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Dez 2020/Jan 2021

31. Jahrgang

„Hip-Hop ist im Kern eine Friedensbewegung“

Im Gespräch: Till und Felix Neumann, Hip-Hop-Duo Zweierpasch

INHALT

THEATER_____________________ 3

„Operette sich, wer kann“ - Die Schönen

VISION ______________________8

Im Gespräch: Pia Leydolt-Fuchs über Chemnitz

KUNST_____________________ 13

„Valie Export. Fragmente einer Berührung“

KULTOUR___________________ 18

Der Kulturraum Rosenhof in Schwand

KIDS_______________________ 22

Das große Regenbogen Märchenbuch

WEIHNACHTLICH____________ 29

„Vier Jahreszeiten“ Kochbuch Bea von Malchus

WEIN UND KULTUR___________ 31

Weingenuss zu Weihnachten und Neujahr

NACHHALTIG________________ 35

Für den Klimaschutz durch alle Zeiten

GESUNDHEIT________________ 40

„Wir brauchen globale Solidarität“

VERANSTALTUNGEN_________ 45

Performance des moving orchestra

Hip-Hop gegen Waffen und

Waffenhandel. Ein Widerspruch

in sich? Nein, meint

das Freiburger Hip-Hop-Duo

Zweierpasch. Ihre neue Single

„Panzer Politik Poesie“ macht

klar: Wir müssen aufhören,

aufzurüsten. Das düstere Musikvideo

jedenfalls endet drastisch.

Fabian Lutz hat die

Zwillingsbrüder und Musiker

des „World Hip-Hop“ per

Videocall getroffen. Ein Gespräch

über den Waffenkult im

Rap, den richtigen Sound und

über das schwierige Image,

eine „Europa-Band“ zu sein.

Kultur Joker: Das Image besagt:

Hip-Hop und Waffen passen

gut zusammen. Nur weniger

im Kontext einer Kritik an der

Waffenindustrie als im Rahmen

unreflektierter Waffen- und Gewaltverherrlichung.

Wie steht ihr

zum Waffenhype im Hip-Hop?

Till Neumann: Den sehen wir

botAuslöser, warum ihr euch

jetzt so explizit in „Panzer Politik

Poesie“ darauf bezieht?

Felix Neumann: Wir waren immer

nah an der Friedensbewegung,

schon über unsere Familie.

Ich war auch immer ein Mensch,

der gegen jede Gewalt und Waffennutzung

ist. Es gab aber auch

einen konkreten Auslöser für

unseren Song. Wir haben 2018

bei dem bundesweiten Friedensstaffellauf

„Frieden geht“ mitgemacht.

Der begann bei Heckler

und Koch im Schwarzwald und

ging mit wechselnden Läufern in

verschiedenen Etappen bis vor‘s

Bundeskanzleramt. Wir haben in

Lahr und vor dem Kanzleramt

jeweils ein Konzert gespielt. Das

Thema Waffenhandel haben wir

in Songs immer wieder angesprochen,

aber erst nachdem wir

im Rahmen unserer Konzerte

Wir krönen

Ihren

Einsatz …

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… und setzen

noch eins drauf.

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Bei Abschluss eines neuen Fonds-

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dem Neuabschluss eines DekaBank-Depots

und für ausgewählte Investmentfonds

der DekaBank. Aktionsende 31.12.2020

Till und Felix Neumann

kritisch. Wir fühlen uns so einer

Art des Hip-Hops auch nicht zugehörig.

Bisher haben wir auch

keine Videos mit Waffendarstellungen

gedreht, „Panzer Politik

Poesie“ ist für uns da eine Premiere.

Darüber haben wir mit dem

Regieteam lange gesprochen und

erst am Ende des Tages war klar:

Auch ich und Felix tragen im Video

eine Waffe. Das hat sich aber

auch strange angefühlt.

Kultur Joker: Eure neue Single

kommt sehr stylisch und martialisch

daher. Schnelle, harte Raps

und ein düsteres, atmosphärisches

Video, das mit seinen

Shootouts auch an coole Gangsterfilme

erinnert. Ist da nicht

doch eine heimliche Faszination

an der Waffenästhetik dabei?

Felix Neumann: Der Kraft, die

harte Worte und Waffen in Musikvideos

haben, kann man sich

nicht komplett entziehen. Wir

haben uns zwar nicht bewusst für

eine solche Ästhetik entschieden,

aber der Impact hat uns voll

angesprochen. Wer das Video bis

zum Ende sieht, weiß aber auch,

was wir damit aussagen wollen.

Kultur Joker: Dann besser umgekehrt

gefragt: Wie gut eignet

sich das Genre Hip-Hop für

Friedens- und Verständigungs-

Foto: Stefanie Ringshofer

botschaften? Viele Künstler*innen

des Genres pflegen in ihrem Rapstil

ja eine gewisse Härte oder

sogar Aggressivität.

Till Neumann: Hip-Hop ist im

Kern eine Friedensbewegung, allein

wenn man daran denkt, wie

die Kultur entstanden ist. Afrika

Bambaataa und seine „Zulu Nation“

wollten ab den 70er-Jahren

die physische Gewalt auf den

Straßen in kreative Gewalt ummünzen.

Statt mit Faust- und

Waffenkämpfen sollte man in

kreativen Hip-Hop- oder Tanzbattles

gegeneinander antreten.

Diese Ausprägung war immer

da, aber medial nicht immer

präsent. In dem Stil wollen wir

den Hip-Hop aber weiterführen

– wir sehen uns ganz in der Tradition

der Gründerväter. Natürlich

nutzt dieser sozialkritische

„Conscious Rap“ auch Sprach-,

Sound- und Bassgewalt – aber

um etwas zum Positiven zu

verändern. Hip-Hop hat etwas

Hartes und Aggressives. Das hat

uns als Jugendliche auch gefesselt.

Einfach nur ein Beat und ein

Mic und dann auf die Zwölf.

Kultur Joker: Zurück zu eurer

Kritik an der Waffenindustrie.

Grundsätzlich ein Herzensthema

oder gab es einen bestimmten

viel mit Aktivisten gesprochen

hatten, entstand die Idee, einen

Song daraus zu machen.

Till Neumann: Als viel reisende

Band kommen wir häufiger in

Krisengebiete im Ausland. Wir

waren schon in der Ukraine oder

in Westafrika, wo die Lage politisch

oft angespannt ist. Wir ha-

Fortsetzung des

Interviews auf

Seite 42

Kultur Joker

Tel.: 0761 / 72 0 72

www.kulturjoker.de


Liebe Leser*innen,

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das Jahr 2020 neigt sich dem Ende zu

und wir wagen zu behaupten, dass es

in den vergangenen Jahrzehnten nur

wenige Ereignisse gab, die unseren

Alltag, unser menschliches Miteinander,

das kulturelle Leben und die Wirtschaft

so sehr beeinflussten wie die

Corona-Pandemie.

Im Titelseiteninterview sprechen wir

mit dem Hip-Hop-Duo „Zweierpasch“

über den Waffenkult im Rap, den

richtigen Sound und das schwierige

Image, eine „Europa-Band“ zu sein.

Trotz geschlossener Theater und Museen

in Deutschland, erwarten Sie

auch in dieser Ausgabe Theater- und

Ausstellungsbesprechungen, die Vorfreude

auf anstehende Öffnungen machen.

Diese Zeit stellt uns alle vor große

Herausforderungen. Insbesondere die

Live-Kultur und alle Akteur*innen, die

gemeinsam an der Verwirklichung von

Theaterstücken, Konzerten, Lesungen

oder Ausstellungen arbeiten, sind seit

Beginn der Pandemie betroffen. Alexander

Hässler, Leitung des Projekts

„Kulturgesichter0761“, äußert sich im

Gespräch zu Initiativen, Ängsten von

Kulturschaffenden und Wünschen gegenüber

Politik und Stadt.

In unserem Sonderteil „Wein und Kultur“

erfahren Sie mehr über die aktuelle

Lage der Weingüter und Winzergenossenschaften

unserer Region und

können sich einen Überblick über besondere

Lieferangebote zu Weihnachten

und Neujahr machen.

Wir wünschen Ihnen Allen besinnliche

Festtage, einen guten Rutsch und ein

hoffentlich besseres Jahr 2021 voller

Gesundheit, Kultur und menschlichem

Miteinander.

Ihr Kultur-Joker-Team

Premium Betten seit 1926

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THEATER KULTUR JOKER 3

(v.l.n.r.) Max Langer,

Katrin Mayer, Rubén

Olivares, Klaus Gülker

Foto: Doreen Eich

Operette sich, wer kann!

„Die Schönen“ mit einem Programm „zum Durchatmen und Entspannen“

Was wird in diesen Tagen

nicht alles gerettet: Die Gesundheit.

Die Wirtschaft.

Überhaupt die ganze Welt.

Und jetzt auch noch Operetten?

Dass sich das lohnt, davon

sind „Die Schönen“ überzeugt.

Das Freiburger „Musiktheater

im E-Werk“ hat seit langem

großen Erfolg damit, die so

genannte „leichte Muse“ ernst

zu nehmen. Und so treten „Die

Schönen“ mit ihrem neuesten

Programm den Beweis an,

dass Musik von Kálmán, Lehar,

Benatzky & Co. nicht verstaubt

klingen muss. Von der

flotten szenischen Umsetzung

ganz zu schweigen. Titel der

musikalischen Revue: „Operette

sich wer kann“.

Die „Schönen“ spielen dabei

mit der Absurdität der Operette.

Sie zeigen, was an Esprit

und Temperament, an gehobenem

Unsinn und frechen

Anzüglichkeiten in ihr steckt.

„So wird die vermeintlich

altmodische Operette wieder

zu dem, was sie ursprünglich

war“, sagt Regisseur Herbert

Wolfgang, „eine eigenwertige

und vitale Kunstform, die die

Lage der Welt mit süffisanter

Leichtigkeit kommentiert - gestern

so wie heute.“

Wenn man Co-Regisseur Leopold

Kern nach den Motiven

für eine „Operettenrettung“

fragt, zitiert er gern Eric Charell.

Der war einer der großen

Regisseure glanzvoller Revue-

Operetten in den 20iger Jahren.

Charells Credo: „Ich bekenne,

dass man die alte Operette nur

so spielen darf, dass man ihre

Seele nimmt und sie in einen

neuen, springlebendigen Körper

setzt. Nur keine falsche

Scham!“

Die haben „Die Schönen“

tatsächlich nicht. In der bunten

szenischen Collage wird

aus „Bummeln gehen“, dem

Couplet aus „Ball im Savoy“,

nahezu ein Rap. Ballszenen

aus der „Fledermaus“ kommen

als chillige Party daher.

Das Schlusslied aus der „Csárdásfürstin“

bekommt durch

eine nur winzige Textänderung

einen beklemmend aktuellen

Anstrich. Und wer sagt

denn, dass man Songs aus der

„Blume von Hawaii“ nicht im

Calypso-Sound auf die Bühne

bringen darf?

Gleichwohl: Musikalisch setzen

„Die Schönen“ hohe Standards.

Dass die eingehalten

werden, dafür sorgt das kleine,

aber feine Sänger-Ensemble:

Katrin Mayer und Rubén

Olivares. Sopranistin Katrin

Mayer stammt aus Schramberg,

hat in Freiburg und New

York studiert und ist schon mit

„Evita“ und als Sally Bowles in

„Cabaret“ in ganz Europa auf

Tournee gewesen. Sie singt

aber auch große Oper – und

jetzt mit toller Stimme, viel

Spaß und Leidenschaft Operette.

Tenor Rubén Olivares

stammt aus Valparaiso in

Chile. Er hat an der Freiburger

Musikhochschule sein

Gesangsstudium erfolgreich

abgeschlossen und ist ein gefragter

Solist. Für ihn als Südamerikaner

war die Begegnung

mit der europäischen Operette

auch eine Entdeckungsreise.

Wenn er „Dein ist mein ganzes

Trink pink!


4 KULTUR JOKER THEATER Theater

Herz“ singt, dann mit Verve

und natürlich mit dem genretypischen

Schmelz.

Ist es von Schmelz bis

Schmalz nicht nur ein kurzer

Weg? „Schmalz gehört schon

auch dazu“, räumt Herbert

Wolfgang ein und schmunzelt.

„Aber es ist einfach

wunderbare Musik, die oft zu

Unrecht als kitschig abgetan

wird.“ Kálmáns „Csárdásfürstin“

hat es dem Team besonders

angetan. Vielleicht auch

wegen der Botschaft in einem

der Duette, die in widrigen

Pandemie-Zeiten sehr aktuell

klingt: „Trotzdem hab´ ich

gute Laune, ganz egal / denn

man lebt auf dieser Erde nur

einmal.“

Apropos Pandemie. „Die

Schönen“ haben in dem Zusammenhang

die Operette der

Saison ausgemacht: „Maske in

Blau“. Ohnehin sind Masken ja

bei Operetten häufiger im Einsatz.

„Aber keine Sorge“, beruhigt

Leopold Kern, „gesungen

wird nicht mit Maske vor dem

Mund.“ Und er verspricht dem

Publikum „einen Abend zum

Durchatmen und Entspannen“.

Selbstverständlich unter Einhaltung

aller notwendigen Hygienevorschriften.

Den manchmal durchaus wilden

musikalischen Ritt über

Operettenschauplätze von Wien

bis Berlin, von Paris bis Budapest

begleitet am Flügel der

Pianist Max Langer. Er gehört

neu zum Ensemble, während

Klaus Gülker als Moderator

des Abends schon in früheren

Produktionen der „Schönen“

mitgewirkt hat. Natürlich singt

auch er in diesem Programm

und reist mit dem Ensemble

hingerissen durch die Operette.

Gefördert wird das Projekt

im Impulsprogramm „Kunst

trotz Abstand“ des Ministeriums

für Wissenschaft,

Forschung und Kunst Baden-

Württemberg. Die Proben

laufen seit dem Herbst, und

eigentlich sollte die Premiere

schon im November gefeiert

werden. Dann mussten alle

Theater aufgrund der Pandemie-Vorgaben

schließen. Nun

soll es 2021 losgehen. Wenn

alles gut geht, am Samstag den

16. Januar. Wenn, ja wenn…

Ansonsten wird die Premiere

nochmal verschoben. Ja,

manchmal ist die Wirklichkeit

noch absurder als die Operette

selbst.

Das hochmotivierte Ensemble

steht jedenfalls bereit,

die Operette zu retten. Leicht

und locker, dennoch ernst und

wahrhaftig. So wie es „Die

Schönen“ schon in früheren

Erfolgsproduktionen wie „Im

weißen Rössl“ und „Die Fledermaus“,

„Ball im Savoy“

und „Blume von Hawaii“ getan

haben.

Übrigens: Vor 100 Jahren

hat Karl Kraus etwas über die

Operette gesagt, das ein Jahrhundert

später ganz und gar

im Sinne der „Schönen“ ist.

„Dieses anmutige Wegspülen

aller logischen Bedenken,

dies Aufheben aller sozialen

Unterschiede zum Zwecke

der musikalischen Eintracht,

diese Summe von heiterer

Unmöglichkeit bedeutet jenen

reizvollen Anlass, uns in der

Operette von den trostlosen

Möglichkeiten des Lebens zu

erholen.“ Na dann: Operette

sich, wer kann!

Vorstellungen ab 16. Januar,

www.dieschoenen.com.

Fotos: Steffi Bürger

Gefühls-Kaleidoskop aus dem Kinderalltag

Das Theater Budenzauber feiert Premiere mit dem Kinderstück „FarbAffenLand“

So ein Pech! Schon für April

war die Premiere des neuen

Kinderstückes „FarbAffen-

Land“ vom Freiburger Theater

Budenzauber geplant, dann

kam der Lockdown. Kurzerhand

schrieb Regisseurin Steffi

Bürger eine Art Vorgeschichte

und brachte „Gegenüber-Insel“

im Corona-Format ab Juni in

private Gärten und Hinterhöfe.

Lange bangte das Ensemble

um den neuen Premierentermin,

an dem jetzt ausgerechnet

Mitsponsor VAG bestreikt

wurde, so dass die eingeladenen

Kita-Gruppen nicht anreisen

konnten. Kindertheater

ohne Kinder – das ist traurig.

Gerade mal zwölf

Zuschauer*innen sitzen dann

im Freiburger Vorderhaus,

wenn Nada Degrell, Marie

Wuillème und Nils Hüttenrauch

als Gelb, Rot und Blau

über die Bühne wirbeln. Um

Angst und Mut, Fremdsein,

Eifersucht und Freundschaft

dreht sich das rund vierzig

minütige Stück - ein ganzes

Gefühls-Kaleidoskop aus dem

Kinderalltag also. Dabei ist die

Kulisse mit zwei grauen Stoff-

Paravents wie immer beim

mobilen Theater Budenzauber

reduziert, als Requisite gibt es

nur Barhocker und drei farbige

Gazetücher. Der Fokus liegt

also ganz auf dem Schauspiel,

das hier mit viel Fantasie und

Körperspiel bewegte Bilderbuch-Szenen

erzählt.

Umso mehr leuchten dann

Latzhosen und Ringelshirts

der Spieler, die ganz unterschiedliche

Charaktere geben:

Blau (Nils Hüttenrauch) mag´s

schön friedlich und fürchtet

sich schnell. Gelb (Nada Degrell)

will Action und Abenteuer.

Trotzdem sind die beiden

beste Freunde, die viel

Spaß und sogar ein gemeinsames

Lied haben (Musik: Jens

Hüttenrauch). Und Rot? Flattert

anfangs nur blitzschnellverschämt

durch die Szene

und möchte doch so gerne

mitspielen. Doch erst als Blau

und Gelb auf dem Weg nach

Schlaraffenland sind, traut Rot

sich zu zeigen. Ausgerechnet

das tollkühne Gelb ist davon

gar nicht begeistert: Rot passt

nicht, ist fremd, komplett überflüssig,

stört und soll nicht dabei

sein! Ganz anders Blau:

Der findet Rot aufregend, auch

wenn er sie erst nicht versteht

und wirft sich begeistert in

Kommunikationsexperimente.

Denn Neuzugang Marie

Wuillèm (Absolventin der

Schauspielschule im E-Werk)

palavert lebhaft Französisch

und spielt ihr Rot mit Schalk,

viel Gefühl und federleichter

Dynamik. „Jaune, Bleu,

Rouge“ , zählt sie begeistert

auf und weiß genau wo es

ist, dieses FarbAffenLand“,

in dem ganz unterschiedliche

Tiere und Menschen leben

und es alles gibt, „was dein

Herz begehrt“. Und weil Rot

genau spürt, wovor sich Gelb

fürchtet, ziehen die drei neuen

Freunde bald zusammen los.

Ein kleine-große Utopie vom

fröhlichen, kunterbunten Zusammenleben,

auf kindliche

Spielebene heruntergebrochen

und mit einer Vielfalt an Theatermitteln

erzählt: Da gibt es

Sprachwitz, Gedichte, Pantomime,

Musik und Gesang,

Figurentheater oder Jonglage.

Bleibt zu hoffen, dass das Theater

Budenzauber ganz bald

wieder auf der Bühne stehen

kann – mit Publikum!

Infos zu Gastspielen in Kindergärten

und Grundschulen

bei Steffi Bürger, Tel. 0761/897

88 38. www.theater-budenzauber.de

Marion Klötzer


THEATER KULTUR JOKER 5

Zusammenspiel

in höchster

Perfektion

von schauspielerischer

Performance

und Videokunst

Foto: Erich Krieger

Die Vielschichtigkeit in der Beziehung zu den Dingen

Das Stück „Räumen – Ein Spiel von Haben und Sein“ im Theater im Marienbad

Die Corona-Beschränkungen

legen leider den Kulturbetrieb

zwar weitgehend lahm, zeitigen

mitunter jedoch einmalige Erlebnisse.

So hat der Schreiber bisher

noch keine veritable Theaterpremiere

ohne Publikum, nur in

Anwesenheit der an der Produktion

unmittelbar Beteiligten und

wenigen Vertretern der Presse

erlebt. Der Grund: Der Probenprozess

des neuen Kinderstücks

„Räumen – Ein Spiel von Haben

und Sein“ des Theaters im

Marienbad musste ein schnelles

Ende wegen des nahenden Geburtstermins

von Regisseurin

Hannah Biedermann finden.

Also musste die Erstaufführung

downgelocked ohne Öffentlichkeit

stattfinden.

Das Stück nennt keine persönliche

Autorenschaft, im Spielplan

wird es als kooperative „Stückentwicklung

mit pulkfiction“

bezeichnet. Die Kölner Performancegruppe

pulkfiction ist in

der Kinder- und Jugendtheaterlandschaft

weithin bekannt und

vor drei Jahren mit dem deutschen

Theaterpreis „Der Faust“

ausgezeichnet worden. Für das

Ensemble aus der Marienstraße

ist dies die erste Zusammenarbeit

mit der Kölner Truppe - und

dies vorweg – war ein Volltreffer.

Zunächst beginnt alles sehr

kühl. Der anfänglich gänzlich

leere, in sterilem weiß gestrichene

Bühnenraum, ist ein an

zwei Seiten aufgeschnittener

Quader und in helles Licht

getaucht. In die verbliebenen

Seitenwände sind eine Tür

und Klappen eingelassen. Der

ebenfalls weiße Plastik-Boden

verströmt auch nur abstoßende

Kälte. Dann geht es Schlag auf

Schlag: Der leere Kühlraum

füllt sich in atemberaubendem

Tempo per Videoprojektionen an

die üppig vorhandenen weißen

Flächen (Videosequenzen: Norman

Grotegut) mit einem wahnwitzigen

Sammelsurium von

nötigen und unnötigem alltäglichem

Krimskrams.Die hereinund

wieder hinausstürmenden

Schauspieler Daniela Mohr,

Christoph Müller, Manuela

Neudegger und Benedikt Thönes

versuchen in einer turbulenten

Performance aus Slapstick-,

Akrobatik- und Tanzelementen,

Ordnung in die Unordnung zu

bringen. Sie tragen quer zu allen

denkbaren Stilrichtungen liegende

Fantasiekostüme aus vielfach

an Vorhangstoffe der fünfziger

Jahre erinnernde Materialien

und Designs (Ausstattung Ria

Papadopoulou). Der erhöht an

der offenen Seite inmitten von

technischem Gerät kauernde,

für Musik zuständige Marcus

Thomas sorgt für die zusätzlich

chaotisierende Geräuschkulisse

des Infernos und treibt die

Schauspieler selbst durch immer

schärfer formulierte Zeitvorgaben

an. Dieses allseitige Zusammenwirken

der verschiedensten

Darstellungsformen als grundlegendes

Inszenierungsprinzip

zieht sich in jeweils unterschiedlicher

Ausprägung und in handwerklich

absoluter Perfektion

durch das gesamte Stück.

Inhaltlich dreht sich alles

um das Räumen. Darunter ein

bloßes Aufräumen im Sinne von

Ordnung schaffen zu verstehen,

greift zu kurz. In einer Szene

schaffen es die Akteure letztlich

nicht, eine unglaubliche Anzahl

von Plüschtieren, Spielsachen,

Kissen, Schachteln, Schreibsachen

etc. in ein kleines Regal zu

pferchen und es wird dadurch

klar, dass jeder einzelne viel zu

viel von all diesen Dingen besitzt.

Kinderstimmen aus dem

Off erzählen, dass sie beim Aufräumen

festgestellt haben, dass

sie gar nicht mehr wissen, was sie

alles haben. Andererseits werden

einzelne Gegenstände wie eine

einfache Quietscheente als wertvoller

Kamerad erkannt, mit dem

man in trüben Gemütsmomenten

Zwiesprache halten konnte.

Nach der Information, dass jeder

Deutsche durchschnittlich

über 10000 Gegenstände besitzt,

werden Fragen gestellt wie: „Bin

ich, was ich besitze?“ Einschlägige

Stellen aus dem „Kapital“

von Karl Marx über den Unterschied

zwischen Gebrauchs- und

Tauschwert und somit dem Doppelcharakter

einer Ware werden

zunächstaufgegriffen und leicht

verständlich durch die Schilderung

einer Spieluhr, die einer als

Geschenk bekommen hat und sie

also besitzt, sie aber sehr selten

spielt und dennoch stets weiß,

wie sie klingt.

Dies sind nur einzelne Beispiele

aus einer rasanten Dramaturgie

von aneinandergereihten

Szenen, die den Unterschied

zwischen Haben und Sein

höchst amüsant, für den Betrachter

sinnfällig und mit viel

Spaß reflektieren, ohne belehren

zu wollen. Es ist bravourös gelungen,

dieses Anliegen für ein

Foto: MiNZ&KUNST

Publikum vom Sechsjährigen

bis zum Erwachsenen adäquat

auf der Bühne umzusetzen und

eine Spielstraße für eigenes

Nachdenken zu bauen. Aufräumen

kann man nicht nur in der

Wohnung, sondern auch im Kopf

im Hinblick auf die eigene Beziehung

zu den Dingen. Bleibt

zu hoffen, dass die im November

ausgefallenen Aufführungen im

Dezember und weiterhin wieder

stattfinden können.

Erich Krieger


6 KULTUR JOKER Theater

Das Staatsballett Hannover in „Moonlight“ von Juliano Nuñes Foto: Bettina Stöß

Ein Hauch von Premierenstimmung

Die Tanzpremiere „Rastlos“ am Staatstheater Hannover als Live-Stream

Man war schon ganz darauf

eingestellt, dass im November

wieder alle kulturellen Ereignisse

ausfallen. Da kommt

überraschend die Nachricht,

dass die Premiere „Rastlos“

doch stattfindet. Allerdings

ohne Publikum, dafür in einer

Aufzeichnung als Live-

Stream. Es ist ein Experiment.

Ihr

fehlt

uns!

RÄUMEN – Ein Spiel von Haben und Sein // 6+

Stückentwicklung mit pulk fiktion www.marienbad.org

Kann das funktionieren, ist das

eine wirkliche Premiere - und:

wieviel bleibt übrig von einem

Tanz, der gestreamt wird? Das

sind meine Fragen…

Die Aufführung beginnt

mit „Moonlight“, einer Choreografie

des jungen brasilianischen

Gastchoreografen

Juliano Nuñes, der eine emotionelle,

fließende Tanzsprache

zu einem Satz aus Beethovens

Hammerklaviersonate entwickelt.

Das Mondlicht sieht er

als Metapher für seine Arbeit,

in der er seine Eindrücke aus

der Umwelt spiegelt. In diesem

Falle spiegelt er auf eindrucksvolle

Weise die Musik Beethovens.

Juliano Nuñes vermag

mit seinen Gruppenformationen

und den darin eingestreuten

Soli zu berühren, die Tiefe

der Musik auszuloten. Eine

gelungene Choreografie, die

von den neun Tänzer*innen

des Staatsballetts gekonnt und

mit Freude dargeboten wurde.

In den Umbaupausen gab es

kurze Interviews mit den Gästen

und auch mit Marco Goecke,

dem Direktor des Staatsballetts,

der sich zufrieden und

beeindruckt zeigte von den

Arbeiten seiner Kollegen. Und

wirklich: er hat gute Karten in

der Hand mit seinen Kontakten

zum Nederlands Dans Theater,

für das er auch selbst immer

wieder choreografiert und dessen

Choreografen er nach Hannover

einlädt.

An diesem Abend kommt

das Solo „Double You“ von Jiři

Kylián, dem Gründer und jahrelangen

Chef des NDT, einem

der wichtigsten Choreografen

unserer Zeit, zur Aufführung.

Ursprünglich 1994 für einen

40-jährigen Tänzer am Ende

seiner Laufbahn geschaffen,

thematisiert es das Leben in

seiner Ganzheit, auch mit Verlust

und Trauer, eine Gradwanderung

durch die eigene Lebenszeit,

deren Vergehen von

zwei übergroßen goldenen,

schwingenden Pendeln symbolisiert

wird. Dem noch recht

jungen Tänzer Tommy Rous ist

die Anspannung anzumerken,

diesem großen Wurf gerecht

zu werden. Doch er meistert

die Aufgabe, diese Choreografie

zur Bach Partita Nr. 4 zu

tanzen, mit großer Prägnanz

und einer Körperpräsenz, die

im heute gängigen zeitgenössischen

Tanz ihresgleichen

sucht.

Als drittes Stück wird „Masculine

/ Feminine“ des slowakischen

Choreografen LukáŠ

Timulak – ebenfalls langjähriges

Mitglied des NDT-

Ensembles – präsentiert. Vor

einer stilisierten Appartementkulisse

werden kleine Beziehungsszenen

dargeboten, die

inspiriert sind von John Grays

Buch „Männer sind vom Mars,

Frauen von der Venus“.

Alltägliche Situationen mit

einem Schmunzeln aufzugreifen,

war die Intention des Choreografen.

Doch will der Funke

nicht so richtig überspringen:

zu einer eher nervigen, uninspirierten

Musik mit einer Mischung

aus Percussion und E-

Bass entsteht eine tänzerische

Szenenfolge, die teils durch

gelungene körpersprachliche

Zitate typisch weiblicher Art

und auch durch den geschmeidigen

Machismo der Männer

beeindruckt, doch insgesamt

zu flach, zu illustrativ daher

kommt. Der Humor kommt

nicht wirklich rüber. Ob das

wohl an der Übertragung über

den Bildschirm liegt?

Ein Abend mit drei unterschiedlichen

Handschriften,

der nun noch wochenlang gestreamt

wird. Für die Choreografen

ist die Premiere jetzt

„raus“, für die Tänzer*innen

beginnt wieder eine Zeit des

Wartens auf den nächsten Auftritt,

denn wachsen und reifen

können die Tänzer*innen nicht

über den Stream – wachsen

können sie nur, indem sie live

tanzen, tanzen, tanzen …

Renate Killmann


theater KULTUR JOKER 7

Musik als seelische Stärkung

Der Freiburger Balthasar-Neumann-Chor und -Ensemble unter Thomas Hengelbrock berühren mit zwei

Brahms-Konzerten vor dem Lockdown im Festspielhaus Baden-Baden

Normalerweise wird der Applaus

dünner und bricht irgendwann

ab, wenn Orchestermitglieder

in einem Konzertsaal

nach und nach auf die Bühne

kommen. Beim letzten Konzertwochenende

vor dem Lockdown

im Festspielhaus Baden-Baden

applaudiert das Publikum so lange,

bis auch der letzte der insgesamt

125 Akteure von Orchester

und Chor auf der Bühne ist – laut

Intendant Benedikt Stampa die

größte Besetzung, die während

der Pandemie in Deutschland

überhaupt in einem Konzert zu

erleben ist. Die mehrfach auf

das Coronavirus getesteten Mitglieder

von Balthasar-Neumann-

Chor und -Ensemble stehen und

sitzen auf der Bühne dicht an

dicht, was in Zeiten des Social

Distancing schon rein optisch

von großer Wirkung ist. Bis Ende

des Jahres schließt das Haus seine

Tore. „Wir machen weiter“,

verspricht der Intendant: „Das

Festspielhaus Baden-Baden wird

sich wieder in voller Pracht entfalten.“

Kein Werk könnte auf die Situation

vor der dunklen Jahreszeit,

die in diesem November auch die

Musik zum Verstummen bringt,

besser passen als das „Deutsche

Requiem“ von Johannes Brahms.

Es erzählt von Schmerz und

von der Trauer, aber auch vom

Kampf und der Hoffnung, dass

nicht alles umsonst war. „Tod,

wo ist Dein Stachel? Hölle, wo

ist Dein Sieg“, singt der Balthasar-Neumann-Chor

im hochdramatischen

sechsten Satz auf die

wilden Tremoli der Streicher, ehe

die Fuge „Herr, du bist würdig“

tiefe Zuversicht ausstrahlt. Musik

als seelische Stärkung und

Hoffnungsschimmer in dunklen

Zeiten! Thomas Hengelbrock

lässt dieses Requiem als inniges

Gebet beginnen. Der Chorklang

ist fokussiert und ganz homogen,

die Tränen werden im Orchester

mit zarten Seufzern nachgezeichnet,

die Freuden hell timbriert.

Auch wenn Thomas Hengelbrock

in den großen Steigerungen auch

mal die Faust ballt und Chor und

Orchester den Klang schärfen

lässt, kehrt er immer wieder zum

zarten, nach innen gerichteten

Ausdruck zurück. Die ausgezeichnete

Textverständlichkeit

des Chores und die feine Artikulation

im Orchester lassen

das musikalische Geschehen

transparent werden. Mit ihrem

schlanken, über eine schwerelose

Höhe verfügenden Sopran

schenkt Katharina Konradi im

fünften Satz „Ihr habt nun Traurigkeit“

Trost und Zuversicht. Bariton

Matthias Goerne wird mit

seinem mächtigen Bariton, seiner

Hingabe und seiner großen Palette

von Klangfarben zu einem

ausdrucksstarken Erzähler,

dem das Publikum wie gebannt

lauscht. Am Ende überreicht er

seiner Kollegin die Blumen, die

vom Veranstalter wegen der Coronavorschriften

auf einem Stuhl

deponiert wurden. Spontanes

Lachen nach einem tief berührenden

Konzert.

Das zweite Programm des

Wochenendes setzt diese Leichtigkeit

fort. Johannes Strauß`

Walzer „Seid umschlungen, Millionen“,

den er Johannes Brahms

widmete, wird von den delikaten

Streichern und zarten Trompeten

des Balthasar-Neumann-Ensembles

veredelt. Das Wienerlied

„Draußen in Sievering blüht

schon der Flieder“ mit getupften

Holzbläserakkorden macht Katharina

Konradi zu einem echten

Sehnsuchtsort. Die Spitzentöne

in der Arie „Sei mir gegrüßt,

mein liebes Nest“ aus Johann

Strauß‘ Operette „Wiener Blut“

gleichen funkelnden Diamanten.

Die Interpretation von Brahms‘

Sinfonie Nr. 3 in F-Dur hat nicht

ganz das gleiche Niveau. Der

wuchtige Kopfsatz wirkt seltsam

gehetzt – es fehlt der kämpferische

Gestus. Auch Details wie

der dünne Ton der ersten Oboe,

leichte Balanceprobleme oder ein

Balthasar-Neumann-Ensembles mit Brahms „Ein Deutsches

Requiem“ im Festspielhaus Baden-Baden

Fotos: Andrea Kremper

Wir sehen die erneuten Einschränkungen für unsere Kulturschaffenden in

Museen, Theater und Kleinkunstbühnen sowie für unsere Restaurants und

Gasthauskultur als sehr bedenklich an. In diesen schwierigen Zeiten

müssen wir zusammenhalten.

Wir haben uns entschieden hier aktiv tätig zu werden und ein Zeichen zu

setzen, aus diesem Grund haben wir unsere Gutscheinaktion entwickelt,

um unsere regionalen Kulturschaffenden und Gasthäuser zu unterstützen.

Deswegen können die Gutscheine bis zu vier Wochen nach Aufhebung

der Pandemieeinschränkungen bei uns noch eingelöst werden.

Jeder Kunde, der uns einen Auftrag über € 2.500 erteilt, erhält einen

Gutschein über € 50,00 für einen Einkauf bei einem regionalen

Unternehmen seiner Wahl, das wegen der derzeitigen Pandemie komplett

schließen muss. Dieser Gutschein gilt für ein Restaurant, Theater, Kino

und Museum seiner Wahl im Großraum Freiburg. Diese Aktion ist gültig,

solange die Pandemiebeschränkungen gelten, zuzüglich vier Wochen

darüber hinaus.

Damit wollen wir die regionalen Unternehmen unterstützen und die

regionalen Arbeitsplätze erhalten.

Mit freundlichen Grüßen

J A K O B. R O T T L E R KG

Rollladen + Sonnenschutz + Tore

paar Hornkiekser zu viel trüben

den Gesamteindruck. Dafür kreieren

die mit den Kontrabässen

hinter den Holzbläsern postierten

Celli mit einer feinen Gestaltung

des melancholischen Themas einen

kostbaren Beginn des dritten

Satzes. Das Finale verträgt die

Unruhe, die Hengelbrock ihm

verleiht. Starke Akzente und

geschärfte Punktierungen geben

dem Satz Biss. Mit Brahms‘

ungarischem Tanz in fis-Moll als

Zugabe, elegant und mit Raffinesse

gespielt, verabschiedet das

Balthasar-Neumann-Ensemble

das Publikum in den dunklen

November. Es kommen wieder

leichtere Zeiten, mag die musikalische

Botschaft sein.

Georg Rudiger

Heinrich Abletshauser & Claudia Abletshauser

Bötzinger Str. 10 – 79111 Freiburg

Tel. 0761 / 4 29 26 – www.rottler-online.de


8 KULTUR JOKER VISION

Apfelbäume und Garagen

Im Gespräch: Pia Leydolt-Fuchs über Chemnitz

Kultur Joker: Liebe Frau Leydolt-Fuchs,

Ihre Verbindung mit

den Europäischen Kulturhauptstädten

begann in Linz ...

Leydolt-Fuchs: Ja, genau:

Von Mitte 2007 bis Anfang

2010 war ich Pressesprecherin

bei„Linz09“. Mein Traumjob!

Kultur Joker: Was hat sich daraus

für Sie entwickelt?

Leydolt-Fuchs: Eine Leidenschaft

zu dem Projekt Europäische

Kulturhauptstadt, private

und geografische Veränderungen

und nicht zuletzt das Label CaP.

CULT, unter dem meine Kollegin

Carina Kurta und ich seit

2013 Konzepte und Inhalte Europäischer

Kulturhauptstädte

an Interessierte vermitteln und

Städte, die sich für das Projekt

Kulturhauptstadt interessieren

oder bewerben, beraten.

Kultur Joker: Zu Chemnitz: Inwiefern

waren Sie da involviert?

Leydolt-Fuchs: Zum einen haben

meine Kollegin und ich ein

Bürger*innen-Beteiligungskonzept

für das Kulturhauptstadtbüro

entwickelt, dann nahm ich an

einer Arbeitsgruppe für das erste

bid book (Bewerbungsbuch) teil

und habe für das zweite bid book

das Kapitel „Outreach“, also die

ThemenBürger*innen-Beteiligung,

Publikumsentwicklung

und Weiterbildung erarbeitet.

Kultur Joker: Was ist das

Besondere des Chemnitzer Antrags?

Warum hat die Stadt den

nationalen Wettbewerb gewinnen

können?

Leydolt-Fuchs: Ich denke,

Chemnitz hat glaubhaft gemacht,

dass sich die Stadt mit ihren

Stärken und Schwächen intensiv

auseinandersetzt. Gerade auch in

Hinblick auf die rechtsradikalen

Ausschreitungen im August 2018

oder gesellschaftlichen Herausforderungen

wie die „Stille Mitte“.

Chemnitz will sein Image

ändern, sich gegenüber Dresden

und Leipzig positionieren und

gleichzeitig zeigen, welches

künstlerische und kulturelle Potential

es besitzt, und zudem demokratische

Defizite anpacken.

Chemnitz kann und will als

Drehscheibe zwischen Ost- und

West-Europa verstanden werden.

Und dafür– und noch viel mehr

– wird die Europäische Kulturhauptstadt

definitiv ein Katalysator

sein. Man könnte sagen,

Chemnitz hat den Wettbewerb

gewonnen, weil die Stadt den

Titel einfach am dringendsten

braucht.

Kultur Joker: Zum Inhalt der

Bewerbung: Was ist das Profil?

Berichten Sie aus den Bewerbungsbüchern.

Leydolt-Fuchs: Es gibt sehr

schöne Vorhaben, die die Ernsthaftigkeit

verdeutlichen, viele

Bürger*innen mit an Bord zu

holen – nicht nur die üblichen

Verdächtigen, sondern wirklich

von Jung bis Alt, aus allen Stadtteilen

und auch aus der Region.

Mit breitangelegten partizipatorischen

Projekten wie „3000 Garagen“

oder der „Apfelbaum-Parade“

ermöglicht man einerseits

denjenigen Zugang zu Kunst und

Kultur, die bis dahin nichts damit

zu tun hatten, anderseits können

die Bewohner*innen der Stadt

wieder näher zueinander rücken.

Auch die Europäische Dimension

der Bewerbung macht neugierig:

So wird ein „Europäischer Workshop

für Kultur und Demokratie“

entwickelt, eine Programmschiene

läuft unter dem Titel „Europäisches

Manchester“, und es sind

eine Vielzahl an künstlerischen

Kooperationen mit Städten aus

Osteuropa geplant.

Pia Leydolt-Fuchs

Kultur Joker: Was wird in

Chemnitz bis 2025 passieren?

Leydolt-Fuchs: Hoffentlich

viel. Es gibt Areale und Leerstände,

die einen kulturelle Nutzung

erhalten sollen – dafür gilt

es, gute Konzepte zu entwickeln

bzw. bestehende zu realisieren.

Es werden touristische Anreize

geschaffen– kultur- wie auch

kreativtouristische, ebenso Angebote

für Randgruppen. Vieles

wird sich zunächst im Hintergrund

abspielen. Es wird für alle

ein Kraftakt sein, denn die Erwartungshaltung

ist hoch.

Kultur Joker: Das klingt so,

als solle Chemnitz nun zum touristischen

Hotspot avancieren

– nimmt man da nicht Gentrifizierung

und soziale Verdrängung

mit in Kauf? Noch können die

Essen – nun Chemnitz

Zur Historie Europäischer Kulturhauptstädte und dieser Seite

Essen war die letzte deutsche Europäische

Kulturhauptstadt. Unter

dem versammelten Titel RUHR

2010 entstand enormer Auftrieb:

Investitionen wurden getätigt,

reichlich Sponsorenmittel eingeworben,

für das Ruhrgebiet insgesamt

mit seinen 53 Kommunen und

5,1 Mio. Einwohnern vollzog sich

ein ungeahnter Identifikationsprozess.

Und der war wichtig, denn

Kohle und Stahl als Garanten der

Arbeitsplätze und des Wohlstands

hatten sich längst verabschiedet.

Die positiven Nachwirkungen des

einen Jahres halten bis heute an

und befördern den so schwierigen

Strukturwandel im Revier.

Davor gab es den Titel für Berlin-West

(1988) und Weimar (1999)

– beides politisch bestimmte Entscheidungen

ohne wesentlichen

kulturellen Nachhall. Aber das

Jahr 2010 strahlte in die Republik

aus. Und so machte sich auch Freiburg

auf, über eine künftige Bewerbung

nachzudenken. Zunächst

sollte 2020 das Ziel sein, doch

durch die Erweiterung der EU

kamen neue Mitgliedsländer zum

Zuge und bald wurde deutlich, dass

Deutschland erst 2025 wieder im

Karussell dabei sein würde.

Im Sog von Essen erschien

diese Seite zuerst in der Kultur

Menschen die Mieten ja halbwegs

bezahlen …

Leydolt-Fuchs: Nein, Chemnitz

soll kein touristischer Hotspot

werden, auch wenn klar

ist, dass die Stadt die nächsten

Jahre nationale und europäische

Aufmerksamkeit erlangen wird.

Chemnitz will sich vielmehr

aufgrund seines Potentials positionieren,

damit die Stadt attraktiver

und lebenswerter wird, Studierende

bleiben, Familien nicht

abwandern und sich die „Stille

Mitte“ wieder einbringt. Und ja,

bei einem solchen Stadtentwicklungsprojekt

darf man Tendenzen

von Gentrifizierung und sozialer

Verdrängung nie aus dem Blick

lassen.Auch deshalb ist die Einbindung

der Bevölkerung in das

Projekt so wichtig.

Joker-Ausgabe Oktober 2009,

zur Beförderung einer Freiburger

Kulturhauptstadt-Bewerbung. Die

war eine Zeit lang durchaus realistisch:

Der Gemeinderat bewilligte

eine befristete Stelle. Mit deren

Hilfe entwickelte das Kulturamt

(unter Federführung des damaligen

Leiters Achim Könneke) ein

erstes Konzept. Im Mai 2011 kam

es zum Showdown: Ein international

besetztes Experten-

Hearing tagte im Rathaus,

die Mehrheit der

Referenten riet Freiburg

zur Bewerbung – doch

der damalige OB wollte

nicht. Auch die Hoffnung,

über ein ambitioniertes

Konzept zum

Stadtjubiläum 2020

gleichsam einen ‚Vorlauf‘

für eine EKH-Bewerbung

zu erreichen,

zerschlug sich mit der

(erzwungenen) Demission

Barbara Mundels

2017.

In Chemnitz geschah

alles anders: Die langjährige

Oberbürgermeisterin

Barbara Ludwig

(seit 2006) stellte sich

voran und riss Gemeinderat

und Bevölkerung

Foto: Jörg Landsberg

Kultur Joker: Was könnten die

Benefits für die Stadt und Ihre

Bewohner aus Ihrer Sicht werden?

Leydolt-Fuchs: Das größte

Ziel könnte sein, dass die

Bewohner*innen wieder

stolz werden – auf sich als

Chemnitzer*innen und auf ihre

Stadt.

Kultur Joker: Wie würden Sie

Chemnitz in der Reihe der bisherigen

deutschen EKHs sehen?

Leydolt-Fuchs: Berlin, Weimar

und Essen – das ist alles

lange her und das Konzept der

Europäischen Kulturhauptstadt

hat sich seitdem stark verändert,

professionalisiert und ist komplexer

geworden. Insofern fällt

ein Vergleich schwer und ist

vielleicht auch nicht notwendig.

Chemnitz wird und muss sein

Bestes geben und dafür drücke

ich die Daumen!

Martin Flashar

Zur Person: Pia Leydolt-Fuchs,

geb. 1979 in Wien, studierte

BWL mit Spezialisierung auf

Public Management, es folgten

Weiterbildungen in PR und Kultur-

und Medienmanagement.

Mit ihrem Mann Ulrich Fuchs,

Direktor der Kulturhauptstadt

„Marseille-Provence 2013“ lebt

sie seitdem in Südfrankreich.

Ihre Firma organisiert Beratungen

für Kulturhauptstädte:

www.capcult.org .

mit, mit der Verkündigung des

Titels vor wenigen Wochen endete

ihre Amtszeit. Chemnitz birgt,

als ‚dritte‘ Stadt in Sachsen, vielfältige

Potentiale: Gründerzeit, Jugendstil,

Bauhaus, Plattenbauten

– die Architektur- und Lebensstile

treten bis heute nebeneinander ungeschminkt

zutage.

Martin Flashar

Landesmuseum für Geschichte und

Archäologie Sachsens, ehemaliges (jüdisches)

Kaufhaus Schocken, Entwurf

Erich Mendelsohn 1927

Foto: Martin Flashar


KUNST KULTUR JOKER 9

Die Wirkung ist spektakulär

Große Retrospektive des Malers Pierre Soulages im Museum Frieder

Burda in Baden-Baden

Pierre Soulages Foto: Sandra Mehl

Schwarz hat als Farbe keinen

guten Ruf. Völlig zu Unrecht,

denn wenn man die Werke des

Malers Pierre Soulages sieht

erkennt man, wie viele Nuancen

und wie viel Kraft in dieser

Farbe stecken können. Das

Museum Frieder Burda in Baden-Baden

widmet Soulages

bis zum 28. Februar 2021 eine

große Retrospektive, die von

den frühen Arbeiten bis zum

Spätwerk, von 1946 bis 2019

reicht. So lässt sich eindrücklich

die künstlerische Entwicklung

über die Jahrzehnte

verfolgen. Es passt, dass das

Museum in der Nähe zur französischen

Grenze liegt. Soulages

war sozusagen von Beginn

an ein grenzüberschreitender

Künstler, auch geografisch gesehen.

Seine frühen Arbeiten

waren in der Wanderausstellung

„Französische abstrakte

Malerei“ 1948/49 in Deutschland

zu sehen.

Pierre Soulages malte immer

konsequent abstrakt. Seine

frühen Bilder aus den Nachkriegsjahren

zeigen schon die

charakteristische kraftvolle

Pinselführung und die von Anfang

an reduzierte Farbigkeit.

Was Soulages damals malte,

erinnert von ferne an kalligraphische

Zeichen. Interessant

ist die Wahl des Materials.

Soulages verwendete oft Nussbeize

und statt Leinwand Papier

oder große Glasscherben

von Fenstern, die im Krieg zerstört

wurden. Die rätselhaften

Hieroglyphen aus vertikalen,

horizontalen und diagonalen

Linien aus dieser Zeit wirken,

als würden sie Schatten werfen.

Ab den 1950er Jahren staffelt

Soulage die Farbschichten.

Die Formate werden größer,

die Linien in Schwarz dicker,

was manchmal schon fast einen

3 D-Effekt erreicht. Noch

darf hinter diesen Linien eine

andere Farbe hervor blitzen, in

düsterem Braun, dunklem Rot

oder gedecktem Blau. Andere

Gemälde sind stringent in

Schwarz-Weiß gehalten. Doch

1979 entdeckt Pierre Soulages

was er alles aus der Farbe

Schwarz allein zaubern kann.

Er bezeichnet das als „Outrenoir“.

Wörtlich übersetzt hieße

das jenseits oder hinter dem

Schwarz. Der Begriff „Überschwarz“

trifft es besser.

Nun darf man sich das

nicht wie eine Neuauflage des

schwarzen Quadrats von Kasimir

Malewitsch vorstellen.

Die Wirkung von Soulages‘

Outrenoir ist spektakulär und

entfaltet sich im lichtdurchfluteten

großen Saal des Museums

Frieder Burda optimal.

Auf den raumfüllenden Formaten

hat der Künstler seit den

1990er Jahren das Schwarz in

unterschiedlichsten Strukturen

SOULAGES. Malerei 1946 – 2019, Museum Frieder Burda,

Baden-Baden

© VG Bild-Kunst, Bonn 2020 Foto: ARTIS Uli Deck

aufgetragen, fast schon reliefartig,

in diagonalen Schraffuren,

abgesetzt von ruhigen

Flächen. Durch das Spiel des

Lichteinfalls verändert sich der

Eindruck, das Schwarz fängt

an zu leben. Manche Linien

verwandeln sich in Wellen,

oder in tief wirkende Gräben.

Je nach Lichteinfall erscheint

manche schwarze Fläche in

einem dunklen Grün, silberne

Reflexe tanzen auf den Schraffuren.

Soulages‘ Outrenoir ist

faszinierend.

Museum Frieder Burda,

Lichtentaler Allee 8b, Baden-Baden,

Di-So 10-18 Uhr,

Eintritt 14€, erm. 11€. Empfehlung:

vorab ein Zeitfenster-

Onlineticket erwerben. www.

museum-frieder-burda.de. Bis

28.02.2021

Nike Luber

Malt Euch den Winter bunt!

Die Kurse und Workshops in der Kunstwerkstatt Frieder Burda

finden auch statt, wenn das Museum geschlossen ist

Auch diesen Herbst und

Winter bietet das Museum

Frieder Burda in Baden-Baden

für Kinder ab 6 Jahren viele

kreative Workshops fürs Wochenende

und die Ferien an.

Gemalt und gezeichnet wird

im Museum vor den Werken

und in der Kunstwerkstatt.

Auf den Spuren der großen

Meister gestalten die Kids mit

viel Farbe, Pinseln und Stiften

eigene Kunst. Ältere Kinder

und Jugendliche experimentieren

mit dem Sieb- und Linoldruck

oder lernen die Aquarelltechnik

kennen. Es ist für

Groß und Klein etwas dabei.

Auch für Erwachsene gibt es

wieder kreative Workshops im

Angebot.

Inklusion ist selbstverständlich.

Ebenso wie die eingespielten

Corona-Maßnahmen: Gearbeitet

wird in Kleingruppen

und mit Abstand. Alle Hygieneregeln

werden beachtet. Der

Ticketverkauf für die Workshops

findet ab sofort über den

Onlineshop statt.

Weitere Infos: www.museum-frieder-burda.de

Schopfheimerstraße

2


10 KULTUR JOKER KUNST

Mit der Antike in die neue Zeit

Das Augustinermuseum zeigt „Verwandlung der Welt. Meisterblätter von Hendrick Goltzius“

Das Ungeheuer hat sich derart

in sein Opfer verbissen,

dass der Schädel des Drachens

an die Stelle des Männerkopfs

tritt. Der Mann, es ist einer der

Gefährten des Cadmus, versucht

das Tier mit der rechten

Hand abzuwehren, die Linke

liegt völlig verkrampft an seinem

Rücken. Dass er unter

einer Männerleiche liegt, fällt

erst bei der weiteren Betrachtung

auf. Denn da liegt noch

der abgerissene Kopf eines

weiteren Gefährten. Man

sieht die Kehle, es scheint der

Künstler hätte anatomische

Studien betrieben. Zeitgenossen

von Hendrick Goltzius

hätten da sicherlich bereits den

Kopf des Cadmus bemerkt, der

ganz links fast im Wald verschwindet,

während auf einer

Lichtung rechts das Ende des

Drachens erzählt wird. Er wird

von Cadmus mit einem Speer

getötet werden.

Der Kupferstich „Der Drachen

verschlingt die Gefährten

des Cadmus“ ist 1588 entstanden,

im gleichen Jahr wie

sein Vorbild: Cornelis Corneliz

van Haarlem malte ebenfalls

das Motiv aus den Ovidschen

„Metamorphosen“. Während

auf dem Bild die weißen Leiber

nach vorne drängen und dem

Auge in diesem Gewaltexzess

zumindest ein bisschen Orientierung

geben, überwältigt

die Grafik von Goltzius geradezu.

Warum Goltzius in der

Geschichte des Manierismus

eine derart wichtige Rolle einnimmt,

stellt sich kaum mehr.

Wie auf der Rampenkante sind

Monster und Menschen miteinander

verknäult, die Leiber,

die durch merkwürdige Muskelpacken

charakterisiert sind,

wirken unnatürlich verdreht

und perspektivisch falsch. Und

selbst der Schwanz des Untiers

formt noch eine stehende Acht.

Dass diese Szene derart gewalttätig

ist, hat mit der Ovidschen

Vorlage zu tun, die bereits

ziemlich bildmächtig ist.

Eigentlich hätte es eine Folge

von 300 Blättern werden sollen,

fertiggestellt wurden 52.

Die Universität Göttingen, mit

der das Augustinermuseum für

die Ausstellung „Verwandlung

der Welt. Meisterblätter von

Hendrik Goltzius“ kooperiert,

besitzt die gesamte Serie, in

Freiburg sind nun exemplarisch

zehn Blätter zu sehen.

Die dargestellte Gewalt hat

aber auch mit den Zeitumständen

des späten 16. Jahrhunderts

zu tun. Die Befreiung der

Niederlande von den Spaniern

war ein schmutziger Kampf, es

war ein Stellvertreterkrieg der

Religionen. Goltzius jedenfalls

greift bei seinen Arbeiten, die

für ein humanistisch gebildetes

Publikum entstanden, auf die

Antike oder zumindest die italienische

Kunst zurück, doch

er sucht immer auch den Bezug

zur Zeit oder weist durch

die ästhetischen Lösungen, die

er findet, über sie hinaus. In

einer Arbeit, die die Beschneidung

Christi zum Thema hat,

findet sich sein Selbstporträt.

Goltzius steht am Rande der

Gruppe und blickt dem Betrachter

selbstbewusst in die

Augen. Den Bart trägt er nach

zeitgenössischer Mode, auch

dadurch ist er von den Figuren

des Geschehens enthoben.

Hendrik Goltzius inszeniert

in jeder seiner Arbeiten sein

Können. So übernimmt er die

Manier anderer Künstler - bei

der Beschneidungsszene ist es

Dürer - oder er treibt die Konventionen

der Darstellungen

über die bis dahin bekannten

Grenzen hinaus. Er experimentiert

beim Holzschnitt mit

farbigem Papier. Später wird

er sich der Malerei zuwenden

und die Grafik, mit der er bekannt

und auch wohlhabend

wurde, aufgeben. Obgleich er

auch hier fortschrittliche Wege

einschlug, so versuchte er den

gesamten Produktionsprozess

zu kontrollieren, in dem er einen

eigenen Verlag für seine

Kupferstiche gründete und sich

zumindest für einen gewissen

Zeitrahmen von Rudolf II. das

Copyright an seinen eigenen

Arbeiten sichert.

All das spricht für ein Selbstverständnis,

das auf dem Wissen

um das eigene Können

beruht, und das er selbstbewusst

vermarktet. Dass dies

nicht zu allen Zeiten gefeiert

wurde, wusste er. Vier Tondi

sind den Himmelsstürmern

Tantalus, Ikarus, Phaeton und

Ixion gewidmet, die sich durch

ihr Handeln gegen die Götter

vergingen. Ihre kraftvollen

nackten Körper sind im Moment

des Fallens dargestellt.

Obgleich auch diese Kupferstiche

von moralisierenden

Zeilen begleitet werden, lässt

dies nicht übersehen, wie sehr

die Helden jeweils im Zentrum

stehen und wie sehr sie durch

den perfekten Kreis von der

Menschheit entrückt sind.

Verwandlung der Welt. Meisterblätter

von Hendrick Goltzius.

Augustinermuseum, Augustinerplatz,

Freiburg. Di-So

10-17 Uhr. Voraussichtlich bis

Ende März 2021. Aktuelle Infos

unter www.freiburg.de

Annette Hoffmann

Hendrik

Goltzius:

Apollo

Belvedere 1592,

Kunstsammlung

der Georg-

August-

Universität

Göttingen

Foto: Katharina Anne

Haase 2020


KUNST KULTUR JOKER 11

Vollendetes Frühwerk

Im Kunstmuseum Basel sind Arbeiten der Bildhauerin Isa Genzken aus den Jahren 1973-1983 zu sehen

Darf man das denken? Ein

Speer, ein Zahnstocher, ein

Boot? Aber ja. Als Isa Genzken

Mitte der 1970er Jahre

diese sehr eleganten, sehr ästhetischen

Ellipsoiden schuf,

wurde sie von ihrem damaligen

Freund Benjamin Buchloh

gerüffelt. Dass jemand

nach dem Minimalismus eines

Carl Andre so arbeiten konnte,

dass Betrachter dieser Werke

sehr konkrete Assoziationen

haben konnten, wollte ihm

nicht in den Kopf. In Düsseldorf,

wo Genzken von 1973

bis 1977 studierte, war mit

Konrad Fischer zudem ein Galerist

vor Ort, der sich für die

Rezeption des Minimalismus

stark gemacht hatte. Genzkens

Argumentation jedoch

war schlüssig. Was die Minimalisten

an Inhalt und Körper

weggenommen hatten, ließ

sich nicht unterbieten. Da war

es klüger, dem Auge wieder etwas

zu geben.

Das Kunstmuseum Basel

Gegenwart zeigt nun diese

geradezu schönen Objekte, im

Neubau hat man für eines dieser

hölzernen Ellipsoide sogar

einen anderen Boden ausgelegt.

So dass es einem beim

Betrachten fast ein bisschen

schwindelig wird, weil das

Auge kaum ausmachen kann,

wo Farbe ist, wo Form, wo

Boden. Dass der scheidende

Leiter des Kunstmuseum Gegenwart

Søren Grammel dafür

eine ansonsten zentral präsentierte

Bodenarbeit Carl Andres

an die Wand geschoben hat, ist

ein schöner Treppenwitz. Das

Kunstmuseum Basel konzentriert

sich auf die zwischen

1973 und 1983 entstandenen

Werke der 1948 geborenen

Künstlerin, die sich und ihr

Oeuvre noch des Öftern verwandeln

sollte, die immer

aber große Anerkennung für

ihre Arbeiten bekam. So vertrat

sie etwa 2007 Deutschland

auf der Biennale Venedig und

zehn Jahre später wurde ihr

der Goslarer Kaiserring überreicht.

Auf einem Foto aus dem Jahr

1982 sieht man Isa Genzken in

ihrem damaligen Düsseldorfer

Atelier. Es ist das Jahr ihrer

Hochzeit mit Gerhard Richter,

dessen Meisterschülerin sie

war. Genzken balanciert ein

Hyperbolo. Das Atelier muss

riesig gewesen sein, manche

dieser Skulpturen sind knapp

zwölf Meter lang. Hinter und

vor ihr auf dem Boden liegen

weitere Ellipsoiden und Hyperbolos

oder zumindest ihre

Versatzstücke. Denn einige

dieser Bodenarbeiten sind zusammengesteckt.

Bei der Arbeit

auf dem Foto scheint es

sich jedoch um das 1979 entstandene

Grau-grüne Hyperbolo

„Jülich“ zu handeln. Bis

zur Hälfte ist diese Arbeit aufgeschnitten,

so dass man auf

die grüne Farbe in der Röhre

sehen kann, eine der Schnittkanten

ist gelb, die andere grau

wie ihre gesamte Außenseite.

Das Foto ist schwarzweiß und

so lenkt nichts von der Haltung

ab, mit der Isa Genzken

sich hier mit ihrem Werk zeigt.

Es sieht nach Chuzpe aus,

schließlich schuf kein anderer

etwas Vergleichbares, und ein

bisschen wirkt es auch so, als

balancierte hier jemand seine

Mitte aus.

Doch ohne fremde Hilfe ging

es nicht. Das Kunstmuseum

Basel Gegenwart zeigt eine

meterlange Installation ihrer

Zeichnungen zu den beiden

Werkgruppen der Hyperbolos

und Ellipsoiden auf Endlospapier.

„Meistens brauche ich

Fachleute“, schreibt Isa Genzken

Ende der 1970er Jahre. So

entstanden die Zeichnungen

in Zusammenarbeit mit dem

Informatiker Ralph Krotz, die

Skulpturen mit dem Schreiner

Hermann Hertel. Dass eine

solche Kooperation mit der

jungen Künstlerin entstand,

erzählt auch etwas über die

Experimentierfreude dieser

Jahre.

„Die Form sei rätselhaft und

merkwürdig trotz ihrer eigentlichen

Klarheit und Regelmäßigkeit.

Diese Skulpturen

berühren kaum den Boden

und scheinen zu fliegen“, beschreibt

Kuratorin Cora Rosevear

1978 die Werke in einem

Ausstellungsvorschlag für das

New Yorker MoMA, das 2013

der Künstlerin eine große Retrospektive

bereiten sollte. Wie

systematisch die Auseinandersetzung

der Künstlerin mit

dieser besonderen Form war,

zeigen die Zeichnungen in

Basel. Geringfügige Veränderungen

der Linienführung haben

Übergänge zur Folge. Und

die 30-teilige Serie von Zeichnungen

„Die Form entwickelt

sich daraus, dass jede der fünf

Farben jede andere Farbe berührt“

führt zu einer größeren

Variationsbreite als der Titel

erwarten lässt. Auf einer Art

Sockel von drei Schichten in

verschiedenen Grauwerten ist

eine Struktur eingebettet, die

mal mehr, mal weniger an ein

Kreuz erinnert. Dabei wandert

nicht nur die Farbe durch die

Gesamtkomposition, sondern

auch die Recht- und Vierecke.

Bei den Skulpturen kommt die

Farbe hinzu und diese machte

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OPEL IST ELEKTRISCH

Isa Genzken:

Installationsansicht

im Kunstmuseum

Basel

Foto: Julian Salinas ©2020,

Pro Litteris, Zürich

sie zu einer höchst sinnlichen

Angelegenheit.

Isa Genzken. Werke von

1973-1983.Kunstmuseum

Basel, Neubau, St. Alban

Graben 20. Di, Do-So

10-18 Uhr, Mi 10-20 Uhr.

Kunstmuseum Basel Gegenwart,

St. Alban Rheinweg, Di-

So 11-18 Uhr. Bis 24. Januar

2021.

Annette Hoffmann

Abbildung enthält Sonderausstattung

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erfolgt bei Erfüllung der Voraussetzungen und nach Zulassung des Fahrzeugs. Der Umweltbonus

endet mit Erschöpfung der bereitgestellten Fördermittel, spätestens am 31.12.2021.

Ein Rechtsanspruch besteht nicht. Nähere Informationen erhalten Sie bei uns. 3) Die genannten

Werte wurden anhand der WLTP-Testverfahren bestimmt (VO (EG) Nr. 715/2007 und VO (EU) Nr.

2017/1151).


12 KULTUR JOKER KUNST

Farbe als Passion

Anne-Sophie Tschiegg: „L’amour des commencements“–

eine Ausstellung in der Galerie Baumgarten in Freiburg

„Die Liebe zu den Anfängen“,

so nennt Anne-Sophie

Tschiegg ihre aktuelle Ausstellung

in der Galerie Baumgarten

in Freiburg. Und

wer könnte dieses besondere

Gefühl nicht nachvollziehen?

Dass dieser Zauber, der jedem

Anfang innewohnt, auch in

jedem neu begonnenen Bild

liegen kann, wird sofort offensichtlich,

wenn man die Galerieräume

in der Kartäuserstraße

betritt. Sie erstrahlen

in den Farben der französischschweizerischen

und im Elsass

lebenden Künstlerin Anne-

Sophie Tschiegg. Sie ist Jahrgang

1966 und ist, nach vielen

Jahren in Straßburg, wieder in

ihre Geburtsstadt Mulhouse

zurückgekehrt. Dort arbeitet

sie im Künstlerhaus Motoco,

einer ehemaligen Textilfabrik

aus dem 19. Jahrhundert die –

mittlerweile umgebaut – 140

Künstlerateliers beherbergt.

In dem lichtdurchfluteten, geräumigen

und unbeheizbaren

Atelier schafft sie ihre Gemälde.

Alle sind in Acrylfarbe auf

Leinwand gearbeitet und, bis

auf wenige Ausnahmen, ohne

Titel.

In ganz unterschiedlichen

Formaten widmet Tschiegg

sich drei klassischen Motivgruppen:

Landschaft, Porträt

und Pflanzen. Seit 30 Jahren

lassen diese Themen sie nicht

los. Ein zunächst als Landschaft

gedachtes Bild kann in

ein Porträt münden und Pflanzen

können zu Landschaften

werden. In den Anfängen haben

die Bilder oft noch etwas

Suchendes. Die Dinge sind

fließend und finden erst nach

einiger Zeit ihre eigentliche

Form. Man sieht es ihren Werken

nicht an, sie wirken so

leicht dahingeworfen, so vollkommen

im Gleichgewicht

und doch sind sie Schicht um

Schicht erarbeitet. Immer wieder

abgeschabt und übermalt,

in zahllosen Farbaufträgen

entstehen die fertigen Gemälde.

Nur in seltenen Fällen geht

alles ganz einfach und mit gelösten,

sicheren Pinselschwüngen

setzt die Künstlerin ihr

Thema um. Als ihre einzige,

wirkliche Herausforderung

nennt sie: „die überraschende,

völlige Veränderung“.

Ihre große Passion ist die

Farbe und vergleicht man die

vor sieben, acht

Jahren gemalten

Bilder mit

den heutigen, ist

die auffallende

Veränderung

ins Lichte und

Leuchtende der

Farbpallette frappierend.

Die Farbe

spielt in Anne-

Sophie Tschieggs

Malerei die entscheidende

Rolle.

Wenn sie Ohren

rot aufscheinen

lässt oder ein Gesicht

violett einfärbt,

eine Mundpartie

grasgrün

umrandet und

eine Nase pink

einfärbt, so stellt

sie sich damit

in eine hundert

Jahre alte künstlerische

Tradition.

Angefangen

mit Matisse, den

Fauves und dem

Expressionismus

hat diese Tradition

nie aufgehört und wird stetig

von Künstler*innen aktuali-

Anne-Sophie Tschiegg: o. T., Acryl auf Leinwand, 2019 Foto: Galerie Baumgarten

siert. So auch in der Malerei

von Anne-Sophie Tschiegg,

die bei aller Bezugnahme auf

Vorbilder sehr im Hier und

Jetzt und voller Neugierde in

die Zukunft orientiert ist. Ihre

Präsenz auf Instagram ist beeindruckend

und macht eine

Homepage für sie überflüssig.

Das unmittelbare Erleben, das

sinnliche Eintauchen in die

Malerei kann jedoch durch

keine Technik ersetzt werden,

also hingehen und anschauen.

Anne-Sophie Tschiegg

„L’amour des commencements“,

Galerie Baumgarten

Freiburg. Bis 22. Dezember

2020.

Christiane Grathwohl

Offene Werkstatt

Do–So 03.–06.12. / Do–So 10.–13.12

jeweils 12–18 Uhr

und nach Absprache jederzeit möglich

Mit Arbeiten von

Sebastian Derksen, München

Im großen Atelierraum mit

Hygienekonzept können wir uns sicher

begegnen.

Ich freue mich auf Sie!

Burgdorfer Weg 19, 79108 Freiburg

Tel: 0761–2859954, info@saskia-derksen.de

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Anne-Sophie Tschiegg: o. T., Acryl auf Leinwand, 2020

Foto: Galerie Baumgarten

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KUNST KULTUR JOKER 13

Valie Export: Fragmente der

Bilder einer Berührung, 1994;

Ausstellung „Valie Export:

Archiv“, Kunsthaus Bregenz,

2011

Foto: Markus Trettner

Copyright: Valie Export, VG Bild-Kunst, Bonn

2020, Courtesy Valie Export

Valie Export: Body Sign Action, 1970,

s/w Fotografie

© Valie Export, VG Bild-Kunst, Bonn 2020, Courtesy

Valie Export

Valie Export: Brückendreieck Var. A, 1982, s/w Fotografie

Copyright: Valie Export, VG Bild-Kunst, Bonn 2020, Courtesy Valie Export

Ikone feministischer Kunst

„Valie Export. Fragmente einer Berührung“ – Ausstellung in der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden

Im Halbdunkel tauchen

Glühbirnen in durchsichtige

Behälter mit Flüssigkeit ein,

gemächlich tauchen sie wieder

auf, und wieder ein. Es

ist schon fast meditativ, diese

Installation zu betrachten, obwohl

sie ganz anders gemeint

ist. „Fragmente der Bilder einer

Berührung“ hat die Künstlerin

Valie Export ihre 1994

geschaffene raumfüllende Installation

genannt. Die Staatliche

Kunsthalle Baden-Baden

hat ihre Retrospektive zum

80. Geburtstag Valie Exports

danach benannt: „Fragmente

einer Berührung“ zeigt eine

kleine, aber feine Auswahl

von Installationen, Videos und

Fotografien aus verschiedenen

Schaffensperioden der österreichischen

Künstlerin.

Man könnte leider auch von

„Fragmenten einer Ausstellung“

sprechen, denn kaum

wurde sie am 30. Oktober eröffnet,

musste sie auch, wie

alle anderen Ausstellungen,

wegen Corona den November

über schließen. Dabei stehen

die Kinosessel vorbildlich

vereinzelt, in ausreichendem

Sicherheitsabstand, in dem

Raum, der den vier ausgewählten

Videos gewidmet ist,

die Valie Export zwischen

1977 und 1986 gedreht hat. So

könnte man in aller Ruhe zum

Beispiel „Unsichtbare Gegner“

anschauen. Export lässt

diesen Film wie einen Sci-Fi-

Thriller beginnen, um dann

der Protagonistin Anna bei ihren

Recherchen zu folgen, die

sich bald um gesellschaftliche

Konflikte drehen.

Bis heute legendär ist Valie

Exports künstlerischer Beitrag

zur sexuellen Revolution.

1968 lud sie, mitten auf einem

belebten Platz, alle Passanten

ein, ihre Brüste zu berühren.

Nicht einfach so, natürlich.

Ein vorgeschnallter Karton mit

zwei Öffnungen für die Hände

stellte sozusagen den Kinosaal

dar für Exports „TAPP und

TASTKINO“. Sie ließ ihre Aktion

filmen, und die gefilmten

Reaktionen der Menschen damals

sind bis heute spannend

zu sehen. Export hat sich damit

ihren bleibenden Ruf als feministische

Künstlerin erworben.

Ihren Körper setzte die

Künstlerin gern als Mittel für

ihre Kunst ein. In der Fotoserie

„Körperkonfigurationen“

(1972-1976) zeichnete Valie

Export mit ihrem Körper architektonische

Formen oder

auch einfach eine Kurve nach.

Aber so ganz will sich ihr Körper

nicht in die Architektur

einpassen – für die Künstlerin

ein klares Zeichen, dass die

weibliche Anatomie und die

von Männern geschaffene Architektur

des 19. Jahrhunderts

einen Gegensatz bilden.

Die Frau auf dem Weg

zu einem in jeder Hinsicht

selbstbestimmten Leben ist

das Grundthema von Exports

Kunst, und in der Umsetzung

ging die Künstlerin gern schockierend

radikale Wege. Das

zeigt sich auch in den großen

Fotografien der „Body Sign

Action“. 1970 ließ sich Valie

Export in einer öffentlichen

Aktion das Tattoo eines

Strumpfbands in den Oberschenkel

stechen. Damals

galten Tätowierungen schon

per se als zweifelhaft, und die

Großaufnahmen des nackten

Unterkörpers mit dem tätowierten

Strumpfband dürften

die Gemüter gründlich erhitzt

haben. 50 Jahre später gelingt

es der Künstlerin immer noch,

mit „Body Sign Action“ ein

Nachdenken anzuregen darüber,

dass von jungen Frauen

erwartet wird, sexy zu sein.

Der Alltag von Frauen wird

in vielen Ländern bis heute

durch schlecht bezahlte Arbeit

wie dem Nähen geprägt,

man denke nur an die Kleiderfabriken

in Bangladesh.

Gigantische Nadeln senken

sich unter ohrenbetäubendem

Krach bedrohlich Richtung

Boden, und würde man den

Hintergrund der 1996/97 entstandenen

Installation „Nadel“

nicht kennen, dächte man bei

ihrem Anblick an die Horrorgeschichten

von Edgar Allan

Poe.

Völlige Stille herrscht in der

jüngsten der ausgestellten,

raumfüllenden Installationen.

Ein Wald aus Köpfen auf

Stelen. Aber etwas Entscheidendes

fehlt den aus Aluminium

und Bronze gegossenen

Köpfen: das Gesicht. Lauter

seelenlose Hüllen, wohin man

blickt. Der Mensch dahinter

ist verloren gegangen, zurück

blieb ein Fragment. Bleibt zu

hoffen, dass die Ausstellung

selbst nicht durch den Lockdown

zum Fragment wird.

1.12.2020 bis 31.12.2020

Infos unter:

„Valie Export. Fragmente

einer Berührung“, Staatliche

Kunsthalle Baden-Baden,

Lichtentaler Allee 8a. Di-So

18-18 Uhr, Eintritt 7€, erm. 5€,

freitags frei, www.kunsthallebaden-baden.de.

Verlängert

bis 28.02.2021

Nike Luber

Blut spenden

und genießen


14 KULTUR JOKER KUNST

Kein Platz für Gleichgültigkeit

„Gero Hellmuth: Schrei der Kriegskinder / Malerei gegen das Leid“

in der Katholischen Akademie Freiburg

Gero Hellmuth: „Schrei“ aus dem Zyklus „Schrei der Kriegskinder“,

Acryl auf Leinwand

Foto: Kath. Akademie Freiburg

Malen, um denen eine Stimme

zu geben, die keine haben!

Das ist die Absicht des Künstlers

Gero Hellmuth. Seit einigen

Jahren widmet er sich

dem Thema der Kriegskinder.

Die Flüchtlingsströme 2015

lösten in ihm Erinnerungen an

seine frühe Kindheit aus. Das

Schicksal von Vertreibung und

Flucht hat er am eigenen Leib

erfahren. 1940 in Neustrelitz

in Mecklenburg geboren, erlebte

er als Fünfjähriger die

Angst und Entbehrungen auf

der Flucht nach Westen. Über

Schleswig-Holstein gelangte

er nach Süddeutschland, absolvierte

in Stuttgart sein Abitur

und studierte Malerei in den

1960er Jahren an der Staatlichen

Akademie der Bildenden

Künste Karlsruhe. Auch mit

Freiburg verbinden ihn einige

Studienjahre. Seit 1971 lebt

Gero Hellmuth in Singen am

Bodensee.

Überzeugt von der Möglichkeit,

dass Kunst aufrütteln

kann umkreist er in seinem

Gemälde-Zyklus „Schrei der

Kriegskinder“ das Thema der

Traumatisierung von Kindern

mit Kriegserlebnissen.

Mal mit expressiver Gestik,

leuchtenden Rottönen, die an

Blut und Flammen erinnern,

mal verhaltener in grauweißen

Tönen und angedeuteter Bildsymbolik

variiert der Künstler

das Thema. So anklagend, fast

pathetisch der Titel des Zyklus

zu sein scheint, so differenziert

und variantenreich sind die

einzelnen in der Tradition des

Informell und der gestischen

Malerei stehenden Gemälde.

Wer sich vor Bildüberforderung,

vor gemaltem Grauen

und Schrecken fürchtet, wird

in der Ausstellung eines Besseren

belehrt. Die Werke sind

in weitgehend abstrakter Bildsprache

gehalten, durchzogen

von Zeichen und Symbolen.

Häufig findet man Schrift,

verwischte Buchstaben, nur

einzelne Worte sind zu entziffern.

So findet sich das Wort

Hindernis, leuchtend weiß auf

schwarzem Grund, nur die

ersten vier, fünf Buchstaben

sind zu lesen. Auch Zahlenreihen

sind zu erkennen. Die

Zahl 19 taucht wiederholt auf.

Für den Künstler selbst sind

sie mit einer Erfahrung aus der

Kindheit verbunden.“ Die Zahl

19 verwende ich, wenn das

Bild-Thema die Verletzung der

Würde des Menschen berührt.

Anlass dazu waren Filmdokumente

über die Befreiung des

Konzentrationslagers Auschwitz

durch die Rote Armee am

27. Januar 1945. Eine Kamera

zeigte die ersten Schritte der

Befreiten auf dem Weg in die

Freiheit. Ich sah die in den Arm

eines Häftlings eingebrannte

Nummer. Sie begann mit 1,

dann 9, weitere Zahlen folgten.

Diese 19 wurde für mich ein

Symbol für den seines Gesichts,

seines Namens, seiner

Würde beraubten Menschen.“

Gero Hellmuth engagiert sich

schon seit vielen Jahren in der

Zusammenarbeit mit Künstlern

aus Israel und Polen. Gemeinsam

will man Zeichen

setzen für Aussöhnung und

gegen Krieg und Zerstörung.

Anlässlich der Freiburger Ausstellungist

es zu einem Projekt

mit den Domsingknaben gekommen.

Der Chorleiter Prof.

Boris Böhmann hat eine eigene

Komposition, basierend

auf dem Psalm 130 „Aus der

Tiefe rufe ich, Herr, zu dir“ geschaffen,

die eigentlich bei der

Eröffnung aufgeführt werden

sollte. Corona bedingt kam es

nicht dazu. Auf der Homepage

der Katholischen Akademie

kann ein Video mit dem unterlegten

Gesang der Domsingknaben

abgerufen werden

(www.katholische-akademiefreiburg.de).

In dieser Ausstellung

ist kein Platz für Gleichgültigkeit.

Die Bilder sind ein

Appell, der zum Nachdenken

anregtund zu mehr Menschlichkeit

auffordert. In dieser

Ausstellung ist kein Platz für

Gleichgültigkeit. Die Bilder

sind ein Appell, der zum Nachdenken

anregt und zu mehr

Menschlichkeit auffordert.

„Gero Hellmuth: Schrei der

Kriegskinder / Malerei gegen

das Leid“, Kath. Akademie

Freiburg. Bis 23.12.2020.

Christiane Grathwohl

MUSEEN & AUSSTELLUNGEN

FREIBURG

Archäologisches Museum Colombischlössle

- „freiburg.archäologie - Leben vor der

Stadt“-29.08.21

Augustinermuseum

- „Der Schatz der Mönche - Leben

und Forschen im Kloster St. Blasien“

-11.04.21

Haus der Grafischen Kunst

- „Verwandlung der Welt - Meisterblätter

von Hendrick Goltzius“

-31.01.21

Cabana

- „As Caras de Rita Lobo“-30.01.

E-Werk - Galerie 1+2

- „Regionale21: Emeka Udemba

#Another day in Paradise“ -07.02.

- „Regionale21: Songs from the end of

the world“ -07.02.

Faulerbad

- „Kunst auf der Liegewiese“ -12.06.21

Galerie Albert Baumgarten

- „Anne-Sophie Tschiegg“ -22.12.

Galerie Artkelch

- „Collector‘s Delight“ 16.01.-10.02.21

Galerie Claeys

- „Mensch sein: Skulpturen und

Bildnisse“-06.02.21

JVA Freiburg

- „Strafraum - Absitzen in Freiburg“

-27.03.21

Kunst Koch

- „Gestern - Heute - Morgen / 60 Jahre

Reinhold-Schneider-Preis“-31.03.21

Museum Für Neue Kunst

- „Modern Love (or Love in the Age of

Cold Intimacies)-07.03.21

Museum für Stadtgeschichte

- „freiburg.archäologie - 200 Jahre

Forschen in der Stadt“-21.02.21

Peac Museum

- „Nearby - Wie Bilder zeigen“

-28.03.21

Wohntstift Freiburg

- „Bernhard Malin“-31.01.21

BASEL

Antikenmuseum

- „Die Griechen und ihre Welt - Identität

und Ideal”

(ständig)

- „Oriental Grand Tour. Fotografien

aus der Sammlung Ruth und Peter

Herzog“ -13.12.

Fondation Beyeler

- „Der Löwe hat Hunger / Sammlungspräsentation“-28.03.21

- „Roni Horn: You are the Weather /

Fokus-Ausstellung“-17.01.21

- „Rodin / Arp“13.12.-16.01.21

Haus der elektronischen Künste

- „Shaping the Invisible World: Digitale

Kartografie als Werkzeug des

Wissens“21.01.-14.03.21

- „Regionale21: Expanded Video

Works“-03.01.21

Historisches Museum Basel

- „Grenzfälle - Basel 1933-1945“

.-28.03.21

- „Wildsau und Kopfsalat“ -31.12.21

Kunsthalle Basel

- „Raphael Hefti: Salutary Failures“

-03.01.21

- „Lydia Ourahmane: Barzakh“

15.01.-05.04.21

- „Joachim Bandau: Die Nichtschönen,

Werke / Works 1967-1974“

29.01.-18.04.21

Kunsthaus Baselland

- „Lena Eriksson: Tag und Nacht

freihalten“-31.12.

Kunstmuseum Basel

- „Isa Genzken: Werke von 1973-

1983“-24.01.21

- „Rembrandts Orient: westöstliche

Begegnung in der niederländischen

Kunst des 17. Jahrhunderts“ -14.02.21

- „Rembrandts Radierungen“-24.01.21

- „Continuously Contemporary“

-10.01.21

Museum Tinguely

- „Katja Aufleger. Gone“-14.03.21

- „Impasse Ronsin. Mord, Liebe und

Kunst im Herzen von Paris“ -05.04.21

S AM

- „Tsuyoshi Tane: Archaeology Of The

Future“-28.02.21

Spielzeug Welten Museum

- „Denim - stylisch, praktisch, zeitlos“

-05.04.21

- „Patriotischer Weihnachtsschmuck“

-14.02.21

ANDERE ORTE

Amsterdam (NL)

Foam Fotografiemuseum

- „Alec Sloth: I Know How Furiously

Your Heart is Beating“-06.12.

- „Remsen Wolff: Amsterdam Girls“

-06.12.

- „Laia Abril: A History of Misogyny,

Chapter Two: On Rape“ -10.01.21

The Ravestijn Gallery

- „Ruth van Beek: The Nursery“

-16.01.21

Van Gogh Museum

- „Jean-Luc Mylayne“-14.02.21

Augsburg

Galerie Noah

- „Von Berlin in die Berge“-31.01.21

Baden-Baden

Kunsthalle

- „Valie Export: Fragmente einer

Berührung“-28.02.21

Museum LA8

- „Baden in Schönheit. Die Optimierung

des Körpers im 19. Jahrhundert“

-28.02.21

Museum Frieder Burda

- „Soulages: Malerei 1946-2019“

-28.02.21

BARCELONA (E)

Fundación Mapfre

- „Bill Brandt“ -24.01.21

- „Paul Strand“ -24.01.21

BERLIN

Galerie Brockstedt

- „Tino Geiß: Gemälde und Collagen“

-30.01.21

Galerie Crone

- „Peter Welz“-23.12.

Hamburger Bahnhof

- „Katharina Grosse: It Wasn‘t Us“

-10.01.21

- „Michael Schmidt. Retrospektive“

-17.01.21

Museum für Kommunikation

- „On Air - 100 Jahre Radio“

-29.08.21

Museum in der Kulturbrauerei

- „Nahaufnahme Ostdeutschland“

-11.04.21

Dokumentationszentrum des

Terrors

- „Der kalte Blick. Letzte Bilder jüdischer

Familien aus dem Ghetto von

Tarnów“-11.04.21

Schwules Museum

- „Intimacy: New Queer Art From

Berlin And Beyond“ -25.02.21

BERN (CH)

Alpines Museum der Schweiz

- „Fundbüro für Erinnerungen: N°1

Skifahren“-28.02.21

Kunstmuseum Bern

- „Crazy, Cruel and full of Love“

-14.02.21

- „Daros Latinamerica Collection“

-21.03.21

Zentrum Paul Klee

- „Mapping Klee“-24.01.21

BIETIGHEIM-BISSINGEN

Städtische Galerie

- „Keine Schwellenangst! Die Tür

als Motiv in der Gegenwartskunst“

-21.02.21

Bonn

Bundeskunsthalle

- „Julius von Bismarck: Feuer mit

Feuer“-24.01.21

BREGENZ (A)

Kunsthaus Bregenz

- „KUB Basement: Marcel Bascoulard“

16.01.-14.03.21

- „Jakob Lena Knebl & Ashley Hans

Scheirl: Seasonal Greetings“-14.03.21

Vorarlberg Museum

- „Grafische Provokation“ - Reinhold


KUNST KULTUR JOKER 15

‚Nolde‘ Luger-13.04.21

- „19 Krippen aus Vorarlberg“-17.01.21

BREMEN

Kunsthalle

- „The Picasso Connection. The Artist

and his German Gallerist“

-21.03.21

BREISACH

Museum für Stadtgeschichte

- „Ausstellung zur Geschichte der

Stadt Breisach am Rhein” (ständig)

BRUCHSAL

Schloss Bruchsal

- „Busy Girl - Barbie macht Karriere“

-21.02.21

BRÜSSEL (BEL)

Galerie Templon

- „Le bouillon d‘onze heures“-19.12.

Donaueschingen

Museum Art.Plus

- „Vollgas - Full Speed“-11.04.21

DRESDEN

Deutsches Hygienemuseum

- „Im Gefängnis. Vom Entzug der

Freiheit“-31.05.21

- „Future Food. Essen für die Welt von

morgen“-21.02.21

DÜREN

Leopold-Hoesch-Museum

- „Piktogramme, Lebenszeichen,

Emojis: Die Gesellschaft der Zeichen“-07.02.21

DÜSSELDORF

Kunstpalast

- „Caspar David Friedrich und die

Düsseldorfer Romantik“

-07.02.21

K20 Kunstsammlung

- „Thomas Ruff“-07.02.21

ENDINGEN

Galerie Altes Küferhaus

- „Sammlung“

-immer Freitags 18-20 Uhr

FRANKFURT am main

Art Foyer DZ Bank

- „Win-Win. Synergien in der Kunst“

-13.02.21

Caricatura Museum

- „Hurzlmeiermalerei“-28.11.21

- „Hauck & Bauer: Cartoons“-07.03.21

GRAZ (A)

Neue Galerie Graz

- „Kunst-Kontroversen“-22.08.21

- „Ladies First!“ -21.02.21

- „Dominik Steiger - Tagtraumarbeiter“-31.01.21

Hamburg

Deichtorhallen

- „Matt Black American Geography“

-03.02.21

- „William Kentridge“ -18.04.21

Jenisch Haus

- „Der Traum vom Süden“ -18.01.21

Museum der Arbeit

- „Die Nacht. Alles außer Schlaf“

-12.07.21

HEIDELBERG

Kurpfälzisches Museum

- „Friedrich Dürrenmatt. Karikaturen“

-07.02.21

Sammlung Prinzhorn

- „Grenzgänger zwischen Kunst und

Psychiatrie / Werke der Sammlung

Kraft“-28.03.21

Karlsruhe

Badisches Landesmuseum/

Schloss

-„HumAnimal - Das Tier und Wir“

-25.04.21

- „Räuber Hotzenplotz Mitmachausstellung

für Familien“ -25.04.21

Naturkundemuseum

- „Kosmos Kaffee“-06.06.21

Staatliche Kunsthalle

- „Francoise Boucher. Künstler des

2 0 1 0 - 2 0 2 0

10 Jahre

EMS

Nur nach Anmeldung:

• Info-Abende

Do, 21. und Fr, 22. Januar 2021

• Schulhausführungen

Fr, 22. und Sa, 23. Januar 2021

Rokoko“-07.02.21

Junge Kunsthalle

- „Volle Kanne Kunst“-14.03.21

Städtische Galerie

- „Verborgene Spuren. Jüdische

Künstler*innen, Architekt*innen und

Fotograf*innen in Karlsruhe“

-28.02.21

- „Daniel Roth: Stac Lee“-14.03.21

ZKM

- „Writing the History of the Future -

Die Sammlung des ZKM” -08.08.21

- „ZKM-Gameplay - The next Level”

-30.01.22

KIEL

Kunsthalle zu Kiel

- „Right here. Right now. Jeppe Hein

zu Gast in der Sammlung“-21.02.21

KOCHEL AM SEE

Franz Marc Museum

- „Anselm Kiefer: Magnum“-21.02.21

KÖLN

Galerie Drei

- „Anna Virnich: Geflüster“-16.01.21

LICHTENSTEIN (LIE)

Kunstmuseum Lichtenstein

- „Parlament der Pflanzen“-17.01.21

- „Imi Knoeble“ 31.01.21

LÖRRACH

Dreiländermuseum

- „Kunst und Nationalsozialismus“

-30.05.21

- „Gefeiert und gefürchtet“ -30.05.21

LUDWIGSHAFEN

Wilhelm Hack Museum

- „Waldemar Zimbelmann“-31.01.21

MADRID (E)

Fundación Mapfre

- „Lee Friedlander“-10.01.21

MAILAND (I)

Fondation Cartier

- „La lotta Yanomami at Triennale

Milano“-07.02.21

Mannheim

Kunsthalle Mannheim

- „Grenzenlos – Michael Buthes

Künstlerbücher“-07.03.21

- „Anselm Kiefer“-06.06.21

Reiss-Engelhorn-Museen

- „Marc Erwin Babej: Yesterday -

Tomorrow, Die Wiedergeburt der

ägyptischen Kunst nach 2000 Jahren“

-31.01.21

- „Chromatik - Klang der Farben in

der modernen Glaskunst“-17.01.21

- „In 80 Bildern um die Welt“-04.07.21

- „Jörg Brüggemann: Wie lange noch“

-24.05.21

MARBACH

Literaturmuseum der Moderne

- Hölderlin und die Sprachen der

Poesie“-01.08.21

METZ (F)

Centre Pompidou

- „Der Himmel als Atelier. Yves Klein

und seine Zeitgenossen“ -01.02.21

MULHOUSE

Schlumpf Muséum

- „Pop Lamborghini“-10.01.21

MÜNCHEN

Lenbachhaus

- „Slawomir Elsner: In der Samlung

blauer Reiter“-07.02.21

Pinakothek der Moderne

- „Gegenüber“-28.02.21

- „Hanne Darboven, Günther Förg, Sol

Lewitt“-31.07.21

- „Georg Baselitz. Die Schenkung“

-31.12.21

Villa Stuck

- „Maya Schweizer: Stimmen“

-24.01.21

PARIS (F)

Centre Pompidou

- „Prix Marcel Duchamp 2020 - The

Immer aktuell:

www.ems -

freiburg.de

Merzhauser

Str. 136

Freiburg

Nominees“-04.01.21

Galerie Cartier

- „Sarah Sze: Night into Day“-07.03.21

- „Artavazd Pelechian: Nature, The

Season“-07.03.21

Galerie Esther Woerdehoff

- „Thomas Jorion: Veduta“ -16.01.21

Galerie Templon

- „Gregory Crewdson, Jim Dine“

-23.01.21

Maison de Victor Hugo

- „Francois Auguste Biard, peintre

voyageur“-07.03.21

OFFENBURG

Städtische Galerie Offenburg

- „Peter Bosshart“ -21.02.21

RHEINFELDEN

Galerie Haus Salmegg

- „Keramik und Kalligraphie“-03.01.21

RIEGEL

Galerie Messmer

- „André Evard: Herbstträume“b.a.w.

Kunsthalle Messmer

- „Fantastische Bildwelten - Bilder

und Skulpturen“-31.01.21

ROTTWEIL

Erich Hauser Kunststiftung

- „Sammlung“-ständig

SINDELFINGEN

Schauwerk

- „There is another way of looking at

things“-24.05.21

SINGEN

Museum Art & Cars

- „Gianni Versace: Retrospective“

-21.04.21

SPEYER

Historisches Museum der Pfalz

- „Medicus: Die Macht des Wissens“

-13.06.21

- „Der Grüffelo“-27.06.21

STRASBOURG (F)

Archäologisches Museum

- „Archäologische Sammlung“

-28.06.21

Museum für bildende Kunst

- „Wofür wurden Bilder gemalt, als es

noch keine Museen gab?“-02.08.21

ST. Gallen (CH)

Kunstmuseum

- „Adrian Schiess. Malerei 1980-2020“

-07.02.21

- „Welt am Draht“ -07.03.21

ST. Märgen

Kloster Museum

- „Holzräderuhren“-2021

STUTTGART

Kunstmuseum

- „Wände | Walls“-31.01.21

- „Frischzelle_27: Claudia Magdalena

Merk“-19.09.21

- „Kamm, Pastell und Buttermilch“

-27.06.21

Kunststiftung

- „feste feiern wie sie fallen“-23.01.21

Landesmuseum

- „Fashion?! Was Mode zu Mode

macht“-25.04.21

Schacher - Raum für Kunst

- „Klaus Heuser: Mehrschichtig. Restrospektive

zum 80sten“ -16.01.21

Staatsgalerie

- „Mit allen Sinnen! Französischer

Impressionismus“-07.03.21

SYKE

Kreismuseum Syke

- „Mitteleuropäische Goldfunde der

Bronzezeit“ -Ende März 21

TÜBINGEN

Kunsthalle

- „Skulpturale Visionen des Körperlichen“-07.03.21

ULM

Kunsthalle Weishaupt

- “Intermezzo - Die Sammlung als

Zwischenspiel“b.a.w.

VADUZ (LIE)

Landesmuseum Lichtenstein

- „Global Happiness - Was brauchen

wir zum Glücklichsein?“-27.02.21

WALDENBUCH

Museum Ritter

- „Vera Molnar: Promenades en carré“

-11.04.21

- „Highlights. Lichtkunst aus der

Sammlung“-11.04.21

Waldkirch

Vitra Design Museum

- „Home Stories. 100 Jahre 20 visionäre

Interieurs“-28.02.21

- „Gae Aulenti. Ein kreatives Universum“-18.04.21

- „Typologie. Eine Studie zu Alltagsdingen“-24.01.21

WATTWILLER (F)

Fondation Francois Schneider

- „Fragments éphémères“-03.01.21

WEIL AM RHEIN

Museum Weiler Textilgeschichte

- „Knopf dran! Eine Kulturgeschichte

der Knöpfe“ -17.01.21

WEIL-FRIEDLINGEN

Museum Weiler Textilgeschichte

- „Knopf dran! Eine Kulturgeschichte

der Knöpfe“-17.01.21

Wien (A)

Bank Austria Kunstforum

- „Daniel Spoerri“-27.06.21

Belvedere

- „Maja Vukoje“-25.04.21

Kunstforum

- „Gerhard Richter: Landschaften“

-14.02.21

Kunsthistorisches Museum

- „Beethoven bewegt“-24.01.21

- „Böser Kaiser - Eine Ausstellung

des Münzkabinetts“-28.02.21

MUMOK

- „Andy Warhol Exhibits“-31.01.21

- „Hugo Canoilas. On the extremes of

good and evil“ -28.02.21

„Defrosting the Icebox“ -31.01.21

WINTERTHUR (CH)

Fotomuseum

- „Street. Life. Photography“-10.01.21

WOLFSBURG

Kunstmuseum Wolfsburg

- „In aller Munde. Von Pieter Bruegel

bis Cindy Sherman“-05.04.21

zell am harmersbach

Museum Villa Haiss

- „4+1 - Wechselausstellung“b.a.w.

- „Valery Koshlyakov: Pompejanische

Fragmente“-27.12.

Bitte beachten Sie, dass Museen in

Deutschland vorerst bis zum

10. Januar geschlossen haben.

Galerien sind weiterhin geöffnet.

ZÜRICH (CH)

Kunsthaus

- „ Im Herzen wild. Die Romantik in

der Schweiz“ -14.02.21

- „Ottilie W. Roederstein: Retrospektive“-05.04.21

Migros Museum für Gegenwartskunst

- „Potential Worlds 2: Eco-Fictions“

-21.02.21

Museum Haus Konstruktiv

- „Amalia Pica: Round table (and other

forms)“-17.01.21

Photobastei

- „Zürich - Schwarz auf Weiss“

-06.12.

Strauhof

„Kosmos Dürrenmatt“-10.01.21


16 KULTUR JOKER Literatur

© ArtMediaVerlag

Ein Experte für die Zeitenwende

Philipp Blom: „Das große Welttheater – Von der Macht der Vorstellungskraft in Zeiten des Umbruchs“

Nicht nur das große Welttheater

der Salzburger Festspiele,

weltweit bedeutendstes Festival

für klassische Musik und darstellende

Kunst, welches diesen

Sommer sein 100-jähriges Jubiläum

hatte, ist hier gemeint.

Aus diesem Anlass war der Historiker

und Philosoph Philipp

Blom beauftragt worden, etwas

beizutragen. Er hatte seitens der

Veranstalter freie Hand und hat

alles in die Waagschale geworfen,

was ihm zur Verfügung

steht. Seine Überlegungen und

Betrachtungen gehen weit über

die unmittelbaren Fragen der

Bühnenkunst hinaus. Die Festtagsschrift

wurde zu einem brillanten

und äußerst anregenden

Essay.

Bloms Ansatz: „Das große

Welttheater ist ein Ort, an dem

die Welt sich neu erfinden

kann“. In dem schmalen Bändchen

öffnen sich weite Räume

für neue Ideen und gedankliche

Experimente. In einem

spannend geführten dramaturgischen

Bogen wird uns das

Schauspiel der 4000-jährigen

Menschheitsgeschichte vorgeführt,

dessen Hintergrund, wie

könnte es anders sein, zwielichtig

gestimmt ist. Denn: „Nach

dem klassischen Verständnis

des Dramas ist die Welt längst

in der Krisis angekommen. Was

aber danach kommen mag, eine

Katastrophe oder der Schimmer

einer Katharsis, ist völlig

offen. Das Welttheater wartet

auf Akteure, um eine andere

Erzählung zu beginnen.“ Einen

Abstand zur derzeitigen Lage

schafft Philipp Blom dadurch,

dass er drei entscheidenden,

weit zurückliegenden historischen

Menschheitskrisen mit

ihren Zäsuren und Umbrüchen,

den daraus hervorgegangenen

Bewusstseinswandlungen und

Entwicklungsschüben nachgeht.

Das ist die sogenannte Kleine

Eiszeit um die zweite Hälfte des

16. Jahrhunderts, die Epoche

der Aufklärung und der Erste

Weltkrieg. Mit diesem historischen

Abstand wird der Blick

auf unsere Gegenwart präzisiert

und erhellt. Im Vergleich zur gegenwärtigen

Krise eröffnen sich

überraschende Perspektiven.

Wie damals, so müssten auch

heute neue Ansätze des Denkens,

Lebens und Überlebens

gefunden werden.

„Das große Welttheater“ beschwört

die Magie der Bühne

als eine Projektionsfläche, einen

Ort der gemeinsamen Imagination,

wo Selbstergründung und

Selbstfindung stattfinden können.

Als Theaterkenner zeigt

Philipp Blom auf, dass William

Shakespeare zwar geahnt habe,

dass er in einer Zeit des Umbruchs

lebte, aber seine Stücke

beschrieben eine Weltsicht, die

sich seit der griechischen Tragödie

nicht wesentlich geändert

hatte. Seine Figuren zerbrechen

an unumstößlichen Verhältnissen

und sterben oft am Ende

schön, aber sie sterben eben.

Fast zweihundert Jahre nach

Shakespeare würden die Helden

von Friedrich Schiller zwar

auch tragisch scheitern an der

Macht der Verhältnisse, doch

mit einem entscheidenden Unterschied:

„Sie wollen die Welt

verändern, sie rebellieren nicht

gegen ihr persönliches Unglück,

sondern gegen die Ungerechtigkeit

der herrschenden Ordnung,

sie fordern Freiheit, Gleichheit

und Brüderlichkeit für alle.“

Obwohl sie sich selbst dafür

opfern, seien sie doch Vorboten

für eine neue Zeit, da sie einen

Anspruch erheben auf die Veränderung

der Gesellschaft, in

der alles ganz anders zugehen

könnte. Mit Schillers Dramen

im Klima der Aufklärung eröffnen

sich völlig neue Denkräume

und Bilder, und so müssten auch

mit der heutigen Krise wieder

neue Geschichten entstehen.

Als mögliche Versionen eines

solchen Erzählens nennt Philipp

Blom zum Beispiel Hygienedemonstrationen

und das Auftreten

von Globalisierungsgegnern.

Wo sich eigentlich nichts

mehr bewegt, alles in einem

Status quo stecken zu bleiben

scheint, kann ja jeder kleine

Anstoß schon von Bedeutung

sein. Mit Scharfsinn führt uns

der Historiker vor Augen, dass

die westliche Welt nicht trotz,

sondern gerade wegen ihres

Friedens und Wohlstands - der

auf Sklaverei, Ausbeutung,

Unterstützung von Diktatoren

und vor allem auf massiver

Umweltzerstörung basiert -, in

einer Krise steckt. Durch seine

Ansichten wurde Philipp Blom

schon als Untergangsprophet

bezeichnet, obwohl er nur konsequent

versucht, Fakten zu analysieren.

In seinem Essay „Das

große Welttheater“ erweist er

sich als ein Experte für die Zeitenwende,

der von Klarsicht und

Liebe zur Vernunft geleitet ist,

es auch an Ironie und Wärme

nicht fehlen lässt. Bereits für

den Philosophen Ludwig Wittgenstein

war die Welt vor allem

die Summe aller Tatsachen.

Aber Blom bleibt bei Tatsachen

und Fakten nicht stehen, denkt

sie auch weiter auf eine bisher

noch nicht vernommene Weise.

Das Internet und die Sozialen

Medien sieht er als einen bedenklich

faktenfreien Raum,

wo jeder Nutzer sich Fakten zurechtschustern

und Verschwörungstheorien

verbreiten kann.

Das unterwandere gefährlich

die eigentlichen, auch wissenschaftlich

belegbaren Tatsachen.

Neben seinen bisweilen meditativen

Betrachtungen, kommen

in Philipp Bloms großartigem

Essay auch die nackten Zahlen

nicht zu kurz. Zahlen etwa zum

angewachsenen CO2-Ausstoß

und zur Plastikvermüllung des

Planeten. Er rechnet vor, dass

1970, in seinem Geburtsjahr,

weltweit 35 Millionen Tonnen

Plastik produziert wurden.

Schon 2015 sind es 381 Tonnen

gewesen, und 2016 wurden

allein 480 Milliarden PET-

Flaschen verkauft. Die Zahlen

machen es überdeutlich: Der

Mensch ist weiter denn je davon

entfernt zu begreifen, dass

er ein Teil der Natur ist, die er

zerstört. Die Ordnung, in der

wir heute leben, führt Blom

zurück auf das biblische Gebot:

„Mach dir die Erde untertan.“

Diese Geschichte sei an

ihr Ende gekommen. Denn wie

sollte die Ausbeutung der Erde,

ein unendlich fortschreitendes

Wirtschaftswachstum bei endlichen

Ressourcen, auf Dauer

möglich sein? Es lässt sich nicht

mehr leugnen, dass die Zeichen

auf Sturm stehen, der Kampf

um die Zukunft begonnen hat.

Auf die Bühne seines Welttheaters,

ins Spotlight, stellt Philipp

Blom den Homo Sapiens

als ein Zwitterwesen zwischen

Hell und Dunkel, Gut und Böse.

Überdeutlich wird: Die „Krone

der Schöpfung“ (der Mann als

Macher) ist ins Wanken geraten.

Laufend verwandelt sich die

Welt als Bühne, in größerer

Geschwindigkeit denn je. Bei

nie dagewesenen, rasanten Entwicklungen

kommt die Politik

mit ihrem Parteiengezänk, ihren

Machtkämpfen und ausufernden

Debatten längst nicht mehr hinterher.

Auf Warnzeichen wird

zwar reagiert, aber kaum vorausschauend

gehandelt, zaghafte

Ansätze versanden schnell

im Tagesgeschäft. Es sind zähe,

oft lähmende Prozesse der Auseinandersetzung,

doch gibt es

für unsere parlamentarische,

demokratische Regierungsform

keine Alternative. Aber

auch eine Demokratie müsse

sich wandeln, in ihrem Selbstverständnis

ändern können. In

komplizierten Zeiten gibt es

nun einmal keine einfachen Lösungen,

und alle die das in der

Politik versprechen, möchten

zuallererst Wahlen gewinnen.

„Populistische Politiker“, stellt

Blom fest, „haben weltweit bewiesen,

dass große Teile ihrer

Gesellschaft es vorziehen, an

alten Geschichten festzuhalten,

anstatt sich neuen Realitäten zu

stellen.“ Gleichzeitig schwinde

damit die Möglichkeit in einer

akuten Krise angemessen zu

handeln und zu tun, was notwendig

ist. Im Zweifel sei ein

Rüstungsdeal wichtiger als eine

Uno-Resolution. Die kollektive

Erzählung von Wachstumsökonomie,

industrieller Moderne

und hemmungsloser Ausbeutung

unserer natürlichen Grundlagen

sei vorbei. „Neue Bilder

zu finden für diese Herausforderung

ist das Friedensprojekt

der Gegenwart“.

Dass uns die vertraute Welt

langsam abhanden kommt, ist

in den Augen des Historikers

nicht erst seit Corona der Fall.

Doch könnte diese Krise möglicherweise

eine Generalprobe

für viel größere, gewaltigere

Umwälzungen sein. An CO-

VID-19, sagte Blom in einem

Interview nach Veröffentlichung

seines Buches, interessiere ihn,

dass das Virus „kein lösbares

Problem“ sei. Ein Weg müsse

gefunden werden, sich mit dem

Rest der Natur, deren Teil wir


Literatur KULTUR JOKER 17

Der Autor Philipp Blom

Foto: Bogenberger Autorenfotos

nun einmal sind, „intelligent zu

arrangieren“. Die Pandemie sei

nur ein Symptom für viel größere

Probleme, eben auch ein

Zeichen dafür, dass es mit der

Herrschaft des Menschen über

die Natur an ein Ende komme.

Es müsse doch zu denken geben,

„dass ein kleiner blöder Virus

von einem Wet market irgendwo

in China die höchst entwickelten

Gesellschaften der Welt innerhalb

von wenigen Tagen völlig

lahm legen kann“. Wenn er,

Blom, die klimatischen Auswirkungen

des Raubkapitalismussystems

anspreche, bekomme er

zu hören: „Ja, tut uns schrecklich

leid, ist schon tragisch. Aber

man kann nichts dran machen,

die Wirtschaft muss weitergehen.“

Natürlich, doch eben

ganz anders, mit einem neuen,

besseren Ökonomieverständnis

wie bisher. Jetzt sehe man ja auf

einmal, dass Staaten durchaus

die Notbremse ziehen können.

Doch Philipp Blom ist leidenschaftlicher

Mahner und

Mutmacher zugleich. Sein Essay

ist ein flammendes, mitreißendes

Plädoyer für eine große,

weltweite Veränderung, in dem

Politisches und Privates, Historisches

und Visonäres in einen

Denkprozess eingebunden sind.

Nur eine einschneidende Veränderung

könne noch verhindern,

dass, in Bloms Worten, „unser

Planet zur Weltbühne eines

apokalyptischen Schauspiels

ohne Publikum wird“. Die Bühne

brauche ganz andere Figuren

und Geschichten, um eine neue

Wirklichkeit zu beschreiben

und Haltungen zu stärken, die

dieser Wirklichkeit angemessen

sind. Noch ließen sich nicht

diejenigen Figuren erkennen,

die einmal eine Schlüsselrolle

spielen könnten, aber gerade

in der jüngsten Vergangenheit

rekrutiere sich ein ganzer

Schwung neuer Akteure auf der

Weltbühne. Es hat sich schon

längst gezeigt, dass das demokratische

Projekt der Moderne

zum Gegenstand neuer sozialer

Konflikte werden wird.

Mit Optimismus alleine und

einem „Weiter so!“ kann es

keine Veränderung, kein Weiterkommen

mehr geben. Zumal

nicht mit einer Politik, die

in ihrer Verquickung mit der

Wirtschaft immer noch festhält

an der entleerten Formel

vom ewigen Wachstum. Eines

Fortschritts, der vor nichts Halt

macht, der Sicherheit und Wohlstand,

vor allem den Reichtum

von nur Wenigen garantieren

soll. „Politische Clowns und

Entertainer in internationalen

Führungspositionen sind die

logische Konsequenz einer Zivilisation,

deren Imagination

längst vermarktet wurde und

von kommerziellen Interessen

bewirtschaftet wird wie ein

Acker Kohl, einer Gesellschaft,

in der Celebrities die Helden

der gemeinsamen Geschichte

sind. ... Je stärker die disruptiven

Effekte des Klimanotstands

werden, desto größer wird das

Bedürfnis nach Sicherheit, nach

starken Männern, einfachen Lösungen,

nach Bestätigung und

Ausgrenzung.“ Das erleben wir

gerade. „Manchmal kann eine

neue Geschichte sich erst etablieren,

wenn die alte zu einer

Ruine zerfallen ist.“

Eine Hoffnung liegt besonders

auf den jungen, sich noch nicht

in festen Bahnen bewegenden

Menschen, die es sich nicht nehmen

lassen und darauf beharren,

noch etwas vor sich zu haben.

Könnten wir nicht mehr vertrauen

auf die Jugend, wäre in der

Tat alles zu spät. In seinem Fazit

hebt Philipp Blom eine Figur

hervor: „Ein schwedisches Mädchen

im Teenageralter mit langen

Zöpfen, ein unfreiwilliges

Weltgewissen mit Asperger-

Syndrom, eine moderne Jeanne

d’Arc, die einer korrupten

Gesellschaft den Spiegel vorhält

und deren einsam-trotziger

Appell an die Erwachsenen eine

globale Protestbewegung losgetreten

hat.“ So kommt der Historiker

am Ende auf die Bewegung

von „Fridays for Future“

zu sprechen, deren Weckrufe

für ihn ein Hoffnungsschimmer

sind. Und so bleibt auch

der Leser nach der Lektüre bei

allen erschütternden Befunden

nicht ganz hoffnungslos zurück.

Denn: „Vielleicht kann die Energie

einer weiter gedachten

Aufklärung tatsächlich neue

Geschichten beflügeln, neue Figuren

auf die Bühne stellen.“

„Das große Welttheater. Von

der Macht der Vorstellungskraft

in Zeiten des Umbruchs“ ist im

Paul Zsolnay Verlag erschienen,

hat 126 Seiten und kostet

18 Euro.

Peter Frömmig


18 KULTUR JOKER KULTOUR

Freiheitssinsel im Kleinen Wiesental

Der Kulturraum Rosenhof in Schwand ist eine

kulturelle Begegnungsstätte ohne Abgrenzung

„Eine Zukunft mit Vision ist

eine Zukunft mit Hoffnung.

Hoffnung ist Vertrauen in die

Bewegung des Lebens.“ Pilar

Buira Ferre

Die 1961 im spanischen Lleida

geborene Pilar Buira Ferre

ist nach gründlicher tänzerischer

Ausbildung bei internationalen

Tanzgrößen, darunter

auch Pina Bausch, viele Jahre

als Mitglied verschiedener

Tanzkompanien und Tanztheaterensembles,

aber auch

mit eigenen Produktionen in

zahlreichen Ländern der Welt

herumgekommen. Sie hat als

Dozentin für Modernen Tanz

an der Folkwangschule in Essen

und als Tanzpädagogin

und Choreografin beim Theater

Total in Bochum gearbeitet.

Sie kennt also als erfolgreiche

Künstlerin den Kulturbetrieb

von allen Seiten. Und trotzdem,

oder gerade deswegen,

hat die weltgewandte Kosmopolitin

1999 den Kulturraum

Rosenhof in Schwand, einem

Ortsteil von Tegernau im Kleinen

Wiesental, weitab von den

kulturellen Metropolen und

nur mit Aufwand erreichbar,

gegründet.

„Ich wollte frei von allen

institutionellen Zwängen

eine Stätte der kulturellen

Begegnung und des freien

Austauschs für Menschen

ohne jede Abgrenzung oder

Beschränkung schaffen.“ Sie

suchte lange nach einem geeigneten

Ort und fand ihn im

Rosenhof in Schwand auf den

Schwarzwaldhöhen. Zunächst

Mitte des 19. Jahrhunderts als

Bauernhof von Frieder Roser

Pilar Buira Ferre im parkartigen Garten des Rosenhofs in Schwand

Foto: E. Krieger

als „Roserhof“ erbaut, zog er

später wie magnetisch sehr

spezielle Menschen an. In den

1920er Jahren lebte dort der

aus der Krupp-Dynastie stammende

Tüftler und Erfinder

Oskar Jurnitschek, der dort die

Konservierung von Wurst und

Fertiggerichten in Dosen erfand.

Zehn Jahre danach folgte

als Besitzer Karl Scheurer, der

die Oberbadischen Angora-

Werke, später die noch heute

existierende „Medima“ gegründet

hatte und züchtete

dort Angorakaninchen. Dann

kam der Bauunternehmer Alfred

Meierhans. Er veranlasste

erhebliche Umbauten der Gebäude

und hinterließ überall

auf dem Gelände noch heute

vorhandene schmiedeeiserne

Blütenornamente, was zur Namensgebung

Rosenhof führte.

1982 scharte der Psychoanalytiker

Dieter Duhm eine Gruppe

Gleichgesinnter um sich, deren

freizügige Experimente neuer

Formen des Zusammenlebens

jedoch im Kleinen Wiesental

nicht sehr gut ankamen. Und

dann zogen 1999, nach einigem

Leerstand, Pilar Buira Ferre

und der Mediziner Andreas

Vogel mit ihren beiden Töchtern

auf dem Rosenhof ein.

„Jeder unserer Vorgänger hat

hier Impulse gesetzt und etwas

hinterlassen. Für mich ist

dies eine Wiese voller Blumen,

die ich zu einem neuen Strauß

zusammenfügen kann“, sagt

Pilar, die am liebsten nur mit

ihrem Vornamen genannt sein

möchte.

Schon bald organisierte sie

die ersten Konzerte und andere

Kulturveranstaltungen

und parallel dazu wurde eine

naturheilkundlich-ostheopatische

Praxis eingerichtet, die

neben der Patientenbetreuung

auch Ärzte und Therapeuten

aus aller Welt anzog, die die

damals noch sehr junge Therapiemethode

kennenlernen

wollten. Finanziert wurde das

Ganze wesentlich durch die

externe Arbeit von Pilar als

Choreografin, Tänzerin und

Tanzperformerin.

2003 gründete Pilar zusammen

mit ambitionierten Kulturfreunden

den Verein „Kulturraum

Rosenhof“ und das Veranstaltungsspektrum

kam so

richtig in Schwung. Es reichte

von Kammerkonzerten, Theateraufführungen,

modernen

Tanz-Performances, Kunstausstellungen

bis zu Tanz- und

Malworkshops und Zirkus- und

Theaterprojekten für Kinder.

Den Höhepunkt bildete das

alljährliche Tanzfestival. Dafür

konnte Pilar durch ihre guten

Kontakte Tanzkompanien und

Solokünstler aus ganz Europa

und Übersee gewinnen, die

das eigenwillige Projekt gerne

unterstützten. Der Rosenhof

entwickelte sich von einem Insidertipp

zur vielbesuchten und

-beachteten Kulturstätte.

Leider brannte 2010 die

für die Veranstaltungen ausgebaute

ehemalige Scheune

komplett aus und mit ihr Kostümfundus,

Ausstellungsräume

und der Wintergarten.

Im Musiksaal im Haupthaus

waren nur noch kleinere Veranstaltungen

möglich und an

Tanzperformances war nicht

mehr zu denken. Mit einer

provisorischen überdachten

Freiluftbühne konnte zwar das

Tanzfestival weiterhin stattfinden,

aber der Verein musste

sich Gedanken über eine neue

Zukunft machen. Ergebnis war

2013 eine neue Vision für den

Rosenhof, die nach langem bürokratischem

Hin und Her nunmehr

2021 in Angriff genommen

wird. Doch davon später.

Zwischenzeitlich entwickelte

Pilar 2010 mit „In Zeit Sprung“

ein Tanztheaterprojekt für

Frauen und Männer über 40 als

eine Einladung, sich selbst als

Persönlichkeit näher zukommen

und in sich „den Künstler

zu entdecken“, wie Pilar es gerne

formuliert. Über die Dauer

von sieben Monaten durchlaufen

die Teilnehmenden eine

Abfolge von Workshops in

den Sparten Tanz, Skulptur,

Malerei, Singen und Bodypercussion.

Am Ende werden die

Resultate vor Publikum in verschiedenen

Tanzperformances

präsentiert. In jedem Jahr waren

bisher die Klassen voll besucht,

für 2021 sind noch Anmeldungen

möglich.

Die erwähnte Vision 2013

beschreibt ein integriertes

Konzept verschiedener Komponenten.

Ein Theatersaal

soll als Voraussetzung für die

Fortführung des bisherigen

Veranstaltungsspektrums mit

dem Mittelpunkt Tanz neu

errichtet werden. Im Haus der

Gesundheit dreht sich alles um

spezielle humanistische Medizin-Ansätze

und schließlich

soll durch den Bau von Mietwohnungen

das solidarische

Zusammenleben von Familien

und Einzelpersonen gezielt und

bewusst generationenübergrei-


Kultour KULTUR JOKER 19

fend ermöglicht werden. Dazu

wird die bereits bestehende

Stiftung in Gründung in eine

vollwertige Fondation Rosenhof

überführt, die als selbstlos

tätige Stiftung nicht vorrangig

eigenwirtschaftliche Interessen

verfolgt. Pilar Buira Ferre

ist zuversichtlich, dass die

nötigen Genehmigungen endgültig

erteilt werden und mit

Hilfe von Stiftungsvermögen,

Fördergeldern und Sponsoring

von „Menschen mit Idealismus“

im Sommer 2021 mit

dem Bauen begonnen werden

kann. „Es ist möglich, die Vision

einer Insel der Freiheit

zu realisieren“, sagt sie. Dazu

brauche man jedoch Ausdauer

und Stehvermögen. Aber: „Ich

lebe so, wie ich tanze. Im Tanz

muss man immer seinen Weg

suchen, man kann nicht stehen

bleiben.“

Weitere Infos: www.kulturraumrosenhof.de;

www.pilartanz.de

Erich Krieger

Fotos: Juri Junkov und Gabriele Seidel

Starte jetzt dein Projekt auf:

> schwarzwald-crowd.de

250 Euro Weihnachtsbonus sichern

Wir belohnen Crowdfunding-Projekte in diesem Jahr mit einem zusätzlichen

Weihnachtsbonus. Die ersten zehn Projekte, die im Aktionszeitraum vom 1. bis

24. Dezember online sind, erhalten einen Startzuschuss in Höhe von 250 Euro.


Wir garantieren: 100 Prozent des „Kulturkässles“ gehen an freie Kulturschaffende!

Liebe Leser*innen, Kulturschaffende und Kund*innen,

die Kulturwelt in Deutschland steht wieder still. Theater, Museen,

Cafés und Restaurants, Freizeit- und Sportstätten bangen um

ihre Existenzen. Da wir uns als Sprachrohr der kulturellen Szene

sehen, haben wir lange überlegt, was wir für unsere regionalen

Künstler*innen tun können.

Der Kultur Joker hat eine Sammelaktion gestartet! In über

40 Einzelhandelsläden in Freiburg steht das „Kulturkässle“.

Besucher*innen des Einzelhandels können einen Betrag X

in das „Kulturkässle“ schmeißen. Ob es das Rückgeld vom

Einkauf, ein symbolischer Kaffee oder der Wert einer Museums-

oder Theaterkarte ist. Jeder Geldbetrag ist wertvoll und

Ausdruck von Wertschätzung gegenüber einer Branche, die

viel zu oft vernachlässigt wird.

Die Aktion läuft vorerst bis zum 31. Januar 2021.

Egal ob Künstler*innen, Tänzer*innen, Schauspieler*innen oder

Musiker*innen: Schreibt uns unter redaktion@kulturjoker.de mit

dem Betreff „Kulturkässle“. Unter allen Teilnehmenden ziehen

wir am Montag, den 14. Dezember 2020 fünf Empfänger*innen,

denen die gesamten Einnahmen gleichberechtigt zugutekommen.

Einsendeschluss: 13. Dezember 2020, 24 Uhr.

Unterstützen Sie gemeinsam mit dem Kultur Joker die regionale Kultur

und den lokalen Einzelhandel!

Anna Madée / Merianstraße 5

Be it! / Gerberau 5

Bierhandlung / Wannerstraße 3

Blaue Lilie / Salzstraße 37/39

Blickfang / Gerberau 42

Boardshop / Salzstraße 26

Buchhandlung Jos Fritz / Wilhelmstraße 15

Buchhandlung Ludwig / Bertoldstraße 23

Buchhandlung Rombach / Bertoldstraße 10

Buchhandlung Schwarz / Günterstalstraße 44

Buchhandlung zum Wetzstein / Salzstraße 31

Café Huber / Wentzingerstraße 46

Colline Mode mit Niveau / Schusterstraße 27

Compact Disc Center / Schiffstraße 8

Culinara Zoller / Konviktstraße 21-23

Die Nische / Grünwälderstraße 23

Florale Werkstatt / Rathausgasse 12

Gaf Gaf / Gerberau 28

Glaskiste / Moltkestraße 15

Gute Kinderstube / Engelbergerstraße 23

Kleiderei / Klarastraße 80

Lauf&Rad Guth / Zähringer Straße 8

Licht An! Andreas Viesel / Habsburgerstraße 92

Mano / Klarastraße 15

Mona&lisa Hörgeräte-Akustik / Merianstraße 10

MuLan – fine asian arts & furniture / Salzstraße 28

Musicus / Salzstraße 41

Rahmenladen / Talstraße 48

7Sachen / Grünwälderstraße 22

Schlepprock / Salzstraße 23

Soralis Naturkost / Wentzingerstraße 48

Spielzeugladen Holzpferd / Gerberau 24

Still ill / Turmstraße 16

Suslet Outlet / Fischerau 26

The Recordstore / Gerberau 6

Umkleide / Merianstraße 5

Von Hand Schmuck / Brombergstraße 5

Waschbär-Laden / Sedanstraße 22

Weinhandlung Drexler / Merianstraße 4

Weltladen / Gerberau 12

Yum Yum / Löwenstraße 8-14

Zündstoff Clothing / Moltkestraße 31

Wir bedanken uns herzlich bei allen Teilnehmenden!

Weitere Infos: www.kulturjoker.de/kulturkaessle


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Foto: zapf umzüge

„Größtmögliche Flexibilität für unsere Kund*innen“

Der neue Zapf-Businesspark bietet auf 2.500 Quadratmetern Selfstorage für private und gewerbliche Kund*innen an

Geschäftsführer Michael Pogerth beim Rundgang durch

die neuen Lagereinheiten

Foto: zapf umzüge

Wohnungs- und Platzmangel

sind in Deutschland bereits seit

Jahren Teil einer großen Debattenkultur.

Wer einen Blick

auf den Wohnungsmarkt wirft

erkennt schnell: bezahlbarer

Wohnraum ist rar, besonders in

Ballungszentren wie Freiburg.

Wohnungen, zu denen ein eigenes

Kellerabteil, ein extra

Stauraum oder gar Dachboden

gehören, sind nur noch in besonders

seltenen Fällen vorzufinden

und in der Regel auch

wieder schnell vom Markt.

Um diesem Problem entgegenzuwirken,

bietet das

national agierende Unternehmen

zapf umzüge nun eine

besondere Dienstleistung an:

Selfstorage.

Der Zapf-Businesspark

Der 2020 neu eröffnete

Businesspark der Firma zapf

umzüge bietet auf über 2.500

Quadratmetern für private und

gewerbliche Kund*innen ein

Konzept an, das sowohl Flexibilität,

Zuverlässigkeit als auch

Sicherheit großschreibt.

Für den privaten oder auch

geschäftlichen Gebrauch bietet

das neue Selfstorage-Angebot

der Firma zapf umzüge

einen rundum Service: 24

Stunden am Tag, 7 Tage die

Woche. Sicher und kostengünstig

ist das Selfstorage-

Konzept, welches Lagermöglichkeiten

auf 1.500 Quadratmetern

anbietet, die die

Kund*innen individuell nutzen

können. Angefangen beim

1 Kubikmeter Cube für 29,50

Euro im Monat, in den circa

vier Umzugskartons passen

und der eine kostengünstige

Alternative zum kleinen Kellerabteil

bietet, bis hin zur 15

Quadratmeter Box (269,50

Euro im Monat), die ihrerseits

Stauraum für bis zu 3,5 Wagenladungen

bereitstellt.

Das Besondere an diesen Lagereinheiten

ist unter anderem

der 24 Stunden Zugang, den

das Unternehmen gewährleistet.

„Wir möchten die größtmögliche

Flexibilität für unsere

Kund*innen anbieten“, erklärt

Geschäftsführer Michael

Pogerth. Flexibel ist auch der

Mietzeitraum (ab einem Monat),

der die Lagereinheiten

beispielsweise auch für Umzüge,

Zwischeneinlagerungen

oder Haushaltsauflösungen interessant

macht. Da die Größe

des Stauraums variabel ist,

können Haushaltsauflösungen

optimal abgewickelt und der

Stauraum bei Bedarf einfach

verkleinert werden.

Durch die zentrale Lage des

neuen Freiburger Standorts in

der Oltmannstraße 34, ist das

Lagerhaus verkehrsgünstig zu

erreichen und bietet durch modernste

Sicherheitstechniken,

inklusive Videoüberwachung,

einen rundum Service an. Natürlich

kann auch der Transport

in den Lagerraum durch

die erfahrenen Partner*innen

von zapf umzüge gewährleistet

werden.

Der neue Standort in der Oltmannstraße

Fulfillment Dienstleistung

für Start-Ups und Gewerbekund*innen

Im Rahmen des Zapf-Businessparks

stellt das Unternehmen für

gewerbliche Kund*innen externe

Lagerflächen zwischen 25 und

100 Quadratmetern zur Verfügung.

Hier hat das Unternehmen

sein Angebot nun zusätzlich erweitert

und bietet gewerblichen

Nutzer*innen eine Fulfillment

Dienstleistung an.

In diesem Kontext übernimmt

zapf umzüge als Logistik-Profi die

Organisation der Warenannahme

sowie des Warenausgangs. Durch

die jahrelange Erfahrung in der

Logistikbranche, möchte das

Unternehmen so vor allem auch

jungen Start-Ups die Möglichkeit

bieten, Zeit effizient zu sparen und

diese stattdessen ins eigene Unternehmen

zu investieren. Damit

sind Versandabläufe durch zapf

umzüge organisiert und gewährleistet.

Eine interessante Möglichkeit,

die es auch bereits etablierten Unternehmen

ermöglicht, die Organisation

der Logistik an zapf umzüge

als erfahrenen Partner abzugeben.

Durch die einfache Buchung

und den Raumrechner (www.

zapf.de), bietet die Firma zapf

umzüge bereits online eine Vielfalt

an Beratungsmöglichkeiten

an. Individuelle Lösungen lassen

sich stets gemeinsam mit den

Mitarbeiter*innen vor Ort finden,

denn vor allem die Betreuung und

Beratung der Kund*innen stehen

für zapf umzüge an oberster Stelle.

Weitere Standorte in Freiburg

(Schillhof 5, Mitscherlichstraße

5, Oltmannstraße 32), Waldkirch

(Kastelbergstraße 14) und Weil

am Rhein (Hafenstraße 43). Mehr

Infos und alle Buchungsoptionen

unter: www.zapf.de

Foto: ArtMedia Verlag


22 KULTUR JOKER KIDS

Das große Regenbogen Märchenbuch

Im Gespräch: Jule Markwald, Kinderbuchautorin

Die Autorin Jule Markwald

veröffentlichte in diesem Jahre

„Das große Regenbogen Märchenbuch“

für Kinder. Maria

Schorn sprach für uns mit der

Autorin über ihre Arbeit, Inspiration

und Lesevorlieben.

Kultur Joker: Wie kam es zu

deinem Buch? Gab es einen

Schlüsselmoment?

Markwald: Ich wollte meiner

Patentochter zum Geburtstag

ein Märchenbuch schenken,

weil meine Mama uns immer

aus einem vorgelesen hat, als

ich klein war und ich das geliebt

habe. Das Problem war nur,

dass alle klassischen Märchen,

die ich nochmal durchgelesen

haben furchtbare Rollenbilder

vermittelt haben. Die Prinzessinnen

wurden immer einfach

wegverheiratet, durften nie irgendetwas

mitbestimmen und

die Prinzen hatten immer den

ganzen Spaß. Also hab ich beschlossen

ihr einfach selbst ein

Märchenbuch zu schreiben, in

dem das anders ist und auch

mal nicht heterosexuelle Beziehungen

abgebildet werden. Und

die Guten nicht immer schön

und die Bösen hässlich sind.

Das hat mich nämlich als Kind

schon genervt.

Kultur Joker: Seit der Veröffentlichung

ist mittlerweile

mehr als ein Jahr vergangen.

Wie sind die Rückmeldungen

der (Vor-)Leser*innen?

Glaubst du, dass vorurteilsbewusste

Kinderbücher zu einer

toleranteren und offeneren Gesellschaft

beitragen können?

Markwald: Meine Illustratorin

Lisa und ich waren vollkommen

überwältigt von den

vielen positiven Kommentaren,

die wir bislang bekommen haben.

Besonders gefreut habe ich

mich persönlich über Nachrichten

von Regenbogenfamilien,

die sonst nur wenig Kinderbuchliteratur

finden, in denen

Familien mit zwei Mamas oder

zwei Papas abgebildet sind.

Und natürlich wenn Kinder mir

selbst erzählt haben, wie gerne

sie das Buch mögen. Ich glaube

absolut, dass Kinderbücher,

die sehr selbstverständlich mit

gewissen Themen umgehen,

die Gesellschaft auf lange Sicht

toleranter und offener machen.

Für Kinder ist das normal,

was du ihnen vorlebst. Wenn

es in einem Buch vollkommen

selbstverständlich ist, dass es

gleichgeschlechtliche Beziehungen

und Transsexualität

gibt, dann stehen die Chancen

gut, dass Kinder das im echten

Leben auch ganz normal finden

werden. Deshalb habe ich

in meinem Buch auch keine

Homophobie abgebildet. Das

wollte ich überhaupt nicht erst

in Kinderköpfen verankern,

dass es das gibt.

Kultur Joker: Planst du ein

weiteres Kinderbuch?

Markwald: Momentan

schreibe ich an einem englischsprachigen

Buch für Erwachsene,

das ich dieses Mal

gerne bei einem Verlag herausbringen

würde. Aber ich habe

zwei angefangene Skripte für

unterschiedliche Kinderbücher

auf meiner Festplatte liegen

und ab und zu schaue ich rein

und schreibe ein paar Zeilen.

Eins spielt im Weltraum und

eins auf einer dänischen Insel

und beide haben wieder queere

Hauptfiguren. Nicht-queere

Kinderbücher gibt es irgendwie

schon genug.

Kultur Joker: Was liest du

selber aktuell und was waren

deine Lieblings-Kinderbücher

und würdest du diese heute

noch vorlesen? Wenn Nein,

warum?

Markwald: Selber lese ich

gerade ein Buch namens “The

Mosquito” von Timothy Winegard,

wo es darum geht, dass

kein anderes Tier so viele Menschen

getötet hat wie der Moskito

und dass die Weltgeschichte

anders gelaufen wäre, wenn

es dieses Insekt nicht gäbe. Das

klingt im ersten Moment ein

bisschen absurd, ist aber extrem

spannend.

Meine liebsten Kinderbücher

war alles von Astrid Lindgren

und als ich ein bisschen größer

war Krabat von Otfried Preußler.

Besonders Astrid Lindgrens

Bücher haben sich extrem

gut gehalten, finde ich, gerade

weil sie nicht so ein Gemache

darum macht, wie Mädchen

oder Jungs zu sein haben und

wie nicht. Und ich kenne wenig

Kinderbuchautor*innen, die lustiger

schreiben als sie. Krabat

würde ich auch immer noch

vorlesen, aber ein bisschen später

als ich es selbst gelesen habe.

Ich hatte als Kind wochenlang

Albträume von der schwarzen

Mühle.

Kultur Joker: Liebe Jule, vielen

Dank für das Gespräch!

Lesetipps für Kids

Ein verlassenes Ei, zwei Pinguin Männer,

die sich nicht für Pinguin Frauen interessieren

und ein Zoo-Wärter der die Gelegenheit

ergreift und möglich macht, was von der

Natur nicht vorgesehen ist. Ein wunderschönes

Buch über eine Bilderbuch Familie, die

sich so im Zoo von Manhatten zugetragen

haben soll.

Zwei Papas für Tango, Edith Schreiber-

Wicke (Autorin), Carola Holland (Illustratorin).

Ab 4 Jahren. 32 Seiten, 12€.

Violetta hat viele beste Freund*innen und

alle sind sie unterschiedlich. Und dennoch

haben die Freunde alle etwas gemeinsam,

sie sind füreinander da und unterstützen

sich. Ob Hautfarbe oder Familienmodell, in

Elisenda Rocas Buch wird die Wirklichkeit

von Violetta so abgebildet wie sie ist, bunt

und vielfältig.

Meine Freunde, das Glück und ich, Elisenda

Roca (Autor), Rocio Bonilla (Illustrator),

Ursula Bachhausen (Übersetzer). Ab 3

Jahren, 48 Seiten, 15€.


Literatur KULTUR JOKER 2323

Weihnachtsmarkt im Kleinen

Anbieter*innen des Freiburger Weihnachtsmarkts laden zum „Kleinen Adventszauber“

Für viele Menschen fällt

mit dem Freiburger Weihnachtsmarkt

eine der traditionsreichsten

Veranstaltungen

des Jahres weg. Was also tun,

wenn strenge Hygieneauflagen

größere Veranstaltungen

unmöglich machen? Einige

Freiburger Verkäufer*innen

haben mit dem Format des

„Kleinen Adventszauber“ eine

besondere Lösung gefunden.

An den ersten drei Freitagen

und Samstagen wie auch vom

21.-23. Dezember findet auf

der Terrasse des Cafés Crêpes

& Apéro gegenüber der Johanneskirche

ein vorweihnachtlicher

Minimarkt statt.

Dabei gibt es alles, was die

Vorweihnachtszeit so besinnlich

macht. Süße und herzhafte

Crêpes, Waffeln, Kaffee und

Teepunsch stehen zum Mitnehmen

bereit. Verschiedene

traditionelle Anbieter*innen

des Freiburger Weihnachtsmarkts

verkaufen in einem

kleinen Pavillon kleine und

größere Artikel. Zu entdecken

gibt es Edelsteinschmuck,

Feen und Sternchen aus Filz

von Astrid Fischer von der

Fabrik Sonntag, original

Bunzlauer Keramik, also traditionelles

Geschirr von Michael

Schleich aus Merdingen,

Pflanzenölseifen mit naturreinen

ätherischen Ölen von Dr.

Beate Geschke von der Seifenmanufaktur

Freiburg, Vesperbrettle

mit Tierspuren im

Schwarzwald-Design von Raphael

Poszgai aus Heitersheim

und Freiburger Stadthonig von

Roland Kälble. Auch erhältlich

ist der Freiburger Straßenmusik

Kalender von Jürgen Welke.

Verschiedene Preisklassen

sind vertreten und bieten für

jeden Geldbeutel etwas.

Der Kleine Adventszauber

findet unter freiem Himmel

statt. Mindestabstand und Hygienevorschriften

werden von

den Organisator*innen garantiert

- ebenso wie eine positive,

adventliche Stimmung.

Keine schlechte Möglichkeit,

sich selbst und den Freiburger

Anbieter*innen in schweren

Zeiten etwas Gutes zu tun.

Öffnungszeiten: 11-17 Uhr.

Bunzlauer Keramik Foto: promo

Foto: Crêpes & Apéro

Foto: promo

Badepralinen

Foto: promo

Foto: promo

Foto: promo


24

Kulturkässle

Sammelaktion des

Kultur Jokers für freie

Kulturschaffende

„Weihnachten mit Herz 2020“

Die Aktion der AWO und Sparkasse Freiburg Nördl.-Breisgau macht

alten Menschen eine Freude

Die Weihnachtstaschen der Aktion

„Weihnachten mit Herz 2020“

Foto: AWO

„Weihnachten mit Herz –

Ein Weihnachtspäckchen und

viel mehr“. Mit dieser Aktion

konnten AWO-Freiburg und

Sparkasse Freiburg-Nördl.

Breisgau vielen alten Menschen

in den letzten zehn Jahren zu

Weihnachten und darüber hinaus

eine Freude bereiten. 2020

ist alles anders. Schutzmaßnahmen

und Hygieneregeln prägen

unseren Alltag. Das hat zur Folge,

dass die Weihnachtspäckchenaktion

in der vertrauten

Form nicht durchgeführt werden

kann. Dennoch legen die

Veranstalter*innen wert darauf,

den alten Menschen trotz

Corona-Pandemie, oder besser

gesagt, gerade wegen der Auswirkungen

der Corona-Pandemie,

zu Weihnachten eine Freude

zu bereiten.

Um die Kontakte so gering

wie möglich zu halten, bittet

die AWO-Freiburg die Bevölkerung

dieses Mal, anstelle

von Päckchen Geld zu spenden.

Dabei kann man sich mit

der Geldspende gerne am Päckchenwert

der vergangenen Jahre

orientieren. Hier lautete die

Empfehlung 20 bis 30 Euro.

Mit den Geldspenden werden

von der AWO liebevoll gestaltete

Weihnachtstaschen für

über 600 Bewohner*innen der

AWO-Seniorenwohnanlagen

mit kleinen, einheitlichen

Präsenten gefüllt. Auch die

190 Bewohner*innen der

drei AWO-Pflegeheime in

FR-Weingarten, Denzlingen

und Kenzingen sowie die alten

Menschen, die vom Ambulanten

Dienst der AWO

betreut werden, erhalten ein

Geschenk in ähnlicher Form.

Der Inhalt der Weihnachtstasche

wird sich an der bisherigen

Weihnachtspäckchenaktion

orientieren: Etwas

für den Bauch, etwas für die

Haut, etwas für den Kopf und

etwas für‘s Herz.

Parallel bittet die AWO

Jung und Alt um Zusendung

von Fensterbildern, Weihnachtsgrüßen,

gemalten

Weihnachtsbildern etc., Dinge

die in einen Briefumschlag

passen und an die AWO-Freiburg

gesandt werden können.

Dieses kleine, individuelle

Geschenk wird der Weihnachtstasche

beigefügt. Die

AWO-Mitarbeiter*innen

übernehmen die Bescherung.

Die Sparkasse Freiburg-Nördlicher

Breisgau wird „Weihnachten

mit Herz“ mit einer

Spende unterstützen. Weitere

Infos: www.awo-freiburg.de

Jechtinger Str. 9 • 79111 Freiburg

info@hausnotrufdienst.de

www.hausnotrufdienst.de

Zum Ausklang eines

besonderen Jahres

bedanken wir uns für die

gute Zusammenarbeit

und Ihr Vertrauen.

Wir wünschen Ihnen

frohe Weihnachten und

für das kommende Jahr

viel Glück, Gesundheit

und Segen.

Weihnachtsmarktpatenschaft

Freiburger Einzelhändler*innen bieten Künstler*innen und

Genussmanufakturen Verkaufsmöglichkeit

Die coronabedingte Absage

zahlreicher Weihnachtsmärkte

betrifft vor allem auch

Kunsthandwerker*innen,

Künstler*innen und Genussmanufaktoren,

deren

wichtigste Einnahmequelle

des Jahres damit weggefallen

ist. Gleichzeitig ist es für

Liebhaber*innen einzigartiger

und handgefertigter Weihnachtsgeschenke

in diesem

Jahr unmöglich, das passende

Geschenk auf einem Weihnachtsmarkt

zu finden.

Aus diesem Grund haben

die FWTM und z‘Friburg in

der Stadt e.V. auf Initiative

des Schmuckdesigners Bernd

Wolf das Projekt „Freiburger

Weihnachtspate“ ins Leben

gerufen. Teilnehmende Freiburger

Einzelhändler*innen

übernehmen Patenschaften,

in deren Rahmen in oder vor

ihren Geschäften Präsentationsflächen

für Künstler*innen

und Genussmanufakturen zur

Verfügung gestellt werden.

Noch bis zum 24. Dezember

haben Kund*innen die Gelegenheit,

Produkte des Weihnachtsmarktes

bei den teilnehmenden

Einzelhändler*innen

zu erwerben.

Weitere Infos und teilnehmende

Läden unter: www.

freiburg-zeit.de/weihnachtsmarktpate


Nachhaltig KULTUR JOKER 25

25

Weihnachtliche Einkaufsvielfalt

Die Schwarzwald City bietet auf drei Etagen festliche Stimmung

Weihnachtseinkäufe lokal

und ganz einfach unter einem

Dach erledigen? Dafür ist das

Einkaufszentrum Schwarzwald

City mitten in der Freiburger

Innenstadt genau das

Richtige. Auf drei Etagen laden

die Geschäfte zum weihnachtlichen

Einkaufserlebnis

ein: Mode, Schmuck, Geschenkartikel

und Lederwaren,

Elektronikfachmarkt und

Telekommunikationsshop,

Fotofachgeschäft und Optiker,

Friseur, Apotheke, Drogerie

und Reformhaus, Lebensmittel

und vieles mehr gibt es

in der Schwarzwald City zu

entdecken. Die vielen Fachgeschäfte

und die großen Filialen

von Aldi und Saturn überzeugen

mit einer hervorragenden

Auswahl sowie persönlicher

und kompetenter Beratung.

Für alle, die sich beim Geschenkekauf

noch nicht festlegen

und dem Beschenkten

selbst die Wahl lassen möchten,

gibt es die Einkaufsgutscheine

der Schwarzwald

City, die in allen Geschäften

des Einkaufszentrums eingelöst

werden können. Die Gutscheine

sind in den Werten 5 €,

10 €, 20 € und 50 € beim Kiosk

im Erdgeschoss erhältlich.

Mit etwas Glück können

die Teilnehmer*innen des

diesjährigen Weihnachts-

Gewinnspiels Schwarzwald

City Einkaufsgutscheine im

Gesamtwert von 4.000 EUR

gewinnen. Die Teilnahmebedingungen

sind auf www.

schwarzwald-city.de einsehbar.

Seit dem 30. November wird

eine stimmungsvolle Ausstellung

von Weihnachtskrippen

Weihnachtsstimmung vor und in der Schwarzwald City

im Erdgeschoss des Centers

präsentiert. Jede einzelne der

von Heinz Emrich aus Elzach

in liebevoller Handarbeit gefertigten

Krippen ist ein Unikat.

Die Parkhauskund*innen der

Schwarzwald City profitieren

von dem in Freiburg einzigartigen

Sammelvergütungssystem.

Über 20 Geschäfte

des Centers gewähren Parkrabatte

ab einem bestimmten

Einkaufswert. Wer gezielt in

den verschiedenen Geschäften

einkauft, kann Parkrabatte

sammeln und damit bares Geld

sparen.

Eine Übersicht aller teilnehmenden

Geschäfte gibt es auf

www.schwarzwald-city.de.

Einkaufszentrum Schwarzwald

City, Schiffstraße/Kartoffelmarkt,

Freiburg (Parkhausanschrift

für das Navi: Wasserstraße

7).

Foto: Schwarzwald City

Ein Tütchen Advent im Münster

Traditionell würde in diesen

Tagen das Kinderwortgottesdienstteam

der Dompfarrei an

jedem der vier Adventssonntage

Kinder mit ihren Eltern

einladen, um nach und nach

einzelne biblische Figuren

und Erzählungen kennenzulernen,

die wegweisend für die

Geburt Jesu sind. In diesem

Jahr soll das Angebot trotz

der Kontaktbeschränkungen

nicht komplett ausfallen: Statt

der Treffen wird ein gestalteter

Adventsweg an jedem der vier

Sonntage ohne Voranmeldung

jeweils von 14 bis 16.30 Uhr

auf den Altarstufen im Freiburger

Münster zu sehen sein.

Das Team wird die jeweiligen

Szenen mit den Erzählfiguren

gestalten, fortwährend soll

Neues zu entdecken sein. Jede

Familie erhält biblische Gedanken

und Impulse, die zum

Selbergestalten einladen. Diese

sind dem Hygienekonzept

entsprechend in Papiertütchen

verpackt und kostenlos.

Mitarbeiter*innen aus dem

Kinderwortgottesdienstteam

werden als Ansprechpartnerinnen

vor Ort sein und

zusammen mit dem Präsenzdienst

auf die Einhaltung der

Abstandsregeln achten. Einlass

ist über das Lammportal an der

Südseite des Münsters. Eine

Ausnahme gibt es am dritten

Adventssonntag (13.12.): An

diesem Tag wird anlässlich

des Todestages der Heiligen

Odilia das Patrozinium von

St. Ottilien mit einem Gottesdienst

um 16.30 Uhr im Freiburger

Münster gefeiert. Der

Zeitraum zum Betrachten des

Adventsweges verkürzt sich

damit um eine halbe Stunde

auf 16 Uhr.

20201105_rz_Weihnachten_AZ_90x130.indd 1 05.11.20 14:40


26

Kinder lieben phantastische Abenteuer

Vorlesen, Bücher angucken

unddabei rund um verrückte

Abenteuer zu fabulieren, das

ist eine Lieblingsbeschäftigung

von Kindern. Tomi Ungerer

wusste dies, als er die

Familie Mellops erfand, eine

seltsame Schweinefamilie, die

viel erlebt hat, als Höhlenforscher

und Schatzsucher, bei

Waldbränden und Inselaufenthalten.

Den Mellops machen

Herausforderungen einfach

Für alle, denen

Schenken Freude macht.

Think! Store, T 0761 2024242

Salzstraße 24, 79098 Freiburg

www.auftritt-freiburg.de

Spaß und wenn diese spektakulär

überstanden sind,

wartet Zuhause eine leckere

Sahnetorte, wie etwa in „Familie

Mellops feiert Weihnachten“.

In dieser Geschichte

wollen die vier Mellops-

Kinder Bedürftige mit einem

Christbaum überraschen; doch

ob im Waisenhaus oder im

Gefängnis, alle haben schon

ihren Baum. Aber letztlich

finden die Kinder ein Haus,

in dem die Bewohner einsam

und verlassen sind; diese können

sie zur Überraschung beschenken

und erleben, dass ihr

Weihnachtswunder für andere

auf sie selbst zurückwirkt und

geteilte Freude einfach das

Größte ist. Immerwährend –

für Jung und Alt!

Tomi Ungerer. Familie Mellops

feiert Weihnachten. Diogenes

2020

„Die Abenteurer“ sind ein

kleines, feines Bilderbuch mit

viel Potential, wozu ansprechend

farbige Illustrationen

beitragen: Drei Freunde langweilen

sich in Mullewapp,

sogar Hühner, Schweine und

Kater Leo sind beschäftigt

und haben keine Zeit zu spielen.

So beschließen die „Drei“

mit dem Fahrrad auf Reisen

zu gehen; gleich hinter dem

Ackerbeginnt das Abenteuer,

dort retten sie Gänse vor dem

Wolf. Dann finden sie eine

Flaschenpost, die sie auf die

Idee bringt, bis ans Rote Meer

zu fahren; sie kommen durch

die Wüste und treffen sogar

Piraten. Der Hilfe von Elefant

Jumbo ist es zu verdanken,

dass sie pünktlich zum Abendessen

zurück sein können, wo

Mullewapps Bewohner neugierig

warten, was Johnny

Mauser, der dicke Waldemar

und Franz von Hahn zu erzählen

haben. Jede Doppelseite

des Buches enthält maximal

drei Sätze, die sich zum Vorlesen

eignen, während man

detailreiche Bilder betrachtet

und ausphantasiert. 1994 erschienen

und jetzt neu aufgelegt.

Helme Heine. Die Abenteurer.

Diogenes 2020

Cornelia Frenkel

Ein beunruhigendes Gedankenspiel

Gerd Schilddorfer mit seinem neuen Thriller „Das Tartarus-Projekt“

Der mäßig erfolgreiche Romanautor

und Journalist Michael

Landorff wird zu seiner

eigenen Überraschung auf

eine illustre Party der Müncher

Schickeria eingeladen. Er

kennt weder den Hausherrn,

noch den Grund seiner Einladung,

aber Buffett und Drinks

sind genauso hochklassig wie

umsonst, und das genügt ihm

fürs Erste. Bis Landorff am

darauffolgenden Tag erfährt,

das der Gastergeber, der Großunternehmer

Gregory Winter,

in der Nacht der Party brutal

gefoltert und ermordet wurde.

Landorff und die ebenfalls

eingeladene Profi-Pokerspielerin

Alexandra Buschmann

beginnen, mit reichlich investigativem

Instinkt und dem

ein oder anderen nützlichen

Kontakt ausgestattet, ihre eigenen

Nachforschungen anzustellen

– und finden bald

heraus, dass ihre Einladung

kein Zufall war. Immer weiter

verstricken sie sich in ein

internationales Schattennetzwerk

aus Geheimdienst- und

Wirtschaftsinteressen, bis sie

auf das „Tartarus-Projekt“

stoßen und sich damit selbst

in die Schusslinie bringen.

Mit seinem neuen Roman

bedient sich Gerd Schilddorfer

aktuellen Themen rund um

künstliche Intelligenz und global

vernetzte Überwachungssysteme

und spinnt daraus

auf knapp 300 Seiten einen

paranoiden Tech-Thriller, der

einige interessante Ideen und

Twists bereithält, sich letztlich

aber nicht ganz vom Eindruck

lösen kann, so oder so ähnlich

schon mal erzählt worden zu

sein. Ähnliches gilt für die

Hauptfigur, die vielleicht mit

ein paar Klischees ihrer Zunft

zu viel ausgestattet wurde.

Landorffs latent sarkastischer

Humor und seine ostentative

Coolness stellen dem genretypischen

Pathos zwar eine

erfrischende Leichtigkeit gegenüber,

wirken an einigen

Stellen aber etwas zu bemüht.

Ganz ohne ein paar erzählerische

Längen kommt das

„Tartarus-Projekt“ leider

nicht aus, insgesamt versteht

es Schilddorfer als bewährter

Krimiautor aber Spannung

aufbauen und bis zum Ende

zu halten. Die Geschichte folgt

dabei überwiegend den Konventionen

ihres Genres (Einstieg-Ermittlung-Showdown),

Experimente sind demnach

hier nicht zu erwarten – wer

in Sachen Thriller aber ohnehin

lieber bewährte Rezepte

genießt, sollte mit dem „Tartarus-Projekt“

ordentlich beraten

sein. Auch die dem Thema

geschuldeteten technischen

Erklärungen rund um KI, Big

Data, Drohnen etc. sind sauber

recherchiert und für ein

Laienpublikum verständlich

aufbereitet.

Fazit: Trotz kleinerer Schwächen

konstruiert Gerd Schilddorfer

mit seinem neuen Roman

„Das Tartarus-Projekt“

ein beunruhigendes Gedankenspiel,

das – nicht nur für

technikversierte – Fans des

Genres eine unterhaltsame

Abwechslung zum üblichen

Mord-und-Totschlag-Krimi

bieten dürfte.

Danny Schmidt

StaatsweinguT

freiburg

Weine der

Spitzenklasse

Merzhauser Str. 119, 79100 Freiburg

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27

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Unser Weingut erreichen Sie mit

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Genießen macht glücklich

Culinara Zoller in der Konviktstraße

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Im Premium Store Culinara

ist die gesamte Messerkollektion

sowie Applikationen wie

Schneidebretter, Messertaschen

und Magnethalter erhältlich.

Direkt aus der Hand des

Inhabers Günter Zoller stammt

ein neues Klappmesser Modell

mit dem Namen „Bobbele“,

welches das Freiburger Wappen

trägt. Diese Kreation wendet

sich an Freiburger*innen und

Liebhaber*innen der Stadt.

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Die Freiburger Konviktstraße

ist über die Grenzen der

Stadt hinaus für ihr einzigartiges

Flair bekannt. Bei einem

Spaziergang durch die Straße

kommt man an Culinara

Zoller vorbei, ein Freiburger

Feinkostgeschäft, für das die

Genusskultur oberste Priorität

besitzt. Der traditionsreiche

Einkaufsladen ist seit jeher

bekannt für den Verkauf hochwertiger

Öle, Fruchtessigen,

Balsamico und allerlei Feinkost,

die den Gaumen erfreuen

und die Seele beglücken. Seit

2014 ergänzen internationale

Gewürze und Gewürzmischungen

das Sortiment, die dem

Kochen zuhause eine exklusive

Brise verleihen.

Ein guter Tropfen Wein gehört

einfach dazu, wenn Genusskultur

zelebriert wird. Eine

besondere Auswahl an regionalen

Weinen aus Baden, aber

auch mediterranen Tropfen

präsentiert Culinara Zoller in

seinen Räumen. Besondere

Verkostungen, bei denen unter

anderem die Wein Sensorik

erlernt sowie der Geruchs- und

Geschmackssinn auf die Probe

gestellt werden, bietet Culinara

Zoller Genusskultur mehrfach

im Jahr an.

Wer den Genuss und die Kulinarik

liebt, sollte auch Wert

auf das richtige Küchenutensil

legen. Edle und qualitativ

hochwertige Messer

sind ein Muss für Profi- und

Hobbyköch*innen. Damit der

Genuss nicht erst beim Essen

beginnt, präsentiert Culinara

Zoller bereits seit 2007 die Edel

Messermanufaktur Nesmuk.

Die Schmiede aus Solingen

kennzeichnet sich durch die

manuelle Herstellung von Damastmessern

in aufwändiger

Personalisierungen, z.B. für

Weihnachtsgeschenke, können

immer vorgenommen werden.

Culinara Zoller führt darüber

hinaus die exklusiven französischen

Marken FORGE de

Laguiole, Laguiole en Aubrac,

Village de Laguiole, Passion

France und Opinel. Eine ausführliche

Beratung rund um das

richtige Werkzeug ist Teil der

exklusiven Kundenphilosophie

von Culinara Zoller.

Weitere Infos: unter www.

culinara-freiburg.de, Tel. 0761

37536. Fotos: Culinara Zoller


28

28 22 KULTUR JOKER WEIHNACHTLICH interview

Karlsruhe strahlt

Imposanter Weihnachtszauber auch jenseits des bewährten Christkindelsmarkt

Foto: Jürgen Rösner

Auch Karlsruhe wird dieses

Jahr keinen Weihnachtsmarkt

bieten können. Die Stadt verzagt

daran jedoch nicht, sondern

trumpft erst recht auf.

Wie das bei Einhaltung der

Hygieneauflagen gehen soll?

Das beantwortet die Weihnachtsstadt

Karlsruhe, die im

Advent in festlicher Beleuchtung

erstrahlt. Statt eines

zentralen Weihnachtsmarkts

wird die gesamte Innenstadt

mit weihnachtlichen Düften,

Klängen und Lichtern erfüllt.

Wer zur Adventszeit durch

die Kaiserstraße schlendert,

dem strahlt eine extra für

Karlsruhe gestaltete Weihnachtsbeleuchtung

entgegen

- mit charakteristischem Fächermotiv.

Auf dem Schlossplatz

finden Neugierige

funkelnde Kristalle in den

Bäumen. Das Karl-Friedrich-

Denkmal erscheint in stimmungsvoller

Beleuchtung.

Die badischen Lichtfiguren

Dambedei und Greif sind natürlich

auch voll dabei und

blicken Besucher*innen keck

entgegen. Eine Überraschung

bietet ein strahlendes Weihnachtsgeschenk

im Großformat,

das auf der Kaiserstraße

zum Durchschreiten und Fotografieren

einlädt. Statt dem

Christkindlesmarkt gibt es

auf dem Friedrichsplatz ein

Weihnachtswäldchen, in dem

die Tannen leuchten und ein

hoher Kristallbaum für große

Augen sorgt.

Auf die Atmosphäre eines

Weihnachtsmarkteinkaufs

muss man auch nicht verzichten.

„Zwar nicht zentral, aber

dafür in der ganzen Innenstadt

können die Menschen

aus einem breitgefächerten

Warensortiment wählen, und

der Duft von Glühwein und

gebrannten Mandeln liegt im

wahrsten Sinne des Wortes

über der gesamten Stadt“,

so Bürgermeisterin Gabriele

Luczak-Schwarz. Ein Einkauf

im coronageschwächten

Einzelhandel wird überdies

mit kleinen Karlsruher Präsenten

belohnt. Ein digitaler

Christkindlesmarkt bietet

Schausteller*innen die Möglichkeit

ihre Artikel auf neuen

Wegen an Weihnachtsmarktbegeisterte

zu bringen.

An Anreisende hat die

Weihnachtsstadt Karlsruhe

ebenfalls gedacht – mit einem

komfortablen Park&Ride-

System, das direkt in die Innenstadt

bringt.

Weitere Infos: www.karlsruhe-erleben.de/weihnachtsstadt

Das Weltmeister-Bier aus dem Südschwarzwald

Das „World´s Best Classic Pilsner“ 2020 kommt aus Waldhaus

Das klassische, hopfenbittere

Pils ist Deutschlands mit

großem Abstand beliebtestes

Bier. Jeder Deutsche trinkt im

Schnitt mehr als 50 Liter der

stark gehopften Bierspezialität.

Dass man sich im Südschwarzwald

aber besonders

mit Pils auskennt, beweist

die unvergleichliche Erfolgsgeschichte

des Diplom Pils‘

der Privatbrauerei Waldhaus.

Mit 21 DLG-Goldmedaillen

in Folge wurde das Pils der

mittelständischen Brauerei

mittlerweile ausgezeichnet –

weltweit einzigartig.

In diesem Jahr haben auch

die Juroren des „World Beer

Awards“ die anhaltende Qualität

der Bierspezialität anerkannt

und das Waldhaus Diplom

Pils zum „World’s Best

Classic Pilsner“ ausgezeichnet.

Dieter Schmid, Brauerei-

Chef und Pilsliebhaber, freut

sich besonders über die Auszeichnung

seines Lieblingsbieres:

„Die nun mittlerweile

vierte Auszeichnung zum

weltbesten Pils freut mich als

Brauer besonders. Für mich

als Schwarzwälder ist das

Pils die Krone der Braukunst

und unser Pils ist das Aushängeschild

unserer Brauerei.

Durch den Einsatz von 100

Prozent Naturhopfen, eine

lange Gärung bei niedrigen

Temperaturen und den vollen

Einsatz unseres gesamten

Teams entsteht ein Spitzenprodukt

auf welches wir stolz

sind. Dass dies nicht nur bei

unseren treuen Kunden, sondern

auch bei einer großen, internationalen

Expertenjury so

gut ankommt, freut uns umso

mehr.“

Die „World Beer Awards“

gehören zu den härtesten Bierprüfungen

weltweit. Mit einer

Konkurrenz von über 2.200

Bieren aus 50 verschiedenen

Ländern und einer Bierjury

aus allen Biernationen dieser

Welt, ergibt sich ein einzigartiger

Wettbewerb.

Dieter Schmid (Mitte), Brauereichef von Waldhaus, freut

sich mit seinen Brauern über die Auszeichnung zum

weltbesten Pils

Foto: Waldhaus


WEIHNACHTLICH Literatur KULTUR JOKER 29 27

29

Verspielt, intensiv und experimentell

„Vier Jahreszeiten – Vegetarisch. Saisonal. Abgefahren. Kochen.“ von Bea von Malchus

Eine junge Frau im Schneckenhaus-Gewand,

die makellosen

Brüste kess der Leserin

präsentiert – so das Cover des

neuen Kochbuchs von Schauspielerin

Bea von Malchus.

Nach ihrem vegetarischen

Köchel-Verzeichnis von 2019

ist „Vier Jahreszeiten – Vegetarisch.

Saisonal. Abgefahren.

Kochen.“ die zweite Rezeptsammlung,

die sie selbst „erdacht,

gemalt und gemacht“

hat. Auch dieses Mal wieder

im Schwarz-Weiß-Dadastil,

ganz ohne Food-Fotos und

Mengenangaben, dafür mit eigenen

Zeichnungen, Collagen,

sprachwitzigem und sehr persönlichem

Assoziationsgestöber.

Ein ebenso schönes wie

originelles Machwerk – ganz

Marke Bea von Malchus.

Verspielt, intensiv, experimentell

und variantenreich

– wer gerne kocht, hat sicher

Freude an diesen 134 Kreationen

in salzig und süß, deftig

und leicht, aufwendig und

schnell. Wie schon beim Vorgänger

gibt es auch hier einige

Basics wie die Umami Bombe

oder Abwandlungen der nordafrikanischen

Dukkahs. Passend

beginnt das großformatige

Paperback im Herbst: „Da

essen wir Wolken“ verspricht

von Malchus. Stimmungsvoll

flankiert von ihrem Günterstaler

Wald-Wolken-Tagebuch

dreht sich hier alles um Pilze,

Kastanien, Nüsse. Hafer und

Kürbis – darunter so erdige

Appetizer wie Bohnensuppe

mit Parmesan-Meringue-

Wölkchen, Steinpilz-Spinatroulade

mit Kaffee-Balsamico

oder Kürbis-Hummus mit pinken

Eiern. Denn das Auge isst

mit. Wobei Bea von Malchus

an Individualität und Kreativität

appelliert: Sie selbst kocht

nach Farben, Intuition und frei

Schnauze, spart nicht an Fett

und Gewürzen, aber: „Glauben

Sie mir nichts! Schmecken

Sie ab!“ - so ihr Tipp für

alle kochlustigen Leser*innen.

Im Winter gibt’s dann nicht

nur schnöden Kohl und Hülsenfrüchte,

sondern Cassis

Rotkohl zu Roquefort-Polenta-Blumen,

Wacholderknödel

oder Kicher-Karotten-Fry mit

Goldhirse und Knoblauchjoghurt.

Im Frühling kocht sie

Rosa, macht Detox mit Wellness-Bädern

und Gina-Lollobrigida-Peeling,

im Sommer

gibt’s Bollywood-Burger, Gin

Gin Mule und Okonomiyaki

mit Furikake. Und so weiter

und so lecker. Doch egal ob

Hauptgang, Suppe, Salat oder

Nachtisch stellt sich die immer

dringlichere Frage: Wer kocht

das alles für solche wie mich,

die gerne schnippeln und zugucken,

aber am allerliebsten

essen?!

Bea von Malchus - „Vier

Jahreszeiten – Vegetarisch.

Saisonal. Abgefahren. Kochen.“

99 Seiten, 28 Euro. Gedruckt

auf Recyclingpapier in

Denzlingen, handsigniert. Infos

und Bestellung unter www.

beavonmalchus.de

Portofrei bei Biorestaurant

„Adelhaus“ am Adelhauser

Platz, „Sonnengereift“ in der

Lorettostraße, „Weinladen im

Stühlinger“ in der Egonstraße,

Restaurant im Vorderhaus,

Weinladen in

der Wiehre, Restaurant

zur Krone in Biengen,

Cafe im Bad in Merzhausen

und Schmuckschauplatz

Walter in

der Konradstraße.

Marion Klötzer

Die Autorin Bea von Malchus

Foto: Promo

„Krume und Kruste“ -

Backen ist eine Leidenschaft

Nicht wenige Leute haben

seit Beginn der C-Krise das

Backen als neues Betätigungsfeld

für sich entdeckt und betreiben

es mit Leidenschaft. Ob

nun Brot, dunkles und helles,

Stangen und Brötchen, oder

Feingebäck wie Hefewaren,

vom langfasrigen Butterzopf

Buchteln, Watteringe und Zimtschnecken

Foto: Hubertus Schüler

bis zur Zimtschnecke – Backen

erfüllt die Atmosphäre in den

eigenen Räumen mit Geruch

und Aroma, was insbesondere

angenehm ist, wenn in der

kalten und dunklen Jahreszeit

die Abende lang sind. Zudem

ist das Ergebnis raffinierter

Backvorgänge immer eine

Überraschung.

Lutz Geißler,

Autor des Buches

„Krume und Kruste“,

von Beruf eigentlich

Geologe,

hat sich sukzessive

zum Brot-Forscher

entwickelt, und sagt

über sein Werk, es

sei für alle gedacht,

die Brote kreieren

möchten, deren

„Kruste und Krume

einfach stimmt“,

soll heißen: knuspriges

rösches Außen

(Kruste) und

saftig fluffiges Innen

(Krume) sollen

kontrastreich hervortreten.

Geißler

sensibilisiert für

Qualität, sucht den

Leser*innen die wichtigsten

Rezepturen nahezubringen

und leitet gezielt zu den handwerklichen

Herstellungsvorgängen

und Tricks an. Schritt

für Schritt vermittelt er so die

Grundlagen des Backens und

Brotbackens und bietet alles

dafür notwendige Wissen,

etwa Umgang mit Vorteigen,

Sauerteig führen, mischen,

kneten, ausrollen, dehnen, falten,

tourieren, teilen, formen,

rundwirken, einschneiden,

ruhen lassen … Die differenzierten

Vorgänge sind zwar

komplex, aber nicht kompliziert;

man traut sich das Erlernen

von Neuem zu, weil das

Buch übersichtlich gestaltet

ist, mit ansprechenden Fotos

versehen und in einer Sprache

verfasst, die die Leser*innen

begeistert und den Appetit anregt.

Lutz Geißler. Krume und

Kruste. Brot backen in Perfektion.

Schritt für Schritt:

Rezepte, Tipps und Kniffe für

mehr als 25 legendäre Brotrezepte.

Fotos Hubert Schüler.

Becker Joest Volk Verlag 2020

Cornelia Frenkel


30

„Von der Kunst, die Angewandte

Kunst zu vermitteln“.

Davon spricht auch

der Freiburger Designer und

Schmuckgestalter Tobias

Dingler zu Zeiten der Coronakrise.

Die stellt Angewandte

Kunst und Kunsthandwerk

schließlich vor große Herausforderungen.

Dingler nimmt

die nach einiger Abwägung

aber an und öffnet seinen

Verkaufsraum bis zum 19.

Dezember für ein gemeinsames

Event mit den Werken

drei weiterer Künstler*innen.

Dabei verfährt Tobias Dingler,

auch Initiator und Mitwirkender

an der Kunsthandwerksmesse

„Originale“, nach

dem Wechselprinzip. Jede

Woche sind Werke anderer

Künstler*innen zu sehen und

damit ein Wechsel verschiedener

Herangehensweisen

und Materialien. Zu Beginn

handeln die Atelierwochen

von Holz und der Herstellung

farblich abgestufter Muster,

dann folgt der Stoff Papier in

experimenteller oder traditioneller

Behandlung und abschließend

Keramik in Form

von Porzellan.

Erster Künstler wird Stefan

Broszeit sein, der vor allem

für seine aufwändig gestalteten

Massivholz-Parketterien

bekannt ist und dafür bereits

mit einem Handwerkspreis in

Karlsruhe ausgezeichnet wurde.

In Freiburg präsentiert er

seine Schatullen und Dosen.

Schmuck, Glanz und Kunsthandwerk

Tobias Dingler öffnet sein Atelier für eine vielfältige Kunstausstellung

Stefan Broszeit: „Haubendose“

Foto: Lebherz

Danach sind die Arbeiten Susanne

Natterers zu sehen. Ihre

Buchbindearbeiten bestehen

aus Gewebe, Leder oder Pergament.

Sie arbeitet klebstofffrei

und fertigt individuelle

Verpackungen.

Kreativ arbeitet Martina

Kählig. Sie schneidet alte

Buchseiten in Streifen und

verarbeitet diese in konservierter

Form zu Hohlkörpern.

Daraus entstehen Lampen,

die über einen variierenden

Vergilbungsgrad besonderen

Charme erhalten. Angela

Munz schließlich zeigt detailreich

gestaltete Gebrauchskeramiken.

Schlicht, bunt und

ein manches Mal mit Augenzwinkern.

Im Fokus der

Schmuckpräsentation stehen

Tobias Dinglers Arbeiten in japanischer

Technik. Zentrische

Muster in 15-lagigem Metall

schaffen vielfältige Formen.

Öffnungszeiten des Ateliers

in der Schneeburgstraße 25 in

Freiburg: Mo.–Fr. 10–18 Uhr,

Sa. 12–18 Uhr.

Um eine telefonische Anmeldung

vorab wird gebeten:

0761/4760076

Barleben-Handspielpuppen

79098 Freiburg, Fischerau 24,

Mo-Sa 10:00-18:00

Im Atelier des Töpfers

Markus Klausmann öffnet die Türen seiner Waldkircher Werkstatt

Foto: Markus Klausmann

Auch für den Töpfer Markus

Klausmann aus Waldkirch

bedeutet die aktuelle Coronasituation

enorme Einschnitte.

Durch den Wegbruch von Absatzmöglichkeiten

und fehlende

Planungsperspektiven steht die

Unsicherheit für ihn wie für

viele andere Töpfer*innen an

erster Stelle. Mit einer kleinen

Werkstattaktion im Dezember

will er den Kontakt zu Interessierten

weiterhin aufrecht erhalten

– bei Gespräch, Trunk und

einer besonderen Angebotsaktion.

Markus Klausmann gestaltet

aus Keramik vielfältige Gefäße.

Ob Kapselbrandstücke, Shinostücke,

ob Geschirr, Tische

oder andere Gefäße – der Töpfer

setzt auf Formschönheit und

Gebrauchfähigkeit. Musterware

gibt es hingegen nicht, jedes

Stück erhält in Form und Farbe

seinen eigenen Charakter.

Bei der Werkstattaktion kann

man nicht nur mit dem Töpfer

ins Gespräch kommen und seine

Werkstatt besichtigen, sondern

auch Hubert Flach kennenlernen.

Der Schreiner fertigt unter

anderem Bretter aus verschiedenen

Hölzern für die Küche

und den täglichen Gebrauch. Er

wird im Dezember als Gastaussteller

in Klausmanns Räumen

anzutreffen sein. Bei der Begehung

der Werkstatt wird auf

die Einhaltung der bestehenden

Hygieneverordnungen geachtet.

Die Aktion läuft bis kurz vor

Weihnachten. Markus Klausmann

bittet um eine telefonische

Terminvereinbarung

unter der Nummer 07681/23185.

Weitere Infos:

www.markusklausmann.com


WEIN und KULTUR KULTUR JOKER 31

Foto: Badischer Weinbauverband E.V.

Die Ehrenpreise der Badischen

Weine in 2020

Das Ministerium für Ländlichen

Raum und Verbraucherschutz

zeichnet jährlich

Winzer*innen und Weinbaubetriebe

mit dem Staatsehrenpreis

aus, die bei den Landesprämierungen

in Baden

und Württemberg insgesamt

über einen Zeitraum von drei

Jahren die jeweils besten Ergebnisse

erzielt haben. Da ist

Qualität ebenso gefragt wie

Kontinuität. Die Staatsehrenpreise

im Anbaugebiet Baden

wurden am 2. November durch

Staatssekretärin Friedlinde

Gurr-Hirsch MDL verliehen.

Die Preisträger: Das Weingut

Wiedemann aus dem Kaiserstühler

Sasbach in der Kategorie

Betriebe bis 10 Hektar

Rebfläche, die Winzergenossenschaft

Buchholz-Sexau

(Betriebe bis 150 Hektar) sowie

der Großbetrieb der Winzergenossenschaft

Oberbergen

mit über 150 Hektar. Im Bereich

Bodensee hatte der Winzerverein

Hagnau die Nase

vorn, im Markgräflerland die

Heitersheimer Privatkellerei

Julius Zotz. Die Glottertäler

Winzer vom Roten Bur sind

die Preisträger aus dem Breisgau,

im Kraichgau obsiegte

das Weingut Rüdiger Bös. Die

Badische Weinstraße stellte

mit der Winzergenossenschaft

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Wein und Kultur in Corona-Zeiten

Schriesheim den Sieger und

last not least waren im Bereich

Tauberfranken die Becksteiner

Winzer erfolgreich. Nach

der Rebflächengröße gestaffelt,

war auch das Weingut

Rohrer aus Durbach unter den

Preisträgern sowie Sasbacher,

Oberkircher und Alde Gott

Winzer. Wie die Tuniberger

Winzer auf den Preis reagierten,

lesen Sie hier auch noch

detaillierter. Der Ehrenpreis

für Sekt schließlich wurde an

die Winzer aus Burkheim am

Kaiserstuhl vergeben.

Genuss seit fast 100 Jahren:

Winzerkeller AuggenerSchäf

mit neuem Erscheinungsbild

Leidenschaft, Qualität und

Einzigartigkeit sind seit jeher

die Trümpfe der Auggener

Weine und des Winzerkellers

Auggener Schäf. Auch „kurz

vor dem 100-jährigen Bestehen“

im Jahr 2022 macht das

die Weine aus dem Herzen des

Markgräflerlandes zu etwas

Besonderem. Für das Jubiläum

wird bereits seit Monaten

an einem modernen Erscheinungsbild

gefeilt und am Anfang

dieser langen Relaunch-

Reise steht nun das neue Logo.

Die beiden Einzellagen

„Schäf“ und „Altenberg“ blieben

auch nach der Fusion 2011

mit der Laufenberger Winzergenossenschaft

bestehen, daran

wurde nicht gerüttelt und

die beiden Logos werden nunmehr

zu einem verschmolzen.

Dieses besitzt eine neue Hausfarbe

und mit eleganter Schrift

soll das moderne einheitliche

Layout dennoch bleibend die

Grundprinzipien des Erfolges

untermalen: Die Einzigartigkeit

des Produkts, die Leidenschaft

der Winzer*innen und

deren Naturverbundenheit.

Für den „neuen Anstrich“, so

die dortige Geschäftsführerin

Isabell Schneider, zeichnet sich

ihre Auggener MS-Agentur

aus.

Der erste Schritt zum

100-jährigen hin ist also gemacht.

Wir werden weiter berichten

und uns dann auch die

kommenden Jahrzehnte an den

süffigen Auggener Weinen erfreuen

dürfen.

BESTER BETRIEB

BADENS 2020

Ehrenpreis

Wir freuen uns mit dem

ganzen Team über den

Ehrenpreis BESTER

BETRIEB BADENS und

für Christian Idelhauser,

der als BESTER

KELLERMEISTER

ausgezeichnet wurde.

Schwarzwald.Wein.Gut. Andreas Männle

Heimbach 12, 77770 Durbach • 0781-41486

www.schwarzwaldweingut.de

Genuss seit mehr als 100

Jahren: Das Weingut Andreas

Männle in Durbach

Drei Jahre älter als der Winzerkeller

Auggener Schäf ist

das Weingut Männle im „goldenen

Tal“ Durbach in der Ortenau,

gegründet also im Jahr

1919. Der Betrieb wird heute

in 4.Generation geführt von

Thomas Männle. Die Männles

erhalten für 2020 den 14.

Landesehrenpreis, die höchste

Auszeichnung, die man in

Baden als Winzer erreichen

kann, in Folge. Zum vierten

Mal auch „Bester Betrieb Badens“

ist das wohl ganz stark

Kellermeister Christian Idelhauser

zu verdanken, der sich

zudem als bester Kellermeister

unseres Landes qualifizieren

konnte.

Die prämierten Gold-Weine

können – Corona hin, Corona

her – alle im Online Shop

geordert werden. Bleibt die

Krise länger, liefert das Wein-

Taxi ab sechs Flaschen die edlen

Tropfen im Umkreis von

25 Kilometern persönlich aus,

an den Einzelhandel auch in

etwas größerer Entfernung.

Für Weihnachten und Sylvester

sind festliche Weinmenus

zusammen mit dem Durbacher

Nobelrestaurant Rebstock geplant.

Bitte informieren Sie sich

vorab unter Tel.: 0781-41486

oder per Mail info@schwarzwaldweingut.de.

Die goldene Weinprobe:

Opfinger Winzer freuen sich

über Ehrenpreise

Die Opfinger Winzer unter

ihrem Vorsitzenden Günter

Linser sind stolz über den Ehrenpreis

des Badischen Weinbauverbandes,

mit dem wieder

viele Weine ausgezeichnet

wurden. „Ausgezeichnet muss

nicht teuer sein“, so die Winzer.

Bei der Badischen Gebietsweinprämierung

gab es

15 x Gold und 2 x Silber, die

DLG-Bundesweinprämierung

erbrachte 3 x Gold und 2 x

Silber. Die prämierten Weine

können in einer „Online-Weinprobe“

bestellt und vorgestellt

Weinlese im Schwarzwaldweingut Männle 1930 Foto: promo


32 KULTUR JOKER WEIN und KULTUR

dass ihre online-Bestellungen

pünktlich zu den Festtagen Ihr

Zuhause erreichen. „So klingt

der Erfolg“, lässt sich auch bei

den edelsüßen Wein-Raritäten

besonders genießen, viel mehr

als wir hier kundtuen können.

Dass der neue „Rebstück

rot“ gleich mit Gold bewertet

wurde, war selbst für die

Oberbergener eine faustdicke

Überraschung, die aber einen

ihrer Leitsprüche „Liebe zum

Wein und unserer Kaiserstühler

Heimat“ hiermit verwirklicht

sehen. Ab Mitte 2021 soll

es dann auch den „Rebstück

weiß“ geben. Voilà: Wie bereits

avisiert, viel mehr findet

sich auf der Homepage www.

bassgeige-wein.de. Es gibt

noch einen weiteren Grund,

selbst einmal Oberbergen zu

besuchen. Hier gibt es nämlich

seit dem Ende August dieses

Jahres am „Texaspass“ die offiziell

ausgezeichnete schönste

„Weinsicht“ mit dem „schönsten

Ort in ganz Baden“.

Blick auf die Weinberge von Oberbergen

Foto: WG Oberbergen

Vorsitzender der Opfinger Winzer Günter Linser freut sich

über die Ehrenpreise

Foto: promo

werden, beispielsweise am 12.

Dezember und am 16. Januar

2021.

Mehr Infos unter weinhausopfingen-shop.de

59 mal Gold und 20 mal Silber

gab es bei der Landesweinprämierung

insgesamt für die

Winzer*innen vom Tuniberg.

Hieran beteiligt die Winzergenossenschaften

aus Gottenheim,

Merdingen, Munzingen,

Nieder- und Oberrimsingen,

Tiengen und Waltershofen.

Coronabedingt haben sich

die Opfinger Winzer für Ihren

Wein-Liefer-Service etwas Besonderes

einfallen lassen. Ab 6

Flaschen beträgt der Versandkostenanteil

für ganz Deutschland

nunmehr nur noch 5 Euro,

ab 12 Flaschen ist er gänzlich

kostenlos.

Zuguterletzt noch ein kleiner

Anreiz für Naturfreunde

einmal Opfingen zu besuchen.

Bereits vor Jahren haben die

Opfinger Winzer mitten durch

die Reben einen informativen

Weinlehrpfad angelegt. Höhepunkt

ist der dortige Aussichtsturm,

der einen Rundumblick

über den Tuniberg, den

Schwarzwald und große Teile

des Breisgaus gewährt.

Weihnachtsangebote aus

Oberbergen: Die Kaiserstühler

sind einer der drei Staats-

Ehrenpreisträger

Sie suchen für 2020 nach

einem Lichtblick? Dann

schauen Sie doch einmal auf

die Website der Oberbergener-

Baßgeige! Die mit dem Ehrenpreis

ausgezeichneten dortigen

Weine sprechen für sich! Am

Sylvesterabend ist der Baßgeige

Sekt extrem trocken ein

ganz besonderes Vergnügen.

Bis zum 15. Dezember garantiert

die Genossenschaft,

Mit Leidenschaft und Begeisterung:

Der Landesehrenpreis

„Sekt“ geht nach

Burkheim

Im Winzerkeller Burkheim

gibt es trotz Corona viel Grund

zur Freude. Kellermeister

Dominik Schweizer und Geschäftsführer

Gert Schmidt

durften bei der Gebietsweinprämierung

des Badischen

Weinbauverbandes zum dritten

Mal nacheinander den Ehrenpreis

für den besten Sekt

entgegennehmen. Die Gala der

Preisverleihung, normaler Weise

immer Anfang November in

Offenburg, musste indes dem

„Shutdown light“ zum Opfer

fallen. Wer sich dafür besonders

interessiert, kann sich das

Video unter www.youtube/

com/watch?v=sWg-4migilg

auch jetzt noch anschauen.

Rotweine auf höchstem Niveau

gehören nach wie vor

zum Sortiment der Burkheimer.

Der 2017er Burkheimer

Schlossgarten Grande Reserve,

eine trockene Auslese aus

dem Barrique, erhielt den Preis

„Baden Top-Ten“ und auf internationaler

Ebene die Auszeichnung

MundusVini Gold.

FEINE WEINE,

STIMMUNGS-

VOLLE

ACCESSOIRES

WEINGUT LÄMMLIN-SCHINDLER

Müllheimer Str. 4 / 79418 Schliengen-Mauchen

Tel. 07635. 440 / www.laemmlin-schindler.de

SO KLINGT

JUNGER

GENUSS

N E U

K A I S E R S T U H L · B A D E N


WEIN und KULTUR KULTUR JOKER 33

Burkheimer Winzer: Gert Schmidt (GF) und

Dominik Schweizer (Kellermeitser) Foto: niessnerdesign

Ein vollmundiger Genuss zur

kalten Jahreszeit ist auch der

Burkheimer Winzerglühwein

„Nachtwächter“.

Ein Termin zum Vormerken

ist der 29. Januar 2021. Da gibt

es um 3nach7 eine virtuelle

Kellerführung. Geschäftsführer

und Kellermeister gewähren

einen beeindruckenden

Blick hinter die Kulissen und

die Geschäftsführerin der Werbegemeinschaft

Kaiserstühler

Wein, Petra Littner, plaudert

auf lockere Art und Weise mit

der Weinprinzessin Kaiserstuhl-Tuniberg

Lea Tritschler.

Ein Probierpaket der außerordentlichen

Spezialitäten lässt

sich unter www.burkheimerwinzer.de

bestellen. Infos über

Öffnungszeiten und Weinproben

gibt es aber auch telefonisch

unter: 07662-9393-15

Weihnachten in Mauchen:

Festliches im Weingut

Lämmlin-Schindler und in

der Krone

Auch das VDP-Prädikats-

Weingut Lämmlin-Schindler

hat 2020 sehr unter der Corona-Krise

leiden müssen. Da wo

es sonst nicht nur erstklassige

Weine, sondern auch Kunsthandwerker-

oder Gartenmärkte

gibt, durfte in diesem Jahr

so gut wie nichts stattfinden.

Für die Festtage ist dennoch

im festlich geschmückten Gut

einiges angesagt. Weinverkostungen

sollten im reduzierten

Maße möglich sein, im Hof

gibt es genügend Platz und

auch Wärmelampen sind installiert.

Angeboten werden

Herrnhuter Sterne, Heimatund

Kochbücher, Sebastian

Wehrles Fotografien, Gayman-Drucke,

Drechselkunst

aus dem Schwarzwald sowie

Vasen, Kerzen und Geschenkartikel.

Wenn die Corona-Auflagen

über die Weihnachtstage

gelockert werden sollten, gibt

es mit der Mauchener Krone,

einem Kooperationspartner,

vom 24. bis 27. Dezember auch

festliche Menus, wenn nicht,

hierfür einen Abholdienst.

Die Krone ist übrigens in der

Region für ihre feinen veganen

Gerichte bekannt. Bestellungen

müssen in diesem Fall

indes bis zum 20. des Monats

aufgegeben werden. Sie brauchen

noch passende Weine und

Sekte zu den Festtagen? Dafür

gibt es ein Sterne- und sogar

ein 5-Sterne-Weinpaket zum

Mitnehmen. Das Weingut und

die Krone wünschen Fröhliche

Feiertage in Schliengen-

Mauchen. Mehr Infos sind zu

finden unter www.läemmlinschindler.de

Text: Sahar F. Kratz

Ihnen fehlt noch ein

Weihnachtsgeschenk?

Bei uns gibt es Gutscheine!

Das Adelhaus

Bio, regional, saisonal – unser Restaurant ist eine Oase für

vegetarischen Genuss. Dafür sorgen ökologisch produzierte Zutaten

aus der Region sowie eine entspannte Atmosphäre im Herzen der

Freiburger Altstadt. Wir freuen uns auf Sie!

ADELHAUS Bio Restaurant Café | Tel.0761 38388191 I www.adelhaus.bio

Weihnachten in Mauchen: Festliches im Weingut

Lämmlin-Schindler

Foto: promoeG

Prädestiniert.

Prämiert.

Prickelnd!

LANDESEHRENPREIS „SEKT“

Gebietsweinprämierung Baden

2020

Dort, wo Herkunft

den Genuss ausmacht.

WWW.BURKHEIMERWINZER.DE

Burkheimer Winzer am Kaiserstuhl eG | Winzerstraße 8 | 79235 Burkheim

auggener-wein.de

Täglich Gratis-Degustation

Öffnungszeiten: Mo-Fr 9-18 Uhr, Sa 9-13 Uhr, So 10-13 Uhr

Kleinfeldele 1, 79424 Auggen, Tel.: 07631/3680-0


34 KULTUR JOKER NACHHALTIG

Verein Movement spendet und pflanzt Bäume

Neues sicheres Mädchen-Wohnheim von Stiftung Brücke in Burkina Faso bezogen

Schülerinnen vor dem farbenfrohen neuen

Mädchenwohnheim in Ouahigouya Foto © Georges Bazié

Die von islamistischen Gruppierungen

bedrohten Mädchen

im Norden Burkina Fasos haben

wieder ein sicheres Zuhause

in Ouahigouya gefunden.

Das neue „Foyer des jeunes

filles“ der Stiftung Brücke beherbergt

zur Zeit 37 Mädchen

und junge Frauen. Der Teninger

Verein Movement hat im September

10 große Bäume und 60

Bougainvilleen gespendet und

auf dem Gelände gepflanzt.

Nach dem Hilferuf von Stiftung

Brücke im März, hatte

Movement spontan seine Hilfe

angeboten. Der Teninger Verein

ist selbst in Burkina Faso tätig.

Dank der großen Spendenbereitschaft

konnte die Stiftung

Brücke den Kauf eines neuen

Geländes mit Haus in Ouahigouya

ermöglichen. Nun haben

Mitarbeitende von Movement

unter Leitung von Ibrahima

Ouedraogo vor Ort Bäume und

Büsche gepflanzt.

Das gekaufte Gebäude hat

eine Wohnfläche von rund 100

Quadratmetern. Zusätzlich hat

der Projektpartner von Stiftung

Brücke unter Leitung von Georges

Bazié ein Lehmgebäude mit

vier großen Schlafräumen und

Toiletten erstellt. Die Solaranlage

und die Brunnenanlage

aus Thiou, wo das Wohnheim

vorher war, werden am neuen

Ort installiert. Alle 30 umgezogenen

Bewohnerinnen gehen

wieder zur Schule. Damit kann

die fast 20-jährige Tradition des

„Foyer des jeunes filles“ fortgesetzt

werden. Mädchen und

junge Frauen aus abgelegenen

Dörfern können weiter ihren

Schulabschluss an weiterführenden

Schulen verfolgen und

entgehen so der Frühverheiratung.

In das neue Mädchenwohnheim

sind auch die sieben jungen

Frauen der Ausbildungs-

Wohngemeinschaft von Ouahi-

Bewohnerinnen

des Foyer des

jeunes filles pflegen

die von Movement

gepflanzten

Bougainvilleen. Im

Hintergrund rechts

sind Baumschößlinge

in Schutzkörben

zu sehen.

Foto © Georges Bazié

gouya eingezogen. Sie werden

Lehrerinnen oder erlernen

medizinische oder handwerkliche

Berufe. Mit dem Umzug

wird nicht nur die Miete für die

Wohngemeinschaft gespart,

sondern auch ein enger Kontakt

zwischen den Schülerinnen und

Absolventinnen des Foyer hergestellt.

Wer die Mädchen- und Frauenbildung

in Ouahigouya unterstützen

will, kann Spenden

unter dem Stichwort: „Mädchenbildung“

auf das folgende

Konto der Stiftung Brücke

überweisen,

IBAN DE12 1002 0500 0003

2474 04, BIC BFSWDE33BER.

Bitte geben Sie für die Spendenquittung

Ihre Anschrift an.

Weitere Infos: – www.stiftung-bruecke.de

und www.

movement-verein.org

„199 Rettungsringe gesucht“

Wildwasser-Kampagne für Mädchen* und Frauen*

Betroffene Kinder und Jugendliche

benötigen schnelle

und langfristige Hilfe, um nach

der erlittenen sexualisierten

Gewalt wieder Stabilität und

Sicherheit im Leben gewinnen

zu können.

Mit der Kampagne „199-Rettungsringe

gesucht“ wirbt der

Verein Wildwasser Freiburg

um neue Spender*innen für

die wichtige Arbeit mit Betroffenen

und deren Angehörigen

oder Bezugspersonen.

Wildwasser setzt sich gegen

den sexuellen Missbrauch von

Mädchen* und Frauen* ein.

Der Verein hatte bereits 2013

mit großem Erfolg die Kampagne

„99-Rettungsringe gesucht“

durchgeführt. Seit dem

Beginn der Kampagne im Juli

haben sich bereits 20 neue Paten

gefunden, über welche sich

der Verein sehr freut. Dennoch

hofft Wildwasser e.V. auf weitere

Unterstützung, um mit

der Hilfe engagierter Mitmenschen

die 199 zu erreichen.

Die Aktion wurde schon in

den Anfängen prominent unterstützt

von Ursula Cantieni,

Schauspielerin und bekannt

aus der Serie „Die Fallers“, Dr.

Dieter Salomon, ehemaliger

Oberbürgermeister der Stadt

Freiburg, Melanie Leupolz,

Fußball-Europameisterin 2013

und Olympiasiegerin 2016 und

Jean-Guihen Queyras, weltbekannter

Cellist.

Die Anfragen und der Hilfebedarf

der Betroffenen haben

in den letzten beiden Jahren

deutlich zugenommen.

Durch die nun eingetretene

„zweite Welle“ erlebt der Verein

weitere finanzielle

Einbußen durch ausfallende

Fortbildungen und

fehlende Spenden. Zudem

werden aktuell per

Videoberatung neue Formate

entwickelt, um bei

Kontaktbeschränkungen

dennoch Begleitung und

Prävention in Schulen anbieten

zu können.

„Unsere Hilfe ist gerade

jetzt für die Mädchen

essenziell, um sie auch in

der Krise intensiv begleiten

zu können“, sagt Dagmar

Stumpe-Blasel vom

Beirat des Vereins. Bereits

durch einen Beitrag von

15 Euro monatlich, kann Wildwasser

die kostenlosen Hilfen

für Mädchen* und Frauen*

besser sicherstellen.

Weitere Infos: Tel.

0761/33645, www.wildwasserfreiburg.de,

www.199-rettungsringe-gesucht.de

Spendenkonto: Wildwasser

e.V. | Sparkasse Freiburg |

IBAN DE44 6805 0101 0002

0447 89 | BIC FRSPDE66XXX


NACHHALTIG KULTUR JOKER 35

Mehr Nachhaltigkeit für städtische Lebensmittelieferant*innen

Die Regionalwert-Nachhaltigkeitsanalyse bietet partizifistischen Ansatz und nachhaltigen Schwerpunkt

Nachhaltige und regionale Produkte sollten auf dem Speisezettel stehen

Nachhaltiges Essen ist zunehmend

in aller Munde – und

das nicht nur sprichwörtlich.

Doch wie sieht es in öffentlichen

Verpflegungseinrichtungen

der Stadt Freiburg aus?

Wo und wie nachhaltig werden

die bezogenen Lebensmittel

produziert? Und welche Möglichkeiten

gibt es dort zum

Ausbau der Nachhaltigkeit und

Regionalität?

Im Sommer 2020 stellte die

Grünen-Fraktion des Freiburger

Stadtrates genau diese

Fragen an die Stadt Freiburg.

Die Antwort aus dem Umweltdezernat

legte offen, dass der

Verpflegungsgrad in Schulen

und Kindergärten in Sachen

Nachhaltigkeit noch stark ausbaufähig

sei. Auch die Frage

nach dem Anteil von bio-zertifizierten

tierischen Produkten

kann nicht vollumfassend, sondern

lediglich aufgrund einer

Stichprobe beantwortet werden.

Offenbar gibt es bislang

keinen Kriterienkatalog, mit

dem die Beschaffung von Lebensmitteln

auf Nachhaltigkeit

gemessen werden kann.

Als „Green City“ hat Freiburg

den bundesweiten Ruf,

eine Stadt mit hohem Anspruch

in Bezug auf Nachhaltigkeit

zu sein. Doch die

Antwort auf die Anfrage der

Grünen-Fraktion zeigt, dass

Nachholbedarf in der Formulierung

des Anspruchs und in

der tatsächlichen Beschaffung

besteht.

Um den Anteil nachhaltig

produzierter Lebensmittel

steigern zu können, müssten

zunächst Kriterien für Nachhaltigkeit

gefunden und ein

entsprechender Mindeststandard

für Lieferbetriebe etabliert

werden. Naheliegend wäre es,

Foto: promo

ausschließlich auf Betriebe mit

Bio-Zertifikat zu setzen. Doch

die Kritik am EU-Bio-Label

nimmt zu. Vielen sind die Standards,

vor allem bei der Tierhaltung,

nicht ausreichend genug.

Auch Regionalität findet beim

Bio-Label und vergleichbaren

Für den Klimaschutz durch alle Zeiten

Der Freiburger Film „Dreisamlibellen“ bietet Tanz, Witz und eine politische Botschaft

Als Green City war Freiburg

eine der deutschen Städte mit

den größten Protesten für Klimagerechtigkeit.

Es wundert

also nicht, dass aus diesem

Umfeld nun ein Film kommt,

der auf kreative Weise deutlich

macht, dass Schluss sein

muss mit habgierigem Wirtschaften,

passiver Politik und

dem ständigen Wegschauen.

„Dreisamlibellen“ ist ein

Film von Felicia Jübermann,

ein Projekt des Freiburger

Theater- und Kulturvereins

PAKT e.V. und in seiner

Machart nicht einfach zu fassen.

Kunstwerk, Spielfilm,

Dokumentation und soziales

Engagement kommen zusammen.

Akteur*innen sind

Kinder und Jugendliche, die

Dreisamlibellen. Sie versuchen

die Dreisam im Jahr

2030 vor den ausbeuterischen

Machenschaften eines Investors

zu retten. Zusammen mit

vielen Unterstützer*innen, so

auch der Regisseurin Ana,

gehen sie auf die Straße und

skandieren den Ruf, der auch

die aktuelle Klimabewegung

kennzeichnet: „Wir sind hier,

wir sind laut, weil ihr uns die

Zukunft klaut.“ Dabei werden

Zukunft und Gegenwart

vereint. Die Dreisamlibellen

stoßen zur großen Freiburger

Klimademonstration 2019, um

ihr Leben in der Zukunft zu

verbessern und die Dreisam

vor dem Austrocknen und der

Verschmutzung zu bewahren.

Es geht um die Natur und sauberes

Trinkwasser für alle.

Das Projekt „Dreisamlibellen“

besteht bereits seit

drei Jahren und mit dem

Engagement vieler Menschen.

Über 200 Kinder und

Jugendliche wirkten in größeren

und kleineren Rollen

mit, studierten Tanzchoreografien

ein oder spielten als

Schauspieler*innen. Auch

in die Arbeit am Film waren

die Kinder eingebunden. Regisseurin

Felicia Jübermann

zeigt sich begeistert über die

Zusammenarbeit und das

Interesse: „Wir haben hier

die wunderschöne Dreisam,

das Wetter, die Jahreszeiten

und unglaublich tolle Kinder

und Jugendliche! Dann

kommen die Tänzer*innen,

Schauspieler*innen und

Kreativschaffende dazu. Das

alles zusammen ergibt einen

grenzenlosen Pool an Kreativität,

Storys, Szenen

für ein Filmprojekt.“

Obwohl das Projekt

ohne Filmförderung

auskommen

musste, konnten

kreative Lösungen

gefunden werden.

Auch ergaben sich

einige Kooperationen

und Partnerschaften,

etwa mit

dem Kulturamt

Freiburg oder der

INTA-Stiftung. Der

Tanzraum Freiburg,

d a s Kom mu nale

Kino oder die Vhs

Freiburg zeigten

sich neben anderen

als tatkräftige Unterstützer.

Filmpremiere soll

am 10. Januar 2021 in den

Blackforest Filmstudios in

Kirchzarten sein. Aufgrund

der unsicheren Coronasituation

ist die Terminierung

jedoch vorläufig. Auch wird

über eine Crowdfunding-

Kampagne noch um Spenden

für die Produktion gebeten.

Weitere aktuelle Infos und

Spendenmöglichkeit: www.

dreisamlibellen.com

Standards keine Berücksichtigung.

Es gibt bereits Instrumente,

denen ein ganzheitlicheres Verständnis

von Nachhaltigkeit

zugrunde liegt. Darunter die

Regionalwert-Nachhaltigkeitsanalyse.

Mit diesem Tool können

landwirtschaftliche Betriebe auf

ihr Wirtschaften in Bezug auf

soziale, ökologische und regionalwirtschaftliche

Leistungsfaktoren

hin analysiert werden.

Dazu gehört z.B. die Ausbildung

junger Menschen, faire Bezahlung

oder der Aufbau von Bodenfruchtbarkeit.

Denkbar wäre es auch, einen

Schritt weiter zu gehen: Gemeinsam

mit der Regionalwert

AG Freiburg, der Betreiberin der

Regionalwert-Nachhaltigkeitsanalyse,

könnten in Workshops,

auch unter Beteiligung von

Bürger*innen, Kennzahlen und

Grenzwerte in der Nachhaltigkeitsanalyse

individuell für die

Stadt Freiburg angepasst werden.

Es wäre ein partizipativer Ansatz,

mit dem Freiburg selbst entscheidet,

nach welchen Kriterien

die Lieferbetriebe der städtischen

Kantinen und Mensen, nicht zuletzt

in Kindergärten und Schulen,

ausgewählt werden.

Fotos: Christian Steinhauser

Das WIR

schafft

Energie


36 KULTUR JOKER NACHHALTIG

Direkthilfe für Menschenwürde

Nachhaltig eindrucksvolle Musikvideo-Aktion des Freiburger

Künstlers Jörg Hofmann

Was ist der Wert von Musik?

Von Kultur? Diese Fragen stellen

sich derzeit in mehrfacher

Hinsicht. Die Einnahmen von

Musikern durch Streamingdienste

sind in den meisten

Fällen gering und Livekonzerte

sind unter Pandemieauflagen

gar nicht oder nur subventioniert

möglich. Schwierige

Zeiten für das Herz einer Gesellschaft

– die Kultur.

Der Freiburger Künstler Jörg

Hofmann, bekannt als Kopf des

renommierten Ensembles madrugá

flamenca und Leiter des

Zentrums für Flamencokunst

La Soleá legt mit seiner zweiten

Musikvideo-Hilfsaktion einen

hoffnungsvollen, gleichsam

musikalisch-ästhetischen sowie

auch gesellschaftspolitisch relevanten

Entwurf vor, der weit

mehr ist, als ein Rumgehen mit

dem Hut: Der vom Multiinstrumentalisten

selbst geschriebene,

produzierte und filmisch

inszenierte Titel „Irgendwann“

thematisiert den Triumph der

Liebenden über den nahen Tod,

diese Befreiung ermöglicht die

Versöhnung mit dem Leben,

das dadurch in ihrer Vorstellung

nochmals und für immer

in voller Pracht erblüht:

nehmen wir mal, es wäre anders

/ nehmen wir mal an, wir

hätten zeit / nehmen wir mal

an, es wäre frühling / und viele

bunte blüten auf deinem kleid

Die ganz eigene minimalistische

und metaphorisch aufgeladene

Arthouse-Ästhetik

des Films entfaltet ihre Wucht

nicht durch Farbenpracht und

Reizflut gängiger Mainstream-

Videos sondern durch ihren

freien Blick und die kommerzielle

Unabhängigkeit des Künstlers.

Diese Unabhängigkeit erreicht

Jörg Hofmann, weil er

dieses sprachlich-musikalischästhetische

Gesamtkunstwerk

ohne eigenen finanziellen Gewinn

und daher frei von Erfüllungsdruck

vollständig in

den Dienst einer eigens hierfür

gestarteten Hilfsaktion auf

Deutschlands größter Spendenplattform

„betterplace“ stellt.

Als Wertschätzung für seine

Arbeit sammelt er auf diese

Weise Geld für Organisationen,

die obdachlose Jugendliche, Erwachsene

und alte Menschen

unterstützen. Jeder, der möchte,

ist dazu eingeladen, hierbei

durch Weiterleitung und/oder

Spenden behilflich zu sein.

Die gesellschaftliche Vision

hinter dem Titel der Aktion

„Musik für Leben - Direkthilfe

für Menschenwürde“ ist

eindeutig: Wenn wir langfristig

nachhaltig denken und

handeln, wird allein die gegenseitige

Unterstützung,

die Erkenntnis, dass wir nur

gemeinsam Mensch sind und

wie gut sich das anfühlt, zu

einem friedlichen und für alle

lebenswerten Gleichgewicht

führen. Empathie, Mitgefühl

und Nächstenliebe sind nicht

schmückendes Beiwerk einer

echten Hochkultur, sondern

ihre Voraussetzung! Freiheit,

gerade auch in der Kunst, ist

ihre Nahrung, um zu wachsen.

Was ist uns eine Kultur der

Freiheit, was ist uns die Freiheit

in der Kultur wert?

Jörg Hofmann

Die Musik verklingt, doch die

kurze, wohltuende Umarmung

einer Vision schwingt weiter

und weiter … „irgendwann“.

Weitere Infos: Spendenaktion

„Direkthilfe für Menschenwürde“:

https://betterplace.org/

f36175

Jörg Hofmann: www.joerghofmann.com

| www.la-solea.

de | www.madruga-flamenca.

de

Fotos: Ellen Schmauss

Neues Projekt Fahrradwerkstatt

Jugend- und Bürgerforum Haus 197 e.V. in Freiburg

Herausgeber:

Art Media Verlagsgesellschaft mbH

Auerstr. 2 • 79108 Freiburg

Redaktionsleitung (V.i.S.d.P.):

Christel Jockers

Redaktion:

Cornelia Frenkel

Peter Frömmig

Annette Hoffmann

Marion Klötzer

Erich Krieger

Nike Luber

Fabian Lutz

Georg Rudiger

Claus Weissbarth

Friederike Zimmermann

u.a.

Terminredaktion:

Elisabeth Jockers

Layout/Satz:

Art Media Verlag

Telefon: 0761 / 72072

E-mail: grafik@kulturjoker.de

redaktion@kulturjoker.de

Anzeigen/Telefon:

0761 / 72072

Druck:

Rheinpfalz Verlag und Druckerei

GmbH & Co. KG, Ludwigshafen

Das Copyright für vom Verlag gestaltete

Anzeigen und Artikel liegt beim Verlag.

Nachdruck, auch nur auszugsweise, nur mit

schriftlicher Genehmigung des Verlages.

Für unverlangt eingesandte Manuskripte,

Fotos, Vorlagen und für Programmhinweise

kann keine Garantie übernommen werden,

sie sind aber herzlich willkommen.

Das Haus 197 in der Schwarzwaldstraße

197 in Freiburg startet

das neue Projekt: „Fahrradwerkstatt“.

Neben dem Mobilen Jugendzentrum

„Heimspiel“ auf Rädern,

unterwegs an der Dreisam,

am Kappler Knoten und am ZO,

gibt es nun auf dem Außengelände

eine Selbsthilfe-Fahrradwerkstatt.

Einerseits lernen Jugendliche

von einem ausgebildeten

Arbeitserzieher, wie aus Schrott

wieder funktionsfähige Fahrräder

entstehen. Auf der anderen

Seite richtet sich das Angebot

an geflüchtete Menschen (z.B.

in den Wohnheimen am Kappler

Knoten und in der Höllentalstraße).

Für mehr Mobilität im Alltag

werden ihnen hier reparierte

Räder zur Verfügung gestellt

und sie können lernen, diese

auch selbst zu reparieren.

Die Werkstatt steht zweimal in

der Woche für die Öffentlichkeit

zur Verfügung: Zukünftig kann

Jede*r unter Anleitung und Hilfestellung

das eigene Fahrrad

selbst reparieren. Das Werkzeug

darf benutzt werden, gebrauchte

Ersatzteile finden sich womöglich

im Lager und Verschleißteile

können zum Selbstkostenpreis

erworben und verbaut werden.

Die Selbsthilfewerkstatt will

auch Treffpunkt im Freiburger

Osten sein.

Öffnungszeiten: samstags 10

bis 15 Uhr und mittwochs 14 bis

18 Uhr. Infos: www.haus197.de/

fahrradwerkstatt/.

Fotos: promo


Nachhaltig KULTUR JOKER 37

Hohe Qualität und innovative Technik

Den Klimahäusern Schallstadt beim Wachsen zusehen

Fotos: promo

Im August hat der erste Bagger

seine Zähne ins Erdreich

der Schallstadter Weiermatten

gegraben; dort, wo vier aneinandergereihte

Klimahäuser als

Schallschutzriegel die dahinter

entstehende Ortsmitte gegen

das bereits bestehende Gewerbegebiet

abschirmen werden.

Mittlerweile lässt die Baustelle

bereits deutliche Konturen

erkennen. Die Rohbauarbeiten

am Erdgeschoss haben begonnen,

man kann den Plusenergie-Klimahäusern

regelrecht

beim Wachsen zusehen.

Bauträger ist der Freiburger

Solar-Architekt Rolf Disch,

der mit dem Heliotrop und der

Solarsiedlung im Freiburger

Stadtteil Vauban die Plusenergie-Bauweise

erfand, die er

jetzt in Schallstadt noch weiterentwickelt.

Angefangen bei der emissionsfreien

Tiefgarage, in

der ausschließlich Elektro-

Fahrzeuge Platz finden werden;

mit einem Anschluss für

elektrische Ladestationen an

allen Stellplätzen. Oder das

innovative „Kalte Nahwärmenetz“

der Energiedienst AG,

das weitere der neuen Gebäude

der Schallstadter Ortsmitte

mitversorgen wird. Und natürlich

ist beim Solar-Architekten

die Sonne ausschließliche Energiequelle

für Wärme, Strom

und Mobilität.

Hohe Qualität bei niedrigeren

Preisen

Während überall in Freiburg

und im Umland die Quadratmeterpreise

in schwindelnde

Höhen klettern, bleibt in

Schallstadt der Quadratmeterpreis

vergleichsweise moderat.

Und dies, obwohl sich im Plusenergiehaus

in hohem Maße

Nebenkosten einsparen lassen.

Zudem wird der hohe Energiestandard

„KfW-40-plus“ staatlich

gefördert mit bis zu 30.000

€ pro Wohneinheit.

„Beim bezahlbaren Wohnen

muss man die Mobilität mitbedenken“,

so Rolf Disch. „Die

Reduktion von KFZ-Stellplätzen,

vor allem in Tiefgaragen,

spart große Summen. Wir stellen

mit Car- und Bike-Sharing

die notwendige Mobilität zur

Verfügung.“

Es geht also auch anders. So

verwundert es nicht, dass nur

noch 13 der 83 Wohnungen

zum Verkauf stehen.

Infos: www.klimahäuserschallstadt.de

Klimaschutz? Sofortmaßnahme!

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Atom- und Kohlewirtschaft verfl ochten sind. Als genossenschaftlicher

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Empfohlen von:


38 KULTUR JOKER NACHHALTIG

Atom-Spin auf dem Klimakrisen-Trittbrett

Atomlobbyisten bekommen irritierend oft eine mediale Bühne, um ihren mehrfach widerlegten Mythos, Atomkraft

sei ein Klimaretter, mit großer Reichweite zu ventilieren

Lange haben „die Medien“ die

Rufe der Klimaschutz-Aktiven

nach Berichterstattung zur Klimakrise

konsequent überhört.

Selbst über Klimabrände und

Wetterextreme wurde oft mit

quotenheischenden Bildern und

emotionalisierender Sprache berichtet,

ohne das K-Wort auch nur

zu erwähnen. Das Muster „Keine

Einordnung, weil die Agentur

sie nicht mitliefert“ zieht sich

wie ein roter Faden durch die

Berichterstattung.

Obwohl eine Umfrage kurz

vor der letzten Bundestagswahl

belegte, dass die Klimakrise auf

Platz Eins der Sorgen der Menschen

rankte, kam das Thema

medial schlicht nicht vor, bis die

Schulstreiks eine Trendwende

einleiteten.

Doch kaum dass die Rufe der

Leserschaft erhört werden, fällt

auch der gewichtige Trittbrettfahrer

auf, der zunehmend häufig

auf dem Klimazug mitfährt:

Atomlobbyisten bekommen irritierend

oft eine mediale Bühne,

um ihren mehrfach widerlegten

Mythos, Atomkraft sei ein Klimaretter,

mit großer Reichweite

zu ventilieren.

„Brauchen wir Atomkraft,

um den Klimawandel zu stoppen?“

fragte das neue Video des

funk-Formats „Kurzgesagt“, das

im Auftrag des ZDF für „funk“

produziert wird. Unbedarfte

aus der jungen Zielgruppe werden

vermutlich „eigenständig“

zu der Überzeugung kommen,

die rhetorische Frage mit „Ja“

zu beantworten, weil ihnen das

Fachwissen fehlt, das Spiel zu

durchschauen. In Wort und Bild

wird suggeriert, es bestünde eine

Notwendigkeit für Weiterbetrieb

und Neubau von AKW. Der Plot

gipfelt in der Aufforderung, das

zu akzeptieren: „…je länger wir

das nicht akzeptieren desto härter

wird der Kampf.“

Erneuerbare werden marginalisiert

Der Filmbehauptetmanipulativ,

dass wir „etwa im gleichen

Tempo Atomkraftwerke vom

Netz genommen haben wie wir

erneuerbare Energien hinzugefügt

haben.“ Eine grob verzerrte

Darstellung, insbesondere im Betrachtungszeitraum

2000 – 2019,

auf den der Film sich bezieht. Die

Zahlen zeigen, dass die Stilllegungen

der Atomanlagen, die das

Ende ihrer technischen bzw. wirtschaftlichen

Betriebszeit erreicht

haben, durch den AKW-Zubau

im gleichen Zeitraum gerade einmal

ausgleichen konnten. Mehr

als ein Zuwachs von 8% war in

19 Jahren nicht drin (2600 TWh

→ 2800 TWh).

Zeitgleich legten die Erneuerbaren

um 145% zu (2900 TWh

→ 7000 TWh). Um den Eindruck

zu erzeugen, die ganze

Energiewende sei für die Katz,

wird weggelassen, dass a) die

Stromproduktion insgesamt um

73% gestiegen ist, b) dass die

Atomkraft seit mehr als 60 Jahren

massiv gefördert wird und

ihr Beitrag zum Wachstum trotzdem

nur minimal ist und c) dass

die wachstumsstarken Erneuerbaren,

PV und Windkraft, erst

vor rund 20 Jahren Zugang zum

Strommarkt bekamen. Sie haben

ihr großes Potenzial längst nicht

ausgeschöpft. Es gibt eine Reihe

Die Seiten NACHHALTIG werden unterstützt von:

Peer-Review-validierter Studien

die belegen, dass eine 100%

Erneuerbare Energieversorgung

möglich ist - sowohl hier als auch

weltweit. Keine dieser Studien

wird in dem Film zitiert oder in

den Quellen genannt.

Desinformationzur Windkraft

in Deutschland

Schleichwerbung - Atomspin auf dem Klimakrisen-Trittbrett

Stattdessen wird nach dem Rosinenpicker-Prinzip

behauptet,

BRD-„Windenergie gleicht nur

die fehlende Atomkraft aus, statt

Kohle zu ersetzen“. Das ist falsch.

Im Betrachtungszeitraum sank

die Atomstromproduktion um 95

TWh. Im selben Zeitraum legte

allein die Windkraft um 116 TWh

zu. Dazu kamen 89 TWh aus

weiteren regenerativen Quellen.

In den 19 Jahren, auf die sich der

Film bezieht, steht der Abnahme

von Atomkraft um 95 TWh also

eine Zunahme von Erneuerbaren

um 205 TWh gegenüber.

Eine weitere öffentlich zugängliche

Quelle, die der Film leider

nicht nutzt (energy-charts.info),

belegt den anhaltenden Zuwachs

der Erneuerbaren. Sie liefern

2020 mehr als alle fossil-atomaren

Quellen zusammen. Richtig

ist also, dass die Erneuerbaren

nicht nur Atomstrom sondern

auch Kohlestrom ersetzt haben.

Problem aber ausschließlich im

Kontext mit Wasserkraftwerken:

“Regnet es in einem Jahr aber

wenig, kann das zu Engpässen

führen“ und suggeriert nachfolgend:

“Wir scheinen also Atomenergie

zu brauchen“, grad so, als

ob das Niedrigwasser der Flüsse

die AKW nicht beträfe.

Foto: promo

Auch im Winter kommt es im

Musterschüler-Atomland immer

wieder zu Engpässen. Seit

2008 fordert der Netzbetreiber

RTE seine Kunden regelmäßig

auf, die Verbrauchsspitzen zu

dämpfen und Strom zu sparen.

Dennoch kommt es immer wieder

zu großflächigen Stromausfällen,

bei denen mehrere Hunderttausend

im Dunkeln sitzen.

Mit keinem Wort wird erwähnt,

welche großen Probleme Frankreich

mit seinem einzigen AKW-

Neubauprojekt, mit der gesamten

Reaktorbausparte und der Zulieferindustrie

für Ersatzteile hat.

Der Creusot-Skandal hat massive

Auswirkungen auf die gesamte

Atomwirtschaft weltweit. Kein

Wort darüber, dass trotz vollmundiger

Versprechen das Halten des

Status Quo der Nuklearkapazitäten

auf Kosten der Sicherheitsmargen

geht und dass trotzdem

Frankreichs Schlüsselindustrie

als ein riesiges Milliardengrab

sogar den Staatshaushalt in Bedrängnis

bringt. Das auch nur als

„Teil der Lösung“ zu deklarieren

ist unredlich.

Das französische Stromversorgungssystem

ist auf Kante genäht,

die Stromausfallquote liegt

seit Jahren rund vierfach über

der deutschen, obgleich hierzulande

mittlerweile über 50% des

Stroms aus erneuerbaren Quellen

stammt. Die Phasen, in denen

große Teile des französischen

AKW-Parks nicht verfügbar sind,

mehren sich. Wenn im Winter

französische Stromheizungen

mit Import-Kohlestrom betrieben

werden, besteht kein Anlass,

Atomkraft als „die Lösung“ der

Klimakrise zu proklamieren.

Gerade Frankreich ist auch ein

Beispiel dafür, dass trotz bester

geographischer Bedingungen

die Erneuerbaren politisch zurückgedrängt

werden. Der Anteil

der Windkraft lag 2019 bei

mageren 6%, die Solarenergie

lieferte gerade 2%. Im Film wird

verschwiegen, dass im Interesse

der Atomindustrie die wesentlich

günstigeren Erneuerbaren

klein gehalten werden. Weitere

Beispiele, die dasselbe Muster

zeigen: Ungarn (Atom: 48%,

PV 4,1%, Wind 2,2%), Belgien

(Atom: 48,7%, PV 4,4%, Wind

10,6%), Slowakei (Atom: 59%,

PV 0%, Wind 2,2%), Ukraine

(Atom: 54%, PV 1,9%, Wind

1,2%).

Als zweiter Musterschüler wird

Schweden genannt. Die im Film

angegebenen „fast 40 % Atomstrom“

weichen deutlich von den

Zahlen der IAEA ab, die für 2019

nur 34% angibt. Die Abschaltung

von Ringhals 2 im Dez 2019

wird sich auf die 2020er Bilanz

auswirken. Von 13 schwedischen

Reaktoren sind mittlerweile 6

endgültig abgeschaltet, im Dezember

2020 folgt mit Ringhals

1 der 7-te. Der Betrieb ist nicht

mehr wirtschaftlich, so Vattenfal.

Bezeichnend, dass behauptet

wird: „die Länder mit der meisten

Atomenergie haben derzeit die

sauberste Elektrizität“, während

die verlinkte Tabelle ebenso gut

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Atom-Musterschüler

Grob irreführend ist die Aussage:

„Länder wie Frankreich

haben aber gezeigt, dass es trotz

der Nachteile möglich ist Atomenergie

als Teil der Lösung einzusetzen.“

Gerade dort wachsen

die Probleme im alternden

Kraftwerkspark. AKW fallen

im Sommer aus, wenn bei Dürre

das Kühlwasser der Flüsse nicht

reicht. Der Film nennt dieses


Nachhaltig KULTUR JOKER 39

den entgegengesetzten Schluss

zulässt: In 5 der 11 aufgeführten

Länder lag die fossile Stromerzeugung

bei über 30%, bei zweien

sogar über 50%. Deutschland,

das nach dieser Darstellung nicht

zu den Vorzeige-Ländern gehört,

liegt Ende 2020 bei 35%.

Umgang mit Quellen

Ein eklatantes Beispiel für Rosinenpickerei

findet sich bei dem

aus dem Zusammenhang gerissenen

Zitat der Union ofconcernedScientists

UCSUSA. Ein Satz

aus einem Artikel der sich mit

„schwerwiegenden wirtschaftlichen

und sicherheitstechnischen

Problemen“ der Atomkraft befasst,

soll die Eingangsthese des

„Kurzgesagt“-Films unterfüttern,

„immer mehr Stimmen aus der

Wissenschaft und dem Umweltschutz“

hielten Atomkraft für einen

Klimaschützer. Dabei weist

der Artikel u.a. darauf hin, dass

mehr als 1/3 des US Atomkraftwerksparks

unwirtschaftlich arbeitet.

Die UCSUSA beobachtet,

dass der Kostendruck der durch

die günstigeren Alternativen

verursacht wird, die Wirtschaftlichkeit

der Atomkraft bedroht.

Dieser Druck, so kritisiert die

UCSUSA, treibt die Industrie an,

Sicherheitsstandards zu reduzieren.

Nichts von den Erkenntnissen

der benannten Zitatquelle

findet sich in dem „Kurzgesagt“-

Film wieder. Stattdessen werden

Dinge behauptet wie: „die Zahlen

legen also nahe, dass wir die

Atomenergie brauchen um unsere

Stromversorgung möglichst kohlenstofffrei

zu bekommen.“

Neue Reaktorkonzepte – die

Illusion verfügbarer Lösungen

Äußerst problematisch ist die

gewagte These, es gäbe „heute

vielversprechende neue Konzepte“.

Hier wird die Illusion

der Verfügbarkeit von Lösungen

erzeugt und falsche Hoffnungen

werden geweckt, denn diese

„Konzepte“ sind keineswegs neu.

Der Nachweis für ihre Machbarkeit

fehlt, obgleich einige davon

bis in die 1940er und -50er Jahre

zurückreichen. Das als „vielversprechend“

darzustellen ist einseitig.

Das Lösungspotenzial ist

keineswegs so unumstritten, wie

es der Film glauben machen will

und es gibt viele, seriöse kritische

Stimmen, welche massive Zweifel

an der Realisierbarkeit dieser

theoretischen Konzepte äußern.

Wer diese ignoriert, muss sich

den Vorwurf der Verzerrung gefallen

lassen.

Eine ausführliche Analyse finden

Sie unter www.freitag.de/autoren/evastegen

Eva Stegen

Ein Lächeln schenken und gewinnen

Advents-Spendenaktion Lächel-Los der Deutschen Cleft Kinderhilfe e.V.

Kinder mit angeborener

Lippen-Kiefer-Gaumenspalte

haben einen schweren Start ins

Leben – insbesondere, wenn

sie in Ländern aufwachsen,

in denen sie keinen Zugang

zu medizinischer Behandlung

haben. Die Freiburger Hilfsorganisation

Deutsche Cleft

Kinderhilfe e.V. setzt sich für

die „Spaltkinder“ ein – aktuell

mit der bundesweiten Spendenaktion

„Lächel-Los“. Die

Aktion läuft vom 1. bis zum

24. Dezember. Jeder der helfen

möchte, kann unter www.

laechel-los.de Lose bereits ab

1 Euro erwerben und damit

einen Beitrag für die erforderlichen

Operationen leisten.

Der Erlös kommt betroffenen

Kindern in Asien, Südamerika

und Ostafrika zu Gute. Erfahrene

einheimische Chirurgen

und langjährige Kooperationspartner

der Deutschen Cleft

Kinderhilfe e.V. nehmen die

Eingriffe vor Ort vor.

Ria und ihre Mutter haben allen

Grund zu strahlen. Von der

Lippenspalte, die Rias Gesicht

noch bis vor kurzem entstellte,

ist nichts mehr zu sehen.

Ria wurde im Hilfsprojekt der

Ein neues Lächeln für Ria

Deutschen Cleft Kinderhilfe

e.V. in Bangladesch operiert.

Nach der Lippen-Operation

folgte noch ein zweiter Eingriff,

da Ria auch eine Gaumenspalte

hatte. Jede Operation hat 250

Euro gekostet und nicht länger

als eine Stunde gedauert.

Die Gewinne werden von

Plus Dental und Heitlinger Genusswelten,

den Unternehmenspartnern

der Deutschen Cleft

Kinderhilfe e.V., zur Verfügung

gestellt. Zu gewinnen gibt

es zweimal eine Zahnkorrektur

von PlusDental mittels digitaler

Zahnmedizin im Wert von bis

zu 2.690 Euro, zwei Starter-

Blut spenden und den Winter genießen

Dezemberaktion mit „Glühwein für Zuhause“ in der Blutspendezentrale

In diesem Jahr ist vieles anders.

Und vieles wie immer.

Wie immer benötigen Menschen

mit Krebserkrankungen,

nach schweren Unfällen

oder bei großen Operationen

Blutprodukte. Deshalb sind

Blutspender*innen nach wie

vor Lebensretter und werden

dringend gesucht. Als kleines

Dankeschön spendiert die

Blutspendezentrale des Uniklinikums

im Dezember allen

Blutspender*innen eine Bio-

Glühweingewürzmischung für

den Genuss zu Hause.

Spenden mit Termin

Unter www.blutspendeuniklinik.de

können sich

Spendenwillige online einen

Termin buchen. Auch

„Glühwein für Zuhause“ in der Blutspendezentrale Foto: promo

Foto: Deutsche Cleft Kinderhilfe e.V.

Sets happybrush-Schallzahnbürste

und einen Gutschein

über zwei Übernachtungen im

Komfort-Doppelzimmer inklusive

Frühstück im 4 Sterne

Superior Hotel Heitlinger Hof.

Spenden, gewinnen, Lächeln

schenken: www.laechel-los.de

Erstspender*innen können sich

dort registrieren und anschließend

an der Terminvergabe

teilnehmen. Hilfreich ist es,

auch den Spenderfragebogen

zuhause auszufüllen und mitzubringen.

Erstspender können

ihren Aufenthalt zudem

verkürzen, indem sie sich den

notwendigen Aufklärungsfilm

bereits zuhause ansehen.

Spontanes Spenden bleibt bis

auf weiteres ebenfalls möglich.

Die Blutspendezentrale weist

darauf hin, dass die Sicherheitsmaßnahmen

erhöht sind

und vor Ort eine Einlasskontrolle

besteht. Deswegen kann

es auch mit Termin zu Wartezeiten

kommen. Potentielle

Spender*innen können sich auf

der Webseite über die aktuellen

Vorgaben informieren.

Bei jeder Blutspende werden

der Personalausweis und

nach Möglichkeit der Impfpass

benötigt. Spender*innen müssen

zwischen 18 und 68 Jahre

alt sein (Erstspendende bis 60

Jahre). Männer können alle 8

Wochen, Frauen alle 12 Wochen

zur Blutspende kommen.

Infos sowie Zugang zum Terminmodul:

www.blutspendeuniklinik.de.

Öffnungszeiten

Blutspendezentrale: Mo & und

Di 8-15 Uhr; Mi & Do 12-19

Uhr; Fr & Sa 8-13 Uhr.

G

m

b

H


40 KULTUR JOKER Gesundheit

„Wir brauchen globale Solidarität“

Operieren in Afrika e.V. gründet College in Burkina Faso

Eltern, ihre Kinder zur Schule

zu schicken“, betont Prof. Dr.

Bernhard Rumstadt, 1. Vorsitzender

des 2002 gegründeten

Vereins und ergänzt: „Wir

brauchen globale Solidarität

und sehen unsere Arbeit auch

als gelebte Völkerverständigung

mit Menschen, die in

einem der ärmsten Länder der

Erde nicht das Glück haben,

eine ausreichende Bildung und

ein wirkungsvolles Gesundheitssystem

zu haben.“ Der

Chefarzt der Chirurgischen

Klinik im Ev. Diakoniekrankenhaus

in Freiburg baut mit

dem von ihm ins Leben gerufenen

Verein die Kliniken

vor Ort zu einer Plattform für

effektive Kurzeinsätze von

internationalen chirurgischen

Spezialisten aus und stellt mit

den Kliniken auch die Grundversorgung

der örtlichen Bevölkerung

sicher. In gemeinsamer

Arbeit mit afrikanischen

Ärzten und Pflegern wurde

2004 eine eigene chirurgische

Klinik eröffnet. Mit der 2018

in Betrieb genommenen Geburtshilfeklinik

konnte die

Säuglingssterblichkeit von 81

pro 1000 Geburten (durchschnittliche

Rate in Burkina

Faso) auf 6 pro 1000 Geburten

gesenkt werden.

Spendenkonto: Deutsche

Apotheker- und Ärztebank

Mannheim; IBAN DE43 3006

0601 0005 4292 50; BIC DAA-

EDEDDXXX

Endlich Schule! Die Kinder freuen sich auf den Unterricht

Die Corona-Pandemie verschärft

in vielen Regionen

dieser Welt Armut und Not.

Was dabei immer mehr in den

Hintergrund tritt ist das große

Leid extrem armer Länder. Da

dies neben der medizinischen

Versorgung auch die Bildung

der Menschen betrifft, hat der

seit 2001 aktive medizinische

Entwicklungsarbeit leistende

Freiburger Verein Operieren

in Afrika e.V. bereits 2006 mit

dem Bau einer Grundschule

seinen Wirkungskreis im afrikanischen

Burkina Faso ausgeweitet.

Jetzt wurde direkt

neben der Grundschule in der

Provinz Sissili im Süden des

Landes ein College für insgesamt

240 Kinder in Betrieb

genommen.

Das feierlich eingeweihte

Gebäude wurde von dem Team

um den bekannten Architekten

Francis Kere errichtet, das

Mobiliar von einheimischen

Handwerkern hergestellt.

Nachdem der Verein auch die

Bücher und die von einheimischen

Nähern gefertigte Schulkleidung

stellen konnte, hat

das burkinesische Bildungsministerium

die Lehrkräfte

© Operieren in Afrika e.V.

zur Verfügung gestellt. Die

erste Klassenstufe (60 Kinder

– 30 Mädchen und 30 Jungen)

konnte bereits mit dem Unterricht

beginnen.

Mit den vom Verein vermittelten

individuellen Patenschaften

konnten bis heute

250 der ärmsten Kinder

eine regelmäßige Ernährung,

ausreichende Kleidung und

Lehrmittel ermöglicht werden

„Jede Spende kommt zu 100%

bei den Menschen an und erlaubt

es uns auch das tägliche

Mittagessen zu finanzieren –

ein wichtiger Anreiz für die

Professor Dr. Bernhard Rumstadt, 1. Vorsitzender des

Freiburger Vereins Operieren in Afrika e.V.

© Ev. Diakoniekranenhaus

Erfolg für Klimaschutzprojekt im Gesundheitswesen

„Klimaretter – Lebensretter“: Stiftung viamedica präsentiert Erfolgsbilanz

Anerkennung für die

Klimaretter*innen im Gesundheitswesen:

Zum Ende

der ersten Laufzeit zieht die

Stiftung viamedica positive

Bilanz des vom Bundesumweltministerium

geförderten

Projekts „Klimaretter – Lebensretter“:

Rund 90 Unternehmen

der Branche mit mehr

als 4.650 Beschäftigten haben

teilgenommen und bisher über

720 Tonnen CO2 vermieden –

mit einfach umsetzbaren Maßnahmen

im Arbeitsumfeld. Ab

2021 geht die Challenge um

die besten Klimaretter*innen

im Gesundheitswesen in die

zweite Runde.

Erfolgreich zum Klimaretter

Die Stiftung viamedica präsentiert

nach den ersten drei

Jahren Projektlaufzeit mit der

Erfolgsbilanz die Entwicklung

des Projekts hin zu einem sehr

beliebten Klimaschutzprojekt

für das Gesundheitswesen,

das die Beschäftigten spielerisch

zu mehr Klimaschutz

und Nachhaltigkeit am Arbeitsplatz

motiviert. Sie zeigt

anschaulich, wie erfolgreich

und innovativ zahlreiche Betriebe

des Gesundheitswesens

das im Rahmen der Nationalen

Klimaschutzinitiative geförderte

Projekt umgesetzt und

die Challenge vom Lebensretter

zum Klimaretter angenommen

haben.

Dabei konnten die 90 teilnehmenden

Betriebe und

Einrichtungen von den nachhaltigen

Projektvorteilen

profitieren: So wurden die

insgesamt rund 4.650 teilnehmenden

Beschäftigten aktiv in

den Klimaschutzprozess der

Unternehmen mit eingebunden

sowie das Teambuilding

und die Mitarbeitermotivation

gefördert. Im Rahmen der

Verleihung der Klimaretter-

Awards konnte die Teilnahme

zudem öffentlichkeitswirksam

genutzt werden. Mit mehr als

720 Tonnen vermiedenes CO2

sowie der Einsparung an Energie

und Ressourcen erreichten

die Betriebe obendrein einen

positiven Umwelteffekt. Und

manche Betriebe konnten das

Projekt als Mitarbeiterschulung

in die ISO 50.001, ISO

14.001 oder EMAS-Zertifizierung

einfließen lassen.

Fortsetzung folgt ab 2021

Auch ab nächstem Jahr wird

das Online-Tool unter www.

klimaretter-lebensretter.de seinen

Weg erfolgreich weiter gehen

und die Beschäftigten im

spielerischen Wettbewerb für

den effizienten Umgang mit

Energie und Ressourcen sensibilisieren.

„Wir freuen uns auf

die zweite Projektphase mit

vielen neuen Akteur*innen der

Branche, die sich gemeinsam

für den Klimaschutz engagieren“

betont Prof. Franz Daschner,

Gründer der Stiftung viamedica.

Für die kommende Projektphase

von 2021 bis 2023 will

viamedica das Projekt weiter

ausbauen und noch attraktiver

machen: So wird der

Austausch zwischen den Projektverantwortlichen

verstärkt

durch das Angebot von Webinaren

und Vernetzungstreffen

sowie neue Klimaschutzaktionen

integriert. „Mit unserer

begleitenden Beratung und

Auswertung sowie den Materialien

zur Projektkommunikation

bieten wir unseren

teilnehmenden Betrieben auch

künftig ein frei gestaltbares

CSR-Projekt zur internen Nutzung“

unterstreicht Markus

Loh, Projektleiter bei viamedica.

Alle können mitmachen

Mit dem Klimaretter-Projekt

bringt viamedica die gesamte

Branche zusammen und setzt

gemeinsam ein Zeichen für

den Klimaschutz. Von der

Arztpraxis über das Klinikum

bis zum Healthcare-Unternehmen:

Alle Einrichtungen des

Gesundheitswesens können

sich beteiligen. Anmeldung

und weitere Informationen unter

projekt.klimaretter-lebensretter.de.


INKLUSION KULTUR JOKER 41

Der internationale Tag für

Menschen mit Behinderungen

findet seit 1993 jedes Jahr am 3.

Dezember statt und soll auf die

Situation, Gleichstellung und

den gesellschaftlichen Umgang

mit den Betroffenen aufmerksam

machen. Durch den

Mangel an Inklusion in öffentlichen

Einrichtungen (Kindergärten,

Schulen, ...) sowie der

strukturellen Unterrepräsentation

von Menschen mit Behinderung

in Politik und Wirtschaft,

ist es für Betroffene nur

sehr schwer möglich, gesellschaftlichen

und wirtschaftlichen

Anschluss zu finden.

Nach Angaben des Statistischen

Bundesamts leben in

Deutschland knapp 7,8 Millionen

Menschen mit einer

Schwerbehinderung (Grad

der Behinderung von mindestens

50 Prozent). Zwar

hat das Grundgesetz bereits

seit 1994 festgelegt, dass

„niemand [...] wegen seiner

Behinderung benachteiligt

werden darf“ und auch eine

Beschäftigungspflicht von 5

Prozent für Unternehmen ab

20 Arbeitnehmer*innen exi-

Inklusion in Film und Theater

Der Internationale Tag der Menschen mit Behinderungen am

3. Dezember

stiert, doch diese Rahmenbedingungen

werden noch immer

von einigen Unternehmen

ignoriert. Inklusion, von der

Vielfalt nicht nur Menschen

mit Behinderung profitieren,

findet demnach in der Arbeitswelt

nur schleppend statt.

Inklusive Projekte in Film,

Theater und Kunst sind demnach

umso wichtiger, um

Menschen mit und ohne Behinderung

ein gemeinsames

Ohne Noten und Lerndruck

Tag der offenen Tür in der Freien Schule Dreisamtal

Miteinander zu ermöglichen.

Die inklusive Theatergruppe

„Die Schattenspringer“

aus Freiburg z.B. arbeitet bereits

seit 1998 gemeinsam mit

Menschen mit und ohne Behinderung

in einem theaterpädagogischen

Rahmen. In der

gemeinsamen Arbeit werden

Klassiker von Shakespeare behandelt

und moderne Stücke

gespielt, die zugleich einen

Raum für den gemeinsamen

Austausch bieten.

„Alexandra“

In dem Buch „Alexandra

- Die Geschichte eines ungewöhnlichen

Lebens“ erzählt

Der Autor Michael Wolfgang

Geisler mit großem Einfühlungsvermögen

die Geschichte

seiner Tochter, die nach

einem Unfall in der Badewanne

schwerstbehindert ist. Es ist

zugleich die Geschichte zweier

Eltern, die zwischen Schuld

und Fürsorge schwanken und

letztendlich Schutz und Sinn

im eigenen Glauben finden.

Weitere Infos zum Buch:

www.alexandra-die-grossereise.de.

Auch die Filmwelt beschäftigt

sich seit Jahren mit den

Themen Inklusion und Behinderung.

Noch immer sind

Filme zu diesen Themen selten,

Schauspieler*innen mit

Behinderung noch seltener.

Filmstill „Im Weltraum gibt

es keine Gefühle“

Foto: Arsenal

Die schwedische Komödie „Im

Weltraum gibt es keine Gefühle“

befasst sich auf humoristische

aber wissenschaftlich

korrekte Weise mit dem Asperger-Syndrom.

Für den 18-jährigen

Simon ist ein geregelter

Alltag ohne Überraschung

beinahe überlebensnotwendig.

Nachdem er die Freundin seines

großen Bruders mehr oder

weniger vertrieben hat, geht

Simon auf die Suche nach der

perfekten Frau. Dass Chaos

und Überraschung manchmal

zur Liebe und zum Leben

dazu gehören, lernen Simon

und Filmliebhaber*innen gemeinsam.

Wer kennt ihn nicht – den

Druck, den Noten und Zeugnisseauf

Schüler*innen und Eltern

ausüben. „Dies muss auch

anders gehen!“ – So dachte vor

16 Jahren eine kleine Gruppe

von engagierten Eltern aus dem

Dreisamtal. Gesagt, getan und

so wurde 2004 die Freie Schule

Dreisamtal in Kirchzarten gegründet.

Heute werden an der

inklusiven Privatschule rund

100 Schüler*innen von rund

20 Lernbegleiter*innen betreut.

Dabei werden auch die

Bereiche Sonderpädagogik

und Schulsozialarbeit abdeckt.

Der Unterricht erfolgt halbtags,

für die jüngeren Kinder

wird auch eine Nachmittagsbetreuung

angeboten. Die private

Grund-, Haupt- und Werkrealschule

begleitet die Kinder individuell

in kleinen, altersgemischten

Gruppen bis zur 10.

Klasse. Noten gibt es keine.

Am Ende legen die Schüler

die mittlere Reife ab, mit der

sie auf (Berufs)-Gymnasien

wechseln können.

Die Schule betrachtet, mit

einem Schüler-Lehrer-Schlüssel

von 10:1, gute Beziehungen

zwischen Lernenden und

Lehrenden auf Augenhöhe

als Voraussetzung für einen

gelungenen Unterricht. Zudem

haben alle Schüler*innen

freien Zugang zu Montessorimaterialien,

Funktionsräumen

und Freizeitangeboten,

darunter ein Chor, Bands, eine

Yoga- und eine Theatergruppe,

zwei Ateliers für Kunsthandwerk,

einen Schulgarten,

einen Bewegungsraum sowie

eine Holz-, Druck- und Metallwerkstatt.

Am 24. Januar 2021 findet an

der Freien Schule ein Tag der

offenen Tür statt. Ein Besuch

ist diesmal nur in Kleingruppen

zu festen Uhrzeiten möglich.

Die Anmeldung erfolgt

über die Homepage www.

dreisamtalschule.de.

Länger in den eigenen vier Wänden

Pflegestärkungsgesetz macht barrierefreie Umbaumaßnahmen erschwinglicher

Seit dem 1. Januar 2015 ist

das erste Pflegestärkungsgesetz

in Kraft getreten. Mit ihm

haben rund 2,5 Millionen Pflegebedürftige

in Deutschland

Anspruch auf deutlich höhere

Leistungen. Dazu gehören neben

einer Erhöhung von Pflegegeld,

Zuschüssen etwa für

Pflegehilfsmittel sowie Tagesund

Nachtpflege auch höhere

anteilige Kostenübernahmen

für sogenannte Wohnumfeld

verbessernde Maßnahmen.

Statt bislang 2.557 Euro Zuschussanteil,

werden jetzt bis

zu 4.000 Euro von der Pflegekasse

übernommen.

Mehr Leistung bedeutet

auch mehr Lebensqualität

Dank der höheren Leistungsbeiträge

werden jetzt für deutlich

mehr Pflegebedürftige

Umbaumaßnahmen möglich –

und zwar nicht nur die Verbreiterung

von Türrahmen, sondern

etwa auch die Installation

eines Treppenliftes. Eine fachliche

Beratung kann helfen, die

Lösung zu finden, die den jeweiligen

baulichen und finanziellen

Voraussetzungen entspricht,

die aber vor allem den

sehr individuellen Ansprüchen

der Treppenliftnutzer*innen

am besten gerecht wird.

• Montessori-Lernmaterial

• bis 10. Kl. • inklusive Schule

• kleine Lerngruppen

Tag der Offenen Tür

Sonntag, 24.01.2021

Nur mit Anmeldung:

www.dreisamtalschule.de

Vorstellung des pädagogischen

Konzepts • Besichtigung der

Räumlichkeiten in Kleingruppen

• Zeit und Raum für Fragen

Am Fischerrain 9 79199 Kirchzarten

www.dreisamtalschule.de


42 KULTUR JOKER INTERVIEW

Waffendeal mit tödlichem Ausgang: das Musikvideo zu „Panzer Politik

Poesie“

Foto: Panoramique Pix

Felix und Till Neumann in Mali

Foto: Zweierpasch

ben die Auswirkungen der weltweiten

Aufrüstung unmittelbar

mitbekommen, etwa angesichts

der vielen Panzer nach den Maidan-Protesten

in der Ukraine.

Felix Neumann: Wir hatten

in Mali aber auch eine interessante

Begegnung mit deutschen

MINUSMA-Soldaten, das ist die

UNO-Friedensmission, die dort

im Einsatz ist. Uns wurde vorher

bereits gesagt, dass wir während

unseres Aufenthalts in Mali Militärschutz

gebrauchen könnten.

Neben uns im Restaurant aßen

dann deutsche Soldaten zu Mittag,

um für unsere Sicherheit zu

sorgen.

Kultur Joker: Das war beruhigend,

oder?

Felix Neumann: Grundsätzlich

sind wir gegen Auslandseinsätze

und damit auch gegen den Einsatz

von Bundeswehrsoldaten in

Mali. Aber ja, das hat uns schon

zum Nachdenken gebracht. Wie

weit soll man sich radikal gegen

jeden Waffen- und Militäreinsatz

aussprechen? Wir kamen

aber zum Schluss, dass kein Waffeneinsatz

doch die beste Lösung

ist. Weniger Waffen bedeutet immer

noch, dass Menschen sterben.

Mittel- und langfristig ist

die Abschaffung von Waffen der

einzige Weg die Welt friedlicher

zu machen.

Kultur Joker: „Panzer Politik

Poesie“. Panzer und Politik

passen gut ins Gegnerprofil der

Friedensbewegung. Wie steht

aber die Poesie zu diesen beiden?

Till Neumann: Im Titel steckt

auch unsere Art, Musik zu machen.

Wir greifen immer wieder

politische Themen und aktuelle

Debatten auf – aber nicht mit

Fingerzeig, sondern auf eine

poetische Art und Weise. Die

Hörer sollen sich ihr eigenes

Bild machen. Mit „Plastique

de Rêve“ haben wir vor einem

Jahr das Thema Plastikmüll auf

eher abstrakte Weise behandelt.

Für manche war das vielleicht

zu abstrakt, aber wir finden es

spannend, wenn man beim ersten

Hören nicht gleich alles

checkt. Wir machen es unseren

Hörern als zweisprachige Band

sowieso nicht immer einfach.

Wir machen komplexe Musik,

das wissen wir, aber das Leben

kann man auch nicht auf zwei

Buchseiten erklären.

Kultur Joker: Ist es also eine

Gratwanderung zwischen Politik,

die ja viele Menschen anspricht,

und eurer eigensinnigen

Poesie, die nicht gleich alle ansprechen

wird? Müsst ihr auch

manchmal Kompromisse machen

und die eine kreative Idee dann

doch verwerfen?

Felix Neumann: Wenn du Berufsmusiker

bist, liegt dir natürlich

daran, dass deine Musik

auch viele Leute hören. Daher

stellst du dir natürlich immer

wieder die Frage, wie du deine

Ideen zugänglich machen

kannst. Als Künstler lebst du

davon, welche Rückmeldung du

bekommst und ob Interesse an

deiner Kunst besteht. Wir haben

mittlerweile auch mehr Geld für

Videos, machen größere Tourneen,

kommen immer wieder in

neue Länder. Aber für den Erfolg

habe ich mich noch nie gegen

diesen Song oder gegen jenes

Thema entschieden.

Kultur Joker: Es gibt aber schon

pragmatische Fragen, denen ihr

euch stellen müsst. Allein, wenn

es um die Finanzierung geht.

Felix Neumann: Ja, da geht

es aber eher um die Form der

Songs. Wenn ein Song im Radio

laufen soll, braucht er zum

Beispiel eine bestimmte Länge

und eine eingängige Bridge.

Man kann sich schon die Frage

stellen, ob man nicht zwei Songs

auf dem Album eher zugänglich

und auch fürs Radio macht, damit

man seine Musik finanzieren

kann. Für mich als Berufsmusiker

ist es gut, wenn mir der Song

gefällt und gleichzeitig auch den

Hörgewohnheiten entgegenkommt

und zum Beispiel auch

auf Streamingplattformen funktioniert.

Kultur Joker: Corona setzt der

Kulturbranche sehr zu, das ist

offensichtlich. Habt ihr aus der

Krisenzeit auch etwas Positives

ziehen können?

Till Neumann: Wir sind von der

Krise wie viele hart getroffen.

Weil wir beide neben unserer

Musik noch Nebenjobs haben,

haben wir auch keine Soforthilfen

bekommen. Aber es gab

auch viel Positives. Wir sind vor

kurzem beide Väter geworden

und hatten ohne Tourneen mehr

Zeit für unsere Familien. So komisch

es klingt – das war kein

schlechtes Timing. Und es bleibt

viel Zeit für kreatives Arbeiten.

Mit den vielen Terminen und

Projekten die letzten Jahre hatten

wir nicht immer so viel Zeit für

Songwriting wie wir gern gehabt

hätten. Die hatten wir aber jetzt

und das haben wir genutzt. In

den letzten acht Monaten haben

wir zehn Songs veröffentlicht,

manche mit, manche ohne Video,

und zwei, drei Songs kommen

die nächsten Monate dazu. Aber

wie alle wünschen wir uns auch

wieder mehr Normalität.

Kultur Joker: Mit eurem Kreativprojekt

„Ecole du Flow“

bringt ihr Schüler*innen ab 8

Jahren aus Deutschland und

Frankreich seit 2018 zusammen

und gestaltet mit ihnen deutschfranzösische

Texte, Lieder und

Videos. Am Ende stehen eine

Jury und Auftritte vor großem

Publikum. Die dritte „Ecole

du Flow“ soll September 2021

starten. Was, glaubt ihr, können

Kinder von dieser Erfahrung

mitnehmen?

Felix Neumann: Einer der

Gründe für dieses Projekt liegt

in unserer Biografie. Wir haben

in der Schule früh gemerkt, dass

wir Fremdsprachen mögen. Zur

französischen Sprache kamen

wir auch, weil wir als Hip-Hop-

Fans französischen Rap für uns

entdeckt haben. Weil wir die

Texte aber nicht verstanden haben,

wollten wir besser Französisch

lernen. Ohne die Motivationsspritze

Musik wäre das vielleicht

nicht so gekommen.

Kultur Joker: Bei der „Ecole du

Flow“ stehen auch bestimmte

politische Themen im Mittelpunkt

der Kreativprojekte der

Schüler*innen.

Felix Neumann: Mit Musik

kann man bestimmte Themen

einfach besser auf den Punkt

bringen. Das ist die Kraft des

Kreativen, die Magie der Musik.

Im ersten Jahr der „Ecole“ hatten

wir das Thema „Europa und

Erster Weltkrieg,“ im zweiten

das Thema „Umwelt“. Musik ist

auch das perfekte Medium, um

Menschen zusammenzubringen,

die nicht dieselbe Sprache sprechen.

Wenn man zusammen an

einem Track arbeitet, kann man

zusammen Feuer fangen und zusammenwachsen.

Till Neumann: Die Rückmeldungen

von Schüler*innen,

Lehrer*innen sind sehr euphorisch.

Für viele ist das ein Highlight

im Schuljahr. Nicht nur

die Zusammenarbeit, sondern

auch die Aussicht auf ein Konzert

– mit bis zu 800 Zuschauern!

Mit so einem Projekt kann

man über den Tellerrand schauen,

man kann spüren, dass man

in der Schule nicht nur für die

Schule lernt, sondern mit einer

Fremdsprache zum Beispiel auch

cooles Zeug machen kann. Man

kann Künstler werden!

Kultur Joker: Dahinter steht ja

auch die europäische Idee einer

grenzüberschreitenden Zusammenarbeit.

Seht ihr euch dem als

zweisprachige Band besonders

verpflichtet – gerade auch zu

Zeiten von Nationalismus, Rassismus

und Grenzschließungen?

Felix Neumann: Wir werden

immer wieder als die „Europa-

Band“ präsentiert, aber ich mag

den Begriff ehrlich gesagt nicht.

Wir sind Befürworter der europäischen

Idee und finden es super,

dass man sich ohne Grenzkontrollen

bewegen kann, die

gleiche Währung hat oder keine

Auslandsgebühren beim Telefonieren

zahlen muss. Das klingt

banal, aber früher war das alles

nicht möglich. Die Europäische

Union mit ihren Vorgaben und

ihrem Bürokratismus finden wir

aber weniger gut. Das sieht man

auch an unserer Haltung zu Themen

wie Fessenheim, Plastikmüll

oder eben Waffenhandel.

Die Union plant zum Beispiel,

eine große europäische Armee

aufzubauen. Wir wehren uns dagegen,

als Band gesehen zu werden,

die die Europäische Union

repräsentiert, auch wenn die Union

auch gute Ansätze verfolgt.

Und: Wir reisen nicht nur in Europa,

sondern in die ganze Welt.

Es ist wichtig, auch einmal auf

außereuropäische Kulturen zu

treffen, ebenso auch auf Armut,

Kriegsfolgen und die Umweltzerstörung

weltweit. Als Band

stehen wir für offene Grenzen

und Kulturaustausch weltweit,

nicht nur in Europa.

Kultur Joker: Zum Schluss ein

Ausblick: Gemeinsam mit dem

Rapper Master Soumy aus Mali

arbeitet ihr am kommenden Album

„Freedom“, im Herbst

2021 soll es eine Tour dazu geben.

Was erwartet uns auf dem

Album? War „Panzer Politik Poesie“

ein Vorgeschmack?

Till Neumann: Noch wissen wir

nicht, welche Songs aufs Album

kommen. Wir beginnen erst im

April mit dem Songwriting.

Auch schreiben wir noch an den

Förderanträgen und hoffen auf

ein „Okay“ vom Coronavirus.

Aber wir gehen davon aus, dass

alles läuft. Auf jeden Fall wird

das Album, wie auch unsere

Single, politisch. Master Soumy

ist ein Sprachrohr der Jugend in

Mali, der es sehr schlecht geht.

Mali durchlebt harte Zeiten,

mit Terrorismus, Armut, politischen

Umbrüchen. Dafür wollen

wir auch in Deutschland Gehör

schaffen. Aber es wird auch um

das Thema Umwelt gehen. Beim

Thema Umwelt sitzen wir alle

im selben Boot. Umwelt ist auch

eine Frage der Freiheit und die

steht im Zentrum des Albums.

Denn wenn wir so weitermachen

wie bisher, werden wir uns

irgendwann sehr unfrei fühlen.

Zu Zeiten von Corona, aber auch

den Querdenker-Demonstrationen

ist Freiheit aber ein sehr

kontroverser Begriff geworden.

Es wird also nicht einfach, sich

auf wenige Songs zu beschränken.

Kultur Joker: Danke euch beiden

für das Gespräch!


MUSIK KULTUR JOKER 43

„Man muss Kultur ermöglichen, auch in diesen Zeiten“

Im Gespräch: Alexander Hässler, Initiator des Projekts „Kulturgesichter0761 / Ohne uns ist‘s still“

Die Kulturszene steht seit

Beginn der Pandemie vor großen

Herausforderungen. Viele

große und kleine Häuser haben

bereits seit Wochen wieder

geschlossen, Soloselbstständige

können trotz voller Auftragsbücher

ihrer Arbeit nicht

nachgehen. Elisabeth Jockers

sprach mit Alexander Hässler,

Initiator des Projekts „Kulturgesichter0761

/ Ohne uns ist‘s

still” über die Ziele der Initiative

Kulturgesichter0761, Aussichten

für die Zukunft der Kulturszene

und politische Möglichkeiten

und Versäumnisse.

Kultur Joker: Kulturgesichter

ist eine bundesweite

Initiative, die für die Wahrnehmung

der prekären Situation

von Menschen aus der Veranstaltungsbranche,

vor und

hinter den Kulissen, kämpft.

Wo findet das Projekt seinen

Ursprung?

Alexander Hässler: Die originale

Idee hinter dem Projekt

hieß „Ohne uns ist’s still“ und

wurde von dem Veranstalterverband

in München ins Leben

gerufen. Dort haben sich

die Veranstalter*innen Anfang

Juni zusammengesetzt und

gemeinsam überlegt, wie die

damals erlassenen Auflagen

für Veranstaltungen umgesetzt

werden können. Aus diesem

Zusammensitzen hat sich dann

die Fotoaktion entwickelt. Um

gemeinsam Gesicht zu zeigen

und darauf hinzuweisen, dass

Konzerte und andere Veranstaltungen

unter Einhaltung aller

Auflagen wirtschaftlich nicht

mehr tragbar sind. Es geht also

auch darum zu zeigen: Hey,

wenn Kultur stattfinden soll,

dann brauchen wir die Hilfe

von Stadt, Land und Bund.

Vor drei Wochen haben wir

dann zu dritt, gemeinsam mit

Felix Groteloh (Fotografie)

und Sarah Schneider (Grafikdesign)

das Projekt Kulturgesichter0761

gestartet. Wir haben

erst einmal damit angefangen,

den Kontakt zu den Leuten

aufzunehmen und gemeinsam

zu überlegen, welche Kulturschaffenden

und Genres wir

aufnehmen möchten. Und das

Feedback war durchweg positiv,

egal ob beim Theater, Klassik,

Rock, Pop, Elektronisch,

privatwirtschaftlich oder institutionell.

Die Resonanzen sind

überwältigend. Das zeigt sich

auch an unseren Fototerminen.

Die 84 Plätze für unseren zweiten

Termin im Konzerthaus

waren innerhalb von 4 Stunden

komplett voll.

Kultur Joker: Dann ist es

also ein Projekt von Kulturschaffenden

für Kulturschaffende?

Alexander Hässler: Genau,

wir möchten zeigen,

dass wir Kulturschaffende,

von Musiker*innen

über Schauspieler*innen

bis zu Techniker*innen und

Dienstleister*innen, gemeinsam

hinter der gleichen Sache

stehen. Die Branche hat sich

in den vergangenen Monaten

so viele Gedanken gemacht,

Kultur trotz Coronauflagen zu

ermöglichen. Es gibt wirklich

viele gute Hygienekonzepte,

weil wir natürlich auch keine

„Superspreaderevents“ veranstalten

wollen. Wir sehen

aber auch, wie viel im Privaten

passiert: auf Familienfesten,

Hochzeiten oder Partys. Dort

wo wirklich viel körperliche

Nähe stattfindet. Aber das sind

keine Konzerte oder Theateraufführungen,

wo sich an die

strengen Maßnahmen gehalten

wird. Das ist einfach nicht

korrekt, denn bis jetzt können

wir einen hohen Prozentanteil

der Infektionsketten noch immer

nicht nachvollziehen. Die

Kulturbranche dann trotzdem

komplett herunterzufahren

ist einfach nicht richtig. Deshalb

zeigen wir Gesicht. Wir

sagen: Der Mensch ist Kultur

und damit ist Kultur auch immer

systemrelevant. In diesem

Kontext kann man also nicht

einfach sagen, dass wir komplett

auf Kultur und Veranstaltungen

verzichten können. Man

muss Kultur ermöglichen, auch

in diesen Zeiten.

Kultur Joker: Was steckt

denn hinter den markanten

schwarz-weißen Fotografien?

Alexander Hässler: Wir

möchten dadurch die Ernsthaftigkeit

unserer Lage transportieren.

Mit Kulturgesichter0761

fokussieren wir uns jetzt erstmal

auf die Region Freiburg.

Wir möchten eine direkte Identifikation

mit den Kulturleuten

aus dieser Region schaffen.

Und gleichzeitig möchten wir

darauf aufmerksam machen,

dass uns das Wasser bis zum

Hals steht. Ich selbst arbeite

seit Mai überhaupt nicht mehr.

Das bedeutet für mich, dass ich

seit 7 Monaten meiner Leidenschaft

nicht mehr nachgehen

kann. Und dafür habe ich mich

nicht freiwillig entschieden. Ich

darf nicht mehr arbeiten und

das vergessen die Menschen.

Trotz voller Auftragsbücher

dürfen wir nicht mehr arbeiten

und keiner weiß, wann es weitergeht.

Das stellt uns nicht nur

vor Planungsschwierigkeiten,

sondern wir haben auch keine

Einnahmen mehr. Aber dennoch

laufende Kosten.

Kultur Joker: Durch das

Projekt Kulturgesichter0761

haben Sie in den vergangenen

Wochen mit vielen Betroffenen

aus der Kulturszene gesprochen.

Wie empfinden Sie die

Stimmung? Was sind die Nöte

und Ängste der Kulturgesichter

aus Freiburg?

Alexander Hässler: Das

muss man natürlich individuell

betrachten. Kolleg*innen, die

in festen Häusern arbeiten und

Förderungen erhalten, sind permanent

damit beschäftigt, Anvoraussichtlich

geschlossen bis 10. Januar 2021

Foto: Felix Groteloh


44 KULTUR JOKER MUSIK

träge zu schreiben und Gelder

für schon bewilligte Projekte

umzuschichten. Dort steht

man vor einem wahnsinnig

großen Verwaltungsaufwand

ohne dass letztendlich etwas

stattfinden kann. Diese Häuser

sind vielleicht finanziell abgesichert,

das trifft aber nicht auf

Techniker*innen,

Die Kulturszene steht seit Beginn

der Pandemie vor großen

Herausforderungen. Viele große

und kleine Häuser haben bereits

seit Wochen wieder geschlossen,

Soloselbstständige können

trotz voller Auftragsbücher

ihrer Arbeit nicht nachgehen.

Elisabeth Jockers sprach mit

Alexander Hässler, Initiator des

Projekts „Kulturgesichter0761

/ Ohne uns ist‘s still” über die

Ziele der Initiative Kulturgesichter0761,

Aussichten für die

Zukunft der Kulturszene und

politische Möglichkeiten und

Versäumnisse.

Kultur Joker: Denken Sie,

dass die Pandemie uns Kulturschaffende

näher zusammenbringt?

Und welche Pläne

haben Sie diesbezüglich für die

Zukunft?

Alexander Hässler: Auf

jeden Fall. Wenn nicht in so

bescheidenen Zeiten wie jetzt

wann dann? Wir möchten versuchen,

die vielen Initiativen,

die sich in den letzten Monaten

gegründet haben, zusammenzuschließen,

um sich gemeinsam

für den Erhalt der Kultur einzusetzen.

Denn letztendlich haben

wir die gleichen Ziele, egal aus

welchem Genre man kommt.

Grundsätzlich muss man aber

auch sagen: die Kulturbranche

wie ich sie kenne, ist wahnsinnig

flexibel. Ich bin mir sicher,

sobald Veranstaltungen wieder

stattfinden können, werden wir

alles dafür tun, diese auch zu

ermöglichen. Das ist unser Leben

und unsere Kreativität.

Kultur Joker: Sie selbst sind

Projektleiter bei VaddiConcerts.

Als Teil der Musikbranche

sind Sie seit Beginn der

Pandemie besonders betroffen.

Was wünschen Sie sich von der

Politik?

Alexander Hässler: Ich würde

mir mehr Initiative von der

Stadt Freiburg wünschen. Dass

wir nicht wieder endlose Diskussionen

über Open-Air-Veranstaltungen

führen müssen,

sondern auch die Bevölkerung

dafür sensibilisiert wird, dass

Kultur ab dem Frühjahr, wenn

überhaupt, Open-Air stattfinden

kann. Dass zum Beispiel

auch öffentliche Plätze geöffnet

werden, auf denen bis 22

Uhr Veranstaltungen stattfinden

dürfen. Natürlich unter der

Einhaltung aller Auflagen, aber

es müssen endlich Perspektiven

für unsere Branche geschaffen

werden. Da müssen auch von

der Politik Ideen und Hygienestandards

kommen, die unsere

Arbeit ermöglichen. Und auch

die Transparenz der Stadt, wie

und wo man Fördergelder beantragen

und erhalten kann, muss

deutlich größer werden.

Für meine soloselbstständigen

Kolleg*innen oder auch

Geschäftsführer*innen kultureller

Betriebe wünsche

ich mir, dass die Politik individuelle

Lösungen gemeinsam

mit der Branche erarbeitet.

Man kann bei uns kein

Schema F anwenden und das

auf Solokünstler*innen und

große Häuser gleichermaßen

übertragen. Auch dass Soloselbstständige

und kleine

Kulturinhaber*innen direkt auf

Hartz 4 Niveau runtergesetzt

werden ist nicht richtig. Das

würde in anderen Branchen ja

auch nie passieren. Man hätte

zumindest sagen können, dass

erstmal das Arbeitslosenniveau

I fokussiert wird, denn die Betroffenen

hatten ja volle Auftragsbücher

und haben nicht

schlecht gewirtschaftet.

Ich erwarte mir von der Politik,

dass sie für unsere Branche

einen Rahmen vorgibt, in dem

wir uns bewegen und arbeiten

dürfen. Natürlich hat sich die

Kultur auch immer selbst reguliert.

Das ist auch eines unserer

großen Probleme: es gibt keine

zentrale Vertretung für die

Kultur, wie zum Beispiel die

DEHOGA (Deutscher Hotelund

Gaststättenverband). Wir

haben keine Lobby, die für uns

kämpft. Aber das versuchen wir

jetzt, damit wir gehört und gesehen

werden.

Orgel und Trompete kommen

als königliche Instrumente

voraussichtlich am 30.

Dezember, 20 Uhr und an

Silvester, 22 Uhr in der Johanneskirche

Freiburg zusammen.

Zum festlichen Anlass spielen

die renommierten, erfahrenen

Musiker Reinhold Friedrich

(Trompete) und Bernhard

Im Dom St. Blasien finden

am 1. Januar 2021, 15.30 Uhr

und 19.30 Uhr voraussichtlich

die traditionellen Neujahrskonzerte

statt. Orgel und Trompete,

gespielt von Bernhard

Marx und Reinhold Friedrich,

klingen dabei als festliche Instrumente

zusammen. Zum

Gut und böse gelten oft als

zwei Seiten derselben Medaille.

Doch während wir das

Gute in Form von Engeln ganz

verschiedenartig und auf viele

Wesen verteilt betrachten – allein

sieben Erzengel, 14 Engel

im Abendsegen, jedem Menschen

einen Schutzengel, daneben

unzählige Engel als Symbole

der Reinheit oder Schönheit,

des Friedens, Gabriel als

Überbringer der frohen Botschaft

etc. – vereinen wir alle

Faktoren des Negativen vor

allem in einer einzigen Gestalt:

dem Teufel. Mit Dreizack und

bocksbeinig stellt man ihn sich

als Hüter der flammenden Hölle

vor, einzig darauf erpicht,

Musikalischer Abschluss

Klassische Konzerte zum Jahresende

Marx (Orgel). Zum Auftakt

ist das als „Eurovision“-Fanfare

bekannte „Te Deum“ von

Marc-Antoine Charpentier zu

hören, gefolgt von Werken des

Franziskanerpaters Giambattista

Martini, der auch Lehrer

Mozarts war. Abgeschlossen

werden die Festkonzerte von

vier Choralbearbeitungen von

Musikalischer Neubeginn

Klassische Konzerte zum Jahresanfang

Auftakt der Konzerte ist das

als „Eurovision“-Fanfare bekannte

„Te Deum“ von Marc-

Antoine Charpentier zu hören.

Es folgen Werke des Franziskanerpaters

Giambattista Martini,

vier Choralbearbeitungen

von Johann Sebastian Bach für

Trompete und Orgel und der

Metal regional

Stormhunter mit einer neuen EP

Eine deutsche Metalband, die

sogar schon in Japan veröffentlicht

hat. Das sind Stormhunter.

1998 gegründet, auseinandergegangen

und 2007 erneut

gegründet. Stilistisch sind sie

dem Genre des Heavy Metal

oder Power Metal zuzuordnen.

Nach ihrem dritten Album „An

Eye For An I“ von 2014 sind sie

ab 18. Dezember 2020 mit einer

neuen EP zurück. Titel des

Werks ist „Ready For Boarding“.

Zum ersten Mal in der

Geschichte der Band ist auch

eine Coverversion enthalten.

Das Album wurde in den Iguana

Studios in

March aufgenommen

und

bietet mehr

vom harten

und schnellen

Sound, der die

Band bisher

ausgezeichnet

hat.

Johann Sebastian Bach für

Trompete und Orgel und der

„Sonate G-Dur“ von Jean-Battiste

Loeillet. Zusätzlich spielt

Berhard Marx unter anderem

Orgelwerke von Buxtehude,

Alexandre Guilmant und Eugène

Gigout.

„Sonate G-Dur“ von Jean-Battiste

Loeillet. Berhard Marx

spielt ein „Praeludium“ von

Diederik Buxtehude und drei

Orgelwerke aus der Romantik.

Vor dem letzten Trompetenstück

bietet Noel Rawsthornes

„Hornpipe Humoresque“ heitere

Momente.

Foto: promo

Elysische Freuden und diabolische List

Liederabende der Konzertreihe klangwerk Lied

uns zu strafen und zu quälen.

Doch ist der Teufel nicht eigentlich

ein „gefallener Engel“,

der für sein eigenmächtiges

Streben danach, Gott gleich

zu sein, aus dem Himmel verbannt

wurde? In Literatur und

Musik oft auch als Schalk,

Narr oder „Engel mit dem B“

gezeichnet, versucht er, im

ewigen Spiel der Welt in den

Menschen Zweifel zu säen und

sie in Versuchung zu bringen,

sich vom Guten und von Gott

abzuwenden. Der Liederabend

„Lieber Engel, darf ich‘s wagen,

des Teufels Tanz dir anzutragen?

- Von elysischen Freuden

und diabolischer List“ am

29. Dezember, 20 Uhr im Historischen

Kaufhaus Freiburg

geht auf die Suche nach genau

diesem Wechselspiel: engelhafte

Melodien, Träume und

Wünsche stehen schelmischen,

tiefsinnigen, aber auch abgründigen

Gesängen gegenüber.

Die Vertonungen stammen von

Komponisten wie Beethoven,

Loewe, Schubert, Kreutzer,

Busoni, Wolf, Wagner und anderen.

Interpreten des Abends

sind die Mezzosopranistin Lisa

Wedekind und Bariton Georg

Gädker, von Hedayet Jonas

Djeddikar am Flügel begleitet.

Karten: www.klangwerklied.

de/tickets.html oder per Mail

unter info@klangwerklied.de.


VERANSTALTUNGEN KULTUR JOKER 45

Liebe Leser*innen,

aus gegebenem Anlass haben

wir uns für die Dezember-Januar-Ausgabe

dazu entschieden,

keinen gedruckten

Veranstaltungskalender zu

veröffentlichen. Nachdem die

erste Version fertiggestellt

war, wurden bis auf weiteres

alle Veranstaltungen bis zum

10. Januar 2021 (Stand: 7. Dezember

2020) untersagt. Eine

Verlängerung der allgemeinen

Spielpause kann bislang nicht

vollkommen ausgeschlossen

werden, weshalb wir uns dazu

entschieden haben, keine festgesetzten

Termine für Januar

abzudrucken. Den regulären

Print-Veranstaltungskalender

gibt’s (hoffentlich) wieder im

Februar.

Die Live-Kultur steht vor

großen Herausforderungen,

vielleicht sogar den größten

der vergangenen Jahrzehnte.

Geschlossene Theater, unbespielte

Bühnen und leere Publikumsplätze

sind trauriger

Alltag. Große Live-Konzerte

oder gar Festivalbesuche liegen

noch in weiter Ferne und selbst

für Spielstätten, die bereits viel

Mühe, Liebe und Geld in funktionierende

Sicherheitskonzepte

gesteckt haben, heißt es

weiterhin „Licht aus“.

Doch die Kulturszene lässt

sich, trotz der vielen Hindernisse

und Schließungen, nicht

vom Kreativsein abhalten.

Zahlreiche virtuelle Angebote

können zwar das Live-Erlebnis

nicht ersetzen, bringen aber

Freude und Diversität in den

Corona-Alltag.

Theater to Go bietet z.B. das

Christmas Mobil des Circus

Bollini aus Bollschweil an.

Im Rahmen des Programms

„Kunst trotz Abstand“ kommt

der Weihnachtsmann oder

das Christkind an die Tür und

bringt einen „Brief vom Weihnachtsmann“

frei nach J.R.R.

Tolkien vorbei. Dazu gibt’s

Geschenke, Punsch, gebrannte

Mandeln und Zuckerwatte.

Eine Nordpol-Installation für

die ganze Familie nach Tolkiens

„Briefe vom Weihnachtsmann“

ist (mit Anmeldung) im Schloss

Bollschweil (11.12.-13.12.2020)

aufgebaut. Weitere Infos: www.

circus-bollini.com

Das Theater Freiburg bietet

im Rahmen der vorweihnachtlichen

Zeit einen interaktiven

AdventSINGkalender an, der

neben weihnachtlichen Klassikern

auch die ein oder andere

schöne Bastelei bereithält. Weitere

Infos: www.theater.freiburg.de

Das E-Werk veranstaltet

im Rahmen der Regionale 21

Online-Formate, die es den

Besucher*innen ermöglichen,

Kunst und Künstler*in genauer

kennenzulernen. Außerdem

organisiert das E-Werk

regelmäßige Livestreams, so

beispielsweise eine Tanzperformance

von tanzwuchs|freiburg

am Samstag, 19. Dezember, 20

Uhr. Weitere Infos: www.ewerkfreiburg.de

Auch das Carl-Schurz-Haus

in Freiburg bietet ein vielseitiges

Digital-Programm an,

bei dem Interessierte Vorträge

und Diskussionsrunden virtuell

besuchen können. Die Online-Diskussion

„Kandidaten.

Kontroversen. Koalitionen.

Landtagswahlen in der (digitalen)

Mediengesellschaft“ am

17. Dezember, 20:15 Uhr bietet

beispielsweise digitalen Gesprächsraum

zu einem aktuellen

Thema. Weitere Infos: www.

carl-schurz-haus.de

Im Freiburger Literaturhaus

Das Christmas Mobil des Circus Bollini

Foto: promo

wird jeden Tag ein Türchen zum

Advent geöffnet. Auf Instagram

können Literaturliebhaber*innen

Gedichtschnipsel, Gedankenspiele

aus dem Jungen Beirat

und vieles mehr entdecken. Weitere

Infos: www.literaturhausfreiburg.de

Über weitere virtuelle Angebote

und kreative Aktionen berichten

wir auf www.kulturjoker.

de

Foto: K-H Mierke

Was bringt uns aus dem

Takt? Und merken wir das

überhaupt? Die Freiburger

Gruppe moving orchestra fragt

danach und damit nach den

subtilen Manipulationen, die

uns im Alltag so oft begegnen.

Aus dem Rhythmus, in den Rhythmus

Eine Performance des moving orchestra sucht nach der Resonanz im Alltag

Ihre Tanz- und Musikperformance

„pendulum resonance

rave“ findet dabei physische

Antworten.

Im Mittelpunkt der Performance

stehen 4 Tänzer*innen.

Sie reagieren auf Klänge

im Raum, erkunden

Rhythmen und geleiten die

Zuschauer*innen über ihre

bewegten Körper auf eine ungewöhnliche

Gedankenreise.

Die Klänge stammen von vier

Mikrofonen, die an Pendeln

befestigt sind, sich also durch

den Raum bewegen. Dazu

kommen Lautsprecher am Boden,

die Rückkopplungseffekte

erzeugen. Ein echtes Spielfeld

für den Musiker, der live immer

wieder neue Klangumgebungen

schafft und damit in

einen intensiven Kontakt zu

den Tänzer*innen tritt. Ebenso

treten die miteinander in Kontakt

und mit sich selbst. Denn

es bleibt für sie die Frage, mit

welchen Klängen sie wie in

Resonanz treten wollen und

was das für sie bedeuten kann.

Das ist abstrakt und doch

nahe an unserem Alltagsempfinden.

Denn menschliche

Dynamiken und die ihnen

zugrundeliegenden Entscheidungen

begleiten uns ständig.

Auf wen lasse ich mich ein?

Welchem Rhythmus folgt diese

Person? Welchem Rhythmus

folge ich? Wie passen wir zusammen?

Die Konfrontationen

der Tänzer*innen führen zu

Reibungen, Abhängigkeiten,

Differenzen. Steht am Ende

Harmonie, eine Gruppendynamik

oder ein Gruppenzwang?

Und gibt es ein klares Ende?

„pendulum resonance rave“

gibt Antworten und stellt Fragen

neu.

Die Aufführung ist für den

28./29./30. Januar 2021, jew.

20 Uhr im E-Werk geplant. Da

zum Redaktionsschluss noch

nicht absehbar ist, wie sich die

Coronalage weiter entwickelt,

sind diese Angaben vorläufig

und ohne Gewähr.


SCHWARZWALD

IMPRESSIONEN

5,80 €, 33. Jahrgang, Ausgabe 2020 Mit Panoramakarte zum Herausnehmen

Geschichten aus der

Schwarzwaldwildnis

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VERANSTALTUNGEN KULTUR JOKER 47

Das Format Super8 lebt! Das

beweist der seit 2000 stattfindende

„Global Super8 Day“. Der

nächste kann leider erst 2021 sein,

kein Grund aber zur Frustration.

Nicht nur wird dieser maßgeblich

von Basel aus organisiert –

auch gibt es am 21. Dezember,

ab 18.30 Uhr genau in Basel, im

Stadtkino ein Preview, bei dem

Zuschauer*innen auch ihre eigenen

Super8-Filme zum Besten

geben können.

Das Super8-Filmformat war

bereits in den 60er-Jahren ein

Kultobjekt geworden und stand

für avantgardistische Filmkunst

wie sie nicht zuletzt auch

im Museum of Modern Art in

New York ausgestellt wird. Ein

Fall für das Museum wurde sie

aber lange nicht. Ende der 90er-

Jahre erreichte das Format eine

neue Blüte und führte Fans zu

großen Screenings, wie etwa zu

einem im Fußballstadion. 3000

Zuschauer*innen konnten es da

schon einmal werden. Und der

besondere Hype bleibt bestehen

– nicht zuletzt dank dem „Global

Super8 Day“: ein weltweit stattfindendes,

unabhängiges, dezentrales

Filmfestival und eine große

Fürsprache für ein besonderes

Medium. Als gut vernetztes Mitmach-Event

bringt das Festival

Super8-Regisseur*innen in Kontakt.

Neben der Vorführung mit-

Die Macht von Super8

In Basel schürt ein Preview die Vorfreude auf den „Global Super8 Day“

gebrachter Super8-Filme werden

die beiden Super8-Spezialisten

Ruedi Bind und Lutz P. Kayser

durch ein buntes wie historisches

Kurzfilmprogramm führen. Gezeigt

werden Beiträge aus dem

Basel der 70er- und 80er-Jahre

und aus dem Hamburg der 90er-

Jahre. Angfragt ist auch ein Ausschnitt

aus der SRF-Dokumentation

„Die wahren Liebhaber“

des Baslers Peter Aschwanden

über Super8-Filmamateure. Die

beiden Kenner sprechen zudem

über Geschichte, Gegenwart und

Zukunft des Mediums wie über

die Idee, in Basel eine Super8-

Filmwerkstatt zu etablieren.

Aufgrund der Corona-Auflagen

des Kantons Basel sind maximal

50 Besucher*innen zugelassen.

Nur drei mitgebrachte Filme dürfen

daher gezeigt werden. Sind

es mehr mitgebrachte Filme, entscheidet

das Los.

Infos zur Teilnahme: info@

gs8d.info und www.global-super8-day.info

Foto: Global Super8 Day


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