AufgeHorcht 1/04
AufgeHorcht 1/04
AufgeHorcht 1/04
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>AufgeHorcht</strong><br />
„Meine rastlose technische Neugier war<br />
sofort lebhaft entzündet“<br />
August Horch setzte als erster Automobilbauer Chromnickelstahl-Zahnräder ein<br />
Mit August Horch stieg Sachsen zu einem der bedeutendsten<br />
Zentren des Automobilbaus empor. Wie der Kfz-Pionier selbst den<br />
Weg vom Schmiedegesellen zum Autoindustriellen erlebte,<br />
beschrieb er 1937 in seiner Autobiographie "Ich baute Autos".<br />
Nachfolgend eine kleine Episode aus Horch's Anfängen in Sachsen.<br />
Am 16. Mai 1903 machte ich die<br />
erste Ausfahrt mit meinem<br />
Vierzylinder. Und er fuhr gut, die<br />
Arbeit war nicht umsonst getan. In<br />
diesen Wagen hatte ich übrigens<br />
schon im Zahnradgetriebe und in<br />
der Hinterachse Kugellager von der<br />
Deutschen Waffenfabrik eingebaut.<br />
Gleich, als ich Anfang des<br />
Jahres 1902 hörte, daß jene<br />
Fabrik Kugellager herstellte,<br />
kam mir der Einfall, daß man<br />
diese vielleicht im Automobilbau<br />
gebrauchen könnte.<br />
Ich erbat von der Fabrik<br />
eine Beschreibung, und die<br />
Fabrik schickte mir schon<br />
nach einigen Tagen den<br />
Ingenieur Riebe nach<br />
Reichenbach. Wir setzten<br />
uns sofort zusammen und<br />
rechneten alles genau<br />
durch, um uns klar darüber<br />
zu werden, welche Kugellager<br />
sich für das Getriebe<br />
und die Hinterachse eigneten.<br />
Zwei Tage lang besprachen<br />
wir uns hin und her,<br />
wurden uns einig, und ich<br />
bekam die Kugellager geliefert.<br />
Herr Riebe erwähnte,<br />
daß auch die Firma Daimler<br />
schon damit Versuche<br />
gemacht habe.<br />
Inmitten all dieser Ereignisse,<br />
die mich zwischen der<br />
Werkstatt, dem Büro und<br />
dem Besuchszimmer hin und<br />
her hetzten, wurde ich mir<br />
bewusst, daß ich allein die<br />
Arbeit nicht mehr bewälti-<br />
gen konnte, es war nicht<br />
möglich, ohne daß entweder<br />
das eine oder das andere<br />
darunter leiden musste.<br />
26 01/20<strong>04</strong><br />
Mitte Mai stellte ich einen<br />
Betriebsleiter ein, der mich zu entlasten<br />
hatte. Es war der Ingenieur<br />
Rebling. Gleichzeitig setzte ich einen<br />
anderen Herrn noch in das technische<br />
Büro.<br />
Ich konnte mich nun mit uneingeschränkter<br />
Aufmerksamkeit meinen<br />
Anlässlich des 100-jährigen Automobilbaujubiläums 20<strong>04</strong> in Zwickau<br />
hat das August Horch Museum die Autobiographie des Kfz-Pioniers<br />
August Horch neu aufgelegt. Das Buch ist erhältlich im Museum.<br />
Wagen zuwenden. Sie waren wohl<br />
ziemlich betriebssicher, aber es<br />
ereignete sich doch zuweilen, daß<br />
die Zahnräder im Wechselgetriebe<br />
versagten. Diese Zahnräder stellte<br />
ich damals nicht in meiner eigenen<br />
Fabrik her, sondern bezog sie von<br />
der bekannten Firma Reinecker aus<br />
Chemnitz, dort wurden sie<br />
gedreht, gefräst und gehärtet.<br />
Ich fuhr manchmal hinüber<br />
nach Chemnitz und sah mir<br />
die Fabrikation an, und eines<br />
Tages, als ich durch die<br />
Werkstatt wanderte, sah ich,<br />
daß auf einer der Drehbänke<br />
ein mir völlig unbekanntes<br />
Material verarbeitet wurde.<br />
Meine rastlose technische<br />
Neugierde war sofort lebhaft<br />
entzündet, und ich erfuhr, das<br />
unbekannte Material sei<br />
Chromnickelstahl. Ich stürzte<br />
mich sofort mit den Herren in<br />
eine Unterhaltung darüber,<br />
und meine erste Frage lautete,<br />
ob sich dieses ausgezeichnete<br />
Material nicht für<br />
Zahnräder eignen würde. Die<br />
Herren zögerten, mir zuzustimmen,<br />
sagten, sie könnten<br />
sich dazu nicht äußern, weil<br />
sie in dieser Richtung noch<br />
keine Versuche angestellt hätten,<br />
und schlugen mir vor,<br />
mich an die Bismarckhütte in<br />
Oberschlesien zu wenden.<br />
Dort wurde dieser neue,<br />
unerhört feste Stahl hergestellt.<br />
Ich schrieb sofort an die<br />
Bismarckhütte und bat um<br />
Beantwortung meiner Frage.<br />
Nach drei Tagen bekam ich<br />
aus Oberschlesien hohen