Arabische Pferde IN THE FOCUS 4/2020 (Vol. 24) - public
Zeitschrift für Liebhaber und Züchter Arabischer Pferde
Zeitschrift für Liebhaber und Züchter Arabischer Pferde
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Als Kind bin ich mit „Black Beauty“ und<br />
„Fury“ aufgewachsen, und auch wenn<br />
die beiden von einem amerikanischen<br />
Saddlebred dargestellt wurden – ich fand sie<br />
toll. Und dann war da noch „Iltschi“, aus den<br />
Winnetou-Klassikern und natürlich „Rih“, der<br />
legendäre Rappe von Kara Ben Nesmi. Nicht<br />
zu vergessen „Der schwarze Hengst“ – der<br />
war dann tatsächlich ein Araberhengst, namens<br />
Cass Ole (Al Marah Casanova / La Bahia)<br />
*1969 – er war einfach das schönste und<br />
klügste Pferd was je über die Kinoleinwand<br />
flimmerte. Aber was macht Rappen so faszinierend?<br />
Wo doch schwarze Katzen (angeblich)<br />
Unglück bringen, und (schwarze) Raben<br />
sogar den Tod?<br />
Dass gerade Araberfreunde von Rappen fasziniert<br />
sind, daran ist Karl Mays „Rih“ sicher<br />
nicht ganz unschuldig, weckten er und die<br />
Abenteuer von Kara Ben Nemsi doch auch<br />
gleich das Interesse für den Orient. Aber auch<br />
wenn die oben genannten Filme nicht mehr<br />
aktuell sind, auch heutige Käufer träumen<br />
oftmals noch von einem „Rih“, und der Markt<br />
bedient die Nachfrage: 15 % aller Araberfohlen<br />
sind schwarz, bei den Rein-Ägyptern sind<br />
es sogar 25 %.<br />
Für Züchter stellt die Rappenzucht allerdings<br />
eine kleine Herausforderung dar. Denn „ein<br />
gutes Pferd kennt keine Farbe“ - schließlich<br />
will man zuallererst ein gutes Pferd züchten<br />
und erst dann eines in der Lieblingsfarbe. Und<br />
selbst wenn alles passt, kann es passieren,<br />
dass man aus Rappe x Rappe einen Fuchs erhält<br />
– wie das? Um dies zu verstehen, müssen<br />
wir uns der Sache wissenschaftlich nähern.<br />
Für die Haarfarbe verantwortlich sind die im<br />
Haar eingelagerten Pigmente. Davon gibt es<br />
im wesentlichen zwei, das Eumelanin, das für<br />
die dunkelbraune und schwarze Farbe verantwortlich<br />
ist, und das Phäomelanin, das die<br />
Farben gelb, orange, rot hervorruft. Eumelanin<br />
liegt in der Grundform als kugelförmiges<br />
Granulat vor, das aufgrund seiner Struktur<br />
nahezu alles Licht absorbiert. Dadurch erscheint<br />
das Haar dunkelbraun bis schwarz.<br />
Phäomelanin liegt als kleinere längliche Form<br />
vor, dadurch wird nicht alles Licht absorbiert<br />
und das Haar erscheint gelb, orange bis rot.<br />
Die Rappfarbe wird nun von zwei verschiedenen<br />
Genorten (Locus, Loci), dem A- und E-Lokus<br />
beeinflußt. Der E-Lokus ist verantwortlich<br />
für die Bildung des schwarzen Pigments (E),<br />
der A-Lokus für die Verteilung des schwarzen<br />
Pigments auf dem Körper. Tiere mit „E“<br />
bilden schwarzes Pigment (Braune und Rappen),<br />
sie sind somit entweder „EE“ oder „Ee“.<br />
Nur Tiere, denen „E“ fehlt, die also reinerbig<br />
rezessiv „ee“ sind, haben die Fähigkeit zur<br />
Bildung von schwarzem Pigment verloren<br />
und sind somit Fuchs. Das dominante Allel<br />
„A" begrenzt die Ausbreitung des schwarzen<br />
Pigments auf Beine, Mähne und Schweif, der<br />
Körper ist braun (AA, Aa). Fehlt dieses Gen „A“,<br />
ist der Träger also „aa“, kommt das schwarze<br />
Pigment am ganzen Körper vor. Ein Rappe<br />
muß also immer „aa“ sein und wenigstens ein<br />
„E“ haben, seine möglichen Genotypen sind<br />
damit Eeaa oder EEaa.<br />
4/<strong>2020</strong> - www.in-the-focus.com<br />
Wer nun Rappen züchten will, sollte dies am<br />
besten mit Tieren machen, die dem Genotyp<br />
EEaa entsprechen. Die Tabellen 1-3 zeigen<br />
die Wahrscheinlichkeiten bei den verschiedenen<br />
Anpaarungen:<br />
1) Reinerbiger Rappe x Reinerbiger Rappee<br />
Farbe /<br />
Genotyp<br />
Reinerbiger<br />
Rappe<br />
EEaa<br />
Reinerbiger Rappe<br />
EEaa<br />
Gameten<br />
Ea Ea<br />
Ea<br />
Ea<br />
1) Paarung reinerbiger Rappe EEaa mit reinerbigem<br />
Rappen EEaa ergibt zu 100 % reinerbige<br />
Rappfohlen (EEaa).<br />
2) Paarung reinerbiger Rappe EEaa mit mischerbigem<br />
Rappen Eeaa ergibt zu 100 % Rappfohlen,<br />
aber davon sind 50 % reinerbig, 50 %<br />
mischerbig.<br />
3) Paarung mischerbiger Rappe Eeaa mit mischerbigem<br />
Rappe Eeaa ergibt 75 % Rappfohlen<br />
(mischerbig) und 25 % Fuchsfohlen "eeaa"!<br />
Mit etwas Glück fohlt einem aber sogar eine<br />
Fuchsstute in Anpaarung mit einem braunen<br />
Hengst ein Rappfohlen. Wie dies geht, zeigt<br />
die folgende Tabelle (4):<br />
31<br />
Ea + Ea<br />
EEaa<br />
Rappe<br />
Ea + Ea<br />
EEaa<br />
Rappe<br />
Ea + Ea<br />
EEaa<br />
Rappe<br />
Ea + Ea<br />
EEaa<br />
Rappe<br />
2) Reinerb. Rappe x Mischerbiger Rappe<br />
Farbe /<br />
Genotyp<br />
Mischerbiger Rappe<br />
Eeaa<br />
Gameten<br />
Ea ea<br />
Reinerbiger<br />
Rappe<br />
EEaa<br />
Ea<br />
Ea<br />
Ea + Ea<br />
EEaa<br />
Rappe<br />
Ea + Ea<br />
EEaa<br />
Rappe<br />
Ea + ea<br />
Eeaa<br />
Rappe<br />
Ea + ea<br />
Eeaa<br />
Rappe<br />
3) Mischerb. Rappe x Mischerb. Rappe<br />
Farbe /<br />
Genotyp<br />
Mischerbiger Rappe<br />
Eeaa<br />
Gameten<br />
Ea ea<br />
Mischerbiger<br />
Rappe<br />
Eeaa<br />
Ea<br />
ea<br />
Ea + Ea<br />
EEaa<br />
Rappe<br />
ea +Ea<br />
Eeaa<br />
Rappe<br />
Ea + ea<br />
Eeaa<br />
Rappe<br />
ea + ea<br />
eeaa<br />
Fuchs<br />
4) Anpaarung von Braunen und Füchsen<br />
Farbe / Genotyp<br />
Fuchs<br />
eeaa, eeAa, eeAA<br />
Mögliche<br />
Gameten<br />
ea<br />
eA<br />
Nun kann es manchmal notwendig sein, gewünschte<br />
Eigenschaften in seine Rappzucht<br />
einzukreuzen, aber es ist gerade kein Rappe<br />
„zur Hand“, der diese Eigenschaften aufweist.<br />
Dann kann man auch einen Fuchs oder einen<br />
Braunen bei entsprechendem Genotyp verwenden.<br />
Die in Frage kommenden Genotypen<br />
sind in Tabelle (5) schwarz markiert:<br />
5) Mögliche Genotypen für die Farben:<br />
Fuchs Brauner Rappe<br />
Zu bedenken ist jedoch, dass aus der Anpaarung<br />
von Nicht-Rappen (also Füchsen und<br />
Braunen) nie ein reinerbiger Rappe herauskommen<br />
kann.<br />
Bei der Anpaarung von Füchsen mit Rappen<br />
muß der Fuchs den Genotyp „eeaa“ haben.<br />
Dieser gepaart mit einem reinerbigen Rappen<br />
„EEaa“ wird immer ein Rappfohlen bringen, in<br />
Anpaarung mit einem mischerbigen Rappen<br />
„Eeaa“ nur zu 50 %, mit einer 50 %igen Wahrscheinlichkeit<br />
fällt also ein Fuchsfohlen.<br />
Die Anpaarung von einem Braunen „EEAa“<br />
und einem mischerbigen Rappen „Eeaa“<br />
bringt zu 50 % einen Braunen, zu jeweils 25 %<br />
einen rein- bzw. mischerbigen Rappen. Die<br />
Anpaarung von einem Braunen „EeAa“ und<br />
einem mischerbigen Rappen „Eeaa“ bringt zu<br />
50 % einen Braunen, zu jeweils 25 % ein Fuchsfohlen<br />
und ein mischerbiges Rappfohlen.<br />
Rappenzüchter wissen, dass es auch innerhalb<br />
der schwarzen Fellfarbe Unterschiede gibt. So<br />
gibt es tiefschwarze Glanzrappen und solche,<br />
deren Haarkleid in der Sonne ausbleicht. Die<br />
Genetik hierzu ist noch nicht abschließend geklärt.<br />
Und unter der Schimmelfarbe können sich alle<br />
genannten Genotypen „verstecken", denn das<br />
Schimmelgen ist dominant über alle anderen<br />
Farben. Wer also mit einem Schimmel züchtet,<br />
kann immer eine Überraschung erleben!<br />
Es macht also durchaus Sinn, will man Rappen<br />
züchten, seine Zuchttiere auf ihren Genstatus<br />
hin untersuchen zu lassen. Diese Tests werden<br />
mittlerweile von verschiedenen Firmen angeboten<br />
(Generatio GmbH, Tübingen; GeneControl<br />
GmbH, Grub; LaboGen, Bad Kissingen), die<br />
Preise starten ab 35 €.<br />
Gudrun Waiditschka<br />
Brauner<br />
EEAA, EEAa, EeAA, EeAa<br />
EA Ea ea eA<br />
ea + EA<br />
EeAa<br />
Brauner<br />
eA + EA<br />
EeAA<br />
Brauner<br />
eeaa EEAA Eeaa<br />
eeAa EEAa EEaa<br />
eeAA EeAA<br />
EeAa<br />
ea + Ea<br />
Eeaa<br />
Rappe<br />
eA + Ea<br />
EeAa<br />
Brauner<br />
ea + ea<br />
eeaa<br />
Fuchs<br />
eA + ea<br />
eeAa<br />
Fuchs<br />
ea + eA<br />
eeAa<br />
Fuchs<br />
eA + eA<br />
eeAA<br />
Fuchs<br />
Zucht