Leichtathletik INFORMationen 01/2012

Inhalt: FREUNDE-Förderkatalog 2012 für den Nachwuchs + Athletenmanager in der LA + Interview mit Shanice Craft + Olympische Vorboten + Erinnerung an Zá-to-pek! Inhalt: FREUNDE-Förderkatalog 2012 für den Nachwuchs + Athletenmanager in der LA +
Interview mit Shanice Craft + Olympische Vorboten + Erinnerung an Zá-to-pek!

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Heft 1/2012 Leichtathletik INFORMationen 16 Olympische Vorboten Die Verwirrung scheint groß: „Was sollen denn diese Olympia-Maskottchen?“, fragt BILD, und gibt auch gleich die Antwort: „Am besten schnell vergessen“. Selbst die britische Presse ist verunsichert: „Keiner weiß, was das sein soll“, wundert sich die “Daily Mail“. Andere Medien vergleichen sie „mit einem auf dem Klo sitzenden Affen.“ Ein TV-Spot soll „epileptische Anfälle bei Zuschauern“ ausgelöst haben. Maskottchen „Mandeville“ Anlass für die harschen Reaktionen war die Vorstellung der Maskottchen für die Olympischen Sommerspiele und die Paralympics 2012 in London, hergestellt aus den letzten Tropfen flüssigen Stahls nach der Fertigstellung des Olympiastadions in London. Ihre Namen: „Wenlock“ und „Mandeville“. Maskottchen „Mandeville“, benannt nach dem Städtchen Stoke Mandeville in Buckinghampshire, soll an die erste Rollstuhl- und Amputiertenweltmeisterschaft erinnern. Sie fand nach dem 2. Weltkrieg im Jahr 1948 statt und gilt als die Vorläuferin der Paralympics. „Wenlock“ und die olympischen Spiele Die Geschichte von „Wenlock“ lenkt den Blick auf die Vorgeschichte der Olympischen Spiele von 1896 in Athen. In dem kleinen Flecken Much Wenlock in den West Midlands von England gründete William Penny Brookes, britischer Arzt und Sportpionier, am 22. Oktober 1850 die „Wenlock Olympian Games“. Sie gelten bis heute als Vorläufer der Olympischen Spiele der Neuzeit. Neben klassischen athletischen Disziplinen wie Laufen, Hammerwerfen, Hoch- und Weitsprung fanden Wettkämpfe wie Sackhüpfen und Ringreiten und auch ein Rennen ausschließlich für alte Damen statt. Diese Spiele haben sich bis in die Gegenwart erhalten. Zum 200. Geburtstag von William Brookes feierte man im Jahr 2009 immerhin die „123. Wenlock Olympian Games“. Vorläufer auch in Griechenland Den Anspruch, die antiken Spiele wiederbelebt zu haben, erhebt auch Griechenland. Im Jahr 1859 hatte der griechische Millionär Evangelos Zappas im Zuge des erwachenden Nationalstolzes der Griechen mit der Revolution gegen das Osmani- sche Reich die „Olympien“ gegründet. Es war ein Riesenereignis, mitten in Athen, auf dem heutigen „Platz des Nationalen Widerstandes“. Ein Stadion gab es nicht. Im Mittelpunkt stand eine riesige Ausstellung. Der sportliche Teil, u. a. mit Lauf, Sprung, Speer und Diskus, war weniger gelungen. Das lag auch an den Wunschvorstellungen des griechischen Königs Otto aus dem Geschlecht der Wittelsbacher, dessen Vorbild für die „Olympien“ das Münchener Oktoberfest war. Dennoch entwickelten sich in den folgenden Jahren olympische Strukturen. Getragen von der romantisch-idealistischen Rezeption der Antike mit den Ausgrabungen Olympias durch deutsche Archäologen unter Ernst Curtius verbreitete sich der olympische Gedanke immer mehr. Die „Olympien“ erhielten Grundzüge, die sich später auch im Internationalen Olympischen Komitee wiederfanden. Brookes’ Vision Sowohl die „Wenlock Olympian Games“ als auch die „Olympien“ waren nationale Ereignisse. Das wollte William Brookes ändern und nahm Kontakt mit Evangelos Zappas auf. Brookes hatte die Vision, aus den nationalen Ereignissen ein Internationales Olympisches Festival zu schaffen. Das stieß lange Zeit bei den griechischen Politikern auf wenig Gegenliebe. Der internationale Durchbruch blieb dem Franzosen Pierre de Coubertin vorbehalten. Er hatte 1890 Brookes in England besucht und zeigte sich tief beeindruckt von der Präsentation der Olympischen Spiele in Wenlock. 1894 gelang es Coubertin, den ersten internationalen Olympischen Kongress in Paris zu organisieren, der dann zu den Olympischen Spielen von 1896 in Athen führte. 100 Jahre später bezeichnete IOC- Präsident Antonio Samaranch bei einem Besuch in Wenlock Brookes „als den wahren Begründer der Olympischen Spiele.“

Der deutsche Beitrag Lange zuvor schon gab es eine Vielzahl von Ansätzen zur Wiederbelebung der olympischen Idee. Ein Beispiel sind die „Cotswold Olympick(!)Games“ des Robert Dover zu Beginn des 17. Jahrhunderts in Barton on-the-Heath in England. Ähnliche Versuche gab es auch in Frankreich, Schweden und nicht zuletzt in Deutschland. Mit den sog. „Drehberg-Spielen“ versuchte der Fürst Franz von Sachsen-Anhalt in Wörlitz 1775 die Olympischen Spiele wieder zu beleben. Diese Drehberg-Spiele waren ein wichtiger Impuls für die Leibesübungen ihrer Zeit, verschwanden aber nach 1799 wieder in der Versenkung. Nicht anders erging es einem Ansatz zur Neugründung Olympias aus Deutschland, der allerdings den Anspruch erheben kann, der skurrilste Versuch einer Renaissance der Spiele gewesen zu sein. Walter Jens berichtet uns in seiner Rede auf einer Olympiatagung in Bad Boll von dem Brief einer der bekanntesten Dichterinnen der Romantik an ihren Mann in Rom: „Ein Sommertag im Jahre 1817: Bettina Brentano erzählt ihrem Mann, Achim von Arnim, Klatschgeschichten aus Berlin“. 17 Leichtathletik INFORMationen Heft 1/2012 Karl-Friedrich Schinkel, der Hofarchitekt Preußens, wolle einen Plan zum Bau einer Halle für deutsche Künstler in Rom durchsetzen. Darin sollten deren Kunstwerke untergebracht werden, aber nicht nur: Dieses Bauwerk solle auch dazu dienen, die Olympischen Spiele wieder in Gang zu bringen. Das Projekt wurde aber, so schreibt Bettina Brentano, dahingehend modifiziert, dass es auch eine Bettlerhalle werden sollte, wo die Bettler schlafen und bequem sitzen können. Bettina Brentano nennt aktuelle Anlässe für diesen Plan: „ … denn da sich gestern Mann und Frau ersäuften, weil sie kein Unterkommen finden konnten, so liegt der Gedanke sehr nah“. Außerdem, so meint die Schwester Clemens Brentanos, eigneten sich Bettler besonders für die olympische Idee: „Die Bettler sind auch eher griechisch idealistisch gekleidet und könnten, wenn sie ein bisschen zu Kräften gekommen, recht die Olympischen Spiele wieder in Gang bringen; besonders da sie nur wenig Lumpen abzulegen haben, um ganz nackt zu sein“. Allerdings: Ein solcher Vorschlag würde heute schon allein an den Ausrüsterfirmen scheitern. Theo Rous 1963–2013: 5 Jahrzehnte „Freunde der Leichtathletik“ Noch ist es nicht soweit, aber die Geburtstagsvorbereitungen sind bereits angelaufen. Am 15.Februar 1963 fand in München die Gründungsversammlung und 5 Wochen später in Bonn die konstituierende Vorstandssitzung statt. Erster Vorsitzender wurde Otto Eisenmann (Itzehoe), sein Stellvertreter Prof. Dr. Herbert Reindell (Freiburg), Schatzmeister Adolf Dassler (Herzogenaurach) und Schriftführer Franz Buthe-Pieper (Bochum-Langendreer). 10 Jahre später zählte man 193 FREUNDE, heute hat unser Förderverein nahezu 1.000 Mitglieder. Gesucht wird alles, was die FREUNDE in diesen Jahren lebendig werden lässt und für eine Sonderausgabe oder gar Festschrift geeignet sein könnte. Also in erster Linie Fotos, Geschichten von und über (gerne auch geförderte) Athleten sowie unsere Mitglieder. Die Redaktion freut sich über jeden Beitrag! Leichtathletikveranstaltungen 2012 Terminkorrekturen und Ergänzungen Datum Veranstaltung Ort von bis 05.06. Int. Lausitzer Meeting Cottbus 07.06. 42. Int. Meeting Rhede 16.06. FREUNDE-Treff Bo-Wattenscheid 16.06. 17.06. DM Bo-Wattenscheid 06.07. 07.07. 6. Int. Gala Bottrop 20.07. 22.07. DM Jugend U 18 + U 20 MG-Rheydt 03.08. 12.08. OS LA-Wettbewerbe London 17.08. 19.08. Int. Hochsprungmeeting Eberstadt 18.08. „Berlin fliegt!“ Berlin 18.08. 19.08. DM Mehrkampf U18 Wesel 19.08. DKB Duelle Neubrandenburg 31.08. 19. Int. Stadionfest Königs-Wusterhausen 31.08. 09.09. Paralympics LA-Wettbewerbe London 01.09. DKB Duelle Elstal bei Berlin Unsere Auswahlgalerie zeigt langjährige FREUNDE- Mitglieder in ihrer Aktivenzeit. Na, wer erkennt die drei international erfolgreichen Athleten? Die Fotos stammen von unserem Mitglied Gustav Schröder und Theo van de Rakt (1944-2011), der seine Aufnahmen sowie alle Bildrechte unseren Freunden, den „Vrienden van de Koninklijke Nederlandse Atletiek Unie“, überlassen hat. Hans Baumgartner Olympia-Silber 1972 im Weitsprung Hartmut Weber Doppel-Europameister 1982 über 400 m/ Staffel Bärbel Wöckel 4 Goldmedaillien bei den OS 1976 und 1980

Heft 1/2<strong>01</strong>2 <strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong> 16<br />

Olympische Vorboten<br />

Die Verwirrung scheint groß: „Was sollen denn diese Olympia-Maskottchen?“, fragt BILD, und gibt<br />

auch gleich die Antwort: „Am besten schnell vergessen“. Selbst die britische Presse ist verunsichert:<br />

„Keiner weiß, was das sein soll“, wundert sich die “Daily Mail“. Andere Medien vergleichen sie „mit<br />

einem auf dem Klo sitzenden Affen.“ Ein TV-Spot soll „epileptische Anfälle bei Zuschauern“ ausgelöst<br />

haben.<br />

Maskottchen „Mandeville“<br />

Anlass für die harschen Reaktionen war die Vorstellung der<br />

Maskottchen für die Olympischen Sommerspiele und die Paralympics<br />

2<strong>01</strong>2 in London, hergestellt aus den letzten Tropfen<br />

flüssigen Stahls nach der Fertigstellung des Olympiastadions<br />

in London. Ihre Namen: „Wenlock“ und „Mandeville“.<br />

Maskottchen „Mandeville“, benannt nach dem Städtchen<br />

Stoke Mandeville in Buckinghampshire, soll an die erste Rollstuhl-<br />

und Amputiertenweltmeisterschaft erinnern. Sie fand<br />

nach dem 2. Weltkrieg im Jahr 1948 statt und gilt<br />

als die Vorläuferin der Paralympics.<br />

„Wenlock“ und die olympischen Spiele<br />

Die Geschichte von „Wenlock“ lenkt den<br />

Blick auf die Vorgeschichte der Olympischen<br />

Spiele von 1896 in Athen. In dem<br />

kleinen Flecken Much Wenlock in den West<br />

Midlands von England gründete William<br />

Penny Brookes, britischer Arzt und Sportpionier,<br />

am 22. Oktober 1850 die „Wenlock<br />

Olympian Games“. Sie gelten bis<br />

heute als Vorläufer der Olympischen<br />

Spiele der Neuzeit. Neben klassischen<br />

athletischen Disziplinen wie Laufen,<br />

Hammerwerfen, Hoch- und Weitsprung<br />

fanden Wettkämpfe wie Sackhüpfen und Ringreiten und auch<br />

ein Rennen ausschließlich für alte Damen statt. Diese Spiele<br />

haben sich bis in die Gegenwart erhalten. Zum 200. Geburtstag<br />

von William Brookes feierte man im Jahr 2009 immerhin<br />

die „123. Wenlock Olympian Games“.<br />

Vorläufer auch in Griechenland<br />

Den Anspruch, die antiken Spiele wiederbelebt zu haben, erhebt<br />

auch Griechenland. Im Jahr 1859 hatte der griechische<br />

Millionär Evangelos Zappas im Zuge des erwachenden Nationalstolzes<br />

der Griechen mit der Revolution gegen das Osmani-<br />

sche Reich die „Olympien“ gegründet. Es war ein Riesenereignis,<br />

mitten in Athen, auf dem heutigen „Platz des Nationalen<br />

Widerstandes“. Ein Stadion gab es nicht. Im Mittelpunkt stand<br />

eine riesige Ausstellung. Der sportliche Teil, u. a. mit Lauf,<br />

Sprung, Speer und Diskus, war weniger gelungen. Das lag<br />

auch an den Wunschvorstellungen des griechischen Königs<br />

Otto aus dem Geschlecht der Wittelsbacher, dessen Vorbild<br />

für die „Olympien“ das Münchener Oktoberfest war. Dennoch<br />

entwickelten sich in den folgenden Jahren olympische Strukturen.<br />

Getragen von der romantisch-idealistischen Rezeption<br />

der Antike mit den Ausgrabungen Olympias durch deutsche<br />

Archäologen unter Ernst Curtius verbreitete<br />

sich der olympische Gedanke immer<br />

mehr. Die „Olympien“ erhielten<br />

Grundzüge, die sich später auch im<br />

Internationalen Olympischen Komitee<br />

wiederfanden.<br />

Brookes’ Vision<br />

Sowohl die „Wenlock Olympian<br />

Games“ als auch die „Olympien“<br />

waren nationale Ereignisse. Das<br />

wollte William Brookes ändern<br />

und nahm Kontakt mit Evangelos<br />

Zappas auf. Brookes hatte die Vision,<br />

aus den nationalen Ereignissen<br />

ein Internationales Olympisches Festival zu schaffen. Das<br />

stieß lange Zeit bei den griechischen Politikern auf wenig Gegenliebe.<br />

Der internationale Durchbruch blieb dem Franzosen<br />

Pierre de Coubertin vorbehalten. Er hatte 1890 Brookes in<br />

England besucht und zeigte sich tief beeindruckt von der Präsentation<br />

der Olympischen Spiele in Wenlock. 1894 gelang es<br />

Coubertin, den ersten internationalen Olympischen Kongress<br />

in Paris zu organisieren, der dann zu den Olympischen Spielen<br />

von 1896 in Athen führte. 100 Jahre später bezeichnete IOC-<br />

Präsident Antonio Samaranch bei einem Besuch in Wenlock<br />

Brookes „als den wahren Begründer der Olympischen Spiele.“

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