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Paracelsus Today

Dezember 2020

Dezember 2020

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DAS MAGAZIN DER PARACELSUS PRIVATUNIVERSITÄT FÜR SALZBURG UND NÜRNBERG<br />

PARACELSUS<br />

TODAY<br />

3<br />

Dezember 2020<br />

Künstliche<br />

Intelligenz<br />

Ein digitaler Gesundheitsassistent<br />

beschert Jama Nateqi den Titel<br />

Österreicher des Jahres im<br />

Bereich Forschung<br />

NEUER SCHUB<br />

EVER Pharma<br />

kooperiert mit PMU<br />

IM GESPRÄCH<br />

Primaria mit 44 Jahren<br />

am Uniklinikum


EDITORIAL<br />

Bleiben Sie<br />

in Bewegung!<br />

Lockdown! Schon wieder. Abriegeln, Isolieren,<br />

Abstand halten, Unterbindung von Kontakten zwischen<br />

Menschen. Damit haben wir lernen müssen zu<br />

leben - zeitweilig, nicht für immer. Diese Zeilen wurden<br />

mitten im zweiten Lockdown geschrieben und wollen<br />

aufmuntern. Es geschieht so viel Gutes in unserer<br />

Gesellschaft, auch in Krisenzeiten. 2020 war das Internationale<br />

Jahr der Pflegenden. Die gesellschaftliche Bedeutung<br />

der Pflege muss in Corona-Zeiten wahrlich<br />

nicht mehr betont werden, das Bewusstsein dafür ist geschärft<br />

und Tausende haben in diesem Jahr Großartiges<br />

geleistet. Auch Ärztinnen und Ärzte und viele andere<br />

in diesem Land. Dafür gebührt Anerkennung.<br />

Stolz ist die Uni auf ihren Alumnus Jama Nateqi. Er<br />

hat einen digitalen Gesundheitsassistenten „erfunden“,<br />

der auf Basis Künstlicher Intelligenz Personen digital<br />

auf das Corona-Risiko testen kann. Die Stadt Wien<br />

setzt diesen „Assistenten“ im Kampf gegen das SARS-<br />

CoV-2-Virus bereits ein. Mittlerweile hat Nateqi zahlreiche<br />

Auszeichnungen eingeheimst. Lesen Sie darüber<br />

in diesem Heft.<br />

Mit interessanten Geschichten aus der Welt der <strong>Paracelsus</strong><br />

Universität und ihrer Partner wollen wir zeigen,<br />

dass die Wissenschaft weltweit immer Entwicklungen<br />

vorangetrieben und Lösungen gefunden hat.<br />

Der mit 85 Jahren älteste der drei aktuellen Medizin-Nobelpreisträger,<br />

Harvey James Alter, hat seine<br />

Hepatitis-Forschungsarbeit über 50 Jahre in einem<br />

Satz zusammengefasst: „Man weiß zwar noch nicht,<br />

wohin man gehen wird, aber man bleibt immer in Bewegung.“<br />

Bleiben Sie gesund und optimistisch!<br />

Inhalt<br />

Ihr Dr. Gottfried Stienen<br />

Chefredakteur<br />

10<br />

Spotlight Premiere in der Pharmazie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .4<br />

FocusOn Der Medizin-Nobelpreis rückt drei Forscher in den Fokus, die den Hepatitis-Virus identifizierten. . . . . . . . . . . . . . .6<br />

Promotion In Salzburg und Nürnberg feierten auch in Corona-Zeiten die Absolventinnen und Absolventen des<br />

Humanmedizinstudiums ihren Abschluss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />

Alumni Jama Nateqi ist „Österreicher des Jahres“ im Bereich Forschung. Er studierte an der <strong>Paracelsus</strong> Universität in Salzburg .12<br />

Inside Im Ruhestand: PMU-Gründungsrektor Herbert Resch und Kanzler Michael Nake verabschiedeten sich im Herbst<br />

2020 quasi im Doppelpack . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .16<br />

Education Er ist mehrmaliger „Teacher of the Year“ am Institut für Anatomie und Zellbiologie: Martin Hudelmaier . . . . . .18<br />

Research Die <strong>Paracelsus</strong> Universität und das Unternehmen EVER Pharma wollen die Pharmazie in Salzburg etablieren 20<br />

VeryPersonal Die Universitätsklinik für Kinder-und Jugendpsychiatrie wird von weiblicher Hand geführt. Primaria<br />

Belinda Plattner schreibt auch Kinderbücher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />

Update Die Pille hat das Leben von Millionen Frauen und Paaren verändert und feiert ihren 60. Geburtstag . . . . . . . . . . . . 28<br />

Friends Rudolf Brenner hat Unternehmergeist und Mut. Nun baut er eine Goldfabrik und schätzt die Arbeit der<br />

<strong>Paracelsus</strong> Universität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34<br />

Pointof View Werden Patientinnen und Patienten digitale Medizin annehmen? Gedanken von PMU-Vizerektor<br />

Wolfgang Söllner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38<br />

26<br />

paracelsus today 3 | 20<br />

3


SPOTLIGHT<br />

Impressum<br />

Fotos: PMU/wildbild<br />

Gelungener Einstand<br />

Freude herrschte bei zwei „Premierenfeiern“ an der <strong>Paracelsus</strong><br />

Universität: Während der Universitätslehrgang Early Life Care<br />

seine ersten Masterabsolventinnen hervorbrachte, feierte man im<br />

Pharmaziestudium die ersten Bachelors.<br />

HARMAZIE-PIONIERE … Ein großes<br />

Ereignis im kleineren Rahmen und<br />

unter besonderen Sicherheitsvorkehrungen<br />

wie Sicherheitsabstand,<br />

Einlassregelungen und permanenter<br />

Maskenpflicht, fand am 9. Oktober<br />

2020 statt: Die 22 frisch gebackenen<br />

Bachelors der Pharmazie und somit Pioniere<br />

des 2017 am Standort Salzburg<br />

gestarteten Pharmaziestudiums erhielten<br />

in einer akademischen Feier im<br />

Jörg Rehn Auditorium der <strong>Paracelsus</strong><br />

Universität ihre Dekrete überreicht.<br />

Mehr dazu unter: https://bit.ly/34Ji4FW<br />

... UND ELC-DEBÜTANTINNEN. Der<br />

Universitätslehrgang Early Life Care<br />

(ELC), eine Kooperation von <strong>Paracelsus</strong><br />

Medizinischer Privatuniversität<br />

und St. Virgil Salzburg, erlebte am 26.<br />

September 2020 eine Premiere. In einer<br />

Abschlussfeier im EVER Pharma<br />

Auditorium der <strong>Paracelsus</strong> Universität<br />

feierten 23 Absolventinnen ihren Abschluss<br />

als Master in Early Life Care.<br />

Trotz der Einschränkungen durch CO-<br />

VID-19 freuten sich alle im Saal und im<br />

Live-Stream an den Bildschirmen mit<br />

den Pionierinnen des Jahrgangs 2016.<br />

Mehr dazu unter: https://bit.ly/3kXkBCY<br />

<strong>Paracelsus</strong> <strong>Today</strong><br />

<strong>Paracelsus</strong> <strong>Today</strong> ist das Magazin der<br />

<strong>Paracelsus</strong> Medizinischen Privatuniversität<br />

in Salzburg<br />

Auflage: 32.150 Stück<br />

Medieninhaber und Herausgeber:<br />

<strong>Paracelsus</strong> Medizinische Privatuniversität<br />

Salzburg - Privatstiftung,<br />

Strubergasse 21, 5020 Salzburg, Tel.<br />

+43 (0)662/24200, www.pmu.ac.at<br />

Verlag: Magazinmanagement und<br />

Verleger: Schoba & Partner GmbH,<br />

Friaulweg 4, 8042 Graz,<br />

www.schoba.at, Geschäftsführerin:<br />

Mag. Eva Schoba<br />

Chefredakteur: Dr. Gottfried Stienen<br />

Chefin vom Dienst: Sabine Ritzinger<br />

Art-Direktion: Erich Schillinger<br />

Mitarbeiter/-innen dieser Ausgabe:<br />

Andreas Aichinger, Wolfgang Bauer,<br />

Prof. Joachim H. Ficker,<br />

Sabine Ritzinger, Ilse Spadlinek,<br />

Dr. Gottfried Stienen<br />

Fotos: i-Stock, Giulia Iannicelli, Klinikum<br />

Nürnberg, Nobel Media, Rudi<br />

Ott, SALK, Michael M. Vogel, Symptoma,<br />

wild&team fotoagentur gmbh,<br />

philor/Harald Klemm, Johns Hopkins<br />

University<br />

Coverfoto: wildbild<br />

Hersteller: Walstead Leykam Druck<br />

GmbH & Co KG, Bickfordstraße 21,<br />

7201 Neudörfl<br />

Alle Angaben ohne Gewähr. Haftung<br />

für Irrtümer und Änderungen ausgeschlossen.<br />

Satz- und Druckfehler<br />

sowie alle Rechte vorbehalten.<br />

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4<br />

paracelsus today 3 | 20


Reichweiter.<br />

Verbrenner trifft auf Elektro-Plug in? Das ist reichweiter: In über 20 Plug-in-Hybrid-Modellen<br />

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Finanzierung über die Mercedes-Benz Bank bis 31.12.2020. Abbildung ist Symbolfoto.<br />

Autorisierter Mercedes-Benz Vertriebs- und Servicepartner;<br />

Georg Pappas Automobil GmbH, Pappas Automobilvertriebs GmbH, Pappas Auto GmbH,<br />

Pappas Tirol GmbH, Pappas Steiermark GmbH; 0800 727 727; www.pappas.at


Ein<br />

Virus<br />

mit<br />

„W<br />

ir bekamen dort jeden<br />

Morgen neben der<br />

normalen<br />

Stationswäsche<br />

auch die<br />

OP-Wäsche. Da gab<br />

es manche Teile, die mit Blut getränkt<br />

von der Ansteckung mit einer Viruserkrankung,<br />

die jetzt wieder in den Blickpunkt<br />

gerückt ist: Hepatitis C.<br />

Erste Verdachtsmomente.<br />

Bereits im Jahr 1883 war die norddeut-<br />

waren, insbesondere bei den teilweise<br />

schwer verletzten Unfallopfern. Wir<br />

sortierten sie dann nach Farben und<br />

Material mit bloßen Händen, Handschuhe<br />

gab es dafür nicht.“ Diese für<br />

heutige Ohren überaus verstörenden<br />

Erinnerungen beziehen sich auf einen<br />

Studentenjob in der Wäscherei einer<br />

deutschen Unfallklinik, irgendwann<br />

Anfang der 1970er-Jahre. Gesammelt<br />

wurden sie von der Deutschen Leberhilfe,<br />

einem Verein, der sich als Informationsschnittstelle<br />

zwischen Ärzten<br />

und Patienten versteht. Und auch die<br />

anderen Krankengeschichten machen<br />

nachdenklich. Sie handeln von verschmutzten<br />

Spritzen, Zahnbehandlungen,<br />

Plasmaspenden, Bluttransfusionen<br />

und einem Polizisten,<br />

der bei einem Einsatz verletzt<br />

sche Hansestadt Bremen zum Schauplatz<br />

zunächst mysteriöser Erkrankungen<br />

geworden. Unter den Arbeitern einer<br />

lokalen Schiffbaugesellschaft war<br />

eine Gelbsucht-Epidemie – Hepatitis<br />

wurde seit der Antike durch die Gelbfärbung<br />

von Haut und Augen („Ikterus“)<br />

charakterisiert – ausgebrochen.<br />

Als einzige Gemeinsamkeit aller Erkrankten<br />

kam letztlich nur eine Ursache<br />

in Frage: eine mit Pockenlymphe<br />

durchgeführte Impfung. Gut 80 Jahre<br />

später machten US-Forscher ebenfalls<br />

eine zunächst unerklärliche Beobachtung:<br />

Über 30 Prozent aller Menschen,<br />

die am offenen Herzen operiert worden<br />

waren – und entsprechend viele Blutkonserven<br />

benötigt hatten – erkrankten<br />

an Hepatitis. Schließlich konnte<br />

dieses Problem durch eine simple Maßnahme<br />

wird. Eines haben all diese Erfahrungsberichte<br />

wenigstens deutlich einge-<br />

und Erinnerungen<br />

bremst werden: den Verzicht auf „kom-<br />

gemeinsam: Sie erzählen merzielle“ Blutkonserven von<br />

Pro-<br />

FocusOn | Der Weg zur Erforschung des Hepatitis-C-Virus lag versteckt und<br />

war voller Sackgassen. Der Medizin-Nobelpreis 2020 rückt jetzt drei Forscher,<br />

die ihn dennoch gefunden haben, in den Fokus. Und mit ihnen eine gefährliche<br />

Krankheit, die weltweit noch immer einen hohen Blutzoll fordert.<br />

Autor: Andreas Aichinger • Illustration: Elmehed für Nobel Media • Foto: iStock<br />

Harvey J.Alter, Michael Houghton und<br />

Charles Rice (v.l.n.r.) wurden für die Identifikation<br />

des Hepatitis-C-Virus mit dem<br />

Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet.<br />

6<br />

paracelsus today 3 | 20


fi-Blutspendern und deren Ersetzen<br />

durch Blut von freiwilligen Spendern.<br />

Letztere steckten sich beim Blutspenden<br />

nämlich naturgemäß deutlich seltener<br />

an als Vielspender. So wie bei den<br />

Schiffsbauern des Jahres 1883 lag somit<br />

auch hier der Verdacht auf ein infektiöses<br />

Geschehen nahe.<br />

Australisches Antigen & Hepatits B.<br />

Die Umstellung der Blutspenderauswahl<br />

sei die „effektivste Maßnahme in<br />

der Geschichte der Hepatitis-Bekämpfung<br />

überhaupt“ gewesen, sagt einer,<br />

der damals dabei war. Und der für seine<br />

Forschungstätigkeit vor wenigen<br />

Wochen mit dem Nobelpreis für Medizin<br />

2020 ausgezeichnet worden ist: der<br />

US-amerikanische Virologe und Transfusionsmediziner<br />

Harvey J. Alter. Anfangs<br />

war der 1935 in New York geborene<br />

Alter Teil jener Forschungsgruppe<br />

gewesen, die 1965 im Blut eines australischen<br />

Ureinwohners ein besonderes<br />

Antigen entdeckt hatte. Dieses entpuppte<br />

sich schließlich als Oberflächenprotein<br />

der Hülle des Hepatitis-B-Virus<br />

und wurde zum Ausgangspunkt<br />

erster Hepatitis-Tests. Der Leiter<br />

der Forschungsgruppe, der Biochemiker<br />

Baruch Samuel Blumberg, erhielt<br />

für seine Arbeit rund um die infektiöse<br />

Leberentzündung Hepatitis B im Jahr<br />

1976 den Nobelpreis für Medizin. Harvey<br />

Alter hingegen musste noch satte<br />

44 Jahre warten, bis es auch bei ihm<br />

selbst soweit war: Gemeinsam mit Michael<br />

Houghton und Charles M. Rice<br />

wurde er für die Identifikation des Hepatitis-C-Virus<br />

mit dem Medizin-Nobelpreis<br />

2020 ausgezeichnet.<br />

Infektion mit fatalen Folgen.<br />

Leberentzündungen können zwar auch<br />

durch Alkoholmissbrauch, Umwelttoxine<br />

oder Autoimmunerkrankungen<br />

ausgelöst werden, die Hauptursache<br />

sind jedoch Virusinfektionen. Sprich:<br />

Hepatitis B und Hepatitis C. Letztere Erkrankung<br />

nimmt in ungefähr 50 bis 80<br />

Prozent der akuten Infektionen einen<br />

chronischen Verlauf. Laut dem „Global<br />

Hepatitis Report“ der Weltgesundheitsorganisation<br />

WHO lebten im Jahr<br />

2015 weltweit rund 71 Millionen Menschen<br />

mit einer chronischen HCV-Infektion.<br />

Wird eine Infektion nicht behandelt,<br />

entwickelt ein signifikanter<br />

Teil Leberzirrhosen, ein kleinerer Teil<br />

auch Leberzellkrebs. Die Folgen sind<br />

laut Schätzungen rund 400.000 Hepatitis-C-Tote<br />

pro Jahr. Für Österreich<br />

vermutet man, dass etwa 0,3 Prozent<br />

der Bevölkerung und somit etwa<br />

27.000 Menschen an chronischer Hepatitis<br />

C erkrankt sind. Der häufigste<br />

Übertragungsweg hierzulande ist die<br />

gemeinsame Verwendung von Nadeln<br />

durch Drogensüchtige. Mangelt es an<br />

Hygiene, können auch Tätowierungen,<br />

Piercings, Akupunktur und unter Umständen<br />

auch sexuelle Aktivitäten zum<br />

Problem werden. Die beschriebene<br />

Transfusions-Hepatitis hingegen konnte<br />

bis zur Jahrtausendwende in vielen<br />

Teilen der Welt nahezu eliminiert werden.<br />

Nicht A, nicht B.<br />

Nachdem ab Mitte der 1970er-Jahre<br />

auch die durch verunreinigtes Wasser<br />

oder Nahrung übertragene Hepatitis A<br />

– sie hatte unter anderem als „Soldatengelbsucht“<br />

seit Jahrhunderten die Armeen<br />

der Welt heimgesucht – nachgewiesen<br />

werden konnte, schöpfte auch<br />

Harvey Alter Hoffnung. Im Glauben,<br />

paracelsus today 3 | 20<br />

7


endlich der wahren Ursache für die<br />

früheren Blutkonserven-Ansteckungen<br />

auf die Spur gekommen zu sein,<br />

untersuchte er seine über Jahre aufgebaute<br />

Blutproben-Bank abermals. Aber<br />

Fehlanzeige: Der Löwenanteil entfiel zu<br />

seiner Enttäuschung weder auf die<br />

A- noch auf die B-Variante. In der Hoffnung<br />

auf absehbare Klärung etikettierte<br />

Harvey Alter die mysteriöse Erkrankung<br />

schließlich als „Non-A-Non-B-<br />

Hepatitis“ – und landete wieder in<br />

einer Sackgasse. Die aufkeimende Frustration<br />

des heutigen Nobelpreisträgers<br />

manifestierte sich 1988 auch in einem<br />

launigen Gedicht Alters:<br />

I think that I shall never see<br />

This virus called non-A, non-B<br />

A virus I cannot deliver<br />

And yet I know it‘s in the liver<br />

A virus that we often blame,<br />

But which exists alone by name<br />

No antigen or DNA<br />

No little test to mark its way. …<br />

Ironie der Medizingeschichte.<br />

Die eigentliche Identifikation des gesuchten<br />

Virus sollte nur ein Jahr später<br />

einem anderen Wissenschafter gelingen.<br />

Und zwar dem britischen Virologen<br />

und Biochemiker Michael Houghton,<br />

der damals für das kalifornische<br />

Pharma-Unternehmen Chiron tätig<br />

war. Seinem Team gelang es 1989, DNA-<br />

Fragmente aus dem Blut infizierter<br />

Schimpansen zu isolieren, von denen<br />

einige mutmaßlich von dem unbekannten<br />

Virus herrührten. Durch Abgleich<br />

mit Antikörpern von Hepatitis-Patienten<br />

konnte schließlich ein positiver<br />

Klon gefunden werden, der nach<br />

weiteren Arbeiten einem neuen RNA-<br />

Virus zugeordnet werden konnte. Dieses<br />

Virus wurde nunmehr Hepatitis-C-Virus<br />

(HPC) getauft, und ein entsprechender<br />

Test entwickelt. Es zeigte<br />

sich, dass jede einzelne der „Non-<br />

A-Non-B“-Blutproben Harvey Alters<br />

„Die Heilung von Hepatitis C<br />

ist bei fast allen Patienten<br />

ohne relevante Nebenwirkungen<br />

möglich – und zwar<br />

in einem Bruchteil der<br />

früher notwendigen Zeit.“<br />

Assoc.-Prof. Dr. Elmar Aigner,<br />

leitender Oberarzt der Universitätsklinik<br />

für Innere Medizin I mit Gastroenterologie<br />

und Hepatologie in Salzburg<br />

tatsächlich das Hepatitis-C-Virus enthielt.<br />

Der US-amerikanische Virologe<br />

Charles Rice – der Dritte im Bunde der<br />

Medizin-Nobelpreisträger 2020 – steuerte<br />

schließlich noch den Nachweis bei,<br />

dass allein das HPC-Virus ausreicht,<br />

um Hepatitis zu verursachen.<br />

Beeindruckende Erfolgsgeschichte.<br />

Heute ist Hepatitis-C ein perfektes Beispiel<br />

dafür, dass manche Erreger auch<br />

ohne Schutzimpfung effektiv bekämpft<br />

werden können. Sofern eine Erkrankung<br />

rechtzeitig diagnostiziert wird,<br />

kann sie in der Regel innerhalb weniger<br />

Wochen erfolgreich mit antiviralen<br />

Medikamenten therapiert werden.<br />

„Nach langen Jahren der Behandlung<br />

mit Heilungsraten um 50 Prozent bei<br />

gleichzeitig schweren und lebensgefährlichen<br />

Nebenwirkungen, ist inzwischen<br />

die Heilung bei fast allen Patienten<br />

ohne relevante Nebenwirkungen<br />

möglich“, bestätigt auch Elmar Aigner,<br />

leitender Oberarzt der Universitätsklinik<br />

für Innere Medizin I mit Gastroenterologie<br />

und Hepatologie in Salzburg,<br />

„Und zwar in einem Bruchteil der früher<br />

dafür notwendigen Zeit.“ Aigner, der<br />

auch Dekan für Humanmedizin der <strong>Paracelsus</strong><br />

Uni und Vorstandsmitglied<br />

der Österreichischen Gesellschaft für<br />

Gastroenterologie und Hepatologie<br />

(ÖGGH) ist, weiter: „Die Heilung der Hepatitis<br />

C ist tatsächlich eine beeindruckende<br />

Erfolgsgeschichte der medizinischen<br />

Forschung. Hepatitis C stellt<br />

nach wie vor die einzige chronische Virusinfektion<br />

dar, die heilbar ist. Und<br />

zwar wirklich im Sinne der Virus-Elimination.“<br />

Learnings des Nobelpreisträgers.<br />

Mit heute 85 Jahren ist Harvey Alter<br />

der älteste des Nobelpreisträger-Trios.<br />

Und so ist es durchaus bemerkenswert,<br />

was gerade er als Fazit seiner „50-Jahre-Saga“<br />

(O-Ton Alter) in der Hepatitis-C-Forschung<br />

weitergeben will. Einerseits<br />

unterstrich Alter anlässlich der<br />

Nobelpreis-Pressekonferenz des National<br />

Institutes of Health (NIH), an dem er<br />

den Großteil seiner akademischen Karriere<br />

gearbeitet hat, den hohen Stellenwert<br />

einer nicht unmittelbar zielgerichteten<br />

Forschung. Alters Devise:<br />

„Man weiß zwar noch nicht, wohin man<br />

gehen wird, aber man bleibt immer in<br />

Bewegung.” Gleichzeitig ist der Nobelpreisträger<br />

auch ein Paradebeispiel für<br />

einen wirklich langen Forschungsatem.<br />

Noch 2013 kommentierte Alter seine<br />

frühe Lebensentscheidung, nicht beim<br />

späteren Hepatitis-B-Nobelpreisträger<br />

Blumberg geblieben zu sein, so: „Ich<br />

hätte vielleicht den Nobelpreis mit ihm<br />

teilen können, aber das ist hochspekulativ.<br />

Ich bereue es nicht, diesen Weg<br />

nicht eingeschlagen zu haben.“ Immerhin<br />

zu 50 Prozent richtig lag Alter indes<br />

bereits 1989 mit einer Textzeile aus<br />

einem weiteren Hepatitis-Gedicht: „Für<br />

mich wird es keinen Nobelpreis geben.<br />

Aber es gibt ja noch andere Viren am<br />

Horizont.“Ω<br />

8<br />

paracelsus today 3 | 20


vb-rb.de<br />

Eines Tages<br />

will ich Euer<br />

Held sein.<br />

Wir finden, die Welt braucht mehr Zuversicht.<br />

Deshalb unterstützen wir alle, die den<br />

Mut haben, ihre Zukunft selbst in die Hand<br />

zu nehmen. Gemeinsam schauen wir nach<br />

vorn und sagen: Morgen kann kommen.<br />

Wir machen den Weg frei.<br />

meine Volksbank<br />

Raiffeisenbank eG


Mit Abstand<br />

das Größte<br />

Promotion | Feiern in Corona-Zeiten?<br />

Ja, aber sicher! Die Absolventinnen<br />

und Absolventen des Medizinstudiums<br />

in Salzburg und Nürnberg<br />

genossen ihren Ehrentag trotz Abstand<br />

und Sicherheitsmaßnahmen.<br />

Fotos: PMU/wildbild; Klinikum Nürnberg/Giulia Iannicelli<br />

Studieren und Studienabschluss<br />

stellten die<br />

Jahrgänge 2015 des<br />

Studiums der Humanmedizin<br />

in Salzburg<br />

und Nürnberg in diesem<br />

Jahr vor große Herausforderungen.<br />

Sie werden ihr letztes Studienjahr<br />

wohl immer als „Corona-Zeit“<br />

in Erinnerung behalten.<br />

Doch trotz oder auch wegen aller<br />

Widrigkeiten hatten auch sie<br />

sich, wie alle Abschlussjahrgänge,<br />

eine würdige Feier verdient.<br />

Unerwartetes in Nürnberg. Neue<br />

Wege beschritten dagegen ihre<br />

Kolleginnen und Kollegen am<br />

Standort Nürnberg: mit einer<br />

akademische Feier eine Woche<br />

zuvor in der ungewöhnlichen<br />

Kulisse des Nürnberger Max-<br />

Morlock-Stadions. Rund 300<br />

„Fans“ aus Familienmitgliedern,<br />

Freundeskreis, Ehrengästen und<br />

Universitätsangehörigen gratulierten<br />

unter freiem Himmel und<br />

mit reichlich Platz zum Abstandhalten.<br />

<br />

Ω<br />

Mehr dazu unter:<br />

https://bit.ly/36oxJge<br />

In Salzburg<br />

wurde Indoor unter strengen Sicherheitsmaßnahmen<br />

gefeiert.<br />

Bewährtes in Salzburg. Die frisch<br />

gebackenen Ärztinnen und Ärzte<br />

der <strong>Paracelsus</strong> Universität am<br />

Standort Salzburg feierten am 25.<br />

September 2020 in bewährter<br />

Manier im Hangar-7 – allerdings<br />

Pandemie-bedingt in kleinerem<br />

Rahmen und mit ausgefeiltem<br />

Sicherheitskonzept. Der traditionelle<br />

Einmarsch der Würdenträger<br />

und Doctores mit blauem gebrandetem<br />

Mund-Nasen-Schutz<br />

unterschied sich doch sehr von<br />

dem vergangener Jahre.<br />

Mehr dazu unter:<br />

https://bit.ly/3ldRdsB<br />

Am Standort Nürnberg<br />

diente das Max-Morlock-Stadion<br />

als Freiluft-Location.<br />

10<br />

paracelsus today 3 | 20


Aufgetischt für<br />

1.000 obdachlose<br />

Menschen<br />

Ein festliches Menü an Weihnachten – das ist nicht<br />

für alle Menschen eine Selbstverständlichkeit. dm<br />

drogerie markt und BIO AUSTRIA richten gemeinsam<br />

mit 25 Wärmestuben und Notschlafstellen in ganz Österreich<br />

Festessen aus: Rund 1.000 obdachlose Menschen<br />

erwartet ein Drei-Gänge-Menü mit besten Zutaten<br />

aus dem dmBio Sortiment und Lebensmitteln<br />

von regionalen Bio-Bäuerinnen und Bio-Bauern.<br />

► Beim Kochen im Haus Elisabeth im vergangenen Jahr:<br />

Harald Bauer (dm Geschäftsführer) mit Manuela Habersatter und<br />

Martina Strimitzer (beide dm Mitarbeiterinnen) sowie Susanne Maier<br />

(Geschäftsführerin BIO AUSTRIA).<br />

Ein Jobverlust, eine schwere Krankheit, psychische Probleme,<br />

eine Sucht – die Ursachen, warum Menschen in eine<br />

Abwärtsspirale geraten, sind vielfältig und niemand ist davor<br />

restlos gefeit. Wenn Betroffenen dann ein Netz an Familie<br />

und Freunden fehlt, das einen auffängt, stehen sie oft<br />

auf der Straße. Verschiedene Anlaufstellen sind dann gefragt.<br />

„Wir alle wissen, dass sich täglich zahlreiche Helfer<br />

für obdachlose und armutsgefährdete Menschen einsetzen<br />

und das mit vollem Elan. Die Unterstützer waren und sind<br />

– wie wir alle – heuer besonders gefordert. Mit den Festessen<br />

wollen wir einen kleinen Beitrag leisten“, sagt dm Geschäftsführer<br />

Harald Bauer.<br />

BIO-ZUTATEN FÜR 25 EINRICHTUNGEN<br />

© dm / GRÜNWALD<br />

► Produktübergabe in Wels: Michael Schuster (dm Gebietsmanager) und Gertraud Grabmann<br />

(Obfrau BIO AUSTRIA) mit Bettina Reichhold und Petra Wimmer (beide Soziales Wohnservice Wels).<br />

lichst regional die benötigten frischen Bio-Lebensmittel<br />

zu den Küchen im ganzen Land. Dort wird dann ein<br />

weihnachtliches Festmahl für die Gäste von Wärmestuben<br />

und Notschlafstellen vor Ort zubereitet. Wir hoffen,<br />

dass wir dadurch dazu beitragen können, möglichst<br />

vielen Menschen in schwieriger Lage zu einem schönen<br />

und wärmenden Weihnachtserlebnis zu verhelfen“, sagt<br />

Gertraud Grabmann, Biobäuerin und Obfrau von BIO<br />

AUSTRIA.<br />

UNTERSTÜTZUNG IN DER FILIALE<br />

Nach dem Erfolg im vergangenen Jahr lädt dm auch heuer<br />

Wärmestuben und Notschlafstellen ein, gemeinsam ein<br />

Festessen für 1.000 obdachlose Menschen umzusetzen. Dafür<br />

stellt dm Dekoration sowie Produkte aus dem dmBio<br />

Sortiment zur Verfügung. Unser Partner BIO AUSTRIA ergänzt<br />

auch in diesem Jahr die Einkaufsliste um Frischwaren.<br />

„Unsere Bio-Bäuerinnen und Bio-Bauern liefern mögdm<br />

Kunden können in den dm Filialen mit einer Spende<br />

von 5 Euro einen Beitrag leisten. Als kleines Dankeschön<br />

gibt es für die Unterstützer einen schönen Anhänger aus<br />

Filz (solange der Vorrat reicht). Sollte mehr gespendet<br />

werden, als zur Finanzierung der Festessen benötigt<br />

wird, fließt das zusätzliche Geld im kommenden Jahr in<br />

soziale Projekte in ganz Österreich.


„ G<br />

egenstand der Symptoma<br />

GmbH ist die Erbringung<br />

von EDV- und Internetdienstleistungen.“<br />

Hinter<br />

diesem nüchternen und<br />

unspektakulären Eintrag im Österreichischen<br />

Handelsregister steht eine ungewöhnliche<br />

Erfolgsstory: die eines<br />

Mannes, der auszog, die medizinische<br />

Diagnostik mittels Künstlicher Intelligenz<br />

zu vereinfachen und zu beschleunigen,<br />

sowie Fehldiagnosen bei Patienten<br />

entgegenzuwirken. Sein Name ist<br />

Jama Nateqi.<br />

Von Wurzeln und Wünschen. Der Hang<br />

zur Medizin begleitet den gebürtigen<br />

Deutschen seit Kindertagen. Aufgewachsen<br />

in Hannover als Sohn afghanischer<br />

Eltern, hatte er im Alter von<br />

fünf Jahren seinen in Afghanistan lebenden<br />

Großvater das erste Mal getroffen.<br />

Als dieser wenige Monate danach<br />

an einer Krankheit starb, die in Deutschland<br />

wahrscheinlich heilbar gewesen<br />

wäre, reifte in Jama der Wunsch, Arzt zu<br />

werden: „Doch mein Traum hat sich mit<br />

der Zeit gewandelt. Im Alter von sechs<br />

Jahren wollte ich Hausarzt werden,<br />

während des Zivildienstes Augenarzt<br />

und im Studium schließlich Neurochirurg.<br />

Jetzt baue ich halt einen künstlichen<br />

Arzt.“ Auf die datenwissenschaftliche<br />

Seite der Medizin zog es Jama<br />

schon früh. Das Start-up namens Symptoma<br />

gründete er mit seinem langjährigen<br />

Geschäftspartner, dem Physiker<br />

und Entwickler Thomas Lutz, bereits<br />

während des Studiums an der PMU.<br />

Dass der Arztkittel dem Business-Outfit<br />

weichen musste, bereut der<br />

Mediziner nicht: „Ich bin in meiner Rolle<br />

mehr als glücklich. Auf der einen Seite<br />

kann ich als Mediziner etwas Gutes<br />

tun. Auf der anderen kann ich als Unternehmer<br />

das Gute wirtschaftlich<br />

nachhaltig skalieren und damit hoffentlich<br />

einen Beitrag für die Zukunft<br />

der Medizin leisten.“ Sein Anspruch,<br />

Vom Symptom<br />

zur Diagnose<br />

Alumni | Der Mediziner Jama Nateqi hat einen ungewöhnlichen<br />

Karriereweg beschritten: Mit seinem<br />

Unternehmen Symptoma ist der PMU-Absolvent der<br />

gefragte Anbieter eines innovativen digitalen Gesundheitsassistenten<br />

– und kürzlich ausgezeichneter „Österreicher<br />

des Jahres“ im Bereich Forschung.<br />

Autorin: Sabine Ritzinger • Fotos: PMU/wildbild; Symptoma<br />

12<br />

paracelsus today 3 | 20


toma und ihn zeugen inzwischen vom<br />

Erfolg.<br />

„Ich habe die einmalige<br />

Möglichkeit mit Symptoma<br />

einen wichtigen Beitrag<br />

für das Gesundheitssystem<br />

zu leisten und mit meinen<br />

Stärken Gutes zu bewirken.“<br />

Dr. Jama Nateqi,<br />

Gründer und Miteigentümer<br />

von Symptoma<br />

Ärzten einen verlässlichen Zugang zum<br />

universellen medizinischen Wissen zu<br />

verschaffen, beruht auch auf Statistik:<br />

Demnach sei jede siebente Diagnose<br />

weltweit entweder falsch oder komme<br />

zu spät. Wären alle Diagnosen zur richtigen<br />

Zeit korrekt, könnten jährlich 1,5<br />

Millionen Menschen gerettet werden.<br />

„Wir haben die größte Krankheitsdatenbank<br />

der Welt etabliert – mit mehr<br />

als 20.000 Ursachen und Milliarden<br />

Symptomen, Risikofaktoren und Statistiken.<br />

Damit können Nutzer jetzt nicht<br />

nur Symptome eingeben, sondern auch<br />

Freitext und Suchwörter“, erklärt der<br />

37-Jährige.<br />

Inspiration POL. Die Idee zur E-Health-<br />

Lösung Symptoma kam ihm beim Problemorientierten<br />

Lernen (POL) an der<br />

<strong>Paracelsus</strong> Universität: Bei dieser Lernform<br />

erarbeiten die Studierenden in<br />

Kleingruppen anhand einer Patientengeschichte<br />

selbstständig einen klinischen<br />

Fall – von der Anamnese über die<br />

Untersuchung bis hin zur Behandlung.<br />

„Um zu einer guten Einschätzung der Erkrankung<br />

zu kommen, braucht es viel<br />

Literatur und jede Menge Zeit – und<br />

selbst dann ist es schwierig, sich eine<br />

endgültige Übersicht zu verschaffen. Ich<br />

habe, vereinfacht gesagt, eine Abkürzung<br />

für die Recherche gesucht“, beschreibt<br />

er die Entstehungsgeschichte.<br />

Dass aus der zündenden Idee ein eigenes<br />

Unternehmen mit einem umfassenden<br />

Datensystem auf Basis Künstlicher<br />

Intelligenz und unzähliger medizinischer<br />

Publikationen, Patientenakten<br />

und Patientenberichten werden sollte,<br />

hatte der Medizinstudent zu dieser Zeit<br />

wohl nicht ahnen können. Auch nicht,<br />

dass seinem Start-up und ihm selbst<br />

weltweit so viel Aufmerksamkeit und<br />

Anerkennung zuteil werden würden.<br />

Zahlreiche Auszeichnungen für Symp-<br />

Morgenmensch und Vielarbeiter. Der<br />

Weg von der anfänglichen Suchmaschine<br />

für Krankheiten für Ärzte zum<br />

vielbeachteten intelligenten Chatbot<br />

für den breiten Einsatz bei Medizinern,<br />

in Kliniken und in der Bevölkerung, basiert<br />

auf 14 Jahren intensiver Forschungs-<br />

und Entwicklungsarbeit. Mit<br />

der umfangreichen Datenbasis und der<br />

höchsten Treffergenauigkeit am Markt<br />

(laut internen, externen und Peer-Review-Studien)<br />

ist Symptoma inzwischen<br />

ein weltweit gefragter Partner<br />

und hat Niederlassungen am Attersee,<br />

in Wien und Salzburg. Auf der kostenfreien<br />

Webseite symptoma.at bzw.<br />

symptoma.com können Ärzte und Patienten<br />

Symptome und Suchwörter zu<br />

mehr als 20.000 Erkrankungen und in<br />

36 verfügbaren Sprachen eingeben. Die<br />

künstliche Intelligenz stellt weiterführende<br />

Fragen und listet schließlich jene<br />

Krankheiten auf, die als Ursache für die<br />

Symptome infrage kommen – sortiert<br />

nach Wahrscheinlichkeit.<br />

Um sein umfangreiches Arbeitspensum<br />

zu bewältigen, startet der Umtriebige<br />

seinen Arbeitstag zwischen ein<br />

und zwei Uhr in der Früh. Nach Meditation<br />

und Sport – zum Beispiel<br />

Schwimmen im Attersee bei jedem<br />

Wetter und zu jeder Jahreszeit – steigt<br />

Nateqi ins Tagesgeschäft und erste Meetings<br />

ein. Sein Team besteht aus Miteigentümer<br />

Thomas Lutz, Datenwissenschaftlern,<br />

Informatikern, Medizinern,<br />

Designern, Datenschutzbeauftragten<br />

und Controllern. Medizinische Direktorin<br />

ist PMU-Alumna Stefanie Gruarin<br />

(ehemals Klein) aus dem allerersten<br />

Jahrgang (2003) der PMU. Leiter der<br />

Forschungsabteilung ist Simon Lin – ein<br />

weiterer der insgesamt vier PMU-Alumni<br />

im Unternehmen. Rund 70 Personen<br />

weltweit, 30 davon in Österreich, arbeiten<br />

inzwischen für das Unternehmen. ><br />

paracelsus today 3 | 20<br />

13


International im Geschäft. Mittlerweile<br />

wurde und wird Symptoma in rund 36<br />

Forschungsprojekten mit annähernd<br />

100 Institutionen weltweit validiert<br />

und weiterentwickelt, darunter mehr<br />

als 30 Kliniken. Die Themenpalette ist<br />

umfangreich: So geht es unter anderem<br />

um die Auswertung von EKG- und<br />

EEG-Daten, um individuelle Behandlungsschritte<br />

in der Epilepsie oder die<br />

Risikoerkennung einer lebensgefährlichen<br />

Sepsis. Ein wichtiges medizinisches<br />

Einsatzgebiet des Chatbots sind<br />

Infektionen: Wenn man weiß, welcher<br />

Erreger vorliegt, können das richtige<br />

Antibiotikum verabreicht und Resistenzen<br />

vermieden werden. Auch der<br />

Bereich ‚Rare Disease‘ ist eine bedeutsame<br />

„Mission“: Jeder Zehnte hat vermutlich<br />

eine seltene Krankheit. Doch<br />

nur 25 Prozent der Betroffenen haben<br />

ihre Diagnose erhalten – und das im<br />

Schnitt nach sieben bis zehn Jahren<br />

Leidensweg.<br />

Der neueste „Wurf“ ist ein Corona-Chatbot,<br />

der von Symptoma seit<br />

Ende Jänner 2020 auf COVID-19 trainiert<br />

wird. „Wir haben über viele Wochen<br />

hinweg nächtelang Lösungen für<br />

den Markt validiert und es hat sich ausgezahlt“,<br />

sagt der Unternehmer. Aufträge<br />

der Europäischen Kommission, der<br />

Bundesregierung, von Kliniken und<br />

Krankenanstalten waren der Lohn. Der<br />

Mit Thomas Lutz<br />

(re.) verbindet<br />

Jama Nateqi eine<br />

mittlerweile 18<br />

Jahre dauernde<br />

Freundschaft und<br />

Zusammenarbeit.<br />

Symptom-Checker gilt als weltweit<br />

erste Lösung auf Basis Künstlicher Intelligenz,<br />

die Personen digital auf ein<br />

Corona-Risiko testen kann. So setzt<br />

auch die Stadt Wien den digitalen Gesundheitsassistenten<br />

seit kurzem im<br />

Kampf gegen das SARS-CoV-2-Virus<br />

ein und will damit die Hotline 1450 entlasten.<br />

Bürger geben ihre Symptome<br />

via Computer oder Smartphone ein<br />

und beantworten gut 20 Fragen. Die<br />

auf dieser Basis erstellte Bewertung<br />

gibt Auskunft über das persönliche CO-<br />

VID-19-Risiko. Ist dieses erhöht, ist ein<br />

diagnostischer PCR-Test vorgesehen.<br />

Die Resonanz innerhalb der ersten 24<br />

Stunden nach Bekanntgabe durch die<br />

Stadt Wien war enorm: Der Chatbot<br />

musste rund 1,5 Millionen Fragen und<br />

Antworten bearbeiten.<br />

„In Zeiten der Präzisions-medizin<br />

wird jede<br />

Krankheit zu einer seltenen<br />

und die Künstliche Intelligenz<br />

eines der wichtigsten<br />

Instrumente des Arztes.“<br />

Dr. Jama Nateqi,<br />

Gründer und Miteigentümer<br />

von Symptoma<br />

Mut zur Erfüllung. Dass Nateqi – kurz<br />

nach seiner Hochzeit mit Antonia – vor<br />

wenigen Wochen von der Tageszeitung<br />

Die Presse zum „Österreicher des Jahres<br />

2020“ in der Kategorie Forschung<br />

gewählt wurde, ist eine weitere Zutat<br />

zum Glück. Die Auszeichnung erfüllt<br />

auch seine Almer Mater mit großem<br />

Stolz. Und wie sieht es umgekehrt aus?<br />

Hat die <strong>Paracelsus</strong> Universität das gehalten,<br />

was sich der gebürtige Deutsche<br />

erwartet hatte? „Auf jeden Fall!<br />

Schon zu meiner Zeit, im zweiten Jahrgang,<br />

war ihr ständiger Wille da, sich<br />

selbst, das Curriculum und das didaktische<br />

Konzept zu verbessern“, erklärt<br />

der PMU-Alumnus. Und lobt weiter: „Es<br />

werden – auf fachlicher, persönlicher<br />

und infrastruktureller Ebene – alle Voraussetzungen<br />

für ein anspruchsvolles<br />

und hochwertiges Studium in kurzer<br />

Studiendauer geschaffen.“ Auch die<br />

Möglichkeit, das Forschungstrimester<br />

im Ausland zu absolvieren, in seinem<br />

Fall war es die Yale University, sei sehr<br />

attraktiv.<br />

Was kann er den Studierenden der<br />

PMU mit auf den Weg geben? „Ich<br />

möchte raten, sich immer mit einem<br />

Fuß in die großen Trends der Medizin<br />

einzuarbeiten, um diese eines Tages mit<br />

der eigenen Spezialisierung mitgestalten<br />

zu können“, erklärt der Alumnus.<br />

Präzisionsmedizin werde in Zukunft<br />

noch wichtiger werden und um den einzelnen<br />

Patienten zu verstehen, brauche<br />

es eine riesige Datenmenge, Künstliche<br />

Intelligenz und Digitalisierung. Als<br />

Trendsetter kann er auch folgenden<br />

Tipp glaubwürdig vermitteln: „Habt<br />

keine Angst und den Mut, vertraute<br />

Pfade zu verlassen und neue Wege zu<br />

gehen, um die eigenen Stärken und Interessen<br />

auszuleben, der wissenschaftlichen<br />

Neugier zum Wohle des Patienten<br />

freien Lauf zu lassen und Erfüllung<br />

im Beruf zu finden.“ Immerhin hat er<br />

diese Lebenseinstellung seit seiner Jugend<br />

erfolgreich vorgelebt. Ω<br />

14<br />

paracelsus today 3 | 20


..<br />

UnterstUtze<br />

Dein Immunsystem *<br />

*Vitamin C & D tragen zu einer normalen<br />

Funktion des Immunsystems bei.<br />

Ganz allgemein empfehlen wir eine ausgewogene Ernährung und eine<br />

gesunde Lebensweise. Empfohlene Verzehrseinheit: ein Glas (250 mL)<br />

pro Tag.<br />

www.rauch.cc


H erbert Resch<br />

hatte als Rektor 18 Jahre lang die Geschicke<br />

der <strong>Paracelsus</strong> Medizinischen Privatuniversität<br />

(PMU) geleitet und Meilensteine<br />

in Lehre, Forschung und Patientenversorgung<br />

gesetzt. Anfang Juni 2020<br />

hatte er das Amt an seinen Nachfolger<br />

Wolfgang Sperl übergeben. Corona-bedingt<br />

spät, aber umso freudiger, feierte<br />

der Gründungsrektor am 17. September<br />

2020 gemeinsam mit Familie, Freunden,<br />

Ehrengästen, Kooperationspartnern, der<br />

neuen PMU-Führung und Universitätsangehörigen<br />

seine Emeritierung. Das<br />

Abschiedsfest im Hangar-7 fand unter<br />

strengen Sicherheitsvorkehrungen und<br />

mit einer beschränkten Anzahl von Personen<br />

statt.<br />

Langjährige Weggefährten zollten dem<br />

Freund persönlich Respekt; darunter Kanzler<br />

Michael Nake, Rektor Wolfgang Sperl,<br />

Vizerektor Wolfgang Söllner vom Standort<br />

Nürnberg, Landeshauptmann-Stellvertreter<br />

und PMU-Stiftungsrats-Vorsitzender<br />

Christian Stöckl sowie Anthony Windebank<br />

von der Mayo Clinic, der mit seiner<br />

Gattin aus den USA eingeflogen war.<br />

Andere, wie PMU-Mäzen und -Partner<br />

Hansjörg Wyss aus Kalifornien, Ram<br />

Shrestha vom Dhulikhel Hospital in Nepal<br />

und John Geibel von der Yale University<br />

in Connecticut/USA, übermittelten<br />

ihre Abschiedsworte per Videobotschaft.<br />

Neben einem Gemälde des bekannten<br />

Künstlers Johann Weyringer konnte Herbert<br />

Resch weitere kostbare Erinnerungsstücke<br />

mit nach Hause nehmen:<br />

Landeshauptmann Wilfried Haslauer<br />

überreichte ihm das Große Ehrenzeichen<br />

des Landes Salzburg, Reschs langjähriger<br />

Kooperationspartner und Freund Anthony<br />

Windebank im Namen der Mayo Clinic<br />

die Auszeichnung als „Distinguished<br />

Collaborator in International Medical<br />

Education“.<br />

„Herbert Resch war eine Schlüsselfigur<br />

in der Gründungsphase<br />

der PMU. Er hat die generelle Fähigkeit,<br />

ein Ziel fest in den Fokus<br />

zu nehmen und mit Kraft und<br />

Ausdauer zu verfolgen – und er<br />

war stets ein Chef mit Herz und<br />

Verstand.“<br />

Michael Nake über Herbert Resch<br />

16<br />

paracelsus today 3 | 20


Goodbye<br />

mal Zwei<br />

Inside | Sie waren ein kongeniales<br />

Duo und verließen<br />

binnen weniger Monate den<br />

Ort ihres langjährigen Wirkens:<br />

PMU-Gründungsrektor<br />

Herbert Resch und Michael<br />

Nake, Kanzler seit den Anfangstagen<br />

der <strong>Paracelsus</strong><br />

Universität, verabschiedeten<br />

sich in den Ruhestand.<br />

„Auf Michael Nake war stets Verlass:<br />

auf sein Verhandlungsgeschick, sein<br />

gutes Gespür, seine vertrauenschaffende<br />

Art und seinen ausgeprägten<br />

Gestaltungswillen. So gelang der<br />

Aufbruch zu neuen Ufern, deren Dimensionen<br />

in der Gründungsphase<br />

der PMU nicht abschätzbar waren.“<br />

Herbert Resch über Michael Nake<br />

M ichael Nake,<br />

der als Kanzler die <strong>Paracelsus</strong> Universität<br />

seit ihren Gründungstagen mitaufgebaut<br />

und -gestaltet hatte, war Ende September<br />

offiziell durch seine Nachfolgerin Lydia<br />

Gruber abgelöst worden. Seinen Übertritt<br />

in den Ruhestand beging er mit einem<br />

Fest an seiner langjährigen Wirkungsstätte.<br />

Auch bei dieser Feierlichkeit waren<br />

der reduzierte Kreis an Gästen und<br />

ein striktes Sicherheitskonzept der Pandemie<br />

geschuldet. Die Familie des scheidenden<br />

Kanzlers war vollzählig, gesund<br />

und gut gelaunt nach Salzburg angereist.<br />

„Du warst mehr als ein guter Kanzler,<br />

Du warst auch ein starker ,PMU-ler´: ausgleichend,<br />

weise, beruhigend, immer vorbildlich<br />

vorbereitet. Du bist als Mann mit<br />

Format und Handschlagqualität bekannt,<br />

sowohl intern, als auch im Salzburger<br />

Raum und bundesweit“, lobte Rektor<br />

Sperl. Und dessen Vorgänger Herbert<br />

Resch ließ den langjährigen Weggefährten<br />

in einer Laudatio als „großartigen<br />

Mitstreiter und Freund mit gutem Gespür,<br />

Verlässlichkeit und Loyalität“ hochleben.<br />

Vizerektor Wolfgang Söllner vom<br />

Standort Nürnberg war mit einer Videobotschaft<br />

zugeschaltet und bedankte<br />

sich im Namen der <strong>Paracelsus</strong> Universität<br />

am Standort Nürnberg und des Klinikums<br />

Nürnberg beim „Spiritus Rector“<br />

der Gründung der PMU in Nürnberg. Nakes<br />

Nachfolgerin Lydia Gruber überreichte<br />

gemeinsam mit Gottfried Stienen,<br />

Leiter der Abteilung Unternehmenskommunikation<br />

und Fundraising – und ebenfalls<br />

Mitarbeiter der ersten Stunde, Geschenke<br />

zum Abschied. Landeshauptmann<br />

Wilfried Haslauer hatte dem<br />

Gefeierten aufgrund seiner hohen Verdienste<br />

und der Wichtigkeit der <strong>Paracelsus</strong><br />

Universität am Wissensstandort Salzburg<br />

bereits im April 2016 den Berufstitel<br />

Hofrat verliehen.<br />

Ω<br />

paracelsus today 3 | 20<br />

17


Woran liegt es, dass die<br />

Umstellung auf digitale<br />

Lehre und E-Learning in<br />

Corona-Zeiten an der <strong>Paracelsus</strong><br />

Medizinischen<br />

Privatuniversität (PMU) gerade in der Anatomie<br />

so problemlos erfolgen konnte? Für Jan<br />

Pruszak, Vorstand des Instituts für Anatomie<br />

und Zellbiologie an den Standorten Salzburg<br />

und Nürnberg, liegt die Antwort auf der<br />

Hand: „Kaum ein anderes Fach hat eine so<br />

bildhafte Komponente. Dazu kommt, dass<br />

bildgebende Verfahren bei uns seit Jahren<br />

auch ein international erfolgreicher Forschungsschwerpunkt<br />

sind.“ Zu beschreiben,<br />

wie das Spezialistenteam um Felix Eckstein<br />

solche Bildverarbeitungsmethoden selbst<br />

entwickelt hat, würde zu weit führen. Der<br />

ehemalige Institutsleiter setzt jedoch die Arthrose-Forschung<br />

in der Abteilung für Bildgebungs-basierte<br />

und funktionelle muskuloskelettale<br />

Forschung auch heute fort. Aus dreidimensionalen<br />

CT- oder MRT-Daten werden<br />

Rekonstruktionen vor allem des Knie-Gelenkknorpels<br />

erzeugt, in denen man Veränderungen<br />

mit hoher Genauigkeit am lebenden<br />

Menschen messen und analysieren kann. Ziel<br />

ist die Erprobung neuer Medikamente, um<br />

die Struktur des geschädigten Gelenks zu erhalten<br />

oder gar zu verbessern.<br />

Bewährte Features. „Zu einem guten Teil sind<br />

es diese ‚visualisierten Geschichten‘, die wir<br />

unseren Studierenden online zur Verfügung<br />

stellen“, erzählt Anatom Martin Hudelmaier,<br />

„darauf haben wir schon vor Corona großen<br />

Wert gelegt.“ Der Privatdozent arbeitet seit<br />

vielen Jahren am Institut und ist für seine engagierte<br />

Lehre von den Studierenden bereits<br />

mehrmals zum „Teacher of the Year“ gewählt<br />

worden. Die „visualisierten Geschichten“ sind<br />

aber nur Teil eines ganzen Bündels an webbasierten<br />

Angeboten: So werden 3-D-Bilder aus<br />

klinischen CT- oder MRT-Datensätzen zum<br />

Teil selbst hergestellt, teils stammen sie aus<br />

offenen Kommunikationsplattformen. „Die<br />

Leistung der Algorithmen besteht darin, die<br />

in den Schnittbildern erhaltenen Grauwerte<br />

zu einem dreidimensionalen Körper zusammenzusetzen“,<br />

erklärt Hudelmaier. Seit Längerem<br />

gehören auch Filme zum Online-Portfolio.<br />

Dazu werden während der Präparierkurse<br />

einzelne Präparationsschritte gefilmt<br />

und in Eigenregie sogar nachvertont, um den<br />

Vortrag möglichst fehlerlos wiederzugeben.<br />

„Das klingt wie bei einem Telekolleg“, meint<br />

der Lehrende nicht ohne Stolz, „das könnte<br />

man überall hinstellen.“<br />

Der Körper in 3-D. Als anschauliches Beispiel<br />

nennt der Wissenschafter die Darstellung von<br />

Gefäßsystemen – spannend vor allem deshalb,<br />

weil sie von Patient zu Patient oder bei Spendern<br />

unterschiedlich sind und durch Kontrastmittel<br />

in der Computertomographie besonders<br />

gut sichtbar gemacht werden können.<br />

„Wenn man den Studierenden den Trunckus<br />

coeliacus (Gefäßstamm im Bauchraum, der<br />

Magen, Leber, Pankreas und Milz versorgt und<br />

relativ kompliziert aufgebaut ist) mittels<br />

3-D-rekonstruiertem Bild von allen Seiten –<br />

schon vor dem Präparierkurs – zeigen kann,<br />

so ist das sehr wertvoll. Es entsteht eine gute<br />

Vorstellung, wie das beim Präparat oder Patienten<br />

aussieht. Ich vergleiche das gerne mit<br />

der Aussage von Michelangelo, er habe die Figur<br />

seines David schon vorher im Gestein gesehen.<br />

Genauso funktioniert die Anatomie:<br />

Man hat eine dreidimensionale Vorstellung<br />

des menschlichen Körpers. Früher mussten<br />

der zukünftige Arzt, der Radiologe, der Chirurg<br />

einzelne CT-Schnittbilder dreidimensional<br />

im Kopf zusammensetzen – nun helfen<br />

dabei all diese visuellen Darstellungsmethoden.“<br />

Die Mischung macht´s. Auch wenn die Corona-Zeit<br />

vorbei sein wird, möchte Martin Hudelmaier<br />

die digitalen Komponenten in der<br />

Lehre beibehalten. Doch er sieht darin Licht<br />

und Schatten: „Meine Überzeugung hat sich<br />

verstärkt, dass alle diese Möglichkeiten zwar<br />

eine Ergänzung sind, die Präsenzvorlesung jedoch<br />

nicht ersetzen können. Es ist ein großer<br />

Vorteil der Online-Lehre, dass die Studierenden<br />

an Stellen, wo sie nachdenken müssen,<br />

anhalten können. So kann jeder die Vorlesung<br />

in seiner individuellen Geschwindigkeit<br />

Mittels Bildern aus klinischen<br />

CT- oder MRT-Datensätzen<br />

bietet Martin Hudelmaier<br />

seinen Studierenden<br />

eine dreidimensionale Vorstellung<br />

der menschlichen<br />

Anatomie.<br />

18<br />

paracelsus today 3 | 20


Michelangelos Erbe<br />

Education | Martin Hudelmaier lehrt seit Jahren<br />

am Institut für Anatomie und Zellbiologie der<br />

<strong>Paracelsus</strong> Universität. Durch den verstärkten<br />

Einstieg in die digitalisierte Lehre hat der Dozent<br />

selbst viel gelernt, sagt er – und sieht in der<br />

digitalisierten Lehre Licht und Schatten.<br />

Autorin: Ilse Spadlinek • Foto: PMU/wildbild<br />

durchgehen. Aber die Interaktion mit den Studierenden<br />

leidet natürlich. Wenn ich beim<br />

Vortrag im Hörsaal fragende Gesichter sehe,<br />

weiß ich, dass etwas nicht angekommen ist<br />

und kann nachhaken. Ideal ist eine Kombination:<br />

So könnte unser XR-Student (ein breitflächiges<br />

digitales System für die Fern- und<br />

Hybridlehre) eine Vorlesung live mit Publikum<br />

aufzeichnen; dafür stellt die XR-Plattform<br />

mit mobiler App und Webauftritt den<br />

digitalen Inhalt bereit. Ich meine also: Wichtig<br />

ist die aufgezeichnete Vorlesung mit Interaktion<br />

und im Nachklang die Wiederholung, es<br />

gehört beides zusammen.“<br />

„Michelangelo sagte, er habe die Figur seines David<br />

schon vorher im Gestein gesehen. Genauso funktioniert<br />

die Anatomie: Man hat eine dreidimensionale<br />

Vorstellung des menschlichen Körpers.“<br />

Priv.-Doz. Dr. med. Martin Hudelmaier,<br />

wissenschaftlicher Mitarbeiter und Lehrender am Institut für Anatomie<br />

und Zellbiologie der <strong>Paracelsus</strong> Medizinischen Privatuniversität<br />

Vom Wert des Begreifens. Spätestens jetzt<br />

stellt sich eine Frage, die schon vor Jahren für<br />

Diskussionen gesorgt hat: Machen die vielen<br />

digitalen Möglichkeiten die klassische Lehre<br />

am Präparat in der Anatomie nicht überflüssig?<br />

Martin Hudelmaier dazu: „In der deutschen<br />

Sprache gibt es das schöne Wort ‚begreifen‘,<br />

was bedeutet, dass man etwas verstanden<br />

hat. Zu diesem Verstehen gehört auch<br />

das Begreifen mit Händen – so funktioniert<br />

unser Gehirn. In einer TV-Sendung wurden<br />

unlängst digitale und Präsenz-Lernkonzepte<br />

verglichen, auch anhand einer Mitschrift auf<br />

einem Tablet und einer handschriftlichen<br />

Aufzeichnung auf Papier. Interessant war,<br />

dass man sich genau merkt, wo man ein bestimmtes<br />

Wort auf welcher Seite auf dem Papier<br />

geschrieben hat – das ist eine räumliche<br />

Information. Diese Information geht auf dem<br />

Tablet verloren, dort gibt es sie nicht. Weil<br />

aber in unserer menschlichen Denkart die<br />

Räumlichkeit stark verankert ist, brauchen<br />

wir sie auch zum Lernen.“ Nun ist es in verschiedenen<br />

Ländern schon seit Jahrzehnten<br />

üblich, dass Medizinstudierende nicht am<br />

menschlichen Präparat üben. Die Erfahrung,<br />

selbst zu präparieren und zu „begreifen“, fehlt<br />

diesen Studierenden jedoch, und sie holen sie<br />

oft später nach. Es ist wohl so, dass man auch<br />

ohne Präparierkurs Arzt oder Ärztin werden<br />

kann – aber mit dem Lernen am menschlichen<br />

Körper wird man möglicherweise der<br />

bessere Arzt. <br />

Ω<br />

paracelsus today 3 | 20<br />

19


Friedrich Hillebrand (oben)<br />

und Wolfgang Sperl (unten)<br />

freuen sich über die Ausweitung<br />

der Kooperation von<br />

EVER Pharma und PMU.<br />

Ein starker<br />

Partner der<br />

Pharmazie<br />

Die <strong>Paracelsus</strong> Universität<br />

hat sich bei ihrer Gründung<br />

2002 zur Aufgabe<br />

gemacht, als private Institution<br />

im universitären<br />

Bereich und Gesundheitswesen motivierte<br />

junge Leute zu exzellenten Humanmedizinerinnen<br />

und -medizinern<br />

auszubilden und Forschung zu betreiben.<br />

Das Studienangebot ist seither stetig<br />

angewachsen, zum Beispiel kam 2007<br />

die Pflegewissenschaft als grundständiges<br />

Studium hinzu. Inzwischen ergänzen<br />

zahlreiche Universitätslehrgänge, Doktoratsstudien,<br />

diverse Weiterbildungsangebote<br />

und seit 2017 das Studium der<br />

Pharmazie das Bildungsportfolio. Als<br />

„jüngstes Kind“ rückt die Pharmazie nun<br />

vermehrt in den Fokus der internen<br />

und externen Öffentlichkeit.<br />

Research | „Der Gesundheit<br />

verpflichtet“, lautet der<br />

Leitsatz des Pharmaunternehmens<br />

EVER Pharma.<br />

Dies ist einer der Beweggründe,<br />

mit der <strong>Paracelsus</strong><br />

Medizinischen Privatuniversität<br />

zusammenzuarbeiten.<br />

Autor. Gottfried Stienen • Fotos: wildbild<br />

Freudiger Anlass. Der 10. September<br />

2020 wird als wichtiger Tag in die Annalen<br />

der Universität eingehen. Das<br />

namhafte Unternehmen EVER Pharma<br />

übernahm mittels großzügiger finanzieller<br />

Unterstützung die Patronanz des<br />

Auditoriums im Haus D der <strong>Paracelsus</strong><br />

Universität. Das jüngste, modern ausgestattete<br />

Gebäude ist vorwiegend der<br />

Pharmazie und ihrer Lehre und Forschung<br />

gewidmet. Das „EVER Pharma<br />

Auditorium“ wurde von Friedrich Hillebrand,<br />

Mitinhaber der EVER Pharma<br />

Gruppe, und PMU-Rektor Wolfgang<br />

Sperl feierlich eröffnet – gemeinsam<br />

mit dem emeritierten Gründungsrektor<br />

Herbert Resch und Pharmazie-Vorständin<br />

Johanna Pachmayr sowie zahlreichen<br />

Gästen. Natürlich wurde in Zeiten<br />

der Corona-Pandemie auf die<br />

Einhaltung aller entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen<br />

geachtet.<br />

Gemeinsamer Weg. Die Eröffnung war<br />

letztlich auch ein sichtbares Zeichen<br />

für die Zusammenarbeit und das Zusammenrücken<br />

von EVER Pharma und<br />

<strong>Paracelsus</strong> Medizinischer Privatuni-<br />

20<br />

paracelsus today 3 | 20


versität. Denn geographisch nur rund<br />

40 Kilometer getrennt, beschreiten beide<br />

Partner schon seit längerer Zeit gemeinsame<br />

Wege. So gibt es seit mehr<br />

als einem Jahrzehnt gemeinsame Forschungsarbeit<br />

mit Instituten der <strong>Paracelsus</strong><br />

Uni und Abteilungen der Salzburger<br />

Landeskliniken – Universitätsklinikum<br />

der PMU. Die Projekte in der<br />

Grundlagenforschung und die Auftragsforschung<br />

haben bereits wissenschaftlich<br />

interessante Ergebnisse gebracht.<br />

Die Forschungsabteilung von<br />

EVER Pharma und das Institut für Pharmazie<br />

konnten gemeinsam mehrere<br />

Forschungsprojekte im Bereich Produktinnovation<br />

und -verbesserungen<br />

realisieren. Zum Beispiel arbeiten die<br />

PMU-Forschenden im Rahmen eines<br />

von der FFG geförderten Projekts an der<br />

Optimierung von Substanzen zur Parkinson-Therapie<br />

mit. Darüber hinaus<br />

„Wir würden uns sehr freuen,<br />

an der PMU ausgebildete<br />

Pharmazeutinnen und Pharmazeuten<br />

künftig für unser<br />

stetig wachsendes Unternehmen<br />

gewinnen zu können.“<br />

Dr. Friedrich Hillebrand,<br />

Vorsitzender der EVER Pharma<br />

Gruppe und Miteigentümer<br />

erforscht man gemeinsam die Zusammensetzung<br />

und Stabilisierung flüssiger<br />

Arzneiformen. Studierende des 2017 gestarteten<br />

Pharmaziestudiums haben inzwischen<br />

auch die Möglichkeit, ihre Industriepraktika<br />

im global tätigen Pharmaunternehmen<br />

zu absolvieren.<br />

Eine Herzenssache. Warum geht nun<br />

EVER Pharma ausgerechnet mit der<br />

<strong>Paracelsus</strong> Uni Hand in Hand? „Als innovatives<br />

und zukunftsorientiertes Unternehmen<br />

und gemäß unserem Leitsatz<br />

,Der Gesundheit verpflichtet´, liegt<br />

uns die Förderung erstklassiger Forschung<br />

und Ausbildung besonders am<br />

Herzen“, erklärt Friedrich Hillebrand die<br />

Hauptmotivation für den Ausbau der Zusammenarbeit.<br />

„Die PMU steht für exzellente<br />

Forschung sowie Aus- und Weiterbildung<br />

auf höchstem Niveau. Daher<br />

wird die bewährte Kooperation laufend<br />

vertieft und ausgeweitet.“ Lob und ein<br />

Vertrauensvorschuss von einem Mann,<br />

der als Vorsitzender der EVER Pharma<br />

Gruppe mehr als 40 Jahre Erfahrung in<br />

der Pharmabranche in den Bereichen<br />

Entwicklung, Herstellung und Vermarktung<br />

mitbringt. Bis 2009 war er CEO der<br />

EBEWE Pharma, eines auf Onkologie<br />

und Neurologie spezialisierten Unternehmens,<br />

das er 30 Jahre lang aufbaute<br />

und leitete, bis es an Novartis veräußert<br />

wurde. Hillebrand trägt übrigens einen ><br />

Schön, mit wirklich<br />

jedem anstoßen<br />

zu können<br />

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Braukunst auf höchster Stufe.


Doktortitel der Technischen Chemie von<br />

der Universität Wien.<br />

EVER Pharma<br />

Das weltweit tätige Pharmaunternehmen EVER Pharma mit Hauptsitz<br />

in St. Gilgen/Unterach legt seinen Fokus auf Forschung, Entwicklung<br />

und Herstellung von injizierbaren Arzneimitteln für Neurologie, Intensivmedizin<br />

und Onkologie. Der Forschungs- und Entwicklungstätigkeit<br />

wird mit einem Budget von etwa 25 Millionen Euro eine besondere<br />

Bedeutung beigemessen. Das Unternehmen konzentriert sich dabei<br />

auf klinische und nichtklinische Grundlagenforschung im Bereich<br />

neuronaler Erkrankungen (Cerebrolysin) und Produktinnovationen im<br />

Bereich komplexer injizierbarer Arzneimittel. Dies geschieht in eigenen<br />

Forschungseinrichtungen und Kooperationen mit nationalen und<br />

internationalen Forschungsinstituten.<br />

In über 70 Ländern werden die EVER-Medikamente weltweit<br />

durch eigene Gesellschaften und Repräsentanzen in den Kernmärkten<br />

vertrieben. Eine Exportquote über 95 Prozent zeugt von der starken<br />

internationalen Ausrichtung von EVER Pharma. Als Technologieführer<br />

in der Herstellung steriler Arzneimittel gilt EVER Pharma als Spezialist<br />

für Ampullenpräparate, Injektionsfläschchen und Fertigspritzen.<br />

Das Unternehmen investiert in neue, moderne Produktionsanlagen<br />

zur Ausweitung der Kapazität sowie in die Sicherung der Qualität<br />

der Arzneimittel.<br />

Weltweit arbeiten täglich rund 1000 EVER Pharma-Mitarbeiterinnen<br />

und -Mitarbeiter daran, die Gesundheit von Patientinnen und Patienten<br />

zu verbessern sowie das Arbeiten des medizinischen Fachpersonals<br />

sicherer zu gestalten. Stetige Investitionen in die Weiterbildung<br />

und die Qualifikation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, vor allem<br />

im Bereich Forschung und Entwicklung, stärken weiterhin die Wettbewerbsfähigkeit<br />

der EVER Gruppe.<br />

Mehrdimensionaler Nutzen. Rektor Wolfgang<br />

Sperl sieht in EVER Pharma einen<br />

wertvollen Partner auf mehreren Ebenen:<br />

„Wir sind sehr dankbar, dass dieses renommierte<br />

Unternehmen die Patronanz für<br />

das Auditorium im Haus D übernommen<br />

hat und damit auch die Infrastruktur der<br />

Universität großzügig fördert. Dies ist eine<br />

erfreuliche Erweiterung der bereits bestehenden<br />

Kooperation in Lehre und Forschung.“<br />

Das Pharmaziestudium der PMU<br />

mit seiner forschungsbasierten Lehre profitiere<br />

vom Input aus der Praxis. Gleiches gelte<br />

für die Grundlagenforschung, die sich<br />

den Erfahrungsschatz des Pharmakonzerns<br />

in Forschung, Entwicklung und Herstellung<br />

von Pharmazeutika mit ins Boot<br />

holen könne. Da die <strong>Paracelsus</strong> Universität<br />

zu rund 90 Prozent mit privaten Geldern<br />

finanziert wird, benötigt sie die Unterstützung<br />

von Förderern, Mäzenen und wissenschaftlichen<br />

Partnern. EVER Pharma ist<br />

mit anderen Unternehmen maßgeblich am<br />

Gedeih der Pharmazie beteiligt. Nicht zuletzt<br />

auch deshalb, weil das Unternehmen<br />

mit Gründung der Pharmazie einen Lehrstuhl<br />

an der PMU übernommen hat.<br />

Gelebte Interdisziplinarität. Eine Besonderheit<br />

an der <strong>Paracelsus</strong> Universität im Zusammenhang<br />

mit der jungen Pharmazie<br />

wird erst in einigen Jahren wirksam werden.<br />

Am Campus in Salzburg wird die<br />

Trias aus Humanmedizin, Pflegewissenschaft<br />

und Pharmazie gelebt und weiter<br />

ausgebaut: in fächerübergreifenden Vorlesungen,<br />

im persönlichen Miteinander und<br />

im gedanklichen Austausch. Das ist zukunftsweisend.<br />

Die Universität sieht es als<br />

ihre Verantwortung, mit dem Geld ihrer<br />

Förderer junge Menschen bestmöglich<br />

ausgebildet in das Berufsleben zu führen<br />

und durch Forschung Wissenszuwachs im<br />

Gesundheitsbereich zu generieren. Zum<br />

Wohle der Patientinnen und Patienten,<br />

heute und in der Zukunft. <br />

Ω<br />

22<br />

paracelsus today 3 | 20


Ludwig van Beethoven könnte heute hören<br />

Dank medizinischer Lösungen bei fortschreitendem Hörverlust aus Österreich<br />

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Gibt es ein bildgebendes<br />

Verfahren für die Psyche?<br />

Kann man Psychotherapie<br />

digitalisieren?<br />

Ja, man kann, sagt Günter<br />

Schiepek, Leiter des Instituts für Synergetik<br />

und Psychotherapieforschung<br />

der <strong>Paracelsus</strong> Medizinischen Privatuniversität.<br />

Und der deutsche Psychologe,<br />

der auch an der Ludwig-Maximilians-Universität<br />

München lehrt, kann<br />

das belegen. Aber der Reihe nach: 1998<br />

leitet der damals 40-jährige Wissenschafter<br />

ein Forschungsprojekt am Universitätsklinikum<br />

der RWTH Aachen.<br />

Im Zentrum des Interesses stehen damals<br />

Prozess-Evaluationen von psychotherapeutischen<br />

Behandlungen. Und besonders<br />

nichtlineare Merkmale und<br />

Musterveränderungen – so genannte<br />

selbstorganisierende Musterwechsel.<br />

Anfangs werden diese mit Papier und<br />

Bleistift dokumentiert. Schiepek erinnert<br />

sich: „Ich war erstaunt, wie klar<br />

sich diese Muster abgezeichnet haben.“<br />

Und langsam keimt eine neue Idee: Die<br />

Erkenntnisse sollen nicht nur wissenschaftlich<br />

verwertet werden, sondern<br />

den Patienten in Zukunft bereits während<br />

der Therapie zugutekommen.<br />

Die Gunst der Stunde. Das Internet<br />

boomt gerade – und schafft die Voraussetzungen.<br />

Günter Schiepek im Gespräch<br />

mit <strong>Paracelsus</strong> <strong>Today</strong>: „Wir<br />

haben dann begonnen, das so zu programmieren,<br />

dass man das bereits im<br />

Verlauf einer Therapie analysieren und<br />

visualisieren kann.“ Daraus entsteht<br />

Schritt für Schritt ein webbasiertes Visualisierungstool<br />

für Monitoring und<br />

Steuerung von Veränderungsprozessen<br />

im Rahmen von psychotherapeutischen<br />

Behandlungen. „Die Prozess-Thematik<br />

ist für uns sehr zentral, weil im Gehirn,<br />

in der Psyche, in der sozialen Interaktion<br />

permanent Prozesse ablaufen“, erklärt<br />

Schiepek. Das neue Tool tauft er<br />

„Synergetisches Navigationssystem“,<br />

Research | Wenn psychische Veränderungsprozesse<br />

digital sichtbar werden, tun sich für Patienten<br />

und Therapeuten neue Möglichkeiten auf. Günter<br />

Schiepek erklärt, was hinter seinem wissenschaftlichen<br />

Tool namens „SNS“ steckt.<br />

Autor: Andreas Aichinger • Foto: Michael M. Vogel<br />

Psychotherapie mit<br />

App<br />

24<br />

paracelsus today 3 | 20


kurz SNS. Begrifflicher Hintergrund:<br />

Die Synergetik ist die Theorie und Lehre<br />

vom Zusammenwirken von Elementen<br />

innerhalb eines komplexen dynamischen<br />

Systems und wurde ursprünglich<br />

vom deutschen Physiker Hermann Haken<br />

aus der Lasertheorie entwickelt.<br />

Die Begegnung mit Haken hatte auch<br />

den jungen Schiepek nachhaltig geprägt:<br />

Er überträgt die Synergetik-Erkenntnisse<br />

aus der Physik auf bio-psycho-soziale<br />

Systeme und auf Prozesse<br />

in Psychotherapie und Psychologie.<br />

Personalisierter Datenffluss. Was theoretisch<br />

klingt, hat gut zwei Jahrzehnte<br />

später längst Auswirkungen auf die<br />

therapeutische Praxis. „Ich habe erstmals<br />

das Gefühl, dass ich damit und<br />

überhaupt den Weg gefunden habe,<br />

meinem Ziel näher zu kommen. Und die<br />

Zwänge in den Griff zu kriegen und so<br />

mein Leben zu verändern und wieder<br />

lebenswerter zu machen.“ Dieser Eintrag<br />

einer Patientin direkt im SNS macht neugierig.<br />

Und zeigt gleichzeitig, wie das Synergetische<br />

Navigationssystem „gefüttert“<br />

wird: nämlich mit Selbsteinschätzungen<br />

entlang einer ganz individuellen Systemmodellierung.<br />

Konkret werden auf den<br />

jeweiligen Fall abgestimmte Fragen (beispielsweise:<br />

„Heute wurde ich von der<br />

Depression mitgerissen“) formuliert, die<br />

dann tagesaktuell von den Patienten via<br />

Smartphone-App in ihrer Intensität bewertet<br />

werden. Das Resultat ist ein kontinuierlicher<br />

Strom personalisierter Daten,<br />

die vom SNS anschaulich visualisiert<br />

werden können. Schiepek: „Mit<br />

den generierten Daten können wir Therapien<br />

dokumentieren und monitoren,<br />

aber auch optimieren.“ Und weiter: „Der<br />

Therapeut hat gar nicht viel Arbeit damit,<br />

die Daten werden ihm praktisch<br />

vor die Füße gespült.“<br />

Vielfältig einsetzbares Tool. „Alle!“,<br />

antwortet der Autor zahlreicher Fachbücher<br />

auf die Frage, welche Formen<br />

der Therapie als Anwendung infrage<br />

kommen. Und zwar unabhängig von<br />

der Diagnose und der konkreten therapeutischen<br />

Vorgehensweise, wie er sagt.<br />

Auch jenseits von Depressionen oder<br />

Angststörungen sei nahezu jede Psychotherapie-Indikation<br />

„ein Fall für das<br />

Prozessmonitoring“. Das Prinzip ist immer<br />

ähnlich: Durch Musterwechsel<br />

sichtbar gemachte Übergänge – meist<br />

das Resultat wichtiger Erfahrungen<br />

oder Entscheidungen der Patienten –<br />

dienen entweder als Frühwarn-Indikatoren<br />

oder zeugen umgekehrt von Fortschritten.<br />

Angewendet wird das SNS –<br />

es wird von Schiepeks CCSYS GmbH<br />

vertrieben, die Jahreslizenz kostet 1500<br />

Euro – bereits in Deutschland, Dänemark,<br />

den Niederlanden – und natürlich<br />

am Universitätsklinikum in Salzburg.<br />

Hier an der Christian-Doppler-Klinik<br />

sind die Universitätsklinik<br />

für Psychiatrie, Psychotherapie und<br />

Psychosomatik und ihr Vorstand Wolfgang<br />

Aichhorn der wichtigste klinische<br />

und wissenschaftliche Partner. Ein<br />

Partner, der zudem die Mitarbeiter von<br />

Schiepeks Institut finanziert und Infrastruktur<br />

zur Verfügung stellt.<br />

Bildgebung für Psyche und Hirn. In der<br />

Digitalisierung und Personalisierung<br />

der Psychotherapie liegt für den Leiter<br />

„Mit den generierten Daten<br />

können wir Therapien dokumentieren<br />

und monitoren,<br />

aber auch optimieren.“<br />

Univ.-Prof. DDr. Günter Schiepek, Leiter<br />

des Instituts für Synergetik und Psychotherapieforschung<br />

der <strong>Paracelsus</strong><br />

Medizinischen Privatuniversität<br />

des Instituts für Synergetik und Psychotherapieforschung<br />

ausdrücklich eine<br />

Chance. O-Ton Schiepek: „Manche Therapeuten<br />

meinen, dass dadurch die echte<br />

menschliche Beziehung irgendwie<br />

verloren geht. Aber das Gegenteil ist der<br />

Fall.“ Erfahrungen würden zeigen, dass<br />

sich Patienten dank der modernen Methoden<br />

sogar besonders wahrgenommen<br />

fühlen. Apropos Wahrnehmung: Dem<br />

Deutschen, der einst selbst in Salzburg<br />

studiert hat, ist es wichtig, dass auch das<br />

zweite zentrale Arbeitsfeld seines Instituts<br />

gesehen wird: die Neurowissenschaft,<br />

speziell die Neurobiologie der<br />

Psychotherapie. Die Fragestellung: Wie<br />

funktioniert das Gehirn im Lauf einer<br />

Psychotherapie, wie verändert es sich<br />

dabei? „Das ist ein großes Thema“, sagt<br />

der Universitätsprofessor. Und während<br />

er das SNS als eine Art „bildgebendes Verfahren<br />

für die Psyche“ preist, kann er in<br />

diesem Fall auf handfeste Hirnbildgebung<br />

setzen. Sprich: Gehirnscans mit Hilfe<br />

der funktionellen Magnetresonanztomographie<br />

(fMRT) im Therapieverlauf.<br />

Mit SNS gegen Corona. „Psyche, soziale<br />

Interaktionen, Neurodynamik – alles,<br />

was mit Psychotherapie zu tun hat.“<br />

Während Schiepek am Ende des Gesprächs<br />

die breite Aufstellung seines Instituts<br />

auf einen kurzen Nenner bringt,<br />

rückt auch noch die Corona-Krise in<br />

den Fokus. „Wenn es nicht anders möglich<br />

ist, kann das Synergetische Navigationssystem<br />

eine Therapie auf Distanz<br />

unterstützen“, erklärt Schiepek. Und<br />

das sei jenseits von Corona auch für<br />

Länder mit schlechter Psychotherapie-Infrastruktur<br />

interessant. Nachsatz:<br />

„Das SNS hat selbst einen therapeutischen<br />

Effekt und ist auch selbst ein Therapieinstrument.<br />

Das passt sehr gut zu<br />

dieser Corona-Krise.“ Und die Zukunft?<br />

Für die hat der Institutsleiter auch noch<br />

ein großes Ziel: einen Psychotherapie-Studiengang<br />

als „viertes Standbein“<br />

der <strong>Paracelsus</strong> Universität. Ω<br />

paracelsus today 3 | 20<br />

25


Ärztin mit Fantasie<br />

und Humor<br />

VeryPersonal | Belinda Plattner übernimmt als neue<br />

Primaria und Nachfolgerin von Leonhard Thun-<br />

Hohenstein die Leitung der Universitätsklinik für<br />

Kinder- und Jugendpsychiatrie in Salzburg.<br />

Autor: Wolfgang Bauer • Foto: SALK; PMU/wildbild<br />

„Die Qualität der Versorgung verbessert sich, wenn das Team<br />

auch wissenschaftliches Interesse zeigt und forscht. Denn das<br />

ermöglicht einen besseren Zugriff auf neue Methoden.“<br />

Priv.-Doz. Dr. Belinda Plattner,<br />

designierte Vorständin der Universitätsklinik<br />

für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Salzburg<br />

Belinda Plattner mag Kinder<br />

und Jugendliche mit all ihren<br />

Facetten. Sie arbeitete<br />

viele Jahre im Jugendstrafvollzug<br />

mit jugendlichen<br />

Straftätern und verstand es, auch mit<br />

den „harten Jungs“ eine gute Beziehung<br />

aufzubauen. Als Kassenärztin für Kinder-und<br />

Jugendpsychiatrie in St. Johann<br />

im Pongau wiederum betreute sie<br />

ein anderes Patientenklientel, nämlich<br />

vorwiegend kleinere Kinder und Volksschüler.<br />

Hier war es gefragt, das Interesse<br />

der Kinder zu wecken und den Besuch<br />

in der Ordination freundlich und<br />

möglichst unterhaltsam zu gestalten.<br />

„Was niemals fehlen darf, sind eine Prise<br />

Fantasie und Humor – und vor allem<br />

Respekt vor den kleinen Patienten“,<br />

sagt die Dozentin. So erklärt sie den<br />

Kindern unter anderem durch das Erzählen<br />

von Geschichten, wie ihnen geholfen<br />

werden könnte.<br />

Bestes Behandlungsklima. Belinda<br />

Plattner wird am 1. Februar nächsten<br />

Jahres die Nachfolge von Primar Leonhard<br />

Thun-Hohenstein an der Universitätsklinik<br />

für Kinder- und Jugendpsychiatrie<br />

antreten, weil dieser in Pension<br />

gehen wird. Die designierte Vorständin<br />

freut sich auf die Herausforderung, begegnet<br />

ihr aber auch mit gewissem Respekt.<br />

„Ich werde nach bestem Wissen<br />

und Gewissen versuchen, ein optimales<br />

Behandlungsklima für die Patienten<br />

und ein gutes Arbeitsklima für das<br />

Team zu schaffen“, sagt sie. Die Universitätsklinik<br />

an der Christian-Doppler-Klinik<br />

kennt sie gut, war sie doch als<br />

26<br />

paracelsus today 3 | 20


1. Oberärztin bereits sechs Jahre lang<br />

die Stellvertreterin des Vorstands. Zuletzt<br />

leitete sie eine Praxis für Kinderund<br />

Jugendpsychiatrie in St. Johann im<br />

Pongau. Die 44-Jährige ist überzeugt,<br />

dass ihr die Erfahrungen aus dem niedergelassenen<br />

Bereich an der Uniklinik<br />

zugutekommen werden. „Ich machte<br />

die Erfahrung, dass die Angebote der<br />

Kinder- und Jugendpsychiatrie im Innergebirg<br />

genauso gut angenommen<br />

werden wie in einer Großstadt. Da gibt<br />

es keine speziellen Vorbehalte auf dem<br />

Land“, sagt Plattner.<br />

Krise statt Krankheit. Belinda Plattner<br />

wurde in der Schweiz geboren und<br />

wuchs in Wien auf, wo sie mit dem Medizinstudium<br />

begann und dieses an der<br />

Stanford University in Kalifornien abschloss.<br />

Bereits bei der Inskription war<br />

für sie klar, dass sie der berufliche Weg<br />

einmal in die Psychiatrie führen werde.<br />

Nach ihrer Dissertation stand fest, dass<br />

es der Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie<br />

werden sollte. Eine Disziplin,<br />

die ähnliche Erkrankungen aufweist<br />

und mit ähnlichen therapeutischen Ansätzen<br />

arbeitet wie die allgemeine Psychiatrie.<br />

Doch Kinder haben im Allgemeinen<br />

eine bessere Prognose, weil sie<br />

sich am Beginn der Entwicklung befinden,<br />

erklärt die Ärztin. Sie bewertet die<br />

Beschwerden der Kids weniger im Sinne<br />

einer klassischen psychiatrischen<br />

Erkrankung, sondern vielmehr als Krisen<br />

eines Lebensabschnitts, der besondere<br />

Herausforderungen bietet. „Kinder<br />

können ihr Umfeld nur sehr eingeschränkt<br />

aktiv mitgestalten. Die Gesellschaft<br />

setzt voraus, dass sie sich an die<br />

von den Erwachsenen vorgegebenen<br />

Lebensumstände anpassen. Es steht außer<br />

Frage, dass hier die Grenzen der Belastbarkeit<br />

von Kindern öfter überschritten<br />

werden“, betont sie.<br />

Forschung ermöglichen. Nach Ansicht<br />

der Ärztin soll das Hauptaugenmerk<br />

Im Dienst für<br />

Kinder- und<br />

Jugendseelen<br />

Die Universitätsklinik für Kinder-<br />

und Jugendpsychiatrie wird seit<br />

2009 von Prim. Univ.-Prof. Dr.<br />

Leonhard Thun-Hohenstein geleitet.<br />

Der gebürtige Wiener studierte<br />

an der Universität seiner<br />

Heimatstadt Medizin, gelangte<br />

nach zahlreichen Stationen und<br />

Ausbildungen (zum Beispiel zum<br />

Kinderfacharzt und zum<br />

Facharzt für Kinder- und Jugendneuropsychiatrie)<br />

1993 an<br />

die Landeskrankenanstalten<br />

Salzburg. 2007 habilitierte er im<br />

neuen Sonderfach Kinder- und<br />

Jugendpsychiatrie an der <strong>Paracelsus</strong><br />

Medizinischen Privatuniversität.<br />

Im gleichen Jahr wurde<br />

er zum Leiter der Abteilung für<br />

Kinder- und Jugendpsychiatrie<br />

und 2009 zum Vorstand der Universitätsklinik<br />

für Kinder- und<br />

Jugendpsychiatrie berufen. Er<br />

engagiert sich seit vielen Jahren<br />

als Lehrender im Medizinstudium<br />

der <strong>Paracelsus</strong> Universität.<br />

Ende Jänner 2021 wird sich Leonhard<br />

Thun-Hohenstein in den<br />

Ruhestand verabschieden.<br />

der Universitätsklinik für Kinder- und<br />

Jugendpsychiatrie unter ihrer Leitung<br />

zwar auf der Versorgung der Kinder<br />

und Jugendlichen liegen, doch auch<br />

Forschungsaktivitäten sollen nicht zu<br />

kurz kommen. „Die Qualität der Versorgung<br />

verbessert sich, wenn das Team<br />

auch wissenschaftliches Interesse zeigt<br />

und forscht. Denn das ermöglicht einen<br />

besseren Zugriff auf neue Methoden“,<br />

sagt die künftige Klinikchefin. Aktuelle<br />

und geplante Forschungsprojekte umfassen<br />

eine Kooperationsstudie mit<br />

dem Neuroscience Institut des Salzburger<br />

Uniklinikums, außerdem Studien zu<br />

Internetverhalten und zu sozialen Medien<br />

sowie zu Phytopharmakologie und<br />

Darmmikrobiom – um nur einige zu<br />

nennen.<br />

Wichtiger Ausgleich. Belinda Plattner<br />

lebt mit ihrer Tochter und ihrem Partner<br />

in Salzburg und findet ihren Ausgleich<br />

im kreativen Schreiben von Kindergeschichten.<br />

Ein erstes von ihr verfasstes<br />

Kinderbuch wird in Kürze bei<br />

Verlagen eingereicht. „Außerdem koche<br />

und backe ich gerne und viel. Ein gutes<br />

Essen im Kreise der Familie oder mit<br />

Freunden ist wie Balsam für die Seele“,<br />

erzählt die Dozentin. Darüber hinaus ist<br />

sie begeisterte Schwimmerin und interessiert<br />

sich für Zeitgeschichte. Als kritische<br />

Beobachterin nimmt sie eine gewisse<br />

Überlastung der Kinder und Jugendlichen<br />

in unserer Gesellschaft wahr,<br />

etwa durch die Schule. Sind die Kids<br />

auch durch Corona überfordert? Ja und<br />

nein, sagt Plattner. „Einerseits können<br />

sie Ängste entwickeln und an der Kontaktarmut<br />

in Zeiten eines Lockdowns<br />

leiden. Aber auf der anderen Seite meistert<br />

ein Großteil der Kinder die durch<br />

die Pandemie entstandenen Herausforderungen<br />

besonders vorbildlich,<br />

häufig sogar besser als Erwachsene:<br />

zum Beispiel, wenn es um das Tragen<br />

von Masken oder um das Home Schooling<br />

geht.“<br />

Ω<br />

paracelsus today 3 | 20<br />

27


Update | Die Pille feiert ihren 60.<br />

Geburtstag. Sie steht für sichere Verhütung<br />

und sexuelle Freiheit, hat aber<br />

auch Schattenseiten. Und viele Mütter.<br />

Sex mit<br />

Blister<br />

Autor: Andreas Aichinger<br />

D er 18. August 1960 war mit gleich zwei Ereignissen<br />

von großer Tragweite ein wirklich historischer Tag. Einerseits<br />

kam es in einem Nachtclub auf der Hamburger<br />

Reeperbahn zum ersten Auftritt der Beatles außerhalb<br />

Großbritanniens. Ebenfalls am selben Tag vor 60 Jahren<br />

wurde in den USA erstmals ein Produkt („Enovid“) verkauft,<br />

das das Leben von Millionen Frauen und Paaren grundlegend<br />

verändern sollte. Gemeint ist die erste Form der hormonellen<br />

Empfängnisverhütung, die als „Antibabypille“<br />

oder kurz „Pille“ Geschichte schreiben sollte – wenn auch<br />

anders als die „Pilzköpfe“ aus Liverpool. In Österreich wurde<br />

ein ähnliches Produkt („Anovlar“) mit jedoch bereits reduzierter<br />

Hormondosis erstmals im Jahr 1962 zugelassen.<br />

Zwei Väter & ihr Schicksal. Als Pionier der hormonellen<br />

Verhütung gilt ein heute weitgehend vergessener Österreicher:<br />

der 1885 geborene Innsbrucker Physiologe Ludwig Haberlandt.<br />

Er konnte im Tierversuch den ersten wissenschaftlichen<br />

Beweis dafür erbringen, dass eine Verhütung mittels<br />

Hormonen möglich ist. 1919 zeigte Haberlandt, dass die<br />

Transplantation von Eierstöcken trächtiger Kaninchen auf<br />

nicht-trächtige Tiere bei diesen den Eisprung unterdrücken<br />

konnte – das Prinzip der Pille war geboren. Bald wuchs jedoch<br />

die Kritik an seiner Forschung rund um eine „Antikindertablette“,<br />

am Ende nahm sich der auch als „Großvater der<br />

Pille“ bezeichnete Haberlandt das Leben. Mehr Erfolg, Anerkennung<br />

und Prominenz waren hingegen dem 1938 aus Österreich<br />

in die USA geflohenen Chemiker Carl Djerassi vergönnt:<br />

1951 gelang es dem als „Mutter der Pille“ geehrten<br />

Djerassi, das erste oral wirksame Gestagen zu synthetisieren.<br />

Zwei Mütter & ein dunkles Kapitel. Während der gebürtige<br />

Wiener Djerassi in Mexiko forscht, kommt es in den USA<br />

zu einer folgenreichen Begegnung: Die Krankenschwester<br />

und engagierte Frauenrechtlerin Margaret Sanger lernt bei<br />

einer Party den Bostoner Endokrinologen Gregory Pincus<br />

kennen. Als dieser die theoretische Möglichkeit einer Verhütungspille<br />

bejaht, wendet sich Sanger an ihre langjährige<br />

Mitstreiterin, die wohlhabende Biologin Katharine Dexter<br />

McCormick. Diese unterstützt ab 1953 die letztlich erfolgreiche<br />

Forschung von Pincus mit zwei Millionen US-Dollar.<br />

Doch während der Erfolg von „Enovid“ ab 1960 eine klare<br />

Sprache spricht, mehren sich in den letzten Jahren auch die<br />

Zweifel an manchen Motiven Margaret Sangers. Besonders<br />

problematisch erscheint aus heutiger Sicht Sangers Befürwortung<br />

von Zwangssterilisationen und Eugenik, die bekanntlich<br />

von den Nationalsozialisten als „Rassenhygiene“ zu<br />

einem traurigen Höhepunkt getrieben wurde.<br />

Sexuelle Befreiung & sittliche Zucht. Die Grundmotivation<br />

von Sanger hingegen, zahllosen Frauen Leid und Abtreibungen<br />

zu ersparen, sollte sich als goldrichtig erweisen. Anfangs<br />

noch fast verschämt als „Mittel gegen Menstruationsbeschwerden“<br />

vermarktet und lediglich an verheiratete Frauen<br />

mit Kindern abgegeben, entfaltete die Pille ab den späten<br />

1960er-Jahren ihr volles gesellschaftliches Potenzial. Endlich<br />

wurde Sexualität nicht mehr von ungewollten Schwangerschaften<br />

überschattet, die sexuelle Lust emanzipierte sich<br />

von der Fortpflanzung. Und genau das rief Gegner auf den<br />

Plan, nicht zuletzt in der Katholischen Kirche. Höhepunkt<br />

war die „Pillen-Enzyklika“ Humanae Vitae von Papst Paul<br />

28<br />

paracelsus today 3 | 20


Der Chemiker, Autor und<br />

Exil-Österreicher Carl<br />

Djerassi konnte 1951 das<br />

erste oral wirksame<br />

Gestagen synthetisieren.<br />

VI. im Sommer 1968, in der unter anderem vor einer „Aufweichung<br />

der sittlichen Zucht“ gewarnt wurde. Doch auch<br />

zahlreiche Gynäkologen warnten in einer „Ulmer Denkschrift“<br />

vor den möglichen Folgen: „Das Überhandnehmen<br />

der sexuellen Thematik in allen Bereichen unserer Gesellschaft<br />

signalisiert für viele Fachleute die Verkümmerung<br />

und Blockierung echter Liebesfähigkeit.“<br />

Nutzen & Schattenseiten. Der Zug der Zeit war jedoch nicht<br />

aufzuhalten. Die mit den jeweiligen Wochentagen beschrifteten<br />

Pillen-Blister wurden zu Fixstartern in den Handtaschen<br />

und Hygienebeuteln von immer mehr Frauen. Sexualität<br />

durfte sorgenfrei Freude versprühen, Abhängigkeiten<br />

in Partnerschaften konnten ebenso reduziert werden wie<br />

Abtreibungen. Doch die große Pillen-Party hatte von Anfang<br />

an auch eine Schattenseite. Zwar zählt die Pille heute zu<br />

den sichersten und auch am häufigsten verwendeten Methoden<br />

der Empfängnisverhütung und wird von vielen<br />

Herstellern in unterschiedlichen Ausprägungen angeboten.<br />

Doch obwohl die Hormon-Dosierungen seit den Anfängen<br />

deutlich reduziert werden konnten, birgt hormonelle Verhütung<br />

für Frauen nach wie vor teils ernste gesundheitliche<br />

Risiken:<br />

Lust oder Unlust? Dazu gehören nicht zuletzt ein erhöhtes<br />

Thrombose-, Bluthochdruck- und Brustkrebsrisiko. Da die<br />

Pille speziell bei Raucherinnen zu einer potenziell gefährlichen<br />

Verengung der Blutgefäße führt, wird ihnen überhaupt<br />

von einer Einnahme abgeraten. Generell sollte die Pille nur<br />

von gesunden Frauen verwendet werden, da sie auch Auswirkungen<br />

auf Herz und Kreislauf haben kann. Speziell<br />

Frauen mit Thrombose- oder Embolie-Risiko sollten ebenfalls<br />

von einer Einnahme absehen. Zu den möglichen Nebenwirkungen<br />

gehören – neben Gewichtszunahme, Übelkeit,<br />

Zwischenblutungen und sexueller Unlust – aber vor allem<br />

auch Depressionen. Besonders Teenager dürften laut einer<br />

dänischen Studie aus dem Jahr 2016 gefährdet sein, durch<br />

die Pille negativ in ihrer Stimmung beeinflusst zu werden.<br />

Und noch ein Aspekt wird immer wieder diskutiert:<br />

Moderne Alternativen. Die Partner- Präferenzen einer Frau,<br />

die hormonell verhütet, könnten durch die Pille manipuliert<br />

werden. Tatsächlich dürfte ein Einfluss auf die Bewertung<br />

von männlicher Attraktivität und auf den Geruchssinn bestehen.<br />

Immer wieder gibt es Berichte, wonach Frauen ihren<br />

Partner nach dem Absetzen der Pille plötzlich „nicht mehr<br />

riechen können“ – die resultierenden Probleme liegen auf<br />

der Hand. Als Alternative mit einer wesentlich geringeren<br />

und gezielt lokalen Hormonabgabe bieten sich heute Hormonspiralen<br />

an, die mittlerweile zu den beliebtesten Formen<br />

der Langzeitverhütung zählen. Für eine gewisse Pillenmüdigkeit<br />

sorgt in den letzten Jahren aber auch die Tatsache,<br />

dass immer mehr junge Frauen gar nicht mehr in ihre natürlichen<br />

hormonellen Abläufe eingreifen wollen. Wohl aus<br />

Konsequenz daraus werden auch Kondome wieder verstärkt<br />

genutzt, mit dem Schutz vor HIV und anderen Geschlechtskrankheiten<br />

als wichtigem Benefit. Eines aber lässt sich nach<br />

60 Jahren mit Sicherheit sagen: Die „Pille“ hat wirklich<br />

Geschichte geschrieben. Und sie stellt dabei wohl sogar die<br />

Beatles in den Schatten.<br />

Ω<br />

paracelsus today 3 | 20<br />

29


Der Wolf im Schafspelz<br />

Bodycheck | Atemwegsinfekte sind im Herbst und Winter häufig. In der<br />

Regel handelt es sich um „harmlose“ Virusinfektionen. Aber Achtung:<br />

Auch potenziell folgenschwere Erkrankungen, wie neuerdings COVID-19,<br />

können mit ähnlichen Symptomen beginnen. <br />

Fotos: iStockphoto; privat<br />

Symptome und Verlauf:<br />

Bis zu 50 Prozent der Patientinnen und<br />

Patienten, die sich mit dem SARS-CoV-<br />

2-Virus infiziert haben, leiden unter<br />

Husten, Fieber, Schnupfen und Störungen<br />

des Geruchs- und Geschmackssinnes.<br />

Seltener treten Halsschmerzen,<br />

Kopf- und Gliederschmerzen auf. Luftnot<br />

weist auf eine Virus-Pneumonie<br />

hin. Appetitlosigkeit, Übelkeit und Bauschmerzen<br />

sind nicht selten die einzigen<br />

Symptome. Ab der zweiten Krankheitswoche<br />

können pulmonale, kardiale,<br />

neurologische und weitere Komplikationen<br />

hinzukommen.<br />

Diagnostik:<br />

Als sehr spezifisch für eine COVID-<br />

19-Erkrankung gilt ein plötzlich einsetzender<br />

Verlust des Geruchs-und<br />

Geschmackssinnes. Die Diagnosesicherung<br />

erfolgt durch sachgerechten Abstrich<br />

aus Nase und/oder Rachenraum.<br />

Goldstandard ist die PCR-Analyse, alternativ<br />

sind Antigen-Schnelltests verfügbar. Schon beim<br />

Verdacht auf COVID-19 sind Schutz- und Quarantänemaßnahmen<br />

konsequent umzusetzen.<br />

Therapie:<br />

Die Therapie der COVID-19-Erkrankung ist bislang eine<br />

überwiegend symptomatische. Bei Komplikationen wie respiratorischer<br />

Insuffizienz<br />

(Atemversagen) im Rahmen<br />

der Viruspneumonie<br />

oder anderen Organ-Komplikationen<br />

ist eine stationäre<br />

Therapie bis hin zu einer<br />

komplexen Intensivtherapie<br />

erforderlich. Bei<br />

respiratorischer Insuffizienz<br />

kann eine Therapie mit<br />

Dexamethason den Verlauf<br />

günstig beeinflussen.<br />

Die Effekte einer antiviralen<br />

Therapie sind bislang<br />

enttäuschend.<br />

Prävention:<br />

Die konsequente Beachtung<br />

von Maskenpflicht,<br />

Händehygiene und Reduktion<br />

von Sozialkontakten<br />

auch im privaten Bereich<br />

ist heute auch für junge<br />

Menschen ohne Risikofaktoren<br />

selbstverständlich! Wer selbst Symptome entwickelt,<br />

die auf eine Infektion mit dem SARS-CoV-2-Virus hinweisen<br />

könnten, sucht telefonisch ärztlichen Rat (in Österreich unter<br />

der Telefon-Hotline 1450) und begibt sich unmittelbar in<br />

Selbstquarantäne. Die ersten Impfstoffe befinden sich im<br />

Zulassungsverfahren und werden für das 1. Quartal 2021 erwartet.<br />

<br />

Ω<br />

Der Autor:<br />

PROF. DR. JOACHIM H. FICKER ist Ärztlicher Leiter der Klinik für Innere Medizin<br />

3, Schwerpunkt Pneumologie am Klinikum Nürnberg, Universitätsklinik der <strong>Paracelsus</strong><br />

Medizinischen Privatuniversität. Er ist bekannt für seine wissenschaftliche<br />

Tätigkeit auf den Gebieten schlafbezogene Atmungsstörungen, chronisch-obstruktive<br />

Lungenerkrankung (COPD), Emphysem und Lungenkarzinom.<br />

30<br />

paracelsus today 3 | 20


EMMENTALER<br />

DER MILDE<br />

S<br />

Österreichs Lieblings-Emmentaler!<br />

Kein Wunder! In ihm steckt ja auch nur das<br />

Beste: Über 130 Jahre WOERLE Käsekompetenz,<br />

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Bereits am 18. Oktober 2019<br />

hätte die Welt das tun sollen,<br />

was sie heute ohnedies<br />

machen muss: und<br />

zwar den Expertinnen und<br />

Experten der Johns Hopkins University<br />

genau zuhören. Die renommierte Eliteuniversität<br />

aus Baltimore hatte an<br />

diesem Tag nämlich zu einer Pandemie-Übung<br />

nach New York geladen,<br />

um ein Szenario durchzuspielen, das<br />

aus heutiger Sicht geradezu gespenstisch<br />

klingt: Ausgehend von Fledermäusen<br />

und weitergegeben über Schweine<br />

ist in Brasilien ein neuartiges Coronavirus<br />

auf Menschen übergesprungen. Die<br />

resultierende Pandemie führt zu 65<br />

Millionen Toten rund um die Erde und<br />

gigantischen wirtschaftlichen Schäden.<br />

Nicht zuletzt, weil noch keine Impfung<br />

verfügbar ist – soweit die Übungsannahme.<br />

Während diese auch als „Event<br />

201“ (www.centerforhealthsecurity.org/<br />

event201) bekannte Simulationsübung<br />

unvermeidlicherweise auch Verschwörungstheoretiker<br />

beflügelt, lässt sich im<br />

Rückblick eines mit Sicherheit sagen:<br />

Die Johns Hopkins University (kurz:<br />

JHU) hatte und hat das Ohr am wissenschaftlichen<br />

Puls der Zeit.<br />

Im Auge des Titanen. Gut einen Monat<br />

vor der Übung reist Jürgen Osterbrink<br />

– zum wiederholten Mal – nach Baltimore.<br />

Doch der Vorstand des Instituts<br />

für Pflegewissenschaft und -praxis der<br />

<strong>Paracelsus</strong> Universität hat keine Pandemie<br />

im Kopf, sondern eine Kooperation<br />

mit dem „Titanen der medizinischen<br />

Versorgung“, wie er es ausdrückt.<br />

Und tatsächlich genießen neben der<br />

Johns Hopkins School of Medicine auch<br />

die Bloomberg School of Public Health<br />

und die School of Nursing – Osterbrinks<br />

zentrales Objekt der kooperativen<br />

Begierde – einen Weltruf. „Da habe<br />

ich mir schon gedacht, wie das wohl<br />

werden wird“, erzählt der Instituts-Chef<br />

lachend im Gespräch mit <strong>Paracelsus</strong><br />

<strong>Today</strong>. Doch die Bedenken<br />

lösen sich rasch in Luft auf: „Die Arme<br />

waren ganz weit offen.“ Und das hat einen<br />

guten Grund: Man hat sich längst<br />

bei vielen Gelegenheiten kennen und<br />

schätzen gelernt.<br />

ICN & WHO-CC als Wegbereiter. Zum<br />

einen hatte Jürgen Osterbrink bereits<br />

als Mitglied des Direktoriums des Weltbunds<br />

der Pflege (International Council<br />

of Nurses, ICN) mit Sitz in Genf erste<br />

Kontakte geknüpft. Zum anderen fungiert<br />

Johns Hopkins auch als eine Art<br />

Weltzentrale für die Collaborating Centers<br />

der Weltgesundheitsorganisation<br />

WHO. Das Salzburger Institut für Pflegewissenschaft<br />

und -praxis ist bekanntlich<br />

seit Jänner 2016 ein solches<br />

WHO-CC, und das sogar als Erstes unter<br />

pflegewissenschaftlicher Leitung<br />

im deutschsprachigen Raum. Jedenfalls<br />

ein weiterer Anknüpfungspunkt<br />

für den begnadeten Netzwerker. Osterbrink:<br />

„Ich war dann mehrere Male vor<br />

Ort und habe unsere Leistungskraft<br />

Best of Baltimore<br />

Die renommierte Johns Hopkins<br />

Universität (JHU) in Baltimore<br />

(US-Bundesstaat Maryland) wird in<br />

Rankings stets den besten Hochschulen<br />

der Welt zugerechnet. Die<br />

JHU brachte US-Präsidenten (Woodrow<br />

Wilson), Nobelpreisträger (Joseph<br />

Erlanger) und Top-Unternehmer<br />

(Michael Bloomberg) ebenso<br />

hervor wie medizinische Errungenschaften,<br />

etwa den Defibrillator.<br />

Speziell am East Baltimore Campus<br />

im Osten der Stadt sind die School of<br />

Medicine samt Johns Hopkins Hospital,<br />

die School of Nursing und die<br />

Bloomberg School of Public Health<br />

konzentriert. Internationale Berühmtheit<br />

erlangte die Universität<br />

in den letzten Monaten aber vor allem<br />

auch als Botschafterin der weltweiten<br />

Covid-19-Daten. Das bereits<br />

im Jänner 2020 erstmals veröffentlichte<br />

Covid-19-Dashboard (http://<br />

coronavirus.jhu.edu/map.html) und<br />

generell die Online-Ressourcen der<br />

Universität rund um die Corona-Krise<br />

(http://coronavirus.jhu.edu) machen<br />

sie zu einer der zentralen Anlaufstellen<br />

während der aktuellen<br />

Pandemie.<br />

32<br />

paracelsus today 3 | 20


vorgestellt. Die Chemie hat gestimmt<br />

und es haben sich sehr schnell gemeinsame<br />

Forschungsinteressen und Themen<br />

herauskristallisiert. Das war letztlich<br />

der Grund, wieso wir zusammengekommen<br />

sind.“ Die erfreuliche Folge<br />

ist ein mehrjähriger Kooperationsvertrag<br />

mit der JHU, mit der Johns Hopkins<br />

School of Nursing. Die Vereinbarung<br />

sieht eine Kooperation in Form<br />

gemeinsamer Forschungsprojekte in<br />

Pflegewissenschaft und Public Health<br />

ebenso vor wie den Austausch von Graduate<br />

Students und Lehrenden. Der<br />

Vertrag wurde im September 2019 unterzeichnet,<br />

im Oktober fand die eingangs<br />

erwähnte Simulationsübung<br />

statt, und dann kam das Jahr 2020 und<br />

mit ihm SARS-CoV-2.<br />

Dateninstanz JHU. Das Covid-19-Dashboard<br />

des Centers for Systems Science<br />

and Engineering (CSSE) der Johns Hopkins<br />

University kennt mittlerweile die<br />

ganze (Fach-)Welt. Unter http://coronavirus.jhu.edu/map.html<br />

werden Daten<br />

Ein großer<br />

Wurf<br />

Inside | Die Blicke der Welt-<br />

öffentlichkeit sind in Zeiten<br />

der Corona-Krise gebannt<br />

auf die neuesten Zahlen der<br />

Johns Hopkins Universität<br />

gerichtet. Was nur wenige<br />

wissen: Das Institut für Pflegewissenschaft<br />

und -praxis<br />

ist Kooperationspartner der<br />

renommierten US-Uni.<br />

Autor: Andreas Aichinger<br />

Foto: Johns Hopkins University<br />

aus aller Welt gesammelt und anschaulich<br />

aufbereitet. Entwickelt wurde<br />

das Echtzeit-Daten-Interface von<br />

der JHU-Ingenieurin Lauren Gardner,<br />

die es nicht zuletzt durch tägliche Zugriffszahlen<br />

im Milliardenbereich zu<br />

weltweiter Prominenz gebracht hat.<br />

Die Wissenschafterin hinter den Corona-Daten<br />

– die etwa in Deutschland<br />

hinsichtlich der Quellen-Auswahl aber<br />

auch schon kritisch hinterfragt wurde<br />

– soll übrigens im Februar zur Digitalisierungskonferenz<br />

„Darwin’s Circle“<br />

nach Wien kommen. Wirklich bemerkenswert<br />

ist, dass das Covid-19-Dashboard<br />

bereits am 22. Jänner 2020 erstmals<br />

veröffentlicht wurde. Auch Jürgen<br />

Osterbrink hatte schon zu Jahresbeginn<br />

in einem Mail an Studierende und Mitarbeiter<br />

auf Dashboard und JHU-Expertise<br />

hingewiesen. Durchaus zum anfänglichen<br />

Erstaunen der Empfänger.<br />

Gemeinsame Schwerpunkte. Die wissenschaftliche<br />

Dimension der Kooperation<br />

zwischen der Johns Hopkins Unversität<br />

in Baltimore und der <strong>Paracelsus</strong><br />

Universität in Salzburg bewegt sich<br />

indes rund um drei Themenschwerpunkte:<br />

Zum Ersten soll es um ein transatlantisches<br />

Projekt zur Entwicklung<br />

von Qualitäts-Indikatoren in der Pflege<br />

gehen. Das von Assistenzprofessorin<br />

Manela Glarcher betreute Projekt soll<br />

sich um die Frage drehen: Was macht<br />

die Qualität einer guten Versorgung<br />

überhaupt aus – und wie lässt sich diese<br />

messen? Auch die zweite Thematik<br />

„Schmerz“ entspricht einem langjährigen<br />

Forschungsschwerpunkt von Osterbrinks<br />

Institut. Ansatzpunkt ist dabei<br />

die Tatsache, dass es in den USA – im<br />

Gegensatz etwa zu Deutschland – noch<br />

keinen Expertenstandard „Schmerzmanagement<br />

in der Pflege“ gibt. Der<br />

dritte Bereich schließlich wird Palliative<br />

Care sein. Bedingt durch die Corona-Krise<br />

hat sich allerdings das Timing<br />

der Kooperation verschoben, personeller<br />

Austausch und wissenschaftliche<br />

Zusammenarbeit sollen im Sommersemester<br />

2021 so richtig loslegen.<br />

Crème de la crème. Die neue Kooperation<br />

mit der renommierten Johns Hopkins<br />

Universität zeigt, dass das Institut<br />

für Pflegewissenschaft und -praxis der<br />

<strong>Paracelsus</strong> Medizinischen Privatuniversität<br />

auch in Zukunft konsequent<br />

auf weltweite Vernetzung setzen wird.<br />

Neben der Tätigkeit für die Weltgesundheitsorganisation<br />

existiert bereits<br />

eine jahrelange intensive Zusammenarbeit<br />

mit der University of North Florida<br />

und der Old Dominion University<br />

in den USA, sowie der University of<br />

Adelaide in Australien und der Khon<br />

Kaen University in Thailand. Die jüngste<br />

Kooperation mit Johns Hopkins ist<br />

für den Institutsvorstand dennoch etwas<br />

Besonderes. Jürgen Osterbrink: „Es<br />

freut mich persönlich wirklich sehr,<br />

dass wir mit dieser Universität einen<br />

doch sehr großen Wurf geschafft haben.“Ω<br />

paracelsus today 3 | 20<br />

33


Werfen wir einen kurzen<br />

Blick zurück in<br />

die Geschichte: Goldrausch<br />

nennt man<br />

eine Periode der<br />

verstärkten Einwanderung in ein Gebiet,<br />

in dem es entweder verheißungsvolle<br />

Mengen an Gold oder zumindest<br />

Gerüchte über solche Vorkommen gibt.<br />

Damit assoziiert werden Bilder von<br />

verwegenen, oft skrupellosen (vorwiegend)<br />

Männern, die mit dem Schürfen<br />

nach Gold ihr Leben bestreiten wollten.<br />

Der erste bekannte Goldrausch der Geschichte<br />

wurde Ende des 17. Jahrhundert<br />

durch Funde in Brasilien ausgelöst,<br />

in Amerika gab es gegen Ende des 18.<br />

Jahrhunderts mehrere davon. Gibt es<br />

einen solchen nun tatsächlich auch<br />

hierzulande? „Die Suche nach Edelmetallen<br />

explodiert“, sagt Rudolf Brenner,<br />

geschäftsführender Gesellschafter und<br />

Mehrheitseigentümer des Edelmetallhändlers<br />

philoro. Die Fragilität des Finanzmarktes,<br />

die Zinssenkungen seit<br />

mehreren Jahren, die Liquiditätsschwemme<br />

und Inflationsängste hätten<br />

das Interesse an Gold befeuert. Dieses<br />

Edelmetall sei quasi das „Fieberthermometer<br />

der Wirtschaft“.<br />

Der neue Glanz<br />

des Goldes<br />

Friends | Unsichere wirtschaftliche Zeiten lösen<br />

oft ein besonders gesteigertes Interesse der<br />

Menschen an Gold aus. Das ist nicht neu. Neu ist<br />

die aktuelle Intensität –schon wird das Wort<br />

„Goldrausch“ in den Mund genommen.<br />

Autor: Gottfried Stienen • Fotos: philoro/Harald Klemm<br />

Goldene Zeiten. Umfragen von Marktforschungsinstituten<br />

haben den Ruf<br />

des Goldes als sicherer Hafen für Finanzanlagen<br />

bestätigt. „In Zeiten einer<br />

Pandemie ist Gold wertbeständig, das<br />

war es aber auch schon während der<br />

Finanzkrise vor einigen Jahren. Zudem<br />

ist Gold physisch zu haben und es gibt<br />

Sicherheit“, erklärt der Geschäftsmann<br />

und spricht von einer Rückbesinnung<br />

auf Realwerte. Derzeit kaufe die ganze<br />

Welt Gold: kleine Sparer, Institutionen,<br />

Zentralbanken. „China ist derzeit der<br />

philoro-Chef Rudolf<br />

Brenner will künftig<br />

auch in Österreich<br />

Gold fertigen.<br />

34


mit Abstand größte Goldkäufer. Die haben<br />

einen fast unheimlich großen<br />

Goldhunger“, erzählt der ausgebildete<br />

Betriebswirt. Er hat nach vielen Jahren<br />

Tätigkeit im Anlagebereich der Deutschen<br />

Bank und bei anderen Geldinstituten<br />

eine „heimliche Liebe“ zu Realwerten<br />

verspürt. Der in Leipzig in der<br />

damaligen DDR Geborene hatte schon<br />

immer Gold als ultimatives Veranlagungsinstrument<br />

angesehen; der<br />

Grundkauf seiner Großmutter vor Jahrzehnten<br />

mit einem Vierfach-Dukaten<br />

machte ihm den Wert des Edelmetalls<br />

bewusst.<br />

Goldland Österreich. 2011 hat er mit seinen<br />

damaligen Partnern als Start-up<br />

mit Schwerpunkt auf Edelmetallen<br />

(Gold, Silber Platin, Palladium) begonnen.<br />

Heute ist philoro einer der größten<br />

Komplettanbieter von Gold im deutschsprachigen<br />

Raum. Gegenwärtig laufen<br />

Brenners erfolgreiche Geschäfte in 13<br />

in- und ausländischen Filialen, darunter<br />

Schweiz, Deutschland und Hongkong.<br />

Sein nächster Coup könnte Österreich<br />

in gewisser Weise zu einem<br />

„Goldland“ machen. „Die Fertigung unserer<br />

Goldprodukte geschieht derzeit in<br />

der Schweiz, mehr als 70 Prozent der<br />

gesamten Goldproduktion an Barren<br />

und Münzen kommt von den Eidgenossen“,<br />

betont Brenner. Nun wird in Niederösterreich,<br />

in der Nähe von Korneuburg,<br />

auf einem riesigen Areal eine<br />

eigene Goldfabrik mit Hochsicherheitslager<br />

errichtet – Investitionskosten:<br />

rund 50 Millionen Euro. Dann wird<br />

„Gold made in Austria“ hergestellt, natürlich<br />

auch mit eigener philoro-Linie.<br />

Was wird derzeit so gekauft? Produkte<br />

der Münze Österreich, etwa der Philharmoniker,<br />

aber auch eigene wie ein<br />

philoro-Barren. „Die Zentralbank kauft<br />

massiv Gold; Hedgefonds, Privatinvestoren<br />

und viele Sparer tun dies ebenfalls.<br />

Privatpersonen besitzen momentan<br />

doppelt so viel Gold wie die Österreichische<br />

Nationalbank, wobei diese<br />

rund 280 Tonnen gut gesichert gelagert<br />

hat“, beschreibt der philoro-Chef<br />

die aktuelle Situation. Ein Ende dieses<br />

Runs auf Gold ist nicht in Sicht.<br />

Goldrausch-Revival. Rudolf Brenner ist<br />

Unternehmer. Als solcher ist er auch<br />

auf die <strong>Paracelsus</strong> Medizinische Privatuniversität<br />

aufmerksam geworden<br />

und schätzt den Mut, eine private Universität<br />

mit unternehmerischem Geist<br />

gegründet und etabliert zu haben. „In<br />

Zeiten einer Pandemie ist der Wert von<br />

Gesundheit mehr denn je unstrittig“, betont<br />

er. Die Ausbildung von Ärztinnen<br />

und Ärzten sei mehr als sinnhaft und die<br />

Entwicklung der Uni mit rund 350 Beschäftigten<br />

bemerkenswert. Stichwort<br />

Arbeitsplätze: Mit dem Bau der Goldfabrik<br />

von philoro wird es diese für rund<br />

100 Menschen geben. „Als Unternehmer<br />

will ich Arbeit schaffen, ich zahle hier<br />

meine Steuern und will den Wirtschaftsstandort<br />

Österreich mit dieser<br />

hohen Lebensqualität absichern helfen“,<br />

bekennt Brenner. Für 2021 ist die Eröffnung<br />

einer Filiale in New York geplant,<br />

denn: „Die US-Märkte haben das Gold<br />

wiederentdeckt.“ Der nächste Goldrausch<br />

in Amerika? Nach einigen Jahrhunderten<br />

vielleicht in einer anderen<br />

Form und hoffentlich zivilisierter. Ω<br />

Ein herzliches Dankeschön den Freunden und Förderern<br />

ACM austrian capital management GmbH | Agrana Zucker GmbH | Aicher, Max | Alumni Club der <strong>Paracelsus</strong> Universität | Angelini Pharma Österreich<br />

| Apomedica | Ball Beverage Packaging Ludesch Corporation | Bayer Austria Ges.m.b.H. | BTU Beteiligungs GmbH | Capital Bank | Commend<br />

Österreich GmbH | DBS Gesellschaft für digitale Bildsysteme m.b.H. | Die Hayward Privatstiftung | dm drogeriemarkt GmbH | DOLL Bauunternehmen<br />

GmBH | DS Smith Packaging Deutschland Stiftung & Co. KG | | EVER Neuro Pharma GmbH | Frey, Andrea | G. Hinteregger & Söhne Baugesellschaft<br />

m.b.H. | Gassner GmbH | Gebro Holding GmbH | Gebrüder Woerle Ges.m.b.H. | Greither, Andreas | Hagleitner Hygiene International GmbH |<br />

Hansjörg Wyss Foundation | Herba Chemosan | Hinteregger Immobilien OG | HYPO Salzburg | Jacoby GM Pharma | Johnson & Johnson Medical Products<br />

GmbH | M. Kaindl OG / Kaindl Flooring GmbH | KASTNER | Kellerhals, Helga | Koller, Norbert | KS Pharma GmbH | Kuhn Holding GmbH | Kuhn,<br />

Irmgard | Kuhn, Stefan | Kwizda Pharmahandel GmbH | Lethmate Stiftung | Lukesch, Edith | MED-EL Elektromed. Geräte GesmbH | Melasan Produktions-<br />

& Vertriebsges.m.b.H. | Miele GesmbH | Moosleitner Ges.m.b.H | NUTROPIA PHARMA GmbH | Österreichische Lotterien GesmbH | Pappas Holding<br />

GmbH | <strong>Paracelsus</strong> Rotary Club | Rangnick, Ralf | Rauch Fruchtsäfte GmbH & Co OG | Red Bull - Mateschitz, Dietrich | Richter Pharma AG | Rhedey<br />

Internationale Transporte Ges.m.b.H. | Roche Austria GmbH | SALLMANN GmbH | Salzburg AG für Energie, Verkehr und Telekommunikation |<br />

Salzburg Aluminium AG | Salzburger Sand- und Kieswerke Gesellschaft m.b.H. | Salzburger Sparkasse Bank AG | Schön Holding SE & Co. KG | Schröcksnadel,<br />

Peter | Schülke & Mayr GmbH | Schwarzbraun, Familie | Sedlmayer, Felix | Senoplast Klepsch & Co GmbH & Co KG | Siemens AG Österreich<br />

| Siemens Healthcare Diagnostics GmbH | SPAR Österreichische Warenhandels-AG | Stahlwerk Annahütte Max Aicher GmbH & Co KG | Stieglbrauerei<br />

zu Salzburg GmbH | teampool personal service gmbh | Train, Detlef | von Schilgen, Eva Maria | VR - meine Raiffeisenbank eG, Altötting-Mühldorf<br />

(D) | Winkler, Fritz Wolfgang und Winkler-Berger, Helga | Zürcher Kantonalbank Österreich AG<br />

paracelsus today 3 | 20<br />

35


Freundschaft<br />

in Zeiten von<br />

Corona<br />

Outside | Als langjähriger Freund und Partner<br />

der <strong>Paracelsus</strong> Medizinischen Privatuniversität<br />

durfte Anthony Windebank von<br />

der Mayo Clinic natürlich nicht fehlen, als<br />

Gründungsrektor Herbert Resch im Herbst<br />

2020 seine Emeritierung feierte.<br />

Autorin: Sabine Ritzinger • Fotos: PMU/wildbild<br />

Der Neurologie-Professor<br />

und ehemalige Dean der<br />

Mayo Medical School<br />

war trotz Corona-Pandemie<br />

mit Gattin Karen<br />

Weavers nach Salzburg gejettet, um<br />

Herbert Resch für die mehr als 20-jährige<br />

Freundschaft und Zusammenarbeit<br />

zu danken. Mit im Gepäck hatte<br />

Anthony Windebank eine Auszeichnung<br />

der berühmten Mayo Clinic: Der<br />

emeritierte PMU-Rektor wurde als<br />

„Distinguished Collaborator in International<br />

Medical Education“ gewürdigt.<br />

Eine Auszeichnung, die laut Windebank<br />

„sehr selten verliehen wird“. Dass<br />

er bei der Abschiedsfeier seines Freundes<br />

im Hangar-7 auch selbst zu großen<br />

Ehren kommen würde, ahnte er zu diesem<br />

Zeitpunkt noch nicht: Landeshauptmann<br />

Wilfried Haslauer verlieh<br />

dem US-Gast für seine Unterstützung<br />

und wertvolle Partnerschaft das Ehrenzeichen<br />

des Landes Salzburg.<br />

Anthony Windebank kam mit einer Auszeichnung<br />

für Herbert Resch nach Salzburg<br />

und wurde von Landeshauptmann<br />

Wilfried Haslauer (li,) mit einer hohen<br />

Ehrung überrascht.<br />

Frühe Verbundenheit. In seiner Festrede<br />

ging Windebank auf die Anfänge der<br />

<strong>Paracelsus</strong> Universität ein, die zugleich<br />

den Start der Beziehungen zur Mayo<br />

Clinic und ihrer Medical School bedeuteten.<br />

Es begann mit einem Zusammentreffen<br />

des Unfallchirurgen Robert<br />

Cofield, zu dieser Zeit Dean der Mayo<br />

Medical School of Graduate Medical<br />

Education, und seinem Fachkollegen<br />

Herbert Resch auf einem Kongress an<br />

der Mayo Clinic. Cofield erzählte dem<br />

Kollegen über das Modell der Mayo<br />

Medical School, die – fast 100 Jahre<br />

nach der Gründung der Mayo Clinic –<br />

über Spendengelder aufgebaut worden<br />

war. Über diesen Kontakt lernten sich<br />

Windebank und Resch schließlich kennen,<br />

tauschten sich erstmals in einer Telefonkonferenz<br />

aus und fassten rasch<br />

Vertrauen zueinander. Der damalige<br />

Dean der Mayo Medical School wurde<br />

nach Salzburg eingeladen, um das<br />

Mayo-Modell vorzustellen. Dieser Be-<br />

36<br />

paracelsus today 3 | 20


such vor 21 Jahren sollte der erste von<br />

zahlreichen Aufenthalten Windebanks<br />

in Salzburg sein und ihn zum bekennenden<br />

Österreich-Liebhaber machen.<br />

Gang und Ober-Gangster. Im Gegenzug<br />

flogen Mitglieder des Gründungsteams<br />

der PMU mehrfach nach Rochester<br />

(Minnesota), um das Curriculum der<br />

Mayo Medical School zu studieren. Der<br />

spätere Ehrenrektor der <strong>Paracelsus</strong> Universität,<br />

Julian Frick, lebte gar sechs Monate<br />

lang im Untergeschoss der Mayo<br />

Medical School, besuchte Vorlesungen,<br />

diskutierte mit Fakultätsmitgliedern<br />

und Studierenden und schrieb am Lehrplan<br />

für die künftige Salzburger Medizinuni.<br />

„Es war eine Gang of Seven, die<br />

die Vision einer exzellenten Salzburger<br />

Medizinuni hatte – und Herbert Resch<br />

war der Chief Gangster“, erzählte der<br />

US-Ehrengast dem Publikum. Und fügte<br />

schmunzelnd hinzu: „Now the university<br />

is booming, and he is the GOD-<br />

FATHER.“ Der Vertrauensvorschuss an<br />

die Salzburger habe sich schließlich<br />

auch für die amerikanische Seite bewährt.<br />

Der 2012 verstorbene Julian<br />

Frick hatte Anthony Windebank noch<br />

2010 die Ehrendoktorwürde für besondere<br />

Verdienste um die <strong>Paracelsus</strong> Medizinische<br />

Privatuniversität verliehen.<br />

Verbunden in die Zukunft. Die Studierenden<br />

sind die wichtigste Basis für Medical<br />

Schools, betonte der Mayo-Professor.<br />

Jene der <strong>Paracelsus</strong> Universität seien inzwischen<br />

weltweit für ihre hohe Qualität<br />

bekannt. „Wir konnten über die Jahre bereits<br />

mehr als 150 PMU-Medizinstudierende<br />

im Rahmen ihres Forschungstrimesters<br />

an der Mayo Clinic begrüßen.<br />

Unsere Fakultät liebt diese jungen<br />

PMU-Abgesandten und stufte sie von<br />

Beginn an als einige der Weltbesten ein:<br />

Sie sind freundlich, blitzgescheit und<br />

enthusiastisch – und auf dem Weg zu<br />

großartigen Ärzten“, schwärmte Windebank.<br />

Darüber hinaus sei der Input<br />

der PMU-Studierenden sehr befruchtend.<br />

Die Mayo-PMU-Kooperation werde<br />

auch unter dem neuen Rektor Wolfgang<br />

Sperl in bewährter Weise fortgeführt<br />

und solle speziell in der<br />

regenerativen Medizin und im Bereich<br />

Künstlicher Intelligenz vertieft werden.<br />

Eine Ehre und Auszeichnung für die<br />

vergleichsweise junge Salzburger Medizinuni<br />

und ihre Universitätskliniken:<br />

Immerhin führt die renommierte, 1889<br />

gegründete Mayo Clinic, seit Jahren die<br />

Rankings der US-Kliniken und medizinischen<br />

Fachbereiche an.<br />

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Point of View<br />

Der<br />

digitale<br />

Zwilling<br />

in der<br />

Medizin<br />

In seiner – hier vekürzt<br />

wiedergegebenen – Festrede<br />

für die Absolventinnen<br />

und Absolventen am<br />

Standort Nürnberg sprach<br />

PMU-Vizerektor Wolfgang<br />

Söllner über digitale Medizin<br />

und ihre künftige<br />

Bedeutung.<br />

Foto: Rudi Ott<br />

utomatisierte Laborbefunde sind heute Standard, ebenso durch Algorithmen<br />

ausgewertete EKG und Thorax-Röntgen-Befunde. Digitale<br />

Expertensysteme, welche auf der Basis eingegebener Symptome<br />

und Befunde eine Diagnose erstellen und einen leitliniengestützten<br />

Therapievorschlag machen, bestehen bereits für einige Erkrankungen.<br />

Implantierte Mikrochips liefern in Echtzeit biologische Daten<br />

an das Expertensystem, Therapien erfolgen mittels implantierter Medikamentenpumpen<br />

oder intrakardialer und auch intrazerebraler Elektroden.<br />

Humanoide Roboter unterstützen die Pflege und Betreuung autistischer Kinder<br />

– Ärzte werden in Zukunft auf viele dieser Hilfsmittel nicht verzichten<br />

können und wollen. Sie können helfen, Fehler zu vermeiden und seltene<br />

Krankheiten zu erkennen.<br />

Zukunftsfragen. Aber wünschen Patientinnen und Patienten eine solche digitale<br />

Medizin und werden sie sie annehmen? Digitale Expertensysteme bieten<br />

zweifellos Vorteile, wie stark verkürzte Wartezeiten, größere diagnostische<br />

Sicherheit, ein besseres Monitoring der Therapie und der Nachsorge<br />

sowie eine bessere Vernetzung der Behandelnden. Aber werden kranke<br />

Menschen ausreichend Vertrauen in solche Maschinensysteme entwickeln?<br />

Werden diese Systeme in der Lage sein, kranke Menschen ausreichend emotional<br />

zu unterstützen? Werden sie Umweltfaktoren bei der Entstehung und<br />

Aufrechterhaltung von Krankheiten ausreichend berücksichtigen?<br />

Digitaler Zwilling. Ich zweifle sehr daran, auch wenn humanoide Roboter inzwischen<br />

Emotionen erkennen und gelernt haben, darauf mimisch und verbal<br />

zu reagieren. Aber letztlich werden sie nicht auf die individuelle Person<br />

des Patienten eingehen können – weder bei der Diagnose, noch bei der Behandlung<br />

und schon gar nicht in der Beziehung zum Patienten. Neben dem<br />

analogen Menschen wird es einen „digitalen Zwilling“ geben: mit allen verfügbaren<br />

Daten zu Krankheiten, zum Erbgut, zur familiären Situation und<br />

zum Lebensstil. Die Medizin, die diesen digitalen Zwilling behandelt, wird oft<br />

als personalisierte Medizin bezeichnet – aber nur die persönliche Behandlung<br />

des analogen Menschen verdient diese Bezeichnung wirklich.<br />

Analoges Gegenüber. Patienten wünschen sich in existentiellen Krisen, die<br />

durch chronische und schwere Krankheiten ausgelöst werden, im Arzt ein<br />

kompetentes analoges menschliches Gegenüber. Dazu wird es uns Ärzte weiter<br />

brauchen, liebe Absolventinnen und Absolventen. Sie werden gebraucht<br />

werden, jetzt und in der Zukunft. Sie werden bessere Hilfsmittel in die Hand<br />

bekommen, die sehr rasch entwickelt werden und sich durch Maschinenlernen<br />

weiterentwickeln. Sie werden sich ständig fortbilden müssen, um die<br />

Stärken und Schwächen dieser Expertensysteme zu verstehen und anzuwenden.<br />

Und Sie werden die Folgen für die Medizin, für die Patienten und<br />

ihre Rolle als Ärztinnen und Ärzte immer wieder kritisch reflektieren müssen.<br />

Es wird Ihnen mit Sicherheit nie langweilig werden. <br />

Ω<br />

Die vollständige Rede Prof. Söllners finden Sie unter https://bit.ly/3ePtX1F.<br />

38<br />

paracelsus today 3 | 20


De|le|fant<br />

[del fant] Substantiv, m.<br />

1<br />

+ elephantus 2<br />

1<br />

kommunikatives Wesen, das selten alleine kommt<br />

2<br />

langlebiger Dickhäuter, der sich an alles erinnert<br />

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und ganze Geschäftsmodelle grundlegend. Neue Technologien<br />

wie Künstliche Intelligenz (KI) ermöglichen es,<br />

große Datenmengen schnell und präzise auszuwerten<br />

und in Entscheidungen zu überführen. Dieser Fortschritt<br />

wird dazu beitragen, Präzisionsmedizin auszubauen,<br />

die Gesundheitsversorgung neu zu gestalten und die<br />

Patientenerfahrung zu verbessern.<br />

Siemens Healthineers ist weltweiter Spitzenreiter bei<br />

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seit über 20 Jahren ein Vorreiter auf diesem Gebiet.<br />

Das stetig wachsende Portfolio von KI­gestützten Lösungen<br />

hilft dabei Abläufe im Gesundheitswesen zu automatisieren<br />

und zu standardisieren.<br />

Uns inspiriert, dass der Einsatz von KI entscheidende<br />

Vorteile für Patienten, medizinisches Personal und<br />

Anbieter bringen kann:<br />

• Genaue Diagnosestellungen ermöglichen<br />

präzise Behandlung<br />

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und optimiert<br />

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zukunftsorientierten Mitarbeitern, sowie umfangreichen,<br />

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