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CONNECT Magazin 20-04

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<strong>20</strong><strong>20</strong> / Ausgabe <strong>04</strong><br />

Das <strong>Magazin</strong> der Chinesischen Handelskammer in Deutschland<br />

www.chk-de.org<br />

EUROPA & CHINA<br />

SYNERGIE FÜR DIE ZUKUNFT<br />

Eurasien<br />

Ein Kontinent für eine<br />

gemeinsame Zukunft<br />

China Mobile International<br />

Digitale Brücke zwischen<br />

Europa und China<br />

Auf Land und Wasser<br />

Ein Tag im Leben von Amy Pan,<br />

Dornier Seawings


Bavarian Ministry of<br />

Economic Affairs,<br />

Regional Development<br />

and Energy<br />

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Editorial 1<br />

Abb.: greenbutterfly, Shutterstock<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

Corona-Krise, Klimawandel, Wachstum der Weltbevölkerung<br />

– die Menschheit steht vor großen<br />

Herausforderungen. Nur durch verstärkte internationale<br />

Kooperationen wird es gelingen, die<br />

großen Zukunftsthemen positiv zu entwickeln.<br />

Die EU und China nehmen dabei Schlüsselpositionen<br />

ein – sie sind die Kraftzentren der<br />

Weltwirtschaft.<br />

Auch die deutsche Bundesregierung machte die<br />

chinesisch-europäischen Beziehungen zu einer<br />

Priorität während der EU-Ratspräsidentschaft.<br />

In Europa wird jedoch oft auch die Angst vor<br />

einem wachsenden Einfluss Chinas geschürt.<br />

Vergessen wird dabei, dass das Land doppelt so<br />

viele Einwohner wie die EU zählt. Ein hohes Wirtschaftswachstum<br />

und stark zunehmende<br />

Handelsbeziehungen führen automatisch zu<br />

einer größeren Bedeutung Chinas für Europa und<br />

die Welt.<br />

In der aktuellen Ausgabe des <strong>CONNECT</strong> <strong>Magazin</strong>s<br />

beleuchten wir daher das Spannungsfeld zwischen<br />

Europa und China aus unterschiedlichen<br />

Perspektiven. Wir rücken Eurasien als Kontinent<br />

in den Fokus – zeigen die Chancen und Herausforderungen<br />

der „Neuen Seidenstraße“ auf. Allein<br />

die Fahrten des China-Europa-Güterexpress sind<br />

im ersten Halbjahr <strong>20</strong><strong>20</strong> um 36 Prozent gestiegen.<br />

Wir berichten über den Diskurs zum Investitionsschutzabkommen<br />

zwischen Europa und<br />

China und das größte Freihandelsabkommen der<br />

Welt, das China gerade gemeinsam mit 14 Ländern<br />

aus der Asien-Pazifik-Region abgeschlossen<br />

hat. Experten aus der Wirtschaft erklären, warum<br />

chinesische Unternehmen in der EU vor „drei Bergen“<br />

stehen und welche Chancen und Herausforderungen<br />

deutsche Unternehmen in China<br />

haben. Und natürlich haben wir wieder viele weitere<br />

Beiträge für unsere Leser zusammengestellt<br />

– sei es Aktuelles aus Forschung und Entwicklung,<br />

Künstlicher Intelligenz, alternativer Antriebe oder<br />

5G, die Zukunft des Mobilfunks.<br />

Wir wünschen Ihnen eine aufschlussreiche Lektüre!<br />

Die <strong>CONNECT</strong>-Redaktion<br />

www.chk-de.org


2 Inhalt<br />

08<br />

08<br />

Titelstory<br />

Eurasien –<br />

Ein Kontinent, gemeinsame<br />

Zukunft<br />

<strong>04</strong><br />

Kurzmeldungen<br />

Alles rund um Ansiedlungen, Kooperationen<br />

und Investitionen<br />

12<br />

Interview...<br />

<strong>04</strong> 12<br />

… ZHOU Lihong,<br />

China Chamber of Commerce<br />

to the EU (CCCEU)<br />

www.chk-de.org


3<br />

Kurzmeldungen<br />

<strong>04</strong> Metropole Shenzhen erste Stadt der<br />

Welt mit flächendeckendem 5G-Netz<br />

<strong>04</strong> Europa und China setzen auf E-Mobilität<br />

<strong>04</strong> Gigafabrik entsteht im Saarland<br />

05 Xiaomi bezieht Firmensitz in Düsseldorf<br />

05 „BattLife“-Projekt in Erfurt gestartet<br />

05 Robo-Advisors wachsen in China<br />

06 Beiersdorf eröffnet Forschungs- und<br />

Innovationszentrum in Shanghai<br />

06 FAW und Audi produzieren gemeinsam<br />

Elektroautos in China<br />

06 Unternehmensticker<br />

07 Neue Seidenstraße – Corona beflügelt<br />

Handelsrouten zwischen China und<br />

Europa<br />

Titelstory<br />

Community<br />

30 Kultur: Kulturhauptstadt <strong>20</strong>25 Chemnitz<br />

31 Reisetipp: UNESCO-Weltkulturerbe<br />

und Winterspaß im Harz<br />

32 Sporttipp: Virtuelle Blitzturniere – Die<br />

Schachwelt sucht einen Weg ins Internet<br />

33 Gesundheit: Neues Kassenwahlrecht<br />

<strong>20</strong>21<br />

34 Ein Tag im Leben von Amy Pan, Dornier<br />

Seawings<br />

36 Gastkommentar<br />

32<br />

Community<br />

32<br />

Kulturhauptstadt <strong>20</strong>25<br />

Chemnitz<br />

08 Eurasien – Ein Kontinent, gemeinsame<br />

Zukunft<br />

12 Interview ZHOU Lihong, China Chamber<br />

of Commerce to the EU (CCCEU)<br />

14 Interview Ulrich Ackermann, VDMA<br />

16 Interview Dimitri Slobodenjuk, Clifford<br />

Chance<br />

18 Nachhaltige Zukunft ist digital<br />

<strong>20</strong> Chinas „Globale Initiative für Datensicherheit“<br />

22 Interview CHENG Lan, China Mobile<br />

International<br />

Rubriken<br />

01 Editorial<br />

17 Impressum<br />

Besuchen Sie unsere neue Homepage<br />

www.chk-de.org!<br />

WeChat-Kanal<br />

Services<br />

24 Zahlen - Daten - Fakten<br />

26 Brockhaus & Kollegen arbeitet im<br />

starken Verbund mit der PKS und ISA<br />

zusammen<br />

28 Neues aus dem Beraternetzwerk<br />

Ausgabedatum: 11.12.<strong>20</strong><strong>20</strong><br />

www.chk-de.org


4 Kurzmeldungen<br />

Shenzhen erste Stadt der Welt<br />

mit flächendeckendem 5G-Netz<br />

5G<br />

Shenzhen ist die weltweit erste Stadt mit<br />

einem flächendeckenden 5G-Netz – meldet<br />

die Stadtverwaltung der südchinesischen<br />

Metropole. Die Stadt verfügt derzeit<br />

über 46.000 5G-Basisstationen. Nun sollen 5G-<br />

Technologien in vielen Branchen integriert werden.<br />

Bislang sind rund 230 Millionen Euro in<br />

zwanzig Hightech-Projekte geflossen – unter anderem<br />

in Medizin-Anwendungen, intelligenten<br />

Transport, hochauflösende Videos und industrielles<br />

Internet. China hat sich zum Ziel gesetzt,<br />

schnell eine neue Infrastruktur aufzubauen, um<br />

die gegenwärtig von Investitionen und Export angetriebene<br />

Volkswirtschaft in eine technologiebasierte<br />

Volkswirtschaft zu verwandeln. 5G ist<br />

ein wichtiger Bestandteil dieser neuen Infrastruktur<br />

und gilt als Rückgrat für die Entwicklung<br />

des Internets der Dinge, des autonomen Fahrens<br />

und intelligenter Städte. Ende Juni gab es landesweit<br />

410.000 5G-Basisstationen, bis Ende des<br />

Jahres sollen 500.000 weitere entstehen.<br />

Quelle: China Radio International<br />

Abb.: SeanPavonePhoto, envato<br />

Robo-Advisors wachsen in China – Algorithmen empfehlen Anlagen<br />

Abb.: NicoElNino, Shutterstock<br />

Verbraucher in China zeigen großes Interesse an Robo-Advisors. Laut einer aktuellen Umfrage<br />

von Kagan nutzen derzeit rund 38 Prozent der befragten erwachsenen Internet-User in China<br />

Robo-Advisor für Finanzanlagen – und sogar unter den Nichtnutzern zeigten 68 Prozent<br />

Interesse an ihnen. Ein Robo-Advisor ist ein Algorithmen-basiertes System, das automatische Empfehlungen<br />

zur Vermögensanlage gibt und diese auch umsetzen kann.<br />

Während Unternehmen wie Betterment LLC und Wealthfront Corp. in den USA bereits seit <strong>20</strong>08<br />

agieren, entstanden die ersten Robo-Advisor-Firmen in China erst nach <strong>20</strong>15. Neben Fintechs als<br />

Betreibern finden sich mittlerweile auch chinesische Banken und Broker im Markt. In China ansässige<br />

Robo-Advisors geben in der Regel zwar Portfolioempfehlungen, aber die Anlageentscheidungen<br />

müssen von den Benutzern letztendlich aufgrund regulatorischer Einschränkungen<br />

getroffen werden. Laut China News Service haben mindestens 18 Finanzinstitute Beratungslizenzen<br />

für Investmentfonds erhalten, die inländischen Anlegern angeboten werden können.<br />

Quelle: investmentplattformchina.de<br />

Europa und China setzen auf E-Mobilität<br />

Abb.: microgen, envato<br />

Eine Untersuchung von Strategy& zeigt: Die<br />

E-Mobilität setzt sich in Europa und China<br />

durch. In den USA bleibt sie auch bis nach<br />

<strong>20</strong>35 eine Nische. Laut Umfrage übertrifft die<br />

Nachfrage der deutschen Kunden nach Autos<br />

mit E-Antrieb die Lieferkapazität der Hersteller.<br />

Plug-In-Hybride verzeichnen in Deutschland bei<br />

Neuzulassungen ein Plus von 257 Prozent, sind<br />

stärker gefragt als rein batteriebetriebene Fahrzeuge<br />

(+23 Prozent). In Europa verzeichneten<br />

konventionelle Antriebstechnologien mit Diesel<br />

und Benzin in der Corona-Krise ein erhebliches<br />

Absatzminus von 57,9 Prozent. Das europäische<br />

E-Mobilitätssegment stieg im ersten Halbjahr<br />

um 25,6 Prozent. In China soll der Anteil von New<br />

Energy Vehicles (NEV) am gesamten Neuwagenabsatz<br />

bis zum Jahr <strong>20</strong>25 auf <strong>20</strong> Prozent steigen,<br />

so der Staatsrat der Volksrepublik. <strong>20</strong>35 soll der<br />

NEV-Anteil bereits 50 Prozent betragen.<br />

Quelle: Stratgey&; gov.cn<br />

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Abb.: Xiaomi Corporation<br />

Xiaomi bezieht Firmensitz in Düsseldorf<br />

Vom Underdog zum Fortune-Global-500-Unternehmen<br />

v.l.n.r.: Petra Wassner, Geschäftsführerin NRW.Global Business GmbH, Alan Chen Li, Country Manager<br />

Deutschland bei Xiaomi, Annette Klerks, Leiterin International Business Service der Stadt Düsseldorf<br />

Xiaomi Deutschland bezieht seinen neuen Firmensitz in Düsseldorf. Mit den neuen Räumlichkeiten<br />

im Niederkasseler Lohweg setzt Xiaomi ein Zeichen für die Region Düsseldorf und den<br />

zukünftigen Weg in Deutschland. In Deutschland ist das Technologieunternehmen seit Mitte<br />

<strong>20</strong>19 offiziell präsent. Es bietet ein einzigartiges Produktportfolio aus Smartphones, Smart-Hardware,<br />

die über eine IoT-Plattform angeschlossen ist, und Lifestyle-Produkten.<br />

<strong>20</strong><strong>20</strong> feierte Xiaomi sein 10. Firmenjubiläum und blickt auf eine Dekade bahnbrechender Innovationen<br />

und internationaler Erfolge zurück. Xiaomi hat sich in nur zehn Jahren vom unbekannten Underdog<br />

zum jüngsten Fortune-Global-500-Unternehmen der Geschichte entwickelt. Heute ist Xiaomi<br />

die drittgrößte Smartphone-Marke der Welt und hat mit mehr als 271 Millionen angeschlossenen<br />

Smart Devices (ohne Smartphones und Laptops) die weltweit führende Consumer-IoT-Plattform<br />

etabliert. Als Erfolgsgarant dient Xiaomi dazu sein „Triathlon“-Geschäftsmodell, das Hardware, Internet-Services<br />

und New Retail vereint: Das Unternehmen setzt weltweit auf ein supereffizientes Online-Offline-Einzelhandelssystem<br />

und bietet im Kern seines Unternehmens ein breites Spektrum an<br />

Internet-Dienstleistungen an.<br />

Quelle: Xiaomi Corporation<br />

„BattLife“-Projekt in Erfurt<br />

gestartet - damit Batterien<br />

länger leben<br />

Mit „BattLife“ ist das Initialprojekt des<br />

neu gegründeten Batterie-Innovations-<br />

und Technologie-Centers BITC am<br />

Erfurter Kreuz gestartet. Im Rahmen des Projekts<br />

wird am BITC in den kommenden Jahren ein digitalisiertes<br />

Test-Center für Batterien und<br />

Batteriekomponenten entstehen. „BattLife“ erfasst<br />

qualitativ hochwertig die Daten von<br />

Batteriezellen. Damit bietet es eine wichtige<br />

Voraussetzung, um neue Ansätze für Lebensdauerprognosen<br />

zu entwickeln und weiterführende<br />

Innovationsprozesse anzustoßen, die<br />

die Lebensdauer von Batterien verlängern.<br />

Industriepartner des Projekts ist die Contemporary<br />

Amperex Technology Thuringia GmbH (CATT),<br />

Tochter des chinesischen Batterieherstellers Contemporary<br />

Amperex Technology Co., Limited<br />

(CATL). CATL ist Weltmarktführer in der Entwicklung<br />

von Li-Ionen-Batterien für Elektrofahrzeuge<br />

und Energiespeicherung und wird in Arnstadt<br />

sein erstes europäisches Werk errichten,<br />

das künftig bis zu <strong>20</strong>00 Arbeitsplätze schaffen<br />

wird. CATT arbeitet eng mit den Forschenden am<br />

BITC zusammen. Das Land unterstützt mit fünf<br />

Millionen Euro.<br />

Quelle: ikts.fraunhofer<br />

Abb.: Herr Loeffler, Shutterstock<br />

Gigafabrik entsteht im Saarland<br />

Chinesisches Unternehmen SVOLT baut Batterie-Werk<br />

Quelle: Saarland.de , Abb.: SVOLT<br />

Mit dem chinesischen Unternehmen SVOLT kommt der nächste Hersteller von Batteriezellen<br />

für Elektroautos nach Deutschland. Im Saarland soll in den nächsten drei Jahren eine große<br />

Fabrik mit einer Kapazität von 24 Gigawattstunden (GWh) aufgebaut werden. Mit der Produktion<br />

am Standort Überherrn können 300.000 bis 500.000 Stromautos pro Jahr bestückt werden.<br />

Hinzu kommt ein weiterer Standort für Batteriepacks im benachbarten Heusweiler. SVOLT steigt mit<br />

den Fabriken in den europäischen Markt ein. Die geplante Zellfabrik soll bis Mitte <strong>20</strong>23 auf dem<br />

„Linslerfeld“, einer rund 840.000 m² großen Freifläche nahe Überherrn entstehen. Der Produktionsstart<br />

soll Mitte <strong>20</strong>22 erfolgen. Mit der hochmodernen Zellfabrik in der finalen Ausbaustufe sowie<br />

der Modul- und Pack-Fabrik wird SVOLT bis zu 2.000 Arbeitsplätze im Saarland schaffen. Der Hauptsitz<br />

von SVOLT befindet sich im Jintan District, Changzhou, Provinz Jiangsu in China. Das Unternehmen<br />

hat 3000 Mitarbeiter weltweit und verzeichnete im Jahr <strong>20</strong><strong>20</strong> einen Umsatz von <strong>20</strong>0 Millionen<br />

Euro.<br />

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6 Kurzmeldungen<br />

Abb.: Beiersdorf AG<br />

Beiersdorf eröffnet Forschungs-<br />

und Innovationszentrum<br />

in Shanghai<br />

Das Hautpflegeunternehmen Beiersdorf<br />

hat ein neues Forschungs- und<br />

Innovationszentrum in Shanghai eröffnet<br />

– nach dem Forschungszentrum am Hauptsitz<br />

in Hamburg das zweitgrößte weltweit. Das neue<br />

Zentrum fungiert gleichzeitig als Coworking-<br />

Space für andere Fachbereiche und Teams, die<br />

am Innovationsprozess beteiligt sind. Insgesamt<br />

10 Millionen Euro hat Beiersdorf in den neuen<br />

Standort im Stadtzentrum von Shanghai investiert.<br />

Mit rund 7.500 m 2 Nutzfläche auf acht<br />

Stockwerken bietet das neue Innovationszentrum<br />

rund 100 Mitarbeitern modernste<br />

Arbeitswelten und hochflexible Räume für die<br />

funktionsübergreifende Zusammenarbeit. „Die<br />

Eröffnung des neuen Beiersdorf Innovation Center<br />

in Shanghai ist ein Meilenstein in unserer<br />

Unternehmensgeschichte“, so Dr. May Shana’a,<br />

Corporate Senior Vice President Research &<br />

Development und Mitglied des Executive Committee<br />

bei der Beiersdorf AG. „Diese bedeutende<br />

Investition in unsere Forschung und Entwicklung<br />

ist ein klares Bekenntnis zu Innovation und<br />

Wachstum in der Region. Der neue Standort ermöglicht<br />

es uns, eng mit den Verbrauchern, mit<br />

Forschungsinstituten und unseren Lieferanten<br />

zusammenzuarbeiten. So können wir relevante<br />

Innovationen zügig entwickeln.“ Quelle: Beiersdorf AG<br />

FAW und Audi produzieren<br />

gemeinsam Elektroautos in<br />

China<br />

Die FAW Group, der größte chinesische<br />

Automobil- und Motorenhersteller, plant<br />

gemeinsam mit Audi die Produktion von<br />

Elektroautos in China. Die beiden Unternehmen<br />

gründen dafür ein Gemeinschaftsunternehmen.<br />

Ab <strong>20</strong>24 sollen in China verschiedene Audi-<br />

Elektromodelle produziert werden. Die gemeinsam<br />

mit Porsche entwickelte Plattform PPE dient dabei<br />

als Basis für die Modelle. Audi-Chef Markus Duesmann<br />

unterzeichnete die Absichtserklärung und<br />

erklärt: „Diese Entscheidung unterstreicht die strategische<br />

Bedeutung des chinesischen Marktes“.<br />

Jeder dritte Audi, der bis <strong>20</strong>25 in China verkauft<br />

wird, soll ein Elektromodell sein. FAW und Audi<br />

produzieren bereits zwei E-Autos in Changchun,<br />

dem Hauptsitz von FAW. Außerdem ist FAW bereits<br />

langjähriger Joint-Venture-Partner der Volkswagen<br />

AG.<br />

Quelle: Manager <strong>Magazin</strong><br />

Abb.: AUDI AG<br />

Unternehmensticker<br />

PC-Marktführer Lenovo verdient gut am<br />

Trend zum Homeoffice – der Trend, Beschäftigte<br />

vermehrt aus dem Homeoffice<br />

heraus arbeiten zu lassen, ließ den Konzernumsatz<br />

im zweiten Finanzquartal im Vorjahresvergleich<br />

um sieben Prozent auf 14,5 Milliarden<br />

US-Dollar ansteigen.<br />

Quelle: finanzen.net<br />

Continental setzt auf grünen Strom – die<br />

Hälfte seines Strombedarfs während der Produktion<br />

am Tag will Continental in Zhangjiagang<br />

aus Solarstrom decken. Ziel des Automobilzulieferers<br />

ist es, bis Ende des Jahres<br />

ausschließlich Strom aus erneuerbaren Energiequellen<br />

zu nutzen.<br />

Quelle: Continental<br />

Die Vitesco Technologies GmbH errichtet<br />

in China ein Forschungs- und Entwicklungszentrum<br />

– im Fokus stehen Antriebslösungen<br />

für Elektrofahrzeuge von Mild-Hybrid<br />

über Hybrid bis zu vollelektrischen Motoren.<br />

Standort ist das nordostchinesische Tianjin,<br />

nahe der Hauptstadt Peking.<br />

Quelle: Vitesco Technologies<br />

Unicredit will mit ICBC in China wachsen<br />

– die Unicredit und die Industrial and Commercial<br />

Bank of China (ICBC) wollen künftig<br />

im Firmenkundengeschäft zusammenarbeiten.<br />

Konkret geht es um gemeinsame<br />

Angebote in den Bereichen Global Transaction<br />

Banking, Debt Capital Markets, Finanzierung<br />

und M&A.<br />

Quelle: Handelsblatt<br />

Volvo Cars hat in Shanghai ein neues Labor<br />

für Elektromotoren eröffnet – aktuell<br />

arbeitet der Hersteller bereits im schwedischen<br />

Göteborg an der Eigenentwicklung<br />

von Elektromotoren und betreibt darüber hinaus<br />

in Schweden und China Labore für die<br />

Batterieentwicklung. Für <strong>20</strong>25 strebt Volvo<br />

beim Absatz einen Anteil von 50 Prozent<br />

vollelektrischer Fahrzeuge an.<br />

Tönnies baut ersten Schlachthof außerhalb<br />

Europas in China – der größte deutsche<br />

Schlachtkonzern baut einen Schlachthof<br />

in China für bis zu sechs Millionen<br />

Schweine jährlich. Tönnis beteiligt sich an<br />

einem Joint Venture mit der Dekon Group.<br />

Insgesamt umfasst das Investitionsvolumen<br />

rund 500 Millionen Euro.<br />

Quelle: agrarheute<br />

Quelle: Volvo Cars<br />

www.chk-de.org


Neue Seidenstraße – Corona beflügelt Handelsrouten zwischen China und Europa<br />

Abb.: Egorov Artem, Shutterstock<br />

Corona beflügelt den Containertransport<br />

per Schiene – die Anzahl der zwischen<br />

China und Europa verkehrenden Güterzüge<br />

steigt. Den ersten großen Push-Faktor stellte<br />

die Eröffnung einer direkten Eisenbahnverbindung<br />

zwischen China und zahlreichen europäischen<br />

Städten dar, wobei es mehrere<br />

Streckenverläufe gibt. Duisburg ist beispielsweise<br />

der Endpunkt der im innerchinesischen Chongqing<br />

startenden Route. Die Chinaverkehre bleiben<br />

den Angaben der Duisburger Hafen AG zufolge<br />

Wachstumstreiber. Bereits im April dieses<br />

Jahres wurde das Schienenangebot um weitere<br />

chinesische Destinationen erweitert. Inzwischen<br />

laufe rund ein Drittel des gesamten Handelsvolumens<br />

per Güterzug zwischen Europa und<br />

China über das Logistik-Drehkreuz Duisburg. Das<br />

Verkehrsaufkommen über die „Neue Seidenstraße“<br />

hat sich gegenüber dem Vorjahr nahezu<br />

verdoppelt und macht bereits knapp acht Prozent<br />

des gesamten Containerumschlags der duisport-<br />

Gruppe aus.<br />

Auch auf der Insel Rügen setzt man auf neue<br />

Handelsrouten der Seidenstraße. Der Hafen<br />

Sassnitz-Mukran hat seine Verbindungen mit<br />

China aktuell erweitert. Die neuen Verkehrsanbindungen<br />

sollen den europäischen Vor- und<br />

Nachlauf von Containern auf der „Baltic Sea<br />

Bridge“– einem Verkehrskorridor zwischen Mukran<br />

und Xi'an in Zentralchina ermöglichen. Um<br />

die steigende Nachfrage auf der Baltic-Sea-<br />

Bridge bedienen zu können, seien die Kapazitäten<br />

auf der Hauptroute ins russische Baltijsk verdoppelt<br />

worden. Der Ausbau der Chinaverkehre<br />

erfolgt in enger Kooperation zwischen Mukran<br />

Port, der DBO Bahnoperator GmbH sowie der<br />

Eisenbahngesellschaft Potsdam mbH (EGP).<br />

In Österreich ging Ökofaser gen China: Aufgrund<br />

der gestiegenen Nachfrage schickte der Faserhersteller<br />

Lenzing im August den ersten direkten<br />

Komplettzug von Wien nach Shanghai. Der Zug<br />

brachte 41 Container mit Lyocell- und Modalfasern<br />

der Marke Tencel mit einem Gesamtwarenwert<br />

von 1,8 Millionen Euro direkt zu den<br />

Kunden nach China. Auf seiner 16-tägigen Reise<br />

nach Shanghai legte der Zug insgesamt 10.460<br />

Kilometer zurück und passierte sieben Länder:<br />

Österreich, Tschechien, Polen, Weißrussland,<br />

Russland, Kasachstan und China. Im Oktober<br />

schickte Lenzing einen weiteren Komplettzug<br />

von Linz nach Qingdao.<br />

Quelle: eurotransport, duisport-Gruppe, Lenzing<br />

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8 Titel<br />

www.chk-de.org


9<br />

Eurasien – Ein Kontinent,<br />

gemeinsame Zukunft<br />

Die Lösung der drängenden Zukunftsfragen benötigt noch mehr internationale<br />

Kooperationen<br />

Es mag pathetisch klingen: Es geht um mehr als nur um die Beziehungen zwischen China und der EU. Corona-Krise, Klimawandel<br />

oder Zunahme der Weltbevölkerung - wir stehen vor einem Zeitenwechsel und es geht um die Zukunft der Menschheit. Diese<br />

kann nur mit noch mehr, noch intensiverer internationaler Zusammenarbeit nachhaltig gemeistert werden. Die EU und China<br />

nehmen dabei eine Schlüsselrolle ein, da sich die USA in ihrer „America First"-Politik der letzten Jahre kaum dieser Verantwortung<br />

stellt. Neue Impulse für eine gute Zukunft müssen daher von dem durch die „Neue Seidenstraße“ immer intensiver vernetzten<br />

Eurasien ausgehen.<br />

Abb.: envato, agentur von b.<br />

www.chk-de.org


10 Titel<br />

Videokonferenz auf dem EU-China-Gipfel im September <strong>20</strong><strong>20</strong>. September <strong>20</strong><strong>20</strong>. V.l.n.r.: XI Jinping, Charles Michel, Angela Merkel, Ursula von der Leyen.<br />

Abb.: European Union<br />

WU Ken, Botschafter der VR China in<br />

Deutschland ist davon überzeugt,<br />

dass der Konsens zwischen China<br />

und Europa die in den Medien oft hervorgehobenen<br />

Unterschiede bei weitem überwiege.<br />

Dies zeige sich besonders in Krisenzeiten, wie<br />

der Corona-Pandemie. „Der Virus ist der gemeinsame<br />

Feind der Menschheit. Daher sind<br />

Solidarität und Zusammenarbeit unsere wirksamsten<br />

Waffen. Deutschland und China, aber<br />

auch Unternehmen beider Seiten haben einander<br />

aktiv durch Spenden unterstützt“, so Wu.<br />

Diese Kooperationen erstreckten sich auch auf<br />

institutionelle Kooperationen. EU-Kommissionspräsidentin<br />

Ursula von der Leyen sagte im Oktober,<br />

dass sich die Europäische Union an COVAX<br />

beteiligen werde, dem Pool, der sich für eine gerechte<br />

weltweite Verteilung von COVID-19-Impfstoffen<br />

einsetzt und an dem auch China mitwirkt.<br />

Vernetzung über den Landweg<br />

Botschafter Wu verweist darauf, dass die Zahl<br />

der Fahrten des China-Europa-Güterexpress im<br />

ersten Halbjahr <strong>20</strong><strong>20</strong> im Vergleich zum Vorjahreszeitraum<br />

um 36 Prozent anstieg. Dringend<br />

notwendige Medizingüter konnten so schnell beschafft<br />

und die angegriffenen weltweiten Lieferketten<br />

gestärkt werden. Und während der Handel<br />

Deutschlands mit seinen angestammten<br />

Handelspartnern im Sommer eher rückläufig war,<br />

wuchs der Handel mit China kräftig. „Der chinesische<br />

Markt wird für die deutsche Wirtschaft<br />

damit zu einem immer wichtigeren Impulsgeber<br />

zur Überwindung der Corona-Krise. Dies gilt für<br />

die gesamte EU und der bereits wieder wachsende<br />

chinesische Markt könnte zur Abmilderung<br />

der durch die von der Corona-Krise hervorgerufenen<br />

Negativfolgen der Wirtschaft beitragen“,<br />

so Wu.<br />

Die deutsche Bundesregierung machte die chinesisch-europäischen<br />

Beziehungen zu einer<br />

Priorität während der EU-Ratspräsidentschaft.<br />

Der zu Jahresbeginn breit angekündigte EU-China-Gipfel<br />

in Leipzig fand wegen Corona nur virtuell<br />

statt. In zentralen Fragen der Handels- und<br />

Investitionsbeziehungen habe es keine Fortschritte<br />

gegeben, etwa was verbesserte Marktzugänge<br />

für europäische Unternehmen in China<br />

angeht, schreibt beispielsweise das Berliner Mercator<br />

Institute for China Studies (MERICS) in seiner<br />

Auswertung der EU-China-Beziehungen.<br />

Medien übernehmen solche Einschätzungen und<br />

Fakten, welche diesem Bild entgegenstehen,<br />

werden kaum publiziert. Dazu gehören nicht nur<br />

die Abschaffung der Joint-Venture-Pflicht für<br />

zentrale Industriebranchen wie Automobil oder<br />

Chemie in jüngster Zeit.<br />

Wachsende Bedeutung Chinas<br />

In Europa wird zudem oft eine Angst vor einem<br />

wachsenden Einfluss Chinas geschürt und dabei<br />

vergessen, dass das Land doppelt so viele Einwohner<br />

wie die EU zählt. Ein hohes Wirtschaftswachstum<br />

und stark zunehmende Handelsbeziehungen<br />

führen automatisch zu einer größeren<br />

Bedeutung Chinas für Europa und die Welt.<br />

Eine Bedrohung wäre eher ein ewig rückständiges<br />

Land, das zudem kaum als Absatzmarkt<br />

interessant wäre. Nach Daten von Statista<br />

lag der Anteil Chinas an dem globalen Bruttoinlandsprodukt<br />

1980 bei lediglich 2,3 Prozent,<br />

<strong>20</strong>00 bei 7,4 Prozent und dürfte dieses Jahr 19,2<br />

Prozent betragen. Diese Steigerung lag nicht in<br />

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11<br />

erster Linie am Bevölkerungswachstum. Während<br />

in den EU-28-Ländern seit 1970 das Pro-<br />

Kopf-BIP um den Faktor 2,4 stieg, die Einkommen<br />

inflationsbereinigt so fast um das Zweieinhalbfache<br />

zulegten, lag das BIP-Wachstum in China<br />

bei dem 31,8-fachen.<br />

An den Zahlen ist nicht nur der enorme Bedeutungsgewinn<br />

Chinas zu erkennen. Sie zeigen<br />

auch den drastischen Rückstand, den China aufholen<br />

muss. Ein Rückstand, der den Schutz von<br />

international nicht wettbewerbsfähigen Sektoren<br />

verlangte und der nur schrittweise abgebaut<br />

werden kann. Über die Geschwindigkeit sind chinesische<br />

und europäische Akteure uneins. Jedoch<br />

gibt es die Klagen der Markbeschränkung bereits<br />

seit Jahrzehnten, während westliche Unternehmen<br />

in China in einem wachsenden Markt<br />

immer mehr verdienen. Der Zusammenhang ist<br />

eigentlich einfach: Eine wachsende Wirtschaft<br />

führt zu einem wachsenden Einfluss. Dies<br />

braucht jedoch nicht auf Kosten der etablierten<br />

Industrieländer zu verlaufen.<br />

Im neuesten Fünfjahresplan ist eine starke Ausrichtung<br />

auf Unabhängigkeit und den inländischen<br />

Konsum zu sehen. Die Schwierigkeiten,<br />

Chips und andere elektronische Hightech-<br />

Produkte zu bekommen, zwingen China diese<br />

Komponenten noch schneller selbst zu entwickeln.<br />

Doch geschieht dies nicht zum Nachteil<br />

anderer Länder. HAN Wenxiu von der Wirtschafts-<br />

und Finanzkommission der KP Chinas<br />

erläuterte bei einem Presse-Briefing Ende Oktober<br />

diese Strategie: „Indem wir die inländische<br />

Konjunktur stärken, machen wir die wirtschaftliche<br />

Entwicklung widerstandsfähiger. Und wir<br />

treiben dadurch auch die internationale Konjunktur<br />

an - fördern also dadurch beides, den<br />

nationalen und den internationalen Wirtschaftskreislauf.“<br />

Mehr technologische Unabhängigkeit<br />

und gleichzeitig eine noch stärkere Öffnung der<br />

Wirtschaft sind in China die zwei Seiten einer<br />

Medaille. Sie schließen sich nicht aus, sondern<br />

nutzen sich gegenseitig.<br />

Verbesserter Marktzugang nutzt allen<br />

Während des virtuellen Gipfels im September<br />

schloss China mit der EU eine Vereinbarung über<br />

Herkunftsbezeichnungen, welche die regionalen<br />

Marken aus Europa in China als Markennahmen<br />

schützt. Wenn man sich daran erinnert, welche<br />

Auseinandersetzungen diese Vereinbarung bei<br />

der Umsetzung in EU-Recht innerhalb der EU<br />

erforderte und wie lange dies dauerte, ist das<br />

Tempo der Umsetzung dieser Maßnahme mit<br />

China schon erstaunlich. Von dieser Vereinbarung<br />

dürften in erster Linie Unternehmen aus<br />

der EU profitieren. Zunächst sind 100 geografische<br />

Bezeichnungen unter anderem für Alkohol,<br />

landwirtschaftliche Produkte oder Lebensmittel<br />

geschützt. Innerhalb von vier Jahren sollen<br />

weitere 175 Marken in die Liste der<br />

geschützten Herkunftsbezeichnungen aufgenommen<br />

werden. Offizielle Zertifizierungszeichen<br />

sind grundlegend, um einen Markt<br />

grundlegend zu erschließen.<br />

Nach dem „Doing Business“-Bericht <strong>20</strong><strong>20</strong> der<br />

Weltbank war China zwei Jahre hintereinander<br />

unter den Top-10-Ländern, in denen sich das Geschäftsumfeld<br />

erheblich verbesserte. Auf jährlicher<br />

Basis stieg China von seinem Ranking im<br />

Jahr <strong>20</strong>19 um 15 Plätze auf den 31. Platz unter<br />

den 190 im Bericht genannten Volkswirtschaften.<br />

Chinas Wirtschaft öffnet sich weiter,<br />

auch wenn in vielen Medien eher ein anderes<br />

Bild vermittelt wird.<br />

Neue Marktbeschränkungen schaden<br />

Andererseits werden in den Industrieländern<br />

neue Hürden aufgebaut. Die EU hat im Oktober<br />

bekanntgegeben, sogenannte Antidumpingzölle<br />

von bis zu 48 Prozent gegen chinesische<br />

Aluminiumprodukte einzuführen. Der Chinesische<br />

Verband der Nichteisenmetallindustrie<br />

machte bereits in einer Erklärung im Februar<br />

deutlich, dass für die EU-Produzenten durch<br />

diese Exporte kein Schaden entstehen würde und<br />

kein Dumping durch chinesische Exporteure<br />

stattfinde. „Die EU-Aluminium-Strangpressproduzenten<br />

sollten die chinesischen Exporteure<br />

nicht für ihre unzulängliche Betriebsführung verantwortlich<br />

machen“, so ein Branchensprecher.<br />

Die Zölle würden eher der europäischen Wirtschaft<br />

schaden. Mit einem Anteil von 13 Prozent<br />

gingen lediglich Exporte in Höhe der Exporte<br />

nach Vietnam in die gesamte EU. Die Exportmärkte<br />

liegen eher in Asien, Afrika oder Lateinamerika.<br />

Neben dem Handel werden auch Investitionen<br />

erschwert. Eineinhalb Jahre nach der Inkraftsetzung<br />

des EU-Mechanismus zur Prüfung von<br />

Direktinvestitionen aus Drittstaaten gilt seit Oktober<br />

dazu ein Rahmenwerk. Es sieht unter anderem<br />

vor, dass die EU-Kommission sich äußern<br />

kann, wenn eine Investition eine Gefahr für die<br />

Sicherheit oder öffentliche Ordnung von mehr<br />

als einem Mitgliedsstaat darstellt. Das Instrument<br />

zielt nicht ausschließlich, aber hauptsächlich<br />

auf chinesische Investitionen in vermeintlich<br />

sensiblen Wirtschaftsbereichen ab. Diese und<br />

weitere Instrumente dürften politisch motiviert<br />

sein, da die Fakten verdeutlichen, dass fast alle<br />

chinesischen Investitionen in Europa für die Investitionsstandorte<br />

Vorteile brachten, Arbeitsplätze<br />

schufen und Steuereinnahmen ermöglichten.<br />

In Brüssel sind derzeit weitere Vorschläge in<br />

Arbeit, die sich negativ auf die Beziehungen zu<br />

China auswirken werden. Geplant sind unter anderem<br />

neue Standards für umweltfreundlichere<br />

Autobatterien, ein von chinesischen Herstellern<br />

dominierter Sektor und eine Besteuerung von<br />

Verstößen gegen diese Auflagen. Diese scheinbar<br />

politisch motivierten Hürden könnten zwar kurzfristig<br />

Teile der europäischen Wirtschaft schützen,<br />

würden jedoch langfristig der europäischen<br />

Innovationsfähigkeit schaden, da diese Abschottungsmaßnahmen<br />

dann auch von anderen<br />

Wirtschaftspartnern ungehinderter gegen die EU<br />

realisiert werden können.<br />

Der abgewählte Präsident der USA versuchte die<br />

EU mit seiner weitgehenden Boykott-Politik insbesondere<br />

für Technologieunternehmen auf<br />

seine Seite zu ziehen, behindert jedoch dadurch<br />

den freien Handel und griff in die Souveränität<br />

der EU ein. Auch wenn die neue amerikanische<br />

Regierung wieder verstärkt in internationalen<br />

Gremien mitwirken dürfte, wird die „America<br />

First"-Politik sicherlich weitergeführt. Europa<br />

sollte sich nicht weiter von dieser Rhetorik anstecken<br />

lassen und sich auf seine eigenen Werte,<br />

aber auch auf Gemeinsamkeiten mit China und<br />

der Weltgemeinschaft besinnen.<br />

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12 Interview<br />

Interview<br />

ZHOU LIHONG<br />

ZHOU Lihong ist seit <strong>20</strong>18<br />

Vorsitzende der im selben Jahr<br />

gegründeten China Chamber of<br />

Commerce to the EU (CCCEU)<br />

und war als Vorstandsvorsitzende<br />

der Bank of China (Luxemburg)<br />

entscheidend an deren Aufbau<br />

beteiligt. Die Kammer gibt<br />

chinesischen Unternehmen eine<br />

Stimme gegenüber den EU-<br />

Institutionen. In diesem Jahr hat<br />

die CCCEU gemeinsam mit der<br />

Unternehmensberatung Roland<br />

Berger den Recommendation<br />

Report „Acting for a Common<br />

Future“ veröffentlicht. Der<br />

Report stellt die Chancen der<br />

Wirtschaftszusammenarbeit<br />

zwischen China und EU in den<br />

Fokus, blickt aber auch auf die<br />

Herausforderungen, mit denen<br />

chinesische Unternehmen in<br />

Europa konfrontiert sind.<br />

Liebe Frau Zhou, die CCCEU wurde im August<br />

<strong>20</strong>18 gegründet. Was war der Hintergrund der<br />

Gründung?<br />

Mit dem kontinuierlichen Wachstum von Investitionen<br />

und Handel chinesischer Unternehmen<br />

in der EU war es notwendig, eine Kammer<br />

einzurichten, die die Interessen chinesischer<br />

Unternehmen gegenüber den EU-Institutionen<br />

vertritt. Aus diesem Grund wurde die CCCEU im<br />

August <strong>20</strong>18 auf Initiative der Bank of China<br />

(Luxemburg), der China Three Gorges (Europe)<br />

und der COSCO Europe GmbH gegründet. Heute<br />

vertreten wir rund 70 Mitglieder und sprechen<br />

im Namen von etwa 1.000 Unternehmen, die u.a.<br />

in den Bereichen Finanzen, Energie, Transport,<br />

Produktion, IKT, Internet, Künstliche Intelligenz<br />

tätig sind.<br />

Chinesische Unternehmen intensivieren ihre<br />

Aktivitäten in Europa. Wenn man aber genau<br />

hinschaut, gibt es weiterhin deutlich mehr<br />

europäische Unternehmen, die in China tätig<br />

sind. Haben Sie dazu Vergleichszahlen?<br />

Für chinesische Unternehmen in Europa war<br />

<strong>20</strong><strong>20</strong> aus zwei Gründen ein schwieriges Jahr:<br />

Erstens hatte COVID-19 eine störende und erschwerende<br />

Auswirkung auf ihre wirtschaftlichen<br />

Aktivitäten, vor allem da globale Wertschöpfungs-<br />

und Logistikketten behindert bzw.<br />

unterbrochen wurden. Zweitens stehen chinesische<br />

Unternehmen einem härteren politischen<br />

Umfeld gepaart mit einer zunehmend ablehnenden<br />

Haltung gegenüber. Insgesamt sind<br />

die Unternehmen der Ansicht, dass der politische<br />

Gegenwind aus Brüssel und den EU-Mitgliedsstaaten<br />

in einer Zeit, in der Investitionen und<br />

weiterer Input dringend benötigt werden, hinderlich<br />

für ihre Aktivitäten ist.<br />

Die CCCEU veröffentlichte im September dieses<br />

Jahres den Recommendation Report "Acting<br />

for a Common Future", der sich mit genau<br />

diesen Herausforderungen befasst, wie z.B.<br />

dem von der EU vorgeschlagene Rechtsrahmen<br />

für die Überprüfung ausländischer<br />

Subventionen. Sie sprechen hier von einer<br />

„Doppelmoral“. Warum?<br />

»Das Investitionsschutzabkommen ist für uns nur der Ausgangspunkt<br />

der chinesisch-europäischen Wirtschaftspartnerschaft,<br />

nicht das Ziel. Beide Seiten sollten eine Machbarkeitsstudie und<br />

die Verhandlungen für ein Freihandelsabkommen zwischen der<br />

EU und China einleiten.«<br />

Im Jahr <strong>20</strong>19 betrug der Umsatz chinesischer<br />

Unternehmen in Europa etwa 218,4 Milliarden<br />

Euro, der Bruttogewinn lag bei etwa 24 Milliarden<br />

Euro. Im Vergleich dazu betrug der Umsatz<br />

europäischer Unternehmen in China etwa 405,8<br />

Milliarden Euro bei einem Bruttogewinn von<br />

etwa 170,4 Milliarden Euro. Im Zeitraum <strong>20</strong>10<br />

bis <strong>20</strong>19 beliefen sich die Umsätze chinesischer<br />

Unternehmen in Europa auf insgesamt etwa 1,2<br />

Billionen Euro, während die Umsätze europäischer<br />

Unternehmen in China im gleichen Zeitraum<br />

etwa 3,1 Billionen Euro betrugen, also etwa<br />

2,6-mal so viel.<br />

Was sind die größten Herausforderungen für<br />

chinesische Unternehmen in Europa während<br />

der aktuellen Corona-Krise?<br />

In unserem Report stellen wir fest, dass die EU<br />

ein überlappendes Überprüfungssystem einführt,<br />

das chinesische Unternehmen benachteiligen<br />

wird. Insbesondere Staatsunternehmen werden<br />

bei Investitionen in der EU, so sieht es derzeit aus,<br />

mit einer Reihe komplexer Überprüfungsmaßnahmen<br />

konfrontiert, die ihre normale Geschäftstätigkeit<br />

behindern werden. Diese Vorschriften<br />

umfassen mehr qualitative als quantitative Standards,<br />

was zu einem übermäßigen Ermessensspielraum<br />

führen kann. Stattdessen sollte die EU<br />

eine objektive Haltung einnehmen und alle Unternehmen<br />

gemäß dem Grundsatz der Wettbewerbsneutralität<br />

gleichbehandeln. Ist dies nicht der Fall,<br />

begegnet man chinesischen Unternehmen mit<br />

einer Doppelmoral. Das lehnen wir ab.<br />

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13<br />

In Ihrem Report sprechen Sie von den „drei<br />

Bergen“, vor denen chinesische Unternehmen<br />

derzeit in der EU stehen. Welche weiteren<br />

Nachteile sehen Sie?<br />

Die „drei Berge“, das sind für uns die verschärfte<br />

Investitionskontrolle, die bereits angesprochene<br />

mögliche EU-Gesetzgebung zu ausländischen<br />

Subventionen sowie eine strengere kartellrechtliche<br />

Überprüfung. Zusammen würde dies ein<br />

komplexes Überprüfungssystem schaffen, das<br />

zu noch nie dagewesenen Unsicherheiten für<br />

chinesische Unternehmen, erhöhten Verwaltungskosten<br />

und bürokratischer Überlastung<br />

führen würde.<br />

Doch damit nicht genug: Insgesamt sehen wir<br />

uns mit einer zunehmend „konservativen“ und<br />

protektionistischen Haltung gegenüber ausländischen<br />

Unternehmen, auch chinesischen,<br />

konfrontiert. Mit unterschiedlichen Konsequenzen:<br />

Zum Beispiel beobachten wir im digitalen<br />

Sektor die Politisierung von Fragen der Cybersicherheit<br />

und falsche Anschuldigungen gegenüber<br />

chinesischen Unternehmen allein aufgrund<br />

ihrer geografischen Herkunft. Dies wirkt sich<br />

nicht nur auf die Aktivitäten chinesischer<br />

Technologieunternehmen aus, sondern auch auf<br />

ihre Beteiligung an der Schaffung sektorspezifischer<br />

Standards.<br />

Wie positioniert sich die CCCEU im Hinblick<br />

auf die laufenden Verhandlungen über das Investitionsabkommen<br />

zwischen der EU und<br />

China?<br />

Das Abkommen hat eine klare Priorität in den<br />

Beziehungen zwischen der EU und China. Die<br />

CCCEU hofft auf einen baldigen Abschluss der<br />

Verhandlungen. Wenn Verpflichtungen so schnell<br />

wie möglich in Taten umgesetzt werden, wird<br />

das Abkommen beiden Seiten immense Möglichkeiten<br />

eröffnen. Doch das Abkommen ist für uns<br />

nur der Ausgangspunkt der chinesisch-europäischen<br />

Wirtschaftspartnerschaft, nicht das Ziel.<br />

Das heißt, beide Seiten sollten eine Machbarkeitsstudie<br />

und die Verhandlungen für ein Freihandelsabkommen<br />

zwischen der EU und China<br />

einleiten. Das wird den Handel weiter ankurbeln<br />

und das Wirtschaftswachstum beider Partner<br />

beschleunigen.<br />

In Ihrem Report listen Sie auch konkrete politische<br />

Empfehlungen auf. Was sind hier Ihre<br />

wichtigsten Punkte?<br />

In Bezug auf die Wirtschaftsbeziehungen schlagen<br />

wir vor, dass Abkommen zwischen China und<br />

der EU in kreativer Form über Public-Private-<br />

Partnerships umgesetzt werden sollten, d.h.<br />

durch eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen<br />

dem öffentlichen und dem privaten Sektor.<br />

Für den digitalen Markt empfehlen wir, dass<br />

beide Seiten einen umfassenden Dialog über digitale<br />

Angelegenheiten und Cybersicherheit aufnehmen<br />

und Abkommen vereinbaren, die auf<br />

gegenseitigem Vertrauen basieren. Brüssel sollte<br />

chinesische Unternehmen auch dazu ermutigen<br />

bzw. es ihnen ermöglichen, sich bei der<br />

Standardsetzung in den Bereichen industrieller<br />

und technologischer F&E auf EU-Ebene einzubringen.<br />

Schließlich fordern wir die Einrichtung eines<br />

Dialogmechanismus für Young Leaders, der für<br />

die nächste Generation von Führungskräften<br />

eine innovative Plattform für Kommunikation<br />

und gegenseitiges Verständnis darstellen wird.<br />

Trotz aller Probleme gibt es auch viele Dinge,<br />

die beide Seiten verbinden und die sowohl im<br />

Interesse der EU als auch Chinas liegen. Können<br />

Sie einige Beispiele nennen?<br />

China und die EU mögen ihre Differenzen haben,<br />

aber sie haben sicherlich mehr Möglichkeiten zur<br />

Zusammenarbeit als zur Konfrontation. Zum Beispiel<br />

sind beide Seiten dem Pariser Abkommen<br />

verpflichtet und führende Akteure im weltweiten<br />

Kampf gegen den Klimawandel. In digitalen Fragen<br />

stehen China und die EU an der Spitze von<br />

Innovation und Fortschritt. Durch Zusammenarbeit<br />

können sie noch größere Ergebnisse für<br />

ihre Bürger und Gesellschaften erreichen. Ebenso<br />

setzen sie sich für Offenheit im internationalen<br />

Handel, Multilateralismus und globale Zusammenarbeit<br />

ein - die COVID-19-Pandemie hat<br />

diesen Punkt besonders deutlich gemacht.<br />

Kurz gesagt, wir sind fest davon überzeugt, dass<br />

diese beiden großen Zivilisationen und Wirtschaftsmächte<br />

als „Zwillingsmotoren“ für die<br />

weltweite wirtschaftliche Erholung dienen können.<br />

Mit diesen und anderen gemeinsamen Werten<br />

können sie die Welt aus dem vom Coronavirus<br />

verursachten wirtschaftlichen Abschwung<br />

herausführen und eine bessere Zukunft schaffen.<br />

Was kann die CCCEU zusammen mit seinen<br />

Mitgliedern, einschließlich der Chinesischen<br />

Handelskammer in Deutschland (CHKD), in Zukunft<br />

tun, um die Wirtschaftsbeziehungen<br />

zwischen China und der EU weiter zu stärken?<br />

Deutschland ist die größte Volkswirtschaft in<br />

der EU und China und Deutschland haben stets<br />

freundschaftliche und kooperative Beziehungen<br />

gepflegt. Die CHKD ist ein sehr wichtiges Mitglied<br />

der CCCEU. Beide Kammern werden eng<br />

zusammenarbeiten, um Brücken zu schlagen und<br />

Verbindungen zwischen China und Europa bzw.<br />

Deutschland zu bauen.<br />

Um die chinesisch-europäischen Wirtschaftsbeziehungen<br />

weiter zu stärken, ist die CCCEU<br />

bestrebt, die Kommunikation und den Dialog<br />

zwischen chinesischen Unternehmen und EU-<br />

Organisationen zu fördern. Es geht für uns<br />

darum, die EU-Politik zu verstehen sowie die<br />

Positionen und Forderungen zu kommunizieren.<br />

Ziel der CCCEU ist es auch, noch mehr chinesische<br />

Unternehmen nach Europa zu bringen, um<br />

hier Geschäfte zu tätigen und zu investieren.<br />

Milestones<br />

ZHOU Lihong<br />

• Masterabschluss in Wirtschaftswissenschaften<br />

an der Renmin Universität<br />

China, Beijing<br />

• seit 1984 bei der Bank of China, die<br />

meiste Zeit im Hauptquartier in Beijing<br />

• seit <strong>20</strong>13 Vorstandsvorsitzende der<br />

Bank of China (Luxemburg), verantwortlich<br />

für die Zweig-Niederlassungen<br />

in den Niederlanden, Belgien,<br />

Polen, Schweden, Portugal und<br />

Luxemburg<br />

• seit <strong>20</strong>18 Vorsitzende der China Chamber<br />

of Commerce to the EU (CCCEU)<br />

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14 Titel<br />

Interview mit<br />

Ulrich<br />

Ackermann<br />

Verband Deutscher Maschinen- und<br />

Anlagenbau (VDMA) Leiter Außenwirtschaft<br />

Lieber Herr Ackermann, Ihr neuer Präsident,<br />

Karl Haeusgen möchte den VDMA in den aktuell<br />

schwierigen Zeiten europäischer positionieren.<br />

Was bedeutet das?<br />

Die 27 EU-Mitgliedstaaten stehen zusammen mit<br />

den EFTA-Staaten immer noch für rund 50 Prozent<br />

des weltweiten Maschinenbaugeschäfts.<br />

Das heißt für uns, Europa ist existenziell wichtig<br />

und wird es auch in absehbarer Zukunft bleiben.<br />

Vor diesem Hintergrund wollen wir unter der<br />

Präsidentschaft von Herrn Haeusgen zum einen<br />

die europäische Mitgliedschaft vergrößern. Zum<br />

anderen geht es um die Verstärkung unserer<br />

Aktivitäten in Brüssel, sowohl gegenüber der<br />

Kommission als auch gegenüber dem Parlament.<br />

China spielt für Deutschland, den Maschinenbau<br />

und auch für die EU eine zentrale Rolle. Wie<br />

entwickeln sich derzeit Absatz und Exporte?<br />

China ist nach den USA unser zweitwichtigster<br />

Exportmarkt und gleichzeitig der wichtigste<br />

Maschinenlieferant für Deutschland. Außerdem<br />

ist China unser zweitwichtigster ausländischer<br />

Investitionsstandort. Beim Thema Investitionen<br />

haben wir in China nicht so eine lange Historie<br />

wie in den USA. Gleichzeitig haben sich insgesamt<br />

unsere Exporte nach China in den letzten<br />

15 Jahren positiv entwickelt. Zwischen <strong>20</strong>10 und<br />

<strong>20</strong>19 sind die Maschinenlieferungen um 23 Prozent<br />

auf 18,8 Milliarden Euro gestiegen.<br />

Dann kam Corona.<br />

Ja, das hat sich im Laufe dieses Jahres natürlich<br />

bemerkbar gemacht. Wir hatten in den ersten<br />

sieben Monaten <strong>20</strong><strong>20</strong> einen Rückgang von 8,7<br />

Prozent nach China. Aber China ist und bleibt<br />

für uns mit ungefähr elf Prozent der gesamten<br />

Exporte ein sehr wichtiger Exportmarkt und Investitionsstandort.<br />

Welche Bedeutung hat die wirtschaftliche Erholung<br />

Chinas für den so stark exportorientierten<br />

Maschinenbau?<br />

»China ist nach den USA unser<br />

zweitwichtigster Exportmarkt<br />

und gleichzeitig der wichtigste<br />

Maschinenlieferant für<br />

Deutschland. Außerdem ist<br />

China unser zweitwichtigster<br />

ausländischer Investitionsstandort.«<br />

Für den deutschen Maschinenbau rechnen wir<br />

im laufenden Jahr mit einem Rückgang der Produktion<br />

von 17 Prozent. Für das nächste Jahr<br />

wird zwar ein Wachstum von zwei Prozent erwartet,<br />

aber das ist auf Basis des diesjährigen<br />

Rückgangs natürlich nicht viel. Auch in der<br />

Finanzkrise <strong>20</strong>08/09 war der Rückgang ähnlich.<br />

Damals war China das einzige Land, bei dem wir<br />

als deutsche Maschinenbauer ein Exportwachstum<br />

hatten. Etwas überspitzt kann man<br />

sagen, dass China damals den deutschen<br />

Maschinenbau gerettet hat.<br />

Und dieses Mal?<br />

Auf der einen Seite hören wir von unseren Mitgliedern<br />

vor Ort, dass die Erwartungen positiv<br />

sind. Allerdings werden dadurch nicht die<br />

wirtschaftlichen Rückgänge, die wir jetzt hier in<br />

Deutschland haben, kompensiert. In einer Umfrage<br />

im September gaben 39 Prozent unserer<br />

Mitglieder in China an, dass sie ihr Wachstumsziel<br />

für <strong>20</strong><strong>20</strong> erreichen werden. Und 35 Prozent<br />

erwarten, dass das Geschäft im kommenden Jahr<br />

<strong>20</strong>21 besser wird als in diesem Jahr. Das zeigt,<br />

dass man zwar nicht in Euphorie verfällt, sich<br />

aber das Geschäft in China positiv entwickelt.<br />

Wie viele Werke haben deutsche Maschinenbauer<br />

derzeit in China?<br />

Wir haben rund 850 Mitgliedsunternehmen vor<br />

Ort mit eigenen Tochtergesellschaften, von<br />

denen ungefähr über 350 mit einer eigenen Produktion<br />

tätig sind, die mehr oder weniger tiefgehend<br />

ist. Die meisten unserer Mitglieder, die<br />

vor Ort tätig sind, haben Greenfield Investments<br />

gemacht. In der Regel gehen sie dafür in die<br />

Sonderwirtschaftszonen.<br />

Bedeutet das auch, dass es nur wenig Bereiche<br />

gibt, wo es Schwierigkeiten gibt, ein<br />

Unternehmen zu 100 Prozent aufzubauen?<br />

Ja, der Maschinenbau ist einer der Sektoren, in<br />

denen man als ausländisches Unternehmen zu<br />

100 Prozent eigenständig investieren kann, bis<br />

auf wenige Randbereiche, z.B. im Schiffbau oder<br />

in der Eisenbahnindustrie. Und der Maschinenbau<br />

ist üblicherweise in China mit einem<br />

100-prozentigen Investment aktiv, ohne nationalen<br />

Joint-Venture-Partner. Ein solches Investment<br />

läuft relativ problemlos.<br />

Auf welche Probleme und Herausforderungen<br />

stoßen Ihre Mitgliedsunternehmen in China<br />

aktuell?<br />

Eine Tatsache ist nach wie vor, dass es in China<br />

im Gegensatz zu Deutschland eine Unterscheidung<br />

zwischen einheimischen und ausländischen<br />

Unternehmen gibt. Darüber hinaus<br />

stoßen gerade in diesen Corona-Zeiten deutsche<br />

Maschinenbauer auf chinesische Wettbewerber,<br />

die offensichtlich über eine unbegrenzte Liquidität<br />

verfügen und folglich einen längeren Atem<br />

haben. Das kann mittelfristig zu einem großen<br />

Problem für ausländisch-investierte Unter-<br />

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15<br />

WACHSTUM DURCH SCHRITTWEISE<br />

MARKTÖFFNUNG<br />

schützte und seinen Markt schrittweise öffnete.<br />

Deutsche Maschinenbauer profitieren von dem<br />

damit ausgelösten enormen Wachstum. Vielleicht<br />

noch mehr durch ihre über 350<br />

Produktionswerke in China, als durch die hohen<br />

Exporte. Die Werke in China sichern nicht nur<br />

den Marktzugang, sondern durch Zulieferung<br />

hochwertiger Komponenten auch Arbeitsplätze<br />

in Europa. Der größte Teil der Beschränkungen<br />

ist verschwunden und es ist absehbar, dass es<br />

bald kaum noch welche gibt. Dies ist nicht nur<br />

für die europäische, sondern auch die chinesische<br />

Industrie von Vorteil. Von offenen Märkte,<br />

bei gleichen Wettbewerbsbedingungen und ähnlichen<br />

technologischen Stärken, profitieren<br />

durch das damit mögliche Wachstum alle.<br />

Produktionshalle der TRUMPF-Tocher JFY. <strong>20</strong>18<br />

eröffnete der deutsche Maschinenbauer seinen<br />

weltweit größten Produktionsstandort in Yangzhou,<br />

China.<br />

Noch zur Jahrtausendwende sahen nicht<br />

wenige europäische Wirtschaftsvertreter<br />

Indien als den spannendsten Zukunftsmarkt.<br />

Heute liegt Chinas Maschinenbau-<br />

Umsatz mehr als 40-mal so hoch wie in Indien<br />

und weit mehr als das Doppelte der USA. Den<br />

enormen Sprung konnte China nur machen, indem<br />

die Volksrepublik ihren vormals technologisch<br />

rückständigen Maschinenbau zunächst<br />

Weltmaschinenumsatz TOP-10-Länder-Ranking<br />

China<br />

USA<br />

Deutschland<br />

Japan<br />

Italien<br />

127<br />

111<br />

Republik Korea 93<br />

75<br />

Frankreich 61<br />

43<br />

Verein. Königreich 56<br />

43<br />

Indien 41<br />

35<br />

Niederlande 36<br />

26<br />

<strong>20</strong>4<br />

348<br />

309<br />

296<br />

255<br />

278<br />

O 100 <strong>20</strong>0 300 400 500 600 700 800 900<br />

605<br />

<strong>20</strong>19: 2.665 Mrd. EUR Gesamtumsatz<br />

<strong>20</strong>14: 2.180 Mrd. EUR Gesamtumsatz<br />

Mrd. EUR, teilweise geschätzt<br />

Quelle: VDMA-Schätzungen auf Basis von Nationalen Statistiken, Eurostat und UNIDO.<br />

876<br />

nehmen werden. Ein anderes Hemmnis ist, dass<br />

die Beteiligung an öffentlichen Aufträgen nach<br />

wie vor für ausländisch-investierte Unternehmen<br />

mühsam, bis gar nicht möglich ist.<br />

Was die gesetzlichen Rahmenbedingungen in<br />

China angeht, hat sich in China einiges getan,<br />

z.B. gibt es ein neues Gesetz für Auslandsinvestitionen,<br />

das die Inländerbehandlung für<br />

ausländische Unternehmen festlegt. Und auch<br />

bei den Joint Ventures gibt es Lockerungen.<br />

Unsere Mitgliedsfirmen berichten, dass sich die<br />

neuen Gesetze noch nicht im positiven Sinne auf<br />

die Unternehmen ausgewirkt haben. Sie haben<br />

Recht, der Joint-Venture-Zwang ist in den letzten<br />

Jahren weniger geworden. Aber klar ist auch,<br />

wenn das Thema kein Problem mehr für ausländische<br />

Unternehmen wäre, dann wären wir mit<br />

den Verhandlungen rund um das EU-China-Investitionsabkommen<br />

sicherlich schon weiter. Das<br />

ist ja eine Kernforderung der europäischen Seite.<br />

Die Tendenz in China geht jedoch klar in Richtung<br />

mehr Offenheit, erst kürzlich wurde die<br />

Negativliste weiter gekürzt.<br />

Wir haben als Verband immer gesagt, wir sind für<br />

Offenheit, weil wir daran glauben, dass sich andere<br />

an unserem Beispiel orientieren und offen<br />

werden. Wir sehen aber, dass auf der Welt genau<br />

das Gegenteil passiert. Auch China ist da leider<br />

keine Ausnahme. So hat sich das Land zum Beispiel<br />

beim WTO-Beitritt im Jahr <strong>20</strong>01 dazu verpflichtet,<br />

dem Government Procurement Agreement beizutreten,<br />

was aber bisher nicht passiert ist.<br />

Zum Abschluss: Wie könnte die europäische<br />

Messelandschaft unter den aktuellen Umständen<br />

in Zukunft aussehen?<br />

Das ist ein spannendes Thema. Für den<br />

Maschinenbau finden die meisten Leitmessen<br />

nach wie vor in Deutschland statt. Das ist für<br />

uns natürlich eine hervorragende Ausgangsbasis.<br />

Doch alle Großmessen in unserem Bereich haben<br />

in diesem Jahr nicht stattgefunden. Wie es<br />

weitergeht, hängt stark von der weiteren Entwicklung<br />

der Corona-Pandemie ab. China hat<br />

sich in den letzten Jahren auch zu einem sehr<br />

großen Messeplatz für den Maschinenbau entwickelt.<br />

Die Messen dort sind von den Flächen<br />

her teilweise sogar noch größer als in Deutschland.<br />

Wegen der hohen Bedeutung des chinesischen<br />

Marktes sind unsere Mitglieder auch dort<br />

auf den maßgeblichen Messen präsent.<br />

Lieber Herr Ackermann, vielen Dank für das<br />

offene Gespräch!<br />

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16 Titel<br />

DEUTSCHLAND UND EUROPA SIND<br />

AUF AUSLANDSKAPITAL ANGEWIESEN<br />

In Deutschland bemühen sich zahlreiche Wirtschaftsförderungen um Investitionen aus China. Politiker-<br />

Delegationen und Verbände werben in China intensiv für den Investitionsstandort Deutschland. Doch in den<br />

vergangenen Jahren erschwerten die EU und ihre Mitgliedsstaaten Investitionen aus China. Was kurzfristig die<br />

nationale Wirtschaft schützen soll, schadet mittelfristig einem Land und könnte es längerfristig technologisch<br />

weit zurückwerfen.<br />

Interview mit<br />

Dimitri<br />

Slobodenjuk<br />

Counsel bei Clifford Chance<br />

Deutschland LLP<br />

naten, eine vertiefte Phase 2 mit weiteren vier<br />

Monaten. Falls ein Fall in tatsächlicher oder<br />

rechtlicher Art besonders komplex ist, können<br />

nach derzeitiger Gesetzeslage sogar bis zu vier<br />

weitere Monate hinzukommen. Das bedeutet,<br />

eine investitionskontrollrechtliche Prüfung kann<br />

heute bis zu zehn Monate dauern.<br />

Wie wirkt sich der neue Screening-Mechanismus<br />

der EU auf die Praxis aus?<br />

Hier sind zwei Dinge wichtig: Die EU-Kommission<br />

hat keine eigene Entscheidungskompetenz, die<br />

erhöht wird. Durch die EU-Screening-Verordnung<br />

hat sich zudem der Prüfmaßstab verschärft.<br />

Während bislang eine „Gefährdung“ der<br />

öffentlichen Ordnung und Sicherheit verlangt<br />

wurde, reicht jetzt schon die „voraussichtliche<br />

Beeinträchtigung“ aus, um eine Transaktion mit<br />

Auflagen versehen oder sogar untersagen zu<br />

können.<br />

Immer mehr Bereiche werden in den Anwendungsbereich<br />

der Investitionskontrolle<br />

einbezogen. Anders gefragt: Welche Bereiche<br />

zählen nicht dazu?<br />

Angemeldete Transaktionen beim BMWi // Anteil<br />

Transaktionen mit chinesischer Beteiligung (<strong>20</strong>16-<strong>20</strong>19)<br />

Anmeldungen beim BMWi<br />

Mit chin. Beteiligung<br />

<strong>20</strong>17 42 16<br />

<strong>20</strong>18 66 29<br />

<strong>20</strong>19 78 22<br />

<strong>20</strong>16 106 k.A.<br />

Quelle: Webseite des BMWi / BT-Drucksache 19/737<br />

Lieber Herr Slobodenjuk, Sie beraten ausländische<br />

Unternehmen bei Transaktionen in<br />

Deutschland und Europa. Was hat sich beim<br />

Thema Investitionskontrolle seit <strong>20</strong>16 in der<br />

Praxis verändert?<br />

Bis <strong>20</strong>17 gab es in Deutschland ein freiwilliges<br />

Investitionskontrollregime mit einer sehr kurzen<br />

Prüffrist von einem Monat. Die Wahrscheinlichkeit<br />

einer vertieften Prüfung war praktisch nicht<br />

existent. Heute haben wir in bestimmten Sektoren<br />

Meldepflichten und deutlich längere Verfahrensfristen:<br />

Zunächst Phase 1 mit zwei Mo-<br />

nationalen Mitgliedsstaaten haben nach wie vor<br />

die Entscheidungshoheit. Die EU-Kommission<br />

und die anderen Mitgliedsstaaten erhalten jedoch<br />

die Möglichkeit, Investitionen zu kommentieren.<br />

Dabei sind ebenfalls bestimmte Fristen<br />

einzuhalten, in der Regel bis zu 35 Kalendertage.<br />

Allerdings kann diese Frist unter Umständen<br />

deutlich länger ausfallen. Dies dürfte in der Praxis<br />

dazu führen, dass man auf nationaler Ebene,<br />

z. B. in Deutschland, die Phase-1-Frist deutlich<br />

öfter ausschöpfen wird mit der Folge, dass das<br />

Risiko von Phase-2-Verfahren ebenfalls deutlich<br />

Diese Frage wird mir oft gestellt. Vermutlich ist<br />

Sport der einzige Bereich, der sicher nicht in den<br />

Anwendungsbereich der deutschen Investitionskontrolle<br />

fällt, jedenfalls noch nicht. Die Aussage<br />

ist vielleicht etwas überspitzt formuliert, aber<br />

insgesamt ist der Anwendungsbereich sehr weit<br />

gefasst. Insoweit beansprucht die Bundesregierung<br />

einen sehr weiten Ermessensspielraum,<br />

um zu entscheiden, ob eine bestimmte Transaktion<br />

von der Investitionskontrolle erfasst wird.<br />

www.chk-de.org


17<br />

>> Impressum<br />

Abb.: moerschy, Pixabay<br />

Was bedeuten die Verschärfungen für das Investitionsumfeld?<br />

Wir sehen schon in unserer Beratungspraxis,<br />

dass sie eine gewisse abschreckende Wirkung<br />

haben. Zum einen fallen immer mehr Transaktionen<br />

in den Anwendungsbereich der Investitionskontrolle,<br />

da dieser ständig erweitert<br />

wird. Zum anderen sind die Verfahren derzeit<br />

nicht besonders transparent. Oft ist es sehr<br />

schwer, deren Dauer bzw. Ausgang verlässlich<br />

vorherzusagen. Das alles führt zu Unsicherheiten<br />

und zu einem Investitionsklima, welches sicherlich<br />

so von der deutschen Industrie, aber auch<br />

von chinesischen Investoren nicht gewollt sein<br />

kann.<br />

Ja, das ist ein offenes Geheimnis und die treibende<br />

Kraft dahinter. Insbesondere Nicht-EU-<br />

Investoren unter staatlicher Kontrolle stehen im<br />

besonderen Fokus. Ausgehend von meinen Erfahrungswerten<br />

aus der Beratung beteiligen sich<br />

chinesische Investoren seither auch deutlich weniger<br />

an Bieterverfahren. Man sollte die Gesetzgebung<br />

dennoch nicht so verstehen, dass chinesische<br />

Investoren in Deutschland komplett unerwünscht<br />

sind. Das können sich Deutschland<br />

und die EU schlicht und einfach nicht leisten,<br />

weil man in einem erheblichen Maße auf ausländisches<br />

Kapital angewiesen ist.<br />

Wie können sich Unternehmen in Zukunft vorbereiten?<br />

In jedem Fall sollte man sich mit dem Thema Investitionskontrolle<br />

im Vorfeld einer Transaktion<br />

sehr intensiv befassen. Man sollte sich die Frage<br />

stellen, ob die geplante Transaktion möglicherweise<br />

in den Anwendungsbereich der Investitionskontrolle<br />

fällt. Falls ja, sollte man überlegen,<br />

die vertraglichen Fristen, etwa das Long-<br />

HERAUSGEBER<br />

CHKD | Die Chinesische Handelskammer in<br />

Deutschland e.V.<br />

POSTANSCHRIFT<br />

IHZ Hochhaus 7. Etage,<br />

Friedrichstraße 95, D-10117 Berlin<br />

Telefon: +49 30 <strong>20</strong>917522<br />

Fax: +49 30 <strong>20</strong>917340<br />

E-Mail: info@chk-de.org<br />

WEBADRESSE<br />

www.chk-de.org<br />

Redaktion: Jannik Dennier (CvD), ZHANG Yuan<br />

Telefon: +49 30 <strong>20</strong>917522<br />

E-Mail: jannik.dennier@chk-de.org<br />

AUTOREN DIESER AUSGABE<br />

Jannik Dennier<br />

Eva-Simona Fischkina<br />

Dr. Thomas Kiefer<br />

Anja Barlen-Herbig<br />

Bereiche, die in den Anwendungsbereich der<br />

Investitionskontrolle fallen<br />

Kritische Infrastruktur:<br />

• Wasser, Energie, Finanz- und Versicherungswesen, Gesundheitswesen allgemein (z.B.<br />

Krankenhäuser, Labore etc.), Transport / Verkehr, Ernährung, Bestimmte IT-Dienstleistungen<br />

(z.B. Cloud-Services), Medien, Dienstleistungen im Zusammenhang mit<br />

Kommunikationsinfrastruktur<br />

Sicherheitssensible Bereiche, wie z.B.:<br />

• Kriegswaffen, Rüstungsgüter, Dual-Use-Güter, Produkte mit IT-Sicherheitsfunktionen<br />

Ausweitung <strong>20</strong><strong>20</strong> – Gesundheitssektor, u.a.:<br />

• Wesentliche Arzneimittel, Persönliche Schutzausrüstung, Medizinprodukte, In-vitro-<br />

Diagnostik<br />

Weitere Ausweitung geplant auf:<br />

• Künstliche Intelligenz, Robotik, Halbleiter, Bio- und Quantentechnologie<br />

Sind chinesische Investoren hier im Fokus?<br />

Stop-Date, im Hinblick auf die Verfahrensfristen<br />

etwas großzügiger zu gestalten. In den Vertragsdokumenten<br />

sollte man sicherheitshalber auch<br />

den Fall abbilden, dass es zu Auflagen oder Bedingungen<br />

seitens der Bundesregierung kommen<br />

könnte. Insoweit sollte die entsprechende Risikoverteilung<br />

klar geregelt werden.<br />

Vielen Dank für das Gespräch,<br />

Herr Slobodenjuk!<br />

Die mit dem Namen des Verfassers oder seinen<br />

Initialen gezeichneten Beiträge geben die Meinung<br />

des Autors, aber nicht unbedingt die Ansicht der<br />

Chinesischen Handelskammer in Deutschland<br />

e.V. wieder. Nachdruck nur mit Genehmigung der<br />

Redaktion.<br />

Für unverlangt eingesandte Manuskripte übernimmt<br />

die Redaktion keine Gewähr.<br />

KONZEPT<br />

EGGERT GROUP GmbH & Co. KG, Düsseldorf<br />

GESTALTUNG<br />

agentur von b. GmbH<br />

DRUCK<br />

BMP Balta Media & Print e.K.<br />

Bahnhofstr. 37, D-63457 Hanau am Main<br />

„CHKD <strong>CONNECT</strong>“ erscheint 4 x jährlich.<br />

BILDNACHWEISE<br />

Titelbild: elxeneize/dibrova, envato<br />

Weitere Bildnachweise: Sofern nicht anders<br />

angegeben, handelt es sich um Firmenfotos.<br />

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18 Titel<br />

Nachhaltige Zukunft ist digital<br />

Die Weltbevölkerung nimmt weiter um einige Milliarden Menschen zu und auch in Indien, Südostasien, Afrika und Südamerika möchten die Einwohner<br />

ein gutes Leben führen. Dort ist der Energieverbrauch pro Kopf weitaus geringer als in Europa oder den USA. Jedoch soll der daraus resultierende<br />

CO 2<br />

-Ausstoß auf null zurückgeführt werden. Dieser Spagat kann nur gelingen, wenn Europa und China mit verbindlichen Zeitplänen<br />

voranschreiten. Die digitale Transformation könnte dabei der wichtigste Hebel sein, um Wohlstandsgewinn und Nachhaltigkeit gleichzeitig zu erreichen.<br />

Big Data löst Umweltprobleme<br />

die Zuhilfenahme digitaler<br />

Technologien wären Unternehmen<br />

„Ohne<br />

heute gar nicht in der Lage, einige<br />

Probleme der Umweltverschmutzung, der Abfallproduktion<br />

und der Energieeffizienz in wirksamer<br />

Weise zu lösen. Der Schlüssel zum Erfolg<br />

dieser Technologien heißt: Big Data“, schreiben<br />

Bernhard Felizeter und Askan Weidemann von<br />

der Deutschen Auslandshandelskammer Peking<br />

in ihrem Bericht „Chinas digitale Transformation:<br />

Big Data und Nachhaltigkeit“. Chinas mutiger<br />

Schritt, sich von einem Entwicklungsland in kurzer<br />

Zeit zu einer CO 2<br />

-freien Wirtschaft zu entwickeln<br />

ist nur mit Digitalisierung und der Nutzung<br />

von Big-Data-Systemen möglich. Ein zentraler<br />

Bereich ist die Energiebranche. So wurden<br />

in kurzer Zeit fast eine Milliarde intelligenter<br />

Stromzähler installiert. Auch in der chinesischen<br />

Landwirtschaft kommt Big Data zum Einsatz.<br />

Damit werden Ressourcen gespart und gleichzeitig<br />

die Produktion erhöht.<br />

Um Umweltverschmutzung einzudämmen, setzt<br />

China zudem auf eine breite Bürgerbeteiligung<br />

über die App „Blu Mapp“, in der in Echtzeit die<br />

regionalen Belastungswerte aufgezeigt werden.<br />

Über die App können Verstöße direkt von jedem<br />

gemeldet werden. Durch diese breite Mitwirkung<br />

konnten viele schlimme Umweltprobleme gelindert<br />

werden. Doch auch die persönliche<br />

Umweltbilanz rückt ins Auge der chinesischen<br />

Bürger. So hat Alibaba beispielsweise die sehr<br />

erfolgreiche „Ant Forest“-App eingeführt, welche<br />

es den Nutzern auf spielerische Weise erlaubt,<br />

ihren eigenen CO 2<br />

-Ausstoß zu messen und<br />

gezielt zu verringern. Somit ist „Ant Forest“ die<br />

weltweit erste groß angelegte Bottom-Up-Initiative,<br />

die sich für Nachhaltigkeit im Konsumverhalten<br />

ihrer Nutzer auf Basis von Big-Data-<br />

Analysen durch digitale Technologien und soziale<br />

Medien einsetzt.<br />

Diese Entwicklungen geben Europa und der übrigen<br />

Welt wichtige Anregungen für den digitalnachhaltigen<br />

Umbau der Wirtschaft. Digitalisierung<br />

– das sind nicht nur Smartphons oder<br />

Entertainment-Apps, mit denen China ebenfalls<br />

sehr erfolgreich ist. China hat mindestens zehn<br />

Mal so viel für Forschung im Bereich Quantenforschung<br />

ausgegeben wie die USA. Schätzungen<br />

gehen von umgerechnet 50 Milliarden US-<br />

Dollar aus. Im Bereich Künstliche Intelligenz meldete<br />

China allein im vergangenen Jahr 30.000<br />

Patente an, zweieinhalb Mal mehr als die USA,<br />

berichtet das MERICS.<br />

Abb.: http://wwwen.ipe.org.cn Abb.: Gerd Altmann/agentur von b., envato<br />

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19<br />

Hightech-Cluster Perlfluss-Delta<br />

Die 13 Millionen Hightech-Metropole<br />

Shenzhen gilt jetzt bereits weltweit als<br />

einer der besten Standorte für Hightech-<br />

Unternehmensgründungen und Spitzentechnologie.<br />

Mit den umliegenden Metropolen im Perlfluss-Delta<br />

soll die Region zu einer Superstadt,<br />

der Greater Bay Area (GBA), mit über 70 Millionen<br />

Menschen heranwachsen. Mit einem BIP von<br />

1,5 Billionen US-Dollar erreicht die GBA die<br />

wirtschaftliche Größe von Australien. Mit nur<br />

einem Prozent der chinesischen Landmasse und<br />

fünf Prozent seiner Bevölkerung erwirtschaftet<br />

sie zwölf Prozent des nationalen BIP. Überdurchschnittlich<br />

hoch ist dabei der Anteil, der von<br />

Privatunternehmen stammt.<br />

Nirgendwo auf der Welt gibt es in einer solchen<br />

Dichte so viele Spitzenfachkräfte, Forschungseinrichtungen<br />

oder elektronische Bauteile. Chinas<br />

Staats- und Parteichef XI Jinping reiste im<br />

Oktober nach Shenzhen, um die noch größere<br />

Bedeutung der Region im neuen Entwicklungsplan<br />

Chinas hervorzuheben. In die Region reisen<br />

auch unzählige Delegationen aus der ganzen<br />

Welt, um elektronische Zukunftstechnik in der<br />

Praxis zu sehen.<br />

„Die IHK Nord, der Zusammenschluss der norddeutschen<br />

Industrie- und Handelskammern, hat<br />

<strong>20</strong>19 eine Unternehmerreise nach Shenzhen und<br />

Hongkong organisiert, um Antworten darauf zu<br />

finden, wie der aktuelle Vorsprung von China<br />

und den USA in vielen Bereichen digitaler<br />

Technologien aufgeholt werden kann. Norddeutsche<br />

Unternehmensvertreter bekamen dazu<br />

bei branchenspezifischen Gesprächen sowie Veranstaltungen<br />

mit lokalen Startups und Hightech-<br />

Unternehmen vielfältige Einblicke in die Wirtschaftsmetropolen<br />

der Greater Bay Area in<br />

China. Ein Ergebnis der Reise war die Erkenntnis,<br />

dass gemeinsame europäische Ansätze und Normen<br />

notwendig sind, um bei digitalen Technologien<br />

wie KI weltweit den Anschluss zu halten<br />

und europäische Werte zu wahren,“ so die Norddeutsche<br />

Kammervertretung, die auf ihrer Internetseite<br />

einen ausführlichen Reisebericht veröffentlichte.<br />

Rolf-Ejvind Sörensen, Präsident der IHK zu Flensburg<br />

und Leiter der Delegation, sieht große<br />

Potentiale für zukünftige Kooperationen. „Wir<br />

könnten insbesondere bei Themen wie den erneuerbaren<br />

Energien und der Nutzung von<br />

Wasserstoff, aber auch bei der Logistik und der<br />

weiteren Digitalisierung mit dem künftigen 5G-<br />

Standard kooperieren“, sagte Sörensen. „Wir<br />

würden die Innovationskraft von Shenzhen gern<br />

mit den Stärken der norddeutschen Wirtschaft<br />

verbinden.“<br />

Abb.: Nick Poon, Shutterstock<br />

Kooperation und Austausch nützt allen<br />

Von einer transparenten und vertrauensvollen<br />

Zusammenarbeit jenseits protektionistischer<br />

Logik könnten alle Seiten<br />

profitieren. In der EU fehlt es derzeit an ausreichenden,<br />

übergreifenden Ansätzen für die Förderung<br />

von Innovation. Auch im Umgang mit<br />

China besteht Uneinigkeit. Es könnte Europa<br />

schwerfallen, wirksame Antworten auf Chinas<br />

digitale Strategien zu entwickeln. Dabei gilt es<br />

ein Szenario abzuwenden, in dem ein gespaltenes<br />

Europa von den USA und China technologisch<br />

abgehängt würde. Entscheidend wird auch sein,<br />

wie die EU in diesem Kontext die transatlantischen<br />

Beziehungen gestaltet.<br />

Für Abstimmungen, gemeinsame Standards oder<br />

Gemeinschaftsprojekte ist ein regelmäßiger Dialog<br />

erforderlich. Im September wurde auf einer Videokonferenz<br />

der sogenannte „High-Level Digital Dialogue“<br />

sowie grüne und digitale Partnerschaften<br />

zwischen China und der EU beschlossen. Bereits<br />

im Februar hat die Europäische Kommission ihre<br />

Strategie zu Big Data und Künstlicher Intelligenz<br />

vorgestellt. Teil der weitreichenden Pläne ist die<br />

Schaffung eines einzigen, ganz Europa umspannenden<br />

Marktes für Daten und sektorenspezifische<br />

Anwendungen von Big Data in den<br />

Bereichen Ökologie, Mobilität und Gesundheit.<br />

„Der China-EU High-Level Digital Cooperation<br />

Dialogue eröffnet offiziell die Zusammenarbeit<br />

auf diesem Gebiet, was für die künftige Wirtschaftsentwicklung<br />

von großer Tragweite sein<br />

wird“, so CUI Hongjian, Forscher am China Institute<br />

of International Studies in Beijing.<br />

Im Bereich Big Data, 5G und anderen Zukunftstechnologien<br />

besetzt China Spitzenplätze und<br />

ist weltweit größer Absatzmarkt. Im Jahr <strong>20</strong>19<br />

setzte Chinas Digitalwirtschaft 35,8 Billionen<br />

RMB (rund 5,25 Billionen US-Dollar) um und trug<br />

laut Zahlen des chinesischen Ministeriums für<br />

Industrie und Informationstechnologie mit einem<br />

Anteil von 36,2 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt<br />

bei.<br />

Dabei sind die Wachstumsraten auch weltweit<br />

beindruckend. Vom ersten bis zum zweiten Quartal<br />

<strong>20</strong><strong>20</strong> hat sich das weltweite Wachstum des<br />

Datentransfers von 28 auf 32 Prozent deutlich<br />

gesteigert, berichtet CHENG Lan von China Mobile<br />

International (CMI). Ohne diese enormen<br />

Übertragungskapazitäten wären auch die Folgen<br />

der Corona-Krise härter ausgefallen, Videokonferenzen<br />

oder Online-Unterricht nicht in dem<br />

zu sehenden Umfang möglich. Industrie 4.0 und<br />

„Smart Green City“ erzeugen weitere riesige<br />

Datenmengen. Chinesische Konzerne, wie China<br />

Mobile stellen dafür weltweit ihre Erfahrungen<br />

zur Verfügung, arbeiten dabei mit lokalen Partnern<br />

unter den lokalen Regeln zusammen. Doch<br />

unbedingter Datenschutz und Cybersicherheit<br />

müssen weltweit gelten. Chinas „Globale Initiative<br />

für Cybersicherheit“ kann hier eine Antwort<br />

auf die vor uns liegenden Herausforderungen<br />

bieten.<br />

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<strong>20</strong> Titel<br />

Chinas „Globale Initiative für<br />

Datensicherheit“<br />

Chinesische Handelskammer für die weitere Intensivierung der multilateralen<br />

wirtschaftlichen Zusammenarbeit<br />

Abb.: Website chinesisches Außenminesterium/ Pxhere<br />

Im September <strong>20</strong><strong>20</strong> stellte Chinas Außenminister WANG Yi die „Globale Initiative für Datensicherheit“ auf einer Videokonferenz vor.<br />

Digitalisierung und Globalisierung haben<br />

die unternehmerische Praxis in den letzten<br />

Jahren tiefgreifend verändert. Heute<br />

tragen moderne Informationstechnologien und<br />

die Digitalisierung von Geschäftsprozessen in<br />

hohem Maß dazu bei, wettbewerbsfähig zu bleiben.<br />

Deshalb zählt Datensicherheit aktuell zu den<br />

wichtigsten unternehmerischen Herausforderungen.<br />

Für Unternehmen weltweit können<br />

Cyber-Angriffe weitgehende Konsequenzen<br />

haben und u.a. zu Produktions- und Betriebsausfällen<br />

führen, Reputationsschäden verursachen<br />

und erhebliche Kosten für die Aufklärung<br />

der Vorfälle bzw. die Wiederherstellung der IT-<br />

Systeme nach sich ziehen. Neben den erforderlichen<br />

technologischen Sicherungsmaßnahmen<br />

in Unternehmen ist aus wirtschaftlicher Sicht<br />

ein wirkungsvoller staatlicher Ordnungsrahmen<br />

zum Datenschutz erforderlich, wie er z.B. in<br />

Deutschland mit dem Bundesdatenschutzgesetz<br />

vorliegt.<br />

»Wir freuen uns auf die Beteiligung<br />

europäischer Regierungen<br />

und aller Beteiligten, um<br />

ein günstiges Geschäftsumfeld<br />

für die Entwicklung chinesischer<br />

und deutscher Unternehmen<br />

zu schaffen. Speziell<br />

global agierende Unternehmen<br />

der Informations- und Kommunikationsbranche<br />

rufen wir<br />

dazu auf, sich intensiv zu beteiligen.«<br />

ZHENG Donglin, Präsident, Die Chinesische<br />

Handelskammer in Deutschland (CHKD)<br />

Im Zeitalter ökonomischer Globalisierung reichen<br />

nationalstaatliche Regulierungen allein allerdings<br />

bei Weitem nicht mehr aus, um wirkungsvoll auf<br />

die Herausforderungen der Datensicherheit zu<br />

reagieren. Mit anderen Worten: Globale Probleme<br />

benötigen globale Lösungen. Erste tragfähige Ansätze<br />

hierzu liegen durch den unter deutscher<br />

bzw. chinesischer G-<strong>20</strong>-Präsidentschaft angestoßenen<br />

Diskussionsprozess zur globalen Gestaltung<br />

der Digitalisierung vor. Auf internationaler<br />

Ebene besteht hier allerdings nach wie<br />

vor erheblicher Handlungsbedarf. Für die Entwicklung<br />

einer humanen Weltwirtschaft ist deshalb<br />

die von der Volksrepublik erstmals hervorgebrachte<br />

„Globale Initiative für Datensicherheit“<br />

ein wichtiger neuer Impuls. Sie zielt darauf ab,<br />

multilateral zusammenzuarbeiten und globale<br />

Regeln für Datensicherheit zu formulieren.<br />

Hierzu zählen u.a. die internationale Ablehnung<br />

von digitalen Aktivitäten, die wichtige Daten der<br />

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21<br />

Förderung einer Digitalwirtschaft, die auf Kooperation,<br />

gegenseitigem Respekt und Nachhaltigkeit basiert<br />

Die „Globale Initiative für Datensicherheit“ intendiert<br />

die Sicherung einer offenen, sicheren<br />

und stabilen Lieferkette für globale Produkte<br />

und Dienstleistungen der Informations- und<br />

Kommunikationstechnologie (IKT). Für IKT-Unternehmen<br />

ist außerdem relevant:<br />

• Unternehmen sollten sich an die Gesetze und<br />

Vorschriften des Landes halten, in dem sie<br />

tätig sind; inländische Unternehmen durch<br />

den Staat nicht dazu aufgefordert werden,<br />

im Ausland erzeugte und erhaltene Daten in<br />

ihrem eigenen Hoheitsgebiet zu speichern.<br />

• Ausschluss von „Hintertüren“ in Produkten<br />

und Dienstleistungen, die es ermöglichen, illegal<br />

Daten zu sammeln oder Benutzersysteme<br />

und -geräte zu manipulieren bzw.<br />

zu kontrollieren.<br />

• Kooperationspartner und Nutzer rechtzeitig<br />

über schwerwiegende Sicherheitslücken in<br />

Produkten zu benachrichtigen und Lösungen<br />

anzubieten. IKT-Anbieter sollten durch die<br />

Abhängigkeit von Nutzern ihrer Produkte<br />

keine illegitimen Interessen verfolgen oder<br />

Nutzer dazu zwingen, ihre Systeme und Geräte<br />

upzugraden.<br />

»Wir unterstützen die chinesische<br />

Initiative für globale<br />

Datensicherheit. Sie kann eine<br />

Blaupause für die Entwicklung<br />

internationaler Regeln für<br />

digitale Sicherheit bieten und<br />

einen globalen Prozess in Gang<br />

setzen.«<br />

ZHENG Donglin, Präsident, Die Chinesische<br />

Handelskammer in Deutschland (CHKD)<br />

kritischen Infrastruktur anderer Staaten beeinträchtigen<br />

oder stehlen sowie die Verhinderung<br />

unbefugter Erhebung persönlicher Informationen<br />

anderer Länder auf digitaler Ebene. Staaten sollten<br />

demgegenüber die Souveränität, Gerichtsbarkeit<br />

und Verwaltung von Daten anderer Staaten<br />

respektieren. Die Überwachung anderer Länder<br />

im großen Stil und illegaler Datentransfer,<br />

durch den Informationen über Ausländer ermittelt<br />

werden, dürfen nicht stattfinden.<br />

Die Förderung des Wachstums der digitalen<br />

Wirtschaft erfordert die weitere Intensivierung<br />

der multilateralen Zusammenarbeit, denn mit der<br />

Entwicklung digitaler Innovationen auf der ganzen<br />

Welt wurden auch neue Technologien tief in<br />

die globale Wertschöpfungskette integriert. Hier<br />

zeigt sich, dass multilaterale Zusammenarbeit<br />

im Rahmen der Globalisierung der optimalen Allokation<br />

von Produktionsfaktoren und einer<br />

nachhaltigen wirtschaftlichen Entwicklung<br />

förderlich ist. Die enge Zusammenarbeit zwischen<br />

den Ländern kann wesentlich dazu beitragen,<br />

weitere Synergien für die globale digitale<br />

Transformation zu schaffen. Den Eckpfeiler für<br />

die rasche Entwicklung der digitalen Wirtschaft<br />

bildet dabei die digitale Infrastruktur. Diskussionen<br />

über digitale Infrastruktur und Datensicherheit<br />

sollten zu globalen Cybersicherheitsund<br />

Datensicherheitsregeln führen, die den Willen<br />

aller Länder widerspiegeln und die Interessen<br />

aller Parteien auf der Grundlage der Beteiligung<br />

von Regierungen, Unternehmen und Industrieorganisationen<br />

respektieren. Neben der Einwicklung<br />

einer globalen Governance ist zur Förderung<br />

von Marktbildung und Verbraucherschutz<br />

außerdem die Entwicklung globaler<br />

Technologiestandards erforderlich.<br />

»Die „Globale Initiative für<br />

Datensicherheit“ verpflichtet<br />

uns, ein offenes, gerechtes<br />

und diskriminierungsfreies<br />

Geschäftsumfeld zu schaffen.<br />

Das bedeutet, gegenseitigen<br />

Nutzen zu schaffen und die gemeinsame<br />

Entwicklung voranzutreiben.«<br />

CHENG Lan, General Manager Western<br />

Europe, China Mobile International<br />

Globale Regeln für die digitale Wirtschaft liegen im<br />

beiderseitigen Interesse Chinas und Europas<br />

Die „Globale Initiative für Datensicherheit“<br />

wurde im September <strong>20</strong><strong>20</strong> erstmals vom chinesischen<br />

Außenminister WANG Yi vorgeschlagen,<br />

um auf neue Probleme und Herausforderungen<br />

im Bereich der Datensicherheit zu<br />

reagieren und zur weltweiten digitalen Governance<br />

beizutragen. Im Sinne der Initiative sollte<br />

angestrebt werden:<br />

• ein offenes, faires und diskriminierungsfreies<br />

Umfeld für die Entwicklung der digitalen<br />

Wirtschaft zu schaffen,<br />

• den maximalen Konsens in Fragen der digitalen<br />

Governance anzustreben,<br />

• den Aufbau von Standards im digitalen Bereich<br />

auf der Grundlage der „Globalen Initiative<br />

für Datensicherheit“ zu fördern,<br />

• Leitprinzipien für die künftige mittel- und<br />

langfristige Zusammenarbeit in der digitalen<br />

Wirtschaft zu formulieren,<br />

• chinesische und europäische Unternehmen<br />

darin zu unterstützen, politische Unsicherheiten<br />

zu minimieren.<br />

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22 Titel<br />

Interview mit<br />

CHENG Lan<br />

General Manager, Western Europe<br />

China Mobile International<br />

Liebe Frau Cheng, die Einschränkungen durch<br />

die Corona-Pandemie haben uns die Bedeutung<br />

von digitaler Konnektivität aufgezeigt.<br />

Wie hat sich die Menge der weltweit<br />

übertragenen Daten in diesem Jahr verändert?<br />

Ohne Zweifel, die Auswirkungen der Corona-<br />

Pandemie auf den Datentransfer sind beträchtlich.<br />

Vom ersten bis zum zweiten Quartal <strong>20</strong><strong>20</strong><br />

hat sich das weltweite Wachstum des Datentransfers<br />

von 28 auf 32 Prozent gesteigert und<br />

lag damit sechs Prozent über den Prognosen. Das<br />

Datentransfervolumen bis zum zweiten Quartal<br />

<strong>20</strong><strong>20</strong> lag bei rund 650.000 Petabyte. Den Datenverkehr<br />

machten vor allem Videokonferenzen,<br />

Live-Video-Streaming und andere verwandte<br />

Remote-Anwendungen sowie Online-Gaming<br />

aus. Die Quarantänepolitik und die vermehrte<br />

Remote-Arbeit haben sicherlich bedeutend zu<br />

diesem Zuwachs beigetragen.<br />

China Mobile International (CMI) baut als<br />

Netzbetreiber eine digitale Brücke zwischen<br />

China und Europa und stellt die Übertragung<br />

von Daten sicher. Wie wird hierbei Datensicherheit<br />

gewährleistet?<br />

CMI erhöht kontinuierlich die Investitionen in<br />

den Aufbau globaler Netzwerkressourcen. Die<br />

terrestrischen und Unterseekabel-Ressourcen<br />

sowie die über 170 Points of Presence (PoP) bilden<br />

die Infrastruktur für die globale Vernetzung.<br />

Diese Infrastruktur gewährleistet die Datenübertragung<br />

und erfüllt die Bedürfnisse an den<br />

Datenverbrauch. Damit können wir die globale<br />

Geschäftsexpansion chinesischer und europäischer<br />

Unternehmen unterstützen.<br />

Unsere Dienstleistungen, mit denen wir die digitale<br />

Transformation unserer Kunden ermöglichen,<br />

basieren auf diesen Netzwerkressourcen.<br />

Sie erfordern keine Änderungen der internen<br />

Netzwerkarchitektur oder der Daten unserer<br />

Kunden. Das heißt, wir übertragen Daten, verarbeiten<br />

oder verändern sie aber nicht. Hinzu<br />

kommt, dass wir als internationaler Netzbetreiber<br />

vom Bau bis zum endgültigen Betrieb<br />

mit Drittanbietern zusammenarbeiten, die mit<br />

den lokalen Kundenanforderungen vertraut sind.<br />

Das bedeutet, wir bauen und betreiben unsere<br />

Netze nach internationalen Standards und lokalen<br />

Vorschriften – in Europa selbstverständlich<br />

auch nach der neuen DSGVO.<br />

Wie verteilen sich Finanzierung und Bau der<br />

globalen Netzwerkressourcen?<br />

Unsere Netzressourcen werden weltweit gemeinsam<br />

mit lokalen Netzbetreibern finanziert<br />

und aufgebaut. Dabei gibt es verschiedene Zuständigkeiten,<br />

auch in Europa. Hier arbeiten wir<br />

mit europäischen Betreibern zusammen und<br />

wählen Drittfirmen aus, z.B. für den Bau von<br />

Unterseekabeln. Dabei stehen wir für eine offene,<br />

für beide Seiten vorteilhafte Zusammenarbeit<br />

und verfolgen das Ziel, ein globales ökologisches<br />

Netzwerk aufzubauen.<br />

Vor welchen Herausforderungen stehen<br />

Unternehmen bei der digitalen Transformation<br />

v.a. in der Post-Corona-Ära und welche Hilfe<br />

kann CMI ihnen bieten?<br />

Klar ist, der diesjährige Ausbruch der Corona-<br />

Pandemie hat die digitale Transformation von<br />

Unternehmen in allen Branchen weiter beschleunigt.<br />

Um dieses Potenzial zu nutzen, muss<br />

Konnektivität, verbunden mit Sicherheit,<br />

Flexibilität und Kostenvorteilen geschaffen werden.<br />

Datenmigration, -sicherheit und -standorte,<br />

dazu Compliance und Management, das sind<br />

allesamt wichtige Faktoren, die Unternehmen<br />

berücksichtigen müssen.<br />

Um unsere Kunden dabei zu unterstützen, hat<br />

CMI u.a. die SD-WAN-Lösungen eingeführt,<br />

deren Rückgrat unser globales Netzwerk ist. Über<br />

die „SD-WAN Management Plattform“ koordinieren<br />

wir die Netzkonnektivität und binden<br />

unsere PoP-Knotenpunkte an die „letzte Meile“<br />

von Unternehmensstandorten an. Damit bieten<br />

wir unseren Kunden eine flexible Vernetzung,<br />

verkürzte Bereitstellungszeiten und Kosteneinsparungen.<br />

Unsere Teams vor Ort orientieren sich immer an<br />

den Bedürfnissen der Unternehmen und bieten<br />

mehrstufige und mehrdimensionale Lösungen,<br />

um ihre Entwicklung zu unterstützen und Effizienz<br />

zu erhöhen.<br />

Die digitale Transformation erfordert auch ein<br />

Upgrade der Netzinfrastruktur. Wirkt sich<br />

dies auf den Netzaufbau aus?<br />

Der Netzaufbau umfasst nicht nur die grundlegende<br />

Netzübertragung. Netzinfrastruktur bedeutet<br />

heutzutage auch Cloud-Lösungen. Eine<br />

sichere Cloud-Netzwerkinfrastruktur für Unternehmen<br />

ist für Remote-Arbeit und -Geschäfte<br />

unerlässlich. CMI hat dafür die mCloud-Plattform<br />

auf den Markt gebracht. Bedeutend dabei<br />

ist auch die Plattform-Integration. Seit dem 8.<br />

Mai <strong>20</strong>19 verbindet mCloud die acht weltweit<br />

führenden Anbieter von Cloud-Computing-<br />

Diensten. Damit stellen wir Cloud-Konnektivität,<br />

SD-WAN, Multi-Cloud-Dienste, SaaS-Anwendungen<br />

bereit und können die vielfältigen Bedürfnisse<br />

von Unternehmenskunden im Cloud-<br />

Bereich abdecken.<br />

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23<br />

Milestones<br />

CHENG Lan<br />

In diesem Jahr eröffnet CMI ein neues<br />

Rechenzentrum in Frankfurt. Welche Rolle<br />

spielt das „Data Center“ und wie profitieren<br />

Ihre Kunden davon?<br />

Rechenzentren sind das Nervenzentrum unserer<br />

Netzwerkinfrastruktur. Sie gewährleisten den<br />

sicheren und effizienten Betrieb unseres Netzwerks.<br />

Das Data Center in Frankfurt nimmt Ende<br />

<strong>20</strong><strong>20</strong> seinen Betrieb auf. Wir bieten unseren<br />

Kunden in Deutschland und Europa damit eine<br />

Infrastruktur für Datenspeicherung und -austausch<br />

- als neutrale Plattform.<br />

Frankfurt ist für unsere Kunden nun ein internationaler<br />

Netzknoten und Internet-Data-Center<br />

(IDC) mit insgesamt mehr als 1.360 Racks<br />

(Datenschränke). Es ist nach den Rechenzentrumstandards<br />

„Uptime Institute Tier III<br />

TCDD“ zertifiziert und bietet eine Dienst- und<br />

Leistungsverfügbarkeit von 99,99 Prozent. Das<br />

Data Center stellt eine Hochleistungsplattform<br />

bereit, um heute und in der Zukunft die Anforderungen<br />

des Finanzsektors, der Internetwirtschaft<br />

und anderer digitaler Industriezweige zu<br />

erfüllen.<br />

Damit unterstreichen wir die Verpflichtung,<br />

unseren Kunden sichere und professionelle<br />

Dienstleistungen aus einer Hand zu bieten, damit<br />

sich Unternehmen sorgenfrei um die Geschäftsexpansion<br />

kümmern können. Zu den wertschöpfenden<br />

Mehrwertleistungen zählen auch<br />

professionelles Serverhousing, Cross-Connect<br />

und Remote-Support.<br />

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes<br />

wird die Zahl der Smartphone-Nutzer<br />

in China in diesem Jahr voraussichtlich 780<br />

Millionen erreichen. Das sind mehr als in der<br />

EU und den USA zusammen. Wie treibt China<br />

Mobile den 5G-Ausbau voran?<br />

China Mobile hat bisher weltweit mehr als<br />

188.000 5G-Basisstationen gebaut und betreibt<br />

diese. Dazu haben wir kommerzielle 5G-Dienste<br />

in mehr als 50 Städten auf dem chinesischen<br />

Festland und in Hongkong eingeführt. Das sind<br />

die Resultate unserer 5G+-Strategie, mit der wir<br />

kontinuierlich die Netzinfrastruktur stärken. Wir<br />

arbeiten zudem mit mehr als 1.900 Industriepartnern<br />

zusammen, um Geräte und Systeme<br />

über die 5G-Infrastruktur und digitale Plattformen<br />

zu entwickeln. Unsere Partner dabei sind<br />

neben Partnern aus der Industrie auch Anbieter<br />

von Cloud-Diensten.<br />

Darüber hinaus hat unsere Muttergesellschaft<br />

die „China Mobile Internet of Things Company“<br />

gegründet, die sich auf Design und Produktion<br />

von speziellen Modulen und Chips für das Internet<br />

der Dinge (IoT) spezialisiert hat. Ein Fokus<br />

liegt hier auf den Themen Car Connect, Smart<br />

Home, Smart Wear und anderen IoT-Lösungen.<br />

Wie können speziell deutsche Kunden von den<br />

Erfahrungen aus China profitieren?<br />

Für Deutschland als großes Industrieland beginnt<br />

die Industrie 4.0 mit der Entwicklung von 5G.<br />

Die Transformation der verarbeitenden Industrie<br />

braucht das Internet der Dinge. China hat bei 5G<br />

einen Vorsprung gegenüber dem europäischen<br />

Markt. Wir sind bereit, gemeinsam mit Branchenpartnern<br />

in Deutschland und Europa zusammenzuarbeiten<br />

und Erfahrungen auszutauschen, um<br />

gemeinsam ein IoT-Ökosystem aufzubauen.<br />

CMI kann Kunden mit erfolgreichen IoT-Lösungen<br />

und Erfahrungen in China versorgen, deutschen<br />

Kunden helfen, IoT-Marktchancen zu nutzen<br />

und Designlösungen liefern. Mit unseren<br />

Erfahrungen können wir beim Übergang ins 5G-<br />

Zeitalter helfen und den Einführungsprozess beschleunigen.<br />

In Europa ist CMI bereits sehr lokalisiert. Wie<br />

sehen Sie die weitere Entwicklung Ihres<br />

Unternehmens in Europa?<br />

Angesichts der steigenden Kundennachfrage und<br />

des sich verschärfenden branchenübergreifenden<br />

Wettbewerbs sind die Telekommunikationsbetreiber<br />

bestrebt, qualitativ hochwertige Netz-<br />

• Master of Engineering<br />

• Advanced Master in Strategy and Management<br />

of International Business,<br />

ESSEC Business School<br />

• <strong>20</strong>08 - <strong>20</strong>13 verschiedene leitende<br />

Funktionen beim französischen Telekommunikationsanbieter<br />

Orange S.A.<br />

• <strong>20</strong>13 - <strong>20</strong>17 General Manager, China<br />

Telecom (France) Ltd.<br />

• seit <strong>20</strong>17 General Manager Western<br />

Europe, China Mobile Internationnal<br />

Ltd.<br />

und Übertragungskapazitäten aufzubauen und<br />

den Kunden ebenso hochwertige Dienstleistungen<br />

anzubieten. Die in diesem Jahr von<br />

China ins Leben gerufene „Globale Initiative für<br />

Datensicherheit“ verpflichtet auch CMI ein offenes,<br />

gerechtes und nicht diskriminierendes Geschäftsumfeld<br />

zu schaffen. Das bedeutet,<br />

gegenseitigen Nutzen zu schaffen und die gemeinsame<br />

Entwicklung voranzutreiben.<br />

Wir hoffen, dass chinesische und europäische<br />

Telekommunikationsbetreiber ihre Kräfte bündeln<br />

können, um unter den Prinzipen „Offenheit,<br />

Verbindung und Zusammenarbeit“ Lösungen für<br />

die globale Vernetzung zu entwickeln. So können<br />

wir die Kundenakzeptanz erhöhen und ein nahtloses,<br />

sorgenfreies und grenzenloses Serviceerlebnis<br />

im Zeitalter der Datenübertragung in<br />

Höchstgeschwindigkeit schaffen.<br />

Wir möchten mit europäischen Unternehmen zusammenarbeiten,<br />

nicht nur als Mobilfunkbetreiber<br />

in China, sondern auch als integrierter<br />

Informationsdienstanbieter. Damit verfolgen wir<br />

das übergeordnete Ziel, unsere Kunden bei der<br />

digitalen Transformation zu unterstützen und<br />

eine bessere Konnektivität für multinationale<br />

Unternehmen vom Asien-Pazifik-Raum bis nach<br />

Europa bereitzustellen. Wir werden dabei ein<br />

verlässlicher Partner für China und Europa sein.<br />

Liebe Frau Cheng, herzlichen Dank für das Gespräch!<br />

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24 Zahlen · Daten · Fakten<br />

China und die EU<br />

– zwei Kraftzentren im Vergleich<br />

Warenhandel <strong>20</strong>19<br />

China – EU : Bruttoinlandsprodukt (BIP)<br />

in Mrd. US-Dollar<br />

<strong>20</strong>00 <strong>20</strong>10 <strong>20</strong>11 <strong>20</strong>12 <strong>20</strong>13 <strong>20</strong>14 <strong>20</strong>15 <strong>20</strong>16 <strong>20</strong>17 <strong>20</strong>18 <strong>20</strong>19<br />

362.779.242.711 €<br />

15.000<br />

10.000<br />

5.000<br />

7,259<br />

14,54<br />

6,087<br />

15,742<br />

7,552<br />

14,636<br />

8,532<br />

15,294 15,633<br />

9,57<br />

10,476<br />

13,547 13,833<br />

11,062 11,233<br />

14,736<br />

12,31<br />

15,932 15,593<br />

13,895 14,343<br />

198.251.003.996 €<br />

Quelle: eurostat <strong>20</strong>19<br />

1,000<br />

1,211<br />

Quelle: worldbank.org<br />

China<br />

Europa<br />

Weltklassepatente – Kooperation treibt Entwicklung an<br />

Das Patentportfolio einer Volkswirtschaft<br />

bildet eine wichtige Grundlage für ihre Innovations-<br />

und damit auch Zukunftsfähigkeit.<br />

„Weltklassepatente“ sind, laut einer<br />

Studie der Bertelsmann Stiftung, bedeutungsvolle<br />

Patente, die in ihren jeweiligen<br />

(Zukunfts-)Technologien weltweit am<br />

wichtigsten sind. Die Studie zeigt, dass Ostasien<br />

hier in riesigen Schritten aufholt: Gerade<br />

Südkorea und China haben in den vergangenen<br />

zehn Jahren in Sachen Patentqualität<br />

einen enormen Sprung nach vorne<br />

gemacht. Gesellschaften werden durch Abschottung<br />

nicht innovativer. Der Austausch<br />

von Ideen helfe allen Staaten, ihre<br />

Innovationskraft zu stärken. Ganz besonders<br />

wichtig sei das für Europa, das viel von der<br />

Dynamik und Stärke in anderen Weltregionen<br />

profitieren kann, so die Autoren.<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

<strong>20</strong>%<br />

10%<br />

<strong>20</strong>00<br />

<strong>20</strong>02 <strong>20</strong><strong>04</strong> <strong>20</strong>06 <strong>20</strong>08 <strong>20</strong>10 <strong>20</strong>12 <strong>20</strong>14 <strong>20</strong>16 <strong>20</strong>18<br />

Industrie<br />

Mobilität<br />

Umwelt<br />

Ostasien<br />

Europa<br />

Nordamerika<br />

Quelle: Bertelsmann Stiftung<br />

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25<br />

Asiatisches Freihandelsabkommen „Regional Comprehensive Economic Partnership“<br />

China<br />

Philippinen<br />

Wahlen in den USA, Corona, Brexit – der Westen<br />

war mit sich selbst beschäftigt. So kam es für<br />

viele sehr überraschend, dass in Asien am 15.<br />

November das größte Freihandelsabkommen der<br />

Welt beschlossen wurde. Während in den deutschen<br />

Medien zuvor eher die Spannungen von<br />

Japan, Südkorea oder Australien mit China im<br />

Fokus standen, schaffen die asiatischen Staaten<br />

jetzt gemeinsam neue verlässliche Lieferketten<br />

und mehr Wohlstand.<br />

Japan Südkorea Vietnam<br />

Brunei<br />

Kambodscha<br />

Neuseeland<br />

Laos Myanmar<br />

Australien Thailand<br />

Malaysia Singapur Indonesien<br />

»Ich begrüße das neue Freihandelsabkommen<br />

der Asien-<br />

Pazifik-Region als wichtigen<br />

Beitrag zu einem freien und<br />

regelbasierten Welthandel.«<br />

Peter Altmaier, Bundeswirtschaftsminister<br />

»Ein Pakt für die Welt. In Asien<br />

entsteht mit der RCEP die wirtschaftlich<br />

größte Freihandelszone<br />

der Erde - ohne die EU und<br />

die USA«<br />

Titel der Süddeutschen Zeitung, 15.11.<strong>20</strong><strong>20</strong><br />

»Auch wenn die Details<br />

noch festgelegt werden<br />

müssen: Die strategische<br />

Bedeutung eines Wirtschaftsraumes,<br />

der die Europäische<br />

Union in einigen<br />

Jahren an Wirtschaftskraft<br />

überholen könnte, ist enorm.<br />

Dies bietet auch Potenziale<br />

für deutsche Unternehmen,<br />

die in dem neuen zu schaffenden<br />

Freihandelsraum<br />

aktiv sind.«<br />

Holger Bingmann, Präsident der International<br />

Chamber of Commerce (ICC)<br />

Germany gegenüber der dpa.<br />

»RCEP wird die wirtschaftliche<br />

und strategische Landkarte<br />

des Indo-Pazifiks neu<br />

zeichnen«<br />

Jeffrey Wilson, Australian Strategic Policy<br />

Institute (ASPI) im SPIEGEL.<br />

F&E-Intensität in China und Europa<br />

Ausgaben in % des Bruttoinlandsprodukts<br />

China<br />

Europa<br />

OECD<br />

3%<br />

2%<br />

1%<br />

<strong>20</strong>00<br />

<strong>20</strong>01<br />

<strong>20</strong>02<br />

<strong>20</strong>03<br />

<strong>20</strong><strong>04</strong><br />

<strong>20</strong>05<br />

<strong>20</strong>06<br />

<strong>20</strong>07<br />

<strong>20</strong>08<br />

<strong>20</strong>09<br />

<strong>20</strong>10<br />

<strong>20</strong>11<br />

<strong>20</strong>12<br />

<strong>20</strong>13<br />

<strong>20</strong>14<br />

<strong>20</strong>15<br />

<strong>20</strong>16<br />

<strong>20</strong>17<br />

<strong>20</strong>18<br />

Quelle: OECD estimates based on OECD Main Science and Technology Indicators Database, August <strong>20</strong><strong>20</strong><br />

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26 Advertorial<br />

Neues aus dem<br />

Beraternetzwerk<br />

Brockhaus & Kollegen arbeitet im starken<br />

Verbund mit der PKS und ISA zusammen<br />

Die international ausgerichtete Anwaltskanzlei ist Ansprechpartner zu aufenthaltsrechtlichen<br />

Themen<br />

RONG Qiang<br />

• Managing Director bei Rhein Pharma Consult<br />

& Lavendy Technologie GmbH<br />

• seit <strong>20</strong>13 Chefrepräsentant der Stadt Foshan<br />

in Deutschland<br />

• seit <strong>20</strong>16 stellv. Generalsekretär der Chinesisch-Deutschen<br />

Industriestädteallianz<br />

Friedhelm Ost<br />

• 1985 Regierungssprecher im Kabinett von<br />

Helmut Kohl/Staatssekretär<br />

• 1990 Bundestagsabgeordneter für den Kreis<br />

Paderborn/Vors. Wirtschaftsausschuss<br />

• seit <strong>20</strong>07 Geschäftsführender Gesellschafter<br />

der PKS GmbH<br />

Claus Brockhaus<br />

• <strong>20</strong>12 2. Staatsexamen OLG Düsseldorf<br />

• <strong>20</strong>12-<strong>20</strong>18 Rechtsanwalt bei ECOVIS Daehnert<br />

Buescher + Kollegen Köln<br />

• seit <strong>20</strong>18 GF Gesellschafter bei Brockhaus<br />

& Kollegen<br />

Lieber Herr Rong, im Jahr <strong>20</strong>16 wurde die Chinesisch-Deutsche<br />

Industriestädteallianz<br />

(ISA) gegründet. Was ist das Ziel von diesem<br />

Bündnis?<br />

Die ISA ist eine Assoziation von leistungsstarken<br />

Industriestandorten, die durch die direkte und<br />

effektive Vernetzung von Unternehmen, Branchen<br />

und Forschungseinrichtungen auf die Förderung<br />

der Zusammenarbeit zwischen China und<br />

Deutschland abzielt. Darin sind momentan <strong>20</strong><br />

deutsche und 27 chinesische Städte eingegliedert.<br />

Die ISA gilt als Kooperationsplattform<br />

für Petrochemie-Unternehmen, sorgt für die<br />

Ausbildung von Industriefachkräften und engagiert<br />

ihre Mitarbeiter in für beide Länder hochwichtigen<br />

Projekten, wie z.B. der Digitalisierung.<br />

Wie ist die Zusammenarbeit von China mit<br />

Deutschland entstanden?<br />

China orientiert sich seit ein paar Jahren<br />

kontinuierlich am wirtschaftlichen Austausch<br />

mit verschiedenen Ländern Eurasiens. Die<br />

Erfolgsaussicht der Zusammenarbeit mit<br />

Deutschland war jedoch immer höher, da die<br />

Wirtschaft der Bundesrepublik ohne Zweifel zu<br />

den stärksten weltweit zählt und dadurch den<br />

potenziellen Investoren mehr Sicherheit bereitet.<br />

Daher steigt die Anzahl der in Deutschland tätigen<br />

chinesischen Unternehmen rasant an. Darüber<br />

hinaus ist die deutsche Wirtschaft, aufgrund<br />

effektiver Maßnahmen der Regierung im<br />

Vergleich zu anderen EU-Ländern, von den negativen<br />

wirtschaftlichen Folgen der Pandemie<br />

weniger betroffen. Ferner bietet Deutschland für<br />

die internationalen Fachkräfte die durch das<br />

neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz eingeführte<br />

beschleunigte Zuwanderungsmöglichkeit.<br />

Wie profitieren die deutschen Städte von der<br />

Zusammenarbeit?<br />

Peking bleibt aus europäischer Sicht ein bedeutsamer<br />

Partner, sowohl wirtschaftlich, denn viele<br />

europäische Länder streben chinesische Investitionen<br />

an, als auch politisch hinsichtlich der<br />

Bewältigung gemeinsamer Herausforderungen,<br />

vor allem bei der Klimapolitik. Deutschland ist<br />

insbesondere auf China als Handels- und Entwicklungspartner<br />

angewiesen. Im Rahmen der<br />

ISA werden einerseits chinesische Investitionen<br />

in verschiedenen deutschen Städten vereinfacht;<br />

in der letzten Zeit werden beispielsweise reichlich<br />

viele Projekte durch chinesisches Kapital fi-<br />

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27<br />

nanziert, welches auch zur Schaffung von<br />

Arbeitsplätzen führt. Andererseits werden erhebliche<br />

Geschäftsmöglichkeiten für deutsche<br />

Unternehmen in China eröffnet.<br />

Lieber Herr Ost, die Politik-, Kommunikationsund<br />

Strategieberatung (PKS) betreut die ISA<br />

in Deutschland. Welches sind die Ziele und<br />

die Aufgaben der PKS in Bezug auf die ISA?<br />

Die PKS ist in Deutschland der Ansprechpartner<br />

für alle die ISA betreffenden Fragen und Anliegen<br />

und unterstützt sie dabei, weiterhin wichtige<br />

Brücken für den Austausch zwischen China<br />

und Deutschland zu bauen. Die Pandemie hat<br />

alle Länder vor große Herausforderungen gestellt.<br />

Nur im Multilateralismus, wie er von Präsident<br />

XI Jinping verfolgt wird, können die<br />

stärksten Volkswirtschaften ihre Kraft schnellstmöglich<br />

wiederherstellen. Deshalb setzen wir auf<br />

möglichst offene Märkte und hoffen, dass möglichst<br />

bald das China-EU-Investitionsabkommen<br />

unterzeichnet wird.<br />

Zu den Prioritäten der ISA gehören die persönlichen<br />

Kontakte zwischen deutschen und chinesischen<br />

Städten und Unternehmen. Zur Verwirklichung<br />

dieses Ziels organisiert die ISA Business-Matchmaking-Veranstaltungen<br />

in beiden<br />

Ländern sowie Fachkonferenzen zu speziellen<br />

Themen - zuletzt zum Thema Gesundheit in<br />

Mainz - und bietet deutschen Unternehmen exklusive<br />

Ausstellungsmöglichkeiten auf der „Internet-Plus“-Messe<br />

in Foshan an. Zudem beabsichtigt<br />

die ISA, künftig vermehrt mit digitalen<br />

Veranstaltungen die Vernetzung der Städte und<br />

Unternehmen zu erweitern. Darüber hinaus leitet<br />

die PKS konkrete Kooperationsanfragen deutscher<br />

Unternehmen nach China weiter, die anschließend<br />

an die 27 chinesischen ISA-Mitgliedstädte<br />

übermittelt werden. Dies ist ein effizientes<br />

Verfahren für Unternehmen, bei dem keine<br />

Barrieren bestehen. In den monatlich herausgegebenen<br />

ISA-News werden vor allem die Wirtschaftsförderer<br />

in den deutschen Mitgliedsstädten<br />

über wichtige Entwicklungen und Ereignisse<br />

informiert.<br />

Welche Erfahrungen hat die PKS mit China gemacht?<br />

Es gibt eine beträchtliche Intensivierung der<br />

Wirtschaftskontakte zwischen der Stadt Foshan<br />

und Deutschland aufgrund der zahlreichen Kooperationsmöglichkeiten.<br />

Wie positiv sich die<br />

weltoffene chinesische Stadt wirtschaftlich entwickelt<br />

hat, zeigen unter anderem die Midea<br />

Gruppe und Country Garden. Beide gehören zu<br />

den 500 größten Unternehmen der Welt. Die<br />

Midea Gruppe hat mit ihren Haushaltsgeräten<br />

schon immer großen Erfolg in China gehabt. Nach<br />

ihrer Übernahme von KUKA hat sie aber eine viel<br />

höhere Stufe der Digitalisierung erreicht und sich<br />

zu einem technologisch hochwertigen Unternehmen<br />

entwickelt. Ein weiteres Beispiel einer<br />

solchen positiven Entwicklung ist der Immobilienbereich.<br />

Das Immobilienunternehmen Country<br />

Garden ist zu einem hochmodernen digitalisierten<br />

Unternehmen umgebaut worden. Unsere Erfahrungen<br />

mit den anderen Städten unserer<br />

Industriestädte Allianz sind ebenso sehr positiv.<br />

Wie kann die Perspektive der Zusammenarbeit<br />

von China und Deutschland für die<br />

nächsten Jahre beurteilt werden?<br />

Präsident XI Jinping und Bundeskanzlerin Angela<br />

Merkel haben beim jüngsten EU-China-Gipfel<br />

gemeinsam das Ziel definiert, bis Anfang <strong>20</strong>21<br />

das China-EU-Investitionsschutzabkommen zu<br />

unterzeichnen. Auch dies gibt Anlass zu Optimismus,<br />

denn mit diesem Abkommen würde der Zugang<br />

europäischer Unternehmen zum großen<br />

chinesischen Markt erleichtert und verbessert.<br />

Ob Solar- oder Windenergie, ob Wasserstoff oder<br />

energiesparende Technologien, auf vielen Hightech-Feldern<br />

ergeben sich sehr gute chinesischeuropäische<br />

Kooperationsmöglichkeiten. Gemeinsam<br />

sollten wir auch Impfstoffe und<br />

Medikamente gegen die Pandemie erforschen<br />

und entwickeln. Natürlich müssen dafür faire,<br />

gleiche Wettbewerbsbedingungen für deutsche<br />

und chinesische Unternehmen gelten. Ebenfalls<br />

muss das Prinzip der Reziprozität beachtet werden,<br />

damit beide Seiten das Miteinander als Win-<br />

Win-Situation erleben. Gerade in Zeiten geopolitischer<br />

Veränderungen und Verwerfungen<br />

werden wir gemeinsam mit unseren chinesischen<br />

Freunden alles tun, die ISA als stabile Plattform<br />

zu erhalten und möglichst für vertrauensvolle<br />

Geschäftsbeziehungen auszubauen.<br />

Lieber Herr Brockhaus, Ihre Kanzlei befasst<br />

sich schwerpunktmäßig mit ausländerrechtlichen<br />

Fällen. In welchem Zusammenhang<br />

arbeiten Sie mit PKS und ISA zusammen?<br />

PKS und ISA haben das Ziel, mit ihrem hochwertigen<br />

Netzwerk von Partnern und Beratern<br />

die Wirtschaftsbeziehungen zwischen deutschen<br />

und chinesischen Städten und Unternehmen aufzubauen<br />

und stets zu stärken. Im Rahmen dieser<br />

entstandenen Kooperationen sind wir als<br />

Anwaltskanzlei mit internationaler Ausrichtung<br />

verantwortlich, die aufenthaltsrechtlichen Aspekte<br />

zu begleiten. Um der zunehmenden Fachkräfteproblematik<br />

entgegenzuwirken, sollen verstärkt<br />

in Zukunft Fachkräfte aus dem Ausland,<br />

insbesondere aus China, angeworben werden.<br />

Die Kompetenzen von chinesischen Fachkräften<br />

sind vor allem auch für deutsche Unternehmen<br />

wichtig, die nach China exportieren, um das Verständnis<br />

der erfolgreichen chinesischen Geschäftskultur<br />

zu fördern.<br />

Ist das neu eingeführte Fachkräfteeinwanderungsgesetz<br />

(FEG) aus Ihrer Sicht für<br />

deutsche Arbeitgeber vorteilhaft?<br />

In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass es<br />

vor allem die praktischen Probleme bei der administrativen<br />

Umsetzung im Aufenthaltsrecht<br />

sind, die die Zuwanderung von Fachkräften nach<br />

Deutschland erschweren, teils sogar verhindern<br />

– dem will das FEG entgegenwirken.<br />

Arbeitgeber profitieren in erster Linie von einer<br />

Verfahrensvereinfachung durch die Einführung<br />

des beschleunigten Verfahrens. Dieses bündelt<br />

einerseits die Zuständigkeiten bei den zuständigen<br />

Ausländerbehörden, die das gesamte<br />

Verfahren koordinieren. Andererseits hat sich die<br />

Fristsetzung zur Abgabe einer Zustimmung unter<br />

den beteiligten Behörden verkürzt.<br />

Fachkräfte aus dem Ausland werden zur Fachkräftesicherung<br />

immer unverzichtbarer. Die erleichterte<br />

und beschleunigte Einwanderung von<br />

Fachkräften soll Deutschland jedenfalls zu einem<br />

attraktiven Wirtschaftsstandort machen und<br />

dem bereits deutlich spürbaren Fachkräfteengpass<br />

in einigen Branchen, Berufen und Regionen<br />

entgegenwirken.<br />

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28 Services<br />

Neues aus dem<br />

Beraternetzwerk<br />

Gesetzesänderungen <strong>20</strong>21 –<br />

Auf was chinesische Unternehmen<br />

achten müssen<br />

Mit Hilfe ihres Beraternetzwerkes informiert die CHKD regelmäßig über aktuelle Entwicklungen<br />

rund um die Themen Recht, Steuern, Wirtschaftsprüfung etc. Auf diesen<br />

Seiten haben wir einige wichtige Neuerungen zusammengestellt, die auf chinesische<br />

Unternehmen im kommenden Jahr <strong>20</strong>21 zukommen.<br />

Weitere Verschärfung der Investitionskontrollen in<br />

Deutschland und Europa<br />

Seit dem 11. Oktober <strong>20</strong><strong>20</strong> gilt die EU-<br />

Screening-Verordnung („Verordnung (EU)<br />

<strong>20</strong>19/452 des Europäischen Parlaments<br />

und des Rates vom 19. März <strong>20</strong>19). Sobald eine<br />

Regierung eine nationale Investitionsprüfung<br />

durchführt, müssen die anderen EU-Staaten und<br />

die EU-Kommission darüber informiert werden<br />

und können Stellungnahmen abgeben. Trotzdem<br />

können die Mitgliedstaaten weiterhin selbst entscheiden,<br />

ob sie die jeweilige Transaktion genehmigen<br />

möchten. Die EU-Screening-Verordnung<br />

hat Einfluss auf Verfahrensregeln- und<br />

Fristen nach dem Außenwirtschaftsgesetz bzw.<br />

der Außenwirtschaftsverordnung (AWG/AWV),<br />

sodass es auch in Deutschland zu Verzögerungen<br />

bei M&A-Transaktionen kommen kann. Aufgrund<br />

der Corona-Krise und den damit einhergehenden<br />

Befürchtungen, dass europäische Unternehmen<br />

leichtere Übernahmeziele aus dem Ausland und<br />

speziell aus China sind, hat die EU-Kommission<br />

außerdem am 26. März <strong>20</strong><strong>20</strong> Leitlinien zum<br />

Schutz strategisch wichtiger Technologien und<br />

Konzerne (z.B. in den Bereichen Gesundheit, medizinische<br />

Forschung, Biotechnologie und Infrastruktur)<br />

veröffentlicht. Es handelt sich dabei<br />

aber nicht um rechtlich verbindliche Regelungen,<br />

sondern lediglich um Appelle an die EU-Mitgliedstaaten<br />

die bestehenden Mechanismen zu nutzen.<br />

Mitgliedsstaaten ohne Prüfmechanismen<br />

werden dazu aufgefordert entsprechende Instrumente<br />

einzuführen. Vor diesem Hintergrund<br />

hat auch Deutschland seine Investitionskontrolle<br />

weiter verschärft und am 3. Juni <strong>20</strong><strong>20</strong> eine sogenannte<br />

„Corona“-Novelle (15. Novelle der<br />

AWV) erlassen. Seitdem gelten Impfstoff- und<br />

Antibiotikahersteller, Hersteller medizinischer<br />

Schutzausrüstungen sowie Hersteller medizinischer<br />

Güter zur Behandlung hochansteckender<br />

Krankheiten als besonders sicherheitsrelevant.<br />

Außerdem hat Deutschland zum ersten Mal seit<br />

<strong>20</strong>13 eine Änderung des AWG vorgenommen;<br />

war bisher eine „tatsächliche Gefährdung“ der<br />

öffentlichen Ordnung oder Sicherheit für eine<br />

Untersagung einer Akquisition notwendig, so genügt<br />

nun seit dem 17. Juli <strong>20</strong><strong>20</strong> eine „voraussichtliche<br />

Beeinträchtigung“.<br />

Thomas Weidlich und Dr. SHEN Yuan,<br />

Luther Rechtsanwaltsgesellschaft mbH<br />

Änderungen beim Verlustabzug<br />

nach Anteilserwerb<br />

bei Kapitalgesellschaften<br />

Kapitalgesellschaften drohte bisher ein<br />

Untergang von steuerlichen Verlustvorträgen,<br />

wenn innerhalb von fünf Jahren<br />

mehr als 25 Prozent der Gesellschaftsanteile auf<br />

einen Erwerber übertragen wurden.<br />

Nachdem das Bundesverfassungsgericht die Regelung<br />

für teilweise verfassungswidrig erklärt hat,<br />

hat der Gesetzgeber die Regelung für Anteilserwerbe<br />

bis einschließlich 50 Prozent gestrichen.<br />

Die steuerlichen Verlustuntergänge gehen somit<br />

nur noch bei Anteilserwerben ab 50 Prozent der<br />

Gesellschaftsanteile vollständig unter.<br />

Weiterhin hat der Gesetzgeber die neue Vorschrift<br />

des § 8d KStG eingeführt. Auf Antrag<br />

werden eigentlich nach § 8c KStG untergehende<br />

steuerliche Verlustvorträge in einen sogenannten<br />

fortführungsgebundenen Verlustvortrag überführt.<br />

Der fortführungsgebundene Verlustvortrag<br />

kann mit zukünftigen Gewinnen der erworbenen<br />

Gesellschaft verrechnet werden solange<br />

kein sogenanntes fortführungsschädliches<br />

Ereignis eintritt. Als fortführungsschädliches<br />

Ereignis sieht der Gesetzgeber insbesondere die<br />

Änderung des Geschäftsbetriebs, die Aufnahme<br />

eines zusätzlichen Geschäftsbetriebes oder die<br />

Einnahme einer Organträgerstellung an.<br />

YANG Han,<br />

Warth & Klein Grant Thornton AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />

Abb.: stevanovicigor, envato<br />

www.chk-de.org


29<br />

Änderungen für Importe von China nach Deutschland<br />

über Webshops (Online-Marktplätze) durch das Jahressteuergesetz<br />

<strong>20</strong><strong>20</strong><br />

Abb.: twenty<strong>20</strong>photos, envato<br />

Bereits zum Jahreswechsel <strong>20</strong>18/<strong>20</strong>19 hat<br />

Deutschland eine Haftungsnorm für den<br />

Handel über Online-Marktplätze eingeführt,<br />

wonach Betreiber von Online-Marktplätzen<br />

in Haftung genommen werden können,<br />

wenn Onlinehändler die Umsatzsteuer für in<br />

Deutschland steuerpflichtige Lieferungen nicht<br />

abgeführt hatten. Durch das Jahressteuergesetz<br />

<strong>20</strong><strong>20</strong> soll diese Regelung weiter verschärft werden.<br />

Ausgehend vom aktuellen Gesetzentwurf soll<br />

diese Regelung am 1. Juli <strong>20</strong>21 in Kraft treten.<br />

Auf der Grundlage der EU-Richtline zum E-Commerce-Paket<br />

wird demnach in bestimmten Fällen<br />

ein Reihengeschäft zwischen dem Onlinehändler<br />

aus dem Drittland (bspw. China), dem Online-<br />

Marktplatz und einem privaten Endkunden in<br />

Deutschland fingiert. Somit wird der Online-<br />

Marktplatz zum direkten Steuerschuldner. Besonders<br />

ist zu beachten, dass nicht nur Verkäufe<br />

über Online-Marktplätze unter den Anwendungsbereich<br />

fallen, sondern auch alle anderen<br />

vergleichbaren elektronischen Vertriebskanäle.<br />

Beispiel: Verkauft ein chinesischer Unternehmer<br />

Waren, die sich in einem Lager in der EU befinden,<br />

an eine Privatperson in Deutschland und<br />

nimmt dabei einen Online-Marktplatz in Anspruch,<br />

so kommt die Neuregelung zur Anwendung.<br />

Gleiches gilt bei Inanspruchnahme<br />

eines elektronischen Marktplatzes auch für den<br />

Direktversand und die Einführung nach Deutschland<br />

aus einem Drittland (z. B. China), wenn der<br />

Sachwert der Waren 150 Euro nicht übersteigt.<br />

In diesen Fällen verlagert die Neuregelung den<br />

Ort der Lieferung (und damit den Ort der Besteuerung)<br />

durch die Annahme einer fiktiven bewegten<br />

Lieferung des Online-Marktplatzes an<br />

den Ort des privaten Endkunden (Regelung zu<br />

Fernverkäufen, vormals Versandhandelsregelung).<br />

Dies gilt unabhängig davon, wer tatsächlich<br />

den Transport der Waren beauftragt.<br />

Durch die Anwendung der Neuregelung wird der<br />

elektronische Marktplatz in diesen Fällen zum<br />

Steuerschuldner.<br />

Daniel Auer und ZHANG Yijiang,<br />

BDO AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />

EuGH: „Schrems II“ – Ende des Datentransfers nach China?<br />

Das „Schrems II“-Urteil des EuGH vom Juli<br />

<strong>20</strong><strong>20</strong> hat vor allem deshalb für Aufsehen<br />

gesorgt, weil damit der Angemessenheitsbeschluss<br />

der Kommission zu dem EU-US-<br />

Datenschutzschild für ungültig erklärt worden<br />

ist.<br />

Daneben hat der EuGH mit seinem Urteil jedoch<br />

auch entschieden, dass bei Fehlen eines Angemessenheitsbeschlusses<br />

der Kommission<br />

personenbezogene Daten in Drittländer zwar auf<br />

Grundlage von Standarddatenschutzklauseln<br />

übertragen werden dürfen, dass bei der Verwendung<br />

solcher Klauseln aber stets gewährleistet<br />

sein muss, dass die Rechte der Personen,<br />

deren Daten so in Drittländer übermittelt werden,<br />

dort ein Schutzniveau genießen, das dem in<br />

der EU durch die DSGVO im Licht der EU-Grundrechte-Charta<br />

garantierten Niveau gleichwertig<br />

ist. Bei der Beurteilung dieser Frage sollen insbesondere<br />

die vertraglichen Regelungen zwischen<br />

dem EU-Datenexporteur und dem in dem<br />

Drittland ansässigen Empfänger berücksichtigt<br />

werden sowie – was einen etwaigen Zugriff der<br />

Behörden im Drittland auf die personenbezogenen<br />

Daten betrifft – die maßgeblichen<br />

Elemente der dortigen Rechtsordnung und die in<br />

Art. 45 Abs. 2 DSGVO genannten Aspekte, also<br />

diejenigen Anforderungen, welche auch die Kommission<br />

vor dem Erlass eines Angemessenheitsbeschlusses<br />

zu prüfen hat.<br />

Mit anderen Worten: Der EuGH nimmt den EU-<br />

Datenexporteur und den ausländischen Datenempfänger<br />

bei der Verwendung von Standarddatenschutzklauseln<br />

voll in die Verantwortung<br />

für einen rechtskonformen Datentransfer und<br />

erlegt beiden die eigentlich der Kommission obliegende<br />

Aufgabe auf, für Drittländer Angemessenheitsprüfungen<br />

durchzuführen. Dies setzt<br />

eine eingehende Kenntnis der im jeweiligen Drittland<br />

geltenden Datenschutzstandards voraus.<br />

Anders als beim Empfänger, der selbst im Drittland<br />

ansässig ist, wird man eine solche Kenntnis<br />

beim Datenexporteur kaum erwarten dürfen. Er<br />

muss daher auf den Empfänger im Drittland vertrauen.<br />

Und da Datenschutzverstöße des Empfängers<br />

nach europäischem Recht (auch) dem<br />

Datenexporteur zuzurechnen sind, erhöht sich<br />

damit dessen Haftungsrisiko erheblich.<br />

Die Entscheidung des EuGH ist auch ein politisches<br />

Statement in einem datenschutzrechtlichen<br />

„Handelskrieg“. Sie zwingt alle grenzüberschreitend<br />

tätigen Unternehmen zum Handeln.<br />

Denn das Urteil betrifft nicht nur Datentransfers<br />

in die USA, sondern hat unmittelbare Auswirkungen<br />

auf Drittstaatenübermittlungen weltweit<br />

und veranlasst so zu raschen strategischen<br />

und rechtlichen Entscheidungen.<br />

Dr. Gunnar Sachs,<br />

Clifford Chance Deutschland LLP<br />

Abb.: succo, pixabay<br />

www.chk-de.org


30 Community<br />

Abb.: pixel-liebe, Wikimedia<br />

Kulturhauptstadt <strong>20</strong>25 Chemnitz<br />

Chemnitz ist Europas Kulturhauptstadt <strong>20</strong>25 – die Karl-Marx-Stadt konnte sich gegen Hannover, Hildesheim, Nürnberg und Magdeburg durchsetzen.<br />

In Kategorien wie Kulturstrategie, Künstlerisches und Kulturprogramm, die europäische Dimension oder auch wie man Bevölkerung und<br />

Zielgruppen einbindet, hatte Chemnitz mit seiner Bewerbung für die Jury die Nase vorn. Die Kulturhauptstadt Europas ist ein Titel, der jährlich<br />

von der Europäischen Union vergeben wird. Die Benennung soll dazu beitragen, den Reichtum, die Vielfalt und die Gemeinsamkeiten des kulturellen<br />

Erbes in Europa herauszustellen und ein besseres Verständnis der Bürger Europas füreinander zu ermöglichen. Für Chemnitz bedeutet das neben dem<br />

Imagegewinn eine finanzielle Förderung: der Freistaat Sachsen hat <strong>20</strong> Millionen Euro zugesichert, um die verschiedenen Projekte umzusetzen.<br />

Abb.: Ernesto Uhlmann, chemnitz<strong>20</strong>25<br />

Das kulturelle Konzept, mit dem Chemnitz punkten<br />

konnte, besteht aus zahlreichen Projekten<br />

– die Realisierung wird weit vor dem Jahr <strong>20</strong>25<br />

beginnen.<br />

In einem Kulturprojekt sollen beispielsweise<br />

3.000 Garagen in der Region und ganz Europa<br />

öffnen. Dabei geht es zum einen um Fundstücke,<br />

die in den Garagen verborgen sind, und zum anderen<br />

um die kreative Umnutzung.<br />

Für die „Parade der Apfelbäume“ sollen 4.000<br />

Apfelbäume von 2.000 verschiedenen Sorten quer<br />

durch ganz Chemnitz gepflanzt werden. Jeder<br />

einzelne Baum soll von einer Patin oder einem<br />

Paten gesponsert und gepflegt werden, der dort<br />

auch internationale Gäste empfängt und Gastgeber<br />

oder Gastgeberin für kulturelle Events wird.<br />

Die Kunstsammlungen Chemnitz widmen von<br />

<strong>20</strong>22 bis <strong>20</strong>25 Autodidakten und Autodidaktinnen<br />

eine große Ausstellungsserie: von<br />

Frida Kahlo über Henry van de Velde bis Edvard<br />

Munch. In allen drei Ausstellungen soll mit<br />

Künstlicher Intelligenz experimentiert werden.<br />

Geplant ist auch die Europäische Friedensfahrt<br />

– das berühmteste Amateur-Radrennen des Ostens<br />

kommt zurück und feiert die Fahrradsport-<br />

Begeisterung der Region. Das Rennen startet 80<br />

Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges<br />

in Pilsen (Europäische Kulturhauptstadt <strong>20</strong>15),<br />

passiert den Korridor, in dem 1945 die amerikanischen<br />

auf die sowjetischen Truppen trafen und<br />

endet nach zwei Tagen und 170 Kilometern in<br />

Chemnitz. Entlang der Strecke soll es ein breites<br />

Kulturprogramm geben.<br />

Weitere Informationen zur Europäischen Kulturhauptstadt<br />

<strong>20</strong>25 unter<br />

www.chemnitz<strong>20</strong>25.de<br />

www.chk-de.org


31<br />

UNESCO-Weltkulturerbe<br />

und Winterspaß im Harz<br />

Kaiserstadt Goslar bietet Stadterlebnis und Skiurlaub<br />

Goslar, die tausendjährige Kaiserstadt am<br />

Harz, lädt ein zu einer erlebnisreichen<br />

Zeitreise vom Mittelalter bis in die Gegenwart.<br />

Wo einst Kaiser und Könige regierten finden<br />

Besucher heute eine lebhafte Stadt mit malerischen<br />

Gassen und Plätzen zum Bummeln,<br />

Verweilen, Shoppen, Genießen und Entspannen.<br />

Gerade auch bei chinesischen Gästen ist die<br />

Kaiserstadt beliebt – wo sonst in Deutschland<br />

kann man derart eintauchen in längst vergangene<br />

Jahrhunderte?<br />

Dank der mehr als 1.500 Fachwerkhäusern aus<br />

unterschiedlichen Epochen, die sich im Altstadtkern<br />

innerhalb der früheren Stadtmauer befinden,<br />

wurde die Altstadt Goslars zum UNESCO-<br />

Weltkulturerbe ernannt. Neben imposanten Bauwerken,<br />

Kirchen und Fachwerkhäusern finden<br />

sich Objekte zeitgenössischer Künstler aus der<br />

ganzen Welt. Historische Gebäude, wie das<br />

Große Heilige Kreuz, bieten heute Kunsthandwerkern<br />

Raum für kreative Arbeiten. Das<br />

Erzbergwerk Rammelsberg, seit 1988 stillgelegt,<br />

zeigt als Museum und Besucherbergwerk die bedeutungsvolle<br />

Tradition des Bergbaus in Goslar<br />

und im Harz. <strong>20</strong>10 wurde zudem die Oberharzer<br />

Wasserwirtschaft – ein weltweit einzigartiges<br />

Teich- und Grabensystem zur Energiegewinnung<br />

durch Wasserkraft – ergänzend zum Rammelsberg<br />

und zur Altstadt Goslar in die Liste des<br />

Weltkulturerbes aufgenommen.<br />

Durch die landschaftlich schöne Lage im Harz<br />

lässt sich das Stadterlebnis Goslar auch mit Ski-<br />

& Wintervergnügen verbinden. Das Skigebiet<br />

Hahnenklee-Bockswiese bietet Erlebnisse für<br />

Rodler, Ski- und Snowboardfahrer, Spaziergänger<br />

und Skianfänger. Mit der nostalgischen Kabinenbahn<br />

geht es vom Kurort Hahnenklee auf den<br />

Bocksberg. Dort ist das Ski- und Rodelparadies<br />

Böckchen mit Zauberteppich, vier weiteren Skipisten<br />

von leicht bis schwer, die gemütliche<br />

Bocksberghütte und der spannende Bocksbergbob.<br />

Schlittenfahrer können auf dem Böckchen<br />

oder auf der Winterrodelbahn rodeln – sogar<br />

Nachtrodeln ist hier möglich. Sollte der Schnee<br />

einmal nicht ausreichen, dann wird auf dem<br />

Böckchen und auf der 1,5 km langen Familienabfahrt<br />

(ab einer Temperatur von -3 °C) mit<br />

Schneekanonen nachgeholfen.<br />

www.chk-de.org


32 Community<br />

Abb.: bialasiewicz, envato | agentur von b.<br />

Virtuelle<br />

Blitzturniere<br />

Die Schachwelt sucht einen<br />

Weg ins Internet<br />

Corona verändert den Sport – während Teile<br />

der Sportwelt zum völligen Stillstand<br />

kamen, haben die Schachspieler das Medium<br />

gewechselt. Statt am Brett heißt es nun<br />

online Schach, Patt und Matt! Die Mannschaftskämpfe<br />

von Bundesliga bis Kreisklasse mussten<br />

<strong>20</strong><strong>20</strong> unterbrochen werden, da beim Schach der<br />

Mindestabstand nicht eingehalten wird.<br />

Stattdessen schießen Internetturniere wie Pilze<br />

aus dem Boden. Millionen Partien werden Tag<br />

für Tag auf den größten Schach-Servern Lichess<br />

und Chess.com gespielt. Die Weltklasse hat auch<br />

online einen dichten Turnierkalender, angeführt<br />

von der Magnus Carlsen Chess Tour des Weltmeisters<br />

auf der Hamburger Plattform chess24.<br />

Weil die Schach-Olympiade wegen der Corona-<br />

Krise frühestens im Sommer <strong>20</strong>21 am Brett<br />

stattfinden kann, trug der Weltschachbund Fide<br />

in diesem Jahr einen Nationenwettbewerb im<br />

Internet aus.<br />

Der Deutsche Schachbund rief die Deutsche<br />

Internet-Amateurmeisterschaft (DISAM) ins<br />

Leben, die schon im April dieses Jahres ihre Premiere<br />

feierte. Weit über 300 Mitglieder des<br />

Deutschen Schachbundes haben sich dafür angemeldet.<br />

Und schon nach fünf Tagen und 40<br />

Runden Blitzschach standen die Meister fest.<br />

Bei Internetturnieren wird in der Regel Blitzschach<br />

mit einer Bedenkzeit von drei bis fünf<br />

Minuten pro Partie gespielt. Bei längerer Spielzeit<br />

hätten die Spieler Zeit, nach guten Eröffnungszügen<br />

zu suchen oder die Züge von<br />

einem Schach-Computer berechnen zu lassen.<br />

Auch Schachunterricht ist online gefragter denn<br />

je. Trainer aus ganz Deutschland bedienen eine<br />

rasch wachsende Kundschaft auf Youtube und<br />

Twitch. Auf dem durch Videospiele groß gewordenen<br />

Streamingdienst, Twitch, behaupten<br />

sich neuerdings auch Kanäle, die sich dem 1.500<br />

Jahre alten Brettspiel verschrieben haben.<br />

Corona wird das Schachspiel auf jeden Fall verändern<br />

– die Zukunft des organisierten Schachs<br />

könnte in einer Kombination von Brett und online<br />

bestehen. Ein Problem ist allerdings noch nicht<br />

gelöst: Bislang gibt es im Online-Schach kein<br />

Verfahren, das Betrug sicher verhindern kann.<br />

Bei einem Schachturnier wacht ein Schiedsrichter<br />

über die Einhaltung der Regeln. Den gibt<br />

es nicht, wenn sich die beiden Spieler nicht im<br />

selben Raum gegenübersitzen.<br />

www.chk-de.org


Kassenwahlrecht ab <strong>20</strong>21: Wechsel der<br />

Krankenkasse wird vereinfacht<br />

Die Techniker Krankenkasse (TK) ist offizieller Gesundheitspartner der Chinesischen<br />

Handelskammer in Deutschland (CHKD). In der aktuellen Ausgabe des <strong>CONNECT</strong><br />

<strong>Magazin</strong>s informiert die TK über das neue Kassenwahlrecht <strong>20</strong>21 und damit einhergehende<br />

Vereinfachungen für den Wechsel zu einer neuen Krankenkasse sowie über<br />

weitere wichtige Neuerungen, die Unternehmen und deren Mitarbeiter wissen sollten.<br />

Mitgliedsbescheinigung für den Arbeitgeber<br />

elektronisch<br />

Mitgliedsbescheinigungen aus Papier haben ab<br />

<strong>20</strong>21 ausgedient: Beschäftigte teilen dem neuen<br />

Arbeitgeber ihre Krankenkasse formlos mit. Der<br />

Arbeitgeber meldet den Beschäftigten bei der<br />

neuen Krankenkasse per Arbeitgeber-Meldeverfahren<br />

an. Die Bestätigung der Mitgliedschaft<br />

erhält er dann elektronisch zurück. Die Papierbescheinigung<br />

entfällt komplett.<br />

maximal 14 Tage nach Beschäftigungsbeginn<br />

eine neue Kasse wählen - ohne Einhaltung der<br />

Bindungsfrist. Das gilt auch bei einem Arbeitgeberwechsel<br />

oder beim Wechsel von einem versicherungspflichtigen<br />

Status in einen anderen,<br />

zum Beispiel wenn die Versicherungspflicht bei<br />

Überschreiten der Jahresarbeitsentgeltgrenze<br />

(JAEG) am Jahresende in eine freiwillige Versicherung<br />

geändert wird.<br />

Wechsel der Krankenkasse vereinfacht<br />

einen Arbeitgeberwechsel - und entscheidet er<br />

sich dafür, bei seiner bisherigen Krankenkasse zu<br />

bleiben, löst dies keine erneute Bindungsfrist bei<br />

seiner Krankenkasse aus.<br />

Weitere Infos finden Sie unter<br />

https://www.tk.de/firmenkunden/service/fachthemen/jahreswechsel/kassenwahlrechtab-<strong>20</strong>21-<strong>20</strong>92950.<br />

Abb.: Tribalium/shutterstock<br />

Verkürzte Bindungsfrist<br />

Bisher waren Krankenkassenmitglieder grundsätzlich<br />

für die Dauer von 18 Monaten an ihre<br />

Krankenkasse gebunden. Erst danach war ein regulärer<br />

Wechsel zu einer anderen Kasse möglich.<br />

Ab <strong>20</strong>21 gilt: Wer seine Krankenkasse bei gleichbleibendem<br />

Versicherungsverhältnis wechseln<br />

möchte, kann dies schon nach 12 Monaten tun.<br />

Das Sonderkündigungsrecht bleibt weiter bestehen:<br />

Erhebt eine Kasse erstmalig einen Zusatzbeitrag<br />

oder erhöht sie ihren kassenindividuellen<br />

Zusatzbeitragssatz, ist auch ein Wechsel ohne<br />

Einhaltung der Bindungsfrist möglich.<br />

Keine Bindungsfrist bei Arbeitgeberwechsel<br />

Mit der Aufnahme einer neuen versicherungspflichtigen<br />

Beschäftigung kann das Mitglied bis<br />

Ab <strong>20</strong>21 wird der Wechsel zu einer neuen<br />

Krankenkasse einfacher: Wechselwillige füllen<br />

einfach einen Neuaufnahmeantrag bei der<br />

Krankenkasse ihrer Wahl aus. Eine Kündigung<br />

bei ihrer bisherigen Kasse ist nicht mehr nötig,<br />

denn darum kümmert sich die neue Kasse. Wichtig:<br />

Die Kündigungsfrist von zwei Monaten zum<br />

Monatsende bei einer durchgängigen Beschäftigung<br />

gilt weiterhin. Der Versicherte erhält<br />

außerdem keine Kündigungsbestätigung mehr<br />

von seiner bisherigen Kasse.<br />

Beschäftigte müssen ihre Arbeitgeber nur noch<br />

formlos über die neue Kasse informieren.<br />

Keine erneute Bindungsfrist bei Wahl der<br />

gleichen Krankenkasse<br />

Entsteht bei einem Beschäftigten das Recht, sofort<br />

die Kasse zu wechseln - beispielsweise durch<br />

Jetzt zur Techniker<br />

Krankenkasse<br />

wechseln!<br />

Scannen Sie den QR-Code und informieren<br />

Sie sich über die Vorteile einer TK-<br />

Mitgliedschaft.<br />

Mehr unter www.tk.de


34 Community<br />

Auf Wasser und Land – in China und<br />

Deutschland<br />

Ein Tag im Leben von<br />

Amy Pan<br />

CEO & Board Director, Dornier Seawings<br />

Amphibienflugzeuge können sowohl vom Wasser als<br />

auch vom Land aus operieren. Die Eigenschaft, sich an<br />

verschiedene Begebenheiten anpassen zu können, benötigt<br />

auch Amy Pan. Sie ist CEO des chinesisch-deutschen<br />

Joint Ventures Dornier Seawings. Das Unternehmen<br />

– ein Zusammenschluss zweier chinesischer<br />

Staatsunternehmen aus Wuxi und der Dornier-Familie<br />

– feierte am 28. März <strong>20</strong><strong>20</strong> den Jungfernflug des Prototyps<br />

SN1003, einer neuen Generation des Amphibienflugzeugs<br />

Dornier Seastar. Ein Meilenstein nicht nur für<br />

das Unternehmen, der durch das Zusammenspiel der<br />

Teams aus China und Deutschland erreicht werden<br />

konnte, sondern auch für Amy Pan.<br />

»Die größte<br />

Herausforderung<br />

für mich besteht<br />

darin, eine Vision<br />

zu kreieren<br />

und durch die<br />

strategische Umsetzung,<br />

diese<br />

Vision Wirklichkeit<br />

werden zu<br />

lassen.«<br />

Amy Pan<br />

Bevor Amy Pan nach Deutschland kam, studierte sie deutsche<br />

Literatur und internationale Finanzen an der Universität<br />

Nanjing. Nach dem Abschluss arbeitete sie bei der<br />

Baosteel Gruppe als Übersetzerin und im Management für<br />

internationale Angelegenheiten. Nachdem sie <strong>20</strong>10 bei der<br />

Wuxi Industry Development Group Co. einstieg, wurde sie<br />

<strong>20</strong>14 bei dem ein Jahr zuvor gegründeten Joint Venture<br />

Dornier Seawings eingestellt und war für vorbereitende<br />

Arbeiten sowie die Kommunikation und Koordination mit<br />

den deutschen Anteilseignern und dem Management vor<br />

Ort verantwortlich. <strong>20</strong>17 ging es für Pan schließlich langfristig<br />

als CEO nach Deutschland.<br />

Drei Jahre später, im März <strong>20</strong><strong>20</strong>, absolvierte die Seastar,<br />

die in der Tradition der Amphibienflugzeuge der Dornier-<br />

Familie steht, seinen Jungfernflug auf dem Flughafen Oberpfaffenhofen<br />

bei München. Doch der Weg dahin war lang,<br />

in jedem erfolgreichen Projekt steckt viel Mühe und Kraft.<br />

Amy Pan berichtet: „Die größte Herausforderung ist die<br />

Teamentwicklung, insbesondere das lokale deutsche Team,<br />

das das Rückgrat unseres Projekts bildet, durchläuft einen<br />

ständigen Lernprozess. Natürlich muss nicht nur die Teamkompetenz<br />

Schritt für Schritt aufgebaut werden, das gleiche<br />

gilt auch für Organisation und Prozesse.“<br />

Kommunizieren, vertrauen, authentisch bleiben<br />

Ein chinesisch-deutsches Team zu führen, ist nicht einfach.<br />

In den drei Jahren der Zusammenarbeit ist Amy Pan auf<br />

viele Herausforderungen und Konflikte gestoßen. Es gab<br />

Abb.: GDornier Seawings GmbH<br />

www.chk-de.org


35<br />

Zweifel, Frustration und Enttäuschungen. Pan<br />

sagt dazu: „Die größte Herausforderung für mich<br />

besteht darin, eine Vision zu kreieren und durch<br />

die strategische Umsetzung, diese Vision Wirklichkeit<br />

werden zu lassen.“ Dabei sei es für sie<br />

besonders wichtig, sich in alle Mitwirkenden<br />

hineinzuversetzen und Kommunikationsstrategien<br />

zu entwickeln, die alle erreichen. Gleiche<br />

Gedanken, gegenseitiges Vertrauen und der<br />

gegenseitige Respekt waren und sind für Amy<br />

Pan die Grundlagen, um ein gesundes, erfolgreiches<br />

Team zu bilden und zu führen. „Wenn<br />

man Kommunikation, Vertrauen und Aufrichtigkeit<br />

eine hohe Bedeutung beimisst, lässt das jegliche<br />

kommunikativen und kulturellen Hindernisse<br />

hinter sich“, sagt Pan.<br />

Amy Pans Credo während der Arbeit ist es, „authentisch<br />

zu sein und zu bleiben“. Denn wenn<br />

Der Jungfernflug des ersten Prototyps war daher<br />

nicht nur ein großer Erfolg für Dornier Seawings,<br />

sondern auch für Amy Pan. Trotz vielen Hochs<br />

und Tiefs gewann sie das Vertrauen und die<br />

Unterstützung des Teams. Gleichzeitig stellte sie<br />

fest, „dass das Team einen Wandel von Zweifel<br />

zu Selbstvertrauen, von Konfrontation zu Vertrauen<br />

durchlaufen hat und es in vielerlei Hinsicht<br />

einfacher wurde, einen Konsens zu erzielen.“<br />

Zwei Länder, zwei Teams mit Stärken und<br />

Schwächen<br />

Amy Pan ist nicht nur für Dornier Seawings in<br />

Deutschland zuständig, zu dem internationalen<br />

Team gehört auch die Joint-Venture-Zentrale in<br />

Wuxi. Durch ihre Erfahrungen in beiden Ländern<br />

besitzt sie ein gutes Verständnis für Stärken und<br />

vom Plan zulassen zu wollen. Es gehe darum,<br />

Gewohnheiten und Traditionen beizubehalten,<br />

wobei hier und da eine stärkere Trial-and-Error-<br />

Mentalität förderlich wäre.<br />

Nichtsdestotrotz habe das deutsche Team in<br />

Bezug auf die technische Innovation nach wie<br />

vor einen Vorsprung, weshalb die Chinesen auch<br />

noch vieles von den Deutschen in Bezug auf Praxis<br />

und Problemlösung abschauen können. Das<br />

gelte laut Amy Pan jedoch für beide Seiten:<br />

„Letztlich haben beide Teams ihre eigenen Charakteristika<br />

und Stärken. Die Integration und der<br />

Aufbau eines internationalen Expertenteams für<br />

die Luftfahrttechnologie stehen im Mittelpunkt<br />

der Talentstrategie von Dornier Seawings.“<br />

Abseits der Abstimmung mit dem Team in China<br />

und dem Arbeitsalltag in Deutschland trifft sich<br />

jemand damit aufhöre, Dinge zu hinterfragen,<br />

dann glaube sie nicht, dass es sich lohnt, das<br />

alles durchzumachen. „Wir sprechen oft von der<br />

Herausforderung des interkulturellen Managements“,<br />

sagt Pan. Sie selber setze aber vielmehr<br />

auf die Fähigkeiten von jedem einzelnen Team-<br />

Mitglied. „Menschliche Schwächen sind schwieriger<br />

zu überwinden als interkulturelle.“ Als<br />

Führungskraft gehe es im Kern immer noch<br />

darum, den eigenen Einfluss auszubauen und das<br />

Denken und Handeln des Teams auf einen gemeinsamen<br />

Nenner zu bringen. Dabei, so ist Pan<br />

der festen Überzeugung, könne man ohne authentisch<br />

und aufrichtig zu sein sowie den eigenen<br />

Worten Taten folgen zu lassen, nicht von<br />

Führungs- und Einflusskraft sprechen.<br />

Schwächen auf beiden Seiten. „Die Stärken des<br />

chinesischen Teams sind die Akzeptanz von kurzfristigen<br />

Änderungen und die Flexibilität. Das<br />

deutsche Team hat seine Stärken im Krisenmanagement<br />

und dem Festhalten an gewohnten<br />

Arbeitsabläufen.“<br />

Die Teams unterscheiden sich stark in ihrer<br />

Arbeitsweise, meint Pan. So gehe es im chinesischen<br />

Team schnell voran, wobei Fehler unweigerlich<br />

passieren. Doch die Fähigkeit, aus<br />

Fehlern zu lernen sei stark. Man sei gut darin,<br />

effizient zu arbeiten und habe einen immanenten<br />

Drang, Strategien anzupassen und besser zu<br />

werden. Das deutsche Team hingegen sei es gewohnt<br />

von einem festen Fundament zu operieren,<br />

Dinge festzulegen und keine Abweichungen<br />

Amy Pan gerne mit Freunden und geht mit ihren<br />

Kindern spazieren. Auch ein Besuch auf Flohund<br />

Wochenmärkten darf nicht fehlen. „Ich empfehle<br />

Freunden und Kollegen aus China gerne<br />

deutschen Kräutertee mit Lavendel, Rosmarin,<br />

Zitronengras und Pfefferminze. Der hilft, den<br />

Geist zu entspannen und zu beruhigen.“<br />

Dies wird Amy Pan auch bei zukünftigen Herausforderungen<br />

helfen. Im nächsten Jahr sollen<br />

Konstruktion, Endmontage und der Jungfernflug<br />

eines weiteren Prototyps abgeschlossen sein. Der<br />

nächste Meilenstein für das chinesisch-deutsche<br />

Joint Venture, die rund 180 Mitarbeiter in<br />

Deutschland und 80 Mitarbeiter in China – und<br />

für Amy Pan.<br />

www.chk-de.org


36 Gastkommentar<br />

Die Potenziale der deutsch-chinesischen<br />

Zusammenarbeit nutzen<br />

Die Potenziale zur Zusammenarbeit auszuloten, das Bewusstsein für die Notwendigkeit für mehr China-Kompetenz in Deutschland zu schaffen, als<br />

unabhängiges Dialogforum gemeinsame Herausforderungen aus unterschiedlichen Perspektiven zu beleuchten, Menschen zusammenzubringen<br />

sowie verlässliche Gesprächskanäle zu Entscheidern im politischen und wirtschaftlichen Bereich zu etablieren, hat sich die China—Brücke e.V.,<br />

die vor knapp einem Jahr in Berlin gegründet wurde, zur Aufgabe gemacht. Auch wenn Corona den Start erschwert hat, hat sich der Verein<br />

inzwischen zu einem Zusammenschluss von interessanten Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Wissenschaft entwickelt.<br />

In unterschiedlichen Arbeitskreisen geht es um Wirtschaft,<br />

Gesundheit, Kultur, Finanzpolitik, Digitalisierung,<br />

Hochschul-, Bildungs- oder Außenpolitik. Zunächst<br />

werden in allen Themenbereichen die deutsche<br />

und europäische Positionierung erörtert, um in einem<br />

zweiten Schritt in den Austausch und die unmittelbare<br />

Kommunikation mit chinesischen Ansprechpartnern zu<br />

kommen. Insbesondere die Themen Künstliche Intelligenz,<br />

Industrie 4.0, aber auch die Rolle des Internets bei der<br />

Pandemie-Bekämpfung haben bereits erste interessante<br />

deutsch-chinesische Gesprächsrunden hervorgebracht.<br />

Geradezu beispielhaft dafür ist der gesamte Bereich der<br />

deutschen Gesundheitswirtschaft, für die sich im chinesischen<br />

Markt und in der Kooperation mit chinesischen<br />

Partnern großartige Chancen bieten. Die wirtschaftliche<br />

und gesellschaftliche Entwicklung Chinas, aber auch strategische<br />

Entscheidungen der chinesischen Regierung werden<br />

den chinesischen Gesundheitsmarkt mit rasanter Geschwindigkeit<br />

wachsen lassen. Das jüngste Positionspapier<br />

des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) und<br />

der German Health Allianz (GHA) macht drei Megatrends<br />

aus, die diese Entwicklung befeuern: Erstens die alternde<br />

Bevölkerung, die sowohl bei der Gesundheitsversorgung,<br />

wie auch im Bereich der Prävention und der Pflege zu einer<br />

steigenden Nachfrage führt. Zweitens die Digitalisierung,<br />

die einen Quantensprung für alle Bereiche von der Diagnose<br />

bis zur Therapie und der Rehabilitation, aber vor allem<br />

auch der Organisation des Gesundheitswesens bedeutet.<br />

Und drittens die immer größer werdende Mittelschicht,<br />

die eine gesteigerte Nachfrage nach Gesundheitsleistungen<br />

auch aufgrund einer höheren Krankenversicherungsabdeckung<br />

mit sich bringt. Für die deutschen und europäischen<br />

Unternehmen eröffnen sich damit große Möglichkeiten,<br />

deren Nutzung durch klare Strategien in der deutschen<br />

und europäischen Forschungs-, aber vor allem auch<br />

der Wirtschaftspolitik flankiert werden müssen. Der für<br />

<strong>20</strong>30 auf 2,4 Milliarden Dollar geschätzte chinesische<br />

Gesundheitsmarkt kann zum Job-Motor für die deutsche<br />

Wirtschaft werden, die in allen Bereichen der Gesundheitswirtschaft<br />

bestens aufgestellt ist. Der Dialog über den<br />

Marktzugang und die dazu notwendige Beseitigung von<br />

Handels- und Investitionshemmnissen muss auf europäischer<br />

Ebene vehement vorangetrieben werden.<br />

Neben der gemeinsamen Verantwortung der EU und Chinas<br />

für die großen globalen Herausforderungen der<br />

Menschheit muss sich der deutsche Blick vor allem auf die<br />

immer bedeutsamer werdenden Wirtschaftsbeziehungen<br />

und die Frage, in welchen Bereichen gerade Deutschland<br />

seine Stärke ausspielen kann, richten.<br />

Dr. Hans-Peter Friedrich,<br />

MdB, ist Vizepräsident des<br />

Deutschen Bundestages und<br />

Bundesminister a. D. und seit<br />

Oktober <strong>20</strong>19 Vorsitzender des<br />

neu gegründeten gemeinnützigen<br />

Vereins China—Brücke<br />

e.V.<br />

Abb.: Henning Schacht<br />

Neben der Gesundheitswirtschaft bleibt auch der Bereich<br />

der Umwelttechnologie ein wachsender und lohnender<br />

Markt für deutsche Technologie. Obwohl China selbst eine<br />

enorme technologische Aufrüstung in diesem Bereich vorweisen<br />

kann, bleiben für ausländische Unternehmen genügend<br />

Marktchancen. Spätestens seit Regierungschef LI<br />

Keqiang <strong>20</strong>14 den „Krieg gegen die Umweltverschmutzung“<br />

ausgerufen hat, ist von der Wasserwirtschaft bis hin zur<br />

Abfallwirtschaft vieles auf den Weg gebracht worden. Von<br />

alternativen Energien bis energetische Wärmedämmung<br />

bietet sich für deutsche Unternehmen ein weiterwachsender<br />

Markt. Auch hier stellt sich die Frage der Marktzugangshürden,<br />

vor allem im Bereich der öffentlichen Beschaffung,<br />

die es zu überwinden gilt. Bei der Frage der Dekarbonisierung<br />

der globalen Wirtschaft spielt China als einer der größten<br />

CO 2<br />

-Emittenten eine zentrale Rolle. Die weltweiten Erfolge<br />

in diesem Bereich sind ohne das Engagement Chinas und<br />

die enge Kooperation mit den internationalen Partnern kaum<br />

denkbar. Allein schon aus diesem Grund muss sich der Blick<br />

im Bereich der Umwelttechnologie und Umweltwirtschaft<br />

auf das Reich der Mitte richten.<br />

Die China—Brücke e.V. will ihren Beitrag dazu leisten, die<br />

Potenziale der deutsch- bzw. europäisch-chinesischen Zusammenarbeit<br />

noch mehr zu verdeutlichen und die damit<br />

verbundenen positiven Impulse für die globale Gesundheit<br />

und den Umwelt- und Klimaschutz ins Bewusstsein zu rücken.<br />

www.chk-de.org


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@<br />

Located in Morfelden<br />

Self-owned property<br />

Directly connected to the main data<br />

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TEA4 and SMWS cables, enabling<br />

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Europe, the Middle East and Africa<br />

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and<br />

Cooling<br />

System<br />

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Dual power supply<br />

2N Uninterruptible Power Supply (UPS)<br />

Cooling system supported by N+l air-cooled chiller,<br />

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under full load<br />

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'-.. +49 (0)69/2474387-11<br />

111 europe@cmi.chinamobile.com<br />

tfJ Ulmenstralse 37-39 60325 frankfurt am main, Germany<br />

Estimated RFS : <strong>04</strong> <strong>20</strong><strong>20</strong>

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