Arabische Pferde IN THE FOCUS 4/2020 (Vol. 24) - public
Zeitschrift für Liebhaber und Züchter Arabischer Pferde
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Zucht<br />
„Gerittene <strong>Pferde</strong> könnte ich<br />
immer verkaufen, die werden<br />
ständig nachgefragt", sagt<br />
Doris Melzer. Und sie muß<br />
es wissen, denn sie züchtet<br />
schon seit über 30 Jahren<br />
<strong>Pferde</strong> für den Distanzsport.<br />
Ihr Marketing ist dabei ganz<br />
„einfach": Sie reitet Ihre<br />
<strong>Pferde</strong> selbst im Wettbewerb,<br />
wo die <strong>Pferde</strong> Werbung für<br />
sich und ihre Zucht machen.<br />
Doris Melzer<br />
Gestüt Al Azim<br />
Al Kharim Al Azim mit Doris Melzer<br />
Alle Fotos: Doris Melzer<br />
<strong>IN</strong> <strong>THE</strong> <strong>FOCUS</strong>: Frau Melzer, Sie züchten seit<br />
20 Jahren ägyptische Rappen – warum haben<br />
Sie sich für Ägypter entschieden und<br />
warum für Rappen?<br />
Doris Melzer: Im Prinzip mag ich <strong>Pferde</strong> aller<br />
Rassen und aller Farben und auch aller<br />
verschiedenen arabischen Zuchtrichtungen.<br />
Aber ägyptische <strong>Pferde</strong> übten schon immer<br />
eine Faszination auf mich aus. Ich habe jahrelang<br />
durch die Fotografie auf Schauen viele<br />
Araber gesehen und da haben mich <strong>Pferde</strong><br />
wie z. B. ein Al Lahab oder ein Simeon Sadik<br />
sofort begeistert.<br />
Wir kennen ja alle den Spruch „Ein gutes<br />
Pferd hat keine Farbe“ und das ist auch richtig<br />
so, aber wenn ich z. B. die Wahl zwischen<br />
einem Fuchs und einem Rappen von gleicher<br />
Qualität hätte, würde ich immer das schwarze<br />
Pferd wählen. Mein erstes Pferd war eine<br />
schwierige Shagya-Fuchsstute und die stieg<br />
bis zum Überschlag. Später hatte ich Pech mit<br />
einem Fuchswallach. Aber die Rappen haben<br />
mir immer Glück gebracht.<br />
Wenn ich irgendwo eine Farm mit 100 Hektar<br />
und vielen Helfern hätte, würde ich vielleicht<br />
viele <strong>Pferde</strong> verschiedener Rassen und<br />
aller Farben halten, aber hier in Deutschland<br />
ist Weideland doch etwas begrenzter und<br />
auch teurer und das ist auch gut so, denn<br />
so halte ich meine Zucht seit Jahren in kleinem<br />
Rahmen und habe dadurch auch Zeit,<br />
mich um jedes einzelne Pferd liebevoll zu<br />
kümmern. Und dadurch habe ich mich auf<br />
das spezialisiert, was mir am meisten liegt<br />
und am besten gefällt: Ägypter mit Wander-<br />
und Distanzpferde-Eignung und nach<br />
Möglichkeit in schwarzer Farbe. Ich fotografiere<br />
ja lieber Schimmel und Füchse, aber<br />
die Rappen haben schon als Kind mein Herz<br />
erobert. Ich habe als Kind Draht zu <strong>Pferde</strong>figuren<br />
geformt und mit bunter Wolle umwickelt<br />
und der Rappe stellte immer den<br />
schönsten Herdenhengst dar, der über „Berg<br />
und Tal“ stolz voranging. Vielleicht habe ich<br />
ja auch zu viele Filme mit Black Beauty und<br />
Co. gesehen …<br />
ITF: Und trotzdem war ihr erstes „Herzenspferd“,<br />
der Hengst Al Azim, der bereits 1986<br />
zu Ihnen kam, kein Ägypter. Warum haben<br />
Sie danach die Zuchtrichtung gewechselt?<br />
D. Z.: Weil ich schon immer Ägypter züchten<br />
wollte und Al Azim war ja auch schon überwiegend<br />
ägyptisch, einerseits über seinen<br />
Vater El Abd und auch mütterlicherseits über<br />
Kaisoon und Ghazal.<br />
ITF: Sie waren jahrzehntelang selbst im Distanzsport<br />
aktiv, bis hin zu dem legendären<br />
Ritt Wien-Budapest – 300 km in 3 Tagen.<br />
Was macht für Sie den Reiz dieser Sportart<br />
aus, und warum ist der Araber dafür prädestiniert?<br />
D. M.: Der Reiz des Distanzreitens liegt für mich<br />
darin, dass man ganz lange und intensiv mit<br />
seinem Pferd zusammen ist, mit ihm einen<br />
ganzen Tag oder mehrere Tage auf einem<br />
Wettbewerb bei möglicherweise Wind und<br />
Wetter in verschiedenstem Gelände durch<br />
„dick und dünn“ geht, und dass das Pferd<br />
dann kein „Sportgerät“ ist, sondern ein echter<br />
Partner, ein vierbeiniger Freund, auf den man<br />
sich verlassen kann. Um anzukommen, muss<br />
man verstehen, was er braucht, was ihm gut<br />
bekommt und was eventuell nicht, man lernt<br />
sein Pferd auf so langen Strecken immer besser<br />
kennen und lernt auf es zu achten, man bildet<br />
ein Team mit seinem Pferd und wenn man<br />
mal so weit ist, würde man es auch nie mehr<br />
hergeben. Das Distanzreiten schweißt einfach<br />
Mensch und Pferd zusammen. Ich habe 12.000<br />
Distanzkilometer erfolgreich geritten, darunter<br />
der legendäre Ritt Wien-Budapest, 300 km<br />
in 3 Tagen, darüber hinaus das Zig-fache an<br />
Trainingskilometern. Ich möchte keinen Ki-<br />
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© ARABISCHE PFERDE - <strong>IN</strong> <strong>THE</strong> <strong>FOCUS</strong> 4/<strong>2020</strong>