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faktor_2020_04_Web

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www.mehralseinmagazin.de 16. Jahrgang Winter <strong>2020</strong>/21 8 Euro<br />

› MEHR ALS EIN MAGAZIN<br />

› DAS ENTSCHEIDER-MAGAZIN FÜR DIE REGION GÖTTINGEN<br />

Roter Faden<br />

Ramona Weiß-<strong>Web</strong>er schreibt die 285-jährige Verlagsgeschichte bei Vandenhoeck & Ruprecht erfolgreich fort.


Unsere Steuerberaterinnen stehen für Frauenpower<br />

Das beste Mittel gegen Standardlösungen sind viele verschiedene<br />

Sichtweisen. Und die größten Erfolge für unsere Mandanten erzielen<br />

wir oft, wenn wir in gemischten Teams aus Frauen und Männern arbeiten.<br />

Deshalb verfolgt Quattek & Partner das Ziel, mehr Frauen in<br />

verantwortliche Positionen zu bringen.<br />

Dass wir uns dafür als Unternehmen verändern und weiterentwickeln<br />

müssen, liegt auf der Hand. Homeoffice und zahlreiche Teilzeitmodelle<br />

sind heute schon Standard.<br />

Wir arbeiten daran, das Selbstverständliche zu ermöglichen. So gehört<br />

es bei Quattek & Partner zur täglichen Praxis, Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern die gleichen Chancen zu bieten. Nicht um eine Quote<br />

zu erfüllen. Sondern um Potenziale auszuschöpfen. Und im Ergebnis<br />

noch besser zu werden.<br />

Jürgen Hollstein Dipl.-Kfm.<br />

Steuerberater<br />

Roland Haever Dipl.-Kfm.<br />

Wirtschaftsprüfer · Steuerberater<br />

Fritz Güntzler Dipl.-Kfm.<br />

Wirtschaftsprüfer · Steuerberater<br />

Johann-Karl Vietor Dipl.-Kfm.<br />

Steuerberater<br />

Thorsten Kumpe Dipl.-Kfm.<br />

Wirtschaftsprüfer · Steuerberater<br />

Miriam Engel Dipl.-Kffr.<br />

Steuerberaterin<br />

Lutz Becker<br />

Rechtsanwalt<br />

Jan Förster<br />

Steuerberater<br />

In Kooperation mit<br />

Quattek & Partner Steuerberatungsgesellschaft mbB · Nikolausberger Weg 49 · 37073 Göttingen · Tel. (05 51) 49 70 1-0 · www.quattek.de


editorial<br />

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FOTO COVER: ALCIRO THEODORO DA SILVA / FOTO EDITORIAL: LUKA GORJUP<br />

Das Jahr <strong>2020</strong> liegt hinter uns, und zunehmend werden wir von allen<br />

Seiten mit sogenannten Jahresrückblicken bombardiert, die die bewegendsten<br />

Momente der vergangenen zwölf Monate zusammenfassen. Eine Tradition, die<br />

man dieses Mal vielleicht infrage stellen könnte? Ein Jahr, von Corona überschattet –<br />

und es sind doch die guten Ereignisse, an die wir uns erinnern möchten ...<br />

Aber war wirklich alles schlecht?<br />

Viel wichtiger als das, was von außen herangetragen wird, ist häufig, eine innere<br />

Inventur zu machen. Und ein bewusst positiver Rückblick hilft uns dabei. Auch<br />

wenn Sie vielleicht den Eindruck haben, dass <strong>2020</strong> das Schlechte überwog: Es<br />

lohnt sich immer, genauer hinzusehen. Wir neigen dazu, negative Erlebnisse stärker<br />

zu gewichten als das, was uns glücklich gemacht hat. Dabei sind es oft die kleinen<br />

Dinge, die wirklich zählen – und vor allem Menschen. Sind wir in diesem Jahr<br />

nicht alle ein wenig zusammengerückt? Familie, Freunde und auch Arbeitskollegen<br />

wurden auf einmal wieder mehr wertgeschätzt – und bescherten uns so viele<br />

glückliche Augenblicke!<br />

Und sicher haben Sie auch Erfolge feiern können, ob kleine oder große. Die<br />

harte Arbeit, die in ein Projekt gesteckt wurde. Ein Ziel, dass wir vielleicht noch<br />

nicht ganz erreicht, aber gute Fortschritte auf dem Weg dorthin gemacht haben.<br />

Es hilft für einen positiven Ausklang, wenn wir unsere Leistungen würdigen.<br />

Für all das sollten wir dankbar sein! Denn Wissenschaftler belegen, dass eine<br />

dankbare Haltung sich auf die Lebenszufriedenheit und das allgemeine Wohlbefinden<br />

auswirken kann. Und geteiltes Glück zählt bekanntlich doppelt: Die Menschen,<br />

die Ihnen im Leben besonders wichtig sind, freuen sich sicher, wenn Sie ihnen für<br />

die Unterstützung danken und so einen schönen Moment schenken!<br />

Sicherlich gab es – wie in jedem Jahr – auch ein paar Dinge, die nicht so gut<br />

liefen. Egal, ob es dabei um Corona, den Job oder das Privatleben geht: Es ist<br />

wichtig, deswegen traurig zu sein. Aber dann heißt es: Krönchen richten, und<br />

mutig nach vorne schauen.<br />

Ein positiver Jahresrückblick gibt uns nicht nur ein besseres Gefühl für die<br />

Vergangenheit, er ermöglicht uns einen optimistischen Ausblick auf alles, was<br />

da kommen mag. Meine persönliche Prämisse für diesen Ausklang lautet daher:<br />

„Plane Schönes, und du wirst Schönes erleben!“ Ich freue mich auf 2021, ein<br />

neues Jahr mit vielen wunderbaren <strong>faktor</strong>-Ausgaben – und auf ein neues Jahr<br />

mit Ihnen!<br />

Ihre Elena Schrader<br />

Chefredakteurin<br />

schrader@<strong>faktor</strong>-magazin.de<br />

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4 |<strong>2020</strong> 3


inhalt<br />

mensch<br />

service<br />

3 Editorial<br />

8 Momentaufnahmen<br />

14 Aktuelles<br />

145 Impressum<br />

unternehmen<br />

16 Die Buchmacherin<br />

Geschäftsführerin Ramona Weiß-<br />

<strong>Web</strong>er schreibt die Erfolgsgeschichte<br />

bei Vandenhoeck & Ruprecht fort<br />

28 Schöne Aussicht<br />

Im Fokus: Wirtschaftsstandort<br />

Osterode<br />

42 Zukunft neu denken<br />

EBR und die neuen Projekte<br />

in Göttingen<br />

wissen<br />

50 Zusammen wachsen<br />

Das Leinetaler Waldprojekt pflanzt<br />

nachhaltig Bäume<br />

62 Zunehmende Strahlkraft<br />

Der 18. Innovationspreis des<br />

Landkreises Göttingen<br />

66 Durchstarten in Corona-Zeiten<br />

Ambitionierte Gründer beim Lift-<br />

Off-Wettbewerb der Uni Göttingen<br />

4 4 |<strong>2020</strong><br />

72 Der Ideenbeweger<br />

PFH-Professor Bernd Vollmer<br />

feiert zehn Jahre Zentrum für<br />

Entrepreneurship<br />

76 In neuen Meeren fischen<br />

Start-up züchtet Garnelen<br />

im Weserbergland<br />

86 Frischer Wind<br />

Der neue Geschäftsführer der<br />

WRG im Interview<br />

leben<br />

94 I can't repeat myself<br />

Jim Dine und sein Werk im<br />

Göttinger Kunstquartier<br />

106 Es lebe die ,Tote Oma‘<br />

Zu Gast bei Sternekoch<br />

Robin Pietsch im Harz<br />

146 Komisch, is' aber so<br />

Comic von Hagen<br />

SPEZIAL:<br />

Top-Arbeitgeber der Region<br />

Göttingen <strong>2020</strong>/2021<br />

116 Trendbeschleuniger Corona-Krise<br />

Die neue Lage auf dem<br />

Arbeitsmarkt<br />

120 Eine Extra-Meile gehen<br />

New-Work-Ansätze im<br />

Unternehmen festigen<br />

122 Hilfreicher Druck<br />

Das Topas-Label und wer es verdient<br />

126 Vorgestellt<br />

Top-Arbeitgeber präsentieren sich<br />

86 Erfolgsgeschichte<br />

Vom Praktikanten zum Chef. Marc<br />

Diederich ist neuer Geschäftsführer<br />

der WRG Wirtschaftsförderung<br />

Region Göttingen.<br />

50 Leinetaler Waldprojekt<br />

Hohe Ziele. Autohaus-Inhaber<br />

Steve Wery und Forstberater Haro<br />

Heintze suchen gemeinsam nach<br />

zukunftsfähigen Lösungen.


16 Buchmacherin Ramona Weiß-<strong>Web</strong>er lebt die Tradition<br />

„Autoren und Kunden müssen unsere<br />

Leidenschaft fürs Verlegen spüren!“<br />

FOTOS: ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

28 Positive Perspektive<br />

Wirtschaftsregion im Check. In Osterode am Harz zeichnet sich eine Trendwende ab –<br />

insbesondere im touristischen Bereich.<br />

94 Künstler und Poet Jim Dine<br />

„Das, was ich<br />

schon immer war<br />

und sein wollte, ist:<br />

Künstler sein. Solange<br />

ich zurückdenken<br />

kann – since I was<br />

a little boy.“<br />

4 |<strong>2020</strong> 5


EINLADUNG ZUM GUTEN LEBEN – DIE DESIGN-EINRICHTER IN HANNOVER<br />

Zuhause ist der Ort, der einem Sicherheit, Geborgenheit und<br />

Wohlbefinden gibt. Um ihn zu erschaffen braucht es aber auch<br />

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Bedürfnisse anpassen und die besten Produkte mit der schöns-<br />

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Gestalter und Einrichter täglich in die Praxis umsetzen. Hier werden<br />

Lebensräume geschaffen, die Menschen ein inspirierendes<br />

und positives Umfeld bieten. Ob für Wohnräume oder Büros,<br />

Praxen oder Kanzleien – eine klare Formensprache, Liebe zum<br />

Detail sowie Perfektion in der Umsetzung sind dabei der<br />

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momentaufnahmen<br />

Momentaufnahmen<br />

<strong>faktor</strong> lässt besondere Ereignisse in der Region mit ausgewählten Impressionen Revue passieren.<br />

FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

Abriss-Kunst<br />

Eine Hausfassade, acht Gesichter und stundenlange<br />

Arbeit – das ist das Ergebnis eines Kunstprojektes<br />

des australischen Illustrators und Wahl-Göttingers<br />

Dylan Sara. Und das, obwohl das Haus nur wenige<br />

Monate nach der aufwendigen Aktion im Rahmen einer<br />

Kompletterneuerung des Ebertalviertels in Göttingen<br />

abgerissen wurde. Bis dahin zierten die großformatigen<br />

Porträts von aktuellen und ehemaligen Bewohnern die<br />

Hausfassade. Diese ‚Abriss-Kunst‘ zielte darauf ab, mit<br />

den Bewohnern des Ebertals ins Gespräch zu kommen:<br />

Kennen sie die porträtierten Personen überhaupt? Was<br />

bedeutet das Zusammenleben im Viertel eigentlich?<br />

Und wie geht man mit dem Verlust am Gewohnten<br />

um? Überwiegt die Spannung auf das Neue?<br />

8 4 |<strong>2020</strong>


momentaufnahmen<br />

4 |<strong>2020</strong> 9


momentaufnahmen<br />

10 4 |<strong>2020</strong>


momentaufnahmen<br />

Literaturherbst ON AIR<br />

Der Göttinger Literaturherbst zieht <strong>2020</strong> trotz Corona eine positive Bilanz: Über 6.400 Besucher<br />

konnten die rund 60 Veranstaltungen Ende Oktober live und persönlich vor Ort erleben. Darüber<br />

hinaus verfolgten etwa 3.000 weitere Zuschauer das Festival erstmals auch im Internet – und das weit<br />

über Deutschlands Grenzen hinaus. In der Schweiz, Österreich, Frankreich, Schweden und sogar<br />

Paraguay wurde das facettenreiche On-Air-Angebot genutzt. Politisch wurde es zum Beispiel in der<br />

Buchvorstellung ‚Sprache und Sein‘ mit Kübra Gümüşay (Foto). Die 32-Jährige Autorin stellte die Frage,<br />

wie die Sprache unser Denken und unsere Politik prägen, und plädierte für eine Lösung ohne Stereotype.<br />

4 |<strong>2020</strong> 11


momentaufnahmen<br />

12 4 |<strong>2020</strong>


momentaufnahmen<br />

Exklusiver Auftakt<br />

Neben zahlreichen großen Namen wie Anna<br />

Thalbach, Navid Kermani, Robert Seethaler,<br />

Benno Fürmann oder Elke Heidenreich war<br />

auch die Fotografin Herlinde Koelbl zu Gast<br />

beim diesjährigen Literaturherbst. Gemeinsam<br />

mit Verleger Gerhard Steidl inszenierte sie zum<br />

Auftakt der Veranstaltungsreihe eine exklusive<br />

Ausstellung in der Göttinger Pauliner kirche mit<br />

Werken aus ihrem aktuellen Bild- und Interviewband<br />

über renommierte Naturwissenschaftler<br />

und Nobelpreisträger.<br />

4 |<strong>2020</strong> 13


aktuelles<br />

Netzwerken<br />

<strong>faktor</strong>-Mittagsclub –<br />

online und persönlich<br />

FOTO: ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

Nach einigen Monaten coronabedingter Zwangspause fand<br />

im August schließlich wieder der erste <strong>faktor</strong>-Mittagsclub<br />

live und persönlich im Restaurant amavi statt zum Thema<br />

‚Umgang mit dem Homeoffice‘. Die lebhafte Diskussion<br />

zeigte: Der Wunsch nach etwas Normalität war groß.<br />

Und so fand man sich auch im September wieder zusammen.<br />

Zu Gast war das Team von symbiofoods (Foto), das sein<br />

Projekt FungiFresh vorstellte – eine nachhaltige Zucht von<br />

Edelpilzen und Insekten für die Nahrungsmittelproduktion.<br />

Mit dieser Idee belegten die Gründer den ersten Platz beim<br />

Lift-Off-Gründungswettbewerb der Uni Göttingen in der Kategorie ‚Gründungspotenzial‘.<br />

Im Oktober ging es mit dem Team von Lomavis weiter, Gewinner des Göttinger Innovationspreises<br />

(siehe ab Seite 62). Hier sprach Hendrik Schneider über seine innovative Onlinemarketing-Plattform<br />

mit KI- Technologie.<br />

Aufgrund des erneuten Lockdowns im November fand der nächste Mittagsclub dann<br />

wieder als Online-Veranstaltung statt. Die Teilnehmer bekamen ihr Essen vom amavi geliefert<br />

und konnten einem spannenden Impulsvortrag von Lukas Campen vom ZE Zentrum für<br />

Entrepreneur ship zum Thema Crowdfunding folgen.<br />

Gesundheit<br />

Zeigt her eure Füße<br />

Unsere Füße sind wahre Wunderwerke, und doch<br />

wird ihnen viel zu selten die nötige Aufmerksamkeit geschenkt –<br />

aber nicht bei uns! Welchen Einfluss hat der Fuß auf den Rest des<br />

Körpers? Was hilft gegen kalte Füße? Und wie können wir sie vor<br />

Schmerzen bewahren? All das erfahren Sie in unserer neuesten<br />

Aus gabe von <strong>faktor</strong>Gesundheit!<br />

Außerdem feiern wir ,10 Jahre Gesundheitsregion Göttingen‘ und<br />

widmen dem Netzwerk in dem Heft einen eigenen Schwerpunkt.<br />

Möchten Sie ein Exemplar? Dann einfach eine Mail an:<br />

redaktion@<strong>faktor</strong>-magazin.de<br />

Oder klicken Sie online rein, unter:<br />

www.<strong>faktor</strong>-magazin.de/gesundheit-fuer-entscheider<br />

Lesenswert<br />

Demnächst im Portfolio:<br />

das <strong>faktor</strong>Buch<br />

15 Jahre <strong>faktor</strong> – das sind 60 Ausgaben voller spannender<br />

Unternehmen, Menschen und Ideen aus Südniedersachsen.<br />

Anlässlich dieses Jubiläums und der Vielzahl an Geschichten<br />

gibt <strong>faktor</strong>-Herausgeber Marco Böhme 2021 nun das erste<br />

<strong>faktor</strong>Buch heraus – mit ausgewählten Entscheiderinnen<br />

und Entscheidern aus der Region. Darin werden die ganz<br />

persönlichen, aber auch die Firmen-Erfolgsgeschichten<br />

neu und zeitlos erzählt. Hochwertig eingefasst wird das<br />

Projekt mit Fotografien vom ‚brasilianischen Auge‘<br />

Alciro Theodoro da Silva und mit Texten von der<br />

preisgekrönten <strong>faktor</strong>-Autorin Anja Danisewitsch.<br />

14 4 |<strong>2020</strong>


aktuelles<br />

Uni und Azubi sind da!<br />

Eines ist klar: Die Corona-Pandemie hat auch vor den Schülern und<br />

Studierenden nicht Halt gemacht. Viele junge Menschen stürzte das Virus<br />

in ihre ganz eigene persönliche Krise. Daher beschäftigen wir uns im<br />

aktuellen <strong>faktor</strong>UNI dieses Mal mit dem Thema Selbstfindung und<br />

sprachen dazu mit Coach und Autor Isa Ulubaev.<br />

Und auch im <strong>faktor</strong>AZUBI haben wir uns an die aktuelle Situation<br />

angepasst und uns – neben den klassischen Azubiporträts –<br />

mit den Themen Online-Bewerbung und virtuelles<br />

Vorstellungsgespräch beschäftigt.<br />

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Mehr als ein Magazin<br />

Ran an den Job<br />

Die 12 Schritte zum erfolgreichen<br />

Berufseinstieg S. 16<br />

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Dein gutes Recht<br />

Von A wie Abmahnung bis<br />

Z wie Zeugnissprache S. 58<br />

www.mehralseinmagazin.de 7. Jahrgang Heft 11 <strong>2020</strong> 3 Euro<br />

Willkommen im Knast!<br />

Vorgestellt: Azub in der JVA<br />

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Ausbildungsplätze<br />

Hörenswert<br />

Chefredakteurin spricht für den guten Zweck<br />

Im November ist die dritte Hörspielfassung der Kinderbuchreihe ,Die Göttinger Sieben:<br />

Das Zelt im Moor‘ nach einer Romanvorlage von Tobias Schrader erschienen – erneut<br />

mit jugendlichen Sprecherinnen und Sprechern aus der Region in den Hauptrollen des<br />

Detektivklubs. Wer sich eine CD im Handel besorgt – zum Beispiel in der Göttinger<br />

Tourist-Information –, hat nicht nur ein Weihnachtsgeschenk mehr in der Tasche, er tut<br />

auch Gutes!<br />

Denn den gesamten Erlös aus dem Verkauf spendet das Label Saphir Hörkids an das<br />

geplante Kinder- und Jugendhospiz Sternenlichter in Göttingen-Grone. „Wir freuen uns<br />

sehr, dass der Aufbau des Kinder- und Jugendhospizes Sternenlichter unterstützt wird,<br />

und bedanken uns herzlich bei allen, die dies möglich gemacht haben“, sagt Nicole Zimmer,<br />

Oberin der DRK-Schwesternschaft Georgia-Augusta, die die Einrichtung später betreiben<br />

wird. Im Altdorf von Grone entsteht auf ca. 1.600 Quadratmetern ein Zentrum für lebensverkürzt<br />

erkrankte Kinder und deren Familien – ganz unter dem Motto ,Lebensbegleitung<br />

statt Sterbebegleitung‘. „Es ist uns allen eine Herzensangelegenheit, dieses wertvolle<br />

Projekt tatkräftig voranzubringen“, erklärt Produzent Sven Schreivogel.<br />

Neben Schauspieler und TV-Moderator Klaus Krückemeyer als Friseur und Heinz-<br />

Erhardt-Imitator Patrick L. Schmitz stand dieses Mal übrigens auch <strong>faktor</strong>-Chefredakteurin<br />

Elena Schrader für den guten Zweck vorm Mikro. Sie spricht die Lehrerin Frau Ferdinand<br />

(genannt ,Pferdchen‘) und ist im wahren Leben die Cousine des Autors.<br />

4 |<strong>2020</strong> 15


unternehmen<br />

Die Buchmacherin<br />

Ramona Weiß-<strong>Web</strong>er bringt als neue Geschäftsführerin frischen Wind in die alten<br />

Gemäuer bei Vandenhoeck & Ruprecht. Wie schon die erste Frau im Verlag vor 270 Jahren, die<br />

Witwe des Gründers Anna Vandenhoeck, schreibt sie die Erfolgsgeschichte des Unternehmens fort.<br />

16 4 |<strong>2020</strong><br />

TEXT STEFAN LIEBIG FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA


unternehmen<br />

4 |<strong>2020</strong> 17


unternehmen<br />

18 4 |<strong>2020</strong>


unternehmen<br />

WLESEZEIT: 8 MINUTEN<br />

enn Ramona Weiß-<strong>Web</strong>er ihren noch relativ neuen<br />

Arbeitsplatz in der Theaterstraße 13 betritt, strahlen ihr<br />

an der Fassade täglich große goldene Lettern entgegen:<br />

Vandenhoeck & Ruprecht. Die Arbeit in der historischen<br />

Verlagsvilla ist für sie ein besonderes Erlebnis. Kein<br />

Wunder, denn seit ihrer Kindheit ist sie der Bücherwelt<br />

verfallen: Aufgewachsen im 34.000 Einwohner zählenden<br />

Radebeul nahe Dresden, waren Bücher für die<br />

heran wachsende DDR-Bürgerin der Inbegriff von Freiheit.<br />

„Sehr oft ging ich in den Buchladen an der Ecke<br />

und holte mir mein kleines Stück der großen Welt dort<br />

ab“, erzählt die heute 56-Jährige und erinnert sich an<br />

ihre damals – dank der „Überraschungstüten“ ihres<br />

Buchhändlers – stetig wachsende Bibliothek. Bücher waren<br />

für sie damit seit frühester Jugend wesentlich. So ist<br />

es nur folgerichtig, dass Weiß-<strong>Web</strong>er Jahre später in der<br />

Buchwelt Karriere macht.<br />

ALS TOCHTER EINES BRAUEREIINHABERS – in der<br />

DDR gleichbedeutend mit der Brandmarkung als Kapitalist<br />

– war es der belesenen Schülerin versagt, das gewünschte<br />

geisteswissenschaftliche Studium aufzunehmen.<br />

Stattdessen diplomierte sie an der Leipziger Universität<br />

als Drucktechnikerin, in der DDR-Terminologie ,Polygraphin‘<br />

genannt. Eine Qualifikation, die ihr 2016 einmal<br />

mehr dienlich war, als sie die Geschäftsführung der<br />

Göttinger Druckerei Hubert & Co. übernahm.<br />

Seit einem Vierteljahr leitet Ramona Weiß-<strong>Web</strong>er nun<br />

die Geschäfte von Vandenhoeck & Ruprecht. Sie ist für<br />

die Bereiche Lektorat, Marketing und Herstellung verantwortlich,<br />

Co-Geschäftsführer Steffen Bohne trägt die<br />

kaufmännische Verantwortung. Sie bekleidet diesen Posten<br />

zusätzlich zur Geschäftsführung der ebenfalls zur Unternehmensgruppe<br />

gehörenden Druckerei Hubert & Co.,<br />

die den wesentlichen Teil der Bücher des Verlags druckt.<br />

Die beiden Unternehmen sind in ihren Abläufen eng miteinander<br />

verzahnt.<br />

„Mit Hubert & Co. verbindet uns ein über Jahrzehnte<br />

gewachsenes, tiefes Miteinander“, erzählt Weiß-<strong>Web</strong>er.<br />

Dass beide Firmen in Göttingen ansässig sind und sich<br />

so gut kennen, ist für die Geschäftsführerin ein Vorteil.<br />

In Doppelfunktion für Verlag und Druckerei tätig zu<br />

sein, lässt sie erkennen, welche Produktion wo am besten<br />

aufgehoben ist. „Bei Hubert & Co. haben wir die<br />

Zeichen der Zeit erkannt und in Digitaldrucktechnik investiert<br />

– denn die Auflagen werden immer kleiner bei<br />

gleichbleibendem Qualitätsanspruch an die Ausstattung<br />

von Büchern.“ Dafür wurde der zuletzt weniger nachgefragte<br />

Offsetdruck aufgegeben, der nun mit einem<br />

Kooperationspartner umgesetzt wird.<br />

WEIß-WEBER ÜBERNIMMT DAS RUDER in stürmischen<br />

Zeiten. Denn natürlich kommt man auch in einem Verlagshaus<br />

nicht um das allgegenwärtige Thema der Corona-Krise<br />

herum. Der wissenschaftliche Verlag, der seit<br />

4 |<strong>2020</strong> 19


unternehmen<br />

» Auch wir als wissenschaftlicher Verlag befinden<br />

uns in einem andauernden Wandel. Ständig<br />

ändert sich das ,Miteinander der Medien‘.<br />

Das kann jeder leicht an seiner eigenen<br />

Mediennutzung nachvollziehen. «<br />

seiner Gründung vor 285 Jahren eng mit der<br />

benachbarten und im selben Jahr entstandenen<br />

Georg-August-Universität verbunden ist, spürt die Auswirkungen.<br />

Während allerdings Unternehmen anderer<br />

Branchen um ihre Existenz fürchten, blickt man bei Vandenhoeck<br />

& Ruprecht auf eine positive Entwicklung.<br />

Durch die coronabedingten Veränderungen, wie die umfassende<br />

Umstellung auf onlinebasierte Lehrwerke und<br />

digitale Verfügbarkeit von Bibliotheken, erhielten die<br />

digitalen Produkte und die eLibrary des Verlags verstärkte<br />

Aufmerksamkeit.<br />

Weiß-<strong>Web</strong>er sieht ihre Aufgabe dabei vor allem darin,<br />

Synergien zu erkennen und zu nutzen. Seit ihrem Einstieg<br />

in das Unternehmen erlebt sie im Detail, wie die Arbeitsbereiche<br />

der gut 80 Mitarbeiter der Verlagsgruppe ineinandergreifen.<br />

„Diese Einblicke nutze ich, um einen standort-<br />

und bereichsübergreifenden, systematischen Austausch<br />

zu fördern“, sagt die überzeugte Netzwerkerin.<br />

Eine auf Empathie setzende Strategie, die Ramona<br />

Weiß-<strong>Web</strong>er genauso nach außen vertritt. So freut sie<br />

sich, wenn es gelegentlich zu informellem, kollegialem<br />

Gedankenaustausch mit anderen Göttinger Verlegerinnen<br />

und Verlegern kommt. Auf der Basis dieser wertvollen<br />

internen und externen Erkenntnisgewinne will die neue<br />

Geschäftsführerin das bewährte Verlagsprogramm umsichtig<br />

weiterentwickeln, um weiterhin mit an der Spitze<br />

des sich rasant verändernden Markts zu stehen.<br />

WÄHREND IN DER WIRTSCHAFT alle vom Digitalisierungsbedarf<br />

sprechen, praktizieren die Verlage bereits<br />

seit Jahren einen tief greifenden Digitalisierungsprozess.<br />

„Auch wir als wissenschaftlicher Verlag befinden uns in<br />

einem andauernden Wandel. Ständig ändert sich das<br />

,Miteinander der Medien‘. Das kann jeder leicht an seiner<br />

eigenen Mediennutzung nachvollziehen“, sagt die<br />

Branchenexpertin und hat dabei ein ganz persönliches<br />

Beispiel im Sinn: Denn wenn sie sich selbst einmal die<br />

Zeit zum Lesen nimmt, dann liest sie meist „auf Vorrat“<br />

für ihre Enkelin vor. Dann lebt sie das von ihr propagierte<br />

,Miteinander der Medien‘, indem sie ein analoges Buch<br />

zur Hand nimmt und den vorgelesenen Text für die<br />

Toniebox (ein für Kinder konzipiertes Tonabspielgerät)<br />

ihrer in Dublin lebenden Enkelin aufzeichnet. Die Vierjährige<br />

kann dann beim Zubettgehen den Geschichten<br />

lauschen, die ihre Oma in Deutschland für sie vorgelesen<br />

hat, und dabei einschlummern. Auf diese Weise geht der<br />

Tag einem angenehmen Ende entgegen, für Klein und<br />

Groß, digital und analog, vor Ort und in der Ferne.<br />

DAS ZUSAMMENSPIEL der verschiedenen Medien<br />

bestimmt den Arbeitsalltag von Weiß-<strong>Web</strong>er ganz besonders.<br />

Bei diesem Modernisierungsprozess spielen vor<br />

allem die Autoren eine wichtige Rolle: Auch sie müssen<br />

auf die Weiterentwicklung der digitalen Angebote und<br />

die sich stetig ändernden Anforderungen der Mediennutzer<br />

reagieren, um eine zeitgemäße, technologisch und<br />

wirtschaftlich sinnvolle Umsetzung ihrer Werke zu<br />

ermöglichen. Durch die Fokussierung auf anspruchsvolle<br />

Wissenschafts- und Fachliteratur und die digitale Verfügbarkeit<br />

aller Titel kann der Verlag stets relevante neueste<br />

Erkenntnisse publizieren, unabhängig von den sich<br />

ändernden medialen Präferenzen der Leser. Das gilt für<br />

alle geisteswissenschaftlichen Disziplinen gleichermaßen,<br />

ob Psychologie und Psychotherapie, Theologie, Geschichte,<br />

Pädagogik und Fortbildung oder Genderforschung.<br />

Was den Umgang mit tief greifenden Veränderungen<br />

betrifft, ob medial, kulturell oder gesellschaftlich, ist das<br />

Verlagshaus Vandenhoeck & Ruprecht ohnehin sprichwörtlich<br />

mit allen Wassern gewaschen. Seit der Gründung<br />

im Jahr 1735, als Bach, Händel und Vivaldi unvergessliche<br />

Meisterwerke der Musik schufen, hat der Göttinger<br />

Traditionsverlag viele Neuerungen, besondere Momente,<br />

schwere Zeiten und neue Aufbrüche erlebt.<br />

20 4 |<strong>2020</strong>


unternehmen<br />

Hier kommt noch e<br />

Auf allen Ebenen Bei Ramona Weiß-<strong>Web</strong>er kann man die Leidenschaft für das Verlegen spüren – ob analog oder digital.<br />

DABEI LEGT VANDENHOECK & RUPRECHT seit inzwischen<br />

sieben Generationen auf seine Rolle als unabhängiges<br />

Familienunternehmen stets großen Wert – und das<br />

ist in einer Branche, die zunehmend auf die Konzentration<br />

in Medienkonzernen setzt und Masse statt Klasse<br />

verlangt, nicht einfach. Ein wichtiger Anker für diese<br />

Identifikation ist das stadtbildprägende Verlagshaus in<br />

der Theaterstraße.<br />

„Häufig entsteht in diesem geschichtsträchtigen Haus<br />

eine jahrzehntelange Partnerschaft zwischen Verlag und<br />

Autor“, berichtet Ramona Weiß-<strong>Web</strong>er. Denn als sie in<br />

ihrer sächsischen Heimat mit einem früheren Nachbarn<br />

über ihre neue berufliche Herausforderung sprach, erzählte<br />

dieser, dass seine eigene Dissertation bei Vandenhoeck<br />

& Ruprecht verlegt wurde. „Er geriet über die intensive<br />

persönliche Betreuung durch die Verlagsmitarbeiter<br />

geradezu ins Schwärmen“, schildert Weiß-<strong>Web</strong>er<br />

diesen für sie ebenso überraschenden wie erfreulichen<br />

Gesprächsverlauf. „Denn genau so müssen wir doch arbeiten:<br />

Autoren und Kunden müssen unsere Leidenschaft<br />

fürs Verlegen spüren!“ So freut sie sich über den<br />

immer noch bestehenden Kontakt zwischen ihrem Verlag<br />

und ihrem ehemaligen Nachbarn und insbesondere<br />

darüber, dass dies kein Einzelfall im Hause Vandenhoeck<br />

& Ruprecht ist.<br />

ZUR PERSON<br />

Ramona Weiß-<strong>Web</strong>er (Jahrgang 1964) übernahm im<br />

September <strong>2020</strong> die operative Geschäftsführung der<br />

Vandenhoeck & Ruprecht-Verlage. Sie ist für die Bereiche<br />

Lektorat, Marketing und Herstellung bei Vandenhoeck &<br />

Ruprecht in Göttingen sowie beim Böhlau Verlag in Köln<br />

verantwortlich. Sie bleibt darüber hinaus Geschäftsführerin<br />

der Druckerei Hubert & Co., die ebenfalls zur Unternehmensgruppe<br />

in Besitz der Gesellschafterfamilie<br />

Ruprecht gehört. Damit teilen sich Ramona Weiß-<strong>Web</strong>er<br />

und Steffen Bohne die Führung in beiden Unternehmen.<br />

Die Mutter eines erwachsenen Sohnes absolvierte ein<br />

Ingenieurstudium an der Hochschule Leipzig im Fach<br />

Drucktechnik bzw. Polygraphie. Nach dem Studium war<br />

sie im technischen Bereich mehrerer Verlage tätig.<br />

2016 zog sie nach Göttingen, um die Geschäftsführung<br />

bei Hubert & Co. zu übernehmen.<br />

www.vandenhoeck-ruprecht-verlage.com<br />

4 |<strong>2020</strong> 21


unternehmen<br />

IN EBEN SOLCHEN GESCHICHTEN erlebt Ramona<br />

Weiß-<strong>Web</strong>er, wie ihre Philosophie zur Realität wird.<br />

Während sie bei Vandenhoeck & Ruprecht am Beginn<br />

einer neuen und herausfordernden Aufgabe steht, betont<br />

sie die Werte, die mit der Geschichte des Verlags verbunden<br />

sind. „Der historische Wahlspruch ,bona fide!‘ als<br />

Ausdruck des Vertrauens ins Gute ist für mich im selben<br />

Maße eine Verpflichtung, wie die, das Traditionshaus<br />

stets am Puls der Zeit orientiert weiterzuentwickeln“, so<br />

die Geschäftsführerin, die allein im Jahr <strong>2020</strong> rund 550<br />

neue Titel ins Programm aufnahm. 12.000 Titel sind<br />

übrigens insgesamt lieferbar, die meisten auch in einer<br />

E-Variante.<br />

Bei der Vielfalt der Aufgaben ist frei verfügbare Zeit<br />

für Weiß-<strong>Web</strong>er eine Seltenheit. „Ich betrachte mich<br />

auch nach über vier Jahren nach wie vor als Neugöttingerin“,<br />

erzählt sie. „Daher ist es für mich und meinen<br />

Lebensgefährten immer eine große Freude, Land und<br />

Leute mit dem Rad zu erkunden.“ Besonders in der Zeit<br />

des ersten Corona-Lockdowns habe sie beispielsweise<br />

das wunderbare Weserbergland kennengelernt. „Die unvergleichliche<br />

Umgebung und Schönheit der Natur gibt<br />

mir die Kraft, die ich für den Alltag brauche.“ Und in der<br />

kalten Jahreszeit genießt Weiß-<strong>Web</strong>er es, dann und wann<br />

in einem Buch zu schmökern – zum Beispiel von ihrer<br />

Lieblingsautorin Zeruya Shalev – und sich dabei ein gutes<br />

Glas Wein zu gönnen.<br />

AUCH WENN ES BEDEUTET, auf Hobbys weitgehend zu<br />

verzichten, so schließt sich für manche Menschen mit der<br />

Leidenschaft für den Beruf ein logischer, erfüllender<br />

Kreislauf des Lebens. Mit der Übernahme der Geschäftsführung<br />

des Verlags schließen sich für Ramona Weiß-<br />

<strong>Web</strong>er gleich mehrere Kreise: Mit ihrer aus der technischen<br />

Ausbildung stammenden analytischen und prozessorientierten<br />

Herangehensweise hält sie den Verlag mit ihrer<br />

vernetzenden und menschlichen Art auf einem erfolgsorientierten<br />

Zukunftskurs, der „auch künftig den wissenschaftlichen<br />

Diskurs prägen soll“.<br />

Wer Ramona Weiß-<strong>Web</strong>er kennenlernt, der merkt an<br />

ihrer zugewandten, authentischen und lebendigen Art<br />

sehr schnell, dass hier zusammenkommt, was zusammengehört:<br />

die Leidenschaft eines Menschen für die seit fast<br />

drei Jahrhunderten bestehende Begeisterung, wertvolles<br />

Wissen zu verbreiten. ƒ<br />

Aktuelle Buchtipps<br />

aus dem Vandenhoeck & Ruprecht Verlag<br />

von Ramona Weiß-<strong>Web</strong>er<br />

Gerald Hüther<br />

Wege aus der Angst. Über die Kunst, die<br />

Unvorhersehbarkeit des Lebens anzunehmen<br />

20 Euro<br />

Veronika Settele<br />

Revolution im Stall. Landwirtschaftliche<br />

Tierhaltung in Deutschland 1945 – 1990<br />

65 Euro<br />

Sonja Stummerer und Martin Hablesreiter<br />

Putzen – eine Kulturtechnik<br />

35 Euro<br />

22 4 |<strong>2020</strong>


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„Vertrauen und Qualität<br />

sind für uns zentrale Begriffe“<br />

Zügig, geradlinig, schlank und auf den Punkt: die Anwaltskanzlei SBZW<br />

Vertrauen und Qualität bestimmen die<br />

Auffassung und Arbeitsweise der Anwaltskanzlei<br />

SBZW, wobei das ganze<br />

Privat recht abgedeckt wird, insbesondere<br />

auch das Handels- und Gesellschaftsrecht<br />

und dabei alle Fragestellungen rund um die<br />

Familie und Unternehmen einschließlich Erbrecht.<br />

Damit verbundene steuerrechtliche<br />

Fragen jedoch nicht direkt. Dafür pflegt die<br />

Kanzlei seit Jahrzehnten verlässliche Kooperationen<br />

mit verschiedenen renommierten<br />

Steuerberatern und Wirtschaftsprüfern. Es<br />

soll bei diesen beiden sehr unterschiedlichen<br />

Disziplinen eine Unabhängigkeit der beratenden<br />

Büros geben. Alles unter einem Dach bis<br />

hin zu einem Notariat ist am Ende manchmal<br />

doch zu eng.<br />

Gängige Themen ihrer Mandanten sind etwa<br />

Erbrechtsfragen, testamentarische Belange,<br />

Unternehmensnachfolgen, das Gesellschafts -<br />

recht, alle Grundstücksgeschäfte einschließlich<br />

Baurecht sowie Eheverträge und Scheidungsfolgenvereinbarungen.<br />

Natürlich kommen in<br />

der Zeit der Pandemie auch viele Fragen zu<br />

Vorsorgevollmachten auf den Tisch.<br />

VIELE ANDERE SCHWERPUNKTE werden<br />

von den dafür besonders spezialisierten Kolleginnen<br />

und Kollegen in der Kanzlei abgedeckt,<br />

etwa in den Bereichen des Arbeits-, Familienoder<br />

Medizinrechts. „Die klassischen Hausanwälte<br />

halt: Wenn wir einen Rat geben, dann<br />

in der Regel von der Wiege bis zur Bahre“,<br />

erklärt Michael Zilian, Notar bei SBZW. „Viele<br />

Mandatsverhältnisse dauern schon Jahrzehnte<br />

an, und wir sehen die nächste Generation immer<br />

schon mit in den Beratungsgesprächen.“<br />

Das helfe besonders auch bei der Streitvermeidung<br />

in einer Unternehmensnachfolge.<br />

„Dabei legen wir Wert darauf, die Konzepte<br />

zu den Fragestellungen zügig, geradlinig,<br />

schlank und auf den Punkt zu bringen. Wir


PROFIL<br />

ANZEIGE<br />

FOTO: ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

Stehen mit Rat und Tat zur Seite: die Rechtsexperten Michael Zilian (l.) und Michael Tibbe von SBZW<br />

bewahren eine kritische Distanz zu eingefahrenen<br />

Wegen, die allzu häufig der Grund für<br />

Abrieb sind“, so Zilian weiter. „Der Blick über<br />

den Tellerrand aus unserer jahrzehntelangen<br />

beruflichen Erfahrung und der darauf gewachsenen<br />

lebensnahen Beurteilung von Sachverhalten<br />

ist unsere Aufgabe.“<br />

RECHTSANWALT MICHAEL TIBBE leistet<br />

aufgrund seiner seit 1978 gewachsenen Erfahrung<br />

als Notar in erster Linie Zuarbeit im<br />

Notariat Zilian, ist Ansprechpartner für ihn<br />

und die Notariatsmitarbeiterinnen und letztlich<br />

zuständig für so etwas wie ,Qualitätsmanagement‘.<br />

Die Möglichkeit der Umsetzung von Vertrauen<br />

und Qualität hat Michael Tibbe zu<br />

SBZW gebracht. Nach dem Erreichen der Altersgrenze<br />

für Notare wollte der Anwalt nicht<br />

ganz aufhören zu praktizieren. Durch einen<br />

Zufall kam er mit SBZW-Anwalt Hasso Werk<br />

in Kontakt, die Chemie stimmte, und so wechselte<br />

Tibbe mitsamt seiner Notariatsmitarbeiterinnen<br />

zu SBZW. Für beide Parteien war das<br />

auch menschlich eine Win-win-Situation, die<br />

sich gut in die Kanzleigeschichte einfügte.<br />

„Die gesamte Kanzlei hat sich seit Jahrzehnten<br />

mit mehreren Wechseln in den Anwaltsgenerationen<br />

stetig entwickelt, sodass wir<br />

seit einigen Jahren aus Platzgründen in den<br />

Arkaden am Gericht in der Berliner Straße<br />

tätig sind“, so Zilian. Hier gebe es mehr<br />

Weitläufigkeit, mehr Raum für konzentriertes<br />

Arbeiten und große Besprechungsräume, die<br />

gerade in der Pandemiezeit ein optimales Hygienekonzept<br />

gewährleisten. Auch die Nähe<br />

zum Gericht und die unmittelbare Nähe zum<br />

Hauptbahnhof machen sich bemerkbar. „Viele<br />

Mandanten nutzen unsere Räume auch für interne<br />

Besprechungen und holen dazu aus ganz<br />

Deutschland ihre Gesprächspartner zu uns,<br />

was wir gern ermöglichen“, sagt der Notar.<br />

dr. Bodenburg<br />

Zilian<br />

Werk<br />

R echtsanw alts- und Notarkanzlei in Göttingen<br />

KONTAKT<br />

SBZW Rechtsanwaltskanzlei und Notariat<br />

Dr. Reinhard Bodenburg (Notar),<br />

Michael Zilian (Notar), Hasso Werk<br />

Berliner Straße 10<br />

37073 Göttingen<br />

Tel. 0551 497070<br />

info@sbzw.de<br />

www.sbzw.de


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20 Jahre<br />

20<br />

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Als unabhängiger branchenübergreifender Verband in Südniedersachsen<br />

und im Harz vereinen wir aktiv Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung und Politik.<br />

Erfahrungsaustausch, Wissenstransfer und gemeinsames Handeln<br />

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den wirtschaftlichen Erfolg und stärken die Region.<br />

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PROFIL<br />

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FOTOS: OBERMANN LOGOSTIK GMBH<br />

Schüleraustausch 2019 vor Ort in Kaolack<br />

Engagieren sich für die Elhadj Diouf Foundation(EDF):<br />

Lars Obermann (l.) und Klaus Becker<br />

Kulturbrücke vom Harz zum Senegal<br />

Obermann stellt Lagerflächen für die Elhadj Diouf Foundation (EDF).<br />

Eine Kulturbrücke zwischen der Jugend<br />

in Deutschland und dem Senegal bauen<br />

– dieses Ziel verfolgt die Elhadj<br />

Diouf Foundation (EDF) mit Projekten in<br />

den Bereichen Bildung, Medizin, Ernährung,<br />

Sport und Musik. Die Stiftung geht auf die<br />

Freundschaft von Elhadj Diouf aus Kaolack<br />

und Tobias Rusteberg aus Osterode zurück,<br />

die 2012 als Lehrer im Rahmen eines Schulprojekts<br />

zusammenfanden. Doch das ist nicht<br />

die einzige Verbindung, die die EDF zum Harz<br />

hat. Als Elhadj Diouf Anfang 2018 durch einen<br />

tragischen Unfall ums Leben kam, fand<br />

Tobias Rusteberg in Klaus Becker – bis 2019<br />

Bürgermeister in Osterode – einen Stiftungsratsvorsitzenden,<br />

der sich in hohem Maße für<br />

die Projekte engagiert.<br />

Perspektiven aufzeigen<br />

Neben Becker hat unter anderem auch die<br />

Obermann Unternehmensgruppe aus Osterode<br />

einen engeren Bezug zur Stiftung: „Durch<br />

einen Schüleraustausch mit Kaolack ist unsere<br />

Familie sehr persönlich mit dem Senegal<br />

verbunden und daher auch mit der EDF.<br />

Wir finden es toll, wie dank der Stiftung gerade<br />

jungen Menschen vor Ort Perspektiven<br />

aufgezeigt werden“, erklärt Lars Obermann,<br />

geschäftsführender Gesellschafter. Er unterstützt<br />

die Stiftung mit seinem Unternehmen<br />

nicht nur durch finanzielle Spenden. Als einer<br />

der größten Logistik- und Speditionsdienstleiter<br />

in der Region stellt die Unternehmensgruppe<br />

auch kostenlose Lagerflächen für verschiedenste<br />

Güter zur Verfügung, bevor sie in<br />

Containern nach Westafrika verschifft werden.<br />

Beachtliche Entwicklung<br />

„Wir freuen uns, dass wir auch mit unseren<br />

Dienstleistungen helfen können. Wenn man<br />

bedenkt, dass alles einmal mit einem Schulprojekt<br />

begonnen hat und daraus eine so<br />

große Stiftung gewachsen ist, die mittlerweile<br />

auch von zahlreichen Prominenten unterstützt<br />

wird – da kann man nur den Hut vor<br />

ziehen!“, so Lars Obermann. Vor dem Hintergrund<br />

der eigenen Unternehmensgeschichte<br />

weiß er selbst am besten, was es heißt, klein<br />

anzufangen. Vor mehr als 125 Jahren wurde<br />

das Unternehmen von Fritz Obermann als<br />

Fuhrgeschäft in Wieda im Landkreis Osterode<br />

gegründet. Heute unterhält Obermann<br />

Standorte in Osterode, Gittelde, Northeim<br />

und Nordhausen, ist mit Logistik, Spedition<br />

und Nutzfahrzeugen auf drei Geschäftsfelder<br />

spezialisiert und wickelt allein in Deutschland<br />

täglich weit über 160 Transporte ab.<br />

Corona-Prämie und Ausblick 2021<br />

Auch an der diesjährigen Stiftungsgala des<br />

EDF, die am 6. Dezember aufgrund der Corona-<br />

Pandemie erstmals nur als Livestream statt-<br />

fand, hat sich Obermann beteiligt. Die Firma<br />

sei in diesem Jahr verhältnismäßig gut durch<br />

die Pandemie gekommen, erzählt Lars Obermann.<br />

„Da war es für uns nicht nur selbstverständlich,<br />

im Rahmen der Gala zu spenden,<br />

sondern uns auch bei unseren Mitarbeitern<br />

für ihren Einsatz mit einer Corona-Prämie zu<br />

bedanken.“<br />

Für 2021 sind die Weichen ebenfalls bereits<br />

gestellt – auf Wachstum und Innovation: „Da<br />

sich unsere Flotte in diesem Jahr besonders<br />

im Bereich der Spezialverkehre sehr gut entwickelt<br />

hat, werden wir diesen Bereich weiter<br />

ausbauen. Darüber hinaus stehen die weitere<br />

Digitalisierung unserer Prozesse sowie der<br />

Bau einer neuen Logistikhalle auf der Agenda.“<br />

KONTAKT<br />

Obermann Logistik GmbH<br />

Tel. 05522 860760<br />

www.obermann.de<br />

www.facebook.com/obermann.<br />

unternehmensgruppe<br />

www.instagram.com/obermann.<br />

unternehmensgruppe


unternehmen<br />

Schöne Aussicht<br />

Osterode am Harz hat als Wirtschaftsregion seit langer Zeit mit Vorurteilen<br />

zu kämpfen. Die Gegenwart allerdings bietet positive Perspektiven.<br />

In der traditionsreichen Stadt zeichnet sich eine Trendwende ab –<br />

und das insbesondere im touristischen Bereich.<br />

TEXT SVEN GRÜNEWALD FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

28 4 | <strong>2020</strong>


unternehmen<br />

4 |<strong>2020</strong> 29


unternehmen<br />

Ecken entdecken Bei einem Bummel durch Osterode lassen sich viele schöne Seiten der Fachwerkstadt und spannende Sehenswürdigkeiten<br />

aus ihrer über 800-jährigen Geschichte erkunden – wie das historische Alte Rathaus (o.) oder die Holzfigur am Museum im Ritterhaus (u. l.).<br />

30 4 | <strong>2020</strong>


unternehmen<br />

LESEZEIT: 9 MINUTEN<br />

Altbackener Harz, demografischer Vorsprung,<br />

das Altenheim Niedersachsens, strukturschwaches<br />

ehemaliges Zonenrandgebiet –<br />

das waren lange die Vorurteile, mit denen<br />

sich Osterode am Harz herumschlagen<br />

musste. Martin Rudolph, Leiter der Geschäftsstelle<br />

der IHK Hannover in Göttingen,<br />

erinnert sich aber noch gut an eine Zeit<br />

davor: „Als ich 1988 zur IHK kam, war der<br />

Landkreis Osterode der industriestärkste<br />

Landkreis in ganz Niedersachsen. Das ist er<br />

heute zwar nicht mehr, aber von der Stärke<br />

ist noch immer etwas zu spüren.“ Das machen ein paar Zahlen deutlich: Mit<br />

ihren gut 20.000 Einwohnern ist Osterode ein kleines Mittelzentrum, doch<br />

laut Daten der IHK stammten 2018 von den 15 größten Industriebetrieben<br />

im fusionierten Landkreis Göttingen allein vier aus der Stadt Osterode, betrachtet<br />

man den ganzen Altkreis Osterode sind es sogar sieben.<br />

MIT DEM MEKOM-REGIONALMANAGEMENT gibt es zudem ein starkes Industrienetzwerk,<br />

das <strong>2020</strong> bereits seinen 20. Geburtstag feierte und die lange<br />

Tradition der Standortstärke widerspiegelt. Die Mekom (siehe Kasten) verweist<br />

dazu auch auf den hohen Anteil der Einpendler in den Altkreis Osterode.<br />

Das zeige, dass der Altkreis einen erheblichen Beitrag dazu liefere, Fachkräfte<br />

in die Region zu ziehen.<br />

Vorurteile sind hartnäckig, und so braucht es einen langen Atem, wenn<br />

sich ein Image ändern soll. Osterode ist auf einem guten Weg, denn mehrere<br />

Entwicklungen zeigen, dass sich in der Stadt und ihrem Umfeld einiges getan<br />

hat. Ganz vorne steht ein Mentalitätswandel, der 2016 durch die Fusion des<br />

Altkreises Osterode am Harz mit dem Landkreis Göttingen begonnen hat.<br />

„Wenn man erst einmal dieses Image eines aussterbenden Landkreises hat,<br />

dann löst das eine Negativspirale aus und es ist schwierig, da wieder herauszukommen“,<br />

sagt Lars Obermann, Mekom-Vorstandsvorsitzender und Geschäftsführer<br />

der Obermann Logistik. „Die Fusion mit Göttingen hat uns<br />

geholfen, diesen Teufelskreis zu durchbrechen.“ Die Region Göttingen gelte<br />

inzwischen als dynamische Wachstumsregion – ein Eindruck, der sich auch<br />

auf Osterode positiv auswirkt.<br />

20 JAHRE MEKOM!<br />

Der Verein Mekom Regionalmanagement Osterode<br />

am Harz e. V. ist ein Netzwerk mit inzwischen<br />

110 Mitgliedern. Allerdings: Seit der Gründung<br />

im Jahre 2000 hat sich einiges verändert.<br />

Der ursprüngliche Zweck der Mekom war es,<br />

den damals neuen Ausbildungsberuf des<br />

Mechatronikers in der Region zu etablieren.<br />

Inzwischen hat sich das Tätigkeitsfeld gewandelt.<br />

Ganz vorne steht die Fachkräftegewinnung.<br />

Hier unterstützt die Mekom ihre Unternehmen<br />

beim Kontakt zu potenziellen Auszubildenden<br />

sowie Fachkräften und stellt die Region positiv<br />

nach außen als interessante Arbeitsregion dar.<br />

Auch die Mitgliedsstruktur hat sich stark gewandelt<br />

und ist landesgrenzenübergreifend: Nicht<br />

mehr nur aus der Industrie, sondern auch aus den<br />

Bereichen Handwerk, Dienstleistungen oder Politik<br />

stammen inzwischen die Mitglieder und dies von<br />

Goslar bis Nordhausen und Göttingen, mit einem<br />

Schwerpunkt jedoch im Altkreis Osterode.<br />

4 |<strong>2020</strong> 31


unternehmen<br />

Fundstück Ausgrabungen ergaben, das sich in der Nähe der heutigen St. Jacobi Schlosskirche einst der wohl älteste Markt in Osterode befand.<br />

EINE EINSCHÄTZUNG, die auf breite Zustimmung in<br />

Politik und Wirtschaft stößt. Zentrale Dienstleistungen<br />

sowie die Wirtschaftsförderung des Landkreises sind<br />

immer noch vor Ort, eine Abwanderung von Verwaltungsstellen<br />

ins Zentrum nach Göttingen beobachtet<br />

Osterodes Bürgermeister Jens Augat auch nicht, die<br />

regio nale Kooperationsbereitschaft habe spürbar zugenommen,<br />

die alten Nummernschilder sind weiter in<br />

Verwendung. Die Kreisfusion hat sich bewährt, und sie<br />

ist ein Geschäft auf Gegenseitigkeit, so sieht man es in<br />

Osterode. Denn die eigene Industriestärke komme<br />

schließlich auch dem Image des neuen Landkreises zugute,<br />

da Göttingen bislang nicht gerade als starker Industriestandort<br />

bekannt war.<br />

„Auch die Göttinger haben Osterode inzwischen mehr<br />

auf dem Schirm“, so Rudolph. „Wenn wir hier Veranstaltungen<br />

anbieten, nehmen daran heute auch viele<br />

Göttinger teil.“ Und noch aus einer ganz anderen Richtung<br />

kommt die Bestätigung, dass der Harz in Göttingen<br />

präsenter geworden ist: aus dem Tourismus. Während<br />

der Harz vor der Fusion ganze 40 Kilometer Luftlinie<br />

weit weg war, ist er nach der Fusion nur noch eine rund<br />

40-Kilometer-Spritztour nah dran, so der Eindruck von<br />

Carola Schmidt, Geschäftsführerin des Harzer Tourismusverbands.<br />

„Wir sehen das in Osterode, aber auch<br />

etwa in Bad Lauterberg oder Bad Sachsa: Der Harz wird<br />

von den Göttingern seit der Fusion anders wahrgenommen.<br />

Man merkt, wie schnell man da ist.“ Siehe hierzu<br />

auch die Kästen ,Ausflugstipps in und um Osterode‘.<br />

UND NOCH EIN KLEINER, aber bemerkenswerter Trend<br />

wird in Osterode seit ein bis zwei Jahren registriert: der<br />

Zuzug junger Familien. Im Zeitraum von Januar bis September<br />

<strong>2020</strong> war die Bevölkerungszahl zwar immer noch<br />

leicht rückläufig, aber wenn man genauer hinschaut, werde<br />

die Trendwende erkennbar, so Bürgermeister Jens<br />

Augat. Der Bevölkerungsverlust resultiert daher, dass es<br />

mehr Todesfälle als Geburten gibt, aber es gibt inzwischen<br />

auch deutlich mehr Zuzug als Wegzüge. „Wir sehen<br />

das in vielen Bereichen – bei der Nachfrage nach<br />

32 4 | <strong>2020</strong>


unternehmen<br />

» Wir sehen das in Osterode, aber<br />

auch etwa in Bad Lauterberg oder<br />

Bad Sachsa: Der Harz wird von<br />

den Göttingern seit der Fusion<br />

anders wahrgenommen. Man<br />

merkt, wie schnell man da ist. «<br />

CAROLA SCHMIDT<br />

Bauland, Wohnraum und Kinderbetreuung.“ In der<br />

Kinderbetreuung könne man den Bedarf nicht mehr<br />

decken, daher sind gerade eine neue Kita und eine Erweiterung<br />

im Bau. „Ich selbst bin der typische Fall“, so Augat.<br />

„In Osterode aufgewachsen, zum Studium weggegangen,<br />

dort ge arbeitet und vor allem wegen der Familie wieder<br />

zurückgekehrt.“ Der Bürgermeister schätzt, dass aus<br />

seinem Abiturjahrgang wieder ein Viertel der Absolventen<br />

in Osterode sind. „Das war früher undenkbar.“<br />

Dass es sich in Osterode ganz gut und zudem naturnah<br />

leben lässt und auch die Immobilienpreise erschwinglicher<br />

sind als in den Zentren, wird als einer der<br />

wichtigen Standort<strong>faktor</strong>en wahrgenommen, wenn es<br />

um die Mitarbeitergewinnung geht. Und auch infrastrukturell<br />

ist Osterode nicht weitab vom Schuss. Über<br />

die Bundesstraßen lassen sich die A 38 und die A 7 gut<br />

und schnell erreichen. Dass die Lage gut ist, zeigen auch<br />

die Nachfragen nach Gewerbeflächen. „Wir erhalten<br />

immer mehr Anfragen“, sagt Augat. „Größere Anfragen<br />

können wir schon nicht mehr bedienen, aber wir sind<br />

dabei, neue Gewerbegebiete zu erschließen.“<br />

EINZIG BEIM THEMA INTERNETVERBINDUNG gibt es<br />

Lücken. Nach Auskunft der WRG Wirtschaftsförderung<br />

Region Göttingen liegt im Altkreis Osterode die Anschlussrate<br />

mit Glasfaser bei rund 85 Prozent. In der<br />

Stadt Osterode funktioniert das Netz prinzipiell gut, die<br />

covidbedingte Umstellung auf Homeoffice klappte in<br />

der Unternehmenslandschaft weitgehend, doch bei näherem<br />

Hinsehen zeigen sich die Probleme. „Wenn große<br />

Datenmengen von unseren Konstruktionsbereichen abgerufen<br />

werden, legen wir fast einen Teil der anderen<br />

Firmenbereiche lahm“, erklärt Sven Vogt, Geschäftsführer<br />

der KKT Frölich mit rund 240 Mitarbeitern. Ähnliche<br />

Schwierigkeiten gibt es bei Videokonferenzen: „Wenn<br />

zehn Personen über wesentliche Konstruktionsdaten und<br />

Maschinenauslegungen sprechen, haben wir nur noch<br />

AUSFLUGSTIPPS IN UND UM OSTERODE<br />

Persönliche Tipps von Bürgermeister Jens Augat<br />

Turm der St.-Aegidien-Marktkirche (Foto Seite 28)<br />

Nach dem großen Stadtbrand 1545 wurde die aus dem<br />

Mittelalter stammende Stadtkirche wiedererrichtet. Der<br />

holzgeschnitzte Taufständer von 1589, die Kassettendecke<br />

sowie der im Barockstil gehaltene Altar und die Grabplatten<br />

der letzten Herzöge von Grubenhagen verdienen besondere<br />

Beachtung. Außerhalb von Coronazeiten gehört die<br />

St.-Aegidien-Kirche zu den ,verlässlich geöffneten Kirchen‘.<br />

Sösetalsperre (Foto Seite 36)<br />

Ein beliebtes Ausflugsziel vor allem für Wanderer und<br />

Motorradfahrer ist die Sösetalsperre. Sie ist eine der Trinkwassertalsperren<br />

im Harz und liefert ihr Wasser bis nach<br />

Bremen. Neben der Trinkwassergewinnung übernimmt sie<br />

wichtige Aufgaben für den Hochwasserschutz in der Region,<br />

die Aufhöhung von Niedrigwasser in Trockenzeiten<br />

und eine umweltfreundliche Energieerzeugung.<br />

Auf einem Rundweg von ca. 10 km lässt sie sich – mit<br />

gutem Schuhwerk – zu Fuß umrunden. Nach ca. 2,5 km<br />

von der Staumauer aus entfernt befindet sich ein Kletterfelsen<br />

mit einem Schwierigkeitsgrad von 5 bis 7.<br />

Bäckerei und Konditorei sowie Café Dornemann<br />

Die Bäckerei und Konditorei Dornemann ist mehrfach<br />

ausgezeichnet, gehört zu den ,Besten in Deutschland‘<br />

und trägt auch das ,Typisch HARZ‘-Siegel. Ob frische Brötchen<br />

und Croissants zum Frühstück, reichhaltige Snacks<br />

für unterwegs, köstliche Naschwerke, Kaffeespezialitäten<br />

im gemütlichen Café oder leckeres Natursauerteigbrot: Mit<br />

einer Vielzahl von Produkten bietet die Familie Dornemann<br />

ein breites Sortiment an fein abgestimmten regionalen<br />

Spezialitäten. Seit 1869 werden hier beste Rohstoffe<br />

auf traditionelle handwerkliche Weise verarbeitet.<br />

Wanderung am Wasserregal<br />

Nach der gut 9 km langen Wanderung ,Rund um Buntenbock‘<br />

entlang der Gräben des Oberharzer Wasserregals<br />

und diverser Teiche kann man noch schön in Buntenbock<br />

in der Harzer Speisekammer einkehren und dort regionale<br />

Spezialitäten genießen.<br />

Vogelstation<br />

Naturbelassen und idyllisch zeigt sich die Waldvogelstation<br />

mit ihren rund 50 verschiedenen heimischen<br />

Vogelarten. Ein toller Spaß für kleine Kinder sind die<br />

frei laufenden Kaninchen und Hühner sowie ,Moritz‘,<br />

der zahme Uhu. Auf dem neuen Barfußpfad können<br />

unterschiedliche Bodenbeschaffenheiten mit nackten<br />

Füßen wahrgenommen werden. Für Schulkinder bietet<br />

sich die Möglichkeit, ein Natur forscher-Diplom zu<br />

erwerben und somit viele interessante Dinge über<br />

Natur- und Umweltschutz zu erfahren. Geöffnet ist<br />

die Vogelstation von April bis Oktober.<br />

4 |<strong>2020</strong> 33


unternehmen<br />

Persönlicher Tipp von Unternehmer Lars Obermann<br />

Harzer-Hexen-Stieg<br />

Start und Ziel Osterode am Harz: Spannend, anspruchsvoll,<br />

aber ,teuflisch schön‘ verläuft der beliebte Qualitätswanderweg<br />

über rund 94 km von Osterode bis Thale. Hier<br />

präsentieren sich Harzer Geschichte und Gegenwart auf<br />

alten Handelswegen durch den sagenumwobenen<br />

Natur- und Nationalpark Harz – und quer durch drei Bundesländer.<br />

In drei bis sechs Etappen wird er nahezu täglich<br />

von vielen Wanderern belaufen. Er gehört zu den beliebtesten<br />

Wanderwegen Deutschlands.<br />

Weitere Tipps aus der Redaktion<br />

Schräge Sache Das Denkmal für die Eseltreiber in der Fußgängerzone<br />

versetzte Standbilder. Das ist anstrengend, die Diskussion<br />

zieht sich doppelt in die Länge, und das Ergebnis ist nur<br />

bedingt befriedigend.“ Als ebenso problematisch sieht er<br />

die Abdeckung des Mobilfunknetzes. „Wenn wir zu anderen<br />

Standorten oder Partnern fahren und das Ortsschild<br />

Richtung Herzberg verlassen, können wir nicht<br />

mehr mobil telefonieren. Das kann eigentlich nicht sein.“<br />

ÄHNLICHE ERFAHRUNGEN hat auch Detlev Seidel, Geschäftsführer<br />

der Piller Group, gemacht. Die rund 600<br />

Mitarbeiter in der Region verteilen sich auf die Standorte<br />

in Osterode und das etwa 17 Kilometer entfernte<br />

Bilshausen, in dem es immer noch keine Glasfaseranbindung<br />

gibt. In Osterode sei die Situation in Ordnung<br />

„Aber wenn Mitarbeiter aus Bilshausen auf umfangreiche<br />

Konstruktionsdaten auf den Servern in Osterode<br />

zugreifen müssen, dann können die erstmal eine halbe<br />

Stunde Mittag machen, bis alles da ist“, sagt Seidel.<br />

Auch abgebrochene Videoverbindungen gehörten zum<br />

Tagesgeschäft. Von einem real existierenden Effizienzproblem<br />

spricht der Geschäftsführer.<br />

Zu schätzen weiß dieser jedoch die Nähe zu den<br />

Hochschulstandorten in Clausthal-Zellerfeld, Hannover,<br />

Braunschweig, Göttingen und Nordhausen – sowohl<br />

was Kooperationsprojekte angeht als auch die Gewinnung<br />

von potenziellen Mitarbeitern. „Die Kontakte zu<br />

den Hochschulen nehmen zu, das merken wir seit der<br />

Gründung des Südniedersachsen Innovationscampus<br />

deutlich.“<br />

34 4 | <strong>2020</strong><br />

Eseltreiberdenkmal (Foto links)<br />

Dieses bemerkenswerte Denkmal gehört zu Osterodes<br />

Wahrzeichen und steht als Zeugnis der Geschichte der<br />

Eseltreiber vor dem ,Alten Rathaus‘. Damals gab es im<br />

Harz nur wenige Straßen, die selten und nur grob gepflastert<br />

waren. Viele Orte waren nur über Feld- und Waldwege<br />

zu erreichen. Daher hatte sich eine Art Eseltreiber-<br />

Gilde gebildet, die den Nahrungsmitteltransport vom<br />

Harzkornmagazin in den Oberharz übernahm. Die sogenannten<br />

Eseltreiber, damals sehr angesehene Kaufleute,<br />

zogen meist mit Karawanen von bis zu zwanzig Eseln in<br />

den Oberharz. Diese Tiere trugen die schweren Säcke sicher<br />

über die damals schlechten, schmalen Wege.<br />

Museum im Ritterhaus (Foto Seite 30)<br />

Das sogenannte Ritterhaus, das seinen Namen der Holzfigur<br />

am Eckständer Rollberg / Untere Neustadt verdankt,<br />

ist schon von außen eine Sehenswürdigkeit. Es wurde<br />

zwischen 1650 und 1660 errichtet und unterscheidet sich<br />

durch sein grafisch vielfältiges Fachwerk sowie sein qualitativ<br />

aufwendiges Schnitzwerk von anderen Bürgerhäusern<br />

aus dieser Zeit. Im Inneren erwarten den Besucher auf drei<br />

Etagen abwechslungsreiche Themen zur Geschichte der<br />

Stadt Osterode am Harz und ihrer Umgebung.<br />

Schlosskirche St. Jacobi (Foto Seite 32)<br />

Schon im 12. Jahrhundert befand sich im Bereich der<br />

heutigen Kirche eine Kapelle, in deren Nähe sich der<br />

älteste Markt von Osterode befunden haben mag. Seit<br />

1233 lässt sich hier ein Nonnenkloster nachweisen, das<br />

nach der Regel der Zisterzienser lebte. Mitte des 16. Jahrhunderts<br />

wurde das Kloster aufgegeben und von Herzog<br />

Ernst III. zum Schloss Osterode umgebaut. Später<br />

residierten hier nur noch der landesherrliche Amtmann<br />

sowie ein Obergericht bzw. das Amtsgericht, das noch<br />

heute den Südflügel des Schlosses nutzt. In den Jahren<br />

1751/1752 wurde die Schlosskirche grundlegend umgebaut<br />

und erhielt ihre heutige Gestalt. Im Inneren sind eine<br />

Moses-Figur aus dem 16. Jahrhundert, ein aus dem<br />

12. Jahrhundert stammender Taufstein, mehrere Epitaphe<br />

sowie der im 17. Jahrhundert unter Verwendung älterer<br />

Altarflügel neu errichtete Altar besonders sehenswert.


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Wasser – marsch! Der malerisch in die Harzer Berge eingebettete Stausee der Sösetalsperre nahe Osterode versorgt heute die Region<br />

um Göttingen sowie das Gebiet um Hannover über zwei Wasserleitungen mit dem kostbaren Nass.<br />

36 4 | <strong>2020</strong>


unternehmen<br />

INSBESONDERE DIE TU CLAUSTHAL ist „unsere Hochschule“,<br />

sagt Lars Obermann. Sie liegt zwar im Landkreis<br />

Goslar, aber die Fahrzeit von Osterode aus ist kürzer<br />

als zu anderen Unis. Die Nähe zur TU hat auch dazu<br />

geführt, dass mehrere ihrer Ausgründungen, die sich normalerweise<br />

rund um die Hochschule ansiedeln, nach<br />

Osterode gegangen sind. Peter Oswald, Technologieberater<br />

im Rahmen des Südniedersachsen Innovationscampus<br />

(SNIC) ist viel in der Region bei Mittelständlern unterwegs.<br />

Ihm fallen gleich mehrere Beispiele dieser hochspezialisierten<br />

Unternehmen ein: PSL Systemtechnik, die<br />

Laborgeräte für Viskositätsmessungen im Bereich Erdölförderung<br />

herstellen, Hesse Instruments, die Erhitzungsmikroskope<br />

zur Untersuchung des Erweichungs- und<br />

Schmelzverhaltens von Materialien produzieren, sowie<br />

Flucon, die Viskositätsmessungen auch außerhalb des<br />

Erdölbereichs anbieten – ähnlich wie Piller oder KKT<br />

Frölich stehen sie für die innovative Industriestärke der<br />

Stadt. „Traditionell war man in Osterode immer zur<br />

TU Clausthal hin orientiert, die anwendungsaffiner ist“,<br />

so Oswald. „Seit sich auch die Göttinger Hochschulen<br />

stärker für Kooperationen geöffnet habe, geht der Blick<br />

aus Osterode nun in beide Richtungen.“<br />

FÜR BÜRGERMEISTER AUGAT ist die Nähe zur<br />

TU Clausthal und zur Universität Göttingen ein ganz<br />

wichtiger Vorteil Osterodes, der allerdings noch einen<br />

kleinen Schönheitsfehler hat. „Mit dem Auto ist man in<br />

zehn Minuten in Clausthal-Zellerfeld. Was allerdings<br />

fehlt, ist eine vernünftige Anbindung mit dem öffentlichen<br />

Nahverkehr.“ Deshalb sei Osterode mit seinem<br />

günstigen Wohnungsmarkt für Clausthaler Studenten<br />

nicht wirklich attraktiv.<br />

Die regionale Anbindung mit Bus und Bahn ist denn<br />

auch eines der größeren Probleme. Eine vernünftige und<br />

direkte Anbindung an Göttingen gibt es nicht. Eine weitere<br />

Baustelle sieht KKT-Geschäftsführer Sven Vogt auch<br />

noch beim Betreuungsangebot für Kinder, insbesondere<br />

die bessere Anpassung an reale Arbeitszeiten. „Uns fehlt<br />

eine wirkliche Ganztagsbetreuung, damit meine ich bis<br />

18 Uhr und das auch freitags.“<br />

Neben diesen Hausaufgaben gibt es aber auch einen<br />

kleinen Lichtblick: den bereits erwähnten Tourismus.<br />

„Die Übernachtungszahlen sind – von einem covidbeding ten<br />

Rückgang abgesehen – stabil“, so Carola Schmidt vom<br />

Harzer Tourismusverband. Klingt zunächst nicht spektakulär,<br />

aber gleichzeitig ist in den letzten zehn Jahren die<br />

Zahl der Beherbergungsbetriebe um ein Drittel zurückgegangen.<br />

4 |<strong>2020</strong> 37


unternehmen<br />

AUCH, DASS SICH DER HARZ als Tourismusdestination<br />

insgesamt sehr positiv entwickelt, bietet gute Aussichten.<br />

Gerade für Wanderer stellt Osterode den Ausgangspunkt<br />

für verschiedene überregionale Routen dar, allen<br />

voran der Harzer-Hexen-Stieg, der sich wachsender<br />

Beliebtheit erfreut. Doch was in Osterode dringend<br />

benötigt wird, sei ein neues großes Hotel, so Schmidt.<br />

Bislang tun sich Investoren damit noch schwer, weil eine<br />

sichtbare Ankerinvestition am Standort fehlt. Andere<br />

Orte im Harz zeigen aber, dass das Prinzip funktioniert:<br />

In Braunlage etwa war die Sanierung der Wurmbergseilbahn<br />

der Startschuss für weitere Investitionen, in Bad<br />

Harzburg war es der Baumwipfelpfad. „Auch Osterode<br />

hat das Potenzial für eine solche Entwicklung“, resümiert<br />

Schmidt. „Nun braucht es einen mutigen Investor,<br />

der die Initialzündung gibt.“ ƒ<br />

Alte Burg<br />

Am nordöstlichen Rand der Altstadt befindet sich auf<br />

einem Bergsporn zwischen den Tälern der Söse und<br />

des Lerbachs die Ruine der ,Alten Burg‘, die eines der<br />

Wahrzeichen der Stadt ist. Das Bauwerk dieser dank<br />

ihrer Lage strategisch bedeutsamen Festungsanlage<br />

wurde im Jahre 1153 erstmals urkundlich erwähnt.<br />

Die im Stil der Romanik aus Gipsmörtel und großen<br />

Geröllsteinen erbaute Burg war ursprünglich etwa<br />

40 x 60 Meter groß. Sie wurde außerdem in einer im<br />

Mittelalter auch im Südharz typischen Fischgräten-<br />

Bauweise errichtet. Der Bergfried zählte mit einer<br />

Höhe von 34 und einem Durchmesser von 14 Metern zu<br />

den größten Burgtürmen in Mitteleuropa.<br />

Die aufwendig renovierten Reste befinden sich heute<br />

inmitten eines weitläufigen Friedhofsareals. Um weitere<br />

Schäden am brüchigen Mauerwerk der Ruine zu<br />

verhindern, ist deren Betreten nicht gestattet, doch<br />

lässt sie sich vom Weg aus gut einsehen. Besonders<br />

eindrucksvoll ist der noch immer rund 20 Meter hohe<br />

Stumpf des Bergfrieds bei Nacht – vor allem, wenn er<br />

mystisch von Scheinwerfern angestrahlt wird und weithin<br />

in der Dunkelheit sichtbar ist.<br />

38 4 | <strong>2020</strong>


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Zeitraum an. Mit Zahlungseingängen gleichen Sie Ihren Kontostand wieder aus. So<br />

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indem Sie Aufträge problemlos vorfinanzieren können. Ihre Liquidität bleibt<br />

gesichert, somit erhalten Sie gleichzeitig Flexibilität beim Einkauf von Waren und<br />

Leistungen. Der Betriebsmittelkredit wird auf Ihre Bedürfnisse individuell angepasst.<br />

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Verbrauchsmaterialien sowie Sicherheitsartikel, um das Virus zu bekämpfen – insbesondere bei dessen<br />

Analyse, der Diagnose und dem persönlichen Schutz.<br />

An unserem Standort in Osterode entwickeln und produzieren ca. 350 Mitarbeiter im Geschäftsbereich<br />

LPD (Laboratory Products Division) Zentrifugen und andere elektromechanische Geräte zur Probenvorbereitung.<br />

Die Produkte beinhalten ein Spektrum unterschiedlicher Technologien und zeichnen sich durch<br />

höchste Qualität aus. Von Osterode aus werden unsere Produkte an unsere Kunden weltweit versendet.


© <strong>2020</strong> Stefano Boeri Architetti


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ZUKUNFT<br />

neu denken<br />

Nachhaltigkeit als strategischer Ansatz für eine<br />

lebenswerte Stadtentwicklung<br />

TEXT CHARLOTTE VOGEL FOTOGRAFIE ROLAND HALBE<br />

LESEZEIT: 6 MINUTEN<br />

Um den Klimavertrag von Paris zu erfüllen,<br />

setzt Deutschland auch auf eine Energiewende<br />

im Immobiliensektor. Doch eine<br />

verbesserte Energieeffizienz in Gebäuden<br />

allein wird nicht ausreichen, um die Ziele<br />

dieser von 195 Vertragsparteien unterzeichneten Klimarahmenkonvention<br />

der Vereinten Nationen zu erreichen.<br />

Vielmehr muss Bauen in Zukunft auf Umweltverträglichkeit,<br />

Ressourcenschutz und Nachhaltigkeit ausgerichtet<br />

werden. Das hat sich die EBR Projektentwicklung<br />

GmbH schon lange zum Handlungsprinzip gemacht.<br />

Der Immobilienentwickler folgt damit dem Leitsatz:<br />

,Die Bedürfnisse der gegenwärtigen Generation<br />

befriedigen, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen<br />

ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können.‘<br />

Sämtliche Projekte der EBR sind auf klar definierte und<br />

messbare ökologische, wirtschaftliche und gesellschaftliche<br />

Kriterien ausgerichtet. Das Unternehmen orientiert<br />

sich unter anderem an den Richtlinien der DGNB, der<br />

Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen, hat aber<br />

darüber hinaus auch eine Inhouse-Expertise im Bereich<br />

Urbane Ökologie.<br />

DAS EBR-TEAM um Geschäftsführer Borzou Rafie Elizei<br />

hat diese Nachhaltigkeitsziele deshalb unmittelbar in die<br />

Unternehmensstrategie eingebettet: So werden neben der<br />

Energieeffizienz auch Kriterien wie Gesamtöko bilanz,<br />

Ressourcennutzung, Akustik, aber auch Luft- und Lichtqualität<br />

in den Räumen schon in der Planungsphase<br />

berücksichtigt. Auch der Verbrauch von Energie und<br />

Ressourcen wird – ausgelegt auf die gesamte Lebensdauer<br />

der Gebäude – bereits bei der Planung minimiert.<br />

Zudem werden die Gebäude vorausschauend konzipiert,<br />

um später einen ressourcenschonenden Betrieb zu ermöglichen.<br />

Eine langfristig angelegte und identitätsstiftende<br />

Baukultur berücksichtigt überdies die Bedürfnisse<br />

und Möglichkeiten der Nutzer und fördert die Vielfalt<br />

der Nutzungen sowie eine soziale Diversität der Bewohner.<br />

Die Verwendung von organischen und gesunden<br />

Baumaterialen und die Zusammenarbeit mit Partnerunternehmen,<br />

die ebenfalls nachhaltig denken und produzieren,<br />

steht für die EBR ohnehin im Fokus.<br />

Wirtschaftlich betrachtet, schaffen sich Investoren und<br />

Eigentümer, die in nachhaltige Gebäude investieren,<br />

mehr als nur ein ruhiges Gewissen. Sie erwerben vor allem<br />

42 4 | <strong>2020</strong>


unternehmen<br />

4 |<strong>2020</strong> 43


unternehmen<br />

Die ‚IQ Lounge‘<br />

ist das jungst fertiggestellte<br />

Bürogebäude<br />

der EBR. Highlights<br />

der kernsanierten<br />

Industriebrache sind<br />

das frisch im Sommer<br />

angepflanzte, umweltfreundliche<br />

Biodiversitätsdach<br />

und der<br />

flexibel anmiet bare<br />

Konferenzraum samt<br />

einladender<br />

Dach terrasse.<br />

zukunftsfähige Immobilien, die langfristig besser vermietbar<br />

sind und eine stabilere und höhere Werthaltigkeit<br />

haben. Denn für Käufer ist bereits jetzt absehbar,<br />

dass sich die energetischen und ökologischen Vorgaben<br />

für den Gebäudebestand in Zukunft deutschlandweit<br />

verschärfen werden. Nachhaltige Immobilien sind deshalb<br />

schon jetzt eine zukunftssicherere Anlage als konventionelle<br />

Gebäude.<br />

Zukunft der Stadt:<br />

Green Building Envelope und Green Spaces<br />

Städte stehen vor der Herausforderung, neben den<br />

CO 2 -senkenden Klimaschutzmaßnahmen auch Maßnahmen<br />

zur Anpassung an die unvermeidlichen Auswirkungen<br />

des Klimawandels zu ergreifen. Diese urbanen Umgebungen<br />

brauchen daher Grün – in den Größen S, M, L<br />

und XL. Gebäudebegrünung (Green Building Envelope)<br />

und Urban Forestry sind dabei zwei zentrale Maßnahmen.<br />

Für die Zukunftsvision einer CO 2 -neutralen, energieeffizienten<br />

Stadt kann Gebäudebegrünung mittels Fotosynthese<br />

einen direkten Beitrag zur CO 2 -Reduktion in<br />

der Stadt beitragen. Indirekt reguliert diese Bauweise<br />

durch die Dämmwirkung und Unterbindung von urbanen<br />

Hitze inseln den Bedarf an Heiz- und Kühlenergie<br />

und reduziert darüber hinaus den Einsatz fossiler Primärenergieträger.<br />

Gebäudebegrünungen wirken sich daher<br />

als ,natürliche Klimaanlagen‘ nicht nur positiv auf das<br />

urbane Klima aus, sondern vor allem auf die Energiereduktion<br />

im Gebäude selbst, wodurch als zusätzlicher<br />

Nebeneffekt noch Energiekosten gespart werden.<br />

Fachkundig geplant gibt die Gebäudebegrünung sowohl<br />

der Tier- und Pflanzenwelt als auch den Menschen<br />

ein Stück Lebensraum zurück, unterstützen bei der Lärmund<br />

Feinstaubreduzierung und steigern das psychische<br />

und physische Wohlbefinden sowie die Lebens- und Aufenthaltsqualität<br />

vor allem in dicht besiedelten Stadtquartieren.<br />

Das EBR-Team arbeitet für die Realisierung dieses innovativen<br />

Projekts mit einem der weltweiten Vorreiter in<br />

diesem Segment, dem Architekturbüro Stefano Boeri<br />

Architetti, an der Konzeption des ersten vertikalen Waldes<br />

in Deutschland. Dabei werden einheimische Bäume und<br />

Büsche als intensive Fassaden- und Dachbegrünung eingesetzt.<br />

Teil dieser Kooperation ist auch das international<br />

agierende Ingenieurbüro ARUP, das unter der Führung<br />

von Rudi Scheuermann, einem weltweit tätigen Spezialist<br />

für das ,Green Building Envelope‘, bereits zahlreiche Projekte<br />

dieser Art erfolgreich umgesetzt hat.<br />

Green Spaces:<br />

Tiny-Urban-Forest-Konzept nach ,Miyawaki‘-Methode<br />

Eine weitere Maßnahme zur Verbesserung des Stadtklimas<br />

und zur Unterstützung der lokalen Flora und<br />

Fauna ist der sogenannte ,Tiny Urban Forest‘. Das Prinzip<br />

des japanischen Botanikers Akira Miyawaki aus den<br />

1970er-Jahren ist einfach: Auf einem Grundstück ab<br />

ca. 60 Quadratmetern wird eine große Auswahl von heimischen<br />

Gehölzen eng gepflanzt, sodass zahlreiche Bäume<br />

und Sträucher symbiotisch mit- und nebeneinander<br />

wachsen können. Das Ergebnis ist ein sich vergleichsweise<br />

schnell ausbreitender, dichter, widerstands fähiger<br />

urbaner Wald, der die heimische Pflanzen- und Tierwelt<br />

ohne aufwendige Pflegemaßnahmen fördert. Im Gegensatz<br />

zu den üblichen Monokulturen oder klassischen<br />

44 4 | <strong>2020</strong>


unternehmen<br />

Gartenbepflanzungen verspricht diese Methode ein<br />

schnelleres Pflanzenwachstum, eine höhere CO 2 -Absorption<br />

sowie eine bessere Geräusch- und Staubreduzierung.<br />

Außerdem resultiert aus diesem Ansatz schnell eine natürliche<br />

und resiliente Pflanzengesellschaft.<br />

Das erste Tiny-Urban-Forest-Projekt wird von der EBR<br />

bereits am Habichtsweg in Göttingen realisiert, wo die<br />

bestehende Vegetation mit 500 Neupflanzungen von Bodendeckern,<br />

Sträuchern und Bäumen und weiteren seltenen<br />

einheimischen Pflanzen erweitert wurde. Diese Maßnahme<br />

soll in Kombination mit einem Umweltlehrpfad und dem<br />

im Frühjahr <strong>2020</strong> von der EBR angestoßenen Projekt<br />

,Habichtsbiene‘ vor allem die Diversität von Insekten und<br />

Vögeln fördern, denen die neue Bepflanzung in Kombination<br />

mit der bisherigen Vegetation Totholz, Nahrung und<br />

Unterschlupf für das ganze Jahr bietet.<br />

Urbane Nachverdichtung und Stadt der kurzen Wege<br />

Der Nachhaltigkeitsgedanke der EBR geht aber noch<br />

über die ökologischen Maßnahmen hinaus. Stadtverdichtung<br />

und die sogenannte Stadt der kurzen Wege<br />

spielen dabei eine bedeutende Rolle.<br />

Auch bei Nachverdichtungen in der Stadt setzt die<br />

EBR ihre nachhaltige Strategie konsequent um. Zuletzt<br />

beispielsweise mit dem Anfang <strong>2020</strong> fertiggestellten<br />

Büro gebäude ,IQ Lounge‘. Die kernsanierte ehemalige<br />

Produktionshalle bietet nun rund 2.500 Quadratmeter<br />

moderne Büro-, Seminar- und Technikfläche. Spürbare<br />

Mehrwerte für die Umwelt und die Gebäudemieter entstehen<br />

durch die extensive Dachbegrünung mit Dachterrasse<br />

und dem flexibel anmietbaren Werkloft, einem voll<br />

ausgestatteten Konferenzraum für Workshops, Seminare<br />

und Events. Der EBR-Ansatz für zukunftsfähige Arbeitsräume<br />

wurde bereits in der Planung durch anpassbare<br />

Grundrisse berücksichtigt. Entstanden sind Arbeitsräume,<br />

die den Auftraggebern sowie Nutzern und Investoren<br />

außergewöhnlich viele Nutzungsmöglichkeiten bieten.<br />

Darüber hinaus wurden die Räume unter den Aspekten<br />

der Gesundheitsförderung sowie der Leistungssteigerung<br />

konzipiert – das macht sich bemerkbar: Die<br />

Zufriedenheit der Mitarbeiter mit dem Arbeitsplatz und<br />

die Bindung an eben diesen steigt. Und auch die Akquise<br />

von hoch qualifizierten neuen Fachkräften gestaltet sich<br />

mit diesen Attributen einfacher.<br />

Auch das im Frühjahr 2021 startende Wohnbauprojekt<br />

Himmelsruh wird in dieser Hinsicht nachhaltig gestaltet.<br />

Auf einem Grundstück, auf dem früher lediglich<br />

ein Einfamilienhaus stand, errichtet die EBR 18 Eigentumswohnungen<br />

im KfW-Effizienzhaus-55-Standard. In<br />

zwei Gebäuden mit einer gemeinsamen Tiefgarage werden<br />

verschiedene Wohnungstypen zur Verfügung stehen.<br />

Wie im Projekt Himmelsruh setzt die EBR in allen<br />

Bauvorhaben auf Nachhaltigkeit – mit dem Ziel, urbane<br />

und umweltbewusste Stadtquartiere als ganzheitliche<br />

Entwicklungen mit gesunden und umweltfreundlichen<br />

Lebensräumen zum Wohnen und Arbeiten zu schaffen.<br />

Damit wird das Unternehmen seinem Anspruch, Initiator<br />

innovativer Ideen sowie Schnittstelle und Bindeglied<br />

zwischen Gesellschaft und Stadtentwicklung zu sein und<br />

darüber hinaus das Wohlbefinden und die Lebensqualität<br />

der Bewohner zu steigern, schon jetzt gerecht. In Zukunft<br />

möchten die Verantwortlichen der EBR mit diesem<br />

Ansatz die Notwendigkeit für nachhaltige Bauweisen in<br />

der Gesellschaft noch stärker etablieren. ƒ<br />

4 |<strong>2020</strong> 45


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Wohnbauprojekt HIMMELSRUH:<br />

Moderne Architektur und klares Design – so wollen wir wohnen.<br />

Nach der Planung des internatio -<br />

nal renommierten Architekturbüros<br />

dietrich |untertrifaller architekten<br />

errichtet die EBR Projektentwicklung GmbH<br />

aktuell 18 Eigentumswohnungen im KfW-Effizienzhaus-55-Standard<br />

mit Blick über Göttingens<br />

Süden. In zwei Gebäuden mit gemeinsamer<br />

Tiefgarage stehen drei Wohnungstypen<br />

zur Verfügung: 2-Zimmer-Apartments, 4-Zimmer-Wohnungen<br />

und Penthouses.<br />

Die EBR hat für dieses Wohnbauprojekt ein<br />

auf Langlebigkeit und Umweltfreundlichkeit<br />

ausgerichtetes Konzept ausgearbeitet – einmal<br />

mehr unter Berücksichtigung der Standards<br />

der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges<br />

Bauen (DGNB).<br />

Die Fertigstellung dieses Projekts ist für<br />

Ende 2022 vorgesehen. Aktuell finden Inter-<br />

essierte auf der projekteigenen <strong>Web</strong>site relevante<br />

Informationen für den Erwerb einer Wohnung:<br />

www.so-wollen-wir-wohnen.de<br />

Spürbare Qualität in allen Wohnungen<br />

Der EBR Anspruch auf Qualität ist nicht nur<br />

im Außen-, sondern auch im Innenbereich<br />

sichtbar: Entstehen wird ein harmonisches<br />

Zusammenspiel aus Design, Nachhaltigkeit<br />

und Funktionalität.<br />

Die großzügigen Wohnungen haben klare<br />

Grundrisse, die sowohl gemeinsame Wohnräume<br />

als auch individuelle Rückzugsräume<br />

enthalten. In sämtlichen Bereichen werden<br />

naturnahe Materialien wie Echtholzparkett,<br />

edle Armaturen von hansgrohe oder elegantes<br />

Premiumsanitär von Laufen verbaut, die eine<br />

besondere Wohnatmosphäre erzeugen.


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Große Balkone oder Dachterrassen mit boden<br />

tiefen Schiebefenster-Elementen erweitern<br />

den Wohnbereich und bieten durch die ortstypische<br />

Hanglage einen beindruckenden<br />

Weitblick über Göttingens Süden.<br />

Gebäudebegrünungen und Urban Forestry:<br />

wirksame Eckpfeiler nachhaltigen Bauens und<br />

zukunftsfähiger Stadtentwicklung<br />

Dieses Wohnbauprojekt ist von Beginn an<br />

als nachhaltige und naturnahe Immobilie konzipiert,<br />

in der nachhaltige Materialien für die<br />

künftigen Eigentümer und Wohnungsnutzer<br />

eine sicht- und spürbar hohe Wohn- und Lebensqualität<br />

erzeugen. Alle ausgewählten Materialien<br />

und Produkte entsprechen den Standards<br />

der DGNB.<br />

So kommen etwa Biodiversitäts-Gründächer<br />

zum Einsatz, die nicht nur Lebensraum für<br />

Insekten und Vögel darstellen und zur CO2-<br />

Reduktion beitragen. Entscheidender Mehrwert<br />

dieser Dächer ist die temperaturregulierende<br />

Funktion zur Vermeidung des Hitzeinseleffekts.<br />

Im Gemeinschaftsgarten setzt die EBR auf<br />

‚Urban Forestry‘: Statt Schottergärten oder<br />

simpler Zierrasenflächen werden kleine städtische<br />

Wälder errichtet – funktionell eigenständige<br />

Ökosysteme aus dicht angesiedelten<br />

Bäumen, Büschen und Pflanzen. So entsteht<br />

eine parkähnliche und naturnahe Aufenthaltsqualität,<br />

die das besondere Wohnflair von<br />

HIMMELSRUH auch in den Außenbereichen<br />

sicht- und spürbar macht.<br />

Diese Qualitäten hat Himmelsruh:<br />

• umweltfreundliche Bio-Diversität-<br />

Gründächer<br />

• einen förderfähigen<br />

KFW-Effizienzhaus-55-Standard<br />

• klar strukturierte Grundrisse<br />

• große Balkone/Dachterrassen<br />

mit Weitblick<br />

• Holz-Pelletheizung<br />

• Aluminiumfenster mit<br />

elektrischen Außenraffstores<br />

• Dielen-Parkett mit Fußbodenheizung<br />

• große Badezimmer mit hochwertiger<br />

Sanitärkeramik und edlen Armaturen<br />

• einen sicheren Eingangsbereich mit<br />

Video-Gegensprechanlage<br />

• Fahrstuhl in jedes Geschoss<br />

KONTAKT<br />

Wer Himmelsruh baut:<br />

EBR Projektentwicklung GmbH<br />

Tuchmacherweg 8<br />

37079 Göttingen<br />

Tel. 0551 63 44 97 80<br />

Wo ich das Wohnungsangebot finde:<br />

www.so-wollen-wir-wohnen.de


Audi Business<br />

Businessoutfit auf vier Rädern.<br />

Erfahren Sie jetzt den Audi A4 bei uns.<br />

Der Audi A4: dynamisch, präzise, prägnant. Dafür sorgt seine Kombination aus ästhetischer Sportlichkeit, richtungsweisenden Technologien und funktionaler Alltagstauglichkeit.<br />

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Kraftstoffverbräuchen und CO 2 -Emissionen sowie CO 2 -Effizienzklassen bei Spannbreiten in Abhängigkeit vom verwendeten Reifen-/Rädersatz.<br />

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bzw. die in keinem gültigen Großkundenvertrag bestellberechtigt sind), selbstständiger Freiberufler, selbstständiger Land- und Forstwirt oder Genossenschaft<br />

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Audi Zentrum Göttingen GmbH, Kasseler Landstr. 71+73, 37081 Göttingen, Tel.: 05 51 / 9 03-3 00, info@audi-zentrum-goettingen.de,<br />

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Innovative Kanzlei,<br />

auf dem neuesten Stand<br />

Steuerberater Marc Böttcher mit<br />

seinen Partnerinnen Sabine Kottwitz (l.)<br />

und Tanja Bierwirth<br />

PROFIL<br />

FOTO: DIETRICHKÜHNE<br />

Der Berg ruft<br />

Geballte Kompetenz, neu ausgebaut: die Steuerberatungsgesellschaft mbB Böttcher & Partner<br />

Steuerberater Marc Böttcher hat mit seinen<br />

Partnerinnen Sabine Kottwitz und<br />

Tanja Bierwirth den Um- und Ausbau<br />

der Kanzlei in Osterode abgeschlossen. Entstanden<br />

ist ein moderner Bau, der Mitarbeiter<br />

und Mandanten gleichermaßen begeister. Bei<br />

der Steuerberatungsgesellschaft mbB Böttcher<br />

& Partner ruft seit dem Frühjahr der Berg:<br />

Zugspitze, Donner kogel, Latemar, Dachstein,<br />

Brocken – nach diesen steinernen Riesen hat<br />

Inhaber Marc Böttcher die fünf neuen, großzügigen<br />

Besprechungsräume benannt. Jeden<br />

einzelnen ziert über eine komplette Wandbreite<br />

ein beeindruckendes Foto des jeweiligen<br />

Berggiganten. Man bekommt den Eindruck,<br />

große Panorama fenster würden den Blick auf<br />

die imposanten Landschaften freigeben – und<br />

man könnte vor lauter Naturbegeisterung<br />

glatt vergessen, dass es hier um nüchterne<br />

Zahlen und harte Fakten geht.<br />

DURCH DAS BAULICHE MAKEOVER hat<br />

sich die Fläche der Kanzlei auf 800 m 2 verdoppelt.<br />

Nichts lässt mehr ahnen, dass hier<br />

ein unspektakulärer 1980er-Jahre-Bau in ein<br />

State-of-the-Art-Building <strong>2020</strong> aufgegangen<br />

ist. „Die Vergrößerung war an der Zeit. Seitdem<br />

ich 2006 die Kanzlei gekauft habe, sind<br />

wir sukzessive gewachsen“, so der Steuerberater.<br />

„Neben uns drei Partnern sind 16 Mitarbeiter<br />

und zwei Auszubildende in der Kanzlei<br />

beschäftigt. Jetzt suchen wir noch einen Juristen,<br />

der sich mit Gesellschaftsrecht auskennt.<br />

Das würde unser Gesamtportfolio abrunden.“<br />

DAS DESIGN DER RÄUME hat das Team<br />

persönlich in die Hand genommen. „Am<br />

Anfang waren die Wände einfach nur komplett<br />

weiß, da kamst du dir vor wie in einer<br />

Zahnarzt praxis“, erinnert sich Marc Böttcher.<br />

„Deswegen haben wir das Weiß mit grafischen<br />

Elementen und Einfassungen in unseren Logofarben<br />

Gelb und Grau aufgebrochen. Ich würde<br />

die ganze Umgestaltung als sehr großzügig<br />

und zeit gemäß bezeichnen.“<br />

Nur ein Element sticht in puncto zeitgemäß<br />

heraus und sorgt für einen bemerkenswerten<br />

Kontrast: ein mannshoher alter Apothekerschrank<br />

aus dunklem Holz, der im Eingangsbereich<br />

eine Wand für sich beansprucht und<br />

noch vom Vorgänger stammt. Die Schubladen<br />

haben Aufschriften wie ,Durchschlag 1. Seite‘,<br />

,Durchschlag 2. Seite‘, ,Briefumschläge‘ und<br />

,Adressaufkleber‘ – sehr dekorativ, aber völlig<br />

anachronistisch, mit Papier wird in dieser<br />

Kanzlei so gut wie nicht mehr gearbeitet.<br />

Bringt ein Kunde seine gesammelten Auszüge,<br />

Papiere, Belege, werden die per Hochleistungsscanner<br />

digitalisiert, im System gespeichert<br />

und elektronisch bearbeitet. In jedem der<br />

Berg- Zimmer hängt deswegen ein großer<br />

Flatscreen. „Dort können wir uns mit unseren<br />

Rechnern einwählen und auf Unterlagen zugreifen<br />

– oder umgekehrt, der Mandant loggt<br />

sich mit seinem Laptop ein“, erklärt Marc<br />

Böttcher. „Wir sind eine innovative Kanzlei,<br />

auf dem neuesten Stand von Technik und<br />

Fachwissen und mit geballter Kompetenz immer<br />

für die Unternehmen da.“<br />

KONTAKT<br />

Böttcher & Partner<br />

Steuerberatungsgesellschaft mbB<br />

An der Bahn 69<br />

37520 Osterode am Harz<br />

Tel. 05522 90840<br />

www.boettcherundpartner.de


wissen<br />

Zusammen wachsen<br />

Das Leinetaler Waldprojekt sammelt Spenden für neue Bäume<br />

in Südniedersachsen, um unser Klima zu verbessern.<br />

TEXT SVEN GRÜNEWALD FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

50 4 |<strong>2020</strong>


wissen<br />

4 |<strong>2020</strong> 51


wissen<br />

52 4 |<strong>2020</strong>


wissen<br />

Nachhaltig unterwegs<br />

Steve Wery (M.) ist gemeinsam mit seiner<br />

Frau Denise und Forstberater Haro Heintze (l.)<br />

auf der Suche nach zukunftsfähigen Lösungen.<br />

LESEZEIT: 6 MINUTEN<br />

er Klimawandel ist da.<br />

Die Zeit drängt, entschlossenes<br />

Handeln ist nötig.<br />

Und so ist es auch nicht verwunderlich,<br />

dass die Frage<br />

nach der Klimaneu tralität<br />

und dem ökologischen Fußabdruck<br />

inzwischen an<br />

jedes Projekt und jedes<br />

Unternehmen gestellt wird.<br />

Das nimmt auch Steve<br />

Wery wahr, Inhaber des<br />

Auto hauses BMW Leinetal in Northeim und Einbeck.<br />

„Natürlich machen auch wir uns Gedanken, wie man mit<br />

der Emissionsthematik sinnvoll umgehen kann“, erzählt<br />

der gebürtige Dresdener. „Wir wollten daher ein Umweltprojekt<br />

auflegen, das schwer anfechtbar ist und mit<br />

dem wir vor Ort was bewirken können.“<br />

Im derzeitigen Technologiewandel zur emissionsfreien<br />

Mobilität habe er den Eindruck gewonnen, das Hauptaugenmerk<br />

liege aktuell in erster Linie auf der Frage, wie<br />

man den Emmisionsausstoß reduzieren kann, aber weniger<br />

darauf, wie sich die bereits in der Atmosphäre befindlichen<br />

Schadstoffe reduzieren lassen. „Das erscheint<br />

uns aber ebenso wichtig. Daher die Entscheidung, Bäu-<br />

me zu pflanzen und so der Atmosphäre CO 2 zu entziehen.“<br />

Auf die Idee hat ihn ein Geschäftspartner gebracht:<br />

Für jedes verkaufte Kleidungsstück versprach dieser, einen<br />

Baum zu pflanzen.<br />

WIE EIN SOLCHES PROJEKT regional am sinnvollsten<br />

umzusetzen ist, besprach Steve Wery mit seinem Nachbarn,<br />

dem Forstberater Haro Heintze, mit dem er zudem<br />

oft auf die Jagd geht. Wald und Natur verbinden die beiden<br />

schon lange. „Unser Projekt sollte nachhaltig sein“,<br />

erzählt Wery. „Daher war es wichtig, dass wir uns<br />

auf bewirtschaftete Wälder konzentrieren.“ Das dort<br />

geschlagene Holz wird zum Beispiel im Möbel- oder<br />

Hausbau eingesetzt, wodurch das CO 2 langfristig der<br />

Atmosphäre entzogen wird. Im Gegensatz dazu ist ein<br />

Naturwald auf Dauer klimaneutral, da das in den Bäumen<br />

gebundene CO 2 nach dem Tod der Bäume wieder<br />

freigesetzt wird.<br />

Aber wen genau unterstützen? Waldbesitz in Deutschland<br />

verteilt sich im Wesentlichen auf drei Gruppen:<br />

Etwa ein Drittel der Fläche gehört den Bundesländern,<br />

etwa 20 Prozent dem Bund und den Kommunen – wie<br />

etwa der Göttinger Stadtwald oder der Mündener Wald<br />

– und über 50 Prozent der Fläche ist in Privatbesitz. Dabei<br />

können große Flächen im Besitz von Einzelperso-<br />

4 |<strong>2020</strong> 53


wissen<br />

nen sein, in der Regel gehören sie aber bäuerlichen Betrieben<br />

und inzwischen auch vielen Stadtbewohnern, die<br />

Wald geerbt haben. Außer diesen treten zudem noch sogenannte<br />

Forstgenossenschaften auf, in denen mehrere<br />

Waldbesitzer ihre Flächen gemeinsam bewirtschaften.<br />

„Wir wollten keine Einzelpersonen unterstützen, sondern<br />

genau diese Genossenschaften“, erklärt Haro<br />

Heintze, „weil viele von ihnen am Rande des Existenzminimums<br />

wirtschaften.“ Gerade in Südniedersachsen<br />

seien 2018 durch den Sturm Friederike und die nachfolgende<br />

Borkenkäfer katastrophe viele Fichtenbestände teils<br />

komplett vernichtet worden – niedersachsenweit geht<br />

man von rund 30.000 Hektar verlorener Fläche aus.<br />

Durch das plötz liche hohe Angebot an Fichtenholz seien<br />

die Preise stark gefallen, und geregelte Erträge über einen<br />

langen Zeitraum von 25 bis 30 Jahren seien damit<br />

nicht mehr möglich. „Bisher gab es jedes Jahr eine bestimmte<br />

Menge Holz, die eingeschlagen werden durfte,<br />

um die nachhaltige Nutzung zu gewährleisten. So konnte<br />

man gut planen“, sagt Heintze. „Nun liegen die Flächen<br />

brach, und damit gibt es auch keine CO 2 -Bindung mehr.<br />

Die Genossenschaften stehen damit vor einer riesigen<br />

Aufgabe.“<br />

DEN GENOSSENSCHAFTEN DABEI ZU HELFEN, ihre<br />

Flächen wieder aufzuforsten, hat auch einen Namen: das<br />

Leinetaler Waldprojekt. Durch die im Rahmen des Projekts<br />

gesammelten Zuwendungen werden lediglich die<br />

Pflanzen beschafft. Die Pflanzung und Einzäunung obliegt<br />

den Genossenschaften.<br />

Anfang <strong>2020</strong> war es so weit: Die erste Pflanzung mit<br />

rund 7.000 Bäumen auf etwa 1,5 Hektar wurde bei der<br />

Forstgenossenschaft Elvershausen in Katlenburg-Lindau<br />

vorgenommen. Herausfordernd war der Bäumemix,<br />

denn von der bisher weit verbreiteten Fichte als Nutzholz<br />

muss man sich langsam verabschieden – es wird<br />

durch den Klimawandel schlicht zu warm für den Baum.<br />

„Der Trend geht eindeutig zum Mischwald“, erzählt<br />

Heintze. Entsprechend wurden Buche, Kirsche, Ahorn,<br />

Esskastanie, Elsbeere und Schwarznuss gepflanzt.<br />

„Baum arten, die in der Vergangenheit forstlich keine<br />

Rolle gespielt haben, aber unter dem Gesichtspunkt des<br />

sich ändernden Klimas muss man andere Baumarten<br />

ausprobieren.“ Ob die allerdings in 50 oder 100 Jahren<br />

auch noch stehen und gedeihen, kann heute keiner sagen,<br />

selbst die Forstliche Versuchsanstalt nicht. „Aber durch<br />

die Mischung mehrerer Pflanzenarten haben wir die<br />

Gewissheit, dass einige sich durchsetzen werden,“ so der<br />

Forstberater.<br />

FÜR ENDE DES JAHRES sind weitere Pflanzungen geplant,<br />

die dieses Mal mindestens drei weiteren Genossenschaften<br />

zugutekommen werden. Und noch eine weitere<br />

54 4 |<strong>2020</strong>


wissen<br />

Exkurs: Warum Fichten pflanzen?<br />

In Südniedersachsen wird der Baumbestand von Buchen<br />

und großen Fichtenflächen dominiert. Dass die Fichte,<br />

die jetzt so anfällig für Schäden ist, in so großen Mengen<br />

angebaut wurde, hängt mit dem Zweiten Weltkrieg zusammen,<br />

nach dem weiträumig Schadflächen existierten.<br />

Die Fichte lässt sich relativ leicht kultivieren und Saatgut<br />

war nach dem Krieg reichlich vorhanden, daher wurde die<br />

Fichte meist im Reinbestand gepflanzt, was heute Probleme<br />

schafft. „So etwas macht man heute nicht mehr“, sagt<br />

Forstberater Haro Heintze. „Um das Risiko zu streuen<br />

und unterschiedliche Wuchsräume besser auszunutzen,<br />

wird heute ein Mischwald gepflanzt.“<br />

Unter guten Bedingungen wächst die Fichte schnell<br />

und bedient einen großen Markt, vor allem den für Bauholz<br />

und den der Papierindustrie. „Es gibt keinen<br />

Dachstuhl aus Buche oder Eiche, weil diese zu schwer<br />

sind“, erklärt Heintze. Fichten hingegen sind leicht, gut<br />

zu verarbeiten und zu transportieren. Allerdings ist die<br />

Fichte gerade für Sturmschäden und Trockenheit sehr anfällig<br />

und leidet entsprechend unter dem Klimawandel.<br />

Selbst der Buchenwald fängt schon auf großer Fläche an,<br />

Schäden zu zeigen.<br />

„Auch da wird man umdenken müssen“, so Heintze.<br />

„All die Baumarten, die wir in Deutschland pflanzen, wie<br />

Eiche, Buche, Ahorn, Douglasie, Lärche oder Fichte, wird<br />

man in 50 Jahren nicht mehr so wie jetzt verteilt finden.“<br />

Und die Fichten werden in weiten Gebieten vermutlich<br />

vollständig verschwinden.<br />

4 |<strong>2020</strong> 55


wissen<br />

Hohe Ziele Autohaus-Inhaber Steve Wery (l.) und Forstberater Haro Heintze kämpfen im Leinetal für weniger CO 2.<br />

56 4 |<strong>2020</strong>


wissen<br />

4 |<strong>2020</strong> 57


wissen<br />

» Jeder sollte selbst im Rahmen seiner Möglichkeiten<br />

veränderungsbereit sein, damit sich was bewegt. Mit dem<br />

Leinetaler Waldprojekt wollen wir unseren kleinen Teil dazu<br />

beitragen, etwas Richtiges zu tun. «<br />

STEVE WERY<br />

Neuerung gibt es, um den Effekt der Spenden zu erhöhen.<br />

„Die Forstgenossenschaften, die von uns Pflanzen<br />

bekommen, müssen zeitgleich dieselbe Anzahl an Bäumen<br />

pflanzen“, erläutert Steve Wery. Der 43-Jährige<br />

schätzt, dass an dieser Stelle insgesamt so zwischen<br />

20.000 und 30.000 Bäume gepflanzt werden können.<br />

„Wir warten jetzt nur noch auf das Wetter.“ Möglichst<br />

kalt und feucht, aber frostfrei sollte es sein, damit die<br />

Setzlinge – in der Regel zwei- bis dreijährige Pflanzen –<br />

nicht kaputtgehen und gut anwurzeln können; etwa 50<br />

Zentimeter sind die Pflänzchen hoch. Zwischen 1 und<br />

1,50 Euro kostet ein Setzling, je nach Sorte. Daher werden<br />

rund 7.000 Euro benötigt, um einen Hektar Wald<br />

pflanzen zu können. Danach kommt es auf die Pflege an,<br />

denn die Pflanzen müssen vor Verbiss durch Wildtiere<br />

geschützt und immer wieder freigeschnitten werden, damit<br />

sie nicht von der Brombeere überwuchert werden.<br />

WERBUNG FÜR SEIN SPENDENPROJEKT hat der Autohaus-Inhaber<br />

direkt bei seinen Kunden und Geschäftspartnern<br />

gemacht. „Bislang gab es auch nur wenige Absagen“,<br />

erzählt Wery zufrieden. Man habe auch bewusst<br />

keinen Mindestbetrag zur Unterstützung festgelegt, jeder<br />

Euro ist willkommen. Während bei der ersten Pflanzung<br />

13 Firmen und sechs Privatleute gespendet haben, sind es<br />

für die nächste geplante Pflanzung bereits über 30 Spender.<br />

Die Gelder gehen zu 100 Prozent in die Bäume, das<br />

Marketing übernimmt Steve Wery gemeinsam mit seiner<br />

Frau Denise – und sie machen dies aus Überzeugung.<br />

Die beiden Wahl-Göttinger sind im Grunde Gewissenstäter<br />

mit einer ausgeprägten Beziehung zur Natur: Steve<br />

Wery züchtete eine Zeit lang Forellen, Denise ist Hobbyimkerin<br />

mit Bienenvölkern. „Durch unsere Hobbys hat<br />

bei uns ein Prozess des Umdenkens stattgefunden. Mittlerweile<br />

kaufen wir zum Beispiel vorrangig Lebensmittel<br />

aus nachhaltiger Produktion, bauen seit Neustem unser<br />

eigenes Gemüse an und sind viel draußen unterwegs“, so<br />

Denise Wery. „Und wenn man unterwegs sieht, wie unsere<br />

Wälder aussehen, dann kommt man schon ins<br />

Grübeln.“<br />

„ICH STEHE AUF DEM STANDPUNKT, dass es die Summe<br />

der vielen Kleinigkeiten ist, die eine Veränderung bewirkt“,<br />

sagt Steve Wery. Die aktuelle Klimaschutzbewegung<br />

sei wichtig und richtig. Demonstrieren allein reiche<br />

aber nicht aus. „Jeder sollte selbst im Rahmen seiner<br />

Möglichkeiten veränderungsbereit sein, damit sich was<br />

bewegt. Mit dem Leinetaler Waldprojekt wollen wir<br />

unseren kleinen Teil dazu beitragen, etwas Richtiges zu<br />

tun.“ ƒ<br />

Wo und wie spenden?<br />

Das Spendenformular und weitere<br />

Hinweise zu den Spendenmöglichkeiten<br />

gibt es auf der <strong>Web</strong>seite:<br />

www.leinetaler-waldprojekt.de<br />

58 4 |<strong>2020</strong>


Anwaltskanzlei „Arkaden am Gericht“<br />

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(Notar), Hasso Werk<br />

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FOTOS: HAWK<br />

Plasma-Entladung/,Plasma for Life‘ (l.) und Virtual-Reality-Brille in der Medizintechnik (r.)<br />

Aktuelles aus Forschung, Lehre und Studium<br />

Die HAWK-Fakultät Ingenieurwissenschaften und Gesundheit in Göttingen blickt auf einen<br />

gelungenen Start in das Wintersemester <strong>2020</strong>/2021.<br />

Die HAWK Hochschule für angewandte<br />

Wissenschaft und Kunst ist eine staatliche<br />

Hochschule in Nieder sachsen<br />

mit rund 6.400 Studierenden. Die Fakultät<br />

Ingenieurwissenschaften und Gesund heit in<br />

Göttingen verbindet spannende Forschung mit<br />

exzellenter Lehre und bietet mit zwölf Studiengängen<br />

ein vielfältiges Studienangebot.<br />

SO KÖNNEN AM GESUNDHEITSCAMPUS,<br />

einer Kooperation von HAWK und Universitätsmedizin<br />

Göttingen (UMG), zwei neue<br />

Studiengänge belegt werden: Das Bachelorstudium<br />

Hebammenwissenschaft schafft die<br />

Verbindung von wissenschaftlichem, evidenzbasiertem<br />

und praktischem Arbeiten in der<br />

Klinik und außerklinischen Betätigungsfeldern.<br />

Der Master Medizintechnik schließt an die<br />

Inhalte des Bachelorabschlusses als Medizin-<br />

Ingenieur an und baut dabei ebenfalls eine<br />

Brücke zwischen den technischen Ingenieurswissenschaften<br />

und den klinischen Anwendungsfeldern.<br />

Weiterhin ist der Startschuss für die ‚Data<br />

Science Region Südniedersachsen‘ gefallen.<br />

Unter diesem Stichwort wollen die HAWK und<br />

die Universität Göttingen ihre Zusammenarbeit<br />

auf dem Gebiet der Data Science intensivieren.<br />

Zwei der vier für die HAWK bewillig ten<br />

Digitalisierungs-Professuren zu den The men<br />

computergestützte Photonik und datengetriebenes<br />

Imaging in der Medizin sind der Fakultät<br />

zugeordnet und ausgeschrieben.<br />

DIE FAKULTÄT BETREIBT FORSCHUNG<br />

auf hohem Niveau, wobei sich die HAWK im<br />

Hin blick auf das vom Bundesministerium für<br />

Bildung und Forschung BMBF generierte Drittmittelvolumen<br />

unter den über 200 Fachhochschulen<br />

in Deutschland insgesamt auf Platz 11<br />

befindet. Der größte Forschungsschwer punkt<br />

an der HAWK ist ,Laser- und Plasmatech -<br />

nologien‘. Durch Forschungs- und Entwicklungs -<br />

projekte mit derzeit über 40 Unternehmenspartnern<br />

– entweder im Rahmen des Leucht -<br />

turmprojektes ,Plasma for Life‘ oder durch parallel<br />

beantragte Drittmittelprojekte – werden<br />

hier im engen Dialog innovative Lösungen und<br />

Prototypen für Produkte und Dienstleistungen<br />

der Zukunft entwickelt.<br />

AUCH DAS THEMA KÜNSTLICHE Intelligenz<br />

wird an der HAWK erforscht. So haben<br />

sich Mitte Oktober die Fakultät und das Artificial<br />

Intelligence Center (AIC) – ein Forschungszentrum<br />

für Künstliche Intelligenz<br />

in Addis Abeba, Äthiopien – auf eine weitreichende<br />

Zusammenarbeit auf dem Gebiet der<br />

KI verständigt. Die beiden Partner forschen<br />

an KI-Konzepten für Medizin, Landwirtschaft<br />

und Ernährung.<br />

In diesem Jahr begannen außerdem die<br />

Bauarbeiten für ein neues, ungefähr 500 qm<br />

großes Forschungsgebäude für angewandte<br />

Plasma- und Laser-Medizintechnik. Durch<br />

diese neue Forschungsinfrastruktur sollen am<br />

Standort Göttingen strategisch eine Reihe von<br />

auf die Medizintechnik ausgerichtete wissenschaftliche,<br />

akademische und infrastrukturelle<br />

Maßnahmen ergänzt werden.<br />

KONTAKT<br />

HAWK Hochschule für angewandte<br />

Wissenschaft und Kunst<br />

Fakultät Ingenieurwissenschaften und<br />

Gesundheit<br />

Von-Ossietzky-Straße 99<br />

37085 Göttingen<br />

www.hawk.de/i


wissen<br />

Zunehmende Strahlkraft<br />

Der Innovationspreis des Landkreises Göttingen wird zum<br />

18. Mal verliehen – zum ersten Mal auch virtuell.<br />

TEXT LEA VAN DER PÜTTEN FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

Tüftler, Entwickler, Erfinder – für den Innovationspreis<br />

<strong>2020</strong> des Landkreises<br />

Göttingen haben sich insgesamt 109 kluge<br />

Köpfe beworben, eine rekordverdächtig<br />

hohe Zahl. „Der Innovationspreis ist<br />

selbst zur Marke geworden“, sagt Landrat<br />

Bernhard Reuter am Tag der Verleihung<br />

Mitte November und bewertet damit die stetige<br />

Entwicklung. „Steigende Teilnehmerzahlen, wachsende<br />

Bekanntheit und zunehmende Strahlkraft über die Grenzen<br />

des Landkreises hinaus haben die Natur des Wettbewerbs<br />

verändert: Von einem Mutmacherpreis ist er zu<br />

einem Qualitätssiegel geworden.“<br />

UNTER DEM INNOVATIVEN MOTTO ,Ideenreich – Visionen<br />

Raum geben‘ bewarben sich wieder einmal Gründer,<br />

mittelständische Unternehmen, weltweit agierende<br />

Konzerne und Bildungseinrichtungen, aber auch Wissenschaftler,<br />

Studenten sowie soziale Projekte und Initiativen<br />

um die begehrte Auszeichnung, die nun zum 18. Mal<br />

verliehen wurde.<br />

Und doch war in diesem Jahr einiges anders: Denn<br />

aufgrund der Corona-Pandemie fand die offizielle Preisverleihung<br />

nicht wie gewohnt im feierlichen Ambiente<br />

des Deutschen Theaters statt, sondern erstmals online<br />

als Liveübertragung. Veranstalter und Sponsoren gaben<br />

die Gewinner des diesjährigen Wettbewerbs virtuell per<br />

Livestream bei Facebook bekannt. Die Akteure selbst<br />

waren per Videokonferenz zugeschaltet.<br />

Und mit noch einer Neuerung konnte der Innovationspreis<br />

in diesem Jahr aufwarten: Nachdem das niedersächsische<br />

Umweltministerium in den letzten zehn<br />

Jahren bereits den Sonderpreis ‚Umwelt‘ ausgelobt hatte,<br />

wurde dieser <strong>2020</strong> zum landesweiten ‚Klima-Innovationspreis<br />

Niedersachsen‘ ausgeweitet. Dieser wird ab sofort<br />

– im Auftrag des Umweltministeriums in Hannover<br />

– von der Niedersachsen Allianz für Nachhaltigkeit verliehen<br />

und ist mit 10.000 Euro Preisgeld dotiert. Die 73<br />

Bewerbungen allein auf den Preis zeigten: Die Weiterentwicklung<br />

hat sich gelohnt. Auch für Olaf Lies ein klares<br />

Zeichen: „Es führt kein Weg daran vorbei, dass wir trotz<br />

der aktuellen Corona-Lage noch mehr für den Klimaschutz<br />

tun müssen“, betont der niedersächsische Umweltminister.<br />

„Klimawandel und Klimaschutz nimmt bei<br />

den teilnehmenden Betrieben einen immer höheren Stellenwert<br />

ein. Wir waren uns einig, dass wir diesen Sonderpreis<br />

landesweit ausschreiben möchten.“<br />

NEBEN DEM ‚KLIMA-INNOVATIONSPREIS Niedersachsen‘<br />

und den drei Hauptkategorien wurden wieder die<br />

Sonderpreise ‚Integration und Soziales‘, ‚Wissenschaft<br />

und Bildung‘ sowie ‚Messtechnik‘ ausgeschrieben.<br />

<strong>faktor</strong> gratuliert allen Gewinnern und Teilnehmern zu<br />

ihrem Ideenreichtum! ƒ<br />

62 4 | <strong>2020</strong>


wissen<br />

DIE GEWINNER<br />

Kategorie<br />

Gründer und Jungunternehmer (bis 2 Jahre)<br />

1. Platz: Lomalab Technologies GmbH,<br />

Göttingen: Künstliche Intelligenz als<br />

Online-Marketingberater (siehe Seite 65)<br />

2. Platz: Emmas Tag- und Nachtmarkt GmbH,<br />

Altengottern: 1. Autonome digitale Infrastrukturplattform<br />

3. Platz: Nia Health, Berlin: Nia – die digitale<br />

Neurodermitis-Begleitung<br />

Kategorie<br />

Unternehmen bis zu 20 Mitarbeitenden<br />

1. Platz: flucon fluid control GmbH,<br />

Bad Lauter berg/Barbis: Messsystem<br />

EPSILON PLUS<br />

2. Platz: MURER-Feuerschutz GmbH, Einbeck:<br />

Innovatives Löschverfahren für E-Mobilität<br />

3. Platz: Futonics Laser GmbH, Katlenburg-<br />

Lindau: Vielseitige 2.0 µm-Thuliumfaserlaser<br />

Kategorie<br />

Unternehmen über 20 Mitarbeitende<br />

1. Platz: Umfotec GmbH, Northeim: Resabtoren<br />

innovative Strömungsgeräuschreduktion<br />

2. Platz: Wistoba Pinselfabrik, Bad Lauterberg:<br />

V12 Concept – kleberloser Pinsel<br />

mit Klick-System<br />

3. Platz: Clarios Deutschland GmbH & Co.<br />

KGaA, Hannover: VARTA ProMotive<br />

AGM Batterie<br />

Klima-Innovationspreis Niedersachsen<br />

Tischlerei Biesel GmbH, Wedemark:<br />

Vision Klimaneutralität – Neubau einer<br />

Möbel tischlerei<br />

Sonderpreis ‚Integration und Soziales‘<br />

Hausarztpraxis Dr. Lodhia, Bilshausen:<br />

Landarztpraxis 4.0<br />

Sonderpreis ‚Wissenschaft und Bildung‘<br />

Abcalis GmbH, Braunschweig: Multi clonals<br />

– tierfreie rekombinante Antikörper<br />

Sonderpreis ‚Messtechnik‘<br />

IGR Institut für Glas- und Rohstofftechnologie<br />

GmbH, Göttingen: Weltweit einmalig –<br />

Datenlogger im Originalgebinde<br />

4 |<strong>2020</strong> 63


IHR ANSPRECHPARTNER NR. 1 IN DER<br />

WIRTSCHAFTSREGION GÖTTINGEN.<br />

Alexander Bieling<br />

Niederlassungsleiter<br />

BMW AG Niederlassung Göttingen<br />

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60<br />

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Verkauf, Wartung, Reparaturen<br />

und Service rund um die Fahrzeuge<br />

der Marken BMW, MINI und BMW i<br />

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Herbert-Quandt-Straße 8<br />

37081 Göttingen<br />

Tel.: 0551-99909-0<br />

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Die heutige BMW Niederlassung Göttingen war bis Oktober 1999 ein Händlerbetrieb,<br />

bevor er dann von der BMW AG als BMW Niederlassungsstandort<br />

übernommen wurde.<br />

Anfang 2017 wurde die Niederlassung umgebaut. Der Umbau war nicht einfach<br />

nur eine gewöhnliche Renovierung, sondern hat ein ganz neues Konzept erfüllt.<br />

Hier fällt zuerst das neue, edle, helle und freundliche Ambiente auf. Der neu<br />

gestaltete Untergrund wirkt moderner. E-Mobilität hat nun einen eigenen Bereich.<br />

Hier können auch die Wallbox in natura begutachtet und alle Fragen, die es zum<br />

Thema E-Mobilität gibt, direkt und anschaulich erklärt werden.<br />

Unsere Geschäftsfelder umfassen drei Schwerpunkte. Neue Automobile:<br />

Unser Team steht Ihnen gerne zur Verfügung, um den richtigen BMW, BMW i oder<br />

MINI und die dazu passenden Finanzierungs- und Leasingangebote zu finden.<br />

Gebrauchte Automobile: Egal ob BMW Junge Gebrauchte, Vorführwagen oder<br />

Gebrauchtwagen – wählen Sie in aller Ruhe aus unserem umfangreichen Angebot<br />

und verlassen Sie sich dabei auf unsere kompetente Beratung. Service, Teile &<br />

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lassen keine Wünsche offen. Und das in hervorragender Qualität und mit dem<br />

Einsatz von Original BMW Teilen.<br />

Neben unseren bewährten Modellen möchten wir Sie insbesondere mit<br />

innovativen Fahrzeugen begeistern: BMW i ist ein umfassendes Konzept für<br />

zukunftsweisende Mobilität. Mit „The Power of Choice“ bieten BMW und MINI alle<br />

Antriebsarten: Diesel, Benziner, Plug-in-Hybride oder vollelektrische Fahrzeuge.<br />

Zusammen mit unserem kompetenten Verkaufsteam finden wir die beste<br />

Alternative für Sie.<br />

Kommen Sie vorbei und überzeugen Sie sich selbst von<br />

unseren spannenden Produkten und Dienstleistungen.<br />

Wir freuen uns auf Sie!<br />

BMW AG Niederlassung Göttingen<br />

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Auf dem Vormarsch<br />

Hendrik Schneider und Lukas Ottermann (v. l.)<br />

planen, ihre neue Software künftig auch<br />

international auszurollen.<br />

PROFIL<br />

FOTO: LUKA GORJUP<br />

Künstliche Assistenz für lokales Marketing<br />

Mit Lomavis geht eine Software an den Start, die das Onlinemarketing dank<br />

künstlicher Intelligenz unterstützen und teilautomatisieren soll – um besser Kunden<br />

und Mitarbeiter gewinnen zu können.<br />

Der erste Meilenstein ist erreicht.<br />

Lomavis ist seit Ende November online“,<br />

sagt Lukas Ottermann, einer<br />

der Gründer des Göttinger Start-ups Lomalab<br />

Technologies GmbH. Der Endspurt der letzten<br />

Wochen hat sich gelohnt. Die ersten Unternehmen<br />

haben sich bereits angemeldet.<br />

LOMAVIS – DAS STEHT FÜR ,Local Online<br />

Marketing Assistant und Visibility‘, digitale<br />

Sichtbarkeit. Mehrere Jahre Arbeit stecken in<br />

diesem Künstliche-Intelligenz-Assistenten für<br />

das lokale Onlinemarketing, den die Gründer<br />

Hendrik Schneider und Lukas Ottermann mit<br />

ihrem Team entwickelt haben. Dass die Idee<br />

vielversprechend ist, belegen die Förderung<br />

durch das Exist-Gründerstipendium des Bundeswirtschaftsministeriums,<br />

erfolgreiche Platzierungen<br />

bei Gründungswettbewerben und<br />

der erste Platz beim aktuellen Innovationspreis<br />

des Landkreises Göttingen.<br />

Ottermann hat beobachtet, dass „die meisten<br />

Unternehmen kaum richtig eingerichtete<br />

Onlineprofile besitzen“. Da setzt Lomavis an,<br />

das die Unternehmensauftritte auf verschiedenen<br />

Kanälen – von Facebook über Google<br />

bis zu Twitter – bündelt, zentral verwaltet und<br />

den Prozess für jeden Benutzer einfach gestaltet.<br />

Die Software analysiert zunächst, wie das<br />

Unternehmen bislang in Erscheinung tritt. Anschließend<br />

werden zentral die Unternehmensdaten<br />

eingegeben – eine KI-Assistenz hilft dabei,<br />

sich für Google und andere Plattformen<br />

inhaltlich sinnvoll zu kategorisieren. Je nach<br />

Branche wurden Profile entwickelt, wie und<br />

wo sich das jeweilige Unternehmen aufstellen<br />

sollte. „Unser Fokus liegt auf der automatisierten<br />

Beratung für den visuellen Auftritt, für<br />

den wir eine Art Bildanalyse im System integriert<br />

haben, die bei der Auswahl der Bilder hilft<br />

und ihre Bearbeitung übernimmt“, so Schneider.<br />

„Wie eine Agentur, nur automatisiert und<br />

immer verfügbar.“<br />

ZUM SCHLUSS ENTSCHEIDET der Nutzer<br />

darüber, auf welcher Plattform welche Daten erscheinen<br />

sollen. Die künftige Verwaltung aller<br />

Profile geschieht dann zentral über Lomavis,<br />

inklusive tagesaktueller Änderungen wie Sonderöffnungszeiten<br />

oder besondere Verkaufsaktionen.<br />

„Wir haben das noch um eine Kommunikationszentrale<br />

ergänzt“, sagt Lukas Ottermann.<br />

Alle eingehenden Nachrichten oder Rezen-<br />

sionen auf den verschiedenen Plattformen<br />

können hier auf einen Blick gesehen werden.<br />

Auch das Beantworten der jeweiligen Nachrichten<br />

ist mit Lomavis möglich.<br />

DAS TEAM UM LUKAS OTTERMANN hat<br />

Pläne für die Software. Im nächsten Jahr sollen<br />

noch eine App und das Posten von Beiträgen<br />

auf angeschlossenen Plattformen folgen.<br />

Den Rollout plant man vor Ort in Südniedersachsen,<br />

auch, um nah an den ersten Kunden<br />

das System weiterzuentwickeln. „Aber unser<br />

Ziel ist, das national und international weiter<br />

auszurollen.“<br />

KONTAKT<br />

Lomalab Technologies GmbH<br />

c/o SüdniedersachsenInnovationsCampus<br />

(SNIC)<br />

Philipp-Reis-Straße 2a, 37075 Göttingen<br />

Tel. 0551 309 88 66 0<br />

info@lomavis.com<br />

www.lomavis.com


wissen<br />

Durchstarten<br />

in Corona-Zeiten<br />

Der Lift-off-Gründungswettbewerb der Uni Göttingen <strong>2020</strong><br />

brachte einmal mehr ambitionierte Projekte hervor.<br />

TEXT SVEN GRÜNEWALD<br />

LESEZEIT: 4 MINUTEN<br />

Insektenproteine, Tattoos, Reha-Roboter, ein chemischer Fingerabdruck<br />

und ein Screening für Medikamente, Weinbau-App und Imkerei:<br />

Im Finale des Gründungswettbewerbs Lift-off <strong>2020</strong> hat die Universität<br />

Göttingen sieben Teams von Studierenden und Forschenden für ihre<br />

Gründungsideen ausgezeichnet. Eine Expertenjury aus Wirtschaft und Wissenschaft<br />

vergab Preisgelder von mehr als 30.000 Euro in den Kategorien<br />

Gründungspotenzial, Wissenschaft und Life Science sowie zum ersten Mal<br />

in der Kategorie Social Entrepreneurship. Außerdem konnte das Publikum<br />

für seine Favoriten stimmen.<br />

29 ANMELDUNGEN, 21 TEAMS MIT ÜBER 50 BETEILIGTEN GRÜN-<br />

DERN in der engeren Auswahl: Das ist die Bilanz <strong>2020</strong> – ähnlich<br />

wie im vergangenen Jahr. Gewandelt hat sich allerdings die Verteilung<br />

zwischen den beiden Hauptkategorien Gründungspotenzial<br />

und Wissenschaft. So hat sich die Zahl der wissenschaftlichen<br />

Teams verdoppelt. „Das ist ein gutes Zeichen“,<br />

sagt Martin Stammann von der Gründungsförderung der<br />

Uni. „Es zeigt, dass immer mehr Wissenschaftler den Gedanken<br />

spannend finden, ihre Projekte in eine praktische<br />

Anwendung zu übersetzen. Allerdings ist es nach<br />

wie vor ein zartes Pflänzchen, das wir gießen müssen.“<br />

Und noch eine neue Wandlung hat es dieses Jahr gegeben:<br />

Um die Idee einer Live-Preisverleihung trotz der<br />

Covid-Situation umzusetzen, wurde kurzerhand ein kleines Videostudio eingerichtet,<br />

in dem die Moderatoren der Gründungsförderung durch das Programm<br />

führten. Zuschauer und die Gründerteams waren dazugeschaltet,<br />

ebenso wie Uni-Präsident Reinhard Jahn, der die Umschläge für die einzelnen<br />

Wettbewerbskategorien öffnete und die Gewinner verkündete. Eine<br />

Live- Schaltung zum Gewinnerteam ließ die Zuschauer dann an den Emotionen<br />

teilhaben. Überhaupt: „Wir waren vom Erfolg der Videoverleihung<br />

begeistert“, so Stammann. „Zur Preisverleihung in der Alten Mensa konnten<br />

maximal 250 Gäste kommen. Bei der Onlineübertragung hatten wir in der<br />

Spitze jedoch über 300 Zuschauer dabei.“ Man muss die Dinge eben auch<br />

mal positiv sehen.<br />

66 4 | <strong>2020</strong>


wissen<br />

Gewinner der Kategorie Gründungspotenzial:<br />

FungiFresh/symbiofoods<br />

Edelpilze und Insekten für die Nahrungsmittelproduktion züchten:<br />

schadstofffrei, platz- und energiesparend – das ist die Idee von FungiFresh.<br />

Als Schlüssel zum wirtschaftlichen Erfolg sehen die Gründer Jannis Reis und<br />

Matthias Mau (Foto, v.l.) – zwei Biologie- bzw. Bio diversitätsabsolventen –<br />

den Bedarf nach gesunden sowie umweltfreundlich produzierten Lebensmitteln.<br />

Die Nachfrage nach Edelpilzen steige zudem stetig an, da sie im Markt<br />

für Nahrungsergänzungsmittel gefragt sind und auch in Produkten von<br />

‚Schroomcoffee‘ bis zu veganen Kosmetika Verwendung finden. „In den USA<br />

ist dies bereits ein Trend, der langsam auch nach Europa kommt“, erklärte<br />

Mau. „Aber auch die zunehmende Verstädterung verlangt nach innovativen,<br />

nachhaltigen Lösungen für den Anbau von Superfoods. “<br />

FUNGIFRESH BEZIEHUNGSWEISE SYMBIOFOODS, wie das inzwischen<br />

dreiköpfige Team heute heißt, soll genau das ermöglichen. Der Anbau von<br />

Speisepilzen und die Züchtung von Insekten soll auf der Basis von Nebenerzeugnissen<br />

aus dem Agrarsektor geschehen. „Man kann fast alles nutzen, um<br />

Pilze zu züchten – vom verrotteten Holz bis zum Kaffeesatz. Das ist wirklich<br />

faszinierend“, so Mau. Das soll mit einem ganzheitlichen Ansatz passieren,<br />

indem die exotischen Pilze und Insekten in einem platz- und energiesparenden<br />

Indoor- Farming-System kultiviert werden, in welchem auf den Zusatz<br />

von chemischen Schutzmitteln verzichtet wird. Zunächst sollen Pilze gezüchtet<br />

werden. In einem zweiten Schritt wird nach deren Ernte das Substrat für<br />

die Zucht von Insekten genutzt, für die es ein ideales Nährmedium darstellt.<br />

Gegenwärtig befindet sich das Team in der Gründungsphase, der<br />

Förderantrag liegt bei der NBank. Ein Prototyp für die Pilz- und Insektenkultivierung<br />

existiert, nun suchen die Gründer nach Räumlichkeiten, um eine erste<br />

Produktion aufzubauen. „Unser Ziel ist es, im ersten Quartal 2021 richtig zu<br />

starten“, sagt Mau, „und erste Produkte in den Handel zu bringen.“<br />

„Die Teilnahme am Lift-off hat uns<br />

einiges gebracht: Das Preisgeld hat<br />

uns natürlich geholfen, aber wovon<br />

wir am meisten profitieren, sind die<br />

ganzen Kontakte, die über den<br />

Wettbewerb und die Folge events<br />

entstanden sind.“<br />

4 |<strong>2020</strong> 67


wissen<br />

Gewinner der Kategorie Wissenschaft: 3Digity<br />

Unterstützung der<br />

Rehabilitation nach<br />

Handverletzungen<br />

Nach starken Verletzungen am Finger, die eine Operation<br />

oder ein Eingipsen nötig machen, kann es passieren, dass sich<br />

der Finger später nur noch eingeschränkt bewegen lässt oder<br />

steif bleibt. Um dem zu begegnen, wird eine Physiotherapie<br />

verschrieben, die nach der Behandlung die Mobilität des Fingers<br />

wiederherstellen oder erhalten soll. „Allerdings sieht man den Physiotherapeuten<br />

in zu großen Abständen, um die Rehabilita tion optimal zu<br />

gestalten“, erklärt Arndt Schilling (Foto, l.), Leiter Forschung und Entwicklung<br />

der Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Plastische Chirurgie an<br />

der UMG und Gründer von 3Digity. „Deshalb wollen wir mit einem handschuhartigen<br />

Gerät Übungen zu Hause ermöglichen, welche die Physiotherapiesitzungen<br />

ergänzen.“ Dieser Handschuh wird in Abstimmung mit dem<br />

Therapeuten gezielt auf die Bedürfnisse des einzelnen Patienten zugeschnitten.<br />

Die Hand wird dreidimensional gescannt, und die daraufhin maßgeschneiderte<br />

Orthese, die sich nur in die Richtung bewegen lässt, die für den Patienten<br />

gut ist, kommt aus dem 3D-Drucker.<br />

„Ich sehe den Lift-off als Teil<br />

eines größeren Prozesses. Unsere<br />

Gesellschaft, aber auch die Weltgemeinschaft<br />

kann stark von neuen<br />

Ideen und Technologien profitieren.<br />

Dafür muss man die jungen Leute<br />

unterstützen, die sich nicht nur Neues<br />

ausdenken, sondern auch bereit sind,<br />

es dann umzusetzen.“<br />

„DIE ENTSCHEIDENDE FRAGE IST JEDOCH NOCH, wie eine solche Orthese<br />

so gebaut werden kann, dass sie bezahlbar wird“, sagt Schilling. Aktuell<br />

existieren bereits Prototypen, und die Ethik- Anträge für die erste klinische<br />

Vorstudie, um das Konzept an Probanden zu testen, werden gerade geschrieben.<br />

Mit einer halben Million Euro Entwicklungskosten und rund zwei<br />

Jahren Entwicklungszeit rechnet der Gründer, um das Projekt zur Marktreife<br />

zu bringen. Die Preisgelder des Lift-off sind da nur ein kleiner Tropfen auf<br />

den heißen Stein. „Allerdings war der Lift-off für uns unheimlich hilfreich“,<br />

betont Schilling. „Vor allem aufgrund der Vernetzung mit Menschen, die<br />

schon Projekte umgesetzt haben, die also wissen, welche regulatorischen und<br />

finanziellen Hürden zu nehmen sind.“<br />

Arndt Schilling<br />

68 4 | <strong>2020</strong>


Die Zukunft ist hier<br />

Die Welt verändert sich und erfordert selbst auf alte Fragen stets neue Antworten.<br />

Deshalb warten wir nicht darauf, von der Zukunft überholt zu werden, sondern gestalten<br />

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wissen<br />

Sonderpreis Social Entrepreneurship: Honigfarm<br />

Honigproduktion in<br />

Kakaoplantagen – eine Idee<br />

für die Elfenbeinküste<br />

Das elfköpfige Studententeam rund um Gründer Dominik Duong (Foto),<br />

das hinter Honigfarm steckt, verfolgt einen Ansatz, der große Ähnlichkeit zu<br />

klassischen Entwicklungsprojekten hat. Über einen Auslandsaufenthalt kam<br />

ein heutiges Teammitglied von Honigfarm mit der Situation der Kakaobauern<br />

an der Elfenbeinküste in Berührung: Aufgrund des Klimawandels sinken<br />

die Erträge der Kakaoplantagen, gleichzeitig bieten diese hervorragende Bedingungen<br />

für die Imkerei, die dort auch schon von einigen Bauern mit Wildbienen<br />

betrieben wird.<br />

Honigfarm will diesen Ansatz professionalisieren und ausweiten, indem<br />

die Imkerei nach den hohen deutschen Qualitäts- und Produktionsstandards<br />

nun als zweites finanzielles Standbein für Kakaobauern etabliert wird – und<br />

so irgendwann auch einmal Honig aus Westafrika in Deutschland zu finden<br />

sein wird.<br />

HONIGFARM, das sich als nicht-gewinnorientiertes soziales Projekt versteht,<br />

will dafür vor Ort Imker-Schulungen anbieten und für ein Pilotprojekt das<br />

benötigte Startequipment kostenlos bereitstellen – im Wesentlichen Honigschleudern,<br />

Bienenkästen und Schutzkleidung. So weit möglich, sollen die<br />

Materialien vor Ort beschafft werden.<br />

Der Preisgewinn des Lift-offs bedeutet, dass ein Großteil der benötigten<br />

Finanzmittel zur Verfügung steht, um das Pilotprojekt zu starten. Aktuell<br />

sucht das Team noch nach weiteren Unterstützern, um die verbleibende<br />

finanzielle Lücke zu schließen. Zudem haben sich durch das Mentoring im<br />

Rahmen des Wettbewerbs wichtige Kontakte zu potenziellen Kooperationspartnern<br />

ergeben. Auch vor Ort existieren bereits Zusagen von Bauern, an<br />

dem Projekt mitzuwirken. Doch die große Hürde, die einem baldigen Projektstart<br />

entgegensteht, heißt SARS-CoV-2. Die bisherigen Planungen wurden<br />

durch die Reisebeschränkungen über den Haufen geworfen. Nun heißt<br />

es, flexibel zu bleiben.<br />

Lift-off 2021<br />

Demnächst startet die nächste<br />

Runde des Gründungswettbewerbs.<br />

Interessierte Teams können sich<br />

informieren und anmelden unter:<br />

www.uni-goettingen.de/gruendung<br />

70 4 | <strong>2020</strong>


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Heiko Süthoff · h.suethoff@xtentio.com


mensch<br />

Der Ideenbeweger<br />

Das Zentrum für Entrepreneurship feiert Jubiläum: zehn Jahre ZE – eine echte Erfolgsgeschichte.<br />

Was als Idee von Professor Bernhard Vollmar begann, ist heute Bestandteil einer umfassenden<br />

Gründungsunterstützung an der PFH und in der Region.<br />

TEXT SVEN GÜNEWALD FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

LESEZEIT: 4 MINUTEN<br />

Dass man an der PFH Private Hochschule<br />

Göttingen ,Gründen kann‘, das wird der<br />

Hochschule immer wieder bestätigt: Der<br />

Gründungsradar des Stifterverbands für<br />

die Deutsche Wissenschaft e. V. bewertet<br />

jährlich die Gründungsförderung deutscher Hochschulen,<br />

und hier konnte sich die PFH in der Kategorie der<br />

kleinen Hochschulen bis 5.000 Studierende bereits viermal<br />

in den Top-Bereichen platzieren. „Ich bin auch für<br />

den aktuellen Radar sehr optimistisch“, betont Bernhard<br />

Vollmar, der die Gründungsaktivitäten der PFH<br />

leitet. „Es ist ein roter Faden, dass unsere Arbeit sehr gut<br />

bewertet wird. In der Region Süd niedersachsen sind<br />

wir sicher eine feste Größe im Gründungsökosystem.“<br />

Daraus entstanden sind bereits zahlreiche erfolgreiche<br />

Start-ups mit Zukunfts potenzial, wie zum Beispiel der<br />

Carsharing-Anbieter YourCar, die Social-Media-Agentur<br />

Lookfamed oder der hygienische und wiederverwendbare<br />

Venen stauer daisygrip.<br />

ELF JAHRE IST ES HER, dass Bernhard Vollmar den Ruf<br />

auf die Professur für Entrepreneurship und Finance der<br />

PFH erhalten hat und nach Göttingen kam – die Idee für<br />

das Zentrum für Entrepreneurship hatte er gleich mit im<br />

Gepäck. 2010 wurde sie dann auch schon umgesetzt.<br />

„Seitdem leite ich das Zentrum, das ist meine Passion“,<br />

so der Professor für Allgemeine BWL. „Das macht neben<br />

der normalen Lehre sehr viel Spaß, weil man seine<br />

eigenen Ideen umsetzen und anderen bei ihren Gründungsvorhaben<br />

helfen kann.“ Inzwischen ist das ZE die<br />

zentrale Institution für Gründung, Innovation, Mittelstand<br />

und Unternehmertum an der PFH und auch campusübergreifend<br />

am Wissen schaftsstandort Göttingen<br />

engagiert. Das Team um Vollmar besteht aus zehn Mitarbeitern,<br />

die selbst schon zum größten Teil eigene<br />

Gründungserfahrung haben und die genau wissen, wo<br />

der oder die Einzelne Unterstützung braucht.<br />

Stagnation ist der Feind eines jeden Geschäftsmodells,<br />

und das gilt auch für die Gründungsunterstützung der<br />

72 4 |<strong>2020</strong>


mensch<br />

4 |<strong>2020</strong> 73


mensch<br />

» Man kann den Bereich immer weiter<br />

entwickeln. Entrepreneurship ist nie<br />

langweilig, sondern eine stetige<br />

Herausforderung und Daueraufgabe.«<br />

PFH, die im Laufe der Zeit kontinuierlich ausgebaut<br />

wurde. Die Gründerworkshops über die Entrepreneurship<br />

School gab es von Anfang an, hinzugekommen sind<br />

die Crowd funding-Beratung und eine zunehmende Verankerung<br />

des Entrepreneurship-Gedankens im Studium,<br />

indem dort bereits im ersten Semester etwa Design-<br />

Thinking- Workshops angeboten werden. Des Weiteren<br />

wird gezielt auf Schulen zugegangen, um bereits Schülern<br />

Selbstwirksamkeit und Gestaltungsmöglichkeiten<br />

ihrer eigenen Ideen zu vermitteln.<br />

EINE DER JÜNGSTEN NEUERUNGEN WAR 2018 der<br />

Ideen beweger, die regionale Crowdfundingplattform, zu<br />

der Vollmar bereits eine sehr positive Bilanz ziehen kann.<br />

„Wir haben inzwischen von über 4.000 Förderern insgesamt<br />

275.000 Euro an Gründungsunterstützung erreicht,<br />

mithilfe derer über 45 Projekte umgesetzt werden konnten.<br />

Damit halten wir niedersachsenweit den Spitzenplatz.“<br />

Neu gestartet ist <strong>2020</strong> die Erweiterung des Ideenbewegers:<br />

Außer den Themenschwerpunkten Gründung<br />

sowie Kunst und Kultur wird mit dem jährlich stattfindenden<br />

,Ideencampus Südniedersachsen‘ nun auch die<br />

Zielgruppe Schülerprojekte anvisiert – bei der sich übrigens<br />

auch <strong>faktor</strong>- Herausgeber Marco Böhme als Botschafter<br />

für unternehmerische Ideen einbringt.<br />

Mit ihrer Expertise bringt sich die PFH auch regional<br />

über den Südniedersachsen Innovationscampus ein und<br />

engagiert sich stark in der Netzwerkarbeit mit den anderen<br />

Hochschulen zum Thema Gründung. „Kurz gesagt:<br />

Wir sind Ideenschmiede und Projektbeschleuniger“, sagt<br />

Vollmar. „Wir wollen Kompetenzen im interdisziplinären,<br />

nachhaltigen Wirtschaften vermitteln und dabei alle<br />

Perspektiven der Entrepreneurship weit über die Grenzen<br />

der Hochschule hinaus abbilden.“<br />

IN DEN BISHERIGEN ZAHLEN sieht der Leiter den besten<br />

Beleg für den Erfolg: 2019 wurden rund 25 Gründungen<br />

allein aus der PFH heraus betreut, hinzu kamen<br />

Gründungen anderer Hochschulen. Über die zehn Jahre<br />

seiner Existenz hat das ZE über 185 Start-ups begleitet.<br />

Darunter etwa Max John, ein Alumni der PFH, der zusammen<br />

mit einem Kommilitonen das Medien- Start-up<br />

Joofy gegründet hat (siehe Seite 83) und noch in den<br />

Räumen des ZE- eigenen Inkubators, dem GO-E-LAB,<br />

sitzt. „Wir hatten beide schon immer den Wunsch, etwas<br />

Eigenes zu starten, und durch die PFH wurde das befeuert,<br />

weil wir viele Praktika machen durften und so eine<br />

Menge Einblicke gewinnen konnten“, erklärt John,<br />

dankbar für die umfassende Unterstützung. Gerade die<br />

Arbeitsräume im ZE seien eine wichtige Hilfe. „Nicht zu<br />

vergessen die Netzwerkarbeit der PFH, von der wir profitieren.<br />

Und wenn wir Fragen haben, brauchen wir nur<br />

einmal über den Flur zu den ZE-Mitarbeitern gehen.“<br />

EINEN ANDEREN WEG GING TIM BREKER, der zuvor<br />

bereits in einem Start-up gearbeitet hat und sich dann<br />

mit einer eigenen Idee selbstständig machen wollte. In<br />

Göttingen stieß er schnell auf die PFH. Zu schätzen gelernt<br />

habe er dort die schnelle und transparente Kommunikation<br />

und die Zuverlässigkeit. „Klingt banal, aber bei<br />

anderen Stellen war das durchaus nicht immer so.“ Inzwischen<br />

sitzt seine Firma Vytal, die Mehrweggeschirr<br />

an Gastronomie verleiht, in Köln und verzeichnet ein<br />

starkes Wachstum. Doch der Kontakt zur PFH ist geblieben<br />

– heute steht Breker als Ansprechpartner für andere<br />

Nachwuchsgründer zur Verfügung.<br />

DAS ZE – EINE ERFOLGSGESCHICHTE der stetigen Entwicklung.<br />

Und beim Erreichten wolle man nicht stehen<br />

bleiben, macht Vollmar klar: „Man kann den Bereich<br />

immer weiter entwickeln. Entrepreneurship ist nie langweilig,<br />

sondern eine stetige Herausforderung und Daueraufgabe.“<br />

ƒ<br />

ZE Zentrum für Entrepreneurship<br />

Prof. Dr. Bernhard H. Vollmar<br />

Tel. 0551 54700-117<br />

vollmar@pfh.de<br />

www.ze-pfh.de<br />

Crowdfunding ,Ideenbeweger‘<br />

Lukas Campen<br />

Tel. 0551 54700-177<br />

campen@pfh.de<br />

www.ideenbeweger.org<br />

GO-E-LAB, Entrepreneurship School,<br />

Ideencampus Südniedersachsen<br />

Markus Bauer<br />

Tel. 0551 54700-129<br />

bauer@pfh.de<br />

www.ze-pfh.de<br />

74 4 |<strong>2020</strong>


PROFIL<br />

Ideenbeweger³<br />

– das Crowdfunding-Event mit Kofinanzierung<br />

PROFIL<br />

Womit wirst du unterstützt?<br />

Beim Crowdfunding auf der regionalen Ideenbeweger-Plattform<br />

gibt es für Projektstarter<br />

ab Januar 2021 eine Kofinanzierung. Neben<br />

der kostenlosen Beratung durch das ZE Zentrum<br />

für Entrepreneurship (PFH Private<br />

Hochschule Göttingen) erhält jede Kampagne<br />

mithilfe der Volksbank Kassel Göttingen (Kategorien:<br />

Schule, Gründung) und des Landschaftsverbands<br />

Südniedersachsen (Kategorie:<br />

Kunst und Kultur) bis zu 1.000 Euro dazu. Die<br />

Plattform des ZE ermöglicht seit 2018 Projektinitiatoren,<br />

ihre Vorhaben zu finanzieren und<br />

einen Unterstützerkreis zu gewinnen.<br />

Wie geht’s?<br />

Als Projektstarter stellst du deine Idee mit<br />

Video und Text auf Ideenbeweger ein und<br />

bewirbst dich für die Teilnahme am Ideenbeweger³.<br />

Nach erfolgreicher Bewerbung<br />

startet deine Kampagne, und du suchst finanzielle<br />

Unterstützer. Für jeden bei der Unterstützerschar<br />

eingeworbenen Euro erhältst du<br />

nun von deinem Sponsor zusätzlich 25 Cent<br />

– bis zu einer maximalen Unterstützung von<br />

1.000 Euro.<br />

Mehr Infos und Bewerbung unter:<br />

www.ideenbeweger.org<br />

Mit neuem Namen ins Jubiläumsjahr 2021<br />

Koordinierungsstelle<br />

Frauen und Wirtschaft<br />

30 JAHRE ,Koordinierungsstelle Frauenförderung<br />

in der privaten Wirtschaft‘ – nun<br />

wird es Zeit für Neues: ,Koordinierungsstelle<br />

Frauen und Wirtschaft‘ lautet der Name, mit<br />

dem das Jubiläumsjahr 2021 eingeläutet wird.<br />

Bei der Gelegenheit wurde die Ko-Stelle auch<br />

optisch überarbeitet: Es gibt ein neues Logo,<br />

eine neue <strong>Web</strong>seite und es wurden Flyer und<br />

die Weiterbildungsbroschüre aktualisiert. Der<br />

überbetriebliche Verbund Frau und Betrieb e.V.<br />

(die Ko-Stelle ist gleichzeitig die Geschäftsstelle<br />

des Verbundes) erscheint ebenso mit<br />

neuem Logo.<br />

VON BEGINN AN verstand sich die Ko-Stelle<br />

als ein Bindeglied zwischen der regionalen<br />

Wirtschaft, dem Arbeitsmarkt und den in der<br />

Region lebenden Frauen. „Der neue Name<br />

fokussiert sich darauf und stellt noch deutlicher<br />

als bislang die Verbindung zum Förderprogramm<br />

des Landes „Koordinierungsstellen<br />

Frauen und Wirtschaft in Niedersachsen“<br />

her“, unterstreicht Dr. Natalia Hefele, die die<br />

Ko-Stelle in Göttingen leitet.<br />

SEIT 1991 GIBT ES die Ko-Stelle in Trägerschaft<br />

der Stadt Göttingen. Damit gehört sie<br />

zu den ersten in Niedersachsen. Inzwischen<br />

ist sie eine von 25 landesweit agierenden<br />

Ko-Stellen und wird aus Mitteln des Landes<br />

Niedersachsen, der Europäischen Union<br />

(ESF), der Stadt und des Landkreises Göttingen<br />

sowie des Verbundes Frau und Betrieb<br />

gefördert.<br />

KONTAKT<br />

Koordinierungsstelle<br />

,Frauen und Wirtschaft‘<br />

Tel. 0551 400-2860<br />

kostelle@goettingen.de<br />

www.frauen-wirtschaft.de


wissen<br />

76 4 | <strong>2020</strong>


wissen<br />

In neuen Meeren fischen<br />

Das Start-up Neue Meere züchtet nachhaltig Premium-Garnelen –<br />

und das mitten im Weserbergland.<br />

TEXT RUPERT FABIG FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

4 |<strong>2020</strong> 77


wissen<br />

Experte am Werk Tagtäglich werden Sauerstoffzufuhr, pH-Wert und Temperatur von Fischwirtschaftsmeister Max Hoersen kontrolliert.<br />

LESEZEIT: 5 MINUTEN<br />

Das ist die Geschichte von vier<br />

Freunden, die etwas derart Neues<br />

vorhaben, dass die Straße, an der<br />

sich ihr Firmengebäude befindet,<br />

bislang in keinem Navigationsgerät<br />

auftaucht. An der Chaussee<br />

2, um das an dieser Stelle zu konkretisieren,<br />

in Gronau nahe Hildesheim wollen die<br />

Gründer Tarek Hermes und sein Bruder Philipp, Max<br />

Hoersen sowie Ludwig von Brockhausen ihren Traum<br />

von einer nachhaltigen Garnelenzucht mitten in Niedersachsen<br />

wahr werden lassen. Die beiden Brüder und von<br />

Brockhausen kennen sich aus ihrer gemeinsamen Studienzeit<br />

in Göttingen. Fischwirtschaftsmeister Hoersen<br />

stieß später dazu. Drei Jahre harte Arbeit liegen hinter<br />

dem Quartett von ,Neue Meere‘, und Anfang 2021 soll<br />

es nun endlich so weit sein: Die ersten White- Tiger-<br />

Garnelen sollen im Online- Handel landen.<br />

Dafür, dass der Zeitplan eingehalten wird, sind sich<br />

die heutigen Gesellschafter für keinen Job zu schade.<br />

Zum Interviewtermin kommt Tarek Hermes fünf Minuten<br />

verspätet. „Es gab im Wasserbecken noch etwas auszubessern“,<br />

sagt der Ideengeber und Geschäftsführer des<br />

Start-ups, der als Markenzeichen stets passend zum<br />

Thema eine Bubba-Gump-Cap zum Hemd trägt – wie<br />

einst Forest Gump auf seinem Shrimpskutter.<br />

Hauptberuflich arbeitet er seit seinem Agrarstudium<br />

an der Uni Göttingen als Experte für erneuerbare Energien.<br />

Von Brockhausen, der etwa zur gleichen Zeit wie<br />

Hermes sein BWL-Studium an der PFH Private Hochschule<br />

Göttingen absolvierte und heute die Finanzen regelt,<br />

wirkt nicht minder beschäftigt – auch er kommt<br />

gerade frisch aus dem Becken ... Genau so sieht der momentane<br />

Alltag der Jungunternehmer eben aus. Es verbleiben<br />

nur noch wenige Wochen bis zum Verkaufsstart<br />

der ersten Generation fangfrischer Garnelen.<br />

DOCH VON ANFANG AN. 2011 wird der gebürtige<br />

Gronauer Tarek Hermes durch eine Reportage auf das<br />

Thema der nachhaltigen Fischzucht aufmerksam. Die<br />

Nachfrage nach der beliebten Garnele ist in Deutschland<br />

extrem hoch, die Importzahlen bestätigen das. Bisher<br />

gibt es allerdings kaum Anbieter, die sich an das sensible<br />

Krustentier wagen. Zu exotisch sind die Bedingungen,<br />

die eingehalten werden müssen, um der Garnele ein Lebensumfeld<br />

zu bieten, in dem sie sich wohlfühlt, um zu<br />

wachsen. Bisher werden also die meisten von ihnen aus<br />

Asien und Amerika importiert. Und so kommt dem heute<br />

37-Jährigen die Idee: Garnelen aus nachhaltiger Zucht,<br />

Made in Germany.<br />

Mithilfe von Max Hoersen – zu dieser Zeit bereits<br />

europa weiter Berater in der Fischzucht, der mit seinem<br />

78 4 | <strong>2020</strong>


wissen<br />

Von der Hand in den Mund Mehrere Hunderttausend White- Tiger-Garnelen schwimmen bereits in den Becken von Neue Meere.<br />

technischen und biologischen Knowhow Antworten auf<br />

alle offenen Fragen geben kann – konkretisieren sich die<br />

Planungen schnell bis hin zum Bau der eigens konstruierten<br />

Kreislaufanlage. Das Besondere daran ist der Gedanke<br />

der Nachhaltigkeit: So bleibt das Wasser, das einmalig<br />

in die Becken eingelassen wurde, komplett im<br />

System, lediglich ein minimaler Anteil im einstelligen<br />

Prozentbereich muss täglich getauscht werden. Das Wasser<br />

wird durch die integrierte Technik mechanisch sowie<br />

biologisch gesäubert und aufgearbeitet, sodass es wieder<br />

die richtige Qualität für die Garnelen aufweist.<br />

DIE INVESTITIONSSUMME im unteren Millio nenbereich<br />

wurde neben dem Eigenkapital der vier Gesellschafter zu<br />

einem Drittel vom Europäischen Meeres- und Fischereifonds<br />

(EMFF) gefördert, die Volksbank Hildesheimer<br />

Börde gab ein Darlehen. Und das Invest hat sich bereits<br />

bezahlt gemacht: So wurde das Projekt Garnele 1 mit der<br />

Volksbank Hildesheimer Börde bei einem Nachhaltigkeitswettbewerb<br />

als ,bestes Finanzierungsvorhaben 2018‘<br />

in der Kategorie Agrar- und Nahrungsmittelwirtschaft<br />

mit einem ersten Preis ausgezeichnet und landete damit<br />

in der überregionalen Presse.<br />

Überhaupt legen die Gründer großen Wert auf Transparenz.<br />

Der eigens geführte Hofladen wird passend zum<br />

Startschuss des Abverkaufs Anfang 2021 eröffnen –<br />

dann wird auch der regelmäßige Besuch regionaler<br />

Schulklassen starten, mit dem Neue Meere proaktiv für<br />

Aufklärung und Umweltbewusstsein sorgen möchte.<br />

Nun besitzen Aquakulturen im Allgemeinen jedoch einen<br />

eher schlechten Ruf, da sie unter anderem zu absterbenden<br />

Wildpopulationen führen, und auch die alten<br />

Meere bilden schon lange keine gesunde und nachhaltige<br />

Alternative mehr, da sie nicht selten Mikroplastik enthalten.<br />

Ganz anders bei Neue Meere. „Wir lassen, wie unser<br />

Name schon sagt, die Meere in Ruhe“, erklärt Philipp<br />

Hermes, der aus dem Hintergrund heraus die grundsätzliche<br />

Strategie und Planung des Unternehmens verantwortet.<br />

Schon beim Einkauf der Larven werde auf tierschutzkonforme<br />

Nachzucht geachtet. Populationen, die<br />

dadurch reproduziert werden, dass Tieren das Auge abgeschnitten<br />

wird, um einen Lockduft freizusetzen, scheiden<br />

aus. In den neuen Meeren leben stattdessen die<br />

,Sachsen‘ und die ,Amerikaner‘, wie die Gesellschafter<br />

sie liebevoll nach dem Herkunftsort der Larven nennen.<br />

„FÜR SECHS MONATE LEBEN SIE dann hier bei uns im<br />

Garnelen-Paradies“, erzählt Tarek Hermes. Sauerstoffzufuhr,<br />

pH-Wert und Temperatur werden streng kontrolliert.<br />

Für die Krustentiere wird nur Futter aus pflanzlichen<br />

Proteinen gereicht. Dazu gehört auch eine<br />

schmerzfreie Tötung der Tiere, die dann zunächst für<br />

4 |<strong>2020</strong> 79


wissen<br />

30 Sekunden in einem Elektrobad betäubt und anschließend<br />

fünf Minuten in Eis gekühlt werden. „Unsere Garnelen<br />

sind komplett sauber und gesund“, verspricht Vertriebsleiter<br />

von Brockhausen. 24/7 muss die Anlage<br />

überwacht werden. Und wenn das bedeutet, dass nachts<br />

dreimal einer der Chefs wegen eines Alarms ausrücken<br />

muss, dann wird eben ausgerückt. Sashimi- Qualität garantieren<br />

die Gesellschafter. Dementsprechend besteht<br />

die Zielgruppe potenzieller Kunden aus der Spitzengastronomie<br />

sowie privaten Haushalten.<br />

AB SOFORT SOLLEN REGELMÄSSIG mehrere Hunderttausend<br />

Garnelen in den insgesamt sechs Becken<br />

schwimmen. Wenn die Anlage sich bald rentiert, können<br />

sich Hermes und seine Mitstreiter vorstellen, später<br />

auch weitere Fischarten zu züchten. Einen zweijährigen,<br />

erfolgreichen Versuch mit Lachs haben sie bereits hinter<br />

sich. Beim nächsten Mal könne man auch an Forellen<br />

denken, vielleicht auch an Zander!? Aber zunächst<br />

muss sich die Garnele durchsetzen. Und da bleibt eigentlich<br />

nur noch eine Frage an die Gründer offen: Wie<br />

schmeckt die Gronauer Garnele am besten? „Ganz klar:<br />

gegrillt!“ƒ<br />

Wo gibt’s die Garnelen?<br />

Die ersten nachhaltig gezüchteten<br />

Garnelen von Neue Meere gibt es ab<br />

Anfang 2021 im eigenen Hofladen zu<br />

kaufen oder online unter:<br />

www.neuemeere.de<br />

80 4 | <strong>2020</strong>


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Wir finden, die Welt braucht mehr Zuversicht.<br />

Deshalb unterstützen wir alle, die den Mut<br />

haben, ihre Zukunft selbst in die Hand zu nehmen.


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Der richtige Fokus<br />

Fairness und Transparenz wird in der<br />

<strong>Web</strong>design-Agentur Joofy von Fynn Scheibe<br />

und Maximilian John (v. l.) groß geschrieben.<br />

PROFIL<br />

FOTO: LUKA GORJUP<br />

Erfolgs<strong>faktor</strong> persönlicher Dialog<br />

Die PFH-Absolventen Maximilian John und Fynn Scheibe haben vor anderthalb Jahren die<br />

Digitalagentur Joofy gegründet. Ihre Kernkompetenzen sind das Entwickeln von <strong>Web</strong>seiten und<br />

<strong>Web</strong>-Shops, das Suchmaschinenmarketing und das Social-Media-Marketing.<br />

Im April 2019 wurde Joofy gegründet<br />

und inzwischen – nach eineinhalb Jahren<br />

– umfasst das junge Joofy-Team bereits<br />

acht Mitarbeiter. Was mit dem <strong>Web</strong>seiten-Bau<br />

gestartet ist, hat sich schnell zu einer<br />

Full-Service-Marketingagentur für <strong>Web</strong>design,<br />

Such maschinenoptimierung sowie Social-<br />

Media-Marketing entwickelt. „Wenn der Bedarf<br />

besteht, können wir im Social-Media-Bereich<br />

für die Kunden auch Bilder und Texte erstellen<br />

sowie das Communitymanagement übernehmen“,<br />

erklärt Geschäftsführer Maximilian John.<br />

„Dann kümmern wir uns um Anfragen oder interagieren<br />

gezielt mit potenziellen Kunden.“<br />

„ICH HABE SCHON FRÜH im Studium damit<br />

angefangen, <strong>Web</strong>seiten zu bauen und gemerkt,<br />

dass mir das eine Menge Spaß macht“,<br />

erzählt der zweite Geschäftsführer Fynn Scheibe,<br />

der gemeinsam mit John an der Privaten<br />

Hochschule Göttingen (PFH) BWL studiert<br />

hat. Daraus ist letztlich das eigene Unternehmen<br />

entstanden. „Max und ich haben Joofy<br />

auch gegründet, weil uns in der Branche<br />

ein paar Dinge gestört haben“, sagt Scheibe.<br />

„Etwa, dass andere Agenturen nicht mit Festpreisen<br />

arbeiten und der Projektumfang mit<br />

dem Kunden nicht richtig besprochen wird.“<br />

So entstünden immer neue Kostenpositionen,<br />

die den Preis in die Höhe treiben.<br />

„Deswegen schreiben wir für uns Fairness<br />

und Transparenz ganz groß“, so John. „Joofy<br />

versucht, mit Baukastenpreisen zu arbeiten:<br />

Der Kunde sagt, welche Leistungen er wirklich<br />

braucht. Wenn dann nicht noch eine Reihe von<br />

ungeplanten Sonderwünschen dazukämen,<br />

kann preisverlässlich gearbeitet werden. „Hinzu<br />

kommt eine einfache Kommunikation und<br />

schnelle Problemlösung. Wir brennen für das,<br />

was wir tun, und sind tatsächlich 24/7 erreichbar“,<br />

sagt Fynn Scheibe. „Dann lösen wir auch<br />

mal Sonntagabend ein Problem.“ Überhaupt<br />

komme der persönlichen Kommunikation mit<br />

dem Kunden eine große Bedeutung zu. „Wir<br />

sitzen nicht mit der Stoppuhr da, sondern setzen<br />

uns mit dem Kunden auseinander.“ Gerade<br />

im Social-Media-Bereich merke er: Je mehr<br />

gesprochen wird, desto besser das Ergebnis.<br />

„Oder dass wir den Kunden dazu befähigen,<br />

Sachen selbst zu machen“, ergänzt Max John.<br />

„Es wird manchmal als etwas ganz Magisches<br />

dargestellt, einen Text oder ein Bild online zu<br />

ändern – da binden wir unsere Kunden aktiv<br />

mit ein, wenn sie es wünschen.“<br />

AUCH, WENN AN JOOFY inzwischen größere<br />

Kunden herantreten und damit Team<br />

und Agenturprofil wachsen, ist man sich bewusst,<br />

dass gerade dieser intensive Dialog<br />

mit dem Kunden, egal ob Mittelständler oder<br />

Ein-Mann-Handwerksbetrieb, dabei nicht unter<br />

die Räder kommen darf. „Wir nennen das<br />

den persönlichen Faktor“, sagt John.<br />

KONTAKT<br />

Joofy<br />

Maximilian John und Fynn Scheibe GbR<br />

Kopernikusstr. 41<br />

37079 Göttingen<br />

Tel. 0551 99692670<br />

kontakt@joofy.de<br />

www.joofy.de


PROFIL<br />

ANZEIGE<br />

Neuer Fokus<br />

bei der Unternehmensberatung<br />

Dr. Hufenbach & Partner<br />

Personen von links:<br />

Christian Urban,<br />

Yasmin Saleh-Hufenbach,<br />

Prof. Dr. Carsten Hufenbach<br />

Dr. Hufenbach & Partner berät seit<br />

1992 Unternehmen in einer Vielzahl<br />

von Themengebieten. Ging es zu Beginn<br />

vor allem um betriebswirtschaftliche und<br />

umwelttechnische Beratung, stehen heute<br />

Umweltmanagement und insbesondere Arbeitssicherheit<br />

mit Übernahme der Tätigkeit<br />

als Arbeitsschutzbeauftragter im Fokus. Aber<br />

auch im Bereich Datenschutz ist die Nachfrage<br />

ungebrochen hoch, hier stehen Experten als<br />

Datenschutzbeauftragte, Datenschutzaudito ren<br />

und IT-Security-Beauftragte bereit.<br />

Damit zählt die Unternehmensberatung<br />

mit ihrem 20-köpfigen Team zu den wichtigsten<br />

Branchenvertretern in der Region.<br />

Um die Effektivität eines Unternehmens zu<br />

steigern und Erfolge langfristig zu sichern, ist<br />

die Optimierung von Geschäftsprozessen das<br />

oberste Ziel. Hierbei ist das Wissen der Experten<br />

gefragt, um Prozesse individuell auf das<br />

jeweilige Unternehmen zugeschnitten zu perfektionieren.<br />

Zu den Kompetenzbereichen zählen auch<br />

Trainings für Führungskräfte, die bei Präsenzveranstaltungen<br />

und der Zeit geschuldet<br />

auch per <strong>Web</strong>-Training angeboten werden.<br />

Hierbei hat Dr. Hufenbach & Partner in ein<br />

eigenes Filmstudio investiert. 08/15-Videokonferenzen<br />

gehören jetzt der Vergangenheit<br />

an. „Bei unseren <strong>Web</strong>-Trainings ist es so,<br />

als ob wir in Ihrem Schulungsraum vor Ort<br />

stehen“, so die Geschäftsführung. „Und der<br />

Vorteil ist: Ihre Mitarbeiter können effizient<br />

von jedem Arbeitsplatz aus teilnehmen.“<br />

KONTAKT<br />

Dr. Hufenbach & Partner GmbH & Co. KG<br />

Düstere-Eichen-Weg 50<br />

37073 Göttingen<br />

Tel. 0551 383310<br />

info@hufenbach.de<br />

www.hufenbach.de<br />

Spuren hinterlassen<br />

Manfred Schulze verabschiedet sich!<br />

FOTO LUKA GORJUP<br />

Dipl.-Ing. Manfred Schulze, der langjährige<br />

Gesellschafter und Geschäftsführer<br />

der HMN Gewerbe- und<br />

Industriebau GmbH & Co. KG, verabschiedet<br />

sich zum Ende dieses Jahres in den Ruhestand.<br />

Bereits vor zwei Jahren ist Tobias Heine<br />

in die Geschäftsleitung eingetreten und wird<br />

nun die Nachfolge von Herrn Schulze übernehmen.<br />

MANFRED SCHULZE TRAT 2002 in das Unternehmen<br />

ein und übernahm 20<strong>04</strong> zusammen<br />

mit seinen beiden Kollegen Dipl.-Ing.<br />

Ingo Ballay und Dipl.-Ing. Andreas Heine die<br />

Geschäftsführung der Firma HMN. Gemeinsam<br />

ist es gelungen, das Unternehmen neu<br />

aufzustellen und zukunftsfähig auszurichten.<br />

Manfred Schulze hinterlässt seine Spuren, da<br />

er in den über 18 Jahren sein gutes persönliches<br />

und geschäftliches Netzwerk gewinnbringend<br />

für das Unternehmen eingesetzt hat.<br />

DIE FIRMA HMN ist heute eines der führenden<br />

Hochbauunternehmen mit über<br />

50 Mitarbeitern in Südniedersachsen und<br />

darüber hinaus. Zu den vielfältigen Projekten<br />

gehören etwa der Neubau der JVA Rosdorf,<br />

diverse Labor- und Forschungsgebäude in<br />

Göttingen sowie Wohnbebauungen der unterschiedlichsten<br />

Ausrichtung.<br />

KONTAKT<br />

HMN Gewerbe- und Industriebau<br />

GmbH & Co. KG<br />

Güterbahnhofstraße 10<br />

37154 Northeim<br />

Tel. 05551 908450<br />

info@hmn-bau-northeim.de<br />

www.hmn-bau-northeim.de


PROFIL<br />

ANZEIGE<br />

FOTOS: STOCK.ADOBE.COM/PRIVAT<br />

Tim Oldenburg<br />

Die fünf großen Potenziale von<br />

sozialen Medien für B2B-Unternehmen<br />

Welche Handlungswege bieten soziale Medien<br />

Geschäftsmodellen, die ihren Wert nicht direkt<br />

am Endkunden beweisen?<br />

Integration in die Vertriebsorganisation:<br />

Durch eine wachsame Nutzung verschiedener<br />

sozialer Medien können Vertriebler ihre<br />

Kunden mit einer optimalen Vorbereitung bei<br />

den Terminen beeindrucken. Darüber hinaus<br />

sorgt ein professioneller Auftritt für hochkarätige<br />

Neukunden auf Plattformen wie LinkedIn<br />

oder Xing.<br />

Präsentation des Portfolios: Mittels eines<br />

modernen, ansprechenden Auftritts auf sozialen<br />

Medien präsentieren Sie nicht nur Ihr<br />

Unternehmen nach außen, sondern heben<br />

die Alleinstellungsmerkmale Ihrer Produkte<br />

hervor. Dabei sprechen Sie genau Ihre Zielgruppe<br />

an und sichern sich nachhaltig deren<br />

Aufmerksamkeit. Für die Präsentation Ihrer<br />

Produkte birgt LinkedIn besonderes Potenzial<br />

– gerade in Zeiten ohne größere Messeveranstaltungen.<br />

Kundengewinnung ohne personellen Aufwand:<br />

Durch effektive Marketingstrategien gewinnen<br />

auch B2B-Unternehmen Neukunden,<br />

ohne in einen gesteigerten perso nellen Aufwand<br />

investieren zu müssen. Dabei können<br />

zum Beispiel mithilfe von <strong>Web</strong>inaren spannende<br />

Branchen-Insights und Wissen zu Ihren<br />

Produkten vermittelt werden. So gewinnen Sie<br />

noch mehr Vertrauen bei Ihren Kunden!<br />

Social Recruiting: Wie gewinnen Sie Ihre<br />

Arbeitskräfte und besetzen Ihre Ausbildungsplätze?<br />

Soziale Medien bieten die perfekte<br />

Plattform, um mit Ihren idealen Mitarbeitern<br />

in Austausch zu treten und sich als attraktiver<br />

Arbeitgeber zu präsentieren. Dabei schaffen<br />

Sie ein optimales „Employer Branding“ und<br />

erreichen Ihre Potenzialträger – abseits von<br />

konventionellen Jobausschreibungen.<br />

Internationalisierung von Geschäftsmodellen:<br />

Sie haben vor, in neue Märkte vorzudringen,<br />

oder sind sogar schon in der Umsetzung<br />

solcher Pläne? Soziale Medien bieten durch<br />

eine optimale internationale Durchdringung<br />

weltweit große Vorteile. Sämtliche Publikationen<br />

auf sozialen Medien bieten Ihnen gute<br />

Möglichkeiten, Ihre Zielgruppen ohne hohen<br />

Streuverlust direkt anzusprechen – Sie sichern<br />

sich den optimalen Einsatz Ihres Budgets in<br />

der Expansion.<br />

In unseren Projekten entwerfen wir für eine<br />

Vielzahl von Kunden individuelle Strategien<br />

zur Erreichung der innerbetrieblichen Ziele.<br />

Besonders die Verknüpfung mit B2B-Vertriebsorganisationen<br />

verschafft unseren Kunden<br />

gegenüber dem Wettbewerb Vorsprung und<br />

sichert die digitale Transformation. Sprechen<br />

Sie uns gerne an.<br />

KONTAKT<br />

Oldenburg Consulting UG<br />

(haftungsbeschränkt)<br />

Weender Landstr. 6<br />

37073 Göttingen<br />

Tel. 0173 703 2606<br />

www.oldenburg-consulting.de<br />

to@oldenburg-consulting.de


unternehmen<br />

Frischer<br />

Wind<br />

Vom Praktikanten zum Chef:<br />

Marc Diederich ist neuer Geschäftsführer der WRG<br />

Wirtschaftsförderung Region Göttingen.<br />

INTERVIEW CLAUDIA KLAFT FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

LESEZEIT: 4 MINUTEN<br />

Die dunkle Jahreszeit ist angebrochen, die Temperaturen<br />

liegen im kühlen Bereich. Frisch weht der Wind<br />

durch die gekippten Fenster in den Konferenzraum<br />

der WRG Wirtschaftsförderung Region Göttingen,<br />

wo uns der neue Geschäftsführer Marc Diederich,<br />

seit wenigen Wochen im Amt, mit einem Ellenbogengruß<br />

empfängt. Das krawattenlose Outfit des 37-Jährigen<br />

ist genauso locker wie seine Stimmung. Wir<br />

platzieren uns am großen Tisch, der Abstand ist<br />

groß, die Atmosphäre warm, die Luft zugig.<br />

86 4 | <strong>2020</strong>


unternehmen<br />

4 |<strong>2020</strong> 87


unternehmen<br />

Herr Diederich, mögen Sie frischen Wind?<br />

Unbedingt! Ich bin schon sehr, sehr gern draußen. Ich<br />

bin einfach kein Typ, der ins Fitness-Studio geht – wenn<br />

ich Sport mache, brauche ich Wind um die Nase. Ich<br />

wandere und laufe gern. Und wenn ich auf dem Fußballplatz<br />

stehe, dann bin ich ebenso an der frischen Luft.<br />

Sie sind also der sportliche Typ?<br />

[lacht herzhaft] Letzte Woche war ich ganz mutig und<br />

bin nach acht Jahren Fußballpause zum Training gegangen<br />

– das hat dann aber zumindest für mich nicht<br />

allzu lange gedauert. Beim nächsten Mal halte ich dann<br />

hoffentlich etwas länger durch. Zumindest habe ich<br />

durchaus vor – sofern es Zeit und Corona zulassen –<br />

wieder etwas regelmäßiger dem runden Leder hinterherzujagen,<br />

als das in den letzten Jahren der Fall war. Durch<br />

meine vorherige Arbeit bei der IHK in Hildesheim war<br />

ich froh, wenn ich überhaupt mal bei der Family war. Da<br />

konnte ich nicht sagen: ,Ich geh' am Freitagabend auf<br />

den Bolzplatz – und Sonntag spiele ich dann übrigens<br />

auch noch.‘<br />

Klingt, als wären Sie ein Familienmensch?<br />

In jedem Fall! Wir wohnen mit einigen Verwandten zusammen<br />

auf einem Hof. Ich mag das, wenn wir abends<br />

alle zusammensitzen und den Grill anschmeißen, da fühle<br />

ich mich heimisch. Als gebürtiger Seulinger bin ich<br />

wohl ein typischer Eichsfelder [lacht].<br />

» Das sind Dinge, die mich immer fasziniert<br />

haben: Wie entwickeln sich aufgrund<br />

der Ressourcen, die ich vor Ort habe,<br />

Gesellschaften und die Wirtschaft? «<br />

Würden Sie sich selbst als heimatverbunden beschreiben?<br />

Fast zehn Jahre sind Sie – seit 2012 als Leiter – zur IHK-<br />

Geschäftsstelle nach Hildesheim gependelt. Haben Sie Ihre<br />

Heimat jemals aus den Augen gelassen?<br />

Eigentlich nie. Ich muss schon zugeben, dass ich immer<br />

mal geschaut hatte, was die Region so zu bieten hat, und<br />

als ich die Stellenausschreibung der WRG zum Geschäftsführer<br />

sah, dachte ich sofort: ,Mensch, das könnte<br />

ja ganz interessant sein.‘<br />

Wirtschaftsförderung – das klingt auf Anhieb nicht nach<br />

einem klassischen Kindheitstraum, oder?<br />

Für mich schon! Tatsächlich fand ich es schon als Schüler<br />

spannend zu lernen, wie geografische Gegebenheiten<br />

eine Region prägen. Beispielsweise ist die Region um<br />

Holzminden für seine Glashütten berühmt, man kann<br />

fast von einem Glas-Cluster sprechen. Und warum gibt<br />

es das? Weil da Sand, viel Wasser und genügend Bäume<br />

waren. Das sind Dinge, die mich immer fasziniert haben:<br />

Wie entwickeln sich aufgrund der Ressourcen, die ich<br />

vor Ort habe, Gesellschaften und die Wirtschaft?<br />

Jetzt haben Sie es geschafft: Sie sind hier neu im Amt, aber<br />

eigentlich ja ein Altbekannter der WRG …<br />

Stimmt, im Zuge meines Bachelor-Studiengangs der<br />

Geografie und Wirtschaft in Hildesheim habe ich bereits<br />

vor 13 Jahren ein Praktikum bei der WRG absolviert –<br />

und das war tatsächlich wegweisend für mich. Denn bei<br />

einem Gespräch in dieser Zeit mit Hochschulprofessor<br />

Ulrich Harteisen von der HAWK in Göttingen erfuhr ich<br />

von seinem neuen Studiengang Wirtschaftsförderung<br />

und Regionalmanagement und fragte neugierig, was<br />

man dazu mitbringen müsse: einen abgeschlossenen Bachelor<br />

und Interesse. Tja, da saß ich kurze Zeit später in<br />

seiner Vorlesung. Und ich muss wirklich sagen, mir hat<br />

das Studium megaviel Spaß gemacht.<br />

Auch Ihre weiteren beruflichen Stationen als Projektmanager<br />

bei der SüdniedersachsenStiftung und zuletzt bei der<br />

IHK scheinen allesamt ganz passend in der Vita. Welche Erfahrungen<br />

haben Sie daraus mitgenommen?<br />

Die positive Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft, Wissenschaft<br />

und Verwaltung in Hinblick auf Projekte, die<br />

man gemeinsam definiert und erarbeitet hat, um in der<br />

Folge die Ergebnisse gewinnbringend für die Region umzusetzen.<br />

In allen facettenreichen Handlungsfeldern der<br />

Wirtschaftsförderung und Regionalentwicklung – bei<br />

der IHK oder der SüdniedersachsenStiftung – habe ich<br />

eigentlich die Erfahrung gemacht, dass die Projekte immer<br />

dann besonders gut funktionieren, wenn alle betroffenen<br />

Akteure auf Augenhöhe einbezogen wurden, sich<br />

auf eine gemeinsame Linie verständigt hatten und gemeinschaftlich<br />

an einem Strang gezogen haben.<br />

Jetzt also nach 13 Jahren wieder die WRG. Können Sie sich<br />

noch an die brennenden Themen von damals erinnern?<br />

Klar, das VerpackungsCluster wurde gegründet und der<br />

Breitbandausbau wurde aktuell. [lacht] Ja, ja, der Breitbandausbau<br />

brennt noch immer unter den Nägeln – und<br />

diesen monieren die Unternehmen immer als zu langsam.<br />

Heute erlebe ich aber hautnah, wo die Verzögerungs<strong>faktor</strong>en<br />

liegen, habe aber auch Gestaltungsmöglichkeiten.<br />

Zum Beispiel kann ich mit der Deutschen<br />

88 4 | <strong>2020</strong>


unternehmen<br />

Zur Person<br />

Marc Diederich ist seit dem<br />

1. Juli <strong>2020</strong> Geschäftsführer der WRG<br />

Wirtschaftsförderung Region Göttingen.<br />

Nach seinem Bachelorstudium<br />

der Geografie und Wirtschaft in<br />

Hildesheim absolvierte der gebürtige<br />

Eichsfelder den Master-Studiengang<br />

Regionalmanagement und<br />

Wirtschaftsförderung an der HAWK<br />

Göttingen. Anschließend führte den<br />

heute 37-Jährigen sein beruflicher<br />

Weg ins Projektmanagement der<br />

SüdniedersachenStiftung und dann<br />

zur IHK – zunächst in die Geschäftsstelle<br />

Göttingen, seit 2012 als Leiter<br />

nach Hildesheim. Der leidenschaftliche<br />

Familienmensch und Hobbykicker<br />

lebt in Landolfshausen.<br />

Bahn darüber reden, dass die Genehmigungsverfahren<br />

zügiger bearbeitet werden. Während wir bei der IHK<br />

also berechtigte Forderungen formuliert haben, kann ich<br />

auf Seiten der WRG direkter etwas bewegen und die<br />

Kernprobleme angehen.<br />

Aktuell gibt es ja leider ein akutes.<br />

Corona überstrahlt natürlich vieles. Positiv ist allerdings,<br />

dass sich die Region vergleichsweise sehr gut entwickelt<br />

hat und wir mit Unternehmen der Gesundheitswirtschaft<br />

und Medizintechnik Zukunftsbranchen vor Ort<br />

haben, die nicht die starken strukturellen Änderungen<br />

zusätzlich zur Corona-Krise spüren. Das sieht in Hildesheim<br />

ganz anders aus.<br />

Was beschäftigt Sie aktuell beim Onboarding sonst noch<br />

besonders?<br />

Ich führe viele Gespräche und verschaffe mir einen Überblick<br />

über die Themen, die wir teilweise federführend,<br />

teilweise als Partner bespielen. Dabei überlege ich mit<br />

meiner Mannschaft, wie wir die zunehmende Komplexität<br />

sinnvoll strukturieren können. Also, welche regionalen<br />

Partner gibt es und wo ist unsere Nische?<br />

Und wenn Sie in die Zukunft schauen: Welches Thema wird<br />

die Wirtschaft dann beschäftigen?<br />

Definitiv wird die Nachhaltigkeit eine viel stärkere Rolle<br />

spielen. Auch die Megatrends Digitalisierung, Demografie<br />

und Globalisierung werden uns weiter begleiten und<br />

unsere Arbeit beeinflussen. Hier wollen wir mit der<br />

WRG Impulsgeber und Moderator für die Wirtschaft<br />

sein. Und das stärker flächendeckend in der Region.<br />

Klingt so, als wären Sie ein analytischer Mensch.<br />

Ich bin tatsächlich kein Bauchmensch, der Dinge einfach<br />

durchboxt. Ich bin schon jemand, der sich gern an Fakten<br />

orientiert, und zugegebenermaßen auch jemand, der<br />

bei der Aussage ,das haben wir schon immer so gemacht‘<br />

auf die Palme gehen kann. Ich hole Meinungen ein und<br />

wechsle die Perspektive, damit ich dann eine möglichst<br />

begründete, nachvollziehbare Entscheidung treffen<br />

kann.<br />

Würden Sie sagen, Sie bringen frischen Wind in die WRG?<br />

[Schmunzelt] Das ist ja der Vorteil des Neuen, dass man<br />

unbelastet Umstrukturierungen andenken kann. Wir<br />

werden aber sicher Gutes beibehalten, aber uns auch<br />

Neuem öffnen.<br />

Und wenn wir unsere Nase mal kurz in Ihr Privatleben<br />

stecken …<br />

… dann verrate ich Ihnen, dass unser Sohn nächstes Jahr<br />

ein Geschwisterchen bekommt. Das wird in jedem Fall<br />

noch einmal frischen Wind bringen.<br />

Herr Diederich, vielen Dank für das Gespräch!<br />

4 |<strong>2020</strong> 89


ANZEIGE<br />

Volle Ladung<br />

Stadtwerke sorgen für E-Lade-Infrastrukturnetz in Göttingen.<br />

Christian Finck, Leiter Technischer Service Strom,<br />

Stadtwerke Göttingen AG<br />

Die Göttinger Stadtwerke treiben den<br />

Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur<br />

für E-Mobilitätskunden kontinuierlich<br />

voran. Bis Ende 2021 werden im<br />

Stadtgebiet Göttingen 40 Standorte aktiv sein.<br />

Christian Finck, Leiter Technischer Service<br />

Strom der Stadtwerke Göttingen AG, erklärt<br />

im Interview, was es mit diesem Engagement<br />

auf sich hat und wie groß die Akzeptanz von<br />

Elektromobilität in unserer Stadt bereits heute<br />

ist.<br />

Herr Finck, wann sind die Stadtwerke mit<br />

dem Thema E-Mobilität in Göttingen<br />

eigentlich gestartet?<br />

Begonnen haben wir schon vor etwa sechs<br />

Jahren mit zwei Ladeplätzen in unserem Parkhaus<br />

am Groner Tor. Das war sozusagen unser<br />

Einstieg in Göttingen. Das Laden der Fahrzeuge<br />

auf diesen beiden Plätzen haben wir da<br />

auch noch kostenfrei angeboten. Wir wollten<br />

erst einmal sehen, wie stark die Nutzung<br />

des Angebotes überhaupt ist. 2016 haben wir<br />

dann mit dem Hotel Freizeit In unseren ersten<br />

Gewerbekunden mit zwei Ladeplätzen für die<br />

Hotel gäste versorgt.<br />

Und wann sind die Stadtwerke mit dem<br />

Ladeinfrastrukturausbau in Göttingen dann<br />

so richtig durchgestartet – und mit welcher<br />

Motivation?<br />

Die Stadtwerke haben 2012 gemeinsam mit<br />

der Stadt Göttingen und der Georg- August-<br />

Universität die Trägerschaft für den Masterplan<br />

100 Prozent Klimaschutz übernommen.<br />

Wir sehen uns als städtischer Energieversorger<br />

in der Verantwortung, die Energiewende<br />

voranzutreiben und mit unserem Agieren den<br />

Forderungen nach Maßnahmen für den Klimaschutz<br />

in Göttingen Rechnung zu tragen.<br />

Im Handlungsfeld Verkehr soll durch die Ausweitung<br />

öffentlicher Lademöglichkeiten der<br />

Anreiz für den Kauf eines Elektrofahrzeuges<br />

gesteigert werden. In unserer Rolle als Infrastrukturdienstleister<br />

für verlässliche Gas-,<br />

Trinkwasser- und Fernwärmenetze kennen<br />

uns die Menschen in Göttingen ja schon ewig.<br />

Was lag also näher, als sich dieses wichtigen<br />

Themas anzunehmen? Vor zwei Jahren sind<br />

wir dann mit dem Aufbau eines E-Lade netzes<br />

für Göttingen richtig durchgestartet. Unsere<br />

Standorte versorgen wir alle mit unserem grünen<br />

GöStrom aus 100 Prozent Wasserkraft.<br />

Wie viele öffentliche E-Ladestandorte haben<br />

die Stadtwerke in Göttingen inzwischen<br />

installiert?<br />

Bis Ende dieses Jahres haben wir im Stadtgebiet<br />

25 Ladesäulen mit jeweils zwei Ladeplätzen<br />

in Betrieb genommen. Und für 2021<br />

sind bereits 15 weitere Standorte geplant.<br />

Wo sind in Göttingen die am meisten<br />

frequen tierten Ladesäulen?<br />

Unsere Auswertungen zeigen eine starke<br />

Nutzung am Theaterplatz, in der Bürgerstraße<br />

und am Steinsgraben. In Gebieten mit<br />

Mehrfamilienhäusern, wie zum Beispiel in der<br />

Stettiner Straße, bleiben die Nutzer dann leider<br />

manchmal bis zu zwei Tage auf dem Ladestellplatz<br />

stehen und blockieren ihn damit für<br />

andere Anwohner. Offensichtlich schrecken<br />

da auch die Kosten für die Standzeitdauer<br />

nicht genügend ab. Die Ladekapazitäten am<br />

Galluspark und auf dem Ostparkplatz der<br />

Universitätsmedizin werden ebenfalls sehr<br />

gut angenommen.


PROFIL<br />

ANZEIGE<br />

Startansicht Stadtwerke-App SWG emobil<br />

Ansicht SWG emobil – aktive Ladestandorte im<br />

Stadtgebiet Göttingen<br />

Ansicht SWG emobil – Übersicht ,Meine Ladevorgänge‘<br />

FOTOS: STADTWERKE GÖTTINGEN AG<br />

Wie wird man eigentlich E-Mobilitäts kunde<br />

der Göttinger Stadtwerke?<br />

Unsere E-Lade-Kunden registrieren sich<br />

über unsere <strong>Web</strong>seite oder über die kostenfreie<br />

iOS- oder Android-App ,SWG emobil‘.<br />

Nach der Anmeldung erhält der Kunde eine<br />

sogenannte RFID-Karte oder einen RFID-<br />

Schlüssel anhänger zugesandt. Damit kann<br />

der Kunde dann im Stadtgebiet ganz unkompliziert<br />

an unseren Lade säulen Strom tanken.<br />

Der Kunde hat außerdem die Option, mit uns<br />

einen Roaming-Vertrag abzuschließen. Dann<br />

stehen ihm mit dem RFID-Tool außerdem bis<br />

zu 17.000 Ladeplätze in Deutschland sowie<br />

67.000 in Europa für die Nutzung zur Verfügung.<br />

Welche Funktionen bietet die Stadtwerke-App<br />

ihren Nutzern?<br />

Die App markiert im Göttinger Stadtplan<br />

alle Ladeplätze. Wenn der Nutzer die Standortfreigabe<br />

aktiviert, kriegt er minutengenau<br />

den nächstgelegenen, freien Ladeplatz angezeigt.<br />

Der Kunde hat jederzeit Zugriff auf die<br />

Übersicht zu seinen Ladevorgängen. Neue<br />

Ladestandorte werden gesondert in der App<br />

angezeigt. Als Roaming-Kunde werden ihm<br />

überall in Deutschland und Europa die Ladekapazitäten<br />

angegeben. Per Google-Maps ®<br />

lässt er sich dann zum Zielpunkt navigieren.<br />

Was kostet eine ,elektrische Tankfüllung‘<br />

durchschnittlich?<br />

Ein Mittelklasse-E-Fahrzeug benötigt auf<br />

100 km etwa 17 kWh Energie, das macht 6,24<br />

Euro inkl. 19 Prozent Mehrwertsteuer. Unsere<br />

Kunden tanken bei uns pro Ladevorgang<br />

durchschnittlich 12 kWh bei einer Standzeit<br />

von etwa zwei Stunden.<br />

Wie viele Gewerbekunden haben die Stadtwerke<br />

bereits unterstützt und wo kriegt ein<br />

Privatkunde bei der Installation seiner Wallbox<br />

– der E-Tankstelle für zuhause – Hilfe?<br />

Die Anfragen von Gewerbekunden, die ihren<br />

Mitarbeitern*innen und Kunden*innen den<br />

Service einer E-Ladesäule anbieten wollen,<br />

nehmen stetig zu. Auf das Hotel Freizeit In als<br />

unseren ersten Gewerbekunden folgten dann,<br />

wie ebenfalls schon erwähnt, der UMG-Ostparkplatz.<br />

Inzwischen zählen wir das Badeparadies<br />

Eiswiese, Dino Gewerbepartner, die<br />

Spedition Zufall sowie die Göttinger Diakonie<br />

zu unseren Kunden. Und aktuell liegen uns<br />

bereits sechs weitere gewerbliche Anfragen<br />

vor. Für Privatkunden gibt es seit 24.11.<strong>2020</strong><br />

einen interessanten Fördertopf: 900 Euro<br />

steuert der Staat für eine Wallbox bei, zu beantragen<br />

über das KfW-Zuschussportal. Installation<br />

und Beratung einer förderfähigen<br />

Ladestation kosten bei uns etwa 1.500 Euro.<br />

Glauben Sie, dass E-Mobilität wirklich die<br />

Chance hat, nicht nur Akzeptanz zu finden,<br />

sondern auch sich im Mobilitätsmarkt durchzusetzen?<br />

Ich persönlich bin davon überzeugt, dass sich<br />

die Antriebsart des Elektromotors durchsetzen<br />

wird. Ändern wird sich sicherlich die Technologie,<br />

mit der der Strom gewonnen und<br />

gespeichert wird. Als Alternative zu fossilen<br />

Brennstoffen bietet sich da u. a. die Brennstoffzellentechnik<br />

auf Wasserstoffbasis an.<br />

Vielen Dank für das Gespräch!


› MEHR ALS EIN MAGAZIN<br />

VERTRAUEN · KOMPETENZ · QUALITÄT<br />

Sicherheitsdienst<br />

Eine Aufgabe für Spezialisten<br />

• Streifendienst<br />

und Objektschutz<br />

• Aufschaltung<br />

• Notruf- und<br />

Serviceleitstelle<br />

15 Jahre <strong>faktor</strong><br />

Am Leinekanal 4 · 37073 Göttingen<br />

Tel.: 0551 5 488 585 · Fax: 0551 5 488 589<br />

E-Mail: info@ruhstrat-fm.de · www.ruhstrat-fm.de<br />

bedankt sich bei allen Lesern,<br />

Kunden und Partnern für die<br />

Zusammenarbeit und wünscht<br />

ein gesundes und erfolgreiches<br />

Jahr 2021 !<br />

PROFIL<br />

Die Kinder- und<br />

Familienzahnärztinnen<br />

In besonderem Ambiente kümmern sich Mutter und<br />

Tochter mit viel Einfühlungsvermögen um kleine<br />

und große Patienten.<br />

Wer kennt das nicht? Trotz acht Stunden<br />

Schlaf wacht man gerädert auf.<br />

Der Partner weiß warum: Schnarchen,<br />

Luftaussetzer – die ganze Nacht! Häufig sind<br />

getrennte Schlafzimmer die Folge. „Das ist<br />

aber nicht nötig“, sagt Kristina Kremer, die<br />

kürzlich zum zweiten Mal Mutter wurde und<br />

im kommenden Januar wieder zu ihren gewohnten<br />

Behandlungszeiten zurückkehrt.<br />

DIE ZAHNÄRZTIN BEHANDELT seit fast<br />

15 Jahren in der Praxis, die ihre Mutter Barbara<br />

im Jahr 1991 in Geismar eröffnete. Gemeinsam<br />

mit der angestellten Ärztin Tembia<br />

Yavsan und einem achtköpfigen Team sorgen<br />

die Zahn- und Kieferexperten nicht nur bei<br />

Schnarchern für erholsameren Schlaf, sondern<br />

sind vor allem auf einfühlsame Kinderund<br />

Familientherapien spezialisiert.<br />

In ihrer modernen Praxis setzen sie seit<br />

jeher ein strenges Hygienekonzept um, das<br />

natürlich auch den strengen Corona-Vorschriften<br />

entspricht. Einladend sind der großzügige<br />

Empfangsbereich, die separaten Wartezimmer<br />

für jede Familie, die Behandlungsräume mit<br />

riesigen Tierbildern und der entspannende<br />

Blick ins Grüne. Dieses angenehme Ambiente<br />

lässt einen zeitweise sogar vergessen, dass<br />

man gerade einen Zahnarzttermin hat.<br />

TEXT: STEFAN LIEBIG<br />

KONTAKT<br />

Zahnärzte auf den Terrassen<br />

Dr. Barbara Kremer<br />

Dr. Kristina Kremer<br />

Alfred-Delp-Weg 6<br />

37085 Göttingen<br />

Tel. 0551 795323<br />

info@familienzahnarzt-kremer.de<br />

www.familienzahnarzt-kremer.de


PROFIL<br />

ANZEIGE<br />

FOTO: ZUFALL<br />

Ideen entwickeln und neue<br />

Arbeitsformen testen:<br />

ZUFALLer*innen bei der<br />

internen Eröffnung des zufall.lab<br />

vor rund einem Jahr.<br />

ZUFALL100<br />

Die ZUFALL logistics group stellt sich für die Zukunft auf.<br />

Brexit, Corona, Digitalisierung und neue<br />

Aufgaben … <strong>2020</strong> bringt für die Logistikbranche<br />

große Herausforderungen.<br />

Die ZUFALL logistics group mit ihrer Zentrale<br />

in Göttingen und elf weiteren Niederlassungen<br />

in Deutschland hat sich aufgemacht,<br />

diese Veränderungen aktiv zu gestalten. Peter<br />

Müller-Kronberg, geschäftsführender Gesellschafter,<br />

nutzt die Erfahrungen aus der Firmengeschichte,<br />

um die ZUFALL-Gruppe als<br />

nachhaltig achtsamen Logistikdienstleister<br />

bis 2028, dem 100. Geburtstag des Familienunternehmens,<br />

für die kommenden Jahrzehnte<br />

zukunftsfähig aufzustellen. Dieser Prozess<br />

wird im Unternehmen ZUFALL100 genannt.<br />

Quer durch alle Hierarchieebenen arbeiten<br />

ZUFALLer*innen für dieses Ziel. Ein Teil davon<br />

ist das zufall.lab, das abseits des operativen<br />

Geschäfts Raum für neue Formen der Zusammenarbeit,<br />

für neue Gedanken und Ideen<br />

bietet. „Alle haben in unserer Ideenschmiede<br />

die Chance, gewohnte Pfade zu verlassen und<br />

neue Arbeitsformen zu testen. Es geht darum,<br />

wertvolle Erfahrungen zu sammeln und<br />

zusammen mit Partnern und Kunden Neues<br />

zu schaffen und weiterzuentwickeln“, erklärt<br />

Peter Müller-Kronberg.<br />

DAS FAMILIENUNTERNEHMEN will keine<br />

abwartende Rolle einnehmen, sondern Antworten<br />

auf Fragen finden, die noch gar nicht<br />

gestellt wurden. Den Schlüssel dafür halten<br />

die Mitarbeiter*innen in den Händen: Mit<br />

ihrem enormen Erfahrungsschatz, ihren vielfältigen<br />

Persönlichkeiten und individuellen<br />

Fähigkeiten und Ideen.<br />

ZU BEGINN DES JAHRES wurde am Standort<br />

Fulda ein modernes Transport- Management-<br />

System (TMS) installiert, das kurz zuvor auch<br />

in der Göttinger Zentrale in Betrieb genommen<br />

worden war. Zum Ende dieser erfolgreichen<br />

Einführungsphase überschattete dann die<br />

Corona-Krise das Geschäftsleben. Innerhalb<br />

weniger Tage sorgte die IT-Abteilung für ausreichend<br />

Homeoffice-Kapazitäten. Fast ohne<br />

Unterbrechung fanden Besprechungen und<br />

Konferenzen online statt, und die Einführung<br />

des TMS in der Niederlassung Haiger wurde<br />

mit umfangreichen Hygiene- und Sicherheitskonzepten<br />

gerade erfolgreich abgeschlossen.<br />

Die logistische IT-Kompetenz erweiterte<br />

ZUFALL bereits 2019 mit der Gründung<br />

der fortan zur ZUFALL-Gruppe gehörenden<br />

IT-Prozessberatung IFANO. Die Investition<br />

zahlte sich in diesem Jahr bereits intern wie<br />

extern aus. Denn auch erste Kunden profitierten<br />

von der Innovationskraft von IFANO.<br />

HERAUSFORDERNDE AUFGABEN, die das<br />

Familienunternehmen mit deutschlandweit<br />

rund 2.200 ZUFALLer*innen zu bewältigen<br />

hatte – ohne optimierte und neu gedachte<br />

Arbeitsprozesse und Techniken undenkbar.<br />

ZUFALL GELANG mit dem Joint Venture<br />

„Zukonft“ im Spätsommer ein Erfolg im Bereich<br />

der Blockchain-Technologie. Gemeinsam<br />

mit der Softwarefirma konfid.io entwickelte<br />

ZUFALL die Online-Plattform TrustedTrucks,<br />

die Spediteuren eine vollständige Verwaltung<br />

der eigenen Qualifizierungsdaten ermöglicht.<br />

„Die Blockchain-Technologie sehen wir als<br />

Schlüssel für eine zukunftsfähige und effiziente<br />

supply chain“, sagt Peter Müller-Kronberg.<br />

Solche Problemlösungen stimmen ihn für die<br />

Zukunft seines Unternehmens zuversichtlich:<br />

„Wir beweisen in diesem Jahr, dass wir auch in<br />

Krisenzeiten Kundenglück erzeugen.“<br />

KONTAKT<br />

Friedrich Zufall GmbH & Co. KG<br />

Internationale Spedition<br />

Robert-Bosch-Breite 11<br />

37079 Göttingen<br />

Tel. 0551 6070<br />

www.zufall.de


leben<br />

Jim Dine:<br />

I can’t<br />

repeat<br />

myself<br />

repeat<br />

Er ist ein Künstler, der auf der ganzen Welt bekannt ist. Ein Künstler<br />

von Weltrang. Und irgendwie ist der gebürtige US-Amerikaner Jim Dine<br />

inzwischen auch ein Göttinger. Da scheint es nicht verwunderlich,<br />

dass im neu entstehenden Kunstquartier von Verleger Gerhard Steidl<br />

auch ein Jim-Dine-Pavillon ein Zuhause bekommt.<br />

TEXT ANJA DANISEWITSCH FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA KUNST JIM DINE<br />

94 4 |<strong>2020</strong>


leben<br />

4 |<strong>2020</strong> 95


leben<br />

LESEZEIT: 9 MINUTEN<br />

Ein Kunstwerk findet seinen Ort. Zwischen Bauzäunen<br />

und unwegsamer Fußgängerzone ersteht peu à peu<br />

das Kunstquartier, kurz KuQua, rund um die Düstere<br />

Straße in der Göttinger Innenstadt. Der Verleger und<br />

Mit initiator dieses Projekts, Gerhard Steidl, hat sich<br />

mit dem Quartier für moderne Kunst einen lang gehegten<br />

Traum erfüllt. Auf einem Hinterhof, der früher<br />

ein Geheimtipp war, wird Anfang des Jahres 2021 ein<br />

Kunstwerk als Teil des KuQuas ‚eröffnet‘. Schon jetzt<br />

birgt der kleine, kapellenartige Pavillon in seinem Inneren auf kohlegeschwärzten<br />

Wänden die Handschrift des Künstlers Jim Dine, dessen Namen<br />

er im Übrigen auch tragen wird: Jim-Dine-Pavillon.<br />

Es ist schön, wenn Dinge eine Geschichte haben. Eine Story, die sich wieder<br />

und wieder erzählen lässt und die eine Verbindung zwischen Dingen und<br />

Menschen schafft: so wie die produktive Freundschaft zwischen Gerhard<br />

Steidl und Jim Dine. Die Fotografien des Künstlers waren es, die den Verleger<br />

so begeisterten, dass er mit ihm zusammenarbeiten wollte – Steidl druckte<br />

Bücher mit Dines Werken und half ihm beim Aufbau von Ausstellungen<br />

weltweit. Und an einem regnerischen Tag Anfang September <strong>2020</strong> kam Jim<br />

Dine nach Göttingen, um gemeinsam mit seinem zweiköpfigen Team in<br />

einem frisch errichteten Pavillon zum fünften und allerletzten Mal die<br />

Strophen seines Gedichts ,Poet Singing. The Flowering Sheets‘ an die Wände<br />

zu bringen. Die Zeilen sind Teil einer Rauminstallation, die neben der Handschrift<br />

fünf Skulpturen aus 400-jähriger amerikanischer Eiche und ein über-<br />

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leben<br />

4 |<strong>2020</strong> 97


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98 4 |<strong>2020</strong>


leben<br />

» Each time is different.<br />

Das ist es, was es für mich<br />

interessant macht. «<br />

dimensionales Gipsselbstportrait des Künstlers umfasst.<br />

Zu sehen war dieses Gesamtkunstwerk bereits in der Getty-<br />

Villa in Los Angeles, in Walla Walla (Washington), in Basel<br />

und Rom. In der italienischen Hauptstadt geschah es denn<br />

auch, dass Jim Dine und Gerhard Steidl beieinander standen<br />

und Dine sagte: „I can’t do this anymore – so I give it<br />

to you, to Göttingen.“<br />

ALS DER 85-JÄHRIGE diese kleine Anekdote mit seiner<br />

warmen, etwas rauchigen Stimme erzählt, lacht er herzlich<br />

auf. Er sitzt auf einem klapprigen Stuhl vor dem Pavillon<br />

und beantwortet geduldig die Fragen. Dennoch<br />

spürt man irgendwie, dass es ihn eigentlich zu seiner Arbeit<br />

zieht. Sein Zeitplan ist straff. In zwei Tagen wird er<br />

bereits wieder auf dem Weg nach Paris sein, wo seine<br />

Frau auf ihn wartet. Auch sie ist Künstlerin, Schriftstellerin.<br />

Dabei ist es nicht das erste Mal, dass Dine nach<br />

Göttingen kam – seit vielen Jahren lebt und arbeitet er<br />

immer wieder einige Monate im Jahr in der südniedersächsischen<br />

Stadt. „My life is a big holiday“, kommentiert<br />

er sein Leben zwischen den Metropolen der Welt<br />

und seinen Wohnsitzen in Deutschland, Frankreich und<br />

den USA.<br />

Doch noch ist er hier und erzählt, wie er den ,Singing<br />

Poet‘ von der Getty-Villa auf sein Anwesen nach Walla<br />

Walla brachte – zumindest die Skulpturen. Seine Handschrift<br />

an den Wänden in der Villa wurde mit weißer<br />

Farbe überstrichen, als wäre dort nie Kunst gewesen.<br />

Nur die dazugehörige Videoaufzeichnung erinnert daran,<br />

wie der Raum einst aussah.<br />

Und jedes Mal, wenn die Installation auf Reisen ging,<br />

fuhren Dine, sein Team und Steidl gemeinsam an den<br />

nächsten Ausstellungsort und schufen das Kunstwerk an<br />

den leeren Wänden neu. Jedes Mal waren die Räume anders.<br />

„Each time is different. Das ist es, was es für mich<br />

interessant macht“, sagt Dine. Er hat nicht den Anspruch,<br />

sein Werk bis aufs Kleinste zu reproduzieren. Ganz im<br />

Gegenteil. „Wir verändern uns ständig“, sagt er und<br />

meint: „I can’t repeat myself.“ Immer wird etwas Neues,<br />

etwas anderes mit einfließen – etwas, das zuvor nicht da<br />

war. Und wiederum anderes, das da war, ist vielleicht<br />

verschwunden. Was zählt, ist der Moment. Während wir<br />

im Interview sitzen, hat sein Team bereits mit Kohle und<br />

Kreide begonnen, die Zeilen des singenden Poeten, in<br />

dessen Rolle Dine sich auch sieht, an die Wand zu bringen.<br />

Es ist die Rohfassung. Der Künstler selbst wird es<br />

sein, der abschließend den Worten eine eigene Bedeutung<br />

zuschreibt, indem er verwischt, verschmiert, wegwischt<br />

und neu schreibt. Ein Prozess, der Inhalt und<br />

Form in Einklang bringt, Lebenserfahrung und Intuition.<br />

IN EINEM LANGEN LEBEN häuft sich vieles an. Viele<br />

Erinnerungen und Geschichten. Vor allem, wenn man<br />

wie Jim Dine seit den 1960er-Jahren ein bewegtes Künstlerdasein<br />

lebt. Damals war er dabei, als in New York<br />

erste Happenings stattfanden und die Pop-Art-Kunst<br />

neue Wege aufzeigte. „Das, was ich schon immer war<br />

und sein wollte, ist: Künstler sein. Solange ich zurückdenken<br />

kann – since I was a little boy“, erzählt er in<br />

ruhigem Ton. Kunst ist das, warum er auf dieser Welt ist.<br />

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leben<br />

Daran gibt es für ihn keinen Zweifel. Unzählige Werke<br />

und Einzelausstellungen in den renommiertesten Museen<br />

der Welt wie dem Whitney Museum of American Art<br />

und dem Guggenheim Museum in New York oder auf<br />

der documenta in Kassel zeugen von seinem Schaffensdrang.<br />

Seine Werke umfassen Malerei, Grafik, Skulpturen,<br />

Lyrik, Fotografie und sogar Bühnenbilder. Rastlos könnte<br />

man ihn nennen. Auf www.artnet.de finden sich über<br />

7.000 Werke, darunter viele Bilder seiner berühmten<br />

Herzen und das Leitmotiv des Bademantels (siehe rechts),<br />

das ihn über viele Jahre inspirierte.<br />

DEN EINDRUCK des unermüdlich Schaffenden bestätigt<br />

der Verleger Gerhard Steidl aus der jahrelangen gemeinsamen<br />

Arbeit. „Bei Jim kommt alles zu 100 Prozent aus<br />

dem Herzen und aus dem Bauch“, erzählt Steidl in sachlichem<br />

Ton und mit einem leisen Lächeln auf den Lippen.<br />

„Er ist mit dem ganzen Körper bei der Arbeit.“<br />

Die Hände und Kleidung von Jim Dine sind dann –<br />

wie bei der Arbeit am Pavillon – kohleverschmiert, als<br />

würde er die Grenzen zwischen sich und seinem Werk<br />

verwischen. Es passt zu dem, was Dine über sich und<br />

sein Werk sagt: dass der Orpheus’sche Sänger sehr viel<br />

mit ihm selbst und seinem Leben zu tun hat. „That’s the<br />

poem of my life“, sagt der Künstler und strahlt dabei<br />

eine tiefe Überzeugung aus.<br />

Steidl erinnert sich gern an die gemeinsame Arbeit, die<br />

mehr als 25 Jahre zurückreicht. Ihr erstes Buchprojekt<br />

war Anfang dieses Jahrtausends ,Birds‘. Seitdem sind im<br />

Göttinger Steidl Verlag an die 70 Bücher von Jim Dine<br />

erschienen. „Das tollste Projekt in den letzten Jahren<br />

war 2018 ‚Hot Dream – 52 Books‘, das aus der Idee<br />

entstand, ein Jahr lang jede Woche ein Buch zu produzieren.<br />

Und das haben wir dann gemacht“, erzählt Steidl.<br />

Als Künstler agiert Dine genreübergreifend, wie die Arbeit<br />

an den 52 Büchern zeigt. Bekannt wurde er als Pop-<br />

Art-Künstler vor allem auch, weil er Alltags gegenstände<br />

aus ihrem Kontext riss (siehe Seite 98). Doch über die<br />

Jahre wandte er sich von dieser Kunstrichtung ab, und<br />

seine Kunst wurde metaphorischer und emotionaler.<br />

In dem Projekt ,Hot Dream‘ konnte Dine viele seiner<br />

künstlerischen Ambitionen einbringen.<br />

Fotografie, Zeichnungen, Abstraktionen, Gedichte,<br />

Erzählfragmente. In dieser produktiven Zeit entstanden<br />

darüber hinaus auch Rauminstallationen, die Dine direkt<br />

in seinem Göttinger Studio umsetzte. Tausende seiner<br />

Zeichnungen entstanden über die Jahre hier.<br />

4 |<strong>2020</strong> 103


leben<br />

Schicksalsschwer könnte man daher in diesem Zusammenhang<br />

die Begegnung von Jim Dine und Gerhard<br />

Steidl in den 1980er-Jahren in Berlin bezeichnen. Über<br />

einen Bekannten wurde Steidl auf das fotografische<br />

Werk aufmerksam und sprach Dine an. Dine war zunächst<br />

skeptisch – er kannte diesen Verleger nicht. Doch<br />

dann besuchte Steidl den Künstler in seinem Studio in<br />

New York, und es entwickelte sich nicht nur eine enge<br />

Zusammenarbeit, sondern eine wertschätzende Freundschaft.<br />

Inzwischen ist es 17 Jahre her, dass Dine sein Studio<br />

in Göttingen bezog, das nur einen Steinwurf vom<br />

Steidl Verlag entfernt liegt. Er liebt diese kleine Großstadt:<br />

„In another life, I was from here“, sagt er lachend<br />

und vielleicht ein wenig augenzwinkernd.<br />

BEREITS 2015 ENTSTAND DIE INSTALLATION ,House<br />

of Words‘: textbeschriebene Tapeten, die von der Decke<br />

hängen, und geschriebene Worte an rohen Wänden. Diese<br />

Installation zusammen mit einer Performance, bei der<br />

Dine die Texte las, war als zweite Ausstellung im Günter-<br />

Grass-Haus zu sehen. „Dine ist ein sehr guter Leser seiner<br />

Texte“, sagt Steidl. Im Jim-Dine-Pavillon werden die<br />

Besucher sich selbst davon überzeugen können, denn das<br />

Poem ,Singing Poet‘ wurde in einem Tonstudio in Northeim<br />

von Dine eingesprochen. Als leises Wispern, dem<br />

singenden Poeten der griechischen Antike gleich, wird<br />

die Stimme des Künstlers als Teil der Performance im<br />

Jim-Dine-Pavillon zu hören sein.<br />

Zusammen mit dem Kunsthaus, das als Teil des<br />

KuQua im Frühjahr 2021 eröffnen soll, wird der Pavillon<br />

für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Zusammen<br />

mit dem Günter-Grass-Haus, dem Studio von Jim Dine,<br />

dem Steidl Verlag, Räumlichkeiten für Künstler und kleinen<br />

Cafés rund um die Düstere Straße und den Nikolaikirchhof<br />

soll hier eine kreative ,Keimzelle‘ entstehen. Es<br />

ist nicht ausgeschlossen, dass den Besuchern hier von<br />

Zeit zu Zeit Jim Dine über den Weg laufen wird. Vielleicht<br />

bleibt er unerkannt. Aber vielleicht wird ihn auch<br />

der eine oder die andere erkennen, nachdem er mit der<br />

Schenkung des Pavillons stärker als zuvor in die Öffentlichkeit<br />

gerückt ist. Es fällt ein bisschen mehr Glanz auf<br />

die Stadt, so scheint es – jetzt, da sie sich in die Liste der<br />

Orte einreiht, an denen der große Gegenwartskünstler<br />

ansonsten noch seine Spuren hinterlässt: Washington,<br />

New York, Paris – und Göttingen. ƒ<br />

ZUR PERSON<br />

Jim Dine wurde 1935 in Cincinnati, Ohio, geboren.<br />

Von 1955 bis 1957 studierte er Grafik, Malerei und Skulptur<br />

am College of Fine Arts der Ohio University in Athens,<br />

Ohio. Bereits ein Jahr später zog er nach New York, wo er<br />

sich mit Konzeptkunst und Happening einen Namen<br />

machte. Bis heute gilt Dine als einer der bedeutendsten<br />

und vielseitigsten Künstler der Nachkriegskunst. Seine<br />

Werke werden zum Teil der Pop Art zugerechnet und<br />

gelten als Vorläufer des Neoexpressionismus. Als genreübergreifend<br />

arbeitender Künstler umfasst sein Werk<br />

neben Malerei, Grafik und Skulpturen seit den 1960er-<br />

Jahren auch Lyrik und seit den 1990er-Jahren Fotografie –<br />

zudem entwirft er Bühnen bilder. Dine lebt und arbeitet an<br />

verschiedenen Orten auf der Welt: auf seiner Farm in<br />

Walla Walla (Washington), in New York, seit 2001 in Paris<br />

und seit 17 Jahren auch in Göttingen.<br />

Jim Dine<br />

Hot Dream<br />

52 Bücher<br />

Steidl Verlag, 150 Euro<br />

1<strong>04</strong> 4 |<strong>2020</strong>


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4 |<strong>2020</strong> 105


leben<br />

Es lebe die<br />

,Tote Oma‘<br />

Zu Gast bei Sternekoch Robin Pietsch im Harz<br />

TEXT SABINE KNAPPE FOTOGRAFIE BEN KRUSE<br />

LESEZEIT: 8 MINUTEN<br />

Wie schrecklich leer es ist“, sagt<br />

Robin Pietsch und seufzt, während<br />

er den Blick durch sein derzeit aufgrund<br />

von Corona geschlossenes<br />

Restaurant schweifen lässt, das mit<br />

so angenehm gemütlicher Atmosphäre<br />

daherkommt. „Sonst ist es hier voller Gäste, die<br />

sich amüsieren ...“ Aber er ist zuversichtlich. Hatte er<br />

sich beim ersten Lockdown noch der Aktion ‚Kochen für<br />

Helden‘ angeschlossen und mit seinen Köchen umsonst<br />

für Helfer – zum Beispiel im regionalen Krankenhaus –<br />

gesorgt, renoviert und gestaltet er jetzt über den Winter<br />

seine zwei Lokale um und blickt optimistisch nach vorne.<br />

Denn für eine positive Veränderung braucht es meist<br />

nicht viel.<br />

„Mit so wenig wie möglich so viel wie möglich machen“,<br />

bringt Pietsch sein Lebensmotto und das seiner<br />

Küche gleichermaßen auf den Punkt. Wenig bedeutet für<br />

ihn maximale Qualität. Der 32-Jährige ist Sternekoch im<br />

nah an Südniedersachsens Grenze gelegenen Wernigerode<br />

– und damit der einzige Sternekoch in Sachsen-Anhalt.<br />

Seine beiden Restaurants, das ,ZeitWerk‘ und das<br />

,Pietsch‘ haben je einen Stern. Das ,Pietsch‘ erhielt ihn<br />

schon acht Monate nach der Eröffnung.<br />

WERNIGERODE IST EINE schön renovierte Stadt im<br />

Harz mit bemerkenswerten Fachwerkhäusern und einem<br />

mittelalterlichen Rathaus – aber man vermutet dort keine<br />

Sterneküche. Beim Flanieren über die Breite Straße fällt<br />

als Erstes das Schnitzelhaus auf, keine Über raschung.<br />

Tatsächlich gibt es hier aber einen kulinarischen, auch<br />

internationalen Tourismus, nämlich den zu Robin Pietsch.<br />

Der unterschrieb mit damals 21 einen Mietvertrag für<br />

ein Fachwerkhäuschen in einer der Nebenstraßen und<br />

nannte es ,ZeitWerk‘. Zuvor hatte er in Wernigerode<br />

eine Konditorlehre absolviert und danach eine Kochlehre<br />

in Ilsenburg, einem kleinen Ort in der Nähe. Er selbst<br />

lebte bis vor einem Jahr in seinem Geburtsort Blankenburg,<br />

auch gleich um die Ecke, bis er ein Häuschen<br />

direkt in Wernigerode bezog. „Ich stehe mit beiden Beinen<br />

auf dem Boden“, sagt Pietsch über sich selbst – und<br />

diese Beine stehen auf Harzer Erde.<br />

106 4 |<strong>2020</strong>


leben<br />

ZUR PERSON<br />

Geboren und aufgewachsen in Blankenburg, absolviert<br />

Robin Pietsch zuerst in Wernigerode eine Ausbildung<br />

zum Konditor. Unter Landesinnungsmeister der Konditoren<br />

Michael Wiecker arbeitet er im gleichnamigen<br />

Café, bevor er in Ilsenburg eine Ausbildung zum Koch<br />

anschließt. Danach kocht er unter anderem an der<br />

Seite von René Bobzin (1 Michelin Stern). Das erste<br />

eigene, regional verbundene Restaurant ,ZeitWerk‘,<br />

eine Art Wohnzimmer- Restaurant, das heute zu den<br />

besten in ganz Sachen- Anhalt zählt, eröffnet er 2012<br />

in Wernigerode. Das zweite, ,welt offene‘ Restaurant<br />

,Pietsch‘ kommt 2019 dazu. Inzwischen hat der<br />

32-jährige Sternekoch sogar seine eigene Sendung<br />

im MDR- Fernsehen ,Robins Rezepte‘.<br />

4 |<strong>2020</strong> 107


leben<br />

Im ,Pietsch‘ Das ,Tresenrestaurant‘ mit nur 14 Sitzplätzen verbindet Regionalität mit weltoffenen Einflüssen auf junge, kreative Art.<br />

» In der ersten Zeit habe ich anders<br />

gekocht, meine Zutaten dekonstruiert,<br />

Schäumchen gemacht und<br />

Konsistenzen bis zur Unkenntlichkeit<br />

verändert. Aber irgendwann fühlte<br />

ich mich damit nicht mehr wohl.“ «<br />

GENAU DAS IST SEIT EIN PAAR JAHREN auch Pietschs<br />

Küchenkonzept im ,ZeitWerk‘, nämlich den Geschmack<br />

und die Rezepte seiner Heimat in seine eigene Küchensprache<br />

zu übersetzen. „In der ersten Zeit habe ich anders<br />

gekocht, meine Zutaten dekonstruiert, Schäumchen gezogen<br />

und Konsistenzen bis zur Unkenntlichkeit verändert“,<br />

erzählt der Gastronom. „Aber irgendwann fühlte ich mich<br />

damit nicht mehr wohl.“ Seine wichtigste Gesprächspartnerin<br />

über das Kochen war und ist bis heute seine Oma<br />

Christa. Der erzählte Pietsch immer von seiner Art der Küche<br />

und sie von ihrer – und vor allem kochte sie für ihn.<br />

Sein Lieblingsgericht – ihre Möhrensuppe –, die er<br />

bis heute nicht nachkochen kann, und das Gemüse aus<br />

ihrem Garten, das sie noch immer persönlich im<br />

Restaurant vorbeibringt, sind vermutlich auch ein<br />

Anstoß für sein neues Konzept gewesen. Die Gemütlichkeit<br />

dieser Situation – nämlich mit Oma Christa<br />

zu reden, das Gefühl von Heimkommen, die Schuhe<br />

auszuziehen und sich danach auf das Sofa zu legen –<br />

addierte der sehr reelle und lebensbejahende Koch<br />

,zur Suppe‘. „Ein Rezept, das man ,eigentlich‘ nicht<br />

108 4 |<strong>2020</strong>


leben<br />

Im ,ZeitWerk‘ Ein Menü, viele kleine Gänge, aus regionaler Herkunft – hier trifft trendiges Ambientie auf Wohlfühlatmoshäre.<br />

kopieren kann“, sagt Pietsch und fasst damit sein<br />

Restaurant konzept zusammen.<br />

AUS DEM PERSÖNLICHEN ZWEIFEL am Küchenstil<br />

folgte ein Umbau des Restaurants und eine 14-tägige<br />

Suche nach Harzer Rezepten und ihrer zeitgemäßen Umsetzung.<br />

Pietsch und seine Kochbrigade recherchierten<br />

und probierten aus. Heraus kamen typische Gerichte<br />

wie ,Tote Oma‘ – traditionell bestehend aus Blutwurst<br />

und Kartoffeln. Im ,ZeitWerk‘ sind Blutwurst mit Majoran<br />

und Apfel die Basis, darauf kommt ein Schaum aus<br />

ungeschälten Pellkartoffeln, die in Sahne gegart sind<br />

(siehe Rezept auf Seite 112). ,Hackus und Knieste‘ – eigentlich<br />

ganz simpel Hack mit Ofenkartoffeln. Pietsch<br />

aber nimmt Tatar vom Rinderfilet, Grenaille-Kartoffeln<br />

und viele Kräuter. Seine ‚Harzer Platte‘ nennt er ‚Brotmahlzeit‘<br />

– sie besteht aus luftgetrocknetem Schinken,<br />

Rahm, selbst gebackenem Brot, gepickelten Radieschen<br />

und Rettich ... Wer mehr Rezepte des Sternekochs kennenlernen<br />

möchte, kann ihm übrigens auch jeden Freitag<br />

im Radio MDR Sachsen-Anhalt zuhören.<br />

Nachdem in Wernigerode die neue Ausrichtung der<br />

Küche bekannt wurde, brachten die einheimischen Gäste<br />

DDR-Rezepte mit. Die wurden damals in Kladden veröffentlicht<br />

und stehen jetzt als Sammlung in Pietschs Büro.<br />

In dem Restaurant im ersten Stock mit dem vielen Holz<br />

und seinen hellen Wänden ist es heimelig. In den Beistelltischen<br />

ist ein Band mit schwarzen, glänzenden Steinen<br />

eingelegt, die aus dem Harzer Fluss Bode stammen.<br />

MODERN UND UNMODERN ZUGLEICH sind die Konservierungsmethoden<br />

in der neuen Küche. „Wir kochen<br />

viel ein. Als wir damit begannen, habe ich unzählige<br />

Weckgläser gekauft und dafür viel Geld ausgegeben“, erzählt<br />

der Sternekoch. Das ,ZeitWerk‘ weckt ein, trocknet<br />

und fermentiert. „Wenn ich hier von regionalen Anbietern<br />

Spargel bekomme, kaufe ich den und konserviere<br />

ihn für das ganze Jahr.“ Ein Gericht, das dabei herauskommt,<br />

ist fermentierter Spargel mit pulverisierten Fichtenspitzen.<br />

„Das ist auch der Harz.“ Das Motto lautet,<br />

so lokal und puristisch wie möglich. Eine Einschränkung<br />

für den regionalen Ansatz ist die Verfügbarkeit von<br />

4 |<strong>2020</strong> 109


leben<br />

Im ,Pietsch‘ serviert: Kabeljau I Beurre Blanc<br />

Im ,ZeitWerk‘ serviert: Samtsuppe von der Sachsforelle und Tarte<br />

Rohstoffen. Glücklicherweise gibt es in der Region eine<br />

innovative Gärtnerei, die viele Kräuter und Gemüse<br />

zieht, die seiner Sterneküche Anregungen bietet. „Die<br />

ganze Küche ist zwei- bis dreimal im Jahr dort, um zu<br />

kosten, neue Sorten kennenzulernen und Gerichte zu<br />

entwickeln.“<br />

Anfangs war Robin Pietsch sehr konsequent und wollte<br />

weder Salz noch Pfeffer benutzen, da es die im Harz<br />

nicht gibt. Anstelle von Salz dörrte und pulverisierte er<br />

Staudensellerie, der dabei eine eigene Salzigkeit entwickelt.<br />

Inzwischen sieht er das entspannter und nimmt<br />

Meersalz.<br />

ENTSPANNTER UND NEUGIERIGER GEHT ER auch mit<br />

seinem neuen Restaurant, dem ,Pietsch‘ um, das 2019<br />

eröffnete. Dort vereint er französische Küche und andere<br />

internationale Einflüsse, die er schätzt, mit der japanischen<br />

Kaiseki-Küche, der Hochküche Nippons. Sie steht<br />

für Qualität und die perfekte Einfachheit, die das Produkt<br />

in den Mittelpunkt stellt. Ihre Philosophie deckt<br />

sich mit den Vorstellungen des Gastronoms. „Aber es ist<br />

nicht das Original, sondern meine Interpretation.“ Und<br />

auch hier gilt sein Prinzip, aus Wenigem das Beste zu<br />

machen. Ein Gericht unter vielen in der Menüfolge von<br />

zwölf Gängen ist die ,mit Dashigelee gefüllte Kapuzinerkresseblüte‘,<br />

ein anderes ist ,Kabeljau mit Kombu Beurre<br />

Blanc und Kaviar vom Stör‘. Er und vor allem seine Mitarbeiter<br />

haben sich intensiv mit dieser ausgefallenen Art<br />

des Kochens beschäftigt. Auch das hat er lernen müssen<br />

in der Zeit der Expan sion: seinem Team zu vertrauen.<br />

Die Gäste sitzen an einem Holztresen vor der offenen<br />

Küche – ein schlichtes, urbanes Konzept. Den Tresen<br />

hat ein Freund getischlert, und Robin Pietsch hat ihn<br />

selbst gemauert: „Das habe ich wohl von meiner Familie<br />

mitbekommen: Mach lieber alles selber!“ Und das ist<br />

wohl nicht das Einzige: Seine Eltern kommen ebenfalls<br />

aus der Gastronomie. Die Mutter ist Restaurantfachfrau,<br />

sein Vater hat Koch gelernt.<br />

Und so verbringt Pietsch auch viel Zeit im Büro und<br />

kümmert sich selbst um die Finanzen. Er beschäftigt<br />

insgesamt 16 Mitarbeiter, für die er sich stark verantwortlich<br />

fühlt – auch wenn sie zurzeit in Kurzarbeit stehen.<br />

Seine beiden Restaurants hat er vor Corona gut<br />

organisiert. In jedem von ihnen stehen ein Souschef und<br />

ein Sommelier. Beide Lokale bieten gesetzte Menüs, die<br />

pünktlich beginnen. Bis dann sollten sich die Gäste eingefunden<br />

haben. Das ist einerseits für die Küche gut<br />

machbar, andererseits bietet es tagsüber die nötige Zeit,<br />

die raffinierte Einfachheit der vielen kleinen Gerichte<br />

gut vorzubereiten. Die Filigranität der vielen kleinen<br />

Gänge profitiert auch von Pietschs ursprünglicher Konditorlehre.<br />

AUF DIE BEIDEN STERNE ist der junge Koch stolz und<br />

teilt sie gerne mit seinem Team. „Das bedeutet natürlich<br />

eine Verpflichtung, aber es ist auch Ansporn.“<br />

110 4 |<strong>2020</strong>


leben<br />

Im ,ZeitWerk‘ serviert: Forellentartar und Rote Beete<br />

Im ,ZeitWerk‘ serviert: Schwarzwurzel und Egerling<br />

Wenn er in der Küche ist, steht manchmal der kleine<br />

Stern daneben. Dann sagt er sich: „Heute musst du wieder<br />

alles geben.“ Und ein bis zwei kleine Sterne mehr in<br />

der Küche hätten auch Platz. Inzwischen besucht der<br />

Gastronom in seiner wenigen Freizeit auch andere Sternelokale.<br />

„Das habe ich vorher nicht gemacht.“ Zu seinem<br />

Erfolgsrezept gehört neben seinem Selbstvertrauen<br />

und seinem gesunden Ehrgeiz auch der Sinn für guten<br />

Service und Inszenierung. Wenn das Harzer Menü im<br />

,ZeitWerk‘ serviert wird, machen das alle Köche gleichzeitig.<br />

Einer von ihnen klatscht dann in die Hände und<br />

erläutert den Gang. Im ,Pietsch‘ sitzen die Gäste frontal<br />

vor den Köchen und sind auf der <strong>Web</strong>seite schon darauf<br />

vorbereitet worden, dass dieser Abend wie ein Theaterbesuch<br />

ist und vier Stunden dauert.<br />

„Ich mache das, was ich für mich für richtig halte“,<br />

sagt Robin Pietsch. Das gilt auch für seine Heimatverbundenheit.<br />

Er hat diese Region beruflich nie verlassen.<br />

„Ich habe hier alles, was ich brauche. Ich bin gern hier<br />

und habe nie daran gedacht, wegzugehen – wenn auch<br />

die ersten fünf Jahre mit dem Restaurant schwierig<br />

waren.“ Wenn er einmal alles geschafft hat, von dem<br />

er träumt, und das ist noch viel, dann kann er sich<br />

vorstellen, ein kleines Mittagsrestaurant mit nur drei<br />

guten Wohlfühlgerichten zu eröffnen, zum Beispiel<br />

mit Möhrensuppe. Wie das wohl heißen soll? „Oma<br />

Christa!“ ƒ<br />

Auszeichnungen | Restaurant ZEITWERK<br />

1 Stern im Guide Michelin<br />

16 Punkte im Gault Millau<br />

7 Pfannen im Gusto<br />

FF+ im Feinschmecker<br />

XXX+ im Schlemmer Atlas<br />

hhhh im Grosser Guide<br />

Große Bergstraße 2a, 38855 Wernigerode<br />

Tel. 03943 6947884, www.dein-zeitwerk.de<br />

Auszeichnungen | Restaurant PIETSCH<br />

1 Stern im Guide Michelin<br />

15 Punkte im Gault Millau<br />

7 Pfannen im Gusto<br />

FF+ im Feinschmecker<br />

XXX+ im Schlemmer Atlas<br />

hhh im Grosser Guide<br />

Breite Straße 53a, 38855 Wernigerode<br />

Tel. 03943 5536053, www.restaurant-pietsch.de<br />

4 |<strong>2020</strong> 111


leben<br />

Serviert von Sternekoch Robin Pietsch:<br />

‚Tote Oma‘mit Schäumchen und Salat<br />

Tote Oma (Rotwurst)<br />

ca. 200 g Rotwurst/Grützwurst<br />

1 Apfel<br />

1 kleine Zwiebel<br />

Majoran frisch<br />

Zucker & Salz<br />

Gewürfelte Zwiebeln und Apfel in einer Pfanne anbraten,<br />

Grützwurst grob geschnitten zugeben, weiter schwitzen und<br />

mit gehacktem Majoran, Salz und Pfeffer abschmecken.<br />

Zum Nachkochen<br />

Die entsprechenden Rezepte der weiteren Leckereien<br />

auf den vorherigen Seiten gibt es online unter:<br />

www.<strong>faktor</strong>-magazin.de/pietsch<br />

Pellkartoffel-Schaum<br />

ca. 125 g kleine Kartoffeln (Grenaille)<br />

ca. 200 ml Sahne<br />

1 EL Butter<br />

Muskat, Salz, Pfeffer<br />

Kartoffeln mit Schale grob würfeln und in der Sahne-Butter-<br />

Mischung weich kochen. Mit einem Pürierstab fein mixen.<br />

Mit Salz, Pfeffer und Muskat abschmecken.<br />

Durch ein feines Sieb in einen Sahnesiphon geben<br />

und zwei Kapseln aufschrauben.<br />

Salat<br />

1 Teil Weißweinessig<br />

2 Teile Honig<br />

3 Teile Öl<br />

Salz, Pfeffer<br />

100 g Gartenkräuter von Oma<br />

Essig, Honig und Öl verrühren, mit Salz und Pfeffer<br />

ab schmecken. Kräuter putzen und darin marinieren.<br />

Guten Appetit!<br />

112 4 |<strong>2020</strong>


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TOP-ARBEITGEBER<br />

der Region Göttingen <strong>2020</strong>/2021<br />

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Trend-<br />

beschleuniger<br />

Corona-Krise<br />

Aus der Not eine Tugend machen.<br />

Die massiven Auswirkungen von Covid-19 haben<br />

bestehende Trends in der Arbeitswelt beschleunigt:<br />

Mobiles Arbeiten und Mitarbeitergewinnung rücken<br />

zunehmend in den Fokus – und zeichnen<br />

Top-Arbeitgeber aus.<br />

TEXT SVEN GRÜNEWALD<br />

116 TOP-ARBEITGEBER <strong>2020</strong>/21


„Anders als die Finanzkrise von 2008/2009<br />

geht Corona durch alle Branchen, und aus<br />

meiner momentanen Einschätzung sind die<br />

Auswirkungen einmalig und ungleich größer.“<br />

KLAUS-DIETER GLÄSER, ARBEITSAGENTUR GÖTTINGEN<br />

Bis vor der Krise hat sich der<br />

Arbeitsagenturbezirk Göttingen<br />

im Regionalbezirksvergleich<br />

durch etwas bessere<br />

Arbeitsmarktzahlen ausgezeichnet.<br />

In den letzten fünf<br />

Jahren sank die Zahl der Arbeitslosen im<br />

Jahresdurchschnitt von 15.000 auf zuletzt<br />

12.800. „Da hat sich eine Menge getan“, erzählt<br />

Klaus-Dieter Gläser, Leiter der Arbeitsagentur<br />

Göttingen. In demselben Zeitraum<br />

stieg die Zahl der sozialversicherungspflichtigen<br />

Beschäftigungsverhältnisse um sieben<br />

Prozent auf aktuell 178.000 – und lag damit<br />

etwas unter dem Landes- und Bundesdurchschnitt,<br />

was der Branchenstruktur geschuldet<br />

ist: ein hoher Dienstleistungsanteil und<br />

viel öffentlicher Dienst, weniger Industrie.<br />

So ist denn inzwischen der größte Wirtschaftszweig<br />

in der Region Gesundheitswesen/<br />

Sozia les, in dem rund 22 Prozent aller Beschäftigten<br />

tätig sind. Der Wirtschaftszweig<br />

hat in den letzten fünf Jahren das verarbeitende<br />

Gewerbe (mit aktuell 21 Prozent aller<br />

Beschäftigten) überholt. Gläser spricht von<br />

recht stabilen Beschäftigungsstrukturen mit<br />

weniger stark ausgeprägten Schwankungen<br />

als in anderen Regionen.<br />

Welche Auswirkungen nun Corona hat,<br />

lasse sich mit Sicherheit erst 2021 sagen, bis<br />

dahin glichen Aussagen über die Folgen einem<br />

Blick in die Glaskugel, so Gläser. Ein<br />

Indikator ist jedoch die Kurzarbeit im Zeitraum<br />

April bis Oktober. Diese wurde von<br />

etwa 5.000 Betrieben angezeigt, die in Summe<br />

auf eine Mitarbeiterzahl von 60.000 Beschäftigten<br />

kommen. „Real haben im April<br />

3.300 Betriebe Kurzarbeitergeld bezogen,<br />

wodurch 30.000 Beschäftigungsverhältnisse<br />

gesichert werden konnten“, erklärt der Experte.<br />

Konkret verteilten sich die Betriebe<br />

auf die Bereiche Handel, Kfz (650 Betriebe,<br />

4.400 Beschäftigte), Gastgewerbe (520 Betriebe,<br />

3.250 Beschäftigte), Gesundheitswesen<br />

(485 Betriebe, 2.700 Beschäftigte), verarbeitendes<br />

Gewerbe (310 Betriebe, 9.000<br />

Beschäftigte). „Anders als die Finanzkrise<br />

von 2008/2009 geht Corona durch alle<br />

Branchen, und aus meiner momentanen Einschätzung<br />

sind die Auswirkungen einmalig<br />

und ungleich größer“, sagt Gläser. „So einen<br />

Einbruch haben wir noch nicht erlebt.“<br />

FÜR DAS HANDWERK zieht die Handwerkskammer<br />

Hildesheim-Südniedersachsen für<br />

die Auftragslage eine vergleichsweise positive<br />

Bilanz. „Es ist nach wie vor ein deutlicher<br />

Nachfrageüberhang bemerkbar“, sagt Stefan<br />

Pietsch, Pressesprecher der Kammer. Stornierungen<br />

und Tätigkeitseinschränkungen<br />

hätten sich in Grenzen gehalten. Es gebe<br />

aber durch die temporären Tätigkeitsverbote<br />

bei Friseuren und Kosmetikern, bei Unternehmen<br />

mit einem hohen Handelsanteil,<br />

etwa im Kfz-Bereich, oder auch bei Betrieben,<br />

die wie Tischlereien und Gastronomen<br />

vom Messebau abhängig sind, besonders<br />

betroffene Bereiche.<br />

Das ist die volkswirtschaftliche Seite, deren<br />

Beeinträchtigung jedoch noch niemand seriös<br />

beziffern kann. Auf der anderen Seite hat die<br />

Krise ein bestimmtes Thema ganz nach oben<br />

katapultiert, wenn es um Veränderungen auf<br />

dem Arbeitsmarkt geht – um Trends, die die<br />

Arbeitswelt prägen wie sich verändernde<br />

Ansprüche von Mitarbeitern, Mitarbeitergewinnung<br />

und -bindung. Ein Thema, das<br />

vorher schon existierte, aber im Vergleich zu<br />

heute doch eher halbherzig behandelt<br />

TOP-ARBEITGEBER <strong>2020</strong>/21 117


„Die Beschäftigung mit dem Thema<br />

New Work ist durch die Corona-Krise<br />

stärker in den Fokus gerückt“<br />

BIANCA HOLLER, OTTOBOCK<br />

wurde: mobiles Arbeiten und damit verbunden<br />

eine ganzheitlichere Betrachtung von<br />

New-Work-Ansätzen.<br />

MAN ERINNERT SICH an den ersten Lockdown<br />

Mitte März <strong>2020</strong>, als es auf absehbare<br />

Zeit keine <strong>Web</strong>cams mehr zu kaufen gab.<br />

Die IT-Abteilungen in Behörden, Unternehmen<br />

und Bildungseinrichtungen schoben<br />

Überstunden, und quasi über Nacht wurden<br />

Konzepte aus dem Boden gestampft, wie<br />

Unterricht, Arbeit und Kundendialog unter<br />

dem Menetekel der sozialen Distanz ermöglicht<br />

werden können. Und bei allem jahrelangen<br />

Fluchen über fehlende Internetkapazitäten<br />

hat am Ende dann doch weitgehend<br />

alles geklappt, wie es sollte – sicher auch,<br />

weil es klappen musste.<br />

Bei Sartorius haben schon vor dem Lockdown<br />

viele Mitarbeiter das Angebot zur Arbeit<br />

aus dem Homeoffice genutzt. „Aber<br />

während der Pandemie arbeitet etwa die<br />

Hälfte der Mitarbeiter im Homeoffice“, so<br />

Timo Lindemann, Unternehmenssprecher<br />

bei Sartorius. Ebenso bei Ottobock, wo es<br />

einen deutlichen Anstieg von Homeoffice<br />

gab. Doch ist das Unternehmen dabei nicht<br />

stehen geblieben, im Gegenteil. „Die Beschäftigung<br />

mit dem Thema New Work ist<br />

durch die Corona-Krise stärker in den Fokus<br />

gerückt“, sagt Bianca Holler, Head of<br />

Global Human Resources bei Ottobock.<br />

„Dabei geht es nicht allein um Homeoffice,<br />

sondern vielmehr um einen ganzheitlichen<br />

Ansatz zum mobilen und selbstbestimmten<br />

Arbeiten, den wir zurzeit in unterschiedli-<br />

chen nationalen und internationalen Projekten<br />

verfolgen.“ Ein eigenes Fernsehstudio<br />

soll für Livestreams, Kamingespräche und<br />

Videosessions für die interne und externe<br />

Kommunikation genutzt werden. Messen<br />

finden virtuell statt – ebenso auch vermehrt<br />

Bewerbungsgespräche, die auch „bei einem<br />

entspannten Spaziergang an der frischen<br />

Luft“ durchgeführt werden. Sartorius wiederum<br />

bemüht sich unter anderem stark darum,<br />

die Digitalisierung des Lernens in der Ausbildung<br />

voranzutreiben. „Wir arbeiten an einem<br />

Konzept für virtuelle Klassenzimmer, in denen<br />

der interaktive Unterricht dem Präsenztraining<br />

sehr ähnlich ist“, sagt Lindemann.<br />

DIE MEHRHEIT DER UNTERNEHMEN, mit<br />

denen die IHK seit Pandemiebeginn gesprochen<br />

hat, befassen sich inzwischen ausgiebig<br />

mit dieser digitalen Transformation jenseits<br />

des übergangsweisen Homeoffice. Die Krise<br />

habe wie ein Katalysator gewirkt, so Martin<br />

Rudolph, Leiter der Göttinger Geschäftsstelle<br />

der IHK Hannover. Man merke, dass<br />

einiges schneller und effizienter gehe oder<br />

lange Dienstreisen ersetzbar sind. „Ich habe<br />

in Onlinemeetings selbst beobachtet, dass<br />

die Teilnehmer gut vorbereitet sind und sich<br />

in ihren Beiträgen auf das Wesentliche beschränken.<br />

Sitzungen sind dadurch meist<br />

deutlich kürzer“, sagt Rudolph. Es scheint<br />

sich in Wirtschaftskreisen durchzusetzen,<br />

dass diese Veränderungen zu mehr Flexibilität,<br />

mehr Agilität, mehr Selbstbestimmtheit<br />

beitragen und über die Pandemie hinaus Bestand<br />

haben werden.<br />

118 TOP-ARBEITGEBER <strong>2020</strong>/21


DOCH TROTZ DER POSITIVEN ASPEKTE der<br />

beschleunigten digitalen Transformation ist<br />

indes nicht alles gut. Wo bleibt das Soziale?<br />

Wo der unkomplizierte Austausch mit den<br />

Kollegen auf dem Flur oder in der Küche,<br />

das Gefühl von Nähe, das für Menschen<br />

wichtig, aber durch Videokonferenzen nicht<br />

ersetzbar ist? Nicht ohne Grund zeigen vorläufige<br />

Studienergebnisse, dass psychische<br />

Belastungen in der Krise deutlich angestiegen<br />

sind und vermutlich auch langfristig<br />

Spuren hinterlassen werden. „Aktuelle Untersuchungen<br />

zeigen, dass Quarantänemaßnahmen<br />

von psychologischen Auffälligkeiten<br />

wie Depressivität und Stressreaktionen<br />

begleitet werden können“, erklärt Youssef<br />

Shiban, Professor für Klinische Psychologie<br />

an der Privaten Hochschule Göttingen. „Die<br />

zur Eindämmung von Covid-19 eingeführten<br />

Maßnahmen könnten somit mit erheblichen<br />

Auswirkungen auf das psychische<br />

Wohlbefinden verbunden sein, die höchstwahrscheinlich<br />

weit über die akute Krise<br />

hinweg bestehen bleiben werden.“ Und in<br />

einer internationalen Studie der Akademie<br />

für Arbeitsgesundheit der DPFA-Weiterbildung<br />

GmbH in Leipzig zeigte sich, dass insbesondere<br />

Umarmungen und persönliche<br />

Begegnungen mit anderen von mehr als der<br />

Hälfte der Befragten vermisst werden.<br />

beispielsweise die Teams zeitgleich gemeinsam<br />

ihre ,bewegte Pause‘, eine kleine Fitnesseinheit,<br />

machen oder Azubis ihre Einführungstage<br />

unter anderem Outdoor erhalten.<br />

SO LÄSST SICH DENN ALS FAZIT ziehen,<br />

dass Corona als digitaler Transformationsbeschleuniger<br />

wirkt, der die Erkenntnis mit<br />

sich gebracht hat, dass mobiles Arbeiten und<br />

damit die Eigenverantwortung von Mitarbeitern<br />

kein Problem darstellen. Gleichzeitig<br />

zeigt der großflächige Praxistest aber<br />

auch die Grenzen der digitalen Distanz auf:<br />

Alle Technikeuphorie bringt nichts, wenn<br />

das Menschliche dabei auf der Strecke<br />

bleibt. Da im zunehmenden Bemühen von<br />

Unternehmen, sich als gute Arbeitgeber am<br />

Markt zu präsentieren, das Wohlfühlen von<br />

Mitarbeitern einen hohen Stellenwert einnimmt,<br />

wird diese Erkenntnis sicher nicht in<br />

Vergessenheit geraten. ƒ<br />

DEN PERSONALVERANTWORTLICHEN ist<br />

dieser Umstand durchaus bewusst. Auch<br />

wenn aktuell der körperliche Mitarbeiterschutz<br />

Vorrang hat und sich Effizienzgewinne<br />

durch mobiles Arbeiten zeigen, ist klar,<br />

dass das Soziale auch in Zukunft erhalten<br />

werden muss. „Die Arbeit zu Hause kann<br />

den persönlichen Austausch am Arbeitsplatz<br />

nicht vollständig ersetzen“, betont auch<br />

Sartorius-Sprecher Timo Lindemann. Bei<br />

Ottobock steuert man sogar aktiv der Vereinsamung<br />

und Vereinzelung ent gegen, indem<br />

TOP-ARBEITGEBER <strong>2020</strong>/21 119


Eine Extra-Meile gehen<br />

4Com-Geschäftsführer Rainer Holler über die Herausforderung, New-Work-Ansätze einzuführen,<br />

und wie der Kulturwandel für Mitarbeiter und Management im Unternehmen gelingt<br />

INTERVIEW SVEN GRÜNEWALD<br />

FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

Herr Holler, Sie waren früher unter anderem<br />

im Management bei Sartorius tätig, seit anderthalb<br />

Jahren leiten Sie das Hannoveraner<br />

Softwareunternehmen 4Com. Sie sind dort<br />

mit dem Ziel angetreten, eine agile, dynamische<br />

Unternehmenskultur zu etablieren. Wie<br />

sehr unterscheidet sich 4Com heute von der<br />

Situation, in der Sie angefangen haben?<br />

Interessanterweise war es ein kleines Unternehmen,<br />

das aber so hierarchisch organisiert<br />

war, dass nichts ohne den einen Entscheider<br />

an der Spitze ging. Inzwischen sind meine<br />

Kollegin und ich in der Geschäftsführung<br />

die einzigen Führungskräfte, aber im<br />

Wesent lichen auch nur, weil wir die Instanz<br />

nach außen sind. Allerdings sind wir nicht<br />

an einem Ziel ,angekommen‘: Agilität ist ein<br />

kontinuierlicher Verbesserungsprozess.<br />

Was heißt das in der Praxis?<br />

Im Großen und Ganzen ist das ein Kulturwandel<br />

und ein Mindshift. Wenn mir von<br />

einer Führungskraft, also der Person, die mir<br />

vorgesetzt wurde, immer gesagt wird, was<br />

ich zu tun habe und damit auch das Risiko<br />

besteht, dass es falsch ankommt, wenn ich<br />

eine ,Extra-Meile‘ gehe, dann höre ich auf,<br />

selbst zu denken und zu handeln.<br />

120 TOP-ARBEITGEBER <strong>2020</strong>/21<br />

Agilität bedeutet das genaue Gegenteil:<br />

Mitarbeiter sind eigenverantwortlich und<br />

müssen von Anfang an selbst denken und<br />

entscheiden. Das ist anstrengend und damit<br />

sind Fehler verbunden. Daraus folgt: Ich<br />

muss eine Kultur kreieren, die Fehler verzeiht<br />

und die daraus lernt. Agilität heißt Trial-and-<br />

Error, heißt schrittweises Ausprobieren, Gutes<br />

zu übernehmen, Schlechtes zu verwerfen.<br />

Das steht im Gegensatz zum in Deutschland<br />

etablierten ,Ingenieursdenken‘, mit<br />

dem Ziel, ein fertig ausgereiftes Produkt auf<br />

den Markt zu bringen. Im angloamerikanischen<br />

Raum ist das Thema Agilität viel weiter<br />

verbreitet. In den USA geht man beispielsweise<br />

von einem ,Co-Creation-Ansatz‘<br />

aus: Ich habe eine gute Idee, du hast das<br />

Leistungsumfeld, in dem wir die ausprobieren<br />

können. Gemeinsam schauen wir, wie<br />

das bei dir passt, und entwickeln dann gemeinsam<br />

weiter.<br />

Wo liegen die Hürden, wenn man die<br />

Unternehmenskultur in Richtung Agilität<br />

umstellen will?<br />

Ich bekomme oft die Frage gestellt, wer<br />

denn nun entscheidet, wenn unterschiedliche<br />

Meinungen nicht zusammenfinden. Ich<br />

denke, dass Menschen intelligent genug sind,<br />

auch mal zurückstecken zu können. Natürlich<br />

testen Mitarbeiter den Fall aus, dass sie<br />

sich nicht einigen, und stehen dann bei mir<br />

im Büro. In diesen Fällen entscheide ich aber<br />

nicht, sondern stelle nur Fragen, sodass meine<br />

Kollegen merken, dass es diese Abkürzung<br />

nicht gibt. Dadurch wird es langsam<br />

zur Gewohnheit.<br />

Klar hat man immer das Bedürfnis nach<br />

einer schnellen Entscheidung, vor allem,<br />

wenn es hektisch ist. Ich ertappe Kollegen<br />

immer wieder dabei, dass sie sich in die alte<br />

Struktur zurückdenken. Es heißt dann, dass<br />

Entscheidungen einfacher durch eine Führungskraft<br />

zu haben wären. Stimmt, natürlich<br />

ist das einfacher und weniger anstrengend,<br />

als wenn ich meine eigenen Ideen entwickeln,<br />

abstimmen und meinen Kollegen<br />

verkaufen muss. Dieser Veränderungsprozess<br />

ist anstrengend, er tut weh. Der Erfolg<br />

stellt sich jedoch nur durch einen solchen<br />

langfristigen Ansatz ein. Diese Perspektive<br />

in die Köpfe zu bekommen, ist in meinen<br />

Augen die größte Hürde.<br />

Auf der anderen Seite stehen die Führungskräfte,<br />

die in so einem agilen, flachhierarchi-


schen System ihren Einfluss verlieren. Wie<br />

bringt man das Management einer Firma<br />

dazu, sich in diesen Prozess einzufügen?<br />

Aus dieser Richtung kommt tatsächlich latenter<br />

Widerstand. Die Führungskräfte stehen<br />

vor derselben Herausforderung: Sie müssen<br />

sich als Individuen in das Gesamtbild einfügen,<br />

damit gemeinsames Wachstum stattfinden<br />

kann. Das kann vermittelt werden. Aber<br />

wenn sich ein Mensch nur über die Anzahl<br />

seiner Untergebenen definiert, wird er mit<br />

der neuen Kultur nicht zurechtkommen.<br />

Dann muss man sich im Zweifel voneinander<br />

trennen. Auch für die Geschäftsführung<br />

verändert sich die Rolle: Es geht in viel stärkerem<br />

Maße darum, andere zu befähigen,<br />

anstatt alles selbst zu machen. Es geht darum,<br />

zu wissen, dass ich zwar ein guter Geschäftsführer<br />

bin, aber vielleicht nicht der<br />

beste Entwickler, und dass Entscheidungen<br />

dort besser getroffen werden können, wo<br />

die jeweilige Fachkompetenz liegt.<br />

Und noch etwas ist wichtig: Eine flexible<br />

Unternehmenskultur heißt nicht Anarchie.<br />

Es gibt Regeln oder vielmehr Prinzipien, die<br />

aufgestellt und eingehalten werden müssen.<br />

Darauf zu achten, ist letztlich Aufgabe der<br />

Geschäftsführung.<br />

Stellt sich die Frage nach dem Warum dieses<br />

Aufwands. Gibt es sichtbare Vorteile solcher<br />

agiler Strukturen?<br />

Ja! Und das kann man auch durchaus messen:<br />

Das Unternehmen ist in den vergangenen<br />

Jahren jährlich um etwa zwei Prozent<br />

gewachsen. In diesem Jahr hingegen hat<br />

4Com einen Wachstumssprung von 30 Prozent<br />

erreicht – und das trotz Corona! Dafür<br />

sind verschiedene Aspekte ausschlag gebend:<br />

Vor allem hat die Geschwindigkeit<br />

zugenommen – nicht die der einzelnen Entwicklungen,<br />

sondern dadurch, dass wir weniger<br />

Zeit mit unnützen Entwicklungen<br />

verlieren, weil wir an den richtigen Stellen<br />

arbeiten.<br />

Zum anderen ist das eine Kultur, die Mitarbeiter<br />

viel stärker wertschätzt. Wir sehen<br />

das an der Leistungsbereitschaft, an einer<br />

deutlich geringeren Krankheitsquote und<br />

daran, dass wir dadurch für Bewerber attraktiv<br />

sind. Wir sind in den letzten anderthalb<br />

Jahren von 64 auf jetzt 110 Mitarbeiter<br />

gewachsen – und das, obwohl man sagt,<br />

dass man für den Softwareentwicklungsbereich<br />

keine Mitarbeiter findet!<br />

Vielen Dank für das Gespräch!<br />

Zur Person<br />

Rainer Holler ist seit Dezember 2018<br />

Geschäftsführer von 4Com. Zuvor war der<br />

Diplom- Kaufmann sechs Jahre als Vice President<br />

Information Technology bei der Sartorius<br />

AG tätig. Aktuell führt Holler die 4Com durch<br />

einen umfangreichen Umbauprozess. Sein<br />

Ziel ist es, 4Com – bisher ein deutsches<br />

Software-Ingenieurhaus – zu einem agilen,<br />

international tätigen Software-Unternehmen<br />

weiterzuentwickeln.<br />

Der 45-Jährige meditiert und spricht jeden<br />

Morgen als Ritual seine Affirmationen, um<br />

innere Ruhe zu finden. Sein Credo:<br />

„Ohne Ruhe und Dankbarkeit kann man<br />

keine guten Entscheidungen treffen!“<br />

TOP-ARBEITGEBER <strong>2020</strong>/21 121


122 TOP-ARBEITGEBER <strong>2020</strong>/21


Hilfreicher Druck<br />

Das Label ,Topas – Top Arbeitgeber Südniedersachsen‘ der Südniedersachsenstiftung ist kein Feigenblatt,<br />

sondern verlangt den Teilnehmern echte Veränderungsbereitschaft ab.<br />

TEXT SVEN GRÜNEWALD FOTO ALCIRO THEODORO DA SILVA/TOPAS<br />

Alle Jahre wieder macht<br />

sich eine neue Runde an<br />

regionalen Unternehmen<br />

auf den Weg, sich intensiv<br />

mit ihrer Rolle als Arbeitgeber<br />

zu beschäftigen,<br />

um die Auszeichnung<br />

,Topas – Top Arbeitgeber Südniedersachsen‘<br />

zu erhalten. Der Fachkräftemangel macht es<br />

erforderlich. Anders als es zumindest bei<br />

manch anderen Labels auf dem großen<br />

Markt der Unternehmensauszeichnungen<br />

den Eindruck vermittelt, lässt sich Topas<br />

nicht einfach durch eine Teilnahmegebühr<br />

kaufen – die Auszeichnung verlangt Unternehmen<br />

Veränderungsbereitschaft, Arbeit<br />

und sichtbare Fortschritte ab. „Der Hauptbeitrag<br />

der Unternehmen sind Manpower<br />

und Engagement“, so IHK-Geschäftsstellenleiter<br />

Martin Rudolph.<br />

DIE IHK ENGAGIERT SICH seit der Einführung<br />

des Topas-Labels 2013 stark für dieses<br />

Instrument, das inzwischen bei der Südniedersachsenstiftung<br />

angesiedelt und verstetigt<br />

wurde. Um das Label zu erhalten, erarbeiten<br />

sich die Teilnehmer im Laufe eines<br />

Jahres in sechs Workshops ein Grundwissen<br />

um Mitarbeiterfindung und -bindung. „Danach<br />

gehen wir zusammen mit der IHK in<br />

die Unternehmen und lassen uns vorstellen,<br />

woran das Unternehmen bereits gearbeitet<br />

hat und was es perspektivisch vorhat“, erklärt<br />

Projektleiterin Jeanne Schöningh von<br />

der Südniedersachsenstiftung. Jedes Unternehmen<br />

setzt dabei bei seinem individuellen<br />

Stand an. Entscheidend ist der Wille, sich im<br />

Mitarbeiterbereich zu verbessern und zukunftsfähig<br />

aufzustellen.<br />

UND SO ENTWIRFT auch jedes Unternehmen<br />

für sich einen eigenen Plan, welche Verbesserungen<br />

es in den kommenden zwei Jahren<br />

umsetzen will. Das sind sozusagen die<br />

Hausaufgaben, die nach der erstmaligen<br />

Verleihung des Labels folgen. Dann kommt<br />

die Rezertifizierung, eine Überprüfung vor<br />

Ort, ob die selbst gesteckten Ziele erreicht<br />

wurden – und welche Ziele es für die kommenden<br />

Jahre gibt.<br />

Die Zahlen zeigen, dass dieser Anspruch<br />

an kontinuierliche Arbeit mehr ist als ein<br />

Feigenblatt: Seit Gründung von Topas haben<br />

43 Unternehmen den Prozess durchlaufen<br />

und das Label erworben, gegenwärtig gibt es<br />

aber ,nur‘ 36 Unternehmen, die das Label<br />

tragen dürfen. Erfolgreich sind vor allem die<br />

Unternehmen, so die Erfahrung von Jeanne<br />

Schöningh, die den Veränderungsgedanken<br />

wirklich ernst nehmen und auch Mitarbeiter<br />

damit beauftragen, diese Prozesse voranzubringen.<br />

Nur von oben funktioniert es allerdings<br />

auch nicht – wenn die Mitarbeiter<br />

nicht mitgenommen werden und den Prozess<br />

mitgestalten, ist auch keine Nachhaltigkeit<br />

zu erreichen. In diesem Punkt beobachtet<br />

Schöningh eine zunehmende Offenheit<br />

bei den Arbeitgebern. „Es gibt heute beispielsweise<br />

deutlich mehr Mitarbeiterbefragungen,<br />

aus denen dann auch Konsequenzen<br />

folgen. Das war früher nicht Usus.“<br />

INTERESSANT BEI TOPAS IST, dass die<br />

Teilnehmer ausgesprochen heterogen sind:<br />

Vom großen Industrieunternehmen bis zum<br />

kleinen Handwerksbetrieb oder der Finanzverwaltung<br />

ist an Branchen und Mitarbeiterzahl<br />

ein breites Spektrum vertreten – mit<br />

entsprechend diversen Erfahrungen, von<br />

denen der Austausch in der Netzwerk arbeit<br />

profitiert.<br />

TOP-ARBEITGEBER <strong>2020</strong>/21 123


»Für mich der Hauptgrund zur Teilnahme war, die ganzen Prozesse im<br />

Unternehmen einmal von außen betrachten zu lassen und mir eine<br />

Betätigung zu holen, ob wir auf einem guten Weg sind.«<br />

MARIO ENGELHARDT<br />

Kontakt<br />

Jeanne Schöningh<br />

Projektleitung TOPAS<br />

T. 0551 39-21739<br />

jeanne.schoeningh@suedniedersachsenstiftung.de<br />

suedniedersachsenstiftung.de/projekte/topas<br />

124 TOP-ARBEITGEBER <strong>2020</strong>/21<br />

EINES DER UNTERNEHMEN, die erst 2019<br />

zu Topas gekommen sind, ist die Engelhardt<br />

Möbelschreinerei aus Ebergötzen mit zurzeit<br />

14 Mitarbeitern. Für Geschäftsführer<br />

Mario Engelhardt war die Beschäftigung<br />

mit Mitarbeiterfindung und -führung allerdings<br />

schon lange vor Topas ein Thema.<br />

„Unser Ziel ist, dass jeder Mitarbeiter dazu<br />

beiträgt, die Arbeitsumgebung aktiv und für<br />

sich angenehm mitzugestalten“, sagt Engelhardt.<br />

Eine der wichtigen Neuerungen, die<br />

er eingeführt hat, sind regelmäßige Mit arbei ter -<br />

sitzungen. „Hier sitzen wir alle neben einander<br />

auf Augenhöhe und Prozesse werden kritisch<br />

betrachtet. Auch meine Fehler kommen<br />

da auf den Tisch.“ Die Teilnahme an<br />

Topas war das i-Tüpfelchen auf diesen Ansätzen.<br />

„Für mich der Hauptgrund zur Teilnahme<br />

war, die ganzen Prozesse im Unternehmen<br />

einmal von außen betrachten zu<br />

lassen und mir eine Betätigung zu holen, ob<br />

wir auf einem guten Weg sind.“<br />

ANDERS DER GÖTTINGER Hogrefe Verlag,<br />

ein Fachverlag für psychologische und<br />

medizinische Print- und Digitalprodukte.<br />

Hogrefe trägt das Topas-Label seit 2014<br />

kontinuierlich und hat entsprechend mehrere<br />

Rezertifizierungen durchlaufen. Einer der<br />

Geschäftsbereiche des Verlags – und dieser<br />

deutlich wachsend – sind psychologische<br />

Testverfahren. Dafür werden unter anderem<br />

Psychologen und Programmierer gesucht.<br />

„Damit dies erfolgreich gelingen kann, ist es<br />

für uns wesentlich, als attraktiver Arbeitgeber<br />

in der Region wahrgenommen zu werden“,<br />

so Personalleiterin Mariele Walter.<br />

Am Anfang des Prozesses wurden auch<br />

aus den Reihen der Mitarbeiter konstruktive<br />

Vorschläge zur Verbesserung abgefragt.<br />

Dieser Dialog mit den Mitarbeitern hat zu<br />

einigen Veränderungen geführt: Die interne<br />

Kommunikation wurde mittels eines internationalen<br />

Intranets für die gesamte Verlagsgruppe<br />

verbessert und ein Betriebliches<br />

Gesundheitsmanagement aufgebaut – zudem<br />

erhalten die Mitarbeiter monatliche Boni.<br />

„Man kann sagen, dass Topas für uns ein<br />

ziemlich guter Antreiber ist, um unsere Ziele<br />

weiterzuverfolgen“, sagt Walter. „Für uns ist<br />

die Topas-Auszeichnung ein absoluter Gewinn<br />

– dies bekommen wir sowohl von unseren<br />

Mitarbeitenden als auch von Bewerbern<br />

und Bewerberinnen zurückgemeldet.“<br />

DASS ARBEITGEBERMARKETING ein wichtiger<br />

Baustein im Gewinnen von Mitarbeitern<br />

ist und dass Topas hier wertvolle Unterstützung<br />

leistet, hat sich innerhalb der Region<br />

Südniedersachsen bereits gut herumgesprochen,<br />

so der Eindruck von Martin<br />

Rudolph. „Aber man könnte das Label noch<br />

stärker in der Außendarstellung als attraktive<br />

Arbeitgeberregion spielen und so die regionale<br />

Ausstrahlung erhöhen.“ Dafür müsste<br />

allerdings eine kritische Masse an Unternehmen<br />

erreicht werden, die sich das Label als<br />

Top-Arbeitgeber erarbeitet haben. Da sei<br />

man leider noch nicht. Arbeitgebermarketing<br />

ist eben auch großflächig ein Prozess. ƒ


TOP Arbeitgeber Südniedersachsen<br />

Autohaus Siebrecht GmbH<br />

BKK Technoform<br />

Copernicus GmbH<br />

Daume GmbH<br />

Ehrhardt Reifen + Autoservice GmbH &<br />

Co. KG<br />

Engelhardt Möbelschreinerei<br />

Fagus-GreCon Greten GmbH & Co. KG<br />

Feinbäckerei Thiele GmbH<br />

Finanzämter Südniedersachsen<br />

Göttinger Werkstätten gGmbH<br />

Hausarztpraxis Bilshausen<br />

HKS Sicherheitsservice GmbH<br />

Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG<br />

KWS SAAT SE & Co. KGaA<br />

mod IT Services GmbH<br />

Obermann Logistik GmbH<br />

Piller Group GmbH<br />

PMH Personalmanagement Harz GmbH<br />

QUATTEK & PARTNER Steuerberatungsgesellschaft<br />

mbB<br />

Refratechnik Cement GmbH<br />

Renneberg + Partner, Wirtschaftsprüfer,<br />

Steuerberater, Rechtsanwälte<br />

RUHSTRAT Haus- und Versorgungstechnik<br />

GmbH<br />

Sanitätshaus o. r. t. GmbH<br />

Sartorius AG<br />

Senioren- und Pflegeheime Lamm<br />

GmbH<br />

sero handwerker-services GmbH<br />

Smurfit Kappa Herzberg Solid Board<br />

GmbH<br />

Sparkasse Duderstadt<br />

Sparkasse Göttingen<br />

Stadt Göttingen<br />

Stiemerling Senioren-Residenzen e.V.<br />

SYCOR GmbH<br />

Tannenhof Fachpflegeheime GmbH<br />

THIMM Group GmbH + Co. KG<br />

UMG Gastronomie GmbH<br />

VersicherungsKontor Osterode e.Kfm.<br />

TOP-ARBEITGEBER <strong>2020</strong>/21 125


PROFIL<br />

TOPARBEITGEBER<br />

Mitarbeiter im Fokus<br />

Die THIMM Gruppe aus Northeim setzt auf eigenverantwortliche Mitarbeiter, die das Familienunternehmen<br />

bereichern. Deshalb arbeitet THIMM auch kontinuierlich an seiner Verbesserung<br />

– und bindet dafür die Mitarbeiter aktiv ein, um eine gute Arbeitsatmosphäre zu schaffen.<br />

Mathias Schliep, Vorsitzender der Geschäftsführung<br />

der THIMM Gruppe.<br />

Die Menschen sind die Seele unseres<br />

Unternehmens“, sagt Mathias Schliep,<br />

Vorsitzender der Geschäftsführung<br />

der THIMM Gruppe. „Wir bauen deswegen auf<br />

Mitarbeiter, welche die Zukunft der THIMM<br />

Gruppe aktiv, eigenverantwortlich und mutig<br />

mitgestalten.“ Den Nährboden dazu schafft<br />

das Familienunternehmen mit flachen Hierarchien,<br />

individuellen Personalentwicklungs- und<br />

Weiterbildungsprogrammen, der Förderung<br />

von Eigeninitiative und der Wertschätzung von<br />

Individualität, Persönlichkeit und Ideenreichtum.<br />

Der Charakter des Familienunternehmens<br />

wird etwa auch daran sichtbar, dass man sich<br />

im Betrieb duzt. Eine Umgangsform, die schon<br />

sehr früh im Unternehmen etabliert wurde und<br />

die für ein angenehmes Miteinander sowie für<br />

Begegnungen auf Augenhöhe sorgt.<br />

UND DIE MITARBEITER werden gehört: Im<br />

Rahmen des internen Innovationsmanagement-<br />

Prozesses werden eingereichte Ideen regelmäßig<br />

auf ihre Umsetzbarkeit geprüft. So<br />

konnten schon einige Projekte zum Thema Mitarbeiterzufriedenheit<br />

und -bindung erfolgreich<br />

um gesetzt werden, wie etwa das Bike leasing,<br />

das innerhalb der THIMM Gruppe mittlerweile<br />

zu guten Konditionen angeboten wird.<br />

Im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements<br />

wurden bei THIMM zahlreiche<br />

Angebote etabliert, die sowohl die physische<br />

als auch die psychische Gesundheit der Mitarbeiter<br />

unterstützen. Dafür wurden zum<br />

Beispiel für die Mitarbeiter Workshops zum<br />

Thema Resilienz entwickelt. Auch gibt es Angebote<br />

für die persönliche Weiterentwicklung<br />

insbesondere junger Mitarbeiter, um die Stärken<br />

jedes Einzelnen zu fördern. Neue Mitarbeiter<br />

werden hingegen mittels eines sehr<br />

gut organisierten Onboarding-Prozesses bei<br />

ihrem Einstieg in das Unternehmen intensiv<br />

begleitet. „In Summe bieten wir unseren<br />

Mitarbeitern verantwortungsvolle, vielseitige<br />

Aufgaben und Gestaltungsfreiheit sowie eine<br />

attraktive und leistungsgerechte Vergütung,<br />

maßgeschnei derte Entwicklungs- und Qualifizierungsmöglichkeiten,<br />

Arbeitszeitflexibilität,<br />

Familienfreundlichkeit und ein Gesundheitsmanagement“,<br />

bringt es Mathias Schliep auf<br />

den Punkt.<br />

THIMM bietet seinen Mitarbeitern unter anderem<br />

vielseitige Aufgaben und Gestaltungsfreiheit<br />

126 TOP-ARBEITGEBER <strong>2020</strong>/21


PROFIL<br />

Die Zentrale der THIMM<br />

Gruppe hat ihren Standort in<br />

Northeim<br />

FOTOS: THIMM<br />

Auch für das Personalmanagement gilt:<br />

Stagnation gibt es nicht. Deswegen hat sich<br />

THIMM beim regionalen Label TOPAS als<br />

Top-Arbeitgeber zertifizieren lassen. Das Label<br />

verlangt den Zertifikatsträgern einen hohen<br />

Einsatz im Arbeitgebermarketing ab. Ziel ist<br />

ganz klar die Weiterentwicklung bestehender<br />

Programme. „Wir befinden uns heute im intensiven<br />

Wettbewerb mit anderen Unternehmen<br />

um talentierte und hochmotivierte Mitarbeiter“,<br />

so Schliep. „Mit der Teilnahme am TOPAS-<br />

Zertifizierungsprozess und dem Einsatz des<br />

Labels können wir potenziellen neuen Mitarbeitern<br />

bei ihrer Jobsuche eine Orientierung<br />

geben.“ Gleichzeitig profitiert THIMM von einem<br />

sehr guten regionalen Netzwerk und dem<br />

Austausch mit anderen TOPAS-Unternehmen.<br />

Das wiederum steigert die Attraktivität Südniedersachsens<br />

als Arbeitgeberregion.<br />

Herausforderungen bei der Mitarbeitergewinnung<br />

und -bindung gibt es einige. Die Anforderungen<br />

junger Menschen an das Berufsleben<br />

zum Beispiel haben sich stark verändert<br />

– der Work-Life-Balance kommt eine zunehmende<br />

Bedeutung zu, und die Arbeit soll<br />

sinnstiftend sein. Hierauf reagiert THIMM unter<br />

anderem mit Angeboten zum mobilen Arbeiten,<br />

unterschiedlichen Arbeitszeitmodellen<br />

und gut ausgestatteten Arbeitsplätzen. Noch<br />

schwieriger ist es inzwischen allerdings, erfahrene<br />

Spezialisten zu gewinnen, ganz gleich<br />

aus welchem Bereich.<br />

Das mag auch damit zusammenhängen, dass<br />

die Verpackungsbranche nicht jedem sofort<br />

ein Begriff ist. „Somit gilt es für uns auch, die<br />

Attraktivität des Arbeitsumfelds herauszustellen“,<br />

betont Mathias Schliep. Hier kann<br />

THIMM mit gleich mehreren Aspekten punkten:<br />

Mit den Wellpappeverpackungen leistet<br />

das Unternehmen einen guten Beitrag zur<br />

Nachhaltigkeit, da Wellpappe zu 100 Prozent<br />

wiederverwertet werden kann. Darüber hinaus<br />

stehen verschiedenste Nachhaltigkeitsthemen<br />

auf der Agenda, wie beispielsweise die Substitution<br />

von Kunststoff durch Wellpappe oder<br />

andere nachhaltige Materialien.<br />

DASS THIMM EIN UNTERNEHMEN IST,<br />

das nicht stagniert, sondern sich kontinuierlich<br />

weiterentwickelt, beweist neben der<br />

TOPAS-Auszeichnung auch die Verleihung des<br />

Axia Best Managed Companies Award <strong>2020</strong><br />

an THIMM. Der Award ist ein Gütesiegel<br />

für hervorragend geführte mittelständische<br />

Unternehmen und wird von dem Prüfungsund<br />

Beratungsunternehmen Deloitte, der<br />

Wirtschafts Woche, Credit Suisse und dem<br />

Bundesverband der Deutschen Industrie<br />

(BDI) vergeben. „Der Award ist auch eine besondere<br />

Auszeichnung für alle Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter an allen deutschen und<br />

internationalen THIMM-Standorten, die mit<br />

uns gemeinsam diesen nachhaltig erfolgreichen<br />

Weg gehen“, so Schliep.<br />

DIE THIMM GRUPPE ist führender Lösungsanbieter<br />

für Verpackung und die Distribution<br />

von Waren. Das Lösungsportfolio umfasst<br />

Transport- und Verkaufsverpackungen aus Wellpappe,<br />

hochwertige Verkaufsaufsteller (Displays),<br />

Verpackungssysteme aus verschiedenen<br />

Materialkombinationen sowie Druckprodukte<br />

für die industrielle Weiterverarbeitung. Eine<br />

breite Palette verpackungsrelevanter Dienstleistungen<br />

entlang der Lieferkette ergänzt das<br />

Angebotsspektrum. Zum Kundenkreis gehören<br />

namhafte Markenartikel konzerne quer durch<br />

alle Branchen. Das 1949 gegründete Familienunternehmen<br />

beschäftigt aktuell mehr als<br />

3.400 Mitarbeiter an 20 Standorten in Deutschland,<br />

Tschechien, Rumänien, Polen und Frankreich<br />

und erwirtschaftete 2019 einen Jahresumsatz<br />

von rund 623 Millionen Euro.<br />

KONTAKT<br />

THIMM Group GmbH + Co. KG<br />

Breslauer Straße 12<br />

37154 Northeim<br />

Tel. 05551 7030<br />

www.thimm.de<br />

TOP-ARBEITGEBER <strong>2020</strong>/21 127


PROFIL<br />

TOPARBEITGEBER<br />

Eigener Nachwuchs für<br />

eine erfolgreiche Zukunft<br />

mod IT Services GmbH setzt auf Experten aus den eigenen Reihen.<br />

Seit mehr als 25 Jahren steht die mod<br />

IT Services GmbH für IT-Expertise auf<br />

ganzer Linie und für Kundenbegeisterung<br />

durch innovative, nachhaltige und mehrwertorientierte<br />

IT-Lösungen, die Menschen,<br />

Prozesse und Technologien verbinden.<br />

Workplace Management, Enduser-Service,<br />

Cloud-Technologie und IT-Security sind die<br />

Flaggschiffe des Unternehmens, welches an<br />

den Standorten Kassel, Einbeck und Hannover<br />

rund 150 Mitarbeiter beschäftigt. Lange<br />

Betriebszugehörigkeiten bei einem geringen<br />

Durchschnittsalter sprechen für die mod als<br />

verlässlichen Arbeitgeber. Die Auszeichnung<br />

,Top Arbeitgeber Südniedersachsen‘ (TOPAS)<br />

zum dritten Mal in Folge bestätigt den erfolgreichen<br />

HR-Stil.<br />

Top-Arbeitgeber zu sein, bedeutet mehr als<br />

30 Tage Urlaub und eine gute Vergütung<br />

Aber was genau macht einen Top-Arbeit geber<br />

aus? 30 Tage Urlaub? Eine ,angemessene‘<br />

Vergütung? Auch das! Aber DAS ALLEIN<br />

reicht nicht.<br />

Denn eines hat sich in der fast 30-jährigen<br />

mod-Historie bewiesen: Zufriedene Mitarbeiter<br />

garantieren zufriedene Kunden und bilden<br />

eine solide Basis für das bodenständige Unternehmen.<br />

128 TOP-ARBEITGEBER <strong>2020</strong>/21<br />

Führung ernst nehmen<br />

An dieser Stelle kommen die Führungsgrundsätze<br />

der mod IT Services ins Spiel.<br />

Neben einem hohen Maß an Vertrauen hat<br />

sich ebenfalls die Devise ,fördern und fordern,<br />

ohne zu überfordern‘ bewährt. Ganz<br />

besonders die Förderung des Nachwuchses<br />

steht hier im Vordergrund. Und so ist es nicht<br />

selten, dass sich einer der ehemaligen Auszubildenden<br />

über das Personalentwicklungsprogramm<br />

für Führungskräfte (PEP) zum<br />

Teamleiter oder zur fachlichen Führungskraft<br />

entwickelt. Dieses Programm bietet neben<br />

Aufstiegschancen für die jungen Mitarbeiter<br />

und einer Karriere mit Perspektive auch jede<br />

Menge Vorteile für den Betrieb und den Kunden.<br />

Denn langjährige Erfahrung und von<br />

der Pike auf gelerntes und geballtes Knowhow<br />

aus dem Hause mod machen aus den<br />

neuen Führungskräften echte Kompetenzen<br />

mit Mehrwert.<br />

Nachwuchs nach vorne<br />

Den Nachwuchs und insbesondere die Auszubildenden<br />

zu fördern und zu fordern, bedeutet<br />

bei der mod nicht nur, die Integration in<br />

das Tagesgeschäft und den Kontakt mit dem<br />

Kunden anzustreben, sondern auch eigene,<br />

sinnvolle Projekte umzusetzen. So entstand<br />

aus der Aufgabe, eine Berufsinformationsveranstaltung<br />

für junge Menschen zu organisieren,<br />

nicht nur eine Idee, sondern eine Vision,<br />

ein Plan und letztendlich ein interaktives<br />

Onlinegame. Dieser Aufgabe hatten sich drei<br />

Auszubildende aus dem ersten und zweiten<br />

Lehrjahr mit großem Engagement angenommen.<br />

Denn wer ist hier besser im Thema als<br />

die mod-Azubis, die selbst erst den Start in<br />

das Berufsleben gemeistert haben und genau<br />

wissen, worauf es ankommt?!<br />

Onlinegame statt Livestream: virtuelle<br />

Berufsinformation bei mod<br />

,DAS GAME‘, wie es mod-intern genannt wird,<br />

lässt den User eine virtuelle mod World erleben.<br />

Neben Informationen über das Unternehmen,<br />

die Ausbildung und den Berufsalltag<br />

bei einem IT-Dienstleister sowie Videos, die<br />

in einem virtuellen Kinosaal angesehen werden<br />

können, gibt es außerdem verschiedene<br />

Quizstationen, bei denen der Score im Spiel<br />

ge steigert werden kann. Im Rahmen der<br />

Live-Veranstaltung gab es hierbei auch Preise<br />

für die drei Besten. Bereits im Vorfeld war das<br />

Interesse an der virtuellen Ausbildungsmesse<br />

groß und wurde während des ,Go-Live‘ am<br />

30. Oktober <strong>2020</strong> durch die zahlreichen User<br />

des Games bestätigt.


PROFIL<br />

Gemeinsam zum Erfolg Fabian Grundmann, Azubi und Initiator der virtuellen Ausbildungsmesse, und mod-Geschäftsführer Torsten Otto (TOO)<br />

FOTOS: MOD<br />

Freiraum und Support als Schlüssel für<br />

den Erfolg<br />

Doch was sind die Voraussetzungen dafür,<br />

dass ein innovatives Pilotprojekt so erfolgreich<br />

umgesetzt werden kann? Neben Kompetenz<br />

und Motivation der Beteiligten sicherlich<br />

ein großes Maß an Freiraum, Vertrauen und<br />

Teamgeist! Die Devise ,so eigenverantwortlich<br />

wie möglich, so viel Unterstützung wie nötig‘<br />

ist aufgegangen. Experten aus verschiedenen<br />

Bereichen der mod standen den Azubis<br />

unterstützend zur Seite. Denn auch das Projektteam<br />

rund um die virtuelle Ausbildungsmesse<br />

hatte während der siebenwöchigen<br />

Vorbereitung einige Herausforderungen zu<br />

bewältigen. So ist die mod ihrem Leitgedanken<br />

,fördern und fordern, ohne zu überfordern‘<br />

treu geblieben, und das Ergebnis kann<br />

sich sehen lassen. Das Game ist EINMALIG,<br />

absolut zeitgemäß und begeisternd auf allen<br />

Ebenen. Daher steht es auch weiterhin allen<br />

Interessierten in der Singleplayer-Variante als<br />

Download zur Verfügung unter: www.it-mod.<br />

de/karriere/virtuelle_ ausbildungsmesse<br />

VERTRAUEN BINDET Menschen an mod<br />

Vertrauen zieht sich bei der mod IT Services<br />

GmbH wie ein roter Faden durch alle Bereiche.<br />

Angefangen bei der Arbeitszeit, die auf einem<br />

Vertrauensarbeitszeitmodell basiert, über die<br />

eigenverantwortliche Umsetzung von Projekten<br />

der Mitarbeiter bis hin zu langjährigen<br />

und von Vertrauen geprägten Geschäftsbeziehungen.<br />

VERTRAUEN ist seit jeher das Fundament,<br />

welches den beständigen Erfolg der<br />

mod trägt. Sowohl bei der Mitarbeiterführung<br />

als auch bei der Zusammenarbeit mit Kunden<br />

und Partnern.<br />

Hierarchieunabhängig zählt der Faktor<br />

MENSCH – das ist der Geschäftsführung mit<br />

seinem Führungsteam ausgesprochen wichtig.<br />

„Wir sind nicht das, was wir sind, ohne<br />

unsere Mitarbeiter. Entsprechend investieren<br />

wir stetig in Sachen Zufriedenheit und Motivation,<br />

was nicht ausschließlich monetär zu<br />

deuten ist. Das Feedback unserer Mitarbeiter,<br />

insbesondere in diesem Jahr, zeigt uns, dass<br />

wir hier einfach einen guten Job machen“, erklärt<br />

Torsten Otto, Geschäftsführer des Unternehmens.<br />

persönlich VIRTUELL<br />

mod IT Services spricht für sich nicht vom Krisenjahr.<br />

Gleichwohl gilt es für den IT-Dienstleister,<br />

sich den besonderen Herausforderungen<br />

zu stellen und primär VIRTUELL<br />

Führungsteam, Mitarbeiter wie natürlich<br />

Kunden gleichermaßen im Fokus zu behalten.<br />

„Wir vertrauen unseren Mitarbeitern, wir übertragen<br />

Verantwortung – so lässt es sich weiter<br />

agil arbeiten, ohne die entscheidende Dynamik<br />

im Unternehmen auszubremsen“, so die<br />

Geschäftsführung.<br />

KONTAKT<br />

mod IT Services GmbH<br />

Grimsehlstraße 23<br />

37574 Einbeck<br />

www.it-mod.de<br />

TOP-ARBEITGEBER <strong>2020</strong>/21 129


PROFIL<br />

TOPARBEITGEBER<br />

Weltweit erfolgreich Dr. Detlev Seidel, Geschäftsführer der Piller-Gruppe, hat nicht nur den Hauptsitz in Osterode fest im Blick.<br />

FOTOS: PILLER GROUP<br />

Damit der Strom nicht ausfällt<br />

Stromsicherungssysteme der Piller Group bieten Premium-Technologie aus langer Tradition.<br />

Den Grundstein für die Erfolgsgeschichte<br />

von Piller legte 1909 der<br />

Ingenieur Anton Piller mit der Gründung<br />

der Maschinenfabrik in Hamburg. 1919<br />

folgte aufgrund der geografisch günstigen<br />

Lage der Umzug nach Osterode. Seit der<br />

Übernahme durch den eigentümergeführten<br />

britischen Engineering-Mischkonzern Langley<br />

Holdings Plc. im Jahr 2005 hat sich Piller zu<br />

einem Marktführer im Bereich USV-Systeme<br />

(USV = Unterbrechungsfreie Stromversorgung)<br />

großer Leistungen über 500 Kilowatt entwickelt.<br />

DIE KRITISCHE INFRASTRUKTUR vieler systemrelevanter<br />

Einrichtungen wie Krankenhäuser,<br />

Flughäfen, Rechenzentren, Banken und<br />

Finanzinstitute, Rundfunkanstalten, Telekommunikationsunternehmen<br />

und staatlicher Organisationen<br />

wird durch die Stromsicherungssysteme<br />

von Piller geschützt.<br />

So wird zum Beispiel das Hauptrechenzentrum<br />

der Europäischen Zentralbank von Piller-<br />

USV-Lösungen geschützt. Auch das zentrale<br />

USV-System für das weltweit größte in öffentlich-privater<br />

Partnerschaft realisierte Krankenhaus<br />

Karolinska Solna in Schweden wurde<br />

von Piller entwickelt und installiert.<br />

130 TOP-ARBEITGEBER <strong>2020</strong>/21<br />

DABEI SETZT PILLER auf höchste Qualität<br />

und langfristigen Service. Auch die konsequente<br />

Weiterentwicklung von Technologien<br />

ist Teil der Firmenphilosophie. Ein wichtiger<br />

Meilenstein war die Entwicklung des kinetischen<br />

Energiespeichers POWERBRIDGE.<br />

Eine weitere hochinnovative und äußerst<br />

verlässliche Lösung, um unterbrechungsfreie<br />

Stromversorgung zu gewährleisten, ist der<br />

UNIBLOCK. Darin sind ein Motor und ein<br />

Generator zusammengefasst – eine Konfiguration,<br />

die es vor Piller noch nicht gegeben hat.<br />

Mit diesem Spitzenprodukt kann man leicht<br />

eine Systemleistung von 40 Megawatt erbringen<br />

– so viel wie 40.000 Privathaushalte<br />

zusammen benötigen. Die neueste Weiterentwicklung<br />

der Piller UNI BLOCK-Systeme, die<br />

UB-V-Serie, basiert auf einer innovativen Steuerungsplattform<br />

mit Zustandsüberwachungsfunktion<br />

ohne wartungsbedingte Abschaltung.<br />

Pillers neuester USV-Baustein kann bis zu<br />

3.2 Megawatt als Einzelmodul liefern und bietet<br />

somit eine optimale Lösung für die stetig<br />

wachsenden IT-Lasten.<br />

HEUTE BESCHÄFTIGT PILLER circa 1.000<br />

Mitarbeiter weltweit, davon mehr als 600 allein<br />

in Deutschland, und bedient die globalen<br />

Märkte über eigene Vertriebs- und Serviceniederlassungen<br />

in Europa, den USA, Australien<br />

und Asien sowie über ein weltweites Netz<br />

von Partnern.<br />

An seinem Hauptsitz in Osterode verfügt<br />

Piller über ein 14 Hektar großes Fertigungsareal.<br />

Montage- und Prüfstätten befinden sich<br />

sowohl im nahe gelegenen Bilshausen als<br />

auch in den USA.<br />

KONTAKT<br />

Piller Group GmbH<br />

Abgunst 24<br />

37520 Osterode<br />

Tel. 05522 3110<br />

info@piller.com<br />

www.piller.com


—<br />

always inspiring more …<br />

—<br />

Sich ernähren und pflegen. Riechen und schmecken. Der Natur auf der Spur — nachhaltig,<br />

innovativ und kreativ. So wünschen sich Verbraucher ihre Produkte heute, 24 Stunden<br />

am Tag, sieben Tage die Woche. Mit unseren Ideen und Lösungen bereichern wir das Leben<br />

von Menschen und ihren vier beinigen Begleitern. Mit Einfallsreichtum und<br />

unternehmerischem Schwung arbeiten wir daran, dass diese die alltäglichen und<br />

besonderen Momente genießen können — zuhause und in aller Welt.<br />

www.symrise.com


PROFIL<br />

TOPARBEITGEBER<br />

Roboter – sie sind flexibel einsetzbar<br />

und eröffnen ganz neue Möglichkeiten.<br />

Die Automatisierung im Blut<br />

Drei junge Männer gründen ein Start-up im Bereich Automatisierung.<br />

Was klingt, wie eine aktuelle Schlagzeile, fand bereits vor über 35 Jahren statt.<br />

So entstanden in einer Garage im ländlichen<br />

Fredelsloh die ersten Verpackungsmaschinen<br />

der Firma ETT. Das Ziel der<br />

Gründer: den Verpackungsprozess von Produkten<br />

zu automatisieren. An der Stelle, wo<br />

einst die Garage war, stehen heute drei große<br />

Produktionshallen und ein Bürogebäude.<br />

Über 200 Mitarbeitende konstruieren und<br />

bauen die Maschinen zur Endverpackung<br />

und Palettierung von Produkten. Wenn man<br />

sich beispielsweise die Haare mit Shampoo<br />

wäscht, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass<br />

genau diese Flasche von einer ETT-Maschine<br />

verpackt wurde. In die Kartons kommen aber<br />

auch Produkte aus den Branchen Wasch- und<br />

Reinigungsmittel, Chemie, Pharma & Healthcare,<br />

Aerosoldosen oder Lebensmittel & Getränke.<br />

132 TOP-ARBEITGEBER <strong>2020</strong>/21<br />

Viel Abwechslung – keine Langeweile<br />

Bei der Endverpackung verlangt nahezu jedes<br />

Produkt individuelle Lösungen. Diese entwickelt<br />

und realisiert ETT komplett im eigenen<br />

Haus. Das setzt einen hohen Sachverstand<br />

und persönliches Engagement aller Mitarbeiter<br />

voraus. Die Konstrukteure setzen die Anforderungen<br />

in Zeichnungen und Animationen<br />

um. Das Fertigungsteam stellt die Einzelteile<br />

her, und die Montageteams bauen die Verpackungsanlagen.<br />

Dann beginnen Programmierer,<br />

die Maschinensoftware zu schreiben.<br />

Nach der erfolgreichen Werkabnahme sind<br />

die Techniker international unterwegs und<br />

nehmen die Maschinen direkt beim Kunden<br />

in Betrieb. Durch die vielseitigen Tätigkeiten<br />

und weil jede Maschine immer wieder anders<br />

ist, gibt es viel Abwechslung. Langweilig wird<br />

es nie, und wenn man in die Produktionshalle<br />

tritt, spürt man das gute Betriebsklima. Und<br />

manchmal können Mitarbeiter sogar übrig gebliebene<br />

Musterprodukte wie beispielsweise<br />

Waschmittel, Tierfutter oder Körperpflegeprodukte<br />

mitnehmen und zu Hause selbst testen.<br />

Positiv in die Zukunft<br />

Nachdem Martin Dirks dieses Jahr seinen<br />

wohlverdienten Ruhestand angetreten hat,<br />

wurde die Geschäftsleitung bei ETT neu organisiert.<br />

So steht nun mit Nils Reich, Jochen<br />

Seidler und Thomas Wedemeyer ein neues<br />

Führungsteam an der Spitze. Trotz der aktuellen<br />

Pandemiesituation blickt ETT positiv in<br />

die Zukunft. Dazu sagt Jochen Seidler: „Wir<br />

haben als Basis unsere Mitarbeiter, und diese<br />

wiederum ein erstklassiges technologisches<br />

Know-how. Aus diesem Grund können<br />

wir gar nicht anders, als an eine positive<br />

Zukunft zu glauben.“ Als Zeichen dieses<br />

Optimismus und um die Festtagsstimmung<br />

zu unterstützen, hat kürzlich jeder Mitarbeiter<br />

einen Gutschein für Weihnachtseinkäufe in<br />

Northeim erhalten.<br />

KONTAKT<br />

ETT Verpackungstechnik GmbH<br />

Schafanger 34<br />

D-37186 Moringen-Fredelsloh<br />

Tel. 05555 99 33-0<br />

info@ett.de<br />

www.ett.de


Firmenkundenberater Gewerbe (w/m/d)<br />

Standort Rosdorf und Northeim<br />

Firmenkundenberater Mittelstand Agrar (w/m/d)<br />

Bereich Hessen<br />

Firmenkundenberater Mittelstand (w/m/d)<br />

Bereich Thüringen und Niedersachsen<br />

Privatkundenberater (w/m/d)<br />

Standort Heiligenstadt (Vollzeit)<br />

Privatkundenbetreuer (w/m/d)<br />

(w/m/d)<br />

Standort Duderstadt (Vollzeit), Witzenhausen (Vollzeit),<br />

Rosdorf (Voll- und Teilzeit) & Gieboldehausen (Teilzeit)<br />

Gutachter für Immobilienbewertungen (w/m/d)<br />

Mitarbeiter<br />

Unternehmenskommunikation (w/m/d)<br />

Zahlungsverkehrsspezialist (w/m/d)<br />

Jetzt bewerben!<br />

vrbankmitte.de/karriere


PROFIL<br />

FOTOS: ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

TOPARBEITGEBER<br />

Geschäftsleitung bei SCHUMANN<br />

Stefan Schubert, Dr. Andrea Eickemeyer,<br />

Henning Rahlf, Evgeny Kulyushin,<br />

Dr. Björn Decker, Jan-Torben Schwager und<br />

Dr. Martina Städtler-Schumann (v.l.n.r.)<br />

134 TOP-ARBEITGEBER <strong>2020</strong>/21


PROFIL<br />

Vom Werkstudenten<br />

zur Geschäftsleitung<br />

Beim Göttinger Softwareunternehmen SCHUMANN legt man auf Selbstständigkeit und<br />

Eigeninitiative Wert: Mitarbeiter haben viele Freiräume, immer wieder neue Herausforderungen<br />

und alle Möglichkeiten, sich innerhalb des Unternehmens weiterzuentwickeln.<br />

Entwicklung heißt das große Schlagwort<br />

– aller Mitarbeiter und der Kunden.<br />

Damit das funktioniert, steht im Kern<br />

der Unternehmenskultur von SCHUMANN<br />

die gegenseitige Wertschätzung. „Wertschätzung<br />

heißt für mich, dass jeder Mitarbeiter<br />

genug Vertrauensvorschuss bekommt und er<br />

im Rahmen seiner Projekte eigene Entscheidungen<br />

treffen kann“, sagt Geschäftsführerin<br />

Dr. Martina Städtler-Schumann.<br />

Um Mitarbeitern genug Sicherheit für eigene<br />

Entscheidungen zu geben, existiert bei<br />

SCHUMANN eine lösungsorientierte Fehlerkultur.<br />

„Keiner macht gerne einen Fehler – und<br />

trotzdem kann es passieren. Dann heben wir<br />

nicht den Zeigefinger, sondern fragen nach,<br />

wo und warum demjenigen die entscheidenden<br />

Informationen gefehlt haben“, sagt<br />

Städtler-Schumann. Gute, innovative Ideen ließen<br />

sich am besten entwickeln, wenn es für<br />

diese Ideen auch Raum zur Entfaltung gibt.<br />

Wenn dann neue Dinge ausprobiert werden,<br />

schließt das eben auch die Möglichkeit eines<br />

Scheiterns ein. „Daraus lernen wir und werden<br />

noch besser“, ist sich Städtler- Schumann<br />

sicher.<br />

ENTWICKLUNGSMÖGLICHKEITEN GIBT ES<br />

für die Businessanalysten, Consultants und<br />

Softwareentwickler beim Unternehmen viele:<br />

etwa der klassische Aufstieg zum Leiter von<br />

Projekten – vom kurzen Projekt bei kleineren<br />

Unternehmen bis hin zur jahrelangen Begleitung<br />

von internationalen Konzernen. Die andere<br />

Art der Entwicklung geht fachlich in die<br />

Tiefe: Mitarbeiter können sich auf bestimmte<br />

Themen spezialisieren und werden dann mit<br />

ihrem Know-how in unterschiedlichen Projekten<br />

eingesetzt.<br />

Aber auch der Weg in die oberste Führungsebene<br />

ist möglich. Einen solchen Weg ist<br />

Evgeny Kulyushin gegangen. Der 40- Jährige<br />

hat schon während des Studiums bei SCHU-<br />

MANN gearbeitet und ist heute als Geschäftsleiter<br />

für den Unternehmensbereich Marketing<br />

und Vertrieb verantwortlich. Er ist Teil<br />

einer neuen sechsköpfigen Geschäftsleitung,<br />

die aus langjährigen Mitarbeitern besteht, die<br />

alle bereits verschiedene Aufgaben im Unternehmen<br />

innehatten.<br />

„Bei SCHUMANN hatte ich die Möglichkeit,<br />

mich immer wieder neuen Herausforderungen<br />

zu stellen und auch an schwierigen<br />

Aufgaben zu wachsen. Das ist toll, aber das<br />

muss man auch wollen“, erklärt er. SCHU-<br />

MANN bietet für eine ambitionierte persönliche<br />

und berufliche Weiterentwicklung das<br />

perfekte Umfeld und hat erst kürzlich den<br />

Preis ,Best Equal Opportunity Tech Employer<br />

Europe <strong>2020</strong>‘ gewonnen.<br />

DAS IT-UNTERNEHMEN entwickelt international<br />

Software für das Risikomanagement,<br />

schwerpunktmäßig in den Branchen Versicherungen,<br />

Finanzdienstleister, Industrie<br />

und Handel. „Das Risikomanagement ist für<br />

Unternehmen grundlegend und daher in der<br />

Unternehmenshierarchie weit oben angesiedelt“,<br />

so Kulyushin. „Deshalb spricht man<br />

mit Bereichsleitern oder sogar Vorständen.“<br />

Kulyushin hat das selbst erlebt. „Wenn man<br />

schon früh im Berufsleben auf Augenhöhe mit<br />

Führungskräften großer Konzerne sprechen<br />

darf, prägt das.“<br />

Mit dieser Unternehmensphilosophie der<br />

großen Spielräume und Entwicklungsmöglichkeiten<br />

für die Mitarbeiter hat sich SCHUMANN<br />

seit seiner Gründung 1997 dynamisch entwickelt<br />

und beschäftigt heute über 160 Mitarbeiter.<br />

KONTAKT<br />

Prof. Schumann GmbH<br />

Weender Landstraße 23<br />

37073 Göttingen<br />

Tel. 0551 383150<br />

info@prof-schumann.de<br />

www.prof-schumann.de<br />

TOP-ARBEITGEBER <strong>2020</strong>/21 135


PROFIL<br />

TOPARBEITGEBER<br />

Gleichstellung –<br />

bei Arineo ein Thema<br />

Als IT-Dienstleistungsunternehmen ist die Belegschaft<br />

von Arineo eher männlich geprägt. Das Unternehmen tut<br />

jedoch einiges, um die Gleichstellung sicherzustellen.<br />

Wer könnte besser beurteilen, wie bei Arineo das<br />

Thema umgesetzt wird, als die Mitarbeitenden selbst?<br />

Melissa Mähnert<br />

Senior Consultant<br />

Arineo GmbH<br />

Paulinerstr. 12<br />

37073 Göttingen<br />

Tel. 0551 521380<br />

info@arineo.com<br />

www.arineo.com<br />

Heterogene Teams bringen viele<br />

Vorteile: Sie arbeiten produktiver<br />

zusammen, sie diskutieren<br />

effektiver und ausgeglichener<br />

und verstehen Kundenbedürfnisse<br />

umfangreicher und nachhaltiger. Das<br />

sind Erfahrungen, die Arineo gemacht hat.<br />

Deswegen achtet Arineo auch darauf, seine<br />

Teams und die Unternehmens organe durchmischt<br />

zu besetzen. Um die Gleichstellung<br />

zu fördern, hat der Göttinger Dienstleister<br />

aktiv Maßnahmen ergriffen: Gendergerechte<br />

Sprache – Arineo will jede:n ansprechen! In<br />

der Kommunikation wird daher darauf geachtet,<br />

genderneutrale Begriffe zu verwenden.<br />

Quote beim Aufsichtsrat –bei der Besetzung<br />

des Aufsichtsrats müssen mindestens<br />

zwei von fünf Personen Frauen bzw.<br />

Männer sein. Flexible Arbeitszeiten und Arbeitsort<br />

– Eltern soll ermöglicht werden,<br />

Kind, Kegel und Beruf unter einen Hut zu<br />

bekommen. Daher gibt es flexible Arbeitszeiten<br />

und Arbeitsorte, um den Mitarbeitenden<br />

einen größtmöglichen Spielraum zu<br />

bieten.<br />

Melissa, was fällt dir als Erstes zum Thema ,Gleichstellung<br />

bei Arineo‘ ein?<br />

Ich hatte von Anfang an das Gefühl, dass wir in der<br />

Belegschaft eine gute Mischung zwischen Männern und<br />

Frauen haben – und das soll für ein IT-/Technology-<br />

Unternehmen schon was heißen.<br />

Gibt es als Frau Nachteile für dich?<br />

Natürlich habe ich als Frau ab und an noch immer Nachteile<br />

oder werde mit Vorurteilen des Gegenübers konfrontiert.<br />

So wird man als selbstbewusste Frau, die ihre Meinung<br />

sagen und vertreten kann, sehr oft als ,zickig‘ betitelt.<br />

Komischerweise habe ich das noch nie gehört, wenn<br />

ein Mann selbstbewusst und durch setzungsstark ist.<br />

Gibt es als Frau Vorteile für dich?<br />

Vorteile, die darauf zurückzuführen sind, dass ich eine<br />

Frau bin, fallen mir keine ein. Aber in den vergangenen<br />

Jahren ist die Zahl der Frauen-Communitys in der IT-/<br />

Technology-Welt stark gewachsen, und ich bin froh und<br />

dankbar, dass ich daran teilnehmen und mich mit<br />

einbringen kann. Das Ziel in diesen Communitys ist,<br />

Frauen in dieser Branche zu stärken und zu unterstützen –<br />

auf dass langfristig das Thema Gleichstellung gar kein<br />

Thema mehr ist, sondern einfach normal.<br />

Wie setzt Arineo das Thema Gleichstellung deiner<br />

Meinung nach um?<br />

Ich persönlich finde die Umsetzung der Gleichstellung bei<br />

Arineo schon sehr gut. Das beginnt damit, dass bei Nachrichten<br />

und Mitteilungen immer auf das korrekte Gendern<br />

geachtet wird. Auch auf unseren Projekten sind die<br />

Teams immer gemischt.<br />

136 TOP-ARBEITGEBER <strong>2020</strong>/21


PROFIL<br />

Tim Dombrowski<br />

Senior Consultant<br />

Simone Beckmann<br />

Dispatcherin<br />

Tim, was fällt dir als Erstes zum Thema ,Gleichstellung<br />

bei Arineo‘ ein?<br />

Bei uns steht der Mensch im Mittelpunkt. Jede:r<br />

Kolleg:in geht positiv, respektvoll und wertschätzend<br />

mit Menschen um, und jede:r ist uns als Mensch<br />

willkommen. Also unabhängig von Geschlecht,<br />

Herkunft, Alter, Hautfarbe, Glaube oder davon, wen<br />

man liebt. Dies ist bei uns nicht nur erlebbar. Wir haben<br />

im vergangenen Jahr auch Unternehmenswerte definiert,<br />

welche unserem täglichen Handeln entsprechen und<br />

uns Orientierung bieten.<br />

Wie setzt Arineo das Thema Gleichstellung deiner<br />

Meinung nach um?<br />

Es geht für mich beim Thema Gleichstellung vor allem<br />

darum, Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen.<br />

Hierfür sind Unternehmen natürlich nicht alleine<br />

verantwortlich, dennoch sollten sie ihren Beitrag<br />

leisten. Ein wichtiger Baustein sind insbesondere<br />

flexible Arbeitszeiten und die Möglichkeit des mobilen<br />

Arbeitens. Arineo als Arbeitgeber ermöglicht uns das.<br />

An welchen Stellen würdest du dir wünschen, dass<br />

Arineo Gleichstellung besser umsetzt?<br />

Aus meiner Sicht setzen wir bei Arineo das Thema<br />

Gleichstellung schon sehr gut um. Verbessern kann man<br />

sich dennoch sicherlich zu jeder Zeit. Allerdings darf<br />

nicht außer Acht gelassen werden, dass die IT-Branche<br />

männlich geprägt ist. Daher ist – meiner Meinung nach<br />

– der Schlüsselpunkt: Was können wir tun, um die<br />

Branche für Frauen attraktiver zu machen?<br />

Simone, was fällt dir als Erstes zum Thema ,Gleichstellung<br />

bei Arineo‘ ein?<br />

Grundsätzlich finde ich es schlimm, dass es dieses<br />

Thema in unserer Zeit überhaupt noch geben muss.<br />

Aber letztendlich ist es wichtig, in jedem Unternehmen<br />

darüber zu sprechen und das Thema zu durchleuchten.<br />

Und das tun wir!<br />

Sind deiner Meinung nach bei Arineo alle Geschlechter<br />

gleichgestellt?<br />

Arineo ist das erste Unternehmen, in dem ich regelmäßig<br />

erlebe, dass Väter in Elternzeit gehen. Ich bin<br />

beruflich noch in einer Zeit groß geworden, wo dies<br />

undenkbar war. Und als vor einigen Jahren die ersten<br />

Väter dann ihre Elternzeit in Anspruch genommen<br />

haben, rümpfte dann doch der ein oder andere die<br />

Nase. Bei Arineo ist es, wie ich finde, selbstverständlich,<br />

sich als Vater seine Zeit für die Sprösslinge zu nehmen.<br />

Kannst du Beruf und Familie gut unter einen Hut bringen?<br />

Ich bin Mutter, Lebenspartnerin, Haushälterin,<br />

Altenpflegerin und habe einen 35-Stunden-Job bei<br />

Arineo. Und ohne die Flexibilität in der Arbeitszeit,<br />

die mir von Arineo geboten wird, würden mindestens<br />

zwei Sachen massiv hinten runterfallen.<br />

TOP-ARBEITGEBER <strong>2020</strong>/21 137


PROFIL<br />

TOPARBEITGEBER<br />

Diensträder für Job & Freizeit<br />

Bikeleasing-Service – ein junges Unternehmen aus Uslar, das mit dem Dienstrad-Konzept<br />

auf die Überholspur geht<br />

Geschäftsführer Bastian Krause<br />

138 TOP-ARBEITGEBER <strong>2020</strong>/21<br />

Als klassisches Start-up 2015 ins Rennen<br />

gegangen, haben wir uns nach zahlreichen<br />

schweißtreibenden Etappen<br />

in den letzten fünf Jahren zu einem wahren<br />

Dauerläufer entwickelt und uns als Institution<br />

auf dem Bikeleasing-Markt etabliert. Das ist<br />

das Resultat aus viel Herzblut, Enthusiasmus,<br />

einem unbändigen Servicegedanken sowie einer<br />

elementaren Portion Mut und Unternehmergeist.<br />

In Zahlen bedeutet das eine Zusammenarbeit<br />

mit über 4.000 Fahrrad-Fachhändlern<br />

und bereits mehr als 20.000 Unternehmen im<br />

gesamten Bundesgebiet. Bei unseren Fachhändlern<br />

setzen wir ausnahmslos auf regionale<br />

Kooperationen und schließen dadurch<br />

den Online-Versandhandel grundsätzlich aus.<br />

Damit wollen wir vor allem die Kultur des<br />

Fachhändlers vor Ort unterstützen, unseren<br />

Kunden eine hohe Beratungsqualität gewährleisten<br />

und die Umwelt schonen.<br />

Um die hohe Servicequalität auch auf anderer<br />

Ebene erlebbar zu machen, können alle Services<br />

auf Wunsch komplett digital abge wickelt<br />

werden. Egal, ob Vertragsverwaltung oder Abwicklung<br />

von Schadensfällen: Moderne, verschlüsselte<br />

Portale oder die hauseigene App<br />

sind das i-Tüpfelchen an Komfort, das sich die<br />

modernen Radfahrenden heute wünschen.<br />

WIR UNTERSTÜTZEN DIE UNTERNEHMEN<br />

bei der Implementierung und Abwicklung des<br />

Dienstrad-Leasings. Hierdurch lässt sich der<br />

individuelle administrative und bürokratische<br />

Aufwand auf ein Minimum reduzieren. Noch<br />

dazu werden die Leasingraten über die sogenannte<br />

Gehaltsumwandlung abgewickelt. Dadurch<br />

entstehen keine hohen einmaligen oder<br />

laufenden Investitionskosten.<br />

Arbeitgeber gehen durch die Einführung<br />

des Bikeleasing-Modells einen großen Schritt<br />

voraus und motivieren ihre Mitarbeiter mit einem<br />

besonderen Benefit. Das Dienstrad bietet<br />

aber auch den eigentlichen Nutzern nur Vorteile,<br />

denn es ist nicht nur für die körperliche<br />

Gesundheit gut, sondern schont in Bezug auf<br />

Verkehrschaos und lange Parkplatzsuche auch<br />

die Nerven. Wie man es auch betrachtet: Es<br />

ist eine Win-win-Situation für alle Beteiligten.<br />

ALS ATTRAKTIVER ARBEITGEBER und Dienstleister<br />

im Solling bieten wir unseren Kunden einen<br />

beratenden wie zuverlässigen Service. Und<br />

bei unseren Mitarbeitern setzen wir auf volle<br />

Zufriedenheit – durch abwechslungsreiche Tätigkeiten,<br />

eine flexible wie familienfreundliche<br />

Zeiteinteilung und eine ausgeprägte Entwicklungsmöglichkeit<br />

jedes Einzelnen. Im Fokus<br />

unseres Konzeptes stehen zufriedene Kunden<br />

und Mitarbeiter. Aber wie ist es möglich, allen<br />

Parteien das Bestmögliche zu bieten?<br />

Hinter Bikeleasing verbirgt sich eine Leidenschaft<br />

zur Beratung, Vermittlung und<br />

fortbestehenden Unterstützung rund um<br />

Dienst räder. Diese Leidenschaft zeichnet jeden<br />

einzelnen Mitarbeiter aus. Als Team vermitteln<br />

wir eine Botschaft mit Hingabe zum<br />

Kundenkontakt, zur Nachhaltigkeit und zum<br />

umweltbewussten Umgang im Alltag.<br />

WIR ÜBERZEUGEN NICHT EINZELN, wir<br />

überzeugen als Einheit! Ganz nach dem Motto:<br />

,Die Mischung macht's‘ finden sich bei uns<br />

viele bunte Charaktere, von denen jeder vielfältige<br />

Eigenschaften mitbringt und seine Ideen<br />

einbringen kann. Denn mit Ideenfreiheit fördern<br />

wir die Entwicklung und Kreativität eines<br />

jeden Mitarbeiters.


PROFIL<br />

WIR SUCHEN AB SOFORT<br />

Standort Uslar<br />

Steuerfachangestellter (m/w/d) mit Kenntnissen<br />

in der Buchhaltung. Aufgabengebiete:<br />

Lohn- und Finanzbuchhaltung, DATEV,<br />

Monatsabschlüsse, Kontenabstimmung.<br />

Sachbearbeiter (m/w/d) Innendienst –<br />

vorzugs weise Büro- oder Industriekaufleute.<br />

Auf gabengebiete: Kundenanlage und<br />

-betreuung, Vertragskontrolle und -sachbearbeitung,<br />

Rechnungsprüfung.<br />

Sachbearbeiter (m/w/d) Kreditentscheidung<br />

– vorzugsweise Bankkaufleute. Aufgabengebiete:<br />

Kreditentscheidungen treffen,<br />

Bilanzkennzahlen verstehen, Vertragsprüfung,<br />

Kundenanlage.<br />

<strong>Web</strong>-Entwickler (m/w/d) JavaScript, CSS,<br />

HTML, PHP. Aufgabengebiete: Planung unserer<br />

Portal- und App-Lösungen, REST und API.<br />

Social Media Manager (m/w/d). Aufgabengebiete:<br />

Reichweite bestehender und neuer<br />

Kanäle und Blogs steigern sowie Kreation,<br />

Gestaltung und Bearbeitung von Fotos,<br />

Videos und Grafiken für sämtliche Social-<br />

Media-Kanäle (Creative Cloud).<br />

Mediengestalter (m/w/d) Print/Digital.<br />

Aufgabengebiete: eigenständige Erstellung<br />

von Printprodukten mit der Creative Cloud<br />

sowie ,Inhouse-Agentur-Allerlei‘.<br />

Standort Vellmar<br />

Sachbearbeiter (m/w/d) Schadensabteilung<br />

– vorzugsweise Büro- oder Versicherungskaufleute.<br />

Aufgabengebiete: Schadensannahme,<br />

-bearbeitung und -freigabe, Kundenbetreuung.<br />

Unsere Benefits im Überblick<br />

• unbefristeter Vertrag in Vollzeit<br />

• faire Bezahlung<br />

• Flextime<br />

• moderne Büroräume<br />

• Freiraum für Ideen<br />

• Fortbildungsmöglichkeiten (u. a. Duales<br />

Studium)<br />

• eine nie versiegende Quelle an Kaffee &<br />

Wasser – ab und an auch eine Salatbar<br />

• eine außergewöhnlich gute Atmosphäre<br />

in einem freundlichen Team mit flacher<br />

Hierarchie<br />

• Work-Life-Balance<br />

Du fühlst dich angesprochen und eine der<br />

Positionen entspricht deiner Qualifikation?<br />

Dann freuen wir uns über eine vollständige<br />

und aussagekräftige Bewerbung per E-Mail an<br />

personal@bikeleasing.de oder per Post an unsere<br />

Personalabteilung. Ein vertraulicher Umgang<br />

mit deinen Unterlagen ist selbstverständlich.<br />

Dienstfahrräder und E-Bikes<br />

fördern die Bewegung und Gesundheit<br />

der Mitarbeiter – mit Einsparungen<br />

gegenüber dem Direktkauf.<br />

KONTAKT<br />

Bikeleasing-Service GmbH & Co. KG<br />

Ernst-Reuter-Str. 2<br />

37170 Uslar<br />

Tel. 05571 30 26-0<br />

info@bikeleasing.de<br />

www.bikeleasing.de<br />

TOP-ARBEITGEBER <strong>2020</strong>/21 139


PROFIL<br />

TOPARBEITGEBER<br />

Agil und gut geführt<br />

Es gibt Unternehmen, die selbst innerhalb eines sehr starren Rahmens den verbleibenden<br />

Gestaltungsraum innovativ zu nutzen verstehen – so wie die R+ Gruppe.<br />

„Es geht darum, die Stärken zu<br />

stärken sowie die Potenziale<br />

zu entwickeln, um sie für den<br />

gemeinsamen Erfolg wirksam<br />

werden zu lassen.“<br />

Geschäftsführer Florian Reinhold<br />

Kaum eine Branche in Deutschland ist<br />

so durchreglementiert wie unser Gesundheitswesen.<br />

Das gilt erst recht für<br />

den Krankentransport als Teil des Rettungsdienstes.<br />

So gibt es hier zum Beispiel keine<br />

Preisfreiheit, einen gesetzlich begrenzten<br />

Kundenkreis und auch eine Reglementierung<br />

der Zahl der Autos. Umso bemerkenswerter<br />

ist es, wenn Inhaber den engen Gestaltungsraum<br />

so nutzen, dass daraus ein Vorzeigeunternehmen<br />

wird.<br />

SO WIE FLORIAN REINHOLD, der 2011 bzw.<br />

2014 die Geschäftsanteile und die Geschäftsführung<br />

der R+ Gruppe übernommen hat.<br />

Er wollte von Beginn an neue Wege gehen.<br />

Nach einer Konsolidierungsphase in wirtschaftlicher<br />

und personeller Hinsicht ist der<br />

Geschäftsführer konsequent drei Schritte gegangen,<br />

die die Grundlagen für den heutigen<br />

Erfolg sind.<br />

140 TOP-ARBEITGEBER <strong>2020</strong>/21<br />

1. Die Struktur des Unternehmens so definieren,<br />

dass die einzelnen Bereiche transparent<br />

arbeiten: Das heißt, jeder weiß, was<br />

der andere zu tun hat, und jeder weiß, was<br />

er selbst zum Gelingen des Ganzen beitragen<br />

kann und soll. Dem entspricht auch die<br />

neue Innenarchitektur der Zentrale: offen,<br />

agile Arbeitsplätze, Raum und Zeit, um sich<br />

zu treffen und miteinander zu reden – Letzteres<br />

gelingt bei der R+ Gruppe auch unter<br />

Corona- Bedingungen.<br />

2. Neue Wege gehen in den Bereichen, die<br />

bekanntermaßen zu den Stolpersteinen in<br />

der Zusammenarbeit mit Partnern zählen:<br />

Terminzuverlässigkeit gegenüber Kliniken,<br />

Arztpraxen, Senioreneinrichtungen und<br />

umgekehrt. Auf der Grundlage einer selbst<br />

entwickelten Onlineplattform ist R+ Medi-<br />

Transport einer der zuverlässigsten Partner<br />

gegenüber Einrichtungen und für Patienten<br />

geworden. Das Unternehmen verbindet dies<br />

mit hohen Investitionen in die Kompetenz<br />

der Mitarbeiter. Durch Fortbildung, Förderung<br />

von individuellen Zusatzqualifikationen,<br />

Anschluss an den Katastrophenschutz<br />

des Landkreises und höherwertigere Ausstattung<br />

der Autos, als es die Regeln verlangen,<br />

sind sie stets auf dem neuesten Stand.<br />

3. Bei der Umsetzung eines neuen Führungsverständnisses<br />

geht es darum, dass alle<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingeladen<br />

sind, ,Glück‘ bei ihrer Arbeit zu erleben:<br />

Das ist die Abkehr von einem Führungsverständnis,<br />

das die Menschen im Unternehmen<br />

vor allem als ,Ressource‘ sieht – und<br />

auch so behandelt. Geschäftsführer Florian<br />

Reinhold dagegen ist überzeugt, dass es<br />

seine Aufgabe als Arbeitgeber ist, denen,<br />

die mit ihm ,mit‘-arbeiten, einen Platz zu<br />

bieten, an dem sie als Persönlichkeit wachsen<br />

können, an dem sie sich weiterentwickeln<br />

und an dem sie ihre Stärken erkennen<br />

und einsetzen können.<br />

ALLE DREI SCHRITTE sind niemals zu Ende<br />

gegangen. Auch wenn die Struktur steht, so<br />

gibt es immer eine Zeit, um zu prüfen, ob sie<br />

noch zeitgemäß ist. ,Strukturen müssen den<br />

Menschen dienen, anstatt umgekehrt‘ – so<br />

lautet einer der Sätze, die für R+ MediTransport<br />

ohne Einschränkungen gelten. Deshalb<br />

ist das gesamte Führungsteam jedem Verbesserungsgedanken<br />

gegenüber offen. „Das<br />

kann manchmal unbequem und anstrengend<br />

sein“, erklärt Reinhold. „Andererseits zeigt<br />

die Erfahrung, dass aus einer Idee, einem<br />

Vorschlag schon Neues entstanden ist, das<br />

uns wirklich vorangebracht hat. Die einzige<br />

Investition, die es dazu braucht, ist Offenheit<br />

für das Positive an einem Vorschlag. Das ist<br />

die Pflicht der Leitung.“<br />

Die Fortbildung der Mitarbeiter und ihre<br />

individuelle fachliche Weiterentwicklung sei<br />

ebenfalls nie zu Ende. „Denn Wissen und


PROFIL<br />

Glück bei der Arbeit Bei der R+ Gruppe haben Mitarbeiter einen Platz, an dem sie als Persönlichkeit wachsen können.<br />

FOTOS: R+MEDTRANS<br />

Technik schreiten auch im qualifizierten Krankentransport<br />

voran“, so Reinhold. „Seien es<br />

neue Medizinprodukte, neue Fahrzeugkonzepte<br />

oder neue Verfahren: Das soll allen, die<br />

mit Patienten zu tun haben, zur Verfügung<br />

stehen, soll eingeübt und wiederholt sein, damit<br />

es auch in herausfordernden Situationen<br />

klappt.“ Das gelte erst recht mit der eingesetzten<br />

Software in der Einsatzzentrale. Die<br />

Taktungen der Einsätze sind durchschnittlich<br />

enger als in vergleichbaren Betrieben. Daher<br />

ist es wichtig, dass ein hohes professionelles<br />

Niveau den Alltag kennzeichnet.<br />

„DIE FÜHRUNG DER MITARBEITER nach dem<br />

neuen Verständnis ist eine Mammut-Aufgabe“,<br />

erklärt Florian Reinhold. Er weiß aus eigenem<br />

Erleben, dass es eine Umkehr im Denken verlangt,<br />

wenn neben dem betriebswirtschaftlichen<br />

Ergebnis gleichberech tigt das Glück der<br />

Mitarbeiter steht. „Fortbildung in der Führung<br />

führt zu ,Führung ist dienen‘. Sie dient dem<br />

Erkennen der Stärken und Potenzia le der einzelnen<br />

Mitarbeiter“, sagt Reinhold. „Es geht<br />

darum, die Stärken zu fördern sowie die<br />

Potenziale zu entwickeln, um sie für den gemeinsamen<br />

Erfolg wirksam werden zu lassen.“<br />

Denn das stehe für das Gesamtteam an erster<br />

Stelle: Gemeinsam Erfolg haben, dem Kollegen,<br />

der Kollegin mit einem Lächeln zu begegnen,<br />

sich immer mal wieder eine Freude zu<br />

machen und Vertrauen zueinander zu pflegen.<br />

Der Anspruch ist hoch, denn er soll den Alltag<br />

bestimmen – und zwar auch dann, wenn äußere<br />

Einflüsse, wie jetzt die Pandemie, es zu<br />

einer Herausforderung machen. Das Motto<br />

heißt: Jetzt erst recht, wann denn sonst!<br />

R+ MediTransport bietet seinen Mitarbeitenden<br />

überdies eine Option, die nur wenige in<br />

der Branche in Anspruch nehmen können:<br />

Seit 2019 kooperiert er mit einem befreundeten<br />

Unternehmen mit Sitz in Hannover und<br />

Hildesheim. Es gibt sogar schon ein gemeinsames<br />

Tochterunternehmen.<br />

„Jeder ist eingeladen, an einem anderen Standort<br />

zu hospitieren – dabei über den eigenen Tellerrand<br />

hinauszuschauen und gegenseitig voneinander<br />

zu lernen“, erklärt der Geschäftsführer.<br />

„Wer offen dafür ist, wird neue Erfahrungen machen<br />

und sich weiterentwickeln. Es ist der persönliche<br />

Kontakt zu Kollegen aus einem anderen<br />

Unternehmen, der für alle gewinnbringend<br />

ist. Jeder Mitarbeiter, der die Chance dazu bislang<br />

wahrgenommen hat, wusste nur Positives<br />

für sich und für die Arbeit an seinem Standort<br />

zu berichten“, so Reinhold. „Das schafft Vertrauen<br />

und es zeigt, was ein agiles Unternehmen<br />

konkret und im Alltag ausmacht.“<br />

KONTAKT<br />

Franz-Josef Reinhold GmbH<br />

Herzberger Landstraße 6<br />

37434 Gieboldehausen<br />

Tel. 05528 20 19 233<br />

f.reinhold@rplus-gruppe.de<br />

www.rplus-gruppe.de<br />

TOP-ARBEITGEBER <strong>2020</strong>/21 141


PROFIL<br />

TOPARBEITGEBER<br />

Meet the Team!<br />

Bei 4Com entscheidet das Team, wer eingestellt wird.<br />

FOTO: ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

Human Potential Manager Ralf Jaschinski<br />

Geschäftsführer Rainer Holler<br />

Hallo Rainer, hallo Ralf, ich bin Programmierer<br />

und suche eine tolle berufliche Aufgabe. Was<br />

macht 4Com eigentlich? Was für Leute sucht<br />

ihr, welche Qualifikationen werden gebraucht?<br />

Rainer Holler: Wir suchen Mitarbeiter, die Verantwortung<br />

übernehmen möchten und Entscheidungen<br />

treffen können. Sie sollten mutig<br />

und proaktiv neue Dinge ausprobieren wollen<br />

und keine Angst vor Veränderungen haben.<br />

Wir suchen in fast allen Bereichen Verstärkung,<br />

am häufigsten natürlich Software Developer für<br />

unseren Bereich Research & Development.<br />

Wie viele Mitarbeiter hat 4Com? Sind auch<br />

Azubis darunter?<br />

Rainer Holler: Derzeit haben wir 109 Mitarbeiter.<br />

Letztes Jahr im Mai waren wir ,lediglich‘<br />

65 Mitarbeiter. Seitdem sind wir ordentlich gewachsen<br />

und gewinnen monatlich einen bis<br />

fünf neue Kollegen dazu. Jeden Monat! Und ja,<br />

wir bilden auch aus. Dies ist für uns Herzensangelegenheit,<br />

bereitet uns viel Spaß und ist<br />

in Zeiten des Fachkräftemangels zudem unabdingbar.<br />

Insgesamt gibt es sechs Fachinformatiker-Azubis,<br />

darunter befindet sich sogar<br />

eine Auszubildende für die Anwendungsentwicklung.<br />

Bei dem hohen Männeranteil freuen<br />

wir uns immer über weibliche Unterstützung.<br />

Dieses Jahr starten wir zum ersten Mal auch<br />

mit einem Dualen Studenten für Wirtschaftsinformatik.<br />

Wie ist das Feeling innerhalb des Unternehmens<br />

– seid ihr ein Verein aus Krawattenträgern?<br />

Ralf Jaschinski: He, he, Gott sei Dank nicht,<br />

sonst würde ich hier nicht arbeiten. Es darf je-<br />

der in dem Outfit ins Office kommen, in dem<br />

er/sie sich wohlfühlt.<br />

Ich habe gehört, bei 4Com entscheidet das<br />

Team, wer eingestellt wird – wie funktioniert<br />

das? Wie läuft euer Recruiting?<br />

Ralf Jaschinski: Ganz genau! Ich organisiere<br />

lediglich den Rahmen und bin, sollte es nötig<br />

sein, bei der Entscheidung das Zünglein an<br />

der Waage. Ich binde die Teams von Beginn<br />

an in den Prozess mit ein. Dazu eignet sich<br />

unser Personalmanagementsystem hervorragend.<br />

Das ,rekrutierende‘ Team evaluiert mit<br />

mir die Bewerbungen und teilt mir mit, wen ich<br />

zum Kennenlernen einladen darf. Bei uns ist es<br />

kein Interview, sondern ein gegenseitiges Kennenlernen,<br />

an dem auch zwei bis drei potenzielle<br />

Teamkollegen teilnehmen. Ich erwähnte<br />

es bereits, heutzutage müssen auch wir uns<br />

bei den Kandidaten bewerben. Sofern dies positiv<br />

verlief und es kein Veto gibt, geht es in einen<br />

,Meet the Team‘-Day. An diesem Tag lernt<br />

der Bewerber ggf. den Rest des Teams kennen<br />

und kann weitere 4Com-Luft schnuppern. Wie<br />

schmeckt unser Kaffee, wie laufen die Kollegen<br />

hier eigentlich rum, wie sehen Aufgaben, Prozesse<br />

und der zukünftige Arbeitsplatz aus ...?<br />

Generell ist es uns ein Anliegen, dem Kandidaten<br />

so viele Eindrücke wie möglich zu<br />

geben, damit ihm/ihr die Entscheidung des<br />

Jobwechsels einfacher fällt. Dies ist schließlich<br />

keine einfache und häufige Entscheidung.<br />

In der anschließenden Feedbackrunde mit<br />

mir besprechen wir unter anderem bereits die<br />

Konditionen etc. In der Regel bekommt der<br />

Kandidat einen Tag später die Entscheidung<br />

142 TOP-ARBEITGEBER <strong>2020</strong>/21


PROFIL<br />

FOTOS: 4COM<br />

des Teams mitgeteilt. Jedes Teammitglied hat<br />

hierbei ein Vetorecht. Wenn jemand von seinem<br />

Veto Gebrauch macht, erhält der Kandidat<br />

eine Absage. Das Ziel dieses Prozesses ist<br />

es, ein harmonisches Team zusammenzustellen,<br />

denn Fachlichkeiten lassen sich lernen.<br />

Durch Covid-19 hat sich viel in der Arbeitswelt<br />

geändert – bei 4Com auch? Arbeitet ihr im<br />

Homeoffice?<br />

Rainer Holler: Na klar! Genauso dynamisch wie<br />

die Situation passen wir uns dieser auch an. Wir<br />

haben noch rechtzeitig Microsoft Teams eingeführt,<br />

was für die interne Kommunikation sehr<br />

hilfreich ist. Derzeit darf sich die Belegschaft<br />

aussuchen, wo sie arbeiten möchte. Zu 50 Prozent<br />

ist auch eine Belegung im Office möglich.<br />

In welchen Städten habt ihr Büros?<br />

Rainer Holler: Unsere Schwestergesellschaften<br />

befinden sich in Berlin, Karlsruhe und<br />

Hamm. 4Com sitzt im Herzen Hannovers,<br />

zentral am Hauptbahnhof gelegen.<br />

Ihr habt <strong>2020</strong> jede Menge neue Mitarbeiter<br />

eingestellt – wie habt ihr das trotz Covid-19<br />

geschafft?<br />

Rainer Holler: Die Einstellung ist prinzipiell<br />

kein Problem. Das Kennenlernen findet online<br />

statt, unser ,Meet the Team‘-Day aber vor Ort.<br />

Das ist uns wichtig und auch den Bewerbern.<br />

Schließlich möchten sie sehen und wissen,<br />

was auf sie zukommt. Die Einarbeitung findet<br />

jedoch unter erschwerten Bedingungen statt.<br />

Das macht uns Covid-19 schwerer.<br />

Wohin geht die Reise bei 4Com, wenn ich bei<br />

euch einsteige? Was wollen wir zusammen<br />

erreichen?<br />

Ralf Jaschinski: Unsere Geschäftsführung und<br />

ich haben da sicherlich eine gemeinsame Vorstellung,<br />

jedoch durch andere Brillen betrachtet.<br />

Für mich ist es wichtig, das Wachstum organisatorisch<br />

zu begleiten. Strukturen, Prozesse<br />

und Kultur dürfen dabei nicht vernachlässigt<br />

werden. Speziell das Buzzwordthema Agilität<br />

darf noch mehr gelebt werden und benötigt<br />

regelmäßige Impulse. Des Weiteren können<br />

wir noch an unserer Feedback- und Fehlerkultur<br />

arbeiten. Das funktioniert schon weitaus besser<br />

als noch vor anderthalb Jahren. Wir wissen auch,<br />

dies geschieht nicht von heute auf morgen.<br />

Vielen Dank für das Gespräch!<br />

Gemeinsam arbeiten und gemeinsam<br />

Spaß haben: Teamgeist ist bei 4Com<br />

besonders wichtig – bei der Arbeit ebenso<br />

wie bei Fun-Events wie dem Krökelcup in<br />

der HDI Arena.<br />

KONTAKT<br />

4Com GmbH & Co. KG<br />

Hamburger Allee 23<br />

30161 Hannover<br />

Tel. 0511 300 399 00<br />

info@4Com.de<br />

www.4com.de<br />

TOP-ARBEITGEBER <strong>2020</strong>/21 143


Individuelle<br />

Gebäudetechnik.<br />

ARBEITSSICHERHEIT<br />

SICHERHEIT FÜR IHR UNTERNEHMEN<br />

Wir unterstützen Sie bei der Umsetzung aller<br />

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Unsere Leistungen –<br />

so individuell, wie die Ansprüche<br />

unserer Kunden.<br />

Bereits in der vierten Generation bieten wir<br />

unseren gewerblichen, öffentlichen und<br />

privaten Kunden das gesamte Spektrum der<br />

Gebäudetechnik.<br />

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Versorgungstechnik GmbH<br />

Adolf-Hoyer-Straße 6<br />

37079 Göttingen<br />

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Telefax (05 51) 6 94 <strong>04</strong>-10<br />

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▪ Externe Fachkraft für Arbeitssicherheit<br />

▪ Durchführung von Gefährdungsbeurteilungen<br />

▪ Arbeitsschutzmanagementsystem-Einführung<br />

gem. ISO 45001, OHSAS 18001, SCC, SCP u. a.<br />

▪ Erstellung von Explosionsschutzdokumenten<br />

▪ Umsetzung des Gefahrstoffrechts<br />

IDEE<br />

KONZEPT<br />

ERFOLG<br />

Düstere-Eichen-Weg 50<br />

37073 Göttingen<br />

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bei der Planung und auch bei der<br />

Durchführung Ihres digitalen<br />

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Sprechen Sie uns gerne persönlich an:<br />

Bastian Strick · b.strick@xtentio.com


impressum<br />

Herausgeber<br />

<strong>faktor</strong> – das Entscheider- Magazin für die Region Göttingen<br />

Entscheider Medien GmbH<br />

Berliner Straße 10<br />

37073 Göttingen<br />

Tel. 0551 3098390<br />

Fax 0551 30983911<br />

info@<strong>faktor</strong>-magazin.de<br />

www.mehralseinmagazin.de<br />

Herausgeber<br />

Marco Böhme (V.i.S.d.P.)<br />

(boehme@<strong>faktor</strong>-magazin.de)<br />

Chefredaktion<br />

Elena Schrader<br />

(schrader@<strong>faktor</strong>-magazin.de)<br />

Autoren<br />

Lea van der Pütten (Redaktion),<br />

Anja Danisewitsch, Rupert Fabig,<br />

Sven Grünewald, Claudia Klaft,<br />

Sabine Knappe, Stefan Liebig,<br />

Charlotte Vogel<br />

Art-Direktion & Layout<br />

Julia Braun<br />

Fotografie<br />

Alciro Theodoro da Silva<br />

Lektorat<br />

CoLibris - Lektoratsbüro<br />

Dr. Barbara Welzel<br />

Anzeigen<br />

Nicole Benseler<br />

Geschäftsführender Gesellschafter<br />

Marco Böhme<br />

Auflage<br />

11.000<br />

Druckerei<br />

Silber Druck oHG, Kassel<br />

Redaktions- und Anzeigenschluss der nächsten Ausgabe<br />

ist der 15. Februar 2021.<br />

Wenn Sie den <strong>faktor</strong> zukünftig nicht mehr kostenfrei erhalten<br />

möchten, nehmen wir Sie aus dem Verteiler, und Sie bekommen<br />

keine Exemplare mehr. Schicken Sie uns dazu bitte eine Mail an:<br />

info@<strong>faktor</strong>-magazin.de<br />

Redaktionsbeirat<br />

Dr. Friedemann Baum, Prof. Dr. Uwe Fischer, Rainer Giese,<br />

Fritz Güntzler, Rainer Hald, Dr. Klaus Heinemann,<br />

Jürgen Hollstein, Jürgen Jenauer, Carsten Lohrengel,<br />

Thomas Lucas-Nülle, Lars Obermann, Borzou Rafie Elizei,<br />

Thomas Richter, Gerhard Sauer, Mark C. Schneider,<br />

Prof. Dr. Matthias Schumann, Claudia Trepte, Kirsten <strong>Web</strong>er,<br />

Dr. Marko Weinrich, Prof. Dr. Winfried <strong>Web</strong>er, Hasso Werk<br />

Wir übernehmen für unverlangt eingesendete Texte, Fotos etc. keine Haftung.<br />

Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht die Meinung des Herausgebers<br />

wieder. Von <strong>faktor</strong> gestaltete Anzeigen sind urheberrechtlich geschützt.<br />

Eine anderweitige Verwendung ist nur mit schriftlicher Genehmigung des<br />

Herausgebers möglich. Ein Nachdruck der im <strong>faktor</strong> veröffentlichten<br />

Beiträge ist nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers möglich.<br />

Bei allen Gewinnspielen ist der Rechtsweg ausgeschlossen.<br />

<strong>faktor</strong>-Partner<br />

Audi Zentrum<br />

Göttingen<br />

dr. Bodenburg<br />

Zilian<br />

Werk<br />

Rechtsanwalts- und Notarkanzlei in Göttingen<br />

Netzwerkpartner<br />

InnovationsCluster<br />

it GÖTTINGEN<br />

4 |<strong>2020</strong> 145


146 4 |<strong>2020</strong>


95% sehnen sich nach<br />

Verlässlichkeit – nicht<br />

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Winner <strong>2020</strong><br />

Bester Zertifikate<br />

Emittent<br />

Primärmarkt<br />

DekaBank Deutsche Girozentrale. Quelle Statistik: Onlinebefragung Institut Kantar im Auftrag der DekaBank, Mai <strong>2020</strong>.<br />

Quellen Auszeichnungen: 1 Capital-Heft 03/<strong>2020</strong>; 2 www.scope-awards.de/awards-<strong>2020</strong>/zertifikate-awards


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