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26 BÜHNE<br />
FOTO: LINDLEY HOTEL, FRANKFURT<br />
KONZERT<br />
Die Marmion Bar im Lindley Hotel Frankfurt<br />
Music for Hotel Bars<br />
„Muzak“, „Fahrstuhlmusik“ oder „Funktionsmusik“ nennt man die unauffällige Hintergrundmusik, die in Einkaufszentren<br />
oder Kaufhäusern zu hören ist. Hier eingesetzt soll der angenehme Klangteppich natürlich zum Konsum anregen. Aber<br />
auch an anderen Orten wird Musik funktional eingesetzt: Zum Beispiel an Flughäfen oder vor Beginn großer Rock- und<br />
Popkonzerte – hier vor allem um ein beruhigendes Ambiente zu schaffen. „Ambient Music“ nennt sich daher auch die<br />
elektronische Variante der Muzak, die der britische Klangpionier Brian Eno mit seinem 1978 veröffentlichten Album<br />
„Music for Airports“ populär machte. Er kombiniert sphärische Synthesizerklänge mit losen Klaviersounds.<br />
Ein Berliner Projekt experimentiert aktuell<br />
mit einer weiteren Spielart der Funktionsmusik:<br />
„Music for Hotel Bars“. Eine<br />
schöne Kombination, denn die Hotelbar<br />
steht für urbanen Jetset-Zeitvertreib, die<br />
Sehnsucht, das Heimweh aber auch für<br />
gepflegte Langeweile oder temporär angelegte<br />
Flirts. Ob der Mythos Hotelbar der<br />
realen Wahrheit entspricht sei dahingestellt<br />
– es geht um den Imaginationsraum,<br />
den eigenen Film.<br />
Die Konzertreihe „Music for Hotel Bars“<br />
beauftragt in verschiedenen Metropolen<br />
verschiedene Musiker*innen damit, für<br />
eine spezielle Hotelbar einen individuellen<br />
Soundtrack zu komponieren; die Tour sollte<br />
Anfang 2020 auch ins Rhein-Main-Gebiet<br />
führen, musste aber pandemiebedingt<br />
verschoben werden. Im <strong>Januar</strong> und Februar<br />
<strong>2021</strong> startet nun ein zweiter Versuch, der,<br />
falls die geplanten Auftritte nicht stattfinden<br />
können, trotzdem die Möglichkeit<br />
geben wird, die Werke in alternativer Form<br />
erleben zu können.<br />
Mit dabei ist das Frankfurter Duo „Les<br />
Trucs“ alias Charlotte Simon und Toben<br />
Piel, das sich für die Hotelbar des Maritim<br />
Hotel Darmstadt entschieden hat und die<br />
Idee der „Musique d’ameublement“ (Musik<br />
als Möbelstück) annimmt; die ursprüngliche<br />
Einrichtungsmusik war um die 1920er<br />
vom Komponisten Erik Satie als musikalische<br />
Provokation erdacht und komponiert<br />
worden und versuchte, Musik als Dekoration<br />
zu verstehen.<br />
Der Performance-Künstler und -Musiker<br />
Oliver Augst spielt hingegen mit den Klassikern<br />
des Hotelbar-Entertainments und<br />
bringt mit Marcel Daemgen am Klavier und<br />
Gregor Praml am Bass Songs wie „Moon<br />
FOTO: MARITIM HOTEL DARMSTADT, DH STUDIO, KÖLN<br />
Maritim Hotel Darmstadt<br />
River“ als Performance mit überraschenden<br />
Momenten in die Hotelbar „Schwarzer<br />
Bock“ im Radisson Blue Hotel in Wiesbaden.<br />
Die Marmion Bar im fünften Stock<br />
des Lindley Hotels soll schließlich Ort der<br />
Performance von Annesley Black und<br />
Friederike Thielmann werden; sie mixen<br />
Südstaatenmusik der USA mit Whiskey.<br />
Als künstlerischer Leiter steckt hinter<br />
„Music for Hotel Bars“ Bastian Zimmermann,<br />
der in Frankfurt unter anderem als<br />
Gründer der „Bi Open“-Reihe in der Metropol<br />
Sauna bekannt ist. *bjö<br />
Music for Hotel Bars: 15.1., 20 Uhr,<br />
mit Les Trucs im Maritim Hotel Darmstadt,<br />
22.1., 19 Uhr, mit Oliver Augst im<br />
„Schwarzen Bock“ im Radisson Blu Hotel<br />
Wiesbaden, 7.2., 17 Uhr, mit Annesley<br />
Black und Friederike Thielmann in der<br />
Marmion Bar im Lindley Hotel Frankfurt,<br />
checkt die Website für Updates:<br />
www.musicforhotelbars.com<br />
Unter www.soundcloud.com/<br />
musicforhotelbars gibt’s zum Reinhören<br />
Mitschnitte der 2019 stattgefundenen<br />
Sets in verschiedenen Hotel Bars.