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Special Edition: Oberösterreich (7.8 MB)

| Immobilienmarkt Oberösterreich | | Zahlen Daten Fakten | | Exklusiv im Fokus-Interview: Michael Baert, Ferdinand Hochleitner, Gerhard Humer & Norbert Obermayr; Christian M: Kaindl, Florian Und Anton Kammerstätter, Hans-Peter Kranz, Harald Peham |


| Immobilienmarkt Oberösterreich |
| Zahlen Daten Fakten |
| Exklusiv im Fokus-Interview: Michael Baert, Ferdinand Hochleitner, Gerhard Humer & Norbert Obermayr; Christian M: Kaindl, Florian Und Anton Kammerstätter, Hans-Peter Kranz, Harald Peham |

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<strong>Oberösterreich</strong><br />

Family<br />

Business<br />

Interviews:<br />

Baert, Kaindl,<br />

Hochl, Humer,<br />

Peham, Kranz<br />

AUSTRIA’s LEADING COMPANY<br />

Nr. 1 | EHL Investment Consulting<br />

Kategorie: Unternehmen national über 10 Mio. € Umsatz<br />

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Winter 2018<br />

02


Rubrik<br />

03 ImmoFokus


Rubrik<br />

03 ImmoFokus


P1 (Headline), Innsbruck<br />

P2, Innsbruck<br />

Geerdete Perspektiven<br />

P3, Innsbruck<br />

„Bei neuen Projekten ist für die PEMA Gruppe besonders wichtig,<br />

eine moderne und kreative architektonische Lösung zu schaffen, die<br />

unseren hohen ästhetischen Ansprüchen gerecht wird. Erfolgreich<br />

ist eine Immobilienentwicklung aus unserer Sicht, wenn nach der<br />

Fertigstellung oder Revitalisierung eines Gebäudes ein Mehrwert für<br />

die Mieter, die Investoren und die BürgerInnen am jeweiligen Standort<br />

realisiert wurde.Wir sind bestrebt, einen urbanistischen Mehrwert<br />

für Generationen zu schaffen.”<br />

Mag. Markus Schafferer,<br />

Gründer und Mehrheitseigentümer PEMA Gruppe<br />

Haus am Schottentor, Vienna<br />

PEMA Gruppe | Bruneckerstraße 1, 6020 Innsbruck | Stock im Eisen Platz 3, 1010 Wien | T +43 512 251276-10 | E offi ce@pema.at


12 Immobilienmarkt<br />

OÖ<br />

XX<br />

HkjashD Kdlh sdasldkAdsad<br />

38 Platzhirsch<br />

OÖ Wohnbau<br />

Family Business<br />

22<br />

KAMMERSTÄTTER – VATER & SOHN<br />

34 Zukunftsmusik<br />

Big Data<br />

30 mangelnde<br />

Förderkultur<br />

INHALT<br />

AUSGABE<br />

OÖ-SPECIAL<br />

Rubriken<br />

10 EDITORIAL<br />

58 VORSCHAU / IMPRESSUM<br />

Im Brennpunkt:<br />

<strong>Oberösterreich</strong><br />

12 IMMOBILIENMARKT OÖ<br />

22 FAMILY BUSINESS<br />

Kammerstätter – Vater & Sohn<br />

30 MANGELNDE FÖRDERKULTUR<br />

IFA will in Linz mehr machen<br />

34 ZUKUNFTSMUSIK BIG DATA<br />

Christian Kaindl im Gespräch<br />

38 PLATZHIRSCH OÖ WOHNBAU<br />

42 TEURES PFLASTER OÖ<br />

46 FACHMARKTZENTREN<br />

Peham kennt die Erfolgsfaktoren<br />

50 WIRTSCHAFTSSTANDORT<br />

Zu wenig gesicherte Flächen<br />

54 IMV GOES OBERÖSTERREICH


Es geht rund im<br />

OÖ-Zentralraum<br />

W<br />

enn jemand eine Reise tut,<br />

so kann er was erzählen. Wir<br />

können viel erzählen. Ich<br />

habe mich nach <strong>Oberösterreich</strong><br />

aufgemacht und prominente Immobilienexperten<br />

zu Interviews gebeten. Ein bunter<br />

Themenreigen war die Folge. Erste Station war<br />

nicht die Landeshauptstadt Linz, sondern Wels.<br />

Im großen Cover-Interview (Seite 22) gibt sich<br />

das Geschäftsführer-Duo der Consulting Company<br />

Anton und Florian Kammerstätter bescheiden<br />

und erklären, dass die Zusammenarbeit mit<br />

Behörden nicht schwierig sein muss. Ihr Credo:<br />

„Family Business heißt miteinander nicht gegeneinander.“<br />

- und „Wien ist anders – wir auch.“<br />

„Wir würden gerne mehr in Linz machen. Aber<br />

es ist schwierig, wirklich gute Liegenschaften<br />

zu einem wirtschaftlich sinnvollen Preis zu<br />

bekommen“, meint IFA-Vorstand Michael<br />

Baert (Seite 30). Bei EDI-Real Gründer Christian<br />

M. Kaindl (Seite 34) standen die durch die<br />

digitale Revolution und Big Data ausgelösten<br />

aktuelle Herausforderungen im Mittelpunkt.<br />

OÖ Wohnbau Geschäftsführer Ferdinand<br />

Hochleitner (Seite 38) berichtete über die aktuellen<br />

Probleme, mit denen gemeinnützige<br />

Wohnbauträger zu kämpfen haben: „Auf<br />

der anderen Seite stehen oft politische Entscheidungsträger,<br />

die immer weniger dazu<br />

bereit sind, mutige Entscheidungen<br />

zu treffen.“ Hans-Peter Kranz, zum<br />

Zeitpunkt des Interviews vor seinem<br />

Wechsel zu EHL Immobilien Prokurist<br />

der IMV Immobilien Management – verriet<br />

uns die Pläne der IMV in <strong>Oberösterreich</strong><br />

(Seite 54).<br />

„Was uns mehr Sorgen bereitet als die Zinsen,<br />

sind die steigenden Baukosten“, meinen Gerhard<br />

Humer, Leiter Immobilienprojektfinanzierung<br />

der Raiffeisenlandesbank <strong>Oberösterreich</strong><br />

und Norbert Obermayr, Geschäftsführer<br />

der REAL-TREUHAND Management. (Seite<br />

42) „In der Stadt Leonding ist kaum mehr ein<br />

Grundstück unter 1.000 Euro pro Quadratmeter<br />

zu haben. Das sind für <strong>Oberösterreich</strong><br />

beachtliche Preise.“<br />

Beim Braunsberger Geschäftsführer und<br />

Immobiliensachverständiger Harald Peham<br />

(Seite 46) habe ich nachgefragt, wie es um die<br />

Assetklasse Retail in <strong>Oberösterreich</strong> steht.<br />

„Womit wir auf jeden Fall punkten, ist unsere<br />

starke, diversifizierte, mittelständische Fertigungsindustrie.<br />

Es gibt wenige Bundesländer,<br />

die hier so breit aufgestellt sind. Über 30 Prozent<br />

unseres BIPs kommen von der Fertigung<br />

und Industrie“, unterstreicht Business Upper<br />

Austria Geschäftsführer Werner Pamminger<br />

und erklärt warum sein Job nicht leicht ist,<br />

<strong>Oberösterreich</strong>er einen hervorragenden Ruf<br />

genießen und er gern mehr Tausch-Grundstücke<br />

hätte. (Seite 50)<br />

Nur Unternehmer<br />

denken wie Unternehmer.<br />

Ihr Gebäudeversicherer.<br />

Mag. Michael Neubauer<br />

Chefredakteur<br />

www.gross-gross.eu<br />

10 ImmoFokus<br />

Winter 2018 11


Im Brennpunkt: <strong>Oberösterreich</strong><br />

Im Brennpunkt: <strong>Oberösterreich</strong><br />

BRUCKNERTOWER<br />

der Möglichkeiten weiter gefördert werden.<br />

Am wirkungsvollsten ist jedoch die Förderung<br />

gemeinnützige Mietwohnungen, weil<br />

diese Wohnform am nachhaltigsten wirkt<br />

und den Druck auf die Mietpreise entlastet“,<br />

so Bürgermeister Klaus Luger. Auffallend<br />

aber ist wohl auch, dass immer weniger mit<br />

Wohnbauförderung gebaut wird. 2017 gingen<br />

die Ausgaben für Wohnbauförderung im<br />

gesamten Bundesgebiet um 7 Prozent auf 2,3<br />

Milliarden Euro, den zweitniedrigsten Wert<br />

seit 1993, zurück. In <strong>Oberösterreich</strong> wurde<br />

ein Rückgang um 11 Prozent verzeichnet. Nur<br />

in Salzburg fiel der Rückgang mit 17 Prozent<br />

noch deutlicher aus.<br />

Wobei eine aktuelle Studie der „ECO Austria“<br />

vom November 2018 dem Land <strong>Oberösterreich</strong><br />

ein gutes Zeugnis im Umgang mit der<br />

Wohnbauförderung ausstellt. Die beschäftigt<br />

sich mit Effizienzpotentialen und attestiert<br />

der Wohnbauförderung des Landes <strong>Oberösterreich</strong><br />

Vorbildcharakter, wenn es um das<br />

Verhältnis von Fördervolumen zu Wirkungsgrößen<br />

geht. Im Neubau werden für den<br />

Zeitraum 2009 bis 2016 beispielsweise fünf<br />

Kriterien als zu bewertende Wirkungsgrößen<br />

herangezogen. Es sind dies die Bewilligungsraten,<br />

die Minderung im CO2-Ausstoß<br />

gesamt und pro Kopf, der Anteil jener, die<br />

keine wesentlichen Wohnkostenbelastungen<br />

spüren und schlussendlich der Anteil<br />

der Wohnkosten am Haushaltseinkommen.<br />

Auch bezüglich der Sanierung kommt die<br />

Studie zu dem Schluss, dass <strong>Oberösterreich</strong><br />

hier besonders effizient arbeitet und die<br />

Fördermittel optimal eingesetzt werden. So<br />

heißt es in der Studie mit Bezug auf Neubau<br />

wie auch Sanierung: „Im Bundesländervergleich<br />

weist <strong>Oberösterreich</strong> ein besonders<br />

günstiges Verhältnis von Aufwendungen<br />

und Ergebnissen auf.“<br />

Zu den größten aktuellen Projekten zählen<br />

unter anderem der Bruckner-Tower in Urfahr<br />

mit 350, der Winkler-Park (GWG und<br />

Baureform) mit 240, die Wohnbebauung der<br />

Erste Immobilien an der Lastenstraße in der<br />

„Grünen Mitte“ mit 170, die Neubebauung<br />

der WAG in Oed mit 150, der LUX Tower an<br />

der Weingartshofstraße im Bahnhofsviertel<br />

mit 130, das Bauvorhaben Auhirschgasse<br />

der GWG mit 95 und das GWG-Projekt Karl-<br />

Steiger-Straße in Kleinmünchen mit 95 Wohnungen.<br />

Größenmäßig folgen die Wohnbauvorhaben<br />

Menzelweg (Pichling) der WSG und<br />

das GWG-Projekt Sintstraße im Hafenviertel<br />

mit je 60 sowie die Neubebauung an der<br />

Schumannstraße in Kleinmünchen durch die<br />

LAWOG mit rund 60 Wohnungen. Ein großes<br />

Zukunftsprojekt beim Linzer Wohnbau ist<br />

die künftige Nutzung des Areals der Kaserne<br />

Ebelsberg, verbunden mit der Stadterweiterung<br />

in Pichling. Auch die Flächen rund um<br />

Linz wächst –<br />

auch in die Höhe<br />

Bauboom. Aktuell sind in Linz 3.000 Wohnungen in Bau, weitere 2.000 in der Pipeline. Die Neubautätigkeit<br />

kommt gerade richtig. Die Nachfrage am Wohnungsmarkt ist nach wie vor ungebrochen hoch.<br />

Autor: Michael Neubauer<br />

E<br />

s sei eine große Herausforderung<br />

für die Stadtentwicklung, die<br />

entsprechende Infrastruktur für<br />

die Neubauten zur Verfügung<br />

zu stellen, betont Infrastrukturreferent Stadtrat<br />

Markus Hein. Linz sei darauf vorbreitet.<br />

„Mit einem eigenen Stadtentwicklungsplan<br />

schaffen wir die Gesamtstrategie für Wohn-,<br />

Arbeits-, Verkehrs- und Freizeitflächen auf<br />

dem Stadtgebiet.“<br />

Linz liegt aktuell bei der Mietpreisentwicklung<br />

mit durchschnittlich 10,50 Euro pro<br />

Quadratmeter im österreichweiten Städtevergleich<br />

im Mittelfeld. In Wien und im Westen<br />

Österreichs, etwa in Bludenz, Feldkirch,<br />

Bregenz, Innsbruck oder Salzburg liegen die<br />

Kosten mit 12 Euro und mehr deutlich höher.<br />

Dazu kommt, dass im Vergleich der Städte<br />

mit mehr als 50.000 Einwohnern die Kosten<br />

für einen Linzer 4-Personen-Haushalt für<br />

Energie- und Infrastrukturdienstleistungen<br />

österreichweit am günstigsten sind. Dies ergab<br />

eine Studie von Univ. Prof. Dr. Friedrich<br />

Schneider. Laut dieser Untersuchung schneidet<br />

Linz bei den jährlichen Gesamtkosten für<br />

Energie (Heizung, Strom) und Infrastruktur<br />

(Wasser, Abwasser, Abfall) am besten ab. Die<br />

Kosten liegen dabei fast 200 Euro unter dem<br />

Mittelwert und fast 300 Euro unter der teuersten<br />

Vergleichsstadt.„Eine wichtige Stütze<br />

bei der Forcierung der Wohnbautätigkeit ist<br />

die Wohnbauförderung. Damit das Wohnen<br />

in Linz trotz des verstärkten Zuzugs weiter-<br />

hin leistbar bleibt, müssen jährlich 800 bis<br />

1.000 Wohnungen gefördert werden. Im vergangenen<br />

Jahr wurden laut oberösterreichischem<br />

Wohnbaubericht 2.500 Wohnungen<br />

gefördert, davon 532 (21 Prozent) in Linz. Von<br />

den Wohnungssuchenden möchte aber weit<br />

mehr als die Hälfte nach Linz ziehen“, zeigt<br />

Luger die Diskrepanz zwischen Nachfrage<br />

und tatsächlicher Verteilung der Wohnbauförderung<br />

auf.<br />

„Wir müssen dort bauen, wo die Menschen<br />

wohnen wollen: Das bedeutet einen konkreten<br />

Linz-und-Zentralraum-Schwerpunkt,<br />

vor allem für geförderte Mietwohnungen.<br />

Eigentumswohnungen und Einfamilienhäuser<br />

sind wertvoll und sollen im Rahmen<br />

Fotos: visualisierung city wohnbau letzbor<br />

PROJEKT TABAKFABRIK<br />

12 ImmoFokus<br />

Winter 2018 13


Im Brennpunkt: <strong>Oberösterreich</strong><br />

ROCK THE BLOCK<br />

12.15 MARCH 2019<br />

den Mühlkreisbahnhof biete Chancen für die<br />

Stadtentwicklung und eine entsprechende<br />

Umnutzung, wenn dieses Gelände von den<br />

ÖBB nicht mehr benötigt wird.<br />

Türme<br />

Es ist der derzeit wohl spektakulärste Wohnbau<br />

in der Landeshauptstadt: der Bruckner<br />

Tower. Die Bauarbeiten haben im Mai begonnen.<br />

In knapp 30 Monaten wird der 97 Meter<br />

hohe Bau die Skyline des Linzer Stadtteiles<br />

Urfahr nachhaltig verändern. 356 Eigentumswohnungen<br />

entstehen auf dem Areal<br />

der früheren Bruckner-Universität. In den<br />

zwei Stockwerke hohen Sockelbau werden<br />

die Linz International School Auhof (Lisa)<br />

und ein Kindergarten einziehen. Eines der<br />

größten Linzer Hochbauprojekte der kommenden<br />

Jahre Anfang Dezember auf der Tagesordnung<br />

des Beirates für Stadtgestaltung.<br />

Die Linzer Architekturbüros Kneidinger und<br />

Klinglmüller präsentierten einen neuen Entwurf<br />

für die „Tech Base“, ein Bauvorhaben<br />

der Linzer Firma „Neuson Real“ des Immobilieninvestors<br />

Hans Neunteufel. Während<br />

zwei frühere Planungen das Gremium nicht<br />

überzeugen konnten, fand das vom Planungsteams<br />

„Bumerang“ genannte Konzept<br />

großen Anklang. Drei Hauptbaukörper mit<br />

bumerang-ähnlichen Grundrissen werden<br />

in einigen Jahren das Siemens-Gebäude an<br />

der Wolfgang-Pauli-Straße umgeben. Ihre<br />

Höhe reicht von drei bis zehn Geschoßen.<br />

Eine Bruttogeschossfläche von zirka 36.000<br />

Quadratmetern – das entspricht etwa fünf<br />

Fußballfeldern – erschließt vielfältige Perspektiven<br />

für die Wirtschaft. Für das geplante<br />

Hotel mit 150 Zimmern interessieren sich bereits<br />

mehrere potenzielle Betreiber. Die Lage<br />

nahe dem WIFI und der Linz AG-Zentrale unterstreichen<br />

die Attraktivität des Standortes<br />

für die Ansiedlung eines Supermarktes und<br />

von Gastronomiebetrieben. Der erste Bauabschnitt,<br />

zu dem auch ein 40 Meter hoher<br />

Büroturm im Norden des Siemens-Gebäudes<br />

zählt, soll 2020 in Angriff genommen werden.<br />

2023 soll der letzte Abschnitt mit dem<br />

Hotel bezugsreif sein.<br />

2023 soll auch die nächste Ausbaustufe – Bau3<br />

– der Tabakfabrik finalisiert sein. Im Jänner<br />

dieses Jahres konnte die Bietergemeinschaft<br />

des Kufsteiner Investors, der Bodner Gruppe,<br />

und des renommierten Wiener Architekturbüros<br />

Zechner & Zechner den zweistufigen,<br />

EU-weiten Wettbewerb rund um die Neugestaltung<br />

des westlichen Tabakfabrik-Areals<br />

für sich entscheiden und die hochkarätige<br />

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14 ImmoFokus<br />

Winter 2018 15<br />

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Im Brennpunkt: <strong>Oberösterreich</strong><br />

ENTWICKLUNGSGEBIET<br />

entspricht etwa der Größe des Tabakfabrik-<br />

Areals – wird nun bis 2028 ein Mix aus<br />

Wohnungen und Arbeitsplätzen entstehen.<br />

Die erste Etappe, die südöstliche, rund<br />

15.000 Quadratmeter große Teilfläche bei<br />

der Unionkreuzung, liegt bereits zum Großteil<br />

brach. Die Flächenwidmung ist bereits<br />

rechtskräftig, mit der Bebauungsplanung<br />

wird nächstes Jahr begonnen. Im Rahmen<br />

des städtebaulichen Ideenwettbewerbs<br />

„Europan 14“ hat sich das Projekt „Rock The<br />

Block!“ des italienischen Architektenteams<br />

„spaziozero atelier“ als Sieger durchgesetzt.<br />

Jury einstimmig von ihrem Gebäudekonzept<br />

überzeugen. Gemeinsam werden sie, in Abstimmung<br />

mit der Tabakfabrik und der Stadt<br />

Linz, bis zum Jahr 2023 ein Gebäudeensemble<br />

erschaffen, „das mit einem vielfältigen<br />

Mix aus Arbeits-, Wohn- und Ausbildungsstätten,<br />

Shops, Gastronomie und einem Hotel<br />

nicht nur architektonisch zu einer neuen<br />

Linzer Landmark avanciert“, heißt es dazu<br />

in den Projektunterlagen. Zentraler Punkt<br />

wird dabei ein 81 Meter hoher Turm. Aktuell<br />

befindet sich auf dem Areal ein Anfang der<br />

1980er Jahre unter großem Zeitdruck errichteter<br />

Beton-Fertigteilzubau von geringer<br />

architektonischer Qualität, der das Hochregallager,<br />

die Endverpackungshalle sowie die<br />

Verwaltung der Austria Tabak beherbergte<br />

und mit gutem Grund nicht unter Denkmalschutz<br />

steht.<br />

Schandfleck kommt weg<br />

Für viele, seit vielen Jahren einer der Schandflecke<br />

in Linz. Die nahezu endlos lange<br />

Außenfassade zwischen Wienerstraße, Unionstraße<br />

und Hauptbahnhof: Abstoßend<br />

und ansehnlich. Dahinter befinden sich<br />

nicht mehr benutzte Werkstätten der ÖBB.<br />

Auf 40.000 Quadratmetern Fläche – das<br />

Ab 2021 soll die erste Bauetappe realisiert<br />

werden. Die zweite, die Teilflächen entlang<br />

der Gleise, die derzeit noch von den ÖBB<br />

genutzt werden, wird mittelfristige bis etwa<br />

2028 realisiert. Die dritte Etappe ist ein langfristiges<br />

Szenario, für den Fall, dass die Werkstätten<br />

der ÖBB-Technische Services GmbH<br />

entlang der Unionstraße an einen anderen<br />

Standort verlegt werden – derzeit ist eine<br />

Realisierung jedoch noch nicht absehbar. Insgesamt<br />

erstreckt sich das gesamte Areal über<br />

eine Fläche von über 100.000 Quadratmeter.<br />

Hiller Kaserne Ebelsberg<br />

Auch beim Stadtentwicklungsgebiet Ebelsberg<br />

dürfte es demnächst bald losgehen. Die<br />

WIENER STRASSE<br />

ÖBB KONRAD KAISER<br />

Fotos: KKC e.U.<br />

Hiller Kaserne in Ebelsberg und die nördlich<br />

angrenzenden landwirtschaftlichen Gründe<br />

sind mit 33 Hektar die größten Entwicklungsflächen<br />

im Stadtgebiet. Insgesamt 17,5 Hektar<br />

beträgt das Umnutzungspotential der Kaserne<br />

und 15,5 die angrenzenden Stadterweiterungsflächen.<br />

2015 hatte die Wohnungsgesellschaften<br />

WAG, EBS, Neue Heimat und<br />

Heimstätte die Sommer-Gründe nördlich der<br />

Kaserne Ebelsberg gekauft. Diese hatten sich<br />

auch – mit Rückendeckung der Stadt Linz um<br />

die Hiller Kaserne bemüht. Das Konsortium<br />

wurde dann aber überraschend von einer<br />

Privatstiftung von XXXLutz überboten.Mittlerweile<br />

steht das von Experten, Grundeigentümern,<br />

Stadtvertretern und Bürgern entwickelte<br />

städtebauliche Konzept für ein belebtes<br />

Viertel mit Geschäften, Büros und viel Grün<br />

– den „Garten Ebel“. Etwa 1.500 Wohnungen<br />

könnten am Kasernengelände von Lutz, 600<br />

auf den „Sommergründen“ von WAG, Neue<br />

Heimat und GIWOG errichtet werden. Neben<br />

dem Wohnbaugebiet in Ebelsberg, ist das<br />

Projekt Neuland der Linz AG am Linzer Hafen<br />

eines der bedeutendsten Projekte der Linzer<br />

Stadtentwicklung. Wohnbauten sind dort<br />

zwar wegen der Industrie-Flächenwidmung<br />

und der Gefahr durch Risikobetriebe entsprechend<br />

der Seveso-2-Schutzbestimmung nicht<br />

erlaubt. Doch die Linz AG errichtet Neubauten<br />

für ihr Hafengeschäft, Büros für Fremdfirmen<br />

sowie Anlagen, die auch für Freizeit und<br />

Kultur genutzt werden können.<br />

Seit 2014 hat die zu 100 Prozent stadteigene<br />

Linz AG einen von den Welser Architekten<br />

Luger und Maul entwickelten Masterplan.<br />

Demnach sind Bauvorhaben mit einem Volumen<br />

von 273 Millionen Euro im Hafengebiet<br />

vorgesehen. Die Linz AG investiert zunächst<br />

130 Millionen Euro. Hauptpunkte sind dabei<br />

der Ausbau des Verschiebebahnhofs Linz-<br />

Stadthafen und der Ausbau des Containerterminals<br />

im Stadthafen. Die EU zahlt 20<br />

Prozent der Kosten. Zudem bekommt die<br />

stadteigene Gesellschaft ein, laut Linz-AG-<br />

Generaldirektor Erich Haider, günstiges<br />

65-Millionen-Euro-Darlehen der Europäi-<br />

schen Investitionsbank (EIB) mit einer Laufzeit<br />

von 22 Jahren.<br />

Vom Bahnhof Ebelsberg<br />

bis zum Pleschinger See<br />

In Linz gibt es den Plan, eine insgesamt zehn Kilometer<br />

lange Seilbahnverbindung vom Bahnhof<br />

Ebelsberg im Süden bis zum Pleschinger<br />

See im Norden mit insgesamt neun Stationen<br />

in drei Etappen zu bauen. Die Streckenführung<br />

soll ein Umsteigen mit zwei S-Bahnen und<br />

einer Straßenbahnlinie sowie das Erreichen<br />

des Linzer Industriegebietes ermöglichen.<br />

Das Fahrgastpotenzial wird aufgrund einer<br />

Verkehrserhebung aus dem Jahr 2012 auf bis<br />

zu 45.000 Passagiere pro Tag geschätzt. Eine<br />

Machbarkeitsstudie für eine Nord-Süd-Verbindung<br />

sei positiv ausgefallen. Aktuell wird über<br />

die Finanzierung der notwendigen 175 oder 283<br />

Millionen Euro verhandelt. Linz nimmt sich<br />

La Paz und El Alto in Bolivien zum Vorbild.<br />

Dort wird ein aus acht Linien bestehendes Seilbahnnetz<br />

von täglich durchschnittlich 230.000<br />

Fahrgästen benutzt.<br />

n<br />

16 ImmoFokus<br />

Winter 2018 17


Marktdaten<br />

Zahlen,<br />

Daten,<br />

Fakten<br />

Immobilienmarkt<br />

<strong>Oberösterreich</strong><br />

SCHÄRDING<br />

11,80 %<br />

ROHRBACH<br />

-2,90%<br />

URFAHR-<br />

UMGEBUNG<br />

-4,70%<br />

FREISTADT<br />

16,60%<br />

SCHÄRDING<br />

21,00 %<br />

ROHRBACH<br />

k.A.<br />

URFAHR-<br />

UMGEBUNG<br />

14,00 %<br />

FREISTADT<br />

40,40 %<br />

BRAUNAU AM INN<br />

11,70 %<br />

RIED IM<br />

INNKREIS<br />

-5,30%<br />

GRIESKIRCHEN<br />

24,50 %<br />

WELS<br />

0,60 %<br />

EFERDING<br />

24,50%<br />

LINZ<br />

12,40% PERG<br />

RIED IM<br />

1,70 %<br />

INNKREIS<br />

-16,10%<br />

LINZ-LAND<br />

2,20 %<br />

BRAUNAU AM INN<br />

12,70%<br />

GRIESKIRCHEN<br />

53,40 %<br />

WELS<br />

8,40%<br />

EFERDING<br />

-28,60%<br />

LINZ<br />

2,80%<br />

LINZ-LAND<br />

-6,50 %<br />

PERG<br />

2,00 %<br />

VÖCKLABRUCK<br />

-7,20 %<br />

STEYR<br />

-3,30%<br />

VÖCKLABRUCK<br />

7,60 %<br />

STEYR<br />

-3,80 %<br />

GMUNDEN<br />

-16,60%<br />

KIRCHDORF<br />

8,10%<br />

GMUNDEN<br />

6,50 %<br />

KIRCHDORF<br />

63,60 %<br />

- +<br />

- +<br />

Einfamilienhäuser +/- Vorjahr<br />

Eigentumswohnungen +/- Vorjahr<br />

Einfamilienhäuser HJ 2018 Anzahl HJ 2018 +/- Vorjahr Preis HJ 2018 +/- Vorjahr +/- zu HJ 2013<br />

Österreich 5.919 19,90% 236.898 6,60% 27,10%<br />

<strong>Oberösterreich</strong> 1.051 25,60% 225.469 0,50% 26,70%<br />

Braunau am Inn 97 49,20% 227.161 11,70% 54,10%<br />

Eferding 31 40,90% 232.961 24,50% 52,10%<br />

Freistadt 46 21,10% 185.494 16,60% 48,10%<br />

Gmunden 92 43,80% 246.947 -16,60% 24,80%<br />

Grieskirchen 60 22,40% 177.608 24,50% 38,10%<br />

Kirchdorf an der Krems 41 -19,60% 204.702 8,10% 51,60%<br />

Linz(Stadt) 30 3,40% 398.947 12,40% 20,10%<br />

Linz-Land 113 3,70% 289.217 2,20% 22,40%<br />

Perg 39 18,20% 232.839 1,70% 20,10%<br />

Ried im Innkreis 60 5,30% 183.522 -5,30% 33,20%<br />

Rohrbach 58 93,30% 158.998 -2,90% 44,90%<br />

Schärding 44 22,20% 161.390 11,80% 17,00%<br />

Steyr (Stadt & Land) 76 40,70% 211.454 -3,30% 20,30%<br />

Urfahr-Umgebung 63 28,60% 248.334 -4,70% 9,00%<br />

Vöcklabruck 96 62,70% 213.737 -7,20% 0,10%<br />

Wels (Stadt & Land) 105 14,10% 256.548 0,60% 34,20%<br />

Quelle „RE/MAX-ImmoSpiegel / IMMOunited GmbH, die Experten für Immobiliendaten“<br />

Eigentumswohnungen Anzahl +/- Vorjahr Preis +/- Vorjahr m 2 - Preis +/- Vorjahr<br />

Österreich 26.166 4,00% 192.475 1,00% 3.059 0,50%<br />

<strong>Oberösterreich</strong> 2.960 6,10% 178.966 2,90% 2.609 4,70%<br />

Braunau am Innn 132 -20,50% 151.036 15,30% 2.082 12,70%<br />

Eferding 66 112,90% 146.966 -13,40% 1.729 -28,60<br />

Freistadt 32 33,30% 183.597 57,60% 2.418 40,40%<br />

Gmunden 338 9,00% 162.879 10,20% 2.256 6,50%<br />

Grieskirchen 102 126,70% 116.595 2,50% 2.402 53,40%<br />

Kirchdorf an der Krems 56 5,70% 130.889 6,40% 1.952 63,60%<br />

Linz (Stadt) 606 -4,30% 206.249 7,90% 2.998 2,80%<br />

Linz (Land) 401 -12,80% 188.663 -7,10% 2.588 -6,50%<br />

Perg 41 -32,80% 164.166 -12,90% 2.477 2,00%<br />

Ried im Innkreis 114 18,80% 166.830 8,80% 1869 -16,10%<br />

Rohrbach 20 -13,00% k.A. k.A. k.A. k.A.<br />

Schärding 69 40,80% 160.947 -2,70% 2.145 21,00%<br />

Steyr (Stadt & Land) 175 29,60% 169.422 -3,20% 2.384 -3,80%<br />

Urfahr-Umgebung 129 16,20% 221.345 23,60% 2.826 14,00%<br />

Vöcklabruck 397 36,40% 198.060 2,00% 3.221 7,60%<br />

Wels (Stadt & Land) 282 -6,60% 167.924 5,90% 2,201 8,40%<br />

Quelle „RE/MAX-ImmoSpiegel / IMMOunited GmbH, die Experten für Immobiliendaten“<br />

18 ImmoFokus<br />

<strong>Oberösterreich</strong> 2018 19


Marktdaten<br />

Einfamilienhäuser<br />

Wohnungen<br />

Wohnungen Preise pro m2<br />

Wohnungen: Größe<br />

TRANSAKTIONEN STÜCK<br />

TRANSAKTIONEN STÜCK<br />

TYPISCHER PREIS<br />

TYPISCHE GRÖSSE<br />

2017 2018 2017 ZU 2018<br />

ANZAHL 2017 2018 2017 ZU 2018<br />

QUADRATMETER 2017 2018 2017 ZU 2018<br />

GRÖSSE 2017 2018 2017 ZU 2018<br />

Österreich 4.936 5.919 19,91%<br />

Österreich 25.160 26.166 4,00%<br />

Österreich 3.045 3.059 0,46%<br />

Österreich 66 66 -0,12%<br />

<strong>Oberösterreich</strong> 837 1.051 25,57%<br />

Oberösterr. 2.790 2.960 6,09%<br />

Oberösterr. 2.491 2.609 4,73%<br />

Oberösterr. 74 74 0,03%<br />

Linz (Stadt) 29 30 3,45%<br />

Linz(Stadt) 633 606 -4,27%<br />

Linz(Stadt) 2.916 2.998 2,81%<br />

Linz(Stadt) 71 73 3,13%<br />

Linz-Land 109 113 3,67%<br />

Linz-Land 460 401 -12,83%<br />

Linz-Land 2.758 2.578 -6,54%<br />

Linz-Land 80 82 1,67%<br />

Urfahr-Umgeb. 49 63 28,57%<br />

Urfahr-Umgeb. 111 129 16,22%<br />

Urfahr-Umgeb. 2.479 2.826 14,00%<br />

Urfahr-Umgeb. 76 91 20,54%<br />

TRANSAKTIONSWERT IN EURO<br />

TRANSAKTIONSWERT IN EURO<br />

25% KOSTETEN WENIGER ALS …<br />

25% KLEINER ALS …<br />

2017 2018 2017 ZU 2018<br />

2017 2018 2017 ZU 2018<br />


Im Positionen Brennpunkt: & Meinungen <strong>Oberösterreich</strong><br />

Im Brennpunkt: <strong>Oberösterreich</strong><br />

Family Business<br />

Miteinander nicht gegeneinander. Im Interview geben sich das Geschäftsführer-Duo der Consulting<br />

Company Anton und Florian Kammerstätter bescheiden und erklären, dass die Zusammenarbeit mit Behörden<br />

nicht schwierig sein muss. Ihr Credo: „Wien ist anders – wir auch.“<br />

Das Gespräch führte: Michael Neubauer<br />

Fotos: Jasmina Rahmanovic<br />

Was ist das Erfolgsrezept der Consulting<br />

Company.<br />

Anton Kammerstätter: Wir sind ein kleines,<br />

schlankes Team mir kurzen Entscheidungswegen.<br />

Wir finden ein Grundstück, haben<br />

eine Vision, wer hier arbeiten und/oder wohnen<br />

könnte. Wir formen ein Team, holen projektbezogen<br />

Fachleute auf Werkvertragsbasis<br />

dazu. Wenn das Projekt beendet ist, geht das<br />

Team wieder auseinander. So können wir uns<br />

mit den besten Spezialisten breit aufstellen<br />

und mit einem kleinen Kernteam auch sehr<br />

große Projekte bewegen.<br />

Ich habe das Unternehmen vor 30 Jahren gegründet.<br />

In den ersten 25 Jahre waren wir fast<br />

ausschließlich in <strong>Oberösterreich</strong> tätig. Vor 20<br />

Jahren wollte Florian nach der Matura Medizin<br />

studieren. In den Ferien vor Studienbeginn<br />

hat Florian bei mir im Büro gearbeitet – und ist<br />

geblieben. Seither arbeiten wir Seite an Seite,<br />

nicht nebeneinander, sondern miteinander.<br />

Florian Kammerstätter: Ein weiterer Vorteil<br />

ist, dass uns der Markt vertraut. Sowohl<br />

der Käufermarkt als auch der Investorenmarkt.<br />

Mittlerweile können wir auch bei<br />

größeren Projekten bis zu 50 Prozent der Investitionssumme<br />

mit unseren treuen Stamminvestoren<br />

stemmen.<br />

Es stimmt. Bis vor kurzem haben wir die meisten<br />

Projekte in <strong>Oberösterreich</strong> realisiert. Ehrlich<br />

gesagt: Uns sind auch die Ideen für tolle,<br />

große Projekte ausgegangen. Wir haben gesehen,<br />

dass es spannender ist, ein Großprojekt zu<br />

machen als in einem engen Markt wie Wels ein<br />

Projekt mit 13.000 Nettonutzfläche zu machen.<br />

Wie oft sind Sie aktuell in Wien?<br />

Florian Kammerstätter: Zwischen zwei und<br />

vier Tagen in der Woche. Das passt ganz gut.<br />

Wien ist mit der Bahn sehr gut zu erreichen.<br />

Seit wir den Schritt von <strong>Oberösterreich</strong> nach<br />

Wien getan haben, sind erst sechs Jahre vergangen<br />

und in dieser Zeit konnten wir uns als<br />

eines der aktivsten Wohnbauunternehmen<br />

am Markt etablieren. Für uns haben sich damit<br />

exzellente und stabile Wachstumsperspektiven<br />

ergeben und Wien ist mittlerweile unser wichtigster<br />

Markt geworden. Rund 280 Wohnungen<br />

in drei Projekten hat das Welser Unternehmen<br />

bereits in Wien errichtet. Der Baustart<br />

für ein weiteres Wohnprojekt mit rund 140<br />

Einheiten erfolgt im Frühjahr.<br />

Der Firmensitz ist in der Bahnhofcity<br />

Wels …<br />

Anton Kammerstätter: … und bleibt auch<br />

hier. Wir haben die Bahnhofcity selbst geplant.<br />

Mit rund 13.000 Quadratmeter Nettonutzfläche<br />

zählt die Bahnhofcity in Wels und Umgebung<br />

sicher zu den größten privaten Bauvorhaben,<br />

das jemals errichtet worden ist. Sie ist zu<br />

fast 100 Prozent vermietet. Ein tolles Projekt.<br />

Fast 12 Jahre alt. Aber es passt nach wie vor. 50<br />

Unternehmen sind eingemietet. Es gibt keinen<br />

Grund, warum man hier ausziehen sollte. Super<br />

ist natürlich auch die Anbindung an den<br />

öffentlichen Verkehr. Wir fahren regelmäßig<br />

mit der Eisenbahn.<br />

Wie sehr hat die Bahnhofcity in Wels das<br />

Leben dort beeinflusst?<br />

Anton Kammerstätter: Mit der Bahnhofcity<br />

in Wels haben wir einen Meilenstein gesetzt.<br />

Der alte Bahnhof war eine einzige Katastrophe,<br />

eine Beton- und Asphaltwüste. Heute hat<br />

Wels ein Entreé – darauf sind wir besonders<br />

stolz. Denn auf unsere Initiative hin, sind die<br />

ÖBB aufgewacht und haben den Bahnhof neu<br />

gestaltet. Wenn man jetzt aussteigt, hat man<br />

einen ganz anderen Eindruck als zuvor. Es ist<br />

sauber, ein städtischer Eindruck mit guter Architektur.<br />

Wenn jemand aussteigt, dann zieht<br />

er Rückschlüsse auf die ganze Stadt, von dem<br />

Punkt, wo er ankommt.<br />

Wir sind aber auch deutlich in Risiko gegangen.<br />

Wir mussten die Bahnhofcity in einem<br />

einzigen Bauabschnitt errichten – und es war<br />

eine Knochenarbeit in einem so engen Markt<br />

das Gebäude zu füllen.<br />

Können Sie sich noch an Ihr erstes Projekt<br />

erinnern?<br />

Florian Kammerstätter: In Thalheim, am<br />

Fuße des Reinbergs, direkt neben der alten<br />

Traunbrücke, haben wir ein gemischt genutztes<br />

Gebäude mit 4.350 Quadratmeter<br />

Nettonutzfläche errichtet. Hochwertige Wohnungen,<br />

Büro- und Ordinationsflächen. Nettes<br />

Detail: Mit diesem Projekt haben wir 1996 der<br />

Österreichische Immobilienpreis gewonnen.<br />

Wir wollten damals ein eigenes Büro, ein<br />

Freund von uns eine Ordination. „Wir finden<br />

nichts – also bauen wir etwas.“ Also waren<br />

wir auf der Suche nach einem geeigneten<br />

Grundstück. Die BUWOG hatte ein geeignetes<br />

Grundstück, die Gemeinde eine Kaufoption,<br />

zu einem vernünftigen Preis. Die Gemeinde<br />

wollte das Grundstück an den übergeben, der<br />

das beste Konzept für Thalheim macht. Immobilienprojekte<br />

haben wir bis dahin nicht<br />

22 ImmoFokus<br />

<strong>Oberösterreich</strong> 2018 23


Im Brennpunkt: <strong>Oberösterreich</strong><br />

gemacht, aber ein Marketingkonzept konnte<br />

ich machen. Gesagt getan: Wir haben gewonnen.<br />

Die Errichtung erfolgte freifinanziert;<br />

bei Baufertigstellung waren rund 95 Prozent<br />

der Flächen verkauft.<br />

Da habe ich mir gedacht: „Toll, dann mache<br />

ich jedes Mal ein Unikat. Da muss ich mich<br />

nicht mit dem allgemeinen Markt rumschlagen,<br />

wo es Verdrängungswettbewerbe<br />

gibt.“ Das nächste Projekt war der Hammerl<br />

Wohnpark im Welser Stadtzentrum. Dann<br />

kam schon die nächste größere Entwicklung,<br />

die Traunufer Arkade Thalheim/Wels. Bei<br />

diesem Projekt haben wir im Vorfeld zum<br />

ersten Mal einen Wettbewerb durchgeführt,<br />

der vom Roland Gnaiger von der Kunstuniversität<br />

in Linz begleitet wurde.<br />

Gibt es bei jedem Projekt einen Wettbewerb?<br />

Anton Kammerstätter: Bei den größeren, ja<br />

– das wollen wir auch gerne machen. Wettbewerbe<br />

dienen der Ideenfindung. Wir wollen ja<br />

das Bestmögliche aus jedem Projekt machen.<br />

Aber zieht ein Wettbewerb nicht die Verfahrensdauer<br />

in die Länge und steigert die<br />

Kosten?<br />

Anton Kammerstätter: Das ist der falsche<br />

Ansatz. Ein Wettbewerb ist Bereicherung. Ein<br />

Projekt mit einem Wettbewerb erhöht das<br />

Standing Bevölkerung und Politik. Da habe<br />

ich lieber am Anfang mehr Kosten – klar muss<br />

man etwas ausgeben. Aber dann habe ich ein<br />

Produkt, auf das ich Jahrzehnte lang stolz sein<br />

kann – und das können wir. Oft geht es auch<br />

um eine Umwidmung. Diese sind in Wettbewerben<br />

leichter zu realisieren. Wenn es von<br />

allen Projektbeteiligten gewünscht ist, dann<br />

setzten alle Energie dahinter, dass es schnell<br />

umgesetzt wird. Ich bin 100 Prozent überzeugt,<br />

dass ein richtiger, offener und fairer<br />

Wettbewerb mit Diskussion das Wert ist. Dem<br />

stellen wir uns gern.<br />

Ihre ersten Schritte in Wien?<br />

Anton Kammerstätter: Ich kann mich noch<br />

genau erinnern, wie ich im Café Dommayer<br />

in Hietzing einen Freund getroffen habe, der<br />

gemeint hat ich bin dumm, wenn ich glaube,<br />

ich kann einfach da herfahren und sagen ich<br />

mache jetzt Projekte in Wien. Aber: Alles fängt<br />

mit der ersten Idee und den ersten Telefonaten<br />

an. Mit dem wohn:park:zwölf ist uns ein<br />

perfekter Start in Wien gelungen. Wir haben<br />

fast 30 Millionen Euro investiert und offenbar<br />

genau den Wohngeschmack der Wiener<br />

getroffen. Schon bei diesem ersten Projekt in<br />

Wien haben uns viele unserer oberösterreichischen<br />

Stammkunden begleitet und investiert.<br />

Mittlerweile bauen wir in Wien rund 150 Wohnungen<br />

pro Jahr. Das Schöne daran ist: Unsere<br />

Stamminvestoren stehen zu und hinter uns.<br />

<strong>Oberösterreich</strong>er?<br />

Florian Kammerstätter: Fast durchwegs.<br />

Natürlich sind durch die vergangenen<br />

Projekte auch Wiener dazugekommen, die<br />

gesehen haben, was wir in <strong>Oberösterreich</strong><br />

gemacht haben und was wir mit Investoren<br />

aus <strong>Oberösterreich</strong> realisiert haben. Das hat<br />

Hand und Fuß und so konnten wir einige<br />

Wiener gewinnen.<br />

Sie arbeiten viel mit EHL Immobilien zusammen.<br />

Wie kam die Zusammenarbeit<br />

mit EHL und Michael Ehlmaier zustande?<br />

Anton Kammerstätter: Wir waren gerade<br />

bei BWM Architekten im Margaretenhof, um<br />

ein neues Projekt zu besprechen. Während<br />

des Termins versuchte mein Büro immer<br />

wieder mich zu erreichen. Ich habe nicht<br />

abgehoben, weil ich mir gedacht habe „…<br />

wird schon nicht so wichtig sein.“ Das Büro<br />

lies aber nicht locker. „Ich muss sofort einen<br />

Herrn Ehlmaier anrufen“, wurde mir ausgerichtet.<br />

Im ersten Augenblick habe ich nicht<br />

an Michael Ehlmaier gedacht. Doch dann<br />

kam die Bestätigung – es ist DER Michael<br />

Ehlmaier von EHL Immobilien.<br />

Wir haben einander noch am selben Tag<br />

in einem Baucontainer getroffen und von<br />

Anfang an gut verstanden. Zwei Tage später<br />

war ich mit meinen Söhnen bei EHL, um die<br />

Kooperation zu fixieren. Diese läuft perfekt<br />

– ganz ohne Vertrag. Den hätten wir so oder<br />

so nicht eingehalten, weil beide Seiten ihn<br />

übererfüllen.<br />

EHL macht für uns die Verwaltung und unterstützt<br />

uns im Verkauf, wenngleich wir das<br />

alleine auch bewältigen könnten. Aber wir nehmen<br />

das gerne an. Als Komplettabwickler sind<br />

wir für verschiedene Positionen verantwortlich.<br />

Von der Produktentwicklung bis zur Bauträgerabwicklung,<br />

Vertrieb und Übergabe der<br />

Wohnungen, Marketing. Unsere Branche ist<br />

ziemlich diffizil. Da darf man in keinem Punkt<br />

etwas falsch machen. Auch nicht im Vertrieb –<br />

da teilen wir das Honorarvolumen gerne.<br />

Das bislang größte Projekte betraf die<br />

Körner-Kaserne?<br />

Anton Kammerstätter: … ein wirklich tolles<br />

Projekt mit einer interessanten und gleichzeitig<br />

ungewöhnlichen Vorgeschichte. Uns<br />

wurde von einem Makler ein Objekt in Wien<br />

Penzing Ecke Hütteldorferstraße/Leyserstraße<br />

zum Kauf angeboten. Wir haben das<br />

damals geprüft und festgestellt, dass es nicht<br />

machbar ist: Ein unkündbarer Mietvertrag<br />

mit der Polizei und einem Kindergarten. Wir<br />

haben gerechnet und gerechnet. Das Projekt<br />

war wirtschaftlich nicht machbar. Wir haben<br />

uns daher entschlossen, von diesem Projekt<br />

zurückzutreten. Knapp ein dreiviertel Jahr<br />

später haben wir gelesen, dass die an diese<br />

Liegenschaft unmittelbar angrenzende Körner-Kaserne<br />

in der Leyserstraße von der SIV-<br />

BEG in einem Bestbieterverfahren verkauft<br />

werden soll.<br />

Unser Kalkül war, dass wir am Grundstück<br />

der Körner-Kaserne Polizei und Kindergarten<br />

in einem Containerdorf vorübergehend aussiedeln<br />

könnten. Damit würde unserem Projekt<br />

„Steinterrassen“ in der Leyserstraße in<br />

Wien 14 realisierbar werden. Florian war am<br />

Anfang skeptisch. Wir haben uns mit Freunden<br />

und Partnern beraten. Schlussendlich<br />

haben wir geboten und wider Erwarten den<br />

Zuschlag bekommen. Zugegeben: Nicht nur<br />

der Mitbewerb war überrascht. Auch wir waren<br />

es – und haben beide Projekte umgesetzt.<br />

Dann ging es ans Klinkenputzen. Wir haben<br />

uns bei allen involvierten Bezirksstellen<br />

vorgestellt. Wahrscheinlich haben manche<br />

unserer Kontakte innerlich gelächelt … „die<br />

da aus der Provinz.“<br />

Mit unseren Partnern wie BWM Architekten<br />

und EHL haben wir das Projekt sauber aufgesetzt<br />

und für die verschiedenen Verfahrensabläufe<br />

Berater hinzugezogen – Christoph Luchsinger,<br />

Fachbereich Städtebau TU Wien, Klaus<br />

Wolfinger, Wolfinger Consulting.<br />

Dort, wo wir gedacht haben, wir brauchen Unterstützung,<br />

haben wir Hilfe gesucht. Das Team<br />

von next-pm hat uns bei der Durchführung des<br />

international offenen Wettbewerbs – aus dem<br />

driendl*architects als Sieger herausgingen – für<br />

das Areal unterstützt. Für das Bürgerbeteiligungsverfahren<br />

haben wir Emrich Consulting<br />

hinzugezogen. Dort, wo es notwendig war, haben<br />

wir uns punktuell verstärkt.<br />

Gibt es schon ein neues Projekt<br />

am Horizont?<br />

Anton Kammerstätter: Eines? (lacht). Im<br />

14. Wiener Gemeindebezirk konnten wir<br />

eine 2.900 Quadratmeter große Liegenschaft<br />

ankaufen, auf welcher 134 Wohnungen entstehen<br />

werden. Damit wächst unser Entwicklungsportfolio<br />

in Wien auf fünf Projekte. Das<br />

Grundstück befindet sich in einer attraktiven<br />

Wohnlage mit guter Anbindung an den öffentlichen<br />

Vekehr (U3-Stationen Kendlergasse<br />

und Hütteldorfer Straße) sowie zahlreichen<br />

Grünflächen in unmittelbarer Nähe.<br />

Wir sind auf diese Liegenschaft im Rahmen<br />

des Projektes Körner-Kaserne aufmerksam<br />

geworden. Bei unserem ersten Anlauf wollte<br />

der Eigentümer noch nicht verkaufen. „Wenn<br />

ich in den Ruhestand gehe und den Betrieb<br />

aufgebe, melde ich mich bei ihnen.“ Jetzt hat<br />

er sich gemeldet.<br />

Wien Penzing, der 14. Bezirk hat es Ihnen<br />

angetan?<br />

Anton Kammerstätter: Das hat sich durch<br />

die Projekte Steinterassen und Theodor Körner<br />

Kaserne so ergeben. Da bekommt man<br />

mit, wer verkaufen will – und unser guter<br />

Ruf, Vereinbarung auf Punkt und Komma<br />

einzuhalten, eilt uns bei Verkaufswilligen<br />

Grundstückeigentümern, aber auch bei der<br />

Politik voraus. Die waren ganz erstaunt, dass<br />

wir alles gehalten haben, was versprochen<br />

wurde.<br />

Wiener Developer berichten hier von<br />

durchaus anderen Erfahrungen.<br />

Anton Kammerstätter: Da gibt es ein<br />

Sprichwort: Wie man in den Wald hineinruft,<br />

so schallt es heraus. Es ist eigentlich sehr einfach.<br />

Das, was man verspricht auch einzuhalten.<br />

Damit kann man auch bei den Investoren<br />

punkten.<br />

Viele unserer Kunden sind Wiederholungstäter.<br />

Sie investieren, weil sie begeistert sind,<br />

dass alles funktioniert. Die wollen dann,<br />

wenn das nächste Projekt rausgeht, angerufen<br />

werden. Das ist das größte Kompliment,<br />

wenn deine Kunden sagen, es war so gut, dass<br />

wir wieder kaufen.<br />

Ist es in <strong>Oberösterreich</strong> schwieriger geworden,<br />

Grundstücke zu finden?<br />

Florian Kammerstätter: Ich denke schon.<br />

Wir konzentrieren uns auf die Ballungsräume,<br />

wo wir wissen, dass es eine Nachfrage<br />

gibt. Das kann man sich erlauben, wenn<br />

man so gut ausgelastet ist wie wir. In diesen<br />

Ballungsräumen gibt es nicht so viele Grundstücke.<br />

Viele, die uns angeboten werden, sind<br />

einfach zu teuer. Das wollen wir keinesfalls.<br />

Irgendwer muss den zu hohen Grundpreis an<br />

den Endkunden weitergeben – das geht nicht.<br />

Die Gegenstrategie wäre personelles<br />

Wachstum<br />

Anton Kammerstätter: Wachstum ist ein<br />

Thema. Grundstücke ohne Widmung oder<br />

Bebauungspläne zu finden, dafür braucht<br />

es nur ein kleines Beraterteam. Das könnten<br />

zwei Personen von uns hinbekommen. Aber<br />

die Abwicklung und Bauträgerorganisation<br />

24 ImmoFokus<br />

<strong>Oberösterreich</strong> 2018 25


Im Brennpunkt: <strong>Oberösterreich</strong><br />

ist äußerst personalintensiv. 500 oder 800<br />

Wohnungen mit der bestehenden Mannschaft<br />

zu errichten, wäre vielleicht möglich,<br />

aber nicht in der Qualität, die wir bei unseren<br />

Projekten erreichen wollen. Qualitätsabschläge<br />

wollen wir nicht.<br />

Florian Kammerstätter: Das Schöne ist,<br />

dass wir nicht alles selber bauen müssen.<br />

So haben wir uns auch beim Projekt Körner-<br />

Kaserne zurückgenommen und den geförderten<br />

Anteil verkauft. Wir haben Michael<br />

Pech ÖSW Österreichisches Siedlungswerk<br />

angesprochen, ob der nicht Partner im Projekt<br />

sein möchte. Er war erstaunt und hatte<br />

es nicht erwartet. Am Ende des Tages haben<br />

wir uns nach dem Wettbewerb entschieden,<br />

selbst gar nichts mehr zu bauen, uns rauszunehmen<br />

und die Großen, wie eben die ÖSW<br />

oder die Sozialbau, machen zu lassen. Wir<br />

konzentrieren und jetzt auf das Projekt Breitenseerstraße,<br />

ein 32 Millionen Projekt. Da ist<br />

unser Laden perfekt ausgelastet und verdienen<br />

auch etwas dabei. Wir werden auch in<br />

Kooperation mit der Sozialbau neue Projekte<br />

angehen. Wenn es eine nächste Chance gibt,<br />

wo geförderter Wohnbau gefordert wird,<br />

werden wir das gemeinsam realisieren. Wir<br />

haben uns für ein bestimmtes Projekt schon<br />

die Hände gereicht.<br />

Welches Projekt?<br />

Anton Kammerstätter: Es ist in Wien.<br />

(lacht)<br />

Was macht Wien so attraktiv? Marktteilnehmer<br />

sprechen davon, dass man in<br />

den Bundesländern höhere Renditen<br />

erzielen kann.<br />

Florian Kammerstätter: Das sehen wir nicht<br />

so. Die Rendite für Wohnen ist annähernd<br />

überall gleich. Wenn die Wohnung mehr kostet,<br />

muss auch zwangläufig der Mietpreis höher<br />

sein. Die Bruttorenditen liegen zwischen 3,0<br />

und 3,5 Prozent. Aber in Wien hat man eher die<br />

Chance eine hundertprozentige Vermietung zu<br />

erreichen, weil zu wenige Wohnungen da sind.<br />

Das ist in <strong>Oberösterreich</strong> schon schwieriger.<br />

Man bekommt vielleicht in Wels 1/10 Prozent<br />

Rendite mehr. Da muss aber alles passen. In<br />

den normalen innerstädtisch Lagen ist das<br />

nicht mehr möglich wie in Wien. Aber der<br />

Bundeshauptstadt traut man mehr in Richtung<br />

Werterhalt und -zuwachs, Vermietbarkeit zu.<br />

Anton Kammerstätter: Viele, die uns über<br />

Jahre schon kennen, haben gesagt: „Wenn<br />

ihr in Wien was macht, dann kaufen wir auch<br />

eine Wohnung bei euch.“ Das haben sie wahr<br />

gemacht. Viele Kunden sagen aber auch, sie<br />

wollen ihre Immobilie sehen und vorbeifahren<br />

WORDRAP mit Anton<br />

Kammerstätter<br />

Nehmen Sie gern Risiko?<br />

Ein gewisses ja, das gehört zu einem Unternehmer/Pionier.<br />

SMS, WhatsApp oder Telefon?<br />

Ich spreche gerne mit Menschen.<br />

Wo liegen Ihre Stärken und Schwächen?<br />

Mut, strukturiertes Denken, Beständigkeit – fordere mein Umfeld immer wie mich.<br />

Ausdauer und Ungeduld<br />

Ausdauer ist eine Grundvoraussetzung für meinen Beruf, leider bin ich oft etwas<br />

ungeduldig.<br />

Womit kann man Sie aus der Fassung bringen?<br />

Unehrlichkeit, Herumtrampeln auf Schwächeren, wenn keine Entscheidungen fallen.<br />

Bier – Wein- Champagner?<br />

Guten Rotwein<br />

Welches Buch liegt auf Ihrem Nachttisch?<br />

Warren Buffett – Das Leben ist wie ein Schneeball<br />

Wenn Sie im Auto das Radio aufdrehen – welcher Sender läuft?<br />

Live Radio<br />

Wenn ich heute zehn Millionen im Lotto gewonnen hätte, dann würde ich<br />

vermutlich …<br />

Den Großteil in Immobilien investieren.<br />

Mit welcher lebenden oder bereits verstorbenen Person würden Sie gerne<br />

einen Abend verbringen?<br />

Mit meinem Großvater<br />

Hund - Katze – Kanarienvogel?<br />

Katze<br />

WORDRAP mit Florian<br />

Kammerstätter<br />

Nehmen Sie gern Risiko?<br />

Ja, durchaus. Aber nur in dem Ausmaß, in dem es für meine Familie und<br />

unser Unternehmen sinnvoll und wichtig ist.<br />

SMS, WhatsApp oder Telefon?<br />

Ich telefoniere gerne und viel, genieße aber immer öfter auch im Berufsleben<br />

kurze Abstimmungen per WhatsAppn.<br />

Wo liegen Ihre Stärken und Schwächen?<br />

Ich denke, dass ich gut mit Menschen umgehen und Emotionen vermitteln<br />

bzw. begeistern kann. Nicht so gut bin ich leider dabei, geduldig zu sein.<br />

Womit kann man Sie aus der Fassung bringen?<br />

Mit Unpünktlichkeit.<br />

Bier – Wein- Champagner?<br />

Durchaus gerne einmal ein Glas Champagner.<br />

Welches Buch liegt auf Ihrem Nachttisch?<br />

Passagier 23 von Sebastian Fitzek<br />

Wenn Sie im Auto das Radio aufdrehen – welcher Sender läuft?<br />

Meistens Ö3<br />

Wenn ich heute zehn Millionen im Lotto gewonnen hätte, dann<br />

würde ich vermutlich …<br />

Das meiste davon in Immobilien investieren, jedenfalls aber einmal einen<br />

ausgedehnten Urlaub mit meiner Frau machen.<br />

Mit welcher lebenden oder bereits verstorbenen Person würden<br />

Sie gerne einen Abend verbringen?<br />

Ayrton Senna<br />

Hund - Katze – Kanarienvogel?<br />

Zwei Hunde, eine Katze<br />

26 ImmoFokus<br />

<strong>Oberösterreich</strong> 2018 27


Im Brennpunkt: <strong>Oberösterreich</strong><br />

können. Wir betreuen auch 300 Mietwohnungen<br />

mit in Summe 15.000 Quadratmeter<br />

Wohnfläche.<br />

Welche Rolle spielt Airbnb bei Ihren Käufern?<br />

Anton Kammerstätter: Wir setzen uns damit<br />

auseinander und lehnen es ab.<br />

Warum?<br />

Florian Kammerstätter: Unsere konservativen<br />

Wohnungskäufer wollen wissen, wer<br />

in ihren Wohnungen lebt. Sie wollen keine<br />

Mieter, die sich über Airbnb Zusatzeinkommen<br />

verschaffen. Der Ausschluss alternativer<br />

Vermietungssysteme war noch für keinen<br />

Investor ein Grund, eine Wohnung nicht<br />

zu kaufen, eher im Gegenteil. Es gibt ihnen<br />

Sicherheit, dass es so benutzt wird, wie es<br />

vorgesehen ist.<br />

Anton Kammerstätter: Lassen sie mich<br />

eines klarstellen. Wir sind absolute Boardinghouse-Fans.<br />

Wir würden gerne derartige Projekte<br />

umsetzen, aber nur für einen institutionellen<br />

Investor oder als eigenes Investment<br />

für uns selbst. Für einen klassischen Anleger<br />

ist diese Anlageform aus unserer Sicht nicht<br />

geeignet.Wir fühlen uns dort wohl, wo wir<br />

eine große Käuferschicht ansprechen können.<br />

Dann bricht auch nichts zusammen,<br />

wenn sich durch politische oder steuerliche<br />

Aspekte etwas ändert. Unsere Projekte bewegen<br />

sich im Preisband zwischen 3.800 und<br />

3.900 Euro netto. Das ist ein verständlicher<br />

Preis für den Markt. Deshalb sind wir auch<br />

zu 100 Prozent ausverkauft. Hier bewegen<br />

wir uns in einem sicheren Markt. Wenn es<br />

über 6.000 oder 7.000 Euro geht, fühlen wir<br />

uns nicht wohl. Um hier erfolgreich zu sein,<br />

braucht man eine noch bessere Marktdurchdringung<br />

in Wien.<br />

Sie werden sich demnächst aus dem operativen<br />

Geschäft zurückziehen. Alles geregelt?<br />

Anton Kammerstätter: Alles geregelt. Bei<br />

uns gibt es keine Generationenkonflikte. Wir<br />

arbeiten seit 20 Jahren ohne Unterbrechung<br />

in einem Büro. Dass nicht immer alles Sonnenschein<br />

ist, ist klar, deshalb, weil wir zwei<br />

impulsive Typen sind. Wir sind total ehrlich<br />

und nehmen uns kein Blatt vor den Mund.<br />

Wenn einem etwas auf die Nerven geht, sagt<br />

er das. Ende. Das ist dann aber schnell vorbei<br />

und verraucht. Generationenkonflikt haben<br />

wir nicht.<br />

Florian Kammerstätter: Ich bin jetzt<br />

schon für die Vermarktung zuständig. Der<br />

Verkauf muss an einer Stelle zusammenlaufen.<br />

Ich glaube, ich habe die in mich<br />

gesetzten Erwartungen erfüllt. Bei unseren<br />

aktuellen Projekten haben wir schon 20<br />

Prozent Vormerkungen, bevor wir noch den<br />

ersten Newsletter ausgeschickt haben.<br />

Anton Kammerstätter: Wir ergänzen uns<br />

als Team perfekt. Wir hätten das Projekt<br />

Körner-Kaserne nicht angehen können,<br />

wenn es uns nicht beide gäbe. Während<br />

wir die Kaserne entwickelt haben, bin ich<br />

1-2 Jahre alleine gelaufen – ohne Florian,<br />

der natürlich punktuell immer dabei war.<br />

Er hat pro Jahr 100 bis 150 Wohnungen<br />

locker konstruiert, errichtet und verkauft.<br />

Auch nicht alleine. Seit fünf Jahren mit<br />

meinem Bruder an der Seite. Ich bin froh,<br />

dass es meinen Bruder gibt. Meine Kinder<br />

sind zu jung, um nachzufolgen und<br />

wollen vielleicht auch nicht unbedingt in<br />

diese Fußstapfen treten. Das Thema stellt<br />

sich auch noch nicht. Nur mein Bruder ist<br />

einfach mein Bruder. Er gehört dazu und<br />

dem vertraut man. Er ist loyal, da macht es<br />

doppelt Spaß.<br />

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28 ImmoFokus<br />

<strong>Oberösterreich</strong> 2018 29


Im Brennpunkt: <strong>Oberösterreich</strong><br />

Im Brennpunkt: <strong>Oberösterreich</strong><br />

„Die Preise für<br />

Grundstücke und<br />

Immobilien in<br />

wichtigen Städten<br />

werden anziehen.“<br />

Michael Baert, IFA-Vorstand<br />

Mangelnde Förderkultur<br />

„Wir würden gerne mehr in Linz machen. Aber es ist schwierig, wirklich gute Liegenschaften zu einem<br />

wirtschaftlich sinnvollen Preis zu bekommen“, meint IFA-Vorstand Michael Baert im Gespräch mit dem<br />

ImmoFokus. Die Sanierungsförderung ist allerdings viel zu gering dotiert.<br />

Was macht <strong>Oberösterreich</strong> für die IFA so<br />

besonders?<br />

Michael Baert: <strong>Oberösterreich</strong> ist ein extrem<br />

interessantes Bundesland – vor allem<br />

weil es wirtschaftlich so erfolgreich ist.<br />

Ich merke nicht zuletzt bei vielen unserer<br />

Kunden, dass es hier eine sehr stark aufgestellte<br />

selbstständige Schicht gibt, die über<br />

Fachwissen verfügt, weltweit unterwegs<br />

und höchst innovativ ist. Ich merke auch,<br />

dass es dem Wohnbaureferenten und stellvertretenden<br />

Landeshauptmann Manfred<br />

Das Gespräch führte: Michael Neubauer<br />

Haimbuchner ein echtes Anliegen ist, beim<br />

Wohnbau etwas voran zu bringen. Ich habe<br />

mit ihm erst kürzlich ein Gespräch über<br />

die Sanierungsförderung in <strong>Oberösterreich</strong><br />

geführt. Diese funktioniert gut, könnte aber<br />

im Vergleich zu anderen Bundesländern optimiert<br />

werden.<br />

Was sollte geändert werden?<br />

> > Wir hätten gerne, dass die Dotierung der<br />

Fördermittel ähnlich wie in Wien oder in der<br />

Steiermark gestaltet wird. Dort ist es unter<br />

bestimmten Umständen möglich, Bestände<br />

abzubrechen und mit Sanierungsmitteln<br />

Neubauten zu errichten. Nachdem die Stadt<br />

Wien einer der größten Wohnungsbesitzer<br />

weltweit ist, und ein erheblicher Teil des<br />

Bestandes zwischen 1890 und 1935 errichtet<br />

wurde, ist dort die Sanierungsförderung<br />

schon aus Eigeninteresse sehr hoch dotiert.<br />

In der Steiermark hat die Sanierungsförderung<br />

zum Beispiel in Graz dazu geführt, dass<br />

trotz Bevölkerungswachstum sehr viel leistbarer<br />

Wohnraum verfügbar ist.<br />

Fotos: Helga M. Auer<br />

Welche Rolle spielen die unterschiedlichen<br />

Bauordnungen?<br />

> > Die Bauordnung spielt in diesem Zusammenhang<br />

eine sehr untergeordnete Rolle.<br />

Eine Vereinheitlichung wäre wünschenswert.<br />

Tatsache ist jedenfalls, dass die Sanierungsverordnung<br />

und Durchführungsverordnung<br />

Ländersache ist. Da haben die jeweiligen Beamten<br />

in ihren Bundesländern unterschiedliche<br />

Ansichten, was zu tun ist. Es gibt aber<br />

Rahmenbedingungen, die bundesweit geregelt<br />

sind. Zum Beispiel, dass geförderte Sanierungen<br />

auf 15 Jahre abschreibbar sind.<br />

Ist der Umkehrschluss erlaubt, dass die<br />

IFA mehr in Linz machen würde, wenn<br />

sich die Rahmenbedingungen ändern<br />

würden?<br />

> > Das würden wir auf jeden Fall. Unser letztes<br />

großes Projekt in Linz war die Sanierung<br />

des denkmalgeschützten Palais Zollamt. Dafür<br />

haben wir die Auszeichnung „Denkmal<br />

des Jahres“ erhalten. Keine Frage, wir würden<br />

gerne mehr in Linz machen. Aber es ist<br />

schwierig, wirklich gute Liegenschaften zu<br />

einem wirtschaftlich sinvollen Preis zu bekommen.<br />

In Linz kommt dazu, dass die Genossenschaften<br />

viele unbebaute Grundstücke<br />

besitzen, die in der Vergangenheit deutlich<br />

günstiger eingekauft werden konnten.<br />

Wie schaut es mit Aktivitäten in anderen<br />

Bundesländern aus?<br />

> > Wir haben in den letzten Jahren Graz sehr<br />

stark forciert. Einerseits wegen der guten Förderungslage<br />

und andererseits auf Nachfrage<br />

unserer ifa-Investoren. Auch wenn österreichische<br />

Investoren, bis auf wenige Ausnahmen,<br />

am liebsten in Wien kaufen, sind sie<br />

ihrem jeweiligen Umfeld sehr treu. Anleger<br />

sollten aber durchaus einen Blick in andere<br />

Bundesländer werfen: Es gibt immer wieder<br />

sehr interessante und nachhaltige Projekte<br />

der ifa AG.<br />

Was macht Landeshauptstädte so besonders?<br />

> > Es entsteht sehr viel Wohnraum, etwa in<br />

Graz. Die Mietpreisentwicklung verläuft<br />

moderater als in Wien, weil der Wohnbau<br />

mit der Bevölkerungsentwicklung sehr gut<br />

Schritt hält.<br />

Sind nicht die vergleichsweise höheren<br />

Renditen in den Landeshauptstädten ein<br />

Argument für Investoren, sich mit diesen<br />

Märkten auseinanderzusetzen?<br />

> > Das niedrige Renditeniveau in Wien ist darauf<br />

zurückzuführen, dass dort die Grundstückspreise<br />

österreichweit am höchsten<br />

sind. Die Baukosten sind in Wien ebenfalls<br />

höher, auch wenn hier der Unterschied zu<br />

den Bundesländern nicht so groß ist. Deshalb<br />

hat man normalerweise in den Bundesländern,<br />

eben Graz oder Linz, eine höhere<br />

Rendite.<br />

Werden die Immobilienpreise weiter<br />

steigen?<br />

> > Ich glaube, dass die Preise für Grundstücke<br />

und Immobilien in wichtigen Städten<br />

wie Linz, Salzburg, Innsbruck und Graz noch<br />

weiter anziehen werden. In Wien sollten die<br />

Preise dagegen weniger stark steigen. Die<br />

Grundstücksverkäufer gehören deshalb zu<br />

den Gewinnern, weil die Grundstückspreise<br />

in den letzten Jahren deutlich stärker gestiegen<br />

sind, als die Preise in anderen Bereichen.<br />

Die Entwicklung der Wohnungskosten<br />

30 ImmoFokus<br />

Winter 2018 31


Im Brennpunkt: <strong>Oberösterreich</strong><br />

ist deutlicher durch die Grundstückskosten<br />

als durch die Baukosten getrieben.<br />

Ist der Marktzyklus im Wohnbereich<br />

schon am Ende?<br />

> > Das sollte man aufgrund der Renditeentwicklung<br />

glauben. Auf der anderen Seite sage<br />

ich seit fünf Jahren, dass die Grundstückspreise<br />

und auch die Baupreise nicht mehr<br />

steigen können. Trotzdem erlebe ich nahezu<br />

jeden Tag, dass die Preise wieder gestiegen<br />

sind. In dieser Situation sind wir jedenfalls<br />

nur angelangt, weil die Zinsen so niedrig<br />

sind. Heute werden Vorsorgewohnungen mit<br />

ca. drei Prozent „Maklerrendite“ verkauft. Da<br />

sind Ankaufsnebenkosten oft nicht enthalten.<br />

Die große Frage ist, was passiert, wenn<br />

ich wieder zwei Prozent auf ein Sparbuch bekomme.<br />

Und so absurd ist das keineswegs.<br />

Darf man angesichts der hohen Grundstückspreise<br />

als Developer noch ruhigen<br />

Gewissens Grundstücke kaufen. Rechnet<br />

sich das Geschäft noch?<br />

> > Von vielen Seiten wird gefordert, beim geförderten<br />

Wohnbau sowohl die finanziellen<br />

Grenzen für den Ankauf von Grundstücken<br />

Zur Person<br />

Michael Baert ist seit<br />

2013 im Vorstand der<br />

ifa – Institut für Anlageberatung<br />

AG. Er ist<br />

beeideter Ziviltechniker<br />

und Bauträger. Seit 2001<br />

war er in beratenden bzw.<br />

Geschäftsführungs- und<br />

Vorstandspositionen in<br />

europäischen Ländern in<br />

den Bereichen Erneuerbare<br />

Energien und Immobilien<br />

tätig.<br />

als auch die Baukostengrenze anzuheben.<br />

Das hätte die Folge, dass die Mieten im geförderten<br />

Wohnbau steigen würden. Da stellt<br />

sich natürlich die Frage, ob das die Politik zulassen<br />

wird?<br />

In Wien beträgt bei der Neubauförderung<br />

die Kostenobergrenze für den Grundanteil<br />

lageabhängig 250-290 Euro pro Quadratmeter<br />

Nutzfläche. Zu diesem Preis kann man<br />

schon lange nichts mehr einkaufen. Grundsätzlich<br />

hat die Stadt zwei Möglichkeiten: Sie<br />

kann entweder die förderbaren Obergrenzen<br />

erhöhen und an den Markt angleichen oder<br />

widmungstechnisch eingreifen. Allein der<br />

Bestand an Flächenreserven innerhalb bestehender<br />

Gemeindebauanlagen ist riesig.<br />

Laut einer Studie der Arbeiterkammer<br />

wäre es möglich, im Bereich Gemeindeund<br />

sozialer Wohnbau durch Verdichtung<br />

150.000 zusätzliche Wohneinheiten zu<br />

realisieren.<br />

> > Das halte ich für vorstellbar, einerseits im<br />

Bereich der Aufstockung, andererseits durch<br />

Verdichtung. Viele Gemeindebauten bzw.<br />

Anlagen verfügen über Grünflächen, wo einfach<br />

„hineingebaut“ werden könnte. Mit der<br />

aktuellen Überarbeitung der Bauordnung für<br />

Wien versucht die Stadt einen neuen Ansatz.<br />

Zukünftig soll unter gewissen Voraussetzungen<br />

ein Teil des Wohnflächengewinns durch<br />

Umwidmungen preislich sehr günstig für geförderten<br />

Wohnbau möglich sein. Aber auch<br />

bei den Kosten werden wir ansetzen müssen.<br />

Heute wird im geförderten Wohnbau eine<br />

Qualität realisiert, mit der kein einziges privates<br />

Vorsorgemodell mithalten kann. Wo sonst<br />

findet man schon verglaste Fahrradräume im<br />

Erdgeschoß und Fitnessräume, Schwimmbäder<br />

und Saunen.<br />

Wir schließen um die 1.800 Mietverträge im<br />

Jahr ab und gehören damit zu den größten<br />

Wohnungsmaklern Österreichs. Angesichts<br />

der Tatsache, dass wir jährlich rund 12.000<br />

Besichtigungen verzeichnen, merkt man wie<br />

groß die Zahl der Suchenden ist. Der Druck<br />

auf leistbaren Wohnraum nimmt hier wirklich<br />

zu. Aber auch das könnte man in den Griff<br />

bekommen. So könnte sich die Stadt Wien<br />

etwa überlegen, ob jemand, der vor 20 Jahren<br />

Anspruch auf eine Gemeindewohnung<br />

hatte, den heute auch noch hat. Ich finde es<br />

gut, dass man Menschen, die sich Wohnraum<br />

schwer leisten können, unterstützt. Für mich<br />

ist soziale Verantwortung sehr wichtig. Wenn<br />

es Bewohnern geförderter Mietwohnungen<br />

später finanziell besser geht, sollen auch sie<br />

ihren Teil beitragen, dass anderen geholfen<br />

werden kann.<br />

Welches interessantes IFA-Projekt<br />

kommt demnächst auf den Markt?<br />

> > In Graz, Linz und Innsbruck haben wir<br />

mehrere Projekte fertig platziert. Derzeit investieren<br />

kann man in die dritte Tranche „Palais<br />

Faber“ in Salzburg und in „Geiselberg3“ in<br />

Wien. Für uns ist es wichtig, so zu bauen, wie<br />

es auch in Zukunft gebraucht und gewünscht<br />

wird, also in 20 oder gar 100 Jahren. Da Wohnen<br />

teuer ist, werden die Wohnungen weiter<br />

kleiner werden. Allerdings kann es auch<br />

nicht die Lösung sein, Wohnungen nur kleiner<br />

zu machen. Wenn man schon von den<br />

Mieteinnahmen her gesetzlich reglementiert<br />

wird, stellt sich die Frage, was man zusätzlich<br />

noch anbieten kann, um ein Projekt<br />

attraktiver zu machen bzw. seinen Ertrag zu<br />

steigern. Darüber denken wir gerade intensiv<br />

nach und werden bald entsprechende<br />

Konzepte präsentieren.<br />

n<br />

„In Salzburg<br />

kann man derzeit<br />

in die 3. Tranche<br />

`Palais Faber´<br />

investieren.“<br />

Wir verbinden,<br />

was zusammen<br />

gehört.<br />

IMMOBILIEN+PROJEKT<br />

Rasche Entscheidungen und die richtige Vorbereitung helfen bei der Verwirklichung<br />

innovativer Immobilienprojekte. Mit individuellen Finanzierungskonzepten ermöglichen<br />

wir einen reibungslosen Projektablauf – für unsere Kunden in Österreich, Deutschland<br />

und Tschechien.<br />

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<strong>Oberösterreich</strong><br />

32 ImmoFokus<br />

Winter 2018 33


Im Positionen Brennpunkt: & Meinungen <strong>Oberösterreich</strong><br />

Im Brennpunkt: <strong>Oberösterreich</strong><br />

Zukunftsmusik<br />

Big Data<br />

Digitale Revolution. Der Gründer eines der größten österreichischen<br />

Immobiliensoftware-Anbieter namens EDI-Real Christian M. Kaindl spricht<br />

über Zukunftstrends und aktuelle Herausforderungen.<br />

Das Gespräch führte: Michael Neubauer<br />

Fotos: Jasmina Rahmanovic<br />

Haben digitale Trends und Immobilienplattformen<br />

den Markt verändert?<br />

Christian Kaindl: Vollkommen. Aber auch<br />

jetzt muss sich jemand hinsetzen, ein ansprechendes<br />

Exposé verfassen und festlegen, in welchen<br />

Medien die Immobilie beworben werden<br />

soll. Unabhängig ob Vermietung oder Verkauf,<br />

der Weg führt heute über elektronische Medien,<br />

also Immobilienplattformen.<br />

Wie hat sich der Softwarebereich aus Ihrer<br />

Sicht in den letzten 20 Jahren verändert?<br />

> > EDI-Real hatte mit dem Zeitpunkt des Starts<br />

Glück. Wir konnten technologisch Vorreiter<br />

sein. Die verwendete Online-Technologie wäre<br />

davor nicht möglich gewesen. Begonnen haben<br />

wir 1997 genauer darüber nachzudenken.<br />

Da war das Internet so weit, dass man etwas<br />

übertragen konnte. EDI-Real war auch im Jahr<br />

2002 eines der ersten Unternehmen in Europa,<br />

das Software für Smartphones hergestellt hat.<br />

iPhone und Android gab es damals noch nicht.<br />

Ich habe 1994 den Provider VIP (Verbindungen<br />

in Perfektion) in Wien beraten. Da habe<br />

ich festgestellt: Das Internet ist nicht nur eine<br />

coole Sache, ich war auch überzeugt, dass es<br />

die Welt verändern wird. Der Entschluss war<br />

schnell gefasst, in dieser Branche zu bleiben.<br />

Darum mache ich das jetzt schon relativ lange,<br />

grob 25. Jahre. Und vor allem noch immer mit<br />

der gleichen Leidenschaft wie am ersten Tag.<br />

Was hat sich seit dieser Zeit im gesamten<br />

Ablauf letztendlich verändert?<br />

> > Am Workflow eigentlich alles, nicht jedoch<br />

am Ziel und Ergebnis. Damals war es eine Meisterleistung,<br />

fünf Fotos darzustellen, Angebote<br />

per Mail zu versenden und die Daten auf verschiedene<br />

Plattformen zu übertragen. EDI-Real<br />

war auf diesem Gebiet Vorreiter. Wir waren es,<br />

die einen offenen Datenaustausch ohne Einschränkungen<br />

in Österreich eingeführt haben.<br />

Heute leben wir in einer vollkommen anderen<br />

Welt. Jetzt wird vieles automatisiert und unterschiedliche<br />

Datenquellen verknüpft. Einen<br />

integrierten Mailclient in der Software zu haben,<br />

ist zum Beispiel ein Muss für jene, die in<br />

der Zukunft überleben wollen. Die Information<br />

wird bei der Immobilie gebraucht und nicht in<br />

separierten Schubladen.<br />

Letztendlich ist das Geschäftsmodell des Maklers<br />

und Bauträgers aber relativ ähnlich geblieben.<br />

Ziel ist es noch immer, eine Immobilie an<br />

einen Interessenten zu verkaufen oder zu vermieten.<br />

Selbstverständlich entwickeln sich zusätzliche<br />

Geschäftsfelder. Kern des Geschäfts ist<br />

und wird es auch in Zukunft bleiben, die richtige<br />

Person zur Immobilie zu bringen oder die<br />

Immobilie zur Person.<br />

Welche neuen Features kommen für den<br />

Anwender dazu?<br />

> > Man redet bei der Digitalisierung oft von Disruption<br />

und neuen Geschäftsmodellen. Oft ist<br />

es nur ein Optimieren eines analogen Prozesses<br />

in der digitalen Welt. In diesem Bereich muss<br />

sehr genau zwischen Innovation im Sinne des<br />

Anwenders und Technikverliebtheit unterschieden<br />

werden.<br />

Für den Nutzer einer Software spielen Geschwindigkeit,<br />

Offenheit und Vernetzung eine<br />

immer wichtigere Rolle. So habe ich mich<br />

34 ImmoFokus<br />

Winter 2018 35


Im Brennpunkt: <strong>Oberösterreich</strong><br />

schon vor zwei Jahren entschieden, eine App<br />

für Android und iPhone in modernster Technologie<br />

herzustellen. Es arbeiten bereits mehrere<br />

hundert Makler mit IDA (Intelligent Digital Assistent)<br />

von EDI-Real. Das erfüllt mich mit sehr<br />

viel Stolz, weil da sind wir wieder führend im<br />

deutschsprachigen Raum.<br />

Im Bereich der Datenübertragung liegt die<br />

Branche in einem Dornröschenschlaf. Auch<br />

hier schafft EDI-Real, wie schon im Jahre<br />

2000, neue Tatsachen. Bei RE/MAX Österreich<br />

wird die Plattform bereits mit einer<br />

Technologie gespeist, dass Änderungen praktisch<br />

zeitgleich übertragen werden. EDI-Real<br />

wird diese Technologie auch den Immobilienplattformen<br />

anbieten. Persönlich hoffe ich<br />

sehr, dass dies im Sinne der Immobilienbranche<br />

möglichst zeitnah umgesetzt wird.<br />

Vor einigen Monaten war ich in Graz bei einer<br />

Veranstaltung über Blockchain. Da hat jemand<br />

einen faszinierenden Satz gesagt: „Wir<br />

glauben daran, dass diese Technologie in der<br />

Welt noch viel ändern wird. Derzeit werden<br />

aber noch mehr Projekte mit Blockchain eingerecht,<br />

die eher zuerst ein nicht vorhandenes<br />

Problem schaffen, um es danach mit der<br />

neuen Technologie wieder zu lösen, das es in<br />

der Realität nicht gibt.“ Zum Beispiel funktioniert<br />

das Grundbuch in Österreich seit Maria<br />

Theresia. Ich kenne keinen Fall in Österreich,<br />

wo ein korrupter Beamter ein Grundstück<br />

jemandem anderen zugeschrieben hätte, der<br />

nicht der Berechtigte war. Es gibt aber viele<br />

Länder, bei denen das vorkommt. Darum hat<br />

zum Beispiel Georgien das Grundbuch auf<br />

Blockchain umgestellt.<br />

Man muss also überlegen, ob eine Technologie<br />

geeignet ist, das Geschäftsmodell zu<br />

verbessern. In der Immobilienbranche ist es<br />

nicht so, dass wir in der Früh aufstehen und<br />

drei Immobilien gekauft haben – das ist für<br />

den Privaten eine Lebensentscheidung und<br />

auch für Unternehmen eine große Entscheidung.<br />

Da gehört, meiner Meinung nach, viel<br />

Menschliches dazu. Die Technologie macht<br />

es nur einfacher und bereitet vor.<br />

Wofür könnte man also Technologie verwenden?<br />

> > Was sich bei der Immobilienbranche ändern<br />

kann, ist z.B. eine geosoziale Suche, die<br />

es noch immer nicht praxisnah gibt: Dass<br />

ich als Interessent sage, wer ich bin, mit<br />

welchen Familienverhältnissen und wo ich<br />

arbeite – und dann bekomme ich die passende<br />

Immobilie. Hier wird sich noch etwas<br />

tun. Das wird auch der Konsument lernen<br />

müssen: Dass er nicht sagt, er will ein Haus<br />

mit mindestens vier Zimmern und so weiter,<br />

sondern, dass man aufgrund einer Menge an<br />

Big Data weiß – oder Herrn Zuckerberg fragt<br />

– was man über die Person weiß und ihm<br />

sagt, was er wirklich braucht.<br />

Das beginnt aber mit größeren Kooperationen<br />

der Marktteilnehmer. Wenn ich ein<br />

kleiner Makler bin, dann habe ich zu wenig<br />

Daten. Die braucht man auf alle Fälle. Wenn<br />

Sie mich fragen, wo die Welt hingeht – vor<br />

zehn Jahren hat man versucht, eine Software<br />

für meine Berufsgruppe zu machen nach dem<br />

Prinzip der eierlegenden Wollmilchsau. Aber<br />

wenn ich heute bei Amazon etwas bestelle,<br />

hat das nichts mehr mit einer Datenbank zu<br />

tun, das sind 1.000 Serverbanken.<br />

Es wird viel mehr Spezialisierung geben. Wir<br />

werden als EDI-Real nicht versuchen wollen,<br />

selbst eine Software zu kreieren, die Daten sammelt,<br />

um die Umgebungsdaten einer Adresse<br />

herauszufiltern. Das können andere viel besser.<br />

Was aber sein muss – egal, von wem es kommt<br />

– ist die stark erweiterte Kooperation der Informations-Zur-Verfügung-Steller.<br />

Die Gesamtabläufe der Hintergrundinformation<br />

werden sich verändern. In der Immobilienbranche<br />

wird es weiter so sein, dass ein<br />

Privater im Normalfall für sich etwas zum<br />

Wohnen sucht, dass ein Unternehmen etwas<br />

zu mieten sucht, dass ein Investor Investitionsobjekte<br />

mit Rendite sucht. Das ist ein<br />

recht kalkulierbarer Vorgang.<br />

Es wird zwei große Veränderungen geben:<br />

Erstens, dass man aufgrund aller sozialen Umstände<br />

sagen kann, was jemand braucht und<br />

ihn glücklich machen wird. Big Data weiß mehr<br />

über uns, als wir selbst. Das Zweite ist die Vernetzung;<br />

nämlich jene von Großsystemen.<br />

Wie sehen Sie als Dienstleister Multiple<br />

Listing Systeme?<br />

> > Ich war immer ein Verfechter von Zusammenarbeit<br />

und Datentransparenz zum Wohle<br />

des Marktes. Schon vor 18 Jahren habe ich ein<br />

offenes System gebaut, damit es für Immobilienplattformen<br />

möglich war, sich zu entwickeln.<br />

MLS ist daher notwendig und EDI-Real<br />

unterstützt diesen Vorstoß der Wirtschaftskammer<br />

nach Leibeskräften. Je schneller man<br />

das passende Objekt zum passenden Kunden<br />

bringt oder umgekehrt, desto besser wäre es<br />

für alle, die involviert sind. Aber weil es überall<br />

menschelt, ist es nicht so einfach. Generell ist<br />

es in Europa schwierig und in Zentraleuropa<br />

besonders schwierig. Die einzigen Gegenden,<br />

in denen das MLS wirklich funktioniert, sind<br />

Holland und Marbella. Da kommt alles in einen<br />

Pot und man schaut, dass man es an den<br />

Mann bringt.<br />

Es läuft eine Diskussion über die Pflicht,<br />

auch jeden als Partner akzeptieren zu müssen.<br />

Manche wollen sich aussuchen, welche<br />

Objekte sie eingeben wollen. Ist das das<br />

Ende des MLS?<br />

> > Der Idealfall wäre, jeder bringt alles ein und<br />

jeder kann mit jedem. Nur, das tut keiner. Man<br />

muss den österreichischen Weg wählen. Wir<br />

als Softwarehersteller sind in dem Fall reiner<br />

Dienstleister des Marktplatzes oder der Kammer<br />

und selbst gespannt, was daraus wird. Wir<br />

haben in Österreich aufgrund des Marktes die<br />

perfektesten MLS-Systeme, die es weltweit gibt.<br />

Die Wiener Immobilienbörse war die erste<br />

Immo-Börse der Welt. In den 70er Jahren wurde<br />

begonnen zusammenzuarbeiten, gemeinsam<br />

wurden Computer gekauft. Jeder hat vom anderen<br />

die Daten bekommen. sReal, Bank Austria,<br />

Kubicek, Spiegelfeld – klein und groß waren<br />

dabei. Man hat gesehen, dass Zusammenarbeit<br />

Erfolg bringt – und nicht zusammenarbeiten<br />

keinen Erfolg bringt.<br />

Es gibt weltweit keine Software, die die gleichen<br />

Möglichkeiten der Kooperation bietet wie EDI-<br />

Real. Das Know-how kommt von Manfred Kubicek<br />

und mir. EDI-Real hat mittlerweile mehr<br />

als 400 Kunden, die mehr kooperieren als man<br />

glaubt. 110 RE/MAX-Büros sind in einer einzigartigen<br />

Weise miteinander verknüpft. Da sind<br />

Mein eigenes Zuhause in<br />

Traun:<br />

Tolle Ruhelage. Top Infrastruktur.<br />

32 geförderte Eigentumswohnungen<br />

mit<br />

52 – 109 m 2 , 2 TG-Plätze im<br />

Fixpreis inkludiert!<br />

Mein eigenes Zuhause in<br />

Lichtenberg:<br />

19 Eigentumswohnungen und<br />

3 Geschäftsflächen, 59– 93 m 2<br />

im Zentrum von Lichtenberg!<br />

Wohnungenmit Garten, Balkon<br />

oder Dachterrassen!<br />

Abläufe und Berechtigungssyssteme im Hintergrund<br />

etabliert, die eine enge Zusammenarbeit<br />

in einem Franchise-System erleichtern<br />

und letztendlich eine sinnvolle Administration<br />

ermöglichen. Da haben wir weltweit sicherlich<br />

eine Sonderstellung.<br />

Einerseits weiß ich, dass jene, die kooperieren,<br />

mehr verdienen und besser sind, andererseits<br />

weiß ich auch, dass es trotzdem ausgesprochen<br />

schwer ist, eine dauerhafte friktionsfreie Zusammenarbeit<br />

in der Immobilienbranche zu<br />

bewerkstelligen.<br />

Blockchain könnte diese Zusammenarbeit<br />

ermöglichen?<br />

> > Das klingt nach Eigenverliebtheit in das Produkt,<br />

das es seit 20 Jahren gibt. Zum Beispiel<br />

wird in unserem System seit 20 Jahren jede Bewegung<br />

auf die Millisekunde gespeichert. Aktivitäten<br />

sind seit 20 Jahren nicht abänderbar.<br />

Ich stelle jeden Monat eine Eidesstattliche Erklärung<br />

für die Makler aus vor Gericht, wenn es<br />

um Streitigkeiten geht, wer was wann gemacht<br />

hat. Sie können sich heute die Angebote, die wir<br />

vor 18 Jahren mit unserem System verschickt<br />

haben, im Original ansehen. Jetzt werden wir<br />

wegen der DSGVO welche rauslöschen. Die<br />

aktuelle Hauptbeschäftigung ist, wie wir den<br />

Missbrauch der DSGVO verhindern – nämlich<br />

von Konsumentenseite dem Makler gegenüber.<br />

Umfragen meinen, Makler wird es in zehn<br />

Jahren nicht mehr geben...<br />

> > Genau das Gegenteil wird der Fall sein. Der<br />

Makler wird als Garant einer seriösen Abwicklung<br />

immer wichtiger. Geht es doch um die<br />

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größten Investitionen von Menschen. Da wird<br />

es sich auch in Europa herumsprechen, dass<br />

man einen Experten braucht, der auch für seine<br />

Dienste haftet.<br />

Der Markt wird sich künftig grundlegend verändern.<br />

Es werden die großen Unternehmen<br />

wie Realtreuhand von Raiffeisen, EHL und die<br />

Spezialisten wie Spiegelfeld überleben. Den<br />

größten Teil des Kuchens werden die Franchiser<br />

haben. Derzeit gibt es in Österreich nur ein<br />

relevantes Franchise-System, das hervorragend<br />

funktioniert. RE/MAX ist da unangefochten.<br />

Ich sehe auch keine Alternativen für die vielen<br />

Kleinstbetriebe in der Branche. Viele wären<br />

auch besser beraten als Franchisenehmer oder<br />

als selbständiger Makler in einem System zu<br />

arbeiten um sich auf das Wesentliche konzentrieren<br />

zu können. Persönlich rechne ich damit,<br />

dass der Markt in den nächsten 5 bis 10 Jahren<br />

ca. 30 Prozent der One-Man und -Woman-<br />

Shows verlieren wird.<br />

Gibt es einen Unterschied zwischen <strong>Oberösterreich</strong><br />

und dem Rest Österreichs, was<br />

Immobilien betrifft?<br />

> > Ein eindeutiges Nein. Es gibt aber einen<br />

großen Unterschied zwischen Wien und Umgebung<br />

und dem Rest von Österreich bei der<br />

Geschäftsgebarung. Wien ist ein heiß umkämpfter<br />

Markt und das Zentrum des Geschehens.<br />

Da wird unter dem Deckmantel der Anonymität<br />

oft mit harten Bandagen der Markt<br />

umkämpft. Der Rest von Österreich ist ein<br />

nicht minder wichtiger, aber sehr regionaler<br />

und überschaubarer Markt. Da kennt man den<br />

Makler oft noch privat.<br />

n<br />

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36 ImmoFokus<br />

Winter 2018 37


Im Brennpunkt: <strong>Oberösterreich</strong><br />

Platzhirsch<br />

Schwieriges Marktumfeld. Die OÖ Wohnbau<br />

gehört zu den Big Playern im Gemeinnützigen<br />

Wohnbau. OÖ Wohnbau Geschäftsführer Ferdinand<br />

Hochleitner über die aktuellen Probleme, mit denen<br />

gemeinnützige Wohnbauträger zu kämpfen haben.<br />

Das Gespräch führte: Michael Neubauer<br />

Was tut sich Neues am oberösterreichischen<br />

Immobilienmarkt?<br />

Ferdinand Hochleitner: Die Lage ist nicht<br />

anders als in den anderen Bundesländern.<br />

Die Nachfrage ist ungebrochen hoch und<br />

auch die Produktion entwickelt sich nun<br />

schon seit einigen Jahren auf hohem Niveau.<br />

Als gemeinnützige Wohnbaugesellschaft,<br />

die pro Jahr zwischen 2.000 und 2.500 geförderte<br />

Wohneinheiten realisiert, haben wir<br />

einen wesentlichen Anteil an dieser Entwicklung<br />

und sind nicht mehr wegzudenken vom<br />

Markt. Da wir kontinuierlich stark auf hohem<br />

Qualitätsniveau produzieren, werden wir<br />

auch von der Politik positiv gesehen.<br />

Gibt es einen Unterschied zwischen der<br />

Landeshauptstadt Linz und den Landgemeinden?<br />

> > Wir sind in Linz nicht so stark engagiert.<br />

Wir sind zwar die Nummer eins in <strong>Oberösterreich</strong>,<br />

aber hauptsächlich in den Bezirken<br />

rund um die Ballungszentren vertreten. In<br />

Linz verwalten wir aber eine ansehnliche<br />

Zahl an Bestandseinheiten. Wir sind der klassische<br />

Eigentumsentwickler. Wir errichten,<br />

verkaufen und wenn die Wohneinheiten<br />

übergeben sind, verwalten wir sie.<br />

Warum sind Sie in Linz nicht so stark engagiert?<br />

> > Wir haben uns in letzter Zeit nicht mehr um<br />

Grundstücke in Linz bemüht. Ich sage es, wie<br />

es ist: In Linz werden meistens mehrere Bauträger,<br />

gewollt von der Politik, zusammengespannt.<br />

Damit gehen große Abstimmungsschwierigkeiten<br />

einher. Ganz zu schweigen<br />

von den Auflagen, die in Kauf genommen<br />

werden müssen. Bauen wir dagegen nur fünf<br />

Kilometer außerhalb von Linz, sind wir nicht<br />

nur willkommen, sondern auch allein und<br />

können das jeweilige Projekt planen und umsetzen,<br />

wie wir es für richtig halten.<br />

Im Wiener Umland werden in einigen<br />

Gemeinden Bauprojekte nicht gerne gesehen.<br />

Dasselbe gilt für Umwidmungen, mit<br />

dem Hintergrund der damit einhergehenden<br />

Infrastruktur- und Erschließungskosten.<br />

Ist das auch in <strong>Oberösterreich</strong> ein<br />

Thema?<br />

> > Wir haben in <strong>Oberösterreich</strong> jetzt schon<br />

seit einigen Jahren ein strenges Raumordnungsgesetz.<br />

Das bedeutet, dass wir sogar<br />

Rückwidmungen durchführen mussten, um<br />

neue Widmungen zu ermöglichen. So haben<br />

wir die Flächenbilanz in ganz <strong>Oberösterreich</strong><br />

einigermaßen ins Reine gebracht. Zu Neuwidmungen<br />

kommt es dort, wo tatsächlich<br />

ein Bedarf besteht. Vor diesem Hintergrund<br />

sind Gemeinden, wenn sie Widmungen bekommen<br />

auch durchaus daran interessiert<br />

auf den betreffenden Flächen Projekte zu realisieren.<br />

Welche Volumina realisieren Sie in der<br />

Regel im Rahmen Ihrer Projekttätigkeit?<br />

> > Sicher ganz andere als Sie es in Wien gewohnt<br />

sind. Bei uns fangen die Projektvolumina<br />

bei 20 bis 25 Wohneinheiten an. Projekte,<br />

die in mehreren Etappen entstanden<br />

sind, mit 80 bis 100 Wohneinheiten sind bei<br />

uns schon größere Anlagen. In Wien sind<br />

solche Projektgrößen im geförderten Bereich<br />

dagegen üblich.<br />

Gibt es etwas worauf Sie bei größeren Projekten<br />

besonders achten?<br />

> > Grundsätzlich versuchen wir unsere Projekte<br />

immer im Gleichklang mit der Politik<br />

umzusetzen, damit sie infrastrukturell nicht<br />

überfordert sind. Wir merken natürlich, dass<br />

bei größeren Projekten die Planungsphase<br />

durchaus herausfordernder ist. Wenn plötzlich<br />

80 Wohnungen gebaut werden, sind<br />

Fotos: OÖ Wohnbau<br />

viele Anrainer verunsichert und irritiert,<br />

welche Folgen das für die Dorfgemeinschaft<br />

hat. In solchen Situationen kommen oft zutiefst<br />

menschliche Ängste zu Tage. Da ist es<br />

wichtig, dass die Kommunalpolitik darauf<br />

entschlossen reagiert.<br />

Haben Sie vielleicht ein Positiv- oder Negativ-Beispiel?<br />

> > Wir sind konkret mit einer Gemeinde im<br />

Gespräch, in der wir in drei Bauetappen um<br />

die 80 Wohneinheiten entwickeln wollen.<br />

Um im Vorfeld Ängste zu nehmen, haben wir<br />

uns auf einen Bürgerbeteiligungsprozess eingelassen.<br />

Dann hat die Gemeinde plötzlich<br />

die Notbremse gezogen, weil ein paar Leute<br />

Unterschriften gesammelt haben und sich<br />

sogar der Musikverein gegen das Projekt ausgesprochen<br />

hat. Jetzt steht der dritte Bauabschnitt.<br />

In solchen Situationen würde ich mir<br />

von der Gemeinde schon mehr Mut erwarten<br />

bzw. dass sie ihre Hausaufgaben machen.<br />

Welche Rolle spielen in diesem Zusammenhang<br />

die politischen Verhältnisse<br />

in den betreffenden Gemeinden. Es gibt<br />

Stimmen, die behaupten „Sitzt der Bürgermeister<br />

fest im Sattel, lassen sich Bauvorhaben<br />

relativ einfach umzusetzen“.<br />

> > Das stimmt leider nicht. Das eben angeführte<br />

Beispiel betrifft eine Gemeinde mit<br />

einer absoluten Mehrheit. Wir wissen: Auch<br />

absolute Mehrheiten sind schnell verspielt.<br />

Manche Bürgermeister versuchen es – trotz<br />

des Mottos: „Allen recht getan, ist eine Kunst,<br />

Dipl.Ing. Harald Peham<br />

Allgemein beeideter und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger<br />

Konzessionierter Bauträger für Handels- und Gewerbeimmobilien<br />

Liegenschaftsbewertung von<br />

• Gewerblich und Industriell genutzten Liegenschaften<br />

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die niemand kann“ – allen so weit wie möglich<br />

zu gefallen. Das äußert sich auch darin,<br />

dass Entscheidungen nicht getroffen und<br />

ausgesessen werden.<br />

Ist das ein gesellschaftliches oder ein individuelles<br />

Problem?<br />

> > Als großer Hausverwalter fällt uns schon<br />

auf, dass der Egoismus Überhand gewinnt.<br />

Egal, ob die Leute in einer kleinen Hausgemeinschaft<br />

oder in einem größeren dörflichen<br />

Umfeld zu Hause sind, sie fahren die Ellbogen<br />

aus. In der Gesellschaft ist sicher eine<br />

gewisse Entsolidarisierung spürbar. Auf der<br />

anderen Seite stehen oft politische Entscheidungsträger,<br />

die immer weniger dazu bereit<br />

sind, mutige Entscheidungen zu treffen.<br />

Wie schaut derzeit das Preisgefüge im<br />

gemeinnützigen Wohnbau in <strong>Oberösterreich</strong><br />

aus?<br />

> > Da der gemeinnützige Wohnbau in <strong>Oberösterreich</strong><br />

auf der einen Seite durch das Gesetz<br />

und auf der anderen Seite durch die Förderbestimmungen<br />

reglementiert wird, sind hier<br />

die Dinge relativ überschaubar für uns. Ein<br />

wesentlicher Faktor ist für uns aber sicher der<br />

Grundpreis. Da haben wir in den letzten Jahren<br />

schon ziemliche Preisanstiege erlebt.<br />

Um wie viel ungefähr?<br />

> > Das kommt immer darauf an, aber vom<br />

Fünffachen reden wir sicherlich nicht. Allerdings<br />

bekommt man in Leonding, im Speckgürtel<br />

von Linz, unter 800 bis 1.000 Euro<br />

pro Quadratmeter – Tendenz stark steigend<br />

– nichts mehr. In Linz kommen größere Flächen<br />

ohnehin kaum mehr auf den Markt.<br />

Vor dem Hintergrund der Verbauungsdichte<br />

muss der Preis durchaus relativiert werden:<br />

Je dichter gebaut werden kann, desto höher<br />

ist der Preis, den der Eigentümer des Grundstücks<br />

erzielen kann. Wir kalkulieren mit<br />

einem Grundanteil von maximal 200 Euro<br />

pro Quadratmeter Wohnfläche. Mehr sollte<br />

es nicht sein, weil die Baukosten reglementiert<br />

sind und auch die Leute, die bei uns<br />

einziehen, dürfen gewisse Einkommens- und<br />

Fördergrenzen nicht überschreiten. Die Rechnung<br />

ist relativ einfach: Wenn ich die Preise<br />

über den Grundpreisanteil so in die Höher<br />

treibe, ist er nicht mehr förderungswürdig<br />

und die Leute werden es sich nicht mehr leisten<br />

können in unseren Projekten zu wohnen.<br />

Wie stark leiden Sie unter den steigenden<br />

Baupreisen?<br />

> > Die letzte von der Wohnbauförderung genehmigte<br />

Erhöhung der Baukosten haben wir<br />

vor fünf oder sechs Jahren gehabt. In der Zwischenzeit<br />

sind die Löhne natürlich gestiegen<br />

und manche Baustoffe sind teurer geworden.<br />

Billiger wird in der Regel nichts. Bereits jetzt<br />

schon sagen uns die Professionisten, dass die<br />

Preise, die wir ihnen zahlen können für sie<br />

nicht mehr darstellbar sind. Dazu kommt,<br />

dass derzeit die private Nachfrage steigt, die<br />

Wirtschaft mit mehr Zuversicht in die Zukunft<br />

blickt und zuvor aufgeschobene Investitionen<br />

abgearbeitet werden. Angesichts<br />

38 ImmoFokus<br />

Winter 2018 39


Im Brennpunkt: <strong>Oberösterreich</strong><br />

Advertorial<br />

dieser Ausgangslage spüren wir, dass das Interesse<br />

der Professionisten, sich im sozialen<br />

Wohnbau zu engagieren zunehmend geringer<br />

wird.<br />

Wie geht man damit um, dass man bis zu<br />

sechs Jahre lang keine Baukostensteigerung<br />

akzeptieren kann?<br />

> > Wir weisen zwar ein hohes Ausstattungsniveau<br />

auf, aber dank des großen Volumens,<br />

das wir bauftragen, können wir natürlich<br />

günstigere Preise aushandeln. Das rettet<br />

uns. Aber wir merken: Das Ende der Fahnenstange<br />

ist bald erreicht. Unterm Strich<br />

sind wir froh, dass wir derzeit noch die Baukostengrenzen<br />

einhalten und trotzdem gute<br />

Qualität abliefern können.<br />

Vor fünf Jahren gab es eine große Fusion?<br />

Integration gelungen?<br />

> > Ja, die OÖ Wohnbau ist 2013 aus der Zusammenlegung<br />

der gwb, Wohnungsfreunde, gbvservices<br />

und GWG Enns hervorgegangen. Das<br />

war eine wirklich spannende Zeit. Im Vorfeld<br />

der Fusion war es so, dass wenn etwas schiefgelaufen<br />

ist, der eine den anderen den schwarzen<br />

Peter zugeschoben hat und so weiter. Es<br />

gab ein einziges hin und her. Dazu kommt,<br />

dass wir damals noch voneinander baulich<br />

getrennt waren, was die Dinge nicht einfacher<br />

gemacht hat.<br />

Mit dem damaligen Wechsel an der Spitze des<br />

Raiffeisenkonzerns war es plötzlich möglich,<br />

über Veränderungen nachdenken zu können.<br />

Das hat die Geschäftsführung dankbar aufgenommen<br />

und wir haben ausgerechnet, dass<br />

wir uns wesentlich wirtschaftlicher aufstellen<br />

und an Bürokratie und Administration einsparen<br />

können, wenn wir fusionieren. Nach dem<br />

OK von Aufsichtsrat und Eigentümer(n) haben<br />

wir uns gut vorbereitet und die Belegschaft<br />

und den Betriebsrat eingebunden. Insgesamt<br />

haben wir über 100 Punkte definiert, die projektmäßig<br />

abgearbeitet werden müssen. Dabei<br />

hat jeder eine Aufgabe zugeteilt bekommen.<br />

Zwei Wochen vor der Fusion haben wir noch<br />

einen Mitarbeitertag organisiert. Ich staune<br />

heute noch, welche Kreativität da aus den Mitarbeitern<br />

herausgesprudelt ist. Die Aufbruchsstimmung<br />

und Euphorie hat uns noch lange<br />

begleitet. Am Ende des Tages sind die Leute<br />

wirklich als „OÖ Wohnbauer“ nach Hause<br />

gegangen. Mit dem Stichtag 13. Oktober 2013<br />

wurde dann der Hebel umgelegt. Ab dem Tag<br />

hat es nur noch OÖ Wohnbau gegeben und alles<br />

andere war Geschichte.<br />

Das Finanzamt Linz will der OÖ Wohnbau<br />

die Gemeinnützigkeit aberkennen. Die OÖ<br />

Wohnbau soll zu viele Nebengeschäfte wie<br />

Kommunalbauten und zu wenig Wohnbau<br />

gemacht haben. Was sagen Sie zu den<br />

Vorwürfen. Aktuell wird ja seit eineinhalb<br />

Jahren geprüft.<br />

> > Der Hintergrund ist hier, dass wir seit jeher<br />

neben dem Kerngeschäft Wohnbau – so sieht<br />

es das Gesetz vor – sowohl im Verwaltungsbereich<br />

als auch im Betreuungsbereich Ausnahmegeschäfte<br />

machen. Dazu gehört etwa<br />

die Betreuung der Kommunen und sonstiger<br />

öffentlicher Auftraggeber wie unter anderem<br />

Kindergärten, Schulen oder Feuerwehren. Die<br />

Finanz war jedenfalls der Meinung, dass diese<br />

Tätigkeiten im Ausnahmebereich überwiegen<br />

und hat daher vor über einem Jahr einen<br />

Antrag auf Entzug der Gemeinnützigkeit gestellt.<br />

Die Behörde prüft das derzeit. Wir haben<br />

jedenfalls wiederholt nachgewiesen, dass<br />

die Verhältnismäßigkeit relativ eindeutig ist:<br />

Über einen langen Zeithoriziont fallen zwei<br />

Drittel unseres Tätigkeitsspektrums auf das<br />

Kerngeschäft, ein Drittel auf das Ausnahmegeschäft.<br />

Ich sehe also keinen Grund, wieso wir<br />

uns fürchten müssen. Da es aber offensichtlich<br />

kaum Präzedenzfälle gibt, nimmt die Behörde<br />

die Entscheidung sehr ernst – sie sichern sich<br />

in alle Richtungen ab. Nichtsdestotrotz hegen<br />

wir die Hoffnung, dass das Verfahren in Bälde<br />

abgeschlossen werden kann.<br />

n<br />

Fotos: dglimages / Fotolia<br />

Mietkauf-<br />

Modelle<br />

Befreiung von der Immobilienertragsteuer doch möglich.<br />

Mag. Lothar Egger,<br />

Steuerberater bei<br />

LeitnerLeitner in Linz<br />

Dr. Martin Lehner, LL.M.,<br />

Steuerberater bei<br />

LeitnerLeitner in Linz<br />

LeitnerLeitner<br />

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Ottensheimer Straße 32<br />

A-4040 Linz<br />

Tel: + 43 732 70 93-0<br />

Fax: +43 732 70 93-156<br />

e-mail: linz.office@leitnerleitner.com<br />

W<br />

er ein Haus oder eine Eigentumswohnung<br />

veräußert,<br />

kann von der Hauptwohnsitzbefreiung<br />

profitieren.<br />

Dabei sind auch Zeiten als Mieter für die Berechnung<br />

der 5-Jahres-Hauptwohnsitzfrist zu berücksichtigen.<br />

Dies wurde vom Verwaltungsgerichtshof<br />

entgegen der bisherigen Praxis der<br />

Finanzverwaltung klargestellt (VwGH 24.1.2018,<br />

Ra 2017/13/0005).<br />

Steuerbefreiung für Eigentumswohnungen,<br />

die als Hauptwohnsitz gedient haben<br />

Der „Veräußerungsgewinn“ von privaten<br />

Grundstücken, Gebäuden oder Eigentumswohnungen<br />

unterliegt grundsätzlich der<br />

Immobilien-Ertragsteuer (Immo-ESt) in<br />

Höhe von 30%. Unter bestimmten Voraussetzungen<br />

sind Steuerbefreiungen vorgesehen,<br />

wie beispielsweise die sog. Hauptwohnsitzbefreiung.<br />

Die Veräußerung eines Eigenheims oder<br />

Eigentumswohnung ist von der Immo-ESt<br />

befreit, wenn sie dem Verkäufer innerhalb<br />

der letzten 10 Jahre vor der Veräußerung<br />

mindestens 5 Jahre durchgehend als Hauptwohnsitz<br />

gedient hat (§ 30 Abs 2 Z 1 lit b EStG).<br />

Alternativ besteht auch eine Befreiung, wenn<br />

das Eigenheim oder die Eigentumswohnung<br />

von der Anschaffung bis zur Veräußerung<br />

durchgehend für mindestens 2 Jahre als<br />

Hauptwohnsitz gedient hat (§ 30 Abs 2 Z 1 lit<br />

a EStG). Um von der Befreiung zu profitieren,<br />

muss in beiden Varianten der Hauptwohnsitz<br />

aufgegeben werden.<br />

Mietkauf: fünf Jahre<br />

Hauptwohnsitz sind ausreichend<br />

Mietkauf-Modelle erfreuen sich großer Beliebtheit<br />

am Markt. Dabei kann der Mieter nach<br />

einer bestimmten Mietdauer eine Wohnung<br />

erwerben. Wird die Wohnung kurz nach dem<br />

Erwerb veräußert, wurde die Hauptwohnsitzbefreiung<br />

bisher von den Finanzämtern nicht<br />

angewendet, auch wenn die Wohnung über<br />

5 Jahre als Hauptwohnsitz genutzt wurde.<br />

Nach Ansicht der Finanzverwaltung waren<br />

nämlich nur jene „Hauptwohnsitz-Zeiten“<br />

maßgeblich, bei denen gleichzeitig Eigentum<br />

an der Wohnung bestand.<br />

Dem Verwaltungsgerichtshof lag folgender<br />

Sachverhalt vor: ein Mann hatte eine Wohnung<br />

von einer Genossenschaft für etwa<br />

6 Jahre gemietet und als Hauptwohnsitz<br />

genutzt. Er erwarb die Wohnung aufgrund<br />

einer Kaufoption und veräußerte diese etwa<br />

10 Monate später mit Gewinn. Die Hauptwohnsitzbefreiung<br />

wurde dem Mann vom Finanzamt<br />

versagt, weil die Zeiten als Mieter bei<br />

der Berechnung des 5-Jahres-Zeitraums der<br />

Hauptwohnsitzbefreiung nicht berücksichtigt<br />

wurden.<br />

Entgegen der Auffassung des Finanzamts hat<br />

der Verwaltungsgerichtshof nunmehr entschieden,<br />

dass die Hauptwohnsitzbefreiung<br />

zusteht, weil auch die „Hauptwohnsitz-Zeiten“<br />

als Mieter in die Berechnung des 5-Jahres-Zeitraums<br />

einzubeziehen sind. Auf das Eigentum<br />

an der Wohnung kommt es dabei laut Höchstgericht<br />

nicht an.<br />

Nach Ansicht des Verwaltungsgerichtshofs<br />

ist es außerdem Sinn und Zweck der Hauptwohnsitzbefreiung,<br />

den Verkaufserlös für die<br />

Schaffung eines neuen Hauptwohnsitzes -<br />

auch bei vorheriger Miete der Wohnung - ungeschmälert<br />

zur Verfügung zu stellen. Offen<br />

bleibt allerdings, ob der Gesetzgeber mit einer<br />

Verschärfung der Hauptwohnsitzbefreiung<br />

auf die höchstgerichtliche Entscheidung<br />

reagieren wird. <br />

n<br />

40 ImmoFokus<br />

Winter 2018 41


Im Brennpunkt: <strong>Oberösterreich</strong><br />

Teures Pflaster<br />

Kostenexplosion. Die Stadt Linz wird vielen zu teuer. Umlandgemeinden mit guter infrastruktureller Anbindung<br />

boomen. „Was uns mehr Sorgen bereitet als die Zinsen, sind die steigenden Baukosten“, meinen Gerhard<br />

Humer, Leiter Immobilienprojektfinanzierung der Raiffeisenlandesbank <strong>Oberösterreich</strong> und Norbert Obermayr,<br />

Geschäftsführer der REAL-TREUHAND Management im Interview mit dem ImmoFokus.<br />

Das Gespräch führte: Michael Neubauer<br />

Wie präsentiert sich die Immobilienwirtschaft<br />

in <strong>Oberösterreich</strong>, speziell in Linz?<br />

Blasenbildung in Sicht?<br />

Gerhard Humer: Jede Stadt hat ihre Spezifika.<br />

Es ist aber auffallend, wie Linz, wenn<br />

man die Preise ansieht, Wien hinterherhinkt.<br />

Der Abstand zu Wien bleibt, was die Preise betrifft,<br />

seit Jahren gleich. An der Kaufkraft liegt<br />

es sicher nicht. Wir haben in <strong>Oberösterreich</strong><br />

genug starke Unternehmen, die ihre Mitarbeiter<br />

auch gut bezahlen. Die Nachfragekomponente<br />

ist deutlich eine andere. Anzeichen<br />

für eine Blasenbildung sehe ich keine.<br />

Dass man in Linz vielleicht mehr Rendite<br />

erwirtschaften kann als in Wien, ist kein<br />

Anreiz für Investoren?<br />

Norbert Obermayr: Linz hat einen kleinen,<br />

überschaubaren Markt. Bei den Renditen<br />

sehe ich nicht den großen Unterschied. Wiener<br />

Investoren würden schon gerne in Linz<br />

in der Linzer Landstraße kaufen – aber das<br />

Angebot ist einfach nicht da. Zinshäuser zum<br />

Beispiel kommen nur ganz vereinzelt auf den<br />

Markt. Da gibt es aber genug oberösterreichische<br />

gut vernetzte Investoren, da haben dann<br />

die anderen das Nachsehen. Da ist Linz sicher<br />

ein Kuhdorf. Aber auch die <strong>Oberösterreich</strong>er<br />

selbst investieren lieber in Wien und erst in<br />

zweiter Linie mit einer durchaus auch erreichbaren,<br />

etwas höheren Renditeerwartung<br />

in Sekundärstädten, wie eben Linz, Graz oder<br />

Salzburg. Internationale Investoren sowieso.<br />

Die konzentrieren sich fast ausschließlich auf<br />

Wien. Internationale Investoren bringen Sie<br />

nur schwer nach Linz.<br />

Humer: Wobei es durchaus die eine oder andere<br />

Immobilie in <strong>Oberösterreich</strong> oder Linz<br />

gibt, die internationale Qualität hat. Aber die<br />

kann man an zwei Händen abzählen.<br />

Gibt es Regionen im Umfeld von Linz, die<br />

in den vergangenen Jahren im Umfeld<br />

von Linz einen besonderen Aufschwung<br />

erlebt haben?<br />

Humer: Ende 2015 hat die ASFINAG die S 10,<br />

die Mühlviertler Schnellstraße von Unterweitersdorf<br />

bis Freistadt für den Verkehr freigegeben.<br />

In Wirklichkeit haben sie die Autobahn<br />

verlängert. Aktuell plant die ASFINAG den<br />

Weiterbau der Strecke nach Norden in Richtung<br />

Staatsgrenze. Früher hat man nach Freistadt 45<br />

Minuten gebraucht. Jetzt bin ich in 25 Minuten<br />

dort. Da entwickelt sich natürlich etwas.<br />

Obermayr: Dementsprechend sind in dieser<br />

Region auch die Preise deutlich gestiegen. Stark<br />

gestiegen sind auch die Preise im Speckgürtel<br />

von Linz und dieser wird immer dicker. Überall<br />

dort, wo die Verkehrsinfrastruktur passt, ist mit<br />

steigenden Preisen zu rechnen. Der Speckgürtel<br />

hypt – das ist aber in Wien oder Graz auch<br />

nicht anders.<br />

Auch abseits von Linz sind die Märkte in Bewegung<br />

gekommen. <strong>Oberösterreich</strong> hat starke<br />

Bezirkshauptstädte und Regionen. Wels, Perg,<br />

Freistadt oder der Bezirk Braunau zum Beispiel.<br />

Wobei der südliche Teil des Bezirks mittlerweile<br />

eher zum Einzugsgebiet von Salzburg gehört.<br />

Da ziehen eher die Salzburger hin, weil es noch<br />

günstig ist. Vor zehn Jahren war das noch ganz<br />

anders. Heute kann man in diesen Regionen Eigentumswohnungsprojekte<br />

realisieren. Es gibt<br />

Fotos: Jasmina Rahmanovic<br />

genug Interessenten, die auch kaufen können.<br />

Das hat auch mit der Reorganisierung der Bezirksstädte<br />

zu tun.<br />

Humer: In der Stadt Leonding ist kaum mehr<br />

ein Grundstück unter 1.000 Euro pro Quadratmeter<br />

zu haben. Das sind für <strong>Oberösterreich</strong><br />

beachtliche Preise. Vor 5 Jahren hätte<br />

wohl kaum jemand gedacht, dass diese Preise<br />

zu erzielen wären. Wer sich Linz oder eben<br />

die Stadt Leonding oder die Region rund um<br />

Traun nicht leisten kann, geht nach Kirchberg-Thening.<br />

Wobei es nicht nur Linzer sind,<br />

die es in den Speckgürtel zieht. Viele, die im<br />

Großraum Linz arbeiten wollen einfach kürze<br />

Anfahrtswege zum Arbeitsplatz und nicht<br />

eine dreiviertel Stunde oder länger im Auto<br />

sitzen. Da geht es auch um Lebensqualität.<br />

Die geplante Straßenbahnverlängerung von<br />

Traun Richtung Ansfelden/Kremsdorf wird<br />

auf den Immobilienmarkt Auswirkungen<br />

haben. Ein wesentlicher Nutzenaspekt der<br />

Verlängerung ist die Verknüpfung der Straßenbahn<br />

mit der Pyhrnbahn. Geplant ist<br />

auch eine RegioTram nach Gallneukirchen<br />

und Pregarten.<br />

Bei der Verkehrsinfrastruktur haben wir<br />

in Linz Aufholbedarf. Die Brückenthematik<br />

in Linz ist bekannt. Der noch über Jahre<br />

ersatzlose Abbruch der Linzer Eisenbahnbrücke,<br />

die Sanierungen der Mauthausenerbrücke<br />

und der Autobahnbrücke mit dem<br />

sinnvollen Bau von Bypässen werden das<br />

Linzer Verkehrsgeschehen noch lange massiv<br />

beeinflussen.<br />

Dauern die Verfahren ähnlich lang wie<br />

in Wien?<br />

Obermayr: Ich glaube nicht, dass Linz da<br />

besonders schnell oder langsam ist. Verfahren<br />

dauern. Kommen Einsprüche dazu,<br />

dann eben länger. Eigentlich hätte mit<br />

dem Bau der Westring-Brücke im Oktober<br />

begonnen werden sollen. Durch einen Vergabe-Einspruch<br />

verzögert sich der Baustart<br />

nun um zwei bis drei Monate. Der gesamte<br />

Westring mit Anschluss an den Bahnhof<br />

wird 2029 fertig.<br />

Wo befinden sich aktuell die großen Stadtentwicklungsgebiete<br />

im Großraum Linz?<br />

Obermayr: Die Grüne Mitte Linz ist aktuell<br />

das größte – räumlich zusammenhängende<br />

– städtebauliche Projekt in Linz – vorwiegend<br />

mit sozialem Wohnbau. Wir selbst realisieren<br />

mit „Franck Kontor“ ein Objekt in der Frankstraße<br />

6 mit acht Geschossen und insgesamt<br />

21.000 Quadratmeter Büro- und 7.300 Quadratmeter<br />

Geschäftsfläche. Nicht zu vergessen,<br />

das Projekt Hillerkaserne Ebelsberg im Süden<br />

von Linz. Dort werden bis 2030 rund 3.500<br />

Wohnungen mit der dazu nötigen städtischen<br />

Infrastruktur errichtet.<br />

Sind Wohntürme in Linz ein Thema?<br />

Humer: Umstritten und heftig diskutiert wie<br />

in jeder Stadt. Ich würde mir mehr Türme in<br />

Linz wünschen – aber nur dort, wo es auch<br />

städtebaulich vernünftig ist. Zum Beispiel<br />

rund um den Bahnhof Linz. Dort haben wir<br />

selbst bekannte Türme realisiert. Türme geben<br />

einer Stadt Flair und schonen zudem die<br />

Grundstücksreserven. Aber das Preisgefüge<br />

muss passen. Anders als in Wien gibt es in Linz<br />

42 ImmoFokus<br />

Winter 2018 43


Im Brennpunkt: <strong>Oberösterreich</strong><br />

keine allzu große Nachfrage nach Penthäusern<br />

in Wohntürmen.<br />

Zu einem anderen Thema. Die Raiffeisenlandesbank<br />

<strong>Oberösterreich</strong> gehört bundesweit<br />

zu den Big Playern in der Projektfinanzierung<br />

…<br />

Humer: … vor allem im Wiener Raum. Von<br />

der Finanzierungsseite ist für uns der Wiener<br />

Markt viel interessanter als unser Heimmarkt<br />

<strong>Oberösterreich</strong>. Einerseits ist in Wien eine höhere<br />

Marge durchsetzbar, andererseits gibt es<br />

in <strong>Oberösterreich</strong> nur wenige größere Projekte.<br />

Bei den kleineren Projekten ist die Konkurrenzsituation<br />

unter den Banken in <strong>Oberösterreich</strong><br />

erheblich und deshalb auch die Margen viel<br />

geringer. Ich setzte mich lieber eine Stunde 20<br />

Minuten in den Zug und fahre nach Wien und<br />

mache dort ein Geschäft mit besseren Margen.<br />

Bei einem 50 Millionen Euro-Projekt spielen<br />

ein paar Banken mit. Bei 5 Millionen Euro Projekten<br />

gibt es 100 Banken in Österreich, die das<br />

finanzieren können. Das drückt die Marge.<br />

„Was uns mehr<br />

Sorgen bereitet als<br />

die Zinsen, sind<br />

die steigenden<br />

Baukosten.“<br />

Norbert Obermayr, Geschäftsführer der<br />

REAL-TREUHAND Management<br />

… und die internen Kosten sind bei großvolumigen<br />

Projekten wahrscheinlich<br />

dieselben.<br />

> > Genau, da ist der Aufwand annährend gleich.<br />

Viele Projekte werden mit 50 Prozent –<br />

oder mehr – Eigenkapital ausgestattet.<br />

Auf der anderen Seite wird berichtet, dass<br />

für manche Projekte 80 bis 90 Prozent<br />

Fremdkapital vergeben werden. Wo liegt<br />

die Wahrheit?<br />

> > Beides entspricht der Wahrheit. Institutionelle<br />

Investoren dürfen teilweise aufgrund<br />

gesetzlicher Rahmenbedingungen gar nicht<br />

höher finanzieren als 50 Prozent. Entwicklungsprojekte<br />

oder Projekte von Nicht-Fonds-<br />

Investoren sind im Regelfall höher finanziert<br />

als 50 Prozent. Dass bei einem Immobilienprojekt<br />

50 Prozent Eigenkapital eingebracht wird,<br />

heißt noch lange nicht, dass es sich rechnet.<br />

Am Ende des Tages werden wir nur dann erfolgreich<br />

sein, wenn wir das Projekt richtig beurteilen.<br />

Obermayr: Ein Unterschied zum Mitbewerb<br />

ist, dass wir die gesamte Bandbreite an Immobilien-Know-how<br />

im Haus haben. Makler, Facility<br />

Manager, Bautechniker. Wir brauchen für die<br />

immobilientechnische Beurteilung, Baufortschrittskontrolle<br />

usw. keinen externen Dienstleister.<br />

Das ist ein riesen Vorteil.<br />

Wir haben gehört, es gibt Banken, die auf<br />

40 Jahre Kredite für Immobilienfinanzierung<br />

von Privaten vergeben.<br />

Humer: Haben wir auch gehört, bei uns gibt es<br />

das aber nicht. Das ist unmöglich. Aus meiner<br />

Sicht ist es gesetzlich gar nicht möglich, weil<br />

das Hypothekar- und Immobilienkreditgesetz<br />

dagegenspricht. Da muss aus dem plausiblen<br />

Lebenseinkommen bis zum Pensionsantritt der<br />

Kredit rückführbar sein. Wie soll sich das ausgehen?<br />

Ein Mitte 20-jähiger kann gar nicht über so<br />

ein Einkommen verfügen, dass eine Bank ihm<br />

ruhigen Gewissens den Kredit geben kann.<br />

Wie sehen Sie die Zinsentwicklung für die<br />

kommenden Jahre?<br />

Humer: Die langfristigen Zinsen sind im<br />

Steigen und werden weiter steigen. Dass der<br />

3-Monats-Euribor positiv wird, werden wir<br />

frühestens Ende 2019, eher 2020 sehen. Wenn<br />

die Zinsen steigen, kann es auch sein, dass ein<br />

Investor mit 3,75 Prozent in einem Büroinvestment<br />

nicht mehr zufrieden ist. Wenn die Renditen<br />

wieder steigen, wird das zu sinkenden<br />

Marktwerten führen.<br />

Obermayr: Was uns mehr Sorgen bereitet als<br />

die Zinsen, sind die steigenden Baukosten. Das<br />

ist etwas, dass man wirklich spürt. Das muss<br />

sich auswirken. Am Ende des Tages kann das<br />

nur der Endnutzer zahlen und das kommt jetzt.<br />

Das ist nicht nur eine kurzfristige Entwicklung.<br />

Steigende Rohstoffkosten und die vollen Bücher<br />

bei den Baufirmen sorgen für steigende<br />

Preise. Die Baufirmen suchen sich die Aufträge<br />

mittlerweile aus. Dort, wo sie mehr verdienen,<br />

bauen sie natürlich lieber. Gefährlich wird es<br />

für uns als Investoren, wenn sich eine Baugenehmigung<br />

um ein Jahr verzögert – ein Jahr<br />

Verzögerung bedeutet 3 oder mehr Prozent<br />

höhere Baukosten, oder wenn wir – und das<br />

kommt mittlerweile immer öfter vor – auf Ausschreibungen<br />

keine Angebote mehr bekommen<br />

und damit der Fertigstellungstermin nicht<br />

gehalten werden kann.<br />

Es kommt vor, dass wir 20 Baufirmen zur Angebotslegung<br />

einladen, aber kein Angebot<br />

bekommen. Ich hoffe, dass es nicht richtig unangenehm<br />

wird. Aber das kann man jetzt noch<br />

nicht abschätzen. Es ist logisch, dass die Verkaufspreise<br />

steigen müssten. Ob sie dann wer<br />

zahlt, ist eine andere Frage.<br />

n<br />

Lern, dass<br />

du die Zukunft<br />

mitbestimmen<br />

kannst.<br />

Befähigungsprüfung<br />

Holzbau<br />

Informationsveranstaltung<br />

Holzbau-Meisterprüfung<br />

44 ImmoFokus<br />

Winter 2018 45<br />

6224Z<br />

Vorbereitung auf die Holzbau-Meisterprüfung<br />

6225Z<br />

BIM Koordinator gemäß<br />

ÖNORM A6241<br />

Informationsveranstaltung<br />

BIM Koordinator<br />

Ausbildung zum BIM Koordinator<br />

gemäß ÖNORM A6241<br />

4671Z<br />

4672Z<br />

CAD Kurse für die Baubranche<br />

Informationsveranstaltung CAD-Bau-<br />

Weiterbildung<br />

AutoCAD Architecture Kurse<br />

AutoCAD-Architecture für die<br />

Baumeisterprüfung<br />

AutoCAD Revit Kurse<br />

ArchiCAD Kurse<br />

ArchiCAD für die Baumeisterprüfung<br />

Archline Kurse<br />

Allplan Kurse<br />

SEMA Holzbau<br />

4675Z<br />

4676Z – 4680Z<br />

4692Z<br />

4681Z, 4682Z<br />

4684Z – 4686Z<br />

4693Z<br />

4688Z – 4690Z<br />

4692Z – 4693Z<br />

4717Z – 4720Z<br />

05-7000-77|wifi.at/ooe<br />

WIFI. Wissen Ist Für Immer.


Im Brennpunkt: <strong>Oberösterreich</strong><br />

„Fehlt ein Café, dann<br />

ist das ein Mangel.“<br />

Harald Peham,<br />

Braunsberger Holding GmbH<br />

Im Brennpunkt: <strong>Oberösterreich</strong><br />

Aus dem Bauch heraus<br />

Ticken die <strong>Oberösterreich</strong>er anders beim Shoppen? ImmoFokus hat bei Braunsberger<br />

Geschäftsführer und Immobiliensachverständiger Harald Peham nachgefragt. Im Interview verrät er,<br />

warum ein Café nicht fehlen darf und welche Faktoren für den Erfolg von Fachmarktzentren entscheidend sind.<br />

Das Gespräch führte: Michael Neubauer<br />

Was tut sich im Retailmarkt in <strong>Oberösterreich</strong>?<br />

Harald Peham: Lassen Sie mich eines vorausschicken.<br />

Die Strategie, die man früher<br />

verfolgt hat – wir kaufen ein Grundstück und<br />

entwickeln ein Projekt – lässt sich heute kaum<br />

noch umsetzen. Neubauprojekte gibt es sowieso<br />

kaum mehr, weil Bewilligungen nicht<br />

erteilt werden. Auch sehen Eigentümer von<br />

geeigneten Grundstücken derzeit meistens<br />

nicht die Notwendigkeit zu verkaufen. Heute<br />

heißt es mit dem eigenen Portfolio arbeiten,<br />

das heißt optimieren und den aktuellen Gegebenheiten<br />

anpassen. Unsere Immobilien sind<br />

bis zu rund 15 Jahre alt. Es stehen auch einige<br />

Mieterwechsel an – da gibt es genug zu tun.<br />

Wir arbeiten auch viel für Dritte, im speziellen<br />

für Fonds oder Eigentümergesellschaften,<br />

die einen Bedarf für Relaunch oder Veränderung<br />

haben, aber selbst nicht über die Ressourcen<br />

verfügen oder keine bautechnische<br />

Kompetenz haben. Wir gehen entweder mit<br />

einem Konzept aktiv auf die Eigentümer zu<br />

oder wir wissen mieterseitig, dass diese sich<br />

einen speziellen Standort wünschen.<br />

der nächsten Gemeinde wieder etwas Neues<br />

entsteht. Hier haben wir einen echten Mehrwert<br />

geschaffen. Wenn man als Kunde hinfährt,<br />

weiß man nicht, dass sich hinter der<br />

neuen Fassade eine 15 Jahre alte Struktur<br />

verbirgt. Die Mieter waren begeistert. Takko<br />

beispielsweise hat gemeint, sie hätten nach<br />

der Revitalisierung am gleichen Standort 20<br />

Prozent mehr Umsatz.<br />

Gibt es Fachmarktzentren, die aussterben<br />

und weggerissen werden?<br />

> > Hier trennt sich die Spreu vom Weizen.<br />

Wichtig ist, dass man eine gewisse Größe hat<br />

und der Branchenmix stimmt. Dazu gehört<br />

ein Lebensmittelhändler als Ankermieter.<br />

Das sind standortbestimmende Merkmale.<br />

Es gibt sehr wohl Standorte, die zu klein sind<br />

oder vielleicht zu sehr an der Peripherie liegen.<br />

Diese werden verschwinden – zumindest<br />

dahingehend, dass dort keine Einzelhändler<br />

mehr vertreten sind, sondern ein<br />

Fliesenmarkt oder ein Parkettstudio. Solche<br />

Nachnutzungen muss man dann andenken.<br />

Wie viele potenzielle Kunden braucht<br />

man für ein Fachmarktzentrum?<br />

> > Das kann man generell eigentlich nicht sagen.<br />

Wir machen auch keine großen Marktstudien.<br />

Wir machen das aus dem Bauch heraus<br />

und aus Erfahrung sowie mit unseren<br />

Mietern gemeinsam. Sie sagen uns, wo ihre<br />

weißen Flecken sind. Oder, dass sie derzeit<br />

einen schlechten Standort haben und zusammen<br />

etwas Neues entwickeln wollen. Die<br />

Mieter machen dann ihre Umsatzschätzungen<br />

und Markterhebungen. Das betrachtet<br />

jeder individuell. Für den einen sind 30.000<br />

Fotos: Jasmina Rahmanovic<br />

Welchen Zyklus haben die Fachmarktzentren?<br />

> > Nach zehn Jahren sollte man sich ernsthaft<br />

mit einem Relaunch beschäftigen. In Freistadt<br />

haben wir 2013 ein tolles Projekt umgesetzt.<br />

Wir konnten ein Fachmarktzentrum<br />

mit 3.800 auf 7.000 Quadratmeter erweitern.<br />

Auch weil Müller und Hervis als neue Mieter<br />

gewonnen werden konnten. Zuvor war<br />

die Umwidmung von Betriebsbau- auf EKZ-<br />

Gebiet notwendig. Die Politik hat in diesem<br />

Fall verstanden, dass man lieber bestehende<br />

Standorte nachhaltig fortführt, anstatt zu<br />

warten, bis irgendwo am Stadtrand oder in<br />

46 ImmoFokus<br />

Winter 2018 47


Im Brennpunkt: <strong>Oberösterreich</strong><br />

Einwohner im Einzugsgebiet ausreichend,<br />

für den anderen sind es zu wenig.<br />

Gibt es noch weiße Flecken in <strong>Oberösterreich</strong>?<br />

> > Handel ist Wandel. Es gibt immer wieder<br />

neue Ideen. Man wechselt von einem schlechten<br />

Standort auf einen besseren, weil sich die<br />

Verkehrsinfrastruktur geändert hat oder die<br />

Kundenströme sich verändern. Es gibt auch<br />

völlig neue Mieter, die den Markt frisch betreten<br />

und natürlich suchen. Für die gibt es weiße<br />

Flecken. Wichtig ist, dass wir die Standorte,<br />

die wir haben, so in Schuss und attraktiv halten,<br />

dass die Kunden das auch wahrnehmen.<br />

Weiße Flecken sind vielleicht in den letzten<br />

fünf Jahren noch besetzt worden, aber da sehe<br />

ich jetzt nicht mehr viele Lücken.<br />

Linz ist allerdings ein Hotspot, da wollen<br />

noch viele hin. Hier gilt es zu schauen, wo<br />

man Standorte findet, um die Mieterwünsche<br />

zu befriedigen. Wo habe ich eine geeignet<br />

große Liegenschaft, die auch gut angebunden<br />

ist und entsprechend gewidmet<br />

werden kann.<br />

Aufenthaltsqualität wird wieder wichtiger,<br />

wo immer diese hergestellt wird. Ob in einem<br />

schönen Fachmarktzentrum im noch besiedelten<br />

Gebiet oder in der Nähe des Stadtkerns:<br />

Leute wollen wieder kommunizieren. Sie wollen<br />

ein Caféhaus, wenn das nicht vorhanden<br />

ist, wäre das ein Mangel.<br />

Auch im Fachmarktzentrum?<br />

> > Ja, auch im Fachmarktzentrum. Das ist in<br />

den letzten zwei Jahren ganz virulent. Wenn<br />

ich als Bewerter in ein Fachmarktzentrum<br />

komme und es fehlt ein Café, dann ist das eben<br />

ein Mangel.<br />

Der Slogan „Shoppst Du noch oder isst Du<br />

schon?“ – im Vorjahr das Motto des Kongresses<br />

des Austrian Council of Shopping<br />

Centers (ACSC) – hat seine Gültigkeit nicht<br />

verloren?<br />

> > 40 Prozent der Kunden beurteilen die Einkaufsmöglichkeit<br />

nach dem Gastronomieangebot.<br />

Einkaufen ist eine Sache, Wohlfühlen<br />

die zweite, das ist eine ganz wichtige Komponente,<br />

die man heute nicht mehr übersehen<br />

darf. Das müssen die Standorte heute können.<br />

Hier haben die Fachmärkte natürlich den<br />

großen Vorteil, dass sie leicht erreichbar<br />

sind. Leute können in einer halben Stunde<br />

bis Stunde etwas einkaufen, wo man in einem<br />

Einkaufszentrum schon zwei bis drei<br />

Stunden Minimum rechnen muss.<br />

Ticken <strong>Oberösterreich</strong>er beim Shoppen<br />

anders?<br />

> > <strong>Oberösterreich</strong>er sind Bezirksstadt orientiert.<br />

Es zieht sie nicht unbedingt nach Linz. Die eigenen<br />

Städte haben schon ihre Berechtigung und<br />

erfüllen eine ganz wichtige Funktion.<br />

Kann man Fachmarktzentren mit Wohnungen<br />

kombinieren?<br />

> > Ein netter Ansatz, funktioniert aber aus<br />

mehreren Gründen nicht. Zum einen: Die<br />

Mieter in einem Fachmarktzentrum sind<br />

glücklich, wenn sie stützenfreie große Flächen<br />

haben. Das geht nicht, wenn ich einen<br />

Hochbau realisiere. Die Flexibilität<br />

in den Flächen ist mitunter aber auch der<br />

ausschlaggebende Grund, warum sich Unternehmen<br />

für Fachmarktzentren und gegen<br />

Einkaufscenter entscheiden. Zudem<br />

ist zu bezweifeln, dass ein idealer Standort<br />

für ein Fachmarktzentrum auch ein idealer<br />

Standort für eine Wohnimmobilie ist. Ein<br />

Fachmarktzentrum braucht eine perfekte<br />

Verkehrsanbindung mit hoher Frequenz.<br />

Da will aber keiner wohnen. Es kreuzen sich<br />

zu viele unterschiedliche Interessen. Damit<br />

man die unter einen Hut bringt, müssten alle<br />

toleranter sein, was aber keiner gern ist.<br />

Gibt es Themen oder aktuelle Projekte, die<br />

erwähnenswert sind?<br />

> > Eine interessante Geschichte sind Vögele<br />

und Forstinger, Baumax war ebenso spannend.<br />

Es treten plötzlich Chancen auf, die<br />

man vor einem halben Jahr nicht geglaubt hat<br />

zu haben. Gerade gestern habe ich mit einem<br />

Mieter gesprochen, der meinte, ihre Expansion<br />

sei deshalb geglückt, weil sich plötzlich<br />

solche Chancen ergeben haben.<br />

Wer sind die typischen Investoren in<br />

Fachmarktzentren?<br />

> > In <strong>Oberösterreich</strong> sind es bei Fachmärkten<br />

von 3.000 bis 5.000 Quadratmeter vorwiegend<br />

anlegende Privatpersonen. Bei größeren<br />

Objekten die klassischen Fonds. Die<br />

Fonds sind schon sehr selektiv geworden.<br />

Unter einer gewissen Größe kaufen sie kaum.<br />

Private, die Geld in Immobilien anlegen sind<br />

eher zu begeistern, Fachmärkte haben ja<br />

grundsätzlich eine schöne Rendite. Zudem<br />

sind sie einfach zu managen. Wenn das Objekt<br />

gut läuft, hat man mit den Mietern organisatorisch<br />

so gut wie nie zu tun. Alle sind zufrieden,<br />

wenn man eine gute Hausverwaltung<br />

hat, die eine transparent Abrechnung macht,<br />

und der Parkplatz gepflegt ist. Dann hat man<br />

das Geld auch gut angelegt.<br />

Wie groß muss das Ticket für einen Fonds<br />

sein, damit er einsteigt?<br />

> > Rund 10.000 Quadratmeter.<br />

Ab welcher Summe kann ein Privatanleger<br />

mitmachen?<br />

> > Bei drei bis fünf Millionen ist man dabei,<br />

wenn man mehr als nur einen Lebensmittelmarkt<br />

kaufen will. Die Fonds kaufen nach<br />

Rendite, hier ist der Plafond nach oben offen.<br />

Kann man sagen, dass Fachmarktzentren<br />

die simpelste Form der Immobilie sind?<br />

> > Es ist schon ein Spezialmarkt. Es gilt mit<br />

Mietern zu kommunizieren und Kontakt<br />

mit den Expansionsmanagern zu halten.<br />

Man muss sehr proaktiv managen. Wenn<br />

einer auszieht, hinterlässt er eine Lücke,<br />

die man vielleicht nicht mehr füllen kann.<br />

Da kann das gesamte Konzept kollabieren.<br />

Anders als beim Wohnbau.<br />

Es gibt Negativ-Beispiele, die man landauf<br />

und landab sieht, wo gebaut worden ist und<br />

der Branchenmix nie erreicht wurde. So<br />

einfach ist es nicht.<br />

Von der Gebäudetypologie her ist es simpel.<br />

Ich habe keine allgemeinen Betriebskosten<br />

außer die Parkplätze, ich habe keine Allgemeinflächen.<br />

Jeder Mieter schließt selber einen<br />

Vertrag mit dem Versorgungsunternehmen<br />

ab. Es gibt nichts zu managen. Das ist<br />

eigentlich eine feine Sache.<br />

Bei den Verträgen, sind das Fixmieten<br />

oder Umsatzmieten?<br />

> > Heute fast überwiegend Fixmieten, vielleicht<br />

mit einer Umsatzkomponente. Das ist<br />

ist dann nice to have. Es gibt Gott sei Dank<br />

nur wenige Mieter, die nur auf Umsatzmiete<br />

abstellen. Hier ist es auch schwierig,<br />

die Finanzierung darzustellen.<br />

Bei Einkaufszentren hört man immer wieder,<br />

dass einige Mieter mit starken Boni<br />

überredet werden. Ist das bei Fachmarktzentren<br />

auch eine Methode?<br />

> > Klar, je verzweifelter man ist, desto mehr<br />

muss man bieten. Wenn ich aber mehr Auswahl<br />

habe auf der Mieterseite, kann sich das<br />

auch auf einem rational vernünftigen Niveau<br />

einspielen. Wenn heute jemand mehr Ausstattung<br />

will, zahlt er auch mehr Miete. Manche<br />

geben genaue Ausstattungen vor, was sie<br />

haben wollen. Andere übernehmen teilweise<br />

einen Rohbau und machen das mit langjährigen<br />

Partnern selbst.<br />

Es gibt immer etwas zu tun, das wird aber<br />

immer selektiver und komplexer. Man<br />

kann nicht mehr als Wald- und Wiesen-Developer<br />

hingehen, ein Grundstück kaufen,<br />

Bewilligungen einholen und Mietverträge<br />

abschließen. Das war um die Jahrtausendwende<br />

möglich. Jetzt muss man sehr<br />

selektiv agieren.<br />

n<br />

48 ImmoFokus<br />

Winter 2018 49


Im Brennpunkt: <strong>Oberösterreich</strong><br />

„Zu wenig<br />

gesicherte Flächen“<br />

Standortagentur. Business Upper Austria hilft bei der Entwicklung von Betriebsflächen und Standorten in<br />

<strong>Oberösterreich</strong>. Geschäftsführer Werner Pamminger erklärt im Interview mit dem ImmoFokus, warum<br />

sein Job nicht leicht ist, <strong>Oberösterreich</strong>er einen hervorragenden Ruf genießen und er gern mehr Tausch-<br />

Grundstücke hätte.<br />

Wo drückt in <strong>Oberösterreich</strong> der Schuh?<br />

Werner Pamminger: Bezogen auf Immobilien,<br />

drückt der Schuh sicher bei leistbaren<br />

Gewerbeflächen im zentralen Raum. Wir sind<br />

als Standortagentur nicht ganz unerfolgreich,<br />

Flächen zu sichern. Wir haben fast 300 Hektar<br />

auch durchaus hochwertige Flächen für<br />

Gewerbeentwicklungen und Gewerbeflächen<br />

zur Verfügung. Aber sie liegen sehr stark dezentral.<br />

Im Zentralraum haben wir zu wenig<br />

gesicherte Flächen aufgrund des Preisniveaus,<br />

das man in <strong>Oberösterreich</strong> gewohnt ist.<br />

Es ist nicht leicht, den Firmen Hilfestellung zu<br />

Das Gespräch führte: Michael Neubauer<br />

geben, damit sie gute, leistbare, verfügbare<br />

Flächen bekommen.<br />

Welche Flächen werden am stärksten<br />

nachgefragt?<br />

> > Das ist „von – bis“. Man muss auch dazu sagen:<br />

Wir, als Standortagentur von <strong>Oberösterreich</strong><br />

sind nicht in alle Projekte involviert. Wir kommen<br />

in der Regel dort ins Spiel, wo es Probleme<br />

gibt und es schwieriger und tendenziell auch<br />

größer wird. Grundsätzlich helfen wir allen<br />

Unternehmen, die sich ansiedeln wollen. Aber<br />

eigentlich startet es bei einem halben Hektar<br />

aufwärts. Bei den größeren Projekten können<br />

wir auch strategische Unterstützung bieten.<br />

Was überwiegt – die Frage nach der möglichen<br />

Fläche, die zentrale Lage oder die<br />

Arbeitskräfte?<br />

> > Das Thema Arbeitskräfte und in diesem<br />

Zusammenhang meistens nicht die Arbeitskräfte,<br />

die noch zu gewinnen sind, sondern<br />

in der Regel bestehende Arbeitskräfte. Wir<br />

haben es bei unseren Projekten zu 85 Prozent<br />

mit Unternehmen zu tun, die schon am<br />

Standort investiert sind und es in der Regel<br />

Fotos: Jasmina Rahmanovic<br />

um Expansions- und Erweiterungsaktivitäten<br />

geht. Das Thema ist hauptsächlich, wenn der<br />

Standort verlagert wird, wie viele Leute würden<br />

verloren gehen. Die Frage lautet gar nicht<br />

so sehr, wo es die idealen Bedingungen und<br />

das beste Arbeitskräftepotenzial gibt. Das ist<br />

nur bei Neuansiedelungen relevant, aber die<br />

Firmen, die wir hauptsächlich begleiten, sind<br />

vor allem Unternehmen, die schon investiert<br />

sind und erweitern.<br />

Wie weit darf der Arbeitsplatz entfernt<br />

sein?<br />

> > Das ist ganz unterschiedlich. In den peripheren<br />

Bereichen sind die Leute sehr mobil<br />

und bereit, auch einmal eine Stunde in die<br />

Arbeit zu fahren und weit zu pendeln. Wenn<br />

jemand in Linz aufgewachsen ist, dort die<br />

Ausbildung gemacht hat und auch der Arbeitsplatz<br />

in der Landeshauptstadt liegt, dann<br />

kann sich diese Person nicht vorstellen, eine<br />

halbe Stunde nach Freistadt zu fahren. Es ist<br />

sehr individuell.<br />

Mit welchen Regionen stehen Sie im Wettbewerb?<br />

Was sind so drei Punkte, mit denen<br />

<strong>Oberösterreich</strong> auftrumpfen kann?<br />

> > Womit wir auf jeden Fall punkten, ist unsere<br />

starke, diversifizierte, mittelständische Fertigungsindustrie.<br />

Es gibt wenige Bundesländer,<br />

die hier so breit aufgestellt sind. Über 30 Prozent<br />

unseres BIPs kommen von der Fertigung<br />

und Industrie.<br />

Mit den Wertschöpfungsketten dahinter<br />

punkten wir sehr stark. Erst kürzlich eröffnete<br />

Arburg, einer der weltweit führenden<br />

Hersteller hochwertiger Spritzgießmaschinen<br />

für die Kunststoffverarbeitung in Inzersdorf<br />

im Kremstal das Arburg Technologie Centers<br />

(ATC). Arburg hatte sich zuvor, obwohl sie eine<br />

eigene Vertriebsniederlassung in Niederösterreich<br />

hatten, bei einem anderen Unternehmen<br />

im Kremstal eingemietet. Ein paar Jahre<br />

später haben wir nun einen eigenen Standort<br />

und ein eigenes Technologiezentrum.<br />

Welche Rolle in diesem Zusammenhang<br />

speilt die FH Hagenberg?<br />

> > Natürlich. Das was hier an F&E- und Ausbildungskapazitäten<br />

in den letzten Jahren<br />

aufgebaut worden ist, ist grundnotwendig,<br />

aber auch ein Pluspunkt. <strong>Oberösterreich</strong><br />

hat in Österreich die größte Dynamik, die<br />

größten Wachstumsraten bei Forschung und<br />

„Wir haben viele Jobperspektiven<br />

für Rückkehrer.“<br />

Werner Pamminger<br />

am Standrand liegen – keine großen produzierenden<br />

Unternehmen im innerstädtischen<br />

Bereich. Aber ja, das Thema der<br />

Anrainerbeschwerden hat man heute in der<br />

Gesellschaft immer mehr. Es ist unerheblich,<br />

ob es eine Betriebsansiedlung ist, ob<br />

es ein Straßenbauprojekt, Brücke, Umfahrungen,<br />

Stromtrassen oder Windräder sind.<br />

Egal was es ist. Jeder will Arbeitsplätze in der<br />

Region, aber direkt vor der Haustür sollte es<br />

dann auch nicht sein. Ich würde nicht sagen,<br />

dass wir ein überproportionales Problem haben,<br />

im Gegenteil. Dadurch, dass wir wenig<br />

Industrie im Wohnsiedlungsbereich haben,<br />

haben wir sogar Vorteile gegenüber anderen<br />

Standorten. Die Region Lengau, Lochen<br />

hat in den vergangenen Jahren einen regelrechten<br />

Boom erlebt, bei dem sich viele Unternehmen,<br />

die aus dem Salzburger Umfeld<br />

kommen bei uns angesiedelt haben, weil in<br />

der Region Grundstücke zu noch vertretbaren<br />

Preisen zu haben sind.<br />

Sind die Grundstücke generell zu teuer?<br />

> > Anleger flüchten in Sachwerte. Das ist seit<br />

der Finanzkrise nichts Neues. Das größere<br />

Thema ist nicht der Preis, sondern die Verfügbarkeit.<br />

Im Zentralraum im Süden vom<br />

Linz, haben Grundbesitzer schon genug verkauft<br />

und brauchen das Geld nicht. Sie wollen<br />

zwar nicht im Weg stehen, aber wollen<br />

einen Ersatz oder Tauschgrund, dafür wären<br />

sie bereit. Aber woher soll man den Tauschgrund<br />

nehmen?<br />

50 ImmoFokus<br />

Winter 2018 51


Im Brennpunkt: <strong>Oberösterreich</strong><br />

Im Brennpunkt: <strong>Oberösterreich</strong><br />

Wir haben vor einem Jahr uns mit anderen<br />

Regionen ausgetauscht, wie es mit Immobilien-<br />

und Gewerbegebietsverfügbarkeit<br />

aussieht. Wo unsere Firmen stöhnen, weil<br />

sie keine 200 Euro für einen Quadratmeter<br />

Grund im Gewerbebereich zahlen können,<br />

lachen die Vorarlberger. Oder die Südtiroler:<br />

Im hintersten Tal gibt es nichts unter<br />

200 Euro. Mit Münchner Kollegen habe ich<br />

gesprochen, der meinte, dort muss man<br />

eine Null dranhängen – dann sind wir im<br />

Geschäft, aber haben noch keine guten Flächen.<br />

Im Waldviertel hingegen gibt es Grund<br />

um 10 Euro pro Quadratmeter zu kaufen. So<br />

hat es mir ein Unternehmer erzählt, der auf<br />

der Suche nach Expansionsflächen war.<br />

Unter Umständen hat der im Waldviertel<br />

seinen Grund billig gekauft, aber in ein<br />

paar Jahren das Problem, gutes Personal<br />

zu finden.<br />

> > Das ist das Thema. Aber es gibt natürlich<br />

auch eine Gegenbewegung. Greiner beispielsweise<br />

hat sich vor ungefähr zehn Jahren<br />

bewusst entschieden sich nicht in Kremsmünster<br />

oder Sattledt zu engagieren. Hier<br />

ist der Arbeitsmarkt ausgelutscht. In diesem<br />

Gebiet sind zu viele andere Unternehmen,<br />

da bekomme ich sicher keine zusätzlichen<br />

Leute mehr. Greiner hat sich bewusst an die<br />

tschechische Grenze, an das andere Ende von<br />

<strong>Oberösterreich</strong> gesetzt, weil sie dort noch<br />

Potenzial gesehen haben. Mit unserem Fachkräftemonitor<br />

bieten wir ein entsprechendes<br />

Prognosetool an, mit dem ich in unterschiedlichen<br />

Bereichen mit ansehen kann, wie das<br />

Angebot und die Nachfrage sich aus heutiger<br />

Sicht entwickeln wird. Die Prognose wird<br />

auf Basis von demografischen Daten und<br />

Nachfragedaten erstellt. Ich kann es auf Wirtschaftszweige<br />

oder Regionen herunterbrechen,<br />

nach verschiedenen Qualifikationen<br />

ansehen. Man kann auch nach Branchen und<br />

Bereichen suchen.<br />

Eine Prognose bedeutet allerdings nur eine<br />

gewisse Eintrittswahrscheinlichkeit. Aber es<br />

ist zumindest ein Instrument, mit dem wir<br />

bei Betriebsansiedlungsaktivitäten gut arbeiten<br />

können. Das Tool funktioniert schon<br />

einige Jahre ganz gut. Früher war es für ganz<br />

<strong>Oberösterreich</strong> konzipiert, heute hat der<br />

Monitor vier unterschiedliche Regionen im<br />

Blick, weil doch sehr unterschiedliche demografische<br />

Entwicklungen prognostiziert<br />

werden. Gepaart mit der Standortdatenbank<br />

liefert die Lösung für Unternehmen bei der<br />

Suche nach neuen Standorten eine gute Datenqualität<br />

und Entscheidungsgrundlage. n<br />

„Das größere<br />

Thema ist<br />

nicht der Preis,<br />

sondern die<br />

Verfügbarkeit.“<br />

Werner Pamminger<br />

Entwicklung. Im technischen Bereich leidet<br />

<strong>Oberösterreich</strong> nach wie vor im Vergleich<br />

unterausgebaut zu sein, allerdings ist viel<br />

mit dem Fachhochschulwesen kompensiert<br />

„Über 30 Prozent<br />

unseres BIPs<br />

kommen von der<br />

Fertigung und<br />

Industrie.“<br />

worden. Wir führen seit zehn Jahren die Rankings<br />

an und haben mit Hagenberg die beste<br />

Fachhochschule Österreichs, mit einem IT-<br />

Schwerpunkt, den es in dieser Form kein zweites<br />

Mal in Österreich gibt. Wir sind nach Wien<br />

der zwei größte IT-Standort in Österreich.<br />

Und das nicht in einer Administrations- und<br />

Headquarterform, sondern schwerpunktmäßig<br />

produzierend.<br />

Der Erfolg von den FHs hängt ja von der<br />

Kooperation der Wirtschaft ab. Gibt es<br />

hier also gute Kooperation zwischen der<br />

lokalen Wirtschaft und der FH?<br />

> > Absolut. Die FH Hagenberg hat die meisten<br />

Industriekooperationen aller FHs. Es<br />

gibt eine sehr enge Zusammenarbeit. Das ist<br />

sicher einer der Zukunftsgaranten, weil man<br />

in den Jahrzehnten zuvor durchaus etwas gebremst<br />

wurde.<br />

Gebremst? Von wem, warum?<br />

> > Die Universität Linz ist jahrelang in Konkurrenz<br />

zur TU-Graz im technischen Bereich<br />

gebremst worden. 40 Prozent des Maschinenbaus<br />

in Österreich kommt aber aus<br />

<strong>Oberösterreich</strong>. Die Uni Linz ist über den<br />

Umweg der Mechatronik gegangen, was<br />

sich als Glückgriff herausgestellt hat. Der<br />

Maschinenbau ist stark von IT und Elektronik<br />

geprägt. Es wandert immer mehr in den<br />

Software- und Elektronikbereich. Das sind<br />

gute Voraussetzungen.<br />

In Kärnten wird geklagt, dass es nicht<br />

ausreichend Unis gibt. Kärntner wären<br />

quasi gezwungen in anderen Bundesländern<br />

zu studieren, kommen aber nach<br />

Abschluss nicht mehr zurück?<br />

> > Wir haben den Vorteil, dass <strong>Oberösterreich</strong><br />

viele Jobperspektiven für Rückkehrer<br />

hat. Sehr breit und wirklich auch über das<br />

gesamte Landesgebiet. Nichts desto trotz:<br />

Wer nach Wien oder Graz geht, bleibt dort<br />

sehr oft hängen. Sie lernen dort jemanden<br />

kennen und verlagern den Lebensmittelpunkt.<br />

Sie sind ersatzlos weg aus <strong>Oberösterreich</strong>.<br />

Wien ist eben eine echte Metropole.<br />

Wenn man ein Großstadtmensch ist, dann<br />

kann Linz nicht mithalten.<br />

In Städten scheitern Firmen-Expansionen<br />

im innerstädtischen Bereich oft am<br />

Einspruch von Anrainern?<br />

> > In Linz gibt es mit Ausnahme der voestalpine<br />

und dem Chemiepark Linz, die beide<br />

52 ImmoFokus<br />

Winter 2018 53


Im Brennpunkt: <strong>Oberösterreich</strong><br />

Hausverwaltung 2.0<br />

IMV goes OÖ. Über die Pläne der IMV Immobilien Management GmbH<br />

sprach der ImmoFokus mit Prokurist Hans-Peter Kranz.<br />

Digitalisierung ist das Modewort<br />

schlechthin. Können Sie es noch hören?<br />

Hans-Peter Kranz: Digitalisierung ist<br />

ein großes Thema, aber um es in die Hausverwaltung<br />

mitzunehmen, ist immer ein<br />

persönlicher Service notwendig. Das wird<br />

auch immer so sein, denn das fließt auch in<br />

absolut persönliche Bereiche hinein. Strom,<br />

Heizung, Garagennutzung, wie kommt man<br />

in die Wohnung, weil der Aufzug nicht geht<br />

– das sind eben Dinge, die sich in einem<br />

persönlichen Bereich bewegen. Und gerade<br />

beim Zusammenleben ist das größte Problem<br />

oft das Missverständnis.<br />

Natürlich gibt es aber auch viele digitalisierte<br />

Bereiche: Ob das der automatisierte<br />

Zahlungsverkehr ist, automatische<br />

Das Gespräch führte: Michael Neubauer<br />

Einzieher, Rechnungen, die elektronisch eingescannt<br />

werden, um sie auch dauerhaft zu<br />

archivieren und gleich einem Zahlungsfeld<br />

zuzuordnen oder Zahlungsfreigaben kurzfristig<br />

darstellen zu können: Die Digitalisierungswelle<br />

macht Vieles in einem vernünftigen<br />

Produktrahmen möglich. PropTechs<br />

hingegen sind keine Konkurrenz, sondern<br />

eine wertvolle Ergänzung.<br />

Wie könnte das in der Praxis aussehen?<br />

> > Ein Beispiel: Man geht mit dem iPad zur<br />

Übergabe, darauf wird unterschrieben, man<br />

kann es sofort an alle, die das Formular benötigen,<br />

versenden. Alles ist elektronisch<br />

dokumentiert. Das wird die Zettelwirtschaft<br />

von früher obsolet machen. Wir haben uns<br />

hier auch etwas überlegt. Wir haben ein Woh-<br />

nungsservice-Portal „puck powered by IMV“<br />

mitentwickelt. Dieses Portal kann standardisierte<br />

Fragen kurzfristig lösen. Man kann viele<br />

Dinge abfragen, wenn man zB. Infos benötigt<br />

oder, um in seinem Eigentum etwas zu ändern<br />

– ob es ein Verkauf, eine Schenkung an<br />

die Kinder ist oder dergleichen. Wenn man<br />

diese Informationen online abrufen kann, ist<br />

auf der einen Seite der Hausverwalter entlastet<br />

und auf der anderen Seite der Kunde zeitungebunden.<br />

Er kann sich auch spätnachts noch<br />

Einheitswertbescheide runterladen oder den<br />

Wohnungseigentumsvertrag, die letzten Abrechnungen,<br />

Sanierungsaufzeichnungen usw.<br />

Es kann auch das Schwarze Brett ersetzen und<br />

sämtliche Informationen, die das Haus betreffen<br />

wie die klassischen Aushänge oder Reparaturinformationen<br />

darauf abbilden.<br />

Da muss aber auch der Gesetzgeber mitspielen.<br />

Postalisch verschickte Betriebskostenabrechnungen,<br />

die nicht ausgehängt<br />

werden, sind nicht gültig.<br />

> > Da gebe ich Ihnen Recht – bei gewissen<br />

Spitzfindigkeiten wird der Gesetzgeber nachziehen<br />

müssen. Aber eine Aussendung per<br />

E-Mail ist sicher sinnvoll. Wenn man 10.000<br />

Eigentümern die Abrechnung, das Protokoll<br />

der Eigentümerversammlung, die Vorausschau<br />

postalisch etwa zusendet – da kommen<br />

schon ordentliche Portokosten zusammen.<br />

Aber für wirklich rechtlich heikle Themen<br />

wird es sinnvoll sein, nach alter Methode im<br />

Haus nachweislich auszuhängen.<br />

Sind bei Digitalisierung oder Prozessoptimierung<br />

die Eigentümer oder die Hausverwaltung<br />

die Treiber?<br />

> > Das ist bereits ein Thema und in beiden<br />

Bereichen sinnvoll. Die Hausverwaltung will<br />

Prozesse vereinfachen – zu guter Letzt auch<br />

als Service. Großinstitutionelle Anleger wollen<br />

einen vernünftigen Überblick über die<br />

Immobilien haben. Einer will Abrechnungsdaten<br />

nach Kostenstellen aus einem SAP-<br />

Modell, der andere eine einzelne Quadratmeterauflistung<br />

seines Immobilienportfolios<br />

mit Bewertungen und Mietpreisen haben.<br />

Gerade im Assetmanagement hat man mit<br />

vielen jungen Leuten zu tun. Die Ansprechpartner<br />

wechseln, aber man hat auf Knopfdruck<br />

vernünftige historische Datenquellen<br />

wie Mieterfluktuation, Kontostand oder Investitionsbedarf<br />

mit Fotos und Entwicklung<br />

der Immobilien. Besprechungen können<br />

dann auch über Telefon abgewickelt werden.<br />

Es gibt noch Fälle, da fliegen heute noch<br />

Hauseigentümer bzw. Assetmanager nach<br />

Deutschland, um sich große Wasserschäden<br />

oder sich einen auszumalenden Gang anzusehen.<br />

Das ist ein massiver Zeitkiller für alle;<br />

synchronisierbare Datenquellen mit den<br />

Kunden sind da auf jeden Fall ein Gewinn.<br />

erledigen? Wenn Sie eine Wohnung haben<br />

wollen, dann werden Sie Ihre Daten preisgeben<br />

müssen. Ohne Speichern wird Wohnen<br />

nicht möglich sein. Es geht im Endeffekt<br />

nur darum, wem die Daten zur Verfügung<br />

gestellt und wie damit umgegangen wird.<br />

Klassisches Beispiel: Ein Anruf wegen eines<br />

Wasserschadens. Wie soll man sicherstellen,<br />

dass der Mieter zu Hause ist und der Professionist<br />

einen Termin ausmachen kann? Das<br />

muss irgendwie verknüpft werden.<br />

Spannend ist die Auskunftspflicht – wenn<br />

man nachfragen kann, was über jemanden<br />

gespeichert wird.<br />

> > Kranz: Das ist vollkommen legitim. Für diese<br />

Dinge haben wir schon einen Workflow entwickelt,<br />

wo klar definiert wird, was welche Abteilung<br />

mit den Daten macht. Wenn jemand<br />

anruft, habe ich kein Problem, ihm diese Information<br />

zu geben. Wenn er mehr braucht, gibt<br />

es bei uns auch Stabstellen, die ihn weiterführend<br />

betreuen können.<br />

Fotos: Jasmina Rahmanovic<br />

Schnittstellen sind das Um und Auf ?<br />

> > Ja. Und wirklich kompetente Partner an<br />

Bord zu haben, die das auch beherrschen<br />

und handlen können.<br />

Thema DSGVO. Was passiert, wenn ein<br />

Mieter nicht will, dass Sie seine Daten<br />

speichern?<br />

> > Ich muss seine Daten speichern und verarbeiten.<br />

Wie soll ich sonst meine Arbeit<br />

Teilweise wird bei diesem Thema auch eine<br />

Hysterie geschürt. Aber wir haben uns diesbezüglich<br />

frühzeitig etwas überlegt und<br />

einen Profi an Bord geholt, der uns in dem<br />

Prozess begleitet und in den einzelnen Bereichen<br />

Koordinatoren festgelegt. Mit offensiver<br />

und detaillierter Information sollen<br />

Ängste von vornherein genommen und<br />

ein konstruktives Arbeiten miteinander ermöglicht<br />

werden.<br />

Können Sie es auf drei Punkte bringen, was<br />

Sie von anderen Hausverwaltungen abhebt?<br />

Wo ist der USP?<br />

> > Der persönliche Kontakt und die maßgeschneiderten<br />

Dienstleistungen auf den Kunden<br />

heruntergebrochen sind für uns ganz<br />

wichtig. Jeder Kunde hat eine andere Vorgangsweise<br />

und Zugang zu seinen Immobilien.<br />

Unsere größte Stärke ist, auf diese Individualität<br />

eingehen zu können. Wir scheren<br />

54 ImmoFokus<br />

Winter 2018 55


Im Brennpunkt: <strong>Oberösterreich</strong><br />

Gut geplant<br />

nicht alles über einen Kamm. Aber es geht<br />

auch darum, Kunden mit Ideen zu unterstützten,<br />

wie zum Beispiel eine App-Lösung zur<br />

elektronischen Abwicklung zu finden.<br />

Also in Richtung Property Management?<br />

> > Das ist es ja auch. Das ist de facto die Hausverwaltung.<br />

Wir sagen nicht von vornherein, das<br />

machen wir nicht oder das kostet die Summe<br />

X – wir versuchen unseren Kunden genau das<br />

passende Service zu liefern. Wenn er das Gefühl<br />

hat, er ist in guten Händen und nicht nur<br />

die Melkkuh, dann ist er zufrieden. Natürlich<br />

kostet gute Leistung auch Geld. Gerade bei<br />

Wohnungseigentümergemeinschaften ist einer<br />

meiner Lieblingssätze: „Sie haben einen Lebensverdienst<br />

in diese Immobilie gesteckt. Das<br />

was Sie von Ihrer Hausverwaltung verlangen<br />

können, ist zumindest Werterhalt, wenn nicht<br />

Wertsteigerung – Ihre Immobilie sozialverträglich<br />

betreut zu bekommen.“<br />

Gutes Stichwort: Viele Maßnahmen werden<br />

über die Betriebskosten der Mieter<br />

weiterverrechnet. Maßnahmen, die die<br />

Hausverwaltung setzen könnte, um die<br />

Betriebskosten zu verringern, werden ihr<br />

kaum honoriert. Sie bekommt ein Honorar,<br />

egal, ob sie schaut, dass man für die Energiekosten<br />

einen günstigeren Vertrag bekommt<br />

usw.<br />

> > Das sehe ich anders. Einer der wesentlichen<br />

Punkte ist immer der Faktor Betriebskosten.<br />

Was mich oft verwundert: Auch wenn eine<br />

Immobilie 500.000 Euro kostet, sind 5 oder 10<br />

Cent Betriebskosten auf oder ab immer Thema.<br />

Daher ist man gefordert, der Wohnungseigentümergemeinschaft<br />

wirklich günstige Betriebskosten<br />

zu liefern – auch bei einem luxuriösem<br />

Umfeld. Wenn man BK senkt und nur 17 Grad<br />

in der Wohnung hat, wird man nicht glücklich.<br />

Auf der anderen Seite tue ich mir natürlich bei<br />

Mietpreisen leichter. Ich kann ja nur eine Bruttosumme<br />

an den Mann bringen. Wenn der Faktor<br />

zwischen BK und Miete eine zu große Schere<br />

wird, hat der Hauseigentümer weniger Ertrag.<br />

Auf der einen Seite belohnen dich diejenigen,<br />

wo wir Einsparungen nachhaltig nachweisen<br />

können, mit Aufträgen. Dadurch, dass wir eine<br />

der Größten in der Branche sind, haben wir<br />

das anscheinend in der Vergangenheit ganz<br />

gut gemacht. Auf der anderen Seiten können<br />

wir oft Wohnungseigentümergemeinschaften<br />

sagen: Das Hausverwaltungshonorar ist eine<br />

von 15 Positionen auf der BK-Abrechnung.<br />

Wenn wir es schaffen im ersten Jahr fünf oder<br />

zehn Prozent einzusparen, dann bekommen<br />

wir das Honorar, oder wir geben eine Reduktion<br />

auf unser Honorar, wenn wir das Ziel<br />

nicht erreichen. Auch wenn wir teurer sind<br />

als die aktuelle Hausverwaltung.<br />

Pauschal oder Erfolgshonorar?<br />

> > Das kommt immer auf die Struktur an. Wir<br />

haben das hauptsächlich bei Wohnungseigentümergemeinschaften.<br />

Beim normalen<br />

MRG ist das nicht möglich. Bei der Frage<br />

„Betriebskosten oder Fläche?“ wird die Fläche<br />

genommen. Aufgrund unserer Größe<br />

können wir bessere Packages verhandeln.<br />

Das geben wir 1:1 an unsere Kunden weiter<br />

– egal ob Strom, Gas, Aufzugswartung, Überprüfungen<br />

etc. Da sind wir auch preislich<br />

sehr konkurrenzfähig.<br />

Seit dem Jahr 2014 haben Sie die Aktivitäten<br />

in <strong>Oberösterreich</strong> immer weiter verstärkt?<br />

> > Hintergrund, dass wir die Expansion nach<br />

<strong>Oberösterreich</strong> wagten, war, dass wir schon<br />

eine kleine Niederlassung als IMVLinz gegründet<br />

hatten. Wir waren auf der Suche nach einem<br />

großen soliden Partner. Am oberösterreichischen<br />

Markt kann man als Wiener nur schwer<br />

reüssieren. Genauso übrigens am Kärntner<br />

Markt. Wir haben in <strong>Oberösterreich</strong> mit den<br />

beiden Immobilienentwicklern Christian Mitterbauer<br />

und und Klaus Pauzenberger zwei<br />

Herren gefunden, die sich schwerpunktmäßig<br />

auf die Projektentwicklung und den Immobilienverkauf<br />

spezialisieren wollten.Man hat sich<br />

2014 gefunden und 50 Prozent übernommen<br />

und Ende 2015 den Rest. Wir haben auf einen<br />

Schlag 480.000 Quadratmeter an Land ziehen<br />

können. Wir heben hier einerseits die Synergien,<br />

damit wir die Prozesse und Abwicklungen<br />

im Hintergrund optimieren und die Dienstleistung,<br />

die der Wiener Markt gewohnt ist und der<br />

oberösterreichische Markt nicht so gewohnt<br />

war, auch hier liefern können.<br />

Die Marke bleibt bestehen?<br />

> > Nein, wir haben jetzt auch einen Relaunch<br />

des Logos gemacht. Darin findet sich die IMV<br />

wieder. Auf der anderen Seite findet sich auch<br />

das alte Haus und Grund Logo wieder. Es muss<br />

nicht überall IMV draufstehen, wo das Knowhow<br />

der IMV drin ist.<br />

Wie schwer ist es, Mitarbeiter für die<br />

Hausverwaltung zu finden? Ist es nicht ein<br />

undankbarer Job?<br />

> > Da bin ich ganz bei Ihnen. Mitarbeiter zu<br />

finden, ist sicher eine große Herausforderung<br />

und wird für die Zukunft eine noch viel<br />

größere. Kaufmännische, technische und juristische<br />

Kenntnisse sind maßgebende Anforderungen.<br />

Darum tun wir auch viel für eine aktive<br />

Mitarbeiterbindung. Aber es muss schon<br />

eine gewisse strukturierte Persönlichkeit sein,<br />

die diese Job auch machen kann. Man muss ja<br />

auch sehr private Dinge für andere tun – da ist<br />

soziale Kompetenz eine wichtige Voraussetzung.<br />

Ebenso soll man auch logisch strukturiert<br />

– der gute alte Hausverstand – sein und<br />

eine gewisse Menschenkenntnis besitzen.<br />

Aber es ist auch ein sehr befriedigender Job,<br />

wenn man seine Sache gut macht. n<br />

Mit der ersten Ausgabe des BauTecFokus beginnt eine neue Ära und wir gratulieren<br />

dem gesamten Team zum gelungenen Magazin für die Bauwirtschaft. Wir sind<br />

von Beginn an dabei, so wie wir von Beginn an unsere Bauherren auf ihrem Weg<br />

begleiten. Diese können sich auf uns verlassen. Gemeinsam entstehen Gebäude<br />

für Generationen, welche optimal für ihre Nutzer geplant und gebaut sind.<br />

Nachhaltigkeit, Lebenszyklus, Wirtschaftlichkeit und Aufenthaltsqualität<br />

sind bei unser Arbeit keine Lippenbekenntnisse.<br />

Starten auch wir gemeinsam durch!<br />

von Beginn an<br />

• Architektur<br />

• Bauleitung<br />

• Projektsteuerung<br />

• Projektentwicklung<br />

• Projektmanagement<br />

www.kaufmann.at<br />

56 ImmoFokus<br />

Winter 2018 57


IMPRESSUM<br />

Vorschau<br />

Media<br />

Lesen Sie in der<br />

nächsten Ausgabe:<br />

Immobilienfinanzierung optimal planen und abwickeln.<br />

Strukturierung von Immobilienfinanzierung -<br />

optimale Kreditstruktur für das Immobilienprojekte -<br />

Basel III, Capital Requirements Regulation (CRR) und<br />

sich rasch verändernde Marktbedingungen - Kanada<br />

als Immobilienmarkt International - Zu Tisch mit … -<br />

Das große Interview mit …<br />

Medieneigentümer<br />

GNK Media House GmbH<br />

Breitwiesergutstraße 10<br />

A-4020 Linz<br />

Tel. +43.1.813 03 46-0<br />

office@media-house.at<br />

www.media-house.at<br />

Redaktionsanschrift<br />

Handelskai 94-96<br />

A-1200 Wien<br />

Geschäftsführer<br />

Philipp Kaufmann & Michael Neubauer<br />

Chefredaktion<br />

Michael Neubauer<br />

Artdirector<br />

Jelio Anton Stefanov<br />

Grafik & Layout<br />

Jelio Anton Stefanov, Johanna Hinterdorfer,<br />

Annalena Hofinger & Lukas Brunmayr<br />

Lektorat<br />

Amelie Miller<br />

ERSCHEINUNGSTERMIN: März 2019<br />

Aktuell informiert auf:<br />

www.immo-fokus.at<br />

Autoren dieser Ausgabe<br />

Andreas Altstädter, Philipp Kaufmann,<br />

sowie die Kommentatoren.<br />

Anzeigen<br />

Henrik Schaller<br />

Photos<br />

wenn nicht anders angegeben:<br />

GNK Media House / Katharina Schiffl,<br />

GNK Media House / Michael Hetzmannseder<br />

Druck<br />

Ferdinand Berger & Söhne GmbH<br />

DER IMMOFOKUS WENDET SICH IM SINNE<br />

DER GLEICHSTELLUNG GLEICHERMASSEN AN<br />

FRAUEN UND MÄNNER. AUS GRÜNDEN DER<br />

ÜBERSICHTLICHKEIT UND VERSTÄNDLICHKEIT<br />

KANN ES BEI DEN BEITRÄGEN VORKOMMEN,<br />

DASS NUR DIE MASKULINE ANSPRECHFORM<br />

VERWENDET WIRD.<br />

ImmoFokus ist Mitglied bei:<br />

58 ImmoFokus


Intelligentes<br />

Bauen braucht<br />

kluge Köpfe.<br />

Bauen ist ein People Business. Der Einsatz und das Können aller Projektbeteiligten<br />

entscheiden hier über den Erfolg. Seit fast 150 Jahren steht<br />

die PORR für Kompetenz, Engagement, Teamstärke und Vielfalt – und ist<br />

laufend auf der Suche nach klugen Köpfen. porr-group.com/karriere<br />

Winter 2018<br />

04


Rubrik<br />

01 ImmoFokus

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