Rappenzucht Zucht Faszination Rih Dass gerade Araberfreunde von Rappen so fasziniert sind, daran ist Karl Mays „Rih“ sicher nicht ganz unschuldig, weckten er und die Abenteuer von Kara Ben Nemsi doch auch gleich das Interesse für den Orient. Doch will man bei der Rappenzucht Überraschungen ausschließen, sollte man etwas über die genetischen Grundlagen dieser Farbe wissen. 30 WM Nafis (Al Lahab / Napirai) *2013, Foto: G. Waiditschka © ARABISCHE PFERDE - <strong>IN</strong> <strong>THE</strong> <strong>FOCUS</strong> 4/<strong>2020</strong>
Als Kind bin ich mit „Black Beauty“ und „Fury“ aufgewachsen, und auch wenn die beiden von einem amerikanischen Saddlebred dargestellt wurden – ich fand sie toll. Und dann war da noch „Iltschi“, aus den Winnetou-Klassikern und natürlich „Rih“, der legendäre Rappe von Kara Ben Nesmi. Nicht zu vergessen „Der schwarze Hengst“ – der war dann tatsächlich ein Araberhengst, namens Cass Ole (Al Marah Casanova / La Bahia) *1969 – er war einfach das schönste und klügste Pferd was je über die Kinoleinwand flimmerte. Aber was macht Rappen so faszinierend? Wo doch schwarze Katzen (angeblich) Unglück bringen, und (schwarze) Raben sogar den Tod? Dass gerade Araberfreunde von Rappen fasziniert sind, daran ist Karl Mays „Rih“ sicher nicht ganz unschuldig, weckten er und die Abenteuer von Kara Ben Nemsi doch auch gleich das Interesse für den Orient. Aber auch wenn die oben genannten Filme nicht mehr aktuell sind, auch heutige Käufer träumen oftmals noch von einem „Rih“, und der Markt bedient die Nachfrage: 15 % aller Araberfohlen sind schwarz, bei den Rein-Ägyptern sind es sogar 25 %. Für Züchter stellt die Rappenzucht allerdings eine kleine Herausforderung dar. Denn „ein gutes Pferd kennt keine Farbe“ - schließlich will man zuallererst ein gutes Pferd züchten und erst dann eines in der Lieblingsfarbe. Und selbst wenn alles passt, kann es passieren, dass man aus Rappe x Rappe einen Fuchs erhält – wie das? Um dies zu verstehen, müssen wir uns der Sache wissenschaftlich nähern. Für die Haarfarbe verantwortlich sind die im Haar eingelagerten Pigmente. Davon gibt es im wesentlichen zwei, das Eumelanin, das für die dunkelbraune und schwarze Farbe verantwortlich ist, und das Phäomelanin, das die Farben gelb, orange, rot hervorruft. Eumelanin liegt in der Grundform als kugelförmiges Granulat vor, das aufgrund seiner Struktur nahezu alles Licht absorbiert. Dadurch erscheint das Haar dunkelbraun bis schwarz. Phäomelanin liegt als kleinere längliche Form vor, dadurch wird nicht alles Licht absorbiert und das Haar erscheint gelb, orange bis rot. Die Rappfarbe wird nun von zwei verschiedenen Genorten (Locus, Loci), dem A- und E-Lokus beeinflußt. Der E-Lokus ist verantwortlich für die Bildung des schwarzen Pigments (E), der A-Lokus für die Verteilung des schwarzen Pigments auf dem Körper. Tiere mit „E“ bilden schwarzes Pigment (Braune und Rappen), sie sind somit entweder „EE“ oder „Ee“. Nur Tiere, denen „E“ fehlt, die also reinerbig rezessiv „ee“ sind, haben die Fähigkeit zur Bildung von schwarzem Pigment verloren und sind somit Fuchs. Das dominante Allel „A" begrenzt die Ausbreitung des schwarzen Pigments auf Beine, Mähne und Schweif, der Körper ist braun (AA, Aa). Fehlt dieses Gen „A“, ist der Träger also „aa“, kommt das schwarze Pigment am ganzen Körper vor. Ein Rappe muß also immer „aa“ sein und wenigstens ein „E“ haben, seine möglichen Genotypen sind damit Eeaa oder EEaa. 4/<strong>2020</strong> - www.in-the-focus.com Wer nun Rappen züchten will, sollte dies am besten mit Tieren machen, die dem Genotyp EEaa entsprechen. Die Tabellen 1-3 zeigen die Wahrscheinlichkeiten bei den verschiedenen Anpaarungen: 1) Reinerbiger Rappe x Reinerbiger Rappee Farbe / Genotyp Reinerbiger Rappe EEaa Reinerbiger Rappe EEaa Gameten Ea Ea Ea Ea 1) Paarung reinerbiger Rappe EEaa mit reinerbigem Rappen EEaa ergibt zu 100 % reinerbige Rappfohlen (EEaa). 2) Paarung reinerbiger Rappe EEaa mit mischerbigem Rappen Eeaa ergibt zu 100 % Rappfohlen, aber davon sind 50 % reinerbig, 50 % mischerbig. 3) Paarung mischerbiger Rappe Eeaa mit mischerbigem Rappe Eeaa ergibt 75 % Rappfohlen (mischerbig) und 25 % Fuchsfohlen "eeaa"! Mit etwas Glück fohlt einem aber sogar eine Fuchsstute in Anpaarung mit einem braunen Hengst ein Rappfohlen. Wie dies geht, zeigt die folgende Tabelle (4): 31 Ea + Ea EEaa Rappe Ea + Ea EEaa Rappe Ea + Ea EEaa Rappe Ea + Ea EEaa Rappe 2) Reinerb. Rappe x Mischerbiger Rappe Farbe / Genotyp Mischerbiger Rappe Eeaa Gameten Ea ea Reinerbiger Rappe EEaa Ea Ea Ea + Ea EEaa Rappe Ea + Ea EEaa Rappe Ea + ea Eeaa Rappe Ea + ea Eeaa Rappe 3) Mischerb. Rappe x Mischerb. Rappe Farbe / Genotyp Mischerbiger Rappe Eeaa Gameten Ea ea Mischerbiger Rappe Eeaa Ea ea Ea + Ea EEaa Rappe ea +Ea Eeaa Rappe Ea + ea Eeaa Rappe ea + ea eeaa Fuchs 4) Anpaarung von Braunen und Füchsen Farbe / Genotyp Fuchs eeaa, eeAa, eeAA Mögliche Gameten ea eA Nun kann es manchmal notwendig sein, gewünschte Eigenschaften in seine Rappzucht einzukreuzen, aber es ist gerade kein Rappe „zur Hand“, der diese Eigenschaften aufweist. Dann kann man auch einen Fuchs oder einen Braunen bei entsprechendem Genotyp verwenden. Die in Frage kommenden Genotypen sind in Tabelle (5) schwarz markiert: 5) Mögliche Genotypen für die Farben: Fuchs Brauner Rappe Zu bedenken ist jedoch, dass aus der Anpaarung von Nicht-Rappen (also Füchsen und Braunen) nie ein reinerbiger Rappe herauskommen kann. Bei der Anpaarung von Füchsen mit Rappen muß der Fuchs den Genotyp „eeaa“ haben. Dieser gepaart mit einem reinerbigen Rappen „EEaa“ wird immer ein Rappfohlen bringen, in Anpaarung mit einem mischerbigen Rappen „Eeaa“ nur zu 50 %, mit einer 50 %igen Wahrscheinlichkeit fällt also ein Fuchsfohlen. Die Anpaarung von einem Braunen „EEAa“ und einem mischerbigen Rappen „Eeaa“ bringt zu 50 % einen Braunen, zu jeweils 25 % einen rein- bzw. mischerbigen Rappen. Die Anpaarung von einem Braunen „EeAa“ und einem mischerbigen Rappen „Eeaa“ bringt zu 50 % einen Braunen, zu jeweils 25 % ein Fuchsfohlen und ein mischerbiges Rappfohlen. Rappenzüchter wissen, dass es auch innerhalb der schwarzen Fellfarbe Unterschiede gibt. So gibt es tiefschwarze Glanzrappen und solche, deren Haarkleid in der Sonne ausbleicht. Die Genetik hierzu ist noch nicht abschließend geklärt. Und unter der Schimmelfarbe können sich alle genannten Genotypen „verstecken", denn das Schimmelgen ist dominant über alle anderen Farben. Wer also mit einem Schimmel züchtet, kann immer eine Überraschung erleben! Es macht also durchaus Sinn, will man Rappen züchten, seine Zuchttiere auf ihren Genstatus hin untersuchen zu lassen. Diese Tests werden mittlerweile von verschiedenen Firmen angeboten (Generatio GmbH, Tübingen; GeneControl GmbH, Grub; LaboGen, Bad Kissingen), die Preise starten ab 35 €. Gudrun Waiditschka Brauner EEAA, EEAa, EeAA, EeAa EA Ea ea eA ea + EA EeAa Brauner eA + EA EeAA Brauner eeaa EEAA Eeaa eeAa EEAa EEaa eeAA EeAA EeAa ea + Ea Eeaa Rappe eA + Ea EeAa Brauner ea + ea eeaa Fuchs eA + ea eeAa Fuchs ea + eA eeAa Fuchs eA + eA eeAA Fuchs Zucht
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