Leichtathletik INFORMationen 01/2012
Inhalt: FREUNDE-Förderkatalog 2012 für den Nachwuchs + Athletenmanager in der LA + Interview mit Shanice Craft + Olympische Vorboten + Erinnerung an Zá-to-pek!
Inhalt: FREUNDE-Förderkatalog 2012 für den Nachwuchs + Athletenmanager in der LA +
Interview mit Shanice Craft + Olympische Vorboten + Erinnerung an Zá-to-pek!
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Heft 1/2<strong>01</strong>2 <strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong> 6<br />
Athletenmanager in der<br />
<strong>Leichtathletik</strong><br />
Manager von Fußballspielern – davon liest oder hört man nahezu täglich. Aber in der <strong>Leichtathletik</strong>?<br />
Außer vielleicht Jos Hermens … aber in Deutschland? Und wie wird man das überhaupt? Diesen<br />
Fragen ist unser Mitglied Michael Gernandt nachgegangen.<br />
In der weiten Welt der <strong>Leichtathletik</strong> gibt es eine Gruppe, die<br />
im Vergleich zu den tragenden Säulen dieses Sports – Athleten,<br />
Kampfrichter, Funktionäre, Trainer – ein Neuankömmling ist.<br />
Gleichwohl hat man ihr im „Grundgesetz“ des Weltverbands<br />
IAAF, den Competition Rules, bereits einen eigenen Paragrafen<br />
eingeräumt, die Regel 7, der ihrerseits ein 14-seitiges Konvolut<br />
von Unterregeln anhängt. Wir sprechen von der Zunft<br />
der Athletes Representatives (im Folgenden AR genannt), wie<br />
die Athletenmanager in der Sprache der IAAF heißen. Passus<br />
eins der Präambel-ähnlichen Regel Nummer sieben: „Athleten<br />
können die Dienste eines AR in Anspruch nehmen, sie assistieren<br />
ihnen bei der Aushandlung ihres Wettkampfprogramms<br />
und, wenn sie wollen, bei anderen Angelegenheiten.“ Ein derartiger<br />
Wortlaut lässt eine Menge Interpretationen zu, deshalb<br />
zunächst einmal Zahlen.<br />
Im vergangenen Jahr arbeiteten international 170 ARs. Nach<br />
Maßgabe der IAAF teilten sie sich auf in 138 Registrierte und<br />
32 Autorisierte. Weltweit betreuen durften diese 170 nur solche<br />
Athleten, die 2<strong>01</strong>0 zu den Top 30 der Weltrangliste gehörten,<br />
von denen sich 500 bis 600 durch die ARs vertreten<br />
ließen. Grundsätzlich dürfen im jeweiligen Jahr immer nur<br />
Top-30-Athleten des vorausgehenden Jahres den Service der<br />
FREUNDE-Mitglied Vera Michallek managt 40 deutsche und 15 ausländische<br />
Athleten, eine davon ist Kugelstoßerin Nadine Kleinert (SC Magdeburg).<br />
IAAF-ARs in Anspruch nehmen. Im Bereich des Deutschen<br />
<strong>Leichtathletik</strong>-Verbands (DLV) waren 2<strong>01</strong>1 23 ARs in Aktion, je<br />
acht IAAF-Registrierte und -Autorisierte sowie sieben nur national<br />
arbeitende Manager mit Athleten ohne Top-30-Zugang.<br />
Summa summarum 190 bis 200 DLV-Athleten.<br />
Was will uns die IAAF mit den Begriffen „registriert“ und „autorisiert“<br />
sagen? Die Aufklärung: Der registered AR muss sich lediglich<br />
beim Nationalverband einmal im Jahr registrieren lassen<br />
und Klienten aus den Top 30 haben, sein Name wird an die IAAF<br />
weitergegeben. Ganz anders verhält es sich mit dem authorized<br />
AR. Der muss vor einer vierköpfigen Jury seines IAAF-Kontinentalverbands<br />
eine schriftliche Eignungsprüfung ablegen, bei der<br />
es um den Inhalt von zwölf Kapiteln aus den bereits erwähnten<br />
14-seitigen AR-Regulations geht. Für die Autorisierung zahlt<br />
er eine Verwaltungsgebühr, weist eine Haftpflichtversicherung<br />
nach, eine Bankgarantie über 30.000 Dollar – und ein Bekenntnis<br />
zum „höchsten ethischen Standard von Integrität und Fairness“<br />
(aus den Regulations). Verstöße ahndet die IAAF mit Verweisen,<br />
Geldstrafen von mindestens 5000 Dollar und letztlich<br />
der Suspendierung der Autorisierung. Dass solche Sanktionen<br />
schon mal verhängt werden mussten, ist nicht erinnerlich. Die<br />
Vorteile gegenüber den Registrierten: Autorisierte erhalten<br />
eine weltweit gültige ID-Card, sind automatisch bei allen Meetings<br />
der IAAF-Serie WAS akkreditiert und haben Anrecht auf<br />
ein Zimmer in IAAF-Hotels.<br />
Ein Regelwerk, das für alle ARs gilt, auch für solche, die nur national<br />
arbeiten, gibt es seit den frühen 1990er-Jahren. Die letzte<br />
Fassung und der neue IAAF-Standard-Vertrag, in der die Zusammenarbeit<br />
zwischen Athlet und AR geregelt werden soll,<br />
sind seit Mai 2<strong>01</strong>1 in Kraft. Darin Anforderungen, die „für etablierte<br />
und seriös arbeitende ARs nur schwer nachvollziehbar<br />
sind“, wie Siegfried Schonert, Teammanager des DLV, festgestellt<br />
hat. Was die geringe Zahl der internationalen authorized<br />
ARs (32) erklären könnte. Schonert zum überarbeiteten Regelwerk:<br />
„Sicher sollen schwarze Schafe, die es zweifellos auch in<br />
der internationalen <strong>Leichtathletik</strong> gibt, keine Betätigungsfelder<br />
mehr bekommen. Dass aber allen anderen ARs die Arbeit<br />
und die Zulassung erschwert werden soll, findet nicht unbedingt<br />
unsere Zustimmung.“