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Arabische Pferde IN THE FOCUS 4/2020 (Vol. 24) - public

Zeitschrift für Liebhaber und Züchter Arabischer Pferde

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Zucht<br />

ckelte, doch dann fing er an, sich die besten<br />

Exemplare einiger selten gewordener Blutlinien<br />

zusammen zu sammeln und mit diesen<br />

zu züchten – immer im Bestreben, deren<br />

Eigenheiten zu bewahren. Er hat sich damit<br />

der Erhaltungszucht im wahrsten Sinne des<br />

Wortes gewidmet, und zwar auch – oder vor<br />

allem – der Erhaltung der nicht-kommerziellen<br />

Linien, die in einem marktorientierten<br />

Wettbewerb leicht verloren gehen.<br />

Philippe Paraskevas ist heute vermutlich neben<br />

El Zahraa, dem ägyptischen Staatsgestüt,<br />

der einzige Züchter, der alle drei ägyptischen<br />

Hengstlinien pflegt. Er pflegt diese jedoch<br />

mit anderen Schwerpunkten als das Staats<br />

ge- stüt, wo rund zwei Drittel der<br />

Hengste der Saklawi-I-Linie<br />

angehören, eine Linie,<br />

die weltweit die Gamil-El-Kebir-<br />

und<br />

vor allem die<br />

El-Deree-Linien<br />

verdrängt<br />

hat. Hier bei<br />

Paraskevas<br />

werden<br />

d i e s e<br />

beiden<br />

zuletzt<br />

genannten Linien besonders gepflegt, die Saklawi-I-Linie<br />

hat er erst kürzlich der <strong>Vol</strong>lständigkeit<br />

halber mit hinzugenommen.<br />

Gamil El Kebir - kräftig und rund<br />

Die Gamil-El-Kebir-Linie spaltete sich zu Beginn<br />

des 20. Jahrhunderts über die beiden<br />

Hengste Ibn Samhan und Ibn Rabdan in zwei<br />

Zweige auf. Dieser Linie - über Ibn Rabdan -<br />

gehört Paraskevas’ Beschäler Ghallab El Ateya<br />

(Rizkallah / Shameya) *2002 an, der uns bei<br />

unserem Besuch voller Stolz von Maarouf Sirhan,<br />

dem Trainer für die „tanzenden <strong>Pferde</strong>“,<br />

vorgeritten wurde. Ghallab geht auf Anter<br />

zurück, der bei uns in Deutschland als Vater<br />

von Gharib bekannt geworden ist. Diese Linie,<br />

so Paraskevas, zeichnet sich durch ausgezeichnete<br />

Reiteigenschaften und überdurchschnittliche<br />

Bewegungen aus. Es sind eher<br />

kräftige, abgedrehte <strong>Pferde</strong> mit viel Gurtentiefe<br />

– da fällt der langlinige, elegante Gharib<br />

ganz klar aus der Rolle und ist in seinen Exterieurmerkmalen<br />

wohl mehr nach seiner Mutter<br />

Salwa geraten. Ghallab’s bedeutendster<br />

Sohn im Gestüt ist wohl Shaer Al Nile, der uns<br />

von dem 12-jährigen Ziad vorgeritten wird,<br />

einem Enkel von Hammad Rabeii. Auch bei<br />

Shaer Al Nile trifft die Charakterisierung „rund<br />

und abgedreht“ zu, aber er ist im Gesicht et-<br />

was „moderner“. Auch ein Ghallab-Ur-Enkel<br />

wird uns vorgestellt, der dreijährige Tag El Ola<br />

(v. Shaer Al Nile), bei dem in der Bewegung<br />

die ausgesprochen großen Nüstern auffallen,<br />

was dem Gesicht viel Adel verleiht. Abgesehen<br />

davon steht er im Quadratformat und<br />

zeichnet sich durch eine gute Oberlinie und<br />

korrekte Beinstellung aus, auch weiß er sich<br />

in der Bewegung zu tragen. Als Höhepunkt<br />

werden uns der Ghallab-Sohn Farees und der<br />

Enkel Gawad El Nile vorgeritten, diesmal als<br />

„tanzende <strong>Pferde</strong>“, wie es in Ägypten Tradition<br />

hat. Beide Hengste zeichnen sich durch<br />

eine ausgesprochen kräftige Hinterhand aus,<br />

wodurch sie diese Piaff-ähnliche Übung über<br />

mehrere Minuten durchhalten. Wir sehen<br />

insgesamt 12 Nachkommen von Ghallab in<br />

erster bis dritter Generation und langsam<br />

versteht man die eingangs gegebene Beschreibung<br />

dieser Linie.<br />

Nun mag man sich fragen, warum ein Züchter<br />

12 Hengste aus ein und derselben Linie<br />

hat? Im Grunde sind sie ein Genreservoir,<br />

denn in der Vergangenheit ist es Paraskevas<br />

zweimal passiert, dass er eine Hengstlinie fast<br />

verloren hätte, weil der Hauptbeschäler ohne<br />

einen entsprechenden Nachfolger starb, der<br />

ihn hätte ersetzen können. Diesem Schicksal<br />

will Paraskevas nicht noch einmal entgegensehen<br />

– daher hält er ein große Anzahl von<br />

Hengsten.<br />

Diwan El Arab ( Ghallab El Ateya / Bedaya)<br />

*2008, Hengstlinie Gamil El Kebir, er hat dieselbe<br />

Mutter wie Shaer El Nile.<br />

8<br />

El Deree - der Outcross<br />

Die zweite Hengstlinie, der sich Paraskevas<br />

verschrieben hat, ist die des El Deree. Diese<br />

Linie wird in El Zahraa nur noch durch fünf<br />

(von 31) Hengsten repräsentiert (siehe AP<br />

1/<strong>2020</strong>, S. 12), in Deutschland war sie einst<br />

durch Morhaf vorhanden, ist hier heute aber<br />

gänzlich ausgestorben. El Deree war ein<br />

„Wüstenaraber“ und ein überlegenes Rennpferd.<br />

Er wurde von einem Beduinenstamm<br />

in der Al Jazirah (Syrien) gezogen und hatte<br />

damit einen anderen Ursprung als die meisten<br />

der übrigen Stammpferde der EAO/RAS/<br />

Inshass, was ihn zu einem idealen „Outcross“<br />

macht. El Deree setzte sich selbst ein Denkmal<br />

mit seinem Sohn Sid Abouhom, dessen<br />

Töchter Lubna, Mouna und Mabrouka aus der<br />

legendären Moniet El Nefous brachten ihre<br />

mütterliche Linie zu Weltruhm. Heute führt<br />

die El-Deree-Linie immer über Akthal, so führen<br />

auch die beiden Paraskevas-Hengste Zay<br />

El Hawa und Sawwah über Ibn Akhtal zurück,<br />

während Ala Baly über dessen Halbbruder<br />

Aybac auf El Deree zurückgeht. Zay El Hawa<br />

begeistert mich durch seine klar konturierte<br />

Muskulatur – hier scheint wirklich noch das<br />

Rennpferd von damals durchzukommen.<br />

Und auch die Beine sind von einer Trockenheit,<br />

wie sie nur ein Wüstenpferd hat. Ala Baly<br />

ist vielleicht insgesamt harmonischer und<br />

wurde uns sehr dynamisch unter dem Sattel<br />

vorgestellt.<br />

Zur Vervollständigung der Hengstsammlung<br />

haben vor nicht allzu langer Zeit auch Vertreter<br />

der Saklawi-I-Linie Einzug in Paraskevas’<br />

Gestüt gehalten. Mein Liebling in dieser<br />

Gruppe war Ashham, ein Sohn des Halim El<br />

© ARABISCHE PFERDE - <strong>IN</strong> <strong>THE</strong> <strong>FOCUS</strong> 4/<strong>2020</strong>

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