Recht & Geld Frühling/Sommer 2019

BAUFINANZIERUNG
Steigende Immobilienpreise
Lohnt sich die Investition in Wohneigentum?
Expertenrat
Markus Grohn
Spezialist für Baufinanzierung
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Im Landesvergleich
kommt Bremen von
einem relativ günstigen
Niveau, aber die
Immobilien an der
Weser haben mittlerweile
aufgeholt. Auch
wenn einzelne Objekte
ambitioniert gepreist
sind – ich stelle nicht
fest, dass die Kaufpreise
in der Fläche den
tatsächlichen Wert
übersteigen.
www.drklein.de
Immer wieder warnen Stimmen aus Wirtschaft und Politik vor starken Preisübertreibungen
in den Städten, für einige Metropolen werden drastische Preiseinbrüche
vorhergesagt. Auch in Bremen steigen die Immobilienpreise und die Frage ist:
Lohnt es sich jetzt noch, in Wohneigentum zu investieren? „Recht & Geld“ hat mit
Markus Grohn gesprochen, Spezialist für Baufinanzierung bei Dr. Klein in Bremen.
Recht & Geld: Herr Grohn, was sind die Voraussetzungen
für eine Immobilienblase, wie
kommt sie zustande?
Markus Grohn: Damit eine Blase entsteht, müssen
mehrere Faktoren zusammenspielen. Dazu
gehören zu hohe Kredite in Bezug auf das Einkommen
– also gelockerte Standards bei der
Kreditvergabe und die Bewilligung von Krediten,
auch wenn Bonität, Eigenkapital oder die
Einkommensperspektive nicht unbedingt dafür
sprechen. Ein zusätzliches Indiz ist, wenn die
Kaufpreise oder Baukosten nicht länger über
Marktmechanismen wie Angebot und Nachfrage
zu rechtfertigen sind, sondern den tatsächlichen
Wert der Immobile deutlich überschreiten.
Gibt es in und um Bremen eine Blase?
Im Landesvergleich kommt Bremen von einem
relativ günstigen Niveau, aber die Immobilien
an der Weser haben mittlerweile aufgeholt. Auch
wenn einzelne Objekte ambitioniert gepreist
sind – ich stelle nicht fest, dass die Kaufpreise
in der Fläche den tatsächlichen Wert übersteigen.
Außerdem gilt auch hier: Die Finanzierungen
sind solide, mit langen Zinsbindungen und
einer Tilgung von anfänglich knapp drei Prozent.
Konkret heißt das, dass nach Ablauf der
Zinsbindung ein höherer Teil des Immobilienkredits
getilgt ist und die Banken ein geringeres
Risiko bei der Darlehensvergabe haben.
Wohin entwickeln sich die Preise und lohnt
sich der Kauf einer Immobilie noch?
Die Neubautätigkeit deckt immer noch nicht die
Nachfrage und mindestens im Bremer Stadtgebiet
sind Baugrundstücke Mangelware. Deswegen
gehe ich von weiter steigenden Immobilienpreisen
aus, wenn auch moderaten. Generell
sind Investitionen in Immobilien langfristige
Investitionen. Für Eigennutzer gilt das ohnehin,
sie sind in der Regel nicht darauf angewiesen, in
absehbarer Zeit einen bestimmten Preis für ihre
Immobilie erzielen zu müssen. Auch die günstigen
Zinsen sprechen dafür, eine Wohnung oder
ein Haus zur Eigennutzung zu erwerben.
Und für Investoren?
Weil auch die Mieten tendenziell steigen, sind
Bremer Immobilien auch als Geldanlage interessant.
Hier empfehle ich, noch stärker auf
die Lage und deren Entwicklung sowie auf den
Preis zu achten – als Investor sollte man nicht
auf schnellen Gewinn zielen. Schon allein die
Erwerbsnebenkosten von bis zu 15 Prozent machen
Immobilien nicht zum kurzfristigen Spekulationsobjekt.
Expertenrat:
Egal, ob die Immobilie als Geldanlage dienen
oder selbst genutzt werden soll: Wer
Angebote vergleicht, kann sich deutliche
Vorteile verschaffen – das gilt insbesondere
auch für die Wahl der Finanzierung.
Hier gibt es viele Stellschrauben, Tipps und
Anpassungsmöglichkeiten, um die Finanzierung
individuell passend zu gestalten.