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Arabische Pferde IN THE FOCUS 4/2020 (Vol. 24) - public

Zeitschrift für Liebhaber und Züchter Arabischer Pferde

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Der Gestütsleiter Oberstleutnant Hubert<br />

Rudofsky leitete das Militärgestüt Hostau<br />

in den dramatischen Jahren des Zweiten<br />

Weltkriegs. Hier abgebildet mit den zwei<br />

Hengsten Lotnik (li) und Miecznik (re) aus<br />

Polen.<br />

Lotnik (Opal / Mokka) *1938 wurde 1945 von<br />

den Amerikanern konfisziert und in die USA<br />

gebracht, während Miecznik (Fetysz / Koalicja)<br />

*1931 zurück nach Polen ging.<br />

Geschichte<br />

The stud manager Lieutenant Colonel Hubert<br />

Rudofsky ran the Hostau military stud during<br />

the dramatic years of the Second World War.<br />

Pictured here with the two stallions Lotnik (left)<br />

and Miecznik (right) from Poland.<br />

Lotnik (Opal / Mokka) *1938 was confiscated<br />

by the Americans in 1945 and brought to the<br />

USA, while Miecznik (Fetysz / Koalicja) *1931<br />

went back to Poland.<br />

Beute auswählten. Diese schickten sie zurück<br />

in die USA, darunter Witez II und seine Halbschwester<br />

Wierna, zwei der besten Nachkommen<br />

von Ofir. Die Polen protestierten gegen<br />

diesen jüngsten Diebstahl ihrer <strong>Pferde</strong>, aber<br />

ohne Erfolg. In Amerika kreuzten sich die<br />

polnischen <strong>Pferde</strong> sehr gut mit den einheimischen<br />

Arabern, und viele der Schauchampions<br />

hatten in den kommenden Jahren einen<br />

polnischen Elternteil oder Großelternteil,<br />

was wiederum das Interesse der USA an den<br />

polnischen <strong>Pferde</strong>n weckte und den Kurs der<br />

Araberzucht in den USA veränderte.<br />

Überleben gegen alle Widrigkeiten<br />

In Polen waren die privaten Gestüte jedoch<br />

zerstört, ihre <strong>Pferde</strong> verloren. Die Herde von<br />

Janów Podlaski war durch die Verwüstungen<br />

des Krieges ebenfalls auf traurige Reste<br />

geschrumpft. Mit Polen unter der Kontrolle<br />

Sowjetrusslands musste die alte Aristokratie<br />

fliehen. Prinz Roman Władysław Sanguszko<br />

floh nach Brasilien, aber seine kostbare<br />

Herde in Gumniska, dem letzten der großen<br />

Sanguszko-Gestüte, ging bei der Evakuierung<br />

angesichts des russischen Vormarsches<br />

verloren: Sie könnten von sowjetischen Soldaten<br />

gefangen genommen und geschlachtet<br />

worden sein. Für Szeikha, die Perle von<br />

Arabien, die 175 Meilen Wüste ohne Wasser<br />

durchquert hatte, war dies ihre letzte Flucht.<br />

Ihre Töchter Udzda und Abra gingen ebenfalls<br />

verloren. Von den Gumniska-<strong>Pferde</strong>n<br />

blieben nur eine Handvoll Jungpferde übrig,<br />

darunter die Enkelin von Szeikha, Ferha, die<br />

das Blut von drei von Ziętarskis Wüstenimporten,<br />

den beiden Hengsten Kuhailan Kruszan<br />

und Kuhailan Zaid sowie Szeikha selbst<br />

kombinierte.<br />

Nach dem Krieg wurden alle überlebenden<br />

<strong>Vol</strong>lblutaraber, die gefunden werden konnten,<br />

zusammengetrieben und in den Besitz des<br />

Staates überführt. Die Ära der großen aristokratischen<br />

Züchter war endgültig vorbei, und<br />

es sollte noch einige Zeit dauern, bis die private<br />

Zucht wieder begann. 1946 gab es in Polen<br />

nur 52 Zuchtstuten; 1951 wurden weitere 14<br />

Stuten aus Bábolna importiert. Janów Podlaski<br />

war im Verlauf des Krieges schwer beschädigt<br />

worden, und die <strong>Pferde</strong> konnten nicht dorthin<br />

zurückkehren, bis es restauriert worden war.<br />

Stattdessen wurden drei separate staatliche<br />

Gestüte geschaffen, Albigowa, Nowy Dwór<br />

und Michalów, obwohl Albigowa und Nowy<br />

Dwór nur vorübergehend waren, und 1960<br />

die <strong>Pferde</strong> dieser Gestüte wieder nach Janów<br />

zurückgebracht wurden.<br />

In der Nachkriegszeit hatte sich die Namensgebung<br />

für die Araber erneut geändert. In<br />

den Tagen der Sanguszkos, Branickis und<br />

Dzieduszyckis hatte jedes Gestüt seine eigene<br />

Namenstradition. Die Branickis neigten<br />

dazu, ihren Fohlen Namen zu geben, die mit<br />

demselben Buchstaben wie der ihres Vaters<br />

begann, während die Sanguszkos ab den<br />

1860er Jahren jeden Fohlenjahrgang mit<br />

demselben Buchstaben beginnen ließen,<br />

sodass die R-Namen von 1876 waren, die<br />

S-Namen von 1877, und so weiter. In Janów<br />

Podlaski wurde der Sanguszko-Ansatz übernommen,<br />

daher begannen die Namen von<br />

Ofirs erstem Fohlenjahrgang alle mit W. Nach<br />

dem Zweiten Weltkrieg wurde die Tradition<br />

kurzzeitig wieder aufgenommen, doch 1950<br />

brach Albigowa mit dieser Tradition und gab<br />

Fohlen Namen, die mit dem gleichen Buchstaben<br />

begannen wie der ihrer Mutter, und in<br />

den nächsten zwei Jahren folgten die beiden<br />

anderen Gestüte. So werden jetzt polnische<br />

Stutenfamilien normalerweise mit ihrem Anfangsbuchstaben<br />

bezeichnet, z.B. die E-Familie<br />

(die bekannteste E-Familie entstammt<br />

der Milordka-Linie aus dem Jahr 1810, wobei<br />

zwei Zweige auf Ela und Estokada zurückgehen)<br />

oder die P-Familie (die von der Stute Szamrajówka<br />

aus dem Jahr 1840 über Piewica<br />

abstammt).<br />

Der polnische Araber genießt bis heute<br />

hohes Ansehen. Es kommt einem Wunder<br />

nahe, wie er die Verwüstungen der beiden<br />

Weltkriege überlebt hat und mehr als zweihundert<br />

Jahre nach Hieronimus Sanguszkos<br />

erster Expedition in die syrische Wüste wie<br />

ein Phönix aus der Asche gestiegen ist, schön<br />

und widerstandsfähig.<br />

Kate McLachlan<br />

Der "rein-polnischen Araber"<br />

Und obwohl die Araberzucht in Polen eine so lange Geschichte hat, und trotz aller Widrigkeiten<br />

überlebte, mag es überraschen, dass der Begriff „Pure Polish“ nicht polnischen Ursprungs<br />

ist, sondern von Araberzüchtern in den USA ausgearbeitet wurde. Damit ein Pferd „rein polnisch“<br />

ist, muss es vollständig auf <strong>Pferde</strong> zurückgehen, die in dem 1929 erschienenen polnische<br />

Stutbuch eingetragen und die (heute) im polnischen Stutbuch eingetragen sind. Neues<br />

Blut kann nur von den staatlichen Gestüten eingeführt werden, und selbst dann zählt es nur<br />

dann als rein polnisch, wenn das Pferd nach Polen importiert, im Zuchtbuch eingetragen<br />

und von einem staatlichen Gestüt verwendet wurde. Die vor dem Ersten Weltkrieg gezüchteten<br />

<strong>Pferde</strong> sind automatisch ebenfalls rein polnisch, wenn ihre derzeitigen Nachkommen die<br />

anderen Kriterien erfüllen. Daher sind die Söhne und Töchter von Skowronek, die in Crabbet<br />

gezüchtet wurden, nicht rein polnisch, obwohl ihr Vater Skowronek dies ja ist.<br />

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© ARABISCHE PFERDE - <strong>IN</strong> <strong>THE</strong> <strong>FOCUS</strong> 4/<strong>2020</strong>

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