Special Edition: Oberösterreich (7.8 MB)
| Immobilienmarkt Oberösterreich | | Zahlen Daten Fakten | | Exklusiv im Fokus-Interview: Michael Baert, Ferdinand Hochleitner, Gerhard Humer & Norbert Obermayr; Christian M: Kaindl, Florian Und Anton Kammerstätter, Hans-Peter Kranz, Harald Peham |
| Immobilienmarkt Oberösterreich |
| Zahlen Daten Fakten |
| Exklusiv im Fokus-Interview: Michael Baert, Ferdinand Hochleitner, Gerhard Humer & Norbert Obermayr; Christian M: Kaindl, Florian Und Anton Kammerstätter, Hans-Peter Kranz, Harald Peham |
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<strong>Oberösterreich</strong><br />
Family<br />
Business<br />
Interviews:<br />
Baert, Kaindl,<br />
Hochl, Humer,<br />
Peham, Kranz<br />
AUSTRIA’s LEADING COMPANY<br />
Nr. 1 | EHL Investment Consulting<br />
Kategorie: Unternehmen national über 10 Mio. € Umsatz<br />
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Winter 2018<br />
02
Rubrik<br />
03 ImmoFokus
Rubrik<br />
03 ImmoFokus
P1 (Headline), Innsbruck<br />
P2, Innsbruck<br />
Geerdete Perspektiven<br />
P3, Innsbruck<br />
„Bei neuen Projekten ist für die PEMA Gruppe besonders wichtig,<br />
eine moderne und kreative architektonische Lösung zu schaffen, die<br />
unseren hohen ästhetischen Ansprüchen gerecht wird. Erfolgreich<br />
ist eine Immobilienentwicklung aus unserer Sicht, wenn nach der<br />
Fertigstellung oder Revitalisierung eines Gebäudes ein Mehrwert für<br />
die Mieter, die Investoren und die BürgerInnen am jeweiligen Standort<br />
realisiert wurde.Wir sind bestrebt, einen urbanistischen Mehrwert<br />
für Generationen zu schaffen.”<br />
Mag. Markus Schafferer,<br />
Gründer und Mehrheitseigentümer PEMA Gruppe<br />
Haus am Schottentor, Vienna<br />
PEMA Gruppe | Bruneckerstraße 1, 6020 Innsbruck | Stock im Eisen Platz 3, 1010 Wien | T +43 512 251276-10 | E offi ce@pema.at
12 Immobilienmarkt<br />
OÖ<br />
XX<br />
HkjashD Kdlh sdasldkAdsad<br />
38 Platzhirsch<br />
OÖ Wohnbau<br />
Family Business<br />
22<br />
KAMMERSTÄTTER – VATER & SOHN<br />
34 Zukunftsmusik<br />
Big Data<br />
30 mangelnde<br />
Förderkultur<br />
INHALT<br />
AUSGABE<br />
OÖ-SPECIAL<br />
Rubriken<br />
10 EDITORIAL<br />
58 VORSCHAU / IMPRESSUM<br />
Im Brennpunkt:<br />
<strong>Oberösterreich</strong><br />
12 IMMOBILIENMARKT OÖ<br />
22 FAMILY BUSINESS<br />
Kammerstätter – Vater & Sohn<br />
30 MANGELNDE FÖRDERKULTUR<br />
IFA will in Linz mehr machen<br />
34 ZUKUNFTSMUSIK BIG DATA<br />
Christian Kaindl im Gespräch<br />
38 PLATZHIRSCH OÖ WOHNBAU<br />
42 TEURES PFLASTER OÖ<br />
46 FACHMARKTZENTREN<br />
Peham kennt die Erfolgsfaktoren<br />
50 WIRTSCHAFTSSTANDORT<br />
Zu wenig gesicherte Flächen<br />
54 IMV GOES OBERÖSTERREICH
Es geht rund im<br />
OÖ-Zentralraum<br />
W<br />
enn jemand eine Reise tut,<br />
so kann er was erzählen. Wir<br />
können viel erzählen. Ich<br />
habe mich nach <strong>Oberösterreich</strong><br />
aufgemacht und prominente Immobilienexperten<br />
zu Interviews gebeten. Ein bunter<br />
Themenreigen war die Folge. Erste Station war<br />
nicht die Landeshauptstadt Linz, sondern Wels.<br />
Im großen Cover-Interview (Seite 22) gibt sich<br />
das Geschäftsführer-Duo der Consulting Company<br />
Anton und Florian Kammerstätter bescheiden<br />
und erklären, dass die Zusammenarbeit mit<br />
Behörden nicht schwierig sein muss. Ihr Credo:<br />
„Family Business heißt miteinander nicht gegeneinander.“<br />
- und „Wien ist anders – wir auch.“<br />
„Wir würden gerne mehr in Linz machen. Aber<br />
es ist schwierig, wirklich gute Liegenschaften<br />
zu einem wirtschaftlich sinnvollen Preis zu<br />
bekommen“, meint IFA-Vorstand Michael<br />
Baert (Seite 30). Bei EDI-Real Gründer Christian<br />
M. Kaindl (Seite 34) standen die durch die<br />
digitale Revolution und Big Data ausgelösten<br />
aktuelle Herausforderungen im Mittelpunkt.<br />
OÖ Wohnbau Geschäftsführer Ferdinand<br />
Hochleitner (Seite 38) berichtete über die aktuellen<br />
Probleme, mit denen gemeinnützige<br />
Wohnbauträger zu kämpfen haben: „Auf<br />
der anderen Seite stehen oft politische Entscheidungsträger,<br />
die immer weniger dazu<br />
bereit sind, mutige Entscheidungen<br />
zu treffen.“ Hans-Peter Kranz, zum<br />
Zeitpunkt des Interviews vor seinem<br />
Wechsel zu EHL Immobilien Prokurist<br />
der IMV Immobilien Management – verriet<br />
uns die Pläne der IMV in <strong>Oberösterreich</strong><br />
(Seite 54).<br />
„Was uns mehr Sorgen bereitet als die Zinsen,<br />
sind die steigenden Baukosten“, meinen Gerhard<br />
Humer, Leiter Immobilienprojektfinanzierung<br />
der Raiffeisenlandesbank <strong>Oberösterreich</strong><br />
und Norbert Obermayr, Geschäftsführer<br />
der REAL-TREUHAND Management. (Seite<br />
42) „In der Stadt Leonding ist kaum mehr ein<br />
Grundstück unter 1.000 Euro pro Quadratmeter<br />
zu haben. Das sind für <strong>Oberösterreich</strong><br />
beachtliche Preise.“<br />
Beim Braunsberger Geschäftsführer und<br />
Immobiliensachverständiger Harald Peham<br />
(Seite 46) habe ich nachgefragt, wie es um die<br />
Assetklasse Retail in <strong>Oberösterreich</strong> steht.<br />
„Womit wir auf jeden Fall punkten, ist unsere<br />
starke, diversifizierte, mittelständische Fertigungsindustrie.<br />
Es gibt wenige Bundesländer,<br />
die hier so breit aufgestellt sind. Über 30 Prozent<br />
unseres BIPs kommen von der Fertigung<br />
und Industrie“, unterstreicht Business Upper<br />
Austria Geschäftsführer Werner Pamminger<br />
und erklärt warum sein Job nicht leicht ist,<br />
<strong>Oberösterreich</strong>er einen hervorragenden Ruf<br />
genießen und er gern mehr Tausch-Grundstücke<br />
hätte. (Seite 50)<br />
Nur Unternehmer<br />
denken wie Unternehmer.<br />
Ihr Gebäudeversicherer.<br />
Mag. Michael Neubauer<br />
Chefredakteur<br />
www.gross-gross.eu<br />
10 ImmoFokus<br />
Winter 2018 11
Im Brennpunkt: <strong>Oberösterreich</strong><br />
Im Brennpunkt: <strong>Oberösterreich</strong><br />
BRUCKNERTOWER<br />
der Möglichkeiten weiter gefördert werden.<br />
Am wirkungsvollsten ist jedoch die Förderung<br />
gemeinnützige Mietwohnungen, weil<br />
diese Wohnform am nachhaltigsten wirkt<br />
und den Druck auf die Mietpreise entlastet“,<br />
so Bürgermeister Klaus Luger. Auffallend<br />
aber ist wohl auch, dass immer weniger mit<br />
Wohnbauförderung gebaut wird. 2017 gingen<br />
die Ausgaben für Wohnbauförderung im<br />
gesamten Bundesgebiet um 7 Prozent auf 2,3<br />
Milliarden Euro, den zweitniedrigsten Wert<br />
seit 1993, zurück. In <strong>Oberösterreich</strong> wurde<br />
ein Rückgang um 11 Prozent verzeichnet. Nur<br />
in Salzburg fiel der Rückgang mit 17 Prozent<br />
noch deutlicher aus.<br />
Wobei eine aktuelle Studie der „ECO Austria“<br />
vom November 2018 dem Land <strong>Oberösterreich</strong><br />
ein gutes Zeugnis im Umgang mit der<br />
Wohnbauförderung ausstellt. Die beschäftigt<br />
sich mit Effizienzpotentialen und attestiert<br />
der Wohnbauförderung des Landes <strong>Oberösterreich</strong><br />
Vorbildcharakter, wenn es um das<br />
Verhältnis von Fördervolumen zu Wirkungsgrößen<br />
geht. Im Neubau werden für den<br />
Zeitraum 2009 bis 2016 beispielsweise fünf<br />
Kriterien als zu bewertende Wirkungsgrößen<br />
herangezogen. Es sind dies die Bewilligungsraten,<br />
die Minderung im CO2-Ausstoß<br />
gesamt und pro Kopf, der Anteil jener, die<br />
keine wesentlichen Wohnkostenbelastungen<br />
spüren und schlussendlich der Anteil<br />
der Wohnkosten am Haushaltseinkommen.<br />
Auch bezüglich der Sanierung kommt die<br />
Studie zu dem Schluss, dass <strong>Oberösterreich</strong><br />
hier besonders effizient arbeitet und die<br />
Fördermittel optimal eingesetzt werden. So<br />
heißt es in der Studie mit Bezug auf Neubau<br />
wie auch Sanierung: „Im Bundesländervergleich<br />
weist <strong>Oberösterreich</strong> ein besonders<br />
günstiges Verhältnis von Aufwendungen<br />
und Ergebnissen auf.“<br />
Zu den größten aktuellen Projekten zählen<br />
unter anderem der Bruckner-Tower in Urfahr<br />
mit 350, der Winkler-Park (GWG und<br />
Baureform) mit 240, die Wohnbebauung der<br />
Erste Immobilien an der Lastenstraße in der<br />
„Grünen Mitte“ mit 170, die Neubebauung<br />
der WAG in Oed mit 150, der LUX Tower an<br />
der Weingartshofstraße im Bahnhofsviertel<br />
mit 130, das Bauvorhaben Auhirschgasse<br />
der GWG mit 95 und das GWG-Projekt Karl-<br />
Steiger-Straße in Kleinmünchen mit 95 Wohnungen.<br />
Größenmäßig folgen die Wohnbauvorhaben<br />
Menzelweg (Pichling) der WSG und<br />
das GWG-Projekt Sintstraße im Hafenviertel<br />
mit je 60 sowie die Neubebauung an der<br />
Schumannstraße in Kleinmünchen durch die<br />
LAWOG mit rund 60 Wohnungen. Ein großes<br />
Zukunftsprojekt beim Linzer Wohnbau ist<br />
die künftige Nutzung des Areals der Kaserne<br />
Ebelsberg, verbunden mit der Stadterweiterung<br />
in Pichling. Auch die Flächen rund um<br />
Linz wächst –<br />
auch in die Höhe<br />
Bauboom. Aktuell sind in Linz 3.000 Wohnungen in Bau, weitere 2.000 in der Pipeline. Die Neubautätigkeit<br />
kommt gerade richtig. Die Nachfrage am Wohnungsmarkt ist nach wie vor ungebrochen hoch.<br />
Autor: Michael Neubauer<br />
E<br />
s sei eine große Herausforderung<br />
für die Stadtentwicklung, die<br />
entsprechende Infrastruktur für<br />
die Neubauten zur Verfügung<br />
zu stellen, betont Infrastrukturreferent Stadtrat<br />
Markus Hein. Linz sei darauf vorbreitet.<br />
„Mit einem eigenen Stadtentwicklungsplan<br />
schaffen wir die Gesamtstrategie für Wohn-,<br />
Arbeits-, Verkehrs- und Freizeitflächen auf<br />
dem Stadtgebiet.“<br />
Linz liegt aktuell bei der Mietpreisentwicklung<br />
mit durchschnittlich 10,50 Euro pro<br />
Quadratmeter im österreichweiten Städtevergleich<br />
im Mittelfeld. In Wien und im Westen<br />
Österreichs, etwa in Bludenz, Feldkirch,<br />
Bregenz, Innsbruck oder Salzburg liegen die<br />
Kosten mit 12 Euro und mehr deutlich höher.<br />
Dazu kommt, dass im Vergleich der Städte<br />
mit mehr als 50.000 Einwohnern die Kosten<br />
für einen Linzer 4-Personen-Haushalt für<br />
Energie- und Infrastrukturdienstleistungen<br />
österreichweit am günstigsten sind. Dies ergab<br />
eine Studie von Univ. Prof. Dr. Friedrich<br />
Schneider. Laut dieser Untersuchung schneidet<br />
Linz bei den jährlichen Gesamtkosten für<br />
Energie (Heizung, Strom) und Infrastruktur<br />
(Wasser, Abwasser, Abfall) am besten ab. Die<br />
Kosten liegen dabei fast 200 Euro unter dem<br />
Mittelwert und fast 300 Euro unter der teuersten<br />
Vergleichsstadt.„Eine wichtige Stütze<br />
bei der Forcierung der Wohnbautätigkeit ist<br />
die Wohnbauförderung. Damit das Wohnen<br />
in Linz trotz des verstärkten Zuzugs weiter-<br />
hin leistbar bleibt, müssen jährlich 800 bis<br />
1.000 Wohnungen gefördert werden. Im vergangenen<br />
Jahr wurden laut oberösterreichischem<br />
Wohnbaubericht 2.500 Wohnungen<br />
gefördert, davon 532 (21 Prozent) in Linz. Von<br />
den Wohnungssuchenden möchte aber weit<br />
mehr als die Hälfte nach Linz ziehen“, zeigt<br />
Luger die Diskrepanz zwischen Nachfrage<br />
und tatsächlicher Verteilung der Wohnbauförderung<br />
auf.<br />
„Wir müssen dort bauen, wo die Menschen<br />
wohnen wollen: Das bedeutet einen konkreten<br />
Linz-und-Zentralraum-Schwerpunkt,<br />
vor allem für geförderte Mietwohnungen.<br />
Eigentumswohnungen und Einfamilienhäuser<br />
sind wertvoll und sollen im Rahmen<br />
Fotos: visualisierung city wohnbau letzbor<br />
PROJEKT TABAKFABRIK<br />
12 ImmoFokus<br />
Winter 2018 13
Im Brennpunkt: <strong>Oberösterreich</strong><br />
ROCK THE BLOCK<br />
12.15 MARCH 2019<br />
den Mühlkreisbahnhof biete Chancen für die<br />
Stadtentwicklung und eine entsprechende<br />
Umnutzung, wenn dieses Gelände von den<br />
ÖBB nicht mehr benötigt wird.<br />
Türme<br />
Es ist der derzeit wohl spektakulärste Wohnbau<br />
in der Landeshauptstadt: der Bruckner<br />
Tower. Die Bauarbeiten haben im Mai begonnen.<br />
In knapp 30 Monaten wird der 97 Meter<br />
hohe Bau die Skyline des Linzer Stadtteiles<br />
Urfahr nachhaltig verändern. 356 Eigentumswohnungen<br />
entstehen auf dem Areal<br />
der früheren Bruckner-Universität. In den<br />
zwei Stockwerke hohen Sockelbau werden<br />
die Linz International School Auhof (Lisa)<br />
und ein Kindergarten einziehen. Eines der<br />
größten Linzer Hochbauprojekte der kommenden<br />
Jahre Anfang Dezember auf der Tagesordnung<br />
des Beirates für Stadtgestaltung.<br />
Die Linzer Architekturbüros Kneidinger und<br />
Klinglmüller präsentierten einen neuen Entwurf<br />
für die „Tech Base“, ein Bauvorhaben<br />
der Linzer Firma „Neuson Real“ des Immobilieninvestors<br />
Hans Neunteufel. Während<br />
zwei frühere Planungen das Gremium nicht<br />
überzeugen konnten, fand das vom Planungsteams<br />
„Bumerang“ genannte Konzept<br />
großen Anklang. Drei Hauptbaukörper mit<br />
bumerang-ähnlichen Grundrissen werden<br />
in einigen Jahren das Siemens-Gebäude an<br />
der Wolfgang-Pauli-Straße umgeben. Ihre<br />
Höhe reicht von drei bis zehn Geschoßen.<br />
Eine Bruttogeschossfläche von zirka 36.000<br />
Quadratmetern – das entspricht etwa fünf<br />
Fußballfeldern – erschließt vielfältige Perspektiven<br />
für die Wirtschaft. Für das geplante<br />
Hotel mit 150 Zimmern interessieren sich bereits<br />
mehrere potenzielle Betreiber. Die Lage<br />
nahe dem WIFI und der Linz AG-Zentrale unterstreichen<br />
die Attraktivität des Standortes<br />
für die Ansiedlung eines Supermarktes und<br />
von Gastronomiebetrieben. Der erste Bauabschnitt,<br />
zu dem auch ein 40 Meter hoher<br />
Büroturm im Norden des Siemens-Gebäudes<br />
zählt, soll 2020 in Angriff genommen werden.<br />
2023 soll der letzte Abschnitt mit dem<br />
Hotel bezugsreif sein.<br />
2023 soll auch die nächste Ausbaustufe – Bau3<br />
– der Tabakfabrik finalisiert sein. Im Jänner<br />
dieses Jahres konnte die Bietergemeinschaft<br />
des Kufsteiner Investors, der Bodner Gruppe,<br />
und des renommierten Wiener Architekturbüros<br />
Zechner & Zechner den zweistufigen,<br />
EU-weiten Wettbewerb rund um die Neugestaltung<br />
des westlichen Tabakfabrik-Areals<br />
für sich entscheiden und die hochkarätige<br />
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14 ImmoFokus<br />
Winter 2018 15<br />
- MIPIM ® is a registered trademark of Reed MIDEM - All rights reserved
Im Brennpunkt: <strong>Oberösterreich</strong><br />
ENTWICKLUNGSGEBIET<br />
entspricht etwa der Größe des Tabakfabrik-<br />
Areals – wird nun bis 2028 ein Mix aus<br />
Wohnungen und Arbeitsplätzen entstehen.<br />
Die erste Etappe, die südöstliche, rund<br />
15.000 Quadratmeter große Teilfläche bei<br />
der Unionkreuzung, liegt bereits zum Großteil<br />
brach. Die Flächenwidmung ist bereits<br />
rechtskräftig, mit der Bebauungsplanung<br />
wird nächstes Jahr begonnen. Im Rahmen<br />
des städtebaulichen Ideenwettbewerbs<br />
„Europan 14“ hat sich das Projekt „Rock The<br />
Block!“ des italienischen Architektenteams<br />
„spaziozero atelier“ als Sieger durchgesetzt.<br />
Jury einstimmig von ihrem Gebäudekonzept<br />
überzeugen. Gemeinsam werden sie, in Abstimmung<br />
mit der Tabakfabrik und der Stadt<br />
Linz, bis zum Jahr 2023 ein Gebäudeensemble<br />
erschaffen, „das mit einem vielfältigen<br />
Mix aus Arbeits-, Wohn- und Ausbildungsstätten,<br />
Shops, Gastronomie und einem Hotel<br />
nicht nur architektonisch zu einer neuen<br />
Linzer Landmark avanciert“, heißt es dazu<br />
in den Projektunterlagen. Zentraler Punkt<br />
wird dabei ein 81 Meter hoher Turm. Aktuell<br />
befindet sich auf dem Areal ein Anfang der<br />
1980er Jahre unter großem Zeitdruck errichteter<br />
Beton-Fertigteilzubau von geringer<br />
architektonischer Qualität, der das Hochregallager,<br />
die Endverpackungshalle sowie die<br />
Verwaltung der Austria Tabak beherbergte<br />
und mit gutem Grund nicht unter Denkmalschutz<br />
steht.<br />
Schandfleck kommt weg<br />
Für viele, seit vielen Jahren einer der Schandflecke<br />
in Linz. Die nahezu endlos lange<br />
Außenfassade zwischen Wienerstraße, Unionstraße<br />
und Hauptbahnhof: Abstoßend<br />
und ansehnlich. Dahinter befinden sich<br />
nicht mehr benutzte Werkstätten der ÖBB.<br />
Auf 40.000 Quadratmetern Fläche – das<br />
Ab 2021 soll die erste Bauetappe realisiert<br />
werden. Die zweite, die Teilflächen entlang<br />
der Gleise, die derzeit noch von den ÖBB<br />
genutzt werden, wird mittelfristige bis etwa<br />
2028 realisiert. Die dritte Etappe ist ein langfristiges<br />
Szenario, für den Fall, dass die Werkstätten<br />
der ÖBB-Technische Services GmbH<br />
entlang der Unionstraße an einen anderen<br />
Standort verlegt werden – derzeit ist eine<br />
Realisierung jedoch noch nicht absehbar. Insgesamt<br />
erstreckt sich das gesamte Areal über<br />
eine Fläche von über 100.000 Quadratmeter.<br />
Hiller Kaserne Ebelsberg<br />
Auch beim Stadtentwicklungsgebiet Ebelsberg<br />
dürfte es demnächst bald losgehen. Die<br />
WIENER STRASSE<br />
ÖBB KONRAD KAISER<br />
Fotos: KKC e.U.<br />
Hiller Kaserne in Ebelsberg und die nördlich<br />
angrenzenden landwirtschaftlichen Gründe<br />
sind mit 33 Hektar die größten Entwicklungsflächen<br />
im Stadtgebiet. Insgesamt 17,5 Hektar<br />
beträgt das Umnutzungspotential der Kaserne<br />
und 15,5 die angrenzenden Stadterweiterungsflächen.<br />
2015 hatte die Wohnungsgesellschaften<br />
WAG, EBS, Neue Heimat und<br />
Heimstätte die Sommer-Gründe nördlich der<br />
Kaserne Ebelsberg gekauft. Diese hatten sich<br />
auch – mit Rückendeckung der Stadt Linz um<br />
die Hiller Kaserne bemüht. Das Konsortium<br />
wurde dann aber überraschend von einer<br />
Privatstiftung von XXXLutz überboten.Mittlerweile<br />
steht das von Experten, Grundeigentümern,<br />
Stadtvertretern und Bürgern entwickelte<br />
städtebauliche Konzept für ein belebtes<br />
Viertel mit Geschäften, Büros und viel Grün<br />
– den „Garten Ebel“. Etwa 1.500 Wohnungen<br />
könnten am Kasernengelände von Lutz, 600<br />
auf den „Sommergründen“ von WAG, Neue<br />
Heimat und GIWOG errichtet werden. Neben<br />
dem Wohnbaugebiet in Ebelsberg, ist das<br />
Projekt Neuland der Linz AG am Linzer Hafen<br />
eines der bedeutendsten Projekte der Linzer<br />
Stadtentwicklung. Wohnbauten sind dort<br />
zwar wegen der Industrie-Flächenwidmung<br />
und der Gefahr durch Risikobetriebe entsprechend<br />
der Seveso-2-Schutzbestimmung nicht<br />
erlaubt. Doch die Linz AG errichtet Neubauten<br />
für ihr Hafengeschäft, Büros für Fremdfirmen<br />
sowie Anlagen, die auch für Freizeit und<br />
Kultur genutzt werden können.<br />
Seit 2014 hat die zu 100 Prozent stadteigene<br />
Linz AG einen von den Welser Architekten<br />
Luger und Maul entwickelten Masterplan.<br />
Demnach sind Bauvorhaben mit einem Volumen<br />
von 273 Millionen Euro im Hafengebiet<br />
vorgesehen. Die Linz AG investiert zunächst<br />
130 Millionen Euro. Hauptpunkte sind dabei<br />
der Ausbau des Verschiebebahnhofs Linz-<br />
Stadthafen und der Ausbau des Containerterminals<br />
im Stadthafen. Die EU zahlt 20<br />
Prozent der Kosten. Zudem bekommt die<br />
stadteigene Gesellschaft ein, laut Linz-AG-<br />
Generaldirektor Erich Haider, günstiges<br />
65-Millionen-Euro-Darlehen der Europäi-<br />
schen Investitionsbank (EIB) mit einer Laufzeit<br />
von 22 Jahren.<br />
Vom Bahnhof Ebelsberg<br />
bis zum Pleschinger See<br />
In Linz gibt es den Plan, eine insgesamt zehn Kilometer<br />
lange Seilbahnverbindung vom Bahnhof<br />
Ebelsberg im Süden bis zum Pleschinger<br />
See im Norden mit insgesamt neun Stationen<br />
in drei Etappen zu bauen. Die Streckenführung<br />
soll ein Umsteigen mit zwei S-Bahnen und<br />
einer Straßenbahnlinie sowie das Erreichen<br />
des Linzer Industriegebietes ermöglichen.<br />
Das Fahrgastpotenzial wird aufgrund einer<br />
Verkehrserhebung aus dem Jahr 2012 auf bis<br />
zu 45.000 Passagiere pro Tag geschätzt. Eine<br />
Machbarkeitsstudie für eine Nord-Süd-Verbindung<br />
sei positiv ausgefallen. Aktuell wird über<br />
die Finanzierung der notwendigen 175 oder 283<br />
Millionen Euro verhandelt. Linz nimmt sich<br />
La Paz und El Alto in Bolivien zum Vorbild.<br />
Dort wird ein aus acht Linien bestehendes Seilbahnnetz<br />
von täglich durchschnittlich 230.000<br />
Fahrgästen benutzt.<br />
n<br />
16 ImmoFokus<br />
Winter 2018 17
Marktdaten<br />
Zahlen,<br />
Daten,<br />
Fakten<br />
Immobilienmarkt<br />
<strong>Oberösterreich</strong><br />
SCHÄRDING<br />
11,80 %<br />
ROHRBACH<br />
-2,90%<br />
URFAHR-<br />
UMGEBUNG<br />
-4,70%<br />
FREISTADT<br />
16,60%<br />
SCHÄRDING<br />
21,00 %<br />
ROHRBACH<br />
k.A.<br />
URFAHR-<br />
UMGEBUNG<br />
14,00 %<br />
FREISTADT<br />
40,40 %<br />
BRAUNAU AM INN<br />
11,70 %<br />
RIED IM<br />
INNKREIS<br />
-5,30%<br />
GRIESKIRCHEN<br />
24,50 %<br />
WELS<br />
0,60 %<br />
EFERDING<br />
24,50%<br />
LINZ<br />
12,40% PERG<br />
RIED IM<br />
1,70 %<br />
INNKREIS<br />
-16,10%<br />
LINZ-LAND<br />
2,20 %<br />
BRAUNAU AM INN<br />
12,70%<br />
GRIESKIRCHEN<br />
53,40 %<br />
WELS<br />
8,40%<br />
EFERDING<br />
-28,60%<br />
LINZ<br />
2,80%<br />
LINZ-LAND<br />
-6,50 %<br />
PERG<br />
2,00 %<br />
VÖCKLABRUCK<br />
-7,20 %<br />
STEYR<br />
-3,30%<br />
VÖCKLABRUCK<br />
7,60 %<br />
STEYR<br />
-3,80 %<br />
GMUNDEN<br />
-16,60%<br />
KIRCHDORF<br />
8,10%<br />
GMUNDEN<br />
6,50 %<br />
KIRCHDORF<br />
63,60 %<br />
- +<br />
- +<br />
Einfamilienhäuser +/- Vorjahr<br />
Eigentumswohnungen +/- Vorjahr<br />
Einfamilienhäuser HJ 2018 Anzahl HJ 2018 +/- Vorjahr Preis HJ 2018 +/- Vorjahr +/- zu HJ 2013<br />
Österreich 5.919 19,90% 236.898 6,60% 27,10%<br />
<strong>Oberösterreich</strong> 1.051 25,60% 225.469 0,50% 26,70%<br />
Braunau am Inn 97 49,20% 227.161 11,70% 54,10%<br />
Eferding 31 40,90% 232.961 24,50% 52,10%<br />
Freistadt 46 21,10% 185.494 16,60% 48,10%<br />
Gmunden 92 43,80% 246.947 -16,60% 24,80%<br />
Grieskirchen 60 22,40% 177.608 24,50% 38,10%<br />
Kirchdorf an der Krems 41 -19,60% 204.702 8,10% 51,60%<br />
Linz(Stadt) 30 3,40% 398.947 12,40% 20,10%<br />
Linz-Land 113 3,70% 289.217 2,20% 22,40%<br />
Perg 39 18,20% 232.839 1,70% 20,10%<br />
Ried im Innkreis 60 5,30% 183.522 -5,30% 33,20%<br />
Rohrbach 58 93,30% 158.998 -2,90% 44,90%<br />
Schärding 44 22,20% 161.390 11,80% 17,00%<br />
Steyr (Stadt & Land) 76 40,70% 211.454 -3,30% 20,30%<br />
Urfahr-Umgebung 63 28,60% 248.334 -4,70% 9,00%<br />
Vöcklabruck 96 62,70% 213.737 -7,20% 0,10%<br />
Wels (Stadt & Land) 105 14,10% 256.548 0,60% 34,20%<br />
Quelle „RE/MAX-ImmoSpiegel / IMMOunited GmbH, die Experten für Immobiliendaten“<br />
Eigentumswohnungen Anzahl +/- Vorjahr Preis +/- Vorjahr m 2 - Preis +/- Vorjahr<br />
Österreich 26.166 4,00% 192.475 1,00% 3.059 0,50%<br />
<strong>Oberösterreich</strong> 2.960 6,10% 178.966 2,90% 2.609 4,70%<br />
Braunau am Innn 132 -20,50% 151.036 15,30% 2.082 12,70%<br />
Eferding 66 112,90% 146.966 -13,40% 1.729 -28,60<br />
Freistadt 32 33,30% 183.597 57,60% 2.418 40,40%<br />
Gmunden 338 9,00% 162.879 10,20% 2.256 6,50%<br />
Grieskirchen 102 126,70% 116.595 2,50% 2.402 53,40%<br />
Kirchdorf an der Krems 56 5,70% 130.889 6,40% 1.952 63,60%<br />
Linz (Stadt) 606 -4,30% 206.249 7,90% 2.998 2,80%<br />
Linz (Land) 401 -12,80% 188.663 -7,10% 2.588 -6,50%<br />
Perg 41 -32,80% 164.166 -12,90% 2.477 2,00%<br />
Ried im Innkreis 114 18,80% 166.830 8,80% 1869 -16,10%<br />
Rohrbach 20 -13,00% k.A. k.A. k.A. k.A.<br />
Schärding 69 40,80% 160.947 -2,70% 2.145 21,00%<br />
Steyr (Stadt & Land) 175 29,60% 169.422 -3,20% 2.384 -3,80%<br />
Urfahr-Umgebung 129 16,20% 221.345 23,60% 2.826 14,00%<br />
Vöcklabruck 397 36,40% 198.060 2,00% 3.221 7,60%<br />
Wels (Stadt & Land) 282 -6,60% 167.924 5,90% 2,201 8,40%<br />
Quelle „RE/MAX-ImmoSpiegel / IMMOunited GmbH, die Experten für Immobiliendaten“<br />
18 ImmoFokus<br />
<strong>Oberösterreich</strong> 2018 19
Marktdaten<br />
Einfamilienhäuser<br />
Wohnungen<br />
Wohnungen Preise pro m2<br />
Wohnungen: Größe<br />
TRANSAKTIONEN STÜCK<br />
TRANSAKTIONEN STÜCK<br />
TYPISCHER PREIS<br />
TYPISCHE GRÖSSE<br />
2017 2018 2017 ZU 2018<br />
ANZAHL 2017 2018 2017 ZU 2018<br />
QUADRATMETER 2017 2018 2017 ZU 2018<br />
GRÖSSE 2017 2018 2017 ZU 2018<br />
Österreich 4.936 5.919 19,91%<br />
Österreich 25.160 26.166 4,00%<br />
Österreich 3.045 3.059 0,46%<br />
Österreich 66 66 -0,12%<br />
<strong>Oberösterreich</strong> 837 1.051 25,57%<br />
Oberösterr. 2.790 2.960 6,09%<br />
Oberösterr. 2.491 2.609 4,73%<br />
Oberösterr. 74 74 0,03%<br />
Linz (Stadt) 29 30 3,45%<br />
Linz(Stadt) 633 606 -4,27%<br />
Linz(Stadt) 2.916 2.998 2,81%<br />
Linz(Stadt) 71 73 3,13%<br />
Linz-Land 109 113 3,67%<br />
Linz-Land 460 401 -12,83%<br />
Linz-Land 2.758 2.578 -6,54%<br />
Linz-Land 80 82 1,67%<br />
Urfahr-Umgeb. 49 63 28,57%<br />
Urfahr-Umgeb. 111 129 16,22%<br />
Urfahr-Umgeb. 2.479 2.826 14,00%<br />
Urfahr-Umgeb. 76 91 20,54%<br />
TRANSAKTIONSWERT IN EURO<br />
TRANSAKTIONSWERT IN EURO<br />
25% KOSTETEN WENIGER ALS …<br />
25% KLEINER ALS …<br />
2017 2018 2017 ZU 2018<br />
2017 2018 2017 ZU 2018<br />
Im Positionen Brennpunkt: & Meinungen <strong>Oberösterreich</strong><br />
Im Brennpunkt: <strong>Oberösterreich</strong><br />
Family Business<br />
Miteinander nicht gegeneinander. Im Interview geben sich das Geschäftsführer-Duo der Consulting<br />
Company Anton und Florian Kammerstätter bescheiden und erklären, dass die Zusammenarbeit mit Behörden<br />
nicht schwierig sein muss. Ihr Credo: „Wien ist anders – wir auch.“<br />
Das Gespräch führte: Michael Neubauer<br />
Fotos: Jasmina Rahmanovic<br />
Was ist das Erfolgsrezept der Consulting<br />
Company.<br />
Anton Kammerstätter: Wir sind ein kleines,<br />
schlankes Team mir kurzen Entscheidungswegen.<br />
Wir finden ein Grundstück, haben<br />
eine Vision, wer hier arbeiten und/oder wohnen<br />
könnte. Wir formen ein Team, holen projektbezogen<br />
Fachleute auf Werkvertragsbasis<br />
dazu. Wenn das Projekt beendet ist, geht das<br />
Team wieder auseinander. So können wir uns<br />
mit den besten Spezialisten breit aufstellen<br />
und mit einem kleinen Kernteam auch sehr<br />
große Projekte bewegen.<br />
Ich habe das Unternehmen vor 30 Jahren gegründet.<br />
In den ersten 25 Jahre waren wir fast<br />
ausschließlich in <strong>Oberösterreich</strong> tätig. Vor 20<br />
Jahren wollte Florian nach der Matura Medizin<br />
studieren. In den Ferien vor Studienbeginn<br />
hat Florian bei mir im Büro gearbeitet – und ist<br />
geblieben. Seither arbeiten wir Seite an Seite,<br />
nicht nebeneinander, sondern miteinander.<br />
Florian Kammerstätter: Ein weiterer Vorteil<br />
ist, dass uns der Markt vertraut. Sowohl<br />
der Käufermarkt als auch der Investorenmarkt.<br />
Mittlerweile können wir auch bei<br />
größeren Projekten bis zu 50 Prozent der Investitionssumme<br />
mit unseren treuen Stamminvestoren<br />
stemmen.<br />
Es stimmt. Bis vor kurzem haben wir die meisten<br />
Projekte in <strong>Oberösterreich</strong> realisiert. Ehrlich<br />
gesagt: Uns sind auch die Ideen für tolle,<br />
große Projekte ausgegangen. Wir haben gesehen,<br />
dass es spannender ist, ein Großprojekt zu<br />
machen als in einem engen Markt wie Wels ein<br />
Projekt mit 13.000 Nettonutzfläche zu machen.<br />
Wie oft sind Sie aktuell in Wien?<br />
Florian Kammerstätter: Zwischen zwei und<br />
vier Tagen in der Woche. Das passt ganz gut.<br />
Wien ist mit der Bahn sehr gut zu erreichen.<br />
Seit wir den Schritt von <strong>Oberösterreich</strong> nach<br />
Wien getan haben, sind erst sechs Jahre vergangen<br />
und in dieser Zeit konnten wir uns als<br />
eines der aktivsten Wohnbauunternehmen<br />
am Markt etablieren. Für uns haben sich damit<br />
exzellente und stabile Wachstumsperspektiven<br />
ergeben und Wien ist mittlerweile unser wichtigster<br />
Markt geworden. Rund 280 Wohnungen<br />
in drei Projekten hat das Welser Unternehmen<br />
bereits in Wien errichtet. Der Baustart<br />
für ein weiteres Wohnprojekt mit rund 140<br />
Einheiten erfolgt im Frühjahr.<br />
Der Firmensitz ist in der Bahnhofcity<br />
Wels …<br />
Anton Kammerstätter: … und bleibt auch<br />
hier. Wir haben die Bahnhofcity selbst geplant.<br />
Mit rund 13.000 Quadratmeter Nettonutzfläche<br />
zählt die Bahnhofcity in Wels und Umgebung<br />
sicher zu den größten privaten Bauvorhaben,<br />
das jemals errichtet worden ist. Sie ist zu<br />
fast 100 Prozent vermietet. Ein tolles Projekt.<br />
Fast 12 Jahre alt. Aber es passt nach wie vor. 50<br />
Unternehmen sind eingemietet. Es gibt keinen<br />
Grund, warum man hier ausziehen sollte. Super<br />
ist natürlich auch die Anbindung an den<br />
öffentlichen Verkehr. Wir fahren regelmäßig<br />
mit der Eisenbahn.<br />
Wie sehr hat die Bahnhofcity in Wels das<br />
Leben dort beeinflusst?<br />
Anton Kammerstätter: Mit der Bahnhofcity<br />
in Wels haben wir einen Meilenstein gesetzt.<br />
Der alte Bahnhof war eine einzige Katastrophe,<br />
eine Beton- und Asphaltwüste. Heute hat<br />
Wels ein Entreé – darauf sind wir besonders<br />
stolz. Denn auf unsere Initiative hin, sind die<br />
ÖBB aufgewacht und haben den Bahnhof neu<br />
gestaltet. Wenn man jetzt aussteigt, hat man<br />
einen ganz anderen Eindruck als zuvor. Es ist<br />
sauber, ein städtischer Eindruck mit guter Architektur.<br />
Wenn jemand aussteigt, dann zieht<br />
er Rückschlüsse auf die ganze Stadt, von dem<br />
Punkt, wo er ankommt.<br />
Wir sind aber auch deutlich in Risiko gegangen.<br />
Wir mussten die Bahnhofcity in einem<br />
einzigen Bauabschnitt errichten – und es war<br />
eine Knochenarbeit in einem so engen Markt<br />
das Gebäude zu füllen.<br />
Können Sie sich noch an Ihr erstes Projekt<br />
erinnern?<br />
Florian Kammerstätter: In Thalheim, am<br />
Fuße des Reinbergs, direkt neben der alten<br />
Traunbrücke, haben wir ein gemischt genutztes<br />
Gebäude mit 4.350 Quadratmeter<br />
Nettonutzfläche errichtet. Hochwertige Wohnungen,<br />
Büro- und Ordinationsflächen. Nettes<br />
Detail: Mit diesem Projekt haben wir 1996 der<br />
Österreichische Immobilienpreis gewonnen.<br />
Wir wollten damals ein eigenes Büro, ein<br />
Freund von uns eine Ordination. „Wir finden<br />
nichts – also bauen wir etwas.“ Also waren<br />
wir auf der Suche nach einem geeigneten<br />
Grundstück. Die BUWOG hatte ein geeignetes<br />
Grundstück, die Gemeinde eine Kaufoption,<br />
zu einem vernünftigen Preis. Die Gemeinde<br />
wollte das Grundstück an den übergeben, der<br />
das beste Konzept für Thalheim macht. Immobilienprojekte<br />
haben wir bis dahin nicht<br />
22 ImmoFokus<br />
<strong>Oberösterreich</strong> 2018 23
Im Brennpunkt: <strong>Oberösterreich</strong><br />
gemacht, aber ein Marketingkonzept konnte<br />
ich machen. Gesagt getan: Wir haben gewonnen.<br />
Die Errichtung erfolgte freifinanziert;<br />
bei Baufertigstellung waren rund 95 Prozent<br />
der Flächen verkauft.<br />
Da habe ich mir gedacht: „Toll, dann mache<br />
ich jedes Mal ein Unikat. Da muss ich mich<br />
nicht mit dem allgemeinen Markt rumschlagen,<br />
wo es Verdrängungswettbewerbe<br />
gibt.“ Das nächste Projekt war der Hammerl<br />
Wohnpark im Welser Stadtzentrum. Dann<br />
kam schon die nächste größere Entwicklung,<br />
die Traunufer Arkade Thalheim/Wels. Bei<br />
diesem Projekt haben wir im Vorfeld zum<br />
ersten Mal einen Wettbewerb durchgeführt,<br />
der vom Roland Gnaiger von der Kunstuniversität<br />
in Linz begleitet wurde.<br />
Gibt es bei jedem Projekt einen Wettbewerb?<br />
Anton Kammerstätter: Bei den größeren, ja<br />
– das wollen wir auch gerne machen. Wettbewerbe<br />
dienen der Ideenfindung. Wir wollen ja<br />
das Bestmögliche aus jedem Projekt machen.<br />
Aber zieht ein Wettbewerb nicht die Verfahrensdauer<br />
in die Länge und steigert die<br />
Kosten?<br />
Anton Kammerstätter: Das ist der falsche<br />
Ansatz. Ein Wettbewerb ist Bereicherung. Ein<br />
Projekt mit einem Wettbewerb erhöht das<br />
Standing Bevölkerung und Politik. Da habe<br />
ich lieber am Anfang mehr Kosten – klar muss<br />
man etwas ausgeben. Aber dann habe ich ein<br />
Produkt, auf das ich Jahrzehnte lang stolz sein<br />
kann – und das können wir. Oft geht es auch<br />
um eine Umwidmung. Diese sind in Wettbewerben<br />
leichter zu realisieren. Wenn es von<br />
allen Projektbeteiligten gewünscht ist, dann<br />
setzten alle Energie dahinter, dass es schnell<br />
umgesetzt wird. Ich bin 100 Prozent überzeugt,<br />
dass ein richtiger, offener und fairer<br />
Wettbewerb mit Diskussion das Wert ist. Dem<br />
stellen wir uns gern.<br />
Ihre ersten Schritte in Wien?<br />
Anton Kammerstätter: Ich kann mich noch<br />
genau erinnern, wie ich im Café Dommayer<br />
in Hietzing einen Freund getroffen habe, der<br />
gemeint hat ich bin dumm, wenn ich glaube,<br />
ich kann einfach da herfahren und sagen ich<br />
mache jetzt Projekte in Wien. Aber: Alles fängt<br />
mit der ersten Idee und den ersten Telefonaten<br />
an. Mit dem wohn:park:zwölf ist uns ein<br />
perfekter Start in Wien gelungen. Wir haben<br />
fast 30 Millionen Euro investiert und offenbar<br />
genau den Wohngeschmack der Wiener<br />
getroffen. Schon bei diesem ersten Projekt in<br />
Wien haben uns viele unserer oberösterreichischen<br />
Stammkunden begleitet und investiert.<br />
Mittlerweile bauen wir in Wien rund 150 Wohnungen<br />
pro Jahr. Das Schöne daran ist: Unsere<br />
Stamminvestoren stehen zu und hinter uns.<br />
<strong>Oberösterreich</strong>er?<br />
Florian Kammerstätter: Fast durchwegs.<br />
Natürlich sind durch die vergangenen<br />
Projekte auch Wiener dazugekommen, die<br />
gesehen haben, was wir in <strong>Oberösterreich</strong><br />
gemacht haben und was wir mit Investoren<br />
aus <strong>Oberösterreich</strong> realisiert haben. Das hat<br />
Hand und Fuß und so konnten wir einige<br />
Wiener gewinnen.<br />
Sie arbeiten viel mit EHL Immobilien zusammen.<br />
Wie kam die Zusammenarbeit<br />
mit EHL und Michael Ehlmaier zustande?<br />
Anton Kammerstätter: Wir waren gerade<br />
bei BWM Architekten im Margaretenhof, um<br />
ein neues Projekt zu besprechen. Während<br />
des Termins versuchte mein Büro immer<br />
wieder mich zu erreichen. Ich habe nicht<br />
abgehoben, weil ich mir gedacht habe „…<br />
wird schon nicht so wichtig sein.“ Das Büro<br />
lies aber nicht locker. „Ich muss sofort einen<br />
Herrn Ehlmaier anrufen“, wurde mir ausgerichtet.<br />
Im ersten Augenblick habe ich nicht<br />
an Michael Ehlmaier gedacht. Doch dann<br />
kam die Bestätigung – es ist DER Michael<br />
Ehlmaier von EHL Immobilien.<br />
Wir haben einander noch am selben Tag<br />
in einem Baucontainer getroffen und von<br />
Anfang an gut verstanden. Zwei Tage später<br />
war ich mit meinen Söhnen bei EHL, um die<br />
Kooperation zu fixieren. Diese läuft perfekt<br />
– ganz ohne Vertrag. Den hätten wir so oder<br />
so nicht eingehalten, weil beide Seiten ihn<br />
übererfüllen.<br />
EHL macht für uns die Verwaltung und unterstützt<br />
uns im Verkauf, wenngleich wir das<br />
alleine auch bewältigen könnten. Aber wir nehmen<br />
das gerne an. Als Komplettabwickler sind<br />
wir für verschiedene Positionen verantwortlich.<br />
Von der Produktentwicklung bis zur Bauträgerabwicklung,<br />
Vertrieb und Übergabe der<br />
Wohnungen, Marketing. Unsere Branche ist<br />
ziemlich diffizil. Da darf man in keinem Punkt<br />
etwas falsch machen. Auch nicht im Vertrieb –<br />
da teilen wir das Honorarvolumen gerne.<br />
Das bislang größte Projekte betraf die<br />
Körner-Kaserne?<br />
Anton Kammerstätter: … ein wirklich tolles<br />
Projekt mit einer interessanten und gleichzeitig<br />
ungewöhnlichen Vorgeschichte. Uns<br />
wurde von einem Makler ein Objekt in Wien<br />
Penzing Ecke Hütteldorferstraße/Leyserstraße<br />
zum Kauf angeboten. Wir haben das<br />
damals geprüft und festgestellt, dass es nicht<br />
machbar ist: Ein unkündbarer Mietvertrag<br />
mit der Polizei und einem Kindergarten. Wir<br />
haben gerechnet und gerechnet. Das Projekt<br />
war wirtschaftlich nicht machbar. Wir haben<br />
uns daher entschlossen, von diesem Projekt<br />
zurückzutreten. Knapp ein dreiviertel Jahr<br />
später haben wir gelesen, dass die an diese<br />
Liegenschaft unmittelbar angrenzende Körner-Kaserne<br />
in der Leyserstraße von der SIV-<br />
BEG in einem Bestbieterverfahren verkauft<br />
werden soll.<br />
Unser Kalkül war, dass wir am Grundstück<br />
der Körner-Kaserne Polizei und Kindergarten<br />
in einem Containerdorf vorübergehend aussiedeln<br />
könnten. Damit würde unserem Projekt<br />
„Steinterrassen“ in der Leyserstraße in<br />
Wien 14 realisierbar werden. Florian war am<br />
Anfang skeptisch. Wir haben uns mit Freunden<br />
und Partnern beraten. Schlussendlich<br />
haben wir geboten und wider Erwarten den<br />
Zuschlag bekommen. Zugegeben: Nicht nur<br />
der Mitbewerb war überrascht. Auch wir waren<br />
es – und haben beide Projekte umgesetzt.<br />
Dann ging es ans Klinkenputzen. Wir haben<br />
uns bei allen involvierten Bezirksstellen<br />
vorgestellt. Wahrscheinlich haben manche<br />
unserer Kontakte innerlich gelächelt … „die<br />
da aus der Provinz.“<br />
Mit unseren Partnern wie BWM Architekten<br />
und EHL haben wir das Projekt sauber aufgesetzt<br />
und für die verschiedenen Verfahrensabläufe<br />
Berater hinzugezogen – Christoph Luchsinger,<br />
Fachbereich Städtebau TU Wien, Klaus<br />
Wolfinger, Wolfinger Consulting.<br />
Dort, wo wir gedacht haben, wir brauchen Unterstützung,<br />
haben wir Hilfe gesucht. Das Team<br />
von next-pm hat uns bei der Durchführung des<br />
international offenen Wettbewerbs – aus dem<br />
driendl*architects als Sieger herausgingen – für<br />
das Areal unterstützt. Für das Bürgerbeteiligungsverfahren<br />
haben wir Emrich Consulting<br />
hinzugezogen. Dort, wo es notwendig war, haben<br />
wir uns punktuell verstärkt.<br />
Gibt es schon ein neues Projekt<br />
am Horizont?<br />
Anton Kammerstätter: Eines? (lacht). Im<br />
14. Wiener Gemeindebezirk konnten wir<br />
eine 2.900 Quadratmeter große Liegenschaft<br />
ankaufen, auf welcher 134 Wohnungen entstehen<br />
werden. Damit wächst unser Entwicklungsportfolio<br />
in Wien auf fünf Projekte. Das<br />
Grundstück befindet sich in einer attraktiven<br />
Wohnlage mit guter Anbindung an den öffentlichen<br />
Vekehr (U3-Stationen Kendlergasse<br />
und Hütteldorfer Straße) sowie zahlreichen<br />
Grünflächen in unmittelbarer Nähe.<br />
Wir sind auf diese Liegenschaft im Rahmen<br />
des Projektes Körner-Kaserne aufmerksam<br />
geworden. Bei unserem ersten Anlauf wollte<br />
der Eigentümer noch nicht verkaufen. „Wenn<br />
ich in den Ruhestand gehe und den Betrieb<br />
aufgebe, melde ich mich bei ihnen.“ Jetzt hat<br />
er sich gemeldet.<br />
Wien Penzing, der 14. Bezirk hat es Ihnen<br />
angetan?<br />
Anton Kammerstätter: Das hat sich durch<br />
die Projekte Steinterassen und Theodor Körner<br />
Kaserne so ergeben. Da bekommt man<br />
mit, wer verkaufen will – und unser guter<br />
Ruf, Vereinbarung auf Punkt und Komma<br />
einzuhalten, eilt uns bei Verkaufswilligen<br />
Grundstückeigentümern, aber auch bei der<br />
Politik voraus. Die waren ganz erstaunt, dass<br />
wir alles gehalten haben, was versprochen<br />
wurde.<br />
Wiener Developer berichten hier von<br />
durchaus anderen Erfahrungen.<br />
Anton Kammerstätter: Da gibt es ein<br />
Sprichwort: Wie man in den Wald hineinruft,<br />
so schallt es heraus. Es ist eigentlich sehr einfach.<br />
Das, was man verspricht auch einzuhalten.<br />
Damit kann man auch bei den Investoren<br />
punkten.<br />
Viele unserer Kunden sind Wiederholungstäter.<br />
Sie investieren, weil sie begeistert sind,<br />
dass alles funktioniert. Die wollen dann,<br />
wenn das nächste Projekt rausgeht, angerufen<br />
werden. Das ist das größte Kompliment,<br />
wenn deine Kunden sagen, es war so gut, dass<br />
wir wieder kaufen.<br />
Ist es in <strong>Oberösterreich</strong> schwieriger geworden,<br />
Grundstücke zu finden?<br />
Florian Kammerstätter: Ich denke schon.<br />
Wir konzentrieren uns auf die Ballungsräume,<br />
wo wir wissen, dass es eine Nachfrage<br />
gibt. Das kann man sich erlauben, wenn<br />
man so gut ausgelastet ist wie wir. In diesen<br />
Ballungsräumen gibt es nicht so viele Grundstücke.<br />
Viele, die uns angeboten werden, sind<br />
einfach zu teuer. Das wollen wir keinesfalls.<br />
Irgendwer muss den zu hohen Grundpreis an<br />
den Endkunden weitergeben – das geht nicht.<br />
Die Gegenstrategie wäre personelles<br />
Wachstum<br />
Anton Kammerstätter: Wachstum ist ein<br />
Thema. Grundstücke ohne Widmung oder<br />
Bebauungspläne zu finden, dafür braucht<br />
es nur ein kleines Beraterteam. Das könnten<br />
zwei Personen von uns hinbekommen. Aber<br />
die Abwicklung und Bauträgerorganisation<br />
24 ImmoFokus<br />
<strong>Oberösterreich</strong> 2018 25
Im Brennpunkt: <strong>Oberösterreich</strong><br />
ist äußerst personalintensiv. 500 oder 800<br />
Wohnungen mit der bestehenden Mannschaft<br />
zu errichten, wäre vielleicht möglich,<br />
aber nicht in der Qualität, die wir bei unseren<br />
Projekten erreichen wollen. Qualitätsabschläge<br />
wollen wir nicht.<br />
Florian Kammerstätter: Das Schöne ist,<br />
dass wir nicht alles selber bauen müssen.<br />
So haben wir uns auch beim Projekt Körner-<br />
Kaserne zurückgenommen und den geförderten<br />
Anteil verkauft. Wir haben Michael<br />
Pech ÖSW Österreichisches Siedlungswerk<br />
angesprochen, ob der nicht Partner im Projekt<br />
sein möchte. Er war erstaunt und hatte<br />
es nicht erwartet. Am Ende des Tages haben<br />
wir uns nach dem Wettbewerb entschieden,<br />
selbst gar nichts mehr zu bauen, uns rauszunehmen<br />
und die Großen, wie eben die ÖSW<br />
oder die Sozialbau, machen zu lassen. Wir<br />
konzentrieren und jetzt auf das Projekt Breitenseerstraße,<br />
ein 32 Millionen Projekt. Da ist<br />
unser Laden perfekt ausgelastet und verdienen<br />
auch etwas dabei. Wir werden auch in<br />
Kooperation mit der Sozialbau neue Projekte<br />
angehen. Wenn es eine nächste Chance gibt,<br />
wo geförderter Wohnbau gefordert wird,<br />
werden wir das gemeinsam realisieren. Wir<br />
haben uns für ein bestimmtes Projekt schon<br />
die Hände gereicht.<br />
Welches Projekt?<br />
Anton Kammerstätter: Es ist in Wien.<br />
(lacht)<br />
Was macht Wien so attraktiv? Marktteilnehmer<br />
sprechen davon, dass man in<br />
den Bundesländern höhere Renditen<br />
erzielen kann.<br />
Florian Kammerstätter: Das sehen wir nicht<br />
so. Die Rendite für Wohnen ist annähernd<br />
überall gleich. Wenn die Wohnung mehr kostet,<br />
muss auch zwangläufig der Mietpreis höher<br />
sein. Die Bruttorenditen liegen zwischen 3,0<br />
und 3,5 Prozent. Aber in Wien hat man eher die<br />
Chance eine hundertprozentige Vermietung zu<br />
erreichen, weil zu wenige Wohnungen da sind.<br />
Das ist in <strong>Oberösterreich</strong> schon schwieriger.<br />
Man bekommt vielleicht in Wels 1/10 Prozent<br />
Rendite mehr. Da muss aber alles passen. In<br />
den normalen innerstädtisch Lagen ist das<br />
nicht mehr möglich wie in Wien. Aber der<br />
Bundeshauptstadt traut man mehr in Richtung<br />
Werterhalt und -zuwachs, Vermietbarkeit zu.<br />
Anton Kammerstätter: Viele, die uns über<br />
Jahre schon kennen, haben gesagt: „Wenn<br />
ihr in Wien was macht, dann kaufen wir auch<br />
eine Wohnung bei euch.“ Das haben sie wahr<br />
gemacht. Viele Kunden sagen aber auch, sie<br />
wollen ihre Immobilie sehen und vorbeifahren<br />
WORDRAP mit Anton<br />
Kammerstätter<br />
Nehmen Sie gern Risiko?<br />
Ein gewisses ja, das gehört zu einem Unternehmer/Pionier.<br />
SMS, WhatsApp oder Telefon?<br />
Ich spreche gerne mit Menschen.<br />
Wo liegen Ihre Stärken und Schwächen?<br />
Mut, strukturiertes Denken, Beständigkeit – fordere mein Umfeld immer wie mich.<br />
Ausdauer und Ungeduld<br />
Ausdauer ist eine Grundvoraussetzung für meinen Beruf, leider bin ich oft etwas<br />
ungeduldig.<br />
Womit kann man Sie aus der Fassung bringen?<br />
Unehrlichkeit, Herumtrampeln auf Schwächeren, wenn keine Entscheidungen fallen.<br />
Bier – Wein- Champagner?<br />
Guten Rotwein<br />
Welches Buch liegt auf Ihrem Nachttisch?<br />
Warren Buffett – Das Leben ist wie ein Schneeball<br />
Wenn Sie im Auto das Radio aufdrehen – welcher Sender läuft?<br />
Live Radio<br />
Wenn ich heute zehn Millionen im Lotto gewonnen hätte, dann würde ich<br />
vermutlich …<br />
Den Großteil in Immobilien investieren.<br />
Mit welcher lebenden oder bereits verstorbenen Person würden Sie gerne<br />
einen Abend verbringen?<br />
Mit meinem Großvater<br />
Hund - Katze – Kanarienvogel?<br />
Katze<br />
WORDRAP mit Florian<br />
Kammerstätter<br />
Nehmen Sie gern Risiko?<br />
Ja, durchaus. Aber nur in dem Ausmaß, in dem es für meine Familie und<br />
unser Unternehmen sinnvoll und wichtig ist.<br />
SMS, WhatsApp oder Telefon?<br />
Ich telefoniere gerne und viel, genieße aber immer öfter auch im Berufsleben<br />
kurze Abstimmungen per WhatsAppn.<br />
Wo liegen Ihre Stärken und Schwächen?<br />
Ich denke, dass ich gut mit Menschen umgehen und Emotionen vermitteln<br />
bzw. begeistern kann. Nicht so gut bin ich leider dabei, geduldig zu sein.<br />
Womit kann man Sie aus der Fassung bringen?<br />
Mit Unpünktlichkeit.<br />
Bier – Wein- Champagner?<br />
Durchaus gerne einmal ein Glas Champagner.<br />
Welches Buch liegt auf Ihrem Nachttisch?<br />
Passagier 23 von Sebastian Fitzek<br />
Wenn Sie im Auto das Radio aufdrehen – welcher Sender läuft?<br />
Meistens Ö3<br />
Wenn ich heute zehn Millionen im Lotto gewonnen hätte, dann<br />
würde ich vermutlich …<br />
Das meiste davon in Immobilien investieren, jedenfalls aber einmal einen<br />
ausgedehnten Urlaub mit meiner Frau machen.<br />
Mit welcher lebenden oder bereits verstorbenen Person würden<br />
Sie gerne einen Abend verbringen?<br />
Ayrton Senna<br />
Hund - Katze – Kanarienvogel?<br />
Zwei Hunde, eine Katze<br />
26 ImmoFokus<br />
<strong>Oberösterreich</strong> 2018 27
Im Brennpunkt: <strong>Oberösterreich</strong><br />
können. Wir betreuen auch 300 Mietwohnungen<br />
mit in Summe 15.000 Quadratmeter<br />
Wohnfläche.<br />
Welche Rolle spielt Airbnb bei Ihren Käufern?<br />
Anton Kammerstätter: Wir setzen uns damit<br />
auseinander und lehnen es ab.<br />
Warum?<br />
Florian Kammerstätter: Unsere konservativen<br />
Wohnungskäufer wollen wissen, wer<br />
in ihren Wohnungen lebt. Sie wollen keine<br />
Mieter, die sich über Airbnb Zusatzeinkommen<br />
verschaffen. Der Ausschluss alternativer<br />
Vermietungssysteme war noch für keinen<br />
Investor ein Grund, eine Wohnung nicht<br />
zu kaufen, eher im Gegenteil. Es gibt ihnen<br />
Sicherheit, dass es so benutzt wird, wie es<br />
vorgesehen ist.<br />
Anton Kammerstätter: Lassen sie mich<br />
eines klarstellen. Wir sind absolute Boardinghouse-Fans.<br />
Wir würden gerne derartige Projekte<br />
umsetzen, aber nur für einen institutionellen<br />
Investor oder als eigenes Investment<br />
für uns selbst. Für einen klassischen Anleger<br />
ist diese Anlageform aus unserer Sicht nicht<br />
geeignet.Wir fühlen uns dort wohl, wo wir<br />
eine große Käuferschicht ansprechen können.<br />
Dann bricht auch nichts zusammen,<br />
wenn sich durch politische oder steuerliche<br />
Aspekte etwas ändert. Unsere Projekte bewegen<br />
sich im Preisband zwischen 3.800 und<br />
3.900 Euro netto. Das ist ein verständlicher<br />
Preis für den Markt. Deshalb sind wir auch<br />
zu 100 Prozent ausverkauft. Hier bewegen<br />
wir uns in einem sicheren Markt. Wenn es<br />
über 6.000 oder 7.000 Euro geht, fühlen wir<br />
uns nicht wohl. Um hier erfolgreich zu sein,<br />
braucht man eine noch bessere Marktdurchdringung<br />
in Wien.<br />
Sie werden sich demnächst aus dem operativen<br />
Geschäft zurückziehen. Alles geregelt?<br />
Anton Kammerstätter: Alles geregelt. Bei<br />
uns gibt es keine Generationenkonflikte. Wir<br />
arbeiten seit 20 Jahren ohne Unterbrechung<br />
in einem Büro. Dass nicht immer alles Sonnenschein<br />
ist, ist klar, deshalb, weil wir zwei<br />
impulsive Typen sind. Wir sind total ehrlich<br />
und nehmen uns kein Blatt vor den Mund.<br />
Wenn einem etwas auf die Nerven geht, sagt<br />
er das. Ende. Das ist dann aber schnell vorbei<br />
und verraucht. Generationenkonflikt haben<br />
wir nicht.<br />
Florian Kammerstätter: Ich bin jetzt<br />
schon für die Vermarktung zuständig. Der<br />
Verkauf muss an einer Stelle zusammenlaufen.<br />
Ich glaube, ich habe die in mich<br />
gesetzten Erwartungen erfüllt. Bei unseren<br />
aktuellen Projekten haben wir schon 20<br />
Prozent Vormerkungen, bevor wir noch den<br />
ersten Newsletter ausgeschickt haben.<br />
Anton Kammerstätter: Wir ergänzen uns<br />
als Team perfekt. Wir hätten das Projekt<br />
Körner-Kaserne nicht angehen können,<br />
wenn es uns nicht beide gäbe. Während<br />
wir die Kaserne entwickelt haben, bin ich<br />
1-2 Jahre alleine gelaufen – ohne Florian,<br />
der natürlich punktuell immer dabei war.<br />
Er hat pro Jahr 100 bis 150 Wohnungen<br />
locker konstruiert, errichtet und verkauft.<br />
Auch nicht alleine. Seit fünf Jahren mit<br />
meinem Bruder an der Seite. Ich bin froh,<br />
dass es meinen Bruder gibt. Meine Kinder<br />
sind zu jung, um nachzufolgen und<br />
wollen vielleicht auch nicht unbedingt in<br />
diese Fußstapfen treten. Das Thema stellt<br />
sich auch noch nicht. Nur mein Bruder ist<br />
einfach mein Bruder. Er gehört dazu und<br />
dem vertraut man. Er ist loyal, da macht es<br />
doppelt Spaß.<br />
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28 ImmoFokus<br />
<strong>Oberösterreich</strong> 2018 29
Im Brennpunkt: <strong>Oberösterreich</strong><br />
Im Brennpunkt: <strong>Oberösterreich</strong><br />
„Die Preise für<br />
Grundstücke und<br />
Immobilien in<br />
wichtigen Städten<br />
werden anziehen.“<br />
Michael Baert, IFA-Vorstand<br />
Mangelnde Förderkultur<br />
„Wir würden gerne mehr in Linz machen. Aber es ist schwierig, wirklich gute Liegenschaften zu einem<br />
wirtschaftlich sinnvollen Preis zu bekommen“, meint IFA-Vorstand Michael Baert im Gespräch mit dem<br />
ImmoFokus. Die Sanierungsförderung ist allerdings viel zu gering dotiert.<br />
Was macht <strong>Oberösterreich</strong> für die IFA so<br />
besonders?<br />
Michael Baert: <strong>Oberösterreich</strong> ist ein extrem<br />
interessantes Bundesland – vor allem<br />
weil es wirtschaftlich so erfolgreich ist.<br />
Ich merke nicht zuletzt bei vielen unserer<br />
Kunden, dass es hier eine sehr stark aufgestellte<br />
selbstständige Schicht gibt, die über<br />
Fachwissen verfügt, weltweit unterwegs<br />
und höchst innovativ ist. Ich merke auch,<br />
dass es dem Wohnbaureferenten und stellvertretenden<br />
Landeshauptmann Manfred<br />
Das Gespräch führte: Michael Neubauer<br />
Haimbuchner ein echtes Anliegen ist, beim<br />
Wohnbau etwas voran zu bringen. Ich habe<br />
mit ihm erst kürzlich ein Gespräch über<br />
die Sanierungsförderung in <strong>Oberösterreich</strong><br />
geführt. Diese funktioniert gut, könnte aber<br />
im Vergleich zu anderen Bundesländern optimiert<br />
werden.<br />
Was sollte geändert werden?<br />
> > Wir hätten gerne, dass die Dotierung der<br />
Fördermittel ähnlich wie in Wien oder in der<br />
Steiermark gestaltet wird. Dort ist es unter<br />
bestimmten Umständen möglich, Bestände<br />
abzubrechen und mit Sanierungsmitteln<br />
Neubauten zu errichten. Nachdem die Stadt<br />
Wien einer der größten Wohnungsbesitzer<br />
weltweit ist, und ein erheblicher Teil des<br />
Bestandes zwischen 1890 und 1935 errichtet<br />
wurde, ist dort die Sanierungsförderung<br />
schon aus Eigeninteresse sehr hoch dotiert.<br />
In der Steiermark hat die Sanierungsförderung<br />
zum Beispiel in Graz dazu geführt, dass<br />
trotz Bevölkerungswachstum sehr viel leistbarer<br />
Wohnraum verfügbar ist.<br />
Fotos: Helga M. Auer<br />
Welche Rolle spielen die unterschiedlichen<br />
Bauordnungen?<br />
> > Die Bauordnung spielt in diesem Zusammenhang<br />
eine sehr untergeordnete Rolle.<br />
Eine Vereinheitlichung wäre wünschenswert.<br />
Tatsache ist jedenfalls, dass die Sanierungsverordnung<br />
und Durchführungsverordnung<br />
Ländersache ist. Da haben die jeweiligen Beamten<br />
in ihren Bundesländern unterschiedliche<br />
Ansichten, was zu tun ist. Es gibt aber<br />
Rahmenbedingungen, die bundesweit geregelt<br />
sind. Zum Beispiel, dass geförderte Sanierungen<br />
auf 15 Jahre abschreibbar sind.<br />
Ist der Umkehrschluss erlaubt, dass die<br />
IFA mehr in Linz machen würde, wenn<br />
sich die Rahmenbedingungen ändern<br />
würden?<br />
> > Das würden wir auf jeden Fall. Unser letztes<br />
großes Projekt in Linz war die Sanierung<br />
des denkmalgeschützten Palais Zollamt. Dafür<br />
haben wir die Auszeichnung „Denkmal<br />
des Jahres“ erhalten. Keine Frage, wir würden<br />
gerne mehr in Linz machen. Aber es ist<br />
schwierig, wirklich gute Liegenschaften zu<br />
einem wirtschaftlich sinvollen Preis zu bekommen.<br />
In Linz kommt dazu, dass die Genossenschaften<br />
viele unbebaute Grundstücke<br />
besitzen, die in der Vergangenheit deutlich<br />
günstiger eingekauft werden konnten.<br />
Wie schaut es mit Aktivitäten in anderen<br />
Bundesländern aus?<br />
> > Wir haben in den letzten Jahren Graz sehr<br />
stark forciert. Einerseits wegen der guten Förderungslage<br />
und andererseits auf Nachfrage<br />
unserer ifa-Investoren. Auch wenn österreichische<br />
Investoren, bis auf wenige Ausnahmen,<br />
am liebsten in Wien kaufen, sind sie<br />
ihrem jeweiligen Umfeld sehr treu. Anleger<br />
sollten aber durchaus einen Blick in andere<br />
Bundesländer werfen: Es gibt immer wieder<br />
sehr interessante und nachhaltige Projekte<br />
der ifa AG.<br />
Was macht Landeshauptstädte so besonders?<br />
> > Es entsteht sehr viel Wohnraum, etwa in<br />
Graz. Die Mietpreisentwicklung verläuft<br />
moderater als in Wien, weil der Wohnbau<br />
mit der Bevölkerungsentwicklung sehr gut<br />
Schritt hält.<br />
Sind nicht die vergleichsweise höheren<br />
Renditen in den Landeshauptstädten ein<br />
Argument für Investoren, sich mit diesen<br />
Märkten auseinanderzusetzen?<br />
> > Das niedrige Renditeniveau in Wien ist darauf<br />
zurückzuführen, dass dort die Grundstückspreise<br />
österreichweit am höchsten<br />
sind. Die Baukosten sind in Wien ebenfalls<br />
höher, auch wenn hier der Unterschied zu<br />
den Bundesländern nicht so groß ist. Deshalb<br />
hat man normalerweise in den Bundesländern,<br />
eben Graz oder Linz, eine höhere<br />
Rendite.<br />
Werden die Immobilienpreise weiter<br />
steigen?<br />
> > Ich glaube, dass die Preise für Grundstücke<br />
und Immobilien in wichtigen Städten<br />
wie Linz, Salzburg, Innsbruck und Graz noch<br />
weiter anziehen werden. In Wien sollten die<br />
Preise dagegen weniger stark steigen. Die<br />
Grundstücksverkäufer gehören deshalb zu<br />
den Gewinnern, weil die Grundstückspreise<br />
in den letzten Jahren deutlich stärker gestiegen<br />
sind, als die Preise in anderen Bereichen.<br />
Die Entwicklung der Wohnungskosten<br />
30 ImmoFokus<br />
Winter 2018 31
Im Brennpunkt: <strong>Oberösterreich</strong><br />
ist deutlicher durch die Grundstückskosten<br />
als durch die Baukosten getrieben.<br />
Ist der Marktzyklus im Wohnbereich<br />
schon am Ende?<br />
> > Das sollte man aufgrund der Renditeentwicklung<br />
glauben. Auf der anderen Seite sage<br />
ich seit fünf Jahren, dass die Grundstückspreise<br />
und auch die Baupreise nicht mehr<br />
steigen können. Trotzdem erlebe ich nahezu<br />
jeden Tag, dass die Preise wieder gestiegen<br />
sind. In dieser Situation sind wir jedenfalls<br />
nur angelangt, weil die Zinsen so niedrig<br />
sind. Heute werden Vorsorgewohnungen mit<br />
ca. drei Prozent „Maklerrendite“ verkauft. Da<br />
sind Ankaufsnebenkosten oft nicht enthalten.<br />
Die große Frage ist, was passiert, wenn<br />
ich wieder zwei Prozent auf ein Sparbuch bekomme.<br />
Und so absurd ist das keineswegs.<br />
Darf man angesichts der hohen Grundstückspreise<br />
als Developer noch ruhigen<br />
Gewissens Grundstücke kaufen. Rechnet<br />
sich das Geschäft noch?<br />
> > Von vielen Seiten wird gefordert, beim geförderten<br />
Wohnbau sowohl die finanziellen<br />
Grenzen für den Ankauf von Grundstücken<br />
Zur Person<br />
Michael Baert ist seit<br />
2013 im Vorstand der<br />
ifa – Institut für Anlageberatung<br />
AG. Er ist<br />
beeideter Ziviltechniker<br />
und Bauträger. Seit 2001<br />
war er in beratenden bzw.<br />
Geschäftsführungs- und<br />
Vorstandspositionen in<br />
europäischen Ländern in<br />
den Bereichen Erneuerbare<br />
Energien und Immobilien<br />
tätig.<br />
als auch die Baukostengrenze anzuheben.<br />
Das hätte die Folge, dass die Mieten im geförderten<br />
Wohnbau steigen würden. Da stellt<br />
sich natürlich die Frage, ob das die Politik zulassen<br />
wird?<br />
In Wien beträgt bei der Neubauförderung<br />
die Kostenobergrenze für den Grundanteil<br />
lageabhängig 250-290 Euro pro Quadratmeter<br />
Nutzfläche. Zu diesem Preis kann man<br />
schon lange nichts mehr einkaufen. Grundsätzlich<br />
hat die Stadt zwei Möglichkeiten: Sie<br />
kann entweder die förderbaren Obergrenzen<br />
erhöhen und an den Markt angleichen oder<br />
widmungstechnisch eingreifen. Allein der<br />
Bestand an Flächenreserven innerhalb bestehender<br />
Gemeindebauanlagen ist riesig.<br />
Laut einer Studie der Arbeiterkammer<br />
wäre es möglich, im Bereich Gemeindeund<br />
sozialer Wohnbau durch Verdichtung<br />
150.000 zusätzliche Wohneinheiten zu<br />
realisieren.<br />
> > Das halte ich für vorstellbar, einerseits im<br />
Bereich der Aufstockung, andererseits durch<br />
Verdichtung. Viele Gemeindebauten bzw.<br />
Anlagen verfügen über Grünflächen, wo einfach<br />
„hineingebaut“ werden könnte. Mit der<br />
aktuellen Überarbeitung der Bauordnung für<br />
Wien versucht die Stadt einen neuen Ansatz.<br />
Zukünftig soll unter gewissen Voraussetzungen<br />
ein Teil des Wohnflächengewinns durch<br />
Umwidmungen preislich sehr günstig für geförderten<br />
Wohnbau möglich sein. Aber auch<br />
bei den Kosten werden wir ansetzen müssen.<br />
Heute wird im geförderten Wohnbau eine<br />
Qualität realisiert, mit der kein einziges privates<br />
Vorsorgemodell mithalten kann. Wo sonst<br />
findet man schon verglaste Fahrradräume im<br />
Erdgeschoß und Fitnessräume, Schwimmbäder<br />
und Saunen.<br />
Wir schließen um die 1.800 Mietverträge im<br />
Jahr ab und gehören damit zu den größten<br />
Wohnungsmaklern Österreichs. Angesichts<br />
der Tatsache, dass wir jährlich rund 12.000<br />
Besichtigungen verzeichnen, merkt man wie<br />
groß die Zahl der Suchenden ist. Der Druck<br />
auf leistbaren Wohnraum nimmt hier wirklich<br />
zu. Aber auch das könnte man in den Griff<br />
bekommen. So könnte sich die Stadt Wien<br />
etwa überlegen, ob jemand, der vor 20 Jahren<br />
Anspruch auf eine Gemeindewohnung<br />
hatte, den heute auch noch hat. Ich finde es<br />
gut, dass man Menschen, die sich Wohnraum<br />
schwer leisten können, unterstützt. Für mich<br />
ist soziale Verantwortung sehr wichtig. Wenn<br />
es Bewohnern geförderter Mietwohnungen<br />
später finanziell besser geht, sollen auch sie<br />
ihren Teil beitragen, dass anderen geholfen<br />
werden kann.<br />
Welches interessantes IFA-Projekt<br />
kommt demnächst auf den Markt?<br />
> > In Graz, Linz und Innsbruck haben wir<br />
mehrere Projekte fertig platziert. Derzeit investieren<br />
kann man in die dritte Tranche „Palais<br />
Faber“ in Salzburg und in „Geiselberg3“ in<br />
Wien. Für uns ist es wichtig, so zu bauen, wie<br />
es auch in Zukunft gebraucht und gewünscht<br />
wird, also in 20 oder gar 100 Jahren. Da Wohnen<br />
teuer ist, werden die Wohnungen weiter<br />
kleiner werden. Allerdings kann es auch<br />
nicht die Lösung sein, Wohnungen nur kleiner<br />
zu machen. Wenn man schon von den<br />
Mieteinnahmen her gesetzlich reglementiert<br />
wird, stellt sich die Frage, was man zusätzlich<br />
noch anbieten kann, um ein Projekt<br />
attraktiver zu machen bzw. seinen Ertrag zu<br />
steigern. Darüber denken wir gerade intensiv<br />
nach und werden bald entsprechende<br />
Konzepte präsentieren.<br />
n<br />
„In Salzburg<br />
kann man derzeit<br />
in die 3. Tranche<br />
`Palais Faber´<br />
investieren.“<br />
Wir verbinden,<br />
was zusammen<br />
gehört.<br />
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<strong>Oberösterreich</strong><br />
32 ImmoFokus<br />
Winter 2018 33
Im Positionen Brennpunkt: & Meinungen <strong>Oberösterreich</strong><br />
Im Brennpunkt: <strong>Oberösterreich</strong><br />
Zukunftsmusik<br />
Big Data<br />
Digitale Revolution. Der Gründer eines der größten österreichischen<br />
Immobiliensoftware-Anbieter namens EDI-Real Christian M. Kaindl spricht<br />
über Zukunftstrends und aktuelle Herausforderungen.<br />
Das Gespräch führte: Michael Neubauer<br />
Fotos: Jasmina Rahmanovic<br />
Haben digitale Trends und Immobilienplattformen<br />
den Markt verändert?<br />
Christian Kaindl: Vollkommen. Aber auch<br />
jetzt muss sich jemand hinsetzen, ein ansprechendes<br />
Exposé verfassen und festlegen, in welchen<br />
Medien die Immobilie beworben werden<br />
soll. Unabhängig ob Vermietung oder Verkauf,<br />
der Weg führt heute über elektronische Medien,<br />
also Immobilienplattformen.<br />
Wie hat sich der Softwarebereich aus Ihrer<br />
Sicht in den letzten 20 Jahren verändert?<br />
> > EDI-Real hatte mit dem Zeitpunkt des Starts<br />
Glück. Wir konnten technologisch Vorreiter<br />
sein. Die verwendete Online-Technologie wäre<br />
davor nicht möglich gewesen. Begonnen haben<br />
wir 1997 genauer darüber nachzudenken.<br />
Da war das Internet so weit, dass man etwas<br />
übertragen konnte. EDI-Real war auch im Jahr<br />
2002 eines der ersten Unternehmen in Europa,<br />
das Software für Smartphones hergestellt hat.<br />
iPhone und Android gab es damals noch nicht.<br />
Ich habe 1994 den Provider VIP (Verbindungen<br />
in Perfektion) in Wien beraten. Da habe<br />
ich festgestellt: Das Internet ist nicht nur eine<br />
coole Sache, ich war auch überzeugt, dass es<br />
die Welt verändern wird. Der Entschluss war<br />
schnell gefasst, in dieser Branche zu bleiben.<br />
Darum mache ich das jetzt schon relativ lange,<br />
grob 25. Jahre. Und vor allem noch immer mit<br />
der gleichen Leidenschaft wie am ersten Tag.<br />
Was hat sich seit dieser Zeit im gesamten<br />
Ablauf letztendlich verändert?<br />
> > Am Workflow eigentlich alles, nicht jedoch<br />
am Ziel und Ergebnis. Damals war es eine Meisterleistung,<br />
fünf Fotos darzustellen, Angebote<br />
per Mail zu versenden und die Daten auf verschiedene<br />
Plattformen zu übertragen. EDI-Real<br />
war auf diesem Gebiet Vorreiter. Wir waren es,<br />
die einen offenen Datenaustausch ohne Einschränkungen<br />
in Österreich eingeführt haben.<br />
Heute leben wir in einer vollkommen anderen<br />
Welt. Jetzt wird vieles automatisiert und unterschiedliche<br />
Datenquellen verknüpft. Einen<br />
integrierten Mailclient in der Software zu haben,<br />
ist zum Beispiel ein Muss für jene, die in<br />
der Zukunft überleben wollen. Die Information<br />
wird bei der Immobilie gebraucht und nicht in<br />
separierten Schubladen.<br />
Letztendlich ist das Geschäftsmodell des Maklers<br />
und Bauträgers aber relativ ähnlich geblieben.<br />
Ziel ist es noch immer, eine Immobilie an<br />
einen Interessenten zu verkaufen oder zu vermieten.<br />
Selbstverständlich entwickeln sich zusätzliche<br />
Geschäftsfelder. Kern des Geschäfts ist<br />
und wird es auch in Zukunft bleiben, die richtige<br />
Person zur Immobilie zu bringen oder die<br />
Immobilie zur Person.<br />
Welche neuen Features kommen für den<br />
Anwender dazu?<br />
> > Man redet bei der Digitalisierung oft von Disruption<br />
und neuen Geschäftsmodellen. Oft ist<br />
es nur ein Optimieren eines analogen Prozesses<br />
in der digitalen Welt. In diesem Bereich muss<br />
sehr genau zwischen Innovation im Sinne des<br />
Anwenders und Technikverliebtheit unterschieden<br />
werden.<br />
Für den Nutzer einer Software spielen Geschwindigkeit,<br />
Offenheit und Vernetzung eine<br />
immer wichtigere Rolle. So habe ich mich<br />
34 ImmoFokus<br />
Winter 2018 35
Im Brennpunkt: <strong>Oberösterreich</strong><br />
schon vor zwei Jahren entschieden, eine App<br />
für Android und iPhone in modernster Technologie<br />
herzustellen. Es arbeiten bereits mehrere<br />
hundert Makler mit IDA (Intelligent Digital Assistent)<br />
von EDI-Real. Das erfüllt mich mit sehr<br />
viel Stolz, weil da sind wir wieder führend im<br />
deutschsprachigen Raum.<br />
Im Bereich der Datenübertragung liegt die<br />
Branche in einem Dornröschenschlaf. Auch<br />
hier schafft EDI-Real, wie schon im Jahre<br />
2000, neue Tatsachen. Bei RE/MAX Österreich<br />
wird die Plattform bereits mit einer<br />
Technologie gespeist, dass Änderungen praktisch<br />
zeitgleich übertragen werden. EDI-Real<br />
wird diese Technologie auch den Immobilienplattformen<br />
anbieten. Persönlich hoffe ich<br />
sehr, dass dies im Sinne der Immobilienbranche<br />
möglichst zeitnah umgesetzt wird.<br />
Vor einigen Monaten war ich in Graz bei einer<br />
Veranstaltung über Blockchain. Da hat jemand<br />
einen faszinierenden Satz gesagt: „Wir<br />
glauben daran, dass diese Technologie in der<br />
Welt noch viel ändern wird. Derzeit werden<br />
aber noch mehr Projekte mit Blockchain eingerecht,<br />
die eher zuerst ein nicht vorhandenes<br />
Problem schaffen, um es danach mit der<br />
neuen Technologie wieder zu lösen, das es in<br />
der Realität nicht gibt.“ Zum Beispiel funktioniert<br />
das Grundbuch in Österreich seit Maria<br />
Theresia. Ich kenne keinen Fall in Österreich,<br />
wo ein korrupter Beamter ein Grundstück<br />
jemandem anderen zugeschrieben hätte, der<br />
nicht der Berechtigte war. Es gibt aber viele<br />
Länder, bei denen das vorkommt. Darum hat<br />
zum Beispiel Georgien das Grundbuch auf<br />
Blockchain umgestellt.<br />
Man muss also überlegen, ob eine Technologie<br />
geeignet ist, das Geschäftsmodell zu<br />
verbessern. In der Immobilienbranche ist es<br />
nicht so, dass wir in der Früh aufstehen und<br />
drei Immobilien gekauft haben – das ist für<br />
den Privaten eine Lebensentscheidung und<br />
auch für Unternehmen eine große Entscheidung.<br />
Da gehört, meiner Meinung nach, viel<br />
Menschliches dazu. Die Technologie macht<br />
es nur einfacher und bereitet vor.<br />
Wofür könnte man also Technologie verwenden?<br />
> > Was sich bei der Immobilienbranche ändern<br />
kann, ist z.B. eine geosoziale Suche, die<br />
es noch immer nicht praxisnah gibt: Dass<br />
ich als Interessent sage, wer ich bin, mit<br />
welchen Familienverhältnissen und wo ich<br />
arbeite – und dann bekomme ich die passende<br />
Immobilie. Hier wird sich noch etwas<br />
tun. Das wird auch der Konsument lernen<br />
müssen: Dass er nicht sagt, er will ein Haus<br />
mit mindestens vier Zimmern und so weiter,<br />
sondern, dass man aufgrund einer Menge an<br />
Big Data weiß – oder Herrn Zuckerberg fragt<br />
– was man über die Person weiß und ihm<br />
sagt, was er wirklich braucht.<br />
Das beginnt aber mit größeren Kooperationen<br />
der Marktteilnehmer. Wenn ich ein<br />
kleiner Makler bin, dann habe ich zu wenig<br />
Daten. Die braucht man auf alle Fälle. Wenn<br />
Sie mich fragen, wo die Welt hingeht – vor<br />
zehn Jahren hat man versucht, eine Software<br />
für meine Berufsgruppe zu machen nach dem<br />
Prinzip der eierlegenden Wollmilchsau. Aber<br />
wenn ich heute bei Amazon etwas bestelle,<br />
hat das nichts mehr mit einer Datenbank zu<br />
tun, das sind 1.000 Serverbanken.<br />
Es wird viel mehr Spezialisierung geben. Wir<br />
werden als EDI-Real nicht versuchen wollen,<br />
selbst eine Software zu kreieren, die Daten sammelt,<br />
um die Umgebungsdaten einer Adresse<br />
herauszufiltern. Das können andere viel besser.<br />
Was aber sein muss – egal, von wem es kommt<br />
– ist die stark erweiterte Kooperation der Informations-Zur-Verfügung-Steller.<br />
Die Gesamtabläufe der Hintergrundinformation<br />
werden sich verändern. In der Immobilienbranche<br />
wird es weiter so sein, dass ein<br />
Privater im Normalfall für sich etwas zum<br />
Wohnen sucht, dass ein Unternehmen etwas<br />
zu mieten sucht, dass ein Investor Investitionsobjekte<br />
mit Rendite sucht. Das ist ein<br />
recht kalkulierbarer Vorgang.<br />
Es wird zwei große Veränderungen geben:<br />
Erstens, dass man aufgrund aller sozialen Umstände<br />
sagen kann, was jemand braucht und<br />
ihn glücklich machen wird. Big Data weiß mehr<br />
über uns, als wir selbst. Das Zweite ist die Vernetzung;<br />
nämlich jene von Großsystemen.<br />
Wie sehen Sie als Dienstleister Multiple<br />
Listing Systeme?<br />
> > Ich war immer ein Verfechter von Zusammenarbeit<br />
und Datentransparenz zum Wohle<br />
des Marktes. Schon vor 18 Jahren habe ich ein<br />
offenes System gebaut, damit es für Immobilienplattformen<br />
möglich war, sich zu entwickeln.<br />
MLS ist daher notwendig und EDI-Real<br />
unterstützt diesen Vorstoß der Wirtschaftskammer<br />
nach Leibeskräften. Je schneller man<br />
das passende Objekt zum passenden Kunden<br />
bringt oder umgekehrt, desto besser wäre es<br />
für alle, die involviert sind. Aber weil es überall<br />
menschelt, ist es nicht so einfach. Generell ist<br />
es in Europa schwierig und in Zentraleuropa<br />
besonders schwierig. Die einzigen Gegenden,<br />
in denen das MLS wirklich funktioniert, sind<br />
Holland und Marbella. Da kommt alles in einen<br />
Pot und man schaut, dass man es an den<br />
Mann bringt.<br />
Es läuft eine Diskussion über die Pflicht,<br />
auch jeden als Partner akzeptieren zu müssen.<br />
Manche wollen sich aussuchen, welche<br />
Objekte sie eingeben wollen. Ist das das<br />
Ende des MLS?<br />
> > Der Idealfall wäre, jeder bringt alles ein und<br />
jeder kann mit jedem. Nur, das tut keiner. Man<br />
muss den österreichischen Weg wählen. Wir<br />
als Softwarehersteller sind in dem Fall reiner<br />
Dienstleister des Marktplatzes oder der Kammer<br />
und selbst gespannt, was daraus wird. Wir<br />
haben in Österreich aufgrund des Marktes die<br />
perfektesten MLS-Systeme, die es weltweit gibt.<br />
Die Wiener Immobilienbörse war die erste<br />
Immo-Börse der Welt. In den 70er Jahren wurde<br />
begonnen zusammenzuarbeiten, gemeinsam<br />
wurden Computer gekauft. Jeder hat vom anderen<br />
die Daten bekommen. sReal, Bank Austria,<br />
Kubicek, Spiegelfeld – klein und groß waren<br />
dabei. Man hat gesehen, dass Zusammenarbeit<br />
Erfolg bringt – und nicht zusammenarbeiten<br />
keinen Erfolg bringt.<br />
Es gibt weltweit keine Software, die die gleichen<br />
Möglichkeiten der Kooperation bietet wie EDI-<br />
Real. Das Know-how kommt von Manfred Kubicek<br />
und mir. EDI-Real hat mittlerweile mehr<br />
als 400 Kunden, die mehr kooperieren als man<br />
glaubt. 110 RE/MAX-Büros sind in einer einzigartigen<br />
Weise miteinander verknüpft. Da sind<br />
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Lichtenberg:<br />
19 Eigentumswohnungen und<br />
3 Geschäftsflächen, 59– 93 m 2<br />
im Zentrum von Lichtenberg!<br />
Wohnungenmit Garten, Balkon<br />
oder Dachterrassen!<br />
Abläufe und Berechtigungssyssteme im Hintergrund<br />
etabliert, die eine enge Zusammenarbeit<br />
in einem Franchise-System erleichtern<br />
und letztendlich eine sinnvolle Administration<br />
ermöglichen. Da haben wir weltweit sicherlich<br />
eine Sonderstellung.<br />
Einerseits weiß ich, dass jene, die kooperieren,<br />
mehr verdienen und besser sind, andererseits<br />
weiß ich auch, dass es trotzdem ausgesprochen<br />
schwer ist, eine dauerhafte friktionsfreie Zusammenarbeit<br />
in der Immobilienbranche zu<br />
bewerkstelligen.<br />
Blockchain könnte diese Zusammenarbeit<br />
ermöglichen?<br />
> > Das klingt nach Eigenverliebtheit in das Produkt,<br />
das es seit 20 Jahren gibt. Zum Beispiel<br />
wird in unserem System seit 20 Jahren jede Bewegung<br />
auf die Millisekunde gespeichert. Aktivitäten<br />
sind seit 20 Jahren nicht abänderbar.<br />
Ich stelle jeden Monat eine Eidesstattliche Erklärung<br />
für die Makler aus vor Gericht, wenn es<br />
um Streitigkeiten geht, wer was wann gemacht<br />
hat. Sie können sich heute die Angebote, die wir<br />
vor 18 Jahren mit unserem System verschickt<br />
haben, im Original ansehen. Jetzt werden wir<br />
wegen der DSGVO welche rauslöschen. Die<br />
aktuelle Hauptbeschäftigung ist, wie wir den<br />
Missbrauch der DSGVO verhindern – nämlich<br />
von Konsumentenseite dem Makler gegenüber.<br />
Umfragen meinen, Makler wird es in zehn<br />
Jahren nicht mehr geben...<br />
> > Genau das Gegenteil wird der Fall sein. Der<br />
Makler wird als Garant einer seriösen Abwicklung<br />
immer wichtiger. Geht es doch um die<br />
Mein eigenes Zuhause in<br />
Pichling:<br />
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größten Investitionen von Menschen. Da wird<br />
es sich auch in Europa herumsprechen, dass<br />
man einen Experten braucht, der auch für seine<br />
Dienste haftet.<br />
Der Markt wird sich künftig grundlegend verändern.<br />
Es werden die großen Unternehmen<br />
wie Realtreuhand von Raiffeisen, EHL und die<br />
Spezialisten wie Spiegelfeld überleben. Den<br />
größten Teil des Kuchens werden die Franchiser<br />
haben. Derzeit gibt es in Österreich nur ein<br />
relevantes Franchise-System, das hervorragend<br />
funktioniert. RE/MAX ist da unangefochten.<br />
Ich sehe auch keine Alternativen für die vielen<br />
Kleinstbetriebe in der Branche. Viele wären<br />
auch besser beraten als Franchisenehmer oder<br />
als selbständiger Makler in einem System zu<br />
arbeiten um sich auf das Wesentliche konzentrieren<br />
zu können. Persönlich rechne ich damit,<br />
dass der Markt in den nächsten 5 bis 10 Jahren<br />
ca. 30 Prozent der One-Man und -Woman-<br />
Shows verlieren wird.<br />
Gibt es einen Unterschied zwischen <strong>Oberösterreich</strong><br />
und dem Rest Österreichs, was<br />
Immobilien betrifft?<br />
> > Ein eindeutiges Nein. Es gibt aber einen<br />
großen Unterschied zwischen Wien und Umgebung<br />
und dem Rest von Österreich bei der<br />
Geschäftsgebarung. Wien ist ein heiß umkämpfter<br />
Markt und das Zentrum des Geschehens.<br />
Da wird unter dem Deckmantel der Anonymität<br />
oft mit harten Bandagen der Markt<br />
umkämpft. Der Rest von Österreich ist ein<br />
nicht minder wichtiger, aber sehr regionaler<br />
und überschaubarer Markt. Da kennt man den<br />
Makler oft noch privat.<br />
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36 ImmoFokus<br />
Winter 2018 37
Im Brennpunkt: <strong>Oberösterreich</strong><br />
Platzhirsch<br />
Schwieriges Marktumfeld. Die OÖ Wohnbau<br />
gehört zu den Big Playern im Gemeinnützigen<br />
Wohnbau. OÖ Wohnbau Geschäftsführer Ferdinand<br />
Hochleitner über die aktuellen Probleme, mit denen<br />
gemeinnützige Wohnbauträger zu kämpfen haben.<br />
Das Gespräch führte: Michael Neubauer<br />
Was tut sich Neues am oberösterreichischen<br />
Immobilienmarkt?<br />
Ferdinand Hochleitner: Die Lage ist nicht<br />
anders als in den anderen Bundesländern.<br />
Die Nachfrage ist ungebrochen hoch und<br />
auch die Produktion entwickelt sich nun<br />
schon seit einigen Jahren auf hohem Niveau.<br />
Als gemeinnützige Wohnbaugesellschaft,<br />
die pro Jahr zwischen 2.000 und 2.500 geförderte<br />
Wohneinheiten realisiert, haben wir<br />
einen wesentlichen Anteil an dieser Entwicklung<br />
und sind nicht mehr wegzudenken vom<br />
Markt. Da wir kontinuierlich stark auf hohem<br />
Qualitätsniveau produzieren, werden wir<br />
auch von der Politik positiv gesehen.<br />
Gibt es einen Unterschied zwischen der<br />
Landeshauptstadt Linz und den Landgemeinden?<br />
> > Wir sind in Linz nicht so stark engagiert.<br />
Wir sind zwar die Nummer eins in <strong>Oberösterreich</strong>,<br />
aber hauptsächlich in den Bezirken<br />
rund um die Ballungszentren vertreten. In<br />
Linz verwalten wir aber eine ansehnliche<br />
Zahl an Bestandseinheiten. Wir sind der klassische<br />
Eigentumsentwickler. Wir errichten,<br />
verkaufen und wenn die Wohneinheiten<br />
übergeben sind, verwalten wir sie.<br />
Warum sind Sie in Linz nicht so stark engagiert?<br />
> > Wir haben uns in letzter Zeit nicht mehr um<br />
Grundstücke in Linz bemüht. Ich sage es, wie<br />
es ist: In Linz werden meistens mehrere Bauträger,<br />
gewollt von der Politik, zusammengespannt.<br />
Damit gehen große Abstimmungsschwierigkeiten<br />
einher. Ganz zu schweigen<br />
von den Auflagen, die in Kauf genommen<br />
werden müssen. Bauen wir dagegen nur fünf<br />
Kilometer außerhalb von Linz, sind wir nicht<br />
nur willkommen, sondern auch allein und<br />
können das jeweilige Projekt planen und umsetzen,<br />
wie wir es für richtig halten.<br />
Im Wiener Umland werden in einigen<br />
Gemeinden Bauprojekte nicht gerne gesehen.<br />
Dasselbe gilt für Umwidmungen, mit<br />
dem Hintergrund der damit einhergehenden<br />
Infrastruktur- und Erschließungskosten.<br />
Ist das auch in <strong>Oberösterreich</strong> ein<br />
Thema?<br />
> > Wir haben in <strong>Oberösterreich</strong> jetzt schon<br />
seit einigen Jahren ein strenges Raumordnungsgesetz.<br />
Das bedeutet, dass wir sogar<br />
Rückwidmungen durchführen mussten, um<br />
neue Widmungen zu ermöglichen. So haben<br />
wir die Flächenbilanz in ganz <strong>Oberösterreich</strong><br />
einigermaßen ins Reine gebracht. Zu Neuwidmungen<br />
kommt es dort, wo tatsächlich<br />
ein Bedarf besteht. Vor diesem Hintergrund<br />
sind Gemeinden, wenn sie Widmungen bekommen<br />
auch durchaus daran interessiert<br />
auf den betreffenden Flächen Projekte zu realisieren.<br />
Welche Volumina realisieren Sie in der<br />
Regel im Rahmen Ihrer Projekttätigkeit?<br />
> > Sicher ganz andere als Sie es in Wien gewohnt<br />
sind. Bei uns fangen die Projektvolumina<br />
bei 20 bis 25 Wohneinheiten an. Projekte,<br />
die in mehreren Etappen entstanden<br />
sind, mit 80 bis 100 Wohneinheiten sind bei<br />
uns schon größere Anlagen. In Wien sind<br />
solche Projektgrößen im geförderten Bereich<br />
dagegen üblich.<br />
Gibt es etwas worauf Sie bei größeren Projekten<br />
besonders achten?<br />
> > Grundsätzlich versuchen wir unsere Projekte<br />
immer im Gleichklang mit der Politik<br />
umzusetzen, damit sie infrastrukturell nicht<br />
überfordert sind. Wir merken natürlich, dass<br />
bei größeren Projekten die Planungsphase<br />
durchaus herausfordernder ist. Wenn plötzlich<br />
80 Wohnungen gebaut werden, sind<br />
Fotos: OÖ Wohnbau<br />
viele Anrainer verunsichert und irritiert,<br />
welche Folgen das für die Dorfgemeinschaft<br />
hat. In solchen Situationen kommen oft zutiefst<br />
menschliche Ängste zu Tage. Da ist es<br />
wichtig, dass die Kommunalpolitik darauf<br />
entschlossen reagiert.<br />
Haben Sie vielleicht ein Positiv- oder Negativ-Beispiel?<br />
> > Wir sind konkret mit einer Gemeinde im<br />
Gespräch, in der wir in drei Bauetappen um<br />
die 80 Wohneinheiten entwickeln wollen.<br />
Um im Vorfeld Ängste zu nehmen, haben wir<br />
uns auf einen Bürgerbeteiligungsprozess eingelassen.<br />
Dann hat die Gemeinde plötzlich<br />
die Notbremse gezogen, weil ein paar Leute<br />
Unterschriften gesammelt haben und sich<br />
sogar der Musikverein gegen das Projekt ausgesprochen<br />
hat. Jetzt steht der dritte Bauabschnitt.<br />
In solchen Situationen würde ich mir<br />
von der Gemeinde schon mehr Mut erwarten<br />
bzw. dass sie ihre Hausaufgaben machen.<br />
Welche Rolle spielen in diesem Zusammenhang<br />
die politischen Verhältnisse<br />
in den betreffenden Gemeinden. Es gibt<br />
Stimmen, die behaupten „Sitzt der Bürgermeister<br />
fest im Sattel, lassen sich Bauvorhaben<br />
relativ einfach umzusetzen“.<br />
> > Das stimmt leider nicht. Das eben angeführte<br />
Beispiel betrifft eine Gemeinde mit<br />
einer absoluten Mehrheit. Wir wissen: Auch<br />
absolute Mehrheiten sind schnell verspielt.<br />
Manche Bürgermeister versuchen es – trotz<br />
des Mottos: „Allen recht getan, ist eine Kunst,<br />
Dipl.Ing. Harald Peham<br />
Allgemein beeideter und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger<br />
Konzessionierter Bauträger für Handels- und Gewerbeimmobilien<br />
Liegenschaftsbewertung von<br />
• Gewerblich und Industriell genutzten Liegenschaften<br />
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die niemand kann“ – allen so weit wie möglich<br />
zu gefallen. Das äußert sich auch darin,<br />
dass Entscheidungen nicht getroffen und<br />
ausgesessen werden.<br />
Ist das ein gesellschaftliches oder ein individuelles<br />
Problem?<br />
> > Als großer Hausverwalter fällt uns schon<br />
auf, dass der Egoismus Überhand gewinnt.<br />
Egal, ob die Leute in einer kleinen Hausgemeinschaft<br />
oder in einem größeren dörflichen<br />
Umfeld zu Hause sind, sie fahren die Ellbogen<br />
aus. In der Gesellschaft ist sicher eine<br />
gewisse Entsolidarisierung spürbar. Auf der<br />
anderen Seite stehen oft politische Entscheidungsträger,<br />
die immer weniger dazu bereit<br />
sind, mutige Entscheidungen zu treffen.<br />
Wie schaut derzeit das Preisgefüge im<br />
gemeinnützigen Wohnbau in <strong>Oberösterreich</strong><br />
aus?<br />
> > Da der gemeinnützige Wohnbau in <strong>Oberösterreich</strong><br />
auf der einen Seite durch das Gesetz<br />
und auf der anderen Seite durch die Förderbestimmungen<br />
reglementiert wird, sind hier<br />
die Dinge relativ überschaubar für uns. Ein<br />
wesentlicher Faktor ist für uns aber sicher der<br />
Grundpreis. Da haben wir in den letzten Jahren<br />
schon ziemliche Preisanstiege erlebt.<br />
Um wie viel ungefähr?<br />
> > Das kommt immer darauf an, aber vom<br />
Fünffachen reden wir sicherlich nicht. Allerdings<br />
bekommt man in Leonding, im Speckgürtel<br />
von Linz, unter 800 bis 1.000 Euro<br />
pro Quadratmeter – Tendenz stark steigend<br />
– nichts mehr. In Linz kommen größere Flächen<br />
ohnehin kaum mehr auf den Markt.<br />
Vor dem Hintergrund der Verbauungsdichte<br />
muss der Preis durchaus relativiert werden:<br />
Je dichter gebaut werden kann, desto höher<br />
ist der Preis, den der Eigentümer des Grundstücks<br />
erzielen kann. Wir kalkulieren mit<br />
einem Grundanteil von maximal 200 Euro<br />
pro Quadratmeter Wohnfläche. Mehr sollte<br />
es nicht sein, weil die Baukosten reglementiert<br />
sind und auch die Leute, die bei uns<br />
einziehen, dürfen gewisse Einkommens- und<br />
Fördergrenzen nicht überschreiten. Die Rechnung<br />
ist relativ einfach: Wenn ich die Preise<br />
über den Grundpreisanteil so in die Höher<br />
treibe, ist er nicht mehr förderungswürdig<br />
und die Leute werden es sich nicht mehr leisten<br />
können in unseren Projekten zu wohnen.<br />
Wie stark leiden Sie unter den steigenden<br />
Baupreisen?<br />
> > Die letzte von der Wohnbauförderung genehmigte<br />
Erhöhung der Baukosten haben wir<br />
vor fünf oder sechs Jahren gehabt. In der Zwischenzeit<br />
sind die Löhne natürlich gestiegen<br />
und manche Baustoffe sind teurer geworden.<br />
Billiger wird in der Regel nichts. Bereits jetzt<br />
schon sagen uns die Professionisten, dass die<br />
Preise, die wir ihnen zahlen können für sie<br />
nicht mehr darstellbar sind. Dazu kommt,<br />
dass derzeit die private Nachfrage steigt, die<br />
Wirtschaft mit mehr Zuversicht in die Zukunft<br />
blickt und zuvor aufgeschobene Investitionen<br />
abgearbeitet werden. Angesichts<br />
38 ImmoFokus<br />
Winter 2018 39
Im Brennpunkt: <strong>Oberösterreich</strong><br />
Advertorial<br />
dieser Ausgangslage spüren wir, dass das Interesse<br />
der Professionisten, sich im sozialen<br />
Wohnbau zu engagieren zunehmend geringer<br />
wird.<br />
Wie geht man damit um, dass man bis zu<br />
sechs Jahre lang keine Baukostensteigerung<br />
akzeptieren kann?<br />
> > Wir weisen zwar ein hohes Ausstattungsniveau<br />
auf, aber dank des großen Volumens,<br />
das wir bauftragen, können wir natürlich<br />
günstigere Preise aushandeln. Das rettet<br />
uns. Aber wir merken: Das Ende der Fahnenstange<br />
ist bald erreicht. Unterm Strich<br />
sind wir froh, dass wir derzeit noch die Baukostengrenzen<br />
einhalten und trotzdem gute<br />
Qualität abliefern können.<br />
Vor fünf Jahren gab es eine große Fusion?<br />
Integration gelungen?<br />
> > Ja, die OÖ Wohnbau ist 2013 aus der Zusammenlegung<br />
der gwb, Wohnungsfreunde, gbvservices<br />
und GWG Enns hervorgegangen. Das<br />
war eine wirklich spannende Zeit. Im Vorfeld<br />
der Fusion war es so, dass wenn etwas schiefgelaufen<br />
ist, der eine den anderen den schwarzen<br />
Peter zugeschoben hat und so weiter. Es<br />
gab ein einziges hin und her. Dazu kommt,<br />
dass wir damals noch voneinander baulich<br />
getrennt waren, was die Dinge nicht einfacher<br />
gemacht hat.<br />
Mit dem damaligen Wechsel an der Spitze des<br />
Raiffeisenkonzerns war es plötzlich möglich,<br />
über Veränderungen nachdenken zu können.<br />
Das hat die Geschäftsführung dankbar aufgenommen<br />
und wir haben ausgerechnet, dass<br />
wir uns wesentlich wirtschaftlicher aufstellen<br />
und an Bürokratie und Administration einsparen<br />
können, wenn wir fusionieren. Nach dem<br />
OK von Aufsichtsrat und Eigentümer(n) haben<br />
wir uns gut vorbereitet und die Belegschaft<br />
und den Betriebsrat eingebunden. Insgesamt<br />
haben wir über 100 Punkte definiert, die projektmäßig<br />
abgearbeitet werden müssen. Dabei<br />
hat jeder eine Aufgabe zugeteilt bekommen.<br />
Zwei Wochen vor der Fusion haben wir noch<br />
einen Mitarbeitertag organisiert. Ich staune<br />
heute noch, welche Kreativität da aus den Mitarbeitern<br />
herausgesprudelt ist. Die Aufbruchsstimmung<br />
und Euphorie hat uns noch lange<br />
begleitet. Am Ende des Tages sind die Leute<br />
wirklich als „OÖ Wohnbauer“ nach Hause<br />
gegangen. Mit dem Stichtag 13. Oktober 2013<br />
wurde dann der Hebel umgelegt. Ab dem Tag<br />
hat es nur noch OÖ Wohnbau gegeben und alles<br />
andere war Geschichte.<br />
Das Finanzamt Linz will der OÖ Wohnbau<br />
die Gemeinnützigkeit aberkennen. Die OÖ<br />
Wohnbau soll zu viele Nebengeschäfte wie<br />
Kommunalbauten und zu wenig Wohnbau<br />
gemacht haben. Was sagen Sie zu den<br />
Vorwürfen. Aktuell wird ja seit eineinhalb<br />
Jahren geprüft.<br />
> > Der Hintergrund ist hier, dass wir seit jeher<br />
neben dem Kerngeschäft Wohnbau – so sieht<br />
es das Gesetz vor – sowohl im Verwaltungsbereich<br />
als auch im Betreuungsbereich Ausnahmegeschäfte<br />
machen. Dazu gehört etwa<br />
die Betreuung der Kommunen und sonstiger<br />
öffentlicher Auftraggeber wie unter anderem<br />
Kindergärten, Schulen oder Feuerwehren. Die<br />
Finanz war jedenfalls der Meinung, dass diese<br />
Tätigkeiten im Ausnahmebereich überwiegen<br />
und hat daher vor über einem Jahr einen<br />
Antrag auf Entzug der Gemeinnützigkeit gestellt.<br />
Die Behörde prüft das derzeit. Wir haben<br />
jedenfalls wiederholt nachgewiesen, dass<br />
die Verhältnismäßigkeit relativ eindeutig ist:<br />
Über einen langen Zeithoriziont fallen zwei<br />
Drittel unseres Tätigkeitsspektrums auf das<br />
Kerngeschäft, ein Drittel auf das Ausnahmegeschäft.<br />
Ich sehe also keinen Grund, wieso wir<br />
uns fürchten müssen. Da es aber offensichtlich<br />
kaum Präzedenzfälle gibt, nimmt die Behörde<br />
die Entscheidung sehr ernst – sie sichern sich<br />
in alle Richtungen ab. Nichtsdestotrotz hegen<br />
wir die Hoffnung, dass das Verfahren in Bälde<br />
abgeschlossen werden kann.<br />
n<br />
Fotos: dglimages / Fotolia<br />
Mietkauf-<br />
Modelle<br />
Befreiung von der Immobilienertragsteuer doch möglich.<br />
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Fax: +43 732 70 93-156<br />
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W<br />
er ein Haus oder eine Eigentumswohnung<br />
veräußert,<br />
kann von der Hauptwohnsitzbefreiung<br />
profitieren.<br />
Dabei sind auch Zeiten als Mieter für die Berechnung<br />
der 5-Jahres-Hauptwohnsitzfrist zu berücksichtigen.<br />
Dies wurde vom Verwaltungsgerichtshof<br />
entgegen der bisherigen Praxis der<br />
Finanzverwaltung klargestellt (VwGH 24.1.2018,<br />
Ra 2017/13/0005).<br />
Steuerbefreiung für Eigentumswohnungen,<br />
die als Hauptwohnsitz gedient haben<br />
Der „Veräußerungsgewinn“ von privaten<br />
Grundstücken, Gebäuden oder Eigentumswohnungen<br />
unterliegt grundsätzlich der<br />
Immobilien-Ertragsteuer (Immo-ESt) in<br />
Höhe von 30%. Unter bestimmten Voraussetzungen<br />
sind Steuerbefreiungen vorgesehen,<br />
wie beispielsweise die sog. Hauptwohnsitzbefreiung.<br />
Die Veräußerung eines Eigenheims oder<br />
Eigentumswohnung ist von der Immo-ESt<br />
befreit, wenn sie dem Verkäufer innerhalb<br />
der letzten 10 Jahre vor der Veräußerung<br />
mindestens 5 Jahre durchgehend als Hauptwohnsitz<br />
gedient hat (§ 30 Abs 2 Z 1 lit b EStG).<br />
Alternativ besteht auch eine Befreiung, wenn<br />
das Eigenheim oder die Eigentumswohnung<br />
von der Anschaffung bis zur Veräußerung<br />
durchgehend für mindestens 2 Jahre als<br />
Hauptwohnsitz gedient hat (§ 30 Abs 2 Z 1 lit<br />
a EStG). Um von der Befreiung zu profitieren,<br />
muss in beiden Varianten der Hauptwohnsitz<br />
aufgegeben werden.<br />
Mietkauf: fünf Jahre<br />
Hauptwohnsitz sind ausreichend<br />
Mietkauf-Modelle erfreuen sich großer Beliebtheit<br />
am Markt. Dabei kann der Mieter nach<br />
einer bestimmten Mietdauer eine Wohnung<br />
erwerben. Wird die Wohnung kurz nach dem<br />
Erwerb veräußert, wurde die Hauptwohnsitzbefreiung<br />
bisher von den Finanzämtern nicht<br />
angewendet, auch wenn die Wohnung über<br />
5 Jahre als Hauptwohnsitz genutzt wurde.<br />
Nach Ansicht der Finanzverwaltung waren<br />
nämlich nur jene „Hauptwohnsitz-Zeiten“<br />
maßgeblich, bei denen gleichzeitig Eigentum<br />
an der Wohnung bestand.<br />
Dem Verwaltungsgerichtshof lag folgender<br />
Sachverhalt vor: ein Mann hatte eine Wohnung<br />
von einer Genossenschaft für etwa<br />
6 Jahre gemietet und als Hauptwohnsitz<br />
genutzt. Er erwarb die Wohnung aufgrund<br />
einer Kaufoption und veräußerte diese etwa<br />
10 Monate später mit Gewinn. Die Hauptwohnsitzbefreiung<br />
wurde dem Mann vom Finanzamt<br />
versagt, weil die Zeiten als Mieter bei<br />
der Berechnung des 5-Jahres-Zeitraums der<br />
Hauptwohnsitzbefreiung nicht berücksichtigt<br />
wurden.<br />
Entgegen der Auffassung des Finanzamts hat<br />
der Verwaltungsgerichtshof nunmehr entschieden,<br />
dass die Hauptwohnsitzbefreiung<br />
zusteht, weil auch die „Hauptwohnsitz-Zeiten“<br />
als Mieter in die Berechnung des 5-Jahres-Zeitraums<br />
einzubeziehen sind. Auf das Eigentum<br />
an der Wohnung kommt es dabei laut Höchstgericht<br />
nicht an.<br />
Nach Ansicht des Verwaltungsgerichtshofs<br />
ist es außerdem Sinn und Zweck der Hauptwohnsitzbefreiung,<br />
den Verkaufserlös für die<br />
Schaffung eines neuen Hauptwohnsitzes -<br />
auch bei vorheriger Miete der Wohnung - ungeschmälert<br />
zur Verfügung zu stellen. Offen<br />
bleibt allerdings, ob der Gesetzgeber mit einer<br />
Verschärfung der Hauptwohnsitzbefreiung<br />
auf die höchstgerichtliche Entscheidung<br />
reagieren wird. <br />
n<br />
40 ImmoFokus<br />
Winter 2018 41
Im Brennpunkt: <strong>Oberösterreich</strong><br />
Teures Pflaster<br />
Kostenexplosion. Die Stadt Linz wird vielen zu teuer. Umlandgemeinden mit guter infrastruktureller Anbindung<br />
boomen. „Was uns mehr Sorgen bereitet als die Zinsen, sind die steigenden Baukosten“, meinen Gerhard<br />
Humer, Leiter Immobilienprojektfinanzierung der Raiffeisenlandesbank <strong>Oberösterreich</strong> und Norbert Obermayr,<br />
Geschäftsführer der REAL-TREUHAND Management im Interview mit dem ImmoFokus.<br />
Das Gespräch führte: Michael Neubauer<br />
Wie präsentiert sich die Immobilienwirtschaft<br />
in <strong>Oberösterreich</strong>, speziell in Linz?<br />
Blasenbildung in Sicht?<br />
Gerhard Humer: Jede Stadt hat ihre Spezifika.<br />
Es ist aber auffallend, wie Linz, wenn<br />
man die Preise ansieht, Wien hinterherhinkt.<br />
Der Abstand zu Wien bleibt, was die Preise betrifft,<br />
seit Jahren gleich. An der Kaufkraft liegt<br />
es sicher nicht. Wir haben in <strong>Oberösterreich</strong><br />
genug starke Unternehmen, die ihre Mitarbeiter<br />
auch gut bezahlen. Die Nachfragekomponente<br />
ist deutlich eine andere. Anzeichen<br />
für eine Blasenbildung sehe ich keine.<br />
Dass man in Linz vielleicht mehr Rendite<br />
erwirtschaften kann als in Wien, ist kein<br />
Anreiz für Investoren?<br />
Norbert Obermayr: Linz hat einen kleinen,<br />
überschaubaren Markt. Bei den Renditen<br />
sehe ich nicht den großen Unterschied. Wiener<br />
Investoren würden schon gerne in Linz<br />
in der Linzer Landstraße kaufen – aber das<br />
Angebot ist einfach nicht da. Zinshäuser zum<br />
Beispiel kommen nur ganz vereinzelt auf den<br />
Markt. Da gibt es aber genug oberösterreichische<br />
gut vernetzte Investoren, da haben dann<br />
die anderen das Nachsehen. Da ist Linz sicher<br />
ein Kuhdorf. Aber auch die <strong>Oberösterreich</strong>er<br />
selbst investieren lieber in Wien und erst in<br />
zweiter Linie mit einer durchaus auch erreichbaren,<br />
etwas höheren Renditeerwartung<br />
in Sekundärstädten, wie eben Linz, Graz oder<br />
Salzburg. Internationale Investoren sowieso.<br />
Die konzentrieren sich fast ausschließlich auf<br />
Wien. Internationale Investoren bringen Sie<br />
nur schwer nach Linz.<br />
Humer: Wobei es durchaus die eine oder andere<br />
Immobilie in <strong>Oberösterreich</strong> oder Linz<br />
gibt, die internationale Qualität hat. Aber die<br />
kann man an zwei Händen abzählen.<br />
Gibt es Regionen im Umfeld von Linz, die<br />
in den vergangenen Jahren im Umfeld<br />
von Linz einen besonderen Aufschwung<br />
erlebt haben?<br />
Humer: Ende 2015 hat die ASFINAG die S 10,<br />
die Mühlviertler Schnellstraße von Unterweitersdorf<br />
bis Freistadt für den Verkehr freigegeben.<br />
In Wirklichkeit haben sie die Autobahn<br />
verlängert. Aktuell plant die ASFINAG den<br />
Weiterbau der Strecke nach Norden in Richtung<br />
Staatsgrenze. Früher hat man nach Freistadt 45<br />
Minuten gebraucht. Jetzt bin ich in 25 Minuten<br />
dort. Da entwickelt sich natürlich etwas.<br />
Obermayr: Dementsprechend sind in dieser<br />
Region auch die Preise deutlich gestiegen. Stark<br />
gestiegen sind auch die Preise im Speckgürtel<br />
von Linz und dieser wird immer dicker. Überall<br />
dort, wo die Verkehrsinfrastruktur passt, ist mit<br />
steigenden Preisen zu rechnen. Der Speckgürtel<br />
hypt – das ist aber in Wien oder Graz auch<br />
nicht anders.<br />
Auch abseits von Linz sind die Märkte in Bewegung<br />
gekommen. <strong>Oberösterreich</strong> hat starke<br />
Bezirkshauptstädte und Regionen. Wels, Perg,<br />
Freistadt oder der Bezirk Braunau zum Beispiel.<br />
Wobei der südliche Teil des Bezirks mittlerweile<br />
eher zum Einzugsgebiet von Salzburg gehört.<br />
Da ziehen eher die Salzburger hin, weil es noch<br />
günstig ist. Vor zehn Jahren war das noch ganz<br />
anders. Heute kann man in diesen Regionen Eigentumswohnungsprojekte<br />
realisieren. Es gibt<br />
Fotos: Jasmina Rahmanovic<br />
genug Interessenten, die auch kaufen können.<br />
Das hat auch mit der Reorganisierung der Bezirksstädte<br />
zu tun.<br />
Humer: In der Stadt Leonding ist kaum mehr<br />
ein Grundstück unter 1.000 Euro pro Quadratmeter<br />
zu haben. Das sind für <strong>Oberösterreich</strong><br />
beachtliche Preise. Vor 5 Jahren hätte<br />
wohl kaum jemand gedacht, dass diese Preise<br />
zu erzielen wären. Wer sich Linz oder eben<br />
die Stadt Leonding oder die Region rund um<br />
Traun nicht leisten kann, geht nach Kirchberg-Thening.<br />
Wobei es nicht nur Linzer sind,<br />
die es in den Speckgürtel zieht. Viele, die im<br />
Großraum Linz arbeiten wollen einfach kürze<br />
Anfahrtswege zum Arbeitsplatz und nicht<br />
eine dreiviertel Stunde oder länger im Auto<br />
sitzen. Da geht es auch um Lebensqualität.<br />
Die geplante Straßenbahnverlängerung von<br />
Traun Richtung Ansfelden/Kremsdorf wird<br />
auf den Immobilienmarkt Auswirkungen<br />
haben. Ein wesentlicher Nutzenaspekt der<br />
Verlängerung ist die Verknüpfung der Straßenbahn<br />
mit der Pyhrnbahn. Geplant ist<br />
auch eine RegioTram nach Gallneukirchen<br />
und Pregarten.<br />
Bei der Verkehrsinfrastruktur haben wir<br />
in Linz Aufholbedarf. Die Brückenthematik<br />
in Linz ist bekannt. Der noch über Jahre<br />
ersatzlose Abbruch der Linzer Eisenbahnbrücke,<br />
die Sanierungen der Mauthausenerbrücke<br />
und der Autobahnbrücke mit dem<br />
sinnvollen Bau von Bypässen werden das<br />
Linzer Verkehrsgeschehen noch lange massiv<br />
beeinflussen.<br />
Dauern die Verfahren ähnlich lang wie<br />
in Wien?<br />
Obermayr: Ich glaube nicht, dass Linz da<br />
besonders schnell oder langsam ist. Verfahren<br />
dauern. Kommen Einsprüche dazu,<br />
dann eben länger. Eigentlich hätte mit<br />
dem Bau der Westring-Brücke im Oktober<br />
begonnen werden sollen. Durch einen Vergabe-Einspruch<br />
verzögert sich der Baustart<br />
nun um zwei bis drei Monate. Der gesamte<br />
Westring mit Anschluss an den Bahnhof<br />
wird 2029 fertig.<br />
Wo befinden sich aktuell die großen Stadtentwicklungsgebiete<br />
im Großraum Linz?<br />
Obermayr: Die Grüne Mitte Linz ist aktuell<br />
das größte – räumlich zusammenhängende<br />
– städtebauliche Projekt in Linz – vorwiegend<br />
mit sozialem Wohnbau. Wir selbst realisieren<br />
mit „Franck Kontor“ ein Objekt in der Frankstraße<br />
6 mit acht Geschossen und insgesamt<br />
21.000 Quadratmeter Büro- und 7.300 Quadratmeter<br />
Geschäftsfläche. Nicht zu vergessen,<br />
das Projekt Hillerkaserne Ebelsberg im Süden<br />
von Linz. Dort werden bis 2030 rund 3.500<br />
Wohnungen mit der dazu nötigen städtischen<br />
Infrastruktur errichtet.<br />
Sind Wohntürme in Linz ein Thema?<br />
Humer: Umstritten und heftig diskutiert wie<br />
in jeder Stadt. Ich würde mir mehr Türme in<br />
Linz wünschen – aber nur dort, wo es auch<br />
städtebaulich vernünftig ist. Zum Beispiel<br />
rund um den Bahnhof Linz. Dort haben wir<br />
selbst bekannte Türme realisiert. Türme geben<br />
einer Stadt Flair und schonen zudem die<br />
Grundstücksreserven. Aber das Preisgefüge<br />
muss passen. Anders als in Wien gibt es in Linz<br />
42 ImmoFokus<br />
Winter 2018 43
Im Brennpunkt: <strong>Oberösterreich</strong><br />
keine allzu große Nachfrage nach Penthäusern<br />
in Wohntürmen.<br />
Zu einem anderen Thema. Die Raiffeisenlandesbank<br />
<strong>Oberösterreich</strong> gehört bundesweit<br />
zu den Big Playern in der Projektfinanzierung<br />
…<br />
Humer: … vor allem im Wiener Raum. Von<br />
der Finanzierungsseite ist für uns der Wiener<br />
Markt viel interessanter als unser Heimmarkt<br />
<strong>Oberösterreich</strong>. Einerseits ist in Wien eine höhere<br />
Marge durchsetzbar, andererseits gibt es<br />
in <strong>Oberösterreich</strong> nur wenige größere Projekte.<br />
Bei den kleineren Projekten ist die Konkurrenzsituation<br />
unter den Banken in <strong>Oberösterreich</strong><br />
erheblich und deshalb auch die Margen viel<br />
geringer. Ich setzte mich lieber eine Stunde 20<br />
Minuten in den Zug und fahre nach Wien und<br />
mache dort ein Geschäft mit besseren Margen.<br />
Bei einem 50 Millionen Euro-Projekt spielen<br />
ein paar Banken mit. Bei 5 Millionen Euro Projekten<br />
gibt es 100 Banken in Österreich, die das<br />
finanzieren können. Das drückt die Marge.<br />
„Was uns mehr<br />
Sorgen bereitet als<br />
die Zinsen, sind<br />
die steigenden<br />
Baukosten.“<br />
Norbert Obermayr, Geschäftsführer der<br />
REAL-TREUHAND Management<br />
… und die internen Kosten sind bei großvolumigen<br />
Projekten wahrscheinlich<br />
dieselben.<br />
> > Genau, da ist der Aufwand annährend gleich.<br />
Viele Projekte werden mit 50 Prozent –<br />
oder mehr – Eigenkapital ausgestattet.<br />
Auf der anderen Seite wird berichtet, dass<br />
für manche Projekte 80 bis 90 Prozent<br />
Fremdkapital vergeben werden. Wo liegt<br />
die Wahrheit?<br />
> > Beides entspricht der Wahrheit. Institutionelle<br />
Investoren dürfen teilweise aufgrund<br />
gesetzlicher Rahmenbedingungen gar nicht<br />
höher finanzieren als 50 Prozent. Entwicklungsprojekte<br />
oder Projekte von Nicht-Fonds-<br />
Investoren sind im Regelfall höher finanziert<br />
als 50 Prozent. Dass bei einem Immobilienprojekt<br />
50 Prozent Eigenkapital eingebracht wird,<br />
heißt noch lange nicht, dass es sich rechnet.<br />
Am Ende des Tages werden wir nur dann erfolgreich<br />
sein, wenn wir das Projekt richtig beurteilen.<br />
Obermayr: Ein Unterschied zum Mitbewerb<br />
ist, dass wir die gesamte Bandbreite an Immobilien-Know-how<br />
im Haus haben. Makler, Facility<br />
Manager, Bautechniker. Wir brauchen für die<br />
immobilientechnische Beurteilung, Baufortschrittskontrolle<br />
usw. keinen externen Dienstleister.<br />
Das ist ein riesen Vorteil.<br />
Wir haben gehört, es gibt Banken, die auf<br />
40 Jahre Kredite für Immobilienfinanzierung<br />
von Privaten vergeben.<br />
Humer: Haben wir auch gehört, bei uns gibt es<br />
das aber nicht. Das ist unmöglich. Aus meiner<br />
Sicht ist es gesetzlich gar nicht möglich, weil<br />
das Hypothekar- und Immobilienkreditgesetz<br />
dagegenspricht. Da muss aus dem plausiblen<br />
Lebenseinkommen bis zum Pensionsantritt der<br />
Kredit rückführbar sein. Wie soll sich das ausgehen?<br />
Ein Mitte 20-jähiger kann gar nicht über so<br />
ein Einkommen verfügen, dass eine Bank ihm<br />
ruhigen Gewissens den Kredit geben kann.<br />
Wie sehen Sie die Zinsentwicklung für die<br />
kommenden Jahre?<br />
Humer: Die langfristigen Zinsen sind im<br />
Steigen und werden weiter steigen. Dass der<br />
3-Monats-Euribor positiv wird, werden wir<br />
frühestens Ende 2019, eher 2020 sehen. Wenn<br />
die Zinsen steigen, kann es auch sein, dass ein<br />
Investor mit 3,75 Prozent in einem Büroinvestment<br />
nicht mehr zufrieden ist. Wenn die Renditen<br />
wieder steigen, wird das zu sinkenden<br />
Marktwerten führen.<br />
Obermayr: Was uns mehr Sorgen bereitet als<br />
die Zinsen, sind die steigenden Baukosten. Das<br />
ist etwas, dass man wirklich spürt. Das muss<br />
sich auswirken. Am Ende des Tages kann das<br />
nur der Endnutzer zahlen und das kommt jetzt.<br />
Das ist nicht nur eine kurzfristige Entwicklung.<br />
Steigende Rohstoffkosten und die vollen Bücher<br />
bei den Baufirmen sorgen für steigende<br />
Preise. Die Baufirmen suchen sich die Aufträge<br />
mittlerweile aus. Dort, wo sie mehr verdienen,<br />
bauen sie natürlich lieber. Gefährlich wird es<br />
für uns als Investoren, wenn sich eine Baugenehmigung<br />
um ein Jahr verzögert – ein Jahr<br />
Verzögerung bedeutet 3 oder mehr Prozent<br />
höhere Baukosten, oder wenn wir – und das<br />
kommt mittlerweile immer öfter vor – auf Ausschreibungen<br />
keine Angebote mehr bekommen<br />
und damit der Fertigstellungstermin nicht<br />
gehalten werden kann.<br />
Es kommt vor, dass wir 20 Baufirmen zur Angebotslegung<br />
einladen, aber kein Angebot<br />
bekommen. Ich hoffe, dass es nicht richtig unangenehm<br />
wird. Aber das kann man jetzt noch<br />
nicht abschätzen. Es ist logisch, dass die Verkaufspreise<br />
steigen müssten. Ob sie dann wer<br />
zahlt, ist eine andere Frage.<br />
n<br />
Lern, dass<br />
du die Zukunft<br />
mitbestimmen<br />
kannst.<br />
Befähigungsprüfung<br />
Holzbau<br />
Informationsveranstaltung<br />
Holzbau-Meisterprüfung<br />
44 ImmoFokus<br />
Winter 2018 45<br />
6224Z<br />
Vorbereitung auf die Holzbau-Meisterprüfung<br />
6225Z<br />
BIM Koordinator gemäß<br />
ÖNORM A6241<br />
Informationsveranstaltung<br />
BIM Koordinator<br />
Ausbildung zum BIM Koordinator<br />
gemäß ÖNORM A6241<br />
4671Z<br />
4672Z<br />
CAD Kurse für die Baubranche<br />
Informationsveranstaltung CAD-Bau-<br />
Weiterbildung<br />
AutoCAD Architecture Kurse<br />
AutoCAD-Architecture für die<br />
Baumeisterprüfung<br />
AutoCAD Revit Kurse<br />
ArchiCAD Kurse<br />
ArchiCAD für die Baumeisterprüfung<br />
Archline Kurse<br />
Allplan Kurse<br />
SEMA Holzbau<br />
4675Z<br />
4676Z – 4680Z<br />
4692Z<br />
4681Z, 4682Z<br />
4684Z – 4686Z<br />
4693Z<br />
4688Z – 4690Z<br />
4692Z – 4693Z<br />
4717Z – 4720Z<br />
05-7000-77|wifi.at/ooe<br />
WIFI. Wissen Ist Für Immer.
Im Brennpunkt: <strong>Oberösterreich</strong><br />
„Fehlt ein Café, dann<br />
ist das ein Mangel.“<br />
Harald Peham,<br />
Braunsberger Holding GmbH<br />
Im Brennpunkt: <strong>Oberösterreich</strong><br />
Aus dem Bauch heraus<br />
Ticken die <strong>Oberösterreich</strong>er anders beim Shoppen? ImmoFokus hat bei Braunsberger<br />
Geschäftsführer und Immobiliensachverständiger Harald Peham nachgefragt. Im Interview verrät er,<br />
warum ein Café nicht fehlen darf und welche Faktoren für den Erfolg von Fachmarktzentren entscheidend sind.<br />
Das Gespräch führte: Michael Neubauer<br />
Was tut sich im Retailmarkt in <strong>Oberösterreich</strong>?<br />
Harald Peham: Lassen Sie mich eines vorausschicken.<br />
Die Strategie, die man früher<br />
verfolgt hat – wir kaufen ein Grundstück und<br />
entwickeln ein Projekt – lässt sich heute kaum<br />
noch umsetzen. Neubauprojekte gibt es sowieso<br />
kaum mehr, weil Bewilligungen nicht<br />
erteilt werden. Auch sehen Eigentümer von<br />
geeigneten Grundstücken derzeit meistens<br />
nicht die Notwendigkeit zu verkaufen. Heute<br />
heißt es mit dem eigenen Portfolio arbeiten,<br />
das heißt optimieren und den aktuellen Gegebenheiten<br />
anpassen. Unsere Immobilien sind<br />
bis zu rund 15 Jahre alt. Es stehen auch einige<br />
Mieterwechsel an – da gibt es genug zu tun.<br />
Wir arbeiten auch viel für Dritte, im speziellen<br />
für Fonds oder Eigentümergesellschaften,<br />
die einen Bedarf für Relaunch oder Veränderung<br />
haben, aber selbst nicht über die Ressourcen<br />
verfügen oder keine bautechnische<br />
Kompetenz haben. Wir gehen entweder mit<br />
einem Konzept aktiv auf die Eigentümer zu<br />
oder wir wissen mieterseitig, dass diese sich<br />
einen speziellen Standort wünschen.<br />
der nächsten Gemeinde wieder etwas Neues<br />
entsteht. Hier haben wir einen echten Mehrwert<br />
geschaffen. Wenn man als Kunde hinfährt,<br />
weiß man nicht, dass sich hinter der<br />
neuen Fassade eine 15 Jahre alte Struktur<br />
verbirgt. Die Mieter waren begeistert. Takko<br />
beispielsweise hat gemeint, sie hätten nach<br />
der Revitalisierung am gleichen Standort 20<br />
Prozent mehr Umsatz.<br />
Gibt es Fachmarktzentren, die aussterben<br />
und weggerissen werden?<br />
> > Hier trennt sich die Spreu vom Weizen.<br />
Wichtig ist, dass man eine gewisse Größe hat<br />
und der Branchenmix stimmt. Dazu gehört<br />
ein Lebensmittelhändler als Ankermieter.<br />
Das sind standortbestimmende Merkmale.<br />
Es gibt sehr wohl Standorte, die zu klein sind<br />
oder vielleicht zu sehr an der Peripherie liegen.<br />
Diese werden verschwinden – zumindest<br />
dahingehend, dass dort keine Einzelhändler<br />
mehr vertreten sind, sondern ein<br />
Fliesenmarkt oder ein Parkettstudio. Solche<br />
Nachnutzungen muss man dann andenken.<br />
Wie viele potenzielle Kunden braucht<br />
man für ein Fachmarktzentrum?<br />
> > Das kann man generell eigentlich nicht sagen.<br />
Wir machen auch keine großen Marktstudien.<br />
Wir machen das aus dem Bauch heraus<br />
und aus Erfahrung sowie mit unseren<br />
Mietern gemeinsam. Sie sagen uns, wo ihre<br />
weißen Flecken sind. Oder, dass sie derzeit<br />
einen schlechten Standort haben und zusammen<br />
etwas Neues entwickeln wollen. Die<br />
Mieter machen dann ihre Umsatzschätzungen<br />
und Markterhebungen. Das betrachtet<br />
jeder individuell. Für den einen sind 30.000<br />
Fotos: Jasmina Rahmanovic<br />
Welchen Zyklus haben die Fachmarktzentren?<br />
> > Nach zehn Jahren sollte man sich ernsthaft<br />
mit einem Relaunch beschäftigen. In Freistadt<br />
haben wir 2013 ein tolles Projekt umgesetzt.<br />
Wir konnten ein Fachmarktzentrum<br />
mit 3.800 auf 7.000 Quadratmeter erweitern.<br />
Auch weil Müller und Hervis als neue Mieter<br />
gewonnen werden konnten. Zuvor war<br />
die Umwidmung von Betriebsbau- auf EKZ-<br />
Gebiet notwendig. Die Politik hat in diesem<br />
Fall verstanden, dass man lieber bestehende<br />
Standorte nachhaltig fortführt, anstatt zu<br />
warten, bis irgendwo am Stadtrand oder in<br />
46 ImmoFokus<br />
Winter 2018 47
Im Brennpunkt: <strong>Oberösterreich</strong><br />
Einwohner im Einzugsgebiet ausreichend,<br />
für den anderen sind es zu wenig.<br />
Gibt es noch weiße Flecken in <strong>Oberösterreich</strong>?<br />
> > Handel ist Wandel. Es gibt immer wieder<br />
neue Ideen. Man wechselt von einem schlechten<br />
Standort auf einen besseren, weil sich die<br />
Verkehrsinfrastruktur geändert hat oder die<br />
Kundenströme sich verändern. Es gibt auch<br />
völlig neue Mieter, die den Markt frisch betreten<br />
und natürlich suchen. Für die gibt es weiße<br />
Flecken. Wichtig ist, dass wir die Standorte,<br />
die wir haben, so in Schuss und attraktiv halten,<br />
dass die Kunden das auch wahrnehmen.<br />
Weiße Flecken sind vielleicht in den letzten<br />
fünf Jahren noch besetzt worden, aber da sehe<br />
ich jetzt nicht mehr viele Lücken.<br />
Linz ist allerdings ein Hotspot, da wollen<br />
noch viele hin. Hier gilt es zu schauen, wo<br />
man Standorte findet, um die Mieterwünsche<br />
zu befriedigen. Wo habe ich eine geeignet<br />
große Liegenschaft, die auch gut angebunden<br />
ist und entsprechend gewidmet<br />
werden kann.<br />
Aufenthaltsqualität wird wieder wichtiger,<br />
wo immer diese hergestellt wird. Ob in einem<br />
schönen Fachmarktzentrum im noch besiedelten<br />
Gebiet oder in der Nähe des Stadtkerns:<br />
Leute wollen wieder kommunizieren. Sie wollen<br />
ein Caféhaus, wenn das nicht vorhanden<br />
ist, wäre das ein Mangel.<br />
Auch im Fachmarktzentrum?<br />
> > Ja, auch im Fachmarktzentrum. Das ist in<br />
den letzten zwei Jahren ganz virulent. Wenn<br />
ich als Bewerter in ein Fachmarktzentrum<br />
komme und es fehlt ein Café, dann ist das eben<br />
ein Mangel.<br />
Der Slogan „Shoppst Du noch oder isst Du<br />
schon?“ – im Vorjahr das Motto des Kongresses<br />
des Austrian Council of Shopping<br />
Centers (ACSC) – hat seine Gültigkeit nicht<br />
verloren?<br />
> > 40 Prozent der Kunden beurteilen die Einkaufsmöglichkeit<br />
nach dem Gastronomieangebot.<br />
Einkaufen ist eine Sache, Wohlfühlen<br />
die zweite, das ist eine ganz wichtige Komponente,<br />
die man heute nicht mehr übersehen<br />
darf. Das müssen die Standorte heute können.<br />
Hier haben die Fachmärkte natürlich den<br />
großen Vorteil, dass sie leicht erreichbar<br />
sind. Leute können in einer halben Stunde<br />
bis Stunde etwas einkaufen, wo man in einem<br />
Einkaufszentrum schon zwei bis drei<br />
Stunden Minimum rechnen muss.<br />
Ticken <strong>Oberösterreich</strong>er beim Shoppen<br />
anders?<br />
> > <strong>Oberösterreich</strong>er sind Bezirksstadt orientiert.<br />
Es zieht sie nicht unbedingt nach Linz. Die eigenen<br />
Städte haben schon ihre Berechtigung und<br />
erfüllen eine ganz wichtige Funktion.<br />
Kann man Fachmarktzentren mit Wohnungen<br />
kombinieren?<br />
> > Ein netter Ansatz, funktioniert aber aus<br />
mehreren Gründen nicht. Zum einen: Die<br />
Mieter in einem Fachmarktzentrum sind<br />
glücklich, wenn sie stützenfreie große Flächen<br />
haben. Das geht nicht, wenn ich einen<br />
Hochbau realisiere. Die Flexibilität<br />
in den Flächen ist mitunter aber auch der<br />
ausschlaggebende Grund, warum sich Unternehmen<br />
für Fachmarktzentren und gegen<br />
Einkaufscenter entscheiden. Zudem<br />
ist zu bezweifeln, dass ein idealer Standort<br />
für ein Fachmarktzentrum auch ein idealer<br />
Standort für eine Wohnimmobilie ist. Ein<br />
Fachmarktzentrum braucht eine perfekte<br />
Verkehrsanbindung mit hoher Frequenz.<br />
Da will aber keiner wohnen. Es kreuzen sich<br />
zu viele unterschiedliche Interessen. Damit<br />
man die unter einen Hut bringt, müssten alle<br />
toleranter sein, was aber keiner gern ist.<br />
Gibt es Themen oder aktuelle Projekte, die<br />
erwähnenswert sind?<br />
> > Eine interessante Geschichte sind Vögele<br />
und Forstinger, Baumax war ebenso spannend.<br />
Es treten plötzlich Chancen auf, die<br />
man vor einem halben Jahr nicht geglaubt hat<br />
zu haben. Gerade gestern habe ich mit einem<br />
Mieter gesprochen, der meinte, ihre Expansion<br />
sei deshalb geglückt, weil sich plötzlich<br />
solche Chancen ergeben haben.<br />
Wer sind die typischen Investoren in<br />
Fachmarktzentren?<br />
> > In <strong>Oberösterreich</strong> sind es bei Fachmärkten<br />
von 3.000 bis 5.000 Quadratmeter vorwiegend<br />
anlegende Privatpersonen. Bei größeren<br />
Objekten die klassischen Fonds. Die<br />
Fonds sind schon sehr selektiv geworden.<br />
Unter einer gewissen Größe kaufen sie kaum.<br />
Private, die Geld in Immobilien anlegen sind<br />
eher zu begeistern, Fachmärkte haben ja<br />
grundsätzlich eine schöne Rendite. Zudem<br />
sind sie einfach zu managen. Wenn das Objekt<br />
gut läuft, hat man mit den Mietern organisatorisch<br />
so gut wie nie zu tun. Alle sind zufrieden,<br />
wenn man eine gute Hausverwaltung<br />
hat, die eine transparent Abrechnung macht,<br />
und der Parkplatz gepflegt ist. Dann hat man<br />
das Geld auch gut angelegt.<br />
Wie groß muss das Ticket für einen Fonds<br />
sein, damit er einsteigt?<br />
> > Rund 10.000 Quadratmeter.<br />
Ab welcher Summe kann ein Privatanleger<br />
mitmachen?<br />
> > Bei drei bis fünf Millionen ist man dabei,<br />
wenn man mehr als nur einen Lebensmittelmarkt<br />
kaufen will. Die Fonds kaufen nach<br />
Rendite, hier ist der Plafond nach oben offen.<br />
Kann man sagen, dass Fachmarktzentren<br />
die simpelste Form der Immobilie sind?<br />
> > Es ist schon ein Spezialmarkt. Es gilt mit<br />
Mietern zu kommunizieren und Kontakt<br />
mit den Expansionsmanagern zu halten.<br />
Man muss sehr proaktiv managen. Wenn<br />
einer auszieht, hinterlässt er eine Lücke,<br />
die man vielleicht nicht mehr füllen kann.<br />
Da kann das gesamte Konzept kollabieren.<br />
Anders als beim Wohnbau.<br />
Es gibt Negativ-Beispiele, die man landauf<br />
und landab sieht, wo gebaut worden ist und<br />
der Branchenmix nie erreicht wurde. So<br />
einfach ist es nicht.<br />
Von der Gebäudetypologie her ist es simpel.<br />
Ich habe keine allgemeinen Betriebskosten<br />
außer die Parkplätze, ich habe keine Allgemeinflächen.<br />
Jeder Mieter schließt selber einen<br />
Vertrag mit dem Versorgungsunternehmen<br />
ab. Es gibt nichts zu managen. Das ist<br />
eigentlich eine feine Sache.<br />
Bei den Verträgen, sind das Fixmieten<br />
oder Umsatzmieten?<br />
> > Heute fast überwiegend Fixmieten, vielleicht<br />
mit einer Umsatzkomponente. Das ist<br />
ist dann nice to have. Es gibt Gott sei Dank<br />
nur wenige Mieter, die nur auf Umsatzmiete<br />
abstellen. Hier ist es auch schwierig,<br />
die Finanzierung darzustellen.<br />
Bei Einkaufszentren hört man immer wieder,<br />
dass einige Mieter mit starken Boni<br />
überredet werden. Ist das bei Fachmarktzentren<br />
auch eine Methode?<br />
> > Klar, je verzweifelter man ist, desto mehr<br />
muss man bieten. Wenn ich aber mehr Auswahl<br />
habe auf der Mieterseite, kann sich das<br />
auch auf einem rational vernünftigen Niveau<br />
einspielen. Wenn heute jemand mehr Ausstattung<br />
will, zahlt er auch mehr Miete. Manche<br />
geben genaue Ausstattungen vor, was sie<br />
haben wollen. Andere übernehmen teilweise<br />
einen Rohbau und machen das mit langjährigen<br />
Partnern selbst.<br />
Es gibt immer etwas zu tun, das wird aber<br />
immer selektiver und komplexer. Man<br />
kann nicht mehr als Wald- und Wiesen-Developer<br />
hingehen, ein Grundstück kaufen,<br />
Bewilligungen einholen und Mietverträge<br />
abschließen. Das war um die Jahrtausendwende<br />
möglich. Jetzt muss man sehr<br />
selektiv agieren.<br />
n<br />
48 ImmoFokus<br />
Winter 2018 49
Im Brennpunkt: <strong>Oberösterreich</strong><br />
„Zu wenig<br />
gesicherte Flächen“<br />
Standortagentur. Business Upper Austria hilft bei der Entwicklung von Betriebsflächen und Standorten in<br />
<strong>Oberösterreich</strong>. Geschäftsführer Werner Pamminger erklärt im Interview mit dem ImmoFokus, warum<br />
sein Job nicht leicht ist, <strong>Oberösterreich</strong>er einen hervorragenden Ruf genießen und er gern mehr Tausch-<br />
Grundstücke hätte.<br />
Wo drückt in <strong>Oberösterreich</strong> der Schuh?<br />
Werner Pamminger: Bezogen auf Immobilien,<br />
drückt der Schuh sicher bei leistbaren<br />
Gewerbeflächen im zentralen Raum. Wir sind<br />
als Standortagentur nicht ganz unerfolgreich,<br />
Flächen zu sichern. Wir haben fast 300 Hektar<br />
auch durchaus hochwertige Flächen für<br />
Gewerbeentwicklungen und Gewerbeflächen<br />
zur Verfügung. Aber sie liegen sehr stark dezentral.<br />
Im Zentralraum haben wir zu wenig<br />
gesicherte Flächen aufgrund des Preisniveaus,<br />
das man in <strong>Oberösterreich</strong> gewohnt ist.<br />
Es ist nicht leicht, den Firmen Hilfestellung zu<br />
Das Gespräch führte: Michael Neubauer<br />
geben, damit sie gute, leistbare, verfügbare<br />
Flächen bekommen.<br />
Welche Flächen werden am stärksten<br />
nachgefragt?<br />
> > Das ist „von – bis“. Man muss auch dazu sagen:<br />
Wir, als Standortagentur von <strong>Oberösterreich</strong><br />
sind nicht in alle Projekte involviert. Wir kommen<br />
in der Regel dort ins Spiel, wo es Probleme<br />
gibt und es schwieriger und tendenziell auch<br />
größer wird. Grundsätzlich helfen wir allen<br />
Unternehmen, die sich ansiedeln wollen. Aber<br />
eigentlich startet es bei einem halben Hektar<br />
aufwärts. Bei den größeren Projekten können<br />
wir auch strategische Unterstützung bieten.<br />
Was überwiegt – die Frage nach der möglichen<br />
Fläche, die zentrale Lage oder die<br />
Arbeitskräfte?<br />
> > Das Thema Arbeitskräfte und in diesem<br />
Zusammenhang meistens nicht die Arbeitskräfte,<br />
die noch zu gewinnen sind, sondern<br />
in der Regel bestehende Arbeitskräfte. Wir<br />
haben es bei unseren Projekten zu 85 Prozent<br />
mit Unternehmen zu tun, die schon am<br />
Standort investiert sind und es in der Regel<br />
Fotos: Jasmina Rahmanovic<br />
um Expansions- und Erweiterungsaktivitäten<br />
geht. Das Thema ist hauptsächlich, wenn der<br />
Standort verlagert wird, wie viele Leute würden<br />
verloren gehen. Die Frage lautet gar nicht<br />
so sehr, wo es die idealen Bedingungen und<br />
das beste Arbeitskräftepotenzial gibt. Das ist<br />
nur bei Neuansiedelungen relevant, aber die<br />
Firmen, die wir hauptsächlich begleiten, sind<br />
vor allem Unternehmen, die schon investiert<br />
sind und erweitern.<br />
Wie weit darf der Arbeitsplatz entfernt<br />
sein?<br />
> > Das ist ganz unterschiedlich. In den peripheren<br />
Bereichen sind die Leute sehr mobil<br />
und bereit, auch einmal eine Stunde in die<br />
Arbeit zu fahren und weit zu pendeln. Wenn<br />
jemand in Linz aufgewachsen ist, dort die<br />
Ausbildung gemacht hat und auch der Arbeitsplatz<br />
in der Landeshauptstadt liegt, dann<br />
kann sich diese Person nicht vorstellen, eine<br />
halbe Stunde nach Freistadt zu fahren. Es ist<br />
sehr individuell.<br />
Mit welchen Regionen stehen Sie im Wettbewerb?<br />
Was sind so drei Punkte, mit denen<br />
<strong>Oberösterreich</strong> auftrumpfen kann?<br />
> > Womit wir auf jeden Fall punkten, ist unsere<br />
starke, diversifizierte, mittelständische Fertigungsindustrie.<br />
Es gibt wenige Bundesländer,<br />
die hier so breit aufgestellt sind. Über 30 Prozent<br />
unseres BIPs kommen von der Fertigung<br />
und Industrie.<br />
Mit den Wertschöpfungsketten dahinter<br />
punkten wir sehr stark. Erst kürzlich eröffnete<br />
Arburg, einer der weltweit führenden<br />
Hersteller hochwertiger Spritzgießmaschinen<br />
für die Kunststoffverarbeitung in Inzersdorf<br />
im Kremstal das Arburg Technologie Centers<br />
(ATC). Arburg hatte sich zuvor, obwohl sie eine<br />
eigene Vertriebsniederlassung in Niederösterreich<br />
hatten, bei einem anderen Unternehmen<br />
im Kremstal eingemietet. Ein paar Jahre<br />
später haben wir nun einen eigenen Standort<br />
und ein eigenes Technologiezentrum.<br />
Welche Rolle in diesem Zusammenhang<br />
speilt die FH Hagenberg?<br />
> > Natürlich. Das was hier an F&E- und Ausbildungskapazitäten<br />
in den letzten Jahren<br />
aufgebaut worden ist, ist grundnotwendig,<br />
aber auch ein Pluspunkt. <strong>Oberösterreich</strong><br />
hat in Österreich die größte Dynamik, die<br />
größten Wachstumsraten bei Forschung und<br />
„Wir haben viele Jobperspektiven<br />
für Rückkehrer.“<br />
Werner Pamminger<br />
am Standrand liegen – keine großen produzierenden<br />
Unternehmen im innerstädtischen<br />
Bereich. Aber ja, das Thema der<br />
Anrainerbeschwerden hat man heute in der<br />
Gesellschaft immer mehr. Es ist unerheblich,<br />
ob es eine Betriebsansiedlung ist, ob<br />
es ein Straßenbauprojekt, Brücke, Umfahrungen,<br />
Stromtrassen oder Windräder sind.<br />
Egal was es ist. Jeder will Arbeitsplätze in der<br />
Region, aber direkt vor der Haustür sollte es<br />
dann auch nicht sein. Ich würde nicht sagen,<br />
dass wir ein überproportionales Problem haben,<br />
im Gegenteil. Dadurch, dass wir wenig<br />
Industrie im Wohnsiedlungsbereich haben,<br />
haben wir sogar Vorteile gegenüber anderen<br />
Standorten. Die Region Lengau, Lochen<br />
hat in den vergangenen Jahren einen regelrechten<br />
Boom erlebt, bei dem sich viele Unternehmen,<br />
die aus dem Salzburger Umfeld<br />
kommen bei uns angesiedelt haben, weil in<br />
der Region Grundstücke zu noch vertretbaren<br />
Preisen zu haben sind.<br />
Sind die Grundstücke generell zu teuer?<br />
> > Anleger flüchten in Sachwerte. Das ist seit<br />
der Finanzkrise nichts Neues. Das größere<br />
Thema ist nicht der Preis, sondern die Verfügbarkeit.<br />
Im Zentralraum im Süden vom<br />
Linz, haben Grundbesitzer schon genug verkauft<br />
und brauchen das Geld nicht. Sie wollen<br />
zwar nicht im Weg stehen, aber wollen<br />
einen Ersatz oder Tauschgrund, dafür wären<br />
sie bereit. Aber woher soll man den Tauschgrund<br />
nehmen?<br />
50 ImmoFokus<br />
Winter 2018 51
Im Brennpunkt: <strong>Oberösterreich</strong><br />
Im Brennpunkt: <strong>Oberösterreich</strong><br />
Wir haben vor einem Jahr uns mit anderen<br />
Regionen ausgetauscht, wie es mit Immobilien-<br />
und Gewerbegebietsverfügbarkeit<br />
aussieht. Wo unsere Firmen stöhnen, weil<br />
sie keine 200 Euro für einen Quadratmeter<br />
Grund im Gewerbebereich zahlen können,<br />
lachen die Vorarlberger. Oder die Südtiroler:<br />
Im hintersten Tal gibt es nichts unter<br />
200 Euro. Mit Münchner Kollegen habe ich<br />
gesprochen, der meinte, dort muss man<br />
eine Null dranhängen – dann sind wir im<br />
Geschäft, aber haben noch keine guten Flächen.<br />
Im Waldviertel hingegen gibt es Grund<br />
um 10 Euro pro Quadratmeter zu kaufen. So<br />
hat es mir ein Unternehmer erzählt, der auf<br />
der Suche nach Expansionsflächen war.<br />
Unter Umständen hat der im Waldviertel<br />
seinen Grund billig gekauft, aber in ein<br />
paar Jahren das Problem, gutes Personal<br />
zu finden.<br />
> > Das ist das Thema. Aber es gibt natürlich<br />
auch eine Gegenbewegung. Greiner beispielsweise<br />
hat sich vor ungefähr zehn Jahren<br />
bewusst entschieden sich nicht in Kremsmünster<br />
oder Sattledt zu engagieren. Hier<br />
ist der Arbeitsmarkt ausgelutscht. In diesem<br />
Gebiet sind zu viele andere Unternehmen,<br />
da bekomme ich sicher keine zusätzlichen<br />
Leute mehr. Greiner hat sich bewusst an die<br />
tschechische Grenze, an das andere Ende von<br />
<strong>Oberösterreich</strong> gesetzt, weil sie dort noch<br />
Potenzial gesehen haben. Mit unserem Fachkräftemonitor<br />
bieten wir ein entsprechendes<br />
Prognosetool an, mit dem ich in unterschiedlichen<br />
Bereichen mit ansehen kann, wie das<br />
Angebot und die Nachfrage sich aus heutiger<br />
Sicht entwickeln wird. Die Prognose wird<br />
auf Basis von demografischen Daten und<br />
Nachfragedaten erstellt. Ich kann es auf Wirtschaftszweige<br />
oder Regionen herunterbrechen,<br />
nach verschiedenen Qualifikationen<br />
ansehen. Man kann auch nach Branchen und<br />
Bereichen suchen.<br />
Eine Prognose bedeutet allerdings nur eine<br />
gewisse Eintrittswahrscheinlichkeit. Aber es<br />
ist zumindest ein Instrument, mit dem wir<br />
bei Betriebsansiedlungsaktivitäten gut arbeiten<br />
können. Das Tool funktioniert schon<br />
einige Jahre ganz gut. Früher war es für ganz<br />
<strong>Oberösterreich</strong> konzipiert, heute hat der<br />
Monitor vier unterschiedliche Regionen im<br />
Blick, weil doch sehr unterschiedliche demografische<br />
Entwicklungen prognostiziert<br />
werden. Gepaart mit der Standortdatenbank<br />
liefert die Lösung für Unternehmen bei der<br />
Suche nach neuen Standorten eine gute Datenqualität<br />
und Entscheidungsgrundlage. n<br />
„Das größere<br />
Thema ist<br />
nicht der Preis,<br />
sondern die<br />
Verfügbarkeit.“<br />
Werner Pamminger<br />
Entwicklung. Im technischen Bereich leidet<br />
<strong>Oberösterreich</strong> nach wie vor im Vergleich<br />
unterausgebaut zu sein, allerdings ist viel<br />
mit dem Fachhochschulwesen kompensiert<br />
„Über 30 Prozent<br />
unseres BIPs<br />
kommen von der<br />
Fertigung und<br />
Industrie.“<br />
worden. Wir führen seit zehn Jahren die Rankings<br />
an und haben mit Hagenberg die beste<br />
Fachhochschule Österreichs, mit einem IT-<br />
Schwerpunkt, den es in dieser Form kein zweites<br />
Mal in Österreich gibt. Wir sind nach Wien<br />
der zwei größte IT-Standort in Österreich.<br />
Und das nicht in einer Administrations- und<br />
Headquarterform, sondern schwerpunktmäßig<br />
produzierend.<br />
Der Erfolg von den FHs hängt ja von der<br />
Kooperation der Wirtschaft ab. Gibt es<br />
hier also gute Kooperation zwischen der<br />
lokalen Wirtschaft und der FH?<br />
> > Absolut. Die FH Hagenberg hat die meisten<br />
Industriekooperationen aller FHs. Es<br />
gibt eine sehr enge Zusammenarbeit. Das ist<br />
sicher einer der Zukunftsgaranten, weil man<br />
in den Jahrzehnten zuvor durchaus etwas gebremst<br />
wurde.<br />
Gebremst? Von wem, warum?<br />
> > Die Universität Linz ist jahrelang in Konkurrenz<br />
zur TU-Graz im technischen Bereich<br />
gebremst worden. 40 Prozent des Maschinenbaus<br />
in Österreich kommt aber aus<br />
<strong>Oberösterreich</strong>. Die Uni Linz ist über den<br />
Umweg der Mechatronik gegangen, was<br />
sich als Glückgriff herausgestellt hat. Der<br />
Maschinenbau ist stark von IT und Elektronik<br />
geprägt. Es wandert immer mehr in den<br />
Software- und Elektronikbereich. Das sind<br />
gute Voraussetzungen.<br />
In Kärnten wird geklagt, dass es nicht<br />
ausreichend Unis gibt. Kärntner wären<br />
quasi gezwungen in anderen Bundesländern<br />
zu studieren, kommen aber nach<br />
Abschluss nicht mehr zurück?<br />
> > Wir haben den Vorteil, dass <strong>Oberösterreich</strong><br />
viele Jobperspektiven für Rückkehrer<br />
hat. Sehr breit und wirklich auch über das<br />
gesamte Landesgebiet. Nichts desto trotz:<br />
Wer nach Wien oder Graz geht, bleibt dort<br />
sehr oft hängen. Sie lernen dort jemanden<br />
kennen und verlagern den Lebensmittelpunkt.<br />
Sie sind ersatzlos weg aus <strong>Oberösterreich</strong>.<br />
Wien ist eben eine echte Metropole.<br />
Wenn man ein Großstadtmensch ist, dann<br />
kann Linz nicht mithalten.<br />
In Städten scheitern Firmen-Expansionen<br />
im innerstädtischen Bereich oft am<br />
Einspruch von Anrainern?<br />
> > In Linz gibt es mit Ausnahme der voestalpine<br />
und dem Chemiepark Linz, die beide<br />
52 ImmoFokus<br />
Winter 2018 53
Im Brennpunkt: <strong>Oberösterreich</strong><br />
Hausverwaltung 2.0<br />
IMV goes OÖ. Über die Pläne der IMV Immobilien Management GmbH<br />
sprach der ImmoFokus mit Prokurist Hans-Peter Kranz.<br />
Digitalisierung ist das Modewort<br />
schlechthin. Können Sie es noch hören?<br />
Hans-Peter Kranz: Digitalisierung ist<br />
ein großes Thema, aber um es in die Hausverwaltung<br />
mitzunehmen, ist immer ein<br />
persönlicher Service notwendig. Das wird<br />
auch immer so sein, denn das fließt auch in<br />
absolut persönliche Bereiche hinein. Strom,<br />
Heizung, Garagennutzung, wie kommt man<br />
in die Wohnung, weil der Aufzug nicht geht<br />
– das sind eben Dinge, die sich in einem<br />
persönlichen Bereich bewegen. Und gerade<br />
beim Zusammenleben ist das größte Problem<br />
oft das Missverständnis.<br />
Natürlich gibt es aber auch viele digitalisierte<br />
Bereiche: Ob das der automatisierte<br />
Zahlungsverkehr ist, automatische<br />
Das Gespräch führte: Michael Neubauer<br />
Einzieher, Rechnungen, die elektronisch eingescannt<br />
werden, um sie auch dauerhaft zu<br />
archivieren und gleich einem Zahlungsfeld<br />
zuzuordnen oder Zahlungsfreigaben kurzfristig<br />
darstellen zu können: Die Digitalisierungswelle<br />
macht Vieles in einem vernünftigen<br />
Produktrahmen möglich. PropTechs<br />
hingegen sind keine Konkurrenz, sondern<br />
eine wertvolle Ergänzung.<br />
Wie könnte das in der Praxis aussehen?<br />
> > Ein Beispiel: Man geht mit dem iPad zur<br />
Übergabe, darauf wird unterschrieben, man<br />
kann es sofort an alle, die das Formular benötigen,<br />
versenden. Alles ist elektronisch<br />
dokumentiert. Das wird die Zettelwirtschaft<br />
von früher obsolet machen. Wir haben uns<br />
hier auch etwas überlegt. Wir haben ein Woh-<br />
nungsservice-Portal „puck powered by IMV“<br />
mitentwickelt. Dieses Portal kann standardisierte<br />
Fragen kurzfristig lösen. Man kann viele<br />
Dinge abfragen, wenn man zB. Infos benötigt<br />
oder, um in seinem Eigentum etwas zu ändern<br />
– ob es ein Verkauf, eine Schenkung an<br />
die Kinder ist oder dergleichen. Wenn man<br />
diese Informationen online abrufen kann, ist<br />
auf der einen Seite der Hausverwalter entlastet<br />
und auf der anderen Seite der Kunde zeitungebunden.<br />
Er kann sich auch spätnachts noch<br />
Einheitswertbescheide runterladen oder den<br />
Wohnungseigentumsvertrag, die letzten Abrechnungen,<br />
Sanierungsaufzeichnungen usw.<br />
Es kann auch das Schwarze Brett ersetzen und<br />
sämtliche Informationen, die das Haus betreffen<br />
wie die klassischen Aushänge oder Reparaturinformationen<br />
darauf abbilden.<br />
Da muss aber auch der Gesetzgeber mitspielen.<br />
Postalisch verschickte Betriebskostenabrechnungen,<br />
die nicht ausgehängt<br />
werden, sind nicht gültig.<br />
> > Da gebe ich Ihnen Recht – bei gewissen<br />
Spitzfindigkeiten wird der Gesetzgeber nachziehen<br />
müssen. Aber eine Aussendung per<br />
E-Mail ist sicher sinnvoll. Wenn man 10.000<br />
Eigentümern die Abrechnung, das Protokoll<br />
der Eigentümerversammlung, die Vorausschau<br />
postalisch etwa zusendet – da kommen<br />
schon ordentliche Portokosten zusammen.<br />
Aber für wirklich rechtlich heikle Themen<br />
wird es sinnvoll sein, nach alter Methode im<br />
Haus nachweislich auszuhängen.<br />
Sind bei Digitalisierung oder Prozessoptimierung<br />
die Eigentümer oder die Hausverwaltung<br />
die Treiber?<br />
> > Das ist bereits ein Thema und in beiden<br />
Bereichen sinnvoll. Die Hausverwaltung will<br />
Prozesse vereinfachen – zu guter Letzt auch<br />
als Service. Großinstitutionelle Anleger wollen<br />
einen vernünftigen Überblick über die<br />
Immobilien haben. Einer will Abrechnungsdaten<br />
nach Kostenstellen aus einem SAP-<br />
Modell, der andere eine einzelne Quadratmeterauflistung<br />
seines Immobilienportfolios<br />
mit Bewertungen und Mietpreisen haben.<br />
Gerade im Assetmanagement hat man mit<br />
vielen jungen Leuten zu tun. Die Ansprechpartner<br />
wechseln, aber man hat auf Knopfdruck<br />
vernünftige historische Datenquellen<br />
wie Mieterfluktuation, Kontostand oder Investitionsbedarf<br />
mit Fotos und Entwicklung<br />
der Immobilien. Besprechungen können<br />
dann auch über Telefon abgewickelt werden.<br />
Es gibt noch Fälle, da fliegen heute noch<br />
Hauseigentümer bzw. Assetmanager nach<br />
Deutschland, um sich große Wasserschäden<br />
oder sich einen auszumalenden Gang anzusehen.<br />
Das ist ein massiver Zeitkiller für alle;<br />
synchronisierbare Datenquellen mit den<br />
Kunden sind da auf jeden Fall ein Gewinn.<br />
erledigen? Wenn Sie eine Wohnung haben<br />
wollen, dann werden Sie Ihre Daten preisgeben<br />
müssen. Ohne Speichern wird Wohnen<br />
nicht möglich sein. Es geht im Endeffekt<br />
nur darum, wem die Daten zur Verfügung<br />
gestellt und wie damit umgegangen wird.<br />
Klassisches Beispiel: Ein Anruf wegen eines<br />
Wasserschadens. Wie soll man sicherstellen,<br />
dass der Mieter zu Hause ist und der Professionist<br />
einen Termin ausmachen kann? Das<br />
muss irgendwie verknüpft werden.<br />
Spannend ist die Auskunftspflicht – wenn<br />
man nachfragen kann, was über jemanden<br />
gespeichert wird.<br />
> > Kranz: Das ist vollkommen legitim. Für diese<br />
Dinge haben wir schon einen Workflow entwickelt,<br />
wo klar definiert wird, was welche Abteilung<br />
mit den Daten macht. Wenn jemand<br />
anruft, habe ich kein Problem, ihm diese Information<br />
zu geben. Wenn er mehr braucht, gibt<br />
es bei uns auch Stabstellen, die ihn weiterführend<br />
betreuen können.<br />
Fotos: Jasmina Rahmanovic<br />
Schnittstellen sind das Um und Auf ?<br />
> > Ja. Und wirklich kompetente Partner an<br />
Bord zu haben, die das auch beherrschen<br />
und handlen können.<br />
Thema DSGVO. Was passiert, wenn ein<br />
Mieter nicht will, dass Sie seine Daten<br />
speichern?<br />
> > Ich muss seine Daten speichern und verarbeiten.<br />
Wie soll ich sonst meine Arbeit<br />
Teilweise wird bei diesem Thema auch eine<br />
Hysterie geschürt. Aber wir haben uns diesbezüglich<br />
frühzeitig etwas überlegt und<br />
einen Profi an Bord geholt, der uns in dem<br />
Prozess begleitet und in den einzelnen Bereichen<br />
Koordinatoren festgelegt. Mit offensiver<br />
und detaillierter Information sollen<br />
Ängste von vornherein genommen und<br />
ein konstruktives Arbeiten miteinander ermöglicht<br />
werden.<br />
Können Sie es auf drei Punkte bringen, was<br />
Sie von anderen Hausverwaltungen abhebt?<br />
Wo ist der USP?<br />
> > Der persönliche Kontakt und die maßgeschneiderten<br />
Dienstleistungen auf den Kunden<br />
heruntergebrochen sind für uns ganz<br />
wichtig. Jeder Kunde hat eine andere Vorgangsweise<br />
und Zugang zu seinen Immobilien.<br />
Unsere größte Stärke ist, auf diese Individualität<br />
eingehen zu können. Wir scheren<br />
54 ImmoFokus<br />
Winter 2018 55
Im Brennpunkt: <strong>Oberösterreich</strong><br />
Gut geplant<br />
nicht alles über einen Kamm. Aber es geht<br />
auch darum, Kunden mit Ideen zu unterstützten,<br />
wie zum Beispiel eine App-Lösung zur<br />
elektronischen Abwicklung zu finden.<br />
Also in Richtung Property Management?<br />
> > Das ist es ja auch. Das ist de facto die Hausverwaltung.<br />
Wir sagen nicht von vornherein, das<br />
machen wir nicht oder das kostet die Summe<br />
X – wir versuchen unseren Kunden genau das<br />
passende Service zu liefern. Wenn er das Gefühl<br />
hat, er ist in guten Händen und nicht nur<br />
die Melkkuh, dann ist er zufrieden. Natürlich<br />
kostet gute Leistung auch Geld. Gerade bei<br />
Wohnungseigentümergemeinschaften ist einer<br />
meiner Lieblingssätze: „Sie haben einen Lebensverdienst<br />
in diese Immobilie gesteckt. Das<br />
was Sie von Ihrer Hausverwaltung verlangen<br />
können, ist zumindest Werterhalt, wenn nicht<br />
Wertsteigerung – Ihre Immobilie sozialverträglich<br />
betreut zu bekommen.“<br />
Gutes Stichwort: Viele Maßnahmen werden<br />
über die Betriebskosten der Mieter<br />
weiterverrechnet. Maßnahmen, die die<br />
Hausverwaltung setzen könnte, um die<br />
Betriebskosten zu verringern, werden ihr<br />
kaum honoriert. Sie bekommt ein Honorar,<br />
egal, ob sie schaut, dass man für die Energiekosten<br />
einen günstigeren Vertrag bekommt<br />
usw.<br />
> > Das sehe ich anders. Einer der wesentlichen<br />
Punkte ist immer der Faktor Betriebskosten.<br />
Was mich oft verwundert: Auch wenn eine<br />
Immobilie 500.000 Euro kostet, sind 5 oder 10<br />
Cent Betriebskosten auf oder ab immer Thema.<br />
Daher ist man gefordert, der Wohnungseigentümergemeinschaft<br />
wirklich günstige Betriebskosten<br />
zu liefern – auch bei einem luxuriösem<br />
Umfeld. Wenn man BK senkt und nur 17 Grad<br />
in der Wohnung hat, wird man nicht glücklich.<br />
Auf der anderen Seite tue ich mir natürlich bei<br />
Mietpreisen leichter. Ich kann ja nur eine Bruttosumme<br />
an den Mann bringen. Wenn der Faktor<br />
zwischen BK und Miete eine zu große Schere<br />
wird, hat der Hauseigentümer weniger Ertrag.<br />
Auf der einen Seite belohnen dich diejenigen,<br />
wo wir Einsparungen nachhaltig nachweisen<br />
können, mit Aufträgen. Dadurch, dass wir eine<br />
der Größten in der Branche sind, haben wir<br />
das anscheinend in der Vergangenheit ganz<br />
gut gemacht. Auf der anderen Seiten können<br />
wir oft Wohnungseigentümergemeinschaften<br />
sagen: Das Hausverwaltungshonorar ist eine<br />
von 15 Positionen auf der BK-Abrechnung.<br />
Wenn wir es schaffen im ersten Jahr fünf oder<br />
zehn Prozent einzusparen, dann bekommen<br />
wir das Honorar, oder wir geben eine Reduktion<br />
auf unser Honorar, wenn wir das Ziel<br />
nicht erreichen. Auch wenn wir teurer sind<br />
als die aktuelle Hausverwaltung.<br />
Pauschal oder Erfolgshonorar?<br />
> > Das kommt immer auf die Struktur an. Wir<br />
haben das hauptsächlich bei Wohnungseigentümergemeinschaften.<br />
Beim normalen<br />
MRG ist das nicht möglich. Bei der Frage<br />
„Betriebskosten oder Fläche?“ wird die Fläche<br />
genommen. Aufgrund unserer Größe<br />
können wir bessere Packages verhandeln.<br />
Das geben wir 1:1 an unsere Kunden weiter<br />
– egal ob Strom, Gas, Aufzugswartung, Überprüfungen<br />
etc. Da sind wir auch preislich<br />
sehr konkurrenzfähig.<br />
Seit dem Jahr 2014 haben Sie die Aktivitäten<br />
in <strong>Oberösterreich</strong> immer weiter verstärkt?<br />
> > Hintergrund, dass wir die Expansion nach<br />
<strong>Oberösterreich</strong> wagten, war, dass wir schon<br />
eine kleine Niederlassung als IMVLinz gegründet<br />
hatten. Wir waren auf der Suche nach einem<br />
großen soliden Partner. Am oberösterreichischen<br />
Markt kann man als Wiener nur schwer<br />
reüssieren. Genauso übrigens am Kärntner<br />
Markt. Wir haben in <strong>Oberösterreich</strong> mit den<br />
beiden Immobilienentwicklern Christian Mitterbauer<br />
und und Klaus Pauzenberger zwei<br />
Herren gefunden, die sich schwerpunktmäßig<br />
auf die Projektentwicklung und den Immobilienverkauf<br />
spezialisieren wollten.Man hat sich<br />
2014 gefunden und 50 Prozent übernommen<br />
und Ende 2015 den Rest. Wir haben auf einen<br />
Schlag 480.000 Quadratmeter an Land ziehen<br />
können. Wir heben hier einerseits die Synergien,<br />
damit wir die Prozesse und Abwicklungen<br />
im Hintergrund optimieren und die Dienstleistung,<br />
die der Wiener Markt gewohnt ist und der<br />
oberösterreichische Markt nicht so gewohnt<br />
war, auch hier liefern können.<br />
Die Marke bleibt bestehen?<br />
> > Nein, wir haben jetzt auch einen Relaunch<br />
des Logos gemacht. Darin findet sich die IMV<br />
wieder. Auf der anderen Seite findet sich auch<br />
das alte Haus und Grund Logo wieder. Es muss<br />
nicht überall IMV draufstehen, wo das Knowhow<br />
der IMV drin ist.<br />
Wie schwer ist es, Mitarbeiter für die<br />
Hausverwaltung zu finden? Ist es nicht ein<br />
undankbarer Job?<br />
> > Da bin ich ganz bei Ihnen. Mitarbeiter zu<br />
finden, ist sicher eine große Herausforderung<br />
und wird für die Zukunft eine noch viel<br />
größere. Kaufmännische, technische und juristische<br />
Kenntnisse sind maßgebende Anforderungen.<br />
Darum tun wir auch viel für eine aktive<br />
Mitarbeiterbindung. Aber es muss schon<br />
eine gewisse strukturierte Persönlichkeit sein,<br />
die diese Job auch machen kann. Man muss ja<br />
auch sehr private Dinge für andere tun – da ist<br />
soziale Kompetenz eine wichtige Voraussetzung.<br />
Ebenso soll man auch logisch strukturiert<br />
– der gute alte Hausverstand – sein und<br />
eine gewisse Menschenkenntnis besitzen.<br />
Aber es ist auch ein sehr befriedigender Job,<br />
wenn man seine Sache gut macht. n<br />
Mit der ersten Ausgabe des BauTecFokus beginnt eine neue Ära und wir gratulieren<br />
dem gesamten Team zum gelungenen Magazin für die Bauwirtschaft. Wir sind<br />
von Beginn an dabei, so wie wir von Beginn an unsere Bauherren auf ihrem Weg<br />
begleiten. Diese können sich auf uns verlassen. Gemeinsam entstehen Gebäude<br />
für Generationen, welche optimal für ihre Nutzer geplant und gebaut sind.<br />
Nachhaltigkeit, Lebenszyklus, Wirtschaftlichkeit und Aufenthaltsqualität<br />
sind bei unser Arbeit keine Lippenbekenntnisse.<br />
Starten auch wir gemeinsam durch!<br />
von Beginn an<br />
• Architektur<br />
• Bauleitung<br />
• Projektsteuerung<br />
• Projektentwicklung<br />
• Projektmanagement<br />
www.kaufmann.at<br />
56 ImmoFokus<br />
Winter 2018 57
IMPRESSUM<br />
Vorschau<br />
Media<br />
Lesen Sie in der<br />
nächsten Ausgabe:<br />
Immobilienfinanzierung optimal planen und abwickeln.<br />
Strukturierung von Immobilienfinanzierung -<br />
optimale Kreditstruktur für das Immobilienprojekte -<br />
Basel III, Capital Requirements Regulation (CRR) und<br />
sich rasch verändernde Marktbedingungen - Kanada<br />
als Immobilienmarkt International - Zu Tisch mit … -<br />
Das große Interview mit …<br />
Medieneigentümer<br />
GNK Media House GmbH<br />
Breitwiesergutstraße 10<br />
A-4020 Linz<br />
Tel. +43.1.813 03 46-0<br />
office@media-house.at<br />
www.media-house.at<br />
Redaktionsanschrift<br />
Handelskai 94-96<br />
A-1200 Wien<br />
Geschäftsführer<br />
Philipp Kaufmann & Michael Neubauer<br />
Chefredaktion<br />
Michael Neubauer<br />
Artdirector<br />
Jelio Anton Stefanov<br />
Grafik & Layout<br />
Jelio Anton Stefanov, Johanna Hinterdorfer,<br />
Annalena Hofinger & Lukas Brunmayr<br />
Lektorat<br />
Amelie Miller<br />
ERSCHEINUNGSTERMIN: März 2019<br />
Aktuell informiert auf:<br />
www.immo-fokus.at<br />
Autoren dieser Ausgabe<br />
Andreas Altstädter, Philipp Kaufmann,<br />
sowie die Kommentatoren.<br />
Anzeigen<br />
Henrik Schaller<br />
Photos<br />
wenn nicht anders angegeben:<br />
GNK Media House / Katharina Schiffl,<br />
GNK Media House / Michael Hetzmannseder<br />
Druck<br />
Ferdinand Berger & Söhne GmbH<br />
DER IMMOFOKUS WENDET SICH IM SINNE<br />
DER GLEICHSTELLUNG GLEICHERMASSEN AN<br />
FRAUEN UND MÄNNER. AUS GRÜNDEN DER<br />
ÜBERSICHTLICHKEIT UND VERSTÄNDLICHKEIT<br />
KANN ES BEI DEN BEITRÄGEN VORKOMMEN,<br />
DASS NUR DIE MASKULINE ANSPRECHFORM<br />
VERWENDET WIRD.<br />
ImmoFokus ist Mitglied bei:<br />
58 ImmoFokus
Intelligentes<br />
Bauen braucht<br />
kluge Köpfe.<br />
Bauen ist ein People Business. Der Einsatz und das Können aller Projektbeteiligten<br />
entscheiden hier über den Erfolg. Seit fast 150 Jahren steht<br />
die PORR für Kompetenz, Engagement, Teamstärke und Vielfalt – und ist<br />
laufend auf der Suche nach klugen Köpfen. porr-group.com/karriere<br />
Winter 2018<br />
04
Rubrik<br />
01 ImmoFokus