Printmagazin TECHNIK und WISSEN - Ausgabe 010
Technik und Wissen berichtet in moderner Form für Fachleute aus der Industrie. Die Themen reichen vom 3D-Druck, neuen Materialien über Robotik, Montage und Zulieferindustrie bis hin zu Konstruktions- und den ganzen Digitalisierungsthemen. «So sieht innovativer, erzählerischer und cooler (Multimedia)-Fachjournalismus im digitalen Zeitalter aus.» - Laudatio beim SFJ-Award Schwerpunkt Ausgabe 010: Künstliche Intelligenz und Innovative Spanntechnik
Technik und Wissen berichtet in moderner Form für Fachleute aus der Industrie. Die Themen reichen vom 3D-Druck, neuen Materialien über Robotik, Montage und Zulieferindustrie bis hin zu Konstruktions- und den ganzen Digitalisierungsthemen.
«So sieht innovativer, erzählerischer und cooler (Multimedia)-Fachjournalismus im digitalen Zeitalter aus.» - Laudatio beim SFJ-Award
Schwerpunkt Ausgabe 010: Künstliche Intelligenz und Innovative Spanntechnik
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10 2020<br />
INNOVATIVE<br />
SPANN<strong>TECHNIK</strong>
IP67<br />
TSN<br />
WAGO<br />
I/O SYSTEM<br />
FIELD<br />
ERWEITERTE<br />
KONNEKTIVITÄT<br />
Modulare Maschinen zukunftssicher<br />
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EDITORIAL<br />
HA, VON WEGEN<br />
INTELLIGENT…<br />
An Künstlicher Intelligenz ist absolut nichts,<br />
niente, nada intelligent! Oder ist das etwa<br />
intelligent, wenn eine Maschine einh<strong>und</strong>erttausend<br />
Mal auf eine Herdplatte fassen<br />
muss, um annähernd eine Vorstellung davon zu bekommen,<br />
was heiss ist? Wohl kaum. Ganz anders der<br />
Mensch. Wenn er sich einmal die Finger verbrannt<br />
hat, wird er sich zukünftig allem, was heiss sein<br />
könnte, mit entsprechender Vorsicht nähern.<br />
Und so verw<strong>und</strong>ert es nicht, wenn das einzige,<br />
was im Zusammenhang mit einer KI überhaupt intelligent<br />
genannt werden kann, der Mensch selbst<br />
ist. Intelligent deshalb, weil er komplexe Probleme,<br />
für die er bislang die einzige Lösungsoption war,<br />
nun mit Hilfe von Computern löst. Allerdings sind<br />
diese Verfahren, sagt Dr. Thilo Stadelmann von der<br />
ZHAW, nicht zwingend intelligent. Was genau er<br />
damit meint, erfahren Sie im Beitrag über menschliches<br />
<strong>und</strong> maschinelles Lernen ab Seite 18.<br />
Mit seiner Einschätzung steht Thilo Stadelmann<br />
übrigens nicht alleine da! Dr. Erik Graf von der Berner<br />
Fachhochschule vergleicht KI gar mit der Kulisse<br />
einer Westernstadt. «Oberflächlich sieht alles<br />
schlau aus, blickt man aber hinter die Kulisse, ist da<br />
nichts als eine grosse Leere», sagt er in der Standortbestimmung<br />
ab Seite 24.<br />
Wo kommt dann aber KI zum Einsatz, wenn sie<br />
überhaupt nicht intelligent ist? Eine Antwort auf<br />
diese Frage geben vier Branchenexperten im Trendbericht<br />
ab Seite 14. Wie die Porsche Digital GmbH<br />
die Technologie nutzt, verrät indes Patricia Rennert,<br />
Head of Industry Solutions, im Gespräch ab Seite 20.<br />
Markus Back, Chefredaktor Print<br />
Die Spanntechnik umfasst ein weites Feld.<br />
Bei der Recherche zum Thema sind jedenfalls<br />
so viele anregende Neuheiten<br />
eingegangen <strong>und</strong> Gespräche geführt worden,<br />
dass der vorgesehene Umfang für den zweiten<br />
Schwerpunkt in diesem <strong>Printmagazin</strong> um das<br />
Mehrfache hätte gestreckt werden können.<br />
Wir haben entsprechend in unserem modernen<br />
Digitalmagazin mehrere Spanntechnik-Artikel publiziert<br />
<strong>und</strong> auch die ausführlichen Interviews, die<br />
als Hintergr<strong>und</strong>gespräche dienten für den Trendartikel.<br />
Dank dieser crossmedialen Verschränkung<br />
können solch wortwörtlich spannende Themen<br />
w<strong>und</strong>erbar ausgerollt werden.<br />
Und selbstverständlich ist auch das Thema<br />
«Künstliche Intelligenz», das mein Kollege Markus<br />
Back so gründlich recherchierte <strong>und</strong> gut dokumentierte,<br />
ebenfalls mit weiteren Artikeln im Onlinemagazin<br />
vertreten.<br />
Was mir bei beiden Schwerpunktthemen aufgefallen<br />
ist: Dass in unserer Vorstellung die Technologien<br />
oft ausgereifter erscheinen als sie es in<br />
Wirklichkeit sind. Absolut passend für beide<br />
Schwerpunktthemen ist daher die Überschrift auf<br />
dieser Seite. Und unsere Titelbildgestalterin hat<br />
genau dieses noch «Unvollkommene» als Motiv<br />
ebenfalls aufgenommen <strong>und</strong> wie so oft hervorragend<br />
umgesetzt.<br />
Eugen Albisser, Chefredaktor Online<br />
#<strong>010</strong> 3
RUBRIKTITEL<br />
IMPRESSUM<br />
Das crossmediale Fachmagazin für<br />
Automation <strong>und</strong> Fertigungstechnik<br />
www.technik-<strong>und</strong>-wissen.ch<br />
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CHF 75.–/Jahr (inkl. MwSt.)<br />
T. +41 41 464 60 48<br />
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Die nächste <strong>Ausgabe</strong><br />
von Technik <strong>und</strong><br />
Wissen erscheint am<br />
24. Februar 2021<br />
Chefredaktion<br />
Eugen Albisser, Chefredaktor Online<br />
eugen.albisser@technik-<strong>und</strong>-wissen.ch<br />
Markus Back, Chefredaktor Print<br />
markus.back@technik-<strong>und</strong>-wissen.ch<br />
Redaktion<br />
redaktion@technik-<strong>und</strong>-wissen.ch<br />
Leitung Werbemarkt<br />
Roman Angermann<br />
Tel. +41 79 249 08 92<br />
roman.angermann@technik-<strong>und</strong>-wissen.ch<br />
Konzept & Layout<br />
Medienart AG, Aurorastrasse 27, 5000 Aarau<br />
Martin Kurzbein (Art Director)<br />
Pia Fleischmann (Layout)<br />
info@medienart.ch<br />
Druck<br />
AVD Goldach AG, Sulzstrasse 10–12, 9403 Goldach<br />
www.avd.ch<br />
Herausgeber<br />
Technik <strong>und</strong> Wissen GmbH<br />
Oberneuhofstrasse 5, 6340 Baar<br />
Tel. +41 41 464 60 46<br />
www.technik-<strong>und</strong>-wissen.ch<br />
Geschäftsführung<br />
Eugen Albisser (Vorsitz, Chefredaktion Online)<br />
Markus Back (Chefredaktion Print)<br />
Valentin Kälin (Kaufmännische Leitung)<br />
Jürg Rykart (Strategische Partnerschaften)<br />
Erscheinungsweise<br />
5 × jährlich, 2. Jahrgang<br />
Auflage<br />
9000 Exemplare<br />
Eine Publikation in Zusammenarbeit mit<br />
Alle Urheber- <strong>und</strong> Verlagsrechte an dieser<br />
Publikation oder Teilen davon sind vorbehalten.<br />
Jede Verwendung oder Verwertung<br />
bedarf der schriftlichen Zustimmung der<br />
Herausgeber. Der Inhalt dieses Heftes wurde<br />
sorgfältig geprüft. Dennoch übernimmt der<br />
Herausgeber keine Haftung für seine Richtigkeit.<br />
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den «Allgemeinen Geschäftsbedingungen»<br />
unter www.technik-<strong>und</strong>-wissen.ch.<br />
4 #<strong>010</strong>
INHALT<br />
06<br />
«Sparen <strong>und</strong> investieren<br />
gehören eng zusammen»<br />
14<br />
Künstliche Intelligenz ist<br />
kein Allheilmittel<br />
26<br />
Die Geburt der adaptiven<br />
Maschinen<br />
42<br />
Spannmittel könn(t)en wichtige<br />
Daten liefern<br />
Dr. Uli Viethen, Geschäftsführer<br />
Murrelektronik, über das Schwäbische,<br />
Schnittstellen <strong>und</strong> Stromversorgungen.<br />
Anwendungen für KI <strong>und</strong> die<br />
grossen Stolpersteine bei der<br />
Implementierung <strong>und</strong> im Einsatz.<br />
Adaptive Maschinen sollen helfen,<br />
Herausforderungen wie<br />
kleine Losgrössen zu bewältigen.<br />
Drei Hersteller von Spannmitteln<br />
geben Auskunft über die Rolle der<br />
Spanntechnik in der Smart Factory.<br />
03 Editorial<br />
04 Impressum<br />
06 Auf einen Kaffee bei<br />
Dr. Uli Viethen, Geschäftsführer<br />
Murrelektronik<br />
12 Wissenswertes<br />
Schwerpunkt<br />
«Künstliche Intelligenz»<br />
14 «KI ist kein Allheilmittel»<br />
18 So lernen Menschen<br />
<strong>und</strong> Maschinen<br />
20 KI für die Optimierung<br />
von Prozessen<br />
24 «KI ist wie die Kulisse<br />
einer Westernstadt»<br />
26 Die Geburt der<br />
adaptiven Maschinen<br />
37 News in Zahlen<br />
38 Rubrik «Additiv Denken»<br />
Der Konstrukteur bestimmt<br />
die Kosten<br />
40 Blickpunkt Forschung<br />
Schwerpunkt «Innovative<br />
Spanntechnik»<br />
42 Spannmittel könn(t)en<br />
wichtige Bearbeitungsdaten<br />
liefern<br />
45 Wiki der Spanntechnik<br />
#<strong>010</strong> 2020 Künstliche Intelligenz | Spanntechnik | Adaptive Maschinen<br />
10 2020<br />
28 Sicherer Zugriff über VPN<br />
30 Produkte<br />
34 Rubrik<br />
«Kollaboratives Arbeiten»<br />
Hand in Hand<br />
36 Technisches Englisch:<br />
Brush it up mit Kassow<br />
46 Der greifende<br />
Zentrischspanner<br />
48 «Ein Werkzeuglieferant<br />
direkt vor der Tür»<br />
50 Maintenance Schweiz findet<br />
statt – mit eigenem<br />
Schutzkonzept<br />
.html<br />
INNOVATIVE<br />
SPANN<strong>TECHNIK</strong><br />
Titelbild<br />
Künstliche Intelligenz<br />
Cover-Gestaltung: Verena Snurer<br />
51 Produkte<br />
#<strong>010</strong> 5
6 #<strong>010</strong><br />
AUF EINEN KAFFEE BEI DR. ULI VIETHEN
«SPAREN UND<br />
INVESTIEREN<br />
GEHÖREN ENG<br />
ZUSAMMEN»<br />
Wenn es einen Rheinländer ins Schwäbische verschlägt, muss da schon etwas<br />
ganz Besonderes sein. Und es ist sehr viel mehr als nur ein effizient gebrühter<br />
Kaffee, wie Geschäftsführer Dr. Uli Viethen von Murrelektronik im Gespräch verrät.<br />
Von Markus Back (Text) <strong>und</strong> Susanne Seiler (Fotos)<br />
Es heisst von den Schwaben, dass diese sehr<br />
sparsam seien. Da Sie beruflich bereits in<br />
verschiedenen Regionen Deutschlands tätig<br />
waren, bringen Sie doch mal Licht ins Dunkel.<br />
Wird der Kaffee in Oppenweiler dünner gebrüht als<br />
in Erlangen oder Bocholt?<br />
(lacht) Der Kaffee wird hier keineswegs dünner gebrüht<br />
als andernorts! Vielmehr sorgt der Schwabe dafür,<br />
dass der Kaffee so stark ist, dass man sehr gut durch<br />
den Tag kommt. Das heisst, der Schwabe achtet nicht<br />
nur auf Sparsamkeit, sondern auch auf Effektivität.<br />
Und das schätze ich als gebürtiger Rheinländer natürlich<br />
sehr.<br />
Wenn Sie diese regionalen Erfahrungen sammeln<br />
konnten, wäre natürlich spannend zu wissen, wo Ihnen<br />
der Kaffee bislang am besten geschmeckt hat.<br />
Wenn ich es nicht am Arbeitsort festmache, hatte ich den<br />
besten Kaffee in Marseille. Für mich ist er mehr als<br />
nur eine medizinische Droge, er hat etwas mit Lebensgefühl<br />
<strong>und</strong> Genuss zu tun. Kann ich also Kaffee mit<br />
Menschen trinken, die mir wichtig sind oder die ich<br />
sehr schätze, schmeckt mir dieser gleich sehr viel<br />
besser. Das gilt für mich übrigens auch dort, wo ich ein<br />
Team um mich habe, das etwas bewegen <strong>und</strong> erreichen<br />
will. Und mit einem solchen Team arbeite ich derzeit<br />
in Oppenweiler.<br />
Sie begleiten bei Murrelektronik gleich zwei verantwortungsvolle<br />
Positionen. Inwieweit wirkt sich diese<br />
Doppelverantwortung auf Ihren Kaffeekonsum aus?<br />
Minimal. Angefangen habe ich bei der Murrelektronik als<br />
CTO <strong>und</strong> kümmerte mich dabei um die technischen<br />
Ambitionen des Unternehmens. Später kam mit dem CFO<br />
eine weitere Tätigkeit hinzu, die eigentlich im Widerspruch<br />
zur ersten steht. Da aber am Ende beide Aufgaben<br />
ineinanderlaufen – der CFO muss die Unternehmensentwicklung<br />
nämlich ebenso fördern wie der CTO – hat<br />
mein Kaffeekonsum in der Konsequenz nicht durch<br />
die Mehrung der Aufgaben, sondern eher durch die Grösse<br />
der Gesamtaufgaben leicht zugenommen.<br />
Als CTO müssen Sie das Unternehmen mit innovativen<br />
Lösungen voranbringen, als CFO sollten Sie das<br />
Geld zusammenhalten. Wie gehen Sie damit um?<br />
Eines meiner beruflichen Vorbilder, ein Schwabe übrigens,<br />
hat mir beigebracht, dass man sparen muss, um investieren<br />
zu können. Ohne Investitionen verliert ein Unternehmen<br />
auf Dauer an Möglichkeiten <strong>und</strong> damit an Relevanz.<br />
Von daher gehören für mich sparen <strong>und</strong> investieren eng zusammen.<br />
Meine Überzeugung ist, dass man das Geld<br />
nehmen <strong>und</strong> dort anlegen muss, wo es für den K<strong>und</strong>en<br />
den besten Effekt erzielt.<br />
››<br />
#<strong>010</strong> 7
AUF EINEN KAFFEE BEI DR. ULI VIETHEN<br />
«Schnittstellen <strong>und</strong> Proprietarität<br />
lösen sich zukünftig auf.»<br />
Dr. Uli Viethen über die Verschmelzung von OT <strong>und</strong> IT<br />
Wie viel Prozent des Umsatzes stellen Sie als CFO<br />
für Forschung <strong>und</strong> Entwicklung bereit, damit Sie für<br />
Ihre K<strong>und</strong>en die besten Effekte erzielen können?<br />
Wir reden nicht viel über unsere Budgets <strong>und</strong> wie wir diese<br />
allokieren. Ich kann aber sagen, dass wir einen sehr<br />
hohen Prozentsatz in unsere Produkte investieren. Die<br />
Frage ist für mich aber gar nicht so sehr, wie viel Prozent<br />
vom Umsatz das ist, sondern ob wir tatsächlich dort<br />
investieren, wo sich relevante Verbesserungen für den<br />
K<strong>und</strong>en erzielen lassen.<br />
Wir leben heute nicht mehr in einer Welt, in der das Produkt<br />
<strong>und</strong> die Transaktionen um das Produkt herum<br />
alleine wichtig sind, sondern in einer Welt, die von der<br />
Vernetzung <strong>und</strong> Komplexität auf der Seite des Maschinenbauers<br />
geprägt ist. Daher versuchen wir dort zu<br />
investieren, wo unser K<strong>und</strong>e aus unseren Produkten<br />
einen Vorteil für sich, aber auch für seinen K<strong>und</strong>en erzielen<br />
kann. Der Vorteil des K<strong>und</strong>en unseres K<strong>und</strong>en<br />
ist eine Leitlinie, entlang der wir denken <strong>und</strong> planen.<br />
Können Sie das anhand eines Produktes erklären?<br />
Nehmen Sie MICO. Das ist nicht nur eine Stromversorgung<br />
oder das zur Verfügung stellen von Spannung<br />
<strong>und</strong> Strom an einer Klemme, sondern ein Produkt, dass<br />
bei der Inbetriebnahme einer Maschine eine leichte<br />
Anpassung der Parameter gestattet, die überwacht werden<br />
sollen. Während der Konfigurationsphase einer Maschine<br />
erlaubt es dann, ganz einfach festzustellen, ob diese<br />
vollständig verdrahtet <strong>und</strong> funktionsfähig ist. Später,<br />
im Wartungsfall, wenn der K<strong>und</strong>e durch die Ausfallszeit geschädigt<br />
wird, ermöglicht es einen schnellen, diagnostischen<br />
Blick auf die Maschine. Für mich ist MICO ein<br />
Paradebeispiel dafür, wie wir mit unseren Produkten<br />
für unsere K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> deren K<strong>und</strong>en einen Mehrwert<br />
schaffen.<br />
8 #<strong>010</strong>
Die Markteinführung von MICO war vor 16 Jahren, inzwischen<br />
überwacht die Lösung weltweit über 8,5 Millionen<br />
Strompfade. Welche Rolle spielt ein solches Produkt in<br />
Ihren entwicklungstechnischen Planungen überhaupt noch?<br />
Belässt man es beim Status quo oder sind Optimierungen<br />
immer anzustreben?<br />
Die Tatsache, dass wir weltweit so viele Strompfade<br />
überwachen, ist erst einmal eine gute Nachricht. Überall<br />
dort, wo das nämlich geschieht, hat der Anwender<br />
durch uns einen Produktivitätsvorteil.<br />
Zu Ihrer Frage, ob wir neben der Überwachung von Strompfaden<br />
weiteres Potenzial für dieses Erfolgsprodukt sehen?<br />
Ja, das sehen wir. Denn ich kann ja aus dem Verhalten<br />
eines jeden dieser Strompfade <strong>und</strong> dem Wissen darüber,<br />
was die Maschine gerade tut, sehr viel darüber herausfinden,<br />
wie es der Maschine <strong>und</strong> dem Prozess, der auf dieser<br />
läuft, gerade geht. Daher ist es für uns naheliegend,<br />
im nächsten Schritt alle diese Knoten in eine informationstechnische<br />
Auswertemöglichkeit einzubinden. Wo <strong>und</strong><br />
in welcher Komplexität diese Auswertung stattfindet, steht<br />
bislang aber noch nicht fest. Und das ist auch nur ein<br />
Aspekt von vielen. Für MICO sehe ich viele Potenziale.<br />
Jetzt frage ich Sie in Ihrer Funktion als CTO, reicht Ihnen<br />
das Geld, dass Sie sich hierfür budgetiert haben?<br />
Der Engpass ist meist nicht eine Frage der Mittel, sondern<br />
der richtigen Idee. Unser Unternehmen hat grandiose<br />
Leute, verfügt über ein gutes Netzwerk <strong>und</strong> vor allem über<br />
eine hervorragende Verbindung zu unseren Anwendern,<br />
so dass es auch nicht an guten Ideen mangelt. Glücklicherweise<br />
wurde aber auch so viel budgetiert, dass wir diese<br />
Ideen in marktreife Produkte umsetzen können.<br />
Lassen Sie uns doch über eine dieser Ideen sprechen,<br />
mit der Sie sich gerade befassen.<br />
Bei den Switches <strong>und</strong> Anbindungen beispielsweise<br />
befassen wir uns derzeit intensiv mit Netzwerkstrukturen,<br />
die nicht alleine mit den Protokollen der Automatisierung<br />
arbeiten, sondern sich an den Standards der Informationstechnologie<br />
orientieren. Für den Anwender<br />
wird die Pragmatisierung dieser Technologien ein riesiger<br />
Schritt, da sie ihm einen souveränen Umgang<br />
damit ermöglichen wird.<br />
Sprechen Sie da von der Verschmelzung IT <strong>und</strong> OT?<br />
Genau, darum geht es! In der Automatisierung sind Schnittstellen<br />
<strong>und</strong> Proprietarität Themen, die sich zukünftig<br />
auflösen werden. Mit dieser Auflösung wird eine Vielfalt<br />
aufkommen, die Chancen bietet, aber auch Orientierung<br />
braucht. Wir als Hersteller müssen daher die Pragmatisierung<br />
unserer Produkte so hinbekommen, dass diese<br />
Vielfalt den K<strong>und</strong>en nicht erschlägt, sondern ihm nützt.<br />
Mit welchen Herausforderungen sehen Sie sich durch die<br />
digitale Transformation konfrontiert?<br />
Wir glauben von uns selbst, dass wir Treiber dieser Transformation<br />
sind. Dennoch gibt es immer wieder Bereiche,<br />
in denen man selbst nicht gesehen hat, dass man treibend<br />
KANALÜBERWACHUNG<br />
Die Geschichte dazu unter<br />
www.technik-<strong>und</strong>-wissen.ch/detail/<br />
murrelektronik-mico-kanalueberwachung.html
AUF EINEN KAFFEE BEI DR. ULI VIETHEN<br />
«Mit einem guten Unternehmensgeist lassen<br />
sich potenzielle Mitarbeiter infizieren.»<br />
Dr. Uli Viethen zur Mitarbeitersuche im Grossraum Stuttgart<br />
ist. Wir sehen beispielsweise mit grosser Spannung die<br />
Veränderung unserer Kollaborationswelt aus der Corona-<br />
Krise heraus. Plötzlich finden sich Mitarbeiter oder Mitarbeitergruppen<br />
spontan über Software produktiv zusammen,<br />
um an einer Lösung zu arbeiten. Das ist ja kein<br />
trainiertes Verhalten, sondern muss in dem Moment gestaltet<br />
werden. Unsere Mitarbeiter haben an diesen neuen<br />
Arbeitsformen, welche die digitale Transformation ermöglicht,<br />
enormen Spass <strong>und</strong> haben es dem Unternehmen<br />
damit erst ermöglicht, in dieser Krise souverän zu bleiben<br />
<strong>und</strong> weiterhin Herr seines eigenen Schicksals zu sein.<br />
Homeoffice war in vielen Unternehmen verpönt, mit Ausbruch<br />
der Corona-Krise von einem Tag auf den anderen<br />
aber plötzlich kein Problem mehr. Wie war das bei Ihnen?<br />
Wir haben im vergangenen Jahr, also vor der Corona-Krise,<br />
Kaizen-mässig unsere Homeoffice-Richtlinie überarbeitet<br />
<strong>und</strong> verbessert. Ich möchte jetzt gar nicht behaupten, dass<br />
uns das für eine erfolgreiche Homeoffice-Phase prädestiniert<br />
hat, aber es hat uns dabei schon sehr geholfen. Ohne<br />
den Willen <strong>und</strong> die Unterstützung unserer Mitarbeiter<br />
hätte das aber nicht so gut funktioniert.<br />
In Ihrer langen beruflichen Laufbahn war das nicht die<br />
erste Krise, die Sie erlebt haben. Was war bei dieser anders<br />
als bei den vorherigen Krisen?<br />
Das man das öffentliche Leben total heruntergefahren hat.<br />
Die Herausforderung bestand in meiner Wahrnehmung<br />
vor allem darin, zu beurteilen, wie die Situation gerade ist:<br />
Was dürfen wir uns, aber auch unseren Mitarbeitern,<br />
zumuten?<br />
Es ist sehr oft vom Ingenieurmangel die Rede, allerdings<br />
zeigt sich, dass Unternehmen sehr viel grössere Probleme<br />
damit haben, Facharbeiter für Ihre Produktion zu finden.<br />
Wie stellt sich das bei Murrelektronik dar?<br />
Diesen Mangel erleben wir mittlerweile tatsächlich in<br />
allen Unternehmensbereichen <strong>und</strong> es ist inzwischen sehr<br />
schwierig, die richtigen Leute für die entsprechenden<br />
Positionen überhaupt noch zu finden.<br />
Inwieweit ist hierbei der Grossraum Stuttgart ein Vorbeziehungsweise<br />
Nachteil?<br />
Im Grossraum Stuttgart sind sehr viele grosse <strong>und</strong> mittelständische<br />
Unternehmen zu Hause, was den Vorteil<br />
bietet, eher die Leute zu finden, die wir suchen. Wir müssen<br />
sie «nur» identifizieren <strong>und</strong> begeistern.<br />
Wie begeistert man bei einer so grossen Auswahl an<br />
möglichen Arbeitgebern für sich?<br />
Es kommt vor allem auf den Geist im Unternehmen an.<br />
Es geht nicht darum, dass jemand vom Individuum<br />
einer Geschäftsführung oder was auch immer begeistert<br />
ist, sondern er muss vom Unternehmensgeist angesteckt<br />
sein. Daher ermöglichen wir potenziellen Mitarbeitern<br />
einen Blick hinter die Kulissen. Bei uns ist es<br />
nicht nur ein Vorstellungsgespräch, sondern wir zeigen<br />
uns jemanden, den wir gerne in unserem Team haben<br />
möchten, sehr offen <strong>und</strong> mit einer grossen Bandbreite. Und<br />
das lässt uns erfolgreich sein im Wettbewerb um Talente.<br />
Bei LinkedIn folgen Sie hauptsächlich Wettbewerbern<br />
oder Anwendern Ihrer Produkte. Lediglich Jaguar<br />
Land Rover lässt sich nicht eindeutig zuordnen. Bevorzugen<br />
Sie etwa englische Autos?<br />
Definitiv nicht! Das hat vielmehr mit einer langen<br />
Beziehung zulieferungstechnischer Natur aus meiner<br />
beruflichen Vergangenheit zu tun.<br />
Jetzt bin ich neugierig. Was für ein Auto fährt<br />
man den als Geschäftsführer der Murrelektronik?<br />
Aktuell fahre ich einen 5-er BMW.<br />
Sind im Moment nicht Elektroautos en vogue?<br />
Wenn Sie mein LinkedIn-Profil in der Tiefe ansehen, fällt<br />
Ihnen auf, dass ich mich schon seit langem mit der<br />
Frage des Energieträgers Wasserstoff auseinandersetze –<br />
dieser <strong>und</strong> die elektrische Mobilität sind eins. Das<br />
Elektroauto kommt, aber vermutlich nicht so, wie es sich<br />
heute viele vorstellen. Wenn es eines Tages aber soweit<br />
sein wird, fahre ich auf jeden Fall elektrisch.<br />
Murrelektronik GmbH | www.murrelektronik.ch<br />
10 #<strong>010</strong>
Dr. Uli Viethen<br />
Nach erfolgreicher Promotion zum Dr.-Ing. Maschinenbau<br />
1994 an der TU München begann der gebürtige<br />
Kölner seine berufl iche Laufbahn bei der Joh.<br />
Vaillant GmbH in Remscheid. Von dort wechselte<br />
er kurz vor der Jahrtausendwende zu Siemens, wo<br />
er in verschiedenen Geschäftseinheiten unter<br />
anderem in Erlangen <strong>und</strong> Malvern/USA tätig <strong>und</strong><br />
verantwortlich war. Diesem Engagement folgten<br />
ab 2007 weitere Verpfl ichtungen, bevor er im Oktober<br />
2019 nach r<strong>und</strong> fünfjähriger Tätigkeit als CEO<br />
der AMK-Gruppe in Kirchheim u. Teck als Geschäftsführer<br />
der Murrelektronik GmbH im süddeutschen<br />
Oppenweiler begann. In seiner Freizeit engagiert sich<br />
der 55-jährige unter anderem als Vorstand der<br />
Alumni-Vereinigung der TU München <strong>und</strong> ist ein<br />
begeisterter Heimwerker.<br />
#<strong>010</strong> 11
Wissenswertes<br />
Künstliche Synapsen gezielt schalten<br />
SIAMS 2020 endgültig<br />
abgesagt<br />
Die Entscheidung ist gefallen!<br />
Die nächste SIAMS wird vom<br />
5. bis 8. April 2022 stattfinden.<br />
Parallel zur Organisation<br />
der Messe arbeiten das Ausstellerkomitee<br />
<strong>und</strong> die Organisatoren auch<br />
gemeinsam an der Entwicklung eines<br />
innovativen Konzepts mit den Schwerpunkten<br />
Kommunikation, Partnerschaft<br />
<strong>und</strong> Präsentation für die ungeraden<br />
Jahre ohne SIAMS.<br />
Die Antworten auf den von den Organisatoren<br />
verschickten Fragebogen<br />
trafen schnell ein <strong>und</strong> waren einhellig:<br />
2020 soll es keine SIAMS geben. Obwohl<br />
der allgemeine Trend ziemlich<br />
eindeutig war <strong>und</strong> dazu tendierte, die<br />
nächste Veranstaltung 2022 zu organisieren<br />
<strong>und</strong> 2021 auszulassen, nahm<br />
sich der Verwaltungsrat der FAJI SA<br />
die Zeit, vor einer endgültigen Entscheidung<br />
alle Möglichkeiten sowie<br />
die finanziellen Auswirkungen im Detail<br />
zu analysieren.<br />
Angesichts der von den Ausstellern<br />
erhaltenen Antworten <strong>und</strong> der medizinischen<br />
Ungewissheit, die möglicherweise<br />
anfangs des nächsten Jahres<br />
noch immer bestehen wird, hat der<br />
Verwaltungsrat beschlossen, die SI-<br />
AMS kein zweites Mal (auf 2021) zu<br />
verschieben, sondern diese Veranstaltung<br />
abzusagen <strong>und</strong> direkt auf den Erfolg<br />
der Messe 2022 hinzuarbeiten.<br />
www.siams.ch<br />
Forscher des Technologiekonzerns Heraeus <strong>und</strong> der Jülich<br />
Aachen Research Alliance haben herausgef<strong>und</strong>en, wie<br />
sich die Schalteigenschaften künstlicher Synapsen gezielt<br />
beeinflussen lassen. So genannte Memristoren –<br />
elektrische Bauelemente, die wie ein Widerstand mit Gedächtnis<br />
zwischen einem niedrigen <strong>und</strong> einem hohen Wert hin <strong>und</strong> her<br />
geschaltet werden können – gelten als vielversprechende Alternative<br />
zu herkömmlichen Bauelementen in Computerchips. Sie<br />
funktionieren prinzipiell wie eine Synapse des biologischen Nervensystems<br />
<strong>und</strong> kommen zudem mit extrem wenig Strom aus.<br />
«Memristive Elemente gelten als ideale Kandidaten für neuro-inspirierte<br />
Computer nach dem Vorbild des Gehirns, die im Zusammenhang<br />
mit Deep Learning <strong>und</strong> künstlicher Intelligenz grosses<br />
Interesse wecken», erläutert Dr. Ilia Valov vom Peter Grünberg Institut<br />
(PGI-7) des Forschungszentrums Jülich.<br />
www.jara.org<br />
Die Lesermeinung<br />
Green Washing<br />
Zum Beitrag «Grünes Benzin ist marktreif» in <strong>Ausgabe</strong> TuW #009<br />
erreichte uns folgende Leserzuschrift:<br />
Die Verwendung von Industrieabgasen bringt im allgemeinen<br />
keinen Vorteil für die Umwelt <strong>und</strong> ist somit im Extremfall<br />
nur Green Washing. Wenn eine Industrieanlage fossile Brennstoffe<br />
verbrennt, wird das CO 2 nur für kurze Zeit im Benzin<br />
gespeichert <strong>und</strong> kommt bei dessen Verbrennung schlussendlich<br />
doch als Treibhausgas in die Atmosphäre. Die Verwendung<br />
von Industrieabgasen macht also nur Sinn, wenn dort CO 2 -neutrale<br />
Verbrennungen stattfinden, beispielsweise mit Holz,<br />
Biogas oder Alkohol aus Gärung. Diese aufgezählten Brennstoffe<br />
sind alle in der heutigen Zeit aus CO 2 aus der Luft durch Photosynthese<br />
entstanden, somit wird kein zusätzliches CO 2 freigesetzt.<br />
Christian Waldmann<br />
CH-4460 Gelterkinden<br />
www.rte-ag.ch<br />
12 #<strong>010</strong>
Künstliche Intelligenz<br />
in ERP-Systemen<br />
Ein Team des Fraunhofer-Instituts<br />
für Intelligente Analyse<strong>und</strong><br />
Informationssysteme IAIS<br />
hat das Thema Künstliche Intelligenz<br />
<strong>und</strong> ERP-Systeme aus Sicht<br />
von Unternehmen untersucht. Die Ergebnisse<br />
dieser Untersuchung hat sie<br />
in der Studie «Künstliche Intelligenz<br />
in ERP-Systemen« zusammengefasst.<br />
Neben einer Darstellung des Status<br />
quo zum Einsatz von KI fokussiert diese<br />
Chancen, Trends <strong>und</strong> Risiken von KI<br />
in ERP-Systemen. Die Publikationen<br />
stehen kostenfrei zum Download zur<br />
Verfügung.<br />
Die Autoren kommen zum Schluss,<br />
dass KI auf vielfältige Weise unterstützen<br />
kann, etwa durch Visualisierung<br />
von Kennzahlen, Sprachsteuerung, Prognosen<br />
<strong>und</strong> Optimierungsvorschläge<br />
für Unternehmensprozesse wie Lagerbewegungen,<br />
Produktionsplanung oder<br />
Marketingkampagnen. Durch ihre Lernfähigkeit<br />
verbessern sich die Algorithmen<br />
kontinuierlich selbst. Obwohl<br />
das Angebot an KI-Funktionen durch<br />
die ERP-Anbieter zunimmt, ist deren<br />
Verbreitung in deutschen Unternehmen<br />
eher gering: nur etwa die Hälfte<br />
setzt sie ein.<br />
Die Befragung von 74 Unternehmen,<br />
zum Grossteil aus Industrie <strong>und</strong> Handel,<br />
ergab, dass die Automatisierung<br />
von Routineabläufen <strong>und</strong> die damit<br />
einhergehende Arbeitsentlastung als<br />
grösste Chance von KI-Funktionen in<br />
ERP-Systemen gesehen werden. Weitere<br />
Vorteile bieten verbesserte Datenqualität<br />
<strong>und</strong> Vermeidung von Fehlern<br />
sowie mehr Effizienz. Als grösste Risiken<br />
werden blindes Vertrauen in die<br />
Technik <strong>und</strong> Kontrollverlust gesehen.<br />
Ein Gr<strong>und</strong> hierfür liegt in der Annahme,<br />
dass mögliche Fehler der KI, die<br />
aufgr<strong>und</strong> von unvollständigen Daten<br />
entstehen können, durch die Menschen<br />
nicht erkannt werden. Zusätzlich<br />
zu vollständigen Daten mit hoher<br />
Qualität ist daher auch die Umsetzung<br />
eines KI-Controllings angebracht, mit<br />
welchem die Performance der KI über<br />
Kennzahlen sichtbar <strong>und</strong> einschätzbar<br />
gemacht werden kann.<br />
Echt besser!<br />
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Murrplastik gehört seit 1963 zu den Pionieren wenn es um<br />
professionelles Kabelmanagement <strong>und</strong> Hightech-Produkte<br />
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Kabelführung, Kennzeichnung <strong>und</strong> Energiezuführung.<br />
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Murrplastik AG • Ratihard 40 • 8253 Willisdorf<br />
Tel.: +41 52 646 06 46 • Fax: +41 52 646 06 40<br />
www.murrplastik.ch<br />
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Bilder: Siemens<br />
KÜNSTLICHE INTELLIGENZ<br />
«KI IST KEIN<br />
ALLHEILMITTEL»<br />
Es wird viel über Künstliche Intelligenz gesprochen. Doch für was für Anwendungen<br />
eignet sich überhaupt KI <strong>und</strong> auf welche Stolpersteine sind bei deren<br />
Implementierung <strong>und</strong> Einsatz zu achten? Im Gespräch mit vier Branchenexperten.<br />
Von Markus Back<br />
Künstliche Intelligenz, kurz KI,<br />
versucht intelligentes, menschliches<br />
Verhalten zu simulieren.<br />
Hierfür kommen Systeme zum<br />
Einsatz, die darauf ausgelegt sind, ihre<br />
Umgebung wahrzunehmen <strong>und</strong> ihr<br />
Verhalten zu verstehen, um dann entsprechende<br />
Massnahmen einzuleiten.<br />
Voraussetzung dafür ist ein Trainingsprozess,<br />
in welchem dem technischen<br />
System das gewünschte Verhalten beigebracht<br />
wird.<br />
Praxiserprobter KI-Einsatz<br />
Dass das Anlernen dieser Systeme in<br />
der Praxis bereits sehr gut klappt, bestätigen<br />
die befragten Experten. «Wir<br />
setzen KI zum Polieren variabler Pro-<br />
dukte ein», sagt Lukas Huber <strong>und</strong> ergänzt:<br />
«Der Roboter muss lediglich für<br />
drei Produkttypen programmiert werden<br />
<strong>und</strong> passt sich dann automatisch<br />
an alle weiteren Modelltypen an.»<br />
Ein interessantes Beispiel aus der Medizintechnik<br />
nennt Rainer Mümmler.<br />
In einem KI-Projekt wandelt die University<br />
of Texas Gehirnsignale in Worte <strong>und</strong><br />
Sätze um <strong>und</strong> ermöglicht es so ASL-Patienten<br />
weiterhin mit ihrer Umwelt zu<br />
kommunizieren. Hierzu müssen sie<br />
sich nur den Akt des Sprechens bestimmter<br />
Sätze vorstellen. Die hierbei<br />
entstehenden Gehirnsignale werden<br />
anschliessend durch Magnetoenzephalographie<br />
abgelesen. Eine KI-Anwendung<br />
kombiniert die Analyse der Wellen<br />
<strong>und</strong> einer Machine-Learning-Funktion,<br />
die die Bedeutung der Wellen lernt, mit<br />
einer Genauigkeit von 96 Prozent.<br />
«Wir setzen KI zunehmend gezielt in<br />
unseren eigenen Werken ein, beispielsweise<br />
zur visuellen Qualitätsinspektion<br />
mit anschliessender Triage oder zur<br />
Voraussage des End-of-life von Spindeln<br />
in Werkzeugmaschinen», erzählt<br />
Petra Monn. Verknüpft wird dies mit<br />
einem Alarm zur Beschaffung des entsprechenden<br />
Ersatzteils.<br />
«Wir forschen nicht nur an Lösungen<br />
mit Künstlicher Intelligenz, sondern<br />
nutzen diese bereits für Maschinen, die<br />
bei K<strong>und</strong>en im Einsatz sind», erzählt<br />
Thomas Schneider. In einem Laservollautomaten<br />
gestattet diese beispiels-<br />
14 #<strong>010</strong>
KÜNSTLICHE INTELLIGENZ<br />
Lukas Huber<br />
CEO & Gründer<br />
AICA SarL<br />
Dr. Rainer Mümmler<br />
Application Engineer<br />
Mathworks GmbH<br />
«KI stützt Entscheide auf<br />
Daten anstatt Intuition.»<br />
Petra Monn über die Vorzüge Künstlicher Intelligenz<br />
Petra Monn<br />
Digitalization Consultant<br />
Siemens Schweiz AG<br />
Thomas Schneider<br />
Geschäftsführer Forschung &<br />
Entwicklung<br />
Trumpf GmbH & Co. KG<br />
weise die maschinelle Entnahme geschnittener<br />
Blechteile, was bislang<br />
nicht möglich war, da sich diese leicht<br />
verkanten. Eine KI entwirft nun eine<br />
maschinelle Entnahmestrategie, bei<br />
welcher Pins die fertigen Blechteile<br />
aus dem Restgitter nach oben heben.<br />
Gelingt das nicht auf Anhieb, leitet<br />
die Maschine selbständig einen neuen<br />
Entnahmezyklus ein. Diesen wiederholt<br />
sie wenn nötig mehrmals hintereinander,<br />
damit es funktioniert.<br />
Diese Retry-Versuche verarbeitet die<br />
Maschine <strong>und</strong> lernt aus ihnen.<br />
Vorteile der KI<br />
Welche konkreten Vorteile ergeben<br />
sich durch den Einsatz einer KI? Dazu<br />
sagt Lukas Huber: «Sie bringt den Vorteil,<br />
dass sie Daten-basiert <strong>und</strong> flexibel<br />
ist. Dies erlaubt es uns, Lösungen für<br />
Unternehmen anzubieten, die variable<br />
Produkte fertigen.»<br />
«Fragestellungen, die mit herkömmlichen<br />
Ansätzen kaum lösbar wären,<br />
werden selbst für Anwender ohne tiefere<br />
Kenntnisse mit Hilfe von KI-<br />
Methoden handhabbar», sagt Rainer<br />
Mümmler. Dies begründet er damit,<br />
dass traditionelle Ansätze das<br />
Verständnis physikalischer Zusammenhänge<br />
oder das Formulieren mathematischer<br />
Gleichungen oder Rechenoperationen<br />
erfordere. Gerade in<br />
komplexeren Fragestellungen seien<br />
diese Gleichungen häufig gar nicht ››<br />
#<strong>010</strong> 15
KÜNSTLICHE INTELLIGENZ<br />
«Die Datengr<strong>und</strong>lage ist meistens<br />
die grösste Herausforderung.»<br />
Dr. Rainer Mümmler über KI-Implementierung<br />
erst aufzustellen oder zu lösen. «KI ermöglicht<br />
es, hier eine Abkürzung zu<br />
nehmen, indem ein Modell Verhaltensweisen<br />
beziehungsweise Zusammenhänge<br />
erlernt, ohne irgendein<br />
Verständnis über das reale System zu<br />
haben», schliesst er.<br />
«Zunächst stützt Künstliche Intelligenz<br />
Entscheide auf Daten statt Intuition<br />
<strong>und</strong> macht sie damit langfristig<br />
genauer <strong>und</strong> wiederholbarer», sagt<br />
Petra Monn. Ähnlich beschreibt<br />
Thomas Schneider die Vorteile des<br />
KI-Einsatzes: «Wir verbessern unsere<br />
Prozesse anhand von Daten <strong>und</strong> verhelfen<br />
den Maschinen dazu, eigenständig<br />
zu agieren <strong>und</strong> dazuzulernen. Somit<br />
laufen Prozesse automatisierter ab<br />
<strong>und</strong> erleichtern dem Maschinenbediener<br />
die Arbeit, da zeitaufwendige<br />
Arbeitsschritte entfallen.»<br />
Herausforderungen bei KI-<br />
Implementierung<br />
Nun ist nicht alles Gold, was glänzt!<br />
Dies wissen die Experten nur zu gut<br />
<strong>und</strong> nennen typische Herausforderungen,<br />
mit denen sie bei der Implementierung<br />
der KI konfrontiert wurden.<br />
«Flexibilität kann auch einen negativen<br />
Einfluss haben», ist die Erfahrung<br />
von Lukas Huber. Vor allem in der Robotik<br />
komme man mitunter an einen<br />
Punkt, an dem man sich nicht mehr<br />
sicher sein kann, was der Roboter nun<br />
tun werde! Daher bedürfe es unbedingt<br />
klassischer Kontroll-Algorithmen, um<br />
diese Sicherheit zu garantieren.<br />
«In vielen Fällen ist häufig die Datengr<strong>und</strong>lage<br />
die grösste Herausforderung.<br />
Man hat häufig zu wenige Datenpunkte,<br />
die Daten sind stark verrauscht,<br />
nicht repräsentativ, gewisse Szenarien<br />
wie Fehlerzustände wurden nicht erfasst<br />
oder gelabelte Daten sind nicht<br />
vorhanden <strong>und</strong>/oder nur mit grossem<br />
Aufwand zu erstellen», berichtet Rainer<br />
Mümmler. Eine andere Schwierigkeit<br />
stelle die Frage dar, welche Art von KI<br />
genau verwendet werden solle, da es<br />
inzwischen eine grosse Auswahl an<br />
Modellen gibt, die unterschiedlich<br />
funktionierten.<br />
Die Datenqualität nennt Petra Monn<br />
ebenfalls als grösste Herausforderung:<br />
«Die Gr<strong>und</strong>lage für KI sind digitalisierte,<br />
gelabelte Daten – diese zur Verfügung<br />
zu stellen, ist aufwendig. Vor allem<br />
im Umfeld der produzierenden<br />
Industrie muss zunächst sichergestellt<br />
werden, dass Prozesse lean organisiert<br />
sind <strong>und</strong> auch wirklich jede Notiz auf<br />
einem Zettel digital aufgenommen<br />
werden kann.»<br />
16 #<strong>010</strong>
Eine Herausforderung ganz anderer<br />
Art beschreibt Thomas Schneider. «Es<br />
ist gar nicht so einfach, denjenigen den<br />
Nutzen digitaler Angebote <strong>und</strong> KI zu<br />
vermitteln, die von Natur aus vielleicht<br />
eher skeptisch gegenüber neuen Vernetzungslösungen<br />
sind», sagt er. Daher<br />
müsse man immer wieder Überzeugungsarbeit<br />
leisten, beispielsweise mit<br />
konkreten Zahlen, die die Effizienz solcher<br />
Lösungen belegten.<br />
Einsatzmöglichkeiten in industriellen<br />
Anwendungen<br />
Trotz der genannten Herausforderungen<br />
wie Datenqualität oder fehlendes<br />
Vertrauen in die Technologie, sehen<br />
die Experten ein breites Anwendungsfeld<br />
für KI. «Sie kann überall dort angewendet<br />
werden, wo ein gewisses<br />
Mass an Daten vorhanden ist oder<br />
diese einfach gesammelt werden können»,<br />
sagt Lukas Huber. Als mögliche<br />
Themen für den KI-Einsatz nennt er<br />
Predictive Maintenance, Robotics, Personalmanagement,<br />
Order Management<br />
<strong>und</strong> Prozess-Optimierung in Fabriken.<br />
«Die Möglichkeiten sind extrem vielfältig»,<br />
glaubt auch Rainer Mümmler,<br />
«von der Überwachung von Fertigungsprozessen<br />
mit Anomalieerkennung<br />
zur automatisierten Qualitätssicherung<br />
über die Vorhersage von<br />
Wartungsintervallen, von der Planung<br />
von Lieferketten bis hin zur Regelung<br />
von Roboterbewegungen. Das Potenzial<br />
ist riesig, wir stehen erst am Anfang.»<br />
«Die Grenzen von KI sind noch lange<br />
nicht erreicht», sagt Tomas Schneider<br />
<strong>und</strong> ergänzt: «Alles, was sich in digitalen<br />
Daten abbilden lässt, lässt sich zumindest<br />
in der Theorie auch durch<br />
KI verbessern.»<br />
KI-Einsatz in KMU<br />
Obwohl sich KI für eine Vielzahl von<br />
Anwendungen eignet, verbindet sich<br />
deren Einsatz auch immer mit der<br />
Frage der vorhandenen Ressourcen.<br />
«Ich denke, für kleine Unternehmen<br />
macht es wenig Sinn, KI-Applikationen<br />
intern zu entwickeln. Derzeit<br />
kommen aber immer mehr fertige KI-<br />
Lösungen auf den Markt, in denen die<br />
Technologie bereits komplett implementiert<br />
ist <strong>und</strong> sich daher auch für<br />
den Einsatz in kleinen Unternehmen<br />
eignet», sagt Lukas Huber.<br />
«Auf jeden Fall macht der Einsatz von<br />
KI auch in kleineren Unternehmen<br />
Sinn», ist Petra Monn überzeugt. Wie<br />
mit jeder neuen Technologieanwendung<br />
ergäben sich durch Verwendung<br />
von KI Chancen für neue Geschäftsmodelle.<br />
Diese könne man aber nur nutzen,<br />
wenn man sich frühzeitig mit dem<br />
Thema befasse.<br />
Dass gerade kleinere Unternehmen<br />
von Künstlicher Intelligenz profitieren<br />
können, glaubt Thomas Schneider.<br />
Natürlich könnten diese in der Regel<br />
keine eigenen KI-Experten einstellen,<br />
profitierten aber indirekt, da sie in<br />
ihrer Fertigung Lösungen verwenden<br />
könnten, die von anderen Firmen mit<br />
KI-Kompetenz stammten.<br />
Tipps für KI-Einsteiger<br />
Welche nützlichen Tipps haben die<br />
Experten für KI-Einsteiger? «Eine<br />
gr<strong>und</strong>legende Frage ist, ob das Wissen<br />
intern aufgebaut oder extern zugekauft<br />
werden soll», sagt Rainer<br />
Mümmler. Dann gelte es zu klären, ob<br />
auf kommerzielle Software oder Open<br />
Source gesetzt werden soll. Als weiteren<br />
Punkt nennt er die Datengr<strong>und</strong>lage,<br />
mit der alles stehe <strong>und</strong> falle.<br />
«Kann man auf genügend aussagekräftige<br />
Daten zurückgreifen oder<br />
muss ich mit der Datensammlung erst<br />
anfangen?», meint er hierzu.<br />
«Welche Problemstellung soll geklärt<br />
werden <strong>und</strong> ist dafür wirklich eine<br />
KI-Anwendung geeignet?», lautet die<br />
erste Empfehlung von Petra Monn. Die<br />
zweite bezieht sich auf eine gute Datengr<strong>und</strong>lage,<br />
welche die Basis für alle<br />
KI-Anwendungen bilde.<br />
Pragmatisch sieht es indes Thomas<br />
Schneider: «Unternehmer sollten sich<br />
zunächst anschauen, was eigentlich<br />
verbessert werden kann. KI ist kein Allheilmittel.<br />
Oft genügt es, die Prozesse<br />
im Unternehmen zu analysieren <strong>und</strong><br />
vernetzte Lösungen dort einzusetzen,<br />
wo sie zu einer spürbaren Verbesserung<br />
der Fertigung führen.»<br />
AICA SarL<br />
www.aica.tech<br />
Lesen Sie unter<br />
www.technik-<strong>und</strong>-wissen.ch<br />
Mathworks GmbH<br />
www.mathworks.ch<br />
Siemens Schweiz AG<br />
www.siemens.ch<br />
Trumpf GmbH & Co. KG<br />
www.trumpf.com<br />
wie die Experten über<br />
ethische <strong>und</strong> moralische<br />
Aspekte beim Einsatz<br />
von KI denken.<br />
#<strong>010</strong> 17
KÜNSTLICHE INTELLIGENZ<br />
SO LERNEN MENSCH<br />
UND MASCHINE<br />
Maschinen lernen mit Hilfe neuronaler Netze <strong>und</strong> lehnen sich damit grob an das<br />
menschliche Lernverhalten an. Allerdings tun sich Maschinen sehr viel<br />
schwerer mit dem Lernen – <strong>und</strong> mit deren Intelligenz ist es auch nicht so weit her.<br />
Von Markus Back<br />
Am Anfang ist nicht viel! «Das<br />
menschliche Gehirn verfügt<br />
bei seiner Geburt über eine<br />
Gr<strong>und</strong>ausstattung, die es<br />
dem Neugeborenen erlaubt, zum Beispiel<br />
etwas zu greifen oder Dinge<br />
wahrzunehmen», sagt Prof. Dr. Dr. Werner<br />
Wiater von der Universität Augsburg.<br />
Vokabeln, welche eine wohlmeinende<br />
Mutter ihrem Ungeborenen in<br />
der vorgeburtlichen Phase vorspielt,<br />
um dessen Sprachbegabung zu fördern,<br />
haben es nicht auf die biologische<br />
Festplatte geschafft.<br />
Grandiose Gr<strong>und</strong>ausstattung<br />
Doch diese Gr<strong>und</strong>ausstattung befähigt<br />
schon ein Baby zu aussergewöhnlichen<br />
Höchstleistungen. Allerspätestens<br />
nachdem die Nabelschnur durchtrennt<br />
ist, fängt dieses sofort damit an, sein<br />
Gehirn mit Eindrücken zu füllen. Das<br />
Neugeborene hört den Arzt, welcher der<br />
Hebamme Geschlecht <strong>und</strong> Uhrzeit der<br />
Geburt diktiert, es sieht die Deckenleuchten<br />
im Gebärsaal <strong>und</strong> spürt mit<br />
den Rezeptoren seiner Haut, dass es der<br />
wohligen Wärme entschlüpft ist. Zwar<br />
weiss es diese Wahrnehmungen noch<br />
nicht einzuordnen, doch sein Netzwerk<br />
neuronaler Verbindungen baut sich mit<br />
jeder Erfahrung weiter aus. «Je mehr der<br />
dabei entstehenden Synapsenverbindungen<br />
in Anspruch genommen, angewendet<br />
<strong>und</strong> erweitert werden, desto differenzierter<br />
ist das neuronale System»,<br />
so Werner Wiater.<br />
Grafikkarten simulieren Gehirn<br />
Während die Voraussetzung für menschliches<br />
Lernen also die Fähigkeit<br />
des Gehirns ist, Synapsenverbindungen<br />
aufzubauen, sind beim maschinellen<br />
Lernen zwei weitere Dinge<br />
essentiell: sehr viele Datensätze, die<br />
Input <strong>und</strong> Output einer Sache beschreiben,<br />
<strong>und</strong> moderne Grafikkarten. «Diese<br />
spezialisierten Prozessoren können<br />
nämlich eine Sache besonders gut –<br />
Matrizen multiplizieren, was die Computerentsprechung<br />
des Anpassens von<br />
Synapsenverbindungen darstellt», erklärt<br />
Prof. Dr. Thilo Stadelmann von<br />
der ZHAW School of Engineering.<br />
Maschinen mit träger Lerndynamik<br />
Obwohl sich künstliche, neuronale<br />
Netzwerke grob an die Funktionsweise<br />
des menschlichen Gehirns anlehnen,<br />
tut sich der Computer im Vergleich<br />
zum Lebewesen beim Lernen sehr viel<br />
schwerer. «Ein grosses Charakteristikum<br />
biologischen Lernens ist, dass das<br />
Lebewesen aus ganz wenigen Beispielen<br />
sehr viel lernen kann», sagt Thilo<br />
Stadelmann. Deutlich macht er das am<br />
Beispiel mit der Herdplatte, auf die ein<br />
Kind nicht fassen soll, weil diese heiss<br />
ist. Hat sich das Kleine trotz der Warnungen<br />
dann einmal die Finger verbrannt,<br />
wird es sich fortan vor allen<br />
Sachen hüten, die ihm im Zusammenhang<br />
mit dem Begriff «heiss» genannt<br />
werden. «Damit eine Maschine nur<br />
annähernd eine Vorstellung davon bekommt,<br />
was heiss ist, müsste sie vermutlich<br />
weit über einh<strong>und</strong>erttausend<br />
Mal auf die Herdplatte fassen», beschreibt<br />
Thilo Stadelmann die Lerndynamik<br />
einer Maschine.<br />
Über Intelligenz<br />
Wenn eine Maschine einh<strong>und</strong>erttausend<br />
Mal auf die Herdplatte fassen<br />
muss, um nur annähernd ein Vorstellung<br />
davon zu bekommen, was heiss<br />
bedeutet, kann es mit der Intelligenz<br />
nicht so weit her sein! «Wir Menschen<br />
waren bislang die einzige Lösungsoption<br />
für komplexe Probleme. Dafür haben<br />
wir unsere Intelligenz genutzt», so<br />
Thilo Stadelmann <strong>und</strong> ergänzt: «Nun<br />
lösen wir Probleme mit dem Computer,<br />
allerdings mit Verfahren, die nicht<br />
zwingend intelligent sind. Zumindest<br />
ist mir bis jetzt keines untergekommen.<br />
Man sollte sie besser als clevere Problemlösungsstrategien<br />
beschreiben.»<br />
Damit ein Mensch allerdings seine<br />
Intelligenz oder Genie entwickeln kann,<br />
Letzteres bringen wenige Menschen<br />
durch genetische Veranlagung mit, ist<br />
eines unabdingbar: die Förderung. Zwar<br />
sei zunächst einmal das Gehirn die entsprechende<br />
Adresse dafür, erklärt Werner<br />
Wiater, aber kein noch so genialer<br />
Mensch könne seine Genialität ausbilden,<br />
wenn ihm die fördernde Umgebung<br />
fehle. Bestes Beispiel hierfür, sagt<br />
er, sei Mozart: «Hätte er nicht ein entsprechendes<br />
Umfeld gehabt, sein Vater<br />
war selbst Komponist <strong>und</strong> förderte ihn<br />
früh, hätte er niemals seine Genialität<br />
entwickeln können.»<br />
Universität Augsburg<br />
www.uni-augsburg.de<br />
ZHAW School of Engineering<br />
www.zhaw.ch<br />
18 #<strong>010</strong>
«Lebewesen können aus ganz wenigen<br />
Beispielen sehr viel lernen.»<br />
Prof. Dr. Thilo Stadelmann<br />
Lesen Sie<br />
die Interviews<br />
mit Prof. Dr. Dr. Wiater<br />
(«Unser Gehirn tut, was es will»)<br />
<strong>und</strong> Prof. Dr. Thilo Stadelmann<br />
(«Eine KI ist nicht intelligent»)<br />
zu menschlichem <strong>und</strong> maschinellem<br />
Lernen<br />
unter www.technik-<strong>und</strong>wissen.ch.<br />
Bild: Susanne Seiler<br />
#<strong>010</strong> 19
KÜNSTLICHE INTELLIGENZ<br />
«MANCHMAL MUSS MAN<br />
DIE BRÜCKE SUCHEN»<br />
Die Porsche Digital GmbH nutzt unter anderem Künstliche Intelligenz für<br />
die Optimierung von Prozessen. Im Gespräch mit Patricia Rennert,<br />
Head of Industry Solutions der Porsche Digital, über die Möglichkeiten<br />
<strong>und</strong> Grenzen dieser Zukunftstechnologie.<br />
Von Markus Back<br />
Wie definieren Sie bei Porsche Digital den<br />
Begriff «Künstliche Intelligenz»?<br />
Wir verfolgen keine allgemeingültige <strong>und</strong><br />
abschliessende Definition. Im Endeffekt<br />
geht es darum, ein lernendes System zu schaffen oder es<br />
so weit zu trainieren, dass es für eine bestimmte Anforderung<br />
anwendbar ist. Wir sind sehr rational, letztendlich<br />
ist alles Physik.<br />
Sie setzen bei der Verbesserung der Unternehmensprozesse<br />
auf neue Technologien wie Blockchain, IoT<br />
<strong>und</strong> Künstliche Intelligenz. Wie gut klappt das denn?<br />
Um Technologien wie KI zu industrialisieren <strong>und</strong> Unternehmensprozesse<br />
damit effizienter zu gestalten, ist vor<br />
allem sehr viel Erklärungsarbeit verb<strong>und</strong>en. Mein Job<br />
besteht im Wesentlichen darin, mich mit den entsprechenden<br />
Kollegen, beispielsweise aus der Produktion, der<br />
Forschung <strong>und</strong> Entwicklung <strong>und</strong> meinem Team auszutauschen,<br />
um alle auf den gleichen Kenntnisstand zu bringen.<br />
Das klingt für mich, als seien Sie eine Art Moderatorin?<br />
Ich sehe mich eher als eine Dolmetscherin, die zwischen<br />
den verschiedenen Disziplinen vermittelt, um beispielsweise<br />
Software-Entwickler <strong>und</strong> Maschinenbau-Ingenieure<br />
auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. Das ist nicht<br />
immer ganz einfach <strong>und</strong> trotzdem erstrebenswert, da<br />
durch den interdisziplinären Austausch sehr innovative<br />
Lösungen entstehen.<br />
Ich stelle mir das unheimlich schwierig vor, da jede<br />
Disziplin in ihren speziellen Mustern denkt, oder?<br />
Das ist richtig. Die Sichtweisen sind teils sehr unterschiedlich,<br />
aber die Art <strong>und</strong> Weise, wie gearbeitet wird, ist gar<br />
nicht so anders. Es geht schliesslich ums Tüfteln, ums<br />
Hypothesen aufstellen <strong>und</strong> validieren oder ums Analysieren<br />
von komplexen Themen. Manchmal muss man die Brücke<br />
zwischen den Disziplinen suchen, da sie nicht immer<br />
an der Stelle steht, an der man sie zunächst vermutet. Wenn<br />
nämlich das Verständnis für das Gegenüber da ist, lässt<br />
sich mit den eigenen Modellen sehr viel leichter ansetzen.<br />
Ist Ihre Dolmetscherfunktion etwas, was Sie auch<br />
anderen Unternehmen empfehlen würden?<br />
Insbesondere in Unternehmen, in denen Teams oder<br />
Phasen von einem hohen Mass an Interdisziplinarität geprägt<br />
sind, ist es wichtig, komplexe Probleme so zu<br />
vermitteln, dass sowohl Ingenieure als auch Software-<br />
Entwickler das Thema richtig erfassen. Das spannende<br />
an unserer Zeit ist, dass wir nicht nur Technologien<br />
miteinander kombinieren, sondern auch funktionsübergreifend<br />
arbeiten – das wird in Zukunft noch weiter<br />
zunehmen. Ich sehe hier vor allem, dass bei einer interdisziplinären<br />
Arbeit genau dann die Lösungen entstehen,<br />
die für das Unternehmen wirklich wertvoll sind.<br />
Können Sie die Verbesserung eines Unternehmensprozesses<br />
anhand eines konkreten Beispiels veranschaulichen?<br />
Ein Beispiel für den potenziellen Einsatz von KI wäre die<br />
Auswertung von Prüfdaten. Wir haben beispielsweise<br />
einen Piloten entwickelt, der Prüfstandingenieure dabei<br />
unterstützt, zeitunabhängig Störgeräusche zu identifizieren.<br />
Durch diesen Ansatz verändert sich die Arbeit drastisch.<br />
Ingenieure müssen sich nicht mehr ausschliesslich<br />
auf ihr eigenes Gehör verlassen oder permanent anwesend<br />
sein. Vielmehr erkennt die KI verlässlich, sobald eine<br />
Geräuschanomalie auftritt. Für mich ist das ein tolles ››<br />
20 #<strong>010</strong>
STROMVERSORGUNGEN<br />
«Man darf nicht mit einer zu<br />
grossen Erwartungshaltung an diese<br />
Technologie gehen.»<br />
Patricia Rennert, Porsche Digital GmbH<br />
#<strong>010</strong> 21
KÜNSTLICHE INTELLIGENZ<br />
Beispiel dafür, wie wir mit dem Einsatz digitaler Technologien<br />
einen bestehenden Prozess verbessern.<br />
Wo sehen Sie die Grenzen bei der Arbeit mit einer KI?<br />
Das hängt davon ab, was man von ihr erwartet. Zudem<br />
muss man sich bewusst sein, dass Menschen ein Modell<br />
füttern <strong>und</strong> damit entscheiden, wie es im Zeitverlauf<br />
arbeitet. Gr<strong>und</strong>sätzlich würde ich sagen, dass die Vorteile<br />
einer KI vor allem darin bestehen, wenn sie bei repetitiven<br />
Tätigkeiten eingesetzt wird. Sie eignet sich daher<br />
sehr gut für Assistenzfunktionen, sofern es darum geht<br />
binäre Entscheidungen zu treffen.<br />
Demnach braucht es immer noch den menschlichen<br />
Verstand, zugleich ist aber der Mensch auch die grösste<br />
Hürde für den erfolgreichen Einsatz einer KI…<br />
Um eine KI gewinnbringend einzusetzen, muss man sich<br />
zunächst ein umfassendes Bild über das Problem verschaffen.<br />
Hierzu bedarf es eines sehr intensiven Austausches<br />
zwischen Technologie <strong>und</strong> Anwender. Ausserdem<br />
sollte man keine überzogenen Erwartungen mitbringen.<br />
Es ergibt keinen Sinn, einen Prozess einfach einszu-eins<br />
zu digitalisieren. Vielmehr muss man verstehen,<br />
was mit den verfügbaren Technologien möglich ist,<br />
wie man Prozesse verbessern kann <strong>und</strong> damit die tägliche<br />
Arbeit der Kollegen vereinfacht.<br />
Der Einsatz dieser Technologien bedarf Ressourcen.<br />
Inwieweit macht es für KMU Sinn, die möglicherweise<br />
auf jeden Rappen schielen müssen, sich überhaupt mit<br />
dieser Thematik zu befassen?<br />
Ich halte es sogar für alternativlos. Es muss ja nicht gleich<br />
eine KI-Einheit gegründet <strong>und</strong> Modelle trainiert werden.<br />
Wer aber eine gewisse Bewertungskompetenz aufbaut,<br />
die es ihm erlaubt, die Möglichkeiten einer KI realistisch<br />
einschätzen zu können, begeht sicherlich keinen Fehler.<br />
Das bewahrt ihn eher davor, mit zu grossen Erwartungshaltungen<br />
an diese Technologie zu gehen. Wenn ein solches<br />
Modell trainiert ist, bedeutet das nämlich noch lange nicht,<br />
dass es einsetzbar ist. Ähnlich wie bei einer Software<br />
muss es so qualifiziert sein, dass es unter allen Bedingungen<br />
auch wirklich funktioniert.<br />
Welche Empfehlung geben Sie Unternehmen, die Ihre<br />
Prozesse digital ausrichten wollen?<br />
Da gibt es keine pauschale Antwort, die sich so einfach auf<br />
Alles überstülpen liesse. Wichtig erscheinen mir allerdings<br />
zwei Aspekte: Zunächst einmal sollte nicht zum Selbstzweck<br />
digitalisiert werden, sondern dort, wo ein Mehrwert<br />
geschaffen wird. Dazu muss man den Prozess verstehen,<br />
um am Kern ansetzen zu können. Der zweite Aspekt ist, die<br />
KI als eine interdisziplinäre Querschnittsdisziplin zu begreifen,<br />
die in vielen Bereichen Einzug halten wird.<br />
Porsche Digital GmbH | www.porsche.digital<br />
22 #<strong>010</strong>
Bilder: Porsche Digital<br />
MasterIN<br />
System<br />
Zur Person<br />
Patricia Rennert ist seit August 2018<br />
für die Porsche Digital GmbH in Berlin<br />
tätig <strong>und</strong> leitet seit Oktober 2019 das<br />
Portfolio «Industry Solutions», das sich<br />
auf die Optimierung von Organisationsabläufen<br />
durch den spezifi schen<br />
Einsatz von Zukunftstechnologien<br />
konzentriert. Zwischen 2009 <strong>und</strong> 2015<br />
fungierte die diplomierte Wirtschaftsingenieurin<br />
bei der Porsche AG <strong>und</strong><br />
Porsche Leipzig GmbH unter anderem<br />
als Vorstandsassistentin für Produktion<br />
<strong>und</strong> Logistik sowie als Montageleiterin.<br />
Vor ihrem Wechsel zur Porsche Digital<br />
verantwortete sie knapp drei Jahre<br />
die Geschäftseinheit «Consulting» von<br />
Torben, Lucie <strong>und</strong> die gelbe Gefahr<br />
(TLGG).<br />
mit Push-In Technologie<br />
für 1- bis 4 polige Relais 2 bis 16 A<br />
Anschlussklemmen für schnelles Anschliessen<br />
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KÜNSTLICHE INTELLIGENZ<br />
«KI IST WIE<br />
DIE KULISSE EINER<br />
WESTERNSTADT»<br />
Künstliche Intelligenz hat wenig mit Intelligenz gemein. Dennoch<br />
sind komplexe Computeranwendungen bereits heute zu erstaunlichen Leistungen<br />
fähig – <strong>und</strong> das erfordert Spielregeln. Eine Standortbestimmung.<br />
Von Markus Back<br />
Zwei Beispiele, in denen Künstliche<br />
Intelligenz krachend<br />
gescheitert ist! Ein Automobilhersteller<br />
baut seine fast<br />
komplett vollautomatisierte Produktion<br />
zurück <strong>und</strong> setzt wieder Menschen<br />
in die Schlüsselpositionen, da es die<br />
Maschinen alleine nicht hinbekommen.<br />
Eine Social-Media-Plattform stellt<br />
nach knapp zwei Jahren intensiver<br />
Forschungsarbeit die weitere Entwicklung<br />
ihres Chatbots ein, weil dieser nur<br />
30 Prozent der Nutzeranfragen beantworten<br />
kann.<br />
Mit Tesla <strong>und</strong> Facebook waren das<br />
nun keineswegs irgendwelche Klitschen,<br />
sondern zwei globale Unternehmen,<br />
die gerne für sich beanspruchen,<br />
Innovationsführer in ihrer Branche zu<br />
sein. Offenbar kann es mit der Technologie<br />
aber nicht so weit her sein, wenn<br />
selbst Innovationsführer, für die finanzielle<br />
<strong>und</strong> menschliche Ressourcen<br />
keine Rolle spielen, die Segel streichen!<br />
Eigenständige Reflektion<br />
als Hemmschuh<br />
Woran liegt es, dass selbst milliardenschwere<br />
Tech-Unternehmen sich beim<br />
Einsatz Künstlicher Intelligenz offen-<br />
24 #<strong>010</strong>
KÜNSTLICHE INTELLIGENZ<br />
Bild: Adobe Stock<br />
bar so verkalkuliert haben? «Der Begriff<br />
suggeriert mehr Intelligenz als<br />
vorhanden ist, weil versucht wird, aus<br />
menschlicher Perspektive zu erklären,<br />
was hier passiert», sagt Prof. Dr. Erik<br />
Graf von der Berner Fachhochschule.<br />
Schaue man genauer hin, so der Dozent<br />
für Data Engineering, was hier eigentlich<br />
passiere, sei das Vorgehen<br />
sehr simpel: «Damit eine KI eigenständig<br />
arbeiten kann, müssen deren<br />
Algorithmen zuvor mit Beispielen gefüttert<br />
werden. Daraufhin setzen diese<br />
in der Maschine Gewichte, die von ihr<br />
eigenständig reflektiert werden.»<br />
Und genau diese eigenständige Reflektion<br />
entpuppt sich bislang als wohl<br />
grösster Hemmschuh für einen breiten<br />
Einsatz der Technologie! Je komplexer<br />
nämlich eine Anwendung ist,<br />
desto schwieriger wird es für eine KI,<br />
alle Situationen abzudecken. Ausserdem<br />
fehlt ihr eine komplette Dimension<br />
an Fähigkeiten, die für Menschen<br />
selbstverständlich ist. «Es besteht nur<br />
eine Fassade der Intelligenz, die sich<br />
ganz gut mit der Kulisse einer Westernstadt<br />
vergleichen lässt. Oberflächlich<br />
sieht alles schlau aus, blickt man<br />
aber hinter die Kulisse, ist da nichts<br />
als eine grosse Leere», bringt es Erik<br />
Graf nüchtern auf den Punkt. Die fehlende<br />
Abstraktionsfähigkeit oder die<br />
Fähigkeit, zu erkennen, in welchem<br />
Kontext gerade gearbeitet werde, ist<br />
für ihn einer der Knackpunkte: «Dabei<br />
ist es wichtig, dass jede zu treffende<br />
Entscheidung zuvor aus verschiedenen<br />
Perspektiven betrachtet wird. Das<br />
fehlt im Moment komplett.»<br />
Hier funktioniert KI schon einwandfrei<br />
Trotz dieser Mängel ist es nun aber<br />
nicht so, dass es nicht schon Anwendungen<br />
für KI geben würde! Sehr erfolgreich<br />
generiert die Technologie<br />
bereits heute Texte, zum Beispiel für<br />
Wetterberichte. «Ein Wetterbericht ist<br />
neutral verfasst <strong>und</strong> vom Aufbau bis<br />
auf einige wenige Wörter jeden Tag<br />
gleich», sagt Prof. Dr. Mascha Kurpicz-<br />
Briki, schickt aber gleich eine Einschränkung<br />
hinterher: «Wenn es allerdings<br />
darum geht, menschliche Eindrücke<br />
in einem Text zu beschreiben<br />
oder implizit eine Meinung oder Ironie<br />
hineinzubringen, stossen wir sehr<br />
schnell an Grenzen.»<br />
Diese Grenzen haben inzwischen intelligente<br />
Assistenten, die beschränkte,<br />
repetitive Aufgaben übernehmen,<br />
überschritten. «Im juristischen Bereich<br />
werden sehr häufig verschiedene<br />
Informationen aus Vertragsinhalten<br />
benötigt. Eine KI braucht nur einen<br />
kurzen Moment, um beispielsweise in<br />
einem fünfh<strong>und</strong>ertseitigen Dokument<br />
die zehn wichtigsten Klauseln zu entdecken»,<br />
erklärt Erik Graf. Der Vorteil<br />
solch intelligenter Assistenten, welche<br />
auch die Berner Fachhochschule<br />
entwickelt, liegt klar auf der Hand:<br />
Eine deutliche Zeit- <strong>und</strong> Kostenersparnis<br />
<strong>und</strong> beschleunigte Verfahren.<br />
Interfaces für Feedback-Funktion<br />
Damit sich solch bewährte Anwendungen<br />
auf andere Bereiche übertragen<br />
lassen, bedarf es neuer Interfaces.<br />
Diese müssen nicht nur das Miteinander<br />
von Mensch <strong>und</strong> Maschine unterstützen,<br />
sondern die Ergebnisse so<br />
präsentieren, dass der Mensch diese<br />
nachvollziehen <strong>und</strong> der Maschine gegebenenfalls<br />
ein Feedback zur weiteren<br />
Verbesserung geben kann.<br />
Dass solche Feedback-Funktion gerne<br />
angenommen werden, weiss Erik Graf:<br />
«Die Juristen, die unsere Assistenz-<br />
Software benutzen, geben dieser eine<br />
Rückmeldung, wodurch sich deren Verhalten<br />
verändert.» Für ihn kommt diese<br />
Möglichkeit einer Revolution gleich.<br />
Bisher installierte der Anwender die<br />
Software <strong>und</strong> das war es dann. Wenn<br />
sich zukünftig aber nun die Software<br />
dem Verhalten ihres Anwenders anpasse,<br />
verändere das nicht nur die Industrie,<br />
sondern die ganze Gesellschaft.<br />
Fairness nur mit qualifizierten<br />
Trainingsdaten<br />
Diese Feedback-Funktion ist nach Ansicht<br />
der beiden Dozierenden unabdingbar<br />
– vor allem dann, wenn die<br />
Trainingsdaten keiner Konformitätsprüfung<br />
unterzogen wurden. Wenn<br />
Parameter einfach so ungeprüft in<br />
eine KI eingelesen werden, kann dies<br />
zum Teil haarsträubende Folgen haben.<br />
Dass diese dabei mitunter über<br />
die Grenzen des guten Anstands gehen,<br />
vermittelt Mascha Kurpicz-Briki<br />
zu Beginn der Lesungen im Data Engineering.<br />
«Google hat in seiner automatischen<br />
Bilderkennung sehr lange Zeit<br />
Lesen Sie<br />
das komplette<br />
Interview unter<br />
www.technik-<strong>und</strong>wissen.ch.<br />
die Fotos von Menschen afro-amerikanischer<br />
Herkunft als Gorillas oder andere<br />
Tiere eingestuft», nennt sie nur<br />
eines von vielen verunglückten Beispielen,<br />
für die mangelhafte Trainingsdaten<br />
verantwortlich sind.<br />
Woran liegt es, dass überhaupt solche<br />
Trainingsdaten verwendet werden?<br />
«Wir beobachten oftmals, dass<br />
bei der Entwicklung dieser Aspekt<br />
vergessen wird, weil es einem selber<br />
nicht betrifft», so Mascha Kurpicz-<br />
Briki. Verhindern lässt sich das nach<br />
ihrer Ansicht mit Entwicklungsteams,<br />
die von Geschlecht <strong>und</strong> Herkunft bunt<br />
gemischt sind: «So werden automatisch<br />
Fragen der Fairness gestellt.»<br />
Damit diese Fairness auch in Projekten<br />
mit nur einer Entwicklerin oder<br />
einem Entwickler gegeben ist, sensibilisiert<br />
übrigens die Berner Fachhochschule<br />
ihre Studierenden für dieses<br />
Thema. «Unsere Absolventinnen<br />
<strong>und</strong> Absolventen sollen in der Lage<br />
sein, die Folgen abzuschätzen, wenn<br />
eine KI Entscheidungen über Menschen,<br />
über Ressourcen oder über die<br />
Inklusion von Menschen innerhalb<br />
der Gesellschaft treffen soll», versichert<br />
Mascha Kurpicz-Briki.<br />
BFH – Berner Fachhochschule<br />
Institute for Data Applications and<br />
Security IDAS | www.bfh.ch<br />
#<strong>010</strong> 25
AUTOMATION<br />
DIE GEBURT DER<br />
ADAPTIVEN MASCHINE<br />
Kleinere Losgrössen, kürzere Lebenszyklen <strong>und</strong> der Online-Handel stellen Hersteller<br />
von verpackten Konsumgütern vor viele Herausforderungen. Ein neuer Maschinentyp<br />
soll helfen, diese Herausforderungen zu bewältigen: die adaptive Maschine.<br />
Da herkömmliche Maschinen<br />
nicht mehr<br />
mit den Anforderungen<br />
der produzierenden<br />
Industrie mithalten<br />
können, braucht es<br />
mit der adaptiven<br />
Maschine einen neuen<br />
Maschinentyp.<br />
Bild: B&R<br />
Ein Instagram-Post eines beliebten<br />
Influencers reicht – <strong>und</strong><br />
schon steigt die Nachfrage nach<br />
einem bestimmten Produkt rapide<br />
an. Allein in der folgenden St<strong>und</strong>e<br />
bestellen tausende Konsumenten das<br />
begehrte Gut. Binnen 24 St<strong>und</strong>en ist der<br />
komplette Lagerbestand aller Online-<br />
Shops aufgebraucht. Sofort erhöhen die<br />
Grosshändler die Bestellmengen beim<br />
Hersteller – <strong>und</strong> dieser steht schlagartig<br />
vor einer unlösbaren Aufgabe: In der<br />
Kürze der Zeit kann er die unerwarteten<br />
Aufträge unmöglich produzieren.<br />
Vier neue Herausforderungen<br />
B&R hat insgesamt vier Herausforderungen<br />
identifiziert, vor denen speziell<br />
Hersteller von verpackten Konsumgütern<br />
stehen:<br />
• Die Variantenvielfalt der Produkte<br />
nimmt rapide zu<br />
• Die Losgrössen variieren immer mehr<br />
• Die Produktnachfrage schwankt<br />
stark <strong>und</strong> unvorhersehbar<br />
• Der Lebenszyklus einzelner Produkte<br />
wird immer kürzer<br />
Dabei zeigen Gespräche mit Maschinenbauern<br />
<strong>und</strong> -betreibern, dass sie<br />
nicht allein die Losgrösse vor neue Herausforderungen<br />
stellt. Es ist vielmehr<br />
die Kombination aus immer mehr Produktvarianten,<br />
die in stark variierenden<br />
Losgrössen <strong>und</strong> sehr kurzfristig<br />
produziert werden müssen.<br />
Ein weiterer Faktor ist der Lebenszyklus<br />
der Produkte. Während früher<br />
Produkte mehrere Jahre lang einheitlich<br />
produziert <strong>und</strong> verpackt wurden,<br />
hat sich dieser Zeitraum teilweise auf<br />
26 #<strong>010</strong>
ein Jahr oder weniger verkürzt. Saisonoder<br />
Aktionsware wird häufig sogar nur<br />
wenige Wochen produziert. Und dann<br />
gibt es noch den Extremfall der komplett<br />
individuellen Produkte, die ein<br />
einziges Mal in einer Losgrösse von<br />
einem Stück produziert werden.<br />
Vier Eigenschaften der adaptiven<br />
Maschine<br />
Verpackungsmaschinen sind in den<br />
vergangenen Jahren immer flexibler<br />
geworden, doch selbst diese Flexibilität<br />
reicht für die neuen Anforderungen<br />
nicht mehr aus. Daher braucht es einen<br />
neuen Maschinentyp, der vier<br />
Kerneigenschaften aufweisen muss:<br />
• Wirtschaftliche Produktion kleiner<br />
Losgrössen<br />
• Formatwechsel ohne Stillstandzeiten<br />
• Fähigkeit, Produkte zu fertigen, die<br />
derzeit noch nicht bekannt sind<br />
• Schnelle Marktverfügbarkeit für<br />
neue Produkte<br />
Wenn die Variantenvielfalt immer<br />
grösser <strong>und</strong> die Losgrössen immer variabler<br />
werden, haben Umrüstzeiten<br />
einen immer grösseren Einfluss auf die<br />
Verfügbarkeit <strong>und</strong> die Produktivität<br />
einer Maschine. Daher muss eine adaptive<br />
Maschine einen Formatwechsel<br />
auf Knopfdruck ermöglichen <strong>und</strong> im<br />
Idealfall sogar unterschiedliche Produkte<br />
gleichzeitig fertigen können.<br />
Da ständig neue Produkte oder Produktvarianten<br />
gefordert werden, muss<br />
eine adaptive Maschine auch jederzeit<br />
fähig sein, Produkte herzustellen, die<br />
bei der Entwicklung der Maschine noch<br />
gar nicht bekannt waren.<br />
Vier Technologien für die Umsetzung<br />
Zur Umsetzung der adaptiven Maschine<br />
ist es notwendig, bestehende <strong>und</strong><br />
neue Technologien zu einer neuen Gesamtlösung<br />
zu verschmelzen. Diese<br />
Technologien sind im Wesentlichen:<br />
• Track-Systeme<br />
• Vision-Systeme<br />
• Roboter<br />
• Digitale Zwillinge<br />
Herkömmliche Maschinen in der diskreten<br />
Fertigung arbeiten nahezu ausschliesslich<br />
sequenziell, das heisst mit<br />
einem Transportband <strong>und</strong> damit synchronisierten<br />
Bearbeitungsstationen.<br />
Auf dieser Basis lässt sich allerdings<br />
eine adaptive Maschine nicht umsetzen.<br />
Daher bilden intelligente Transportsysteme<br />
das Rückgrat des neuen<br />
Maschinentyps. Diese Track-Systeme<br />
ermöglichen es, dass jedes Produkt individuell<br />
durch den Produktionsprozess<br />
transportiert werden kann. Zudem<br />
lassen sich zeitintensive Prozesse<br />
parallelisieren, indem der Produktfluss<br />
durch Weichen auf mehrere Bearbeitungsstationen<br />
aufgeteilt <strong>und</strong> danach<br />
wieder zusammengeführt wird.<br />
Mit intelligenten Track-Systemen ist<br />
es sogar möglich, Produkte zwischen<br />
zwei Shuttles einzuklemmen <strong>und</strong> so<br />
zu transportieren. Somit kann im Prinzip<br />
jedes Produkt individuelle Abmessungen<br />
<strong>und</strong> Formen aufweisen, ohne<br />
dass Umrüstungen notwendig sind. Die<br />
Software passt einfach den Abstand der<br />
zwei Shuttles an das Produkt an.<br />
Augen für die Maschine<br />
Für eine reibungslose Produktion ist<br />
es erforderlich, dass jedes Produkt exakt<br />
reproduzierbar zu einem bestimmten<br />
Zeitpunkt an einer eindeutigen<br />
Stelle ist. Wenn die Produkte oder ihre<br />
Verpackung jedoch ständig wechseln,<br />
wäre es viel zu viel Aufwand, die Mechanik<br />
jedes Mal manuell entsprechend<br />
anzupassen.<br />
Die Lösung für diese Herausforderung<br />
ist ein intelligentes Vision-System, das<br />
automatisch Form, Orientierung <strong>und</strong><br />
Grösse eines Produktes erkennt <strong>und</strong><br />
diese Information in weniger als einer<br />
Millisek<strong>und</strong>e an einen Roboter weitergeben<br />
kann. Der Roboter nimmt das<br />
Produkt auf <strong>und</strong> platziert es mit der<br />
gewünschten Ausrichtung auf einem<br />
Shuttle eines Track-Systems.<br />
Digitaler Zwilling ersetzt Prototyp<br />
Diese neuen Produktionsansätze lassen<br />
sich jedoch nur umsetzen, wenn<br />
die benötigte Software zur Verfügung<br />
steht. Neben einer einheitlichen Automatisierungssoftware<br />
gibt es dabei einen<br />
Aspekt, der äusserst wichtig ist:<br />
die Simulation. Ohne digitalen Zwilling<br />
ist es nicht zu schaffen, neue Produkte<br />
quasi ohne Umrüstzeiten <strong>und</strong><br />
Prototypen zu fertigen. Es ermöglicht<br />
es, bereits vor der Produktion den vollständigen<br />
Prozess zu simulieren. So<br />
lassen sich eventuell auftretende Probleme<br />
im Vorhinein erkennen <strong>und</strong><br />
vermeiden.<br />
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#<strong>010</strong> 27<br />
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AUTOMATION<br />
SICHERER<br />
FERNZUGRIFF<br />
ÜBER VPN<br />
Maschinen <strong>und</strong> Anlagen fernwarten, als ob man direkt vor Ort wäre – dies ermöglicht<br />
die Remote Access Plattform von Sigmatek. Über die webbasierte Cloudplattform<br />
lassen sich unter anderem Updates, Debugging, Wartung sowie Alarmierung, Überwachung<br />
<strong>und</strong> Reporting einfach <strong>und</strong> zentral abwickeln.<br />
Maschinenhersteller können ihren K<strong>und</strong>en verschiedene Rechte einräumen. Dazu ist ein komplettes Benutzer-<br />
Rollen-Management integriert, um verschiedene Rechte für Benutzer zu ermöglichen, wie Zugriff auf die<br />
Visualisierung über VNC im Read Modus oder Software-Update über VPN in einem anderen Modus. Bild: Sigmatek<br />
28 #<strong>010</strong>
Gesicherte Fernzugriffsmöglichkeiten<br />
sind gefragter<br />
denn je. Sie erhöhen nicht<br />
nur die Verfügbarkeit der<br />
Maschinen <strong>und</strong> Anlagen, sondern bieten<br />
auch Perspektiven für neue Geschäftsmodelle.<br />
Sigmatek bietet hierfür<br />
eine komplette Lösung für gesicherte<br />
Fernzugriffsmöglichkeiten über eine<br />
Cloudplattform an, die browserbasiert<br />
ist, einfach administriert werden kann<br />
<strong>und</strong> sich intuitiv bedienen lässt.<br />
Sicherer Fernzugriff smart umgesetzt<br />
Hauptbestandteil der Fernzugriffslösung<br />
ist die Remote Access Plattform<br />
(RAP), die ein Sammeln <strong>und</strong> Auswerten<br />
der Daten gestattet. Die Datenübertragung<br />
von der Maschine zur Plattform<br />
wird via sicherer Virtual-Private-Network-Verbindung,<br />
kurz VPN, abgewickelt.<br />
Mit der RAP als Server kann der<br />
virtuelle Anschluss nicht nur zur Maschine,<br />
sondern auch zum Anwender<br />
aufgebaut werden. «Das ist eine SSLverschlüsselte<br />
Direktverbindung, die<br />
das umgebende Netzwerk sozusagen<br />
tunnelt», erklärt Beat Meili, Geschäftsführer<br />
Sigmatek Schweiz.<br />
Maschinenzugriff unabhängig vom<br />
K<strong>und</strong>ennetzwerk<br />
Oftmals hat der Maschinenbetreiber<br />
Angst, das firmeninterne Netzwerk<br />
nach Aussen zu öffnen. Bei der RAP-<br />
Lösung gibt es verschiedene Ansätze,<br />
um diese Thematik zu entschärfen.<br />
Zum einen kann anstelle einer LAN-<br />
Anbindung mittels 4G-Kommunikation<br />
die Maschine oder Anlage autonom<br />
gewartet werden, ohne dass das Service-Personal<br />
des Maschinenherstellers<br />
mit dem firmeninternen Netzwerk<br />
des Endk<strong>und</strong>en in Berührung kommt.<br />
Eine weitere Möglichkeit besteht darin,<br />
den Endk<strong>und</strong>en über das Webinterface<br />
als System-Administrator zu definieren.<br />
Auf diesem Weg erteilt der<br />
Endk<strong>und</strong>e die Freigabe, wer wann auf<br />
die Maschine oder Anlage zugreifen<br />
darf. Durch die vollständige Protokollierung<br />
aller Zugriffe wird zusätzliche<br />
Sicherheit geschaffen.<br />
Maschinenfernwartung mit Vielfalt<br />
Bei den Remote Access Routern (RAR),<br />
die in den Maschinen zur Kommunikation<br />
verbaut werden können, handelt<br />
es sich um Netzwerk-Router für<br />
die Hutschiene. Sie sind einfach zu<br />
installieren <strong>und</strong> kommunizieren über<br />
Ethernet TCP/IP mit der verb<strong>und</strong>enen<br />
Steuerung. Mit dem im Lieferumfang<br />
enthaltenen USB-Stick wird die passende<br />
Konfiguration übertragen <strong>und</strong><br />
folge dessen die eindeutige Zuordnung<br />
des Routers zum Plattformsegment<br />
realisiert. Ausserdem verfügen alle<br />
RAR über mehrere Schnittstellen, so<br />
dass sich weitere Fernwartungsgeräte<br />
wie Web-Cams einbinden lassen.<br />
Als Alternative zu den Hardware-Routern<br />
kann die Verbindung zur RAP auch<br />
softwarebasiert erfolgen. Für die CPU<br />
von Sigmatek steht mit «Embedded Remote<br />
Access» eine Betriebssystem-Erweiterung<br />
zur Verfügung, die sowohl<br />
auf der Kostenseite <strong>und</strong> beim Platzbedarf<br />
eine unschlagbare Lösung ist. Bei<br />
der Remote-Access-Plattform erwirbt<br />
der Anwender mit dem Kauf des Remote<br />
Access Router oder der Embedded-Remote-Access-Software-Lizenz<br />
gleichzeitig eine lebenslange Lizenz<br />
für die Nutzung der Plattform. Es fallen<br />
für ihn keine jährlichen Lizenzkosten<br />
an <strong>und</strong> auch die Anzahl der User spielt<br />
keine Rolle.<br />
Sicherer Direktzugriff über VPN<br />
Über eine zentrale Oberfläche der<br />
browserbasierten Cloudplattform können<br />
Applikationstechniker unabhängig<br />
von Gerät oder Standort via Internet-Browser<br />
auf Daten zugreifen. Die<br />
direkte VPN-Verbindung zur Maschine<br />
ermöglicht die Bedienung der Maschinen-<br />
oder Anlagenvisualisierung<br />
per Virtual Network Computing.<br />
Unterstützt wird der Datenaustausch<br />
durch das OPC-UA- <strong>und</strong> Modbus/TCP-<br />
Kommunikationsprotokoll. Verschiedenste<br />
Fernwartungsmöglichkeiten lassen<br />
sich folglich abwickeln, da der Datenaustausch<br />
unabhängig vom Hersteller<br />
durchgeführt werden kann.<br />
Vorausschauende Tools<br />
Neben umfangreichen Fernwartungsmöglichkeiten<br />
ist mit der Remote-<br />
Access-Plattform basierend auf den<br />
erhobenen Daten auch Predictive<br />
Maintenance von Anlagen <strong>und</strong> Maschinen<br />
möglich, so dass beispielsweise<br />
Serviceeinsätze frühzeitig eingeplant<br />
werden können.<br />
Für den ausführlichen Einblick in<br />
die Maschinendaten dient die Cloud-<br />
Daten-Logging-Funktion. Die in der<br />
Steuerung vorverarbeiteten Daten werden<br />
automatisch von der SPS abgerufen<br />
<strong>und</strong> sicher in die Cloud gesendet. Diese<br />
können dann im grafischen Editor<br />
vom Anwender selektioniert <strong>und</strong> auf<br />
den Dashboards angezeigt werden. Die<br />
Dashboards lassen sich dank vorgefertigter<br />
Templates <strong>und</strong> Widgets benutzerdefiniert<br />
gestalten. Die gesammelten<br />
Daten werden bis zu sieben Jahre lang<br />
sicher aufbewahrt <strong>und</strong> können bei Bedarf<br />
jederzeit wieder aus der Cloud abgerufen<br />
<strong>und</strong> in ERP, MIS oder im Excel<br />
weiterverarbeitet werden.<br />
Als hilfreich bewährt sich auch die<br />
Cloud-Notify-Funktion. Durch sie lassen<br />
sich wichtige Ereignisse der Maschine<br />
als E-Mail- oder Push-Benachrichtigung<br />
versenden. Das zentrale<br />
Alarmsystem wird ebenfalls auf der<br />
Plattform verwaltet.<br />
App für Smartphone <strong>und</strong> Tablet<br />
Für noch komfortablere Fernzugriffe<br />
gibt es eine App, mit der das Überwachen<br />
<strong>und</strong> Warten von Maschinen <strong>und</strong><br />
Anlagen sogar via Smartphone oder<br />
Tablet möglich ist. Die kostenlose App<br />
«Sigmatek – Remote Access» ist sowohl<br />
für Android als auch für iOS verfügbar.<br />
Sigmatek Schweiz AG<br />
www.sigmatek-automation.ch<br />
#<strong>010</strong> 29
Produkte<br />
IIoT-Starterset<br />
Wieland gibt mit seinen IIoT-Startersets Interessierten<br />
die komplette Infrastruktur an die Hand, um IIoT unverbindlich<br />
im Maschinen- <strong>und</strong> Anlagenetzwerk zu testen.<br />
Selbst die Cloud <strong>und</strong> Services werden ein ganzes Jahr<br />
lang kostengünstig zur Verfügung gestellt. Durch die Integration<br />
der VPN-Funktionalität in die IIoT-Gateways<br />
lassen sich Daten sicher sammeln, vorverarbeiten, selektieren<br />
<strong>und</strong> in die Cloud übertragen. Zudem bieten sie<br />
die Möglichkeit der weltweiten Ferndiagnose <strong>und</strong> des<br />
Fernzugriffs auf Maschinen. Dank zahlreicher Schnittstellen<br />
eignen sich die IIoT-Gateways auch für Retrofit-<br />
Massnahmen. Die MQTT-Schnittstelle gestattet Nutzern<br />
eine variable Datenkommunikation.<br />
Wieland Electric AG | www.wieland-electric.ch<br />
Mobiler Verdrahtungsprofi<br />
Ergonomisch, modular <strong>und</strong> flexibel – das sind die Merkmale<br />
des mobilen Verdrahtungstisches Wire Station 540.<br />
Mit der Neuentwicklung lassen sich Arbeitsplätze im<br />
Steuerungs- <strong>und</strong> Schaltanlagenbau <strong>und</strong> in der<br />
Elektrowerkstatt professionell ausrüsten <strong>und</strong> mobil<br />
einsetzen. So wird das Konfektionieren von<br />
Drähten <strong>und</strong> anschliessende Verdrahten im<br />
Schaltschrank einfacher. Dank Baukastensystem<br />
lässt sich der Verdrahtungstisch individuell<br />
an den Konfektionierungsprozess anpassen:<br />
in Verbindung mit dem Drahtkonfektionier-<br />
Vollautomat Wire Terminal <strong>und</strong> dem Software-<br />
Tool Eplan Smart Wiring ein weiter Schritt<br />
in Richtung Automatisierung.<br />
Rittal AG | www.rittal.ch<br />
30 #<strong>010</strong>
Leuze fokussiert sich auf „Gelb“<br />
CC-Link/Eco-Koppler<br />
Das u-remote-System hält Koppler für alle<br />
marktrelevanten Feldbusse vor. Ergänzt wird das<br />
System nun um einen CC-Link-Koppler, der<br />
sich über den integrierten Webserver konfigurieren<br />
lässt. Ein weiteres Feature ist die Spannungsversorgung<br />
der I/O-Module. Hierfür stehen<br />
zwei separate, hochbelastbare 10-A-Strompfade<br />
für die 24 VDC-Versorgung zur Verfügung.<br />
Damit bieten die Koppler auch bei Maximalbelegung<br />
mit 64 Modulen Energiereserven, wobei<br />
zusätzliches Energie-Einspeisen oft nur für<br />
die Output-Pfade notwendig ist. Die CC-Link-<br />
Koppler verfügen über viele internationale<br />
Zertifikate. Der u-remote-Eco-Koppler ist die<br />
wirtschaftliche Alternative für einfache Anwendungen,<br />
ohne aussergewöhnlich hohen<br />
Anforderungen. Er unterstützt die Feldbusprotokolle<br />
für Profinet, EtherCAT <strong>und</strong> Modbus.<br />
Die Farbe Gelb steht in der Automatisierungstechnik für<br />
Arbeitssicherheit (Safety). Safety-Experte Leuze als Entwickler<br />
<strong>und</strong> Anbieter von Safety-Sensoren, -Lösungen<br />
<strong>und</strong> -Services für den kompletten Maschinenlebenszyklus<br />
stellt seine Safety-Kompetenz ab sofort mit einem eigenen<br />
Geschäftsbereich noch stärker in den Fokus seiner<br />
Geschäftstätigkeit. In der Aussendarstellung unterstreicht<br />
Leuze das mit dem Label „Safety at Leuze“.<br />
www.leuze.ch<br />
Weidmüller Schweiz AG | www.weidmueller.ch
PRODUKTE<br />
Hoch performante Ultraschallsensoren<br />
Die Ultraschallsensoren U300 <strong>und</strong> U500/UR18 bringen<br />
eine Vielzahl an integrierten Funktionen <strong>und</strong> Einstellmöglichkeiten<br />
mit. Dadurch lassen sie sich optimal auf die<br />
Applikation einstellen. Bei der Einwegschranke dieser<br />
Serien ist jetzt neu die Funktion der Doppelbogendetektion<br />
implementiert, die ein sicheres Detektieren von<br />
einer oder mehreren Lagen gestattet. Der Empfänger der<br />
Einwegschranke ist mit zwei binären Schaltausgängen<br />
sowie mit einer IO-Link-Schnittstelle ausgestattet. Die<br />
häufigsten Materialien erkennt der Sensor zuverlässig in<br />
der Standardeinstellung. Kommt es zu kritischen Materialdicken,<br />
kann der Sensor mittels Parameterkonfiguration<br />
darauf eingelernt werden. Sowohl im IO-Link-Betrieb<br />
als auch im Schaltmodus erkennt der Sensor ein, zwei<br />
oder mehrere Lagen von Materialien wie Folie, Papier,<br />
Pappe, Etiketten oder sogar dünne Bleche.<br />
Baumer Electric AG | www.baumer.com /ultrasonic<br />
Tolerant bei Grösse <strong>und</strong> Form<br />
Der Greifer FQE wurde für das Aufnehmen von Werkstücken<br />
aus verschiedenen Positionen mit verschiedener Grösse<br />
<strong>und</strong> Geometrie entwickelt. Er eignet sich für den Einsatz an<br />
kollaborativen Robotern sowie für vollautomatisierte<br />
Anwendungen, wobei er über integrierte Steuerventile mit<br />
Saug- <strong>und</strong> Abblasfunktion verfügt. Sie sind nicht nur für<br />
kurze Taktzeiten verantwortlich, sondern reduzieren auch<br />
die Störkonturen. Der FQE wird in einer M-Version zum<br />
Betrieb mit externen Vakuumerzeugern sowie einer X-Version<br />
angeboten. Bei der X-Version sorgt die integrierte<br />
Ecopump SEP für das notwendige Vakuum. Der Greifer ist<br />
in den Grössen 120 × 60, 220 × 80 <strong>und</strong> 300 × 130 mm erhältlich.<br />
J. Schmalz GmbH | www.schmalz.com<br />
Hohe Lasten<br />
schmiermittelfrei verstellen<br />
Die Polymermutter Dryspin JGRM aus Spritzguss<br />
bewegt Lasten schmiermittelfrei <strong>und</strong><br />
verschleissfest. Ihre Bauform orientiert sich<br />
an den Anschlussmassen <strong>und</strong> Steigungen<br />
von Kugelgewinden <strong>und</strong> lässt sich daher einfach<br />
austauschen. Dabei kann sie an- oder<br />
aufgeschraubt oder in eine Bohrung montiert<br />
werden <strong>und</strong> kostet im Vergleich zu Kugelrollgewinde-Systemen<br />
gerade einmal die Hälfte.<br />
Durch den Einsatz von Iglidur J-Hochleistungspolymeren<br />
besitzt die Mutter sehr<br />
niedrige Reibwerte. Die abger<strong>und</strong>eten Gewindeflanken<br />
<strong>und</strong> der Verzicht auf Kugeln<br />
machen das Gewinde sehr laufruhig, durch<br />
den Einsatz von Trockenschmierstoffen entfällt<br />
zudem eine externe Schmierung. Für<br />
höhere axiale Belastungen ist die Gewindemutter<br />
mit einer Edelstahlplatte erhältlich.<br />
Igus GmbH | www.igus.de<br />
32 #<strong>010</strong>
Unser Multitalent, das sich<br />
Unser Multitalent, das sich<br />
optimal an Ihre Bedürfnisse<br />
optimal an an Ihre Bedürfnisse<br />
anpassen lässt:<br />
anpassen lässt:<br />
Die Antriebseinheit<br />
Die Antriebseinheit<br />
MOVIMOT MOVIMOT ® advanced<br />
® ® advanced<br />
.................................................................................................<br />
.................................................................................................<br />
Intelligenter, flexibler <strong>und</strong><br />
kostensparender<br />
Intelligenter, flexibler<br />
kann<br />
<strong>und</strong> <strong>und</strong><br />
dezentrale<br />
Antriebstechnik<br />
kostensparender<br />
nicht kann<br />
sein: dezentrale<br />
MOVIMOT®<br />
advanced<br />
Antriebstechnik<br />
vereint nicht<br />
Asynchronmotor sein: MOVIMOT®<br />
<strong>und</strong><br />
Frequenzumrichter<br />
advanced vereint Asynchronmotor<br />
zur dezentralen<br />
<strong>und</strong> <strong>und</strong><br />
Antriebseinheit<br />
Frequenzumrichter<br />
<strong>und</strong><br />
zur<br />
kann<br />
zur dezentralen<br />
mit jedem<br />
Standardgetriebe<br />
Antriebseinheit <strong>und</strong> <strong>und</strong><br />
kombiniert kann mit mit werden.<br />
jedem<br />
MOVIMOT®<br />
Standardgetriebe<br />
advanced kombiniert<br />
kann werden.<br />
an<br />
allen<br />
MOVIMOT®<br />
gängigen advanced<br />
Ethernet-basierten<br />
kann an an<br />
Infrastrukturen<br />
allen gängigen betrieben<br />
Ethernet-basierten<br />
werden.<br />
Die<br />
Infrastrukturen<br />
Individualität betrieben<br />
<strong>und</strong> einfache<br />
werden.<br />
Die<br />
Handhabung<br />
Die Individualität<br />
zeichnen<br />
<strong>und</strong> <strong>und</strong> einfache<br />
die neue<br />
dezentrale<br />
Handhabung<br />
Antriebseinheit zeichnen die die MOVIMOT®<br />
neue<br />
advanced<br />
dezentrale aus.<br />
Antriebseinheit MOVIMOT®<br />
advanced aus. aus.<br />
www.imhof-sew.ch<br />
www.imhof-sew.ch
Cobots <strong>und</strong> die sichere Mensch-Roboter-Kollaboration (MRK)<br />
HAND IN HAND<br />
In den Produktionshallen des Innovations-Campus von uptownBasel<br />
werden Cobots eine wichtige Rolle spielen. Doch woher kommen diese<br />
kollaborativen Roboter <strong>und</strong> wie sicher sind sie?<br />
Von Eugen Albisser<br />
KOLLABORATIVES<br />
ARBEITEN<br />
#005<br />
34 #<strong>010</strong>
Innovations-Campus<br />
uptownBasel<br />
Es ist ein bemerkenswerter Aufstieg, den Industrieroboter<br />
seit ihrem Auftauchen in der zweiten Hälfte<br />
des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts zurückgelegt haben. Und dies<br />
trotz des Umstandes, dass sie die ersten 50 Jahre in<br />
getrennten Arbeitsräumen isoliert vom Menschen <strong>und</strong> hinter<br />
Schutzwänden ihre Aufgabe erfüllten.<br />
Direkte Kooperation birgt Risiken<br />
Um die Jahrh<strong>und</strong>ertwende fand ein grosser Schritt in der<br />
Roboterevolution statt. Der erste Cobot («Collaboration» <strong>und</strong><br />
«Robot») kam auf den Markt! Bei dieser Produktionsart wird<br />
eine direkte Zusammenarbeit zwischen Mensch <strong>und</strong> Maschine<br />
angestrebt. Dabei können die Vorteile des Roboters<br />
wie Zuverlässigkeit, Ausdauer <strong>und</strong> Wiederholgenauigkeit<br />
mit den Stärken des Menschen, also Geschicklichkeit, Flexibilität<br />
<strong>und</strong> Entscheidungsvermögen, kombiniert werden.<br />
Doch so einfach lassen sich nicht Sicherheitszäune niederreisen.<br />
Denn die direkte Kooperation birgt Risiken. Das<br />
grösste Risiko ist selbstverständlich die Gefährdung des<br />
Menschen <strong>und</strong> der damit verb<strong>und</strong>enen möglichen Verletzungsgefahren.<br />
Neue Normen <strong>und</strong> Anforderungen an die<br />
Sicherheit mussten ausgedacht <strong>und</strong> entwickelt werden.<br />
Die vier Stufen der Kollaboration<br />
Erst fast 20 Jahre später, im Frühjahr 2016 wurden die Technischen<br />
Spezifikationen ISO/TS 15066 «Robots and Robotic<br />
Devices – Collaborativ industrial robots» veröffentlicht, die<br />
reglementarisch den Umgang der Mensch-Roboter-Kollaboration<br />
(MRK) vorgibt. Darin werden vier Stufen der Kollaboration<br />
mit spezifischen Schutzprinzipien genauer beschrieben.<br />
Die ersten drei Fälle verhindern einen direkten Kontakt<br />
<strong>und</strong> dadurch eine mögliche Kollision von Mensch <strong>und</strong> Roboter<br />
durch entweder Schutztüren, die bei Öffnung die Stilllegung<br />
des Roboters bewirken, manuelle Führung oder bei<br />
Aufenthalt in demselben Raum, durch programmierte Ab-<br />
Zur Rubrik<br />
Die fortlaufende Rubrik «Kollaboratives<br />
Arbeiten» entsteht in Zusammenarbeit mit<br />
uptownBasel <strong>und</strong> wird von ihr fi nanziell<br />
unterstützt. Die Rubrik beschreibt die Möglich<br />
keiten, welche sich Industriefi rmen<br />
bieten im Zeitalter der Digitalisierung: vom<br />
kollaborativen Arbeiten bis zur vollkommen<br />
vernetzten Produktion, wie sie<br />
in Arlesheim im «Innovations-Campus<br />
uptownBasel» derzeit aufgebaut wird.<br />
Folge 6 in der <strong>Ausgabe</strong> #011:<br />
Die Ideenschmiede<br />
In Arlesheim entsteht auf einem 70 000 m 2<br />
grossen Areal ein campusartig konzipiertes<br />
Gelände, in dem Firmen die Zukunft des<br />
industriellen Arbeitens realisieren können.<br />
Der optimal gelegene Standort ermöglicht<br />
in den kommenden Jahren die Realisierung<br />
von bis zu 2000 neuen Arbeitsplätzen.<br />
Die perfekten Rahmenbedingungen für<br />
Innovationen <strong>und</strong> kollaboratives Arbeiten im<br />
Kontext von Smart Factory zu schaffen,<br />
ist das zentrale Element im Konzept von<br />
uptownBasel.<br />
standssensoren. Nur der vierte Fall ermöglicht eine Berührung<br />
<strong>und</strong> eine effektive Interaktion zwischen Mensch <strong>und</strong><br />
Roboter. In diesem Fall muss durch intensive Sicherheitsvorkehrungen<br />
sichergestellt werden, dass keine Verletzungsgefahr<br />
des Menschen entstehen kann.<br />
Cobot kennt seine sichere Position<br />
Voraussetzung für diese Sicherstellung sind zuverlässige<br />
Steuerungen <strong>und</strong> intelligente, dynamische Sensoren. Durch<br />
den Einsatz von Kamerasystemen ist man beispielsweise in<br />
der Lage, Schutzfelder- <strong>und</strong> -räume mehrdimensional sicher<br />
zu überwachen. Diese Technologie wird SaftyEye genannt.<br />
Oder der Einbau von Druck- & Drehmomentsensoren in den<br />
Gelenken bewirken bei ungewolltem Kontakt mit dem Menschen<br />
einen Produktionsunterbruch. Der Cobot kennt so<br />
seine sichere Position, seine sichere Geschwindigkeit, seine<br />
sichere Bewegungsrichtung <strong>und</strong> die Position von Objekten,<br />
wie zum Beispiel der Mensch in seinem direkten Aktionsradius.<br />
Dadurch können statt starre Abschaltmechanismen die<br />
Produktivität flexibel an den Menschen angepasst werden<br />
<strong>und</strong> gleichzeitig die Wirtschaftlichkeit garantiert werden.<br />
Noch keine vollumfängliche Patentlösung<br />
Die Forschung <strong>und</strong> Entwicklung von weiteren Technologien,<br />
um die MRK noch sicherer zu machen, gehen auch hinein in<br />
die aktive Sprachsteuerung oder in die mit Sensoren versehene<br />
Ummantelung der Roboter. Einen absolut sicheren Roboter<br />
oder die eine vollumfängliche Patentlösung gibt es<br />
bislang noch nicht. Jeder Einsatz von Cobots innerhalb einer<br />
Produktionslinie muss eine eigene, sicherheitstechnische<br />
Betrachtung erhalten. Klar ist jedoch, dass die Mensch-<br />
Roboter-Kollaboration von Jahr zu Jahr perfektioniert wird,<br />
bis wir Menschen eines Tages Hand in Hand mit unseren<br />
Robotern zusammenarbeiten können.<br />
UptownBasel | https://uptownbasel.ch<br />
#<strong>010</strong> 35
TECHNISCHES RUBRIKTITEL ENGLISCH<br />
BRUSH IT UP!<br />
Kassow Robots startet Markteinführung<br />
des 7-Achsen Cobots KR1018<br />
Kassow Robots launches the 7-axis<br />
lightweight cobot KR1018<br />
Eingeführt auf dem Markt im Jahr 2018, gehören<br />
zur Produktfamilie von Kassow Robots nun<br />
fünf 7-Achsen-Cobots, die eine Traglast von bis<br />
zu 18 Kilogramm aufweisen sowie eine Reichweite<br />
von bis zu 1,80 m bieten.<br />
First introduced to the market in 2018, Kassow<br />
Robots’ product family now comprises five 7-axis<br />
cobots that handle payloads of up to 18 kilogrammes<br />
and offer a reach of up to 1.8 metres.<br />
Und das alles bei einer Geschwindigkeit von bis<br />
zu 225 Grad/Sek<strong>und</strong>e <strong>und</strong> einem Eigengewicht von<br />
lediglich bis zu 38 Kilogramm.<br />
And all that with a speed of up to 225 degrees per<br />
second and weighing only up to 38 kilogrammes.<br />
Jeder der fünf Cobots kann bei fast unendlich vielen<br />
Industrieanwendungen in der Mensch-Roboter-<br />
Kollaboration (MRK) eingesetzt werden – auch dank<br />
der 7. Achse, die ums Eck greifen kann.<br />
Each of the five cobots can be used in virtually<br />
endless industrial applications involving human-robot<br />
collaboration – thanks in part to the<br />
7th axis that can reach aro<strong>und</strong> a corner.<br />
«Kompakt, sehr stark – <strong>und</strong> dennoch mit kleinem<br />
Eigengewicht! So wollte Kristian Kassow seine<br />
Cobots für den flexiblen Einsatz in der Industrie<br />
konzipieren <strong>und</strong> er hat das plangemäss mit<br />
dem Team umgesetzt», sagt Dieter Pletscher, Vertriebschef<br />
bei Kassow Robots.<br />
«Compact, very strong – but lightweight! This was<br />
the goal that Kristian Kassow had in mind when he<br />
designed his cobots for flexible jobs at industrial<br />
companies, and he brought this design to life with<br />
the help of his team,» says Dieter Pletscher, the Head<br />
of Sales at Kassow Robots.<br />
«Alle fünf Modelle überzeugen durch eine einzigartige<br />
Kombination von Kraft <strong>und</strong> Schnelligkeit <strong>und</strong><br />
können einfach bedient <strong>und</strong> programmiert werden.»<br />
All five models offer a unique combination of<br />
strength and speed and are also easy to operate<br />
and programme.»<br />
Kleine <strong>und</strong> mittlere Unternehmen werden enorm<br />
profitieren, wenn sie Leichtbau-Roboterlösungen<br />
einführen oder erweitern.<br />
Small and medium-sized enterprises will profit<br />
tremendously by introducing or expanding<br />
lightweight robot solutions in their operations.<br />
«Die intuitiv-benutzerfre<strong>und</strong>liche Tablet-Technologie<br />
kennt jeder aus dem privaten Umfeld», sagt<br />
Pletscher.<br />
«Everybody has gotten to know the intuitive<br />
and user-friendly technology of tablet computers<br />
in their private lives,» Pletscher says.<br />
«Deshalb werden kleine <strong>und</strong> mittlere Unternehmen,<br />
die in der Vergangenheit nichts mit Robotik zu<br />
tun hatten, problemlos in die Welt der Programmierung<br />
unserer Cobots einsteigen können.»<br />
«This is why small and medium-sized enterprises<br />
that have had nothing to do with robotics in<br />
the past will be able to easily enter the world of<br />
programming our cobots.»<br />
36 #008 #<strong>010</strong><br />
Wie würden Sie den Text übersetzen? Versuchen Sie es, Satz für Satz.<br />
Der deutsche Text in dieser «Brush it up»-Rubrik wie auch die<br />
englische Übersetzung stammen – abgesehen von ein paar Anpassungen<br />
– von einer Pressemitteilung der Firma Kassow Robots.<br />
Bild/Picture: Kassow Robots
RUBRIKTITEL<br />
NEWS IN<br />
ZAHLEN<br />
Wir produzieren jedes Jahr unglaublich viel Elektroschrott <strong>und</strong> in Deutschland stehen am<br />
meisten Industrieroboter innerhalb der EU. Zu solchen Nachrichten gehören Zahlen, sie erst lassen<br />
uns die Welt besser einordnen. Hier sind ein paar neue Zahlen aus der Welt der Industrie.<br />
221 500<br />
INDUSTRIE-ROBOTER<br />
53 600 000<br />
TONNEN<br />
Nach Angabe des «Global E-Waste Monitor 2020»<br />
entstanden dieses Jahr 53,6 Millionen Tonnen<br />
Elektroschrott weltweit. Davon kommen 48 Prozent<br />
aus Asien <strong>und</strong> Ozeanien <strong>und</strong> 22 Prozent aus Europa.<br />
Mit dieser Anzahl an Robotern ist Deutschland die am stärksten<br />
automatisierte Volkswirtschaft innerhalb der EU. Der<br />
Bestand stieg um weitere 3 Prozent gegenüber dem Vorjahr.<br />
4000<br />
QUADRATMETER<br />
Auf dieser Fläche hat DMG Mori<br />
bei Deckel Maho in Pfronten<br />
ein neuartiges Montagekonzept<br />
eingeführt für die Monoblock-<br />
5-Achs-BAZ. Mit ihr wird eine<br />
Produktionssteigerung von<br />
30 Prozent erwartet.<br />
2<br />
START-UPS<br />
Trumpf hat zwei Start-ups ausgegründet für<br />
die Blechteilefertigung. Optimate kann<br />
mittels KI die Konstruktion von Blechteilen<br />
verbessern; Scalenc bereitet Konstruktionszeichnungen<br />
für die Fertigung auf.<br />
74<br />
PROZENT<br />
Produktpiraterie wird zu einem immer<br />
grösseren Problem. Eine Studie zeigt,<br />
dass zum Beispiel 74 Prozent aller deutschen<br />
Maschinen- <strong>und</strong> Anlagenbauer<br />
bereits Opfer von Fälschungen wurden.<br />
49<br />
PROZENT<br />
Vertrauen zu haben ins eigene<br />
Unternehmen ist wichtig. In der<br />
Schweiz hat laut einer Studie<br />
fast die Hälfte der Fachkräfte<br />
volles Vertrauen in die Vision <strong>und</strong><br />
Führung ihres Unternehmens.<br />
8 000 000 000<br />
EURO<br />
Diesen hohen Betrag will Brüssel in die nächste Generation<br />
von Supercomputern fliessen lassen. Sie sollen eine<br />
Trillion Rechenoperationen pro Sek<strong>und</strong>e ausführen können.<br />
#008 #<strong>010</strong> 37
ADDITIV DENKEN<br />
DER KONSTRUKTEUR<br />
BESTIMMT DIE KOSTEN<br />
Der Konstrukteur muss beim 3D-Druck den gesamten Prozess verstehen,<br />
meint Markus Schrittwieser, Leiter 3D-Druck bei 1zu1 Prototypen. Denn was er<br />
konstruiere, bestimme die Kosten für das Bauteil.<br />
Von Eugen Albisser<br />
Herr Schrittwieser, in dieser Rubrik<br />
liegt der Fokus beim «additiven<br />
Denken». Wie würden Sie ein solches<br />
Denken definieren?<br />
Additives Denken bedeutet agile Produktentwicklung:<br />
entwerfen, drucken,<br />
realitätsnah testen <strong>und</strong> verbessern. 3D-<br />
Druck ermöglicht aussergewöhnliche<br />
Geometrien <strong>und</strong> hohe Funktionsintegration.<br />
Das Resultat: bessere Produkte.<br />
Wie zeigt sich ihre Definition von<br />
«additiv denken» in der eigenen Firma?<br />
Indem wir das praktizieren, was wir<br />
unseren K<strong>und</strong>en predigen. Wenn wir<br />
selbst Vorrichtungen konstruieren,<br />
etwa Zuleitungen für den Produktionsprozess,<br />
wählen wir das geeignete<br />
Material (Temperatur, Mechanik, Transparenz).<br />
Danach konstruieren wir –<br />
entgegen Maschinenbauergepflogenheiten<br />
– so materialschonend wie<br />
möglich. In der Regel haben wir nach<br />
dem ersten Ausdruck so viel Erfahrung<br />
gewonnen, dass wir mit dem zweiten<br />
jahrelang gut auskommen.<br />
Gibt es einen Showcase dazu?<br />
Es gibt viele gute Beispiele. Eines davon:<br />
Für das grösste 5D-Kino der Welt<br />
in China fertigte 1zu1 ein entscheidendes<br />
Bauteil: den Auslass für Düfte <strong>und</strong><br />
Wasserdampf, der in die Kinosessel integriert<br />
ist. Auf 6 mal 5 mal 4 Zentimeter<br />
sind Kanäle für Düfte, Wasserdampf<br />
<strong>und</strong> auch noch Beleuchtungselemente<br />
integriert. Die innenliegenden Kanäle<br />
sind gekrümmt. Ihr Durchmesser variiert<br />
zudem, um besondere Verwirbelungen<br />
der ausströmenden Luft zu erreichen.<br />
So etwas lässt sich nur additiv fertigen.<br />
Definitiv.<br />
Haben Sie uns zum Abschluss noch<br />
einen ultimativen 3D-Druck-Tipp?<br />
Entscheidend ist es, dass der Konstrukteur<br />
den gesamten Prozess versteht<br />
<strong>und</strong> demgemäss konstruiert. Denn mit<br />
der Konstruktion bestimmt er auch die<br />
Kosten. Funktionsintegration ist beim<br />
3D-Druck eine wichtige Möglichkeit,<br />
um die Anzahl der Bauteile zu reduzieren.<br />
Zum Beispiel Gelenke, stabilisierte<br />
Federn oder Scherenmechanismen<br />
<strong>und</strong> montagefre<strong>und</strong>liche Schnappverbindungen<br />
können so in einem Arbeitsgang<br />
hergestellt werden. Das spart<br />
Produktions- <strong>und</strong> Montagezeit <strong>und</strong> damit<br />
bares Geld.<br />
1zu1 Prototypen<br />
www.1zu1.eu<br />
«Additiv Denken» – eine<br />
Rubrik der Messe Luzern<br />
Additiv denken ist beim<br />
3D-Druck unerlässlich, wird aber<br />
noch immer viel zu wenig beachtet.<br />
Die Messe Luzern – unter<br />
anderem Veranstalterin der<br />
Messe AM Expo – <strong>und</strong> «Technik<br />
<strong>und</strong> Wissen» haben deshalb<br />
diese Rubrik gestartet, um dazu<br />
Tipps <strong>und</strong> Anregungen zu<br />
geben. Weitere Folgen sind auf<br />
www.technik-<strong>und</strong>-wissen.ch<br />
aufgeschaltet.<br />
Mitarbeiter im Beratungsgespräch mit der im Interview erwähnten Düse als Auslass für Düfte<br />
im 5D-Kino. Foto: Darko Todorovic<br />
38 #<strong>010</strong>
24.-26. November 2020<br />
Besuchen Sie uns!<br />
#sps_live<br />
#sps_connect<br />
ROBOTER UND MASCHINE<br />
WERDEN EINS<br />
www.br-automation.com/robotics<br />
Roboter <strong>und</strong> Maschinenautomatisierung aus einer Hand<br />
Maximale Präzision durch mikrosek<strong>und</strong>engenaue Synchronisierung<br />
Einfache Umsetzung von Robotikapplikationen
KURZ & KNAPP<br />
BLICKPUNKT<br />
FORSCHUNG<br />
University of California, USA<br />
Kohlenstoff statt Silizium<br />
Würden Transistoren auf Kohlenstoff basieren statt auf<br />
Silizium, würde sich die Geschwindigkeit von Computern<br />
erhöhen <strong>und</strong> der Stromverbrauch sänke um mehr<br />
als das Tausendfache. Es gibt bereits mehrere Ansätze,<br />
aber meist kommt es da zu spontanen Umwandlungen<br />
hin zu Halbleitern oder Isolatoren. Einem Forscherteam<br />
in Berkeley ist nun aber tatsächlich gelungen, ein<br />
Graphen-Nanoband zu entwickeln, das prozesssicher<br />
<strong>und</strong> präzise in grossen Mengen hergestellt werden kann.<br />
Empa, Schweiz<br />
Der Transistor aus dem Drucker<br />
Eine Revolution in der Herstellung von elektronischen<br />
Schaltkreisen bahnt sich an:<br />
Empa-Forscher arbeiten an Elektronik, die<br />
aus dem Drucker kommt. Das ermöglicht,<br />
die Schaltkreise auf allen möglichen Unterlagen<br />
herzustellen, etwa Papier oder Kunststofffolien.<br />
Der Ansatz sei erfolgsversprechend,<br />
nun gibt es aber noch einige Hürden<br />
zu überwinden. Von der Optimierung der<br />
Unterlage selbst über die Zusammensetzung<br />
der Tinte <strong>und</strong> der Genauigkeit bei der<br />
Drucktechnologie bis hin zum thermischen<br />
Aushärten der Schichten, ohne dass das<br />
Papier oder die Folie dabei Schaden nimmt.<br />
Mehr Infos<br />
zu allen<br />
Forschungsthemen<br />
online unter<br />
TuWprint+<br />
Rice University, USA<br />
Einfache Erfassung räumlicher <strong>und</strong><br />
spektraler Informationen<br />
Um räumliche <strong>und</strong> spektrale Informationen zu erhalten, ist oft<br />
ein grosser Aufwand nötig <strong>und</strong> die Lichtquelle muss ausgezeichnet<br />
sein. Ein vereinfachtes Verfahren kann nun aber vierdimensionale<br />
Informationen in Echtzeit aus Bildern liefern.<br />
Die neue Technologie fügt dazu einfach bisherigen 3D-Bildgebungstechnologien<br />
eine Möglichkeit hinzu, um von jedem<br />
erfassten Pixel die Breitbanddaten abzugewinnen. Diese werden<br />
zu einer 3D-Karte mit Spektralinformationen rekonstruiert.<br />
40 #007 #<strong>010</strong>
Universität Duisburg-Essen, Deutschland<br />
Rohstoffe gewinnen aus Spänen<br />
Späne verlieren an Wert, weil sie bei der Bearbeitung<br />
mit Kühlschmierstoffen <strong>und</strong> Ölen in Berührung kommen<br />
<strong>und</strong> somit verunreinigt werden. Forscher haben nun<br />
einen Weg gesucht, wie Späne wirtschaftlich sinnvoll<br />
wieder in den Kreislauf zurückgeführt werden könnten.<br />
Sie fanden einen Reinigungsprozess, der r<strong>und</strong> 40 Prozent<br />
weniger Energie als bisher braucht <strong>und</strong> im industriellen<br />
Massstab eingesetzt werden kann.<br />
Fraunhofer Institut, Deutschland<br />
Robotergreifer schnell<br />
<strong>und</strong> günstig herstellen<br />
Greifer für Handhabungsaufgaben<br />
in kleinen Stückzahlen zu fertigen,<br />
ist zeitaufwändig <strong>und</strong> teuer. Ganz<br />
besonders dann, wenn sie nur kurz<br />
im Einsatz sind, weil sich das<br />
Produkt, das sie handhaben sollen,<br />
immer wieder ändert. Forscher<br />
vom Fraunhofer IPA haben nun ein<br />
Verfahren entwickelt – ein additives<br />
Freiformgiessen – mit dem<br />
sich mehrkomponentige Greifer<br />
schnell <strong>und</strong> kostengünstig herstellen<br />
lassen.<br />
Yokohama National University, Japan<br />
Multimateriell, mehrfarbig<br />
<strong>und</strong> mikroklein<br />
In Japan haben Forscher ein Verfahren<br />
entwickelt, das mehrfarbige Mikrostrukturen<br />
dreidimensional drucken kann <strong>und</strong><br />
dies sogar aus unterschiedlichen Materialien.<br />
Eingesetzt wird ein modifiziertes<br />
Stereolithographie-Verfahren. Soweit bekannt,<br />
«werden dabei mehrere Harze in<br />
einem Tröpfchenzustand suspendiert, so<br />
dass sie während des Drucks ausgetauscht<br />
werden können, ohne Hohlräume<br />
oder Kreuzkontaminationen zu verursachen»,<br />
heisst es in einem Bericht auf dem<br />
Newsportal «www.3druck.com».<br />
Chinesische Akademie der Wissenschaften, China<br />
Mit einem Windhauch Strom generieren<br />
Windräder produzieren nur bei kräftigem Wind Strom.<br />
Kann man aber auch eine Brise nutzen, um Energie zu gewinnen?<br />
Chinesische Forscher haben einen Minigenerator<br />
entwickelt, der den triboelektischen Effekt nutzt, also<br />
die elektrische Aufladung zweier Materialien durch Kontakt<br />
<strong>und</strong> Trennung voneinander. Zwei Plastikfolien in einem<br />
kleinen Zylinder, eine mit einem dünnen Silberfilm darauf,<br />
berühren sich bereits bei einem Windhauch. Bei jedem<br />
Kontaktverlust entsteht eine elektrostatische Ladung, die<br />
genutzt wird – zum Beispiel für den Betrieb von Sensoren.<br />
#007 #<strong>010</strong> 41
SPANN<strong>TECHNIK</strong><br />
SPANNMITTEL<br />
KÖNN(T)EN WICHTIGE<br />
BEARBEITUNGSDATEN<br />
LIEFERN<br />
Den Spannmitteln wird in der Smart Factory eine wichtige Rolle zukommen.<br />
Doch noch steckt die digitalisierte <strong>und</strong> mit Sensoren überwachte Spanntechnik<br />
in den Kinderschuhen. Was gibt es bereits <strong>und</strong> was wird noch kommen?<br />
Drei Hersteller geben Auskunft.<br />
Bild: Rego-Fix<br />
In Zukunft soll der Zustand des Spannmittels – hier im<br />
Bild das Nullpunktspannsystem MTS von Erowa – in einem<br />
übergeordneten System abrufbar sein. Die Entwicklung<br />
eines «Smart Chuck» steht deshalb bei Erowa momentan<br />
im Fokus. Bild: Erowa<br />
Guido Born, Hilma-Roemheld GmbH: «Unser Spannstock<br />
Hilma HPC ist das erste System, welches eine direkte<br />
Spannkraftmessung am Werkstück realisieren kann.»<br />
Bild: Roemheld<br />
42 #<strong>010</strong>
Von Eugen Albisser<br />
A<br />
uch wenn es bei den Spannmitteln<br />
noch viele Produkte<br />
gibt, die analog, zweckmäs -<br />
sig <strong>und</strong> gut ihre Arbeit verrichten,<br />
so ist die Spanntechnik längst<br />
Teil der Smart Factory geworden. Denn<br />
ein Produkt, das dem zu bearbeitenden<br />
Werkstück so nahe ist, dem kann<br />
nichts anderes als eine zentrale Bedeutung<br />
zukommen. Die Spannmittel<br />
sind also prädestiniert, viele wichtige<br />
– direkte <strong>und</strong> indirekte – Hinweise liefern<br />
zu können über die stattfindenden<br />
Bearbeitungsprozesse. Dennoch: «Die<br />
digitalisierte <strong>und</strong> mit Sensoren überwachte<br />
Spanntechnik befindet sich aktuell<br />
noch in den Kinderschuhen», sagt<br />
Patrik Fellmann, Produktmanagementleiter<br />
beim Schweizer Hersteller Erowa.<br />
«Aber wir sind vollkommen überzeugt,<br />
dass die Thematik an Stellenwert gewinnen<br />
wird.»<br />
«Hardware muss intelligent werden!»<br />
Auch bei Rego-Fix, einem Hersteller<br />
von Spannzangen <strong>und</strong> Werkzeughaltersystemen<br />
aus Tenniken/BL, ist man<br />
sich sicher: «Die Hardware muss intelligent<br />
werden!», sagt Pascal Forrer,<br />
Sales- <strong>und</strong> Marketingdirektor <strong>und</strong><br />
Mitglied der Geschäftsleitung. Dank<br />
sensorischen Werkzeughaltern könnten<br />
Biegekräfte, Torsion, Temperatur,<br />
Schwingungen <strong>und</strong> vieles mehr bereits<br />
heute in Echtzeit erfasst <strong>und</strong> mit<br />
den richtigen Sende-Schnittstellen<br />
übermittelt werden. «Fügen Sie der<br />
Maschinensteuerung in Zukunft noch<br />
künstliche Intelligenz hinzu, eröffnen<br />
sich völlig neue Möglichkeiten für die<br />
Fertigungsautomation. Nicht nur reine<br />
Prozessüberwachung, sondern auch<br />
smarte Prozessoptimierung, welche<br />
aus Fehlern lernt <strong>und</strong> selbstständig<br />
den Prozess optimieren kann – ohne<br />
Zutun des Bedieners wohlgemerkt»,<br />
meint Forrer.<br />
Zustandsweitergabe <strong>und</strong><br />
Eigendiagnose<br />
Doch die Hersteller von Spanntechnik<br />
implementieren nicht einfach neue<br />
technologische Trends, welche insbesondere<br />
die Digitalisierung in mannigfaltiger<br />
Weise zu Tage fördert; sie<br />
müssen gezielt die Wünsche <strong>und</strong> Erwartungen<br />
ihrer K<strong>und</strong>en erkennen,<br />
<strong>und</strong> vor allem Funktionen entwickeln,<br />
die den Arbeitsalltag stark erleichtern.<br />
Bei der deutschen Roemheld Gruppe<br />
hat man bereits einige dieser Erwartungen<br />
erfüllen können. Im Bereich<br />
«Zustandsweitergabe sowie Eigendiagnose»<br />
hat der Hersteller beispielsweise<br />
mit den beiden Nullpunktspannsystemen<br />
Stark.airtec <strong>und</strong><br />
Stark.connect Produkte auf den Markt<br />
gebracht, mit denen Spannzustände<br />
(gelöst, gespannt) digital übertragen<br />
<strong>und</strong> auch Fehler beim Spannvorgang<br />
erkannt werden können.<br />
Im Bereich der sensorischen Maschinenschraubstöcke<br />
hat sie mit Hilma<br />
HPC einen Schraubstock entwickelt,<br />
der die Spannkraft erfassen <strong>und</strong> an<br />
den überlagerten Prozess weitergeben<br />
kann. Hilma HPC sei dabei das erste<br />
System, welches eine direkte Spannkraftmessung<br />
am Werkstück realisieren<br />
könne, sagt Guido Born, Produktbereichsleiter<br />
Werkstück-Spannsysteme<br />
bei der Hilma-Roemheld GmbH.<br />
Auch die Lage eines Werkstücks<br />
detektieren<br />
Auch bei anderen Spannmittelherstellern<br />
tüfteln die Entwickler heftig, um<br />
die Digitalisierung voranzutreiben. Die<br />
Entwicklung des Bereichs «Smart<br />
Chucks» steht zum Beispiel bei Erowa<br />
aktuell im Fokus. Auch hier soll in Zukunft<br />
der Zustand eines Spannsystems<br />
in einem übergeordneten System jederzeit<br />
abrufbar sein. Dazu sollen die<br />
Spannsysteme mit zusätzlichen Sensoren<br />
ergänzt werden. «Diese elektronische<br />
Überwachung eröffnet ein völlig<br />
neues Spektrum an Auswertungsmöglichkeiten.<br />
Nebst den bekannten<br />
Zuständen wie «offen», «geschlossen»,<br />
«gespannt» wird es beispielsweise<br />
möglich sein, Spannkräfte anzuzeigen<br />
oder die Lage eines Werkstücks zu detektieren»,<br />
sagt Patrik Fellmann.<br />
DIN-ISO – alle Hersteller müssen<br />
zusammenarbeiten<br />
Auch bei Rego-Fix stehen noch gewaltige<br />
Entwicklungen an. Das Entwicklerteam<br />
fokussiert sich vor allem auf<br />
die neue Spindelschnittstellen wie<br />
HSK-i. Diese seien besonders interessant,<br />
da sie die bereits existierenden<br />
sensorischen Halter weiter fördern.<br />
Noch gibt es aber einiges zu tun. «Die<br />
DIN-ISO ist in der Ausarbeitung, alle<br />
Trendbericht<br />
Spanntechnik im<br />
Digitalmagazin<br />
Alle Interviews, die zu diesem<br />
Trendartikel geführt wurden,<br />
können vollständig nachgelesen<br />
werden unter www.technik-<strong>und</strong>wissen.ch/detail/spanntechniktrends.html,<br />
hinzugefügt sind<br />
auch weitere Spanntechnik-<br />
Artikel <strong>und</strong> Produktberichte.<br />
Hersteller müssen hier zusammenarbeiten.<br />
Wir rechnen mit den ersten<br />
marktfähigen Lösungen in den nächsten<br />
Jahren. Das Potenzial ist gewaltig!»,<br />
meint Pascal Forrer. Ein schöner<br />
technischer Nebeneffekt bei der Lösung:<br />
«Wir benötigen keine Batterie, da<br />
die Energiezufuhr bei HSK-i über die<br />
Spindelnase erfolgen kann.»<br />
Frage beantworten: «Wie geht es<br />
meinem Werkstück?»<br />
Auch bei Roemheld wird an sehr vielen<br />
Produkten im Umfeld der Digitalisierung<br />
entwickelt. Ein repräsentatives<br />
Projekt sei die Entwicklung des Stark.<br />
intelligence primär für Nullpunkt-<br />
Spannsysteme. Dabei handelt es sich<br />
um ein modulares System, bestehend<br />
aus einer Multi-Sensor-Einheit pro<br />
Spannvorrichtung <strong>und</strong> einer Zentraleinheit,<br />
die die Informationen gebündelt<br />
über IO-Link anbietet. Damit ist es<br />
möglich, neben dem Spannzustand<br />
selbst auch eine Zustandsermittlung<br />
im Sinne der vorausschauenden Instandhaltung<br />
abzudecken. Darüber<br />
hinaus können eine Vielzahl an indirekten<br />
Informationen über den eigentlichen<br />
Bearbeitungsprozess erfasst<br />
werden. Somit wird der Gr<strong>und</strong>stein gelegt,<br />
um die Frage zu beantworten:<br />
«Wie geht es meinem Werkstück?»,<br />
sagt Martin Greif, Geschäftsführer<br />
Stark Spannsysteme GmbH, die zur<br />
Roemheld Gruppe gehört. ››<br />
#<strong>010</strong> 43
SPANN<strong>TECHNIK</strong><br />
Patrik Fellmann: «Die überwachte<br />
Spanntechnik befindet sich noch in<br />
den Kinderschuhen, wird aber an<br />
Stellenwert gewinnen.»<br />
Pascal Forrer, Rego-Fix: «Bereits<br />
heute sind Schnittstellenintegrationen<br />
möglich. Wir nutzten diese<br />
auch <strong>und</strong> sind erstaunt, welche<br />
Potenziale sich hier ergeben.»<br />
Martin Greif (oben) <strong>und</strong> Guido Born<br />
(unten): Ihre Roemheld Gruppe hat<br />
bereits einige der K<strong>und</strong>enerwartungen<br />
an digitalisierte Spannmittel<br />
erfüllen können. Bilder: Roemheld<br />
Positionierung des Maschinenbaus<br />
Spannend für die Spannmittelhersteller<br />
dürfte bei der Weiterentwicklung<br />
ihrer Produkte auch sein, in welche<br />
Richtung sich die Maschinen weiterentwickeln,<br />
auf denen sie eingesetzt<br />
werden. Bisweilen dürfte dies auch<br />
eine Geduldsfrage sein. «Eine grosse<br />
Herausforderung besteht darin, dass<br />
die Digitalisierung der Maschinentische<br />
nur sehr langsam voranschreitet»,<br />
meint Martin Greif. «Maschinentische<br />
bieten in der Regel über<br />
Drehdurchführungen schon seit vielen<br />
Jahren pneumatische <strong>und</strong> hydraulische<br />
Leitungen im Spannbereich an.<br />
Schnittstellen für digitale Signale sowie<br />
die zugehörige Stromversorgung<br />
sind jedoch in der Regel nur bei Sondermaschinen<br />
zu finden. Es gibt keine<br />
klare Positionierung, in welche Richtung<br />
sich der Maschinenbau hier entwickeln<br />
wird.»<br />
Und sein Kollege Guido Born von Hilma-Roemheld<br />
GmbH: «Sollte sich im<br />
Bereich der Digitalisierung eine Bewegung<br />
abzeichnen, ist die logische Folgefrage,<br />
ob sich die Maschinenhersteller<br />
auf einen Schnittstellenstandard einigen<br />
können, oder ob jeder Maschinenhersteller<br />
seine eigene Lösung definiert<br />
<strong>und</strong> die Hersteller von Spannmitteln<br />
eine Vielzahl von Schnittstellen zu berücksichtigen<br />
haben.»<br />
«Europa darf Anschluss<br />
nicht verlieren»<br />
Ähnlicher Meinung ist auch Pascal<br />
Forrer von Rego-Fix: «Es gilt eine Situation<br />
‹Ladekabel Samsung versus<br />
Apple› zu vermeiden.» Seine Firma<br />
hofft auf eine schnelle Umsetzung der<br />
bereits erwähnten neuen HSK-i<br />
Schnittstelle. Hier müsse nun rasch<br />
die DIN-Norm entstehen, anhand dieser<br />
können die ersten Spindeln <strong>und</strong><br />
Maschinen folgen, sagt Forrer. Bereits<br />
heute seien natürlich aber Schnittstellenintegrationen<br />
möglich. «Wir nutzten<br />
diese auch bei Rego-Fix <strong>und</strong> sind<br />
erstaunt, welche Potenziale sich hier<br />
ergeben. Die mannlose Fertigung ist<br />
mit einer intelligenten Steuerung<br />
möglich <strong>und</strong> in Märkten mit begrenztem<br />
Ausbildungsstand besonders<br />
spannend. Dies hat die chinesische<br />
Regierung bereits früh verstandenen<br />
<strong>und</strong> fördert die Künstliche Intelligenz<br />
im Industriebereich erfolgreich <strong>und</strong><br />
mit grösster Konsequenz. Hier darf<br />
Europa den Anschluss nicht verlieren»,<br />
sagt Pascal Forrer.<br />
Mit Maschinensteuerung interagieren<br />
Einfache Interaktionen zwischen<br />
Spannvorrichtung <strong>und</strong> Maschine sind<br />
aber schon lange im Einsatz. Bisher<br />
konnten Parameter, wie beispielsweise<br />
die Spannkraft, über den Druck eines<br />
Mediums abgefragt werden. «Zukünftige<br />
Anwendungen im Umfeld der Digitalisierung<br />
werden jedoch viel leistungsfähigere<br />
Schnittstellen benötigen,<br />
um wesentlich mehr Daten transportieren<br />
zu können», meint Guido Born.<br />
Wobei wie bereits angetönt, es Spannmittel<br />
gibt, die mit Maschinen über digitale<br />
Schnittstellen interagieren können<br />
<strong>und</strong> dies im Serieneinsatz. «Im<br />
Umfeld der Nullpunktspannsysteme<br />
sind das bei uns zum Beispiel die Produktfamilien<br />
Stark.connect <strong>und</strong> Stark.<br />
airtec, die über klassische digitale<br />
Schnittstellen mit der übergeordneten<br />
Steuerung (Maschinensteuerung) interagieren.<br />
In diesen Anwendungen<br />
wird der Spannzustand zur übergeordneten<br />
Steuerung mittels digitaler Signale<br />
weitergegeben <strong>und</strong> die Maschinensteuerung<br />
kann darauf reagieren»,<br />
meint Martin Greif.<br />
Weiter mit IO-Link als Kommunikationsprotokoll?<br />
Hier sieht Greif <strong>und</strong> die Firma Roemheld<br />
auch noch viel Potenzial: «In der<br />
Zukunft wird sich die Kommunikation<br />
zwischen den Spannelementen <strong>und</strong><br />
auch die Kommunikation zur Steuerung<br />
hin, von analogen beziehungsweise<br />
digitalen Einzel-Schnittstellen<br />
auf protokollbasierte Schnittstellen<br />
(z.B. IO-Link) umstellen. Die Anzahl<br />
der Datenpunkte <strong>und</strong> damit die Komplexität<br />
der Lösungen wird stark steigen,<br />
sodass eine Bündelung notwendig<br />
werden wird. IO-Link ist unserer<br />
Einschätzung nach das Kommunikationsprotokoll,<br />
das die Interaktion der<br />
Spannmittel mit den Maschinen am<br />
besten abdeckt, da diese Schnittstelle<br />
intelligent <strong>und</strong> bidirektional ist, das<br />
heisst, sie kann sowohl zur Steuerung<br />
von Spannmitteln als auch zum Auslesen<br />
von Daten aus Spannmitteln verwendet<br />
werden.»<br />
Erowa | www.erowa.ch<br />
Rego-Fix | www.rego-fix.com<br />
Roemheld | www.roemheld-gruppe.de<br />
44 #<strong>010</strong>
RUBRIKTITEL<br />
WIKI<br />
DER SPANN<strong>TECHNIK</strong><br />
BETÄTIGUNGSMOMENT<br />
Moment, mit dem das Spannmittel,<br />
zum Beispiel mit einem Drehmomentschlüssel,<br />
betätigt wird.<br />
FERTIGTEILSPANNUNG<br />
Werkstück, das an einer fertig bearbeiteten<br />
Oberfläche gespannt wird.<br />
FLIEHKRAFT<br />
Entsteht unter Rotation, zum Beispiel<br />
bei einem Backenfutter. Die Spannbacken<br />
werden nach aussen gedrückt<br />
<strong>und</strong> die Spannkraft sinkt.<br />
GRUNDANSCHLAG<br />
Werkstückanschlag innerhalb des<br />
Spannfutters.<br />
HALTEKRAFT<br />
Die Kraft, mit der das Werkstück im<br />
Spannmittel gespannt wird.<br />
LÖSEHUB IM Ø<br />
Weg des Spannelements von der theoretischen<br />
Spann- zur Lösestellung,<br />
in der das Werkstück entnommen<br />
oder das Spannelement gewechselt<br />
werden kann.<br />
RD<br />
R<strong>und</strong>e Geometrie<br />
ROHTEILSPANNUNG<br />
Werkstück, das an einer unbearbeiteten<br />
Oberfläche gespannt wird.<br />
RUNDLAUFGENAUIGKEIT<br />
Abweichung [Differenz zwischen<br />
grösster <strong>und</strong> kleinster Messuhranzeige]<br />
eines Prüfwerkstücks unter<br />
Rotation zur Bezugsachse.<br />
SE<br />
Sechseckige Geometrie<br />
SPANNBEREICH<br />
Gibt den Gesamtbereich der Spanndurchmesser<br />
an, die mit der jeweiligen<br />
Baugrösse des Spannmittels abgedeckt<br />
werden können. Zur Nutzung<br />
des Gesamtbereichs werden mehrere<br />
Spannelemente benötigt.<br />
SPANNKOPFAUSKRAG-<br />
LÄNGE<br />
Vorbau des Spannkopfes, der<br />
in Spannstellung über die Spannfutterstirnseite<br />
herausragt.<br />
SPANNKRAFT RADIAL<br />
[F RAD ]<br />
Kraft, mit der das Werkstück radial<br />
vom Spannmittel gespannt wird.<br />
SPANNRESERVE IM Ø<br />
Zusätzlicher Spannweg des Spannmittels<br />
zur Überbrückung von<br />
negativen Werkstücktoleranzen.<br />
SPANNSTELLUNG<br />
Definierte Lage des Spannelements,<br />
in der der Nenndurchmesser gespannt<br />
wird, wenn das Werkstück keine Toleranzabweichung<br />
besitzt.<br />
SPINDELAUFNAHME<br />
Genormte Schnittstelle zwischen<br />
Spannmittel <strong>und</strong> Maschinenspindel.<br />
STEIFIGKEIT<br />
Widerstand des Spannmittels<br />
gegen elastische Verformung durch<br />
eine Kraft oder ein Moment.<br />
ÜBERBRÜCKUNG /<br />
EMPFOHLENE<br />
WERKSTÜCKTOLERANZ<br />
Spannbereich, in dem sich die<br />
Werkstücktoleranzen befinden sollten.<br />
VERDREHSICHERUNG<br />
Lageorientierung des Spannelements<br />
im Spannmittel.<br />
VULKANISIERUNG<br />
Verfahren zur Herstellung von hochwertigen<br />
Gummi-Stahlverbindungen.<br />
WIEDERHOLGENAUIGKEIT<br />
Abweichung, die sich als Streu aufeinanderfolgender<br />
Montagen <strong>und</strong><br />
Demontagen ausmessen lässt. Sie<br />
kann nicht manuell korrigiert werden,<br />
sie ist immanent.<br />
ZUG- / DRUCKKRAFT<br />
AXIAL [F AX ]<br />
Kraft, mit der das Spannmittel, zum<br />
Beispiel von einem Spannzylinder,<br />
betätigt wird.<br />
ZUGROHRLAGE<br />
Mass der Zugrohrvorderkante innerhalb<br />
/ ausserhalb der Maschinenspindel<br />
zur Anschraubfläche des Spannmittels<br />
an der Spindel.<br />
Dieses Wiki der Spanntechnik<br />
wurde von der Firma Hainbuch<br />
zur Verfügung gestellt.<br />
#008 #<strong>010</strong> 45
INNOVATIVE SPANN<strong>TECHNIK</strong><br />
1 2<br />
DER GREIFENDE<br />
ZENTRISCHSPANNER<br />
Welche Neuheiten gibt es bei den Spannmitteln, die uns ein «Heureka» entlocken?<br />
Hier ist eines von der Firma Gressel. Deren R-C2 macht als greifender Zentrischspanner<br />
eine vollautomatische 6-seitige Komplettbearbeitung möglich. Wir hatten<br />
dazu ein paar Fragen an Jörg Oskar Maier, Geschäftsführer der Gressel AG.<br />
Von Eugen Albisser<br />
H<br />
err Maier, wenn Sie zwei Trends nennen müssten<br />
aus der Welt der Spanntechnik, welche wären dies?<br />
Mittelfristig werden sicher mehr 5-Achsen-Spannmittel<br />
benötigt <strong>und</strong> auch automatisierbare Zentrischspanner.<br />
Die 5-Achsen-Bearbeitung liegt ja im Trend,<br />
was einfach zu erkennen ist, da der Anteil an 5-Achsen-<br />
Maschinen stark angestiegen ist. Die Zentrischspanner liegen<br />
ebenfalls im Trend. Der Gr<strong>und</strong>: Sie können in diversen<br />
Automationslösungen eingesetzt werden: auf Paletten,<br />
auf Aufspanntürmen <strong>und</strong> mit Direktbeladung.<br />
Wie schätzen Sie diesen Bedarf an Automation beim<br />
Spannen von Werkstücken ein?<br />
Der automatisierte Beladevorgang ist enorm wichtig.<br />
Wir wollen da aber noch einen Schritt weitergehen<br />
<strong>und</strong> automatisieren daher nicht nur die Beladung, sondern<br />
wir haben ein System entwickelt, das den Umrüstprozess<br />
automatisiert.<br />
Darauf wollte ich zu sprechen kommen. Sie haben<br />
einen greifenden Zentrischspanner entwickelt. Wie<br />
funktioniert dieser?<br />
Der greifenden Zentrischspanner R-C2 ist die Verschmelzung<br />
der Vorteile von Roboter-Direktbeladung mit der<br />
Palettenbeladung. In der Maschine funktioniert der R-C2<br />
wie eine Palette. Der Zentrischspanner als motorisch<br />
angesteuerter Servogreifer wird vom Roboter in die Maschine<br />
eingelegt <strong>und</strong> abgekoppelt. Mit dem R-C2 entfällt<br />
der Rüst- <strong>und</strong> Umrüstaufwand, neue Werkstückspannweiten<br />
werden mit dem Servoantrieb automatisch<br />
umgestellt.<br />
Was sind die Vorteile?<br />
Mit dem kombinierten Zentrischspann- <strong>und</strong> Greifmodul<br />
R-C2 wird die vollautomatische 6-seitige Komplettbearbeitung<br />
von Einzel- <strong>und</strong> Serienteilen zur personalminimierten<br />
Realität.<br />
46 #<strong>010</strong>
Die Bilder zeigen der Reihe nach 1) das Greifen, 2) Spannen, 3) Transportieren <strong>und</strong> 4) das Bearbeiten.<br />
3 4<br />
Wie wird dann diese vollautomatische 6-seitige Komplettbearbeitung<br />
realisiert?<br />
Bei dieser Frage möchte ich zuerst zurückschauen auf<br />
die Art, wie man bis dato vorging: Greifen, Spannen,<br />
Transportieren, Bearbeiten, Transportieren, Ablegen –<br />
so gestaltet sich bis anhin die 5-Achsen-/5-Seiten-<br />
Komplettbearbeitung, aus der aber noch kein fertiges<br />
Endprodukt resultiert. Denn für die Bearbeitung der<br />
sechsten Seite folgen dem Ablegen das erneute Greifen,<br />
Spannen, Transportieren, Bearbeiten, Transportieren<br />
<strong>und</strong> Ablegen.<br />
Nicht zu vergessen die Rüstarbeiten.<br />
Ja, zuvor sind noch die unerlässlichen Rüstarbeiten<br />
wie Wechseln des Greifers sowie Wechseln des Spanners<br />
beziehungsweise der Spannbacken vorzunehmen,<br />
was im Normalfall manuell geschieht. Somit wird der<br />
automatisierte Produktionsprozess unterbrochen<br />
<strong>und</strong> kann erst nach dem Rüsten wieder aufgenommen<br />
<strong>und</strong> vollendet werden.<br />
Wie löst Gressel diese Herausforderung?<br />
In der 6-Seiten-Station R-C2 erfolgt sozusagen ein Handshake<br />
zwischen dem robotergeführten Zentrischspanner<br />
OP10 <strong>und</strong> dem positionierten Zentrischspanner OP20.<br />
Dabei wird das vorbearbeitete Werkstück von der 6-Seiten-<br />
Station R-C2 während des Umspannprozesses angedrückt<br />
<strong>und</strong> gespannt. Prozesssicherheit <strong>und</strong> die parallele<br />
Werkstückauflage im Zentrischspanner sind gewährleistet.<br />
Messfunktionen zur Prozessüberwachung <strong>und</strong><br />
eine Ausrichtstation für Rohteile sind integriert.<br />
Jörg Oskar Maier,<br />
Geschäftsführer der Gressel AG<br />
Dazu habe ich gleich noch eine Nebenfrage: Wie wichtig ist<br />
Sensorik für die Spanntechnik?<br />
Die Sensorik ist in Zukunft beim Spannvorgang nicht mehr<br />
wegzudenken. Mit den Sensoren wird die Spannkraft<br />
geregelt, die Anwesenheit überprüft <strong>und</strong> die Informationen<br />
des Bearbeitungsvorganges übermittelt, gelesen <strong>und</strong><br />
dokumentiert. Es wird in Zukunft auch das Schwingungsverhalten<br />
gemessen <strong>und</strong> sogar damit die Maschineneinstellungen<br />
optimiert.<br />
Kommen wir zurück zum R-C2. Viele Fertiger wird es<br />
interessieren, ob Gressel mit diesem Ansatz den<br />
wirtschaftlichen K<strong>und</strong>en-Vorteil in Zahlen fassen kann.<br />
Das Investment für das Antriebsmodul <strong>und</strong> für zwei bis<br />
vier Zentrischspanner ist gering. Enorm dagegen ist<br />
die Zeitersparnis für den Bediener. Vergleicht man den<br />
Zeitaufwand für das Einrichten, Beladen <strong>und</strong> Entladen<br />
mit Palettenautomationen <strong>und</strong> mit Roboter-Direktbeladung,<br />
so sind Mitarbeitende mit dem R-C2-System fünf<br />
bis acht Mal schneller. Durch diese Zeitersparnis wird die<br />
Investition in ein bis eineinhalb Jahren amortisiert.<br />
Ab wann ist das System am Markt erhältlich?<br />
Das System ist bereits am Markt erhältlich. Wir haben bis<br />
heute die wichtigen Integratoren ausgerüstet, parallel<br />
dazu produzieren bereits Pilotk<strong>und</strong>en damit <strong>und</strong> in Aadorf<br />
bei der Gressel AG ist das System pausenlos im Einsatz<br />
<strong>und</strong> kann auch besichtigt werden.<br />
#<strong>010</strong> 47
SPANN<strong>TECHNIK</strong><br />
«EIN WERKZEUGLIEFERANT<br />
DIREKT VOR DER TÜR»<br />
Gühring Schweiz wollte in diesem Jahr die Romandie in den Fokus stellen. Ist es ihr trotz<br />
Corona-Krise gelungen? Wir haben bei Geschäftsführer Cristian Assandri nachgefragt<br />
<strong>und</strong> wollten auch wissen, ob Spannmittel für einen Werkzeughersteller bereits bei der<br />
Entwicklung eine wesentliche Rolle spielen.<br />
Von Eugen Albisser<br />
Herr Assandri, wie geht es ihrer Gühring Schweiz<br />
in dieser nicht einfachen Zeit?<br />
Trotz der Verlangsamung des Marktes hatten wir<br />
die Möglichkeit, unsere Arbeit durch den Einsatz<br />
neuer Technologien zu organisieren <strong>und</strong> zu fokussieren.<br />
Können Sie das genauer erklären?<br />
Einerseits konnten wir unseren Präsenz für unsere K<strong>und</strong>en<br />
garantieren, <strong>und</strong> dies auf K<strong>und</strong>endienstseite als auch<br />
beim technischen Service. Zum anderen konnten wir in<br />
Zusammenarbeit mit unserer Muttergesellschaft in<br />
Deutschland unsere K<strong>und</strong>en durch die zeitnahe Organisation<br />
von Online-Seminaren erreichen, in denen wir<br />
die Möglichkeit hatten, technische Lösungen <strong>und</strong> neue<br />
Produkte vorzustellen.<br />
Sie hatten angekündigt, dass die Romandie dieses Jahr im<br />
Fokus stehen wird. Konnten Sie diesen Plan umsetzen?<br />
Weniger als ein Jahr nach der Idee <strong>und</strong> dem Konzept, unser<br />
Präsenz in der Westschweiz zu verstärken, hat das Projekt<br />
tatsächlich weiter Gestalt angenommen. Ich persönlich<br />
glaube sehr an das Potenzial dieser Region, in der<br />
wir bereits wichtige K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Partner haben. Auch dank<br />
deren Vertrauen in unsere Mitarbeiter <strong>und</strong> unsere Produkte<br />
haben wir beschlossen, uns in der Gegend anzusiedeln,<br />
um noch mehr Möglichkeiten zu haben, Dienstleistungen<br />
für bestehende K<strong>und</strong>en zu entwickeln <strong>und</strong><br />
damit auch neue K<strong>und</strong>en zu gewinnen.<br />
Besonders für CNC-Maschinenbauer ist die Nähe zu<br />
unserem Team, um Bearbeitungslösungen mit unseren<br />
Werkzeugen <strong>und</strong> Produkten zu diskutieren, ein wichtiger<br />
Faktor. Besonders in den frühen Phasen des Projekts,<br />
von der Machbarkeitsstudie bis zu den Prototypen, ist<br />
die Interaktion zwischen Maschinenbauer <strong>und</strong> unserem<br />
Team ein Schlüsselfaktor für den Erfolg des Projekts.<br />
Die Lage von Delémont ermöglicht uns eine sehr privilegierte<br />
Position in der Westschweiz <strong>und</strong> damit eine<br />
grössere Nähe zu unseren K<strong>und</strong>en auch in der Region<br />
Lausanne <strong>und</strong> Genf. Dieser Standort ist nur eineinhalb<br />
St<strong>und</strong>en von unserer Zentrale in Rotkreuz entfernt.<br />
Dies ermöglicht es unseren Mitarbeitern, sich problemlos<br />
zwischen den beiden Standorten zu bewegen<br />
<strong>und</strong> ständig zu interagieren.<br />
Mit einem weiteren Büro in der Romandie.<br />
Ja, bereits seit Juni letzten Jahres haben wir ein zweites<br />
Büro in der Schweiz eingerichtet, im Industriegebiet<br />
von Delèmont.<br />
Warum in Delèmont?<br />
Ein Schlüsselfaktor ist die Nähe zu unseren Partnern <strong>und</strong><br />
K<strong>und</strong>en. Wir haben uns ihren Wunsch angehört, einen<br />
vollständigen <strong>und</strong> starken Werkzeuglieferanten sozusagen<br />
«direkt» zu Hause zu haben.<br />
Cristian Assandri, Geschäftsführer<br />
Gühring Schweiz AG<br />
48 #<strong>010</strong>
SPANN<strong>TECHNIK</strong><br />
Fotos: Gühring<br />
Wer arbeitet in Delèmont?<br />
Wir haben momentan drei technische Vertriebsmitarbeiter<br />
vor Ort, die für das Vertriebsmanagement zuständig sind.<br />
Alle drei Mitarbeiter sind in der Gegend geboren, aufgewachsen<br />
<strong>und</strong> ausgebildet worden, was wichtig ist, um noch<br />
näher an die örtliche Mentalität <strong>und</strong> Traditionen heranzukommen.<br />
In den kommenden Monaten erwarten wir<br />
zwei weitere Fachleute, die sich dem Team anschliessen<br />
werden. Diese beiden zusätzlichen Positionen werden<br />
sich auf die Stärkung <strong>und</strong> Optimierung von K<strong>und</strong>enservice<br />
<strong>und</strong> Logistik konzentrieren.<br />
Welchen Service kann man dort in Anspruch nehmen?<br />
Wie unser Team in Rotkreuz steht jenes in Delémont<br />
unseren K<strong>und</strong>en mit technischer Unterstützung <strong>und</strong> der<br />
Entwicklung von Ad-hoc-Lösungen mit unseren Tools<br />
zur Verfügung. Wir werden auch einen Ausstellungsraum<br />
haben, in dem K<strong>und</strong>en unser Team treffen <strong>und</strong> eine<br />
Vorschau auf neue Produkte erhalten können.<br />
Gibt es da auch etwas zu sehen?<br />
Wir werden eine Installation mit unseren Produkten aus<br />
der Tool Management-Reihe haben <strong>und</strong> damit Live-<br />
Demonstrationen in der Lagerverwaltung mit dem TM<br />
226-Schrank <strong>und</strong> der Verwaltungssoftware, die die<br />
Integration zwischen dem Lager <strong>und</strong> der CNC-Maschine<br />
ermöglicht, haben.<br />
Ein Schwerpunkthema dieser <strong>Ausgabe</strong> ist die Spanntechnik.<br />
Gibt es aus diesem Bereich Neuigkeiten bei Gühring?<br />
Für eine effiziente Bearbeitung <strong>und</strong> ein optimales Ergebnis<br />
ist die Integration zwischen dem Werkzeug <strong>und</strong> dem<br />
Werkzeughalter unerlässlich. Die richtige Wahl des<br />
Werkzeughalters hat Einfluss auf die Werkzeugstandzeit,<br />
das Bearbeitungsergebnis <strong>und</strong> den richtigen Umgang<br />
mit Prozessgrössen wie Maschinenstabilität, Hauptspindeldrehzahl<br />
<strong>und</strong> so weiter.<br />
Spielen Spannmittel eigentlich bereits eine Rolle bei<br />
der Entwicklung von Werkzeugen?<br />
Bei der Entwicklung unserer Werkzeuge <strong>und</strong> den in<br />
unseren Labors durchgeführten Tests wird auch die Spannweite<br />
des Werkstücks berücksichtigt. Die Bearbeitungsstrategie,<br />
die Parameter für den Werkzeugeinsatz, die Art des<br />
Materials <strong>und</strong> die zu fertigende Geometrie müssen auch<br />
berücksichtigen, wie das Werkstück auf der Maschine gehalten<br />
wird. Durch die Zusammenarbeit mit verschiedenen<br />
Spannmittel-Zulieferern ist es uns gelungen, Schneidgeometrien<br />
zu entwickeln, die auch die erforderlichen Kräfte zum<br />
optimalen Spannen des Werkstücks berücksichtigen, so dass<br />
es zu keinen Werkzeugbrüchen, Überlastung der Hauptspanne<br />
<strong>und</strong> unerwünschten Oberflächengüten kommt.<br />
Gühring Schweiz AG | www.guehring.ch<br />
#<strong>010</strong> 49
MAINTENANCE SCHWEIZ 2021<br />
ALLE GUTEN DINGE<br />
SIND DREI<br />
Am 10. <strong>und</strong> 11. Februar 2021 zeigen Unternehmen <strong>und</strong> Verbände ihre<br />
Neuheiten, Innovationen, Trends <strong>und</strong> branchenspezifischen Lösungen r<strong>und</strong><br />
um die Fokusthemen «Predictive Maintenance» <strong>und</strong> «Data Management».<br />
Ergänzt werden diese Ausstellungen in der Messe Zürich durch das Trendthema<br />
«Lufthygiene».<br />
Die «Maintenance Schweiz»<br />
wird 2021 erstmals auf zwei<br />
Hallen ausgeweitet. Als weitere<br />
Neuheit wird es dazu ein<br />
«Community Forum» geben, an dem die<br />
Besucher branchenübergreifende Themen-Referate<br />
r<strong>und</strong> um die «Maintenance<br />
Schweiz» <strong>und</strong> den Parallelmessen<br />
«Pumps & Valves» sowie die neue Fachveranstaltung<br />
«Aqua Suisse» erwarten.<br />
Beispielsweise werden hierzu am<br />
10. Februar das Thema «Umwelttechnik»<br />
<strong>und</strong> am 11. Februar die Themen<br />
«Wirtschaftliche- <strong>und</strong> technologische<br />
Entwicklungen» präsentiert.<br />
Smart Maintenance Conference<br />
An der dritten «Smart Maintenance<br />
Conference» referieren Experten zu<br />
ihren Erkenntnissen aus Forschung<br />
<strong>und</strong> Entwicklung, um beispielsweise<br />
mit individuellen Softwarelösungen<br />
Probleme vorzeitig zu erkennen oder<br />
Maschinen mittels einzelner Komponenten<br />
quasi zu verjüngen. Dies sind<br />
nur wenige Beispiele, um Schweizer<br />
Unternehmen in der Wettbewerbsfähigkeit<br />
zu unterstützen <strong>und</strong> fit für<br />
die Zukunft zu machen.<br />
Schutzkonzept für Besucher<br />
Trotz verschärfter Corona-Situation<br />
steht dem persönlichen Austausch an<br />
der «Maintenance Schweiz» nichts im<br />
Wege. Easyfairs hat hierfür extra das<br />
Schutzkonzept «The safest place to<br />
meet» erstellt, welches über den allgemeinen<br />
Schweizer Standard für Messen<br />
<strong>und</strong> Veranstaltungen hinausgeht.<br />
Im Eingangsbereich sieht dieses unter<br />
anderem eine kontaktlose Registrierung<br />
der Teilnehmer vor. Dazu können<br />
sich Besucher vorab online registrieren<br />
oder sich vor Ort per Smartphone<br />
anmelden.<br />
Mit dem Besucherausweis können<br />
dann dank Smart-Badge-Technologie<br />
Besucher <strong>und</strong> Aussteller ihre Kontaktdaten<br />
<strong>und</strong> Informationen digital <strong>und</strong><br />
kontaktlos austauschen. Mit dem Gutschein-Code<br />
«MED2060» kann nach<br />
erfolgter Registrierung auf der Website<br />
ein kostenloses Eintrittsticket heruntergeladen<br />
werden.<br />
Easyfairs Switzerland<br />
www.maintenance-schweiz.ch<br />
www.pumps-valves.ch<br />
www.aqua-suisse-zuerich.ch<br />
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