidantienmangel entstehen

können.

Die fehlgefalteten Proteine neigen des Weiteren zur Aggregatbildung

(sie „verklumpen“) und induzieren in korrekt gefalteten

Eiweißen dieselbe pathologische Umfaltung. Dieser

Prozess ist von der Creuzfeldt-Jakob-Erkrankung bzw.

BSE (Bovine Spongioforme Encephalopathie) bekannt und

spielt auch bei Alzheimer und Parkinson eine entscheidende

Rolle. Die entstehenden Proteinaggregate können

von den Proteasomen nicht mehr oder nur mehr unzureichend

abgebaut werden. Proteasomen sind Bestandteil

der zellulären „Qualitätskontrolle“ und bauen nicht-funktionsfähige

Eiweiße in der Regel schnell ab.

Die aggregierten fehlgefalteten Proteine scheinen die Proteasomen

zu „verstopfen“. Werden Neuronen den Eiweißaggregaten

nicht mehr Herr, leiten sie die Apoptose ein

und es kommt zum Zelltod. Im Gegensatz zu anderen Zellen,

ist ein Neuron aufgrund seiner Fähigkeit Synapsen

auszu bilden, was wiederum die Voraussetzung für die

neuronale Plastizität darstellt, einzigartig und nicht einfach

durch ein anderes Neuron zu ersetzen. Grundsätzlich ist

auch die Regenerationsfähigkeit von Nervenzellen eingeschränkt.

Fehlfunktion von Neurotrophinen

Neurodegenerative Erkrankungen sind mit einer Fehlfunktion

von Neurotrophinen verbunden. Neurotrophine sind

kleine Eiweiße, die zielgerichtete Verbindungen zwischen

Nervenzellen initiieren und aufrechterhalten. Der Nervenwachstumsfaktor

(NGF = nerve growth factor) gehört zu

diesen Neurotrophinen. Erinacine und Hericenone des

Pilzes „Hericium“ stimulieren diesen Nervenwachstumsfaktor

und sind somit neurotroph wirksam. Ein Hericium-

Extrakt schützt die Nervenzellen außerdem vor oxidativem

Stress. Hericium wird daher auch als der Vitalpilz für das

Nerven system gesehen.

Komorbidität:

Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Ein zusätzliches Risiko an M. Alzheimer zu erkranken, stellen

Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen dar. Durch

die hohen Zuckerkonzentrationen im Blut kommt es zur

Glykosilierung von Proteinen, auch im Gehirn. Diese AGE-

Moleküle (advanced glycation endproducts) sind vermutlich

mitverantwortlich für die Ausbildung der senilen Plaques.

Alpha-Liponsäure trägt zur Verminderung dieser Glykosilierung

bei. Herz-Kreislauferkrankungen können auch

Durchblutungsstörungen der Gehirngefäße verursachen,

die durch die Heilpflanze Ginkgo biloba gemindert werden

können.

Oxidativer Stress und Störungen

in der Mitochondrien-Funktion

Zellen mit einem hohen Energieumsatz, wie die Neuronen,

enthalten mehrere Tausende Mitochondrien. Damit diese

Kraftwerke der Zellen Energie in Form von ATP gewinnen

können, sind neben Glucose und Sauerstoff folgende Vitalstoffe

nötig:

B-Vitamine, Magnesium, Eisen und die Vitaminoide

L-Carnitin, Coenzym Q10 und Alpha-Liponsäure. Der

oxidative Stress in den Mitochondrien steigt mit einer zunehmenden

Energieproduktion stetig an. Um keinen Schaden

zu nehmen, verbrauchen Nervenzellen deshalb eine

große Menge an Antioxidantien.

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Fachinformation | Neurodegenerative Erkrankungen

Tipp Wichtige Antioxidantien

● die Vitamine A, C und E

● die oben genannten Vitaminoide

● die Spurenelemente Zink, Selen, Eisen,

Kupfer und Mangan

● Glutathion bzw. seine Vorstufe N-Acetyl-Cystein (NAC)

● das Schlafhormon Melatonin

● und sekundäre Pflanzenstoffe (Phytamine) wie

Quercetin / Rutin und Resveratrol.

Zur Substitution sind am besten Antioxidantien-Kombinationen

aus verschiedenen Quellen geeignet, die immer

wieder variiert werden können.

Die Substitution von Alpha-Liponsäure scheint bei

M. Alzheimer eine zentrale Rolle zu spielen. Wahrscheinlich

liegt das an folgenden Faktoren: Die Alpha-Liponsäure

kann die Protein-Glykosylierungen vermindern. Sie ist ein

Antioxidans im fettlöslichen wie auch im wasserlöslichen

Milieu und schützt damit sowohl das Membransystem

der Mitochondrien wie auch ihren Innenraum (Matrix).

Außerdem kann sie Aluminium und Schwermetalle binden

und ausleiten.

Bei M. Parkinson scheint die Substitution von Coenzym

Q10 besonders wirkungsvoll zu sein. Coenzym Q10 ist

Kofaktor der ersten drei von insgesamt 5 Enzymkomplexen

der mitochondrialen Atmungskette. Beim M. Parkinson

liegt anscheinend eine mangelnde Aktivität des Enzymkomplex

I vor. Das mag daran liegen, dass dieser Komplex

die höchste Anzahl an mitochondrial codierten Genen aufweist.

Das mitochondirale Genom ist anfälliger für Mutationen

als die Erbinformation im Zellkern, die über bessere

Reparaturmechanismen verfügt und auch besser vor oxidativem

Stress geschützt ist.

Störungen in der Neurotransmittersynthese

Geschädigte Neuronen bilden weniger Neurotransmitter.

Dies wirkt sich auch auf die Stabilität der Synapsen aus, die

dadurch weniger „bedient“ werden. Bei M. Alzheimer wird

zu wenig Acetylcholin gebildet, bei M. Parkinson zu wenig

Dopamin und Serotonin. Deshalb macht es Sinn, Neurotransmittervorstufen

zu substituieren. Das ist Cholin für

Acetylcholin, Tryptophan oder besser 5-HTP (5-Hydroxytryptophan)

für Serotonin und Tyrosin für Dopamin.

L-Dopa, die direkte Vorstufe von Dopamin, ist eine genau

definierte chemische Substanz, die unter verschiedenen

Handelsnamen bei M. Parkinson als verschreibungspflichtiges

Medikament verordnet wird.

Cholin scheint für alle neurodegenerativen Erkrankungen

eine entscheidende Rolle zu spielen. Es ist nicht nur die

Vorstufe des Neurotransmitters Acetylcholin, sondern auch

Grundbaustein von Lecithin, einem wichtigen Bestandteil

der Zellmembran. Zusammen mit hoch ungesättigten

Fettsäuren wie DHA stabilisiert es die Zellmembranen und

die Markscheiden der Neuronen. Cholin ist auch an der

Bildung von Gallensäuren in der Leber beteiligt und wirkt

einer Fettleber entgegen.

Bei der Bildung der meisten Neurotransmitter sind Methylierungsreaktionen

notwendig. Dafür werden SAM (S-Adenosylmethionin),

Folsäure und die Vitamine B6 und B12

benötigt. SAM ist auch ein hervorragendes Antidepressivum.

Folsäure und die Vitamine B6 und B12 sind Homozysteinregulatoren

und wirken damit gleichzeitig Arteriosklerose

entgegen.

Calcium-Überlastung der Nervenzellen

Eine weitere Rolle bei der Pathogenese von neurodegenerativen

Erkrankungen spielen Rezeptoren wie NMDA und

AMPA, die eine exitatorische (anregende) Wirkung auf die

Nervenzellen haben. Sie werden durch den Neurotransmitter

Glutamat aktiviert, was zu einem Calcium-Einstrom in

die Nervenzellen führt. Aufgrund eines bislang noch nicht

vollständig geklärten Mechanismus verschiebt sich bei

neurodegenerativen Erkrankungen das Gleichgewicht zwischen

den beiden Aminosäuren Glutamin und Glutamat

zugunsten des Glutamats. Durch die ständige Stimulation

der anregenden Rezeptoren mit Glutamat, gelangt auch

ständig Calcium in die Nervenzellen, was zu ihrer Überlastung

führt. Diese Neurotoxizität fördert wiederum sowohl

die Neuroinflammation wie auch die Neurodegeneration.

Natürliche Antagonisten an anregenden Synapsen sind

Magnesium, Zink, Vitamin C, Taurin und Resveratrol.

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Fachinformation | Neurodegenerative Erkrankungen

Neuroinflammation

Unser Lebensstil begünstigt die Ausbildung von chronischen

Entzündungen und das ZNS ist davon nicht ausgenommen.

Aus orthomolekularer Medizin und Phyto-

und Mykotherapie sind eine Reihe von Immunmodulatoren

bekannt, die chronische Entzündungen ausheilen lassen

können und zu einem gesunden Gleichgewicht im Immunsystem

führen. Aus dem Vitalstoffbereich sind das die

Vitamine D und C, die Spurenelemente Zink und Selen

und die Omega-3-Fettsäuren, insbesondere EPA und

DHA. Auch basisch reagierende Mineralstoffverbindungen

wie Magnesium- und Kaliumcitrat können hier einen

Beitrag leisten und natürlich auch die oben angeführten

Antioxidantien.

Speziell für die Multiple Sklerose konnte gezeigt werden,

dass eine Hochdosisbehandlung mit Vitamin D (bis zu

10.000 I.E. pro Tag) den weiteren Krankheitsverlauf aufzuhalten

bzw. zu verzögern vermag. Das Coimbra-Protokoll

wendet sogar eine Vitamin-D-Höchstdosistherapie an.

Eine mögliche Erklärung für die Wirksamkeit von Vitamin D

ist, dass Herpes-Viren wie Epstein-Barr-Virus (EBV) und Zytomegalovirus

(ZMV) Vitamin-D-Rezeptoren blockieren oder

ihre Expression verlangsamen. Die Durchseuchung mit

den beiden Viren in der Bevölkerung liegt bei über 90 %.

EBV ist der Erreger des Pfeifferschen Drüsenfiebers, auch als

infektiöse Mononukleose bekannt. ZMV macht eine ähnliche

Symptomatik.

Info Das „Coimbra-Protokoll” ist eine Vitamin-D-

Höchstdosistherapie. Sie wurde vom la tein ame rikanischen

Arzt Coimbra ursprünglich gegen MS ent wickelt;

inzwischen wird sie auch bei anderen Auto immunerkrankungen

angewandt. Es werden täglich individuell

über 20.000 I.E. Vitamin D gegeben; hinzu kommen andere

Vitalstoffe, ebenfalls individuell verordnet. Damit kann

es gelingen Schübe und Progression einer MS-Erkrankung

zu stoppen. Es kommt zwar zu keiner Heilung, aber eben

auch zu keiner weiteren Verschlechterung.

Als Neben wirkungen können Hyperkalzämien und Magnesiummangel

auftreten. Es gibt diverse Kontraindikationen.

Das Coimbra-Protokoll sollte ausschließlich

von dafür ausgebildeten Ärzten angewandt werden!

Für die Eigentherapie ist es nicht geeignet!

Bei chronischen Entzündungen werden aus der Phytotherapie

Weihrauch und Curcuma oder Curcumin als Einzelsubstanz

eingesetzt. Sowohl die Boswelliasäuren aus

dem Weihrauch wie auch Curcumin sind „LOX-Hemmer“.

Sie hemmen die Bildung von Leukotrienen, Botenstoffen

des Immunsystems, die Entzündungen aufrechterhalten.

Bei akuten MS-Schüben ist als begleitende antientzündliche

Maßnahme eine Behandlung mit proteolytischen

Enzymen möglich. Sie bauen Inter leukine, Botenstoffe des

Immunsystems, schnell ab und sorgen damit für einen immunologischen

„Reset“.

Vitalpilze sind bekannt für ihre immunmodulatorischen

Eigenschaften. Der bedeutendste Immunmodulator ist

Agaricus, an den gerade bei (jüngeren) MS-Patienten

zu denken ist. Reishi hat zudem hormonmodulierende

Eigenschaften, unterstützt alle Organe in ihrer Funktion,

wirkt neuroprotektiv und gilt als „Pilz der Un sterblichkeit“.

Er ist daher v.a. für die „Alterserkrankungen“ Alzheimer und

Parkinson zu empfehlen.

Leaky Brain – Leaky Gut

Eine intakte Darmflora produziert permanent kleine

Mengen kurzkettiger Fettsäuren (SCFA, short chain fatty

acids, wie Butyrat, Propionat und Acetat), die in den Organismus

abgegeben werden. Sie scheinen dabei zu helfen,

Barrieren im Organismus aufrecht zu erhalten bzw. wieder

abzudichten. Das gilt für den Darm (leaky gut) wie auch für

die Blut-Hirn-Schranke (leaky brain). SCFAs tragen im Gehirn

zur Reifung der Mikroglia bei und wirken neuroprotektiv.

Darmsanierungen unterstützt durch Probiotika gehören

daher zum Grundprogramm der Prävention und begleitenden

Behandlung neurodegenerativer Erkrankungen.

Je nach Darmproblematik ist weiters zu denken an:

● Absorbantien wie Leinsamen, Flohsamen(-schalen)

● Präbiotika als „Futter“ für die Darmbakterien

● Glutamin für die Ernährung der Darmepithelzellen

● Vitamin A und E für die Darmepithelzellen

● entzündungshemmende Heilpflanzen wie Kamille,

Myrrhe, Curcuma und Weihrauch

● Vitalpilze wie Shiitake bei Dysbiosen, Hericium für die

Darmschleimhaut und Chaga für das Darmepithel

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Fachinformation | Neurodegenerative Erkrankungen

Schwermetall- und Aluminium-Belastung

Seit Jahren wird diskutiert, inwieweit Aluminiumbe lastungen

und auch Schwermetalle zur Pathogenese v.a. von

M. Alzheimer beitragen. Die Ausleitung toxischer Metalle

braucht Vorsicht und Zeit. Koriander und Bärlauch können

Metalle aus den Zellen herauslösen; hier ist auf eine

„dezente“ Dosierung zu achten. Alpha-Lipon säure kann

die frei gewordenen Metalle komplexieren und zur Ausleitung

bringen; sie sollte zwischen den Mahlzeiten eingenommen

werden, um nicht wertvolle Mineralstoffe aus

der Nahrung „abzufangen“. Die Ausleitung wird durch

Glutathion bzw. NAC und Vitamin C unterstützt. Da es

bei Metallausleitungen auch zum Verlust von Mineralstoffen

kommen kann, empfiehlt sich zusätzlich die Einnahme

eines Multi-Mineralstoffpräparats am Abend.

Schadstoffbelastungen durch Rauchen,

Alkohol und Medikamente

Zu viele Genussgifte schaden unserem Organismus. Es gibt

zahlreiche „Entwöhnungsprogramme“ auf dem Markt, auch

solche, die von gesetzlichen Krankenkassen finanziert werden.

Therapeuten sollten darauf hinweisen.

Auch Medikamente können eine Belastung für den Organismus

und den Vitalstoffhaushalt darstellen. Es gilt sorgfältig

abzuwägen, welche Medikamente der Mensch im

Laufe seines Lebens wirklich benötigt und ob es hier eventuell

sichere, wirksame Alternativen aus orthomolekularer,

Phyto- und Mykotherapie gibt.

Tipp Leberentgiftung

Um die Leber bei der Entgiftung zu unterstützen, können

Kuren präventiv einmal im Jahr oder bei Bedarf auch öfter

durchgeführt werden. Die wichtigsten leberwirksamen

Mittel sind Mariendistel, Artischocke, Curcuma, Wermut,

Cholin, NAC, Vitamin C und B-Vitamine.

Fazit

Neurodegenerative Erkrankungen gehören zu den Zivi ­

li sationserkrankungen der heutigen Zeit. Risikofaktoren

sind Alter und ein chronischer Vitalstoffmangel, der sich

über Jahre aufbaut. Mit der hier beschriebenen neuroprotektiven

Prävention und begleitenden Therapie haben

Menschen eine Chance, nicht nur neurodegenerativen

Erkrankungen gegenzusteuern, sondern gleichzeitig auch

Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen.

Prävention und begleitende

Therapie – Zusammenfassung

Trotz ihrer unterschiedlichen Symptomatik weisen die einzelnen

neurodegenerativen Erkrankungen gemeinsame

Kennzeichen und Ursachen auf, die auf der subzellulären

Ebene, also innerhalb der Nervenzelle, zu finden sind.

Orthomolekulare Therapeuten wird es daher nicht wundern,

in Prävention und begleitender Behandlung auf „alte

Bekannte“ zu treffen.

© Valerii Honcharuk, www.AdobeStock.com

Weiterführende Literatur:

Bühring, Ursel: „Praxis-Lehrbuch der modernen Heilpflanzenkunde: Grundlagen – Anwendung – Therapie“, Sonntag (2009)

Gröber, Uwe: „Mikronährstoffe: Metabolic Tuning – Prävention – Therapie“, WGV (2011)

Haertel, Beate et al.: „Wege der Heilung: Vitalpilze“, Akademie für Naturheilkunde (2019)

Zimmermann, Michael et al.: „Burgerstein Handbuch Nährstoffe“, Trias (2018)

Wir weisen darauf hin, dass es sich bei gegenständlicher Information um keine Produktempfehlung für Endverbraucher handelt,

sondern um eine Fachinformation für Angehörige der Heil- und Heilhilfsberufe! Druck- und Satzfehler vorbehalten!

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Fachinformation | Neurodegenerative Erkrankungen

Mittel der Wahl und Dosierungsvorschläge

Mittel der Wahl M. Alzheimer M. Parkinson Multiple Sklerose

B-Komplex

Vitamin C

Vitamin D

v.a. B1 und B3

B6, B12 und Folsäure

v.a. B2 und B3

Vorsicht mit B6

mind. 1 g tgl.

mind. 1000 I.E. tgl. Laborkontrolle

v.a. B1, B7 und B12

Hochdosistherapie

bis 10.000 I. E tgl.

über mehrere Wochen

Vitamin E 500 I.E. tgl. 1200 I.E. tgl.

Carotinoide

Wechselnde Antioxidantien

Mischungen

NAC / Glutathion

L-Carnitin

Alpha-Liponsäure

Coenzym Q10

Cholin

mind. 500 mg tgl.

ja

ja

mind. 600 mg tgl.

2 x 600 mg tgl.

mind. 100 mg tgl.

1000 mg tgl.

SAM (S-Adenosylmethionin) bei Depressionen mind. 400 mg tgl.

5-HTP / Melatonin

Magnesium

Zink

Selen

Omega-3 FS

EPA / DHA

Ginkgo biloba

Curcumin / Weihrauch

Johanniskraut / 5-HTP

Hericium Extrakt

Darmsanierung / Probiotika

Schwermetallausleitung

200 mg tgl.

abends bei Schlafstörungen

400 mg tgl.

10 – 15 mg tgl.

200 µg tgl.

2 g tgl.

Regelmäßige Kuren

bei depressiven Verstimmungen

500 mg tgl.

ja täglich

Ja und regelmäßige Kuren

Durchblutung

Depressive Verstimmungen

Adaptogene

Antientzündliche, verdauungsfördernde und

regenerierende Heilpflanzen für Leber und Darm

Anti-neurodegenerativ und neuroprotektiv

Immunmodulierend

Allgemein aktivierend

Dysbiosen und Leaky Gut / Leaky Brain

Epithel- und Endothelschutz

Phytotherapie

Mykotherapie

Ginkgo, Rosmarin, Weißdorn

Johanniskraut

Ginseng, Taigawurzel, Rosenwurz

Kamille, Myrrhe, Süßholz

Wermut und andere Bitterstoffdrogen

Mariendistel, Artischocke, Curcuma

Hericium und Reishi

Reishi, Agaricus und Shiitake

Reishi, Cordyceps und Hericium

Chaga, Shiitake und Hericium

Chaga

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natürlich besser leben

Akademie für

Naturheilkunde

AfN – Akademie für Naturheilkunde GmbH

Peilsteinerstraße 7 | A-5020 Salzburg

Tel.: +43 (0)662 261 909-0 | Fax-DW: -99

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www.naturheilkunde-akademie.at

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