EINÄUGIG & BLAUSILBIG
Zu guter Letzt, der Klappentext: Eine Frau. Dunkle Dokumente. Ein schaumweinschlürfender Zyklop. Und als ein Anruf die Zündschnur der Ereignisse entflammt, ist eines bereits besiegelt: Dieser Tag wird von Zwölf AutorInnen fortgeschrieben werden. Wie werden sie ihr Schicksal ausmalen? Welche Bilder werden die Kuppel ihres Schädels schmücken? Welche Gefühle werden sie ihr auf den Hals hetzen? Und wird es am Ende Sinn machen, sich so entschieden zu haben? Ein Textperiment von Susanne Altmann, Nina Buschendorf, Peter Frankenbach, Hinnerk Henze, Kira Horžak, Cem Karci, Lana Kesselring, Sabrina Leich, Jonathan Mürmann, Annika Rauscher, Anna-Lina Weiß und Justin Ziemba – unter der Leitung von Stephan Ganser im Fachkurs Texthandwerk, Fakultät Kunst und Gestaltung, Sommersemester 2020 an der Bauhaus-Universität Weimar.
Zu guter Letzt, der Klappentext:
Eine Frau. Dunkle Dokumente. Ein schaumweinschlürfender Zyklop. Und als ein Anruf die Zündschnur der Ereignisse entflammt, ist eines bereits besiegelt: Dieser Tag wird von Zwölf AutorInnen fortgeschrieben werden. Wie werden sie ihr Schicksal ausmalen? Welche Bilder werden die Kuppel ihres Schädels schmücken? Welche Gefühle werden sie ihr auf den Hals hetzen? Und wird es am Ende Sinn machen, sich so entschieden zu haben?
Ein Textperiment von Susanne Altmann, Nina Buschendorf, Peter Frankenbach, Hinnerk Henze, Kira Horžak, Cem Karci, Lana Kesselring, Sabrina Leich, Jonathan Mürmann, Annika Rauscher, Anna-Lina Weiß und Justin Ziemba – unter der Leitung von Stephan Ganser im Fachkurs Texthandwerk, Fakultät Kunst und Gestaltung, Sommersemester 2020
an der Bauhaus-Universität Weimar.
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Ich verstaue die Mappe in meiner Tasche und setzte zum
Sprechen an „Gut, dann…“
Frank unterbricht mich: „Ich begleite Sie noch mit nach draußen.“
Sie wollen mich wirklich nicht aus den Augen lassen.
Sein Stuhl kratzt unangenehm auf dem Boden, als Frank sich
erhebt. Die Sekretärin hält noch immer die Tür auf. Vermutlich,
weil sie zu neugierig war, um wieder zu gehen. Als Frank sich dem
Raumausgang nähert, bemerke ich, dass, obwohl seine
Bewegungen sonst eine raubtierhafte Eleganz besitzen, die
Geschwindigkeit seines Ganges eher der eines zielstrebigen
Faultiers gleicht. Trotzdem bleibe ich lieber einen Schritt hinter
ihm. Ich verlasse 307 so wortlos, wie ich gekommen bin und
schleiche mit Frank die 53 Stufen hinunter. Dieses Mal liegt keine
der 53 Entscheidungen bei mir.
Frank trägt ein ledernes Schuhpaar mit unterschiedlich farbigen
Schnürsenkeln. Rechts tiefseeblau, links kirschholzbraun.
Wir passieren zwei Etagen, bis wir im Erdgeschoss ankommen. In
keiner der Stockwerke brennt noch Licht und Frank macht sich
auch nicht die Mühe, es einzuschalten. Diese Angewohnheit liegt
wohl in der Familie, denke ich und bin nun doch ganz froh über
seinen bedächtigen Schritt.
Wieder sehe ich Ilja vor mir. Dunkle Haare, ein dunkler Bart. Nie
schaltet er das Licht in seiner Wohnung ein. Vielleicht will er mit
dem Schwarz verschmelzen. „Wissen ist Nacht”, lachte er immer,
wenn ich ihn darauf ansprach, und entschuldigte sich dann für die
unsichtbare Unordnung in seiner Wohnung.
Die Brandschutztür im Erdgeschoss schwingt auf. Ich gehe hinter
Frank ins Freie. Die Bäume, die den Parkplatz säumen, rauschen
wie Gischt-schlagend im nächtlichen Wind.