AufgeHorcht 1/04
AufgeHorcht 1/04
AufgeHorcht 1/04
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leichter als Rennfahren<br />
bei 400 Kilometern pro Stunde<br />
bruchteilen zu versetzen. Das rechtzeitige<br />
Abfangen erfordert ein solches Höchstmaß<br />
von Konzentration und dauernde Bereitschaft<br />
zu sozusagen instinktmäßiger blitzschneller<br />
Gegenaktion noch bevor sich der<br />
Seitenwind oder ein anderer Einfluß voll<br />
auswirken kann, daß nach längstens paar<br />
Minuten die Nervenkraft einfach verbraucht<br />
ist. Durch Training werden auch hierin<br />
sicher noch Fortschritte möglich sein.<br />
Absolute Windstille ist ja praktisch nie vorhanden,<br />
wie sie eigentlich für solche<br />
Rekordfahrten von Nöten wäre. Für eine<br />
wesentliche Entlastung des Fahrers halte ich<br />
entschieden die Benützung einer Fahrfläche<br />
wie z.B. am Salzsee von Utah USA. Dort ist<br />
die Bewegungsmöglichkeit im Gegensatz<br />
zur praktisch eindimensionalen Straße sozusagen<br />
zweidimensional. Beim Fliegen, das<br />
ich ebenfalls mit großer Begeisterung<br />
betreibe und das ich für wesentlich leichter<br />
als Rennfahren halte, ist mit Ausnahme von<br />
Start und Landung stets eine dreidimensionale<br />
Bewegungsmöglichkeit gegeben.<br />
Geschwindigkeiten von 300 km sind auf der<br />
Reichsautobahn in diesem Rennwagen noch<br />
gemütlich. Umlernen musste ich allerdings<br />
gleich mit Beginn der Fahrten im Stromlinienwagen<br />
beim Avus-Vortraining. Ich war<br />
gewohnt meine Reifen zu beobachten und<br />
mir auch stets etwas frischen Fahrwind um<br />
die Nase blasen zu lassen, was einem für die<br />
Geschwindigkeit stets einen gewissen<br />
Anhalt gab. Der gänzlich windgeschützte<br />
tiefe Führersitz im Stromlinienwagen nimmt<br />
einem stark den Kontakt mit der Straße.<br />
Das Gefühl muss abgelöst werden vom<br />
Instrument, dem Tourenzähler und<br />
Geschwindigkeitsmesser und für die<br />
Beobachtung der Instrumente ist bei Geschwindigkeiten<br />
von über 300 km/Stunde manchmal selbst der<br />
Sekundenbruchteil eines flüchtigen Blickes zu lang. Das<br />
Instrument wird "selbstablesend" gemacht durch<br />
Registrierung. Man neigt allzuleicht zu einer<br />
Unterschätzung der Geschwindigkeit und Bremswege,<br />
die bei 400 km/Stde 3 km und mehr sind, als man auf<br />
schnurgerader Strecke überblicken kann. Eine vollkommen<br />
klare Sicht durch die Windschutzscheibe ist natürlich<br />
eine der wichtigsten Vorraussetzungen, daher mußte<br />
unter bewußtem Verzicht auf die aerodynamisch günstigste<br />
Form, ein verzerrungsfreier Planscheibeneinsatz<br />
in die kugelige Windhaube eingebaut werden. Jede vorspringende<br />
Kante ist bei der Stromlinienkarosserie<br />
<strong>AufgeHorcht</strong><br />
Bernd Rosemeyer siegte 1937 mit dem Auto der<br />
Auto Union Rennwagen Typ C 16-Zylinder beim<br />
Grand Prix im Donigton Park, Großbritannien.<br />
sorgsamst vermieden sogar die Wagenheberansätze sind<br />
verschwunden und durch pneumatische Hubstempel<br />
ersetzt worden, die nach dem Gebrauch im Unterschutz<br />
der Karosserie vollkommen verschwinden. Das<br />
Wagenheben zum Reifenwechsel geschieht mittels eines<br />
Druckluftanschlusses, sodaß beim Avusrennen die<br />
wenigsten Leute meinen in Blitzesschnelle vorgenommenen<br />
Reifenwechsel bemerkten. Die Grand Prix<br />
Wagen werden nämlich sonst durch krückenförmige<br />
Wagenheber zum Reifenwechsel hochgebockt.“<br />
Fortsetzung im nächsten Heft<br />
01/20<strong>04</strong><br />
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