Das „große Krabbeln“ - Humanistischer Verband Deutschlands

Das „große Krabbeln“ - Humanistischer Verband Deutschlands Das „große Krabbeln“ - Humanistischer Verband Deutschlands

A 59349; 23. Jahrgang; 3. Quartal, Nr. 88/2009; E 4,25<br />

Zeitschrift des humanistischen verbandes


Zeitschrift des humanistischen verbandes<br />

Inhalt<br />

humanisten im internet: http://www.humanismus.de e-mail: diesseits@humanismus.de<br />

Nr. 88 3/2009<br />

Editorial Judith Huber 1<br />

Landauf/landab 2<br />

Menschen im Diesseits 5<br />

Aus den Ländern Erste Kinderkrippe in Hannover Jürgen Steinecke 6<br />

HVD Thüringen gegen eine staatliche Schule mit christlichem Leitbild Siegfried R. Krebs 7<br />

HVD Thüringen fordert Mitsprache beim MDR Siegfried R. Krebs 8<br />

Hospiz LudwigPark eröffnet Patricia Block 8<br />

Wanderausstellung turmdersinne Rainer Rosenzweig 10<br />

Wissenschaftsstadt Oldenburg Lutz Renken 12<br />

Titel <strong>Das</strong> neue Patientenverfügungsgesetz Gita Neumann 14<br />

Einblicke/Ausblicke Wahlprüfsteine 19<br />

Forum Beziehungsgestaltung als Voraussetzung von Motivation Joachim Bauer 23<br />

Weltliche Bestattungskultur aus ethnologischer Sicht Jane Redlin 26<br />

Nachgefragt Gebärdensprache 28<br />

Magazin Jubiläum Joachim Ringelnatz Ralf Bachmann 29<br />

Darwin und die Religion Armin Pfahl-Traughber 33<br />

Kreuz & quer 36<br />

Aussprache 38<br />

Gedicht Wie wenig nütze ich bin Hilde Domin 41<br />

Herausgeber: <strong>Humanistischer</strong> <strong>Verband</strong> <strong>Deutschlands</strong>, Wallstraße 61-65, 10179 Berlin, Telefon 030-613 904-41. Verantwortlich im<br />

Sinne des Berliner Pressegesetzes: Patricia Block. Mit Namen gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung des<br />

Herausgebers wieder. Redaktion: Ralf Bachmann, Michael Bauer, Patricia Block, Gerd Eggers, Antje Henke, Christian John, Fiona<br />

Lorenz, Arne Lund, Florian Noack, Lutz Renken, Jürgen Springfeld. Anzeigenleitung/Verwaltung: Bettina Kebschull. Titelgestaltung/<br />

Grafik/Layout: Jürgen Holtfreter, Berlin. Fotos: Patricia Block, S. 1, S. 5; S. 8, S. 9; S. 18; Evelin Frerck, S. 5; Lea Tilch, S. 7; Jürgen<br />

Holtfreter S.20/21; Susan Navissi, S. 22, S. 23, S. 24; Jane Redlin S. 27; Karin Becker bild.schoen@t-online.de, S. 38. Zeichnungen:<br />

Til Mette, S. 2, Lydia Strauss S. 31 diesseits erscheint vierteljährlich am 1. März, 1. Juni, 1. September und 1. Dezember. Redaktionsschluss<br />

ist sechs Wochen vor dem Erscheinen. Bezugspreise: Jahresabonnement 13,- E (inklusive Porto und Mehrwertsteuer),<br />

Ausland zuzüglich Porto mehrkosten. Einzel exemplar 4,25 E. Satz/Reinzeichnung: Michael Pickardt, Berlin. Druck: H & P Druck,<br />

Körtestr. 10, 10967, Telefon 030-693 77 37. ISSN 0932-6162., diesseits wird auf umweltfreundlichem, zu 50 % chlorfrei gebleichtem<br />

Papier mit 50 % Recycling faseranteilen gedruckt.


Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />

große Erleichterung war allen Delegierten der diesjährigen Sitzung<br />

des Bundeshauptausschusses im Juni anzusehen, hatte doch der<br />

Bundestag gerade erst vor zwei Tagen das lang ersehnte Gesetz über<br />

die Patientenverfügung beschlossen. Großen Anteil an diesem Erfolg<br />

hat die Bundesbeauftragte für Patientenverfügung des Humanistischen<br />

<strong>Verband</strong>es, Gita Neumann. Gern übernimmt diesseits<br />

die Aufgabe, ihr den Dank der Delegierten für ihr jahrelanges Wirken<br />

auch noch einmal auf diesem Wege auszusprechen. In diesem<br />

Schwerpunktheft zur Patientenverfügung wird Gita Neumann für<br />

Sie eine Einschätzung der politischen Situation rund um die Abstimmung<br />

vornehmen.<br />

Erfreulicherweise konnten wir gleich zwei neue Landesverbände<br />

in unserer Mitte begrüßen. Bereits Ende März hat sich der auch<br />

in diesseits schon vorgestellte neue Landesverband Thüringen in<br />

Weimar gegründet. Auf dem Treffen konnte der Vorsitzende Siegfried<br />

Krebs berichten, dass innerhalb der kurzen Zeit schon 21<br />

Mitglieder zu ihnen gefunden haben. Auch ein Hackerangriff auf<br />

den Server, der zum völligen Verschwinden der Webseite geführt<br />

hatte, konnte den jungen Landesverband nicht schrecken. Es wurde<br />

sofort eine neue Webseite eingerichtet. Wir wünschen unseren<br />

Freunden in Thüringen viel Erfolg bei ihren Projekten.<br />

Gleichfalls neu gegründet ist der Landesverband Bremen, der zuvor<br />

mit Niedersachsen einen gemeinsamen <strong>Verband</strong> bildete. Der<br />

<strong>Verband</strong> plant die Gründung einer humanistischen Schule und<br />

muss sich hier leider mit der Ignoranz der Politik beschäftigen.<br />

Die Bremer Schulsenatorin will unserem <strong>Verband</strong> die Eigenschaft<br />

als Weltanschauungsgemeinschaft nicht ohne Prüfung zugestehen.<br />

Dies halten wir für einen Skandal. Es zeigt aber auch, dass wir<br />

unsere Weltanschauung ernst nehmen und dies auch den Entscheidungsträgern<br />

in der Politik deutlich machen müssen. Unsere<br />

inhaltliche Orientierung muss auch der Pflege der Weltanschauung<br />

dienen. Die Interessen der Konfessionsfreien vertreten wir<br />

öffentlich durch Presseerklärungen und Stellungnahmen zu gesellschaftlichen<br />

Problemen. Hierdurch zeigen wir das Profil des HVD<br />

und mischen uns in die Politik ein. Durch die Besinnung auf die<br />

Gründungsmotive des HVD wie Internationalität, positive Arbeit<br />

editorial<br />

an einem humanistischen Menschen- und Gesellschaftsbild sowie<br />

die Weiterentwicklung eigener Humandienstleistungen werden<br />

wir als humanistische Organisation attraktiver für die Menschen,<br />

aber auch für unsere eigenen Mitglieder und Förderer.<br />

Positives Echo erhielt auf dem Bundeshauptausschuss die Entwicklung<br />

in der Zusammenarbeit mit den JuHus. Die JuHus werden<br />

nach dem hier gefassten Beschluss sowohl in der Bundesdelegiertenkonferenz<br />

als auch im Bundeshauptausschuss mit einem vollwertigen<br />

Delegiertensitz ausgestattet. Auch in die Präsidiumssitzungen<br />

können sie einen Vertreter entsenden.<br />

Einige Diskussion gab es in den Fragen der Neustrukturierung der<br />

Öffentlichkeitsarbeit. So mussten wir leider feststellen, dass wir in<br />

dem von uns mit gegründeten Humanistischen Pressedienst (hpd.<br />

de) zu wenig Einfluss auf die Inhalte nehmen können, die nicht<br />

von uns selbst dort eingestellt werden. Daher ist unser längerfristiges<br />

Ziel die Einrichtung eines eigenen Pressedienstes. Hier wird<br />

das Präsidium die Gründung eines Vereins als Träger des Pressedienstes<br />

prüfen.<br />

In diesem Zusammenhang soll auch die Homepage des Bundesverbandes<br />

zu einer Informationsplattform sowohl für die Mitglieder,<br />

als auch für die interessierte Öffentlichkeit und nicht zuletzt die<br />

Journalisten umgestaltet werden.<br />

Die Realisierung soll durch den<br />

Landesverband Berlin bis Ende<br />

des Jahres 2009 technisch vorbereitet<br />

werden. Im Gespräch<br />

ist auch eine Modernisierung<br />

von diesseits. Wenn es soweit<br />

ist, werden wir Sie umfassend<br />

informieren.<br />

Ich grüße Sie herzlich<br />

Judith Huber,<br />

Generalsekretärin<br />

des Bundesverbandes<br />

3/2009 1


Humanistische Grundschule lässt Ballon steigen<br />

Nürnberg – Innovative Unterrichtsmethoden<br />

gehören zum<br />

Konzept der Humanistischen<br />

Grundschule Fürth. Um den Kindern<br />

bildhaft zu verdeutlichen,<br />

wie hoch Mammutbäume werden<br />

können, wurde mitten im Fürther<br />

Südstadtpark ein knallroter Gasballon<br />

an einer Schnur von 82 m<br />

steigen gelassen. Der wurde von<br />

der Tierpädagogin Petra Neueder<br />

gespendet, die gerade ein Hunde-<br />

„Meine Welt“ – Ausstellung von Til Mette<br />

Berlin – Unter großem Interesse<br />

wurde am 15. Mai die vom Humanistischen<br />

<strong>Verband</strong> Berlin organisierte<br />

Ausstellung von Til Mette<br />

„Meine Welt“ in der Cartoonfabrik<br />

Kreuzberg eröffnet. Til Mette gilt<br />

als einer der wichtigsten Cartoonisten<br />

in Deutschland. Seit 1995<br />

erscheinen seine Zeichnungen wöchentlich<br />

exklusiv im Stern. Seine<br />

2<br />

3/2009<br />

Projekt an der Schule durchführte<br />

und von der Ballon-Idee ganz begeistert<br />

war.<br />

Mit Hilfe von engagierten Eltern<br />

wurden Genehmigungen von Flughafen<br />

(Sperrung des Luftraums...),<br />

Stadt und Regierung eingeholt.<br />

Normalerweise auch das eine kostspielige<br />

Angelegenheit, aber alle<br />

Ämter verzichteten für die gute<br />

Sache auf die Festsetzung von Gebühren<br />

für ihre Bescheide.<br />

Themen kommen aus Gesellschaft<br />

und Politik und spiegeln nicht selten<br />

aktuelle Ereignisse wider, deren<br />

Pointen das Tagesgeschehen überleben.<br />

Eine Auswahl seiner Cartoons,<br />

darunter seine Klassiker zum<br />

Schwerpunkt Religion, exklusiv für<br />

den Humanistischen <strong>Verband</strong> zusammengestellt,<br />

war bis Ende Juli<br />

in der Cartoonfabrik zu sehen.<br />

Patientenverfügung in Hamburg<br />

Hamburg – Der HVD LV Metropolregion<br />

Hamburg e.V. arbeitet<br />

am Aufbau von Beratungsangeboten.<br />

Bisher wurde eine individuelle<br />

Beratung, z.B. beim Thema Patientenverfügung,<br />

größtenteils für<br />

<strong>Verband</strong>smitglieder geleistet. Diese<br />

soll künftig als Serviceleistung auch<br />

Nichtmitgliedern zur Verfügung<br />

stehen.<br />

Durch zahlreiche Vorträge renommierter<br />

Referenten wirbt der HVD<br />

LV Metropolregion Hamburg e.V.<br />

in und um Hamburg für dieses Angebot.<br />

Die jeweils anschließende<br />

Diskussion und Fragestunde wird<br />

gern und intensiv von den zahlreichen<br />

Interessenten genutzt.<br />

Am 6. November 2009 ab 19 Uhr<br />

hält Prof. Dr. Peter Schmucker<br />

(Direktor der Universitätsklinik<br />

für Anästhesiologie, Lübeck) einen<br />

Vortrag zum Thema „Patientenverfügung:<br />

Therapiezieländerung auf<br />

der Intensivstation – Grundsätzliche<br />

Überlegungen und praktische<br />

Probleme“<br />

(Volkshochschule Hamburg-Ost,<br />

Berner Heerweg 183, 22159 Hamburg-Farmsen).<br />

„Geh aufrecht und offen durch die Welt! Sei willkommen auf dieser<br />

Erde.” Diese Worte gab Dieter Grützner der kleinen Hauptperson<br />

mit auf den Weg. Auf der Löwenburg in der Nähe von Königswinter<br />

gestaltete der Humanistische <strong>Verband</strong> Nordrhein-Westfalen eine Feier<br />

zur Namensgebung für Emilia Köster.


Neue Humanistische Kita in<br />

Nürnberg eröffnet<br />

Nürnberg – Am 5. Mai 2009 öffnete<br />

die sechste Humanistische<br />

Kindertagesstätte im Nürnberger<br />

Großraum. Träger der Einrichtung<br />

ist das Humanistische Sozialwerk<br />

Bayern gGmbH, eine Tochtergesellschaft<br />

des HVD-Nürnberg.<br />

In den oberen Stockwerken des<br />

Gebäudes werden im Sommer die<br />

Bewohner der Genossenschaft AndersWohnen<br />

einziehen: Senioren<br />

und Alleinerziehende, die in einem<br />

innovativen Versorgungsverbund<br />

auch mit der Kita ein neues Wohnmodell<br />

erproben wollen. <strong>Das</strong> Projekt<br />

„WohnenPlus“ wird als eines<br />

von bundesweit wenigen Modellprojekten<br />

vom Bundesfamilienministerium<br />

gefördert.<br />

Doch jetzt haben erstmal die Kinder<br />

das Haus in Besitz genommen.<br />

62 Plätze für Kinder von 0 bis 6<br />

Jahren gibt es in der neuen Kita.<br />

Geleitet wird sie von der Sozialpädagogin<br />

Jessica Zimmer, die mit<br />

ihrem siebenköpfigen Team versucht,<br />

das übliche Chaos der ersten<br />

Tage in den Griff zu bekommen.<br />

Alle Betreuungsplätze in der Kita<br />

waren zur Eröffnung bereits vergeben.<br />

Informationen zur Arbeit<br />

der Kita und zum pädagogischen<br />

Konzept gibt es unter www.hswbayern.de.<br />

Baubeginn für zweite<br />

Humanistische Kinderkrippe<br />

in Fürth<br />

Nürnberg – Am 22. Mai fand unter<br />

tatkräftiger Mitwirkung der künftigen<br />

Zielgruppe die Grundsteinlegung<br />

für die neue Humanistische<br />

Kinderkrippe in Fürth statt.<br />

An der Fürther Waldstraße, gleich<br />

neben der Humanistischen Grundschule,<br />

werden schon in wenigen<br />

Monaten 24 kleine Fürtherinnen<br />

und Fürther liebevolle Betreuung<br />

und Förderung erfahren können.<br />

Der HVD-Nürnberg betreibt in<br />

Nürnberg und Fürth bereits mehrere<br />

Kindertagesstätten, darunter<br />

auch vier Krippengruppen, und<br />

verfügt damit bereits über Kompetenz<br />

und Erfahrung auch in der<br />

Arbeit mit den ganz Kleinen.<br />

Der Fürther Oberbürgermeister<br />

Dr. Thomas Jung freute sich<br />

anlässlich der Grundsteinlegung<br />

über das Engagement des HVD.<br />

Besonders hob er hervor, dass der<br />

HVD als einziger Träger der Stadt<br />

Bildung und Betreuung von Krippe<br />

Im Bild v.l.n.r.: OB Dr. Thomas Jung, Kinder und Erzieherinnen des<br />

Humanistischen Hauses für Kinder Fürth-Am Südstadtpark, HVD-<br />

Geschäftsführer Michael Bauer, HVD-Vorstandsmitglied Andreas Just<br />

(verdeckt)<br />

über Kindergarten bis zu Hort und<br />

Grundschule anbietet.<br />

Nicht nur das Humanistische Bildungskonzept<br />

macht die neue Einrichtung<br />

zu etwas Besonderem. Im<br />

Jahr der Astronomie 2009 erstellt<br />

der HVD-Nürnberg auf dem Dach<br />

der Kinderkrippe ein kleines Him-<br />

Welcome-Party und<br />

Neumitgliederempfang<br />

Berlin – Am 18. September 2009<br />

laden die Berliner JuHus mehr als<br />

600 Neumitglieder und über 250<br />

Reiserückkehrer in die Danziger<br />

Straße 50 ein. Bei leckerem Büffet<br />

und gemütlichem Grillen im Hof,<br />

Trampolin springen, der legendären<br />

Kissenschlacht, Kistenklettern,<br />

Disco, Aufführungen der einzelnen<br />

Projekte und der Preisverleihung<br />

des Summer-Contests bekommen<br />

die neuen JuHus einen lebendigen<br />

Einblick in die Jugendverbandsarbeit. <br />

melsobservatorium – für den naturwissenschaftlichen<br />

Unterricht an<br />

der benachbarten Humanistischen<br />

Grundschule, aber auch für die<br />

interessierte Öffentlichkeit: Dort<br />

sollen ab dem Herbst 2009 einmal<br />

monatlich die „Fürther Himmelsspaziergänge“<br />

stattfinden.<br />

Ein weiteres Highlight ist die Möglichkeit,<br />

sich im U18 Wahllokal politisch<br />

zu positionieren. Wer nicht<br />

so recht weiß, wo die Schwerpunkte<br />

der einzelnen Parteien liegen, wo<br />

sie sich voneinander unterscheiden<br />

und zu welcher Partei man tendiert,<br />

kann sich über Internet beim<br />

„Wahlomat“ dem Thema annähern<br />

und erfährt im Anschluss, welche<br />

Parteien am ehesten den eigenen<br />

Interessen gerecht werden. Die<br />

U18 Wahl ermöglicht an diesem<br />

Tag allen Kindern und Jugendlichen,<br />

kurz vor der Bundestagswahl<br />

ihre Meinung zu zeigen: Also hingehen<br />

und wählen!<br />

Weltkonferenz der IHEU zur<br />

„Unberührbarkeit”<br />

London – Am 9. und 10. Juni<br />

2009 fand im Anschluss an die<br />

IHEU-Generalversammlung die<br />

erste IHEU’s World Conference<br />

zur „Untouchability“ im Conway<br />

Hall Humanist Center in London<br />

statt, die sich mit den Verletzungen<br />

von Menschenrechten und<br />

Menschenwürde in Bezug auf<br />

die „Unberührbarkeit”, d.h. mit<br />

den Konsequenzen des (religiös<br />

begründeten) Kastensystems vor<br />

allem in Indien, Bangladesh und<br />

Nepal befasste. Weltweit gibt es ca.<br />

250 Millionen sogenannte Dalits,<br />

Angehörige dieser Kaste der Unberührbaren.<br />

Die Kastenzugehörigkeit wird vererbt.<br />

Dalits dürfen nur die niedersten<br />

Arbeiten ausführen und leben<br />

daher meist in Armut, ausgeschlossen<br />

von Bildung und Selbstbestimmung.<br />

Die IHEU hat entsprechende<br />

Aktivitäten für die Rechte der<br />

Dalits – vor Ort und auf UNO-<br />

Ebene – entwickelt, die dringend<br />

eine Verstärkung benötigen.<br />

Junge Humanisten treffen<br />

sich in Hannover<br />

Hannover – Am Wochenende<br />

vom 25. bis 27. September treffen<br />

sich die JuHu’s aus allen Regionen<br />

der Bundesrepublik in Hannover.<br />

Drei Tage lang haben sie dort Zeit<br />

für ein Wiedersehen und gegenseitiges<br />

Kennenlernen, um Ideen<br />

auszutauschen, Spaß zu haben<br />

und neue gemeinsame Projekte zu<br />

starten.<br />

Millionenspende<br />

London – Die IHEU hat eine<br />

Spende in Höhe von mehr 2,5 Millionen<br />

US-Dollar aus dem Vermögen<br />

des verstorbenen Humanisten<br />

Victor Kay aus Kalifornien erhalten.<br />

<strong>Das</strong> Vermächtnis ist die größte<br />

individuelle Zuwendung in der<br />

57-jährigen Geschichte der IHEU.<br />

Präsidentin Sonja Eggerickx betonte<br />

ihre große Dankbarkeit für<br />

dieses Geschenk, mit dem es möglich<br />

sein wird, weitere Projekte zu<br />

starten.<br />

Die Internationale Humanistische<br />

und Ethische Union ist die weltweite<br />

Dachorganisation von über<br />

100 humanistischen, rationalen,<br />

säkularen, ethischen, atheistischen<br />

und freidenkerischen Organisationen<br />

in über 40 Ländern.<br />

3/2009 3


Menschenwürde und<br />

Selbstbestimmung<br />

Berlin – Die Humanistische Akademie<br />

Deutschland (HAD) lädt in<br />

Kooperation mit der Akademie der<br />

Politischen Bildung der Friedrich-<br />

Ebert-Stiftung (fes) ein zur Konferenz<br />

„Politik der Menschenwürde<br />

und der Selbstbestimmung“ am<br />

14./15. November 2009 in Berlin.<br />

Während am ersten Tagungstermin<br />

das Thema Menschenwürde in der<br />

„alternden Gesellschaft“ auf dem<br />

Programm steht, widmen sich die<br />

Referenten am Folgetag der Frage<br />

„Selbstbestimmung für Kinder?“<br />

Nähere Informationen: www.humanistische-akademie.de;Anmeldung<br />

unter info@humanistischeakademie.de<br />

oder 030 6139040.<br />

Verfassungsrecht für<br />

Konfessionsfreie<br />

Berlin – Unter dem Titel „Konfessionsfreie<br />

und deutsches Verfassungsrecht<br />

– 90 Jahre Weimarer<br />

Reichsverfassung“ lädt die Humanistische<br />

Akademie Deutschland<br />

zu einer rechtspolitischen wissenschaftlichen<br />

Konferenz am 11. und<br />

12. September nach Berlin ein.<br />

Themen werden die aktuelle Diskussion<br />

um eine Reform der deutschen<br />

Religionsverfassung und die<br />

heutige Bedeutung der Artikel 135-<br />

141 der Weimarer Reichsverfassung<br />

sein. Darüber hinaus werden<br />

die besonderen Rechtsinteressen<br />

Konfessionsfreier unter dem Blickwinkel<br />

der Trennung von Staat und<br />

Kirche und der Religionsfreiheit in<br />

Deutschland sowie die Repräsentation<br />

von Weltanschauungsgemeinschaften<br />

im deutschen Verfassungsrecht<br />

diskutiert.<br />

Nähere Informationen: www.humanistische-akademie.de;Anmeldung<br />

unter info@humanistischeakademie.de<br />

oder 030 6139040.<br />

Wertebildung in<br />

Kindertagesstätten<br />

Berlin – Zu einem Kolloquium<br />

zum Thema Förderung von Wertebildungsprozessen<br />

in humanistischen<br />

Kindertagesstätten lädt die<br />

Humanistische Akademie Berlin in<br />

Kooperation mit dem Fachbereich<br />

Kitas des HVD Berlin ein. Termin:<br />

7. November 2009<br />

Nähere Informationen: www.humanistische-akademie.de;Anmeldung<br />

unter info@humanistischeakademie.de<br />

oder 030 6139040.<br />

4<br />

3/2009<br />

Velotaxis fuhren fürs Berliner Herz<br />

Berlin – Am 21. Juni 2009 fand in<br />

Berlin die erste Deutsche Velotaxi-<br />

Meisterschaft zwischen Brandenburger<br />

Tor und Siegessäule statt.<br />

Ein Teil des Preisgeldes ging an das<br />

ambulante Kinderhospiz „Berliner<br />

Herz“.<br />

Im Rahmen des Skoda Velothons<br />

lieferten sich 16 Fahrer aus 16<br />

Bundesländern einen packenden<br />

Kampf. Die drei erstplatzierten behalten<br />

ein Drittel ihres Preisgeldes,<br />

das die Spielbank Berlin stiftete.<br />

Ein Drittel fließt in die Fahrerkasse<br />

von Velotaxi, ein weiteres erhält das<br />

ambulante Kinderhospiz Berliner<br />

Herz. Insgesamt gehen damit 525<br />

Euro an das gemeinnützige Projekt<br />

des Humanistischen <strong>Verband</strong>es<br />

Berlin, das schwerstkranke junge<br />

Menschen im Alter von 0 bis 30<br />

Jahren unterstützt.<br />

Interkultureller Hospizdienst<br />

Berlin – Der Humanistische <strong>Verband</strong><br />

<strong>Deutschlands</strong>, Landesverband<br />

Berlin, eröffnete am 29. Mai<br />

mit einem Festakt seinen ersten interkulturellen<br />

Hospizdienst Dong<br />

Ban Ja.<br />

Regelmäßig treffen sich die Lebensfeiersprecher des HVD Nordrhein-Westfalen zum Erfahrungsaustausch<br />

und um über heikle Lebensthemen zu diskutieren. Ihre Kompetenz ist vor allem als Trauerredner gefragt.


Dieser betreut vor allem Menschen<br />

mit Migrationshintergrund.<br />

Dong Ban Ja (koreanisch) heißt<br />

begleiten. „Wir haben uns zum<br />

Ziel gesetzt, sterbende oder pflegebedürftige<br />

Menschen unterschiedlicher<br />

Kulturkreise und ihre<br />

Neues Stadtteilzentrum in Berlin-Pankow<br />

Berlin – Am 4. Juli 2009 wurde das<br />

Stadtteilzentrum Pankow eröffnet.<br />

Träger sind der HVD, Landesverband<br />

Berlin, das Bürgerhaus und<br />

der Frei-Zeit-Haus e.V.<br />

Matthias Köhne, Bezirksbürgermeister<br />

von Pankow, schnitt<br />

symbolisch das Eröffnungsband<br />

durch. Mit seinen Angeboten<br />

und Dienstleistungen will das<br />

Angehörigen kultursensibel zu<br />

begleiten“, erklärt die Projektleiterin<br />

In-Sum Kim. Allein in Berlin<br />

leben über 40.000 Menschen aus<br />

Ostasien. Die meisten werden am<br />

Lebensende nicht in die Heimat<br />

zurückkehren.<br />

Stadtteilzentrum Pankow einen<br />

Beitrag zum besseren Miteinander<br />

in Pankow leisten. Die Angebote<br />

sind offen für alle. Unter anderem<br />

befindet sich dort die Selbsthilfekontaktstelle<br />

KIS, das Senioreninternetcafe<br />

„Weltenbummler“, das<br />

Familienzentrum, das Nachbarschaftszentrum<br />

und eine Freiwilligenagentur.<br />

<strong>Das</strong> Familienhaus Felix in Berlin-Marzahn kann sich über eine<br />

Spende der Rotarier im Wert von 20 000 Euro freuen. Von diesem<br />

Geld wurde der Spielplatz neu gestaltet.<br />

Menschen im Diesseits<br />

Die Berliner Humanisten feierten<br />

den diesjährigen Humanistentag<br />

am 21. Juni ganz entspannt beim<br />

Brunch im Café Rix. Trotz kleiner<br />

und größerer Köstlichkeiten auf<br />

dem Bufett spendeten die anwesenden<br />

Gäste kräftigen Applaus,<br />

als Gerd Eggers, Motor und Koordinator<br />

der Pro-Ethik-Kampagne<br />

von Dr. Bruno Osuch, Vorsitzender<br />

des Berliner Landesverbandes,<br />

mit der Silbernen Ehrennadel des<br />

Humanistischen <strong>Verband</strong>es geehrt<br />

wurde.<br />

Gerald Betz Unser<br />

Nach fast dreißigjähriger Dienstzeit<br />

im HVD Berlin ging Gerald<br />

Betz, Personalchef über 300 Lebenskundelehrer<br />

und -lehrerinnen,<br />

zum Beginn der Sommerferien in<br />

Rente. Er kann eine beachtliche<br />

berufliche Bilanz ziehen: Vom Lebenskundelehrer<br />

Nr. 1 (auch noch<br />

im Dienst) zur stolzen Zahl von<br />

50.000 Schülern! In der bewegenden<br />

Abschiedsfeier am Rande des<br />

Berliner Lebenskundekongresses<br />

floss so manch verstohlene Träne.<br />

Besonders schmerzlich für die gesamte<br />

Bürobelegschaft in der Wallstraße<br />

ist das künftige Ausbleiben<br />

der Versorgung mit frischen Biolandeiern,<br />

die Gerald immer wieder<br />

montags von seinem Brandenburger<br />

Gartennachbarn mitbrachte.<br />

„Cover-<br />

model“<br />

Rudolf<br />

Valenta<br />

wird im<br />

September<br />

80!<br />

Wir<br />

gratulieren<br />

herzlich.<br />

3/2009 5


6<br />

3/2009<br />

Jürgen Steinecke mit dem Pädagoginnenteam Sandra Teuber, Steffie Orbach, Birgit Kreußler<br />

Jürgen Steinecke<br />

<strong>Das</strong> <strong>„große</strong> <strong>Krabbeln“</strong><br />

hat begonnen<br />

Hannover – Niedersachsens Humanisten<br />

eröffnen erste Krippe<br />

n Vor dem großen Krabbeln kam zuerst<br />

das große „Kribbeln“: Insgesamt zwei Jahre<br />

ist es her, dass der Landesvorstand des<br />

Humanistischen <strong>Verband</strong>es Niedersachsen<br />

beschlossen hat, die Arbeitsgruppe Kinder<br />

und Soziales unter der Leitung von Landesgeschäftsführer<br />

Jürgen Steinecke mit der<br />

Gründung einer Krippe zu beauftragen.<br />

Von diversen Klärungsgesprächen über<br />

die Finanzierung, die Akquise eines Kooperationspartners<br />

bis hin zum Umbau, Einbau<br />

und Personalauswahl wurden nun alle<br />

Hürden genommen. <strong>Das</strong> Team ist stolz, seit<br />

Mai zehn Kindern in der Krippe „<strong>Das</strong> große<br />

<strong>Krabbeln“</strong> einen Platz anbieten zu können.<br />

Die Leitung der Kindertagesstätte übernimmt<br />

Birgit Kreußler. Mit Sandra Teuber<br />

konnte der HVN sogar eine Mitarbeiterin<br />

aus der eigenen Jugend gewinnen, die bereits<br />

seit ihrer Jugendfeier bei den JuHus<br />

ist. Als dritte Kraft unterstützt das Team die<br />

Sozialassistentin Stefanie Orbach.<br />

„Wir könnten noch 100 Kinder aufnehmen,<br />

so groß ist die Nachfrage nach Krippenplätzen“,<br />

erläutert Steinecke. Bis 2013<br />

muss die Landeshauptstadt ihre Zusage<br />

nach einem Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz<br />

umgesetzt haben. <strong>Das</strong> bedeutet<br />

eine Bedarfsdeckung von 35 Prozent aller<br />

Krippenkinder. Derzeit liegt die Stadt erst<br />

bei 13 Prozent.<br />

Der HVN hat somit einen kleinen Teil<br />

dazu beitragen können, es wird aber bereits<br />

nach weiteren geeigneten Immobilien gesucht.<br />

Die Krabbelgruppe ist durch eine Kooperation<br />

zwischen der Wohnungsbaugenossenschaft<br />

Hannover Ost, die die Immobilie<br />

stellt und umgebaut hat und dem<br />

Humanistischen <strong>Verband</strong> Niedersachsen<br />

als Träger, entstanden. Finanziell wurde das<br />

Projekt durch die Fördermittel des Landes<br />

und der Stadt Hannover im Rahmen des<br />

aufgelegten Programms zum Ausbau von<br />

Krippenplätzen möglich gemacht. l


Siegfried R. Krebs<br />

Gegen eine staatliche<br />

Schule mit christlichem<br />

Leitbild<br />

Weimar – Thüringen hat eine säkulare Organisation<br />

wie den HVD dringend gebraucht,<br />

das bestätigen dieser Tage Mitglieder wie<br />

Sympathisanten. Anlass für diese Feststellung<br />

bilden jüngste Missionierungsversuche<br />

eines CDU-Landrates im sogenannten<br />

katholischen Eichsfeld, einer historischen<br />

Landschaft im Nordwesten Thüringens, die<br />

größte zusammenhängende Region Ostdeutschlands<br />

mit einer mehrheitlich katholischen<br />

Bevölkerung.<br />

n Auch dank des Agierens des noch jungen<br />

HVD-Landesverbandes sah sich nun<br />

die Landes-CDU zu einer öffentlichen<br />

Stellungnahme bemüßigt: Der Antrag für<br />

das Modellprojekt einer staatlichen Schule<br />

mit „christlichem“ Profil, den der Landkreis<br />

Eichsfeld beim Land Thüringen gestellt hat,<br />

wird von der Landes-CDU abgelehnt. <strong>Das</strong><br />

ist nicht nur einer Erklärung von Mike<br />

Mohring, ihrem Fraktionsvorsitzenden<br />

im Thüringer Landtag, am Rande einer<br />

Wahlveranstaltung zu entnehmen. Mike<br />

Mohring war dort von HVD-Landesvorstandsmitglied<br />

Frank Roßner direkt gefragt<br />

worden, ob das Ansinnen des Eichsfelder<br />

Landrats zur Errichtung einer Eichsfelder<br />

christlichen staatlichen Schule durch die<br />

Landes-CDU unterstützt werde. Mohring<br />

bestätigte seine dort geäußerte Ablehnung<br />

auch gegenüber der lokalen Presse und führte<br />

dazu Landesverfassung und Schulgesetz<br />

an.<br />

Gegen die Pläne des Landrates hatte<br />

sich im Mai eine Eichsfelder „Initiative für<br />

eine weltanschaulich und religiös neutrale<br />

Schule“ gebildet. Ihr Sprecher, Dr. Manuel<br />

Gebauer, suchte Hilfe bei Parteien und<br />

säkularen Organisationen. Auch der HVD<br />

Thüringen wurde angesprochen und sagte<br />

sofort seine Hilfe zu. Die Unterstützung<br />

überzeugte die Initiative, ihre aktivsten Mitglieder<br />

traten dem HVD bei und gründeten<br />

einen HVD-Kreisverband.<br />

Dennoch sind sowohl die Initiative und<br />

der HVD weiterhin in Sorge. Denn trotz<br />

des breiten Widerstandes gegen seine Pläne<br />

will der CDU-Landrat von seinem Vorhaben<br />

nicht ablassen. Noch in der letzten<br />

Sitzung des alten Kreistages konnte er dank<br />

Zweidrittel-Mehrheit seiner Fraktion einen<br />

Beschluss durchdrücken, nach dem die<br />

staatliche Grundschule Worbis ein „christliches<br />

Leitbild“ erhält und als „christliche<br />

Anstalt“ geführt werden soll. Proteste von<br />

Eltern, die ihre Kinder bekenntnisfrei unterrichtet<br />

haben wollen, bügelte der politische<br />

Wahlbeamte damit ab, dass diese ja<br />

ihre Kinder in eine Schule des Nachbarortes<br />

schicken könnten.<br />

Henning begründet inzwischen seinen<br />

Missionierungsversuch mit immer<br />

neuen „Argumenten“. So soll in der von<br />

ihm geplanten Anstalt ein „christlicher<br />

Humanismus“ vermittelt werden. Daraus<br />

wurden mittlerweile „eichsfeldisch-humanistische<br />

Werte“ – unter denen er nach<br />

Rückfrage die „katholisch geprägte Kultur<br />

der Region“ versteht. Vehement lehnt<br />

der CDU-Mann dagegen eine mögliche<br />

freie Trägerschaft für diese Grundschule<br />

ab: „Übrigens ist ein christlicher Gottesbezug<br />

nun auch wirklich nicht schlimm.<br />

Selbst das Grundgesetz besitzt diesen Gottesbezug“,<br />

sagte er der regionalen Presse.<br />

„Die Jugend sei in Ehrfurcht vor Gott zu<br />

erziehen“, so oder ähnlich hieße es in den<br />

meisten Verfassungen.<br />

Manuel Gebauer wurde bei den Kommunalwahlen<br />

erstmalig in den Eichsfelder<br />

Kreistag gewählt. Mit Anfragen bleibt er<br />

„am Ball“, will eine Aufhebung des Kreistagsbeschlusses<br />

erreichen. Zugleich haben<br />

das Kultusministerium und weitere Gremien<br />

Post erhalten, in der auf den Verstoß gegen<br />

Verfassung und Schulgesetz verwiesen<br />

und die Wiederherstellung des Rechts auch<br />

im Eichsfeld gefordert wird.<br />

Der HVD Thüringen befürchtet, dass die<br />

angeblich neuen Wege im Eichsfeld (staatliche<br />

Schulen mit christlichem Leitbild)<br />

sogar bundesweite Folgen haben könnten.<br />

Denn ist erst einmal der Damm gebrochen,<br />

dann könnte die Trennung von Staat und<br />

Kirche noch „hinkender“ werden, als sie es<br />

jetzt schon ist. Davon sind die Thüringer<br />

Humanisten überzeugt, die sich auch nicht<br />

mit der aus ihrer Sicht missbräuchlichen Benutzung<br />

des Begriffes Humanismus durch<br />

den missionierungswilligen katholischen<br />

Landrat einverstanden geben. l<br />

Die Eichsfelder HVD-Aktivisten Grit Bierwisch, Constanze Tilch und Manuel Gebauer (v.l.)<br />

nach einem Arbeitstreffen mit den Vorständlern Siegfried R. Krebs und Frank Roßner.<br />

3/2009 7


Siegfried R. Krebs<br />

HVD Thüringen fordert<br />

Mitsprache beim MDR<br />

Weimar – Der HVD Thüringen hat gegenüber<br />

der Präsidentin des Thüringer Landtages<br />

fristgerecht im Juli seinen Anspruch auf<br />

einen Sitz im Rundfunkrat, dem Aufsichtsgremium<br />

des Mitteldeutschen Rundfunks<br />

(MDR), angemeldet.<br />

n In dem Schreiben des Thüringer HVD<br />

heißt es u.a.: „Gemäß Grundgesetz, Art.<br />

140 sind Weltanschauungsgemeinschaften<br />

den Kirchen und Religionsgemeinschaften<br />

gleichgestellt. Von diesem Gleichheitsgrundsatz<br />

ausgehend, erwarten wir eine<br />

Gleichbehandlung mit den Kirchen auch<br />

in diesem Gremium.<br />

Wie Sie wissen, sind ca. 75 Prozent der<br />

Thüringer Bevölkerung konfessionsfrei,<br />

aber als solche nicht im Rundfunkrat präsent.<br />

Da es in Thüringen keine Organisation<br />

gibt, die wie wir als Weltanschauungsgemeinschaft<br />

tätig ist, bewerben wir uns<br />

hiermit um einen der frei werdenden Sitze<br />

im MDR-Rundfunkrat. Wir begründen<br />

unser Begehren auch mit Artikel 12 (2) der<br />

Thüringer Verfassung.“<br />

In diesem Thüringer Verfassungsartikel<br />

heißt es: „In den Aufsichtsgremien der<br />

öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten<br />

und in den vergleichbaren Aufsichtsgremien<br />

über den privaten Rundfunk sind die<br />

politischen, weltanschaulichen und gesellschaftlichen<br />

Gruppen nach Maßgabe der<br />

Gesetze zu beteiligen.“<br />

Der Staatsvertrag über den MDR sichert<br />

den Mitgliedern der Kirchen als weltanschaulichen<br />

Gruppen im derzeit 42-köpfigen<br />

Rundfunkrat insgesamt fünf Plätze zu<br />

(§19 des Staatsvertrags über den MDR: je<br />

zwei Vertreter der katholischen und evangelischen<br />

Kirche, sowie ein Vertreter der jüdischen<br />

Kultusgemeinden). Darüber hinaus<br />

ist die katholische Kirche mit der Caritas<br />

als „Mitglied einer weiteren gesellschaftlich<br />

bedeutsamen Organisation“ mit einem<br />

zusätzlichen Sitz im Gremium vertreten.<br />

Damit wird den Kirchen und Religionsgemeinschaften<br />

per Gesetz eine Bevorzugung<br />

zuteil, die so von der Thüringer Verfassung<br />

nicht gedeckt ist, die explizit und neutral<br />

von weltanschaulichen Gruppen spricht.<br />

Unabhängig von dem Ausgang des An-<br />

8<br />

3/2009<br />

tragsverfahrens wird der HVD Thüringen<br />

eine Überprüfung des Staatsvertrages mit<br />

dem Ziel betreiben, eine Gleichbehandlung<br />

aller weltanschaulichen Gruppen zu<br />

erreichen. Entweder indem die explizite<br />

Vergabe von Sitzen an Kirchen und Religionsgemeinschaften<br />

ersatzlos gestrichen<br />

wird oder aber auch säkulare weltanschauliche<br />

Gruppen per Gesetz und ohne weitere<br />

Antragsverfahren Anspruch auf einen Sitz<br />

im Rundfunkrat erhalten.<br />

Ähnlich sieht die Situation in der Versammlung<br />

der Thüringer Landesmedienanstalt,<br />

dem Aufsichtsgremium über den<br />

privaten Rundfunk, aus: evangelische Landeskirche,<br />

katholische Kirche und jüdische<br />

Kultusgemeinde sind mit je einem Sitz präsent<br />

und der Versammlung sitzt der Vertreter<br />

der Evangelischen Landeskirche vor.<br />

Der HVD Thüringen wird auch hier<br />

zum Ablauf der Legislaturperiode einen Sitz<br />

einfordern; ganz im Sinne von Grundgesetz<br />

und Landesverfassung und als Interessenvertreter<br />

der konfessionsfreien Bevölkerungsmehrheit.<br />

l<br />

Patricia Block<br />

Hospiz LudwigPark<br />

eröffnet<br />

Berlin – Auf dem Gelände der ehemaligen<br />

„Hoffmann-Kliniken“ in Berlin-Buch, auf den<br />

Tag genau vor 100 Jahren als „Stadt der alten<br />

Leute“ erbaut, stellte der Humanistische<br />

<strong>Verband</strong> <strong>Deutschlands</strong>, Landesverband Berlin,<br />

am 19. Juni 2009 sein erstes stationäres<br />

Hospiz der Öffentlichkeit vor.<br />

n Groß ist der Wunsch nach einem beschwerdefreien<br />

Lebensende in gewohnter<br />

häuslicher Umgebung. Doch für mehr als<br />

70 Prozent der Bevölkerung sieht die Realität<br />

anders aus. Wenn bei schwerer Erkrankung<br />

der Pflege- und Betreuungsbedarf zu<br />

Hause nicht mehr zu bewältigen ist, stellt<br />

ein stationäres Hospiz eine gute Alternative<br />

dar. Damit sterbende Menschen diese letzte<br />

Zeit ihres Lebens in Würde und Selbstbestimmung<br />

verbringen können, stellt das<br />

Idyllisches Gebäudeensemble aus der Gründerzeit: Autofreie Alleen, Spazierwege, Brunnen<br />

und Arkaden im Wohngebiet LudwigPark am nordöstlichen Stadtrand


Großes Interesse am Eröffnungstag<br />

Hospiz des HVD die persönlichen Wertvorstellungen<br />

seiner Gäste, ihre Wünsche<br />

und Bedürfnisse in den Mittelpunkt seiner<br />

Arbeit.<br />

Alte-Leute-Heim<br />

<strong>Das</strong> ehemalige „Alte-Leute-Heim“ gehört<br />

zu den großräumigen Komplexen der Heilund<br />

Pflegeanstalten, die im ersten Viertel<br />

des 20. Jahrhunderts in Buch errichtet wurden.<br />

Ihr Erbauer ist der legendäre Berliner<br />

Stadtbaurat Ludwig Hoffmann. Zur Zeit<br />

seines Amtsantrittes 1896 war Berlin aufgrund<br />

seiner sich entwickelnden Wirtschaft<br />

und der Zuwanderungen eine heranwachsende<br />

Metropole. Eine drängende Aufgabe<br />

war die Versorgung einer zunehmenden<br />

Zahl Kranker und Pflegebedürftiger in<br />

entsprechend großen und modernen Einrichtungen,<br />

die möglichst außerhalb angesiedelt<br />

werden sollten. 1902 beschloss der<br />

Magistrat, diese Heil- und Pflegeanlagen<br />

im damaligen Dorf Buch bei Berlin zu errichten.<br />

<strong>Das</strong> ehemalige „Alte-Leute-Heim“<br />

diente der Unterbringung und Verpflegung<br />

zuwendungsbedürftiger alter Menschen,<br />

denen Ludwig Hoffmann ein behagliches<br />

Heim schaffen wollte.<br />

In seinen konzeptionellen Überlegungen<br />

formulierte er, dass ihm ein „angenehmes<br />

Verhältnis der Gartenfläche zur Höhe der<br />

sie umfassenden Häuser“ von besonderer<br />

Bedeutung ist. So entstehen rund um die<br />

hell verputzten Wohngebäude Grünanlagen<br />

mit hellen Kieswegen, Steinbrunnen<br />

und weißen Gartenmöbeln. Nach dem<br />

Zweiten Weltkrieg wurden hier vorrangig<br />

Kriegsversehrte behandelt, zu DDR-Zeiten<br />

diente das Haus lange als Rheumaklinik.<br />

Doch der Zahn der Zeit nagte an Häusern<br />

und Grünflächen, bis sich 2007 ein Investor<br />

der alten Anlage annahm. Neben<br />

Eigentumswohnungen, Arztpraxen, Pflegeeinrichtungen<br />

verschiedener Anbieter ist<br />

in einem der detailgetreu sanierten Häuser<br />

das HVD-Hospiz untergebracht.<br />

Oberste Priorität: Autonomie wahren,<br />

Schmerzen lindern<br />

Dem Hoffmanschen Gedanken der Geborgenheit<br />

treu, erinnert dennoch nichts an<br />

die ehemalige Ausstattung. 16 freundliche,<br />

helle Appartements mit je eigenem Bad,<br />

ein großzügiger Gemeinschaftsbereich mit<br />

Wohnküche, Entspannungsräumen und<br />

Pflegebad stehen Gästen sowie ihren Angehörigen<br />

auf drei Etagen zur Verfügung. Ein<br />

Fahrstuhl ermöglicht auch bettlägerigen<br />

Kranken einen Aufenthalt im Garten. Eine<br />

Spende der ARD-Fernsehlotterie von fast<br />

150.000 Euro sicherte die geschmackvolle<br />

Ausstattung mit Möbeln und Wohntextilien.<br />

Selbstverständlich verfügt das Haus<br />

über alle notwendigen medizinischen und<br />

pflegerischen Geräte und Hilfsmittel.<br />

Dem neuen Team aus Pflegekräften, Sozialarbeitern<br />

und Hauswirtschaftskräften<br />

blieb keine Zeit zum „Üben“. Schon zwei<br />

Tage nach der Eröffnung zogen die ersten<br />

sechs Gäste ein, zwei davon sind relativ<br />

kurzfristig verstorben. <strong>Das</strong> Haus steht allen<br />

Menschen mit weit fortgeschrittener<br />

unheilbarer Erkrankung, mit einer begrenzten<br />

Lebenserwartung von einigen<br />

Wochen bis wenigen Monaten, zur Verfügung,<br />

gleich welcher Konfession. Dabei<br />

bleibt die ärztliche Versorgung meist beim<br />

Hausarzt.<br />

Ehrenamtliche Betreuer des HVD stehen<br />

bei Bedarf zur Verfügung, wenn Gäste<br />

oder deren Angehörige Gesprächspartner<br />

für existenzielle Fragen suchen. Ebenso wie<br />

die hauptamtlichen Mitarbeiter helfen sie<br />

auch, den Wunsch nach Abschiedsritualen<br />

zu erfüllen. l<br />

Hospiz LudwigPark, Zepernicker Straße 2,<br />

13125 Berlin, 030 68080880. Für Informationen<br />

steht die Leiterin, Frau Seiler, unter der Telefonnummer<br />

0151 26822270 zur Verfügung.<br />

3/2009 9


Schülerinnen im Ames-Raum – ein bezaubernder Effekt, der die Besucher beim Hin- und Herlaufen wachsen und schrumpfen lässt<br />

Rainer Rosenzweig<br />

Die tourdersinne macht<br />

mobil<br />

n Seit März 2003 betreibt der HVD-Nürnberg<br />

das Erlebnismuseum turmdersinne in<br />

einem Nürnberger Stadtmauerturm. Darin<br />

geht es um die Funktionsweise der menschlichen<br />

Wahrnehmung, um Wahrnehmungstäuschungen<br />

und auch weltbildrelevante<br />

Themen werden angerissen. Darunter die<br />

Frage, wie man angesichts der Täuschbarkeit<br />

der eigenen Wahrnehmung dennoch an<br />

so etwas wie verlässliche Erkenntnis gelangen<br />

kann. Behandelt werden die Themen<br />

anhand von „Hands-on“-Exponaten, also<br />

Experimenten zum Anfassen, zum unmittelbaren<br />

Erleben. Wahrnehmung ist im<br />

turmdersinne also nicht nur Inhalt, sondern<br />

auch Methode.<br />

All die faszinierenden Experimente und<br />

verblüffenden Themen sind natürlich nicht<br />

nur in Nürnberg spannend, sondern dazu<br />

10<br />

3/2009<br />

geeignet, Menschen an beliebigen anderen<br />

Orten zu begeistern – Schulklassen in der eigenen<br />

Schule, Jugendgruppen in den Gruppenräumen<br />

und Erwachsene beispielsweise<br />

in Einkaufszentren, im Foyer einer Bank, als<br />

Rahmenprogramm bei Kongressen oder auf<br />

dem Sommerfest der eigenen Firma.<br />

Vor diesem Hintergrund macht der turmdersinne<br />

mobil: Ein Team um den Physiker<br />

und langjährigen turmdersinne-Mitarbeiter<br />

Markus Elsholz entwickelte Exponate, die<br />

auf Wanderschaft gehen können.<br />

<strong>Das</strong> Angebot<br />

Mit einem facettenreichen Angebot aus interaktiven<br />

Exponaten ist die tourdersinne<br />

eine mobile, flexible und äußerst attraktive<br />

Erlebnisausstellung. Thematisch spannt sie<br />

einen schlüssigen Bogen von grundlegenden<br />

Zusammenhängen („Welche Reizqualitäten<br />

gibt es?“ „Was macht ein Rezeptor?“) über<br />

die Darstellung zentraler Wahrnehmungsmechanismen<br />

(„Wie entsteht mein Bild<br />

von der Welt?“ „Wie verlässlich ist es?“) zu<br />

gesellschaftlich relevanten Fragestellungen<br />

(„Was bedeutet Täuschbarkeit für meine<br />

Alltagsvorstellungen?“).<br />

Besucher der Ausstellung werden selbst<br />

Teil der Experimente und erleben grundlegende<br />

Wahrnehmungsphänomene am eigenen<br />

Leib. Sie staunen über die kreativen Lösungen,<br />

mit denen ihr Gehirn in kniffligen<br />

Situationen versucht, ein plausibles Abbild<br />

ihrer Umgebung zu konstruieren und begreifen<br />

dabei, dass unser Wahrnehmungsapparat<br />

die Welt nicht einfach nur abbildet,<br />

sondern sie für uns deutet. Die Verblüffung<br />

über die Tücken der eigenen Wahrnehmung<br />

führt zur Motivation, diese Auseinandersetzung<br />

zielgerichtet und mit Freude am kritischen<br />

Nachdenken zu betreiben („Jetzt will<br />

ich wissen, wieso das so ist!“).<br />

Als unterhaltsames Rahmenprogramm<br />

mit wissenschaftlichem Anspruch ist die<br />

tourdersinne ein publikumswirksamer Anlaufpunkt.<br />

Ob raumfüllend oder platzsparend,<br />

ob mehrwöchig oder kurzzeitig – die<br />

Ausstellung lässt sich an die Begebenheiten


der Veranstaltungen flexibel anpassen. <strong>Das</strong><br />

Team um Markus Elsholz arbeitet gerne an<br />

maßgeschneiderten Angeboten für jeden<br />

gewünschten Anlass. Für eine Veranstaltung<br />

können auch kompetente Referenten vermittelt<br />

oder ein geeignetes wissenschaftliches<br />

Rahmenprogramm erarbeitet werden.<br />

Einsatz im Lebenskundeunterricht<br />

Besonders geeignet ist die Ausstellung für<br />

den Einsatz an Schulen, und zwar ohne<br />

Festlegung auf einen bestimmten Schultyp.<br />

Die Auseinandersetzung mit den verblüffenden<br />

Effekten fördert die Motivation<br />

der Schüler, die naturwissenschaftlichen<br />

Hintergründe zu hinterfragen. Die in der<br />

Ausstellung angerissenen Themen fordern<br />

eine interdisziplinäre Herangehensweise<br />

und bieten Anknüpfungspunkte nicht nur<br />

an naturwissenschaftliche Fachrichtungen.<br />

Gerade für das Fach Lebenskunde ist eine<br />

Vertiefung der Erlebnisse und deren Relevanz<br />

für die Alltagswelt sicherlich ein spannender<br />

neuer Ansatz.<br />

Durch das Erleben „am eigenen Leib“,<br />

das Staunen über das Phänomen und das<br />

Szintillations-Gitter-Phänomen, entdeckt von Elke und Bernd Lingelbach. Beispiel für ein Wahrnehmungsphänomen aus dem Hands-on-Museum turmdersinne.<br />

turmdersinne – eine Einrichtung des<br />

HVD-Nürnberg, www.hvd-nuernberg.de<br />

Nachdenken über die Hintergründe wird<br />

die Beschäftigung mit den Exponaten der<br />

tourdersinne zu einem ganzheitlichen Bildungserlebnis.<br />

Die Relevanz naturwissenschaftlicher<br />

Fragestellungen und Arbeitsmethoden<br />

für die Lebenswirklichkeit wird<br />

im wahrsten Sinne be-greifbar. Durch die<br />

Beteiligung der Schülerinnen und Schüler<br />

bei der Vorbereitung und Durchführung<br />

des Projekts werden neben rein fachlichen<br />

auch methodische, kommunikativ-soziale<br />

und personale Kompetenzen gefördert.<br />

Nachhaltiges Lernen<br />

Für den Einsatz der tourdersinne an Schulen<br />

gibt es ein breites Spektrum an Möglichkeiten.<br />

Idealerweise ist die Ausstellung<br />

integraler Bestandteil eines größeren Schülerprojekts.<br />

Anhand der Exponatauswahl<br />

der tourdersinne recherchieren interessierte<br />

Schüler(gruppen) – gerne begleitet durch<br />

Mitarbeiter des tourdersinne – zu den verschiedenen<br />

Aspekten des Themas („Expertenbildung“).<br />

Neben der fachlich-inhaltlichen<br />

Vorbereitung fällt in diese Phase auch<br />

die organisatorische Unterstützung des<br />

Symposium turmdersinne 2009<br />

Geistesblitz und<br />

Neuronendonner<br />

Intuition, Kreativität und Phantasie<br />

9.–11. Oktober · Nürnberg<br />

Germanisches Nationalmuseum<br />

www.turmdersinne.de<br />

Die geistigen Leistungen des Menschen umfassen mehr<br />

als die sinnliche Wahrnehmung von Gegebenem und<br />

die rationale Verarbeitung von Wahrnehmungsinhalten.<br />

Menschen haben Ideen, fällen Urteile, treffen Entscheidungen<br />

und entwickeln Neues. Viele psychische<br />

Prozesse laufen dabei unbewusst ab. Manchmal schadet<br />

bewusste Aufmerksamkeit sogar eher als dass sie nützt.<br />

Wie kann man die merkwürdige Effi zienz der Intuition<br />

verstehen und die schöpferische Kraft der Phantasie<br />

erklären? Was geschieht dabei im Gehirn?<br />

Die kreativen Fähigkeiten des Menschen und ihre<br />

neuronale Grundlage stehen im Mittelpunkt dieses<br />

populärwissenschaftlichen Symposiums.<br />

Fachleute tragen vor, Hörer fragen nach.<br />

Diskutieren Sie mit!<br />

Projekts durch die beteiligten Schülerinnen<br />

und Schüler: Die Suche nach Sponsoren,<br />

das Bewerben der Ausstellung (Plakate, Medien,<br />

usw.), die Erstellung eines Programmplans<br />

für die Zeit der Durchführung (z.B.<br />

Führungen für Eltern und die interessierte<br />

Öffentlichkeit, evtl. Einladung anderer lokaler<br />

Schulen, Thementag „Wahrnehmung“<br />

oder „Abschlusskonferenz“ mit weiterem<br />

Rahmenprogramm, etc.), eine Aufgabenverteilung<br />

für die Dokumentation des Projekts,<br />

usw. In dieser Phase bekommen die<br />

Schülerinnen und Schüler Einblick in die<br />

Organisationsanforderungen eines größeren<br />

Projekts, arbeiten im Team und schulen<br />

somit nebenbei Fähigkeiten, die man gerne<br />

unter dem Sammelbegriff „Soft skills“ bündelt.<br />

Nach Abschluss dieser vorbereitenden<br />

Phase wird die Ausstellung in den Räumen<br />

der Schule aufgebaut und steht dort für<br />

etwa eine Woche zur Verfügung. l<br />

Die Kosten variieren je nach Anforderung – individuelle<br />

Angebote werden auf Anfrage erstellt.<br />

Kontakt: Markus Elsholz, Tel.: 0911 / 9443281,<br />

elsholz@turmdersinne.de, www.tourdersinne.de /<br />

www.turmdersinne.de<br />

Programm, Information und Anmeldung:<br />

www.turmdersinne.de > Symposium<br />

Tel.: 0911 94432-81, Fax: -69, symposium@turmdersinne.de<br />

Unter anderem<br />

mit Hirnforscher<br />

Gerhard Roth,<br />

Bremen.<br />

Weitere<br />

Referenten:<br />

John-Dylan<br />

Haynes, Georg<br />

Northoff, Hannah<br />

Monyer u. v. m.<br />

+ + + Besuchen Sie auch das Hands-on-Museum turmdersinne in Nürnberg + + + Am Westtor, Spittlertorgraben Ecke Mohrengasse + + +<br />

Zum Jahr der Astronomie: Sonderausstellung „Des Himmels Irrlichter“ + + + mit historischen Fehlinterpretationen, phantasievollen<br />

Verschwörungstheorien und den wahrnehmungspsychologischen Hintergründen + + + Aktuelles unter www.turmdersinne.de + + +<br />

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Foto: RIECK24 News Service GmbH, Delmenhorster Kreisblatt<br />

3/2009 11


Lutz Renken<br />

Wissenschaft als<br />

Aufklärung verstehen<br />

Hannover – Humanistische Vortragsreihe in<br />

der „Übermorgenstadt“<br />

n Oldenburg wurde vom Stifterverband<br />

für die deutsche Wissenschaft als „Stadt<br />

der Wissenschaft 2009“ ausgezeichnet.<br />

„Ich denke viel an die Zukunft, weil das<br />

der Ort ist, wo ich den Rest meines Lebens<br />

zubringen werde“, hat Woody Allen einmal<br />

gesagt. Die Stadt Oldenburg hat aus diesem<br />

Gedanken die Idee der „Übermorgenstadt“<br />

abgeleitet.<br />

„Die Übermorgenstadt zu schaffen,<br />

heißt, Utopien zu denken, Visionen weiterzuentwickeln<br />

und den Dialog zwischen<br />

Bürgern und Wissenschaftlern über die<br />

Frage anzustoßen, wie man einmal leben<br />

möchte“, so Oldenburgs Oberbürgermeister<br />

Prof. Dr. Gerd Schwandner. Den Projektverantwortlichen<br />

geht es aber auch darum,<br />

„welche Antworten die Wissenschaft<br />

auf die brennendsten Fragen kennt und<br />

welche Rolle sie im normalen Leben der<br />

Bürger spielt“.<br />

Die Humanistische Akademie Niedersachsen<br />

nimmt diesen Anspruch ernst und<br />

will ihren Beitrag im Rahmen einer Vortragsreihe<br />

leisten. Ihre Sicht der Wissenschaft<br />

geht über die eines Bildungs- und<br />

Standortfaktors oder eines Lieferanten<br />

12<br />

3/2009<br />

technologischer Problemlösungen hinaus.<br />

Sie versteht Wissenschaft vielmehr als die<br />

kritische und rationale Methode, die Welt<br />

zu verstehen, wie sie wirklich ist. <strong>Das</strong> hat<br />

weit reichende Konsequenzen. So gesehen<br />

war und ist Wissenschaft immer auch Triebfeder<br />

der Aufklärung.<br />

Die drei Vorträge der Reihe beschäftigen<br />

sich mit unterschiedlichen Aspekten der<br />

Bedeutung und Konsequenzen des kritischen<br />

Denkens und des wissenschaftlichen<br />

Erkenntnisfortschritts: I) für den Einzelnen<br />

im Alltag; II) für die traditionellen religiösen<br />

Welterklärungen; und schließlich III) für<br />

die Weise, wie wir mit sozialen Problemen<br />

und ethischen Fragen umgehen sollen. Sie<br />

werden gemeinsam mit dem HVD Oldenburg<br />

veranstaltet, die Vorträge II) und III)<br />

in Kooperation mit der Giordano Bruno<br />

Stiftung.<br />

I) Kritisches Denken als Befreiung vom<br />

Wunschdenken<br />

Gleich im ersten Vortrag mit dem Titel<br />

„Wissenschaft gegen Aberglaube. Kritisches<br />

Denken für den Alltag“ zeigte Amardeo<br />

Sarma, Vorsitzender der Gesellschaft zur<br />

wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften<br />

e.V. (GWUP), dass jeder<br />

Mensch anfällig ist für Wunschdenken und<br />

dazu neigt, seine Ideen und Vermutungen<br />

in dem, was er wahrnimmt, bestätigt zu sehen.<br />

<strong>Das</strong> gelte auch für Menschen, die sich<br />

selbst als besonders vernünftig und kritisch<br />

einschätzen. So komme es, dass viele wissenschaftlich<br />

unhaltbare Thesen unangemessene<br />

Popularität genießen, wie z.B. Astrologie<br />

und Homöopathie.


Dabei sei wissenschaftliche Aufklärung<br />

aus drei Gründen unverzichtbar, um sich<br />

von Illusionen zu befreien:<br />

1) Neugier: Wir sollten wissen, wie die Welt<br />

um uns beschaffen ist und funktioniert<br />

und was hinter solchen scheinbar übernatürlichen<br />

Behauptungen steckt.<br />

2) Ehrlichkeit: Wir sollten wissen, wie es<br />

um uns steht. Langfristig schaden Illusionen.<br />

3) Verbraucherschutz: Parawissenschaften<br />

können verheerende Auswirkungen haben<br />

auf Gesundheit, Leben, Beziehungen,<br />

Freiheit und Wohlstand.<br />

II) Wissenschaft und die<br />

weltanschaulichen Auswirkungen<br />

„Wer hat Angst vor Charles Darwin? Die<br />

weltanschaulichen Konsequenzen der Evolutionstheorie“<br />

– so lautet der Titel des<br />

zweiten Vortrags der Reihe am 24. August.<br />

Der Referent, Dr. Thomas Junker, ist Professor<br />

für Geschichte der Biowissenschaften<br />

an den Universitäten Tübingen und Göttingen.<br />

Es gibt vielleicht keine andere wissenschaftliche<br />

Theorie, die auf so erbitterten<br />

weltanschaulichen Widerstand traf und<br />

trifft wie Darwins Evolutionstheorie. Vor allem<br />

religiöse Menschen haben Angst vor der<br />

Evolution, weil sie – nicht ganz zu Unrecht<br />

– vermuten, dass eine natürliche Erklärung<br />

der Lebewesen ihre diesbezüglichen Glaubensüberzeugungen<br />

überflüssig macht. Der<br />

Vortrag beleuchtet, um welche Glaubensüberzeugungen<br />

es sich handelt und warum<br />

diese mit der wissenschaftlichen Sicht der<br />

Natur so schwer, vielleicht überhaupt nicht<br />

zu verbinden sind.<br />

III) Wissenschaft und die Konsequenzen<br />

für die Ethik<br />

Dr. Michael Schmidt-Salomon, Vorstandssprecher<br />

der Giordano Bruno Stiftung, wird<br />

die Abschlussveranstaltung bestreiten unter<br />

dem Titel „Über Moral. Zum Verhältnis<br />

von Ethik, Humanismus und Religion“.<br />

Er wird für die Anwendung kritischer<br />

Rationalität und wissenschaftlicher Erkenntnisse<br />

auf Fragen der Ethik streiten. So<br />

zeigt er in seinem im September erscheinenden<br />

Buch „Jenseits von Gut und Böse – Warum<br />

wir ohne Moral die besseren Menschen<br />

sind“, dass es uns nur so gelingen kann, eine<br />

säkulare und menschenfreundliche Ethik zu<br />

entwickeln. l<br />

Dieser Vortrag findet am 26. Oktober 2009 um<br />

19.00 Uhr im Vortragssaal des Kulturzentrums<br />

PFL in Oldenburg statt.<br />

Horst Groschopp (Hrsg.)<br />

Was ist heute<br />

Humanismus?<br />

Schriftenreihe der Humanistischen<br />

Akademie Deutschland, Bd. 1<br />

Alibri Verlag<br />

Aschaffenburg 2009<br />

ca. 200 Seiten, kartoniert<br />

8 Abb.<br />

20 Euro<br />

Erscheinungstermin: Herbst 2009<br />

Anzeige<br />

Die Beiträge in diesem Sammelband<br />

behandeln modernen Humanismus<br />

zwischen Antikerezeption und<br />

Weltanschauungskampf, Philosophie<br />

und Weltanschauung, Wissenschaft<br />

und Bekenntnis, Atheismus- und<br />

Religionskritik. <strong>Das</strong> Buch dokumentiert die<br />

wissenschaftliche Konferenz vom<br />

15. und 16. November 2008 in Berlin,<br />

die von der Politischen Akademie<br />

der Friedrich-Ebert-Stiftung und der<br />

Humanistischen Akademie Deutschland<br />

ausgerichtet wurde.<br />

Inhalt:<br />

Horst Groschopp: Vorwort<br />

Hubert Cancik: Humanistische<br />

Begründung humanitärer Praxis<br />

Martin Vöhler: Die „Erfindung“ des<br />

Humanismus im 18. Jahrhundert<br />

Julian Nida-Rümelin: Philosophischer<br />

Humanismus heute<br />

Frieder Otto Wolf: Humanismus als<br />

Weltanschauung<br />

Horst Groschopp: Humanismus als<br />

kulturelle Weltanschauung<br />

Jaap Schilt: Humanismus als Bekenntnis<br />

begreifen<br />

Armin Pfahl-Traughber: Demokratischer<br />

Humanismus<br />

Johann-Albrecht Haupt: Bürgerrechtlicher<br />

Humanismus<br />

Gerhard Engel: Evolutionärer Humanismus<br />

als Integrationswissenschaft<br />

Michael Schmidt-Salomon: Evolutionärer<br />

Humanismus<br />

Petra Caysa: Über den Humanismus des<br />

Michel Foucault<br />

Joachim Kahl: Weltlicher Humanismus<br />

Volker Mueller: Ideelle Basis<br />

undogmatischer Lebensauffassungen<br />

Christian Walther: Unglaube genügt<br />

Ernst Grewel: Begriff Humanismus<br />

Peter Schulz-Hageleit: Die Idee des<br />

Fortschritts<br />

Autorenverzeichnis<br />

3/2009 13


Gita Neumann<br />

n Umso fraglicher musste in dieser Gemengelage<br />

erscheinen, dass ausgerechnet<br />

der autonomiefreundlichste Vorschlag von<br />

Joachim Stünker/Michael Kauch u. a. eine<br />

Mehrheit finden könnte. Und doch kam<br />

es genau so – verbunden mit einer schweren<br />

Niederlage für die Kirchen. <strong>Das</strong>s damit<br />

nicht der kritische Blick auf ein durchaus<br />

mögliches Spannungsverhältnis zwischen<br />

Fürsorge und Selbstbestimmung zum Verschwinden<br />

gebracht wird, bleibt humanistisches<br />

Anliegen.<br />

Zur Ausgangssituation zwei Wochen vor<br />

der Abstimmung: Jede Aussicht auf eine<br />

Kompromisslösung war am hartnäckigen<br />

Widerstand der Gruppe um die Unionsabgeordneten<br />

Zöller und Faust gescheitert, sich<br />

auch nur mit den Kollegen Stünker (SPD)<br />

und Kauch (FDP) zu einem Gespräch zusammenzufinden.<br />

Deren Gesetzentwürfe<br />

unterschieden sich nur in Nuancen, so dass<br />

ihr Zusammengehen in der Expertenanhörung<br />

des Rechtsausschusses vorgeschlagen<br />

worden war. Ein dritter Entwurf von<br />

Unionsfraktionsvize Bosbach u. a. setzte<br />

sich von diesen beiden ab, sah massive Einschränkungen<br />

bei der Verbindlichkeit einer<br />

PV vor und eine Regelkontrolle durch das<br />

Vormundschaftsgericht. Schließlich wurde<br />

von Hüppe (CDU) auch noch ein vierter<br />

Antrag eingebracht, dass auf eine gesetzliche<br />

Regelung ganz zu verzichten sei.<br />

Am Nachmittag des 18. Juni wurde dann<br />

das Ergebnis der namentlichen Abstimmung<br />

im Deutschen Bundestag bekannt<br />

gegeben. Die morgens noch bedrohlich<br />

lichten Reihen hatten sich gefüllt, schließlich<br />

waren 555 Abgeordnete anwesend. Am<br />

Ende stimmten 317 von ihnen für den Entwurf<br />

von Joachim Stünker/Michael Kauch<br />

u. a.: Ein Großteil der SPD sowie der FDP,<br />

viele Abgeordnete der Linken und auch von<br />

14<br />

3/2009<br />

TITEL<br />

Patientenverfügungsgesetz –<br />

eine Überraschung<br />

Dramatisches Indiz für neue Kräfteverhältnisse?<br />

<strong>Das</strong> hatten wohl die wenigsten Anhänger der Patientenautonomie zu hoffen gewagt. Hatte<br />

es doch zuletzt so ausgesehen, dass nach über 5-jähriger Debatte das Gesetz zur Patientenverfügung<br />

(PV) im Gezänk um Geschäftsordnung und Abstimmensreihenfolge vier verschiedener<br />

Anträge im Bundestag untergehen würde.<br />

den Grünen. Aus dem Lager der Union erhielt<br />

der Antrag eine einzige Stimme – der<br />

CSU-Abgeordneten Dagmar Wöhrl aus<br />

Nürnberg.<br />

Stünker: Wir müssen die Kraft<br />

aufbringen<br />

Union und die Kanzlerin hatten zuletzt<br />

wohl darauf gesetzt, dass die Gesetzgebung<br />

scheitern würde. Eine scheinbare „Problemlösung“,<br />

die massiv unterstützt wurde von<br />

beiden Kirchen und dem (streng katholischen)<br />

Bundesärztekammerpräsidenten<br />

Prof. Hoppe. Deren Hauptargument: <strong>Das</strong><br />

Sterben könne nicht bis zur letzten Minute<br />

geregelt werden, schon gar nicht gesetzlich.<br />

Eine vorsorgliche Willenserklärung sei zwar<br />

durchaus sinnvoll und auch beachtlich – es<br />

dürfe aber keinen „Automatismus“ geben,<br />

der dann in einer auch vom Verfügenden<br />

selbst ja nie völlig vorhersehbaren Situation<br />

nur noch „exekutiert“ würde. Eben dies<br />

wurde dem Stünker-Entwurf unterstellt –<br />

ohne dass dies belegbar gewesen wäre. Angeblich<br />

würde er das Fürsorgeprinzip außer<br />

Acht lassen.<br />

Der Kern dieses Vorbehaltes liegt darin:<br />

Der moderne Mensch will (und soll) individuell,<br />

selbstbestimmt, frei und unabhängig<br />

nicht nur sein Leben gestalten, sondern<br />

auch noch sein Sterben kontrollieren können.<br />

Doch stellt die ernsthafte Erkrankung<br />

eine Lebenskrise, eine Kränkung dar, die es<br />

nicht sinnvoll erscheinen lässt, Autonomie<br />

und Eindeutigkeit im Willen absolut zu setzen.<br />

Dies sind durchaus richtige Bedenken,<br />

doch führten sie bei den Gegnern insbesondere<br />

des Stünker-Entwurfs zu einer Fülle<br />

unauflösbarer Widersprüchlichkeiten. So<br />

stellten Unionsvertreter gleich zwei alternative<br />

Gesetzesanträge zur Abstimmung. Bis<br />

zuletzt war alles offen. Schließlich sollten<br />

Stünkers letzte mahnende Worte unmittelbar<br />

vor der Abstimmung wirksam werden:<br />

„Wir müssen die Kraft aufbringen, heute<br />

eine Entscheidung zu treffen. Die Leute<br />

warten darauf!“<br />

Dieser Eindruck wurde unterstützt dadurch,<br />

dass sich zuletzt auch Sozial- und<br />

Wohlfahrtsverbände für eine Klarstellung<br />

durch die Politik ausgesprochen hatten.<br />

Neben dem Humanistischen <strong>Verband</strong> und<br />

der Humanistischen Union hatte auch die<br />

Deutsche Hospizstiftung in einer Kampagne<br />

dazu aufgefordert, diesbezüglich Abgeordnete<br />

anzuschreiben. Dabei kam es v.<br />

a. auf diejenigen an, die sich im Vorfeld<br />

noch nicht positioniert hatten. Schließlich<br />

sprangen so gut wie alle Medien auf den<br />

Zug auf. Tendenz: Die Verunsicherung,<br />

durch die politische Debatte nicht zuletzt<br />

selbst befördert, muss beendet werden. U.<br />

a. sorgte der HVD Berlin dafür, dass in einer<br />

Serie der BILD-Zeitung in der Woche<br />

bis zum Abstimmungstag noch – Herz und<br />

Gemüt ergreifende – Fälle mit Fotos unserer<br />

Mitglieder vorgestellt wurden. Durch die<br />

enorme Medienresonanz dürfte dem letzten<br />

Abgeordneten, der sich noch nie mit dem<br />

Thema befasst hatte, klar geworden sein:<br />

Hier geht es jetzt um die Außenwirkung<br />

des Parlaments.


<strong>Das</strong> Ende war und bleibt aber überraschend:<br />

Kein Kompromiss etwa durch Änderungsanträge,<br />

sondern der konsequenteste<br />

Vorschlag eines der streitenden Lager setzte<br />

sich durch. Was hatte die Kräfteverhältnisse<br />

zuletzt so dramatisch geändert?<br />

Katholische Kirche – zunächst<br />

unsichtbarer Akteur<br />

Im Rückblick fällt ein Mentalitätswandel in<br />

der über 5-jährigen Debatte auf. Zu Beginn<br />

drückten ihr Politikerinnen wie die grüne<br />

Bundestagsabgeordnete Christa Nickels<br />

und die CDU-Abgeordnete Julia Klöckner<br />

ihren Stempel auf, beide Mitglieder im<br />

Zentralkomitee der Katholiken. Mithilfe<br />

der Enquetekommission „Ethik und Recht<br />

der modernen Medizin“ gelang es ihnen zunächst,<br />

das Rad der Patientenautonomie zurückzudrehen:<br />

Die Selbstbestimmung sollte<br />

plötzlich im Namen des Fürsorgegedankens<br />

stark zurückgedrängt werden. Andersdenkende<br />

in diesem Gremium wie der Hamburger<br />

Rechtsphilosoph Reinhard Merkel<br />

(von der FDP nominiert) wurden im Namen<br />

des Lebensschutzes mit aggressiven<br />

Verbalattacken in die Schranken gewiesen.<br />

Einigkeit konnte in dem Gremium nicht<br />

erzielt werden, aber Nickels und Klöckner<br />

vermochten zu dominieren und zunächst<br />

sogar eine Mehrheit des Parlaments auf ihre<br />

Seite zu ziehen. Danach sollte nunmehr der<br />

vorsorgliche Behandlungsverzicht allenfalls<br />

im eingetretenen Sterbeprozess oder irreversibel<br />

tödlichen Verlauf gelten.<br />

Bei den Konflikten, in der o. g. Enquetekommission<br />

vordergründig im Namen der<br />

hospizlichen Sterbebegleitung ausgetragen,<br />

trat ein wichtiger Akteur nur indirekt in<br />

Erscheinung: die katholische Kirche. In seiner<br />

Enzyklika Evangelium vitae hatte Papst<br />

Johannes Paul II. einen umfassenden Werteverfall<br />

angeprangert. Er beklagte als Folge<br />

eine „entartete Vorstellung von Freiheit“,<br />

die sich in Verbrechen gegen das Leben ausdrücke.<br />

Dazu zählte der Papst neben Mord,<br />

Völkermord, Abtreibung und Euthanasie<br />

eben auch den Vorsatz, dass man „den Tod<br />

in dem Augenblick vorwegnimmt, den man<br />

selbst für den geeignetsten hält“. (Es war<br />

kein Zufall, dass zeitnah der humanistische<br />

Hospizdienst VISITE des HVD aus der<br />

Bundesarbeitsgemeinschaft Hospiz ausgeschlossen<br />

wurde.)<br />

Parallel zur Enquetekommission „Ethik<br />

und Recht der modernen Medizin“ war<br />

von Bundesjustizministerin Brigitte Zypries<br />

– durchaus als Alternative angelegt – eine<br />

AG „Patientenautonomie am Lebensende“<br />

ins Leben gerufen worden. Diese fand zu<br />

einem anderen, konsensualen Diskussionsstil<br />

und zu liberalen Ergebnissen, die einem<br />

pluralistischen Werteverständnis angemessen<br />

sind (neben gesellschaftlich relevanten<br />

Gruppierungen wie auch den Kirchen<br />

wirkte hier erstmalig eine Vertreterin des<br />

Humanistischen <strong>Verband</strong>es <strong>Deutschlands</strong><br />

mit). Es folgten die penible Sacharbeit in<br />

den Ausschüssen, medizin-ethische Stellungnahmen<br />

und ideologiefreie Veröffentlichungen,<br />

empirische Untersuchung von<br />

Fallkonstellationen.<br />

Verheerende Niederlage – Entfernung<br />

von der Wirklichkeit<br />

Die deutsche Öffentlichkeit zeigte sich von<br />

international Aufsehen erregenden Fällen<br />

erschüttert. In den USA und dann in Italien<br />

kämpften Familienangehörige dagegen an,<br />

dass Komapatienten auch nach Jahrzehnten<br />

nicht friedlich sterben durften. Die katholische<br />

Kirche nahm dazu haarsträubende<br />

Positionen ein, religiöse Fundamentalisten<br />

attackierten Richter, die nicht in ihrem<br />

(v.l.) Die SPD-Abgeordneten Rolf Stöckel, Dr. Eva Högl und Joachim Stünker; Gita Neumann vom HVD und Bügermeister Dr. Christian<br />

Hanke (Berlin-Mitte) mit einer spontanen Gratulantin aus dem Publikum nach dem Abstimmungserfolg<br />

3/2009 15


Sinne entschieden. Auch in Deutschland<br />

gab es Strafverfahren gegen Mediziner und<br />

Anwälte, die unbestreitbar zum Wohl von<br />

Patienten gehandelt hatten. Durch solche<br />

konkreten Vorfälle wurde das Lager der Lebensschützer<br />

stark geschwächt.<br />

Zwar grenzte sich die evangelische<br />

Kirche zunächst von der päpstlicherseits<br />

so genannten „Kultur des Todes“ ab und<br />

wählte einen anderen Weg, den der „Kunst<br />

des Sterbens“. Dabei sollte eine Patientenverfügung<br />

durchaus hilfreich sein. Nur,<br />

so verkündete Bischof Wolfgang Huber,<br />

Vorsitzender des Rates der Evangelischen<br />

Kirche, in der Fernsehsendung busch@n-tv<br />

in Richtung einer anwesenden Vertreterin<br />

des HVD: Er würde mit allen verfügbaren<br />

Mitteln dagegen ankämpfen, dass der<br />

vom Humanistischen <strong>Verband</strong> unterstützte<br />

Stünker-Entwurf durchkäme.<br />

Zwischen den beiden Kirchen waren die<br />

Patientenverfügungen durchaus umstritten.<br />

Doch erschien es ihnen machtstrategisch<br />

nicht ratsam, getrennt zu marschieren. Dies<br />

wurde 1999 bereits durch die Einführung<br />

einer gemeinsamen so genannten christlichen<br />

Patientenverfügung vorgegeben. Diese<br />

erhält zum Behandlungsverzicht nur eine<br />

einzige Aussage: Keine lebensverlängernde<br />

Maßnahmen mehr, wenn „festgestellt wird,<br />

dass jede lebenserhaltende Maßnahme ohne<br />

Aussicht auf Besserung ist und mein Sterben<br />

nur verlängern würde“. Ein wirkungs- und<br />

folgenloser Zirkelschluss.<br />

Nun erfolgte also, vereint zu Papier gebracht,<br />

eine christliche Abschluss-Stellungnahme<br />

zum Patientenverfügungsgesetz, um<br />

vermeintlich stärkeren politischen Einfluss<br />

ausüben zu können. <strong>Das</strong> Ergebnis kam<br />

einer larmoyanten Kapitulationserklärung<br />

gleich. Ein „in jeder Hinsicht überzeugender<br />

Regelungsvorschlag liegt bislang nicht<br />

vor“ – zu mehr als dieser Quintessenz konnten<br />

sich die Kirchen nicht durchringen.<br />

Kein Wort darüber, wie ein konkreter Gesetzesvorschlag<br />

wohl auszusehen hätte, wie<br />

der diesbezüglichen Sorge der Menschen zu<br />

begegnen sei.<br />

Ohne Not näherte sich im Spannungsfeld<br />

zwischen Autonomie und Lebensschutz die<br />

evangelische Kirche immer mehr der päpstlichen<br />

Doktrin an – zusammen sollten sie<br />

eine verheerende Niederlage erleiden. Doch<br />

bis es soweit war, wurde noch ordentlich<br />

polemisiert. Dabei fällt auf, wie fremd heute<br />

schon Tonfall und Gedankengang der<br />

Beiträge gegen ein PV-Gesetz wirken. Die<br />

16<br />

3/2009<br />

Empörung über die „Selbsttötungs- und<br />

Selbstliquidierungs-Propaganda“, wie sie<br />

angeblich das liberale Lager betrieb. Die<br />

Beschreibung von Dammbruch-Szenarien,<br />

nach denen die alternde Gesellschaft ihre<br />

Kranken und Schwachen aus Kostengründen<br />

dazu dränge, aus dem <strong>Das</strong>ein zu scheiden.<br />

Die Autonomie-Gegner haben sich<br />

damit zu weit entfernt von einer Wirklichkeit,<br />

wie wir sie heute empirisch vorfinden.<br />

Ältere Menschen selbst scheinen kaum von<br />

der Angst vor dem sozialen Druck geplagt,<br />

frühzeitig versterben zu sollen. Vielmehr<br />

ging zumindest vor dem Patientenverfügungsgesetzt<br />

die Sorge um, der eigene<br />

wohlerwogene und schriftlich niedergelegte<br />

Wille könnte einer Fremdbestimmung zum<br />

Opfer fallen.<br />

Bei einer Patientenverfügung handelt<br />

es sich um eine vorsorgliche Willenserklärung.<br />

Darin enthalten sind neben<br />

Wertvorstellungen und Wünschen v.a.<br />

Anweisungen zu Behandlungsmaßnahmen.<br />

Diese können für bestimmte<br />

medizinische Situationen eingefordert,<br />

eingeschränkt oder auch völlig abgelehnt<br />

werden. Die Patientenverfügung<br />

wird wirksam, wenn der Betroffene<br />

nicht mehr in der Lage ist, seine notwendige<br />

Zustimmung oder Ablehnung<br />

zu Behandlungsmaßnahmen direkt<br />

kund zu tun.<br />

Am Ende hatte vor allem die katholische<br />

Kirche nur noch wenige Ansprechpartner<br />

im Bundestag, selbst in den Reihen der Unionsfraktion.<br />

Und die „Kunst des Sterbens“<br />

im evangelischen Sinne wurde von der grünen<br />

Fraktionsvorsitzenden Renate Künast<br />

so massiv gegen die Patientenautonomie<br />

ins Feld geführt, dass sie dafür in einer Veranstaltung<br />

der Heinrich-Böll-Stiftung von<br />

eigenen Anhängern schon ausgebuht worden<br />

war. Kein Wunder, dass sie ihre Parteimitglieder<br />

nicht davon zu überzeugen vermochte,<br />

dass im Dauerkoma ein erklärter<br />

Ernährungsverzicht nicht zu befolgen sei,<br />

dass es vielmehr auf den Ausbau der Hospizarbeit<br />

ankäme. Im Gegenteil stimmte<br />

auch die überwiegende Mehrzahl der grünen<br />

Abgeordneten für den Entwurf Stünker/Kauch.<br />

Eine Überraschung für sich. In<br />

der Presse wurde gar über ein Ende des herkömmlichen<br />

schwarz-grünen Konsenses in<br />

bioethischen Fragen spekuliert. Der CDU-<br />

Politiker Wolfgang Bosbach zeigt sich von<br />

seinen eigenen Reihen enttäuscht: „Wenn<br />

sich meine eigene Fraktion bei dieser wichtigen<br />

Frage in drei Fraktionen spaltet, darf<br />

man sich über dieses Ergebnis nicht wundern.“<br />

Schlechte Verlierer – neue<br />

Verantwortung<br />

Auch nach ihrer deutlichen Niederlage bedienten<br />

sich die Gegner der gefundenen<br />

Lösung höchst fragwürdiger Mittel. Prof.<br />

Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer,<br />

erwies sich als besonders schlechter<br />

Verlierer. Er drohte in der Kölner Rundschau:<br />

„Die Ärzte werden sich sehr genau<br />

überlegen müssen, ob sie überhaupt einen<br />

Behandlungsvertrag eingehen, wenn eine<br />

Patientenverfügung vorliegt. Der Gesetzgeber<br />

hat ja überhaupt nicht bedacht, dass<br />

ein Behandlungsvertrag eine beiderseitige<br />

Angelegenheit ist.“<br />

Und die WELT wunderte sich:<br />

„Ärztekammer-Vizepräsident Frank Ulrich<br />

Montgomery erklärte am Freitag, nun hätten<br />

viele Menschen Angst, eine Verfügung<br />

zu verfassen. Denn es gebe laut dem neuen<br />

Gesetz keine Möglichkeit, eine Verfügung<br />

zum Abbruch lebenserhaltender Maßnahmen<br />

zu widerrufen. Dabei steht in dem<br />

beschlossenen Gesetz: ‚Eine Patientenverfügung<br />

kann jederzeit formlos widerrufen<br />

werden.’“<br />

Diese Stimmen sollten uns nicht dazu<br />

verführen, am Ende sämtliche Befürchtungen<br />

des unterlegenen Lagers zu ignorieren.<br />

Dies betrifft insbesondere Bedenken gegen<br />

eine verabsolutierte Autonomie und die<br />

Unmöglichkeit, zukünftige Krankheits-<br />

und Erlebenssituationen präzise voraussagen<br />

zu können.<br />

Zu wünschen ist ein gesellschaftliches<br />

Umfeld, in dem wir Hilfe annehmen und<br />

gleichzeitig Unabhängigkeit fördern können.<br />

Gehört dazu nicht auch, sich mit unseren<br />

Ambivalenzen auseinanderzusetzen,<br />

ohne sie gleich in eine bestimmte Richtung<br />

auflösen zu müssen? Ein widersprüchliches<br />

„Sowohl als auch“ im Umgang mit schweren<br />

Therapieentscheidungen und letzten<br />

Wünschen auszuhalten ist eine Aufgabe,<br />

die sich der humanistischen Begleitung<br />

und Beratung seit langem stellt. Eine Herausforderung,<br />

konkret Verantwortung zu<br />

übernehmen, die auch bei den Betroffenen<br />

bis zuletzt andauern kann. l


Patientenverfügung –<br />

Ihr gutes Recht<br />

n Am 18. Juni 2009 hat der Bundestag<br />

nach langem Ringen die Regelungen zur<br />

Wirksamkeit von Patientenverfügungen<br />

(PV) verabschiedet. Ab sofort gilt: In jedem<br />

Krankheitsstadium muss sich jetzt der Arzt<br />

oder der vom Gericht bestellte Betreuer an<br />

den vorsorglich erklärten Willen in einer Patientenverfügung<br />

halten. D. h. sie ist jetzt<br />

definitiv nicht erst dann wirksam, wenn ein<br />

Sterbeprozess bevorsteht oder ein irreversibel<br />

tödlicher Verlauf diagnostiziert wurde.<br />

Die individuell-konkrete optimale Patientenverfügung,<br />

die der Humanistische<br />

<strong>Verband</strong> <strong>Deutschlands</strong> seit 15 Jahren anbietet,<br />

ist jetzt zum gesetzlichen Maßstab<br />

erhoben worden. Sie ist jetzt unbestreitbar<br />

verbindlich, sobald die in der Patientenverfügung<br />

aufgeführten Bedingungen<br />

eingetreten sind. Wenn zu unterlassende<br />

Behandlungsmaßnahmen konkret benannt<br />

sind, dürfen sie laut neuen PV-Gesetz dann<br />

nicht vorgenommen werden. Vermeintlich<br />

besonders „scharf“ formulierte Patientenverfügungen,<br />

welche nur allgemein „lebensverlängernde<br />

Maßnahmen“ ausschließen,<br />

verfehlen dieses Ziel (die gleichzeitige<br />

Strafandrohung bei Zuwiderhandeln hilft<br />

dann gar nichts).<br />

Zwar bleiben alle Patientenverfügungen,<br />

d. h. auch nicht aussagekräftige Vordrucke,<br />

formell gültig. Doch sollte man die Gesetzesänderung<br />

zum Anlass nehmen, seine Verfügung<br />

noch einmal zu überprüfen. Neben<br />

fertig vorgedruckten Formularen sind insbesondere<br />

notariell aufgesetzte Dokumente<br />

betroffen. Denn diese sind meist besonders<br />

inhaltsleer und medizinisch vage.<br />

Es kommt mehr denn je auf den Inhalt<br />

an. Dieser muss laut neuem Gesetz in<br />

Zukunft vom Arzt und Patientenvertreter<br />

(Bevollmächtigter oder Betreuer) überprüft<br />

werden: ob und wie er auf die eingetretene<br />

Entscheidungssituation passt. Nach wie vor<br />

bleibt es wichtig, die PV durch eine Vorsorgevollmacht<br />

für eine Vertrauensperson<br />

zu ergänzen. Es kann auch verfügt werden,<br />

dass ein Vertreter des Humanistischen<br />

<strong>Verband</strong>es in eine spätere Entscheidungs-<br />

findung einzubeziehen ist. Diesseits-Leser<br />

erhalten bis 15. Oktober die einmalige Gelegenheit,<br />

ihre bei anderen Anbietern abgeschlossenen<br />

Verfügungen auf inhaltliche<br />

Wirksamkeit überprüfen zu lassen. Unter<br />

Angabe Ihrer HVD-Mitgliedsnummer<br />

oder Abonummer können Sie eine Kopie<br />

Ihrer PV an die Redaktion schicken. Dazu<br />

ist sinnvollerweise ein Fragebogen für eine<br />

optimale Patientenverfügung anzufordern<br />

(siehe beiliegende Karte), auszufüllen und<br />

beizulegen. Denn nur so kann überprüft<br />

werden, ob die tatsächliche Einstellung des<br />

Verfügenden mit einer bereits vorhandenen<br />

Patientenverfügung übereinstimmt. Die<br />

Bundeszentralstelle Patientenverfügung<br />

wird sich dann mit einer Einschätzung an<br />

Sie wenden.<br />

Diesseits<br />

Wallstraße 61-65<br />

10179 Berlin<br />

<strong>Das</strong> neue Gesetz zur Verbindlichkeit von<br />

Patientenverfügungen stärkt das Selbstbestimmungsrecht<br />

des Patienten. Damit trägt<br />

der Betroffene aber auch die Verantwortung<br />

und das Risiko für die Folgen seiner Bestimmungen.<br />

Der Humanistische <strong>Verband</strong> <strong>Deutschlands</strong><br />

bietet auf gemeinnütziger Basis an,<br />

eine optimale Patientenverfügung für Sie<br />

abzufassen. <strong>Das</strong> Verfahren besteht in einem<br />

medizinisch fachkundigen Beratungsangebot<br />

zu individuellen Abwägungen und konkreten<br />

Behandlungen sowie Auswertung<br />

eines mehrseitigen PV-Fragebogens. Sie ist<br />

bedeutend anspruchsvoller und konkreter<br />

als eine Standard-PV. Was Sie bei Ihrer<br />

Wahl beachten sollten: <strong>Das</strong> Modell einer<br />

Standard-Patientenverfügung orientiert<br />

sich an den Grundsätzen der Hospiz- und<br />

Palliativversorgung. Die Vorgaben beziehen<br />

sich nur auf Situationen am Lebensende,<br />

die mit Sicherheit aussichtslos sind. Alle<br />

anderen Fälle von Einwilligungsunfähigkeit<br />

(z. B. nach Schlaganfall, Herzstillstand<br />

oder Gehirnverletzung) sind hier nicht abgedeckt.<br />

Zur Anforderung von weiterem Informationsmaterial<br />

benutzen Sie bitte die beigefügte<br />

Postkarte oder informieren Sie sich im<br />

Internet:<br />

www.patientenverfuegung.de<br />

<strong>Humanistischer</strong> <strong>Verband</strong> <strong>Deutschlands</strong><br />

Bundeszentralstelle Patientenverfügung<br />

10179 Berlin, Wallstraße 65<br />

mail@patientenverfügung.de<br />

Sprechzeiten<br />

Mo, Di, Do. und Fr von 10-17 Uhr<br />

Telefon: 030 613904-11, -12<br />

Telefax: 030 613904-36<br />

<strong>Das</strong> Wichtigste in Kürze:<br />

n Die Patientenverfügung ist schriftlich<br />

abzufassen, persönliche Unterschrift und<br />

Datum nicht vergessen.<br />

n Sie kann jederzeit formlos widerrufen<br />

werden, auch mündlich.<br />

n Alle zwei Jahre sollte man prüfen, ob der<br />

niedergeschriebene Wille noch aktuell<br />

ist.<br />

n Fertige Formulare, meist kostenlos angeboten,<br />

können die eigenen Vorstellungen<br />

und Lebensumstände meist nur<br />

unzureichend abdecken.<br />

n Die Benennung konkreter Behandlungsmaßnahmen,<br />

(z. B. künstliche Ernährung<br />

und Beatmung) ist laut neuem<br />

Patientenverfügungsgesetz notwendig!<br />

n Eine PV ist ohne Hinzuziehung eines<br />

Anwalts oder Notars gültig. Es gibt allerdings<br />

eine Ausnahme: Wenn der Verfügende<br />

selbst nicht mehr unterschreiben<br />

oder nicht mehr sprechen kann.<br />

n Bewahren Sie das Dokument dort auf,<br />

wo es im Notfall schnell gefunden wird.<br />

<strong>Das</strong> kann zu Hause sein oder gegen eine<br />

Gebühr von ca. 18 € im Jahr bei einer<br />

Hinterlegungsstelle mit Hinweiskärtchen<br />

fürs Portemonnaie.<br />

n Wenn ein Arzt sich aus Gewissensgründen<br />

nicht in der Lage sieht, einem vom<br />

Patienten gewollten Behandlungsabbruch<br />

oder -verzicht nachzukommen,<br />

muss er für die Verlegung in ein anderes<br />

Krankenhaus sorgen.<br />

n Prinzipiell ausgeschlossen ist die strafbare<br />

Tötung auf Verlangen.<br />

n Wer sich vor Festlegungen scheut oder<br />

auf alles medizinisch Machbare vertraut,<br />

braucht (noch) keine PV.<br />

3/2009 17


Regionale Ansprechpartner<br />

sind, wenn hier nicht<br />

namentlich anders<br />

angegeben, die<br />

Geschäftstellen in den<br />

Regional- und<br />

Landesverbänden des HVD:<br />

Bayern<br />

0911 43104-0<br />

Brandenburg<br />

0179 3970644<br />

(Carola Legler)<br />

Baden-Württemberg<br />

0179 4014500<br />

(Jürgen Dobisch)<br />

07321 42849<br />

(Heiner Jestrabek)<br />

Hamburg<br />

Telefon: 040 4103731<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

Telefon: 03861 2471<br />

Niedersachsen/Bremen<br />

0511 1676916-0<br />

Nordrhein-Westfalen<br />

0202 4604555<br />

(Jürgen Köster)<br />

Rheinland-Pfalz<br />

0173 3436714<br />

Sachsen-Anhalt<br />

0345 1319473<br />

Sachsen<br />

E-Mail:<br />

ronny.winkler@hvd-sachsen.de<br />

Thüringen<br />

03643 772278<br />

(RA Yvonne Lautenschläger)<br />

18<br />

3/2009<br />

Gudrun Maurer,<br />

88 Jahre, Berlin<br />

Ich habe eine Patientenverfügung beim<br />

HVD abgeschlossen, weil ich meine<br />

Angehörigen vor vielleicht einmal sehr<br />

belastenden Gewissensentscheidungen<br />

bewahren möchte. Ich habe bis zu meinem<br />

77. Lebensjahr aktiv im Berufsleben<br />

gestanden, für mich gab es keinen Grund,<br />

das so genannte Rentenalter einzuhalten<br />

– bis ein Augeninfarkt mir nur noch 10<br />

Prozent Sehvermögen ließ. Ich hatte ein<br />

reiches und sehr erfülltes Leben, habe immer<br />

selbstständig für mich entschieden.<br />

Undenkbar, wenn dies einmal nicht mehr<br />

möglich sein sollte. Eine dauerhafte Pflegebedürftigkeit,<br />

das vollständige Angewiesensein<br />

auf ständige Pflege lassen sich<br />

mit meiner Vorstellung von Lebensqualität<br />

und Würde nicht vereinbaren.<br />

Daher habe ich u.a. verfügt:<br />

„Nach einem unfall- oder krankheitsbedingten<br />

medizinischen Notfall lehne ich<br />

lebensrettende Maßnahmen wie Reani-<br />

mation, künstliche Beatmung oder eine<br />

Operation … prinzipiell ab, weil ich …<br />

das Risiko, mit schwersten Dauerschädigungen<br />

überleben zu müssen, unbedingt<br />

ausschließen möchte. (…) Eine künstliche<br />

Ernährung mittels PEG-Sonde darf<br />

in keinem Fall erfolgen. Bei einem Komaeintritt<br />

oder einer dauerhaften Bewusstlosigkeit<br />

soll man mich sofort sterben lassen.<br />

(…) Dies soll mit aller Konsequenz<br />

geschehen. Ich verzichte dafür auch auf<br />

solche palliativmedizinischen Maßnahmen,<br />

die noch zu einer vorübergehenden<br />

Stärkung, Remission oder Stabilisierung<br />

führen könnten. (…) In jedem Fall wünsche<br />

und verlange ich neben optimaler<br />

Basispflege bei Bedarf ausschließlich medikamentöse<br />

Linderung von Beschwerden<br />

aller Art (Atemnot, Übelkeit, Unruhe,<br />

Angstempfinden) sowie eine fachgerechte,<br />

großzügige Schmerztherapie. Eine<br />

Hochdosierung von Morphinen hat in<br />

jedem Fall Vorrang… Eine damit eventuell<br />

verbundene indirekte Todesbeschleunigung<br />

als Nebenwirkung findet meine<br />

ausdrückliche Zustimmung. (…)“


eINblIcke<br />

Wahlprüfsteine<br />

des<br />

Humanistischen<br />

<strong>Verband</strong>es<br />

<strong>Deutschlands</strong><br />

2009<br />

Die bevorstehende Bundestagswahl erfordert<br />

eine offene und breite Debatte über<br />

kulturelle, ethische, religionspolitische<br />

Erwägungen, Fragen der Staat-Kirche-<br />

Trennung und der Gleichbehandlung von<br />

Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften,<br />

die der Humanistische <strong>Verband</strong><br />

<strong>Deutschlands</strong> durch neun Fragen an die<br />

Parteien und Kandidatinnen und Kandidaten<br />

befördern möchte.<br />

1. Unser Grundgesetz verlangt eine Trennung<br />

von Staat und Kirche. Die politische<br />

Realität zeigt, dass diese noch nicht in allen<br />

Bereichen erfolgt ist. Wie stehen Sie<br />

zu der Forderung, das Gebot des Grundgesetzes<br />

nunmehr konsequent und umfassend<br />

durchzusetzen und dabei den Verfassungsauftrag<br />

(Artikel 138, Absatz 1 der<br />

Weimarer Reichsverfassung i.V.m. Artikel<br />

140 Grundgesetz) endlich zu verwirklichen:<br />

Die „Staatsleistungen an die Religionsgesellschaften<br />

werden durch die Landesgesetzgebung<br />

abgelöst“?<br />

2. Unser Grundgesetz geht in Art. 140 GG<br />

i.V.m. 137 WRV von der Gleichberechtigung<br />

und staatlichen Gleichbehandlung<br />

von Religionen und konfessionsfreien Weltanschauungen<br />

aus. In der politischen Realität<br />

aber sehen wir in weiten Bereichen eine<br />

Bevorzugung der christlichen Religionen,<br />

bis hinein ins Arbeitsrecht. Die christlichen<br />

Kirchen wollen noch stärkere „Prägekraft“<br />

auf den Staat ausüben. <strong>Das</strong> Bundesverfassungsgericht<br />

sagt, dass es keine Privilegierung<br />

bestimmter Bekenntnisse oder keine<br />

Ausgrenzung Andersgläubiger geben darf.<br />

Für welche Position werden Sie sich im<br />

Deutschen Bundestag einsetzen? Sind Sie<br />

für Gespräche der staatlichen Repräsentanten<br />

mit Organisationen der Konfessionsfreien<br />

über deren Interessen und Belange<br />

auf eine Weise, wie dies bisher mit den Kirchen<br />

erfolgt? Werden Sie dafür eintreten,<br />

dass die Ansprüche einer selbsternannten<br />

christlichen „Leitkultur“ für alle Menschen<br />

in unserer Gesellschaft ohne Rücksicht auf<br />

ihre eigenen Bekenntnisse und Traditionen<br />

dauerhaft zurückgewiesen werden?<br />

3. Die Mitgliedsbeiträge zu den christlichen<br />

Kirchen werden in Deutschland als „Kirchensteuer“<br />

vom Staat eingezogen. Diese<br />

Einbindung des Staates in wesentliche Organisationsformen<br />

von Glaubensgemeinschaften<br />

ist den meisten europäischen Staaten<br />

fremd. Sind Sie im Zuge des Zusammenwachsens<br />

Europas für eine Abschaffung<br />

dieser deutschen Kirchenprivilegien?<br />

4. Kirchliche Unternehmen sind arbeitsrechtlich,<br />

steuerlich und gebührenrechtlich<br />

bevorzugt gegenüber den Organisationen<br />

der Konfessionsfreien und gewerblichen<br />

Unternehmen, z.B. durch besonderes<br />

kirchliches Arbeitsrecht, fehlende Mitbestimmung,<br />

Freistellung von Grunderwerbsteuern,<br />

Subventionierung durch Privilegierung<br />

des Kirchensteuerabzugs als Sonderabschreibung<br />

usw. Sind Sie bereit, sich hier<br />

im Zuge der angestrebten Reformen (etwa<br />

im Steuerrecht) für eine Gleichbehandlung<br />

einzusetzen? Welche Änderungen streben<br />

Sie auf diesem Feld an?<br />

5. Der HVD tritt für ein schulisches Pflichtfach<br />

ein, das allen Kindern und Jugendlichen<br />

eine gemeinsame Grundbildung zu<br />

Fragen der Ethik und zu Religionen und<br />

Weltanschauungen vermittelt. Darüber hinaus<br />

soll den Schülerinnen und Schülern<br />

die Wahlfreiheit zwischen verschiedenen<br />

Angeboten eines konfessionellen Religionsunterrichts<br />

und dem weltanschaulichen<br />

Fach Humanistische Lebenskunde gewährt<br />

werden. Der HVD ist Träger des Unterrichtsfachs<br />

Humanistische Lebenskunde,<br />

das bereits in einigen Bundesländern von<br />

den Schülerinnen und Schülern gewählt<br />

werden kann. Sind Sie bereit, sich zum einen<br />

für dieses Modell der Wahlfreiheit und<br />

zum anderen für das Pflichtfach politisch<br />

einzusetzen, welches allen eine gemeinsame<br />

Grundbildung vermittelt?<br />

6. Werden Sie sich für die Beibehaltung der<br />

Schwangeren-Konfliktberatung und weitere<br />

öffentliche Finanzierung von Schwangerschaftsabbrüchen<br />

einsetzen?<br />

7. Die Säkularität des Grundgesetzes und<br />

die darin zum Ausdruck gebrachte religiösweltanschauliche<br />

Pluralität staatlicher Tätigkeit<br />

muss auch beim öffentlichen Auftreten<br />

seiner Repräsentanten und bei öffentlichen<br />

Feiern Berücksichtigung finden. Heute<br />

werden Religionslose und Andersgläubige<br />

bei den öffentlichen Festformen ausgeschlossen<br />

bzw. „ökumenisch“ vereinnahmt.<br />

Werden Sie sich dafür einsetzen, die Meinung<br />

und Trauer nichtreligiöser Menschen<br />

bei Unglücksfällen und Katastrophen zu<br />

respektieren? Sind Sie bereit, an einem neuen,<br />

pluralistischen Kapitel der öffentlichen<br />

Erinnerungs-, Gedenk- und Trauerkultur<br />

mitzuarbeiten?<br />

8. In den öffentlich-rechtlichen Medien<br />

besitzen die Kirchen außergewöhnliche<br />

Mit-spracherechte und Sendezeiten, vom<br />

Kirchenfunk über das „Wort zum Sonntag“<br />

bis hin zur Übertragung von Kulthandlungen.<br />

Befürworten und unterstützen Sie die<br />

religiös-weltanschauliche Pluralität der Berichterstattung?<br />

Werden Sie sich im Rahmen<br />

der landesrechtlichen Regelungen für<br />

die Mitsprache säkularer Verbände in den<br />

Medienräten einsetzen?<br />

9. Die christlichen Soldaten der Bundeswehr<br />

erhalten Beistand bei Lebenskonflikten<br />

durch staatlich finanzierte Militärpfarrer.<br />

In den Niederlanden z.B.<br />

garantiert und finanziert der<br />

Staat den Soldaten humanistische<br />

Lebensberater, die von<br />

den Organisationen der Konfessionsfreien<br />

angestellt und<br />

ihnen verantwortlich sind.<br />

Unterstützen Sie die Einführung<br />

eines Modells der Konfliktberatung<br />

nach diesem<br />

Muster? Im Hinblick auf die<br />

Unterrichtung der Soldaten<br />

fragen wir: Wie sehen Ihre<br />

Vorstellungen aus, den im<br />

Wesentlichen christlich geprägten<br />

„Lebenskundlichen<br />

Unterricht“ durch einen neutralen<br />

Ethikunterricht und<br />

überkonfessionelle Lehrkräfte<br />

zu ersetzen? l<br />

ausblIcke<br />

3/2009 19


Gutes Leben nach eigenen Maßstäben –<br />

25 Jahre Humanistische Lebenskunde<br />

Berlin – 1984 wurde das freiwillige Fach Humanistische Lebenskunde<br />

an den (West)Berliner Schulen wieder eingeführt; die Geschichte<br />

des Schulfachs reicht allerdings bis 1920 zurück. Aus<br />

Anlass dieses Jubiläums lud der Berliner <strong>Verband</strong> zum Kongress<br />

„Humanismus. Erziehung zu Freiheit und sozialer Verantwortung“.<br />

Gleichzeitig präsentierte sich die Lebenskunde mit mehreren Angeboten.<br />

Kinderrechte<br />

Am 1. Juli zeigten 135 Lebenskundeschüler ihre<br />

Arbeitsergebnisse zum Thema Kinderrechte. Für einen<br />

großen Markt der Möglichkeiten hatten sie Stände<br />

vorbereitet zu ausgewählten Kinderrechten aus den<br />

Bereichen Überleben, Schutz, Entwicklung und<br />

Beteiligung. Außerdem nahmen Schülergruppen an<br />

Theater- und Hiphop-Workshops teil und besuchten den<br />

Kindernotdienst. Alle Schüler und Schülerinnen beteiligten<br />

sich an einer Kinderrechtewahl.<br />

Festival der Lebenskundefilme<br />

Am Donnerstag, dem 2. Juli fand das<br />

Lebenskundefilmfestival statt. In einem bekannten Berliner<br />

Kino führten 120 Schüler ihre selbstgedrehten Filme zum<br />

Thema „Erforschen und entdecken“ vor. Nach jedem Film<br />

gab es Gelegenheit, die Lebenskundegruppe zu ihrem Film<br />

zu befragen. Als Gäste begrüßten die Kinder Besucher aus<br />

Belgien und den Niederlanden, die zum Kongress<br />

angereist waren.<br />

22<br />

3/2009<br />

Zweitägiger Kongress<br />

Donnerstag und Freitag (2./3.Juli) fand schließlich – in<br />

Zusammenarbeit mit der Friedrich-Ebert-Stiftung, der Unie<br />

Vrijzinnige Vereinigingen und der European Humanist<br />

Federation – der Kongress „Humanismus. Erziehung zu<br />

Freiheit und sozialer Verantwortung“ statt. Kann man ein<br />

Leben nach Maßstäben der Vernunft lernen? Oder,<br />

vorsichtiger formuliert, wie kann Pädagogik dafür einen<br />

Beitrag leisten? Für diese Fragestellung des Kongress gab<br />

es viele Anregungen, unterschiedliche Antworten und auch<br />

vorläufige Antworten. Und diejenigen unter den Referenten,<br />

die den Lebenskundeunterricht bisher wenig kannten,<br />

haben Interesse entwickelt und Lust auf weitere<br />

Zusammenarbeit signalisiert.<br />

In zwei Podiumsdiskussionen (u.a. mit H. Schnädelbach,<br />

J. Nida-Rümelin, R. Buitenweg, M. Bongardt, M. Brumlik,<br />

S. Eggericks) ging es um das Verhältnis von<br />

Weltanschauung und Philosophie als Kernelemente des<br />

Humanismus und um die Frage, inwieweit humanistische<br />

Erziehung auf individuelle und gesellschaftliche Quellen der<br />

Moral zurückgreifen kann und was Lebenskunde – im<br />

Vergleich mit dem staatlichen Ethikunterricht – zum<br />

Bekenntnisfach macht.<br />

Am zweiten Tag referierte M. Brumlik über Freiheit, Macht<br />

und Autorität in der Pädagogik. Der Beitrag von J. Bauer<br />

wurde von den anwesenden Lebenskundelehrern als<br />

besonders wohltuend empfunden, machte er ihnen doch<br />

Mut für ihre tägliche, schwere Arbeit. Bauer gehört zu den<br />

Forschern, die neurobiologische Forschungsergebnisse für<br />

die pädagogische Arbeit aufbereiten, ohne zu einem<br />

medizinischen Reduktionismus zu kommen, der eher<br />

chemische als pädagogische Lösungen nahelegen würde.<br />

<strong>Das</strong> Gehirn ist für ihn ein „Beziehungsorgan“, das durch<br />

Sozialisation geprägt wird und zugleich notwendige<br />

Aspekte der pädagogischen Beziehung erfordert. Diese ist<br />

gerade im Lebenskundeunterricht neben der Didaktik von<br />

Inhalten, Zielen und Methoden ein wesentliches Element<br />

der Arbeit. Dabei muss man natürlich berücksichtigen,<br />

dass Lehrerinnen nicht innerhalb von „Zweierbeziehungen“<br />

agieren, sondern es immer mit einer Gruppe von Schülern<br />

zu tun haben; zugleich stehen die Schüler in Beziehungen<br />

untereinander, welche für die moralische Entwicklung<br />

Bedeutung haben. Nicht zuletzt deshalb ist die Erfahrung<br />

von Selbstbestimmung und Verantwortung eine wichtige<br />

Lerndimension des Lebenskundeunterrichts.<br />

Zur Anregung der Diskussionen gibt diesseits hier eine<br />

Kurzfassung von Bauers Vortrag wieder.


Joachim Bauer<br />

n Ergebnisse der modernen Neurobiologie<br />

führten zur Wiederentdeckung der zentralen<br />

Rolle der Beziehung für die kindliche<br />

bzw. jugendliche Motivation. Entscheidende<br />

Vor aussetzung für die biologische<br />

Aktivierung der Motivationssysteme ist die<br />

pädagogische Beziehung. Kern der pädagogischen<br />

Beziehung ist ein Spiegelungsgeschehen,<br />

welches ebenfalls neurobiologische<br />

Grundlagen hat. Nährboden für Destruktivität<br />

und Gewalt sind, wie neurobiologische<br />

und soziologische Studien übereinstimmend<br />

zeigen, verweigerte soziale Akzeptanz<br />

und Ausgrenzung.<br />

Die Motivationssysteme des Gehirns<br />

Die Motivationssysteme des Gehirns sind<br />

im Mittelhirn, also an zentraler Stelle gelegene<br />

Nervenzell-Netzwerke. Ihre Spezialität<br />

ist die Herstellung und Ausschüttung<br />

eines Botenstoff-Cocktails, der uns das<br />

fühlen lässt, was für die Erledigung unserer<br />

täglichen Arbeit unerlässlich ist: Vitalität<br />

und Motivation, also die Lust etwas<br />

zu tun. Dopamin hat die Wirkung einer<br />

Leistungsdroge, endogene Opioide als<br />

zweite Komponente verbinden das Prinzip<br />

der Kraft mit dem des Wohlbefindens, während<br />

das „Freundschaftshormon“ Oxytocin<br />

– als dritter Bestandteil des Cocktails – die<br />

Motivation an die Qualität der Beziehung<br />

koppelt, die wir mit unserem jeweiligen Gegenüber<br />

haben, was bedeutet, dass wir besonders<br />

dort motiviert sind, wo wir für bzw.<br />

mit solchen Menschen etwas tun können,<br />

mit denen wir uns zwischenmenschlich verbunden<br />

fühlen.<br />

Die Motivationssysteme werden nicht<br />

von alleine aktiv. Die Ausschüttung des motivierenden<br />

Botenstoff-Cocktails erfordert<br />

eine vorherige Aktivierung. Was die Motivationssysteme<br />

des menschlichen Gehirns<br />

aktiviert, ist die Beachtung, das Interesse,<br />

die Zuwendung und die Sympathie anderer<br />

Menschen, was sie inaktiviert ist soziale<br />

FORUM<br />

Beziehungsgestaltung als<br />

Voraussetzung von Motivation<br />

Die Schule aus dem Blickwinkel der Neurobiologie<br />

Zentrale Herausforderungen, denen sich Lehrkräfte gegenübersehen, betreffen die Erzeugung<br />

von Motivation und den Umgang mit Destruktivität. Beide Phänomene haben eine<br />

neurobiologische Grundlage.<br />

Joachim Bauer<br />

Ausgrenzung und Isolation. <strong>Das</strong> Gehirn<br />

macht aus Psychologie Biologie, oder anders<br />

ausgedrückt: Die stärkste Motivationsdroge<br />

für den Menschen ist der andere Mensch.<br />

Dies bedeutet: Es gibt keine Motivation<br />

ohne zwischenmenschliche Beziehung.<br />

Menschen sind in ihren zentralen Motivationen<br />

auf soziale Akzeptanz hin orientierte<br />

Wesen, ein Umstand, der in der neurobiologischen<br />

Szene der USA den Begriff des<br />

„social brain“ entstehen ließ.<br />

Für den pädagogischen Alltag bedeutsam<br />

sind die neurobiologischen Effekte von<br />

sozialer Ausgrenzung und Demütigung: Sie<br />

beschränken sich nicht nur auf eine biologische<br />

Lähmung des Motivationssystems.<br />

Neuere Untersuchungen zeigen, dass Ausgrenzung<br />

aus der Sicht des Gehirns ähnlich<br />

wahrgenommen wird wie absichtsvoll zugefügter<br />

körperlicher Schmerz. Da zugefügter<br />

körperlicher Schmerz ein potenter Auslöser<br />

von Aggression ist, wird verständlich, warum<br />

3/2009 23


Lebenskundekongress in der Friedrich-Ebert-Stiftung<br />

auch soziale Ausgrenzung bzw. Bindungslosigkeit<br />

aggressives Verhalten begünstigt: <strong>Das</strong><br />

Gehirn macht keine bzw. kaum eine Unterscheidung<br />

zwischen körperlichem und<br />

psychischem Schmerz und beantwortet daher<br />

beides mit Aggression. Dies bedeutet:<br />

Überall dort, wo wir aggressivem Verhalten<br />

von Schülern entgegentreten müssen, sollten<br />

wir dies zwar mit Entschiedenheit tun.<br />

Wir sollten dabei aber die Betroffenen nicht<br />

demütigen, sondern etwas gegen ihre soziale<br />

Ausgrenzung oder Bindungslosigkeit tun,<br />

die oft den Hintergrund aggressiven Verhaltens<br />

bilden.<br />

Die neurobiologische Grundlage<br />

von „Beziehung“: <strong>Das</strong> System der<br />

Spiegelnervenzellen<br />

Um im Gehirn Motivation hervorzurufen,<br />

bedarf es gelingender zwischenmenschlicher<br />

Beziehungen. „Beziehung“ wird uns<br />

24<br />

3/2009<br />

Menschen nicht auf dem silbernen Tablett<br />

serviert, wir müssen sie selbst gestalten.<br />

Beziehung gründet – soweit es die Begegnung<br />

zwischen Pädagogen und Kindern<br />

bzw. Jugendlichen betrifft – auf einer Balance<br />

zwischen verstehender Zuwendung<br />

und Führung. Natürlich ließen sich noch<br />

weitere wichtige Komponenten des Beziehungsgeschehens<br />

nennen. Für die beiden<br />

genannten Komponenten ist das System<br />

der Spiegelnervenzellen, dessen Existenz<br />

erst Mitte der 90er-Jahre entdeckt wurde,<br />

von entscheidender Bedeutung.<br />

Spiegelnervenzellen sind ein neurobiologisches<br />

Resonanzsystem. Eine Spiegelzelle<br />

(bzw. ein Spiegelzell-Netzwerk) verhält sich<br />

wie die in Ruhe befindliche Saite einer Gitarre,<br />

die jedoch plötzlich in Schwingung gerät,<br />

wenn eine auf den gleichen Ton gestimmte<br />

andere Saite angezupft und zum Klingen<br />

gebracht wurde. Spiegelzellen sind Nerven-<br />

zellen, die im eigenen Körper eine bestimmte<br />

Handlung steuern könnten, zugleich aber<br />

– auf eine stille, unmerkliche Weise – auch<br />

dann in Aktion treten, wenn die von ihnen<br />

kodierte Handlung bei einem anderen Menschen<br />

beobachtet wird. Spiegelneurone sind<br />

Zellen, die im eigenen Körper bei einem bestimmten<br />

Gefühl (Freude, Trauer, Schmerz)<br />

tätig werden würden, die aber auch dann<br />

„klingen“, wenn wir das jeweilige Gefühl<br />

bei einem anderen Menschen erleben. Der<br />

Spiegelvorgang unterliegt keiner bewussten<br />

Kontrolle, er läuft „präreflexiv“ ab, d. h.<br />

ohne dass wir gedankliche oder sonstige intellektuelle<br />

Willensakte vollführen müssten.<br />

Spiegelzellen vermitteln zweierlei: 1. Indem<br />

sie in uns in Resonanz gehen, informieren<br />

sie uns mit einem in uns ausgelösten Gefühl<br />

(mit einer Intuition) über das, was sich im<br />

anderen Menschen abspielt; 2. zusätzlich<br />

haben Spiegelzellen aber auch die Tendenz,


uns „anzustecken“: Sie können uns mit der<br />

Stimmung eines anderen „infizieren“ (z. B.<br />

mit guter Laune oder mit Energie, ebenso<br />

aber mit einem Gefühl der Müdigkeit oder<br />

Apathie).<br />

Spiegelnervenzellen sind die neurobiologische<br />

Grundlage für das „Lernen am<br />

Modell“, welches bereits vor über drei Jahrzehnten<br />

vom kanadischen Psychologen Albert<br />

Bandura formuliert wurde. Sehen wir<br />

einen anderen Menschen etwas tun, führt<br />

dies zur stillen Aktivierung von Nervenzellen,<br />

die wir benützen müssten, wenn wir<br />

die beobachtete Handlung selbst ausführen<br />

würden. <strong>Das</strong> meiste, was Jugendliche – aber<br />

auch Erwachsene – lernen, geht über das<br />

„Lernen am Modell“. Spiegelzellen sind<br />

verantwortlich dafür, dass alles, was Kinder<br />

– als gute oder als schlechte Modelle (z. B.<br />

in den Medien) – sehen, Folgen hat. Dieser<br />

Mechanismus lässt sich aber für die pädagogische<br />

Beziehung auch nutzbar machen.<br />

Der Kern der pädagogischen<br />

Beziehung: Spiegelung<br />

Kinder und Jugendliche wollen spüren,<br />

dass sie von ihren Lehrern und Lehrerinnen<br />

verstanden werden. Sie suchen unbewusst<br />

nach der Resonanz, die sie in ihren Lehrkräften<br />

auslösen. Kinder und Jugendliche<br />

suchen unbewusst nach Antworten auf unausgesprochene<br />

Wünsche, welche lauten: 1.<br />

Zeige mir, dass ich da bin, lass mich spüren<br />

dass es mich gibt! 2. Zeige mir, wer ich bin,<br />

beschreibe meine starken und schwachen<br />

Seiten! Lobe mich, aber kritisiere mich auch!<br />

3. Zeige mir, was meine Entwicklungsmöglichkeiten<br />

sind, was aus mir werden kann!<br />

Zeige mir, was Du mir zutraust! Die Antworten<br />

auf diese Fragen entnehmen Kinder<br />

und Jugendliche nicht den Sonntagsreden,<br />

die wir an sie richten, sondern der Art und<br />

Literaturtipps zu Joachim Bauer<br />

Warum ich fühle, was du fühlst : Intuitive<br />

Kommunikation und das Geheimnis<br />

der Spiegelneurone. – Heyne Taschenbuch,<br />

2006<br />

Prinzip Menschlichkeit : Warum wir<br />

von Natur aus kooperieren. – Hoffmann<br />

und Campe, 2006<br />

Lob der Schule : Sieben Perspektiven für<br />

Schüler, Lehrer und Eltern. – Hoffmann<br />

und Campe, 2007<br />

Weise, wie wir Erwachsene im ganz normalen<br />

Alltag mit ihnen umgehen. <strong>Das</strong><br />

Geheimnis, ja die Magie guter Pädagogik<br />

ist: Jugendliche, die sich wahrgenommen<br />

und einfühlsam verstanden fühlen und die<br />

spüren, dass man leidenschaftlich an ihre<br />

Zukunft glaubt, vertragen es, dass man auch<br />

ihre Schwächen klar benennt und sie bei<br />

Bedarf durchaus auch kritisiert!<br />

Verstehende Zuwendung ist nur die eine<br />

Seite der pädagogischen Beziehung. Lehrkräfte<br />

müssen auch führen. Führen heißt,<br />

Ausstrahlung zu zeigen und Kinder/Jugendliche<br />

zu veranlassen, ihrerseits in Resonanz<br />

zur Lehrkraft zu gehen. Dies beinhaltet für<br />

Lehrer die Notwendigkeit, mit den Mitteln<br />

der Körpersprache (Art des Stehens und<br />

Gehens, Stimme, Blickverhalten, Mimik)<br />

deutlich zu machen, dass man präsent und<br />

gewillt ist, als Person zu sich zu stehen, für<br />

die eigenen Vorstellungen einzutreten und<br />

diesen Gehör zu verschaffen. Schüler sehen<br />

bereits am Auftreten des Lehrers bzw. der<br />

Lehrerin, ob eine Lehrkraft Selbstvertrauen<br />

oder Angst hat, ob sie selbstbewusst ist oder<br />

sich am liebsten verdrücken würde. Die Bereitschaft,<br />

als Mensch erkennbar zu sein und<br />

sich „sehen“ zu lassen, spielt beim Auftreten<br />

im Klassenzimmer eine entscheidende<br />

Rolle. Wenn Pädagogen sich als Menschen<br />

erkennbar machen und Ausstrahlung entfalten,<br />

hinterlassen sie im Spiegelsystem des<br />

Jugendlichen – Lernen am Modell! – ein<br />

Skript. Auch dann, wenn Jugendliche mit<br />

den „Ansagen“ des Pädagogen immer wieder<br />

in Konflikt geraten, wenn sie Opposition<br />

zeigen, die Standfestigkeit des Pädagogen<br />

testen und ihre Kräfte an ihm erproben,<br />

wird dieses Skript unmerklich zu einem Teil<br />

der Identität des Jugendlichen.<br />

Zusammenfassung<br />

Motivation ist ein neurobiologisch fundiertes<br />

Geschehen. Motivation können Kinder<br />

und Jugendliche nur aufbauen, wenn sie<br />

persönliche Beachtung und Interesse spüren.<br />

Wahrgenommen und „gesehen“ zu werden,<br />

setzt verbindliche zwischenmenschliche Beziehungen<br />

des Jugendlichen zu seinen Lehrern<br />

und Lehrerinnen (aber auch zu seinen<br />

Eltern!) voraus. Wesentliche Komponenten<br />

von „Beziehung“ sind Spiegelungsakte: Jugendliche<br />

nehmen zum einen in sich das<br />

(Spiegel-)Bild dessen auf, das ihnen durch<br />

(gute oder schlechte) Vorbilder zufließt.<br />

Zum anderen achten Jugendliche darauf,<br />

welches Bild sie ihrerseits in der Wahrneh-<br />

Horst Groschopp (Hrsg.)<br />

„Los von der Kirche!“<br />

Adolph Hoffmann und die Staat-Kirche-<br />

Trennung in Deutschland<br />

Schriftenreihe der Humanistischen<br />

Akademie Berlin, Bd. 2<br />

Alibri Verlag<br />

Aschaffenburg 2009<br />

ca. 150 Seiten, kartoniert<br />

ca. 30 Abb., ca. 15 Euro<br />

Erscheinungstermin: Herbst 2009<br />

Anzeige<br />

Adolph Hoffmann (1858-1930)<br />

gehörte zum linken Flügel der SPD<br />

und war Mitbegründer der USPD. Als<br />

Mitglied der preußischen Regierung<br />

sorgte er 1918 wesentlich für die<br />

Umsetzung der Trennung von Staat<br />

und Kirche in Deutschland. Zuvor war<br />

Hoffmann in der sozialdemokratischen<br />

Kirchenaustrittsbewegung aktiv und<br />

veröffentlichte zahlreiche populäre<br />

kirchenkritische Schriften.<br />

Der Sammelband stellt Hoffmanns Wirken<br />

in der freidenkerischen Kulturbewegung<br />

vor.<br />

Inhalt:<br />

Horst Groschopp: Adolph Hoffmann aus<br />

heutiger Sicht<br />

Gernot Bandur: Adolph Hoffmann – Leben<br />

und Werk: Freireligiöser, sozialistischer<br />

Verleger und Politiker<br />

Eckhard Müller: Adolph Hoffmann und die<br />

deutsche Sozialdemokratie<br />

Michael Schmidt: Adolph Hoffmann und<br />

die Trennung von Schule und Kirche in der<br />

Novemberrevolution<br />

Siegfried Heimann: Eine kleine<br />

Gedenkrede<br />

Manfred Isemeyer: Bürgerinnen und<br />

Bürger für Adolph Hoffmann<br />

Adolph Hoffmann: Minister Haenischs<br />

Gang nach Canossa (1919)<br />

Adolph Hoffmann: Unter den Linden 4<br />

(1920)<br />

mung ihrer Pädagogen erzeugen. Dieses<br />

Bild gibt dem Jugendlichen nicht nur eine<br />

Auskunft darüber, wer er ist, sondern vor<br />

allem auch darüber, welche Entwicklungspotenziale<br />

sich ihm eröffnen, also darüber,<br />

was er sich selbst zutrauen darf. l<br />

Joachim Bauer, 57, ist Universitätsprofessor und<br />

Oberarzt an der Abteilung Psychosomatische<br />

Medizin der Uniklinik Freiburg und Ärztlicher<br />

Direktor an der psychosomatischen Hochgrat-<br />

Klinik im Allgäu.<br />

3/2009 25


Jane Redlin<br />

n Lassen Sie mich mit einer kleinen Geschichte<br />

beginnen: Eines Tages übergab<br />

mir ein junger Mann ein kleines braunes,<br />

emalliertes Kännchen, verziert mit kleinen<br />

farbigen Blüten. Es ist wohl nicht untertrieben,<br />

es als außerordentlich schlicht zu<br />

bezeichnen. Er überbrachte es mit der Bitte<br />

der Mutter, diesen Topf in der Sammlung<br />

des Museums Europäischer Kulturen zu<br />

bewahren, weil es das letzte übrig gebliebene<br />

Hochzeitsgeschenk war. Was hier<br />

passierte, war nicht die übliche Übergabe<br />

eines Objekts in eine museale Sammlung.<br />

Es war eine symbolische Handlung, der<br />

Versuch, eine Form des Umgangs mit dem<br />

Tod, dem Verlust eines sehr vertrauten<br />

Menschen zu finden. Es war für die Witwe,<br />

aber auch für den Sohn ein Akt des<br />

Festhaltens, des für immer Bewahrens von<br />

etwas, was durch den Tod im Verschwinden<br />

begriffen war.<br />

Neuorientierung zwingend<br />

Denkt ein Ethnologe also über säkulare Totenkultur<br />

nach, dann stellt er sich u.a. folgende<br />

Fragen: Welcher Rituale bedient sich<br />

der säkulare Mensch im Todesfall? Woher<br />

kommen die Rituale und welche Funktion<br />

erfüllen sie – oder auch nicht? Was bilden<br />

sie ab hinsichtlich der inneren Konstitution<br />

der Gesellschaft und der Position des Einzelnen<br />

und der Gruppe in ihr?<br />

Im Folgenden möchte ich kurz einige<br />

Gedanken zu diesen Fragen formulieren.<br />

Bei den Überlegungen zu Notwendigkeit<br />

und Funktion säkularer Bestattungsrituale<br />

sollte zunächst die Tatsache reflektiert werden,<br />

dass für den Menschen, unabhängig<br />

davon, ob er an ein Leben nach dem Tod<br />

glaubt oder nicht, der Tod eines nahestehenden<br />

Menschen immer eine Veränderung<br />

und Irritation darstellt. Er ist ein Bruch, ein<br />

entscheidender Einschnitt in das gewohnte<br />

Leben, dem eine Neuorientierung zwingend<br />

26<br />

3/2009<br />

FORUM<br />

Kännchen, Kerzen,<br />

Friedhofsbilder<br />

Gedanken zur weltlichen Bestattungskultur<br />

aus ethnologischer Sicht<br />

folgen muss. Solche emotionalen und sozialen<br />

Übergänge und Veränderungen gibt es<br />

in der Biografie eines Menschen häufig. Zu<br />

den klassischen Übergängen gehören neben<br />

dem Tod die Geburt, der Eintritt in das<br />

Erwachsenenalter und die Hochzeit. Um<br />

diese Sprünge in der Biographie zu kennzeichnen,<br />

die ja etwas Besonderes darstellen,<br />

haben sich die Menschen, die kulturellen<br />

und religiösen Gruppen etwas Besonderes<br />

einfallen lassen. Sie haben Rituale des Übergangs<br />

geschaffen.<br />

Was sind Übergangsrituale?<br />

Übergangsrituale markieren zeitliche, soziale<br />

und biografische Übergänge und bedienen<br />

sich dabei ritueller Formen, das heißt<br />

vorgeschriebener, aber nicht unveränderlicher<br />

Handlungsabläufe, die als symbolische<br />

Handlungen charakterisiert sind. Zu den<br />

wichtigsten Aufgaben des Übergangsrituals<br />

gehört neben der Kennzeichnung des<br />

sozialen Statuswechsels die stabilisierende<br />

Begleitung zeitweise instabiler Zustände<br />

des Individuums und der Gesellschaft. Säkulare<br />

Übergangsrituale sind aber nicht nur<br />

„symbolisches Krisenmanagement“, wie<br />

Wolfgang Kaschuba es formulierte. Sie verweisen<br />

in ihrer kulturhistorischen Betrachtung<br />

auch auf den engen Kontext von Ritus<br />

und Kultur.<br />

Totenrituale kennzeichnen also die eingetretene<br />

Veränderung nach Außen. Sie<br />

begleiten den Menschen und die Gemeinschaft<br />

in der Zeit dazwischen. Viele kennen<br />

dieses Gefühl, irgendwo dazwischen zu stehen,<br />

das alte Leben rückt auf Abstand. Man<br />

schaut auf es zurück und empfindet es als<br />

unwirklich. In der neuen Wirklichkeit ist<br />

man aber noch nicht angekommen. Es gibt<br />

noch keine neue Selbstverständlichkeit im<br />

Lebensgefühl.<br />

In dieser Zeit braucht der Mensch zusätzliche<br />

Stabilität. Er kann sie durch die<br />

Menschen erhalten, die um ihn sind, aber<br />

auch durch Handlungen, denen er einen<br />

besonderen Sinn gibt oder die ihm als<br />

Abläufe für diesen Zweck zur Verfügung<br />

gestellt werden. Bedarf es beim Bewahrungsakt<br />

durch das Emaillekännchen der<br />

Kreativität der Betroffenen, gibt es andere<br />

Formen der Totenrituale und Trauerkultur,<br />

denen man lediglich folgen muss, weil sie<br />

bekannt und tradiert sind. Dazu gehören<br />

die Rituale der Bestattung, insbesondere die<br />

Bestattungsfeier.<br />

Säkulare Totenrituale noch im<br />

Anfangsstadium<br />

Auch die weltliche Totenkultur kennt diese<br />

rituelle Form. Im Vergleich zur Jahrhunderte<br />

währenden Geschichte religiöser<br />

Rituale befinden sich die säkularen Totenrituale<br />

aber noch im Stadium der frühkindlichen<br />

Entwicklung. Ihre Anfänge liegen in<br />

Deutschland in der politischen Kultur antikirchlicher,<br />

freireligiöser und politischer Bewegungen<br />

der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts,<br />

vor allem aber im 20. Jahrhundert.<br />

Bei ihrer Geburt hat sich insbesondere<br />

die organisierte Arbeiterschaft, aber auch<br />

das emanzipierte Bürgertum hervorgetan.<br />

Säkulare Totenrituale waren zunächst<br />

durch einen hohen Grad an Öffentlichkeit<br />

geprägt. Sie boten die Möglichkeit, im öffentlichen<br />

Raum antikirchliche, antireligiöse<br />

Haltungen zu propagieren und zu artikulieren.<br />

Die Fortsetzung dieser politisch<br />

inspirierten Tradition findet sich in der<br />

staatlichen Trauerkultur seit der Weimarer<br />

Republik bis heute. Die säkulare Totenkultur<br />

wurde vor allem in den Gesellschaften<br />

vorangetrieben, die nicht nur formal, sondern<br />

real eine Trennung zwischen staatlicher<br />

und religiöser, in Europa zumeist kirchlicher<br />

Macht vollzogen. In Staaten mit einer starken<br />

antikirchlichen Regierungspolitik wie<br />

beispielsweise in der DDR, wurden sie sogar


zum Fundament staatspolitischer Identität<br />

und Legitimation.<br />

Die säkularen Totenrituale entwickelten<br />

sich aber nicht nur auf der politischen<br />

Ebene. Parallel zu ihr entstanden auch für<br />

die privaten säkularen Bestattungen eigene<br />

Formen. Die Notwendigkeit der Entwicklung<br />

weltlicher Trauerfeiern hatte bereits<br />

die Freidenkerbewegung erkannt. Sie wollte<br />

damit nicht nur das Monopol religiöser,<br />

kirchlicher Institutionen hinsichtlich der<br />

kulturellen Betreuung der Übergangsrituale<br />

brechen. Sie sah auch, dass die Übergangsrituale<br />

einem Grundbedürfnis der Menschen<br />

entsprangen, das viele Menschen länger an<br />

die Kirche band, als es mit ihrem geschwundenen<br />

Glauben zusammenpasste. Seitdem<br />

hat sich der Anteil der säkularen Bevölkerung<br />

ständig erhöht. Es sind bereits mehrere<br />

Generationen „Nichtgläubiger“ herangewachsen,<br />

die außerhalb jeglicher Erfahrungen<br />

mit konfessioneller Sozialisation stehen.<br />

Die Bedeutung der säkularen Totenkultur<br />

und der Umfang ihres Gebrauchs sind also<br />

ständig gestiegen.<br />

Vorbilder aus dem Christentum<br />

Bei der Entwicklung der säkularen Trauerkultur,<br />

der öffentlichen wie der privaten,<br />

taten ihre Protagonisten das, was man üblicher<br />

Weise in solchen Situationen tut. Sie<br />

bedienten sich vertrauter Muster ritueller<br />

Feierabläufe und symbolischer Handlungen<br />

aus der sie umgebenden Kultur, passten<br />

diese ihren neuen Bedürfnissen an und füllten<br />

sie mit neuen Inhalten. In Deutschland<br />

stammten diese Vorbilder überwiegend aus<br />

der christlich-protestantisch geprägten Trauerkultur.<br />

Religiöse Inhalte wurden in diesem<br />

Prozess durch säkulare Aussagen ersetzt,<br />

wie die Predigt durch die weltliche Rede.<br />

Formen, bei denen dies nicht möglich war,<br />

verschwanden, wie die Psalmlesung und der<br />

Gemeindegesang. Andere Ritualteile wurden<br />

hingegen formal weitergeführt, ohne<br />

eine explizite atheistische Interpretation zu<br />

erfahren, wie der Erdwurf, insbesondere<br />

aber auch die klassische Trauermusik, der<br />

Blumenschmuck und die Kerzen. Was aus<br />

diesem Vorgehen entstand, ist die klassische<br />

Grundform säkularer Bestattungsfeiern wie<br />

wir sie heute kennen, erleben und selber<br />

praktizieren. Sie setzt sich aus dem funeralen<br />

Dreiklang Musik – Rede – Musik zusammen,<br />

ergänzt durch das Abschiedswort<br />

und den Erdwurf am Grab.<br />

Diese Grundstruktur findet sich auch<br />

bei den Staatsbegräbnissen. Hier allerdings<br />

quantitativ erweitert und ergänzt durch die<br />

Symbolkultur nationalstaatlicher Totenehrung,<br />

wie die Staatstrauer, die Staatsflagge<br />

und die Präsenz des Militärs, manchmal zusätzlich<br />

erweitert durch die Symbolkultur<br />

der herrschenden politischen Bewegung,<br />

etwa durch deren Fahnen und Musik.<br />

Forum der Abschiednahme<br />

Aus Sicht der Ethnologie stellt sich bei der<br />

Neuentwicklung der säkularen Bestattungsrituale<br />

die Frage nach deren Funktionserhalt<br />

als Übergangsritual. Die Funktion als<br />

Übergangsritual hat sich teilweise erhalten,<br />

zum anderen Teil ist sie aber verloren gegangen.<br />

Konkret: Die säkularen Bestattungsrituale<br />

kennzeichnen weiterhin den<br />

veränderten Status der Verstorbenen und<br />

der Hinterbliebenen in der Gemeinschaft.<br />

Die Trauerfeier, so sie stattfindet, ist das Forum<br />

der Abschiednahme vom Toten geblieben,<br />

in welcher der Tote eine persönliche<br />

Würdigung erfährt. In dieser Hinsicht kann<br />

man durchaus von einem Funktionserhalt<br />

sprechen. Dieser bleibt allerdings im Wesentlichen<br />

auf den Akt der Trauerfeier als<br />

Gedenkfeier beschränkt.<br />

In der Zeit zwischen Tod und Trauerfeier<br />

und in der nachfolgenden Trauerzeit<br />

hat die Begleitung der Hinterbliebenen<br />

bisher allerdings noch keine verbindliche<br />

Ritualisierung erfahren. Hier bewegt sich<br />

der Trauernde zwangläufig auf einem Experimentierfeld,<br />

manchmal unterstützt durch<br />

Vereine und Selbsthilfegruppen, besonders<br />

in der Trauerzeit nach der Beisetzung.<br />

Eine persönliche Form praktizierten Trauerrituals<br />

ist der „Altar“ im privaten Raum,<br />

ausgestattet mit dem Bild des Verstorbenen,<br />

dekoriert mit Blumen und Kerzen. Diese<br />

auch säkulare Form des Trauerrituals wird<br />

manchmal parallel zur Trauerkultur am<br />

Grab praktiziert. Oft steht sie aber allein,<br />

denn es ist unverkennbar, dass die Trauer<br />

zunehmend auf die Privatsphäre beschränkt<br />

ist und parallel dazu das Grab seine Funktion<br />

als Ort der Trauer verliert. Deutlich<br />

wird dies an der starken Zunahme der Beisetzungen<br />

in Urnengemeinschaftsanlagen,<br />

welche die individuelle Kennzeichnung des<br />

Einzelgrabs aufgeben. Möglicherweise bedarf<br />

es erst der persönlichen Erfahrung mit<br />

dieser Grabform, um eine rituelle Kehrtwende<br />

vorzunehmen und dem Grab als Ort<br />

der Trauer wieder einen größeren Raum zu<br />

geben. Wenn nicht, bleibt sie Symbol des<br />

veränderten Umgangs mit Tod und Trauer<br />

in der säkularen Gesellschaft. l<br />

Zum Weiterlesen: Redlin, Jane: Säkulare Totenrituale:<br />

Totenehrung, Staatsbegräbnis und private<br />

Bestattung in der DDR. – Münster; New<br />

York: Waxmann, 2009


28<br />

Nachgefragt<br />

n Säkulare Organisationen vereinen Atheisten<br />

(neue und alte), Humanisten (neue und<br />

alte), Agnostiker, Religionskritiker, Naturalisten,<br />

Freidenker, Freireligöse... und nicht<br />

immer und jedem sind die Unterschiede<br />

geläufig oder vermittelbar. Wenn hier schon<br />

die Sprache versagt, wie gehen Gehörlose<br />

damit um?<br />

Diesseits befragte Karin Kestner, Herausgeberin<br />

des ersten verbindlichen Wörterbuchs<br />

der deutschen Gebärdensprache,<br />

ob auch Begriffe wie Atheist und Humanist<br />

durch eine Gebärde dargestellt werden können.<br />

3/2009<br />

Abgeschüttelt<br />

„Humanisten gibt es im Lexikon nicht.<br />

Aufgrund der unterschiedlichen Begriffsnutzung<br />

ist dies nicht eindeutig möglich.<br />

Behelfen kann man sich, in dem man die<br />

Gebärden für ‚human/würdevolles Verhalten’<br />

(20993) und ‚Mensch’ (13967) zusammensetzt.<br />

<strong>Das</strong> ist ein übliches Verfahren.<br />

Aus 18.000 Gebärden kann man analog<br />

der deutschen Sprache beliebig viele zusammengesetzte<br />

Gebärden entwickeln, wodurch<br />

leicht ein Wortschatz von 250.000<br />

Wörtern entsteht.<br />

Mit ‚Atheist’ kann ich dienen. Bei der<br />

Gebärde Nr. 20134 werden die Hände<br />

seitwärts vom Kopf ungefähr in Höhe der<br />

Schläfen (Glauben/glauben) nach unten<br />

geführt und leicht geschüttelt (los). Daraus<br />

entsteht eine ikonische Gebärde, die bildhaft<br />

verstanden werden kann.“<br />

Im Übrigen gibt es auch regionale Unterschiede<br />

in den Gebärden. Während in<br />

südlichen Bundesländern die Hände zum<br />

Gebet gefaltet werden, wenn man das Wort<br />

„Sonntag“ gebärden will, streichen in nördlicheren<br />

Regionen die Hände den Sonntagsanzug<br />

glatt. l<br />

Verlag Karin Kestner, 2009, ISBN: 978-3-<br />

9812004-1-6, Medium: DVD-Rom, Inhalt:<br />

18.000 Wörter und Videos, System: Win XP<br />

oder Vista, und Mac OS X 10.3-10.5<br />

Einzelplatzlizenz € 97,00


Ralf Bachmann<br />

n Düsseldorf brauchte fast zwei Jahrhunderte,<br />

bis es langsam anfing, auf Heinrich<br />

Heine auch ein wenig stolz zu sein, in Lübeck<br />

tat man sich lange genug schwer mit<br />

Thomas Mann, Bert Brecht war längst<br />

weltberühmt und tot, als sich Augsburg<br />

endlich entschloss, ihm die Ehren zu erweisen,<br />

die ihm gebührten. Anna Seghers ist<br />

es mit Mainz lange Zeit nicht viel besser<br />

ergangen.<br />

Natürlich gibt es bei am Ende Unumstrittenen,<br />

von Gesellschaft, Kirche und Adel<br />

(manchmal zähneknirschend) Akzeptierten<br />

auch umgekehrte Fälle. In „Kleinparis“<br />

erweckte man gern den Eindruck, Johann<br />

Sebastian Bach und Johann Wolfgang Goethe<br />

seien ebenso mit Pleißewasser getauft<br />

wie der „echte“ Leipziger Richard Wagner,<br />

obwohl beide nur dort gastiert hatten, der<br />

eine als Thomaskantor, der andere als leichtlebiger<br />

Student. Im aktuellen Katalog des<br />

Wiener Zentralfriedhofs wird der in Bonn<br />

geborene, aber in Wien beerdigte Ludwig<br />

van Beethoven sogar unter „unsterbliche<br />

Österreicher“ registriert – eine doppelte<br />

Unwahrheit.<br />

Mehr Spott als Lohn für die treue<br />

Heimatstadt<br />

Mit dem Schriftsteller, Kabarettisten und<br />

Maler Joachim Ringelnatz, der 2008 seinen<br />

125. Geburtstag hatte und seit dessen Todestag<br />

nun 75 Jahre vergangen sind, ist die<br />

Sache komplizierter. Sein Lebenslauf und<br />

sein Ruhm gleichen einer Achterbahn. Mal<br />

war er sehr, mal überhaupt nicht gefragt,<br />

und als er am 17. November 1934 an einer<br />

zu spät behandelten Lungentuberkulose<br />

starb, folgten in Berlin gerade mal neun<br />

Trauernde seinem Sarge. Die Nazis hatten<br />

dem links denkenden Satiriker Auftrittsverbot<br />

erteilt, seine Bücher verbrannt und seine<br />

Bilder als entartete Kunst verfemt. Er war<br />

so verarmt, dass Freunde zu Spenden für<br />

MAGAZIN<br />

<strong>Das</strong> Wunderland<br />

beim Strumpfenband<br />

Joachim Ringelnatz und die Stadt an der Wurze<br />

Mit ihren großen Söhnen und Töchtern haben einige Geburtsorte Probleme gehabt, die uns<br />

Heutigen unbegreiflich erscheinen. Vor allem bei Künstlern war es entweder die den gutbürgerlichen<br />

Rahmen sprengende Persönlichkeit oder auch die politische Sprengkraft des<br />

Werkes, die den Stadtvätern Kopfzerbrechen bereitete.<br />

sein Überleben aufriefen. Vergebens. Selbst<br />

an den wichtigsten Orten seines Wirkens<br />

wie München, Hamburg/Cuxhaven, Leipzig<br />

und Berlin zuckte man nur verlegen die<br />

Achseln, wenn sein Name genannt wurde.<br />

Mittlerweile ist das ganz anders. Ringelnatz<br />

lebt in seinen Werken weiter. Vor allem seine<br />

humorvollen Lebensweisheiten in Gedichtform<br />

sind gefragter denn je. Die Folge:<br />

Alle Ringelnatzstädte und selbst solche, die<br />

es nur gern wären, überbieten einander, ihn<br />

zu ehren.<br />

Einzig eine jedoch kann das reinen<br />

Gewissens tun, nämlich des Künstlers<br />

Geburtsstadt Wurzen, die ihm immer die<br />

Treue wahrte, wenngleich er hier gerade<br />

mal die ersten vier Lebensjahre zubrachte<br />

und sie mehr Spott als Lohn für ihre Anhänglichkeit<br />

erfuhr. Der Düsseldorfer „Mit-<br />

tag“ vermerkte 1925 in einer Ringelnatz-<br />

Würdigung: „Geboren wurde er aber in<br />

Wurzen, der Stadt, die damit zum dritten<br />

Male für die Weltgeschichte etwas bedeutete.<br />

Denn einmal erwähnt sie Goethe im<br />

Urfaust. Dann hat Napoleon vor der Leipziger<br />

Schlacht dort geschlafen. Und nun<br />

hat sie uns Ringelnatz geschenkt.“ Lassen<br />

wir die Großstadtarroganz gegenüber einer<br />

immerhin Tausendjährigen beiseite. Die<br />

Fakten stimmen. Im Urfaust gibt es in der<br />

Szene in Auerbachs Keller den Satz: „Bey<br />

Wurzen ists fatal, da muß man so lang auf<br />

die Fähre manchmal warthen.“ Auch wenn<br />

er das später gestrichen hat, der Satz zeigt,<br />

dass Goethe Wurzen und seine Probleme<br />

kannte. Die Fähre benötigte man über die<br />

Mulde, obwohl Ringelnatz schrieb, er sei in<br />

Wurzen an der Wurze geboren. Eine Wurze<br />

3/2009 29


gibt es so wenig wie die Knatter, an der Kyritz<br />

liegen soll.<br />

Wer war dieser Ringelnatz? Jeder glaubt<br />

,ihn zu kennen, aber jeder kennt einen anderen<br />

und auch den nur halb. Er war nicht<br />

nur der Dichter der unvermindert populären<br />

Lieder vom Seemann „Kuttel Daddeldu“<br />

und ungezählter philosophisch-heiterer<br />

und skurril-absurder Aphorismen in Versen.<br />

Vom armen Sauerampfer am Bahndamm,<br />

der Zug um Zug sieht, aber niemals einen<br />

Dampfer. Vom zierlichen Näschen der<br />

Braut, auf dem sich, durchs Vergrößerungsgläschen<br />

beschaut, haarige Berge zeigen,<br />

dass einem graut. Vom Verdruss beim Verfassen<br />

von Stammbuchversen: „Man fühlt<br />

sich ins Klosett gesperrt, obwohl man gar<br />

nicht muss.“<br />

„Klimme wacker, alter Knacker!“<br />

Er bedichtete Dinge gänzlich unpoetischer<br />

Art: die Borsten seiner Bürste, die Bläschenerzeugung<br />

in der Badewanne, Silvester bei<br />

Kannibalen, eine Pellkartoffel. Und er tat es<br />

30<br />

mit wie beiläufig aus dem Ärmel geschüttelten<br />

Reimen: „Den Unterschied bei Mann<br />

und Frau sieht man durchs Schlüsselloch<br />

genau.“ Auch bei der genialen Beschreibung<br />

des Klimmzugs in den „Turngedichten“:<br />

„Klimme wacker, alter Knacker! Klimme<br />

klimb zum Olymp! Höher hinauf! Glückauf!<br />

Kragen total durchweicht. Äh-äh-äh<br />

endlich erreicht. <strong>Das</strong> Unbeschreibliche<br />

zieht uns hinan, der ewig-weibliche Turnvater<br />

Jahn.“<br />

Sein Motto war: „Überall ist Wunderland,<br />

überall ist Leben.“ Und er entdeckte<br />

dieses Wunderland auch „bei meiner<br />

Tante im Strumpfenband – wie irgendwo<br />

daneben.“ <strong>Das</strong> „Überall ist Wunderland“<br />

wird gern zitiert und als Veranstaltungstitel<br />

benutzt. Der Leipziger Bürgerverein<br />

„Waldstraßenviertel“ – der Gegend um die<br />

Funkenburgstraße, wo Ringelnatz aufgewachsen<br />

ist – wählte die Zeile Ende Juni<br />

als Überschrift für ein großes Volksfest und<br />

verknüpfte sie mit einem anderen Wort<br />

von ihm: „Humor ist der Knopf, der ver-<br />

hindert, dass uns der Kragen platzt.“ Seine<br />

eigene Beschreibung des „Wunderlandes“<br />

finde ich viel treffender für die Doppelbödigkeit<br />

Ringelnatzschen Witzes – aber<br />

man fragte sich wohl: Wer benutzt heute<br />

noch „Strumpfenbänder“? Und dieses „irgendwo<br />

daneben“. Wir wissen doch, was<br />

er meint, der Schlimme! Ist es nicht gar<br />

zu unkonkret für unsere freisinnige, mathematisch<br />

geprägte und biometrisch vermessene<br />

Zeit?<br />

<strong>Das</strong> Banale wird zum Wunder<br />

Literaturwissenschaftler vergleichen den<br />

Wurzener, der bürgerlich Hans Bötticher<br />

hieß, gern mit Christian Morgenstern. Er<br />

steht auch in der Verwandtschaft seiner<br />

Zeitgenossen Erich Kästner und Kurt Tucholsky,<br />

die ihn in hohen Tönen priesen.<br />

<strong>Das</strong> Banalste wird durch ihn zum Wunder,<br />

sagte Kästner. Aber das ist nur die eine Seite<br />

seiner Kunst. Er ging auf dem schmalen<br />

Grat zwischen Tradition und Avantgarde<br />

eigene Wege, die Walter Pape, Ringelnatz-<br />

Experte und -Herausgeber, treffend „die paradoxe<br />

Rettung traditioneller Werte... durch<br />

ihre parodistische Verkehrung“ nennt. Wen<br />

kann es überraschen, dass ein Meister solcher<br />

Dialektik den Nazis „entartet“ vorkam<br />

und sie ihn hassten und verpönten.<br />

Wurzen blieb ihm ergeben. Obwohl er<br />

nach dem einzigen späteren Kurzbesuch als<br />

Kommentar nur ein „Ach du liebe Zeit“<br />

für das Städtchen fand, war er glücklich<br />

darüber. An den damaligen Museumsleiter<br />

Kurt Bergt, der sich die Ringelnatzpflege<br />

zur Lebensaufgabe gemacht hatte, schrieb<br />

er 1932: „Ich freue mich sehr zu hören, dass<br />

man in Wurzen treu meiner gedenkt.“<br />

Sofort nach Kriegsende erhielt eine Straße<br />

seinen Namen. Am 17. November 1945<br />

wurde am Haus Crostigall 14, in dem er zur<br />

Welt kam, eine Gedenktafel mit dem Ringelnatz-Vers<br />

„Wenn ich tot bin, darfst du<br />

gar nicht trauern. Meine Liebe wird mich<br />

überdauern...“ enthüllt. Der Holzschnitzer<br />

hat „dich überdauern“ daraus gemacht –<br />

Lächeln gehört zu Ringelnatz. 1983, zum<br />

100. Geburtstag, erhielt der Marktplatz<br />

einen bemerkenswerten Brunnen, den ein<br />

Seepferdchen krönt. Auf ihm hockt ein Klabautermann,<br />

der schon an seiner gewaltigen<br />

Nase unschwer als Ringelnatz zu erkennen<br />

ist. Die ansehnliche Schöpfung stieß anfangs<br />

auf Unverständnis. Wer weiß auch, dass die<br />

Seeleute einst das Seepferdchen Ringelnass<br />

nannten und meinten, es bringe Glück.


Ringelnatz-Liebhaber: progressive<br />

Traditionalisten mit viel Toleranz<br />

Angelika Wilhelm, Leiterin des Wurzener<br />

Museums und des Ringelnatzhauses, erzählte<br />

mir bei einem Besuch in Wurzen 1999<br />

stolz, die größte Ringelnatz-Sammlung in<br />

öffentlichem Besitz ziehe aus seinem Geburtshaus<br />

nun in ihr renoviertes Museum<br />

um. Aber bis heute ist offen, welche Perspektive<br />

das Ringelnatzhaus selbst haben<br />

soll. Es dient derzeit der Stadtverwaltung<br />

als Familienberatungsstelle. „Der schöne<br />

Barockbau könnte Sitz einer Ringelnatzstiftung<br />

werden, mit Büro, Bibliothek, Arbeitsräumen<br />

für Wissenschaftler und Studenten,<br />

vielleicht auch Gaststätte und Gästezimmern“,<br />

schlägt Angelika Wilhelm vor, die<br />

zugleich Vorsitzende des 1991 gegründeten<br />

Joachim-Ringelnatz-Vereins Wurzen wurde.<br />

Für die Verwirklichung eines solchen Projekts<br />

bedürfte es neben nicht unerheblichen<br />

finanziellen Mitteln wohl einer gemeinsamen<br />

Initiative aller Interessierten von den<br />

zuständigen Regierungsstellen – schließlich<br />

ist Ringelnatz ist ein Künstler von gesamtdeutschem<br />

Rang – über Land und Stadt bis<br />

zu denen, in deren Besitz sich der Nachlass<br />

befindet.<br />

<strong>Das</strong> Museum hatte gegenüber „Muschelkalk“,<br />

so nannte Ringelnatz die an seinem<br />

Werk maßgeblich beteiligte Lebensgefährtin<br />

Leonarda, Interesse daran bekundet. Ihr<br />

war Wurzen zu unbekannt und abgelegen.<br />

Sie dachte an Hamburg oder Cuxhaven, ihr<br />

Sohn an München. Doch wenn die Ringelnatz-Liebhaber<br />

nach Wurzen kommen,<br />

sind sie wirklich bei ihm und zu Hause. Um<br />

die geht es Angelika Wilhelm, sie sind „ein<br />

besonderer Menschenschlag, progressive<br />

Traditionalisten mit viel Toleranz und geistiger<br />

Überlegenheit“.<br />

Im Ringelnatz-Jahr 2008 ist viel für die<br />

Pflege und Popularisierung seines Werkes<br />

geschehen, von Ausstellungen seines bildnerischen<br />

Werkes, soweit es erhalten geblieben<br />

ist, über Sonderschauen in den Ringelnatzmuseen<br />

in Cuxhaven und Wurzen bis zur<br />

Herausgabe von Sonderbriefmarken mit<br />

seinem Porträt. Aber die originellste Ehrung<br />

fiel, wen wundert es, der Stadt Wurzen ein.<br />

Sie erfüllte ihm einen Wunsch aus dem kleinen<br />

Gedicht „Ehrgeiz“: l<br />

„Mein Ideal wäre,<br />

<strong>Das</strong>s man nach meinem Tode (grano salis)<br />

Ein Gässchen nach mir benennt, ein ganz schmales<br />

Und krummes Gässchen mit niedrigen Türchen,<br />

Mit steilen Treppchen und feilen Hürchen,<br />

Mit Schatten und schiefen Fensterluken.<br />

Dort würde ich spuken.“<br />

3/2009 31


32<br />

3/2009


Armin Pfahl-Traughber<br />

n Darwin selbst verstand sich nie primär als<br />

Religionskritiker. Insofern liegen auch keine<br />

inhaltlich entwickelten und systematisch<br />

gehaltenen Texte von ihm zum Thema vor.<br />

Eine Ausnahme bilden die gut zehn Seiten<br />

unter der Überschrift „Religiöse Überzeugung“<br />

in der Autobiographie „Mein Leben“<br />

(zitiert als ML). Dieser Text bildet neben<br />

den Hauptwerken (zitiert als GW für „Gesammelte<br />

Werke“) die Quellenbasis für die<br />

folgende Abhandlung.<br />

In der Gesamtschau lässt sich feststellen:<br />

Darwin war zunächst ein gläubiger<br />

Christ und distanzierte sich nicht nach einem<br />

schnellen Bruch von seiner Religion.<br />

Vielmehr vollzog sich diese Entwicklung<br />

im Rahmen einer längeren Auseinandersetzung.<br />

In der Autobiographie heißt es dazu:<br />

„So beschlich mich der Unglaube ganz<br />

langsam, am Ende aber war er unabweisbar<br />

und vollständig. Dieser Prozess schritt<br />

so unmerklich voran, dass ich kein ungutes<br />

Gefühl dabei hatte (und auch seither<br />

keine Sekunde an der Richtigkeit meiner<br />

Schlussfolgerung gezweifelt habe)“ (ML, S.<br />

103). In der Tat veranschaulichen Darwins<br />

Schriften eine immer stärkere Abkehr von<br />

religiösen Vorstellungen, wenngleich dies<br />

aufgrund von gesellschaftlichen und privaten<br />

Rücksichtnahmen meist nicht deutlich<br />

artikuliert wurde. Der Evolutionstheoretiker<br />

bekannte sich hierbei aber nicht zum<br />

Atheismus: „<strong>Das</strong> Mysterium vom Anfang<br />

aller Dinge können wir nicht aufklären; und<br />

ich jedenfalls muss mich damit zufrieden<br />

geben, Agnostiker zu bleiben“ (S. 103).<br />

Abkehr aus moralischen Gründen<br />

Neben dem Zweifel an den historischen<br />

Darstellungen im Alten und im Neuen<br />

Testament spielten für Darwins Abkehr<br />

vom Christentum auch moralische Gründe<br />

eine wichtige Rolle. So verwarf er den<br />

Dogmatismus und Fanatismus gegenüber<br />

MAGAZIN<br />

Darwin und die Religion<br />

Die Auffassungen eines Agnostikers<br />

im Lichte der Evolutionstheorie<br />

Die anglikanische Kirche Englands veröffentlichte 2008 eine Stellungnahme, worin man<br />

sich nach fast 150 Jahren bei Charles Darwin für die damalige Ablehnung seiner Auffassungen<br />

entschuldigte. Musste er doch zu Lebzeiten die rabiatesten Vorwürfe über sich<br />

ergehen lassen. Somit stellt sich angesichts der geänderten Situation heute die Frage: Ist<br />

jetzt wieder alles gut? Oder etwas seriöser formuliert: Besteht kein Gegensatz mehr zwischen<br />

Evolutionstheorie und Religion?<br />

3/2009 33


Anders- und Nichtgläubigen: „Ich kann<br />

nun wirklich nicht einsehen, warum sich<br />

jemand wünschen sollte, das Christentum<br />

sei wahr; wenn es nämlich wahr wäre, dann,<br />

das scheint mir die Sprache des Textes unmissverständlich<br />

zu sagen, würden alle Menschen,<br />

die nicht glauben, also mein Vater,<br />

mein Bruder und fast alle meine nächsten<br />

Freunde, ewig dafür büßen müssen. Und<br />

das ist eine verdammenswerte Doktrin“<br />

(ML, S. 96). Man findet bei ihm auch kritische<br />

Kommentare zur christlich-religiösen<br />

Legitimation der Sklaverei. So hieß es schon<br />

in dem Buch „Reise eines Naturforschers<br />

um die Welt“ von 1839: „Und diese Handlungen<br />

werden von Leuten ausgeführt und<br />

verteidigt, welche bekennen, ihren Nächsten<br />

wie sich selbst zu lieben, welche an Gott<br />

glauben und welche beten, dass sein Wille<br />

auf Erden geschehe“ (GW, S. 341).<br />

Der wirkungsreichste Beitrag Darwins<br />

zur kritischen Auseinandersetzung mit Religion<br />

ergab sich aus seiner Evolutionstheorie,<br />

die in dem Hauptwerk „Über die Entstehung<br />

der Arten“ von 1859 zusammengefasst<br />

ist. Auch wenn es nicht direkt formuliert<br />

wurde: Diese Auffassung zur Entwicklung<br />

des Lebens in der Natur wandte sich<br />

objektiv gegen den Schöpfungsmythos, der<br />

nicht nur in der Religion des Christentums<br />

besteht. Nach der Bibel ist die Erschaffung<br />

der Welt auf das Wirken Gottes zurückzuführen,<br />

entstanden doch durch seinen Akt<br />

und Willen angeblich binnen einer Woche<br />

Mensch, Pflanzen und Tiere als fertige Lebewesen.<br />

Demgegenüber bemerkte Darwin:<br />

„Ich bin vollkommen überzeugt, dass<br />

die Arten nicht unveränderlich sind; dass<br />

die zu einer sogenannten Gattung zusammengehörigen<br />

Arten in direkter Linie von<br />

einer anderen, gewöhnlich erloschenen Art<br />

abstammen... Endlich bin ich überzeugt,<br />

dass die natürliche Zuchtwahl das wichtigste,<br />

wenn auch nicht das ausschließliche<br />

Mittel zur Abänderung der Lebensformen<br />

gewesen ist“ (GW, S. 369).<br />

Mit dieser Deutung der Entstehung des<br />

Lebens in der menschlichen und nichtmenschlichen<br />

Natur brach der einflussreichste<br />

Evolutionstheoretiker gleich in<br />

mehrfacher Hinsicht mit dem seinerzeit<br />

dominierenden Gottes-, Menschen- und<br />

Weltbild: Wenn sich der Mensch und die<br />

Tiere in ihrer aktuellen Form im Laufe eines<br />

langen Entwicklungsprozesses herausgebildet<br />

hatten, konnten sie nicht von einer<br />

wie auch immer gearteten Instanz als fertige<br />

34<br />

3/2009<br />

Lebewesen geschaffen worden sein. Die wissenschaftlichen<br />

Erkenntnisse widersprachen<br />

somit objektiv einer ganz zentralen Annahme<br />

des seinerzeit dominierenden religiösen<br />

Selbstverständnisses, obgleich dies Darwin<br />

subjektiv nie als zentrale Position und Stoßrichtung<br />

beabsichtigte. Ihm ging es primär<br />

um eine Beschreibung und Erklärung der<br />

Entwicklung des Lebens und nicht um eine<br />

Kritik und Widerlegung der Dogmen des<br />

Glaubens. Aber allein schon die Deutung<br />

der Vielfalt des Lebens als Ergebnis der natürlichen<br />

Auslese und nicht als Folge eines<br />

göttlichen Planes stand im fundamentalen<br />

Widerspruch zum Schöpfungsmythos.<br />

Religion als Folge geistiger<br />

Hochentwicklung<br />

Denn Darwins Auffassung von der Evolution<br />

verzichtete auf eine metaphysische<br />

und religiöse Komponente, war sie doch<br />

in einem rein naturwissenschaftlichen und<br />

säkularen Sinne ausgerichtet. Dementsprechend<br />

ließ sich bei den unterschiedlichsten<br />

Entwicklungen in der Natur kein Plan und<br />

kein Ziel ausmachen. Vielmehr entstand das<br />

menschliche und nicht-menschliche Leben<br />

aus einem komplexen Prozess der Anpassung<br />

an die Veränderungen in der Natur. Im<br />

Rahmen einer solchen Entwicklung bildete<br />

sich für Darwin auch der heutige Mensch<br />

aus seinen tierischen Vorfahren heraus. Auf<br />

diese Verwandtschaft wies er in seinem späteren<br />

Buch „Die Abstammung des Menschen“<br />

von 1871 hin. Aus den Gemeinsamkeiten<br />

im Körperbau, dem Durchlaufen<br />

gleicher Stufen in der früheren Entwicklung<br />

und dem Beibehalten ähnlicher Rudimente<br />

ergab sich, „dass der Mensch von einer weniger<br />

hoch organisierten Form abstammt“<br />

(GW, S. 1148). Demnach konnte er nicht<br />

mehr wie im christlichen Selbstverständnis<br />

als die eigentliche „Krone der Schöpfung“<br />

gelten.<br />

Bei seinen Analysen zur Evolution des<br />

Menschen ging Darwin auch auf die Entstehung<br />

und Funktion der Religion ein:<br />

Zunächst wies er darauf hin, dass dem Menschen<br />

ein „Glaube an die Existenz eines allmächtigen<br />

Gottes“ ursprünglich nicht eigen<br />

war und dieser erst im Rahmen der Herausbildung<br />

besonderer geistiger Fähigkeiten<br />

entstanden sei. „Sobald die bedeutungsvollen<br />

Fähigkeiten der Einbildungskraft, Verwunderung<br />

und Neugierde in Verbindung<br />

mit einem Vermögen nachzudenken, teilweise<br />

entwickelt waren“, so Darwin, „wird<br />

der Mensch ganz von selbst gesucht haben,<br />

das, was um ihn her vorgeht, zu verstehen,<br />

und wird auch über seine eigene Existenz<br />

dunkel zu spekulieren begonnen haben“<br />

(GW, S. 771). Demnach bildete der religiöse<br />

Glaube ein Erklärungsinstrument, das<br />

die ansonsten rätselhaften und unverständlichen<br />

Entwicklungen in der Natur mit Verweis<br />

auf das Wirken übersinnlicher Wesen<br />

in Gestalt von Geistern oder Göttern zurückführte.<br />

Es handelte sich demnach um<br />

das Ergebnis abstrakter Spekulationen über<br />

Wirkungszusammenhänge.<br />

Darwin verknüpfte mit dieser Bewertung<br />

aber keine intellektuelle Herabwürdigung<br />

der Religion, sah er deren Aufkommen<br />

doch als Folge besonders hoher geistiger<br />

Fähigkeiten der Menschen an: „<strong>Das</strong> Gefühl<br />

religiöser Ergebung ist ein in hohem Grade<br />

kompliziertes, indem es aus Liebe, vollständiger<br />

Unterordnung unter ein erhabenes<br />

und mysteriöses Etwas, einem starken Gefühl<br />

der Abhängigkeit, der Furcht, Verehrung,<br />

Dankbarkeit, Hoffnung in Bezug auf<br />

die Zukunft und vielleicht noch anderen<br />

Elementen besteht. Kein Wesen hätte eine<br />

so komplizierte Gemütserregung an sich<br />

erfahren können, bis nicht seine intellektuellen<br />

und moralischen Fähigkeiten zum<br />

mindesten auf einen mäßig hohen Standpunkt<br />

entwickelt wären“ (GW, S. 772).<br />

Demgemäß sprach die Herausbildung von<br />

verschiedenen Formen des religiösen Glaubens<br />

– vom Fetischismus über den Polytheismus<br />

bis zum Monotheismus – auch für<br />

die ansteigende geistige Entwicklung des<br />

Menschen. Hieraus würden sich aber nicht<br />

notwendigerweise Belege für die Existenz<br />

eines Gottes ergeben.<br />

Einfluss auf die Moralität<br />

Dies gilt es zu beachten, will man die Auffassung<br />

Darwins zur Bedeutung der Religion<br />

für die Moral nicht als Widerspruch<br />

zu seinen sonstigen Auffassungen fehl interpretieren.<br />

Für ihn bestand der herausragende<br />

Unterschied zwischen Mensch und<br />

Tier im moralischen Gefühl bei Ersterem.<br />

Zwar machte der bedeutendste Evolutionstheoretiker<br />

auch bei Tieren soziale Instinkte<br />

aus, welche sich in Form von Altruismus<br />

und Kooperation, Rücksichtnahme und<br />

Solidarität äußerten. Er sah deren Grundlage<br />

aber in einer ursprünglich egoistischen<br />

Motivation, die in Erwartung eines erwidernden<br />

Verhaltens als Vorteil im Rahmen<br />

des Evolutionsprozesses entstanden war.


Die spezifische Moralfähigkeit bestand<br />

nach Darwin darin, dass der Mensch über<br />

die Angemessenheit und Unangemessenheit<br />

sozialen Handelns reflektieren könne.<br />

Hierbei spielte für ihn auch die Religion<br />

eine wichtige Rolle: „Bei den zivilisierten<br />

Rassen hat die Überzeugung von der Existenz<br />

einer alles sehenden Gottheit einen<br />

mächtigen Einfluss auf den Fortschritt der<br />

Moralität gehabt“ (S. 1152).<br />

Darwin beendete sein Hauptwerk „Über<br />

die Entstehung der Arten“ mit folgenden<br />

Worten: „So geht aus dem Kampf der Natur,<br />

aus Hunger und Tod unmittelbar die<br />

Lösung des höchsten Problems hervor, das<br />

wir zu fassen vermögen: die Erzeugung immer<br />

höherer und vollkommenerer Tiere. Es<br />

ist wahrlich eine großartige Ansicht, dass<br />

der Schöpfer den Keim alles Lebens, das<br />

uns umgibt, nur wenigen oder nur einer<br />

einzigen Form eingehaucht hat, und dass,<br />

während unser Planet den strengsten Gesetzen<br />

der Schwerkraft folgend sich im Kreise<br />

geschwungen, aus so einfachem Anfang<br />

sich eine endlose Reihe der schönsten und<br />

wundervollsten Formen entwickelt hat und<br />

noch immer entwickelt“ (GW S. 691). Bedeutet<br />

dieser Hinweis auf den „Schöpfer“<br />

nun, dass Darwin sich doch als Christ verstand?<br />

Dagegen sprechen zwei Argumente:<br />

Diese Passage wurde erst in die zweite Auflage<br />

aufgenommen und erklärt sich offenbar<br />

aus familiär und gesellschaftlich begründeten<br />

Rücksichtnahmen. Und Darwin teilte<br />

zu dieser Zeit noch religiöse Vorstellungen,<br />

wovon er später Abstand nahm.<br />

Ablehnung nur bei Fundamentalisten<br />

Inhaltlich stand hier eigentlich „natürliche<br />

Auslese“ für „religiösen Schöpfer“. Vor diesem<br />

Hintergrund stellt sich die Frage, wie es<br />

um das Verhältnis bzw. die Verträglichkeit<br />

von Darwinismus und Religion steht. Wie<br />

einleitend exemplarisch aufgezeigt wurde,<br />

nahmen die wichtigsten Institutionen des<br />

Christentums im Laufe der Zeit ihre Einwände<br />

und Vorwürfe immer mehr zurück.<br />

Eine dezidierte Ablehnung der Evolutionstheorie<br />

lässt sich nur noch bei wenigen<br />

Funktionären und in fundamentalistischen<br />

Kreisen ausmachen. Kann somit von einer<br />

allgemeinen Versöhnung von Darwinismus<br />

und Religion gesprochen werden? Trennt<br />

man rigoros die Ebene der naturwissenschaftlichen<br />

Forschung von der Ebene<br />

des religiösen Glaubens und ordnet beide<br />

unterschiedlichen Sphären der menschli-<br />

chen Wahrnehmung zu, so kann durchaus<br />

eine Koexistenz von Evolutionstheorie und<br />

Glaube möglich sein. Gleichwohl greifen<br />

Auffassungen aus dem einen Bereich in die<br />

Inhalte des anderen Bereichs über, woraus<br />

sich ein fortwährendes Spannungsverhältnis<br />

ergibt.<br />

Dieses besteht vor allem im bereits aufgezeigten<br />

Gegensatz von Evolutionstheorie<br />

und Schöpfungsmythos: Wenn Christentum<br />

und Islam als Formen des Theismus<br />

von der Existenz eines Gottes ausgehen, welcher<br />

in die Entstehung des Lebens eingreift<br />

und ihm eine vorgegebene Richtung gibt,<br />

dann können solche Auffassungen nicht<br />

mehr mit der Evolution in Übereinstimmung<br />

gebracht werden. Bei ihr handelt es<br />

sich streng genommen nicht nur um einen<br />

Erklärungsansatz oder nur um eine Theorie.<br />

Die Forschung hat in den Jahrzehnten nach<br />

Darwins Tod immer wieder Belege für seine<br />

Auffassungen vorbringen und Lücken in<br />

seiner Beschreibung schließen können. Insofern<br />

muss man von einer dokumentierbaren<br />

Tatsache sprechen. Mit ihr lässt sich eine<br />

Auffassung im Sinne des Theismus nicht in<br />

Übereinstimmung bringen. Allenfalls ist<br />

dies beim Deismus möglich: Er geht von<br />

der Existenz eines Gottes aus, welcher aber<br />

seit der Schöpfung nicht mehr ins Weltgeschehen<br />

eingegriffen habe.<br />

Insofern steht der Darwinismus nicht<br />

nur für den Agnostizismus oder Atheismus.<br />

Der bedeutendste Evolutionstheoretiker<br />

neigte selbst zur erstgenannten Auffassung,<br />

da er die Frage nach dem Anfang aller Dinge<br />

auch nicht beantworten und die Existenz<br />

eines Gottes nicht definitiv negieren konnte.<br />

Die Klärung dieses Problems hatte für<br />

Darwin keinen hohen Stellenwert. l<br />

Prof. Dr. Armin Pfahl-Traughber, Jg. 1963,<br />

Politikwissenschaftler und Soziologe, Professor<br />

an der Fachhochschule des Bundes Brühl und<br />

Lehrbeauftragter an der Universität zu Bonn,<br />

Arbeitsschwerpunkte: Politischer Extremismus,<br />

Politische Ideengeschichte.<br />

Die Zitate in Klammern finden sich in den<br />

folgenden Ausgaben: Gesammelte Werke,<br />

Frankfurt/M. 2006; Charles Darwin, Mein<br />

Leben 1809-1882. Vollständige Ausgabe der<br />

„Autobiographie“. Herausgegeben von seiner<br />

Enkelin Nora Barlow, Frankfurt/M. 2008.


Ich bin Atheist – holt mich<br />

hier raus!<br />

Istanbul – In einer geplanten türkischen<br />

Reality-Show auf Kanal T<br />

sollen ab September zwölf Atheisten<br />

von einem christlichen Priester,<br />

einem Rabbi, einem buddhistischen<br />

Mönch und einem Imam<br />

zum Glauben bekehrt werden.<br />

Seyhan Soylu, transsexuelle Schauspielerin<br />

und Erfinderin des Formats,<br />

erklärt den Ablauf: „Zwölf<br />

türkische Atheisten werden in<br />

einem Haus sein, am ersten Tag<br />

kommt ein christlicher Priester, um<br />

sie von Gott zu überzeugen.“<br />

Später sollen dann ein Rabbi dazukommen,<br />

ein buddhistischer<br />

Mönch und ein Imam, und jede<br />

Woche scheidet einer aus. Wer sich<br />

bekehrt, darf zur heiligsten Stätte<br />

seiner Wahlreligion. Ein Problem<br />

ist, dass man beim Sender selbst<br />

wohl nicht wirklich über die Religionen<br />

Bescheid weiß. Bekehrungen<br />

sind in vielen Religionen extrem<br />

schwierig und eine langjährige<br />

Prozedur. Unklar ist auch, welche<br />

Variante der einzelnen Religionen<br />

auf die Atheisten losgelassen werden<br />

soll. Katholisch, evangelisch,<br />

orthodox? Was soll der Buddhist<br />

über seinen Schöpfergott erzählen?<br />

Bislang hat der Sender keine<br />

Geistlichen verpflichten können.<br />

Die Religionsbehörde Diyanet<br />

läuft Sturm gegen die „Erniedrigung<br />

der Religion“. In der Türkei<br />

sind alle Imame bei dieser Behörde<br />

36<br />

3/2009<br />

angestellt. Von ihnen wird keiner<br />

teilnehmen dürfen.<br />

Madonna vs. Madonna<br />

Warschau (Juli 2009) – Heftiger<br />

Widerstand aus katholischen Kreisen<br />

regt sich derzeit um das für den<br />

15. August geplante Madonna-<br />

Konzert in Polen. Im Rahmen ihrer<br />

„Sticky & Sweet“-Welttournee<br />

wird Madonna am 15. August auf<br />

dem ehemaligen Flughafen Bemowo<br />

in Warschau ihr erstes Konzert<br />

in Polen geben. Da dieser Tag in<br />

Polen ein Feiertag ist – Mariä Himmelfahrt<br />

– fühlen sich erzkatholische<br />

Kreise durch das Konzert in<br />

ihren religiösen Gefühlen verletzt.<br />

Sie sehen in der Veranstaltung eine<br />

Beleidigung der Heiligen Muttergottes<br />

und fordern mit Petitionen,<br />

Gebeten und Gottesdiensten dessen<br />

Verlegung. Konservative Politiker<br />

unterstützen dieses Anliegen<br />

und forderten den Warschauer<br />

Erzbischof Kazimierz Nycz dazu<br />

auf, die Bürgermeisterin der Stadt,<br />

Hanna Gronkiewicz-Waltz, für<br />

eine bestimmte Zeit aus der Kirche<br />

auszuschließen – als Strafe für<br />

ihr bisheriges Desinteresse an den<br />

Protesten.<br />

Besonders erregt ist der ehemalige<br />

Staatspräsident und Friedensnobelpreisträger<br />

Lech Walesa. Gegenüber<br />

der Nachrichtenagentur Reuters<br />

sprach er von einer „satanischen<br />

Provokation“.<br />

Gott, Karel<br />

Wien – Die atheistische Buskampagne<br />

startet nun auch in Wien<br />

– allerdings leicht abgewandelt.<br />

Statt des bekannten Slogans: „Es<br />

gibt (mit an Sicherheit grenzender<br />

Wahrscheinlichkeit) keinen Gott“<br />

heißt es auf den Plakaten auf Wiener<br />

City Lights: „Gott trägt mit an<br />

Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit<br />

den Vornamen Karel. Gott<br />

ist ein tschechischer Schlagersänger.<br />

Er wird dir nichts tun.“ Organisiert<br />

wurde die Kampagne dort von der<br />

atheistischen Aktion – AG-ATHE<br />

(AtheistInnen/AgnostikerInnen<br />

für ein säkulares Österreich), AHA<br />

(Allianz für Humanismus und<br />

Atheismus) und dem ansässigen<br />

Freidenkerbund.<br />

Irrland<br />

London – <strong>Das</strong> irische Parlament<br />

hat in seiner letzten Sitzung vor der<br />

Sommerpause ein Gesetzespaket<br />

beschlossen, das Gotteslästerung<br />

oder die Veröffentlichung von<br />

blasphemischem Material mit einer<br />

Geldstrafe von bis zu 25.000<br />

Euro belegt.<br />

Die Entscheidung wurde von<br />

Kirchgängern wie Atheisten gleichermaßen<br />

ungläubig aufgenommen.<br />

Autor Richard Dawkins<br />

warnte vor einem Rückfall ins Mittelalter.<br />

<strong>Das</strong> absurde Gesetz schade<br />

dem Ruf Irlands als modernes, zivilisiertes<br />

Land.<br />

kReu<br />

Bibelgezwitscher<br />

Frankfurt a.M. – Die komplette<br />

Bibel in Abschnitten von je maximal<br />

140 Zeichen Länge ist über<br />

das Microblogging-Portal Twitter<br />

veröffentlicht worden. Damit ist<br />

ein Rekordversuch der evangelischen<br />

Kirche erfolgreich zu Ende<br />

gegangen. Getwittert worden sind<br />

die etwa 3900 Bibelteilstücke in der<br />

Zeit vom 20. Mai bis zum 30. Mai.<br />

Durch die Eigeninterpretationen<br />

der Texte entstand eine neue Version<br />

der Bibel. Zu finden sind die<br />

kurzen Texte unter http://twitter.<br />

com/bibelrekord.<br />

Der Christ von der Post<br />

London – <strong>Das</strong> Abendmahl auf<br />

dem Postwege bietet ein neuer Internetdienst<br />

in Großbritannien an.<br />

Mit „Post the Host“ (Verschick die<br />

Hostie) kann jedermann im Internet<br />

(www.postthehost.net) geweihte<br />

Hostien bestellen und damit<br />

Abendmahl feiern. Zwar sind die<br />

Hostien kostenlos, aber es fallen<br />

Zustellgebühren an. Eine Hostie<br />

kostet zwei britische Pfund (2,35<br />

Euro), für 500 Hostien sind 10<br />

Pfund (11,75 Euro) fällig. Initiator<br />

des Angebots ist Jonathan Blake,<br />

Bischof für ganz London der Offenen<br />

Episkopalen Kirche. Der postalische<br />

Abendmahlsdienst ist vor<br />

allem für Menschen gedacht, die<br />

aus Alters- oder Krankheitsgründen<br />

nicht am Abendmahl in einer<br />

Kirche teilnehmen können. Angst<br />

vor „Missbrauch der Hostien durch<br />

Atheisten oder Satanisten“ hat der<br />

Anbieter nicht!


Z & QueR<br />

Himmlische Energie<br />

Rom – Seit knapp acht Jahrzehnten<br />

sendet Radio Vatikan seine frommen<br />

Botschaften in die Welt. Jetzt<br />

öffnet sich das Sprachrohr des Papstes<br />

und der katholischen Kirche<br />

erstmals der Werbung. Die ersten<br />

Werbespots liefert im Sommer der<br />

italienische Stromversorger Enel.<br />

Psst!<br />

Phoenix – Wegen des Glockengeläuts<br />

seiner Kirche ist ein Bischof<br />

im US-Staat Arizona Phoenix zu<br />

einer zehntägigen Bewährungsstrafe<br />

verurteilt worden. Die Nachbarn<br />

der Cathedral of Christ the King<br />

hatten sich darüber beschwert, dass<br />

die Glocken zu oft und zu laut läuteten.<br />

Ein Richter ordnete nun an,<br />

dass die Glocken statt stündlich<br />

von 8 Uhr bis 20 Uhr nur noch<br />

zwei Minuten am Sonntag und<br />

kirchlichen Feiertagen läuten dürfen<br />

– und das nicht lauter als 60<br />

Dezibel. Bischof Richard Painter<br />

von der Communion of Christ the<br />

Redeemer (CCR) kündigte Berufung<br />

gegen das Urteil an.<br />

Problembewusstsein<br />

Colombo – Chadrasiri Bandara,<br />

Astrologe aus Sri Lanka, ist wegen<br />

Vorhersagen einer Reihe ernster<br />

politischer und wirtschaftlicher<br />

Probleme von der Polizei festgenommen<br />

worden. Dort wollte man<br />

die Basis für seine „Erkenntnisse“<br />

ermitteln. In einer oppositionellen<br />

Zeitung orakelte er, dass ein Wechsel<br />

der Planentenstellungen am 8.<br />

Oktober 2009 wenig Glück für<br />

das Parlament verhieße. Auch die<br />

Lebenshaltungskosten würden weiter<br />

steigen. Ähnliche Voraussagen<br />

hatten Wirtschaftswissenschaftler<br />

auch schon getroffen.<br />

Anzeige im Berliner Stadtmagazin „tip“


Ressource für die<br />

Lebensgestaltung<br />

Zum Artikel „Schmerz und Glaube“<br />

(diesseits 87/2009)<br />

Ich habe einige Rückfragen zu meinem<br />

letzten diesseits-Beitrag erhal-<br />

Dr. Rainer Rosenzweig vom turmdersinne und Landesvorsitzender Helmut Fink übergeben den Preis an<br />

Volker Mitschke.<br />

38<br />

Die Eintrittskarten für<br />

die Darwin-Konferenz in<br />

Nürnberg gewann unser Leser<br />

Volker Mitsch ke. In seinem<br />

Schreiben teilte er uns noch<br />

mit: „P.S.: Sehr gelungen die<br />

Apologie R. Dawkins’<br />

‚Der Gotteswahn’ durch<br />

T.H. Sommer gegen J. Kahl!“<br />

3/2009<br />

ausspRache<br />

ten. Darin ging es mir bewusst nicht<br />

um die Frage „Wie sollen wir Spiritualität<br />

verstehen?“ Sondern ich<br />

wollte einfach aufzeigen, in welchen<br />

Kontexten davon aktuell die Rede ist.<br />

Doch haben einige Leser gerade eine<br />

Definition vermisst. Deshalb liefere<br />

ich hier gern eine nach, nämlich aus<br />

einem Standardwerk für Palliativmedizin:<br />

Danach ist Spiritualität<br />

„… eine Systemeigenschaft des lebendigen<br />

Menschen. Sie ist also in der<br />

Regel in die ganze Lebensgestalt eines<br />

Menschen hineingewachsen und<br />

ist – reflektiert oder nicht reflektiert<br />

– in den körperlichen, intellektuellen,<br />

psychischen und sozialen Lebensäußerungen<br />

eines Menschen als<br />

innerster Werte- und Beweggrund<br />

anwesend und mitbestimmend. Als<br />

die Innen- und Wertewelt eines Menschen<br />

motivierender Faktor bestimmt<br />

die spirituelle Dimension daher auch<br />

ethische Entscheidungen wesentlich<br />

mit. (…) Es gilt, nicht erst dann auf<br />

die Spiritualität von Menschen aufmerksam<br />

zu werden, wenn diese spirituelle<br />

Nöte, Schmerzen und Fragen<br />

(spiritual-pain, spiritual-problems)<br />

– also im Krisenfall – äußern. Vielmehr<br />

muss sie als wichtige Ressource<br />

für die Gestaltung des ganzen Lebens<br />

… einbezogen werden.“<br />

Gita Neumann, Berlin<br />

Wenig überzeugend<br />

Zur Idee, die Feiertagsgesetzgebung<br />

zu ändern (diesseits<br />

87/2009)<br />

Ich halte die von der Giordano Bruno<br />

Stiftung … eingeleitete Kampagne,<br />

den christlichen Himmelfahrtstag<br />

auf gesetzlichem Wege in einen Evolutionstag<br />

umzuwandeln, für wenig<br />

hilfreich zur Begründung einer säkularen<br />

Feierkultur. Auch der Vorschlag<br />

von Kahl, den Tag der Sonnenwende<br />

am 21.Juni zum Tag der Evolution<br />

zu erweitern und zum gesetzlichen<br />

Feiertag zu erheben, überzeugt wenig.<br />

Richtig stellt Kahl fest, dass der<br />

21.Juni bereits heute als „Welthumanistentag“<br />

begangen wird. Er wird<br />

insoweit auch international allmählich<br />

bekannt. Jedenfalls steht in vielen<br />

niederlandssprachigen Kalendern<br />

beim 21.Juni: wereld humanismedag.<br />

Wenn international der 21.<br />

Juni durchaus Anerkennung findet<br />

als eigenständiger säkularer Feiertag,<br />

braucht man ihn nicht auch noch<br />

national gesetzlich zum Tag der Evolution<br />

zu erheben.<br />

Der Anteil der in Deutschland organisierten<br />

Humanisten an der Gesamtbevölkerung<br />

liegt etwa bei 1 Prozent.<br />

Der Anteil der Konfessionslosen<br />

liegt bei etwa 30 Prozent. Bei diesen<br />

Größenverhältnissen sind Gesetzesinitiativen<br />

durch Humanisten zur<br />

Veranlassung einer säkularen Feiertagskultur<br />

doch blinder Aktionismus<br />

und wenig erfolgversprechend.<br />

Kahl weist darauf hin, dass Wintersonnenwende,<br />

Frühlings- und<br />

Sommerbeginn von der katholischen<br />

Kirche für ihre Feste vereinnahmt<br />

worden sind. Christi Himmelfahrt<br />

habe hingegen keine natürliche<br />

Grundlage. Wenn Christi Himmelfahrt<br />

inzwischen von den mindestens


25 Prozent der Bevölkerung ausmachenden<br />

Vätern ohne Gesetzesinitiative<br />

als Vatertag vereinnahmt wird,<br />

dann könnten ihn doch ähnlich pragmatisch<br />

die bislang nur 1 Prozent der<br />

Bevölkerung ausmachenden Humanisten<br />

als Evolutionstag vereinnahmen.<br />

Daneben bliebe ihnen der als<br />

nicht gesetzlicher Feiertag bereits<br />

bestehende Welthumanistentag am<br />

21.Juni erhalten.<br />

Wolfgang Zipper, Meppen<br />

Kommunikation<br />

wünschenswert<br />

U.a. zur Idee, die Feiertagsgesetzgebung<br />

zu ändern (diesseits 87/2009)<br />

Niemand wünscht sich einen atheistischen<br />

Staat. <strong>Das</strong> wäre nur das<br />

gleichfalls abzulehnende Pendant<br />

zum Gottesstaat. Aber jeder Atheist<br />

wünscht sich strikte Trennung von<br />

Kirche und Staat – also einen absolut<br />

glaubensneutralen säkularen Staat.<br />

Wenn man bedenkt, welch rasante<br />

Entwicklung die Wissenschaften und<br />

die Technik seit der Aufklärung erfahren<br />

und die ganze Welt verändert<br />

hat, dann sind dazu im Vergleich die<br />

Fortschritte bei dem politischen Trennungsprozess<br />

eigentlich beschämend<br />

gering. Es mag unterschiedliche Meinungen<br />

darüber geben, auf welche<br />

Art und Weise, wie aggressiv und<br />

wann versucht werden soll oder muss,<br />

diese Forderungen auch politisch<br />

durchzusetzen, und es mag daraus<br />

auch das Nebeneinander mehrerer<br />

säkularer Organisationen und Institutionen<br />

erklärbar sein, wünschenswert<br />

ist dies hingegen nicht, denn<br />

gemeinsam wären wir stärker. <strong>Das</strong>s<br />

es auch anders geht, machen uns die<br />

politischen Parteien vor, deren unterschiedliche<br />

Flügel denn doch durch<br />

die gemeinsame Grundüberzeugung<br />

zusammengehalten werden.<br />

Hätte Joachim Kahl nicht mit seinem<br />

… Artikel … massive und abwertende<br />

Kritik an Schmidt-Salomons<br />

Begründung zu dessen Petition zur<br />

Einführung eines Evolutionstages<br />

als gesetzlichen Feiertag geübt, und<br />

zwar trotz seiner grundsätzlichen<br />

Bejahung des Vorhabens, hätten viele<br />

Mitglieder gar keine Kenntnis von<br />

dieser Petition erlangt.<br />

Bei aller Rivalität um die geistige<br />

Führungsrolle innerhalb der atheistischen<br />

Weltanschauung solle man aber<br />

wenigstens miteinander kommunizieren<br />

und dann über die Aktivitäten<br />

der anderen die eigenen Mitglieder<br />

auch informieren. <strong>Das</strong> ist doch nicht<br />

zuviel verlangt. (…)<br />

Dr. Wolfgang Weyell, Nürnberg<br />

Der Diesseits -Gedanke<br />

Wer in Glaubensfragen den Verstand befragt,<br />

kriegt unchristliche Antworten.<br />

Wilhelm Busch, Zeichner und Satiriker, 1832-1908<br />

3/2009 39


humanistischer verband<br />

deutschLands (hvd)<br />

bundesvorstand<br />

Wallstr. 61-65, 10179 Berlin<br />

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http://www.humanismus.de<br />

hvd@humanismus.de<br />

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humanistinnen<br />

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Äußere Cramer-Klett-Str. 11-13,<br />

90489 Nürnberg<br />

Fon 0911-43104-0, Fax 43104-15<br />

info@hvd-bayern.de, www.hvd-bayern.de<br />

humanistische akademie<br />

bayern e.v.<br />

Äußere Cramer-Klett-Str. 11-13,<br />

90489 Nürnberg<br />

Fon 0911-43104-0, Fax -15<br />

www.humanistische-akademie-bayern.de<br />

info@humanistische-akademie-bayern.de<br />

Humanistisches Sozialwerk<br />

Bayern gGmbH<br />

Äußere Cramer-Klett-Str. 11-13<br />

90489 Nürnberg<br />

Fon 0911 431040<br />

Fax 0911 4310415<br />

Projekt Schuldnercoaching:<br />

Fon 0911 43104-12 info@hsw-bayern.de<br />

www.hsw-bayern.de<br />

hvd nürnberg K.d.ö.r.<br />

n Geschäftsstelle<br />

Äußere Cramer-Klett-Str. 11-13,<br />

90489 Nürnberg<br />

Fon 0911-43104-0, Fax 43104-15<br />

info@hvd-nuernberg.de<br />

www.hvd-nuernberg.de<br />

n Bestattungsreden: 0911-43104-14<br />

n Service-Line 0180-11 123 11<br />

n Jugendfeier-Team und Junge<br />

HumanistInnen: 0911-43104-11<br />

jugendfeier@hvd-nuernberg.de<br />

www.jugendfeier.net<br />

Stadtmauerturm der JuHus: Spittlertormauer<br />

7, 90402 Nürnberg<br />

n <strong>Humanistischer</strong> Kindergarten<br />

Nbg.-St. Peter<br />

Burgerstr. 6, 90478 Nürnberg<br />

Fon 0911-42 45 68-0, Fax -3<br />

kiga.st.peter@hvd-nuernberg.de<br />

n <strong>Humanistischer</strong> Kindergarten<br />

Nbg.-Mögeldorf<br />

Ziegenstr. 28, 90482 Nürnberg<br />

Fon 0911-95 33 58-0, Fax -3<br />

kiga.moegeldorf@hvd-nuernberg.de<br />

n Humanistisches Haus für Kinder<br />

Am Südpark<br />

Dr. Meyer-Spreckels-Str. 5,<br />

90763 Fürth<br />

Telefon 0911-97791013, Fax -17<br />

hfk.fuerth@hvd-nuernberg.de<br />

n turmdersinne gGmbH<br />

Büro: Spittlertorgraben 45<br />

90429 Nürnberg<br />

Fon 0911-94432-81, Fax -69<br />

info@turmdersinne.de<br />

www.turmdersinne.de<br />

Adresse des Turms:<br />

Mohrenturm am Westtor, Nürnberg,<br />

Spittlertorgraben Ecke Mohrengasse<br />

HVD Fürth e.V.<br />

c/o Humanistische Grundschule<br />

Waldstraße 62<br />

90763 Fürth<br />

info@hvd-fuerth.de<br />

www.hvd-fuerth.de<br />

n Humanistische Grundschule Fürth<br />

Waldstraße 62<br />

90763 Fürth<br />

Fon 0911 3766833-0<br />

Fax 0911 3766833-9<br />

info@humanistische-schule.de<br />

www.humanistische-schule.de<br />

hvd Würzburg<br />

Bukarester Str. 12, 97084 Würzburg<br />

www.hvd-wuerzburg.de.vu<br />

hvd-wuerzburg@gmx.de<br />

BERLIN/BRANDENBURG<br />

humanistischer verband<br />

berlin-brandenburg<br />

Wallstr. 61-65, 10179 Berlin<br />

Fon 030-613 904-0, Fax 030-613 904-50<br />

www.hvd-potsdam.de, www.hvbb-online.de<br />

BERLIN<br />

hvd berlin<br />

Landesgeschäftsstelle<br />

Wallstr. 61-65, 10179 Berlin<br />

Fon 030-613 904-0<br />

Fax 030-613 904-50<br />

hvd-berlin@humanismus.de<br />

Direkte Durchwahlnummern:<br />

n Abteilung Kitas -39<br />

n Abteilung Gesundheit/Soziales -25<br />

n Abteilung Lebenskunde -60<br />

n Abteilung Jugend/Jugendfeier -74, Fax -89<br />

n Patientenverfügungen/Trauergruppen<br />

-11, -19, Fax -36<br />

www.patientenverfuegung.de<br />

mail@patientenverfuegung.de<br />

n V.I.S.I.T.E.<br />

Besuchs- und Hospizdienst -32<br />

www.visite-hospiz.de, mail@visite-hospiz.de<br />

n Kinderhospiz „Berliner Herz“ -80<br />

n Öffentlichkeitsarbeit -26<br />

n Kultur -23<br />

n Fundraising -38<br />

n Freiwilligenarbeit/Mitglieder betreuung/<br />

Seniorenkoordinatorin -15<br />

n Junge HumanistInnen Berlin<br />

Danziger Str. 50, 10437 Berlin<br />

Fon 030-442 72 16, Fax 442 34 93<br />

info@juhu-berlin.de, ingo@juhu-berlin.de<br />

n Jugendtreff „PPZ“ der Jungen<br />

HumanistInnen, Marzahner Chaussee 9 10315<br />

Berlin, Fon/Fax 030-510 17 76<br />

n Jugendgästehaus Heiligensee<br />

info@juhu-heiligensee.de<br />

030 43605470<br />

n Schulklub Sakura-Grundschule<br />

Rochstraße 7, 10178 Berlin<br />

Fon 030-42 85 21 79<br />

n Café Rix GmbH<br />

Karl-Marx-Straße 141, 12043 Berlin<br />

Fon/Fax 030-686 90 20<br />

n Sozialstation „Die Brücke“<br />

Wallstr. 61-65, 10179 Berlin<br />

Fon 030-613 904-93 /-97, Fax -91<br />

n Mobilitätshilfedienst Berlin-Mitte<br />

Wallstr. 61-65, 10179 Berlin<br />

Fon 030-613 904-95 /-96, Fax -91<br />

n Schwangerschaftskonflikt-beratungsstelle,<br />

Schönholzer Str. 6, 13187 Berlin<br />

Fon/Fax 030-441 79 92<br />

skb@hvd-berlin.de<br />

n Kontakt- und Informationsstelle für<br />

Selbsthilfe (KIS)<br />

Nachbarschaftshaus Pfefferwerk<br />

Fehrbelliner Str. 92, 10119 Berlin<br />

Fon 030-443 43 17, Fax 44 34 04 78<br />

n Betreuungsverein<br />

Alt-Moabit 108 a, 2. Etg., 10559 Berlin<br />

Fon 030-441 30 57, Fax 441 30 59<br />

Betreuungsverein.hvd@berlin.de<br />

n Brückentreff Psychosoziale Kontakt- und<br />

Beratungsstelle<br />

Torstraße 158, 10115 Berlin<br />

Fon 030-280 74 42/ -43, Fax -44<br />

Kitas:<br />

n Adlershofer Marktspatzen<br />

Helbigstr.31, 12489 Berlin<br />

Fon/Fax 030-677 42 09<br />

n Am Park<br />

Engelhardtstr. 10, 12487 Berlin<br />

Fon/Fax 030-631 66 99<br />

n Bornsdorfer Str. 14, 12053 Berlin<br />

Fon 030-56 82 86 63<br />

n Dreikäsehoch<br />

Johanna-Tesch-Str. 20, 12439 Berlin<br />

Fon 030-671 70 33, Fax 67 89 45 28<br />

dreikaesehoch@humanistischekitas.de<br />

n Friedenauer Strolche<br />

Sponholzstraße 16, 12159 Berlin<br />

Fon/Fax 030-75 60 62 09<br />

n Gartenstadtfrösche<br />

Zur Gartenstadt 239, 12526 Berlin<br />

Fon 030-67 82 45 03, Fax 67 82 45 04<br />

gartenstadt@humanistischekitas.de<br />

n General-Woyna-Str. 48<br />

13403 Berlin, Fon/Fax 030-413 30 72<br />

n Holtheimer Weg 6-8, 12207 Berlin<br />

Fon 030-712 49 30, Fax 71 09 74 92<br />

n Hopsekäse<br />

Scharnweberstr. 60, 10247 Berlin<br />

Fon/Fax 030-291 61 64<br />

n Kastanienallee 28/30, 12627 Berlin<br />

Fon/Fax 030-995 22 69 kastanienallee@<br />

humanistischekitas.de<br />

n Kinderhaus Felix<br />

Zühlsdorfer Str. 16, 12679 Berlin<br />

Fon 030-935 80 35, Fax 93 02 78 16<br />

kinderhausfelix@humanistischekitas.de<br />

n Knirpsenstadt am Glitzerbach<br />

Geraer Ring 50/52, 12689 Berlin<br />

Fon/ Fax 030-933 91 98<br />

n Landreiterweg 55, 12353 Berlin<br />

Fon 030-667 90 90, Fax 66 79 09 33<br />

n Michel-Klinitz-Weg 18<br />

12349 Berlin, Fon 030-743 10 14<br />

n Mühlengeister<br />

Thomas-Mann-Str. 17/19, 10409 Berlin<br />

Fon 030-424 17 31, Fax 42 16 15 86<br />

muehlengeister@humanistischekitas.de<br />

n Pillnitzer Weg 6, 13593 Berlin<br />

Fon 030-20 91 48 90, Fax 209 14 89 20<br />

pillnitzerweg@humanistischekitas.de<br />

n PrenzlZwerge<br />

Stahlheimer Str. 27, 10439 Berlin<br />

Fon 030-445 71 94, Fax 40 00 30 61<br />

prenzlzwerge@humanistischekitas.de<br />

n Stadtfüchse<br />

Jablonskistr. 11, 10405 Berlin<br />

Fon/Fax 030-441 42 82 erzieherinnen.<br />

stadtfuechse @web.de<br />

n Wasserwerkstr. 3, 13589 Berlin<br />

Fon 030-37 49 90 30, Fax 374 99 03 24<br />

wasserwerkstrasse@humanistischekitas.de<br />

n Rappelkiste<br />

Alfred-Randt-Str.15/17, 12559 Berlin<br />

Fon 030-654 35 58, Fax 654 60 49<br />

n Wirbelwind, Friedrich-Engels-<br />

Str. 45/47, 13156 Berlin<br />

Fon 030-916 51 24, Fax 47 03 68 69<br />

wirbelwind@humanistischekitas.de<br />

n Zum Hasenhügel<br />

Waldheimer Str. 10/12, 12627 Berlin<br />

Fon 030-994 28 49, Fax 99 28 50 79 zum.<br />

hasenhuegel@humanistischekitas.de<br />

n Konfliktberatung für Paare<br />

Fon über 030-613 904-15<br />

n Neustart – Betreutes Wohnen<br />

für Obdachlose<br />

Alt Reinickendorf 7, 13407 Berlin<br />

Fon 030-4 14 68 74, Fax -75<br />

neustart@hvd-berlin.de<br />

www.wp-neustart.de<br />

n Humanistische Akademie e.V.<br />

Redaktion „humanismus aktuell“<br />

Wallstr. 61-65, 10179 Berlin<br />

Fon/Fax 030-44 34 09 41<br />

www.humanistische-akademie.de<br />

n Koordinierungsstelle für ambulante<br />

Re habilitation älterer Menschen in Neukölln<br />

Haus des älteren Bürgers<br />

Werbellinstraße 42, 12053 Berlin<br />

Fon 030-689 77 00, Fax 68 97 70 20<br />

n Berliner Seniorentelefon<br />

Fehrbelliner Straße 92, 10119 Belin<br />

Fon 030-279 63 93, Fax 44 02 49 97<br />

Sprechzeiten: Mo, Fr, So 14-16 Uhr, Mi 12-16<br />

Uhr unter Fon 030-279 64 44<br />

www.berliner-seniorentelefon.de<br />

info@berliner-seniorentelefon.de<br />

n HOTEL4YOUth<br />

Schönhauser Allee 103, 10439 Berlin<br />

Fon 030-446 77 -83, Fax -859<br />

www.hotel4youth.de, info@hotel4youth.de<br />

n Kinder- und Jugendbüro Marzahn<br />

Kastanienallee 55, 12627 Berlin<br />

Fon 030 9339466<br />

kijubue-marzahn@web.de<br />

n Internetcafé für Senioren<br />

Weltenbummler, Werbellinstraße 42, 12053<br />

Berlin-Neukölln<br />

Fon 030-68054287<br />

n Gesundheitliche und soziale Dienste des HVD<br />

in Tempelhof,<br />

Friedrich-Wilhelm-Straße 59<br />

12103 Berlin, Fon 030-71096852<br />

BRANDENBURG<br />

humanistischer regionalverband<br />

Ostbrandenburg e.v.<br />

PF 1142, 15701 Königs Wusterhausen<br />

Fon 03375-29 77 78, Fax 29 33 35<br />

verein@humanistenkw.de<br />

verwaltung@humanistenkw.de<br />

n Aktionskita „Knirpsenstadt“<br />

Goethestr. 5,<br />

15711 Königs Wusterhausen<br />

Fon 03375-87 28 45<br />

n Jugend-Freizeit-Zentrum<br />

Scheederstr. 47,<br />

15711 Königs Wusterhausen<br />

Fon 03375-29 67 69<br />

hvd regionalverband brandenburg<br />

nord e.v.<br />

Mühlenfeld 12, 16515 Oranienburg<br />

Fon 03301-83 41 11, Fax 83 41 20<br />

n Humanistisches Musikzentrum<br />

n Feierkultur<br />

n Schuldnerberatung, Vermeidung von<br />

Obdachlosigkeit<br />

n Jugend- und Sozialwerk gGmbH<br />

Kanalstr. 20, 16515 Oranienburg<br />

Fon 03301-58 28 94<br />

n Berufsbildungswerk Nordost gGmbH<br />

Albert-Buchmann-Str. 1,<br />

16515 Oranienburg<br />

Fon 03301-53 54 40<br />

n Betreutes Jugendwohnen<br />

Bernauer Str. 146, Haus 106,<br />

16515 Oranienburg<br />

Fon 03301-80 70 56<br />

nebenstelle neuruppin<br />

Fehrbelliner Str. 139, 16816 Neuruppin<br />

Fon 03391-50 38 42, Fax 35 05 13<br />

n Feierkultur<br />

n Selbsthilfe-Kontaktstelle<br />

n Schulsozialarbeit<br />

humanistischer regional verband<br />

brandenburg/belzig e.v.<br />

Willibald-Alexis-Str. 28<br />

14772 Brandenburg<br />

Fon 03381-73 03 80, Fax 73 03 79<br />

humreg@humreg.de<br />

Kinder- und Jugendclub, Jugendfeier,<br />

Seniorenarbeit, Junge Humanisten,<br />

Schulsozialarbeit, Bereich „Hilfe zur Erziehung“<br />

stadtteilbüro im bürgerzentrum<br />

Große Gartenstraße 42a<br />

14776 Brandenburg an der Havel<br />

Fon 03381-25 09-62, Fax -63<br />

humanistischer regionalverband<br />

Potsdam/Potsdam-mittelmark e.v.<br />

n Geschäftsstelle Potsdam<br />

Jägerstr. 36, 14467 Potsdam<br />

Büro und Patientenverfügung:<br />

Fon 0331-290 94 76<br />

Jugendfeier: Fon 0331-270 98 04<br />

Fax 0331-280 58 81<br />

hvdppm@aol.com<br />

hvd-potsdam@freenet.de<br />

humanistischer regionalverband teltowfläming<br />

e.v.<br />

Goethestr. 8, 14959 Trebbin<br />

Fon/Fax 033731-805 24<br />

humanistischer regionalverband<br />

märkisch-Oderland e.v.<br />

„Arche“, Carl-Schmäcke-Straße 33<br />

15366 Neuenhagen<br />

Tel. 03342-21584, Fax 21586<br />

humanistisches internationales<br />

begegnungs- und beratungszentrum<br />

(hibbZ)<br />

Eisenbahnstr.14, 16225 Eberswalde<br />

Fon und Fax 03334-212491 www.hibbz.de,<br />

info@hibbz.de<br />

humanistischer freidenkerbund<br />

brandenburg e.v.<br />

Postfach 600 813, 14408 Potsdam<br />

Fon 03321-45 07 46, Fax 45 07 47<br />

Fon 03338-396 31, Fax 03338-396 32<br />

humanistischer freidenkerbund<br />

havelland e.v.<br />

n Geschäftsstelle<br />

Karl-Thon-Str. 42, 14641 Nauen<br />

Fon 03321-45 07 46, Fax 45 07 47<br />

Freidenker-Havelland@web.de<br />

n Jugendtreff Miteinander, Frauen- und<br />

Selbsthilfetreff, Berliner Str. 41, 14712<br />

Rathenow, Fon 03385-51 55 31<br />

n Treff: Suchthilfe, Kleiderkammer,<br />

Obdachlosenarbeit, Suppenküche<br />

Ritterstr. 9, 1641 Nauen<br />

Fon 03321-45 07 46<br />

freidenker barnim e.v.<br />

n Geschäftsstelle<br />

Rüdnitzer Chaussee 48-50, 16321 Bernau<br />

Fon 03338-3 96 31, Fax 3 96 32<br />

n Informations- und Beratungspunkt<br />

Berliner Str. 48, 16321 Bernau<br />

Fon/Fax 03338-2416<br />

Jugendarbeit, Jugendfeier, Senioren- und<br />

Rentenberatung, Patientenverfügung,<br />

Sozialberatung<br />

METRoPoLREGIoN HAMBURG<br />

HVD Metropolregion Hamburg e.V.<br />

Beim Schlump 23, 20144 Hamburg<br />

Fon/Fax 040 67379076<br />

HVD-Hamburg@alice-dsl.net<br />

MEcKLENBURG-VoRPoMMERN<br />

Ziegeleiweg 12, 19057 Schwerin<br />

Fon: 3861 2471, hvd-mv@web.de<br />

www.humanisten-in-mv.de<br />

NIEDERSAcHSEN<br />

humanistischer verband niedersachen<br />

K.d.ö.r.<br />

Landesgeschäftsstelle<br />

Otto-Brenner-Str.20- 22, 30159 Hannover<br />

Fon 0511-167691-60, Fax -78<br />

zentrale@humanisten.de<br />

www.humanisten.de<br />

n Feierservice für weltliche Familienfeiern<br />

Fon 0511-167691-63<br />

n Junge Humanisten Hannover<br />

Landeskoordination JugendFEIER<br />

Fon 0511–18561<br />

www.juhus-hannover.de<br />

info@junge-humanisten.de<br />

n Humanistisches Sozialwerk<br />

Norddeutschland GmbH<br />

Otto Brenner Str.20-22, 30159 Hannover<br />

Haus Humanitas, Fon 0511-167691-61<br />

humanistischer verband bremen<br />

Ursel Leitzow, Prager Str. 41, 28211 Bremen<br />

Fon 0421-243 96 35 bremen@humanisten.de<br />

Ortsgemeinschaften und verbände<br />

freie humanisten<br />

Grünenplan-delligsen<br />

c/o Bodo Hage,<br />

Hinter den Höfen 16, 31073 Delligsen<br />

Fon + Fax: 05187-24 86<br />

Mobil: 0160-950 28 139<br />

gruenenplan@humanisten.de<br />

hv emden<br />

Ortsverband Emden<br />

An der Sporthalle 1, 26759 Hinte<br />

Fon: 04925 8725, 0176-96603435<br />

emden@humanisten.de<br />

hvn Ortsverband hannover<br />

Otto-Brenner-Str. 22, 30159 Hannover<br />

Fon 0511-1 61 4012, Fax 16 76 91 78<br />

hannover@humanisten.de<br />

hv Oldenburg<br />

c/o Grünberger Str. 7, 26127 Oldenburg<br />

Fon 0441-882943 oldenburg@humanisten.de<br />

humanistischer verband Osnabrück<br />

osnabrueck@humanisten.de<br />

www.osnabrueck.humanisten.de<br />

humanistischer verband Wesermarsch<br />

Postfach 1125, 26926 Elsfleth<br />

Fon 04401-695817 wesermarsch@<br />

humanisten.de<br />

NoRDRHEIN-WESTFALEN<br />

hvd nordrhein-Westfalen K.d.ö.r.<br />

Landesgeschäftsstelle<br />

Küpferstr. 1, 44135 Dortmund<br />

Fon 0231-52 72 48, Fax 57 20 72<br />

mail@hvd-nrw.de<br />

www.hvd-nrw.de<br />

Ortsgruppen in vielen Städten!<br />

Tel. erfragen!<br />

n Humanitas-Verlag<br />

www.humanitas-verlag.de<br />

n Junge HumanistInnen NRW<br />

Fon 0231-5 86 15 70<br />

hvd bergisches Land<br />

Chlodwigstr. 28<br />

42119 Wuppertal-Elberfeld<br />

Fon 0202-46 04 555<br />

hvd bielefeld<br />

Fon 0521-9824762<br />

hvd-bielefeld@web.de<br />

hvd duisburg<br />

Fon 0203-29 82 440<br />

RHEINLAND-PFALz<br />

Fon 0173-3436714<br />

hvd-rlp@email.de, www.hvd-rlp.de<br />

SAcHSEN<br />

hvd sachsen<br />

Großenhainer Straße 88<br />

01127 Dresden, Fon 0351-2198100<br />

Ronny.Winkler@hvd-sachsen.de<br />

THÜRINGEN<br />

HVD Thüringen<br />

HVD Thüringen<br />

c/o Siegfried R. Krebs<br />

Weg zum Sportplatz 18, 99438 Legefeld<br />

fon 03643 900744, www.hvd-thueringen.de<br />

info@hvd-thueringen.de<br />

SAcHSEN-ANHALT<br />

humanisten sachsen-anhalt<br />

c/o Junge Humanisten Magdeburg e.V.<br />

39128 Magdeburg<br />

Johannes-R.-Becher-Straße 57<br />

Fon 0391-2515938, Fax 2516338<br />

humanisten.sachsen-anhalt@<br />

juhu-magdeburg.de<br />

humanistischer regionalverb.<br />

halle-saalkreis e.v.<br />

Bürgerhaus „alternativE“<br />

Gustav-Bachmann-Straße 33<br />

06130 Halle<br />

Fon 0345-1 31 94 73<br />

Fax 0345-1 31 94 75<br />

buergerhaus-halle@freenet.de<br />

n Frauen Kommunikationszentrum<br />

n Offener Kinder- und Jugendtreff<br />

n Trauerberatung, Patienten verfügungen, Fon<br />

0345-2023168<br />

n Begegnungsstätte<br />

Fon 0345-12 26 90 22<br />

n Schuldnerberatung<br />

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Hilde Domin<br />

Wie wenig nütze ich bin<br />

Wie wenig nütze ich bin,<br />

ich hebe den Finger und hinterlasse<br />

nicht den kleinsten Strich<br />

in der Luft.<br />

Die Zeit verwischt mein Gesicht,<br />

sie hat schon begonnen.<br />

Hinter meinen Schritten im Staub<br />

wäscht der Regen die Straße blank<br />

wie eine Hausfrau.<br />

Ich war hier.<br />

Ich gehe vorüber<br />

ohne Spur.<br />

Die Ulmen am Weg<br />

winken mir zu wie ich komme,<br />

grün blau goldener Gruß,<br />

und vergessen mich,<br />

eh ich vorbei bin.<br />

Ich gehe vorüber -<br />

aber ich lasse vielleicht<br />

den kleinen Ton meiner Stimme,<br />

mein Lachen und meine Tränen<br />

und auch den Gruß der Bäume im Abend<br />

auf einem Stückchen Papier.<br />

Und im Vorbeigehn,<br />

ganz absichtslos,<br />

zünde ich die ein oder andere<br />

Laterne an<br />

in den Herzen am Wegrand.<br />

Die Lyrikerin Hilde Domin, Tochter eines jüdischen Rechtsanwalts, wurde am 27. Juli 1909 in Köln geboren. Gemeinsam mit ihrem Mann Erwin<br />

Palm emigrierte sie nach einem Auslandsstudium in Rom zunächst nach Großbritannien, ging dann aber 1940 in die Dominikanische Republik<br />

ins Exil. Nach ihrer Rückkehr nach Deutschland 1954 veröffentlichte sie erste Gedichte unter dem Pseudonym Domin – sie hatte sich nach dem<br />

Namen ihrer Insel benannt, wo sie ihr Dichterleben begann. Sie starb 2006 in Heidelberg.


<strong>Humanistischer</strong> <strong>Verband</strong> <strong>Deutschlands</strong>, Wallstraße 61-65, D-10179 Berlin<br />

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selbst denken – Gemeinsam leben<br />

Humanistinnen und Humanisten gestalten ihr Leben<br />

selbstbestimmt und verantwortlich, frei von Religion. Es liegt am<br />

Menschen selbst, ethische und moralische Entscheidungen zu<br />

treffen. Diese Freiheit haben wir den Gedanken der Aufklärung<br />

zu verdanken, in deren Tradition der Humanistische <strong>Verband</strong><br />

<strong>Deutschlands</strong> steht.<br />

Als Humanistinnen und Humanisten stehen wir zu unserer<br />

Verantwortung für die Menschen, das Leben und die Natur.<br />

Über die Grenzen von Sprachen und Kulturen hinweg setzen<br />

wir auf den friedlichen Austausch von Ideen und Erfahrungen.<br />

Dabei achten und respektieren wir alle weltanschaulichen und<br />

religiösen Lebensauffassungen. Toleranz hat jedoch dort Grenzen,<br />

wo Menschenrechte missachtet und Positionen der Intoleranz<br />

vertreten werden.<br />

Wir arbeiten eng mit unseren Partnerverbänden in der ganzen<br />

Welt zusammen, die wie wir der Internationalen Humanistischen<br />

und Ethischen Union (IHEU) angehören.<br />

Der Humanistische <strong>Verband</strong> <strong>Deutschlands</strong> ist eine<br />

überparteiliche, demokratische Organisation, die sich in allen<br />

Bereichen des gesellschaftlichen und politischen Lebens engagiert,<br />

in denen weltanschauliche Fragen berührt sind. Humanistinnen<br />

und Humanisten beziehen Stellung in den ethischen Debatten<br />

unserer Zeit.<br />

Der Humanistische <strong>Verband</strong> <strong>Deutschlands</strong> organisiert Kulturund<br />

Bildungsangebote und bietet soziale Unterstützung und<br />

humanistische Beratung für Menschen in allen individuellen<br />

Lebenslagen. Wir richten weltliche Namens-, Jugend-, Hochzeitsund<br />

Trauerfeiern aus. In Berlin ist der Humanistische <strong>Verband</strong><br />

Träger des Schulfaches Lebenskunde und bundesweit von<br />

vielen Kindertagestätten. Besonders gefragt ist das Angebot der<br />

Patientenverfügung. Die „Jungen HumanistInnen“ unterstützen<br />

Kinder und Jugendliche auf dem Weg zu einem selbstbestimmten<br />

Leben. Bundesweit werden zirka 250.000 Menschen pro Jahr<br />

durch die Dienstleistungen des <strong>Verband</strong>es erreicht.

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