Zucht Zahraa aus dem Staatsgestüt. Er ist ein sehr harmonischer, kompakter Hengst mit viel Typ, ohne einen extremen Dish. Auffallend an vielen den Hengsten ist ein vergleichsweise kurzer Hals, der aber dennoch schön im Bogen getragen wird. Leider sind wir die „Giraffenhälse“ der Schaupferde schon so sehr gewöhnt, dass uns ein „normaler“ Hals schon fast als zu kurz vorkommt. Für die Balance des <strong>Pferde</strong>s ist dieser aber viel besser, und somit auch für den reiterlichen Einsatz, vorausgesetzt, die Ganaschenfreiheit ist vorhanden - Ashham hat genau so einen Hals. Der zweijährige Nachwuchshengst Lissa Faker verfügt über eine etwas längere Halsung und ein sehr schönes freies, Genick – vielleicht mit einer leichten Tendenz zum Unterhals. Er stammt vom Hengst Agad (aus El Zahraa), dieser wiederum von Tagweed, dem berühmten Sohn von Tee, der leider viel zu früh gestorben ist. Agad führt damit auch das Blut von Gad Allah und hat somit auf der väterlichen Seite alles vertreten, was die letzten Jahre in El Zahraa Rang und Namen Qalb El Leil (Diwan El Arab / Tahsaheel) *2011 - Hengstlinie Gamil El Kebir hatte. Lissa Fakers Mutter ist Leilat El Eid, eine meiner Favoritinnen unter den Stuten, die wir zu sehen bekamen. Die Stutenlinien Bleiben wir bei den Stuten: Hier liegt das Augenmerk auf den Stämmen Kohailan Krush, Obeya Om Grees und Saklawi Jedran. Beginnen wir mit Kohailan Krush. Dieser Stamm kam durch die Stute El Kahila 1927 als Geschenk von König Ibn Sa’ud (Saudi Arabien) an König Fuad (Ägypten) ins Land und zählt zu den Inshass-Stuten. Stuten aus diesem Stamm waren „um keinen Preis zu haben“ von den wenigen Beduinenstämmen, die diesen Stamm züchteten, was sie schon jeher als begehrenswert erscheinen ließ. In Deutschland war dieser Stamm einst durch zwei Importstuten von Familie Kübe vertreten, aber die Linien sind hier wieder ausgestorben. Auch in El Zahraa ist diese Linie selten (geworden). Bei Philippe Paraskevas wurden uns sechs Stuten und einige Nachzucht vorgestellt, aber einen „Kohailan-Krush-Typ“ ließ sich für 10 mich nicht ausmachen. So ist Loa Loa el Sahab die Verkörperung der Weiblichkeit, während Tohfat el Nile eher an eine Kriegsstute erinnert und Naghamet Al Karawan irgendwo dazwischen liegt - Vielfalt in Typ und Exterieur, aber alle „schön“ auf ihre Art. Nach Paraskevas haben <strong>Pferde</strong> der Obeyan-Linien in den letzten Jahren eine gestiegene Wertschätzung erfahren, weil sie einen potentiellen Outcross zu den sonst üblichen Saklawi-Jedran- und Dahman-Shahwan-Linien darstellen. In El Zahraa gehören sie dennoch zu den eher seltenen Linien. Es gibt zwei Gründerstuten, die zwar beide aus dem Obayan-Stamm kommen, aber eben aus zwei verschiedenen Gründerstuten hervorgingen. Eine davon ist Obeya Om Grees, die in den 1920er Jahren als Geschenk vom saudischen König Sa’ud an König Fuad ging und daher zu den Inshass-Stuten zählt. In Deutschland geht z.B. Dr. Nagel’s Hanan auf diese Linie zurück. Es handelt sich in der Regel um sehr harmonische <strong>Pferde</strong> in ihrer Gesamterscheinung, was auch genetisch fixiert zu sein scheint. In der Gruppe von sechs Stuten, die uns vorgestellt wurden, begeistert mich Leilat El Eid (von Ghallab) am meisten. Auf sie trifft das Gesagte über die Harmonie in allen Körperteilen zu, außerdem hat sie ein sehr feines, trockenes Gesicht, sehr feminin - auch dies eine Eigenschaft, die der „Schauring-Araber“ immer mehr verliert, da sich Hengst und Stute im Ausdruck annähern. Auch Zahret El Nile, wenngleich etwas kräftiger und kompakter, hat diese „Obayan-Harmonie“ im Gebäude. Nur Shaerat el Wedyane, eine Ghallab-Enkelin, wirkt durch den etwas kurzen, kräftigen Hals vielleicht nicht ganz so harmonisch, aber verfügt über eine ausgezeichneter Ganaschenfreiheit, sodass der Hals nicht so ins Gewicht fällt. Die <strong>Pferde</strong> des Saklawi-Gidran-Stammes zeichnen sich – typisch Saklawi – durch „refinement“ aus, edel und fein, fast zierlich, mit eleganten, leichtfüßigen Bewegungen. <strong>Pferde</strong> dieses Stammes sind nicht selten, da viele Züchter sich von Moniet El Nefous haben inspirieren lassen. Die Gründerstute Roga El Beida wurde von Ali Pasha Sherif 1882 gezüchtet. Die Beschreibung zu diesem Stamm trifft insbesondere auf Amirat El Shark zu, typvoll, edel, leichtfüßig. Eine weitere Stute dieses Stammes ist El Sit, sie fällt für mich eher in die Kategorie „Kriegsstute“, sie möchte ich satteln und losreiten! Ein „Powerhouse“ mit kraftvollen, energischen Bewegungen ist Rafikat El Dahr. Unser Besuch neigt sich dem Ende zu. Als Resümee bleibt mir, dass diese annähernd 50 <strong>Pferde</strong>, die wir hier gesehen haben, mich mit der Ägypyterzucht wieder etwas versöhnt haben. Es gibt sie noch, die Vielfalt. Es gibt auch noch die Funktionalität, die bei gezüchteten „Kunstwerken“ leider oftmals verloren gegangen ist. Hoffen wir, dass Zuchten wie die von Philippe Paraskevas, die andere Schwerpunkte als der Mainstream setzen, noch lange erhalten bleiben. Gudrun Waiditschka © ARABISCHE PFERDE - <strong>IN</strong> <strong>THE</strong> <strong>FOCUS</strong> 4/<strong>2020</strong>
Hengstlinie / Sireline El Deree 1 - Zay El Hawa (Ghabbar / Aneedah) *2007 2 - Sawwah (Zay El Hawa / Likka El Sahab) *2012 3 - Ala Baly (Baly (EAO) / Ataa) *2014 Zucht Hengstlinie / Sireline Saklawi I 4 - Ashham (EAO) (Halim El Zahraa / Shahabiyah) *2010 5 - Lissa Faker (Agad (EAO) / Leilat El Eid) *2017 6 - Boulboul Al Shark (Agad (EAO) / Razan (EAO)) *2017 4/<strong>2020</strong> - www.in-the-focus.com 11