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Arabische Pferde IN THE FOCUS 4/2020 (Vol. 24) - public

Zeitschrift für Liebhaber und Züchter Arabischer Pferde

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DNA-Forschung beim Pferd<br />

Bairaktar's Freispruch<br />

Wissenschaft<br />

Das Warmblood Fragile Foal Syndrom (WFFS) ist in den letzten Jahren in der Warmblutzucht<br />

zu einem Schreckgespenst geworden. Da jedoch auch bei (historischen) arabischen<br />

<strong>Pferde</strong>n, Nachkommen des Bairaktar, ähnliche Symptome wie bei WFFS festgestellt<br />

wurden, wurde untersucht, ob Bairaktar, der einen signifikanten Einfluss auf die<br />

Warmblutzucht hatte, der Ursprung von WFFS war oder nicht.<br />

Das Warmblood Fragile Foal Syndrom<br />

(WFFS) ist eine autosomal-rezessive<br />

Erbkrankheit, die durch eine einzelne<br />

Nukleotidvariante verursacht wird und eine<br />

unheilbare Bindegewebsstörung verursacht.<br />

Es kann unmittelbar nach der Geburt festgestellt<br />

werden, wenn das Fohlen normalerweise<br />

einen etwas schwachen Eindruck hinterlässt,<br />

aber aufgrund eines vorhandenen<br />

Saugreflexes immer noch in Ordnung zu sein<br />

scheint. Durch den genetischen Defekt ist die<br />

Haut (Epidermis) jedoch nicht fest mit dem<br />

darunterliegenden Gewebe verbunden, was<br />

bedeutet, dass die Haut selbst bei nur geringem<br />

Kontakt, Zug oder Druck reißen kann,<br />

beispielsweise beim Aufstehen. Man muß<br />

nicht erwähnen, dass die Fohlen nicht überleben<br />

können.<br />

Gestütsleiterin Astrid von Velsen-Zerweck mit dem Skelett von Bairaktar, wie es heute im<br />

Gestütsmuseum in Offenhausen ausgestellt ist.<br />

Foto: Christian von Holst (christianvonholst.de)<br />

Ähnliche Krankheit im Jahre 1855<br />

Diese Symptome sahen sehr wie eine Krankheit<br />

aus, die erstmals 1855 von Prof. Adolph<br />

Rueff in Hohenheim beschrieben wurde. In<br />

den Jahren 1841 bis 1853 wurde bei mehreren<br />

im Gestüt Weil geborenen Fohlen eine<br />

„eigenartige Hautkrankheit“ beobachtet: Die<br />

Fohlen wurden meist tot geboren, starben bei<br />

der Geburt oder kurz danach und zeigten alle<br />

die gleichen angeborenen Fehlbildungen von<br />

Haut und Hufen. Die Haut, besonders an den<br />

Beinen, aber auch am Rücken, am Nacken und<br />

im Gesicht, war bei diesen Fohlen häufig haarlos,<br />

es gab Zysten, die mit Flüssigkeit gefüllt<br />

waren, die obere Haut löste sich von der darunterliegenden<br />

Schicht, die Hufe schrumpften<br />

vor der Geburt und fielen noch im Mutterleib<br />

oder kurz nach der Geburt ab, und die Mundschleimhaut<br />

war ebenfalls betroffen.<br />

Basierend auf der Beschreibung der Symptome<br />

können wir diese Krankheit heute als<br />

Epitheliogenesis imperfecta (EI) oder Junctional<br />

Epidermolysis Bullosa (JEB) identifizieren.<br />

Professor Rueff stellte auch fest, dass alle betroffenen<br />

<strong>Pferde</strong> Schimmel waren und vom<br />

Hengst Amurath I 1829 abstammen, sei es in<br />

der ersten, zweiten oder dritten Generation.<br />

Mit anderen Worten, Rueff identifizierte die<br />

Ursache in der Schimmelfärbung, in der Inzucht<br />

und in der Abstammung von Amurath<br />

I. Er schrieb: „Was die Beseitigung des Übels<br />

betrifft, so liegt nach dem eben gesagten das<br />

Mittel zwar sehr nahe, nämlich Nichtbenutzung<br />

des Hengstes, namentlich Vermeidung<br />

der Inzucht, und es wird nach meiner Ansicht<br />

dies ganz sicher zum Ziele führen, allein – der<br />

Hengst ist von einer solchen Bedeutung, daß<br />

es durchaus ein Unglück für das Gestüt wäre,<br />

wenn man über denselben den Stab brechen<br />

müßte, und es würde sehr zu bedauern sein,<br />

wenn die Natur selbst durch das Eingehen<br />

des Hengstes (welcher nun schon 25 Jahre alt<br />

ist), der Krankheit eine Gränze setzen wollte.<br />

Solange also noch der Hengst existiert, ist<br />

darauf zu denken, wie auf anderem Wege, als<br />

durch eine in anderer Beziehung sehr unvortheilhafte<br />

Radicalcur, eine Abhülfe geschafft<br />

werden könne, und ich spreche daher hier,<br />

namentlich mit Rücksicht auf etwa in anderen<br />

Gestüten vorkommende ähnliche Fälle,<br />

meine Ansichten über die Abhülfe aus.“<br />

72<br />

© ARABISCHE PFERDE - <strong>IN</strong> <strong>THE</strong> <strong>FOCUS</strong> 4/<strong>2020</strong>

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