Zucht ckelte, doch dann fing er an, sich die besten Exemplare einiger selten gewordener Blutlinien zusammen zu sammeln und mit diesen zu züchten – immer im Bestreben, deren Eigenheiten zu bewahren. Er hat sich damit der Erhaltungszucht im wahrsten Sinne des Wortes gewidmet, und zwar auch – oder vor allem – der Erhaltung der nicht-kommerziellen Linien, die in einem marktorientierten Wettbewerb leicht verloren gehen. Philippe Paraskevas ist heute vermutlich neben El Zahraa, dem ägyptischen Staatsgestüt, der einzige Züchter, der alle drei ägyptischen Hengstlinien pflegt. Er pflegt diese jedoch mit anderen Schwerpunkten als das Staats ge- stüt, wo rund zwei Drittel der Hengste der Saklawi-I-Linie angehören, eine Linie, die weltweit die Gamil-El-Kebir- und vor allem die El-Deree-Linien verdrängt hat. Hier bei Paraskevas werden d i e s e beiden zuletzt genannten Linien besonders gepflegt, die Saklawi-I-Linie hat er erst kürzlich der <strong>Vol</strong>lständigkeit halber mit hinzugenommen. Gamil El Kebir - kräftig und rund Die Gamil-El-Kebir-Linie spaltete sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts über die beiden Hengste Ibn Samhan und Ibn Rabdan in zwei Zweige auf. Dieser Linie - über Ibn Rabdan - gehört Paraskevas’ Beschäler Ghallab El Ateya (Rizkallah / Shameya) *2002 an, der uns bei unserem Besuch voller Stolz von Maarouf Sirhan, dem Trainer für die „tanzenden <strong>Pferde</strong>“, vorgeritten wurde. Ghallab geht auf Anter zurück, der bei uns in Deutschland als Vater von Gharib bekannt geworden ist. Diese Linie, so Paraskevas, zeichnet sich durch ausgezeichnete Reiteigenschaften und überdurchschnittliche Bewegungen aus. Es sind eher kräftige, abgedrehte <strong>Pferde</strong> mit viel Gurtentiefe – da fällt der langlinige, elegante Gharib ganz klar aus der Rolle und ist in seinen Exterieurmerkmalen wohl mehr nach seiner Mutter Salwa geraten. Ghallab’s bedeutendster Sohn im Gestüt ist wohl Shaer Al Nile, der uns von dem 12-jährigen Ziad vorgeritten wird, einem Enkel von Hammad Rabeii. Auch bei Shaer Al Nile trifft die Charakterisierung „rund und abgedreht“ zu, aber er ist im Gesicht et- was „moderner“. Auch ein Ghallab-Ur-Enkel wird uns vorgestellt, der dreijährige Tag El Ola (v. Shaer Al Nile), bei dem in der Bewegung die ausgesprochen großen Nüstern auffallen, was dem Gesicht viel Adel verleiht. Abgesehen davon steht er im Quadratformat und zeichnet sich durch eine gute Oberlinie und korrekte Beinstellung aus, auch weiß er sich in der Bewegung zu tragen. Als Höhepunkt werden uns der Ghallab-Sohn Farees und der Enkel Gawad El Nile vorgeritten, diesmal als „tanzende <strong>Pferde</strong>“, wie es in Ägypten Tradition hat. Beide Hengste zeichnen sich durch eine ausgesprochen kräftige Hinterhand aus, wodurch sie diese Piaff-ähnliche Übung über mehrere Minuten durchhalten. Wir sehen insgesamt 12 Nachkommen von Ghallab in erster bis dritter Generation und langsam versteht man die eingangs gegebene Beschreibung dieser Linie. Nun mag man sich fragen, warum ein Züchter 12 Hengste aus ein und derselben Linie hat? Im Grunde sind sie ein Genreservoir, denn in der Vergangenheit ist es Paraskevas zweimal passiert, dass er eine Hengstlinie fast verloren hätte, weil der Hauptbeschäler ohne einen entsprechenden Nachfolger starb, der ihn hätte ersetzen können. Diesem Schicksal will Paraskevas nicht noch einmal entgegensehen – daher hält er ein große Anzahl von Hengsten. Diwan El Arab ( Ghallab El Ateya / Bedaya) *2008, Hengstlinie Gamil El Kebir, er hat dieselbe Mutter wie Shaer El Nile. 8 El Deree - der Outcross Die zweite Hengstlinie, der sich Paraskevas verschrieben hat, ist die des El Deree. Diese Linie wird in El Zahraa nur noch durch fünf (von 31) Hengsten repräsentiert (siehe AP 1/<strong>2020</strong>, S. 12), in Deutschland war sie einst durch Morhaf vorhanden, ist hier heute aber gänzlich ausgestorben. El Deree war ein „Wüstenaraber“ und ein überlegenes Rennpferd. Er wurde von einem Beduinenstamm in der Al Jazirah (Syrien) gezogen und hatte damit einen anderen Ursprung als die meisten der übrigen Stammpferde der EAO/RAS/ Inshass, was ihn zu einem idealen „Outcross“ macht. El Deree setzte sich selbst ein Denkmal mit seinem Sohn Sid Abouhom, dessen Töchter Lubna, Mouna und Mabrouka aus der legendären Moniet El Nefous brachten ihre mütterliche Linie zu Weltruhm. Heute führt die El-Deree-Linie immer über Akthal, so führen auch die beiden Paraskevas-Hengste Zay El Hawa und Sawwah über Ibn Akhtal zurück, während Ala Baly über dessen Halbbruder Aybac auf El Deree zurückgeht. Zay El Hawa begeistert mich durch seine klar konturierte Muskulatur – hier scheint wirklich noch das Rennpferd von damals durchzukommen. Und auch die Beine sind von einer Trockenheit, wie sie nur ein Wüstenpferd hat. Ala Baly ist vielleicht insgesamt harmonischer und wurde uns sehr dynamisch unter dem Sattel vorgestellt. Zur Vervollständigung der Hengstsammlung haben vor nicht allzu langer Zeit auch Vertreter der Saklawi-I-Linie Einzug in Paraskevas’ Gestüt gehalten. Mein Liebling in dieser Gruppe war Ashham, ein Sohn des Halim El © ARABISCHE PFERDE - <strong>IN</strong> <strong>THE</strong> <strong>FOCUS</strong> 4/<strong>2020</strong>
Zucht Hengstlinie / Sireline Gamil El Kebir 1 - Ghallab El Ateya (Rizkallah / Shameya) *2002 - chief sire 2 - Shaer El Nile (Rafik El Oumr / Bedaya) *2009 - grandson of Ghallab 3 - Tag El Ola (Shaer El Nile / Kawkab El Shark) *2016 - great-grandson of Ghallab 4 - Faress El Ahlam (Ghallab El Ateya / Ataa) *2007 - son of Ghallab 5 - Gawad El Nile (Rafik El Oumr / Shams Khareem) *2010 - Grandson of Ghallab 4/<strong>2020</strong>- www.in-the-focus.com 9
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