Leichtathletik INFORMationen 01/2012
Inhalt: FREUNDE-Förderkatalog 2012 für den Nachwuchs + Athletenmanager in der LA + Interview mit Shanice Craft + Olympische Vorboten + Erinnerung an Zá-to-pek!
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Interview mit Shanice Craft + Olympische Vorboten + Erinnerung an Zá-to-pek!
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Auch Vera Michallek, in den 1980er-Jahren mehrmalige deutsche<br />
Meisterin über 1500 und 3000 m und seit fast 18 Jahren<br />
im hauptamtlichen AR-Job – „Ohne Top-Athleten wäre es ein<br />
Hobby“ – kommt wie andere Kollegen nicht mit dem Standardvertrag<br />
zurecht. „Ein bisschen übertrieben, was man da<br />
macht“, findet sie. Was da hinterfragt werde, sei „viel zu persönlich.“<br />
Sie will es bei hauseigenen Verträgen belassen, „es<br />
reicht mir, wenn ich mit meinen Athleten einen Vertrag mache.“<br />
Soll heißen: Das geht nur uns was an. Michallek hat dem<br />
Vera Michallek in ihrer aktiven Athletinnenzeit als erfolgreiche Mittelstrecklerin,<br />
und heute als erfolgreiche AR (Athletenmanagerin).<br />
Autor dieses FdL-Beitrags immerhin so viel Einblick in ihre Verträge<br />
gewährt, als sie einräumt, dort nicht einmal einen Antidopingpassus<br />
fixiert zu haben. „Ich gehe von negativen Kontrollen<br />
aus, weil sie das (dopen) in Deutschland eh nicht tun.“<br />
Sagt Michallek. Sie hat noch nie einem Athleten gekündigt<br />
und akzeptiert mit ihrer Registrierung durch den DLV dessen<br />
Regeln und die der IAAF, inklusive Antidopingparagrafen. Ihr<br />
Glaube an die Vernunft der Athleten ist gleichwohl ec ein gewaltiger,<br />
um nicht zu sagen naiver Vertrauensvorschuss. Auf<br />
dass sie ihn nie möge bereuen müssen!<br />
Die registered AR Michallek sieht ihre „überwiegende<br />
Aufgabe in der Kombination, Wettkämpfe<br />
für die jeweiligen Athleten vertraglich zu fixieren<br />
und diese dann zu organisieren; Verhand-<br />
lungen mit Ausrüstern sowie Sponsorensuche<br />
sind ebenso Bestandteile meiner Arbeit.“<br />
Neue Athleten rekrutiert sie vorwiegend, indem<br />
sie sie anspricht. Lose Kontakte, vielleicht<br />
durch Mundpropaganda da zustande<br />
gekommen, werden schon mal in ein tragsverhältnis verwandelt. Ihre „VM Athle-<br />
tics“ kümmert sich um etwa 40 Deutsche<br />
und 15 Ausländer. Ob die AR-Tätigkeit<br />
ein hartes Brot ist, will man von ihr<br />
Ver-<br />
wissen. Sie antwortet: „Es ist manchmal<br />
sicher nicht leicht, allen, damit<br />
meine ich Athleten als auch Veranstaltern,<br />
gerecht zu werden. Aber<br />
als ehemalige Sportlerin weiß<br />
ich, wie wichtig es ist, vernünftige<br />
Wettkämpfe zu bekommen.“ Und<br />
gibt es Konkurrenzkämpfe unter<br />
den Managern? Michallek: „Lei-<br />
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der bestehen die. Vor allem, wenn man einen jungen, unbekannten<br />
Athleten aufgebaut hat, weckt das großes Interesse<br />
bei den anderen.“<br />
Gelegentlich ist vom großen Einfluss der Athletenmanager zu<br />
hören, nicht nur bei der Besetzung der Starterfelder, zuweilen<br />
kommen sie sogar der Wettkampfplanung der Verbände<br />
in die Quere, heißt es. Dazu sagt Siegfried Schonert vom DLV:<br />
„Wenn Konflikte auftreten, dann immer in dem Fall, wo zwischen<br />
Heim-, Bundes- und Cheftrainer besprochene Wege zur<br />
Zielerreichung durch AR-Intervention verlassen werden. In der<br />
Regel aber bestehen bei AR und bei DLV Übereinstimmung in<br />
der Verfolgung der jeweiligen Zielstellungen. Beide Seiten<br />
sind in höchstem Maße daran interessiert, dass Athleten erfolgreiche<br />
Entwicklungen nehmen. Deshalb werden beide<br />
Seiten immer die Rahmenbedingungen optimieren, die sie<br />
selbst beeinflussen können.“ Am Ende, so Schonert, stehe jedoch<br />
beim AR das Ziel, über gute Wettkampfergebnisse auch<br />
gute finanzielle Ergebnisse für sich und den Athleten zu erwirtschaften.<br />
Siegfried Schonert zufolge „genießt der AR dann Achtung und<br />
Anerkennung im DLV, wenn er seine (anerkannten) persönlichen<br />
wirtschaftlichen Interessen in Übereinstimmung bringen<br />
kann mit der Jahresplanung des Athleten. Tut er das nicht,<br />
kann dies die partnerschaftliche Zusammenarbeit erschweren.“<br />
Im DLV werde die Mehrzahl der ARs akzeptiert, lässt<br />
Schonert wissen. Und auch dies: Eine weitergehende Wahrnehmung<br />
der Verantwortung der Manager bei der Persönlichkeitsentwicklung<br />
der Athleten (Schule, Beruf, Studium) sei erwünscht.<br />
Von anderer Art ist die „Durchschlagskraft“ der AR im Bereich<br />
der internationalen Eintages-Meetings. Fragt man zum Beispiel<br />
den Chef des Berliner e ISTAF, ob der Weg heutzutage nur<br />
noch über den AR führt, wenn ein Meeting be-<br />
stimmte Athleten für seine Wettbewerbe ha-<br />
ben will, so antwortet Gerhard Janetzky: „In<br />
aller Regel ja.“ Wer sich also wundert, dass<br />
zum Beispiel die Helden des Sprints par-<br />
tout nicht gegeneinander laufen wol-<br />
len in der<br />
Diamond League von Zü-<br />
rich, Brüssel oder Oslo, muss nur<br />
die Verhandlungstaktik der Großmeister<br />
der Branche ergründen,<br />
als da<br />
sind: Ricky Simms-Irland<br />
(Usain<br />
Bolt), Mark Wetmore-USA<br />
(Tyson Gay), Paul Doyle-USA<br />
(Asafa Powell) und Cubie Seegobin-USA<br />
(Yohan Blake).<br />
„Ja“, sagt Gerhard Janetzky,<br />
„sie sind eine Macht und<br />
meines Erachtens auch alle<br />
seriös.“ Dann kann es ja losgehen<br />
mit der Olympiasaison<br />
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Michael Gernandt