EINÄUGIG & BLAUSILBIG
Zu guter Letzt, der Klappentext: Eine Frau. Dunkle Dokumente. Ein schaumweinschlürfender Zyklop. Und als ein Anruf die Zündschnur der Ereignisse entflammt, ist eines bereits besiegelt: Dieser Tag wird von Zwölf AutorInnen fortgeschrieben werden. Wie werden sie ihr Schicksal ausmalen? Welche Bilder werden die Kuppel ihres Schädels schmücken? Welche Gefühle werden sie ihr auf den Hals hetzen? Und wird es am Ende Sinn machen, sich so entschieden zu haben? Ein Textperiment von Susanne Altmann, Nina Buschendorf, Peter Frankenbach, Hinnerk Henze, Kira Horžak, Cem Karci, Lana Kesselring, Sabrina Leich, Jonathan Mürmann, Annika Rauscher, Anna-Lina Weiß und Justin Ziemba – unter der Leitung von Stephan Ganser im Fachkurs Texthandwerk, Fakultät Kunst und Gestaltung, Sommersemester 2020 an der Bauhaus-Universität Weimar.
Zu guter Letzt, der Klappentext:
Eine Frau. Dunkle Dokumente. Ein schaumweinschlürfender Zyklop. Und als ein Anruf die Zündschnur der Ereignisse entflammt, ist eines bereits besiegelt: Dieser Tag wird von Zwölf AutorInnen fortgeschrieben werden. Wie werden sie ihr Schicksal ausmalen? Welche Bilder werden die Kuppel ihres Schädels schmücken? Welche Gefühle werden sie ihr auf den Hals hetzen? Und wird es am Ende Sinn machen, sich so entschieden zu haben?
Ein Textperiment von Susanne Altmann, Nina Buschendorf, Peter Frankenbach, Hinnerk Henze, Kira Horžak, Cem Karci, Lana Kesselring, Sabrina Leich, Jonathan Mürmann, Annika Rauscher, Anna-Lina Weiß und Justin Ziemba – unter der Leitung von Stephan Ganser im Fachkurs Texthandwerk, Fakultät Kunst und Gestaltung, Sommersemester 2020
an der Bauhaus-Universität Weimar.
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
meinem inneren Auge sehe ich zwei kleine Jungs in einem
muschelförmigen Gartensandkasten auf einem Balkon im 11. Stock
eines Betonklotzes der Nordweststadt, Ortsbezirk 8, spielen. Da
ist kein Sand drin. Banknoten. Kleine Jungs in einer kleinen
Wohnung mit kleinen Bündeln Banknoten. Sie haben sich lieb.
Doch was beide noch mehr lieben, ist das Spiel mit dem Geld.
Einer der Burschen streicht sich seine langen, zuckerklebrigen,
schwarzen Haare aus dem Gesicht und schreibt mit einem
angekauten Buntstift etwas in sein Notizheft. Der andere Junge
fächert die Scheinchen in seiner Hand auf, grinst so breit, dass
seine katzenartigen Reißzähne kein Entkommen aus dem Spiel
zulassen und sagt „Zieh eine!“
So stelle ich sie mir vor. Als wären sie als Bankräuber geboren
worden; als hätte man ihnen die Kriminalität in die Wiege gelegt;
als wären sie schon immer ein gefährliches Duo gewesen. Nein.
Letzteres stimmt nicht. Nicht mehr. Ilja und Frank sind zwar noch
blutsverwandte Brüder, aber sie waren ein unschlagbares Team.
Präteritum. Jedes lustige Spiel unter Kindern kann irgendwann in
Zankerei enden. Bis einer heult. Ich frage mich, ob sie irgendwann
noch einmal unschlagbar hätten werden können, wenn ich nicht
zwischen sie gekommen wäre.
Ich habe es mir nicht ausgesucht, Frank hat mich schließlich
beauftragt, aber ich hätte Nein sagen können… sogar sagen
müssen, nachdem ich Iljas klugen Kopf kennengelernt und sein
weiches Herz meines berührt hatte. Er ist ein besonnener Mensch,
wenn man das überhaupt über einen Verbrecher sagen darf. Er ist
ruhig, clever und zielstrebig. Jeden Raub hat er von vorne bis
hinten allein geplant und skizziert.