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Special Edition: Oberösterreich (7.8 MB)

| Immobilienmarkt Oberösterreich | | Zahlen Daten Fakten | | Exklusiv im Fokus-Interview: Michael Baert, Ferdinand Hochleitner, Gerhard Humer & Norbert Obermayr; Christian M: Kaindl, Florian Und Anton Kammerstätter, Hans-Peter Kranz, Harald Peham |


| Immobilienmarkt Oberösterreich |
| Zahlen Daten Fakten |
| Exklusiv im Fokus-Interview: Michael Baert, Ferdinand Hochleitner, Gerhard Humer & Norbert Obermayr; Christian M: Kaindl, Florian Und Anton Kammerstätter, Hans-Peter Kranz, Harald Peham |

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Im Brennpunkt: <strong>Oberösterreich</strong><br />

Teures Pflaster<br />

Kostenexplosion. Die Stadt Linz wird vielen zu teuer. Umlandgemeinden mit guter infrastruktureller Anbindung<br />

boomen. „Was uns mehr Sorgen bereitet als die Zinsen, sind die steigenden Baukosten“, meinen Gerhard<br />

Humer, Leiter Immobilienprojektfinanzierung der Raiffeisenlandesbank <strong>Oberösterreich</strong> und Norbert Obermayr,<br />

Geschäftsführer der REAL-TREUHAND Management im Interview mit dem ImmoFokus.<br />

Das Gespräch führte: Michael Neubauer<br />

Wie präsentiert sich die Immobilienwirtschaft<br />

in <strong>Oberösterreich</strong>, speziell in Linz?<br />

Blasenbildung in Sicht?<br />

Gerhard Humer: Jede Stadt hat ihre Spezifika.<br />

Es ist aber auffallend, wie Linz, wenn<br />

man die Preise ansieht, Wien hinterherhinkt.<br />

Der Abstand zu Wien bleibt, was die Preise betrifft,<br />

seit Jahren gleich. An der Kaufkraft liegt<br />

es sicher nicht. Wir haben in <strong>Oberösterreich</strong><br />

genug starke Unternehmen, die ihre Mitarbeiter<br />

auch gut bezahlen. Die Nachfragekomponente<br />

ist deutlich eine andere. Anzeichen<br />

für eine Blasenbildung sehe ich keine.<br />

Dass man in Linz vielleicht mehr Rendite<br />

erwirtschaften kann als in Wien, ist kein<br />

Anreiz für Investoren?<br />

Norbert Obermayr: Linz hat einen kleinen,<br />

überschaubaren Markt. Bei den Renditen<br />

sehe ich nicht den großen Unterschied. Wiener<br />

Investoren würden schon gerne in Linz<br />

in der Linzer Landstraße kaufen – aber das<br />

Angebot ist einfach nicht da. Zinshäuser zum<br />

Beispiel kommen nur ganz vereinzelt auf den<br />

Markt. Da gibt es aber genug oberösterreichische<br />

gut vernetzte Investoren, da haben dann<br />

die anderen das Nachsehen. Da ist Linz sicher<br />

ein Kuhdorf. Aber auch die <strong>Oberösterreich</strong>er<br />

selbst investieren lieber in Wien und erst in<br />

zweiter Linie mit einer durchaus auch erreichbaren,<br />

etwas höheren Renditeerwartung<br />

in Sekundärstädten, wie eben Linz, Graz oder<br />

Salzburg. Internationale Investoren sowieso.<br />

Die konzentrieren sich fast ausschließlich auf<br />

Wien. Internationale Investoren bringen Sie<br />

nur schwer nach Linz.<br />

Humer: Wobei es durchaus die eine oder andere<br />

Immobilie in <strong>Oberösterreich</strong> oder Linz<br />

gibt, die internationale Qualität hat. Aber die<br />

kann man an zwei Händen abzählen.<br />

Gibt es Regionen im Umfeld von Linz, die<br />

in den vergangenen Jahren im Umfeld<br />

von Linz einen besonderen Aufschwung<br />

erlebt haben?<br />

Humer: Ende 2015 hat die ASFINAG die S 10,<br />

die Mühlviertler Schnellstraße von Unterweitersdorf<br />

bis Freistadt für den Verkehr freigegeben.<br />

In Wirklichkeit haben sie die Autobahn<br />

verlängert. Aktuell plant die ASFINAG den<br />

Weiterbau der Strecke nach Norden in Richtung<br />

Staatsgrenze. Früher hat man nach Freistadt 45<br />

Minuten gebraucht. Jetzt bin ich in 25 Minuten<br />

dort. Da entwickelt sich natürlich etwas.<br />

Obermayr: Dementsprechend sind in dieser<br />

Region auch die Preise deutlich gestiegen. Stark<br />

gestiegen sind auch die Preise im Speckgürtel<br />

von Linz und dieser wird immer dicker. Überall<br />

dort, wo die Verkehrsinfrastruktur passt, ist mit<br />

steigenden Preisen zu rechnen. Der Speckgürtel<br />

hypt – das ist aber in Wien oder Graz auch<br />

nicht anders.<br />

Auch abseits von Linz sind die Märkte in Bewegung<br />

gekommen. <strong>Oberösterreich</strong> hat starke<br />

Bezirkshauptstädte und Regionen. Wels, Perg,<br />

Freistadt oder der Bezirk Braunau zum Beispiel.<br />

Wobei der südliche Teil des Bezirks mittlerweile<br />

eher zum Einzugsgebiet von Salzburg gehört.<br />

Da ziehen eher die Salzburger hin, weil es noch<br />

günstig ist. Vor zehn Jahren war das noch ganz<br />

anders. Heute kann man in diesen Regionen Eigentumswohnungsprojekte<br />

realisieren. Es gibt<br />

Fotos: Jasmina Rahmanovic<br />

genug Interessenten, die auch kaufen können.<br />

Das hat auch mit der Reorganisierung der Bezirksstädte<br />

zu tun.<br />

Humer: In der Stadt Leonding ist kaum mehr<br />

ein Grundstück unter 1.000 Euro pro Quadratmeter<br />

zu haben. Das sind für <strong>Oberösterreich</strong><br />

beachtliche Preise. Vor 5 Jahren hätte<br />

wohl kaum jemand gedacht, dass diese Preise<br />

zu erzielen wären. Wer sich Linz oder eben<br />

die Stadt Leonding oder die Region rund um<br />

Traun nicht leisten kann, geht nach Kirchberg-Thening.<br />

Wobei es nicht nur Linzer sind,<br />

die es in den Speckgürtel zieht. Viele, die im<br />

Großraum Linz arbeiten wollen einfach kürze<br />

Anfahrtswege zum Arbeitsplatz und nicht<br />

eine dreiviertel Stunde oder länger im Auto<br />

sitzen. Da geht es auch um Lebensqualität.<br />

Die geplante Straßenbahnverlängerung von<br />

Traun Richtung Ansfelden/Kremsdorf wird<br />

auf den Immobilienmarkt Auswirkungen<br />

haben. Ein wesentlicher Nutzenaspekt der<br />

Verlängerung ist die Verknüpfung der Straßenbahn<br />

mit der Pyhrnbahn. Geplant ist<br />

auch eine RegioTram nach Gallneukirchen<br />

und Pregarten.<br />

Bei der Verkehrsinfrastruktur haben wir<br />

in Linz Aufholbedarf. Die Brückenthematik<br />

in Linz ist bekannt. Der noch über Jahre<br />

ersatzlose Abbruch der Linzer Eisenbahnbrücke,<br />

die Sanierungen der Mauthausenerbrücke<br />

und der Autobahnbrücke mit dem<br />

sinnvollen Bau von Bypässen werden das<br />

Linzer Verkehrsgeschehen noch lange massiv<br />

beeinflussen.<br />

Dauern die Verfahren ähnlich lang wie<br />

in Wien?<br />

Obermayr: Ich glaube nicht, dass Linz da<br />

besonders schnell oder langsam ist. Verfahren<br />

dauern. Kommen Einsprüche dazu,<br />

dann eben länger. Eigentlich hätte mit<br />

dem Bau der Westring-Brücke im Oktober<br />

begonnen werden sollen. Durch einen Vergabe-Einspruch<br />

verzögert sich der Baustart<br />

nun um zwei bis drei Monate. Der gesamte<br />

Westring mit Anschluss an den Bahnhof<br />

wird 2029 fertig.<br />

Wo befinden sich aktuell die großen Stadtentwicklungsgebiete<br />

im Großraum Linz?<br />

Obermayr: Die Grüne Mitte Linz ist aktuell<br />

das größte – räumlich zusammenhängende<br />

– städtebauliche Projekt in Linz – vorwiegend<br />

mit sozialem Wohnbau. Wir selbst realisieren<br />

mit „Franck Kontor“ ein Objekt in der Frankstraße<br />

6 mit acht Geschossen und insgesamt<br />

21.000 Quadratmeter Büro- und 7.300 Quadratmeter<br />

Geschäftsfläche. Nicht zu vergessen,<br />

das Projekt Hillerkaserne Ebelsberg im Süden<br />

von Linz. Dort werden bis 2030 rund 3.500<br />

Wohnungen mit der dazu nötigen städtischen<br />

Infrastruktur errichtet.<br />

Sind Wohntürme in Linz ein Thema?<br />

Humer: Umstritten und heftig diskutiert wie<br />

in jeder Stadt. Ich würde mir mehr Türme in<br />

Linz wünschen – aber nur dort, wo es auch<br />

städtebaulich vernünftig ist. Zum Beispiel<br />

rund um den Bahnhof Linz. Dort haben wir<br />

selbst bekannte Türme realisiert. Türme geben<br />

einer Stadt Flair und schonen zudem die<br />

Grundstücksreserven. Aber das Preisgefüge<br />

muss passen. Anders als in Wien gibt es in Linz<br />

42 ImmoFokus<br />

Winter 2018 43

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