TOPFIT Dezember 2020
Bescheid wissen - gesund bleiben Ihr Magazin für Gesundheit, Fitness und Wellness
Bescheid wissen - gesund bleiben
Ihr Magazin für Gesundheit, Fitness und Wellness
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
12 Diagnose & Therapie
Lokale Behandlung ohne Operation
Strahlentherapie
bei weißem Hautkrebs
Weißer Hautkrebs kann entstehen, wenn
die Haut über Jahre nicht ausreichend
vor der UV-Strahlung geschützt wurde.
Hauptentstehungsorte sind Gesicht und
Hände — also die Körperpartien, die
besonders stark den Sonnenstrahlen
ausgesetzt sind. Was nur wenige wissen:
Helfen kann neben einem operativen
Eingriff auch eine Strahlentherapie.
Von Dr. Nicole Schaenzler
Spinaliom der Stirnhaut (li.): Nach einem Jahr
mit Brachytherapie mit 12 Bestrahlungssitzungen
zeigt sich die Stirnhaut in stark verbessertem
Zustand (re.).
Über 200 000 – vor allem ältere – Menschen
erkranken jährlich in Deutschland an weißem
Hautkrebs. Die Mediziner unterscheiden zwei
Arten: das Basaliom (Basalzellkarzinom), bei
dem der Krebs aus der Basalzellschicht entsteht,
und das Spinaliom (spinozelluläres Karzinom),
das von der Stachelzellschicht der Haut ausgeht.
In beiden Fällen treten die Tumore lokal begrenzt
auf. Das Basaliom wächst jedoch im Allgemeinen
langsam und nur dort, wo es entstanden
ist. Anders das Spinaliom: Es ist aggressiver
und kann Metastasen bilden, wenn es erst spät
erkannt und behandelt wird.
vor der Brachytherapie
Da der weiße Hautkrebs im Allgemeinen nur
eine kleine Hautfläche betrifft, ist in den meisten
Fällen eine operative Entfernung die Therapie
der Wahl. Wie bei allen invasiven Vorgehensweisen
lässt sich das Risiko für Komplikationen
jedoch nicht gänzlich ausschließen. Dies
gilt umso mehr, wenn ältere Patienten bereits
an Diabetes oder einer anderen Grunderkrankung
leiden. Hinzu kommt: Sind ungünstige
Stellen wie Nase oder Ohren betroffen, kann
es sein, dass im Anschluss an die Tumorentfernung
für ein kosmetisch besseres Ergebnis
zusätzlich eine plastische Deckung des Defektareals
notwendig ist. In diesen Fällen kann die
lokale Strahlentherapie eine effektive nicht-invasive
Alternative sein.
»Metaanalysen zeigen nach fünf Jahren eine 90
prozentige Erfolgsquote. Damit ist die Strahlentherapie
so wirksam wie eine Operation«, sagt
Frau PD Dr. Stefanie Corradini, geschäftsführende
Oberärztin an der Klinik für Strahlentherapie
und Radioonkologie am LMU Klinikum
in Großhadern.
Bei einem ausgedehnten Tumor oder einem
Tumor, der nicht vollständig entfernt werden
konnte, ist häufig eine Kombination aus Operation
und Strahlentherapie erforderlich.
Automatisierte
Positionierung
Ist der Tumor klein bzw. bis zwei Zentimeter
groß, wird am LMU Klinikum eine sogenannte
Kontakt-Bestrahlung durchgeführt. Das Verfahren
wird auch Brachytherapie genannt: Eine
hohe Bestrahlungsdosis wird direkt am Ort des
Tumorgeschehens appliziert, das umgebende
Gewebe bleibt verschont. »Mithilfe eines speziellen
Geräts, eines Afterloader, wird eine nur
wenige Millimeter große radioaktive Strahlungsquelle
automatisch über dem betroffenen
Hautareal platziert. Hierfür stehen verschiedene
Haut-Applikatoren, z. B. der Valencia Applikator,
zur Auswahl, die speziell für die Behandlung
von Hautkrebs konzipiert sind«, erklärt
PD Dr. Corradini.
nach der Brachytherapie
Fotos unten: © LMU Klinikum München; Foto oben: © Andriy Popov / 123rf.com
TOPFIT 4 / 2020
TOPFIT_04-2020_Version_29-11-2020.indd 12 01.12.2020 13:59:05