TOPFIT Dezember 2020
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Foto: © microgen / 123rf.com
Mitten in der Pandemie
Corona-Test –
das sollten Sie wissen
Nur ein Labortest erkennt sicher,
ob man an COVID-19 erkrankt ist.
Deshalb gehören Corona-Tests zu
den Eckpfeilern der Pandemiebekämpfung.
Doch wann genau macht
es Sinn, sich testen zu lassen? Ist ein
Antigen-Schnelltest genauso aussagekräftig
wie ein PCR-Test? Und welche
Folgen hat ein positives Ergebnis?
Hier die Antworten auf die wichtigsten
Fragen.
Von Dr. Nicole Schaenzler
• Wann ist der beste Zeitpunkt für einen
Test?
Hat eine Infektion mit dem Coronavirus stattgefunden,
vermehrt sich der Erreger in den Zellen
rasend schnell, sodass sich die Virusmenge
in den oberen Atemwegen schon nach drei
bis fünf Tagen ihrem Gipfel nähert. Wird also
am dritten Tag ein Test durchgeführt, kann es
bereits sein, dass er anschlägt. Als günstigster
Zeitpunkt gilt jedoch die Phase ab Symptombeginn
– dies ist in der Regel fünf bis sechs
Tage nach stattgefundener Infektion der Fall.
Die ersten fünf Tage nach Auftreten der ersten
Symptome ist die Viruslast dann am höchsten.
• Wie wird getestet?
Ein Corona-Test zum direkten Nachweis der
Viren erfolgt anhand eines Abstrichs. Da sich
die SARS-CoV-2-Viren in den Schleimhäuten
von Nasen- und Rachenraum vermehren, wird
ein Abstrichtupfer tief in die Rachenhinterwand
und/oder über ein Nasenloch in den Nasenrachenraum
vorgeschoben. Viele Menschen
empfinden den Zugang über den Mund als angenehmer,
hierbei ist die diagnostische Genauigkeit
jedoch etwas niedriger als beim Nasen-
Rachenabstrich. Bei einem schweren Verlauf
wird häufig auch eine Probe aus einem ausgehusteten
Sekret entnommen, das aus der Lunge
stammt. Für den direkten Erregernachweis werden
ein PCR-Test oder Antigen-Test genutzt.
• PCR-Test − was versteht man darunter?
Wegen seiner hohen Genauigkeit ist der PCR-
Test zum Nachweis einer akuten Infektion der
Goldstandard. Hierbei werden Erbgutschnipsel
von Viren mittels der Polymerase-Kettenreaktion
(polymerase chain reaction, PCR) so stark
vervielfältigt, dass selbst dann noch ein Nachweis
möglich ist, wenn nur geringe Erregermengen
in der Probe vorhanden sind.
• Wie lange dauert es, bis das Ergebnis eines
PCR-Tests vorliegt?
Bis das Ergebnis vorliegt, sind mehrere Schritte
nötig: der Transport ins Labor, die eigentliche
Testung, die vier bis fünf Stunden dauert,
und die Auswertung. Der gesamte Prozess,
einschließlich der Übermittlung des Ergebnisses
an den Getesteten, dauert idealerweise
nicht länger als 24 bis maximal 48 Stunden.
Die Wirklichkeit sieht momentan anders aus:
Es werden jeden Tag so viele Tests durchgeführt,
dass diese beim Eintreffen in die Labore
nicht mehr sofort bearbeitet werden können.
Die Folge: Bis man erfährt, ob man positiv oder
negativ getestet wurde, vergehen häufig mehrere
Tage. Ein unguter Zustand, der nicht nur
das Risiko erhöht, dass Infizierte zu lange ohne
Befund bleiben, sondern der auch für Unmut
sorgt: bei den Getesteten ebenso wie bei den
Fachkräften in den überlasteten Labors.
• Was lässt sich gegen den Teststau tun?
Damit Arztpraxen und Labore entlastet werden,
hat das Robert Koch-Institut (RKI) die
Anlässe für die Tests eingeschränkt. Empfohlen
wird, nur noch bei schweren Atemwegssymptomen
zu testen, also vor allem bei Atemnot
und anderen Hinweisen auf eine akute Bronchitis
oder Lungenentzündung, aber auch bei
Fieber und einem Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns.
Weitere Gründe für einen Test
sind neu aufgetretene Symptome nach einem
direkten Kontakt mit einem bestätigten
COVID-19-Fall (Kontaktperson 1) oder wenn
sich die Symptome verschlimmern.
Gleichwohl steht es dem Arzt frei, von der neuen
Regelung abzuweichen und auch schon bei
leichten Symptomen wie Halsschmerzen einen
Test durchzuführen, etwa, wenn der Betroffene
zu einer Risikogruppe zählt oder wenn er
Kontakt zu Risikogruppen hat. Ebenso können
sich Menschen, die in einer Pflegeeinrichtung,
Arztpraxis oder einem Krankenhaus arbeiten,
jederzeit testen lassen. Auch von Antigen-
Schnelltests erwarten sich die Experten eine
Entspannung der Lage: Sie liefern das Ergebnis
direkt vor Ort, nehmen weniger Ressourcen in
Anspruch und sind zudem kostengünstiger als
PCR-Tests.
• Wann machen Antigen-Schnelltests Sinn?
Schnelltests sind in Deutschland seit Oktober
fester Bestandteil der nationalen Corona-Teststrategie.
Sie liefern allerdings nur eine Momentaufnahme,
denn ein negatives Testergebnis
schließt nicht aus, dass man am nächsten
Tag positiv getestet werden könnte. Dennoch
halten Experten Schnelltests für einen wichtigen
Baustein in der Bekämpfung der Corona-
Pandemie. Mithilfe dieser Tests kann nämlich
bereits innerhalb von 15 bis 30 Minuten festgestellt
werden, ob eine Person mit SARS-CoV-2
infiziert ist, auch wenn sie noch keine Symptome
verspürt. Dieses Wissen ist vor allem für
Einrichtungen wichtig, die wie Pflegeheime
und Kliniken in höchstem Maße darauf angewiesen
sind, dass kein Super-Spreading-Ereignis
ausgelöst wird; aber auch Kindergärten oder
Schulen können profitieren.
• Wie funktioniert ein Antigen-Test?
PCR- und Antikörper-Tests weisen das Erbmaterial
des Virus nach, Antigen-Tests durchsuchen
die Probe nach Eiweißfragmenten, die
sich auf der Oberfläche von SARS-CoV-2 befinden.
Dazu wird der Abstrich auf eine Testkassette
gegeben, der mit einer Testflüssigkeit
beträufelt wird. Binnen 15 bis 30 Minuten kann
das Ergebnis an einem farbigen Streifen, ähnlich
wie beim Schwangerschaftstest, abgelesen
Foto: © Jarun Ontakrai / 123rf.com
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