Merk- und denkwürdige Fortbewegungsmittel von Albi Brun, Flug-, Schwimm- und Fahrzeuger
Fantastische Maschinen und Objekte, Flug-, Schwimm- und Fahrzeuge Fantastische Maschinen und Objekte, Flug-, Schwimm- und Fahrzeuge
Merk- unddenkwürdigeFortbewegungsmittelGERUFLUG-, SCHWIMM- & FAHRZEEine Dokumentation über dieFlug-, Schwimm- und Fahrzeugevon 1975 bis 2017
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Merk- und
denkwürdige
Fortbewegungsmittel
GER
UFLUG-, SCHWIMM- & FAHRZE
Eine Dokumentation über die
Flug-, Schwimm- und Fahrzeuge
von 1975 bis 2017
2 Inhaltsverzeichnis: in Rot erweitert, erklärt und kommentiert
Einführende und V0r-Wörter:
3 Wörter von mir über mich, auf
4 und 5 mehr davon als Text von Köbi
bis 6 mit Expeditions-Schi≈ von mir
und Robi – und 7 mit Lastwagen
Allerlei selbstlobendes und unter schwellig
lobhudelndes Getexte an der Grenze zum
Eigen- und Fremdschämen, mit Bildern,
u. a. von Frühwerken, durchsetzt
8 Zeichnung Pläne / Ideeskizzen, 1978
Das alte Zeigebuch (die Ur-Dokumentation):
10 Dampfflieger I·
12 Dampfflieger II·
14 Dampfheissluftschi≈
16 Dampfunterseeflugboot
20 Expeditionsschi≈ mit geheimem Antrieb
22 Dampffahrrad
24 Dampfflugschi≈
26 Dampfunterseeungeheuer / Steam-Nessie
30 Dampfwal aus Transvaal
32 Dreikammer-Luftschi≈ mit Gipfel restaurant
34 Zeichnung Pläne / Ideeskizzen, 1979
Die ergänzte Dokumentation:
36 Sturmkugel mit hochgeheimem Rückstossantrieb Der Name sagt’s, der Rest ist geheim!
38 Drüsen-Flug- und Raumschi≈ Ausreichend mit Erklärungen versehen
42 Flug- und Raumschi≈ III·, Schirmflügler s. obenstehenden
44 Flugvogel, Schirmflügler s. rechts
** ) lexikalischen Text * )
**) Der auf dem Bild nicht
er sichtliche Schirmflügel wird
auf der beigefügten schematischen
Skizze dargestellt.
46 Weissblech-Katamaran Mit Umbrella-Bermudagaffelsegel und Rahsegel mit Rolltreff und Konterbrassen an Winsch
50 Bettflaschenschoner / Hot-Water Bottle Schooner Übrigens: «Schoner» ist ein Besegelungstyp, kein Stoff-Überzug !
52 Korsisches Rennfloss Mit Umbrella-Bermudagaffelsegel – und – hier besonders wichtig: mit Rettungsstamm
54 Welt-Raumwind-Segler (mit Steuerdüsen) der geneigte Leser – so er Segler – bemerkt das Wortspiel
56 Bell Schinkensegler, Schoner mit Profil-Schonergaffel topsegel
Es (das Buch) geht dem Ende zu:
62 Wertsachen wertig
64 Dank und Impressum artig
Auf den
Bildern im Innern
hinreichend erklärt,
soweit nicht
erklärtermassen
unerklärlich
Und, gut zu wissen: Das Buch enthält eine Reihe bahnbrechender Erfindungen wie z. B.
das Wingsail mit verstellbarem Kern («Profilschonergaffgeltopsegel» [Seiten 56 ff.] ) ,
das Riffabweis- oder Ablaufsystem (Seiten 56 ff.), das Umbrella-Ber muda gaffelsegel
(Seiten 38, 46, 50), die speziel len Be legklemmen vom Typ «Albitros», der Geheime
und der strenggeheime Antrieb mit integrierter Geheimhaltevor richtung (Seiten 20,
36), das Kombiflederflügelsegel (Seite 24) und das Hafenwasserqualitätsverbesserungs
tee ei (Seite 20). Beachtenswert sind auch konstruktive Feinheiten wie z. B. die
Flügelsicherungssplintsicherungsschnur (Seite 25) oder die Kurbelarretierungsringsicherungssplintsicherungskette
(Seite 53) und der Zweiebenen-Suchscheinwerfermanipulator
(Seite 39).
* )
Schirmflügler: von einem Regenschirm mit
einer Buntmetall-Mutter gezeugt, werden
S. nach ei ner Tragzeit von 2 – 24 Monaten
voll flugfä hig von Stapel gelassen. S. sind
z. B. der Flug vo gel, das Flug- und Raumschiff
so wie der Dampfflederer. S. leben
in Zivilisa tionsnischen und werden bei pfleglicher
Behandlung mehrere 100 Jahre alt!
«BELL PRESS-SAFTSCHINKEN»: eine Konservenbüchse.
Bemerkenswert am Schiff: das Profil-Schonertopsegel mit
Drehkern zur Optimierung der Profilkrümmung sowie das
Riffabweissystem «Giglio», bestehend aus zwei Heckwalzen
und ei nem lenkbaren Bugrad (mit Steuerpflug zur
Erhöhung der Manöv rierfähigkeit).
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Schulmeister wollte ich dann doch nicht werden, weil ich
nicht wie die meisten meiner Lehrer werden wollte. Lokführer
kam nicht infrage, weil die Schweizer Bahnen elektrifiziert
waren. Den Plan, Kapitän zu werden habe ich aufgegeben,
als die «Pamir» untergegangen war und mir klar wurde, dass
ich kaum je einen Grosssegler würde kommandieren können,
denn die «Pamir» war der letzte gewesen. Und auf einem
Tanker enden – das dann doch nicht.
Die grafische Branche interessierte mich, weil ich wissen wollte,
wie denn die farbigen Bilder der Grosssegler, die ich eifrig
gesammelt hatte, gedruckt werden. Zudem habe ich immer
gern, viel und leidlich gezeichnet. Gefördert hat die Zeichnerei
wohl auch, dass mein Vater in der Papierfabrik Landquart
arbeitete und darum bei uns Papier immer in Hülle und Fülle
vorhanden war – in allen Formaten, Farben und Oberflächen.
Mit einem dicken Packen Zeichnungen unterm Arm ging ich
auf die Suche nach einer Grafiker-Lehrstelle, und ich fand
eine, weil ich Phantasie hatte, zeichnen konnte und eigentlich
ja Kapitän hatte werden wollen.
Erst musste ich ein Jahr überbrücken –
1958 war ich Praktikant in einer Buchdruckerei:
Hier habe ich die typo gra fischen
Regeln, das Setzen mit Bleibuchstaben
und Drucken gelernt. Eine wichtige Zeit,
die mich die technischen Zusammenhänge
und Abläufe in der grafischen
Branche begreifen lehrte. Danach begann
ich die Lehre und nach dem Lehrabschluss
1963 arbeitete ich im Betrieb
weiter. Seit Herbst 1970 führe ich mein
eigenes Atelier, wo mir meine Frau Helene
hilft, und habe ungebrochen Spass
an meiner Arbeit, lerne täglich dazu und
glaube immer noch daran, mich verbessern
zu können . Bis ich so gut bin, dass
ich Kapitän werde.
Meine Neugierde und Freude an der
Technik, mein Wissen über Technologien
und ein Freund mit einschlägiger Firma
haben mir früh den Zugang zum Computer
eröffnet, sodass ich längst selbstverständlich
mit dieser Maschine arbeitete,
als der technische Wandel die Grafische
Branche auf den Kopf zu stellen begonnen
hat. Mein technisches Können
würde mich als Seefahrer doch ganz gut
aussehen lassen.
Seit etlichen Jahren geben sie mir nun die AHV, was mich
freut. Ich arbeite dennoch weiter bis ich umfallen werde. Ich
nehme mir jetzt aber mehr Zeit, mich auch mit anderen Dingen
zu beschäftigen als mit Logos, Prospekten und Büchern.
Nach dreissig digitalen Jahren hat mich die Lust gepackt, wieder
mehr mit den Händen zu arbeiten – zu zeichnen, aber auch
mich meiner anderen Leidenschaft, dem Flug-, Schwimm- und
Fahrzeugen zu widmen: Ich zerlege Schreibmaschinen, Steckdo
sen und Uhren, nehme Blechbüchsen, Kanister und ähnliche
Sachen und baue aus den Rädchen, Schräubchen, Federn
und Gestängen meine merkwürdigen Fortbewegungsmittel.
Ich freue mich an der Form dieser Dinge, an der Fantasie
und achte die Ingeniosität und Handwerksleistung der von
mir zerlegten Apparate und Geräte: Das wirft man doch nicht
einfach weg, daraus kann wieder etwas entstehen! Dabei helfen
mir meine Kenntnisse über Segelschiffe – und manchmal
kommen sie mir auch in die Quere. Und wenn meinen Maschinen
die Erde, das Meer und die Schwerkraft zu eng werden,
heben sie in die Lüfte und gar in den
Weltraum ab oder tauchen ins Meer –
mit mir als Kapitän an Bord.
Im April 2015 stellte ich meine Maschinen
in der Stadtgalerie Chur aus.
Viele Besucher kamen und noch mehr
hatten Freude. Für sie und für mich
mache ich dieses Buch. Es ist zum einen
Teil ein Faksimile des «Zeigebuches»,
welches ich in den Siebzigerund
Achtzigerjahren mit eingeklebten
Schwarz-Weiss-Aufnahmen und Funktionserklärungen
in roter Tinte gemacht
habe. Die Flug-, Fahr- und Schwimmgeräte,
die ich seither gebaut habe, machen
den anderen Teil aus. Und mit dem
bisschen Geld, das ich mit meinen Maschinen
verdient habe, leiste ich mir hier
nun farbige und digitale Fotografien.
So ist das Buch mein Trost dafür, dass
ich nie Kapitän der «Pamir» habe werden
können und vielleicht doch noch
werde.
Soviel über mich und das Buch und ja,
ich bin Raucher.
Albi Brun, Grafiker, Flug-, Schwimmund
Fahrzeuger
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Auszug aus Köbi Gantenbeins Vortrag an der Vernissage
zur Ausstellung in der Stadtgalerie Chur, am 2. Mai 2015:
[...] Der Pilot ist eben zur Türe in den kleinen Wartsaal
auf dem Weissfluhgipfel hereingekommen von Erkundungen
beim Meteorologen. Um seinen Hals baumeln drei
Messgeräte. Wir stehen so dicht wie die Sardinen in der
Büchse liegen. Es hat den ganzen Tag gewindet als seien
wir schon der Stratosphäre und wir müssen auf ein
Windloch warten.
Um uns das Warten zu verkürzen, nestelt der Mann
mit der Glatze, dem grauen Schnauz und dem weissen
Hemd eine Nummer der Zeitschrift Hochparterre aus seinem
roten Lederrucksack. Hört einmal, was die schreiben,
ruft er:
«Seit fünfzig Jahren nun erforscht Albi Brun in seinem Laboratorium
in der Churer Altstadt das ästhetische Poten tial
von scheinbar nicht mehr brauchbarem Zeugs. Er bleibt
dabei nicht an der Oberfläche des Brauchbaren, das allenfalls
anders gebraucht werden kann, wie der Backofen als
Küchenheizung, das Urinal als Kunstwerk oder ein Pavillon
der Expo 1964 als Bergbahnstation der Weissen Arena.
Er zerlegt Medizingeräte, Uhren, Velos, Schreibmaschinen,
Wa≈en, Küchengeräte und so weiter in ihre Einzelteile,
reinigt sie, lagert sie nach ästhetischen und konstruktiven
Potentialen in hunderten Schachteln und Schubladen. Aus
denen holt er sie dann an seinen Goldschmiedetisch und
fügt sie zu einem grossen Chor so nie gedachter Funktionen.
Uhrenrädchen werden Steuerräder, Schirmspeichen,
Masten und Blechverpackungen Schi≈srümpfe.»
«Oder eben zu unserem Dampfwal» rufen wir im Chor zum
Vorleser und stampfen mit den Füssen vor Erregung. So
lange haben wir trocken geübt. Heute gilt es ernst.
Der Pilot zündet eine Pfeife an und kneift dabei die Augen
zu. Wir husten und ein kleiner Besserwisser ruft «Fumer
tu». Das ist mir gleich, knurrt der Pilot. Wer Angst
hat vor dem Tod ist kein Pilot und kein Seemann. Er
stösst eine grosse Rauchwolke in den Wartsaal und holt
Luft: Da habe ich schon viel Wilderes überlebt als das
bisschen Rauch tabak. Damals auf der Viermastbark Pamir
wütete der Hur ri kan viel gefährlicher als das Nikotin
meiner Lunge tut. Es war stockdicker Nebel in tiefdunkler
Nacht und wir nahmen Kurs auf Jamaika. Die Wellen gingen
meter-, turm-, ja, valserhoch. Damals 1957. Ich aber
stand im Korb und rief in den Sturm «Segel einziehen»,
«Luken dicht». Doch niemand hörte mich. Gut rauchte
ich schon damals Pfeife und so gab ich Rauchzeichen
aus dem Mastkorb. Und ich tat einen Schwur. Wenn die
mich sehen, höre ich nie mehr auf zu rauchen. Und siehe
da, sie begannen die Luken zu dichten, aber wir waren ja
alles Matrosenschüler, ungeübt und langsam. Vor allem
in diesem Sturm, gegen den der Wind hier ein Lüftchen
ist. Der Sturm tobte fürchterlich und der Kapitän betete.
Und ich räucherte ihn ein, Weihrauch hatten wir ja keinen
dabei. Es nützte nichts, denn die Pamir schlug Leck
und von meinen 88 Kameraden blieben nur fünf und ich
übrig. Ich schwamm nach Jamaika und dann flog ich mit
dem Deltaflieger heim nach Landquart.
Der Mann mit dem Schnauz und dem roten Lederrucksack
hustete durch den vom Pfeifentabak dicken Nebel. 5
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Herrgott, und ich dachte, dieser Pilot trägt sein Seemannsgarn
aber dick auf. Doch es stimmt haargenau,
denn so steht es auch im Hochparterre und das Hochparterre
lügt nie. Und er liest uns vor:
Albi Brun verarbeitet mit seinen Maschinen auch ein
Trau ma seiner Kindheit. Schon früh wusste er: Ich werde
Seemann, ich werde Entdeckungsreisender. Und dann
dies: 1957 erlitt die «Pamir» in einem Hurrikan vor Lateinamerika
Schiffbruch. Mit dem Viermaster, auf dem die
Offiziere für die Deutsche Seefahrt ausgebildet wurden,
gingen 80 der 86 jungen Männer unter. Dem Leben des
Jünglings Albi bescherte die Havarie einen Knick im
Lebens faden. Das Ende der «Pamir» war das Ende der
grossen Segelschi≈fahrt. Und so beschloss er also, nicht
Kapitän zu werden, denn auf einem Dampfschiff zur See
zu fahren, kam für ihn nicht in Frage. Doch die Seefahrt
liess ihn nicht mehr los. Als Bub schon hatte er in den
Abfallgruben der Werkstätten der Rhätischen Bahn von
Landquart tausenderlei nicht mehr gebrauchtes Kleinzeugs
gesammelt: Schrauben, Federn, Muttern, gedrehte,
gefräste und gedrückte Eisen, Stahl- und Messingteile,
die er – zeitgleich mit Jean Tinguely – zu phantasievollen
Maschinen zusammenfügte. Jahre später arbeitete er das
«Pamir-Trauma» in einem gross angelegten Projekt auf,
das er mit dem Maler Robert Indermauer einfädelte:
Entwurf, Bau und Ausrüstung eines Segelschiffes, mit
dem sich die zwei Männer aus den Alpen zur Entdeckerreise
aufbrechen wollten. Zurück blieben eine Zeichnung,
detailreiche Entwürfe und das erste Modell, wie ein
Schiff aus Schreibmaschinen, Kaffeeautomaten, Schirmen,
Uhren und so weiter einst seetüchtig werden
könnte – es lief nie aus. [...]
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Ich danke
Helene fürs Ertragen und Durchstehen, Barbara und Monica, die mich zu
meiner Ausstellung 2015 und damit letztlich zu diesem Buch «getrieben» haben, Köbi für
Rat, Tat und Text, Peter und Charly für die Nutzung ihrer Bilder. Besonderen Dank schulde
ich Monica Brügger und Ilir Gashi, Edgar Zanoni, Heinz Lorenz vom LERNFORUM Chur,
Rico Frischknecht – sie haben mir Mut und Geld gegeben. Für weitere finanzielle Unterstützung
danke ich SWISSLOS/Kulturförderung Kanton Graubünden, der Stiftung Stavros
Niarchos, der Stiftung Jacques Bischofberger, der Wilhelm Doerenkamp Stiftung
und der Stiftung Lienhard Hunger.
Die Bilder / Fotos in diesem Buch stammen grösstenteils von
mir, die Bilder auf den Seiten 34, 46, 48 von Peter de Jong,
diejenigen auf Seite 6 oben und auf Seite 20 von Charly
Bieler. Die Illu stra tionen und Planskizzen habe ich auf dem
Gewissen, wie auch das Layout, die Bilderfassung- und Aufbereitung
– die ganze Druckvorstufe. Die grossformatigen
Scans durfte ich bei Sulser Print selbermachen – danke schön!
Den Druck hat Druckerei Landquart AG besorgt und die
Buchbinderarbeit die Bubu AG, Mönch altorf.
© Alle Rechte bei Albi Brun, Chur
und den Autoren · 2018
Herausgegeben im Eigenverlag
Albi Brun, Jochstrasse 1, CH-7000 Chur
www.albi-brun.ch
Printed in Switzerland