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Neue Szene Augsburg 2020-12

Stadtmagazin für Augsburg

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Wie war denn die Resonanz von den Besuchern?

Die Schwabillu war trotz der schwierigen Corona-Situation wirklich gut

besucht. Wir Illustrator*innen haben uns sehr gefreut, dass so viele Menschen

aus Augsburg und ganz Bayern gekommen sind und ich habe eine Menge

positiver Rückmeldungen bekommen, sogar von Leuten, die normalerweise

nicht in Kunstausstellungen gehen. Wir wollten ja auch bewusst kein elitäres

Kunstpublikum ansprechen, sondern die breite Bevölkerung. Die Aufgabe

und auch Stärke von Illustration ist ja, dass sie meistens leicht zugänglich ist

und man auf den ersten Blick versteht, worum es geht und welche Geschichte

da erzählt wird.

Ich selbst war total positiv überrascht von den vielen tollen Augsburger

Motiven und Künstler*innen. Hast du den Eindruck, dass Augsburg

manchmal als kreatives Pflaster unterschätzt wird?

Ja schon, aber das kann ich teilweise auch nachvollziehen. Viele kreative

Leute zieht es weg in die größeren Städte, wo es natürlich mehr Ausstellungsmöglichkeiten

und größere Kunden gibt. Wir sind halt einfach nicht München

oder Berlin, aber ich finde, da kann man schon dazu stehen, oder man steht

sogar drauf, wie ich (lacht). Ich denke, Augsburg muss sich überhaupt nicht

für seine Kulturszene schämen. Die Stadt ist so facettenreich und kreativ, wir

haben viele Künstler*innen und Musiker*innen und eine wunderbare Hochschule

für Kommunikationsdesign.

Kommen wir mal zu dir – war Zeichnen und Malen schon immer deine

Leidenschaft?

Ja tatsächlich. Ich bin quasi mit dem Stift in der Hand auf die Welt

gekommen (lacht). Ich habe als Kind Zeichentrickfilme und alles von Walt

Disney geliebt und schon mit vier oder fünf Jahren angefangen, die Disneycharaktere

nachzuzeichnen. Später habe ich dann ständig meine Umgebung

gezeichnet, zum Beispiel heimlich meine Lehrer oder Mitschüler im Unterricht.

War dir dann auch schon früh klar, dass du später als Künstlerin arbeiten

möchtest?

Nein das war mir als Jugendliche noch nicht klar, weil ich gar nicht

wusste, wie man davon leben kann. Trotzdem habe ich nach der Schule an der

Augsburger FH Kommunikationsdesign studiert und meinen Abschluss im

Schwerpunkt Illustration gemacht. Man hat mir immer gesagt, mit „Grafikdesign“

kann man eigentlich nur in einer Agentur Geld verdienen. Ich habe

dann auch ein paar Jahre in einer Werbeagentur gearbeitet und dort viel

gelernt, aber mir ist dabei einfach das Zeichnen und Malen zu kurz gekommen.

Deshalb habe ich angefangen, mich als Illustratorin und Designerin

selbstständig zu machen.

Deinem Erfolg nach zu urteilen war das auf jeden Fall die richtige

Entscheidung!

Ja absolut. Das Beste daran ist, dass ich einfach meine eigene Chefin bin

und inzwischen nach zehn Jahren Selbstständigkeit auf dem Buckel auch

ganz klar sagen kann, wenn ein Auftrag nicht zu mir und meinem Stil passt.

Am Anfang hatte ich gar keinen Schwerpunkt, sondern habe mich möglichst

breit aufgestellt. Mit der Zeit habe ich dann gelernt, was ich besonders gut

kann und was bei meinen Kunden auch am besten ankommt. Mittlerweile

mache ich eigentlich nur noch Projekte, die mir persönlich gefallen und die

mir gut liegen.

Gibt es bestimmte Techniken, Farben oder Werkzeuge, mit denen du am

liebsten arbeitest?

Ich wechsle das ganz gerne durch, aber gerade bin ich in einer Phase, in

der ich viel mit blauer Tinte arbeite. Wenn ich illustriere, sind Bleistift und

Radiergummi immer noch meine wichtigsten Werkzeuge. Bei Auftragsarbeiten

fertige ich meistens erst eine Bleistift-Skizze an, dann zeichne ich mit

Fineliner oder Tusche die Konturen und koloriere dann digital.

Du gestaltest seit Jahren Plakate und Flyer für Veranstaltungen. Wie

fühlt sich das an, wenn man durch die Stadt läuft und seine eigenen

Bilder an Haltestellen und Litfaßsäulen hängen sieht?

Darüber freue ich mich immer wahnsinnig! Ich bin total begeistert, wenn

ich meine Arbeit in ihrer Endausführung draußen in der Welt sehe. Bei Flyern

und Plakaten ist natürlich auch sehr praktisch, dass sie überall in der Stadt

präsent sind und dann nicht nur die Veranstaltung bewerben, sondern auch

automatisch ein bisschen Werbung für mich sind, die ich nicht mal bezahlen

muss, sondern sogar selbst bezahlt bekomme (lacht).

Ich habe erfahren, dass einige deiner Plakate sogar das Filmset von

„Fack ju Göhte 2“ geschmückt haben. Wie kommt man denn da hin?

Das hat sich über ein paar Ecken ergeben. Ich habe einige Illustrationen

für das Theater-Ensemble Bluespot Productions gestaltet, in dem eine der

Schauspielerinnen mit einer Set-Designerin vom Film befreundet ist. Diese

Set-Designerin hatte irgendwann meine Plakate gesehen und mich gefragt,

ob sie die als Deko für den Dreh der „Fack ju Göhte“-Fortsetzung benutzen

könnte. Als ich den Film dann mit meiner Tochter im Kino angeschaut habe,

war das schon ein witziges und absurdes Gefühl, meine Illustrationen so in

einem Film verewigt zu sehen.

Und an welchen Projekten arbeitest du aktuell?

Gerade gestalte ich in Zusammenarbeit mit Leonie Pichler ein Orakel-

Kartenset. Das ist total spannend und herausfordernd für mich, weil

Orakel-Karten eine ganz spezielle Bildersprache haben, in der jede Farbe und

jedes Symbol wohlüberlegt sein muss. In der Vorweihnachtszeit wird es auf

meinem Instagram-Kanal (@nontirakigle) einen digitalen Adventskalender

geben, bei dem wir jeden Tag eine neue Karte aufdecken und eine magische

Überraschung auf die Follower wartet. Außerdem arbeite ich zurzeit an

Illustrationen für das Kinderbuch „Unterwegs im Landrat“. Im Februar steht

dann eine kleine Illustrationsausstellung bei Bücher Pustet an. Und nebenbei

kommt immer mal wieder ein Auftrag für Flyer oder Plakate rein. Langweilig

wird’s bei mir nie!

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