Sommer (24.5 MB)
| Der Quartiersentwickler - Exklusivinterview mit Christoph Stadlhuber | | Zu Tisch mit Alexander Grohmann | | Exklusiv im Fokus-Interview: Florian Gschwandtner | | Kommentare u.a. von Hania Bomba, Philipp Kaufmann, Franz Pöltl, Michael Pisecky, Martin Prunbauer |
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04 ImmoFokus
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<strong>Sommer</strong> 2020<br />
05
56<br />
Der Quartiersentwickler<br />
INTERVIEW MIT CHRISTOPH STADLHUBER<br />
66 Digitalisierungs-<br />
notstand<br />
Interview mit Florian<br />
Gschwandtner<br />
INHALT<br />
SOMMER<br />
Rubriken<br />
8 VOM HERAUSGEBER<br />
10 EDITORIAL<br />
154 VORSCHAU / IMPRESSUM<br />
Unternehmen & Projekte<br />
14 COCKTAILS MIT AUSSICHT<br />
30 KURZ UND BÜNDIG<br />
48 TOP DEAL<br />
50 AUFSTEIGER<br />
51 IMMOBILIE IM FOKUS<br />
52 PROBLEMLÖSER<br />
Positionen & Meinungen<br />
56 DER QUARTIERSENTWICKLER<br />
Coverinterview mit Christoph Stadlhuber<br />
66 DIGITALISIERUNGSNOTSTAND<br />
Interview mit Florian Gschwandtner<br />
68 ZU TISCH MIT ... Alexander Grohmann<br />
74 DIE ZWEI<br />
Kommentar von Philipp Kaufmann &<br />
Alexander Bosak<br />
Blueprint<br />
78 VORWORT<br />
von Thomas Malloth<br />
80 ILLMITZER GESPRÄCHE 2020<br />
86 ÜBERLEBT DIE REGION NEUSIEDLER<br />
SEE DEN KLIMAWANDEL?<br />
88 DAS WIEDERVERWERTBARE HAUS?!<br />
90 LESS IS MORE<br />
06 ImmoFokus
14<br />
Die schönsten Rooftop<br />
Bars Europas<br />
51 Immobilie<br />
im Fokus<br />
68<br />
Zu Tisch mit<br />
... Alexander<br />
Grohmann<br />
AUSGABE<br />
ImFokus: COVID-19<br />
96 IM SCHATTEN DER PANDEMIE<br />
108 DIE BEWEGTE IMMOBILIENWIRTSCHAFT<br />
Kommentar von Philipp Kaufmann<br />
109 COVID-19-MIETZINSMINDERUNGEN<br />
Kommentar von Georg Flödl<br />
110 WEIN UND IMMOBILIEN<br />
111 ALLES, ÜBERALL UND JEDERZEIT<br />
Kommentar von Michael Pisecky<br />
112 WAS WIR WOLLEN<br />
Kommentar von Hans-Jörg Ulreich<br />
113 CORONA UND RICS<br />
Kommentar von Frank Brün<br />
114 DIE ZUKUNFT IST EINE ENTSCHEIDUNG<br />
Kommentar von Andreas Köttl<br />
115 COVID-19 UND DIE ROLLE DER<br />
WISSENSCHAFT<br />
Kommentar von Gunther Maier<br />
116 IMMOBILIENMARKT? WELCHE SEKTO-<br />
REN SIND STÄRKER, WELCHE WENIGER<br />
STARK DAVON BETROFFEN?<br />
Kommentar von Franz Pöltl<br />
117 VOX FEMINA<br />
118 SPIEGLEIN, SPIEGLEIN AN DER WAND<br />
Kommentar von Hania Bomba<br />
119 ZURÜCK AUF DIE ÜBERHOLSPUR<br />
Kommentar von Martin Prunbauer<br />
120 FRECH GESAGT<br />
Kolumne von Anita Körbler<br />
122 DIE DEKONTAMINIERUNS-TASKFORCE<br />
126 INVESTMENT<br />
138 COMEBACK AUF UMWEGEN<br />
Interview mit Frans-Jan Soede<br />
Branchen & Services<br />
142 PORTALFLUCHT -<br />
EINE UNABHÄNGIGKEITSBEWEGUNG?<br />
144 DOMINANZ DER GEMEINNÜTZIGEN<br />
148 GREEN DEAL: FLUCH ODER SEGEN<br />
150 VIRUSBEDINGTES<br />
KOMMUNIKATIONSVAKUUM<br />
151 BUCHTIPPS<br />
<strong>Sommer</strong> 2020<br />
07
Zäsur<br />
„Objektive,<br />
faktenbasierte<br />
Berichterstattung -<br />
dafür steht die<br />
Real Estate<br />
Media Group.“<br />
W<br />
elche Bedeutung journalistischer<br />
Arbeit zukommt, hat<br />
der COVID-19-bedingte<br />
Lockdown eindrucksvoll<br />
gezeigt: Oft ließ sich eine objektive, faktenbasierte<br />
Berichterstattung erfolglos suchen. Fake statt<br />
Fakten, eindimensionale Wortmeldungen,<br />
selbsternannte Experten, Meinungsmache – all<br />
das, was in gutem Journalismus nichts zu suchen<br />
hat, wurde publiziert. Dem entgegen setzt unsere<br />
Redaktion, die wir im Zuge unserer Umfirmierung,<br />
erweitert haben, seriösen Journalismus. Die<br />
langjährige Journalistin und PR-Beraterin Lisa<br />
Grüner wird unseren Verlag als neue Chefredakteurin<br />
verstärken und mit ihrer neugierig-frechen<br />
Art viele spannende Fragen stellen. Neue Akzente<br />
wollen wir auch grafisch setzen und erweitern<br />
das Team um Marianne Pratscher und Sibylle<br />
Exel-Rauth.<br />
Um den eingeschlagenen Weg der qualitativen<br />
Berichterstattung zu verstärken, habe ich die<br />
Anteile meiner bisherigen Co-Gesellschafter<br />
übernommen und bin nunmehr Alleingesellschafter<br />
des Verlages. Daher firmiert die GNK<br />
Media House ab sofort unter dem<br />
Namen Real Estate Media Group<br />
GmbH. Besonderes Augenmerk<br />
wollen wir auf die crossmediale<br />
Berichterstattung richten und<br />
werden in mehreren Schritten<br />
unsere digitale Präsenz erhöhen.<br />
die COVID-19-Pandemie so dramatisch veränderten,<br />
dass der Inhalt obsolet wurde. Das<br />
betraf vor allem den Bereich Hotellerie, das<br />
Schwerpunktthema der Frühlingsausgabe des<br />
ImmoFokus. Die Beiträge aber sind archiviert<br />
- zeigen sie doch eindrücklich die dramatischen<br />
Entwicklungen unserer Branche und<br />
wie schnell alles anders sein kann. Wie stark<br />
die Verwerfungen sind, erheben wir aktuell<br />
gemeinsam mit immQu, Salon Real und RICS<br />
in einer großen Online-Umfrage. Die ersten<br />
Ergebnisse überraschen, die Details dazu finden<br />
Sie ab 15. August exklusiv auf www.immotimeline.at.<br />
Mit unserem Neustart feiern wir auch eine<br />
weitere Premiere: Auf unserem Cover findet<br />
sich diesmal keine Person, sondern das Virus,<br />
das uns nicht nur zeithistorische Momente<br />
beschert hat, sondern uns noch weiter im Bann<br />
halten und die Branche nachhaltig verändern<br />
wird. Vermutlich mehr als so manch hoch gehyptes<br />
PropTech.<br />
Viel Spaß beim Lesen!<br />
Unserem hohen Anspruch an<br />
Qualität fielen leider unsere<br />
Frühlingsausgaben zum Opfer.<br />
Schweren Herzens mussten wir<br />
die bereits gedruckten Ausgaben<br />
einstampfen, da sich die<br />
Rahmenbedingungen durch<br />
Mag. Michael Neubauer<br />
Herausgeber<br />
08 ImmoFokus
TRANSACTION<br />
Management<br />
ASSET<br />
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Entschleunigung<br />
mit Stressfaktor<br />
„Mit der COVID-19-<br />
Pandemie haben wir<br />
ein Stück Zeitgeschichte<br />
erlebt.“<br />
I<br />
m zweiten Quartal dieses Jahres wurde<br />
Zeitgeschichte geschrieben: Ganz Europa<br />
erstarrte angesichts eines Virus und kam<br />
zum Stillstand. Wir waren nicht nur<br />
dabei, sondern mitten drin. Wir ahnten nicht,<br />
was alles möglich ist, bis es plötzlich Realität war:<br />
ein kompletter Lockdown, Ausgangssperren,<br />
geschlossene Grenzen. Es ging so schnell vonstatten,<br />
dass kaum einer wusste, wie ihm geschah.<br />
Es betraf jeden und wie bei jeder Krise, war sie<br />
der vielen Leid und nur mancher Freud‘. Eines<br />
zeigte die Not deutlich – den wahren Charakter<br />
der Menschen: Vom Denunziantentum bis<br />
zu großer Hilfsbereitschaft und vom<br />
Kopf-in-den-Sand stecken bis zur<br />
Innovationskraft war alles dabei.<br />
Während die einen die Entschleunigung<br />
genossen,<br />
standen die anderen vor der<br />
größten beruflichen Herausforderung<br />
ihres Lebens.<br />
COVID-19 hat unser Leben<br />
verändert. Wie sehr und<br />
wie nachhaltig, zeigt sich<br />
erst in der Aufarbeitung.<br />
Genauso wie der wirtschaftliche<br />
und unternehmerische<br />
Schaden.<br />
Die Immobilienbranche<br />
ist, im Gegensatz<br />
zu vielen anderen<br />
Branchen, mit einem<br />
blauen Auge davongekommen.<br />
Vor allem die<br />
Unternehmen, die rechtzeitig<br />
auf Digitalisierung und<br />
Telearbeit gesetzt haben. Die Nachfrage<br />
nach krisensicheren Investments wie Immobilien<br />
ist ungebrochen. Selbst in ungünstigen<br />
Lagen schnellen die Preise nach oben. Wer<br />
noch Bares hat, will lieber etwas Wahres in der<br />
Hand beziehungsweise im Grundbuch haben.<br />
Eine geschichtsträchtige Ausgabe<br />
Wie die Immobilienunternehmen während<br />
der COVID-19-Pandemie agiert haben und<br />
wie sie mit den Folgen umgehen, haben wir in<br />
dieser Ausgabe des ImmoFokus unter die Lupe<br />
genommen und zusammengefasst. Doch kein<br />
Rückblick ohne Ausblick: So haben wir Top-Manager<br />
um einen Blick in die Glaskugel gebeten.<br />
Eines vorweg: vieles ist persönlicher geworden.<br />
Auch die Gespräche, die wir mit den Branchenkapitänen<br />
geführt haben. Andere haben<br />
sich neu aufgestellt. Unter anderem auch der<br />
ImmoFokus. Der vormalige Chefredakteur Michael<br />
Neubauer hat den Verlag übernommen,<br />
umfirmiert und ist zum Herausgeber avanciert.<br />
Seinen Platz habe ich eingenommen und damit<br />
ist diese Ausgabe auch für mich geschichtsträchtig:<br />
Sie ist meine erste als Chefredakteurin.<br />
Da mich die Themen der Immobranche, sowohl<br />
als Journalistin als auch als Kommunikations-<br />
Beraterin bereits mein halbes Leben lang<br />
begleiten freue ich mich besonders, ab sofort<br />
meine Feder im 17. Stock des Millennium Towers<br />
zu schwingen. Es sei denn, COVID-19 zwingt<br />
uns wieder ins Home-Office. Ob eine zweite<br />
Welle anrollt? Wir werden es erleben. Langfristig<br />
gesehen werden wir wohl mit dem Virus<br />
leben lernen müssen.<br />
Herzlichst<br />
Lisa Grüner<br />
Chefredakteurin<br />
10 ImmoFokus
NEUEHRMAX.com<br />
Grünpflege, Winterdienst,<br />
Rauchfangkehrer oder<br />
Wartung der Aufzugsanlage:<br />
Wer kümmert sich darum?<br />
Wir machen das: Österreichs führende private Hausverwaltung.<br />
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<strong>Sommer</strong> 2020<br />
11
Unternehmen & Projekte<br />
14<br />
COCKTAILS MIT AUSSICHT<br />
Kellerbars sind out, Rooftop Bars sind in.<br />
Um die gesalzenen Preise zu rechtfertigen<br />
klotzen die Locations mit ausgefallenem<br />
Design, interessanten Food-Konzepten und<br />
traumhaftem Blick auf Sehenswürdigkeiten.<br />
48<br />
TOP DEAL<br />
Hier brodelt die Gerüchteküche: Ist die<br />
Bestellung von Ronny Pecik zum CEO der<br />
Immofinanz als Karriereschritt zu deuten oder<br />
muss er die Suppe auslöffeln, die er seinen<br />
Co-Investoren mit einer Kapitalerhöhung<br />
einbrockt hat?<br />
51<br />
WOHNEN IM CONTAINER<br />
Die Serienfertigung der<br />
flexiblen Wohnmodule<br />
erfolgt im deutschen<br />
Produktionswerk, ausgestattet<br />
sind sie mit einem<br />
patentierten Hochleistungs-Dämmverfahren.<br />
Die 26 Quadratmeter großen<br />
Microhäuser sind in<br />
wenigen Tagen inklusive<br />
Fundament aufgebaut.<br />
12 ImmoFokus
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<strong>Sommer</strong> 2020<br />
13
Cocktails<br />
mit Aussicht<br />
DIE SCHÖNSTEN ROOFTOP-BARS EUROPAS<br />
Autor: Ferdinand Neubauer<br />
14 ImmoFokus
G<br />
renzen auf: Mit der wieder her gestellten Reisefreiheit sind<br />
Städtetrips wieder möglich und auch wenn man kein<br />
Epidemio loge ist, weiß man: Die Ansteckungsgefahr ist<br />
im Freien weitaus geringer als in geschlossenen Räumen.<br />
Doch das ist nicht der Grund, warum Rooftop-Bars sich seit einigen<br />
Jahren steigender Beliebtheit erfreuen. Atemberaubende Aus sichten<br />
und die oft prominente Gesellschaft locken Gäste in die Höhen, aber<br />
auch das kreative Interieur und nicht zuletzt die pure Lebensfreude.<br />
Wo es die besten Drinks im schönsten Ambiente gibt, haben wir in der<br />
folgenden Bilderreihe zusammengefasst.<br />
LE ROOFTOP – THE PENINSULA<br />
Die nach dem Motto „Modern Romance“ konzipierte<br />
Dachterrasse ist in einzelne Kojen unterteilt und<br />
bietet so Privatsphäre mit Panoramablick. Ideal,<br />
um dem schnellen Leben der Metropole zu<br />
entkommen. Nirgendwo sonst kann man den<br />
Sonnenuntergang mit Blick auf den Eiffelturm besser<br />
genießen. Als Highlight gibt es zweierlei vom Eis:<br />
einerseits in Würfelform in den Cocktails, anderseits<br />
als Eislaufbahn. Mutige Romantiker können hier<br />
ihre Pirouetten drehen, um die Begleitung zu<br />
beeindrucken. Gelingt das nicht, entschädigt der Blick<br />
auf das Wahrzeichen von Paris. Das Vergnügen hat<br />
allerdings seinen Preis – die Mindestkonsumation<br />
pro Person beträgt 30 Euro.<br />
Ort: Paris<br />
Designer/Architekt: Richard Martine<br />
Höhe: 70 Meter<br />
Kapazität: 100 Personen<br />
www.peninsula.com<br />
Foto: Peninsula<br />
<strong>Sommer</strong> 2020<br />
15
16 ImmoFokus
TERRAT – MANDARIN ORIENTAL<br />
Mitten in Barcelona, doch dem Geschmack nach<br />
in Peru: Im Terrat kocht einer der angesagtesten<br />
Küchenchefs der Welt. Gastón Acurio kombiniert<br />
peruanische Gerichte mit den Highlights aus der<br />
japanischen, spanischen und mediterranen Küche.<br />
Dazu gibt es eine große Auswahl an Drinks und<br />
Cocktails und schließlich den atemberaubenden<br />
360-Grad-Rundumblick, der seine Gäste nicht<br />
so schnell loslässt. Man merkt schnell, wie gut<br />
es tut, dem pulsierenden Leben der Metropole<br />
Kataloniens für kurze Zeit zu entfliehen und das<br />
fröhliche Treiben am Prachtboulevard Barcelonas<br />
und die Sehenswürdigkeiten von oben zu genießen.<br />
Ein weiteres Highlight ist der Pool. Er steht den<br />
Gästen für einen Sprung ins erfrischende Nass<br />
zur Verfügung – der perfekte Ort, um einen guten<br />
Cocktail in der Abendsonne zu genießen.<br />
Ort: Barcelona<br />
Designer/Architekt: Patricia Urquiola<br />
Höhe: 80 Meter<br />
Kapazität: 100 Personen<br />
www.mandarinoriental.com<br />
Fotos: Mandarin Oriental<br />
<strong>Sommer</strong> 2020<br />
17
SUSHISA<strong>MB</strong>A – HERON TOWER<br />
Was haben Japan, Peru und Brasilien gemeinsam?<br />
Auf den ersten Blick nichts. Dass ein Potpourri<br />
aus diesen Ländern aber gelingen kann, zeigt<br />
sich in der Sushisamba Rooftop-Bar in London.<br />
Elemente aus Bambus werden hier mit farbenfrohen<br />
Elementen kombiniert, bunt und aufregend wie ein<br />
Cocktail. Auch kulinarisch wagt man das Crossover<br />
zwischen Südamerika und Asien. So gibt es Sushi<br />
mit brasilianischem Einfluss, Tempura, Churrasco,<br />
Moqueca und peruanische Anticuchos sowie<br />
eigene Cocktail-Kreationen, die die drei Länder in<br />
sich vereinen sollen. Den absoluten Eyecatcher<br />
findet man auf der Outdoor-Terrasse mitten in<br />
der Hauptbar: Ein in bunten Farben leuchtender<br />
Baum konkurriert mit dem Ausblick auf die britische<br />
Metropole. Wer da wohl gewinnt? Bestimmt der, der<br />
heller leuchtet.<br />
Ort: London<br />
Designer/Architekt: Kohn Pedersen Fox<br />
Höhe: 230 Meter<br />
Kapazität: 200 Personen<br />
www.sushisamba.com<br />
18 ImmoFokus
Fotos: Horon Tower<br />
<strong>Sommer</strong> 2020<br />
19
20 ImmoFokus<br />
Fotos: Aria
HIGH NOTE – ARIA<br />
Ein Gefühl wie auf einem Kreuzfahrtschiff vermittelt<br />
die High Note Skybar in Budapest ‒ nur die Aussicht<br />
bleibt dieselbe. Über einen charmanten Innenhof<br />
gelangt man auf die Rooftop-Bar des Aria Hotel in<br />
unmittelbarer Nähe der St.-Stephans-Basilika. Das<br />
Markenzeichen der Bar sticht sofort ins Auge, die<br />
knallorangen Loungesessel laden zum gehobenen<br />
Chill-out ein. Auf separaten Terrassen werden<br />
in privater Atmosphäre Cocktails, benannt nach<br />
berühmten Personen der europäischen Geschichte,<br />
kredenzt. So finden sich neben „Romulus & Remus“<br />
auch „Leonardo Da Vinci“ und „Nostradamus“ auf<br />
der Karte. Im <strong>Sommer</strong> lässt es sich im sechsten<br />
Stock der Budapester Innenstadt unter einem Schirm<br />
wunderbar der Sonne entfliehen, im Winter wärmen<br />
sich die Gäste mit Punsch und Heizstrahlern auf.<br />
Ort: Budapest<br />
Designer/Architekt: Zsolt Szécsi<br />
Höhe: 60 Meter<br />
Kapazität: 100 Personen<br />
highnoteskybar.hu<br />
<strong>Sommer</strong> 2020<br />
21
AURORA – ANDAZ<br />
In diesem Fall ist mit Aurora nicht Dornröschen,<br />
sondern die neue Rooftop-Bar im Andaz am<br />
Belvedere gemeint. Seit einem Jahr werden im<br />
Aurora feine Cocktails mit klingenden Namen serviert:<br />
Von der Leopoldsdorfer Erdbeere bis zum Steirischen<br />
Apfel wird heimisches Obst mit Alkohol angereichert.<br />
Auch die Speisekarte bietet Besonderes: So wird<br />
beispielsweise ein Gulasch mit liebevoll gezogenem<br />
Boa-Rindfleisch aus dem nördlichen Waldviertel<br />
kredenzt. Das bewusst nordische Design spielt auf<br />
die Nordlichter an, auch die Getränke stehen ganz im<br />
Zeichen Skandinaviens. So findet sich neben typisch<br />
skandinavischen Gerichten auch ein Signature<br />
Cocktail „Berserker’s Punch“ auf der Getränkekarte.<br />
Vom 16. Stockwerk des Hotels im 10. Bezirk überblickt<br />
man ganz Wien. Da fragt nicht nur Rainhard Fendrich:<br />
„Haben Sie Wien schon bei Nacht gesehen?“<br />
Ort: Wien<br />
Designer/Architekt: Renzo Piano<br />
Höhe: 90 Meter<br />
Kapazität: 150 Personen<br />
www.hyattrestaurants.com<br />
Fotos: Andaz<br />
22 ImmoFokus
<strong>Sommer</strong> 2020<br />
23
20UP – EMPIRE RIVERSIDE<br />
Die spektakuläre Aussicht auf den Hamburger<br />
Hafen und die Elbe lässt sich am besten auf<br />
einem Barhocker direkt an den sieben Meter<br />
hohen Glasfenstern genießen. Diese wurden vom<br />
englischen Stararchitekten David Chipperfield<br />
elegant aneinandergereiht. Wer sich gerne bewegt,<br />
kann den kompletten 360-Grad-Rundumblick über<br />
die Hansestadt genießen. An der 20 Meter langen<br />
Bar können sich Partyhungrige aneinanderreihen.<br />
Apropos hungrig ‒ das empfiehlt sich, wenn man<br />
im 20UP zu Gast ist, denn Hamburgs bekannteste<br />
Sushi-Meisterin Chantira „TUK“ Bedick kreiert hier<br />
feinste Sushi-Spezialitäten. Für ausgelassene<br />
Stimmung sorgen wechselnde lokale Musiker und<br />
DJs, angesagte After-Work-Events und eine solide<br />
Auswahl an Drinks und Cocktails. Für Romantiker<br />
und die, die es noch werden wollen, lohnt es sich,<br />
einen Tisch zu Sonnenuntergang zu reservieren –<br />
maritimes Ambiente war nie bezaubernder.<br />
Ort: Hamburg<br />
Designer/Architekt: David Chipperfield<br />
Höhe: 90 Meter<br />
Kapazität: 200 Personen<br />
www.empire-riverside.de<br />
24 ImmoFokus
Fotos: Empire Riverside<br />
<strong>Sommer</strong> 2020<br />
25
26 ImmoFokus
ROSSIO GASTROBAR – ALTIS AVENIDA<br />
Eine unvergleichliche Sicht auf den Rossio-Platz mit<br />
seinem Wellenmuster, das Schloss und den Fluss<br />
bietet die Rossio Gastrobar. Sie befindet sich im<br />
siebten Stock des Altis Avenida Hotel, wo Küchenchef<br />
João Correia sein strenges Regiment führt. Dessen<br />
Kreativität zeigt sich nicht nur in den Menüs und<br />
in der Auswahl der Zutaten, sondern auch bei den<br />
handgefertigten Tonwaren und Tellern, auf denen<br />
die Speisen serviert werden. Sein Konzept fürs<br />
Kochen ist nachhaltig, regional und klimafreundlich.<br />
Das Designerduo hat den Raum sehr modern<br />
gehalten: Als Stilelemente stechen unterschiedliche<br />
Sessel und Hocker ins Auge, die sich vom schlichten<br />
weißen Stein der Terrasse abheben. Hier treffen sich<br />
Einheimische und Touristen, um die Eigenkreationen<br />
des Barchefs zu probieren – ein perfekter Mix.<br />
Ort: Lissabon<br />
Designer/Architekt: Cristina Santos e Silva und<br />
Ana Menezes Cardoso<br />
Höhe: 80 Meter<br />
Kapazität: 80 Personen<br />
www.rossiogastrobar.com<br />
Fotos: Altis Avenida<br />
<strong>Sommer</strong> 2020<br />
27
REM EILAND RESTAURANT<br />
Amsterdam war immer schon für das<br />
Zurschaustellen des Besonderen bekannt. Wen<br />
wundert es also, wenn man am Amsterdamer<br />
Hafen auf einen Bohrturm stößt. Der Reiseführer<br />
verrät, dass hier nicht nach Öl gebohrt wird, jedoch<br />
kommt man unter Umständen „im Öl“ wieder<br />
herunter. Das REM Eiland ist jedoch kein Bohrturm<br />
im eigentlichen Sinne, sondern vielmehr ein<br />
umgebauter ehemaliger Piratensender, der heute<br />
als Bar und Restaurant geführt wird. Ein schmaler<br />
Steg führt auf die rot-weiße Stahlkonstruktion<br />
und mit dem Lift erreicht man die verschiedenen<br />
Decks. Eisgekühlte Cocktails werden an der Bar,<br />
am ehemaligen Hubschrauberlandeplatz am Dach<br />
der Stahlkonstruktion, serviert. Die Einrichtung des<br />
Restaurants ist schlicht, ohne dabei spartanisch<br />
zu wirken. Dort kredenzt der Küchenchef feine<br />
französische Küche. Raffinierte Gerichte, vom<br />
Oktopus bis zum Tomahawk-Steak, finden sich<br />
auf der Speisekarte. So gut hat man auf einer<br />
Ölplattform noch nie gegessen.<br />
Ort: Amsterdam<br />
Designer/Architekt: Design office Concrete<br />
Höhe: 25 Meter<br />
Kapazität: 100 Personen<br />
www.remeiland.com<br />
28 ImmoFokus
Fotos: Rem Island<br />
<strong>Sommer</strong> 2020<br />
29
Unternehmen & Projekte<br />
WINEGG in Simmering<br />
Baustart<br />
Mit dem Wohnprojekt von WINEGG in<br />
der Hugogasse 8 im 11. Wiener Gemeindebezirk<br />
entstehen 49 Eigentumswohnungen.<br />
Die Zwei- bis Vierzimmerwohnungen<br />
sind auch optimal für<br />
Vorsorgezwecke geeignet. Die Eigentumswohnungen<br />
in der Größe von 36 bis<br />
93 Quadratmetern bestechen nicht nur<br />
durch eine erstklassige Ausstattung,<br />
sondern auch durch eine großartige Infrastruktur:<br />
Die U-Bahn befindet sich in<br />
unmittelbarer Nähe und ermöglicht es,<br />
in weniger als 20 Minuten in die Wiener<br />
Innenstadt zu gelangen. Schon zu Baubeginn<br />
ist ein Drittel der Wohnungen<br />
verkauft. Bereits seit über 20 Jahren ist<br />
WINEGG als Investor, Projektentwickler,<br />
Bauträger und Makler tätig. Anfangs war<br />
das Kerngeschäft das Zinshaus, in den<br />
letzten Jahren wurde auch das Bauträgergeschäft<br />
im Bereich Neubau forciert.<br />
Wohnen im Schlossquartier<br />
Wohnbauprojekt<br />
In Eisenstadt entsteht derzeit mit dem<br />
Stadtentwicklungsprojekt „Wohnen im<br />
Stadtquartier“ das derzeit größte Wohnbauprojekt.<br />
60 freifinanzierte Eigentumswohnungen<br />
in der Größe von ca. 44<br />
bis 130 Quadratmetern entstehen in den<br />
vier Häusern, die jeweils aus vier Stockwerken<br />
bestehen. Entwickelt hat das<br />
Wohnbauprojekt direkt gegenüber des<br />
Schlosses Esterházy Esterházy Immobilien.<br />
Den exklusiven Vertrieb für das Projekt<br />
hat Immobilien Funk übernommen.<br />
Und der Vorvertrieb hat bereits begonnen:<br />
Rund 400 Vormerkkunden erhalten<br />
bereits jetzt laufend Informationen und<br />
können bereits zwei Wochen vor Verkaufsstart<br />
ihre Wohnung erwerben.<br />
Project Immobilien feiert Dachgleiche<br />
Amalia 54 in Hietzing<br />
Knapp elf Monate nach dem Spatenstich<br />
wurde die Gleichenfeier zur Fertigstellung<br />
des Rohbaus zelebriert. In der Amalienstraße<br />
54 entehen 31 Eigentumswohnungen<br />
zwischen 49 und 100 Quadratmetern.<br />
Jede Wohnung verfügt über Freiflächen<br />
wie Garten, Balkon oder Terrasse. Die Fertigstellung<br />
soll im ersten Quartal 2021 erfolgen.<br />
Bereits jetzt ist die Vermarktung in<br />
vollem Gange. Hietzing zählt zu einem der<br />
gefragtesten Wiener Bezirke im urbanen<br />
Raum und legt am Wohnmarkt - dank hervorragender<br />
Infrastruktur und attraktivem<br />
Kleinstadtcharme - auch weiterhin an Attraktivität<br />
zu. Die 1995 gegründete Project<br />
Immobilien Gruppe mit Hauptsitz in Nürnberg<br />
ist spezialisiert auf die Entwicklung,<br />
Errichtung und Vermarktung von Wohnund<br />
Gewerbeimmobilien und verfügt über<br />
ein Gesamtverkaufsvolumen von über 2,8<br />
Milliarden Euro. Seit dem Marktstart 2016<br />
in Wien wurden bereits neun Grundstücke<br />
angekauft. Auf diesen werden derzeit rund<br />
380 Wohnungen realisiert.<br />
Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig<br />
Christian Gusenbauer<br />
verantwortet die Rechtsberatung<br />
der neu eröffneten Kanzlei<br />
EY Law in Linz.<br />
Die langjährigen Mitarbeiter und Prokuristen Florian Hörmann und<br />
Markus Woratschek leiten ab sofort zusammen mit dem<br />
geschäftsführenden Gesellschafter Wolfgang Macho die<br />
Geschicke der IMV.<br />
News Ticker<br />
Wohnen am Stadion: Die WSE Wiener Standortentwicklung plant direkt neben dem Stadion das neue gemischte Stadtquartier<br />
Viola Park. Der Start der Bauarbeiten ist für 2022 geplant. SMARTments in Graz: In Graz eröffnete ein neues SMARTments<br />
student mit 187 möblierten und komplett eingerichteten Apartments, jeweils von etwa 17 bis zu 33 Quadratmetern.<br />
Fotos: Joseph Gasteiger, Architekten Maurer & Partner, PROJECT Immobilien, IMV, EY Law Österreich<br />
30 ImmoFokus
Kurz & Bündig > Wohnen<br />
6B47 entwickelt in St. Pölten<br />
Vorzeigestadtquartier<br />
Durch den Erwerb des ehemaligen Metro-Areals in<br />
der Dr.-Wilhelm-Steingötter-Straße konnte 6B47 bereits<br />
Ende 2018 die Weichen für ein modernes Stadtquartier<br />
stellen. Das Areal mit einer Fläche von 21.000<br />
Quadratmetern soll in drei Baufelder und Bauabschnitte<br />
unterteilt werden. Erklärtes Ziel ist es, leistbare und<br />
freifinanzierte Mietwohnungen zu schaffen. Dabei entstehen<br />
Wohneinheiten mit bis zu vier Zimmern, die<br />
durch großzügige Freiflächen und Spielplätze ergänzt<br />
werden. Durch diese Bandbreite an unterschiedlichen<br />
Wohnungstypen soll für jeden Lebensstil der passende<br />
Grundriss gefunden werden. Vor allem besticht das<br />
Projekt durch seine attraktive Lage und kurze Wege im<br />
Umfeld. Auch die Anbindung an Wien ist optimal.<br />
Dank öffentlichem Anbindung erreicht man vom St.<br />
Pöltener Hauptbahnhof den Wiener Hauptbahnhof in<br />
25 Minuten, den Flughafen Wien Schwechat in 50 Fahrminuten.<br />
Eine gute Anbindung an den Individualverkehr<br />
garantiert u.a. die Lage an der Schnellstraße S33.<br />
wertinvest feiert Spatenstich<br />
Wohntraum im Westen Wiens<br />
Mitte Februar erfolgt durch die wieninvest<br />
Group in Tullnerbach der Startschuss<br />
zur Errichtung von 32 neuen Wohnungen.<br />
Realisiert werden die Einheiten mit einer<br />
Wohnfläche von 58 bis 81 Quadratmeter<br />
ngemeinsam mit dem Partner K3. Alle<br />
Wohnungen verfügen über einen eigenen<br />
Freibereich wie Garten, Balkon oder Dachterrasse<br />
sowie über ein separates Kellerabteil.<br />
„Das Projekt in Tullnerbach punktet<br />
vor allem durch seine exzellente Lage. Zum<br />
einen genießt man die Ruhe und Erholung<br />
im Grünen, zum anderen ist man durch die<br />
hervorragende Anbindung sowohl öffentlich<br />
als auch mit dem Auto rasch in Wien“,<br />
freut sich Gründer und CEO der wertinvest<br />
Group, Alexander Widhofner. Die Fertigstellung<br />
soll im <strong>Sommer</strong> 2021 erfolgen.<br />
wieninvest baut im 13. Bezirk<br />
Fertigstellung<br />
Die wieninvest Group hat in der Preyergasse<br />
1-7 im 13. Wiener Gemeindebezirk<br />
insgesamt 79 Wohnungen fertiggestellt.<br />
Die Wohnungen verteilen sich auf vier<br />
Stockwerken. Zusätzlich gibt es eine hauseigene<br />
Tiefgarage mit 32 Stellplätzen. Im<br />
Erdgeschoss befindet sich ein Geschäftslokal.<br />
Die Wohnungen verfügen über zwei<br />
bis vier Zimmer und Wohnflächen von 41<br />
bis 104 Quadratmetern. Alle Einheiten haben<br />
Freiflächen wie eine Loggia, einen Balkon,<br />
eine Terrasse oder einen eigenen Garten.<br />
Zusätzlich stehen ein Fahrradabstellsowie<br />
ein Kinderwagenraum zur<br />
Verfügung. Das Projekt überzeugt vor allem<br />
durch seine ideale Lage, die urbanes<br />
Wohnen in einem der schönsten Wiener<br />
Bezirke mit der Nähe zur Natur optimal<br />
miteinander vereint. So befinden sich Naherholungsgebiete<br />
und zahlreiche Freizeitmöglichkeiten<br />
wie der Schlosspark Schönbrunn<br />
und der Lainzer Tiergarten in<br />
unmittelbarer Nähe. Shops des täglichen<br />
Bedarfs wie Lebensmittelgeschäfte, Trafiken,<br />
Fitnessstudios und Post- und Bankfilialen<br />
sind fußläufig erreichbar.<br />
<strong>Sommer</strong> 2020<br />
31
Unternehmen & Projekte<br />
Berliner Büromarkt<br />
Post Corona<br />
Dritter PEMA-Turm in Innsbruck<br />
Baugenehmigung erteilt<br />
Im Zentrum Innsbrucks entsteht mit<br />
Ende Jänner bereits der dritte Turm der<br />
PEMA Holding. Der Gebäudekomplex<br />
wird eine Höhe von 47 Metern haben. Zwei<br />
Drittel der Gesamtfläche von ca. 9.400<br />
Quadratmetern wird die Hotelkette Motel<br />
One beziehen und damit ihren ersten<br />
Standtort in Tirol mit ca. 240 Zimmern<br />
eröffnen. Neben einem Retail-Bereich und<br />
einer Tiefgarage entstehen zudem großzügige<br />
Büroflächen. 2017 kürte eine internationale<br />
Fachjury aus 17 Einreichungen<br />
den Entwurf der Innsbrucker Architekten<br />
Heinlein & Zierl einstimmig zum Sieger.<br />
Das Augenmerk ihres Entwurfs lag auf der<br />
Attraktivierung und Belebung der umliegenden<br />
Flächen und des innerstädtischen<br />
Raums. Für einen größtmöglichen öffentlichen<br />
Mehrwert sollen insbesondere der<br />
transparente Erdgeschoßbereich, eine<br />
Terrasse im 4. Obergeschoß sowie eine frei<br />
zugängliche Skybar im obersten Stockwerk<br />
des P3s sorgen. Die Fertigstellung ist<br />
für <strong>Sommer</strong> 2022 geplant.<br />
Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig<br />
Mit Ende des Jahres 2019 hat<br />
Rosemarie König die lokale<br />
Betreuung des EY-Coworking-<br />
Space in Graz übernommen.<br />
eyemaxx-Geschäftsführer<br />
Stephan Pasquali ist von der<br />
Projektentwicklung des Areals in<br />
Wien Simmering überzeugt.<br />
Ein erfolgreiches Firmenjahr 2019<br />
kann Eugen Otto verzeichnen.<br />
Mehr als 50.000 Quadratmeter<br />
Büroflächen wurden vermietet.<br />
Auch wenige Monate nach Ausbruch<br />
der Corona-Pandemie zeigt sich der Berliner<br />
Bürovermietungsmarkt robust. Die<br />
seit jeher umsatzstarke und krisenresistente<br />
Branche Öffentliche Verwaltung<br />
wird den Büromarkt in Berlin weiterhin<br />
dominieren. Eine deutliche Veränderung<br />
wird es jedoch auf den Büromärkten<br />
in Zukunft geben und diese vermutlich<br />
nicht nur in Berlin: Das flexible<br />
Arbeiten im Office bzw. Homeoffice wird<br />
für die Öffentliche Verwaltung schwer<br />
umsetzbar sein. Die Corona-Krise bringt<br />
somit durchaus eine gewisse Entlastung.<br />
Die Leerstandsquote könnte sich bis 2021<br />
oder 2022 auf einen Wert in Richtung<br />
Normalisierung bei drei bis vier Prozent<br />
einpendeln, so Marcus Lehmann, Head<br />
of Office Letting bei Colliers International<br />
in Berlin. Zuvor stand die Leerstandsquote<br />
bei einem Prozent.<br />
Nachhaltiger Bürocampus<br />
silo plus<br />
Zu 90 Prozent energieautark ist das<br />
von Erste Group Immorent und Strabag<br />
Real Estate als Joint Venture errichtete<br />
Gebäude im 23. Wiener Gemeindebezirk.<br />
Heizung und Kühlung erfolgen<br />
durch Geothermie sowie Photovoltaik.<br />
Ein Grund mehr, dass der innovative<br />
Office-Campus mit einer Büronutzfläche<br />
von 11. 000 Quadratmetern nun das<br />
ÖGNI-Zertifikat in Gold erhielt. Das Bürogebäude<br />
silo next ist bereits in Planung:<br />
In der Lemböckgasse 57 soll ein<br />
Bürogebäude mit einer Fläche von fast<br />
9.800 Quadratmetern entstehen. Die<br />
gesamte Bürofläche in den silo offices<br />
mit silo one, plus und next wird dann<br />
rund 32.500 Quadratmeter betragen.<br />
News Ticker<br />
Bürogebäude am Stuttgarter Flughafen: Mercurius Real Estate realisiert im Filder-Airport-Areal ein Bürogebäude mit rund<br />
10.000 Quadratmetern Mietfläche. Finanzierung steht: Die BayernLB finanziert gemeinsam mit sechs Sparkassen den Blue<br />
Tower in München. Das Landmark-Gebäude prägt mit rund 24.000 Quadratmetern den östlichen Stadteingang von München.<br />
Fotos: CA Immo, PEMA Holding, CPI Marketing GmbH, EY Österreich, Alexander Chitsazan, eyemaxx Real Estate Group<br />
32 ImmoFokus
Kurz & Bündig > Office<br />
Mississippi House in Prag<br />
Vorvermietung<br />
CA Immo hat mit dem internationalen Beratungsunternehmen<br />
Adastra einen Mietvertrag<br />
über 7.000 Quadratmeter für das im<br />
Bau befindliche Bürogebäude Mississippi<br />
House abgeschlossen. Damit konnten beinahe<br />
50 Prozent des Büroobjekts mehr als ein<br />
Jahr vor Fertigstellung vorvermietet werden.<br />
Der Baubeginn der beiden Büroobjekte mit<br />
einer Gesamtmietfläche von 20.750 Quadratmetern,<br />
Mississippi House und Missouri<br />
Park, im River City Prague Komplex erfolgte<br />
im September 2019. Die Fertigstellung beider<br />
Gebäude soll im <strong>Sommer</strong> 2021 sein. CA Immo<br />
investiert insgesamt rund 66 Millionen<br />
Euro in das Projekt.<br />
CPI-Officeprojekt<br />
Eighty Two<br />
Der Baustart für rund 11.335 Quadratmeter<br />
Bürofläche in der Perfektastraße ist<br />
bereits erfolgt. Auf sechs Etagen entsehen<br />
aber neben Büroflächen auch ca. 12.400<br />
Quadratmeter Nutzfläche und rund 814<br />
Quadrameter Gastro- und Retail-Flächen.<br />
So will CPI das Business-Cluster Liesing-<br />
Mitte mit einem zukunftsweisenden Projekt<br />
den Bürostandort direkt an der U6<br />
aufwerten, um so eine hohe Aufenthaltsund<br />
Mobilitätsqualität für Mitarbeiter zu<br />
garantieren. Die Fertigstellung ist für das<br />
vierte Quartal 2021 geplant.<br />
FÜR IHREN ERFOLG<br />
• Immobilienrecht<br />
• Baurecht<br />
• Gesellschaftsrecht / Vereinsrecht<br />
• Unternehmens- und Vermögensnachfolge /<br />
Erbrecht<br />
• Vertriebsrecht<br />
BRODNER Rechtsanwalt GmbH<br />
Dr. Peter Brodner, Rechtsanwalt<br />
Mag. Kerstin Kunst, Rechtsanwältin<br />
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<strong>Sommer</strong> 2020<br />
33
Unternehmen & Projekte<br />
Ikea am Westbahnhof<br />
Vorreiter Wien<br />
Bereits 2021 eröffnet in Wien das innovativste<br />
Einrichtungshaus der Ikea-Welt.<br />
Gestaltet wird das Gebäude am Westbahnhof<br />
vom Architekturbüro querkraft.<br />
So basiert das Gebäude architektonisch<br />
auf einem Rahmen. Ein positiver<br />
Beitrag zum Mikroklima soll durch insgesamt<br />
160 Bäume an allen Fassadenseiten<br />
entstehen. Dabei wird die Dachterrasse<br />
öffentlich zugänglich sein. Zudem<br />
wird das siebenstöckige Gebäude auf<br />
insgesamt fünf Ebenen ein vollwertiges<br />
Ikea-Einrichtungshaus beherbergen. An<br />
der Mariahilfer Straße ziehen vier Geschäfte,<br />
die es früher schon an diesem<br />
Standort gab, mit ein. Auch ein Hotel der<br />
Accor-Marke jo&Joe eröffnet hier seinen<br />
ersten Standort in Österreich. Um so wenig<br />
Lärm wie möglich zu erzeugen, erfolgt<br />
die Warenlieferung im Gebäudeinneren<br />
via Drehscheibe.<br />
Signa plant in St. Pölten<br />
Stadtquartier<br />
Das Möbelhaus Leiner in St. Pölten soll<br />
adaptiert werden. Im Zuge der Projektentwicklung<br />
ist zudem die Errichtung<br />
von rund 150 Wohnungen und einem<br />
Hotel mit etwa 150 Zimmern geplant.<br />
Während die denkmalgeschützten Bauteile<br />
entlang des Rathausplatzes erhalten<br />
bleiben, ist geplant, die dahinterliegenden<br />
Objekte abzubrechen. Die Verkaufsfläche<br />
mit rund 10.000 Quadratmetern<br />
wird remodernisiert. Derzeit erfolgt die<br />
Ausarbeitung unterschiedlicher Varianten<br />
der Projektentwicklung. Nach der<br />
Adaptierung des Flächenwidmungs- und<br />
Bebauungsplans sowie den behördlichen<br />
Genehmigungen könnte im Jahr<br />
2021 mit dem Bau begonnen werden.<br />
SES Spar European Shopping Centers eröffnet 150-Millionen-Euro-Projekt<br />
Shopping-Center Aleja<br />
Neue Maßstäbe soll Sloweniens modernstes<br />
Shopping-Center Aleja setzen. Der Entwickler,<br />
Investor und Betreiber SES errichtete<br />
das Center in einer Bauzeit von<br />
September 2017 bis März 2020 im dichtbesiedelten<br />
Nordwesten Ljubljanas und investierte<br />
dabei 150 Millionen Euro in das<br />
neue Stadtteil-Center im Herzen von Šiška.<br />
Über 80 internationale, slowenische und<br />
lokale Shops, Gastronomie und Dienstleistungsbetriebe<br />
beleben die 32.000 Quadratmeter<br />
des Shopping-Centers. Das<br />
Shopping-Center ist zu 100 Prozent verpachtet,<br />
unter anderem an den modernsten<br />
Interspar-Hypermarkt Sloweniens,<br />
sowie der Drogerie Müller, die Modeketten<br />
XYZ, H&M, Hervis, Reserved, Tommy Hilfiger,<br />
an das Baby Center, an McDonald‘s, Big<br />
Bang, Mass und viele weitere. ALEJA ist das<br />
fünfte Shopping-Center, das SES in Slowenien<br />
managt. SES gilt als Marktführer im<br />
Land und ist seit 1997 erfolgreich mit Shopping-Centern<br />
in Ljubljana, Maribor und<br />
Celje vertreten.<br />
Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig<br />
Gerhard Wohlmacher hat mit<br />
März die Leitung des Traditionskaufhauses<br />
Gerngross<br />
übernommen.<br />
Seit Februar ist Johanna<br />
Kaschubek, LLB als Retail<br />
Consultant bei Colliers<br />
International tätig.<br />
Der erfahrene Manager Patrick<br />
Zehetmayr leitet ab sofort den<br />
Bereich Commercial Real Etate bei<br />
der Erste Group.<br />
News Ticker<br />
dean&david in Linz: Das Retail-Team von Colliers International war bei der Anmietung des ersten Standortes in Linz beratend<br />
und vermittelnd tätig. Erfolgreich platziert: Pallas Capital hat erfolgreich ein Mezzanin-Darlehen in Höhe von über neun<br />
Millionen Euro für den Ankauf und die Entwicklung eines Einkaufszentrums in Jena platziert.<br />
Fotos: URW, Otto Immobilien/Stefan Braune , ARE/SIGNA/k18, SES, Erste Group, Colliers, Jost Gantar<br />
34 ImmoFokus
Kurz & Bündig > Retail<br />
Otto Immobilien vermietet exklusiv<br />
Vienna Twentytwo<br />
Otto Immobilien hat für städtebauliche Großprojekt<br />
Vienna Twentytwo im 22. Wiener Gemeindebezirk den<br />
Exklusivauftrag für die Vermietung der Retail- beziehungsweise<br />
Gastroflächen erhalten. In vier verschiedenen<br />
Größen stehen die Flächen von insgesamt 1.500<br />
Quadratmetern inklusive großzügiger Außenbereiche<br />
wie Schanigärten zur Verfügung. Die Fertigstellung soll<br />
in der Bauphase 1 bis zum Jahr 2022 erfolgen. Entwickelt<br />
wird der neu entstehende Stadtteil in unmittelbarer<br />
Nähe zum Donauzentrum, Donauplex und der Erste<br />
Bank Arena in einem Joint Venture von ARE Austrian<br />
Real Estate und Signa. Bis zur finalen Fertigstellung<br />
2024 entsteht auf dem rund 15.000 Quadratmeter großen<br />
Areal ein neuer und autofrei konzipierter Stadtteil<br />
mit einem breiten Nutzungsmix aus Wohnen, Büro,<br />
Hotel, Gastronomie sowie bedarfsorientierter Nahversorgung:<br />
rund 18.000 Quadratmeter Büroflächen, ca.<br />
600 Wohnungen und 1.500 Quadratmeter Retail- beziehungsweise<br />
Gastrofläche.<br />
Österreichs Händler unter Top 250<br />
Global Powers of Retailing-Report<br />
Der aktuelle Deloitte Global Powers of<br />
Retailing-Report verzeichnet die 250 umsatzstärksten<br />
Einzelhändler weltweit.<br />
Aus österreichischer Sicht erfreulich:<br />
Mit Spar (Platz 81), Signa (124) und XXX-<br />
Lutz (203) konnten sich gleich drei Austro-Händler<br />
im Topranking platzieren.<br />
Spannend ist jedoch vor allem der Kampf<br />
an der Spitze: Walmart bleibt zwar mit<br />
einem Umsatz von 514 Milliarden Dollar<br />
unangefochten vor Costco (142 Milliarden)<br />
auf Rang eins, doch bereits auf Rang<br />
drei folgt mit Amazon (140 Milliarden)<br />
der weltgrößte Onlin-Händler. „Wir<br />
empfehlen eine Innovationsoffensive für<br />
den österreichischen Handel, damit er<br />
die Chancen, die der digitale Handel bietet,<br />
besser in der Breite nutzen kann“, appelliert<br />
Rainer Will an die österreichische<br />
und europäische Politik.<br />
Union Investment verkauft<br />
Fachmarktzentren<br />
Auf Vermittlung des Einzelhandelsspezialisten<br />
Comfort hat Union Investment<br />
zwei Fachmarktzentren in Fürstenfeld in<br />
der Steiermark und Feldkirchen in Kärnten<br />
verkauft. Zwei Privatinvestoren erwarben<br />
in Summe rund 9.800 Quadratmeter Mietfläche<br />
aus dem Bestand des immofonds 1.<br />
Der Verkaufserlös lag in beiden Fällen<br />
deutlich über dem zuletzt ermittelten<br />
Sachverständigenwert. Rund 5.200 Quadratmeter<br />
Mietfläche entfallen auf das<br />
Fachmarktzentrum in der Grazerstraße 12<br />
in Fürstenfeld. Zu den Ankermietern zählen<br />
More Fit und das Dänische Bettenlager.<br />
Es wurde im Jahr 2002 errichtet und befand<br />
sich seit dem Ankauf im Jahr 2005 im Bestand<br />
des immofonds 1. Die restlichen<br />
4.600 Quadratmeter Mietfläche sind im<br />
Fachmarktzentrum in der Villacher Straße<br />
24 in Feldkirchen. Zu den Mietern zählen<br />
Fussl, C&A und dm. 2005 wurde das Fachmarktzentrum<br />
in Kärnten eröffnet und im<br />
Folgejahr für das Portfolio des immofonds<br />
1 erworben. Die rechtliche Beratung bei<br />
beiden Transaktionen erfolgte durch Brand<br />
Rechtsanwälte.<br />
<strong>Sommer</strong> 2020<br />
35
Unternehmen & Projekte<br />
MRP hotels übernimmt<br />
Kräftezuwachs<br />
Signa kauft Hotel<br />
Bauer Palazzo<br />
Das berühmte Hotel Bauer Palazzo hat<br />
mit der Signa Prime einen neuen Eigentümer.<br />
Bereits zum Jahreswechsel wurden<br />
mit dem US-Investor Elliott die entsprechenden<br />
Verträge unterzeichnet.<br />
Ende Mai erfolgte das Closing. Über den<br />
Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.<br />
Signa übernimmt mit der Immobilie<br />
auch den Hotelbetrieb mit 210 Zimmern.<br />
Seit Jahresanfang tritt die Hospitality<br />
Competence Berlin (HCB) in Deutschland<br />
unter dem Markennamen MRP hotels auf.<br />
Mit der Übernahme der HCB durch das<br />
österreichische Hotelberatungsunternehmen<br />
wurde bereits im Herbst 2019 der<br />
Grundstein für die Qualitäts- und Innovationsführerschaft<br />
im DACH-Raum sowie Benelux<br />
gelegt. 25 Mitarbeiter kümmern sich<br />
in interdisziplinären Teams um die Planung<br />
und Entwicklung, die Konzeptgestaltung,<br />
das Projekt- und Asset-Management,<br />
die Betreibersuche und Transaktionsbegleitung<br />
sowie das Sanierung- und Interimsmanagement<br />
von Hotels. Damit wird<br />
der gesamte Zyklus der Hotelimmobilie<br />
abgedeckt – und das auf einer europäischen<br />
Ebene. „Mit dem Zusammenschluss<br />
unter dem Dach der MRP hotels bündeln<br />
wir unsere Stärken und können so perfekt<br />
auf die aktuellen und zukünfitgen Herausforderungen<br />
der Hotellerie im Speziellen<br />
und des Tourismus im Allgemeinen reagieren“,<br />
freut sich Olaf Steinhage, Geschäftsführer<br />
der MRP hotels in Deutschland.<br />
MRP hotels verfügt über ein breites europäisches<br />
Netzwerk mit Bürostandorten in Wien,<br />
Berlin, Amsterdam und Istanbul.<br />
Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig<br />
Dario Travas freut sich über das<br />
siegreiche Wettbewerbskonzept<br />
von ATP für ein 4-Sterne-Hotel in<br />
Zagreb.<br />
Der Travel Industry Club Austria<br />
hat die Geschäftsführerin der<br />
SoReal Jasmin Soravia in den<br />
Vorstand gewählt.<br />
Area Senior Vice President<br />
Yilmaz Yildirmlar ist ab sofort<br />
bei Radisson auch für Osteuropa,<br />
Russland und die Türkei zuständig.<br />
News Ticker<br />
Erweiterung: Ruby Lissi erweitert im ersten Wiener Gemeindebezirk um zusätzliche 64 Zimmer. Durch den Umbau entsteht<br />
auch eine Community Lounge samt Bar und eine Dachterrasse. Die Eröffnung ist für Ende 2021 geplant. Auf Expansionskurs:<br />
Die Radisson Hotel Group eröffnet in Polen zwei neue Hotels. 219 Zimmer entstehen in Sopot, 104 in Szklarska Poreba.<br />
Fotos: ATP, HENRI Hotels, Mischa Nawrata/MRP hotels, A&O Hostels, Soravia, Radisson Hotel Group<br />
36 ImmoFokus
Kurz & Bündig > Hotel<br />
Coore begleitet Markteintritt<br />
Henri Hotel<br />
Das individuelle Hotelkonzept der DSR<br />
Hotel Holding wird mit dem „Henri Wien“<br />
nach Hamburg, Berlin und Düsseldorf im<br />
April in Wien-Neubau eröffnen. Nach einer<br />
aufwendigen Revitalisierung des ehemaligen<br />
Hotel Savoy wird die Boutiquehotelmarke<br />
nun in der Lindengasse<br />
einziehen. Auf die Wiener Moderne Bezug<br />
nimmt das Interior Design, wobei gleichzeitig<br />
eine Atmosphäre geschaffen werden<br />
soll, die den Austausch zwischen Gästen<br />
und Locals fördert. „Wir freuen uns<br />
sehr, mit dem Henri ein nachhaltiges Konzept,<br />
das sich von anonymen, kühlen Hotels<br />
klar abgrenzt, in das Grätzl rund um<br />
den Spittelberg und das Museumsquartier<br />
zu bringen“, meint Stefan Csejtei, Hotelspezialist<br />
und Partner bei Coore.<br />
Christie & Co vermittelt<br />
LetoMotel Wien<br />
BNP Paribas Real Estate Investment Management<br />
(REIM) Germany sichert sich für<br />
den französischen Immobilien-Publikumsfonds<br />
BNP Paribas Diversipierre ein Hotelobjekt<br />
im Rahmen eines Forward-Deals<br />
vom Projektentwickler Lunzer Steinbauer.<br />
Es handelt sich um ein zentrumsnahes Hotelentwicklungsprojekt<br />
für LetoMotel aus<br />
Starnberg bei München. Die Fertigstellung<br />
ist für das vierte Quartal 2020 geplant.<br />
Über den Kaufpreis haben die Vertragsparteien<br />
Stillschweigen vereinbart. „Das Hotelsegment<br />
bietet unverändert interessante<br />
Investmentchancen. Insbesondere Businesshotels<br />
und Häuser der mittleren Kategorie<br />
profitieren seit Jahren vom stark<br />
wachsenden Städtetourismus“, erläutert<br />
Isabella Chacón Troidl, Chief Investment<br />
Officer von BNP Paribas REIM Germany.<br />
Das neue Haus im 6. Wiener Gemeindebezirk<br />
wird das erste Hotel der Marke Leto-<br />
Motel außerhalb Deutschlands sein. Der<br />
achtstöckige Neubau des Hotels wird auf<br />
einer Fläche von rund 7.000 Quadratmetern<br />
über 211 Zimmer und eine Tiefgarage<br />
mit 33 Stellplätzen verfügen. Vermittelt<br />
wurde das Projekt von Christie & Co.<br />
A&O Hostels kooperiert mit Framen<br />
Die Lobby wird zur Bühne<br />
Gemeinsam mit dem Berliner Media-<br />
Tech-Start-up Framen realisiert die Hostelgruppe<br />
ein Pilotprojekt: Die A&O-<br />
Hostels zeigen in allen vier Berliner<br />
Häusern auf Bildschirmen in der Lobby<br />
zielgruppenspezifische Inhalte. Auf<br />
dem sogenannten Framen-Online-<br />
Marktplatz können Werbekampagnen<br />
zu einer exakten Uhrzeit an einem spezifischen<br />
Ort gebucht und ihr Erfolg gemessen<br />
werden. Verläuft die Berliner<br />
Pilotphase erfolgreich, soll das Angebot<br />
noch im ersten Halbjahr 2020 in sämtli-<br />
chen A&O-Hostels bundesweit an den<br />
Start gehen. „A&O unterstreicht auch mit<br />
diesem Angebot seinen Ruf als Innovationstreiber<br />
der Branche; zielgerichtete Inhalte<br />
bedeuten zudem mehr Customer<br />
Value und nicht zuletzt: Kooperationen<br />
erweitern den Horizont – die Zusammenarbeit<br />
mit innovativen, dynamischen Unternehmen<br />
wie Framen inspiriert auch<br />
das eigene Team“, betont Chief Marketing<br />
Officer Phillip Winter den Dreifacheffekt<br />
der Kooperation. Werbeflächen können so<br />
zielgenauer vermarktet werden.<br />
<strong>Sommer</strong> 2020<br />
37
Unternehmen & Projekte<br />
Garbe Industrial Real Estate<br />
Expansionskurs<br />
Einer der führenden Spezialisten für<br />
Logistik- und Industrieimmobilien in<br />
Deutschland und Europa, Garbe Industrial<br />
Real Estate, baut seine Präsenz in<br />
Zentral- und Osteuropa weiter aus. Bislang<br />
fokussierte sich Grabe vor allem auf<br />
Logistikimmobilien in den vier westeuropäischen<br />
Märkten Deutschland, Niederlande,<br />
Frankreich und Österreich. So<br />
sollen nun vor allem Polen, Tschechien<br />
und die Slowakei im Fokus stehen. Das<br />
Unternehmen rechnet bis Mitte des Jahres<br />
mit ersten Projekten. Die Expansion<br />
in die CEE-Region verantwortet Martin<br />
Polák, ehemaliger Geschäftsführer von<br />
Prologis. Zuletzt war er Geschäftsführer<br />
und Regionalleiter für Mittel- und Osteuropa<br />
und steuerte alle Aktivitäten des<br />
Unternehmens in der Tschechischen Republik,<br />
Ungarn, Polen und der Slowakei.<br />
Modernstes Zentrum in Tirol<br />
Postlogistik<br />
Im vergangenen Jahr transportierte die<br />
Österreichische Post 127 Millionen Pakte,<br />
ein Plus von fast 18 Prozent gegenüber<br />
dem Vorjahr. Verantwortlich dafür ist sicherlich<br />
der boomende Online-Handel.<br />
Und ein Ende des Trends ist nicht absehbar.<br />
Nun entsteht in Tiroler Vomp Tirols<br />
modernstes Logistikzentrum der Post.<br />
Rund 30.000 Quadratmeter einer ca.<br />
100.000 Quadratmeter großen Grundstücksfläche<br />
werden bebaut. Auf dem<br />
Areal entstehen ein Brief- und Paketzentrum<br />
mit integrierter Zustellbasis sowie<br />
Büroflächen. Bis zu 25 Millionen Euro<br />
investiert die Post am Standort für Sortiermaschinen.<br />
Die Inbetriebnahme soll<br />
im Herbst 2021 erfolgen.<br />
Fachmarktzentrum in Linz-Wels<br />
Union Investment kauft Welas Park<br />
Ursprünglich 2006 errichtet und 2019<br />
neu eröffnet, erwarb nun Union Investment<br />
den Welas Park, ein Fachmarktzentrum<br />
in der Region Linz-Wels. Rund 33 Prozent<br />
der knapp 15.000 Quadratmeter<br />
Mietfläche entfallen auf die beiden Ankermieter<br />
Merkur und Lidl. So setzt der Welas<br />
Park einen klaren Schwerpunkt auf den<br />
Lebensmittelhandel, ergänzt durch weitere<br />
Nahversorgungsangebote auf insgesamt 24<br />
Ladeneinheiten. Verkäufer ist die Rutter<br />
Immobilien Gruppe, die das Fachmarktzentrum<br />
bei laufendem Betrieb innerhalb<br />
von rund 18 Monaten umfänglich rekonstruiert<br />
und modernisiert hat. Der Ankauf<br />
erfolgt für den Bestand des offenen Immobilien-Publikumsfonds<br />
immofonds 1, der<br />
ausschließlich in Österreich vertrieben<br />
wird. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen<br />
vereinbart. Zum Zeitpunkt des<br />
Ankaufs ist der Welas Park zu rund 95 Prozent<br />
vermietet. Die durchschnittliche Mietdauer<br />
der Ladeneinheiten liegt bei etwa<br />
zehn Jahren.<br />
Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig<br />
Stefan Wierzbinski verstärkt<br />
ab sofort das Team von Go<br />
Asset. Sein Schwerpunkt wird<br />
u.a. in den CEE-Ländern liegen.<br />
Alexander Eisfeld ist ab sofort<br />
als technischer Leiter Asset-Management<br />
an Bord der LIP<br />
Martin J. Brühl freut sich über<br />
den Erwerb des Logistrial-Portfolios<br />
durch Union Investment<br />
Real Estate.<br />
News Ticker<br />
Logistikmarkt Berlin: Nach Angaben von Colliers International startete der Berliner Industrie- und Logistikimmobilienmarkt<br />
stabil in das Jahr 2020. Mit 33 registriereten Deals wurde fast das Vorjahresniveau erreicht. Gemeinschafts-Photvoltaikanlage:<br />
Somit können etwa 50 Prozent des Gesamtbedarfs im Campus21 mit Sonnenstrom abgedeckt werden.<br />
Invest.<br />
Fotos: Rutter Immobilien Gruppe, Frauenthal Handel Gruppe, Union Investment Real Estate, LIP Invest, ,RLI Investors/ Panattoni, GO ASSET Development<br />
38 ImmoFokus
Kurz & Bündig > Logistik<br />
Otto Immobilien berichtet<br />
Marktbericht<br />
Laut dem Marktbericht für Logistik- und<br />
Industrieimmobilien von Otto Immobilien<br />
bringt der Wunsch nach raschen Lieferketten<br />
Dienstleister näher zum Kunden. Das<br />
erhöht die Nachfrage nach verkehrsgünstig<br />
gelegenen Logistikimmobilien. Somit<br />
steigen die Preise und bestehende handwerkliche<br />
Betriebe werden verdrängt. Die<br />
fünf Hotspots für Logisitik und Industrie<br />
sind dabei Wien/Wien Umgebung, St. Pölten/Krems,<br />
Graz, Linz/Wels/Enns und<br />
Salzburg. Die attraktivsten heimischen<br />
Standtorte sind weiterhin Wien und Linz.<br />
Zudem wurde für den Marktbericht gemeinsam<br />
mit dem Vienna Research Forum<br />
(VRF) der gesamte Bestand an Logistik-,<br />
Produktions- und Industrieflächen in Wien<br />
und Umgebung dokumentiert. Dieser<br />
beträgt demnach insgesamt ca. 5.303.846<br />
Quadratmeter an Logistik-, Produktionsund<br />
Industrieflächen, wobei 47 Prozent auf<br />
Logistik- und 53 Prozent auf Produktionsund<br />
Industrieflächen entfallen. Die Nettomieten<br />
bewegen sich laut Otto Immobilien<br />
qualitäts- und lagebedingt in einer Bandbreite<br />
zwischen 3,50 und 6,50 Euro pro<br />
Quadratmeter und Monat.<br />
Logistikregion Hannover<br />
Neubauprojekt<br />
RLI Investors hat im Rahmen eines Forward<br />
Fundings eine Logistikprojektentwicklung<br />
für das Portfolio des offenen Logistikimmobilien-Spezial<br />
AIF „RLI<br />
Logistics Fund – Germany II“ erworben.<br />
Der rund 16.300 Quadratmeter große Neubau<br />
wird in Garbsen errichtet. Das Objekt<br />
ist bereits vor der für das vierte Quartal<br />
2020 geplanten Fertigstellung vollständig<br />
und langfristig vermietet. Verkäufer und<br />
Projektentwickler ist Panattoni. Mieter ist<br />
HAASE Hausgerätelogistik. Aufgrund der<br />
positiven Geschäftsentwicklung will sich<br />
der Kontraktlogistiker vergrößern und das<br />
neue Objekt, das auf einem rund 30.700<br />
Quadratmeter großen Grundstück errichtet<br />
wird, als zentrales Lager für Hausgeräte<br />
betreiben.<br />
<strong>Sommer</strong> 2020<br />
39
Unternehmen & Projekte<br />
Madison erwirbt Anteile<br />
Signa Prime<br />
Die Immobilien-Investmentgesellschaft<br />
Madison International Realty hat für einen<br />
zweiten institutionellen Investor Anteile<br />
in Höhe von rund 2,2 Prozent an der<br />
Signa Prime Selection (Singa Prime) erworben.<br />
Das Immobilienportfolio beinhaltet<br />
eine Fläche von 2,4 Millionen Quadratmetern<br />
und umfasst erstklassige<br />
Büroobjekte, Luxuseinzelhandel sowie<br />
Hotel- und Wohnimmobilien. Über den<br />
Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.<br />
Rund 80 Prozent der Immobilien des<br />
Portfolios befinden sich in Deutschland,<br />
18 Prozent in Österreich und zwei Prozent<br />
sind in Italien angesiedelt. Es handelt sich<br />
mehrheitlich um stabile Core-Objekte, die<br />
aufgrund der hohen Vermietungsquote<br />
von rund 98 Prozent sichere Einnahmen<br />
generieren. Ikonen im Portfolio sind unter<br />
anderem das KaDeWe und der Upper West<br />
Tower in Berlin, die von Architekten Otto<br />
Wagner geplante Postsparkasse, das Park<br />
Hyatt und das Goldene Quartier in Wien<br />
und das Kaufhaus Tyrol in Innsbruck.<br />
6B47 feiert Dachgleiche<br />
Zinshaus-Projekt Open Up!<br />
Bis 2021 entstehen mit dem „Open Up! Das<br />
neue Wiener Zinshaus“ im 10. Wiener Gemeindebezirk<br />
auf einer Nutzfläche von rund<br />
3.900 Quadratmetern insgesamt 61 klimaaktive<br />
neue Mietwohnungen. Die Fertigstellung<br />
ist für das zweite Halbjahr 2020 geplant,<br />
die Vermarktung durch 6B47 startet<br />
mit der Dachgleiche Anfang März. Erworben<br />
wurde das Open Up! im Zuge eines Share<br />
Deals gemeinsam mit dem 6B47 Wohnbauprojekt<br />
„Jadenhof“ von Auris Immobilien<br />
Solutions. Beide Projekte sind künftig Teil<br />
des Immobilienspezialfonds „Nachhaltiger<br />
Immobilienfonds Österreich“. „Open Up!<br />
zeichnet sich vor allem durch seine nachhaltige<br />
Bauweise und effiziente Nutzung der<br />
vorhandenen Ressourcen aus, weshalb es<br />
perfekt in das Portfolio unseres Immobilienspezialfonds<br />
passt“, erklärt Christian Schön,<br />
geschäftsführender Gesellschafter von Auris<br />
Immo Solutions. Auch in Sachen Lage<br />
kann das Projekt punkten: Der Hauptbahnhof<br />
und der Helmut-Zilk-Park befinden<br />
sich in unmittelbarer Nähe.<br />
Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig<br />
Mit ersten März hat Domicil Real<br />
Estate den Finanzspezialisten<br />
Holger Lüth zum Finanzvorstand<br />
berufen.<br />
Stefan Hellwig verantwortet<br />
den Eigenkapitalvertrieb für<br />
Immobilieninvestmentprodukte<br />
bei Wealthcore in Hamburg.<br />
Markus Weber verstärkt ab<br />
sofort Wells Fargos Asset<br />
Management (WFAM) am<br />
Standort Frankfurt.<br />
News Ticker<br />
Studentenheim beim Arsenal: Die STUWO eröffnet im Oktober in der Gänsbachergasse 10 ein Studentenheim mit 210<br />
Design-Apartments. Österreich-Premiere: Nuveen Real Estate erwirbt im Zuge der European-Cities-Strategie den CityPark<br />
Wien von SEGRO für rund 65 Millionen Euro.<br />
Fotos: VERO Digital, 6B47 / PPAG architects, Signa Prime, Domicil Real Estate, WEALTHCORE Gruppe, Wells Fargo Asset Management<br />
40 ImmoFokus
Kurz & Bündig > Invest<br />
3SI kauft im dritten Bezirk<br />
Erweiterung<br />
Derzeit steht der dritte Bezirk im Mittelpunkt<br />
der 3SI Immogroup. So erweiterte<br />
diese mit dem Ankauf zweier Zinshausprojekte<br />
ihr Portfolio. Das 1877 auf<br />
einem Gartenareal unweit der Urania in<br />
der Dißlergasse 8 errichtete Gründerzeithaus<br />
wurde kürzlich von privater<br />
Hand erworben. Die Nutzfläche des vierstöckigen<br />
Hauses beträgt fast 1.000<br />
Quadratmeter. Durch einen Dachbodenausbau<br />
ist eine Erweiterung auf 1.370<br />
Quadratmeter Wohnfläche möglich.<br />
Dieser ist neben dem Einbau eines Lifts,<br />
und dem Anbau von Balkonen auch geplant.<br />
Der Baubeginn ist für September<br />
2020 geplant. Als zweites Objekt wird<br />
das Haus in der Markhofgasse 10 von<br />
Grund auf saniert. Bis Frühjahr 2021<br />
entstehen hier insgesamt 25 Eigentumswohnungen<br />
mit Wohnflächen zwischen<br />
30 und 120 Quadratmetern. Sechs dieser<br />
Wohnungen entstehen im Dachgeschoß.<br />
Auch ein Lift wird angebaut. Dieses<br />
Zinshausprojekt besticht durch eine<br />
ausgezeichnete Lage: Unmittelbar am<br />
Erholungsgebiet Donaukanal ist man<br />
mit dem Fahrrad in rund fünf Minuten<br />
im Prater. Die optimale Anbindung ermöglicht<br />
es, direkt von der Station<br />
Schlachthausgasse mit der U3 in nur<br />
sechs Minuten in der Innenstadt zu sein.<br />
Invester/UBM Joint-Venture-Projekt<br />
Wohnbauprojekt verkauft<br />
Der Immobilienentwickler UBM verkauft<br />
gemeinsam mit einer Wiener Investorengruppe,<br />
die durch Invester United Benefits<br />
vertreten wird, das Wohnbauprojekt in der<br />
Pohlgasse 26 in Wien-Meidling. Abgewickelt<br />
wurde die Transaktion mittels eines Forward<br />
Share Deals. Käufer ist die Institutional Investment-Partners<br />
für den offenen Spezialfonds<br />
„GalCap - Austria Immobilien I“. Der<br />
Kaufpreis beträgt 28,65 Millionen Euro. Weiterhin<br />
verantworten die Joint-Venture-Partner<br />
Invester United Benefits und UBM die<br />
komplette Projektentwicklung. „Das Projekt<br />
Pohlgasse ist durch sein Mixed-Use-Konzept<br />
und die ausgezeichnete Lage ein spannendes<br />
Entwicklungsprojekt und darüber hinaus<br />
auch ein attraktives Investmentobjekt.<br />
Wir freuen uns sehr, dass es uns gemeinsam<br />
mit UBM gelungen ist, dieses Projekt auf die<br />
Beine zu stellen“, so Michael Klement, CEO<br />
von Invester United Benefits. Bis Ende 2021<br />
entstehen 121 freifinanzierte Mietwohnungen<br />
mit einer Größe zwischen 30 und 85<br />
Quadratmetern. Im Erdgeschoß entstehen<br />
1.950 Quadratmeter Gewerbefläche, welche<br />
erfolgreich an Merkur vermietet wurde.<br />
IMMOBILIENBEWERTUNG.<br />
Warum wir?<br />
Weil wir´s können.<br />
www.mrg.at<br />
<strong>Sommer</strong> 2020<br />
41
Unternehmen & Projekte<br />
Propster feiert<br />
Zwei Jahre<br />
Das Wiener PropTech-Unternehmen<br />
Propster - der Sonderwunsch Meister feiert<br />
sein zweijähriges Bestehen. Das Wiener<br />
Immobilien Start-Up bietet Bauträgern,<br />
Projektentwicklern und Bauunte<br />
r nehmen die Möglichkeit, den Kommunikations-<br />
und Konfigurationsprozess<br />
bei neu gebauten Wohnimmobilien und<br />
Bürogebäuden über eine digitale Online-<br />
Plattform abzuwickeln. Um noch schneller<br />
auf die Anforderungen des deutschen<br />
Marktes reagieren zu können, eröffnete<br />
Propster im vergangenen Jahr Büros in<br />
München und Berlin. Aber auch die internationale<br />
Expansion schreitet voran.<br />
So ist noch für dieses Jahr der Markteintritt<br />
sowohl in den skandinavischen Ländern<br />
wie auch in Großbritannien geplant.<br />
Mittlerweile hat Propster bereits mehr als<br />
20 Mitarbeiter.<br />
REOS & HousingAnywhere<br />
Kooperation<br />
Die Mietplattform HousingAnywhere<br />
und REOS, die erste Cloud-Plattform für<br />
Immobilienmanagement, geben ihre Partnerschaft<br />
bekannt. Ab sofort ist REOS<br />
über die kürzlich eingeführte HousingAnywhere<br />
API in die Plattform von HousingAnywhere<br />
integriert. So können Nutzer<br />
aus einer Online-Buchung auf HousingAnywhere<br />
direkt einen über REOS unterzeichneten<br />
Mietvertrag erzeugen - das beschleunigt<br />
den Prozess bei der Vermietung<br />
für alle Beteiligten. Die Integration hat<br />
zum Ziel, traditionelle Silos auf dem Immobilienmarkt<br />
zu überwinden. Sie spart<br />
Zeit und verbessert das Kundenerlebnis ab<br />
dem ersten Kontakt. Informationen können<br />
nun automatisiert verwaltet werden.<br />
Rehau Smart Guard verhindert Einbrüche<br />
Einbruchpräventionssystem<br />
Smarter Einbruchschutz schreckt ab:<br />
Einbruchprävention beginnt bereits beim<br />
Fenster. So hat es sich der Polymerspezialist<br />
Rehau zur Aufgabe gemacht, Fenster zu entwickeln,<br />
die so modern sind, wie das tägliche<br />
Leben. Der Smart Guard von Rehau steht in<br />
drei verschiedenen Ausbaustufen zur Verfügung<br />
und lässt sich somit den individuellen<br />
Sicherheitsbedürfnissen der Kunden anpassen.<br />
Eingebaut wird das Smart-Guard-Modul<br />
in den oberen Blendrahmen des Fensters,<br />
der Balkon- oder Terrassentür. Die<br />
Abdeckungen stehen in unterschiedlichen<br />
Farben zur Verfügung und lassen sich unauffällig<br />
in das Gesamtbild einfügen. Zudem<br />
sind keine Kabel notwendig, da das System<br />
funk- und batteriebetrieben arbeitet. Somit<br />
eigent sich das Modul nicht nur für den Neubau,<br />
sondern auch für die Sanierung beziehungsweise<br />
Nachrüstung von bereits bestehenden<br />
GENEO- oder SYNEGO-Fenstern. In<br />
der Basisversion funktioniert das Modul alleine<br />
und muss an keine weiteren Systeme<br />
angeschlossen werden.<br />
Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig<br />
Martin Pansy freut sich über<br />
die Auszeichnung „IoT Emerging<br />
Comapny of the Year“ für Nuki<br />
Home Solutions.<br />
Anfang Juli trat Matthew Lunt<br />
als Head of Asset Management<br />
Austria & CEE in die<br />
CA Immo ein.<br />
Stefan Scheuerle, CEO von<br />
Sensorberg, freut sich über die<br />
Digitalisierung des Self-Storage-<br />
Lagers in Brunn/Gebirge.<br />
News Ticker<br />
Preisgekröntes Design: Der Gira Tastensensor 4 ermöglicht nicht nur eine intuitive Steuerung von Licht, Heizung & Co,<br />
sondern sieht dabei auch noch gut aus und erhielt deshalb den IF Design Award 2020. Keimfrei: Dank Schindler Port kann der<br />
Aufzug bedient werden, ohne sein Element berühren zu müssen. Die Steuerung des Aufzugs ist via Karte möglich.<br />
Fotos: KONE, Siemens, rehau, nuki, Sensorberg, CA Immo<br />
42 ImmoFokus
Kurz & Bündig > Digital<br />
Cloudbasiertes Gebäude-Service von Kone<br />
DX-Aufzugklasse<br />
Die neue DX-Klasse von Kone ist dank integrierter<br />
Konnektivität eine Weltpremiere. Denn die Aufzüge<br />
sind serienmäßig an die cloudbasierte digitale Plattform<br />
angebunden. Ziel ist es, die volle Vernetzung der<br />
Aufzüge mit Gebäuden, Betreibern, Dienstleistern und<br />
Nutzern auszubauen. Dazu zählen beispielsweise Service-<br />
und Lieferroboter in Hotels, Pflegeeinrichtungen<br />
und Industrie, Sprachassistenten, Indoor-Navigationssysteme,<br />
Gebäude-Apps und ganze gebäudetechnische<br />
Systeme. Auch elektrische Türen und Tore können mit<br />
der DX-Klasse, aber auch mit entsprechend nachgerüsteten<br />
Aufzügen kommunizieren. Nachhaltigkeit bedeutet<br />
neue digitale Services wie Aufzugmusik nach<br />
Wunsch, der Aufzugruf mittels Alexa, cloudbasierte<br />
Infoscreens für Aufzug, Foyer und Flur und der Kone<br />
Magic Mirror: Diese Lösungen machen die Gebäudenutzung<br />
für Eigentümer und Mieter attraktiver und<br />
steigern den Wert der Gebäude über ihre gesamte Lebensdauer<br />
hinweg.<br />
Siemens machts möglich<br />
Ganzheitliche Energiedatenanalyse<br />
• Erstmals lassen sich dank Siemens<br />
Smart Infrastructure Energiedaten im Gebäude<br />
ohne zusätzlichen Platz- und Verdrahtungsaufwand<br />
durchgängig bis zum<br />
Endstromkreis erfassen. So lassen sich alle<br />
Werte problemlos über Cloud-Applikationen<br />
analysieren. Zustzlich verbindet Siemens<br />
mit dem Update der Energiemonitoringsoftware<br />
Sentron „powermanager“<br />
Gebäude- und Enegiemanagement auf einer<br />
Plattform. Die Software ermöglicht die<br />
Auswertung elektrischer Kenngrößen,<br />
zum Beispiel Energie, Leistung und Netzqualität.<br />
Vor allem kleine und mittelständische<br />
Unternehmen profitieren von der intuitiven<br />
Handhabung der Software. Über<br />
Unregelmäßigkeiten im Energieverbrauch<br />
oder ein außergewöhnliches Systemverhalten<br />
werden Anwender automatisch per E-<br />
Mail oder SMS informiert.<br />
Digitalisierungstreiber<br />
Fünf Jahre casavi<br />
Im Juni wurde das Münchner Unternehmen<br />
casavi fünf Jahre alt. Mittlerweile nutzen<br />
500 Kunden, tausende ihrer Mitarbeiter<br />
und mehr als 100.000 End -<br />
anwender die Kommunikations- und Produktivitätsplattform<br />
für die digitale Immobilienverwaltung<br />
– im Vergleich zum Vorjahr<br />
bedeutet das eine Verdoppelung bei<br />
allen wichtigen Messgrößen. casavi konnte<br />
sich damit in nur wenigen Jahren vom<br />
Proptech-Start-up zum Digitalisierungstreiber<br />
der Immobilienwirtschaft in<br />
Deutschland, Österreich und der Schweiz<br />
entwickeln. Über casavi werden derzeit<br />
rund 1,5 Millionen Wohneinheiten verwaltet.<br />
Neben Standorten in München, Berlin<br />
und Frankfurt hat das Unternehmen auch<br />
ein Team für den österreichischen Markt<br />
aufgestellt. Zu den neuen Partnern zählen<br />
unter anderem Real Data Systems und IGEL<br />
Software. So sollen auch in Zukunft Partnerschaften<br />
stetig ausgebaut werden. Zum<br />
immer größer werdenden Netzwerk zählen<br />
Verbände wie der VDIV oder der BVI ebenso<br />
wie Softwareunternehmen – zum Beispiel<br />
die Haufe Group oder Spacewell.<br />
<strong>Sommer</strong> 2020<br />
43
Unternehmen & Projekte<br />
Baustart im Herbst 2020<br />
Loxone Campus<br />
Auf knapp acht Hektar entsteht ab<br />
Herbst 2020 am Standort Kollerschlag<br />
der Loxone Campus. Die Fertigstellung<br />
ist für das erste Quartal 2023 geplant. 55<br />
Millionen Euro investiert der Spezialist<br />
für intelligente Gebäudeautomation in<br />
das „Epizentrum für intelligente<br />
Gebäudeautomation“. Auf einer Fläche<br />
von rund elf Fußballfeldern entsteht ein<br />
Campus, der nicht nur Büros beherbert,<br />
sondern auch ein Schulungs- und<br />
Logistikzentrum samt Hotel. In den 80<br />
Zimmern können Loxone-Partner und<br />
andere Seminarteilnehmer übernachten.<br />
Die Büroräume schaffen Platz für 300<br />
zusätzliche Arbeitsplätze. Die Neubauten<br />
werden mit allen Annehmlichkeiten und<br />
Vorteilen intelligenter Gebäudeautomation<br />
ausgestattet sein. Mit der<br />
Umsetzung des ambitionierten Projekts<br />
ist das Architekturbüro ARKD in Linz<br />
betraut.<br />
FH Campus Wien<br />
Science City<br />
Die Fachhochschule am Alten Landgut<br />
in Wien-Favoriten wird um vier Gebäude<br />
und ein Studentenwohnheim erweitert.<br />
Der neue Campus soll rund 150.000<br />
Quadratmeter groß werden. Mit der<br />
Planung des „House of Science und<br />
Engineering“ wurden im Mai 2018<br />
das Bieterkonsortiums Baumschlager<br />
Eberle Wien & Foru Architekten+<br />
Ingenieure ZT beauftragt. Der Baubeginn<br />
ist für März 2021 geplant. Die Fertigstellung<br />
soll im <strong>Sommer</strong> 2022 erfolgen.<br />
Gleichzeitig ist ein „House of Health<br />
Professions“ geplant. Der Ausbau soll<br />
rund 1.800 neue Studienplätze im<br />
Gesundheitsbereich schaffen.<br />
RPHI feiert Dachgleiche in der Linzerstraße<br />
Neuer Standort für Allianz Technology<br />
Die Allianz Technology legt ihre bisher<br />
über Wien verteilten Standorte zusammen.<br />
Aus diesem Grund entstand innerhalb der<br />
letzten zwölf Monate ein Rohbau mit insgesamt<br />
22.800 Quadratmetern Bruttofläche in<br />
der Linzerstraße 225 im 14. Wiener Gemeindebezirk.<br />
Das wurde Ende Jänner bei der traditionellen<br />
Dachgleichenfeier gemeinsam<br />
vom Bauträger und Entwickler RPHI und<br />
dem Generalunternehmer Strabag gefeiert.<br />
Das Projekt punktet durch zahlreiche Grünflächen<br />
und eine umweltfreundliche Bauweise.<br />
Im Dachgeschoß befindet sich darüber<br />
hinaus eine 250 Quadratmeter große<br />
Photovoltaikanlage. Auch von der ÖGNI<br />
wurde bereits ein Vorzertifikat in Gold für<br />
die Nachhaltigkeit des Bürogebäudes verliehen.<br />
Ab dem dritten Geschoß bestimmen<br />
offene Bürobereiche mit Telefon- und Besprechungsboxen<br />
und Break-Out-Areas das<br />
Gesamtbild. Die Fertigstellung ist für <strong>Sommer</strong><br />
2020 geplant.<br />
Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig<br />
Die Hausverwaltung Rustler<br />
baut das Führungsteam mit der<br />
Prokuristin Sandra Wicher<br />
weiter aus.<br />
Guido Unterberger übernimmt<br />
die Geschäftsführung<br />
der Tochtergesellschaften der<br />
Hausbetreuung Attensam.<br />
Der langjährige Bereichsleiter<br />
Roman Kleedorfer ist künfitg<br />
beim FM-Unternehmen IFM als<br />
Prokurist tätig.<br />
News Ticker<br />
Award für Schell: Für herausragende elektronische Technologien zum Erhalt der Trinkwasserhygiene erhielt Schell den German<br />
Innovation Award in Gold. Smart-Home-Siegeszug: Laut einer aktuellen Studie ist das Interesse an Smart-Home-Technologien<br />
groß, der tatsächliche Einsatz in den eigenen vier Wänden jedoch gering. Nur neun Prozent der Begrfagten nutzen diese.<br />
Fotos: U.M.A. Architektur Ziviltechniker, BUWOG /Stephan Huger, Attensam/Martin Steiger, IFM<br />
44 ImmoFokus
| BA12-21G |<br />
Kurz & Bündig > Immobilienmanagement<br />
Kontrollierte Luftfeuchtigkeit<br />
Gesundes Raumklima<br />
Laut einer Studie der Yale University besteht ein Zusammenhang<br />
zwischen der Haltbarkeit des COVID-19-Erregers in<br />
Innenräumen und der relativen Luftfeuchte. So soll das Virus<br />
eine Luftfeuchtigkeit zwischen 40 und 60 Prozent in Innenräumen<br />
nicht überstehen können. Auch das menschliche Immunsystem<br />
arbeitet in diesem Bereich am effektivsten. Beträgt<br />
die Luftfeuchtigkeit unter 40 Prozent, bleibt nicht nur<br />
das Virus für einen längeren Zeitraum übertragbar, sondern<br />
zudem wird auch das Immunsystem geschwächt. Die Luftfeuchtigkeit<br />
in Innenräumen kann jedoch stark variieren.<br />
Abhängig von der Art der Belüftung, der Gebäudestruktur,<br />
aber auch der Anzahl der Personen im Raum und anderen<br />
Faktoren steigt oder sinkt die Luftfeuchtigkeit. Oft beträgt die<br />
Luftfeuchtigkeit in den Büros gerade einmal 20 Prozent. Dadurch<br />
wird das Ansteckungsrisiko signifikant erhöht. Ein<br />
gutes Raumklima hat aber nicht nur Einfluss auf die Gesundheit,<br />
sondern auch auf die Produktivität der Mitarbeiter. Dazu<br />
zählen frische Luft, die richtige Luftfeuchtigkeit, ein geringer<br />
Lärmpegel und eine angenehme Temperatur.<br />
Neues Kunden- und Verwaltungszentrum<br />
BUWOG im ersten Bezirk<br />
Nach insgesamt rund 25 Monaten Bauzeit und wenigen<br />
Wochen Verzögerung konnten die ersten Mitarbeiter der<br />
BUWOG unter Einhaltung strenger Hygienevorschriften<br />
Anfang Juni das neue Kunden- und Verwaltungszentrum in<br />
der Rathausstraße 1 im ersten Wiener Gemeindebezirk<br />
beziehen. Das Gebäude am Standort des ehemaligen<br />
Rechenzentrums der Stadt Wien wurde von der ARGE<br />
Schuberth und Schuberth/Stadler Prenn/Ostertag entworfen<br />
und bietet neue Arbeitsplätze für rund 280 Mitarbeiter. Der<br />
zentrale Standort symbolisiert zudem den Erfolg des<br />
Wohnbauunternehmens, so Daniel Riedl, Vorstandsmitglied<br />
der Vonovia SE.<br />
Schnell zur effizienten<br />
Lichtlösung: mit TwinCAT 3<br />
Lighting Solution<br />
www.beckhoff.at/lighting-solution<br />
Mit TwinCAT 3 Lighting Solution stellt Beckhoff eine über Excel konfigurierbare<br />
Lichtlösung vor, die vom Engineering bis zur Wartung auf die Vereinfachung<br />
aller Arbeitsschritte setzt. Alle typischen Lichtregelungen sind<br />
integriert, die Anzahl der DALI-Linien ist unbegrenzt. TwinCAT 3 Lighting<br />
Solution ist voll HTML- und webfähig, dezentral skalierbar sowie direkt<br />
über Panel bedienbar. Schnelle Funktionsänderungen, Adressierungen und<br />
Erweiterungen sind direkt im Betrieb möglich, ebenso wie von DALI-Linien<br />
unabhängige Gruppierungen.<br />
Für individuelle Lichtsteuerungen:<br />
7-Zoll-Multitouch-Panel, Buskoppler, I/Os und<br />
TwinCAT 3 Lighting Solution.<br />
<strong>Sommer</strong> 2020<br />
45
Unternehmen & Projekte<br />
Innenausbau im HoHo Wien<br />
Auf Hochtouren<br />
Trotz erschwerter Bedingungen durch<br />
COVID-19 läuft der Innenausbau im<br />
HoHo Wien auf Hochtouren. Nach und<br />
nach werden die Geschoße an die Mieter<br />
übergeben. Logistiker Kardex, Hörakustiker<br />
Neuroth und die Galerie<br />
Schaudium haben bereits eröffnet, die<br />
Bäckerei Ströck folgte Ende Juni. Auch<br />
der Hotelausbau verläuft wie geplant.<br />
Die ausgebauten Stockwerke werden<br />
innerhalb der Frist an das Dormero<br />
HoHo Hotel zur endgültigen<br />
Fertigstellung übergeben. Die Eröffnung<br />
des Hotels sowie des Restaurants ist für<br />
Herbst 2020 geplant. Im <strong>Sommer</strong><br />
beziehen Kerbler, cetus Baudevelopment<br />
und Vienna Estate Immobilien zwei<br />
Geschoße. Im dritten und vierten<br />
Obergeschoß eröffneten kürzlich auf<br />
rund 1.800 Quadratmetern HoHo<br />
Health und HoHo Beauty. Ab Mitte Juli<br />
2020 ist der im Eigentum der Stadt<br />
Wien befindliche Vorplatz des HoHo<br />
Wien als Eingang zum Seeparkquartier<br />
geöffnet. So wird der Zugang zu den<br />
Geschäften und Mietern vereinfacht.<br />
Apleona und Generali managen Immobilienportfolio<br />
Joint-Venture-Unternehmen<br />
Künftig managen Apleona Real Estate<br />
Management und Generali Real Estate die<br />
Anlageimmobilien der Generali Österreich<br />
gemeinsam. Zu diesem Zweck wurde eine<br />
Vereinbarung zur Gründung eines Joint<br />
Ventures mit dem Namen Apleona Real<br />
Estate Management geschlossen. Das Joint<br />
Venture ist als langfristige Partnerschaft<br />
angelegt und wird exklusiv mit dem<br />
Property Management für das Portfolio der<br />
Generali Österreich beauftragt. Dieses<br />
umfasst eine Vielzahl von direkt gehaltenen<br />
Immobilien unterschiedlicher Asset-Typen<br />
– von Handel und Büro über Wohnungen<br />
bis hin zu Mischnutzungen – mit einer<br />
Nutzfläche von insgesamt fast 460.000<br />
Quadratmetern. Der Großteil davon<br />
befindet sich in Wien, hauptsächlich in<br />
zentraler Innenstadtlage. Der Rest verteilt<br />
sich auf andere österreichische<br />
Ballungszentren wie Salzburg, Graz,<br />
Innsbruck, Bregenz und St. Pölten.<br />
Wien Kanal mit neuer Unternehmenszentrale in Liesing<br />
Vorreiter bei Energie aus Abwasser<br />
Österreichs größter Kanalnetzbetreiber<br />
übersiedelt 2022 seine Unternehmenszentral<br />
von dem dritten in den 23. Wiener<br />
Gemeindebezirk. Errichtet wird die<br />
Zentrale auf dem Gelände der ehemaligen<br />
Kläranlage Blumental. Rund 240<br />
Mitarbeiter werden ihren Arbeitsplatz am<br />
neuen Standort haben. Gerade beim<br />
Einsatz der Wärmegewinnung aus dem<br />
Abwasser sind die Wiener Kanalprofis<br />
Vorreiter. Schon im <strong>Sommer</strong> 2006 wurde<br />
für den Betriebsstandort der österreichweit<br />
erste Kanalwärmetauscher im<br />
öffentlichen Abwassernetz in Betrieb<br />
genommen. Für den Neubau wurde die<br />
bestehende Anlage nun erweitert. Über<br />
einen 90 Meter langen Wärmetauscher im<br />
Kanal in der Großmarktstraße wird<br />
Energie in Form von Wärme oder Kälte<br />
entzogen, um das Gebäude im <strong>Sommer</strong> zu<br />
kühlen und im Winter zu heizen. Eine<br />
Photovoltaikanlage wurde bereits in<br />
Kooperation mit Wien Energie auf einem<br />
bestehenden Werkstattgebäude errichtet<br />
und produziert jährlich bis zu 150.000<br />
Kilowattstunden Strom. Das entspricht<br />
dem Verbrauch von ca. 40 Zweipersonenhaushalten.<br />
Zusätzlich tragen<br />
ein ver stellbarer Sonnenschutz und<br />
wärme gedämmte Außenwände zur<br />
Senkung des Primärenergiebedarfs bei.<br />
Die Heizung und Kühlung des Gebäudes<br />
erfolgt mittels Betonteilaktivierung. In<br />
Summe sollen bis zu 100.000 Euro<br />
Energiekosten pro Jahr gespart werden, so<br />
der Direktor Andreas Ilmer.<br />
Fotos: k18, Lea Titz, Markus Guschelbauer, ZOOMVP, Romana Hoffmann<br />
46 ImmoFokus
Kurz & Bündig > Immobilienmanagement<br />
Neues Stadtquartier für Verwaltung<br />
Standtortwechsel<br />
Unter dem Arbeitstitel „Bauteil IV“ entsteht<br />
in der Donaustadt das achtstöckige,<br />
rund 4.500 Quadratmeter große Haus im<br />
Stadtentwicklungsgebiet Vienna Twentytwo.<br />
Pünktlich zum Start des Hochbaus wurde<br />
der Mietvertrag zwischen Bau- und Gebäudemanagement<br />
der Stadt Wien und<br />
Projektentwickler Signa/ARE für ein Bürogebäude<br />
im Quartier Vienna Twentytwo<br />
durch den Wiener Gemeinderat genehmigt.<br />
Der 32 Meter hohe Bürokomplex aus sechs<br />
Bauteilen und einer Erdgeschoßzone ist Teil<br />
des modernen, von Delugan Meissl Associated<br />
Architects geplanten Ensembles an<br />
einem zentralen Knotenpunkt im Norden<br />
Wiens. Es verfügt über einen breiten Nutzungsmix<br />
aus Wohnen, Büro, Hotel, Gastronomie<br />
und bedarfsorientierter Nahversorgung.<br />
Das Projekt, das gegenüber dem<br />
Donau Zentrum und dem Donau Plex sowie<br />
der Erste Bank Arena liegt, weist eine Gesamtgrundfläche<br />
von 15.000 Quadratmetern<br />
auf. Nach der Gesamtfertigstellung im<br />
Jahr 2023 werden die Baukörper eine Höhe<br />
von 27 bis 155 Metern erreichen. Die Fertigstellung<br />
des „Bauteil IV“ ist für 2022 geplant.<br />
Deutscher Immobilieninvestor DEKA kauft<br />
Soravia verkauft Austro Tower<br />
Der Verkauf des Austro Towers erfolgte<br />
im Zuge eines Forward Purchase Deals<br />
zwischen DEKA Immobilien Investment –<br />
zusammen mit einem Konsortium aus<br />
deutschen institutionellen Investoren –<br />
und der Soravia. Über den Kaufpreis wurde<br />
Stillschweigen vereinbart. Bis zur geplanten<br />
Fertigstellung im vierten Quartal<br />
2021 bleibt der 136 Meter hohe Turm am<br />
Standort Schnirchgasse 17 im dritten<br />
Wiener Gemeindebezirk im Eigentum der<br />
Soravia. Zum Zeitpunkt der Fertigstellung<br />
wird das Gebäude bereits vollvermietet<br />
sein. Allein 85 Prozent der 28.000<br />
Quadratmeter Bürofläche werden von der<br />
Flugsicherungsbehörde Austro Control<br />
und dem Autobahnbetreiber Asfinag<br />
bezogen. Die restlichen Flächen plant<br />
Soravia selbst zu beziehen und als neue<br />
Unternehmenszentrale zu nutzen. Aber<br />
nicht nur langfristige Mieter machen den<br />
Austro Tower als Investment attraktiv:<br />
Gebaut wurde der Tower nach höchsten<br />
ökologischen Standards. Erklärtes Ziel ist<br />
es, dank innovativer Planung sowohl beim<br />
LEED-Standard als auch bei der ÖGNI-<br />
Zertifizierung jeweils Platin-Zertifikate zu<br />
erhalten. Zudem befindet sich der Austro<br />
Tower direkt am Donaukanal, umgeben<br />
von den Wohntürmen TrIIIple und dem<br />
Business District TownTown. Rechtlich<br />
wurde die Transaktion von SCWP<br />
Schindhelm sowie Wolf Theiss Rechtsanwälte<br />
geleitet. Steuerlich wurde Soravia<br />
von der BDO und DEKA von der TPA<br />
Steuerberatung betreut.<br />
<strong>Sommer</strong> 2020<br />
47
Top Deal<br />
imFokus<br />
Family Business<br />
Kapitalerhöhung. Der Dealmaker Ronny Pecik hat zugeschlagen.<br />
Autor: Michael Neubauer<br />
Factbox<br />
RONNY PECIK<br />
CEO IMMOFINANZ<br />
Bestellt ab 04.05.2020<br />
bis 03.05.2023<br />
Ronny Pecik ist seit Mai 2020 CEO der Immofinanz<br />
und zeichnet verantwortlich für<br />
die Bereiche Group M&A and Capital Markets,<br />
Group Transactions, Group Development<br />
Office, Group Investors Relations<br />
und Group Corporate Legal Affairs. Pecik<br />
verfügt über eine langjährige Erfahrung<br />
auf Unternehmens-, Banken- und Kapitalmarktseite<br />
und hatte in seiner bisherigen<br />
Laufbahn zahlreiche Vorstands- und Aufsichtsratspositionen<br />
inne.<br />
D<br />
ass Ronny Pecik Immofinanz<br />
CEO Oliver Schumy als Immofinanz<br />
CEO ablösen wird, hatten<br />
wohl nur wenige Marktteilnehmer<br />
auf ihrem Radar. Pecik wurde für drei Jahre<br />
zum Vorstandsvorsitzenden bestellt – seine<br />
Mandat läuft vorläufig bis Anfang Mai 2023.<br />
Die Begründung für seine Bestellung liefert<br />
der Aufsichtsratsvorsitzende Michael Knap in<br />
einer Adhoc-Meldung: „Ronny Pecik ist eine<br />
führende Unternehmenspersönlichkeit und<br />
stellt aufgrund seiner langjährigen Erfahrung<br />
in Vorstands- und Aufsichtsratspositionen eine<br />
besondere Verstärkung des Vorstands in herausfordernden<br />
Zeiten wie diesen dar.“ Knap<br />
sprach dabei auch die aufgrund seiner wesentlichen<br />
Beteiligung an der Immofinanz bestehende<br />
„starke unternehmerische Verantwortung“ an.<br />
Der CEO als Kernaktionär<br />
Das Besondere ist, dass Pecik mit einem<br />
Anteil von 10,7 Prozent Kernaktionär der<br />
Immofinanz ist, aber auch 14,2 Prozent an<br />
der S Immo hält. Auch zwischen den Gesellschaften<br />
gibt es Verflechtungen. So hält die<br />
s Immo 12 Prozent an der Immofinanz, diese<br />
wiederum 29 Prozent an der s Immo. Dass<br />
Pecik als Befürworter einer Konsolidierung<br />
gilt, ist daher alles andere als ein Geheimnis.<br />
„Mit der Bestellung Peciks zum CEO ist eine<br />
Fusion mit der S Immo wieder etwas in den<br />
Vordergrund gerückt“, bringt es Wolfgang<br />
Matejka, Geschäftsführender Gesellschafter<br />
Matejka & Partner Asset Management, auf<br />
den Punkt.<br />
Interessenskonflikt<br />
Schon bei der Bestellung machten Juristen<br />
„unter Umständen“ einen Interessenskonflikt<br />
aus. Pecik sei ja an beiden Aktiengesellschaften<br />
beteiligt und darüber hinaus<br />
auch noch CEO der Immofinanz. In dieser<br />
Funktion sei er dem Wohl des Unternehmens<br />
verpflichtet – so wie im Übrigen auch<br />
die beiden anderen Vorstände und der gesamte<br />
Aufsichtsrat. Ein Merger müsse aber<br />
auch durch beide Hauptversammlungen<br />
abgesegnet werden und da würden auch<br />
die Free-Float-Aktionäre (limitiert) mitsprechen.<br />
In den Verhandlungen sei Peciks Rolle<br />
hingegen nicht eingeschränkt. Formal sei er<br />
ja nur CEO bei der Immofinanz, die er auch<br />
vertritt. Dass er auch Aktien an der S Immo<br />
halte, sei vorrangig nicht relevant. Von die-<br />
sem Faktum dürfe er sich jedenfalls nicht<br />
beeinflussen lassen. In operativer Hinsicht<br />
haben jedenfalls die meisten Beobachter<br />
keine Bedenken bezüglich der Bestellung<br />
Peciks zum CEO. „Er ist sehr gut darin, Leute<br />
zusammenzubringen beziehungsweise Trades<br />
zu machen“, so Matejka. Keiner erwarte<br />
von ihm, dass er Immobilien im operativen<br />
Geschäft besser managt oder etwa bei den<br />
Bewertungen mehr rausholt. „Dafür hat er<br />
ja genug Spezialisten in den Unternehmen<br />
selbst“, so Matejka. Er glaube allerdings,<br />
dass der CEO in etwaigen Fusionsverhandlungen<br />
aufpasse werde, sich nicht zu stark<br />
direkt einzubringen, um Interessenskonflikte<br />
zu vermeiden. Ein solcher Trade ist<br />
ihm nun gelungen. „Nur sechs Stunden nach<br />
Bekanntgabe der Kapitalerhöhung wurden<br />
in einer nächtlichen Ho-Ruck-Aktion von<br />
der Immofinanz 15,4 Millionen Aktien zum<br />
Schnäppchenpreis von 15,31 Euro (innerer<br />
Wert beziehungsweise Buchwert je Aktie<br />
30 Euro) unter Umgehung des Streubesitzes<br />
an Ronny Pecik und institutionelle Anleger<br />
platziert“, kritisiert Wilhelm Rasinger vom<br />
IVA Interessenverband für Anleger.<br />
Signifikante Verwässerung<br />
Die Konsequenz ist eine signifikante Verwässerung<br />
für den Streubesitz von fast drei Euro<br />
je Aktie (unter Berücksichtigung der gleichzeitig<br />
begebenen Wandelanleihe). Da die<br />
Aktien sogar rückwirkend bereits ab 1.1.2019<br />
dividendenberechtigt sind, wird durch die<br />
Erhöhung der Stückzahl die mögliche Dividende<br />
2019 massiv geschmälert. Was Rasinger<br />
besonders aufstößt: „Ein wesentlicher<br />
Teil der jetzt platzierten Aktien wurde 2019<br />
Foto: immofinanz<br />
48 ImmoFokus
„Mit der Bestellung Peciks zum CEO<br />
ist eine Fusion mit der S Immo wieder<br />
etwas in den Vordergrund gerückt.“<br />
Wolfgang Matejka,<br />
Matejka & Partner Asset Management<br />
zu einem Durchschnittskurs von 22,54 Euro<br />
von der Immofinanz am Markt rückgekauft.“<br />
Auch von der gleichzeitig emittierten Pflicht-<br />
Wandelanleihe zu sehr attraktiven Bedingungen<br />
(4 Prozent Jahreskupon, 3 Jahre Laufzeit,<br />
Wandlung in 7 Millionen Aktien zu 17,15<br />
Euro) wurde der Streubesitz ausgeschlossen.<br />
Diese beiden Kapitalmaßnahmen erfolgen<br />
aus Sicht des IVA zur Unzeit, die Begründung<br />
ist sehr allgemein gehalten und nicht nachvollziehbar.<br />
Der Bericht zum 1.Quartal 2020<br />
– veröffentlicht am 27. Mai 2020 - betont die<br />
hohe Liquidität von 312,5 Millionen Euro und<br />
die robuste Bilanzstruktur mit einer starken<br />
Eigenkapitalquote von 45,9 Prozent.<br />
Mit dieser Kapitalerhöhung konnten Ronny<br />
Pecik und seine Co-Investoren ihren teuren<br />
Einstiegspreis (29,50 Euro pro Aktie von der<br />
Fries-Gruppe) zu Lasten des Streubesitzes<br />
jedenfalls spürbar heruntermischen. Der<br />
Kursverlust der Immofinanzaktie, bedingt<br />
durch die COVID-19-Pandemie, hat es – nicht<br />
nur bei der Immofinanz - in sich. Am Höhepunkt<br />
der Krise war eine Immofinanz-Aktie<br />
nur mehr schlappe 12,72 Euro wert – hatte<br />
also um stolze 56,88 Prozent nachgegeben.<br />
So hält sich nachhaltig das Gerücht, Pecik<br />
sei nicht ganz freiwillig als CEO am Wienerberg<br />
eingerückt. Vielmehr hätten ihn seine<br />
Co-Investoren gedrängt, den Job zu übernehmen,<br />
um die Suppe auszulöffeln, die er ihnen<br />
eingebrockt hat.<br />
<strong>Sommer</strong> 2020<br />
49
Aufsteiger<br />
Absteiger<br />
International unterwegs<br />
Heimgekehrt. Georg Stadlhofer brachte die Reality Consult in die Drees & <strong>Sommer</strong> Gruppe ein und<br />
schaffte damit nach vielen Jahren im Ausland den Sprung nach Österreich zurück. Als Geschäftsführer ist<br />
er heute für das Real Estate Consulting zuständig.<br />
1 1999<br />
Georg Stadlhofer entschied sich mit der<br />
Fachhochschule Facility Management<br />
in Kufstein für eine Ausbildung aus<br />
Wirtschaft und Technik, die er 2003<br />
mit dem Dipl.Ing. (FH) abschloss.<br />
4 2009<br />
An der Henley University of Reading erwarb<br />
Stadlhofer 2009 nach drei Jahren Studium den<br />
Titel MSc Real Estate Investment & Finance.<br />
6<br />
7<br />
2 2003<br />
Nach dem Studium erfolgte der Sprung<br />
in die Karriere als verantwortlicher Facility<br />
Manager für das internationale<br />
Headquarter von Sandoz (Novartis)<br />
mit damaligem Sitz in Wien.<br />
4<br />
5<br />
6 2016<br />
Mit dem Reality Consult-Gründer Peter<br />
Prischl brachte Stadlhofer das Unternehmen<br />
in die Drees & <strong>Sommer</strong> ein. Für zwei Jahre<br />
zeichnete als Senior Projektpartner und<br />
Mitglied der Geschäftsleitung für die Beratungsprojekte<br />
im Immobilien- und Facility<br />
Management verantwortlich.<br />
1 2<br />
3 2006<br />
Als Senior Consultant und internationaler<br />
Program Manager war er vier<br />
Jahre lang in der Managementberatung<br />
im Immobilien- und Facility<br />
Management für die Reality Consult<br />
in Wien tätig.<br />
3<br />
5 2010<br />
Im Jänner wechselte Stadlhofer zur Reality<br />
Consult nach Frankfurt am Main und hatte<br />
als Consulting Manager und Partner die<br />
Endverantwortung für mehr als 50 große Beratungsprojekte<br />
im Immobilien- und Facility<br />
Management.<br />
7 2019<br />
Stadlhofer avancierte zum Geschäftsführer<br />
von Drees & <strong>Sommer</strong>.<br />
50 ImmoFokus
Immobilie<br />
im Fokus<br />
Wohnen im Container<br />
Aus Alt mach Neu. In nur wenigen Tagen Bauzeit werden aus ausrangierten Frachtboxen in Deutschland<br />
Microhäuser hergestellt. Geliefert werden sie vollständig ausgestattet und anschlussfertig.<br />
Foto: Containerwerk<br />
A<br />
cht Jahre Forschung und ein<br />
ausgeklügelter Nachhaltigkeitsansatz<br />
stecken in den neuen<br />
Containermodulen der Firma<br />
Containerwerk. Das Unternehmen hat die Microhäuser<br />
mit einem patentierten Hochleistungs-<br />
Dämmverfahren ausgestattet, die Serienfertigung<br />
erfolgt im deutschen Produktionswerk und eine<br />
detailgenaue Vorfertigung ist Teil des Konzepts.<br />
Patentierte Isolierung<br />
Dank der automatisierten High-Tech-Isolierung<br />
beträgt der Wandaufbau nur rund zehn<br />
Zentimeter und ermöglicht dadurch mehr<br />
Wohnraum als herkömmlich ausgebaute<br />
Container. „Das Verfahren, an dem wir lange<br />
gefeilt haben, ist eine einzigartige Technologie<br />
für monolithische, also wärmebrückenfreie,<br />
und kompakte Volldämmungen aus einem<br />
Guss“, erklärt Michael Haiser, Geschäftsführer<br />
von Containerwerk. „Tausende bezugsfertige<br />
Module können so jährlich entstehen. In nur<br />
zwei Stunden sind sie mit der schlanken High-<br />
Tech-Dämmung samt Schallentkopplung und<br />
thermisch bewehrtem Fußbodenaufbau bereit<br />
für die Innenausstattung.“ Gefertigt werden<br />
die Wohneinheiten in nur wenigen Tagen, die<br />
Aufbauzeit vor Ort konnte durch den hohen<br />
Vorfertigungsgrad auf vier bis fünf Tage reduziert<br />
werden. Im finalen Bauschritt werden nur<br />
noch Dächer und die Fassadenverkleidungen<br />
hinzugefügt. Der Baugrund wird vorab mit<br />
Streifenfundamenten und Anschlüssen ausgerüstet.<br />
Damit wird der Boden nicht versiegelt,<br />
die Wohneinheiten können vollständig rückgebaut<br />
werden.<br />
Nachhaltigkeit als Konzept<br />
Auf 26 Quadratmetern bietet jede Privateinheit<br />
eine voll ausgestattete Küchenzeile, eine<br />
private Terrasse, einen separaten Eingang,<br />
einen lichtdurchfluteten Ess- und Arbeitsbereich<br />
für bis zu vier Personen und einen PKW-<br />
Stellplatz direkt vor der Tür. Dazu kommt das<br />
Gefühl, wie im eigenen Haus zu wohnen. Mit<br />
vorgehängten Fassaden aus unbehandeltem<br />
und regionalem Holz wird ästhetisch eine<br />
Brücke zwischen der umgebenden Natur und<br />
der coolen Optik geschaffen.<br />
Variable Zusammenstellung<br />
Aus den gebrauchten Frachtboxen entsteht<br />
einerseits etwas Neues, andererseits auch<br />
gleichzeitig etwas ökologisch Sinnvolles. Die<br />
ausrangierten Container werden recycelt, ihr<br />
Innenleben ist umweltverträglich ausgestattet,<br />
die geschaffenen Microhäuser kostensicher<br />
und effizient. Die einzelnen Container können<br />
durch ihr geringes Eigengewicht variabel<br />
ge stapelt werden und zu individuellen Komplexen<br />
zusammengesetzt werden. Hell und<br />
sympathisch machen die Containerhäuschen<br />
die charakteristisch deckenhohen Fensterelemente<br />
in den Stirnfronten, aus denen man einen<br />
freien Blick genießt. So lässt es sich urban<br />
und standortflexibel wohnen.<br />
<strong>Sommer</strong> 2020<br />
51
Problemlöser<br />
ImFokus<br />
Harri<br />
Majala<br />
Firmengründer<br />
GBuilder<br />
1. DAS PROBLEM<br />
In der Verkaufs- und Bemusterungsphase müssen<br />
sich Kunden oft basierend auf nichtssagenden<br />
Beispielbildern oder eindimensionalen Grundrissen<br />
für Material- und Ausstattungsoptionen entscheiden.<br />
Für Projektentwickler und Ausführende fallen dabei<br />
mühsame Material- und Mengenkalkulationen, die<br />
Erstellung von Raumbüchern und Verträgen, sowie<br />
zeitintensive Abstimmungsprozesse an.<br />
© GBuilder<br />
2. DIE LÖSUNG<br />
Die finnische Software GBuilder verwandelt CAD-<br />
Dateien in interaktive 3D-Modelle in hoher Auflösung<br />
und ermöglicht den Kunden das digitale und<br />
interaktive Besichtigen, Bemustern und Möblieren im<br />
exakten 3D-Modell. In Echtzeit können das Aussehen<br />
sowie die Kosten von verschiedenen Material- und<br />
Ausstattungsoptionen verglichen und unterschiedliche<br />
Möblierungen ausprobiert werden. Das System<br />
funktioniert auf jedem gängigen Gerät mit Internetverbindung.<br />
Wohnungen und Häuser können<br />
so samt Ausstattungsangebot in hoher Detailtreue<br />
und unabhängig vom Baufortschritt präsentiert<br />
werden. Sonderwünsche werden sofort vom System<br />
transparent angegeben und kalkuliert, der für Projektentwickler<br />
oft sehr individuelle Freigabeprozess<br />
mit verschiedenen Partnern und Ausführenden wird<br />
vom Tool unterstützt. Zusätzlich können auch Mängel<br />
mit dem GBuilder verwaltet werden. Durch die<br />
Automatisierung von Datenverwaltung und Abläufen<br />
werden signifikant Kosten und Zeit gespart, Fehler<br />
vermieden und der Gewinn bei Ausstattungs- und<br />
Materialauswahl gesteigert.<br />
2020<br />
DIE ZAHL<br />
GBuilder wurde vom<br />
Bauunternehmer Harri<br />
Majala 2012 in Finnland<br />
entwickelt. Mit dem<br />
Einsatz bei großen skandinavischen<br />
Projektenwicklern<br />
wie Skanska,<br />
Bonava und YIT wagt<br />
sich das Unternehmen<br />
in weitere Märkte vor<br />
und möchte in England,<br />
Tschechien und der<br />
Slowakei Marktanteile<br />
gewinnen. 2020 gehen<br />
erste Projekte in Österreich<br />
und Deutschland<br />
an den Start.<br />
52 ImmoFokus
Advertorial<br />
Judikatur-Update aus<br />
dem Immobilien-Bereich<br />
Beratung. Die BDO Immobilienexperten verschaffen einen Überblick über wesentliche aktuelle Rechtsprechung<br />
im Immobilien-Bereich.<br />
Autor: Marlies Muck, Msc<br />
Foto: BDO<br />
Mieter- oder Vermieterwechsel –<br />
neues Mietverhältnis?<br />
(VwGH 3.4.2019, Ro 2018/15/0012;<br />
BFG 6.5.2019, RV/7101631/2016)<br />
Bei vor dem 1.9.2012 begonnenen Mietverträgen<br />
(„Altmietvertrag“) von Geschäftsräumlichkeiten<br />
durfte der Vermieter unabhängig<br />
von der Vorsteuerabzugsberechtigung des<br />
Mieters zur Umsatzsteuerpflicht optieren.<br />
Diese Option bleibt für die gesamte (Rest-)<br />
Laufzeit des Mietvertrages aufrecht. Mit dem<br />
1. Stabilitätsgesetz 2012 (1. StabG) wurde die<br />
Optionsmöglichkeit eingeschränkt. Bei nach<br />
dem 1.9.2012 begonnenen Mietverhältnissen<br />
steht die Option nur zu, wenn der Mieter fast<br />
ausschließlich (zu mindestens 95%) steuerpflichtige<br />
Umsätze tätigt, die ihn zum Vorsteuerabzug<br />
berechtigen.<br />
Nach Ansicht der Finanzverwaltung begründet<br />
ein Wechsel auf Mieter- oder Vermieterseite<br />
für Umsatzsteuerzwecke ein neues<br />
Mietverhältnis. Folglich kommt es zur Anwendung<br />
der Neubestimmung i.d.F. 1. StabG<br />
2012 und Einschränkung der Optionsmöglichkeit<br />
zur Umsatzsteuerpflicht.<br />
Factbox<br />
MARLIES MUCK, MSC<br />
STEUERBERATERIN / MANAGERIN<br />
Telefon +43 1 537 37<br />
marlies.muck@bdo.at<br />
Gemäß jüngster Judikatur ist auf den<br />
tatsächlichen Beginn des Mietverhältnisses<br />
und nicht auf die Vertragsparteien<br />
(Unternehmer identität) abzustellen. Der<br />
VwGH hat im Fall der Verschmelzung im<br />
Wege der Gesamtrechtsnachfolge die Begründung<br />
eines neuen Mietverhältnisses<br />
versagt. Die Eigenschaft als Altmietvertrag<br />
bleibt aufrecht, sodass die umsatzsteuerpflichtige<br />
Vermietung fortgeführt werden<br />
kann. Unter Verweis auf die Rechtsprechung<br />
des VwGH ließ das BFG die Optionsmöglichkeit<br />
auch beim Kauf einer Liegenschaft<br />
(i.F.d. Einzelrechtsnachfolge – Asset Deal)<br />
zu. Dem Vermieter steht somit weiterhin die<br />
Option in die Steuerpflicht und ein Vorsteuerabzug<br />
zu – unabhängig von der Vorsteuerabzugsberechtigung<br />
des Mieters. Gegen<br />
das Erkenntnis des BFG wurde Amtsrevision<br />
eingebracht. Es bleibt vorerst abzuwarten,<br />
wie die höchstgerichtliche Entscheidung im<br />
Falle von Asset Deals ausfallen wird.<br />
Hauptwohnsitzbefreiung<br />
(BFG 29.08.2019, RV/5100949/2019)<br />
Die Hauptwohnsitzbefreiung, nach der die<br />
Einkünfte aus der Veräußerung von Eigenheimen<br />
oder Eigentumswohnungen steuerfrei<br />
sind, knüpft an den Hauptwohnsitz des<br />
Steuerpflichtigen und daran an, dass dieser<br />
aufgegeben wird. Die Anwendbarkeit der<br />
Hauptwohnsitzbefreiung setzt einen durchgehenden<br />
Hauptwohnsitz von zwei Jahren<br />
vor der Veräußerung (1. Tatbestand) oder von<br />
fünf Jahren innerhalb der letzten zehn Jahre<br />
vor der Veräußerung (2. Tatbestand) voraus.<br />
Nach Ansicht der Finanzverwaltung muss für<br />
die Anwendbarkeit des 1. Tatbestandes die<br />
Veräußerung innerhalb einer Toleranzfrist<br />
Marlies Muck, Msc<br />
Steuerberaterin/Managerin<br />
von maximal einem Jahr nach Aufgabe des<br />
Hauptwohnsitzes erfolgen (EStR Rz 6632, 6641,<br />
6643). Das Gesetz enthält keine derartige Frist.<br />
Das BFG fordert in erster Linie einen sachlichen<br />
(keinen zeitlichen) Zusammenhang<br />
zwischen Veräußerung der Liegenschaft<br />
und Aufgabe des Hauptwohnsitzes sowie die<br />
Abstellung auf den Einzelfall. Aufgrund der<br />
glaubhaften Versuche zum nachdrücklichen<br />
Verkauf über Online-Plattform, Bekanntenkreis,<br />
Immobilienmakler und unbeeinflussbarer<br />
Umstände besteht am sachlichen<br />
Zusammenhang kein Zweifel. Die Hauptwohnsitzbefreiung<br />
steht nach der Erkenntnis<br />
des BFG zu – entgegen der Meinung der<br />
Finanzverwaltung, da die Veräußerung erst<br />
nach 21 Monaten erfolgte.<br />
Wie sich zeigt, bietet der Immobiliensektor<br />
auch weiterhin zahlreiche Fallstricke, bei denen<br />
Ihnen die BDO-Experten gerne beratend<br />
zur Seite stehen. Zudem sind die weiteren<br />
Entwicklungen i.Z.m. der Steuergesetzgebung<br />
der neuen Bundesregierung laufend zu<br />
beobachten und zu evaluieren.<br />
<strong>Sommer</strong> 2020<br />
53
Positionen & Meinungen<br />
56<br />
COVERINTERVIEW<br />
„Generell investieren<br />
wir in großvolumige<br />
Projekte mit<br />
deutlichem Upside-<br />
Potenzial", erklärt<br />
SIGNA Prime CEO<br />
Christoph Stadlhuber<br />
mit Blick auf eine<br />
stete Wertschöpfung.<br />
Am liebsten jedoch<br />
entwickelt er ganze<br />
Stadtteile.<br />
66<br />
DIGITALISIERUNGSNOTSTAND<br />
Innovationsaushängeschild Florian Gschwandtner im<br />
Interview über Ideenfindung, Apps, Innovationen und<br />
Erfolg. Er bringt auf den Punkt, wo im Bereich Proptech<br />
noch Geld zu holen ist und warum Österreich bei Innovationen<br />
immer noch hinterherhinkt.<br />
68<br />
ZU TISCH MIT ...<br />
Rechtsanwalt Alexander Grohmann bezeichnet<br />
sich selbst als Königsmacher. Schließlich hat er<br />
so mancher Karriere den entscheidenden Anstoß<br />
gegeben. Im Gespräch mit Michael Neubauer<br />
erzählt er von vielen Arbeitsstunden und schneller<br />
Selbstständigkeit, lässt aber auch die Sorge durchklingen,<br />
dass der nachfolgenden Generation "das<br />
Arbeiten" abhanden gekommen ist .<br />
54 ImmoFokus
PPP und Kooperationsmodelle —<br />
Wege zur lebenszyklusorientierten<br />
Immobilie<br />
Public Private Partnerships (PPP) sind verrufen —<br />
das ist paradox, zumal viele realisierte Projekte<br />
Erfolgsgeschichten sind<br />
Auch in Österreich sind bereits einige Projekte<br />
als Kooperationen zwischen der öffentlichen<br />
Hand und der Privatwirtschaft umgesetzt<br />
worden. Erfolgreiche Beispiele dafür sind die<br />
Neubauprojekte aus dem Bildungseinrichtungen-Neubauprogramm<br />
(BIENE) der Stadt Wien,<br />
das insgesamt 21 Bildungseinrichtungen (davon<br />
18 Bildungscampus-Standorte) als PPP beinhaltet.<br />
Jene Standorte, die bereits in Betrieb sind,<br />
zeichnen sich durch hohe Nutzerzufriedenheit<br />
aus und bestätigen den Ansatz der Auftraggeberin,<br />
Leistungen, die nicht in ihrem Kernaufgabenbereich<br />
liegen oder bei denen die<br />
vorhandenen Managementkapazitäten in quantitativer<br />
Hinsicht nicht ausreichen, einem Spezialisten<br />
zu überlassen. Auf diese Weise können<br />
durch Effizienzgewinne Kosten gespart werden.<br />
Aus rechtlicher Sicht lassen sich PPP- und<br />
Kooperationsmodelle im mittleren Spektrum<br />
zwischen der Privatisierung von Einzelaufgaben<br />
(Outsourcing bzw. Contracting-out) und einer<br />
materiellen Privatisierung, d. h. der Überlassung<br />
ganzer Aufgaben- bzw. Geschäftsbereiche,<br />
einordnen. Die nachhaltige, langfristige<br />
Zusammenarbeit zwischen interdisziplinären<br />
Partnern kann in vielerlei Hinsicht wirtschaftlich<br />
sinnvoll sein. Nicht zuletzt spielt der Lebenszyklusansatz<br />
bei Zusammenschlüssen in<br />
Kooperationsmodellen eine wichtige Rolle.<br />
Die Lebenszyklusorientierung bei Bauprojekten<br />
bedeutet eine phasenübergreifende Optimierung<br />
von Planung, Bau und Betrieb. Besonders<br />
in Zeiten des Klimawandels ist die Fokussierung<br />
auf langfristigen Erhalt und Ressourcenschonung<br />
unumgänglich. Auch rückt die Erkenntnis,<br />
dass die Betriebsphase der größte Kostentreiber<br />
ist, immer mehr in das Bewusstsein der<br />
Bauherren. Gebäude verursachen zudem auch<br />
nicht quantifizierbare Umweltkosten, die Teil<br />
der Klimadebatte sein sollten und es zukünftig<br />
wohl auch sein werden, da fast ein Drittel aller<br />
CO 2<br />
-Emissionen und etwa die Hälfte des Energieverbrauches<br />
auf den Immobiliensektor zurückzuführen<br />
sind.<br />
Bei PPP-Modellen ist die Aufgabe des wertschöpfungsstufenübergreifenden<br />
Managements<br />
grundsätzlich dem privaten Partner zugeordnet.<br />
Die öffentliche Hand vergibt einen phasenübergreifenden<br />
Dienstleistungsauftrag mit<br />
üblichen Laufzeiten zwischen 20 und 30 Jahren<br />
auf Basis einer outputspezifischen Leistungsbeschreibung.<br />
Dieser Ansatz schafft für den privaten<br />
Partner Anreize, bereits in der Planungsbzw.<br />
Bauphase Investitionen zu tätigen, die zu<br />
einer Minimierung der Lebenszykluskosten<br />
führen können und es ihm über die Vertragslaufzeit<br />
erleichtern, das Gebäude effizient in<br />
dem definierten Soll-Zustand zu halten, an den<br />
seine Vergütung gebunden ist. Die Qualitätssteigerung<br />
bei PPP-Projekten lässt sich auch<br />
darauf zurückführen, dass die übliche Gewährleistungsfrist<br />
für Mängel des Bauunternehmens<br />
nicht zutrifft. Projektrisiken werden im Kooperationsmodell<br />
jeweils dem Partner zugewiesen,<br />
der sie am besten beherrschen kann. Somit<br />
entsteht für den privaten Partner, der nach den<br />
Regelungen des ESVG (Europäisches System<br />
Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnung) auch<br />
wirtschaftlicher Eigentümer ist, ein wesentlich<br />
höherer Anreiz, nachhaltig und wartungsarm<br />
zu bauen.<br />
Im allgemeinen Verständnis steht PPP für verschiedene<br />
Varianten der Kooperation zwischen<br />
Privatunternehmen und der öffentlichen Hand,<br />
denen ein langfristiger Vertrag zugrunde liegt.<br />
Dieser wird für verschiedene Kombinationen<br />
aus Service-, Bau- und Finanzierungsleistungen<br />
geschlossen und mit Mitteln aus dem öffentlichen<br />
Budget abgegolten. Grundsätzlich wird<br />
zwischen institutionellen und vertraglichen<br />
PPP unterschieden.<br />
Im Unterschied zum Outsourcing oder Contracting-out<br />
wird beim PPP durch die öffentliche<br />
Hand nicht nur die reine Ausführungsleistung<br />
bestellt, sondern es werden Aufgaben mit<br />
einem Partner geteilt sowie Know-how und<br />
Ressourcen langfristig und kooperativ in die<br />
Leistungserbringungen eingebunden. Dieser<br />
Lebenszyklusansatz kann zu Qualitätssteigerungen<br />
führen und bietet für beide Vertragspartner<br />
Chancen und Lösungen für viele<br />
Herausforderungen im öffentlichen Bereich.<br />
Quellen:<br />
• Röber M. (2018): Public Private Partnerships (PPP), in:<br />
Voigt R. (Hrsg.): Handbuch Staat, Springer VS, Wiesbaden<br />
• Beckers, Wagemann, Klatt (2013): Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen<br />
bei PPP-Vorhaben: Herausforderungen und<br />
Lösungsoptionen, in: Reichard/Schröter (Hrsg.): Zur Organisation<br />
öffentlicher Aufgaben: Effizienz, Effektivität<br />
und Legitimität, Verlag Barbara Budrich<br />
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<strong>Sommer</strong> 2020<br />
55
Positionen & Meinungen<br />
56 ImmoFokus
Der Quartiersentwickler<br />
Lagen selbst schaffen. „Als Raumplaner schlägt mein Herz für die<br />
Entwicklung ganzer Stadtteile“, betont SIGNA Prime CEO Christoph<br />
Stadlhuber im großen ImmoFokus Interview. Den Trend zum Home-<br />
Office sieht er hingegen kritisch: „Dauerhaft am Küchentisch zu sitzen,<br />
ist nicht gesund.“<br />
Das Gespräch führte: Michael Neubauer<br />
Fotos: Michael Hetzmannseder<br />
Wie beurteilen Sie derzeit den österreichischen<br />
Immobilienmarkt angesichts der<br />
COVID-19-Pandemie?<br />
Christop Stadlhuber: Im Wesentlichen<br />
werden Trends verstärkt, die bereits vorher<br />
vorhanden waren. Die Pandemie wirkt eher<br />
beschleunigend als disruptiv. Wir werden<br />
also – vielen aktuellen Prognosen zum Trotz<br />
– auch weiterhin Büros brauchen. Vielleicht<br />
sogar aufgrund des notwendigen Abstandes<br />
mehr, aber jedenfalls höchst flexibel nutzbare<br />
Flächen. Diese Entwicklung gab es aber schon<br />
lange vor Corona. Im stationären Handel und<br />
in der Stadthotellerie ist es derzeit zugegeben<br />
schwierig, wobei wir davon überzeugt sind,<br />
dass sich der stationäre Handel in den A-Lagen<br />
rasch wieder erholen wird. Wir reden hier<br />
aber von wenigen Monaten oder Quartalen<br />
– wobei die große Unbekannte in der Dauer<br />
der Einschränkungen liegt. Generell wird an<br />
der Assetklasse Immobilie jedenfalls auch in<br />
Zukunft kein Weg vorbeigehen. Im Gegenteil,<br />
der Anlagedruck steigt. Die langfristige,<br />
auf Sicherheit ausgerichtete Strategie von<br />
Pensionskassen oder Versicherungen treibt<br />
solche Investoren weiter in die Immobilie. Die<br />
D-A-CH-Region ist im Vergleich zu Großbri-<br />
tannien, Italien oder Spanien im Moment auch<br />
ein krisensicheres Gebiet. Darüber hinaus<br />
werden die Staaten investieren müssen, um<br />
die Konjunktur anzukurbeln. Die Infrastruktur<br />
– auch der Hochbau – ist dabei traditionell ein<br />
Schwerpunkt all dieser Programme.<br />
Ihren Ausführungen zuvor entnehme<br />
ich, Sie glauben nicht an die strahlende<br />
Zukunft von Home-Office?<br />
Da bin ich zugegeben sehr skeptisch. Wir<br />
leben immer stärker von Kommunikation,<br />
Transparenz und vom raschen Wissensaustausch<br />
im Unternehmen. Das geht<br />
hauptsächlich über die direkte, physische<br />
Kommunikation. Home-Office ist dort möglich,<br />
wo konzentriert, konzeptiv gearbeitet,<br />
oder einfach Dinge abgearbeitet werden<br />
müssen. Das aber auch nur dann, wenn die<br />
entsprechenden Räumlichkeiten und damit<br />
vollwertige Arbeitsplätze zu Hause verfügbar<br />
sind. Dauerhaft am Küchentisch zu sitzen,<br />
ist nicht gesund. Abgesehen von der Frage,<br />
die derzeit noch gar nicht diskutiert wird,<br />
wer Infrastruktur und Ausstattung bezahlt.<br />
Sind wir ehrlich, Home-Office ist vor allem<br />
montags und freitags stark nachgefragt.<br />
<strong>Sommer</strong> 2020<br />
57
Positionen & Meinungen<br />
„In der SIGNA<br />
Development<br />
verfolgen wir<br />
im Wesentlichen<br />
eine „Buy-<br />
Develop-Sell“-<br />
Strategie.“<br />
Stellt sich die Frage, warum? Der Diskussion,<br />
ob wir in Zukunft überhaupt noch Büros<br />
brauchen, halte ich Fakten entgegen. Wir<br />
haben seit dem Lockdown Mitte März<br />
Mietverträge über insgesamt mehr als<br />
7.000 Quadratmeter Bürofläche im The<br />
Icon Vienna unterschrieben. Darunter sind<br />
beispielsweise der Softwareentwickler<br />
Netcetera, die Unternehmensberatung<br />
BearingPoint oder das internationale<br />
biopharmazeutische Unternehmen MSD.<br />
Ich bin daher überzeugt, flexible, moderne<br />
Büros, die unterschiedliche Formen des<br />
zukünftigen Arbeitens ermöglichen, bleiben<br />
auch in Zeiten nach Corona gefragt.<br />
Auch die Entwicklung des Wohnens wird<br />
derzeit intensiv diskutiert …<br />
Ich sehe als Ursache der Veränderung aber<br />
weniger Corona, als vielmehr soziodemografische<br />
Einflussfaktoren. Die Gesellschaft<br />
wird immer älter. Gleichzeitig haben wir<br />
beispielsweise in Wien über 40 Prozent<br />
Single-Haushalte. Das verändert das Thema<br />
Wohnen massiv. Kleinere Wohnungen sind<br />
nicht zuletzt auch deshalb stärker nachgefragt.<br />
Da gibt es zahlreiche Einflussfaktoren.<br />
Sogar das Thema Ernährung spielt eine<br />
immer größere Rolle. Wir haben bereits vor<br />
Jahren in Berlin einen Projektentwickler<br />
kennengelernt, der keine Küchen mehr baut.<br />
Wozu auch? Man braucht einen Geschirrspüler<br />
und der muss klein sein. Es braucht<br />
keinen Herd mehr, es reicht eine Aufwärmplatte<br />
und eine Mikrowelle, schließlich kocht<br />
Foodora – oder andere Anbieter.<br />
Ein mutiger Ansatz …<br />
Auch wir bauen bei größeren Projekten<br />
durchaus kleinere Wohnungen – bei weitem<br />
58 ImmoFokus
Christoph Stadlhuber<br />
Nach Abschluss eines Studiums der Raumplanung und Raumordnung an der<br />
Technischen Universität Wien im Jahr 1994 und mehreren beruflichen Stationen,<br />
darunter auch einem Traineeprogramm der Industriellenvereinigung, wurde<br />
Christoph Stadlhuber zur Jahrtausendwende Kabinettchef des Bundesministers<br />
für Wirtschaft und Arbeit, Martin Bartenstein.<br />
Anfang 2003 erfolgte die Bestellung zum Geschäftsführer der Bundesimmobiliengesellschaft<br />
(BIG).In seine Funktionsperiode fallen der Aufbau der Projektentwicklung<br />
mit privaten Partnern, die Entscheidung zum Neubau der Wirtschaftsuniversität<br />
Wien mit internationalen Stararchitekten oder die Konzeption der<br />
Seestadt Aspern. Stadlhuber hatte während seiner Zeit als BIG Geschäftsführer<br />
Aufsichtsratsmandate bei Wien 3420 Aspern Development AG, Bundessporteinrichtungen,<br />
oder der SIVBEG – Strategische Immobilien Verwertungs-, Beratungs-<br />
und Entwicklungsgesellschaft, über die militärische Liegenschaften der<br />
Republik verkauft wurden.<br />
Im Mai 2011 wechselte Stadlhuber in die SIGNA Gruppe. Stadlhuber verantwortet<br />
als CEO der Unternehmen SIGNA Prime (Bestellung Dezember 2012) und SIGNA<br />
Development Selection (Bestellung 9/2016) ein Immobilienvermögen in der<br />
Höhe von mehreren Milliarden Euro. Die operative und strategische Führung der<br />
gesamten SIGNA Gruppe erfolgt durch das Executive Board (EB), in dem er seit<br />
Gründung des Gremiums im Jahr 2013 bis heute ständiges Mitglied ist.<br />
keine Mikroapartments – und dann zieht man<br />
eine Etage mit Gemeinschaftsräumen ein.<br />
In den Parkapartments werden diese zum<br />
Beispiel gut angenommen. Da werden, wenn<br />
wir nicht gerade eine Pandemie haben, Partys<br />
gefeiert und am Mittwochabend trifft man<br />
sich, um die Champions-League zu schauen.<br />
In den Medien taucht die SIGNA oft als<br />
Investor auf. Welche Veranlagungsstrategie<br />
verfolgen Sie in Österreich?<br />
Generell investieren wir überwiegend in<br />
großvolumige Projekte mit deutlichem<br />
Upside-Potenzial, sowohl in klassische<br />
Projektentwicklungen als auch in die<br />
Repositionierung von Bestandsimmobilien.<br />
Also dort, wo wir entsprechende Möglichkeiten<br />
zur Wertschöpfung sehen. Das sind<br />
vor allem zentrale innerstädtische Lagen<br />
beziehungsweise Lagen mit sehr guter<br />
Verkehrsinfrastruktur. Von der geografischen<br />
Aufteilung sind wir vor allem im<br />
Wiener Raum und den Landeshauptstädten<br />
Salzburg, Innsbruck, Linz und Graz aktiv.<br />
Der Unterschied zwischen der SIGNA Prime,<br />
quasi dem Flaggschiff der Gruppe, und der<br />
SIGNA Development ist, dass wir in der<br />
Prime das Portfolio kontinuierlich aufbauen<br />
und diese einzigartigen Lagen über Generationen<br />
im Bestand halten. In der Development<br />
Selection verfolgen wir im Wesentlichen<br />
eine Buy-Develop-Sell-Strategie. Beispiele<br />
für höchst erfolgreiche Entwicklungen<br />
sind der Austria Campus oder das The Icon<br />
Vienna. Wir haben sehr schlanke Strukturen<br />
und können rasch entscheiden. Tauchen<br />
am Immobilienmarkt Opportunitäten auf,<br />
können wir rasch zuschlagen. Ich bin mir<br />
sicher, wir sind eines der effizientesten<br />
Unternehmen der Immobilienbranche in<br />
Mitteleuropa. Was wirklich Spaß macht, ist<br />
die Agilität, das unternehmerische Denken<br />
und Ticken unserer Mitarbeiter.<br />
Liegenschaften in guter Lage sind aber –<br />
zumindest in Wien – nur mehr schwer zu<br />
bekommen?<br />
An den Universitäten haben wir noch gelernt,<br />
dass die klassischen drei L – Lage, Lage,<br />
Lage – die wichtigste Voraussetzung für eine<br />
erfolgreiche Immobilienentwicklung sind. Mit<br />
dem Goldenen Quartier in der Wiener Innenstadt<br />
haben wir bewiesen, dass man Lage auch<br />
schaffen kann, selbst wenn es mitunter lange<br />
dauert. Entscheidend ist, es geht. Daher setzen<br />
wir zunehmend auf Quartiersentwicklungen,<br />
um mit gemischten Nutzungen eigene Lagen<br />
zu schaffen – bestes Beispiel dafür ist Vienna<br />
Twentytwo. Hier errichten wir in der Donaustadt<br />
ein neues Stadtteilzentrum.<br />
<strong>Sommer</strong> 2020<br />
59
Positionen & Meinungen<br />
„Eine Quartiersentwicklung<br />
ist<br />
jedenfalls mit<br />
viel Ausdauer<br />
und einer<br />
klaren Vision<br />
verbunden.“<br />
Wie zufrieden sind Sie mit der Entwicklung<br />
des Goldenen Quartiers?<br />
Wir glauben an die Innenstädte und an den<br />
stationären Handel in den Innenstädten. Die<br />
Rahmenbedingungen ändern sich, dementsprechend<br />
flexibel und zukunftsorientiert<br />
muss auch die Ausrichtung erfolgen. Unsere<br />
innerstädtischen Bauten stiften Identität<br />
und haben direkte Auswirkung auf das<br />
Zusammenleben der Menschen. Daher sehen<br />
wir niemals nur ein Haus, sondern seine<br />
ganze Umgebung und betrachten die Wirkung<br />
des Objekts im Kontext weit über seine<br />
Grundstücksgrenzen hinaus. Auch beim Goldenen<br />
Quartier hat es gedauert, eingespielte,<br />
eingelernte Laufwege zu verändern. Das<br />
Quartier funktioniert hervorragend und ich<br />
glaube, es ist nicht vermessen zu behaupten,<br />
dass es auch seine direkte Umgebung sehr<br />
positiv beeinflusst hat.<br />
Sich die Lage selbst zu schaffen, braucht<br />
aber, wie Sie gesagt haben, einen sehr<br />
langen Atem …<br />
Als Raumplaner schlägt mein Herz für<br />
die Entwicklung ganzer Stadtteile, wie<br />
beispielsweise am Hauptbahnhof Wien, wo<br />
wir mit dem The Icon Vienna, Bel & Main<br />
oder den Parkapartments federführend<br />
an der Entwicklung des gesamten Areals<br />
beteiligt waren. Eine Quartiersentwicklung<br />
ist aber jedenfalls mit viel Ausdauer und<br />
einer klaren Vision verbunden, denn die<br />
Projektdauer ist lang, allein für eine Umweltverträglichkeitserklärung<br />
muss man über<br />
ein Jahr einplanen. Ein gutes Beispiel ist hier<br />
die Quartiersentwicklung Korneuburg. Das<br />
alte Werftareal in Korneuburg – mit einer<br />
Gesamtentwicklungsfläche von rund 10,7<br />
Hektar – ist ein einzigartiger Standort direkt<br />
an der Donau und soll zu einem neuen,<br />
60 ImmoFokus
gemischt genutzten und lebendigen Quartier mit Wohnen,<br />
Arbeiten, Handel, Freizeit, Gastronomie, Dienstleistungen und<br />
öffentlichen Nutzungen entwickelt werden.<br />
Wann rollen dort die ersten Bagger an?<br />
Jetzt starten wir die Arbeiten für die Umweltverträglichkeitserklärung.<br />
Nach aktuellem Stand werden in Korneuburg frühestens<br />
in vier Jahren die Baumaschinen auffahren. Genau dieses<br />
Durchhaltevermögen braucht man für solche Projekte, aber das<br />
ist gleichzeitig auch das Spannende.<br />
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In Wien wird gelegentlich die Komplexität der Bauordnung<br />
kritisiert. Aber auch in Niederösterreich wird Entwicklern<br />
vermutlich nicht immer nur der rote Teppich ausgerollt. Mit<br />
welchen Schwierigkeiten haben Sie im Wiener Umland zu<br />
kämpfen?<br />
Bei ersten Gesprächen mit den Verantwortlichen in Korneuburg<br />
war rasch klar, dass sie das Areal mit uns entwickeln möchten,<br />
da wir glaubhaft vermitteln konnten, dass wir die Entwicklung<br />
aus einem Guss umsetzen können. Von großer Bedeutung ist<br />
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17.11.–2.12.20,<br />
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Wien<br />
22099<br />
24.11.20,<br />
Wien<br />
20427<br />
13.11.20,<br />
Wien<br />
11136<br />
9.11.20,<br />
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Positionen & Meinungen<br />
62 ImmoFokus
der Aufbau einer Vertrauensbasis, denn<br />
bei einer Entwicklung, wie in Korneuburg,<br />
handelt es sich um ein Langfristprojekt,<br />
das mit einer großen Auswirkung auf eine<br />
Stadt verbunden ist. Kurz vor Weihnachten<br />
des Vorjahres sind wir bei den Verhandlungen<br />
über eine eigene Autobahnabfahrt<br />
mit Asfinag, Bund, Stadt und Land einen<br />
großen Schritt nähergekommen. Die größte<br />
Herausforderung bei diesem Projekt ist,<br />
neben Wohnen auch andere Nutzungen<br />
wie etwa Büros, Bildungs- und Forschungseinrichtungen<br />
realisieren zu können. Um<br />
einen lebendigen, pulsierenden Stadtteil zu<br />
entwickeln, müssen wir den richtigen Mix<br />
finden. Davon wird der Erfolg des Projektes<br />
abhängen.<br />
Zurück nach Wien: Wie sieht es mit dem<br />
Leiner-Haus in der Mariahilfer Straße aus<br />
– alles auf Schiene?<br />
Wir sind im Plan. Wir haben Bezirk und<br />
Stadt schon im Vorfeld des Architekturwettbewerbs<br />
eingebunden, nicht erst als<br />
Jurymitglieder mit allen Beteiligten deren<br />
Wünsche und Anregungen für die Erstellung<br />
der Wettbewerbsunterlagen diskutiert. Aus<br />
der Tatsache, dass Wien-Neubau der Bezirk<br />
mit den geringsten Grünflächen ist, ist dann<br />
auch die Idee mit dem rund 1.000 Quadratmeter<br />
großen, öffentlich zugänglichen<br />
Dachgarten entstanden. Die Zusammenarbeit<br />
mit Bezirk und Stadt läuft jedenfalls ausgezeichnet.<br />
Auch Corona hat den gesamten<br />
Planungsverlauf nur marginal beeinflusst.<br />
Generell existiert eine hohe Erwartungshaltung.<br />
Viele Einzelhändler hoffen, dass wir<br />
mit der Errichtung des Traditionswarenhauses<br />
einen wesentlichen Teil dazu beitragen,<br />
um die untere Mariahilfer Straße wieder<br />
zu dem zu machen, was sie einmal war.<br />
Nämlich eine stark frequentierte, attraktive<br />
Einkaufsstraße europäischen Formats. Diese<br />
Herausforderung nehmen wir gerne an.<br />
Die SIGNA setzt bei vielen Projekten auf<br />
die Außenwirkung namhafter Architekten.<br />
Ist das Marketing?<br />
Als PR-Gag wäre das ein bisschen teuer. Wir<br />
definieren unsere Fassaden als Innenwände<br />
des öffentlichen Raums. Zusammen mit<br />
Straßen, Plätzen und Vorgärten prägen sie<br />
seine Qualität. Das ist auch ein wesentlicher<br />
Grund für die Zusammenarbeit mit national<br />
und international renommierten Architekten.<br />
Wir sind deshalb in der Planung und bei<br />
der Realisierung bereit, Geld zu investieren,<br />
weil die dadurch entstehende Qualität von<br />
Kunden, Käufern und Nutzern wertgeschätzt<br />
wird. Darüber hinaus haben wir aufgrund<br />
unserer mittlerweile erreichten Größe auch<br />
eine gesellschaftspolitische Verantwortung.<br />
Über SIGNA<br />
Die vom österreichischen Unternehmer René Benko im Jahr 1999<br />
gegründete SIGNA Gruppe ist eine privat geführte Investmentgesellschaft<br />
mit dem Fokus auf den Real Estate-, Retail- und Mediensektor.<br />
Die Gruppe ist einer der führenden europäischen Immobilieninvestoren<br />
mit einem Portfolio einzigartiger Assets in Premium-Lagen.<br />
Mit einem laufenden Projektvolumen von 12 Milliarden Euro an zehn<br />
Standorten in Österreich, Deutschland, Italien, der Schweiz und<br />
Luxemburg ist die SIGNA Gruppe einer der bedeutendsten Immobilienentwickler.<br />
Sie ist einer der dominierenden Investoren in den<br />
attraktiven Immobilienmärkten deutschsprachiger Städte. In enger<br />
Zusammenarbeit mit den jeweiligen Kommunen setzt SIGNA Real<br />
Estate dabei auf nachhaltige Stadtentwicklung, zukunftsweisende<br />
Nutzungskonzepte und architektonische Einzigartigkeit. Anfang<br />
2019 beschloss die SIGNA Gruppe, ihre Immobilienaktivitäten auf<br />
den US-Markt auszudehnen und erwarb das legendäre Chrysler<br />
Building in New York.<br />
<strong>Sommer</strong> 2020<br />
63
Positionen & Meinungen<br />
„Erfolgreiche<br />
Zusammenarbeit<br />
fußt auf einer<br />
offenen und<br />
ehrlichen<br />
Kommunikation.“<br />
Wir errichten Objekte oder Quartiere, die<br />
mehrere Generationen überdauern sollen<br />
und einen wesentlichen Beitrag für die<br />
Gesellschaft darstellen.<br />
Der Umgang mit Stararchitekten ist aber<br />
vermutlich nicht immer einfach?<br />
Wir zeigen, dass es geht. Die erfolgreiche<br />
Zusammenarbeit fußt auf einer offenen<br />
und ehrlichen Kommunikation. Man muss<br />
akzeptieren, dass renommierte Architekten<br />
ihre Wünsche und Forderungen haben, genauso<br />
wie wir als Bauherr unsere Interessen<br />
vertreten. Renzo Piano hat beispielsweise bei<br />
den Parkapartments am Belvedere ganz klar<br />
gesagt: Mein USP sind die Keramikfassaden.<br />
Wir haben im Gegenzug gesagt: Keramikfassade<br />
d'accord, aber beim Wohnungsgrundriss<br />
müssen wir das letzte Wort haben. Ein<br />
harmonisches Ganzes wird es dann, wenn<br />
beide Seiten ihre jeweiligen Stärken und<br />
Kompetenzen einbringen und sie wechselseitig<br />
respektieren. Zudem arbeiten internationale<br />
Architekten bei uns immer mit<br />
renommierten, lokalen Büros zusammen.<br />
Apropos Verantwortung für die Gesellschaft:<br />
Sind Zertifizierungen ein Thema?<br />
Wir waren, glaube ich, vor vielen Jahren<br />
eine der ersten Immobiliengesellschaften<br />
in Österreich, die ihre Gebäude zertifizieren<br />
ließen. Wir machen das aber nach internationalen<br />
Standards wie beispielsweise<br />
BREEAM oder LEED, weil das unsere Investoren<br />
fordern. Zertifizierungen sollten, meines<br />
Erachtens grundsätzlich ein internationales<br />
und kein nationales Thema sein.<br />
Themensprung: Digitalisierung. Wann<br />
wird der erste Immobilien-Deal über die<br />
Blockchain laufen?<br />
Wir treiben die Digitalisierung unserer<br />
Abläufe und Prozesse intensiv voran. Das<br />
war übrigens auch mit ein Grund dafür,<br />
dass die Umstellungen im Zuge des Corona-<br />
Shutdowns für uns problemlos zu bewältigen<br />
waren. Bereits vor vier Jahren haben wir<br />
mit Virtual-Reality-Brillen gearbeitet. Die<br />
Parkapartments waren gerade im Bau und<br />
wir konnten Interessierten so den Blick aus<br />
dem 12. Stock zeigen. Halb Mitteleuropa hat<br />
uns bei der Expo Real in München die Türen<br />
eingelaufen. Damals wurde das ehrgeizige<br />
Ziel fixiert, Vorreiter sein zu wollen, wenn es<br />
darum geht, Wohnungen digital zu verkaufen.<br />
Wir sind schon weit gekommen.<br />
Daher auch die Investments in PropTechs<br />
und Starts-ups?<br />
Wir sind hier klassische Venture-Kapitalgeber.<br />
Jedes Jahr steigen wir in ein paar Startups<br />
ein. Da sind interessante Kooperationen<br />
und Lösungen dabei, wie Hausverwaltungsoder<br />
Concierge-Apps. Im Moment sind<br />
Storage-Lösungen im Fokus, denn das wird<br />
ein zunehmend bedeutenderes Thema. Wohnen<br />
wird immer teurer. Allein aus diesem<br />
Grund brauchen wir Flächen für Gegenstände,<br />
die nicht täglich gebraucht werden.<br />
Ungenutzte Garagen im Zuge des geänderten<br />
Mobilitätsverhaltens könnten beispielsweise<br />
zu Storage-Hubs umgebaut werden. Hier<br />
suchen wir nach neuen Ansätzen.<br />
Das Elektroauto scheint derzeit das Maß<br />
aller Dinge. Wie verändert das die gebaute<br />
Umwelt?<br />
Der Umstieg auf E-Mobilität ist per se noch<br />
keine Veränderung der Mobilität. Hier wird<br />
nur die Antriebsform geändert. Das ist das<br />
Gleiche wie beim Umstieg auf Wasserstoff.<br />
64 ImmoFokus
Die Fragen, die wir uns stellen sollten, sind andere: Muss<br />
denn wirklich jeder sein eigenes Auto haben? Wie ändert sich<br />
unsere Arbeitswelt und unsere gebaute Umwelt, wenn wir<br />
autonom fahren können? Das sind die wichtigen Fragen. Das<br />
autonome Fahren ist mit Sicherheit ein wesentlicher Hebel zur<br />
Bewältigung von Verkehrsproblemen in wachsenden Städten.<br />
Im Silicon Valley setzen schon knapp 100 Unternehmen auf<br />
autonom fahrende Fahrzeuge.<br />
Lange Zeit war das Auto aber ein Statussymbol. Das scheint<br />
sich auch nicht so schnell zu ändern …<br />
Das Statussymbol des eigenen Kraftfahrzeugs ist eben auch<br />
ein Generationenthema. Den Jungen ist das oft schon egal. Die<br />
wollen lieber ein Mobilitätskonto, um mit Taxi oder Bahn zu<br />
fahren. Auch Fliegen ist eher eine Frage der Notwendigkeit.<br />
Das sind gesellschaftliche Trends, denen sich auch die Immobilienwirtschaft<br />
und auch Arbeitgeber stellen müssen, genauso<br />
wie den Veränderungen unserer Arbeitswelt. Wir waren in den<br />
letzten Jahren der größte Bürovermieter in Wien. 60 Prozent<br />
der neu vermieteten Flächen in Wien sind bei uns unterschrieben<br />
worden. Kaum ein Unternehmen, das sich für die nächsten<br />
acht, zehn, zwölf Jahre einmietet, weiß, ob es wachsen oder<br />
schrumpfen wird. Wie wird sich die Büroarbeitswelt entwickeln?<br />
Und wie muss ich als Entwickler darauf reagieren? Das<br />
sind hier die zentralen Fragen.<br />
Die neue KONE DX-Klasse:<br />
Intelligente Aufzüge für<br />
digitale Gebäude<br />
Erleben Sie die weltweit erste Aufzugsreihe mit<br />
serienmäßig eingebauter digitaler Konnektivität<br />
und sicheren, offenen Schnittstellen. Die KONE<br />
DX-Aufzüge lassen sich mit allen denkbaren<br />
Geräten und Anwendungen einfach und umstandslos<br />
verbinden. Dazu zählen beispielsweise Lieferroboter<br />
in Hotels und Pflegeeinrichtungen, Sprachassistenten,<br />
Navigationssysteme und ganze<br />
gebäudetechnische Systeme. Auch elektrische<br />
Türen und Tore können mit der DX-Klasse<br />
kommunizieren.<br />
Treten Sie ein in eine neue Ära unter:<br />
www.kone.at/neubau/aufzuege<br />
<strong>Sommer</strong> 2020<br />
65
Über den Tellerrand<br />
Digitalisierungsnotstand<br />
PropTech. Es existiert zwar ein Wort für Property Technology, zu deutsch Immobilientechnologie, doch in<br />
der Realität hinkt die Branche der Digitalisierung hinterher. Österreichs Innovationsaushängeschild Florian<br />
Gschwandtner über Ideenfindung, Apps, Innovationen und Erfolg. Und wo noch was zu holen ist.<br />
Das Gespräch führte: Lisa Grüner<br />
Q<br />
uasi über Nacht wurde Florian<br />
Gschwandtner als Co-Founder<br />
des Unternehmens Runtastic<br />
bekannt. Das 2009 gemeinsam<br />
mit drei Freunden gegründete Start-up wurde<br />
2015 von adidas für 220 Millionen Euro übernommen,<br />
Gschwandtner blieb noch bis 2019<br />
als CEO im Unternehmen. Nach einer Auszeit<br />
ist er nun operativ für Tractive, als Investor bei<br />
‚2 Minuten 2 Millionen‘ und als Keynotespeaker<br />
tätig.<br />
Wie entsteht Innovation? Woher kommt<br />
Innovationskraft?<br />
Florian Gschwandtner: Innovation entsteht<br />
nicht, sondern Innovation muss geschaffen<br />
werden und dazu braucht es sowohl die<br />
Menschen als auch die passende Umgebung.<br />
Speziell im Unternehmen ist die Innovation<br />
die treibende Kraft für langfristigen<br />
Erfolg. Jeder, der anfängt bei Innovationen<br />
einzusparen, bringt sich wohl mittel- bis<br />
langfristig in eine schwierige Situation. Ich<br />
bin sehr stark der Meinung, dass Innovation<br />
vor allem im Leadership-Bereich verankert<br />
sein muss, weil diese Menschen mit Vorbild<br />
vorangehen müssen.<br />
Die simpelsten Ideen bringen oft das<br />
meiste Geld: Wie kommt man zu diesen<br />
Ideen?<br />
Nein, nicht die Ideen bringen das Geld,<br />
sondern die harte Arbeit dahinter. Ich sage<br />
immer, dass die Idee nur fünf bis zehn<br />
Prozent ausmacht und die Umsetzung der viel<br />
wichtigere Part ist. Dazu kommt noch, dass<br />
man ein tolles Team und gute Menschen um<br />
sich braucht, um erfolgreich sein zu können.<br />
Ich mache es persönlich so, dass ich eine<br />
Liste mit Ideen pflege, welche ich immer<br />
wieder mal erweitere. Die meisten kann ich<br />
leider nie umsetzen, da man den Fokus und<br />
die Zeit braucht, einige schaffen es dann<br />
aber auch immer wieder mal und werden<br />
tatsächlich umgesetzt. So war es auch damals<br />
bei Runtastic und auch bei Tractive, dem<br />
Weltmarktführer im GPS-Tracking für Hunde<br />
und Katzen, wo ich jetzt operativ arbeite.<br />
Was machen die meisten falsch?<br />
Ich bin der Meinung, dass man das so gar<br />
nicht sagen kann. Es machen doch ganz<br />
viele auch ganz viel richtig. Wo wir natürlich<br />
besser werden können und sollen, ist im<br />
Bereich Unternehmertum. Hier ist Österreich<br />
leider weit weg von der Spitze und der<br />
Unternehmer wird nicht immer sehr freundlich<br />
behandelt. Des Weiteren brauchen wir<br />
mehr Mut und müssen uns mehr zutrauen.<br />
Wir leben in einem tollen Land und es geht<br />
uns allen gut und dank der digitalen Welt<br />
können wir auch von Österreich aus die Welt<br />
bedienen - hier würde ich gerne mehr sehen.<br />
Wie kann man als Start-up erfolgreich<br />
werden? Auf welche Faktoren kommt es an?<br />
Wie bereits oben beschrieben, ist die Idee<br />
nur ein Teil einer erfolgreichen Start-up-<br />
Geschichte. Die viel wichtigere Sache ist das<br />
Team und hier geht es beim Start vor allem<br />
um das Gründerteam. Ich schaue mir immer<br />
ganz genau an, wer die Menschen sind und<br />
wie sie ticken und ob sie wirklich den Willen<br />
haben, erfolgreich zu sein oder zu werden.<br />
Jeder spricht gerne vom Erfolg, aber der Weg<br />
dorthin ist ein steiniger. Neben den Faktoren<br />
Idee und Team braucht es dann aber auch für<br />
mich ein skalierendes Modell. Wie gesagt,<br />
die Welt ist heute digital und kann somit<br />
von überall bedient werden. Mir machen<br />
Businessmodelle Spaß, welche international<br />
und groß funktionieren.<br />
Haben Sie eine Formel für Erfolg?<br />
Harte Arbeit, harte Arbeit und harte Arbeit.<br />
Was bedeutet heute Erfolg für Sie? Wie hat<br />
sich Ihre Definition von Erfolg in den letzten<br />
Jahrzehnten verändert?<br />
Erfolg hat für mich ganz viele Facetten und<br />
sieht wahrscheinlich auch für jeden Menschen<br />
anders aus. Als ich damals Runtastic<br />
gegründet habe, wollte ich, dass wir davon<br />
leben können und eine Firma aufbauen, die<br />
funktioniert. Das hat sehr gut geklappt und<br />
ich hätte mir nicht vorstellen können, dass wir<br />
so erfolgreich sein werden und können. Ein<br />
weiterer Erfolg ist für mich, dass ich in einer<br />
tollen Familie aufgewachsen bin und am Bauernhof<br />
viele Basics vom Leben gelernt habe.<br />
Das war mir damals wohl gar nicht so bewusst<br />
und ich hätte es nicht als Erfolg eingestuft,<br />
heute sehe ich dies jedoch anders. Weitere<br />
Erfolgsmeilensteine waren wohl neben der<br />
Schule dann zwei Studien zu absolvieren und<br />
somit die Grundsteine für eine erfolgreiche<br />
Zukunft zu legen. Für die nächsten Jahre und<br />
Jahrzehnte gilt dasselbe wie immer. Ich setze<br />
mir gerne Ziele und wenn ich diese erreiche,<br />
dann ist das für mich ein Erfolg. Ein sportlicher<br />
Erfolg war 2017 die zehn Kilometer unter<br />
40:00 Minuten zu laufen - dafür hat es echt<br />
hartes Training gebraucht und es ist sich mit<br />
39:51 zum Glück auch ausgegangen. Also<br />
somit glaube ich, dass es Erfolg immer neu<br />
zu definieren gilt und dieser eine temporäre<br />
Sache ist.<br />
Im Immobilienbereich werden erfolgreiche<br />
Apps von ITlern entwickelt, nicht von<br />
66 ImmoFokus
Immobilienleuten. Haben Sie eine Erklärung<br />
dafür?<br />
Der Immobilienmarkt ist ja noch nicht<br />
wirklich zu 100 Prozent digitalisiert worden.<br />
Hier gibt es also gerade jetzt sehr viele<br />
Chancen für neue Businessmodelle und<br />
Produkte und natürlich können hier die Softwarespezialisten<br />
erfolgreich sein. Die beste<br />
Kombination wäre aber wahrscheinlich,<br />
wenn man den Experten aus der Branche mit<br />
dem Softwarespezialisten zusammenbringt<br />
und dann den Markt "disruptiert". PropTech<br />
wird also in den nächsten Jahren auch im<br />
Start-Up-Markt eine ganz große Rolle spielen,<br />
weil das System eben über Jahrzehnte sehr<br />
ähnlich funktioniert hat und hier jetzt eine<br />
große Veränderung vor der Tür steht. Dies ist<br />
vor allem auch dem technologischen Wandel<br />
geschuldet und auf einmal können wir zum<br />
Beispiel eine Wohnung via Smartphone und<br />
Augmented Reality besichtigen. Ich bin echt<br />
gespannt, was wir hier die nächsten Jahren<br />
noch alles sehen werden und vielleicht<br />
gibt es ja auch von mir schon bald mal ein<br />
Investment in diesem Bereich.<br />
Kann die Angst vor dem Transparentwerden<br />
von Prozessen dahinterstecken?<br />
Ja, dies könnte auch eine Ursache sein. Viel<br />
mehr glaube ich aber, dass man einfach ohne<br />
Veränderung lange in dieser Branche gut<br />
erfolgreich sein hat können und man auch Innovation<br />
nicht gepusht hat. Es gibt die guten<br />
Player im Markt und die verdienen gutes Geld<br />
und warum sollte hier viel verändert werden.<br />
Es kommt jedoch dann immer eine Zeit, wo<br />
Innovation und das gute neue Produkt gewinnen<br />
und diese Transition kann mal schneller<br />
oder mal langsamer gehen.<br />
Copyrights: Werner Harrer<br />
Oder ist es normal, dass App-Entwicklungen<br />
eher von außen kommen?<br />
Wie gesagt, ich würde nicht sagen ausschließlich<br />
von außen, aber oftmals gibt es auch Vorteile,<br />
wenn man die Industrie gar nicht kennt.<br />
Dies haben viele erfolgreiche Unternehmer<br />
immer wieder bewiesen, wie zum Beispiel<br />
Richard Branson, als er seine Virgin Airline<br />
gegründet hat, ohne jegliches Vorwissen in<br />
diesem Bereich.<br />
Gibt es eine App, die Sie sich für den Immobilienbereich<br />
wünschen würden?<br />
Ja, ich würde gerne via Augmented Reality –<br />
also quasi durch die Kamera durchsehen – auf<br />
alle Immobilien filmen können und hätte<br />
dann dazu gerne Informationen: Wem gehört<br />
das Gebäude, wie viele Wohnungen sind da<br />
drinnen, gibt es was zu vermieten oder kann<br />
weblink<br />
Florian Gschwandtner schreibt auf Instagram unter<br />
http://instagram.com/florian.gschwandtner<br />
über Innovation und Motivation.<br />
man was kaufen. Dann sieht man vielleicht<br />
noch Trends von der Bewertung. Ich kann mir<br />
vorstellen, dass es so etwas in Zukunft geben<br />
kann und wird.<br />
<strong>Sommer</strong> 2020<br />
67
Zu<br />
Tisch<br />
mit …<br />
Alexander<br />
Grohmann<br />
Gedanken zu einem Menü verfasst<br />
68 ImmoFokus
Netzwerker<br />
Familiäre Prägung. Für Alexander Grohmann stand von<br />
Kindesbeinen an fest, Anwalt zu werden. „Mein Urgroßvater war<br />
Rechtsanwalt – das war sicher prägend.“<br />
Autor: Michael Neubauer<br />
D<br />
as Sole in der Wiener Annagasse<br />
ist nicht nur für den Bundespräsidenten<br />
ein beliebter Treffpunkt<br />
zu nächtlicher Stunde. Zu Mittag<br />
ist kaum ein freier Platz zu finden. Es ist ein<br />
Treffpunkt für Künstler, Sportler, Komponisten<br />
sowie Fans der frischen, italienischen Küche.<br />
Mein Gast, Rechtsanwalt Alexander Grohmann<br />
(Baier Rechtsanwälte), zählt zu den gern gesehenen<br />
Stammgästen. „Ich komme seit über 20<br />
Jahren in dieses Lokal. Ich mag das Ambiente<br />
und die gute italienische Küche. Außerdem ist<br />
es nicht weit von meiner Kanzlei entfernt.“ 1983<br />
eröffnete Aki Nuredini zuerst eine Frullateria,<br />
wo er Shakes, Pasta und Panini verkaufte. Über<br />
die Jahre vergrößerte und veränderte sich das<br />
Lokal, mitgestaltet vom Architekten Johannes<br />
Spalt, zu dem, was es heute ist.<br />
Grohmann schätzt die mediterrane Küche.<br />
„Fisch gehört zu meinen Lieblingsgerichten.“<br />
Kein Wunder also, dass Italien auch zu den<br />
favorisierten Urlaubszielen zählt, zum Beispiel<br />
Abano Terme in der Provinz Padua. Früher<br />
sei man regelmäßig mit Freunden nach<br />
Rom gereist. „Wir fahren noch immer. Zum<br />
Geburtstag meiner Frau geht es regelmäßig<br />
nach Rom.“<br />
Die Speisekarte ist verlockend. Wir haben<br />
die Qual der Wahl. „Nehmen wird doch von<br />
allen Vorspeisen ein wenig.“ Gesagt, getan. So<br />
finden sich nach kurzer Zeit Carpaccio di gamberi<br />
e lime (Garnelen-Carpaccio mit Limette),<br />
Polipetti alla Luciana (sautierter Babyoktopus<br />
mit einer würzigen Tomaten-Oliven-Sauce),<br />
Prosciutto con melone ebenso auf unserem<br />
Tisch wie Vitela e tomate – zwei italienische<br />
Klassiker schlechthin. Als Hauptgericht wird<br />
ein Branzino (Wolfsbarsch) in Salzkruste<br />
serviert mit einem Glas – oder waren es doch<br />
zwei – Pinot Grigio vom Weingut Eugenio Collavini–<br />
ein perfekter Tropfen.<br />
„Ich kann nicht kochen“<br />
Selbst schwingt Grohmann jedoch den Kochlöffel<br />
nicht. „Ich kann nicht kochen. Das Einzige,<br />
das ich als Student zubereiten konnte,<br />
<strong>Sommer</strong> 2020<br />
69
waren Spaghetti. Das war‘s<br />
dann aber auch schon.“ Zu<br />
Hause stehen seine Frau und die<br />
vier Töchter am Herd. „Auch mein Sohn ist<br />
ein sehr guter Koch. Selbst wenn ich wollte,<br />
ich komme beruflich kaum dazu.“ Doch aufgeschoben<br />
ist nicht aufgehoben. „Meine Frau<br />
hat mir einen Kochkurs geschenkt.“ Für Grohmann<br />
stand von Kindesbeinen an fest, Anwalt<br />
zu werden. „Mein Großvater war Jurist – das<br />
war sicher prägend.“ Wie sein Studienkollege,<br />
der spätere ORF-Journalist und nunmehrige<br />
NEOS-Abgeordnete Helmut Brandstätter,<br />
schlug Grohmann gleich nach dem Studium<br />
eine Karriere als Anwalt ein. „Wir beide waren<br />
uns rasch einig, einen juristischen Kernberuf<br />
ergreifen zu wollen. Anwalt erschien uns als<br />
die beste Berufswahl.“ Eine Entscheidung, die<br />
Grohmann zu keinem Zeitpunkt bereut hat.<br />
Königsmacher<br />
Grohmann kann sich durchaus als Königsmacher<br />
bezeichnen. „Ich habe Brandstätter in die<br />
Politik gebracht. Er wurde mein Nachfolger<br />
in der Österreichischen Hochschülerschaft.<br />
Ich hatte damals die meisten Stimmen in der<br />
Fachschaft und die Fraktion wollte, dass ich<br />
den Fakultätsvorsitz übernehme. Unter den<br />
Befürwortern war auch der spätere Anwalt<br />
Georg Karasek, dessen Vater als außenpolitischer<br />
Sprecher der ÖVP damals mehr oder weniger<br />
Schattenaußenminister war. Ich wollte<br />
den Job nicht und habe Helmut Brandstätter<br />
Factbox<br />
BAIER RECHTSANWÄLTE<br />
vorgeschlagen.“ Das hat allerdings ein wenig<br />
Überzeugungsarbeit gebraucht. „Er ist dann<br />
ÖH-Vorsitzender geworden – die Freundschaft<br />
ist bestehen gelieben.“ Aus dieser Zeit kennt<br />
Grohmann noch so manche ÖH-Funktionäre,<br />
wie etwa den Altbürgermeister Michael Häupl,<br />
den Grünen-Abgeordneten Peter Pilz oder den<br />
Kurzzeitjustizminister Wolfgang Brandstetter,<br />
mit dem Grohmann nach wie vor in strafrechtlichen<br />
Angelegenheiten zusammenarbeitet.<br />
Bevor Grohmann Anwalt werden konnte, hieß<br />
es: „Habt acht!“ Seinen Wehrdienst leistete er,<br />
wie auch sein Interviewpartner, in der Landesverteidigungsakademie<br />
ab. „Ich war, wenn<br />
man so will, Adjutant des General Kuntner.“<br />
Als Wehrmann Stellvertreter des Generals<br />
Alle zwei Monate publizierte die Landesverteidigungsakademie<br />
eine technische und eine<br />
politische Zeitschrift. Für die „zwei Heftchen“,<br />
wie Grohmann anmerkt, fasste er Beiträge aus<br />
diversen englisch- und französischsprachigen<br />
Wehrzeitschriften zusammen. Zu dieser<br />
Zeit ging auch sein direkter Vorgesetzter auf<br />
Urlaub. Seine Vertretung war kein geringerer<br />
als Wehrmann Grohmann. Das konnte nicht<br />
nur der damalige Armeekommandant General<br />
Emil Spannocchi kaum glauben. Noch heute<br />
BAIER Rechtsanwälte, gegründet im Jahr 1993 ist eine der führenden, unabhängigen<br />
Wirtschaftskanzleien und berät österreichische und internationale Unternehmen.<br />
Seit Jahrzehnten bieten die fünf Partner und zwölf weitere Juristen von BAIER<br />
grenzüberschreitende Erfahrung und Know-how an und arbeiten mit erstklassigen<br />
internationalen Anwaltskanzleien zusammen. Die fachübergreifende Expertise<br />
und besondere Spezialisierung auf dem Gebiet der internationalen Schiedsgerichtsbarkeit<br />
ergänzen einander dabei. Wesentlicher Schwerpunkt von BAIER ist der<br />
Bereich Immobilien mit der Beratung und Vertretung der größten österreichischen<br />
Wohnbaugesellschaft im Zusammenhang mit der Entwicklung, der Errichtung und<br />
dem Vertrieb von Wohn- und Geschäftsimmobilien mit bisher über 70 erfolgreich<br />
abgewickelten Großprojekten. Die BAIER Immobilienverwaltung beinhaltet den<br />
kaufmännischen und technischen Bereich und betreut Wohnungseigentumsobjekte,<br />
Zinshäuser und gewerbliche Objekte.<br />
www.baierpartners.com<br />
erinnert sich Grohmann an das Telefonat mit<br />
General Spannocchi. „Wehrmann Grohmann.“<br />
– „Ich möchte den General sprechen.“ – „Der<br />
General ist auf Urlaub.“ – „Wer vertritt ihn?“ –<br />
„Ich, Wehrmann Grohmann.“ Daraufhin habe<br />
Spannocchi einfach aufgelegt, um es ein paar<br />
Minuten später wieder zu probieren. „Hier Armeekommandant<br />
Spannocchi. Ich möchte den<br />
General oder seinen Vertreter sprechen.“ – „Ich<br />
vertrete ihn. Wehrmann Grohmann.“ Aufgelegt.<br />
Dann kam am Nachmittag ein Anruf vom<br />
General. „Was war? Irgendwas Besonderes?“<br />
– „Ja, der Armeekommandant Spannocchi hat<br />
angerufen, wollte Sie sprechen und hat sich<br />
fürchterlich aufgeregt, dass ich Sie vertrete.“ –<br />
„Auch wurscht.“<br />
Ich konnte und musste vom ersten Tag<br />
an selbstständig arbeiten<br />
Doch bei welchem Anwalt sollte man anheuern?<br />
Da gingen die Meinungen auseinander.<br />
„Zum Graf geh ich auf keinen Fall. Der will<br />
Minister werden. Da musst du dich den ganzen<br />
Tag mit dem Verwaltungs- und/oder<br />
Verfassungsgerichtshof beschäftigen.“ Zu<br />
Stern wollte er auch nicht. „Strafrecht interessiert<br />
mich nicht.“ Dann war eine Annonce<br />
im „Kurier“: Weiss-Tessbach. „Als normaler<br />
Jus-Student mit 23 hat man keine Ahnung gehabt,<br />
wer das ist. Aber mein Vater wusste Rat:<br />
`Weißt du, Weiss-Tessbach, das ist eine ganz<br />
honorige Kanzlei.´ Also habe ich dort angerufen<br />
und bin hingegangen. Damals war das die<br />
älteste Kanzlei in Österreich. Vier Anwälte und<br />
vier Konzipienten haben die Kanzlei geschupft.<br />
Das hat mich geprägt. Ich konnte vom ersten<br />
Tag an selbstständig arbeiten. Konnte – wohl<br />
besser gesagt – ich musste.“<br />
Längere Arbeitszeiten waren für<br />
Grohmann nie ein Problem<br />
Eine seiner ersten Aufgaben war die Leitung<br />
einer Aufsichtsratssitzung. „Erst während der<br />
Sitzung habe ich gemerkt, dass ich den Vorsitz<br />
führen sollte. Keiner hat mir vorher davon erzählt.“<br />
Gerne denkt Grohmann an diese durchaus<br />
auch anstrengende Zeit zurück. „Viele<br />
junge Juristen sind heutzutage nicht dazu in<br />
der Lage, selbstständig zu arbeiten. Die meisten<br />
haben Hemmungen, Verantwortung zu übernehmen.“<br />
Das sei, so Grohmann, auch auf das<br />
Thema Work-Life-Balance zurückzuführen.<br />
„Viele Jungjuristen wollen sicher sein, dass<br />
sie um sechs oder um fünf nach Hause gehen,<br />
dann und wann in den Urlaub fahren und übers<br />
70 ImmoFokus
Zu Tisch mit …<br />
Wochenende wegfahren können.“ Längere<br />
Arbeitszeiten waren für Grohmann nie ein<br />
Problem. „Meine Frau war zu dieser Zeit Balletttänzerin<br />
an der Wiener Volksoper. Wenn<br />
sie Vorstellung hatte, hatte ich auch abends<br />
genug Zeit für die Arbeit.“ Jeden Montag gab<br />
es in der Kanzlei ein Mittagessen. „Da ging es<br />
hauptsächlich um das Verteilen der Causae.“<br />
Sein Nachfolger wurde sein Partner<br />
Übrigens: Sein Nachfolger als Konzipient bei<br />
Weiss-Tessbach war Georg Karasek. „Georg<br />
Karasek hat den ältesten Fall der Kanzlei von<br />
mir übernommen und zum Abschluss bringen<br />
können. Es ging um verlorenes Vermögen<br />
in Italien. Der Fall hatte 1945 nach dem Krieg<br />
begonnen. Ich habe es geschafft, 1984 eine Entschädigung<br />
zu erwirken. Unter Georg Karasek<br />
ist dann das Geld geflossen. Das habe ich allerdings<br />
nicht mehr in der Kanzlei erlebt.“<br />
Mein erster Akt als eigener Anwalt betraf eine<br />
Markeneintragung in der Gastronomiebranche.<br />
„Es ging um die Marke `Schwarze Kuchl´<br />
für ein Restaurant in Krems, das bis heute<br />
besteht.“<br />
Seine erste eigene Kanzlei befand sich in der<br />
Singerstraße in der Wiener Innenstadt. „Ich<br />
konnte die Kanzlei durch einen Glücksfall<br />
übernehmen.“ Grohmann hatte sich auf eine<br />
Annonce im „Anwaltsblatt“ gemeldet. Zurückgerufen<br />
wurde er von einer alten Bekannten<br />
aus Kitzbühel. „Ich war als Student Skilehrer in<br />
Kitzbühel. Meine Bekannte war damals mit einem<br />
Sohn eines Anwalts befreundet, der seine<br />
Kanzlei aufgeben wollte.“ Der Anwalt war<br />
ÖVP-Bundesrat. Nach langwierigen Verhandlungen<br />
hat dieser die Räumlichkeiten samt<br />
den Causae – in erster Linie Autounfälle und<br />
Versicherungen – an Grohmann übergeben.<br />
„Aber jedenfalls haben wir mit diesen Causae<br />
die Sekretärin bezahlen können.“ Grohmann<br />
kann sich noch genau daran erinnern: „Am 3.<br />
August 1984 bin ich in die Singerstraße eingezogen.<br />
Am 1. Jänner 1985 habe ich mit Lambert<br />
eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts gegründet.<br />
Die späteren Eversheds-Sutherland-Anwälte<br />
Alexander Stolitzka und Georg Röhsner<br />
waren meine ersten beiden Konzipienten. Ein<br />
paar Jahre später kam eine weitere Kanzlei in<br />
der Dominikanerbastei dazu. „Wir waren die<br />
Ersten, die zwei Standorte hatten. Heute ist das<br />
mit der modernen Technik vorstellbar, aber<br />
damals ging zweimal am Tag der Bote hin und<br />
her – Reibungsverluste und bürokratischer<br />
Aufwand inklusive.“<br />
Glücklicherweise verhandelte Grohmann zu<br />
diesem Zeitpunkt mit der Immobiliengesellschaft<br />
der PSK über das Projekt Hauptpostamt<br />
am Fleischmarkt/Ecke Laurenzerberg und<br />
zog in den Verhandlungen ein Ass aus dem<br />
Ärmel: „Wir mieten – unter der Bedingung,<br />
dass wir die Causa bekommen.“ Der Vorschlag<br />
wurde angenommen und die PSK Immobilien<br />
wanderten für die Verwaltung zu Grohmann<br />
und seinem Team. „Gleichzeitig ging es dann<br />
mit der Ostexpansion los. Ich war für Prag und<br />
die Tschechische Republik zuständig. Kollege<br />
Lambert übernahm Ungarn. Bei den ersten<br />
Prager Causae habe ich damals den Kollegen<br />
Baier kennengelernt. Der hatte dieselbe Kanzlei<br />
wie wir, die in Prag vor Ort das Geschäft abgewickelt<br />
hat. Gemeinsam konnten wir unsere<br />
Aktivitäten ein wenig besser straffen. Zudem<br />
hatten wir schon eine internationale Verbindung<br />
zu einer englischen Großkanzlei, die hieß<br />
Dentons. Bald darauf, es muss gegen 1993 oder<br />
1994 gewesen sein, haben wir zum ersten Mal<br />
an der MIPIM in Frankreich teilgenommen.“<br />
Ungeliebte MIPIM<br />
Interessanterweise stieß der Besuch bei den<br />
Konzipienten und Junganwälten auf wenig Gegenliebe.<br />
„Wir hatten damals besprochen, den<br />
jüngsten Anwalt nach Frankreich zu schicken.<br />
<strong>Sommer</strong> 2020<br />
71
Zu Tisch mit …<br />
Rückkehr von einem seiner Streifzüge fand er<br />
eine interessante Visitenkarte. Karl Petrikovics<br />
war bereits zweimal am Stand gewesen und<br />
hatte ihn gesucht. Das anschließende Zusammentreffen<br />
hat zu einer langjährigen Zusammenarbeit<br />
bei vielen Projekten geführt. „Ich<br />
muss sagen, ich bin mit Petrikovics super ausgekommen.<br />
Das hat darin gemündet, dass ich<br />
in einer der berühmten `Leintuchgesellschaften´<br />
Aufsichtsrat wurde – glücklicherweise<br />
in der gesunden.“ Vorstandsvorsitzender war<br />
sein Badener Rechtsanwaltskollege Rudolf<br />
Frieß, der erst vor kurzem als Investor aus der<br />
Immofinanz ausschied.<br />
„Heute ist der<br />
Österreich-Stand<br />
top. Damals waren<br />
wir im Keller, den<br />
es übrigens heute<br />
noch gibt.“<br />
Im Zentrum des Wirbelsturms<br />
Die Finanzkrise hat Grohmann hautnah im<br />
Zentrum des Wirbelsturms miterlebt. Der<br />
damalige Finanzvorstand hätte immer wieder<br />
betont, dass alles konsolidiert sei. „Das war es<br />
aber nicht. In Summe gab es zwischen 140 und<br />
Ich hatte keine Zeit. Ich musste mich ums Geschäft<br />
kümmern.“ Nach der Rückkehr befragt,<br />
war die Antwort ernüchternd:„Ja, war schon<br />
nett.“ Im nächsten Jahr stand die Kanzlei vor<br />
demselben Problem. Auf meine Frage: „Wer<br />
fährt?“, hörte ich nur: „Nein, keine Lust.“ Also<br />
machte ich mich selbst auf die Reise. „Heute<br />
reißen sich alle darum.“ Doch nachträglich<br />
sollte sich die Entscheidung als goldrichtig<br />
erweisen. „Es war anstrengend. Parallel zur<br />
MIPIM verhandelte ich über ein Mietshaus mit<br />
dreißig Wohnungen.“ Potenzieller Käufer war<br />
Thomas Muster, für den der Anwalt bereits<br />
zuvor eine Stiftung gegründet hatte. Es hat<br />
sich dann herausgestellt, dass Karl Petrikovics<br />
das Haus für den Eigentümer eines großen<br />
Transportunternehmens kaufen wollte, der<br />
Logistikunternehmer das Haus aber nicht<br />
mehr wollte. „Wir haben intensiv verhandelt<br />
und uns schlussendlich einigen können.“<br />
Dann ging es zur MIPIM. Das sei Knochenarbeit<br />
gewesen. Grohmann hatte Standdienst<br />
– im Keller. „Heute ist der Österreich-Stand<br />
top. Damals waren wir im Keller, den es übrigens<br />
heute noch gibt.“ Wenn er keinen Dienst<br />
hatte, flüchtete er aus den Katakomben. Bei der<br />
72 ImmoFokus
150 Gesellschaften. Unter anderem aber auch<br />
einige Wohnbaugesellschaften mit Anlegerwohnungen,<br />
für die ich tätig war. Da war aber<br />
nichts konsolidiert. Das haben wir allerdings<br />
erst bei einer Krisensitzung beim Wirtschaftsprüfer<br />
erfahren. Gemeinsam mit Falschlehner<br />
(ehemaliger Vorstand der Schoellerbank) als<br />
Notvorstand haben wir einen kleinen Beitrag<br />
zum Startschuss der Sanierung der Immofinanz<br />
Gruppe beigetragen.“<br />
Apropos Thomas Muster. Grohmann ist von<br />
Kindesbeinen an begeisterter Tennisspieler<br />
und Schiedsrichter. „In der Hinterbrühl –<br />
1966 – hat die Leidenschaft begonnen. Ich war<br />
damals elf Jahre alt.“ Mit 14 begann seine Karriere<br />
als Schiedsrichter. „Ich spielte bereits bei<br />
Jugendturnieren mit. Für ein internationales<br />
Turnier wurden 14-, 15-jährige Burschen als<br />
Schiedsrichter gesucht. Gesagt, getan. Nach<br />
einer Prüfung war ich Schiedsrichter. Gleich<br />
mein erster Einsatz führte mich nach Kitzbühel,<br />
das damals aber noch viel kleiner aufgestellt<br />
war als heute. Da hat man ein bisschen<br />
Taschengeld bekommen.“<br />
Thomas Muster geraten nach<br />
Monte Carlo zu gehen<br />
Kein Wunder also, dass sich später so manch<br />
international bekannter Tennisspieler unter<br />
seinen Klienten befand. „1984 oder 1985 habe<br />
ich dem damaligen Muster-Trainer Ronnie<br />
Leitgeb geraten, mit Thomas Muster nach<br />
Monte Carlo zu ziehen. Falls es was wird und er<br />
Tennisturniere gewinnt, wird das wahrscheinlich<br />
wirtschaftlich opportun.“ Auch hier weiß<br />
Grohmann über einen Erfolg zu berichten. „Ich<br />
habe Thomas Muster zu einem super Sponsorenvertrag<br />
verholfen.“ Gerne denkt er an den<br />
Tenniszirkus zurück. „Ein einmaliges Erlebnis<br />
war 1995, in Monte Carlo am Center Court zu<br />
sitzen und zuzusehen wie Thomas Muster Boris<br />
Becker schlägt.“<br />
Noch schnell ein Nachtisch. Ein Besuch beim<br />
Italiener ohne Dolci – einfach undenkbar.<br />
Panna cotta, Crème brûlée und Tiramisu, dazu<br />
zwei große (starke) Espressi – das muss sein.<br />
Allein der Crème brûlée wegen werde ich wiederkommen.<br />
Vater des Bauträgervertragsgesetzes<br />
Grohmann gilt auch als einer der Väter des<br />
Bauträgervertragsgesetzes. „Zu Beginn haben<br />
wir ein Vorsorgewohnungsmodell entwickelt.<br />
Ich muss zugeben, bei diesem Modell haben<br />
wir alle voneinander abgeschrieben. Bei unserem<br />
ersten Projekt in der Laudongasse 47<br />
konnten wir LKW Walter den Großteil der<br />
Wohnungen verkaufen.“ Daraus entwickelte<br />
sich das Bauträgervertragsgesetz. Gemeinsam<br />
mit Petrikovics wurde ein großes Symposium<br />
veranstaltet. Grohmann ließ seine Kontakte<br />
spielen und so kam das Who is who der Branche.<br />
Angefangen von der Autorin des BTVG,<br />
Sonja Bock – „jetzt eine verheiratete Bydlinsky.<br />
Die war als Konzipientin nämlich meine Nachbarin<br />
bei Weiss-Tessbach.“ Vor den ersten<br />
Projekten hatte man auch mit einem bekannten<br />
Staatsanwalt aus dem Justizministerium<br />
als Vater des BTVGs Kontakt. „Die Frage war,<br />
ob auch das Ministerium unserer Auslegung<br />
zustimmen würde.“ Doch die Zustimmung<br />
konnte eindeutiger nicht sein: „Ja, super, das<br />
passt.“ Das ist Grohmann noch deutlich im Gedächtnis.<br />
„Wir konnten starten.“ Seit 1996/97<br />
hat Grohmann über hundert Immobilienprojekte<br />
abgewickelt und dabei zehntausende<br />
Wohnungen an VIPs und andere verkauft.<br />
2008, also zu Beginn der Finanzkrise, hatte der<br />
Immobillienspezialist über hundert Millionen<br />
Euro an Treuhandgeldern – in den Büchern.<br />
Grohmann fürchtete, dass viele seiner Käufer<br />
nun anrufen und überlegen würden, eine eigene<br />
Hotline einzurichten. Doch der Ansturm<br />
blieb aus. „Da haben dann vielleicht zwei, drei<br />
angerufen. Das war‘s.“<br />
Lokal<br />
DAS SAGT DER FALSTAFF<br />
Das Ristorante in der Annagasse ist bekannt<br />
für seine handgemachte Pasta, Antipasti<br />
sowie Holzofenpizza und nicht nur unter den<br />
Künstlern von Staatsoper, Konzerthaus und<br />
Musikverein eine beliebte Adresse.<br />
DAS SAGT DER IMMOFOKUS<br />
Italienische Küche auf höchstem Niveau.<br />
Die Antipasti sind vom Feinsten, wie auch<br />
die handgemachte Pasta, Pizza aus dem<br />
Steinofen. Die Fischgerichte sollte man alle<br />
einmal probiert haben .<br />
DAS GASTHAUS<br />
Annagasse 8-10, 1010 Wien n<br />
Öffnungszeiten<br />
Mo. bis So. 11.00-23.30 Uhr<br />
www.ristorante-sole.at<br />
17<br />
PUNKTE<br />
ImmoFokus Restaurantguide<br />
Essen:<br />
Service:<br />
Weinkarte:<br />
Ambiente:<br />
<strong>Sommer</strong> 2020<br />
73
Positionen & Meinungen<br />
Die Zwei<br />
Gedankensplitter zum<br />
ImmoMarketing in Theorie und Praxis.<br />
Die Kunst<br />
des guten Brandings<br />
Regelmäßiger Kommentar: Alexander Bosak & Philipp Kaufmann<br />
MARKENARCHITEKTUR<br />
DACHMARKE<br />
(= Programmmarke,<br />
Unternehmensmarke)<br />
FAMILIENMARKE<br />
(= Produktgruppenmarke,<br />
Rangemarke)<br />
EINZELMARKE<br />
(= Produktmarke,<br />
Monomarke)<br />
Mit drei Strategien Marken richtig einsetzen: Beim Immobilienmarketing<br />
spielt die Markenführung eine zentrale Rolle und oft stellt<br />
sich beim sogenannten „Branding“ die Frage, wie Marken zur Vertrauensbildung<br />
richtig eingesetzt werden können. Die Antwort ist einfach<br />
und beginnt, wenig überraschend, mit der richtigen Strategie, wobei<br />
drei zur Auswahl stehen: die Dachmarken-, die Familienmarken- und<br />
die Monomarkenstrategie.<br />
Dach-, Familien- oder Monomarke<br />
Bei der Dachmarke gibt es einen Überbau, eine verbindende (Zentral-)Marke,<br />
welche von allen Produkten genutzt wird. Einprägsame<br />
Beispiele hierfür sind in der Automobilbranche zu finden. Bei BMW<br />
oder auch bei VW steht eine Marke für alle Produkte und bildet quasi<br />
ein Dach über alle. Bei dieser Vorgehensweise sind die Synergieeffekte<br />
am höchsten, da ja nur eine Marke aufgebaut und gepflegt<br />
werden muss. Das einzelne Produkt wird nicht mit einer eigenen<br />
Marke ausgestattet beziehungsweise positioniert. Im Gegensatz<br />
hierzu wird bei der Monomarkenstrategie, die auch als Einzelmarkenstrategie<br />
bezeichnet wird, jedes einzelne Produkt mit einer<br />
eigenen voll wertigen Marke geführt. Beispielsweise setzt Procter<br />
& Gamble auf starke (Mono-)Brands wie Pampers (Windeln), Ariel<br />
(Waschmittel) oder Gillette (unter anderem Rasierer). Als Zwischenform<br />
werden bei einer Familienmarkenstrategie einzelne Produktfamilien<br />
je unter einer Marke positioniert. So führt das deutsche Unternehmen<br />
Beiersdorf seine Kosmetiksparte unter der Marke Nivea<br />
und die Klebstoffe unter tesa.<br />
Praxistaugliche Strategie?<br />
In der Realität können die drei Strategien in unterschiedlichen<br />
Kombinationen angewendet werden. Oftmals werden diese auch<br />
über die Zeit verändert beziehungsweise angepasst, so war Procter<br />
& Gamble im Gegensatz zu Nestlé bei seinen Produkten vor Jahren<br />
als Unternehmensmarke für den Konsumenten fast nicht erkennbar.<br />
Nur für Eingeweihte war bekannt, dass hinter Pampers und Ariel das<br />
gleiche Unternehmen steht. Dies hat sich nunmehr geändert und<br />
74 ImmoFokus
das Unternehmen versucht sich als Dachmarke zu positionieren und<br />
damit auch kleineren Brands mehr Glaubwürdigkeit und Vertrauen<br />
zu verschaffen.<br />
In der österreichischen Immobilienwirtschaft hat EHL einen gelungenen<br />
Dachmarkenauftritt über alle angebotenen Dienstleistungen<br />
geschaffen. Auch Raiffeisen Wohnbau ist generell im gehobenen Segment<br />
platziert und ein gutes Beispiel für eine gelungene Umsetzung.<br />
Die einzelnen Wohnprojekte werden jeweils durch einen auf die Dachmarke<br />
abgestimmten und für das Projekt passenden Slogan auf den<br />
Punkt gebracht. Dabei wird immer „Quality Living“ vorangestellt und<br />
mit einem Zusatz, wie „im netten Nussdorf“, versehen. Der Nachteil<br />
der Dachmarkenstrategie ist das immer gleiche Erscheinungsbild, das<br />
die Einzigartigkeit des Projektes „uniformiert“ und weniger emotional<br />
auflädt. Aufgrund der Heterogenität von Immobilien und der notwendigen<br />
unterschiedlichen Positionierung kann daher eine Etablierung<br />
von Monomarken sinnvoller sein. Toyota etwa nannte seine Luxusmarke<br />
nicht Toyota Luxury, sondern Lexus. Im Immobilienmarketing<br />
stiftet die Monomarkenstrategie weitere Vorteile. Der Produktvorteil<br />
kann direkt im Projektnamen ausgedrückt werden und eine passende<br />
eigenständige Corporate Identity trägt zum Projekterfolg bei. So wurde<br />
ein Projekt der Wohnkompanie (DWK) mit einem großen, gemeinsam<br />
genutzten Garten „garten z’Haus“ genannt. Als Key Visual wurde eine<br />
Frau, die vor dem Haus im Garten Gemüse erntet, platziert. Ein weiterer<br />
Vorteil besteht darin, dass bei einem etwaigen Flop das dahinterstehende<br />
Unternehmen nicht sofort damit in Verbindung gebracht wird.<br />
Als Familienmarkenstrategie kann das Viertel Zwei genannt werden,<br />
das mit den passenden einzelnen Projektnamen, beispielsweise<br />
„Hoch Zwei“, „Plus Zwei“ oder „Studio Zwei“ punktet und den Standort<br />
geprägt und etabliert hat. Was lernen wir daraus? Markenbildung und<br />
Markenstrategien haben einen wichtigen Einfluss auf die Vermarktung<br />
und sollten bewusst entschieden werden.<br />
<strong>Sommer</strong> 2020<br />
75
GESUNDHEITSSWELTEN<br />
Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie<br />
Salzburg<br />
ARGE Kaufmann&Partner + Kleboth&Dollnig<br />
Foto: Michael Heinrich<br />
www.kaufmann.at<br />
76<br />
Architektur<br />
Generalplanung<br />
Projektsteuerung<br />
Bauleitung<br />
Projektmanagement
Wissen in Theorie und Praxis<br />
Illmitzer Gespräche<br />
Gemeinsam mit Abstand!<br />
15. - 17. Oktober 2020<br />
Die Lacke stirbt<br />
Überlebt die Region<br />
den Klimawandel?<br />
Kreislaufwirtschaft<br />
Das vollkommen<br />
wiederverwertbare Haus<br />
Less is More<br />
Wie viel CO 2<br />
braucht das<br />
Gebaute?<br />
<strong>Sommer</strong> 2020<br />
77
Die Lacke stirbt<br />
Liebe Freundin, lieber Freund!<br />
Ich sitze am Schreibtisch und schaue hinaus auf den Schrändlsee, diese<br />
alte – leider längst vergangene – Lacke. Heute ist sie „nur“ noch Wiese,<br />
denn schon in den 1950er Jahren wurde ihre wasserdichte Schicht<br />
durchbrochen, das Oberflächenwasser hält sich nicht mehr, das Entlastungsgerinne<br />
der nahegelegenen Kläranlage hat der Lacke den letzten<br />
Rest gegeben. FreundInnen aus Illmitz erzählten mir, wie sie damals<br />
über den Schrändlsee mit den Schlittschuhen gelaufen sind, dann kurz<br />
die Schuhe aus- und umgezogen haben, um gleich drüben am Kirchsee<br />
weiter zu laufen. Heute stirbt die Lacke ein zweites Mal: Während vor<br />
fünf Jahren aus der Wiese noch mindestens 20 Strohballen gewonnen<br />
werden konnten, sind es – ob der ständigen Dürre – in den letzten Jahren<br />
oft weniger als zehn, manchmal gar keiner.<br />
Während ich so hinausblicke, befinde ich mich in selbst auferlegter<br />
Quarantäne. COVID-19 hat uns fest im Griff, ich sorge mich um meine<br />
schon etwas ältere Mutter, die alleine im 4. Bezirk lebt und nur durch uns<br />
versorgt werden kann. Durch meine Lehrtätigkeit hatte ich in den vergangenen<br />
Tagen und Wochen eine Vielzahl von sozialen Kontakten, die<br />
ich nunmehr annähernd auf 0 reduziert habe. Der helle Sonnenschein<br />
draußen über der pannonischen Tiefebene – unmittelbar nach dem letzten<br />
Abbruch der Kalkalpen – irritiert mich etwas und ich werde trotzdem<br />
am späteren Nachmittag hinaus laufen gehen, vielleicht ein wenig<br />
in der Werkstatt arbeiten, Obstbäume schneiden, alleine hinausfahren,<br />
um die Reben zurück zu schneiden. Ich habe das auch gestern gemacht<br />
und auf den Feldern niemanden getroffen. Im Englischunterricht haben<br />
wir das Buch „On the beach“ von Nevil Shute gelesen, ich konnte es<br />
halb auswendig, weil ich glaubte, es zur Matura zu bekommen. Es war<br />
dann doch der „Gatsby“ im Vergleich zur „Importance of being earnest“.<br />
Shute beschreibt eine Welt nach dem großen Atomkrieg. Seine Charaktere<br />
sind eine kleine Gruppe, die dem Strahlentod entgegengeht. Einige<br />
von ihnen – zB Moira Davidson – „tries to flee reality while racing“, sie<br />
flüchtet sich in halsbrecherische Autorennen – ob sie dabei stirbt, weiß<br />
ich nicht mehr. Ich weiß aber, dass etwa das „Schwarze Kameel“ gestern<br />
knall voll gewesen sein soll. Nichts gegen das „Schwarze Kameel“, vielleicht<br />
ist es ja der gesellschaftliche Österreich-Ring dieser Tage.<br />
Ich habe keine wissenschaftliche Evidenz über die Frage, warum das<br />
alles so ist, wie es ist, ich kann nur beobachten, probieren, Schlüsse<br />
ziehen. Es sind MEINE Schlüsse, weil es ja auch MEINE Welt ist, die ich<br />
sehe, eine objektive andere Welt kann ich nicht sehen, denn es gibt eben<br />
nur DEINE oder MEINE Welt. Das Einzige, was wir tatsächlich erreichen<br />
können, ist eine ähnliche Sicht der Dinge, die im Informationsaustausch<br />
entsteht, in DEINEM und in MEINEM Kopf.<br />
Wir müssen dem Klimawandel entgegentreten<br />
BLUEPRINT und die Redaktion dieses fabelhaften Magazins haben es<br />
sich zur Aufgabe gemacht, vor allem dem Klimawandel entgegen zu treten,<br />
einer Entwicklung, die sich irgendwo da oben abspielt, da oben zwischen<br />
den Wolken, da oben in einer hell erleuchteten Welt, die in einem<br />
Maße zerbrechlich ist, wie wir es uns angesichts ihrer Masse – gemessen<br />
an unserer eigenen Größe – nicht vorstellen können. Sie kurvt durch ein<br />
nicht allzu bedeutendes Sonnensystem, das in einem Teil des Universums<br />
existiert, das recht jung ist. Ich musste jetzt kurz aufstehen, weil<br />
mich fröstelt. Eugene Cernan, der Kommandant der Apollo 17 Mission,<br />
sagte nach seiner Rückkehr vom Mond im Jahre 1972: „Wir brachen auf,<br />
um den Mond zu erkunden, aber tatsächlich entdeckten wir die Erde.“<br />
Er sah einen einzigartigen Planeten, perfekt platziert, perfekt temperiert,<br />
sodass Wasser in flüssiger Form vorhanden ist.<br />
Wir müssen die Dinge in die Hand nehmen<br />
Wir leben, wie es der Evolutionsbiologe Matthias Glaubrecht in seinem<br />
überaus empfehlenswerten Buch „Das Ende der Evolution“ (ISBN 978-<br />
3-570-10241-1) beschreibt, auf und in einem kosmischen Glücks- und<br />
ungeheuren Zufall. Ich hoffe, dass ich mit diesen Zeilen keinesfalls eine<br />
Freundin oder einen Freund, die an einen oder mehrere Götter glauben,<br />
brüskiere. Das liegt mir weit fern. Jetzt aber liegt es an uns, die Dinge in<br />
die Hand zu nehmen und kräftig, unerschrocken, deutlich, ausdrücklich<br />
und ohne falsche Höflichkeit in die andere – in die gute – Richtung zu<br />
bewegen. Ich bin überzeugt, dass wir das schaffen und schließe keinen<br />
WENN-Satz an.<br />
Bevor ich das Ruder zum Guten herumschwenke – denn das GUTE gibt<br />
es, wir sind evolutionär betrachtet NETT, denn wären wir das nicht, es<br />
gäbe uns nicht mehr – noch ein paar Gedanken über den Klimawandel<br />
hinaus. Wenn ich dann hinüber in den Obstgarten gehe, dann kann ich<br />
die Stämme der alten und der von mir neu gepflanzten Bäume berühren.<br />
Der eine oder andere junge Baum ist von den Rehen „verfegt“ oder<br />
auch angenagt. Wird es das in 20 oder 30 Jahren noch geben oder wird<br />
die Art Rehwild ausgestorben sein, weil wir ihren Lebensraum so stark<br />
eingeschränkt haben, dass sie keinen Platz mehr hat? Werden wir die<br />
letzten Exemplare der Spezies auf der Straße zwischen Gols und Illmitz<br />
totfahren? Keine Sorge – im Tiergarten können wir den stolzen Rehbock<br />
weiter betrachten, sein Geweih müssen wir nur ein wenig stutzen, damit<br />
er sich selbst oder andere nicht verletzt.<br />
78
Waren Sie schon in Afrika und haben Elefanten,<br />
Nashörner, Flusspferde, gar einen Gepard in freier<br />
Wildbahn sehen dürfen? Sie werden sie nicht<br />
mehr sehen, denn „unsere“ Evolution wird sie<br />
verschwinden lassen.<br />
Zurück: Von Nordwesten kommen jetzt ein paar<br />
Wolken, es ist nicht mehr so hell wie vorher,<br />
unser Hund Nanni, die Deutschlanghaarhündin,<br />
sitzt auf der Wiese, am Horizont stehen Pferde, es<br />
ist der 14.3.2020 und die Bäume blühen – hoffentlich<br />
treibt der Wein nicht zu früh, damit er nicht<br />
einem späten Frost zum Opfer fällt.<br />
Auch 2020 wird es die ILLMITZER GESPRÄCHE<br />
geben, das wollte ich an sich als Erstes schreiben,<br />
dann sind mir aber Gedanken und Tastatur entglitten. Die ILLMITZER<br />
GESPRÄCHE werden vom 15. bis zum 17.10.2020 stattfinden, das vorläufige<br />
Programm findet ihr in dieser Ausgabe des Fokus. Danke lieber<br />
Michael Neubauer dafür, dass du uns so viel Raum und Unterstützung<br />
gibst. Wir haben auch schon unsere Schreiben an die Sponsoren des<br />
Vorjahres versandt und hoffen auch in schwierigen Zeiten - wie diesen<br />
- auf Unterstützung. Wir brauchen jede helfende Hand und wir<br />
brauchen finanzielle Mittel, um unsere gemeinsam definierten Ziele zu<br />
erreichen:<br />
• Zivilgesellschaft und Wissenschaft zu einem fruchtbaren<br />
Miteinander zusammen zu bringen<br />
• Die Nachhaltigkeit im Alltag zu propagieren<br />
• Regionen – wie den Seewinkel – zu unterstützen, um zu einem<br />
Labor der Nachhaltigkeit zu werden.<br />
2020 legen wir einen Schwerpunkt auf Politik, Bildung und soziale<br />
Nachhaltigkeit, wobei aber auch Landwirtschaft, Klimaforschung und<br />
Best Practice Beispiele nicht zu kurz kommen werden. Von Kromp-<br />
Kolb über die zuständigen Ministerinnen, den Landeshauptmann des<br />
Burgenlandes bis zum Bildungsexperten Glattauer und zu Pepi Umathum,<br />
dem Bio-Weinurgestein, spannt sich unser Bogen. Wir werden<br />
den Empfehlungen des letzten Jahres folgen und das Programm weniger<br />
dicht gestalten, obwohl uns Herz und Hirn übergehen.<br />
Die Anmeldung ist OFFEN – bitte gehe einfach auf www.illmitzergespraeche.at.<br />
Solltest Du uns als Unternehmen oder persönlich unterstützen<br />
wollen, dann haben wir interessante<br />
Sponsorenpakete, ruf mich einfach an, die Redaktion<br />
kennt die Erreichbarkeiten des Organisationsteams.<br />
Mein Blick schwenkt wieder hinaus, die Sonne<br />
hinter den Wolken macht den Himmel weiß,<br />
leichter Wind kommt auf, das ist gut, denn er<br />
treibt die Blüten weiter. Ich muss noch darüber<br />
nachdenken, ob wir schon etwas erreicht haben?<br />
Ich denke ja: Wir füllen diese Seiten, wir publizieren<br />
wöchentlich(!) in der BVZ, das Bundesministerium<br />
für Nachhaltigkeit zieht in Erwägung,<br />
Bildungsexperten anlässlich der ILLMITZER<br />
GESPRÄCHE zu entsenden, um neue Bildungszugänge<br />
zu diskutieren, wir dürfen den Landeshauptmann von unserem<br />
Tun überzeugen, mit dem Präsident der Wirtschaftskammer Burgenland<br />
sind wir eng abgestimmt, er möchte mit den burgenländischen<br />
UnternehmerInnen einen beispielhaften Weg definieren, ich werde<br />
noch darüber berichten. Mit Hannes Ehrenfeldner, dem Chef des<br />
Nationalparks Neusiedlersee, wollen wir gemeinsam „Nationalpark<br />
neu denken“. In der Österreichischen Immobilienzeitung dürfen wir<br />
regelmäßig berichten, die Interessensvertretung der ImmobilientreuhänderInnen<br />
in der WK Österreich und Wien unterstützen uns und wir<br />
werden angefragt, was denn wir dazu sagen würden, dass …<br />
Ich schreibe und meine Finger gleiten über die weiße Tastatur – jemand<br />
hat gemeint die Zeit würde stillstehen. Plötzlich habe ICH Zeit,<br />
ich muss und kann auch gar nicht irgendwo hinfahren, gar hinfliegen.<br />
Wir sitzen als Familie zusammen und diskutieren über die Frage, ob<br />
wir heute Abend eine Runde Tarock spielen. Ich ertappe mich dabei die<br />
Bäume, Sträucher, Rosen und natürlich die Weinstöcke etwas genauer<br />
anzusehen, etwas bedächtiger und aufmerksamer zu schneiden, jeden<br />
Trieb besonders zu schätzen. Auf einmal geht Reduktion und Zurückhaltung,<br />
auch in meinem Leben. Ich denke an das Gute im Schlechten.<br />
DENN WIR HABEN KEINE ZEIT MEHR.<br />
Herzlichst Euer Thomas Malloth<br />
P.S.: Bitte sei dabei!<br />
<strong>Sommer</strong> 2020<br />
79
Illmitzer Gespräche 2020<br />
15. – 17. Oktober<br />
Das Programm<br />
DONNERSTAG, 15. 10.<br />
14.00 UHR<br />
Begrüßung und Eröffnung<br />
BM Elisabeth Köstinger (angefragt)<br />
Prof. Mag. Thomas Malloth FRICS<br />
14.45 UHR<br />
Nachhaltig wirtschaften im Burgenland<br />
WKO BGL Präsident Ing. Peter Nemeth<br />
15.30 UHR<br />
Klimawandel – die Wahrheit<br />
Em. o. Univ. Prof. Dr.in Helga Kromp-Kolb<br />
im Anschluss Diskussion<br />
16.30 UHR<br />
Wirtschaftsrechtliche Rahmen der<br />
Nachhaltigkeit<br />
Univ Prof. Dr.in Verena Mader<br />
im Anschluss Diskussion<br />
17.15 UHR<br />
tun statt reden<br />
René Fischer Global 2000<br />
im Anschluss Diskussion<br />
Pause<br />
19.30 UHR<br />
Abendempfang<br />
Landgasthof Karlo<br />
geselliges Besammensein und Vorstellung<br />
der Medienkooperationen, chillige Musik<br />
von Monsieur Lotha<br />
FREITAG, 16. 10.<br />
Das Weltbild der Nachhaltigkeit<br />
08.00 UHR<br />
Yoga der Weg<br />
Mag. a Petra Herzog<br />
Treffpunkt: Nationalparkhotel<br />
09.30 UHR<br />
Es kann alles anders werden<br />
BM Leonore Gewessler, BA<br />
10.15 UHR<br />
Kann Politik nachhaltig sein?<br />
Günther Ogris, MA<br />
im Anschluss Diskussion<br />
11.00 UHR<br />
Ethische Aspekte der Nachhaltigkeit<br />
Podiumsdiskussion<br />
Mag. Anton Faber<br />
Dipl. Soz. Kenan Güngör<br />
KommR Mag. Michael Gehbauer<br />
Präsident Gerhard Weissgrab<br />
im Anschluss Diskussion<br />
Mittagspause<br />
13.30 UHR<br />
Nationalspark neu gedacht<br />
DI Johannes Ehrenfeldner<br />
im Anschluss Diskussion<br />
14.15 UHR<br />
Bildung Menschenbilder Vorbilder<br />
Keynote zum erweiterten Verständnis<br />
von Bildung in unserer Gesellschaft (N.N.)<br />
14.45 UHR<br />
Paradies und Lackensterben<br />
Führung durch den Nationalpark<br />
mit den Nationalparkrangern<br />
80
Parallelworkshop:<br />
FORUM Umweltbildung<br />
Wie kann eine erweiterte Bildungsvision<br />
lebendig werden?<br />
Parallelvortrag<br />
„So sieht die Pflanze ihren Gärnter“<br />
Dr. Wilfried Hartl, Pepi Umathum,<br />
im Anschluss Diskussion<br />
16.30 UHR<br />
Masterthesen zur Nachhaltigkeit<br />
Young Scientists, Kooperation mit der<br />
FH für Immobilienwirtschaft Wien<br />
im Anschluss Diskussion<br />
17.15 UHR<br />
Ein bisschen Schule<br />
humorvolle Lesung von Bestsellerautor<br />
Nikolaus (Niki) Glattauer<br />
Nationalpark-Kino<br />
18.30 UHR<br />
Paradies und Lackensterben<br />
Regina Petrik mit Grußbotschaft von<br />
Bundeskanzler Sebastian Kurz<br />
Kooperation mit dem Gymnasium<br />
Neusiedl und der Volks- und Mittelschule<br />
Illmitz<br />
20.00 UHR<br />
Empfang in der Pusztascheune<br />
geselliges Beisammensein in rustikalem<br />
Ambiente<br />
21.00 UHR<br />
Boogie Nights<br />
Der weltbeste Boogie-Pianist Christoph<br />
Steinbach and Friends<br />
SAMSTAG, 17. 10.<br />
08.00 UHR<br />
Lauf durch die Lacken<br />
Prof. Mag. Thomas Malloth FRICS<br />
Dr. Franz Gschiegl<br />
Treffpunkt: Hauptplatz<br />
Bartholomäusquelle<br />
10.00 UHR<br />
Experiment Burgenland<br />
LH Mag. Hans Peter Doskozi<br />
im Anschluss Diskussion<br />
10.30 UHR<br />
Bürgermeister vor den Vorhang<br />
LA DIin Elisabeth Blanik, BM von Lienz<br />
„Prozesse zur Stärkung des Zentrums“<br />
Ing. Hans Peter Bock, BM von Fließ<br />
„Baulandpolitik und<br />
Betriebsansiedelung“<br />
DI (FH) Rainer Handlfinger<br />
BM von Ober-Grafendorf<br />
„Ernährungssouveränität und<br />
Bodenschutz“<br />
Alfred Reinisch, BM von Tattendorf<br />
„Nationalpark Garten Gemeinde“<br />
im Anschluss Diskussion<br />
11.45 UHR<br />
Was kümmerts mich?<br />
Michael Niavarani (angefragt)<br />
im Anschluss Diskussion<br />
12.45 UHR<br />
Wende oder Ende?<br />
DI Dr. Harald Frey<br />
ENDE DES FORUMS<br />
Ausklang<br />
Ab 15.00 UHR<br />
besteht die Möglichkeit, etwas mehr über<br />
den Weinbau im Seewinkel zu erfahren.<br />
Namhafte WinzerInnen führen durch ihre<br />
Weingärten und Weinkeller und werde<br />
Ihnen bei dem ein oder anderen Glas Wein<br />
die Besonderheiten des Seewinkels, das<br />
Terroir und die Vinifikation näher bringen.<br />
Ab 18.00 UHR<br />
Gemütliches „get-together“ im<br />
Bartholomäus-Stüberl. Bei Pepi Michlits.<br />
<strong>Sommer</strong> 2020<br />
81
Die Vortragenden<br />
LA DI IN ELISABETH BLANIK<br />
Elisabeth Blanik studierte Architektur an der Technischen Universität<br />
Wien. Seit 2003 ist sie Abgeordnete zum Tiroler Landtag. 2011 wurde<br />
Blanik zur Bürgermeisterin der Stadt Lienz gewählt und 2016 bei der<br />
Bürgermeisterwahl in ihrem Amt bestätigt.<br />
ING. HANS PETER BOCK<br />
Hans Peter Bock absolvierte die höhere technische Lehranstalt für<br />
Tiefbau in Innsbruck. Der gelernte Bautechniker war unter anderem<br />
Mitglied des Bundesrates, Abgeordneter zum Tiroler Landtag und ist<br />
heute Bürgermeister von Fließ.<br />
LH MAG. HANS PETER DOSKOZIL<br />
Nach seinem Studium der Rechtswissenschaften an der Universität<br />
Wien war Hans Peter Doskozil unter anderem Landespolizeidirektor<br />
des Burgenlandes und Bundesminister für Landesverteidigung und<br />
Sport. Seit Februar 2019 ist er Landeshauptmann des Burgenlandes.<br />
DI JOHANNES EHRENFELDNER<br />
Johannes Ehrenfeldner hat die Lehre als Zimmerer absolviert und anschließend<br />
an der Universität Wien Forstwirtschaft studiert. Seit 2013<br />
war DI Ehrenfeldner im Landwirtschaftsministerium in der Abteilung<br />
Nationalpark, Natur- und Artenschutz tätig. Seit 2017 ist DI Ehrenfeldner<br />
Direktor des Nationalparks Neusiedlersee-Seewinkel.<br />
MAG. ANTON FABER<br />
Anton Faber studierte Theologie am Priesterseminar Wien. 1988 wurde<br />
er zum Priester geweiht. 1997 wurde er zum Dompfarrer der Domkirche<br />
St. Stephan zu Wien und zum Dechant des ersten Bezirks ernannt und<br />
im November 2000 zum Domkapitular.<br />
RENÉ FISCHER<br />
René Fischer ist seit 2002 bei Global 2000 tätig, wo er unter anderem<br />
seinen Zivildienst ableistete. Neben seinem beruftsbegleitetem Studium<br />
für Umwelt- und Bioresourcenmanagement, war er für EDV und<br />
Datenbankmanagement zuständig, ehe er zum wirtschaftlichen Geschäftsführer<br />
von Global 2000 berufen wurde.<br />
DI DR. HARALD FREY<br />
Harald Frey studierte Bauingenieurswesen an der Technischen Universität<br />
Wien, Fachrichtung Verkehrswesen und Infrastrukturplanung.<br />
Er arbeitet am Forschungsbereich für Verkehrsplanung und Verkehrstechnik<br />
der TU Wien, seine Forschungsschwerpunkte sind Verkehrserhebungen<br />
und Befragungen, Verkehrskonzepte, Machbarkeitsuntersuchungen,<br />
Verkehrsmodellierung, Verkehrs- und Siedlungsplanung<br />
sowie E-Mobilität.<br />
KOMMR MAG. MICHAEL GEHBAUER<br />
Michael Gebauer studierte Wirtschaftswissenschaften an der Wirtschaftsuniversität<br />
Wien. Dies war auch der Beginn seiner gewerkschaftlichen<br />
Tätigkeiten. Im <strong>Sommer</strong> 1993 wechselte er in die Wohnbauvereinigung<br />
der Privatangestellten, wo er 2004 zum Geschäftsführer<br />
ernannt wurde.<br />
BM LEONORE GEWESSLER, BA<br />
Leonore Gewessler absolvierte das Bachelorstudium der Politikwissenschaften<br />
an der Universität Wien. Von 2008 bis 2019 war sie Director<br />
der Green European Foundation in Brüssel und von 2002 bis 2019<br />
Geschäftsführerin der Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000. Seit<br />
2020 ist sie Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität,<br />
Innovation und Technologie.<br />
NIKOLAUS (NIKI) GLATTAUER<br />
Nikolaus (Niki) Glattauer ist Buchautor, Kolumnist und Schuldirektor.<br />
Seine großteils erzählenden Sachbücher mit stark belletristischem<br />
Charakter, die aus persönlichen Perspektiven Schule und Bildung thematisieren,<br />
erreichten allesamt Spitzenplätze in den österreichischen<br />
Bestsellerlisten.<br />
DIPL. SOZ. KENAN GÜNGÖR<br />
Kenan Güngör absolvierte die Ausbildung zum Industriekaufmann und<br />
studierte Soziologie an der Universität Wuppertal. Seit 2007 lebt Güngör<br />
in Wien und leitet das Forschungsbüro think.difference. Güngör ist Mitglied<br />
des unabhängigen Expertenrates der österreichischen Bundesregierung,<br />
der den jährlich erscheinenden Integrationsbericht herausgibt.<br />
82
ARCH DI IN DR.IN RENATE HAMMER, MAS<br />
Renate Hammer studierte Architektur an der Technischen Universität<br />
Wien und ab 1994 Philosophie an der Universität Wien. Nach zwei postgradualen<br />
Studien und dem Doktoratsstudium war sie unter anderem<br />
Fakultätsdekanin an der Donau-Universität Krems. Seit 2013 ist Renate<br />
Hammer geschäftsführende Gesellschafterin der „Institute of Building<br />
Research & Innovation GmbH“ und Lektorin an namhaften Bildungseinrichtungen.<br />
DI (FH) RAINER HANDLFINGER<br />
Rainer Handlfinger absolvierte die Fachhochschule für Telekommunikation<br />
und Medien in St. Pölten. Er war unter anderem Leiter für Marketing<br />
und interne Kom munikation der SPÖ Niederösterreich und ist seit<br />
2010 Bürgermeister der Marktgemeinde Ober-Grafendorf.<br />
DR. WILFRIED HARTL<br />
Wilfried Hartl ist Institutsleiter der Bio Forschung Austria und forscht<br />
seit 1979 im Bereich des viehlosen Bio-Ackerbaus. Dabei liegen seine<br />
Schwerpunkte auf Kreisläufen, Nährstoffverfügbarkeiten und Biodiversität.<br />
MAG. A PETRA HERZOG<br />
Petra Herzog absolvierte Ihre Matura in Neusiedl am See bevor sie<br />
Biologie, Erdwissenschaften und Pädagogik studierte. Seit 2011 ist sie<br />
Professorin am BG Neusiedl. Weiters absolvierte sie eine Ausbildung<br />
zum Coach für Peer-Mediation, ist Mentaltrainerin und zertifizierte<br />
Yogalehrerin.<br />
BM ELISABETH KÖSTINGER<br />
Elisabeth Köstinger absolvierte die höhere Bundeslehranstalt für wirtschaftliche<br />
Berufe Wolfsberg. Sie war unter anderem Vizepräsidentin<br />
des österreichischen Bauernbundes und Delegationsleiter - Stellvertreterin<br />
der ÖVP - Delegation im Europäischen Parlament von 2011 – 2017.<br />
Seit 2020 ist sie Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und<br />
Tourismus.<br />
EM. O. UNIV. PROF. DR. IN HELGA KROP-KOLB<br />
Helga Kromp-Kolb studierte Meteorologie an der Universität Wien. 1995<br />
wurde sie ordentliche Universitätsprofessorin am Institut für Meteorologie<br />
an der Universität für Bodenkultur in Wien. Sie ist eine weltweit<br />
anerkannte Klimaforscherin und erhielt unter anderem das Goldene<br />
Verdienstzeichen des Landes Wien und das Silberne Ehrenzeichen für<br />
Verdienste um die Republik Österreich.<br />
UNIV. PROF. DR. IN VERENA MADNER<br />
Verena Madner promovierte an der Universität Wien zur Doktorin der<br />
Rechtswissenschaften mit Auszeichnung. Heute ist sie Professorin für<br />
Öffentliches Recht, Umweltrecht, Public und Urban Governance am Department<br />
für Sozioökonomie an der Wirtschaftsuniversität Wien.<br />
PROF. MAG. THOMAS N. MALLOTH FRICS<br />
Thomas Malloth ist Jurist und hat sich auf die Bereiche Immobilienbewertung,<br />
Immobilienconsulting, Immobilienverwaltung, und<br />
-vermarktung auf die Projektentwicklung, v.a. im dichten städtischen<br />
Raum, spezialisiert. Er ist ständiges Mitglied des Bundesdenkmalbeirates<br />
und Lehrbeauftragter an 7 Universitäten. Im November 2016 wurde<br />
Prof. Malloth in den Vorstand des österreichischen Chapters der Royal<br />
Institution of Chartered Surveyors berufen.<br />
ING. PETER NEMETH<br />
Peter Nemeth besuchte die Volksschule und das Gymnasium in Eisenstadt,<br />
absolvierte die HTL für Maschinenbau in Wr. Neustadt und legte<br />
bei der Wiener Kaufmannschaft die HAK-Matura ab. Heute betreibt er<br />
sehr erfolgreich ein Autohaus in Eisenstadt und ist Präsident der Wirtschaftskammer<br />
Burgenland.<br />
GÜNTHER OGRIS, MA<br />
Günther Ogris studierte zunächst an der Universität Wien und später<br />
sozialwissenschaftliche Datenanalyse an der Universität Essex. Er war<br />
unter anderem wissenschaftlicher Leiter des Österreichischen Instituts<br />
für Jugendforschung. Seit 1996 ist er Geschäftsführer des Forschungsinstituts<br />
SORA und Lehrbeauftragter an verschiedenen Universitäten.<br />
<strong>Sommer</strong> 2020<br />
83
REGINA PETRIK<br />
Die studierte Pädagogin Regina Petrik war über 20 Jahre lang als Erwachsenenbildnerin,<br />
Erziehungsberaterin und Mediatorin tätig. Heute<br />
ist sie Landtagsabgeordnete und Landessprecherin für die Grünen im<br />
Burgenland.<br />
CHRISTOPH STEINBACH<br />
Der in Kitzbühel geborene Christoph Steinbach startete nach seinem<br />
Abschluss der Lehre zum Industriekaufmann die Ausbildung am Musikkonservatorium<br />
in Innsbruck, die er jedoch nach knapp zwei Jahren<br />
abbrach um sich ganz der bereits voll im Gange befindlichen Karriere<br />
als Pianist zu widmen. Nach unzähligen Konzerten und gemeinsamen<br />
Auftritten mit Größen wie etwa Eric Burdon organisiert und veranstaltet<br />
er heute auch sein eigenes Festival. Zweifelsohne zählt Christoph<br />
Steinach heute zu den weltbesten und bekanntesten Boogie-Pianisten.<br />
GERALD VOTAVA<br />
Gerald Votava absolvierte das humanistische Gymnasium im Kollegium<br />
Kalksburg mit der Matura und belegte dann an der Universität Wien die<br />
Fächer Jus und Psychologie. Seit 1994 ist er als Radiomoderator, Kabarettist<br />
und Schauspieler tätig. Gerald Votava ist Romy Preisträger und<br />
wird die Illmitzer Gespräche moderieren.<br />
PRÄSIDENT GERHARD WEISSGRAB<br />
Mit 27 Jahren lernte er auf einer Reise durch Sri Lanka den Buddhismus<br />
kennen. Von 2003 bis 2006 war Weißgrab Vorstand der Buddhistischen<br />
Gemeinde Österreich. 2006 wurde Weißgrab zum Präsidenten<br />
der Österreichischen Buddhistischen Religionsgesellschaft gewählt<br />
und ist damit der höchste Repräsentant der Buddhisten in Österreich.<br />
JOSEF „PEPI“ UMATHUM<br />
Josef Umathum zeichnet sich seit 1985 für die weltweit renommierten<br />
Weine des Hauses Umathum verantwortlich. Mit seiner Initiative „Umdenken“<br />
engagiert er sich unter anderem dafür, den Begriff „Regionalität“<br />
nicht zu einer Vermarktungsstrategie verkommen zu lassen.<br />
84
Das Organisationsteam<br />
HARALD FREY studierte Bauingenieurswesen an der Technischen<br />
Universität Wien, Fachrichtung Verkehrswesen und Infrastrukturplanung.<br />
Er arbeitet am Forschungsbereich für Verkehrsplanung und<br />
Verkehrstechnik der TU Wien, seine Forschungsschwerpunkte sind<br />
Verkehrserhebungen und Befragungen, Verkehrskonzepte, Machbarkeitsuntersuchungen,<br />
Verkehrsmodellierung, Verkehrs- und Siedlungsplanung<br />
sowie E-Mobilität.<br />
Der studierte Jurist FRANZ GSCHIEGL ist seit dem Jahr 2007 Geschäftsführer<br />
der ERSTE Immobilien KAG. Er stützt die Tätigkeit auf<br />
seine jahrzehntelange Erfahrung im Umgang mit den nationalen und<br />
internationalen Kapitalmärkten. Er ist unter anderem ständiger Autor<br />
des Monatsmagazins „Gewinn“.<br />
RENATE HAMMER studierte Architektur an der Technischen Universität<br />
Wien und ab 1994 Philosophie an der Universität Wien. Nach zwei<br />
postgradualen Studien und dem Doktoratsstudium war sie unter anderem<br />
Fakultätsdekanin an der Donau-Universität Krems. Seit 2013 ist<br />
Renate Hammer geschäftsführende Gesellschafterin der „Institute of<br />
Building Research & Innovation GmbH“ und Lektorin an namhaften<br />
Bildungseinrichtungen.<br />
CHRISTIAN JANISCH ist stellvertretender Direktor der Esterhazy Immobilien<br />
in Eisenstadt.<br />
Mit HELMUT LANG aus Illmitz konnten wir unser ORG-Team nachhaltig<br />
verstärken: Jahrgang 1996, Matura an der HTL in Pinkafeld,<br />
Student der Lebensmittel- und Biotechnologie und leidenschaftlicher<br />
Jungwinzer desim Familien- und Prädikatsweinguts. Helmut wird<br />
sich um agrarwissenschaftliche Belange und um die Jugend kümmern,<br />
ein erstes Treffen der jungen Wilden ist für den <strong>Sommer</strong> geplant.<br />
THOMAS MALLOTH ist Jurist und hat sich auf die Bereiche Im<br />
mobilienbewertung, Immobilienconsulting, Immobilienverwaltung<br />
und -vermarktung und auf die Projektentwicklung, v.a. im dichten<br />
städtischen Raum, spezialisiert. Er ist ständiges Mitglied des Bundesdenkmalbeirates<br />
und Lehrbeauftragter an sieben Universitäten. Im<br />
November 2016 wurde Prof. Malloth in den Vorstand des österreichischen<br />
Chapters der Royal Institution of Chartered Surveyors berufen.<br />
CHRISTOPH MALLOTH absolvierte seinen Master in Marketing und<br />
Businessmanagement. Er ist seit 2011 als Kommunikationsberater für<br />
Agenturen und Direktkunden tätig und fungiert als Lektor an diversen<br />
Bildungseinrichtungen für Marketing.<br />
HANS JÖRG ULREICH studierte an der WU Wien Betriebswirtschaftslehre<br />
mit den Schwerpunkten Industrie- und Personalwirtschaft. Seit<br />
1999 ist er selbstständiger Immobilientreuhänder in Wien, Lektor an der<br />
TU-Wien sowie FH Wien und Bauträgersprecher der WKO Österreich.<br />
STEFAN SATTLER arbeitete an der Universität für Bodenkultur bevor<br />
er zur Stadt Wien wechselte, wo er zuständig für erneuerbare Energien<br />
ist. Außerdem ist er Lektor an der Universität für Bodenkultur und hat<br />
den Universitätslehrgang „Green. Building.Solutions.“ geleitet.<br />
MAGDALENA WEISSMANN war während ihres Studiums der Rechtswissenschaften<br />
Mitarbeitern bei Herbst Kinsky Rechtsanwälte. Seit<br />
2018 ist sie Universitätsassistentin an der Rechtswissenschaftlichen<br />
Fakultät der Universität Wien; Institut für Europarecht, Internationales<br />
Recht und Rechtsvergleichung; Abteilung für Rechtsvergleichung,<br />
Einheitsrecht und Internationales Privatrecht.<br />
<strong>Sommer</strong> 2020<br />
85
Überlebt die Region<br />
Neusiedler See den<br />
Klimawandel?<br />
AUTOR: CHRISTIAN JANISCH<br />
A<br />
ufgrund der Dringlichkeit steige ich ohne Umschweife<br />
in das Thema ein und rede Klartext: Die<br />
Universität für Bodenkultur hat in einer Studie aus<br />
dem Jahr 2003 eine weitestgehende Austrocknung<br />
des Sees bis spätestens 2050 vorausgesagt. Die globale<br />
Erwärmung und immer geringere Niederschlagsmengen würden<br />
laut der Studie zu einer sukzessiven Austrocknung führen.<br />
Gleich die nächste Botschaft zum Drüberstreuen – die Prognosen aus<br />
dem Jahr 2003, die eine Erwärmung in der Region um 1.8 Grad Celsius<br />
bis 2050 als Basis hatten, sind falsch, leider. Wir liegen jetzt bereits bei<br />
einer Erwärmung der Lufttemperatur um ganze 2,3 Grad und auch die<br />
Wassertemperatur des Sees hat sich mittlerweile widererwarten um 2<br />
°Grad erhöht. Experten sagen, dass der Klimawandel vor allem die Region<br />
rund um den Neusiedler See aufgrund der besonderen Sensibilität<br />
überdurchschnittlich hart treffen wird. Der im Seewinkel bekannte<br />
Zicksee in St. Andrä könnte davon ein Lied singen, wenn es ihn noch<br />
gäbe. Dieser ist 2019 mehr oder weiniger verschwunden.<br />
Natürlich wissen wir, dass der See ist in seiner Geschichte bereits mehrmals<br />
nahezu vollständig ausgetrocknet ist. Zum letzten Mal in den Jahren<br />
1865 bis 1871 – also noch gar nicht so lange her. Es ist dies auch heute<br />
noch das Argument von manchen Experten, dass wir eben mit diesen<br />
Zyklen des Sees leben müssten. Es wird aber gerne vergessen, dass dies<br />
eine Phase war, unter der die Menschen enorm gelitten haben – nachweislich<br />
gab es aufgrund einer starken Feinstaubbelastung zahlreiche<br />
schwere Atemwegs- und Augenerkrankungen in der Region und es zu<br />
einer Abwanderung gekommen ist. Auch wird vergessen, dass der See<br />
aktuell mit den Folgen der Klimaerwärmung zu kämpfen hat und das<br />
ist ein vollkommen neuer Umstand, den er in seiner 13.000 jährigen<br />
Geschichte wahrscheinlich noch nicht hat durchmachen müssen.<br />
Zusammengefasst müssen wir also seriöser Weise davon ausgehen,<br />
dass es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wieder zu<br />
einer Austrocknung des Sees kommen wird, wenn es keine Gegenmaßnahmen<br />
gibt – und diesmal könnte es so sein, dass das Wasser nicht<br />
wieder zurückkommt.<br />
Die Frage, die sich also für uns dringendst stellen muss, was passiert<br />
wenn das erwartete Szenario eintritt? Was bedeutet die prognostizierte<br />
Austrocknung für unsere Region, eigentlich sogar für das gesamte<br />
Burgenland und auch für die angrenzenden Regionen? So richtig<br />
86
möchte sich das niemand vorstellen – würde dies den Todesstoß für den<br />
sich erst so richtig entfaltenden sanften Tourismus bedeuten? Was ist<br />
mit der Weinwirtschaft, wie wäre es überhaupt um die Lebens qualität<br />
bestellt? Es erinnert an das Bild des Kaninchens vor der Schlange, aber<br />
die Uhr kennt kein Erbarmen und tickt gnadenlos weiter.<br />
In der Immobilienwirtschaft macht sich allerdings doch schon eine gewisse<br />
Verunsicherung vor allem bei den touristischen Projekten breit,<br />
auch wenn immer noch recht fleißig geplant wird. Es ist klar, wenn die<br />
Nutzbarkeit des Sees nur noch eingeschränkt möglich ist, werden die<br />
Touristen über Nacht ganz einfach ausbleiben. Auch die Radfahrer wird<br />
ein Ritt durch die Sierra Leone, so wird der Seewinkel mittlerweile von<br />
einem Boulevard Medium betitelt, nicht wirklich interessieren. Aufgrund<br />
der geringen Niederschläge im Winter und der hohen Temperaturen,<br />
könnte dieser Umstand bereits heuer eintreten.<br />
Doch jetzt zur Frage, ob etwas getan werden kann, um das drohende<br />
Szenario abzuwenden oder zumindest zu mildern. Schon einmal wurde<br />
2003 laut über eine Wasserzuleitung aus dem sogenannten Donaubegleitwasser<br />
nachgedacht und in weiterer Folge im Wesentlichen durchgeplant.<br />
Auch die Kosten für diese Leitung wurden erhoben. Überraschender<br />
Weise waren diese für die ca. 18 km lange Leitung mit knapp 30<br />
Millionen Euro vor allem in Anbetracht der Bedeutung dieses Projektes<br />
nicht exorbitant hoch. Allerdings wurde der Plan aufgrund der sich nur<br />
scheinbar bessernden Wasserstandsituation in den Folgejahren nicht<br />
weiterverfolgt. Seitdem wird immer wieder unter den Experten darüber<br />
diskutiert, ob der Neusiedler See überhaupt ein sogenanntes Fremdwasser<br />
aushält. Summa Summarum setzt sich immer mehr die Meinung<br />
durch, dass ein gewisses Maß an Fremdwasser verträglich sein sollte.<br />
Wir dürfen bei dieser Diskussion auch nicht vergessen, dass der Seewinkel<br />
bald sehr dringend Wasser brauchen wird, um weiterhin überhaupt<br />
eine Lebensgrundlage für Fauna und Flora sein zu können.<br />
Wenn wir die Auswirkungen des Klimawandels in der Region mildern<br />
wollen, dann muss ohne Vorbehalte an den bekannten Lösungsvorschlägen<br />
für eine Wasserversorgung unverzüglich weitergearbeitet werden.<br />
Ich möchte, ohne vorerst seinen Namen zu nennen, einen anerkannten<br />
und umsichtigen Experten der Region zitieren, der gemeint hat, dass<br />
das Austrocknen des Sees die schlechteste Option von allen sei – dem<br />
schließe ich mich ohne Widerspruch an.<br />
<strong>Sommer</strong> 2020<br />
87
Das vollkommen<br />
wiederverwertbare Haus?!<br />
AUTOR: CHRISTIAN JANISCH<br />
D<br />
as ist die Vision des deutschen Chemikers Prof.<br />
Michael Braungart und des amerikanischen Architekten<br />
William McDonough. Und sie denken dabei<br />
nicht ein Knusperhaus aus Lebkuchen, wie bei Hänsel<br />
und Gretel, das am Ende der Lebensdauer einfach<br />
verzehrt werden könne und so wieder in den natürlichen Kreislauf<br />
zurückgeführt wird. Nein, die beiden denken tatsächlich an ein „richtiges“<br />
Haus aus Mörtel und Ziegel, bei dem alle verwendeten Materialien<br />
zur Gänze wiederverwertet werden können.<br />
Seit Jahren behaupten nämlich Braungart und McDonough, dass die<br />
von uns aktuell gelebte Nachhaltigkeit im Prinzip sinnlos sei. Sie nehmen<br />
auch liebgewonnene Gewohnheiten – wie unser Gewissen beruhigendes<br />
Mülltrennen – aufs Korn und erklären uns desillusionierend,<br />
dass wir uns diese Arbeit „schenken“ könnten. Dieser Schlag in die<br />
Magengrube sitzt und muss erst einmal verdaut werden. Nach kurzer<br />
Benommenheit werden Erklärungen für diese unglaublichen Behauptungen<br />
gefordert. Doch Braungart und McDonough bleiben da ganz<br />
gelassen und legen noch locker nach: Sie sagen, dass unsere aktuellen<br />
Bemühungen die Welt nicht retten werden, sondern bestenfalls das<br />
Ende der Ressourcen und damit unserer Lebensgrundlage etwas hinauszögern<br />
würden.<br />
Doch was steckt hinter diesen ernüchternden Behauptungen und wie<br />
werden sie begründet? Zusammengefasst wird uns erklärt, dass „weniger<br />
schlecht“ bei der Verschwendung unserer Ressourcen noch lange<br />
nicht „gut“ sei. Wir müssten radikal umdenken, und die von uns verwendeten<br />
Rohstoffe wieder zur Gänze in den biologischen und technischen<br />
Kreislauf der Verbrauchsgüter zurückführen – und zwar ohne Abfall.<br />
Sie nennen dieses Prinzip ganz simpel „Cradle to Cradle“ (C2C), was so<br />
viel bedeutet wie „von der Wiege zur Wiege“. Für die derzeitige Ver(sch)<br />
wendung unserer Ressourcen – von der Wiege zur Bahre –seien wir einfach<br />
zu viele auf unserem Planeten, obwohl es laut Braungart sogar eine<br />
theoretische Lebensgrundlage für rund 30 Milliarden Menschen gebe.<br />
Das bisher übliche "Downcycling" von Produkten, bei dem die Qualität<br />
bei jedem Schritt abnimmt, muss vermieden werden, sofern wir noch<br />
länger auf unserem Planeten wollen. Müllverbrennungsanlagen und<br />
Mülldeponien gibt es in dem C2C-System nicht mehr. „Abfall- oder<br />
Bauschutt-Deponien seien die Bankrotterklärung des Ingenieurs.", so<br />
Braungart.<br />
Somit kommt auch die Bau- und Immobilienwirtschaft nicht ungeschoren<br />
davon, und das ist aus mehreren Gesichtspunkten auch nachvollziehbar:<br />
Das Bauwesen in Europa verschlingt eine unglaubliche Zahl<br />
88
von Rohstoffen: 50 Prozent aller Ressourcen gehen in diesen Sektor.<br />
Noch dramatischer ist die Lage bei den Abfällen: 60 Prozent aller Abfälle<br />
stammen laut UN Umweltprogramm von der Bauindustrie!<br />
Es darf eben auch nicht außer Acht gelassen werden, dass unsere Rohstoffe<br />
unweigerlich zur Neige gehen. Berechnungen zufolge reichen die<br />
für die Produktion von Baumaterialien erforderlichen Rohstoffe noch<br />
für 50 bis 100 Jahre. Gemeint sind hier vor allem Stahl, Kunststoff und<br />
Eisen. Auch Sand wird ein knappes Gut werden, wenn wir die Wiederverwertung<br />
nicht ernst nehmen.<br />
Aber ist es überhaupt möglich, dass sämtliche Materialien, die in einem<br />
Gebäude stecken, wiederverwertet werden können? Diese Frage wird<br />
von beiden mit einem klaren „Ja!“ beantwortet und sie belegen diese Behauptung<br />
mit einer Reihe von Produkten, die bereits am Markt erhältlich<br />
sind. So gäbe es in fast allen Produktbereichen C2C Alternativen:<br />
Wienerberger, der Ytong Anbieter Xella oder auch Schüco bieten mittlerweile<br />
vollkommen wiederverwertbare Baustoffe an. Die Produktpalette<br />
reicht beispielhaft von Bausteinen aus Ton, Klinkerbausteinen<br />
(Click-Brick), die wie Legobausteine fixiert werden, Dachziegeln,<br />
Dämmstoffen etc. bis hin zu Teppichen.<br />
Noch ein weiterer und tatsächlich sehr spannender Aspekt wird von<br />
den Wissenschaftlern ins Treffen geführt:Immobilien können durch<br />
C2C zu sogenannten „Materialbanken“ werden, die tatsächlich einen<br />
nominellen Wert darstellen. Wenn man bedenkt, dass bei Hochbauprojekten<br />
ca. 20 bis 30 % der Baukosten Materialkosten sind, dann ist das<br />
ein enormer Faktor.<br />
Natürlich gibt es auch Kritiker und Skeptiker der C2C Idee: Hauptkritikpunkt<br />
ist, dass die Idee in der Theorie sehr nett, jedoch nicht für die Praxis<br />
geeignet sei. Dem ist zuzustimmen, wenn wir den alten Denk- und<br />
Handelsmustern verhaftet bleiben und das Umdenken nicht schaffen.<br />
Die radikale Kernaussage der beiden Wissenschaftler besagt, dass das<br />
Schonen der Ressourcen einfach nicht ausreichen wird. Und damit<br />
dürften sie auch Recht haben. Das Team der Illmitzer Gespräche hat<br />
es sich jedenfalls zum Ziel gesetzt, sich vertiefend mit dem Thema zu<br />
beschäftigen.<br />
<strong>Sommer</strong> 2020<br />
89
Less is More<br />
Wie viel CO 2<br />
braucht das Gebaute?<br />
AUTOR: RENATE HAMMER<br />
W<br />
elche CO2 Emissionen vom Betrieb eines Gebäudes<br />
ausgehen, ist immer mehr Stakeholdern<br />
der Branche geläufig. Die Höhe dieser<br />
Emissionen scheint in Richtlinien, Zertifikaten,<br />
Auszeichnungen, Wettbewerbsausschreibungen<br />
und Ähnlichem auf. Wie beim Autoquartett: Die Immobilie mit<br />
den niedrigsten Emissionen sticht. Gut so! Aber wie steht es um die CO2<br />
Emissionen, die vom Einsatz der für die Errichtung eines Bauwerks nötigen<br />
Materialien ausgehen? Hand aufs Herz: Wer kann hier auch nur<br />
Größenordnungen nennen oder weiß, worauf es ankommt?<br />
Aktuelle Erfahrungswerte aus dem mehrgeschossigen Wohnbau<br />
betrieben mit Netzstrom und Fernwärme weisen für die Bereitstellung<br />
von Heizung und Warmwasser, Haushaltsstrom und Hilfsströme – je<br />
nach Ambition im Rahmen der gültigen Richtlinien – etwa zwischen 6<br />
kg CO2equ/m²a bis 12 kg CO2equ/m²a Emissionen aus dem Betreib auf.<br />
Darüber konnten etliche BauträgerInnen in einer kleinen Telefonabfrage<br />
rasch Auskünfte erteilen. Um Informationen über exemplarische<br />
Emissionen aus der Errichtung zu erhalten, muss man hingegen die<br />
Wissenschaft bemühen. 1<br />
Hier ist nachzulesen, dass für Wohnhausanlagen im Durchschnitt<br />
Emissionen von 6,52 kg CO2equ/m²a aus der Errichtung zu Buche schlagen<br />
– unter der Voraussetzung, dass die errichteten Gebäude 100 Jahre<br />
lang Bestand haben. Würden sie nach nur 50 Jahren wieder abgerissen,<br />
würde sich dieser Wert verdoppeln und somit rund 13 kg CO2equ/m²a<br />
betragen. Das bedeutet nichts anderes, als dass die Emissionen, die aus<br />
der Errichtung eines Gebäudes herrühren, durchaus mit jenen aus dem<br />
Betrieb zu vergleichen sind. Genaueres Hinsehen auf die Materialität<br />
des Gebauten ist also geboten.<br />
Einer der wesentlichsten Faktoren ist, wie bereits angedeutet, die Zeit;<br />
konkret die Lebensdauer des Errichteten. Hier lohnt sich ein differenzierter<br />
Blick. So wird die gewöhnliche oder Gesamtlebensdauer des<br />
Gebauten üblicherweise mit 30 bis 100 Jahren, je nach Nutzungstyp<br />
und Wertigkeit zum Errichtungszeitpunkt, angenommen. Die Gesamtlebensdauer<br />
kann je nach Sorgfalt bei der Instandhaltung und Pflege<br />
kürzer, aber auch deutlich länger ausfallen. So hat der große Bestand<br />
an Gründerzeitlichen Gebäuden bereits eine Lebensdauer von rund 150<br />
Jahren und damit einen geringeren Rucksack an Emissionen aus der Errichtung<br />
aufzuweisen. Als technische Lebensdauer ist jene Zeitspanne<br />
definiert, an deren Ende ein Bauteil seine vorgesehene Funktion nicht<br />
mehr ausreichend erfüllen kann und seine Erhaltung mehr Kosten<br />
verursachen würde, als seine Neuerstellung. Denken wir aber in langen<br />
Zeitspannen, wie sie beispielsweise ein Geschäftshaus aus der Gründerzeit<br />
erreicht hat, wird klar, dass neben der Wahl von dauerhaften<br />
Materialien als Grundlage für die Erreichung einer langen technischen<br />
Lebensdauer vor allem die Flexibilität der Nutzung gewährleistet werden<br />
muss, damit die Geschosskonfiguration vieler „Zimmer-Küche-<br />
Kabinett“-Einheiten in großzügigere Wohnungen, Büroflächen oder<br />
auch eine Hoteletage übergeführt werden kann. Erschließung, Raumhöhen,<br />
Gebäudetiefen und die Konzeption der lastabtragenden Konstruktion<br />
sind dafür maßgeblich.<br />
Ein weiterer wesentlicher Faktor ist schlichtweg der Umfang an Material,<br />
den wir für die Errichtung eines Gebäudes einsetzen. Während die<br />
90
<strong>Sommer</strong> 2020<br />
91
Anpassungsfähigkeit der bereits angesprochenen Gründerzeitbestände<br />
auch in deren kleinteilig modularen Konstruktionen aus Ziegeln und<br />
Balken begründet ist und – zumindest in den Basisgeschossen – auch<br />
von einer zumeist großzügigen statischen Bemessung herrührt, gilt es<br />
heute hier ganz gezielt und bewusst Innovationsschritte in Richtung<br />
eines optimierten und dadurch reduzierbaren Materialeinsatzes zu<br />
setzen. So arbeitet etwa Professor Franz-Josef Ulm am Massachusetts<br />
Institute of Technology an der atomaren beziehungsweise molekularen<br />
Struktur von Zement, um diesen gemäß den Anforderungen, die an den<br />
Beton gestellt werden, dem er als Bindemittel dient, optimal zu entsprechen.<br />
Der molekular veränderte Beton ist zwar teurer, jedoch könnte bis<br />
zur Hälfte des aktuell eingesetzten Materials eingespart werden, wodurch<br />
sich in der Gesamtbilanz wieder eine Kostenreduktion ergeben<br />
würde.² Selbst, wenn man von derartigen Innovationen, die sich erst am<br />
Markt etablieren und behaupten müssen, absieht: Es geht darum, jedes<br />
Material entsprechend seiner Eigenschaft – wie statische Belastbarkeit,<br />
Wärmespeicherkapazität, Beständigkeit gegen Umwelteinflüsse, lokale<br />
Verfügbarkeit etc. – optimal und den vorgegebenen Rahmenbedingungen<br />
entsprechend einzusetzen.<br />
Neben der Betrachtung von Lebensdauer und Materialmenge gilt es<br />
auch, die Grenzen der Betrachtung im Sinne der Erreichung von Klimaneutralität<br />
im Jahr 2050 mit Bedacht zu setzen. Die Systemgrenze<br />
Gebäude ist hier oft nicht ausreichend. So schlägt sich der Einsatz<br />
nachwachsender Rohstoffe in der Bilanzierung von Gebäuden positiv<br />
nieder. Ziehen wir beispielsweise wieder den durchschnittlichen Wert<br />
für Emissionen aus der Errichtung für Wohnhausanlagen von 6,52 kg<br />
CO2equ/m²a heran und betrachten im Vergleich dazu den minimalen<br />
Wert, so wird dieser mit 5,94 kg CO2equ/m²a für ein Gebäude in Holzmassivkonstruktion<br />
ausgewiesen. Würde es also Sinn machen, andere<br />
Materialien umfänglich durch einen nachwachsenden Rohstoff wie<br />
Holz zu ersetzen, um CO2-Emissionen zu substituieren? Eine Studie, die<br />
aktuell gemeinsam von Forschungsinstitutionen des Bereiches Wald<br />
sowie Holz erarbeitet wurde, zeigt dazu ein differenziertes Bild.³ Gerade<br />
in Zeiten des Klimawandels ist das Ökosystem Wald demnach großen<br />
Belastungen ausgesetzt. Eine Umgestaltung wird speziell in den niedrigeren,<br />
trockenen Lagen Österreichs unumgänglich sein. Die Fähigkeit<br />
des Waldes, CO2 aus der Atmosphäre aufzunehmen und in einem<br />
sehr langsamen Prozess anteilig im Waldboden zu speichern, wird der<br />
Substitution von CO2 durch den Ersatz anderer Materialien und Energieträger<br />
durch Holz in unterschiedlichen Szenarien gegenübergestellt.<br />
Klar wird dabei, dass speziell die Substitution von lastabtragenden Konstruktionen<br />
nur in begrenztem Ausmaß zielführend ist.<br />
Schließlich sollen noch zwei Wohnhausanlagen verglichen werden, die<br />
eine sehr ähnliche Konstruktion aufweisen, deren Emissionswerte aus<br />
der Errichtung jedoch einmal mit dem Höchstwert von 7,51 kg CO2equ/<br />
m²a und einem leicht unterdurchschnittlichen Wert von nur 6,40 kg<br />
CO2equ/m²a deutlich auseinander liegen. Der Unterschied besteht in<br />
Aufwendungen für die Hautechnik. Technische Anlagen zeigen im Vergleich<br />
zur Konstruktion selbst zumeist recht kurze technische Lebensdauern.<br />
Damit schlägt ein hoher Materialeinsatz besonders deutlich zu<br />
Buche. Und auch hier ist ein gesamthafte Betrachtung notwendig. So<br />
muss die Hautechnische Anlage gewährleisten, dass die zur Bedarfsdeckung<br />
benötigte Energie möglichst klimaneutral bereitgestellt werden<br />
kann, andererseits darf diese Qualität nicht durch überbordenden Materialeinsatz<br />
erreicht werden. Auch hier gilt: „Less is more!“ - und, nur<br />
mit einem durchdachten Gesamtkonzept können wir den Green Deal<br />
im Gebäudebereich erfüllen.<br />
92
1 Vgl. etwa: GEBÄUDE ALS MATERIALSPEICHER - RESSOURCENEFFIZIENZ UND CO2-<br />
EINSPARUNG IN DER SIEDLUNGSBEWERTUNG<br />
H. Figl, IBO – Österreichisches Institut für Bauen und Ökologie GmbH<br />
Vortrag im Rahmen des Symposions „Stadt der Zukunft - Nachhaltigkeit vom Quartier zum<br />
Baustoff“ am 9. Nov. 2017 in Reichenau; beziehungsweise<br />
RICHT- UND ZIELWERTE FÜR SIEDLUNGEN ZUR INTEGRALEN BEWERTUNG DER<br />
KLIMAVERTRÄGLICHKEIT VON GEBÄUDEN UND MOBILITÄTSINFRASTRUKTUR IN<br />
NEUBAUSIEDLUNGEN<br />
O. Mair am Tinkhof, H. Strasser, T. Prinz, S. Herbst, M. Schuster, R. Tomschy, H. Figl, M. Fellner,<br />
M. Ploß, T. Roßkopf; Berichte aus Energie- und Umweltforschung 39/2017<br />
2 Vgl.: DIE KLIMAFREUNDLICHE BETONWÜSTE, addendum, Projekt 094 Klima, Item 05;<br />
18.08.2019 https://www.addendum.org/klima/die-klimafreundliche-betonwueste/<br />
3 Vgl.: CO 2<br />
-EINSPARUNG DURCH DEN WALDBASIERTEN SEKTOR, aus dem CARE FOR<br />
PARIS PROJEKT<br />
K. Schadauer, A. Freudenschuß, T. Ledermann, Bundesforschungszentrum für Wald, BFW<br />
Praxistag 23. Jänner 2020: Wald der Zukunft sowie<br />
TREIBHAUSGASEMISSIONEN DES STOFFLICHEN UND ENERGETISCHEN EINSATZES VON<br />
HOLZ IN ÖSTERREICH IM VERGLEICH ZU SUBSTITUTIONSSTOFFEN, Umweltbundesamt,<br />
November 2014<br />
<strong>Sommer</strong> 2020<br />
93
ImFokus: COVID-19<br />
96<br />
IM SCHATTEN DER PANDEMIE<br />
12 Topmanger blicken<br />
auf die Zeit des<br />
Lockdowns zurück und<br />
ziehen ein Resümee.<br />
Ganz offen sprechen sie<br />
darüber, mit welchen<br />
Herausforderungen sie<br />
im nächsten Halbjahr<br />
rechnen und wie hart es<br />
die Branche treffen wird.<br />
138<br />
TOTALAUSFALL<br />
STADTHOTELLERIE<br />
Ein Rückgang von 98,2 Prozent bei den Nächtigungen<br />
sorgte bei den Wiener Hotels für<br />
ein Gemetzel. Derzeit gibt es wenig Aussicht<br />
auf eine schnelle Erholung des Tourismus.<br />
Frans-Jan Soede, CEO und Gründer von HAM,<br />
erklärt, wie die Hotelbranche in der Zeit nach<br />
COVID-19 aussehen wird.<br />
122<br />
SO VIEL GEPUTZT<br />
WURDE NOCH NIE<br />
Normalerweise erledigen sie ihren Job als<br />
unsichtbar dienstbare Geister. Während der<br />
Pandemie wurden sie plötzlich als Helden<br />
gefeiert: Die Facility-Management-Firmen<br />
reagierten unterschiedlich auf die große Herausforderung<br />
und waren oft unfreiwillig erste<br />
Ansprechpartner für schwer verunsicherte<br />
Mitarbeiter.<br />
94 ImmoFokus
erstebank.at<br />
Sie haben den<br />
Plan fürs Bauen.<br />
Wir haben den Plan<br />
fürs Finanzieren.<br />
Vom Ankauf oder der Errichtung bis zur Sanierung und Verwaltung –<br />
unsere SpezialistInnen unterstützen Sie in jeder Phase Ihres Immobilien-<br />
Projekts. Wir helfen, Ihre Pläne effizient umzusetzen, damit Sie Ihre<br />
Ziele rasch erreichen.<br />
Mag. Roman Eisenmagen<br />
Leiter Gewerblicher Wohnbau<br />
Tel 05 0100 - 11376<br />
roman.eisenmagen@erstebank.at<br />
Dr. Gabriela Hauer<br />
Leiterin Projektfinanzierungen Wohnbau<br />
Tel 05 0100 - 13284<br />
gabriela.hauer@erstebank.at<br />
<strong>Sommer</strong> 2020<br />
95
Positionen & Meinungen<br />
Im Schatten der<br />
Pandemie<br />
Ein Blick zurück, einer nach vorn. Die große Krise liegt in der Vergangenheit, die Konsequenzen werden<br />
die Unternehmen vor allem in den nächsten sechs Monaten zu spüren bekommen. Zwölf Topmanager über<br />
die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf das zweite Halbjahr, Umsatz- und Preisentwicklungen und<br />
veränderte Arbeitsbedingungen in der Immobranche.<br />
Autor: Lisa Grüner<br />
„Beim Wohnen<br />
gehen wir weiterhin<br />
von einer stabilen<br />
Preisentwicklung aus.“<br />
Peter Lazar,<br />
ViennaEstate Immobilien<br />
Peter Lazar, Vorstandsvorsitzender<br />
ViennaEstate Immobilien<br />
Das zweite Halbjahr wird ein Lackmustest für<br />
die wirkliche Schwere der Krise, da insbesondere<br />
deren mittelfristige Auswirkungen erst<br />
nach Auslaufen der Hilfsmaßnahmen feststellbar<br />
sein werden. Die Gesamtsituation ist<br />
jedenfalls volatil und schwieriger als erwartet<br />
und das Geschäftsklima bleibt deutlich getrübt.<br />
Doch sehen wir uns mit einem Fokus auf<br />
Wohnimmobilien besser gerüstet als andere,<br />
wie zum Beispiel Hotels. Der totale Stillstand<br />
aus dem ersten Quartal wird nicht mehr aufzuholen<br />
sein, soviel scheint klar. Wir gehen davon<br />
aus, dass sich – so sie überhaupt kommen<br />
– Kaufentscheidungen nach hinten und eher<br />
Richtung 2021 verschieben werden. Hier wird<br />
sich zeigen, wer am Markt noch Luft hat. Eine<br />
vielbeschworene zweite Welle könnte sich<br />
dann zu einem nicht so leicht überwindbaren<br />
Hindernis entwickeln. Während institutionelle<br />
Player eher abschätzen können, wie sich<br />
die Situation entwickelt und was das für sie bedeutet,<br />
wird ein privater Kaufinteressent eher<br />
zweimal nachdenken, ob er sich womöglich<br />
hoch verschuldet, um seine Traumimmobilie<br />
zu kaufen. Beim Wohnen gehen wir weiterhin<br />
von einer stabilen Preisentwicklung aus. Die<br />
Gretchenfrage wird sein, wie es die Finanzinstitute<br />
mit dem Neugeschäft bei Privatkunden<br />
halten. Bleibt Wohnen finanzierbar oder sitzt<br />
der Schock bei großen Instituten zu tief? Ins-<br />
titutionelle Investoren könnten mittelfristig<br />
umschichten und zu Lasten ihrer Rendite aus<br />
Retail, Hotel und Wohnen desinvestieren.<br />
Der Digitalisierungsschub aus der Krise wird<br />
manche Office-Anbieter, aber auch viele<br />
Dienstleister zwingen, ihre Strategien und<br />
Konzepte zu hinterfragen. Ist ein physischer<br />
Arbeitsplatz pro Mitarbeiter wirklich der Weisheit<br />
letzter Schluss? Virtuelle Besichtigungen<br />
sind langfristig ergänzende Angebote, keine<br />
ersetzenden. Wir sind gespannt, welche guten<br />
Ideen hier in den letzten Wochen entstanden<br />
sind. Jedenfalls interessant wird es nach dem<br />
Auslaufen der Staatshilfen, sobald man sieht,<br />
welche Unternehmen auch ohne diese künstliche<br />
Beatmung weiterhin lebensfähig sind. Für<br />
jene, die gut durch die Krise kommen, werden<br />
sich mit Sicherheit seltene Opportunitäten ergeben,<br />
nur muss man aufpassen, dass man sich<br />
nicht übernimmt. Wir selbst sehen vorsichtig<br />
optimistisch in den <strong>Sommer</strong> und gehen davon<br />
aus, dass wir unsere Mitarbeiter ab Juli – dann<br />
an unserem neuen Standort im HoHo Wien<br />
Seestadt – wieder in voller Stärke willkommen<br />
heißen werden. Arbeitgeberseitige Kündigungen<br />
waren bei uns kein Thema, da wir grundsätzlich<br />
auch weiterhin auf Wachstum ausgerichtet<br />
sind und die Personalkraft brauchen. Es<br />
bleibt auf jeden Fall spannend.<br />
Copyright: Pia Morpurgo, Michael Heztmannseder, Vanessa Hartmann-Gnong<br />
96 ImmoFokus
„Ich bin zuversichtlich,<br />
dass wir auch im zweiten<br />
Halbjahr 2020 die<br />
laufenden Wohnbauprojekte<br />
erfolgreich<br />
abschließen werden.“<br />
Gerhild Bensch-König,<br />
Raiffeisen WohnBau<br />
Gerhild Bensch-König, Geschäftsführerin<br />
Raiffeisen WohnBau<br />
Unsere größte Herausforderung ist, nach,<br />
ebenso wie vor Corona, die sehr gute Auslastung<br />
der Bauunternehmen und die damit<br />
verbundenen stark gestiegenen Baukosten.<br />
Diese bringen manche Projekte an den Rand<br />
der Wirtschaftlichkeit. Die weitere Entwicklung<br />
der Baukosten hängt von der gesamtwirtschaftlichen<br />
Entwicklung und der Nachfrage<br />
an Bauleistungen ab. Diese werden, meiner<br />
Einschätzung nach, eher zurückgehen. Die<br />
Preise für Wohnungen werden auch in den<br />
nächsten ein bis zwei Jahren weiter steigen,<br />
wenn auch nur moderat. Eine Stagnation beziehungsweise<br />
einen Preisrückgang erwarten<br />
wir gerade in Wien nicht. Dem Wunsch nach<br />
Wohnimmobilien mit Freiflächen sowie nach<br />
einer Veranlagung in solide und reale Werte<br />
steht das Thema der Leistbarkeit und der Investitions-<br />
und Finanzierungsfreude der Kunden<br />
gegenüber. Ich bin zuversichtlich, dass wir<br />
auch im zweiten Halbjahr 2020 die laufenden<br />
Wohnbauprojekte erfolgreich abschließen<br />
werden. Während der Krise konnten wir auf<br />
Kurzarbeit verzichten und unsere Leistungen<br />
zu 100 Prozent im Home-Office erbringen.<br />
Investitionen in Besichtigungs-Tools mit 3D-<br />
Rundgängen und einem Grundrissnavigator,<br />
mit dem Wohnungen in unterschiedlichen<br />
Stockwerken besucht werden können, haben<br />
sich bezahlt gemacht. Auch setzen wir Augmented<br />
Reality ein, mit der Online-Modelle der<br />
Immobilie betrachtet werden können. Vom<br />
heutigen Gesichtspunkt aus, hat Corona vor<br />
allem Spuren der Verunsicherung hinterlassen,<br />
die vielleicht auch zu einer gewissen Konsolidierung<br />
am Immobilienmarkt beitragen<br />
werden. Die eine oder andere corona-bedingte<br />
Bauverzögerung könnte eine Verschiebung<br />
von Ergebnissen in das nächste Jahr mit sich<br />
bringen.<br />
<strong>Sommer</strong> 2020<br />
97
Positionen & Meinungen<br />
Daniel Jelitzka,<br />
Geschäftsführer JP Immobilien<br />
Das zweite Halbjahr 2020 - als Post-Corona-<br />
Zeitalter - ist vom Erwachen aus der Schockstarre,<br />
der allfälligen Schadensbegutachtung<br />
und der Wiederaufnahme der Geschäftstätigkeit,<br />
mit dem Ziel, wieder die Wirtschaftskennzahlen<br />
vor Corona zu erreichen, geprägt.<br />
Vorausgesetzt, dass es zu keiner zweiten<br />
Corona-Welle beziehungsweise zu einem zugänglichen<br />
Impfstoff im ersten, zweiten Quartal<br />
2021 kommt, gehen wir davon aus, dass sich<br />
die Wirtschaftsdaten, die derzeit zweifelsohne<br />
auf einem historischen Tiefpunkt nach dem<br />
zweiten Weltkrieg sind, wieder nachhaltig<br />
und deutlich verbessern. Bezogen auf die verschiedenen<br />
Immobilien-Assetklassen gehen<br />
wir von nachfolgenden Marktentwicklungen<br />
für die nächsten Monate und Jahre aus: Die<br />
Hotel- und Tourismus-Assets haben durch<br />
die Einstellung des Flugverkehrs und die behördlichen<br />
Schließungen deutlich an Wert<br />
verloren, da die Nachfrage gänzlich eingebrochen<br />
ist. Wir gehen davon aus, dass in alle<br />
Hotel- und Tourismusbetriebe 2020 massiv<br />
Kapital eingeschossen werden muss, dass<br />
2021 eine schwarze Null erwirtschaftet werden<br />
kann und erst 2022 beziehungsweise 2023<br />
wieder die Zahlen von vor Corona erreicht<br />
werden können. Dennoch bleibt die Hotelund<br />
Tourismusbranche – auch bei zukünftig<br />
zu erwartendem geändertem Reiseverhalten<br />
der Urlaubenden – einer der dynamischsten<br />
Industriezweige, welcher sich kurz- bis mittelfristig<br />
wieder gänzlich erholen wird. Bei den<br />
Büro-Assets gehen wir davon aus, dass einige<br />
Büromieter große und teure Flächen im Rahmen<br />
ihrer corona-bedingten, notwendigen<br />
Einsparungsmaßnahmen gegen kleinere und<br />
günstigere Flächen eintauschen werden. Das<br />
„Die Logistik-<br />
Immobilien zählen<br />
aufgrund des im<br />
Corona-Zeitalter<br />
gelebten<br />
kontaktlosen Einkaufens<br />
definitiv zu den<br />
Gewinnern der Krise.“<br />
Daniel Jelitzka,<br />
JP Immobilien<br />
Motiv der Büroanmietung wird sich von Expansions-<br />
hin zur Einsparungsanmietung verlagern.<br />
Die Arbeit im Home-Office ist nach Corona<br />
eine rasch gelernte Arbeitsform und wird<br />
in Zukunft sicherlich vermehrt angewendet<br />
werden, wobei wir jedoch nicht davon ausgehen,<br />
dass dadurch etwaige Büro-arbeitsplätze<br />
obsolet werden, dies insbesondere in Hinblick<br />
der ausschließlich im Büro gegebenen sozialkommunikativen<br />
Kontakte. Beim Einzelhandel<br />
ist davon auszugehen, dass aufgrund der<br />
Corona-Krise der private Konsum abnehmen<br />
wird und damit auch der Einzelhandel unter<br />
Druck geraten wird. Im Ergebnis ist davon<br />
auszugehen, dass zahlreiche Einzelhändler in<br />
B- und C-Lagen ihre Bestände rückstellen werden.<br />
Die Logistik-Immobilien zählen aufgrund<br />
des im Corona-Zeitalter gelebten kontaktlosen<br />
Einkaufens definitiv zu den Gewinnern der<br />
Krise. Das Wohnen hat sich auch im Rahmen<br />
der Corona-Krise als krisenresistenteste Assetklasse<br />
bewährt und damit ist die Nachfrage<br />
nach Wohnraum, sowohl von Seiten der Wohnungskäufer<br />
und-mieter, als auch Investoren,<br />
ungebrochen. Nachdem andere Assetklassen<br />
nunmehr etwas kritischer gesehen werden, ist<br />
davon auszugehen, dass pro futuro mehr Geld<br />
in die Assetklasse Wohnen fließen wird. Sinngemäß<br />
gilt dies auch für den Zinshausmarkt.<br />
Die vorgenannten Szenarien können jedoch<br />
von der Politik erheblich „abgefedert“ werden,<br />
wenn nunmehr einerseits Unternehmen intensiviert<br />
werden, etwa durch steuerliche Begünstigungen<br />
oder nicht rückzahlbare Zuschüsse<br />
weiter zu investieren und zu produzieren und<br />
andererseits der private Konsum „angekurbelt“<br />
wird. Die diesbezüglichen Bemühungen der<br />
Regierung sind offensichtlich.<br />
98 ImmoFokus
Daniela Witt-Dörring,<br />
Partnerin WEBER & CO<br />
Wenn ich die Auswirkungen der COVID-19-<br />
Pandemie auf das zweite Halbjahr 2020 betrachte,<br />
schlagen zwei Seelen in meiner Brust.<br />
Die der Beurteilung meines Geschäfts als Immobilienanwältin,<br />
und des Geschäfts meiner<br />
Klienten, also der Immobilienbranche. Als<br />
Anwälte hat uns die Krise nur gedämpft getroffen.<br />
Die Verschiebung von Transaktionen und<br />
Projekten wurde vom hohen Beratungsbedarf<br />
in Bezug auf die COVID-19-Gesetzesflut und<br />
die verordneten Maßnahmen, insbesondere<br />
im Bereich Geschäftsraummieten, abgefangen.<br />
Ich rechne daher mit einem Einpendeln<br />
der Umsätze im Immobilienbereich unserer<br />
Rechtsanwaltssozietät auf Vorjahresniveau,<br />
das zu Jahresbeginn erwartete Wachstum wird<br />
sich wohl nicht mehr verwirklichen lassen.<br />
Wir sind froh, dass wir keine Mitarbeiter in<br />
Kurzarbeit schicken mussten, da hat es ausgereicht<br />
in der harten Phase des Lockdowns<br />
Überstunden und Urlaubsguthaben abbauen<br />
zu lassen. Als Teil der Rechtspflege waren wir<br />
aber auch „privilegierter Betrieb“ und mussten<br />
die Kanzlei nicht geschlossen halten, haben<br />
aber die Besetzungsdichte etwas heruntergefahren.<br />
Der „Luxus“ des Altbaubüros hat sich<br />
„Bei Büros sehe ich<br />
die Verstärkung des<br />
Trends zur flexiblen<br />
Nutzung und<br />
Mehrfachbelegung. “<br />
Daniela Witt-Dörring,<br />
Partnerin WEBER & CO<br />
in Bezug auf die Abstandsregeln bezahlt gemacht.<br />
Homeoffice war für die Juristen leichter<br />
umzusetzen als für das Backoffice.<br />
Ein Lerneffekt war sicherlich, mit weniger<br />
Backoffice-Unterstützung auskommen zu<br />
können. Dass als Rechtsanwalt von überall gearbeitet<br />
werden kann und oftmals auch muss,<br />
war auch vor der Krise zur Maximierung der<br />
Erreichbarkeitszeiten schon bestimmender<br />
Faktor des Alltages. Betreffend neue Dienstleistungen<br />
ist für meinen Bereich der Ausdruck<br />
„Webinar“ Kandidat für das Wort des<br />
Jahres. Und dass die Vermeidung von Fahrtzeiten<br />
die verfügbare Nettoarbeitszeit pro Tag<br />
erhöht, hat sich positiv bemerkbar gemacht.<br />
Für unsere Branche sehe ich einen Anstieg<br />
bei den Wohnungspreisen im Segment Eigentumswohnungen<br />
und Einfamilienhäuser im<br />
gehobenen Preissegment.<br />
Den Menschen wurde bewusst, wie wichtig der<br />
„sichere Hafen“ des eigenen Zuhauses in einer<br />
Pandemie ist, auch um arbeiten und verdienen<br />
zu können, und wie relativ verzichtbar sonstige<br />
Ausgaben im Lifestyle und Freizeitbereich sind.<br />
Logistik wird, wie auch schon vor der Krise,<br />
weiter zulegen. Bei Büros sehe ich die Verstärkung<br />
des Trends zur flexiblen und Mehrfachbelegung.<br />
Hotel bleibt ein Fragezeichen, was die<br />
Dauer der Durststrecke betrifft, wird es aber<br />
meiner Einschätzung nach stärker zurückkommen<br />
als Retail und das klassische Büro. Bleiben<br />
wir also optimistisch und anpassungsfähig am<br />
Weg in die neue Post-COVID-Realität, damit<br />
wir gestärkt aus der Krise herauskommen.<br />
Immobilien-Know-Wow!<br />
Steuerberatung Wirtschaftsprüfung Unternehmensberatung www.tpa-group.at<br />
<strong>Sommer</strong> 2020<br />
99
Positionen & Meinungen<br />
Anton Bondi de Antoni,<br />
Geschäftsführer Bondi Consult<br />
Es ist davon auszugehen, dass sich der Markt<br />
weitgehend normalisieren wird, wenngleich<br />
der Entfall des zweiten Quartals nicht zur<br />
Gänze aufgeholt werden kann. Kommt es nicht<br />
nochmals zu einem massiven Ausbruch der<br />
Pandemie, ist davon auszugehen, dass sich im<br />
zweiten Halbjahr 2020 im Bereich der Immobilien<br />
das Leben wieder normalisieren wird.<br />
Inwieweit die Probleme anderer Branchen,<br />
insbesondere Ferienhotellerie, Gastronomie,<br />
aber auch kleinerer oder mittlerer Dienstleister,<br />
auf die Gesamtentwicklung Auswirkungen hat,<br />
bleibt noch abzuwarten; insgesamt gehe ich<br />
aber eher von Verschiebungen als von massiven<br />
Einbrüchen aus. Die Umsatzeinbußen in<br />
unserer Branche im zweiten Quartal werden<br />
wohl zeitverschoben bis Anfang 2021 wieder<br />
weitgehend aufgefangen werden können;<br />
Kurzarbeit wird nicht mehr wirklich ein Thema<br />
sein, inwieweit sich in einzelnen Bereichen<br />
(teilweises) Home-Office durchsetzen wird,<br />
bleibt abzuwarten. Ich glaube jedoch nicht,<br />
dass es eine massive und damit relevante Verschiebung<br />
in den Büronutzungen geben wird.<br />
Ausgenommen davon sind die Großraumbüros,<br />
die mit Vorrichtungen ausgestattet werden,<br />
die eine „sichere“ Nutzung möglich machen.<br />
Damit werden tendenziell Arbeitsplätze verloren<br />
gehen und damit allfälliger zusätzlicher<br />
Bedarf an Büroflächen generiert. Maßgeblichen<br />
Einfluss auf die Preise sehe ich im gewerblichen<br />
Bereich nicht, im Bereich Wohnen kann<br />
es durchaus im mittleren Preissegment noch<br />
zu einem Anstieg kommen, da die Marktdaten<br />
zeigen, dass die Nachfrage nach Wohnungen<br />
tendenziell gestiegen ist. Hier wird jedoch eine<br />
Verschiebung hin zu etwas größeren Wohnungen<br />
zu erwarten sein. Aus meiner Sicht wird<br />
sich zumindest der Trend zu Microwohnen verflachen.<br />
Neue Dienstleistungen sind wohl im<br />
Bereich der Digitalisierung, des Ausbaues von<br />
WLAN, VPN und Videokonferenzangeboten zu<br />
erwarten, die wiederum die Ausstattung von<br />
Büroarbeitsplätzen, aber auch das Angebot von<br />
Dienstgebern für Dienstnehmer (Home-Nutzung<br />
von Laptops, Kostenbeiträge bei Home-<br />
Office) beeinflussen werden. Sofern uns die<br />
Pandemie nicht nochmals einholt, erwarte ich<br />
für 2021 eine weitgehende Normalisierung der<br />
Geschäftstätigkeit, wobei auch Nachholeffekte<br />
für die in den letzten Monaten ausgefallenen<br />
Umsätze und Leistungen zu erwarten sind.<br />
„Die Umsatzeinbußen<br />
im zweiten Quartal<br />
werden in unserer<br />
Branche wohl zeitverschoben<br />
bis Anfang<br />
2021 wieder weitgehend<br />
aufgefangen<br />
werden können.“<br />
Anton Bondi de Antoni,<br />
Bondi Consult<br />
„Aufgrund der<br />
Verknappung von<br />
Neuprojekten und dem<br />
zusätzlichen Druck auf<br />
die Branche, könnten<br />
die Preise nochmals<br />
steigen.“<br />
Roland Pichler,<br />
Die Wohnkompanie<br />
Roland Pichler,<br />
Geschäftsführer Die Wohnkompanie<br />
Wir gehen davon aus, dass das zweite Halbjahr<br />
2020 weiterhin von der COVID-19-Pandemie<br />
stark beeinflusst sein wird. Die Unsicherheit<br />
auf den Aktienmärkten wird Investoren jeder<br />
Größe in Wohnimmobilien drängen. Aufgrund<br />
der Verknappung von Neuprojekten<br />
und dem zusätzlichen Druck auf die Branche,<br />
könnten die Preise nochmals steigen. Die<br />
Vermietung und der Einzelabverkauf von Eigentumswohnungen<br />
funktioniert wieder. Die<br />
Kunden werden auf zusätzliche Art und Weise<br />
informiert und betreut. Der Flaschenhals wird<br />
noch mehr die Leistbarkeit sein. Die gestiegene<br />
Arbeitslosigkeit einerseits und die strikteren<br />
Finanzierungsauflagen der Banken andererseits<br />
hemmen die Vertriebsgeschwindigkeit deutlich.<br />
Luxuswohnimmobilien hingegen könnten wieder<br />
mehr an Interesse und Nachfrage gewinnen.<br />
Für einige ist es erstrebenswert, sich in Zeiten<br />
wie diesen etwas positives Neues zu gönnen und<br />
wie man sieht, sind Wohnimmobilien generell<br />
krisensicher. Die gewerblichen Immobilien<br />
und Projektentwicklungen, vor allem Hotel und<br />
Büro werden die nächsten Monate noch schwächeln.<br />
Dennoch gehen wir davon aus, dass sich,<br />
mit Einkehren der Normalität alle Bereiche wieder<br />
erholen werden und damit verbunden auch<br />
das Arbeitsleben und -pensum auf das vorige<br />
Niveau zurückkommt. Digitales und flexibles<br />
Arbeiten, sowie auch Home-Working wird – da<br />
nun salonfähig – Bestand haben. Damit die<br />
Vollbeschäftigung wieder erreicht wird, ist eine<br />
Verschiebung in die teilweise neu entstandenen<br />
und kommenden Dienstleistungen der Immobilienbranche<br />
zu erwarten. Vor allem im Bereich<br />
der Vermarktung und Beratung führen neue Aspekte<br />
der Distanzierung und Vorbereitung auf<br />
etwaige zukünftige Ereignisse zu einem neuen<br />
Bedarf in diesen Sparten. Unterm Strich wird<br />
man sich ranhalten müssen, den Umsatz zu halten<br />
beziehungsweise zu steigern. Weitere Verschiebungen<br />
in den Investorenmarkt und damit<br />
verbunden in die Vermietung sind zu erwarten.<br />
Flexibles und digitales Arbeiten, auch von zu<br />
Hause wird uns in Zukunft begleiten. Ab Herbst<br />
ist sicherlich auch mit dem einen oder anderen<br />
Projektverkauf zu günstigeren Konditionen zu<br />
rechnen. Ein Trend, der sich 2021 voraussichtlich<br />
fortsetzen wird.<br />
100 ImmoFokus
Andreas Holler,<br />
Geschäftsführer BUWOG Group<br />
Die Immobilienbranche, insbesondere der Bereich<br />
Wohnimmobilien, hat die Coronakrise<br />
bislang weitgehend unbeschadet überstanden.<br />
Das liegt vor allem daran, dass Wohnimmobilien<br />
eine sichere Anlageform sind und daher<br />
auch als „Krisenwährung“ gesehen werden.<br />
Wohnen ist ein Grundbedürfnis, insofern<br />
bleibt der Markt auch im zweiten Halbjahr<br />
aus unserer Sicht stabil. Ob und in welchem<br />
Ausmaß die derzeitige Krise die Preise im<br />
Miet- und Eigentumssegment langfristig beeinflussen<br />
wird, lässt sich aktuell noch nicht<br />
abschätzen, wir rechnen aber mit keinen allzu<br />
großen Schwankungen, vor allem nicht im bezahlbaren<br />
Eigentums- und Mietsegment.<br />
Einfluss auf unsere Projektentwicklung hatten<br />
die Umstände nur kurzzeitig, während<br />
im März die Arbeiten an in Bau befindlichen<br />
Projekten von Generalunternehmern vorübergehend,<br />
zum Teil oder ganz eingestellt wurden.<br />
So verzögerte sich beispielsweise die Fertigstellung<br />
des neuen BUWOG Kunden- und<br />
Verwaltungszentrum in der Rathausstraße 1<br />
um wenige Wochen. In Summe rechnen wir<br />
bei einem Großteil unserer Projekte aber weiterhin<br />
mit einer planmäßigen Fertigstellung<br />
und Übergabe.<br />
Ich bin davon überzeugt, dass die BUWOG<br />
sowohl als Bauträger als auch als Arbeitgeber<br />
bestens auf die Situation der vergangenen Monate<br />
reagiert hat. Die Umstellung auf Home-<br />
Office erfolgte unkompliziert und reibungslos.<br />
Kurzarbeit war kein Thema. Mit Lockerung<br />
der Ausgangsbeschränkungen wurde nun seit<br />
Anfang Juni auch der Betrieb in unseren Büros<br />
langsam wieder hochgefahren: Alle Abteilungen<br />
wurden in Kleingruppen eingeteilt, die<br />
im wochenweisen Wechsel vor Ort anwesend<br />
sind – konsequent unter Einhaltung von Sicherheitsabstand<br />
und Schutzmaskenpflicht.<br />
Für unsere Kunden wurde ab der ersten Sekunde<br />
des Lockdowns intensiv nach Lösungen<br />
gesucht, um sie auch weiterhin gut betreuen<br />
„Die Umstellung auf<br />
Home-Office erfolgte<br />
unkompliziert und<br />
reibungslos.“<br />
Andreas Holler,<br />
BUWOG Group<br />
zu können. Mit Hilfe digitaler Angebote<br />
konnten wir ein optimales Service für sie<br />
und Interessenten aufrechterhalten: Kundenfreundliche<br />
Videos ermöglichen virtuelle<br />
Wohnungsbesichtigungen, zusätzlich wurde<br />
auf Video-Beratungsgespräche gesetzt sowie<br />
auf die Möglichkeit, Miet- und Kaufabschlüsse<br />
online abzuwickeln.<br />
Weitblick durch Kundennähe.<br />
Steuerberatung Wirtschaftsprüfung Unternehmensberatung www.tpa-group.at<br />
<strong>Sommer</strong> 2020<br />
101
Positionen & Meinungen<br />
„ Je höher die Unsicherheit<br />
des aus der<br />
Immobilie resultierenden<br />
Ertrages ist, umso<br />
größer ist die Auswirkung<br />
auf Preise und<br />
Renditen.“<br />
Michael Ehlmaier,<br />
EHL Immobilien<br />
Michael Ehlmaier,<br />
Geschäftsführer EHL Immobilien<br />
Mit dem seit Ende März begonnenen Rückgang<br />
der Neuinfektionen hat auch die wirtschaftliche<br />
Entwicklung in Richtung Erholung und<br />
Normalität eingesetzt. Das Vorkrisenniveau<br />
wird die österreichische Wirtschaft aber voraussichtlich<br />
im laufenden Jahr nicht erreichen,<br />
in manchen Bereichen wie dem Tourismus<br />
oder der Gastronomie wird dies noch wesentlich<br />
länger dauern. Positiv zu erwähnen ist allerdings,<br />
dass nahezu alle Wirtschaftsforscher<br />
für 2021 von einer starken Erholung ausgehen<br />
und der heurige BIP-Rückgang im kommenden<br />
Jahr nahezu aufgeholt werden kann. Auch<br />
in der EHL hat die Pandemie die Dynamik des<br />
Geschäfts merklich gebremst. Wir gehen aber<br />
davon aus, dass wir auch 2020 ein solides<br />
Ergebnis erreichen werden, auch wenn sich<br />
nicht alle Bereiche gleich positiv entwickeln.<br />
Mittlerweile stehen wir unseren Kunden wieder<br />
in voller Besetzung und gewohnter Stärke<br />
zur Verfügung, wenngleich unsere Mitarbeiter<br />
auch während des Shutdowns im stetigen<br />
Austausch mit unseren Kunden waren. Erfreulicherweise<br />
ist EHL ein gesundes und stabiles<br />
Unternehmen, sodass wir unsere Mannschaft<br />
zur Gänze halten konnten. Die Pandemie und<br />
die von der Regierung erlassenen Hygienevorschriften<br />
haben natürlich auch unsere Arbeitsprozesse<br />
massiv verändert. So haben wir nicht<br />
nur alle unsere Mitarbeiter mit Mund-Nasen-<br />
Schutz ausgestattet, sondern noch vor der<br />
Rückkehr ins Büro Plexiglaswände zwischen<br />
den Arbeitsplätzen installiert und in jedem<br />
Raum Desinfektionsmittel zur Verfügung gestellt.<br />
Auch nach der Phase des Home-Office<br />
nutzen wir verstärkt die Möglichkeit von Telefon-<br />
und Videokonferenzen, vor allem mit<br />
unseren internationalen Kunden. Unabhängig<br />
davon, ist uns der persönliche Kontakt mit den<br />
Geschäftskunden besonders wichtig. Unsere<br />
Kunden sind sehr unterschiedlich von der Pandemie<br />
betroffen: im Wohnungsbereich registrieren<br />
wir kaum Beeinträchtigungen, Mieten<br />
und Kaufpreise sind stabil beziehungsweise<br />
sogar leicht steigend. Im Gewerbebereich, der<br />
von institutionellen Marktteilnehmern geprägt<br />
ist, wird im Moment versucht, soweit es<br />
geht, Risiken zu vermeiden und das operative<br />
Geschäft zu stabilisieren. Als Konsequenz sind<br />
nur die Top-Objekte mit langfristig gesicherten<br />
Mieterträgen nicht von Einschränkungen<br />
beziehungsweise Preisabschlägen betroffen.<br />
Je höher die Unsicherheit des aus der Immobilie<br />
resultierenden Ertrages ist, umso größer ist<br />
die Auswirkung auf Preise und Renditen. Wir<br />
gehen davon aus, dass sich die Situation von<br />
Monat zu Monat verbessert. In den meisten<br />
Bereichen ist daher zu erwarten, dass man sich<br />
im Laufe des kommenden Jahres 2021 wieder<br />
dem Vorkrisenniveau annähern wird. Aus<br />
diesem Grund blicken wir auch optimistisch in<br />
das zweite Halbjahr und darüber hinaus.<br />
„Durch den Lockdown<br />
wurde die<br />
Digitalisierung weiter<br />
vorangetrieben.“<br />
Gunther Lang,<br />
TPA<br />
Gunther Lang, Partner TPA<br />
Für uns als Steuerberatungsunternehmen gab<br />
und gibt es seit den COVID-19-bedingten Einschränkungen<br />
viel zu tun. Sei es etwa betreffend<br />
Fragen rund um die Kurzarbeit, Härtefallfonds<br />
oder Fixkostenzuschuss, oder aber auch<br />
corona-spezifische steuerliche Fragestellungen,<br />
die uns seit März laufend beschäftigen. Insofern<br />
blicken wir positiv in das zweite Halbjahr,<br />
da sich die Auftragslage zum Glück unverändert<br />
gut darstellt und unsere Mitarbeiter somit<br />
gut beschäftigt sind. Aus aktueller Sicht verläuft<br />
die Umsatzentwicklung zufriedenstellend,<br />
größere Einbrüche haben sich bis dato nicht bemerkbar<br />
gemacht. Durch den Lockdown wurde<br />
auch die Digitalisierung weiter vorangetrieben.<br />
So konnten unsere Kunden schon bisher papierlos<br />
sämtlich Belege über eine Schnittstelle<br />
übermitteln, damit diese von uns - ebenfalls digital,<br />
verarbeitet werden. Dieses Service wurde<br />
in den letzten Monaten naturgemäß noch<br />
stärker genutzt als bisher. Für uns als Unternehmen<br />
waren auch während des Lockdowns<br />
Kurzarbeit oder Kündigungen, schon aus Verantwortungsbewusstsein<br />
gegenüber unseren<br />
Mitarbeitern, kein Thema, ganz im Gegenteil,<br />
sind wir unverändert auf der Suche nach zusätzlichen<br />
Mitarbeitern. Der Lockdown hat uns<br />
aber auch gezeigt, dass neue Arbeitsformen<br />
wie insbesondere Home-Office von den Mitarbeitern<br />
gut angenommen wurden und sehr<br />
gut funktioniert haben. Dem höheren Abstimmungsbedarf<br />
stand eine höhere Flexibilität<br />
gegenüber und diese positiven Aspekte gilt es<br />
jetzt – wo sich die Situation wieder normalisiert<br />
– weiterzuführen. Die Auswirkungen von CO-<br />
VID-19 auf die Immobilienbranche generell<br />
sind schwer einzuschätzen und hängen auch<br />
von den Gegebenheiten des Einzelfalls ab.<br />
Während Hotel- und Retailimmobilien sicher<br />
stärker in Mitleidenschaft gezogen waren, halten<br />
sich Wohn- und Büroimmobilien durchaus<br />
stabil. Hier wird es auf den weiteren Verlauf<br />
der Pandemie ankommen, bevor ein Resümee<br />
gezogen werden kann. Wir als Unternehmen<br />
und ich persönlich blicken optimistisch in das<br />
Jahr 2021, da wir sicher sind, dass es durch die<br />
Anstrengung von uns allen wieder aufwärts<br />
geht und damit auch die Wirtschaft wieder neu<br />
durchstarten wird.<br />
102 ImmoFokus
Wolfgang Scheibenpflug,<br />
Geschäftsbereichsleiter Flughafen Wien<br />
Nach der ersten Schockstarre nach dem Lockdown<br />
erwarten wir, dass sich die Nachfrage<br />
nach modernen Büroflächen wieder erholen<br />
wird. Wir orten ein steigendes Interesse an<br />
Business-Standorten, die einen Mehrwert für<br />
den Kunden bieten. Sei es durch eine perfekte<br />
Anbindung als auch durch ein perfektes Serviceangebot,<br />
wie Restaurants, Kindergarten,<br />
Fitnesscenter, Post, Co-Working und Konferenzbereich.<br />
Mit der Aiport City haben wir in<br />
den letzten Jahren ein perfektes Produkt und<br />
weiteres Standbein geschaffen. Gerade eine<br />
globale Krise beweist, dass Flughäfen mit einer<br />
bedeutenden Airport-City-Entwicklung<br />
wirtschaftlich deutlich resilienter aufgestellt<br />
sind. Auch wirkt die Krise wie ein Katalysator<br />
für neue Entwicklungen. Die Digitalisierung<br />
der Arbeitswelt wurde „über Nacht“ eingeführt<br />
und gelernt. Auch das flächendeckende<br />
„ Die Krise wirkt wie<br />
ein Katalysator für<br />
neue Entwicklungen.“<br />
Wolfgang Scheibenpflug,<br />
Flughafen Wien<br />
Arbeiten im Home-Office wurde mit all seinen<br />
Vor- und Nachteilen erprobt. Das sind<br />
Entwicklungen, die sicherlich von Bestand<br />
sein werden und die eine Umorientierung der<br />
Projektentwickler und Vermieter erzwingt. Es<br />
wird nicht mehr genügen, eine „nackte“ Fläche<br />
zu möglichst günstigen Konditionen anzubieten,<br />
sondern einen Mehrwert für den Kunden<br />
zu generieren. Die Schaffung beziehungsweise<br />
Bereitstellung neuer Dienstleistungen<br />
wird entscheidend zum Vermarktungserfolg<br />
beitragen. Flexibilität, umfassender Kundenservice<br />
und individuelle Betreuung sind<br />
Schlüsselfaktoren der Zukunft. Da die Flugindustrie<br />
eine der Hauptbetroffenen der Krise<br />
war, befanden und befinden sich viele Mitarbeiter<br />
aktuell in Kurzarbeit. Es stellt aber auch<br />
eine große Chance dar, Standorte und zukünftige<br />
Kundenbedürfnisse neu zu denken. Die<br />
Entwicklung der Preise ist seriöserweise noch<br />
nicht vorhersehbar. Ich bin aber überzeugt,<br />
dass eine deutliche Preisschere zwischen den<br />
einzelnen Qualitätsstufen beziehungsweise<br />
Standorten aufgehen wird. 2021 sehe ich<br />
optimistisch entgegen. Die Erholung der Wirtschaft<br />
und die damit einhergehenden neuen<br />
Geschäftsideen werden zu einer verstärkten<br />
Nachfrage nach neuen Objekten und Serviceangeboten<br />
führen.<br />
Zwischen den Zahlen lesen.<br />
Steuerberatung Wirtschaftsprüfung Unternehmensberatung www.tpa-group.at<br />
<strong>Sommer</strong> 2020<br />
103
Positionen & Meinungen<br />
„Qualität ist<br />
notwendig, um<br />
langfristig nutzbare<br />
Häuser zu bauen.“<br />
Robert Schmid,<br />
Schmid Holding<br />
Robert Schmid,<br />
Geschäftsführer Schmid Holding<br />
Die, aus meiner Sicht durchaus vernünftigen<br />
Vorsichtsmaßnahmen aufgrund von<br />
COVID-19 haben dazu geführt, dass im April<br />
kurzfristig für die Zeit von zwei Wochen fast<br />
kein Umsatz und Absatz zu verzeichnen war.<br />
Dies war jedoch sehr unterschiedlich. Grundprodukte,<br />
wie Transportbeton, sind nahezu<br />
auf null abgesackt, während Heimwerkerprodukte,<br />
die noch im Baumarkt verfügbar<br />
waren, relativ stabil weitergelaufen sind. Das<br />
zweite Halbjahr 2020 wird sich aus unserer<br />
Sicht durch Fertigstellungen von Neubauten<br />
auszeichnen, Neubeginne wird es wenig geben<br />
und das wird auch das große Problem im Jahr<br />
2021. Der Wunsch, die thermische Sanierung<br />
und Sanierung allgemein zu forcieren, um<br />
einerseits Konjunktur und Arbeit zu fördern<br />
und andererseits das Klima zu schützen, ist<br />
eine sehr gute Idee der öffentlichen Hand. Es<br />
stellt sich jedoch die Frage, ob die Umsetzung<br />
schnell genug und pragmatisch, im Sinne<br />
von „keep it simple“, sein wird! Mit wenig<br />
Aufwand sollte man sanieren dürfen und mit<br />
wenig Aufwand sollte man zu etwaigen Förderungen<br />
kommen. Aus meiner Sicht braucht<br />
es nicht irgendwelche Steuer- oder Finanzierungsunterstützungen,<br />
sondern, im Sinne<br />
von „nur Bares ist Wahres“, Einmalzahlungen<br />
an die Sanierungswilligen. Die Kurzarbeit ist<br />
vorbei, Kündigungen gab es meines Wissens<br />
am Bau relativ wenige beziehungsweise sind<br />
die Menschen wieder eingestellt worden und<br />
auch die ausländischen Arbeitskräfte, die wir<br />
dringend brauchen, sind wieder im Land. Auf<br />
den Baustellen gibt es ganz sicher Veränderungen<br />
aufgrund von COVID-19, die in Richtung<br />
Mehrnutzung von Verarbeitungsmaschinen,<br />
das Verwenden qualitativ hochwertigerer und<br />
schnellerer Materialien und sparsamer und effizienter<br />
Arbeitsleistung gehen werden. Unser<br />
Denken der Vergangenheit im Sinne von mehr,<br />
mehr, mehr wird hoffentlich im Sinne des<br />
Leitspruchs „mehr Klasse als Masse“ ergänzt.<br />
Qualität ist notwendig, um langfristig nutzbare<br />
Häuser zu bauen. Nicht nur die Qualität<br />
und lange Haltbarkeit der Baustoffe, sondern<br />
am Ende auch die Nachnutzung im Sinne der<br />
sinnvollen Recyclierbarkeit und Kreislaufwirtschaft<br />
werden in nächster Zeit große Themen<br />
sein. Höhere Qualität führt natürlich auch zu<br />
höheren Preisen, aber zu geringeren Mengen.<br />
Am Ende des Tages leben wir nicht von großen<br />
Mengen, sondern von guten Produkten<br />
und fairen Preisen dafür. Das Jahr 2021 wird<br />
jedenfalls super spannend und die Unternehmer<br />
werden sehr, sehr wachsam, aber nicht<br />
ängstlich den Markt beobachten müssen, um<br />
gegebenenfalls schnell reagieren zu können.<br />
104 ImmoFokus
Bernd Winter, Partner BDO Austria<br />
Aktuell zeigt sich die Immobilienbranche<br />
allgemein als relativ krisenresistent. Zu den<br />
stärksten betroffenen Branchen der COVID-<br />
19-verursachten Pandemie zählen der Handel,<br />
mit Ausnahme des Lebensmittelhandels und<br />
tourismusnahe Branchen. Die drohende Insolvenz<br />
bei Einzelhändlern, die Verschiebung<br />
zum Online-Handel und das Ausbleiben der<br />
(Städte-)Touristen wirken sich insbesondere<br />
auch auf einzelne Teilbereiche der Immobilienbranche<br />
aus. Die konkreten Auswirkungen<br />
auf das zweite Halbjahr 2020 unterliegen - wie<br />
auch der konjunkturelle Ausblick – nach wie<br />
vor hoher Unsicherheit. Aktuell scheint es so,<br />
dass der Wohnimmobilienmarkt trotz Corona-<br />
Krise insbesondere in den Großstädten, als<br />
auch die Immobilienpreise im Gewerbebereich<br />
preisstabil bleiben. Die einzelnen Sektoren<br />
sind jedoch unterschiedlich stark betroffen:<br />
während die Hotellerie, Gastronomie und der<br />
Einzelhandel es in der Corona-Krise schwer<br />
haben, könnte der Bedarf an Lagerflächen<br />
wachsen. Die derzeitige Zentralbankpolitik<br />
mit einem mittelfristig erwarteten niedrigen<br />
Zinsniveau sollte sich stützend auf die breite<br />
Immobilienpreisentwicklung auswirken.<br />
Meines Erachtens sehr positiv, wird sich das<br />
gute Krisenmanagement in Österreich oder<br />
Deutschland, in Relation zu schwerer betroffenen<br />
Ländern auch preislich bemerkbar machen;<br />
ich erwarte, dass Österreich daher insgesamt<br />
gestärkt aus dieser Krise hervorgehen<br />
wird. Die Einschränkungen im Hinblick auf<br />
Social Distancing sowie das Verbot der physischen<br />
Begehung hat allgemein den gewohnten<br />
Ablauf bei der Objektvermittlung gestört und<br />
„Durch die Lockerungsmaßnahmen<br />
sowie die Maßnahmenpakete<br />
sollte<br />
2021 eine Erholung in<br />
diversen Branchen und<br />
eine Stabilisierung der<br />
Wirtschaft gelingen.“<br />
Bernd Winter,<br />
BDO Austria<br />
führten zu Umsatzausfällen beziehungsweise<br />
im besten Fall zu Umsatzverschiebungen. Allerdings<br />
war gerade im Bereich kleinere Wohnungen<br />
sowie teilweise auch im Gewerbe- und<br />
Logistiksegment durchaus eine Nachfrage<br />
wahrnehmbar, ebenso kam es kaum zu Abbrüchen<br />
bei bereits laufenden Transaktionen. Der<br />
damit einhergehende Digitalisierungsschub<br />
tut der Immobilienbranche gut. Mit Hilfe<br />
moderner 360-Grad-Kameras können nun<br />
virtuelle Immobilienbesichtigungen bequem<br />
von Zuhause stattfinden. Insbesondere wurden<br />
Social-Media-Kanäle gepusht, flexible Arbeitsformen<br />
werden zukünftig sowohl seitens<br />
der Arbeitgeber als auch der Arbeitnehmer<br />
gefordert sein. Ein weitaus höherer Anteil an<br />
Arbeitnehmern, die zumindest tageweise im<br />
Home-Office arbeiten ist denkbar und könnte<br />
zu einer Reduktion beim Flächenbedarf für<br />
Büroflächen führen. Dennoch wurde die<br />
Immobilienbranche bis dato von der Corona-<br />
Krise im Allgemeinen weniger hart getroffen<br />
als andere Branchen. Und trotzdem ist sie<br />
mit erheblichen Unsicherheitsfaktoren, wie<br />
Mietausfällen, Liquiditätseinbußen und einer<br />
häufig abwartenden Haltung bei Transaktionen<br />
beziehungsweise deren Finanzierung,<br />
konfrontiert. Durch die Lockerungsmaßnahmen<br />
sowie die Maßnahmenpakete sollte 2021<br />
eine Erholung in diversen Branchen und eine<br />
Stabilisierung der Wirtschaft gelingen. Abhängig<br />
davon ist insbesondere die Entwicklung<br />
von Büro- und Einzelhandelsimmobilien. Der<br />
Wohnungsmarkt sollte vergleichsweise stabil<br />
bleiben, wobei sich eine langanhaltend höhere<br />
Arbeitslosigkeit auch hier nachfragedämpfend<br />
auswirken könnte.<br />
Mit Blick über den Zahlenrand.<br />
Steuerberatung Wirtschaftsprüfung Unternehmensberatung www.tpa-group.at<br />
<strong>Sommer</strong> 2020<br />
105
Positionen & Meinungen<br />
„Für viele Kollegen<br />
wird das COVID-19-<br />
bedingte Aussetzen<br />
im Frühjahr nicht mehr<br />
einzuholen und es<br />
wird für viele heuer<br />
ein Kampf ums Überleben<br />
sein.“<br />
Georg Spiegelfeld,<br />
Spiegelfeld Immobilien<br />
Georg Spiegelfeld,<br />
Geschäftsführer Spiegelfeld Immobilien<br />
Da wir im ersten Halbjahr die für uns wichtigsten<br />
sieben bis acht Wochen nur eingeschränkt<br />
arbeiten konnten, wird sich das sicherlich im<br />
zweiten Halbjahr bemerkbar machen. Wie<br />
sehr, wird von der allgemeinen wirtschaftlichen<br />
Situation abhängen ist noch nicht<br />
absehbar. Die Frage ist auch, wie schnell sich<br />
die regionalen und internationalen Märkte<br />
und Lieferketten erholen und wie sich das auf<br />
den Arbeitsmarkt auswirkt. Für viele Kollegen<br />
wird das COVID-19-bedingte Aussetzen im<br />
Frühjahr nicht mehr einzuholen und es wird<br />
für viele heuer ein Kampf ums Überleben sein.<br />
Außerdem befürchte ich auch, dass die, schon<br />
vor der Krise in Diskussion befindlichen, Rahmenbedingungen<br />
zusätzlich ihren negativen<br />
Beitrag leisten werden, sollten diese jetzt auch<br />
noch umgesetzt werden. Preisveränderungen<br />
sehen wir weder im Wohnbereich noch im Bereich<br />
Retail in den guten Lagen, sowie Betriebsobjekten.<br />
Am ehesten könnten Nebenlagen<br />
leiden. Die Arbeitsbedingungen haben sich<br />
etwas verändert: die Umstellung auf Home-<br />
Working hat größtenteils gut und schnell<br />
funktioniert und bei vielen großes Gefallen gefunden.<br />
Ich vermisse nur den Schwung in die<br />
Normalität. Durch Zoom beispielsweise haben<br />
wir gelernt, nicht mehr ortsabhängig sein zu<br />
müssen, trotzdem finde ich, dass die Kommunikation<br />
und Kreativität leider etwas verloren<br />
geht. Da müssen neue Wege gefunden werden,<br />
wie zum Beispiel gemeinsame Mittagessen und<br />
vieles mehr. Möglicherweise wird sich auch<br />
das Büro der Zukunft etwas ändern – nicht<br />
mehr Arbeitsplatz für jeden, eher mehr Flächen<br />
für Meetings – und man merkt schon, dass<br />
viele Unternehmen über die Größe des Büros<br />
nachdenken. Während des Shutdowns haben<br />
wir gesehen, dass zwar vieles mit technischen<br />
Hilfsmitteln, Internet, 360 Grad und Co unseren<br />
Kunden gezeigt werden kann, aber es ist<br />
nur eine Unterstützung bei der Grobauswahl,<br />
die endgültige Entscheidung fällt erst bei der<br />
persönlichen Besichtigung. Das ist auch der<br />
Grund, der mich darin bestätigt, dass es immer<br />
einen Immobilienmakler geben wird, der beratend<br />
und mit entsprechendem Know-how dem<br />
Kunden zur Seite steht. Vor allem hat die Krise<br />
gezeigt, dass das Investment in Immobilien<br />
immer richtig ist. Wenn man sich ansieht, wie<br />
negativ sich der Kapitalmarkt entwickelt, ist<br />
man mit Immobilien auf der besseren Seite. Natürlich<br />
gab es auch da Ausfälle, aber meistens<br />
wurden diese gestundet oder die Verluste sind<br />
in einem erträglichen Rahmen. Als grenzenloser<br />
Optimist gehe ich davon aus, dass es 2021<br />
Bewegung, in welche Richtung auch immer,<br />
geben wird – und wenn es Bewegung gibt, ist<br />
das für uns immer gut. Ich bin auch sicher, dass<br />
es in wirtschaftlicher Hinsicht wieder bergauf<br />
gehen wird und es für viele wieder ausreichend<br />
Beschäftigung geben wird.<br />
106 ImmoFokus
MEHR KOMPETENZ.<br />
MEHR DISKRETION.<br />
IHR ERFOLG.<br />
Dr. Anton Bondi de Antoni<br />
ENTSCHEIDENDES KNOW HOW<br />
IN DER BERATUNG UND UMSETZUNG<br />
FÜR IHRE IMMOBILIE.<br />
www.bondiconsult.com<br />
<strong>Sommer</strong> 2020<br />
107
Die bewegte<br />
ImmoWirtschaft<br />
Regelmäßige Kolumne über<br />
Fakten und Inhalte, die verändern<br />
und prägen<br />
#22<br />
Jetzt gefragt: Resilienz! In der Krise zeigt sich,<br />
welche Unternehmen resilient sind<br />
Kommentar: Philipp Kaufmann<br />
COVID-19 fordert uns alle und das Management unserer<br />
Unternehmen hat sich neu auszurichten. Ich sage sogar,<br />
wir müssen uns von einigen liebgewonnen Gewohnheiten<br />
verabschieden – meine Vision sind resiliente Unternehmen.<br />
Aber was ist Resilienz?<br />
Resilienter Mensch<br />
Der Begriff kommt aus der Psychologie und hat dort eine<br />
lange Forschungstradition. Resilienz bezeichnet die Stärke eines<br />
Menschen, Lebenskrisen ohne anhaltende Beeinträchtigung<br />
durchzustehen. Resilienz wird vor allem<br />
im Zusammenhang mit Kindern und dem<br />
Erwachsenwerden verwendet. Resiliente<br />
Menschen wachsen in einem sozialen<br />
Umfeld auf, das durch Risikofaktoren,<br />
wie zum Beispiel Armut, Drogenkonsum<br />
oder Gewalt, gekennzeichnet ist.<br />
Und dennoch sind diese Menschen als<br />
Erwachsene zu einer erfolgreichen<br />
Lebensführung in der Lage. Diese widerstandsfähigen<br />
Personen haben gelernt,<br />
dass sie selbst es sind, die über ihr<br />
Schicksal bestimmen. Sie vertrauen nicht<br />
auf Glück oder Zufall, sondern nehmen<br />
die Dinge selbst in die Hand und haben<br />
ein realistisches Bild von ihren<br />
Fähigkeiten.<br />
Resiliente Unternehmen<br />
So wie Menschen, die nach einem Trauma, wie beispielsweise<br />
einer Vergewaltigung oder einem dramatischen<br />
Kriegserlebnis nicht aufgeben, sondern die Fähigkeit<br />
entwickeln, weiterzumachen, gilt es jetzt, resiliente Unternehmen<br />
zu formen, die in der Lage sind, unplanbare Krisen,<br />
wie etwa COVID-19, zu überleben und widerstandsfähig<br />
zu sein. Dafür ist es notwendig, in guten Zeiten genug<br />
Reserven zu bilden, ein stabiles Geschäftsmodell zu<br />
entwickeln und nicht jeden aktuellen Trend bis zum<br />
Maximum auszunutzen. So zeigen die ersten Monate<br />
der Krise, dass die großen Profiteure der letzten Finanzkrise,<br />
welche die damals bietenden Chancen bis<br />
an die Grenze ausgenutzt haben, jetzt in kürzester<br />
Zeit unter massiven Druck geraten sind. Denken<br />
wir an René Benko und seine Wette auf den innerstädtischen<br />
Einzelhandel oder Ronny Pecik mit der<br />
Immofinanz. Das Management von resilienten Unternehmen<br />
wird in Übertreibungsphasen mit dem<br />
Vorwurf konfrontiert sein, nicht von jeder gebotenen<br />
Gelegenheit profitiert zu haben beziehungsweise nicht<br />
jeden Spielraum maximal ausgenutzt zu haben. Der<br />
Lohn für diesen „Verzicht“ wird für alle Stakeholder<br />
darin zu finden sein, dass diese Unternehmen<br />
Krisen überleben und stabil auf Kurs bleiben. Der<br />
Verzicht auf die maximale kurzfristige Rendite, ist<br />
die Sicherheit der Stabilität.<br />
Welche Unternehmen überleben die Krise,<br />
welche sind resilient? Diese Frage wird<br />
uns die nächsten Jahre beschäftigen.<br />
Denn vieles ist ungewiss und nur<br />
eines steht fest: Corona wird uns<br />
noch lange begleiten und die<br />
nächste Krise kommt<br />
bestimmt.<br />
108 ImmoFokus
Zum Autor<br />
Georg Flödl ist geschäftsführender Partner von Funk<br />
Immobilien und bereits mehrere Jahre in unterschiedlichen<br />
Funktionen in der Immobilienbranche tätig. Flödl<br />
ist Mitbegründer der ÖVI Young Professionals.<br />
COVID-19 – Mietzinsminderungen:<br />
Lösungen (nicht) in Sicht<br />
Kommentar: Georg Flödl<br />
Die Corona-Pandemie bzw. ihre Folgen verschonen auch die Immobilienwirtschaft<br />
nicht. Die Frage, inwieweit Geschäftsraummieter, die von<br />
der behördlich verfügten Schließung u.a. von Geschäften und Lokalen<br />
betroffen sind, zu einer Mietzinsbefreiung bzw. -minderung berechtigt<br />
sind, hat medial eine breite Aufmerksamkeit erfahren. Einschätzungen<br />
namhafter Juristen in Verbindung mit allgemeinen Informationen der<br />
WKO, nicht zuletzt unterstützt von einer Aussage der Justizministerin,<br />
vermitteln den Eindruck, dass sich viele Vermieter auf den Totalausfall<br />
von Geschäftsmieten einstellen müssen.<br />
Der verkürzte Schluss, dass Geschäftsraummieter im Bereich des Handels,<br />
der Dienstleistungsunternehmen und der Freizeit- und Sportbetriebe,<br />
deren Betriebsstätten unmittelbar von der „Sperrverpflichtung“<br />
gemäß der Verordnung über vorläufige Maßnahmen zur Verhinderung<br />
der Verbreitung von COVID-19 betroffen sind, jedenfalls einen gänzlichen<br />
Mietzinsbefreiungsanspruch hätten, ist aus Sicht von ÖVI-Experten<br />
unzutreffend. Es wird im Einzelfall zu prüfen sein, inwieweit dem Mieter<br />
nicht doch eine beschränkte Brauchbarkeit zufällt, die einen gänzlichen<br />
Mietzinsentfall ausschließt (z.B. Backoffice für den Onlineverkauf, Zustell-<br />
und Lieferdienste, Lagerfunktion).<br />
Strittig ist zudem, ob auch Geschäftsraummietern, die von der zitierten<br />
Verordnung nicht unmittelbar betroffen sind, ein gewisses Maß an Mietzinsminderung<br />
zukommen könnte, weil etwa Mitarbeitern Home-Office<br />
nahegelegt wurde.<br />
Judikatur des Obersten Gerichtshofs fehlt (noch)<br />
Zu den zitierten Bestimmungen des ABGBs gibt es leider (oder besser gesagt<br />
mangels Anlässe erfreulicherweise) keine aussagekräftige Judikatur<br />
des Obersten Gerichtshofs. Es wird Aufgabe des OGHs sein, hier mit<br />
Leitentscheidungen die Grundlagen für die Abwicklung von streitigen<br />
Fällen zu schaffen. Doch bis dahin vergehen wohl noch Monate, wenn<br />
nicht sogar Jahre.<br />
Vermieter und Mieter könnten die Empfehlung der immobilienwirtschaftlichen<br />
Spitzenverbände in Deutschland als Vorbild nehmen:<br />
Gemeinsam durch die Krise wird als Auftrag verstanden, die Belastungen<br />
Hälfte-Hälfte auf Mieter und Vermieter gleichermaßen<br />
aufzuteilen. Dass in den ersten Wochen der Pandemie<br />
noch keine Entscheidungen getroffen wurden, ist verständlich.<br />
Jetzt aber, nachdem das wirtschaftliche Leben<br />
wieder allmählich Fahrt aufnimmt, sollten die Gespräche<br />
zwischen den Vertragspartnern von Bestandsverträgen<br />
nicht unnötig hinausgezögert werden.<br />
Mittlerweile ist auch in etwa einschätzbar, welche<br />
staatlichen Hilfsleistungen überhaupt zur Verfügung<br />
stehen. Natürlich gibt es auch dort allzu viele<br />
unbekannte Faktoren (Stichwort Schadensminderungspflicht).<br />
Im Interesse aller Beteiligten sollte es<br />
sein, rasch für Klarheit zu sorgen – ohne langwierige<br />
gerichtliche Auseinandersetzungen.<br />
<strong>Sommer</strong> 2020<br />
109
Wein &<br />
Immobilien<br />
Frisch von der Leber weg<br />
Ein lockeres Gespräch beim einem Vinotheksstreifzug<br />
mit Herbert Friedl, Geschäftsführer der<br />
SoReal .<br />
Gute Aussichten<br />
TrIIIple und mehr. Seit 2016 ist der gelernte Baumeister für die gesamte technische Projektabwicklung und das<br />
technische Baumanagement bei Immobilienprojekten in Österreich und Deutschland verantwortlich.<br />
Kolumne: Lisa Grüner<br />
I<br />
n meiner Lieblings-Vinothek am Rochusmarkt<br />
stehe ich immer vor dem<br />
gleichen Dilemma: Wo fang ich an, wo<br />
hör ich auf. Das umfasst einerseits die<br />
Gesprächsthemen, andererseits die große Auswahl<br />
an Weinen. Zu meinem heutigen Streifzug<br />
habe ich Herbert Friedl, Projektentwickler bei<br />
der Soravia-Gruppe und Geschäftsführer der<br />
SoReal eingeladen. Unsere lockere Plauderei<br />
über aktuelle Projekte beginnen wir mit einem<br />
Grünen Veltliner vom Weingut Pfeiffer aus<br />
Kleinwetzdorf. Gelbgrün, leicht und duftig mit<br />
angenehmer pfeffriger Würze zeigt er sich im<br />
Glas. Einen Meter Abstand müssen wir nicht<br />
mehr halten und auch keinen Mund-Nasen-<br />
Schutz tragen. Der Kellner hingegen schon. Was<br />
uns gleich zu unserem ersten Thema bringt:<br />
Die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf<br />
die Hotelbranche. Der Lockdown bescherte der<br />
Stadthotellerie im April einen schmerzlichen<br />
Nächtigungsrückgang um 98 Prozent im Vergleich<br />
zum Vorjahr. Ein großes Pech auch für die<br />
Pächter, die kurz vor der Krise oder mittendrinnen<br />
ein Hotel übernahmen. Üblicherweise wird<br />
für die ersten Monate eine pachtfreie Zeit vereinbart,<br />
um den Hotelbetrieb ins Rollen zu<br />
bringen, doch was nutzt das in einer Phase, wo<br />
so gar nichts rollt? Eben gar nichts.<br />
Voller Stolz hatte die Soravia-Gruppe im<br />
November 2019 das Amedia Hotel in Linz<br />
dem Betreiber übergeben, vier Monate bevor<br />
alles heruntergefahren wurde. Ein harter<br />
Schlag. Noch fordernder stellte sich der<br />
Übergabetermin des 7DaysPremium-Hotel<br />
an Plateno im ersten Quar tal 2020 heraus.<br />
Dank COVID-19 verschob sich die Eröffnung<br />
des im neu errichteten Komplex, The Brick,<br />
befindliche Hotel auf Anfang Juli. Der ursprüngliche<br />
Fokus auf Bussinesskunden<br />
fällt ebenso flach. Es wird dauern bis sich die<br />
Übernachtungsrekorde am Standort Wien<br />
wiedereinstellen. Geduld ist gefragt und<br />
Durchhaltevermögen. Reisen ist ein Grundbedürfnis<br />
geworden, 2021 kann ja vielleicht<br />
alles wieder so sein wie früher. Bis dahin,<br />
schlägt Friedl vor, sollte sich in diesem <strong>Sommer</strong><br />
die Österreichwerbung auf die Österreicher<br />
konzentrieren und findet beim letzten<br />
Schluck Veltliner eine duftig-fruchtige Note<br />
nach Apfel und Melisse. Nie wieder wird es<br />
eine Zeit geben, Städte zu besichtigen, ohne<br />
sich durch Touristenmassen schieben zu<br />
müssen.<br />
Ideen muss man haben<br />
Das Sacher hat mit einer witzigen Marketingidee<br />
seine Zimmer gefüllt. Frühstück,<br />
Mittagessen und Dinner werden in den<br />
Suiten serviert, in einem Ambiente, das den<br />
Wienern normalerweise nicht zugänglich<br />
ist. Mindestkonsumation vorausgesetzt. Bei<br />
der Gastronomie sieht Friedl die Situation im<br />
Moment schwieriger. Bis alle Lokale wieder<br />
gut gefüllt sind, wird es dauern. Unterstützung<br />
durch Beihilfen oder Steuerentlastungen<br />
wären hier sicher hilfreich. Ich höre<br />
unterstützen, nehme es wörtlich und bestelle<br />
förderbereit einen Riesling vom Urban aus<br />
Wullersdorf. Der AWC-goldprämierte Wein<br />
schmeckt klassisch nach Weingartenpfirsich<br />
und Wiesenkräutern, ist voll vollmundig<br />
und erfrischend am Gaumen mit rassiger<br />
Säure und damit ein typischer Vertreter seiner<br />
Sorte. Unser Gespräch schweift von den<br />
Preisen für Wohnimmobilien hin zur besten<br />
Aussicht der Stadt. Atemberaubend sei der<br />
Blick von den TrIIIple-Towers, die gerade am<br />
Standort des ehemaligen Zollamts entstehen.<br />
Atemraubend finde ich dabei, dass der Preis<br />
der Wohnungen zum zweiten Mal erhöht<br />
wurde. Verknappung und hohe Nachfrage,<br />
erklärt Friedl die Hintergründe und ärgert<br />
sich im Nachhinein, dort nicht selbst eine<br />
Wohnung gekauft zu haben. Der erste Turm<br />
sei großteils verkauft, der zweite schon zu 75<br />
Prozent verwertet und im dritten sind Studentenappartements<br />
geplant.<br />
Erst wenn man im 24. Stock steht und die<br />
Aussicht auf Stadt und Schneeberg genießt,<br />
kann man die Attraktivität des Wohnens im<br />
Hochhaus spüren. Ganz besonders, erzählt<br />
Friedl stolz, sind die Pools mit Aussicht, ganz<br />
oben. Es sei das einzige Objekt in Wien mit<br />
Schwimmbädern in dieser Höhe. Nahversorger,<br />
Kindergärten und Büros machen die<br />
TrIIIple-Towers zu einer kleinen Stadt in der<br />
Stadt. Besonders wichtig ist, dass der Wert<br />
für Behaglichkeit passt. Zu diesem Thema<br />
passt ein guter Roter. Für das Fluchtachterl<br />
greifen wir zum „Lutz“, einem Zweigelt vom<br />
Weingut Weber aus Lutzmannsburg, ein<br />
weicher milder Wein mit viel Körper. Sehr<br />
stimmig, weils hier grad sehr behaglich ist.<br />
110 ImmoFokus
Zum Autor<br />
KR Michael Pisecky ist Geschäftsführer der s Real und<br />
Obmann der Wiener Fachgruppe der Immobilientreuhänder.<br />
Alles, überall und jederzeit –<br />
gestern und heute!<br />
Kommentar: Michael Pisecky<br />
Wie rasant sich die Zeiten ändern. Bis vor wenigen Monaten gab es<br />
Waren, Dienstleistungen und Services an nahezu jedem Ort der Welt, zumindest<br />
für die, die es sich leisten konnten. Die Welt stand einem offen,<br />
man konnte unbegrenzt und durchaus günstig zu fast jeder Zeit an jeden<br />
Ort gelangen. Es war viel, fast alles verfügbar, ziemlich sicher zu viel, vor<br />
allem für Menschen mit Geld.<br />
Die Globalisierung hat aber auch dazu beigetragen, dass viele Menschen<br />
in den Mittelstand aufstiegen und immer weniger in absoluter Armut<br />
leben mussten. Die scheinbare Grenzenlosigkeit kollidierte immer mehr<br />
mit der Begrenztheit der Ressourcen. Alle, die das genossen haben, haben<br />
ein „we first“ in Anspruch genommen.<br />
Dieses „we first“ ist mittlerweile sehr stark von politischen Parteien,<br />
Populisten, Autokraten und Interessenvertretungen übernommen worden.<br />
Im gemäßigten Bereichen wird es in Form von Klientelpolitik gelebt,<br />
in extremer Ausprägung zeigt es sich als Wandel einer Demokratie<br />
in eine Diktatur, dazwischen gibt es unzählige Abstufungen davon. Es<br />
wird richtig ungemütlich, wenn man sich das Anschwellen von Konflikten,<br />
das Aufrüsten, das Kündigen von Abkommen, das Unterlaufen von<br />
Demokratien u.v.m. anschaut – leider funktioniert auch das global.<br />
Geld wird mit Löschflugzeugen ausgebracht<br />
Nun kommt eine Krise, die alle bestehenden Krisen in den Schatten<br />
stellt, bisherige Errungenschaften vernichtet, die Not vergrößert und<br />
„alles, überall und jederzeit“ in eine neue Dimension stößt. Plötzlich<br />
ist Geld nichts mehr wert, es gibt dieses scheinbar unbegrenzt, es wird<br />
nicht mehr mit Gießkannen, sondern mit Löschflugzeugen ausgebracht.<br />
Waren es während der Finanzkrise hunderte Milliarden, sind es nun<br />
Billionen und wieder ist es eine nahezu globale Entwicklung. Möge die<br />
Besonnenheit wieder „Follower“ finden, mögen Mutige Unterstützungen<br />
ablehnen, weil sie derzeit nicht erforderlich sind und finden wir<br />
uns damit ab, dass es nicht mehr wird, wie es war. Es steht fast alles fast<br />
überall auf dem Spiel und es kann uns jederzeit treffen, leider ist auch<br />
das global. Passen wir auf uns und vor allem auf unsere Werte auf, die<br />
brauchen wir noch!<br />
<strong>Sommer</strong> 2020<br />
111
Zum Autor<br />
Hans Jörg Ulreich, Gründer und geschäftsführender Gesellschafter<br />
der Ulreich Bauträger GmbH, Bauträgersprecher<br />
Österreich, Lektor an der TU Wien und FH Wien.<br />
Was wir wollen<br />
Kommentar: Hans Jörg Ulreich<br />
Corona hat viele Diskussionen aufgeworfen und zahlreiche Fehler in<br />
unserem österreichischen System sichtbar gemacht, vor allem aber ein<br />
Thema, das sonst kaum große Aufmerksamkeit bekommt, ein bisschen<br />
mehr in den Fokus gerückt: Armut.<br />
Rund 1,5 Millionen Österreicher haben ein Einkommen unter der Armutsgrenze<br />
und sind daher armuts- und ausgrenzungsgefährdet. Von<br />
diesen rund 17 Prozent unserer Bevölkerung sind 330.000 Betroffene<br />
Kinder, rund 240.000 Menschen davon sind materiell erheblich benachteiligt.<br />
Für die, die dies nicht betrifft, ist eine solche Situation kaum<br />
vorstellbar. Noch schwieriger ist es, dafür die richtigen Worte zu finden<br />
oder gar in eine Diskussion darüber einzusteigen. Ich wage es trotzdem.<br />
Unglaublich dankbar, in Österreich leben zu dürfen<br />
Während und auch nach dem Lockdown war ich unglaublich dankbar,<br />
in Österreich leben zu dürfen. In dieser Ausnahmesituation ist mir,<br />
nicht zuletzt auch aufgrund der Berichte meiner im Ausland lebenden<br />
Freunde, wieder bewusst geworden, wie wichtig<br />
sozialer Frieden und ein Mindestmaß an Versorgung<br />
der Ärmsten für eine funktionierende Gesellschaft<br />
sind. Wenn dieses Netz reißt und die Situation der<br />
Schwächsten vom gerade noch Möglichen ins<br />
Unmögliche kippt, dann sind Pandemien nicht<br />
unser einziges Problem – wobei ich hier nicht<br />
missverstanden werden möchte, ich propagiere<br />
nicht „gerade noch“, sondern plädiere für eine<br />
menschenwürdige Absicherung der Schwächsten.<br />
Ich bin der Auffassung, dass – sollte es aufgrund<br />
steigender Notsituationen mehr an öffentlichen<br />
Geldern benötigen – durchaus alle, denen<br />
es besser geht, einen Beitrag leisten<br />
sollen. Höhere oder neue Steuern<br />
auf Erbschaften über einer Million<br />
oder auf Vermögen sind für den Erhalt<br />
der allgemeinen Sicherheit für<br />
mich durchaus gerechtfertigt, selbst dann, wenn ich es mir leisten kann,<br />
meine Familie und mein Vermögen um ein vielfaches günstiger mit<br />
privaten Sicherheitsfirmen oder ähnlichem zu schützen. Ich denke, dass<br />
zu einem menschenwürdigen Leben auch gehört, als Betroffener von<br />
Armut nicht bei Communitys oder Wohltätigkeitsorganisationen um<br />
Hilfe bitten zu müssen, sondern dies eine Aufgabe des Staates sein muss.<br />
Zurecht wird kritisiert, dass der Großteil der Betroffenen die privaten<br />
Mieten kaum bis gar nicht zahlen kann. Geforderte Mietzinsobergrenzen<br />
am privaten Wohnungsmarkt sind hier – richtig zu Ende gedacht – aber<br />
keine praktikable Lösung. Und nein, ich sage das nicht als Bauträger,<br />
sondern als vermögender Bürger. Denn: Generelle Preisobergrenzen<br />
bedeuten gleichzeitig immer eine Reduzierung der Steuereinnahmen.<br />
Wann immer ich diesen Punkt aufwerfe, wird mir unterstellt, ich würde<br />
nur an meine unternehmerischen Einnahmen denken. Ein Einwand,<br />
der leider sehr viel über die Werte des Gegenübers aufzeigt. Mir ist<br />
es durchaus etwas wert, dass alle, besonders die Kinder, in unserem<br />
Land menschenwürdig und friedlich zusammenleben – sei<br />
es durch Vermögenssteuern oder wo auch immer Bestgestellte<br />
sinnvoll einen Beitrag leisten können. Gleichzeitig braucht es<br />
eine strenge Kontrolle, dass durch solche Steuereinnahmen<br />
finanzierte gemeinnützige Güter auch tatsächlich den sozial<br />
Benachteiligten zugutekommen. Nur zur Erinnerung: 60<br />
Prozent aller Wohnungen am österreichischen Wohnungsmarkt<br />
sind gemeinnützig. Wieso bleiben dann die ärmsten 17<br />
Prozent durch Mieten auf der Strecke?<br />
Ich ersuche benachteiligte Menschen in unserem Land<br />
eindringlich, ihre Forderungen zu überprüfen und<br />
sich nicht durch politisch strategische Kommunikation<br />
vom Wesentlichen ablenken zu lassen.<br />
Sozialer Frieden kann nur gelingen, wenn<br />
wir zusammen das Richtige wollen.<br />
Ich wäre sofort dabei!<br />
112 ImmoFokus
Zum Autor<br />
Frank Brün ist Managing Partner bei Phorus Management.<br />
Von 2016 bis 2019 Vorsitzender des Vorstands RICS<br />
Österreich und Mitglied der RICS Continental European<br />
Standards Board (CESB).<br />
CORONA und RICS<br />
Kommentar: Frank Brün<br />
RESILIENZ: Mit Corona wurde der Begriff auf dem Weg zum New-<br />
Normal häufiger gebraucht. Den Weg zur Erhaltung der „psychische[n]<br />
Widerstandskraft; Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen ohne<br />
anhaltende Beeinträchtigung zu überstehen“ (Duden) haben alle unterschiedlich,<br />
auf ihre eigene Art, beschritten. Ein Freund spricht mit<br />
seinen Topfpflanzen, ein anderer dreht beim Arbeiten den Fernseher<br />
auf und ich spreche gerne mit unserer Katze. Eine Herausforderung<br />
war anfangs auch die Erhaltung von persönlichen Mindeststandards.<br />
Ein Kollege wollte diskutieren, ob es in Ordnung sei, beim Arbeiten<br />
den Schlafanzug anzubehalten oder möglicherweise ein Anruf des<br />
Chefs beim Gang auf die Keramikabteilung anzunehmen. Mit der<br />
Regelmäßigkeit von Zoom- und MS-Teams Online-Calls hat sich diese<br />
Frage schließlich erledigt.<br />
HOME-OFFICE: Mit dem Lockdown gelangte das sonst oft geschmähte<br />
Home-Office zu neuer Blüte. Es heißt, Home-Office sei wie Schulpflicht<br />
– nur schlimmer. Es gibt keine Entschuldigung mehr,<br />
nicht am Rechner zu sitzen. Webinare sind das neue großartige<br />
Medium zur Akquise. Es gab sogar welche als „After-Work“ für<br />
Weinfreunde. Nach der ersten Schockstarre sorgten Online-Meetings<br />
für Abwechslung, was jedoch durch den Blick von unten auf die<br />
Kollegen in ihre weit geöffneten Nasenlöcher nicht ganz mit dem<br />
Plausch am Caféautomaten im Pausenraum zu vergleichen ist. Ein<br />
Anblick, der in Erinnerung bleibt. In Zoom schaut meistens jeder<br />
auf die anderen herab. Mit leichtem Silberblick, weil er lieber die<br />
Qualität seines eigenen Konterfeis auf dem Bildschirm kontrolliert,<br />
als in die Kamera zu schauen. In Erinnerung bleibt auch die<br />
schlechte Tonübertragung, wenn bei den schicken InEar-Kopfhörern<br />
Bluetooth hakt oder die grausame Bildqualität, wenn die<br />
Kinder zeitgleich auf Netflix streamen. Unvergesslich auch bei<br />
Zoom die schönen Panoramahintergründe der Kollegen, die das<br />
Idyll vom Häuserl in Kärnten oder an der Donau bieten sollten,<br />
wenn auch das Gegenlicht leicht blendet. Die Angeber!<br />
Webinar, Streamen oder Online-Meeting. Begriffe, die heute jeder<br />
8-jährige erklären kann. Die etwas Älteren unter uns haben dank<br />
Lockdown vielleicht einen solchen daheim, den sie fragen können. Die<br />
deutsche Sprache hätte sonst so viel zu bieten, es braucht aber nicht<br />
immer Anglizismen: zum Beispiel das Wort Assetmanagementquartalsgesprächtelefontermin,<br />
so was gibt es nur bei uns.<br />
In einem viral gegangenen Video weist ein Herr für die deutsche Gesellschaft<br />
der Psychiater darauf hin, dass man zurzeit von Anrufen<br />
überschwemmt würde und dass es in Zeiten der Quarantäne völlig<br />
normal sei, wenn man mit Wänden, Blumen oder sonstigen Gegenständen<br />
spricht. Er bittet darum, erst anzurufen, wenn sie einem antworten.<br />
Meine Katze antwortet mir schon seit Jahren, also kein Grund<br />
zur Beunruhigung<br />
ANGLIZISMEN: Mit dem Einzug der weiteren Digitalisierung<br />
mehrte sich auch der Gebrauch von Anglizismen wie Home-Office,<br />
<strong>Sommer</strong> 2020<br />
113
Zum Autor<br />
Andreas Köttl ist Vorstandsmitglied und CEO der<br />
value one holding AG. Seit 2017 ist er Präsident der<br />
Österreichischen Gesellschaft für Nachhaltige Immobilienwirtschaft<br />
(ÖGNI).<br />
Die Zukunft ist eine Entscheidung<br />
Kommentar: Andreas Köttl<br />
Die Welt nach COVID-19 wird nicht mehr sein wie vorher<br />
– hoffentlich! Die COVID-19 Pandemie hat uns überrascht –<br />
manche bezeichnen sie als Black Swan, andere wiederum als<br />
vorhersehbares Ereignis, auf das wir uns als Gesellschaft<br />
hätten vorbereiten müssen –, jedenfalls hat sie uns vor<br />
Augen geführt, wie schnell sich unsere (Lebens-)Pläne ändern<br />
können. Für mich war die Krise ein echter Ansporn,<br />
auch weiterhin alles zu tun, um sich, die Familie und das<br />
Unternehmen so aufzustellen, dass man solche Situationen<br />
so gut wie möglich abwettern oder daraus resilient<br />
hervorgehen kann.<br />
Krise als Chance erkennen<br />
Natürlich werden die Ereignisse Einfluss auf die Immobilienbranche<br />
haben, aber ich bin fest davon überzeugt,<br />
dass wir die Krise als Chance erkennen<br />
müssen. Sie wirkt wie ein Katalysator oder<br />
Brandbeschleuniger – zum Beispiel für die<br />
Digitalisierung und neue Arbeitensweisen.<br />
Den Kopf in den Sand zu stecken<br />
und sich über nachteilige Entwicklungen<br />
zu beschweren, haben noch kein<br />
Unternehmen zum Erfolg geführt.<br />
Für uns gilt es, die Pain Points der Krise<br />
zu analysieren und sich schnell an die<br />
neuen Marktgegebenheiten der unterschiedlichen<br />
Assetklassen anzupassen.<br />
Flexibilität, Mut und Geschwindigkeit bei<br />
der Adaption sind in solchen Phasen wichtig,<br />
um gestärkt und resilient aus der Krise<br />
hervorzugehen. Als Value One können<br />
wir in Zukunft unsere Stärken, vor allem im Bereich<br />
Innovation und Nachhaltigkeit, noch besser am Markt<br />
positionieren, denn die Gesellschaft sucht weiterhin<br />
nach Antworten. Die Herausforderungen des Klimawandels<br />
und des Zusammenlebens in einer immer urbaneren<br />
Welt sind durch Corona nicht verschwunden.<br />
Schleichendes „Back 2 Normal“ verhindern<br />
Es wäre großartig, wenn wir ein schleichendes „Back 2<br />
Normal“ verhindern und uns nicht vor dem „New Normal“<br />
fürchten würden, sondern vielmehr vor dem „Same Old“.<br />
Am besten dem Normalen nicht kritiklos zustimmen, sondern<br />
sich so viel wie möglich von dem behalten, was die<br />
COVID-19-Krise positiv nach oben befördert hat,<br />
wie z.B. Vertrauen in die neue Welt des Arbeitens,<br />
zwangloses Ineinanderfließen von<br />
Work und Life, Offenheit aller Altersstufen<br />
gegenüber der Digitalisierung, den<br />
Mut, Dinge mal anders zu machen,<br />
bewusste Hinwendung zur Familie,<br />
einen höheren Qualitätsanspruch<br />
an Urlaub und Freizeit oder einfach<br />
mal darüber Nachdenken, wie gut<br />
es einem geht. Dann werden wir<br />
auch diese Krise gut überstehen<br />
und können positiv in die Zukunft<br />
schauen.<br />
Übrigens waren Krisen – im<br />
Rückblick betrachtet – immer<br />
die unter nehmerischsten Zeiten.<br />
Ich bin und bleibe optimistisch!<br />
114 ImmoFokus
Zum Autor<br />
a.o. Univ. Prof. Dr. Gunther Maier: Wirtschaftsuniversität<br />
Wien (WU), an der er als Gründer das Forschungsinstitut<br />
für Raum- und Immobilienwirtschaft leitet. Er ist Experte<br />
für Regionalökonomie.<br />
COVID-19 und die Rolle der Wissenschaft<br />
Kommentar: Gunther Maier<br />
Am Anfang der COVID-19 Pandemie zeigte sich – auch auf den Bildschirmen<br />
– etwas Neues: Auf einmal standen Wissenschaftlerinnen und<br />
Wissenschaftler hoch im Kurs. Christian Drosten in Deutschland und<br />
Anthony Fauci in den USA wurden über Nacht zu bekannten Persönlichkeiten.<br />
In Österreich gaben sich Virologen und Systemdynamiker<br />
die Klinke zum Studio der ZIB 2 in die Hand. Politexperte Peter Filzmaier<br />
hatte plötzlich Konkurrenz.<br />
Aber nicht nur in den Medien, auch in der Politik wurde die Wissenschaft<br />
in Beiräten und Expertengremien zurate gezogen. Vom Bundeskanzler<br />
abwärts war auf einmal die Referenz auf den Rat der Experten en vogue.<br />
Für die meisten Wissenschaftler war das ziemlich neu und durchaus<br />
auch schmeichelhaft. Die Ernüchterung folgte wenige Wochen später.<br />
Die „Bild“-Zeitung startete eine Kampagne gegen Drosten und Fauci verschwand<br />
wieder in seinem Labor. In Österreich relativierte ein Sitzungsprotokoll<br />
das Bild. Es zeigte, dass die Experten zu ganz anderem geraten<br />
hatten, als die Politik letztlich umsetzte.<br />
Politik muss entscheiden, Wissenschaft hingegen zweifeln<br />
Den Politikern brachte das zwar einiges an Medienschelte ein, aber im<br />
Kern haben sie richtig gehandelt. Denn Wissenschaft und Politik haben<br />
völlig unterschiedliche Aufgaben. Politik muss entscheiden, Wissenschaft<br />
hingegen zweifeln. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler<br />
zerlegen Probleme in ihre Bestandteile, treffen Annahmen, um die<br />
Probleme zu vereinfachen und so handhabbar zu machen, formulieren<br />
Hypothesen, um sie dann wieder zu widerlegen, suchen nach adäquaten<br />
Methoden, um am Ende mit wenigen Antworten und viel mehr neuen<br />
Fragen dazustehen. Sie hinterfragen die Antworten, die andere gefunden<br />
haben, und suchen nach verborgenen Fehlern und Werten. Denn die<br />
Antworten der Wissenschaft sollen möglichst objektiv und frei von Werturteilen<br />
sein. Daher sind diese Antworten oft kontextabhängig und nur<br />
eingeschränkt gültig. Zugleich ist die Wissenschaft hoch spezialisiert. Ein<br />
Virologe beschäftigt sich mit anderen Fragen und hat daher auch andere<br />
Antworten als ein Immunologe, als ein Ökonom, als ein Soziologe.<br />
Die Politik, auf der anderen Seite, muss Entscheidungen treffen und das<br />
manchmal rasch. Da ist keine Zeit, darauf zu warten, dassdie Wissenschaft<br />
alle ihre Zweifel durchgekaut hat. In einer Demokratie werden<br />
Politikerinnen und Politiker auch dafür gewählt, um die Wertvorstellungen<br />
der Wähler zu vertreten. Ihnen müssen sie das Gefühl geben, sie<br />
zu vertreten und ihre Werte zu verteidigen. Werturteile, die die Wissenschaftler<br />
aus ihren Überlegungen eliminieren wollen, sind das tägliche<br />
Brot der Politik.<br />
In der COVID-19 Pandemie hat sich wieder einmal gezeigt, dass die<br />
Wissenschaft die Politik unterstützen kann und soll, aber nicht ersetzen<br />
kann und darf. Evidenzbasierte Politik braucht die Evidenz der Wissenschaft.<br />
Am Ende des Tages ist es aber immer noch die Politik, die daraus<br />
ihre Schlüsse zu ziehen und Entscheidungen zu treffen hat.<br />
<strong>Sommer</strong> 2020<br />
115
Zum Autor<br />
Der studierte Wirtschaftswissenschaftler Franz Pöltl<br />
(EHL Investment Consulting) ist seit nunmehr drei<br />
Jahrzehnten im Immobilienbereich mit Schwerpunkt Anund<br />
Verkauf von großvolumigen Immobilien tätig.<br />
Immobilienmarkt? Welche Sektoren sind stärker,<br />
welche weniger stark davon betroffen?<br />
Kommentar: Franz Pöltl<br />
Die COVID-19 Pandemie hat auch die Weltwirtschaft völlig unvorbereitet<br />
getroffen. Obwohl sich bereits in den letzten 18 Monaten vor den<br />
ersten Corona-Fällen die Stimmen derjenigen gemehrt haben, die den<br />
Immobilienzyklus unmittelbar vor dem Peak wähnten und vor einem<br />
Rückgang der Nachfrage gemahnt hatten, gab es keine ernstzunehmenden<br />
Anzeichen für ein Ende der Konjunktur. Unabhängig davon hätte<br />
aber niemand ein Virus als auslösendes Moment für einen Umschwung<br />
auch nur in Erwähnung gezogen oder gar geahnt, mit welcher Wucht<br />
und Geschwindigkeit ein von den Regierungen angeordneter Lockdown<br />
das gesellschaftliche Leben und die wirtschaftlichen Aktivitäten<br />
von einem Moment auf den anderen quasi auf Null stellen kann. Nach<br />
mittlerweile drei Monaten Pandemie und den ersten Analysen der damit<br />
verbundenen Konsequenzen zeigt sich, dass die Menschen, die Wirtschaft<br />
und vor allem die Anleger Risiken, die sie vor Corona nicht einmal<br />
gekannt hatten, nun ins Zentrum ihres Handelns rücken.<br />
Wohnbedürfnis auch in Zeiten der Pandemie<br />
Da es unbestritten auch in Zeiten einer Pandemie ein „Wohnbedürfnis“<br />
gibt, werden Zinshäuser, Neubauwohnhäuser und generell Wohnraum<br />
weiterhin stark von Investoren nachgefragt. Sowohl auf Käufer- als auch<br />
auf Mieterseite ist dieser Markt daher vergleichsweise unbeeindruckt<br />
von der allgemeinen Verunsicherung und so gibt es kaum Auswirkungen<br />
auf Mieten und Renditen.<br />
Die Mieter von Gewerbeimmobilien und in weiterer Folge auch die<br />
Eigentümer und Kaufinteressenten derartiger Objekte sind dagegen<br />
stärker von den Auswirkungen der Pandemie betroffen. So wird derzeit<br />
vor allem versucht, das Risiko, welches aus Anmietungs- oder<br />
Investmententscheidungen resultieren könnte, so weit wie möglich zu<br />
reduzieren. Als Konsequenz daraus werden im Moment Expansionsbestrebungen<br />
hintangestellt und nur wenige Büroflächen, Geschäftslokale<br />
oder Hotelimmobilien angemietet. Die Investoren haben ihren Fokus<br />
daher auf Gewerbeobjekte in guter Lage, die möglichst langfristig und<br />
an Mieter bester Bonität vermietet sind, ausgerichtet. Objekte, die das<br />
nicht bieten können, werden – sofern überhaupt Kaufinteresse gegeben<br />
ist – mit Preisabschlägen „bestraft“. Wo die Investoren erhöhte Risiken<br />
im Geschäftsmodell der Mieter/Pächter sehen, wie z.B. bei Betreibern<br />
von Hotels oder Geschäften, leidet die „Investitionslust“ generell.<br />
Um die gewerbliche Immobilienwirtschaft wieder an das Niveau vor<br />
Ausbruch der Pandemie heranzuführen, braucht es neben finanziellen<br />
Hilfen für die Mieter und Betreiber vor allem Maßnahmen, die das Vertrauen<br />
der Konsumenten und Kunden nachhaltig und schnell verbessern.<br />
Denn nur wenn die Menschen wieder beginnen, Geld für Dinge wie<br />
Restaurantbesuche, Kultur, Mode und Urlaub auszugeben, werden auch<br />
die Unternehmen wieder beginnen zu investieren und Arbeitsplätze zu<br />
schaffen und sich kostendeckende Mieten leisten können.<br />
116 ImmoFokus
Ingrid Fitzek-Unterberger<br />
Präsidentin Salon Real - Club von und für Frauen in der<br />
Immobilienwirtschaft, ist Bereichsleiterin Marketing<br />
& Kommunikation der BUWOG Group, zuständig für<br />
Österreich und Deutschland.<br />
Nachhaltigkeit im Wohnbau –<br />
jetzt erst recht<br />
Ingrid Fitzek-Unterberger<br />
Die hoch gepriesene Globalisierung der vergangenen Dekaden entwickelte<br />
sich 2020 zur Wurzel allen Übels: Ein Virus, das auf einem<br />
Markt in China vermeintlich seinen Ursprung fand, verbreitete sich in<br />
rasendem Tempo über den gesamten Globus – Menschen auf (Dienst-)<br />
Reisen sei Dank. Während nun viele aufgrund der von der Regierung<br />
ausgerufenen Beschränkung der Reisefreiheit auf ihren diesjährigen<br />
Urlaub mit mehr oder weniger überschaubaren Verlusten verzichten<br />
mussten und Videokonferenzen anstelle von Dienstreisen zum Usus<br />
wurden, hatte der plötzliche Stopp von Produktionen und Transporten<br />
weitreichende Folgen<br />
Weiterhin ist mit Lieferschwierigkeiten zu rechnen<br />
Selbst Unternehmen, die sich den ausschließlich regionalen Bezug<br />
von Produkten und Materialien auf die Fahnen heften können, kamen<br />
aufgrund der Corona-Krise in wirtschaftliche Schwierigkeiten, standen<br />
auch in Österreich für einige Wochen beinahe alle nicht systemrelevanten<br />
Betriebe still. Schlimmer traf bzw. trifft es jene, die auf Lieferungen<br />
und Arbeitskräfte aus dem Ausland angewiesen sind, wie z.B. die Baubranche.<br />
Mittlerweile sind die Grenzen zu Österreichs Nachbarländern<br />
wieder so gut wie uneingeschränkt passierbar, doch der Verzug, der<br />
sich bei vielen Projekten ergab, ist so schnell nicht wieder aufzuholen.<br />
Bei Produkten bzw. Rohstoffen, die beispielsweise aus Südamerika oder<br />
Asien importiert werden, ist auch weiterhin mit Lieferschwierigkeiten<br />
zu rechnen.<br />
Und obwohl auch der Bezug von Produkten, die zur nachhaltigen<br />
Entwicklung von Immobilienprojekten benötigt werden, derzeit nicht<br />
uneingeschränkt möglich ist, wurde die Bedeutung von nachhaltigen<br />
Maßnahmen insbesondere im Wohnbau noch stärker sichtbar: Ein<br />
Großteil der Österreicherinnen und Österreicher verbrachten im ersten<br />
Halbjahr 2020 so viel Zeit Zuhause, wie sonst nie. Dies hatte einen<br />
gestiegenen Energieverbrauch – u.a. bedingt durch Home-Office – zur<br />
Folge, der nur durch Umsetzungen, die einer Steigerung der Energieeffizienz<br />
dienlich sind, nicht in explodierenden Energiekosten resultierte.<br />
Auch mikroklimatische Effekte, beispielsweise hervorgerufen durch<br />
die Begrünung von Fassaden, Innenhöfen und Dächern, machten sich<br />
schon vor dem <strong>Sommer</strong> bemerkbar, ebenso wie effizient geschnittene<br />
Grundrisse, die z.B. die Möglichkeit zum Querlüften bieten. Wurde<br />
in Wohnbauprojekten auch dem sozialen Aspekt der Nachhaltigkeit<br />
Rechnung getragen, so konnten sich die Bewohnerinnen und Bewohner<br />
während der Ausgangsbeschränkungen über räumliche Abwechslung,<br />
wie mit Sportgeräten ausgestattete Gemeinschaftsräume, freuen.<br />
Die logische Schlussfolgerung daraus: Nachhaltigkeit im Wohnbau ist<br />
nicht nur ein Zeichen für den Klimaschutz, auch die darin wohnenden<br />
Menschen profitieren davon – insbesondere in Krisenzeiten –, weshalb<br />
Bauträger auch in Zukunft noch stärker darauf setzen sollten.<br />
<strong>Sommer</strong> 2020<br />
117
Zum Autor<br />
Hania Bomba ist Gründerin und Geschäftsführerin der Be<br />
Retail GmbH und Aufsichtsratsmitglied der S IMMO und<br />
Erste Immo KAG. Zuvor war sie als Geschäftsführerin bei<br />
der Regioplan Consulting tätig.<br />
Spieglein, Spieglein an der Wand<br />
Kommentar: Hania Bomba<br />
Ich habe neulich die Nominierungen für den Cäsar durchgesehen.<br />
Ich gratuliere allen, die ins Rennen gehen, möge die Beste oder der Beste<br />
gewinnen. Und fast hätte ich nicht gendern müssen, denn die Frauenquote<br />
ist verschwindend gering. Es wird sofort klar, dass diese Liste<br />
nicht aus einem osteuropäischen oder skandinavischen Land stammt.<br />
Hat der Cäsar einen Systemfehler?<br />
Offensichtlich haben die wenigen und noch dazu viel zu bescheidenen<br />
Damen im letzten Jahr nicht viel erreicht bzw. nicht genug. Oder hat<br />
der Cäsar einen Systemfehler?<br />
So wie ich den Cäsar verstanden habe, werden dort Personen ausgezeichnet,<br />
die im vergangenen Jahr eine besondere Herausforderung<br />
gemeistert haben und sich zum Wohle der Branche verdient gemacht<br />
haben. Es geht nicht darum, ob Hans und Franz schon den Herbert und<br />
den Norbert (ihre besten Freunde) nominiert und gewählt haben. Es ist<br />
kein Schönheitswettbewerb und kein Rennen der Eitelkeiten. Und mir<br />
geht es auch nicht darum, unbedingt irgendwelche Frauen sehen zu<br />
wollen der Quote wegen. Auch sie sollen und wollen an ihren Leistungen<br />
gemessen werden.<br />
Mir geht es um Chancengleichheit und Diversifikation.Solange die Kategorien<br />
des Cäsars so bleiben wie sie sind, bleibt der Preis hinter seiner<br />
Symbolik – außergewöhnliche Leistungen zu würdigen – zurück.<br />
„Liebe Branche, es ist höchste Zeit, die Kategorien der Gegenwart anzupassen,<br />
damit wir nicht in die Verlegenheit kommen, einfach irgendwen<br />
zu nominieren?“<br />
So könnte man statt<br />
1) Developer<br />
2) Makler<br />
3) Bauherr …<br />
Menschen für die folgenden Kategorien nominieren, die dazu<br />
beigetragen könnten, dass unsere Branche<br />
1) ein Exzellentes Image hat<br />
2) für Ehrlichkeit und Qualität steht<br />
3) Gleichheit und Transparenz fördert<br />
4) hoch innovativ ist<br />
5) sich für Nachhaltigkeit einsetzt<br />
6) hoch profitabel arbeiten kann … und<br />
7) nicht eitel und machtbesessen, auch nicht männlich oder weiblich<br />
ist, sondern einfach einzigartig und menschlich!<br />
Den Mutigen gehört die Welt.<br />
118 ImmoFokus
Zum Autor<br />
Martin Prunbauer, Präsident des Österreichischen<br />
Haus- und Grundbesitzerbundes (ÖHGB). Im Zivilberuf ist<br />
Prunbauer Rechtsanwalt in Wien.<br />
Zurück auf die Überholspur!<br />
Kommentar: Martin Prunbauer<br />
Mithilfe unterschiedlicher Entlastungsmaßnahmen soll das von der<br />
Bundesregierung beschlossene Konjunkturpaket Investitionen anregen<br />
und den österreichischen Wirtschaftsstandort auf die Überholspur<br />
bringen.<br />
Degressive Abschreibungen, rückwirkende Verlustverteilungen, die<br />
Einrichtung von Investitionsprämien und vieles mehr sollen die Wirtschaft<br />
in die Lage versetzen, den Motor für Investitionen in die Zukunft<br />
Österreichs anzuwerfen.<br />
Unterstützung für Vermieter ausgeblieben<br />
Viele Bereiche sind von den Auswirkungen bzw. dem unerwarteten,<br />
heftigen Schlag der Corona-Pandemie jedoch angezählt, sodass die Wirtschaft<br />
– trotz staatlicher Unterstützung – von sich aus nicht wieder volle<br />
Fahrt aufnehmen kann. Dass es dafür begleitende Unterstützungsmaßnahmen<br />
braucht, liegt auf der Hand.<br />
Durch die Corona-Krise haben auch Vermieter von Geschäfts- und<br />
Wohnimmobilien Einkommensverluste bei fortlaufender Bestreitung<br />
von Betriebskosten, Kreditraten etc. hinnehmen müssen. Trotz dieser<br />
schwierigen Umstände ist aus den krisenbedingt eingerichteten Fonds<br />
mangels Anspruchsberechtigung eine tatsächliche Unterstützung für<br />
Vermieter ausgeblieben.<br />
Gerade dem Gebäudesektor kommt für die Unterstützung der Wirtschaft<br />
eine bedeutende Rolle zu: Immobilien sind ein bedeutsames<br />
Investitionsgut und sie bilden eine wichtige Komponente innerhalb der<br />
heimischen Wertschöpfung. Der private Immobiliensektor trägt durch<br />
Investitionen in erheblichem Maße dazu bei, denn Eigentümer und<br />
Vermieter können ihr Haus oder ihre Wohnung nicht über die Grenze<br />
schaffen, um dort Arbeiten günstiger als daheim verrichten zu lassen.<br />
Schon allein aus diesem Grund sind private Immobilien für die kleine<br />
und mittelständische Wirtschaft nicht wegzudenken.<br />
Praxisnahe Anreize für private Investitionen schaffen<br />
Um einen langfristig positiven Effekt auszulösen, müssen daher moderne<br />
und praxisnahe Anreize für private Investitionen in die Wirtschaft<br />
geschaffen werden. Denn es gibt kein Gut oder Böse bei privaten, öffentlichen<br />
oder unternehmerischen Investitionen, wenn mit diesen dazu<br />
beigetragen werden kann, der Krise ein Ende zu setzen.<br />
<strong>Sommer</strong> 2020<br />
119
Frech<br />
gesagt<br />
„Alles wird gut – oder<br />
wird alles besser?“<br />
Woche 5 im Home-Office. Als optimistische Realistin hinsichtlich beruflicher und persönlicher<br />
Krisensituationen bin ich (noch immer) hoffnungsvoll und zuversichtlich.<br />
K<br />
lar, mein Tagesablauf hat sich in<br />
kürzester Zeit komplett verändert<br />
– was gleichzeitig auch viel Positives<br />
mit sich bringt! Nun ist es an<br />
der Zeit, frühere Muster zu hinterfragen. Der<br />
Satz „Aber wir haben es doch immer schon so<br />
gemacht.“ findet aktuell keinen Platz in effizienten<br />
Business-Gesprächen.<br />
Immer wieder adaptierte Formalitäten rund<br />
um diverse Antragstellungen im Rahmen der<br />
Unternehmenssicherung haben uns in den<br />
vergangenen Wochen ganz schön auf Trab<br />
gehalten. Der vertrauensvolle Blick nach vorne<br />
hilft, das alles pragmatisch und optimistisch<br />
anzugehen.<br />
Resilienz siegt<br />
In der erfolgreichen Bewältigung von Ausnahmesituationen<br />
ist es für Führungskräfte<br />
– persönlich wie beruflich – enorm wichtig,<br />
sich selbst fit und stabil zu halten, um motivierend<br />
und zielgerichtet agieren zu können.<br />
Aktuelle Fragestellungen lauten: Reicht es<br />
momentan, Online-Wohnungsbesichtigungen<br />
anzubieten? Erzielt man dadurch Abschlüsse<br />
und wenn ja: Gibt es einen bereits etablierten<br />
Workflow, der die Abwicklung ermöglicht? Es<br />
zeigt sich, dass es sich einmal mehr als wertvoll<br />
erweist, genau hinzuschauen, um potenzielle<br />
Möglichkeiten zu erkennen und daraus optimale<br />
Vorgehensweisen ableiten zu können.<br />
Denn: Jede Krise bringt viel neues Kreativpotenzial<br />
mit sich – das merke ich anhand meiner<br />
25 wichtigsten Erkenntnisse.<br />
Erkenntnisse einer Blondine in<br />
(coronabedingter) Ausgangssperre<br />
1. Alleine zu wohnen, bringt große Vorteile mit sich.<br />
2. Auch bei einer MIETwohnung vor allem auf Lage und Freifläche zu<br />
achten, war die richtige Entscheidung.<br />
3. In einfach verwandelbares Interieur und Terrassenpflanzen zu investieren,<br />
um sich in den eigenen vier Wänden wohlzufühlen, erweist<br />
sich als sehr lukrativ.<br />
4. WhatsApp-Gruppen mit der Familie und mit Freunden eignen sich<br />
hervorragend, um schon früh morgens aus diversen Bundesländern bestätigt<br />
zu bekommen, dass es allen gut geht.<br />
5. Das Home-Office ist technisch auf einem hohen Level und die investierte<br />
Organisations- und Administrationszeit für die digitale Ablage<br />
sämtlicher Unternehmensdokumente zahlt sich endlich so richtig aus.<br />
6. Die Luft im Terrassen-Office wirkt klarer und lädt zwischen den zahlreichen<br />
Telefonaten zum Durchatmen ein. Der Himmel über mir strahlt<br />
noch ein bisschen blauer, sogar die Vögel zwitschern etwas vergnügter.<br />
7. Meine Küche hat mich in den letzten Jahren nicht so oft gesehen wie<br />
in den vergangenen Wochen und mein Kühlschrank wundert sich, was es<br />
außer Käse, Mineralwasser, Oliven und Cava noch so alles zu kühlen gibt.<br />
8. Team-Calls mit den Kollegen werden zu verlässlichen Events, auf<br />
die man sich richtig freut, weil eben neue Ideen/Problemlösungen im<br />
gemeinsamen Austausch oft besser entstehen können und auch die Zeit<br />
für die Umsetzung endlich gegeben ist.<br />
9. Frühere Kollegen erkundigen sich nach meinem Wohlbefinden und<br />
während der dann doch immer längeren, konstruktiven Telefonate entstehen<br />
des Öfteren neue, kreative Ideen.<br />
120 ImmoFokus
10. Bereits vor zehn Jahren dachten unsere Volksvertreter, mit unserem<br />
digitalen eGovernment ganz gut aufgestellt zu sein. Diese müssen<br />
jedoch gerade hinsichtlich Kurzarbeit feststellen, dass bezüglich der<br />
Lösung von Online-/Offline-Brüchen noch einiges zu tun ist.<br />
11. Algorithmen erhalten dieser Tage die verdiente Anerkennung.<br />
Die ewige Frage „Mensch oder Maschine?“ gerät in den Hintergrund,<br />
vielleicht nehmen wir es als echte Chance wahr, das digitale Angebot mit<br />
unseren menschlichen Fähigkeiten, wie z.B. Empathie, kombinieren zu<br />
können. Zwar freuen sich unsere Kunden über digitale Besichtigungsmöglichkeiten,<br />
aber eine zusätzliche persönliche Beratung via Telefon<br />
ist ein wesentlicher Bestandteil, damit sie sich optimal betreut und verstanden<br />
fühlen.<br />
12. Mich für Video-Calls mit Wimperntusche aufzuhübschen, gibt<br />
dem ungeschminkten Alltagsgesicht eine zarte Business-Note – bis ich<br />
das Stunden später am Laptop wieder vergessen habe, wenn ich mich<br />
wundere, warum meine Finger schwarz sind, da ich mir unbewusst die<br />
Augen reibe.<br />
13. Auch eine Blondine merkt nach mehr als einem Monat Friseurentzug,<br />
dass sie von Natur aus gar nicht sooo blond ist.<br />
14. Mentoring funktioniert auch virtuell sehr gut: Meine Mentees<br />
freuen sich über Erörterungen von Lösungen in der nicht alltäglichen<br />
Situation als Ergänzung zu den üblichen Best-Practice-Beispielen.<br />
15. Viele Unternehmen werden sich im Rahmen ihrer Employer-<br />
Branding-Aktivitäten künftig auch mit digitalen Möglichkeiten auseinandersetzen<br />
müssen. Es gibt doch tatsächlich noch Firmen, die ihren<br />
Mitarbeitern nicht einmal ein Firmenhandy zur Verfügung stellen,<br />
jedoch im Gegenzug erwarten, dass diese alles genauso via Home-Office<br />
erledigen können.<br />
16. Gerade merken viele, dass das Leistungsportfolio eines erfolgreichen<br />
Immobilienvermittlers doch nicht nur das Türaufsperren umfasst.<br />
Anita Körbler, MA –<br />
Geschäftsführerin<br />
Anita Körbler, MA, Geschäftsführerin<br />
der Wohnsalon Immobilien GmbH ist<br />
ideenreiche Branchenkennerin und<br />
Managerin mit Herz und Hirn. Körbler<br />
kann auf eine langjährige Erfahrung<br />
in Immobilienunternehmen sowie<br />
exklusive Projekte im öffentlichen<br />
Bereich (PPP) zurückblicken. Berufsbegleitend<br />
absolvierte sie erfolgreich<br />
zwei Studien im Bereich Wirtschaft<br />
und Public Communications, zeichnete<br />
jahrelang für verschiedene PropTech-<br />
Unternehmen als Geschäftsführerin<br />
verantwortlich und widmete sich im<br />
Anschluss der Beratung und Immobilienvermarktung<br />
sowie der Realisierung<br />
von Digitalisierungsprozessen in der<br />
Immobilienbranche.<br />
Fotocredit: © Wohnsalon Immobilien GmbH<br />
17. Erste Immobilienpreisschätzungen für Abgeberkunden funktionieren<br />
mit den nötigen digitalen Möglichkeiten auch virtuell sehr gut.<br />
18. Marketing „ODER“ Sales wird derzeit zu einem wunderbaren<br />
„UND“, weil viele feststellen, dass verstärkte Zusammenarbeit nur unter<br />
Einbeziehung neuer Kommunikationskanäle zum Erfolg führen kann.<br />
19. Lieferdienste sind etwas Großartiges. Aber: Auch der Online-<br />
Lebensmittelmarkt ist nur so stark wie seine logistische Kette – somit ist<br />
der Transportdienstleister am Ende des Tages (oder je nach Angebot am<br />
Ende des Monats) das letztlich ausschlaggebende Glied.<br />
20. Meine Lieblings-Billa-Kassiererin zählt zu den wenigen und<br />
wertvollsten Sozialkontakten und freut sich, wenn wir uns einmal pro<br />
Woche kurz sehen, um mich – unter Einhaltung eines vernünftigen Abstands<br />
– über den neusten Grätzel-Gossip zu informieren.<br />
21. „Eyeliner ist der neue Lippenstift“ – auch die Kosmetik kann<br />
nun aus der Maskenpflicht einen Trend generieren und uns mit neuen<br />
Designs überraschen.<br />
22. Mit Freunden die Anforderungen für die spätere gemeinsame<br />
„Alters-WG“ hinsichtlich Lage, Größe, Grün- bzw. Freiflächen oder<br />
Infra struktur zu definieren, nimmt nun konkrete Formen an.<br />
23. Aktives Gestalten ist das beste Gegenmittel für das passive Ertragen.<br />
Best Practice aus der Zeit VOR Corona mitnehmen und mit den<br />
kreativsten Lösungswegen aus der Gegenwart kombinieren – dann<br />
sprechen wir wirklich von einer Entwicklung in unserem zukünftigen<br />
beruflichen Umfeld.<br />
24. Wie auch im „normalen“ Arbeitsalltag gilt auch im Lockdown:<br />
Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe.<br />
25. Konstruktives Netzwerken gelingt auch via Home-Office für<br />
ein paar Wochen sehr gut. Noch großartiger wird es allerdings, meine<br />
Branchenkolleginnen und -kollegen bald wieder persönlich treffen zu<br />
können, um uns beim ersten Event „danach“ über unsere Erkenntnisse<br />
aus dieser Ausnahmezeit austauschen zu können. <br />
<strong>Sommer</strong> 2020<br />
121
Branchen & Services<br />
Die Dekontaminierungs-<br />
Taskforce<br />
Schnelle Reaktion gefragt. Die Mitarbeiter der Facility-Management-Firmen standen plötzlich vor neuen<br />
Herausforderungen und unter anderem auch vor verschlossenen Türen. In kürzester Zeit wurden neue Produkte<br />
und Geschäftsfelder aus dem Boden gestampft.<br />
AUTOR: LISA GRÜNER<br />
„Vertrauensbildende<br />
Maßnahmen wurden<br />
extrem wichtig.“<br />
Peter Kranz,<br />
Arealis<br />
„Wir waren Anlaufstelle<br />
für großflächig<br />
ausgelösten Ängste.“<br />
Ursula Simacek,<br />
SIMACEK<br />
G<br />
emeinsam mit dem medizinischen<br />
Personal und Einzelhandelsangestellten<br />
wurden sie als Helden<br />
der COVID-19-Pandemie gefeiert:<br />
Die Reinigungskräfte. Hinter dem plötzlich<br />
glorifizierten Job der mit Desinfektionsmittel<br />
und Seife bewaffneten Kämpfer gegen das Virus,<br />
steckt ein knappkalkuliertes Business, das sich<br />
täglich von Erlass zu Erlass handeln musste.<br />
Plötzlich traf der Lockdown die Facility-Management-Firmen<br />
alle, jedoch unterschiedlich hart.<br />
Den Weltmarktführer ISS Österreich erwischte<br />
es eiskalt und mit der de facto Einstellung des<br />
Flughafenbetriebs auch als erstes. Die über 500<br />
am Flughafen Wien beschäftigten Mitarbeiter<br />
standen von einem Moment auf den anderen<br />
ohne Arbeit da. Ebenso erging es den Angestellten<br />
in der Mitarbeiterverpflegung, da Frischküchen<br />
und das Konferenzservice von einem Tag<br />
auf den anderen eingestellt wurden. „Rund 6.500<br />
unserer 7.000 Mitarbeiter arbeiten direkt beim<br />
Kunden in der Operation”, erklärt Erich Steinreiber,<br />
CEO von ISS Österreich die schwierige<br />
Situation. „Durch das Coronavirus ist die Nachfrage<br />
in einigen Bereichen massiv eingebrochen<br />
und wir waren gezwungen, für rund 3.000<br />
Mitarbeiter Kurzarbeit anzumelden.” Durch die<br />
Shutdown-Maßnahmen erfolgte die Schließung<br />
vieler Objekte und die Kapazitäten inklusive<br />
Produktionskapazitäten bei Industriekunden<br />
wurden auf das Notwendigste reduziert. „Davon<br />
waren alle Dienstleistungsbereiche, von der<br />
Reinigung, dem technischen Gebäudemanagement<br />
hin zur Mitarbeiterverpflegung betroffen,<br />
da keine oder kaum Kunden mehr vor Ort waren”,<br />
so Steinreiber weiter. Doch anderen Unternehmen<br />
erging es nicht besser.<br />
Durch die abrupte Schließung zahlreicher Öffentlichkeits-<br />
und Geschäftsräume standen die<br />
Mitarbeiter der IFMS im wahrsten Sinne des<br />
Wortes plötzlich vor verschlossenen Türen.<br />
Die Arbeit fiel aus und Leistungen konnten<br />
nicht erbracht werden. Um die Arbeitsplätze<br />
langfristig sichern zu können, entschied sich<br />
das Unternehmen, das von der Bundesregierung<br />
erarbeitete Kurzarbeitsmodell in Anspruch<br />
zu nehmen. „Wir hätten nie gedacht,<br />
dass wir einmal solche Maßnahmen ergreifen<br />
müssen, aber diese Corona-Notlage erforderte<br />
von uns allen ungeahnte Einschränkungen”,<br />
so Andreas Ubl, Geschäftsführender Gesellschafter<br />
von IFMS.<br />
Bei der sehr breit aufgestellten SIMACEK Facility<br />
Management Group betraf die Krise nicht<br />
alle Geschäftsbereiche gleich stark. Einerseits<br />
stiegen die Anfragen vor allem bei der Desinfektion<br />
und Tiefenreinigung und im Bereich<br />
Sicherheit und Bewachung, andererseits<br />
sanken sie in anderen Bereichen rapide ab.<br />
„Bei der Büroreinigung gab es eine Reduktion<br />
bis zu 50 Prozent, weil viele auf Homeoffice<br />
umgestiegen sind und sich dadurch die Reinigungsintervalle<br />
reduziert haben”, erinnert sich<br />
CEO Ursula Simacek. „In anderen betreuten<br />
Branchen, wie z.B. Spitälern gab es gar keine<br />
Reduktionen, bei der Hotellerie und hier in der<br />
Sparte Wäscheservice kam es zu Umsatzeinbrüchen<br />
von nahezu 100 Prozent.”<br />
Copyright: ISS, Eva Kelety, AQILA PICTURE<br />
122 ImmoFokus
Die IFM bekam unmittelbar mit dem Inkrafttreten<br />
der Ausgangsbeschränkungen<br />
auch deren Auswirkungen zu spüren. Die<br />
Auftragslage im Störungsdienst ging um 30<br />
Prozent zurück. „Dies hatte damit zu tun,<br />
dass die von uns betreuten Büro- und Gewerbeimmobilien<br />
von heute auf morgen de<br />
facto ungenutzt waren, und somit kleinere<br />
technische Störungen für unsere Kunden<br />
keine Priorität hatten oder teils unbemerkt<br />
blieben”, erklärt Michael Moshammer, Geschäftsführer<br />
der Immobilien Facility Management<br />
& Development (IFM). „Im Bereich<br />
Störungsdienst für private Endkunden kam<br />
es zu einem deutlich höheren Koordinationsaufwand<br />
wegen Terminverschiebungen,<br />
da viele Privatpersonen keine Handwerker<br />
in die Wohnungen einlassen wollten. Auch<br />
im Bereich der Projektabwicklung für Modernisierungen<br />
von technischen Anlagen<br />
gab es ein Zuwarten unserer Auftraggeber.”<br />
Die regelmäßig beauftragten Wartungs- und<br />
Inspektionsdienstleistungen konnten jedoch<br />
ungehindert fortgesetzt werden. Doch das<br />
Unternehmen stand aufgrund der Reiseund<br />
Ausgangsbeschränkungen innerhalb<br />
Europas plötzlich vor bis dato unbekannten<br />
Problemen. „Einzelne Mitarbeiter konnten<br />
aus ihrem Heimatland nicht nach Österreich<br />
zurückkehren”, so Moshammer. „Ebenso war<br />
unsere Reisetätigkeit in die Auslandsniederlassungen<br />
in Zentraleuropa nicht möglich.”<br />
Angstdominerter Alltag<br />
Durch die Nähe zum Kunden und zu den<br />
höchst verunsicherten Mitarbeitern in den<br />
Büros, kam der FM-Branche eine neue Rolle<br />
zu, die der ersten Anlaufstelle bei der Bekämpfung<br />
des Virus und der Beruhiger und<br />
Beschwichtiger, das alles menschenmögliche<br />
im Bereich der Desinfektion getan wurde.<br />
„Das Coronavirus bewirkte bei vielen Menschen<br />
große Verunsicherung”, so Steinreiber.<br />
„Allen voran hinsichtlich der Hygiene- und<br />
Sicherheitsvorkehrungen in den Büro- und<br />
Produktionsstandorten.” Auch Simacek fand<br />
sich plötzlich als Anlaufstelle für die großflächig<br />
ausgelösten Ängste. „Als Partner unserer<br />
Kunden haben wir spezielle Leistungen und<br />
Lösungen zur Desinfektion hochfrequenter<br />
Kleinflächen wie Schalter und Türklinken<br />
und ganzer Räume im Akut- und Präventionsfall<br />
angeboten. Da hat es sich automatisch<br />
ergeben, dass diese Maßnahmen neben der<br />
hygienischen Wirkung auch eine beruhigende<br />
Wirkung auf die Mitarbeiter unserer Kunden<br />
hatten, die sehr wohl uns gegenüber ihre Sorgen<br />
rund um die Gesundheit und Ansteckung<br />
ausdrückten.” Dass die Ängste enorm waren,<br />
kann auch Hans Peter Kranz, Geschäftsführer<br />
der Arealis rückblickend bestätigen.<br />
Deswegen setzte das Unternehmen stark auf<br />
vertrauensbildende Maßnahmen. „Wir haben<br />
diese Leistungen nicht extra in Rechnung gestellt”,<br />
so Kranz. „In der Krise bemerkten wir<br />
bei unseren Kunden einen verstärkten Willen<br />
zur Zusammenarbeit, vor allem bei der Abstimmung<br />
der laufenden Adaptionen an die<br />
rechtlichen Gegebenheiten. So konnten alle<br />
von dem gemeinsamen Wissen profitieren.”<br />
Beim schrittweisen Wiederhochfahren der Gebäude<br />
begleitet die ISS ihre Kunden mit neuen<br />
Services wie etwa der Einführung von Hygiene<br />
Stewards. Sie begrüßten und unterwiesen Mitarbeiter<br />
und Gäste, gaben Sicherheitsmasken<br />
oder Informationsmaterial aus. Darüber hinaus<br />
führten sie laufend Reinigungen von neuralgischen<br />
Punkten wie Handlauf, Türgriffe,<br />
Lifttaster etc. durch. „Durch ihre Anwesenheit<br />
trugen sie dazu bei, das Bewusstsein von Mitarbeitern<br />
und Gästen hinsichtlich der neuen Verhaltensregeln<br />
zu stärken und ein Gefühl von<br />
Sicherheit zu vermitteln”, betont Steinreiber.<br />
Neue Geschäftsfelder<br />
Die COVID-19-Pandemie setzte die FM-Branche<br />
massiv unter Zugzwang. Konfrontiert<br />
mit neuen Herausforderungen mussten sich<br />
<strong>Sommer</strong> 2020<br />
123
Branchen & Services<br />
die Unternehmen zum Teil neu erfinden und<br />
definieren. Neben dem Händchenhalten und<br />
beruhigen der Kunden, stampfte die Branche<br />
neue Dienstleistungen aus dem Boden und<br />
adaptierte bestehende.<br />
„Dank neuartiger hochwirksamer Desinfektionsverfahren<br />
reinigen wir Innenräume jeder<br />
Art und jeder Größe, PKWs, Wohnmobile bis<br />
hin zu Bussen”, erklärt Ubl den Kampf gegen<br />
das Virus. „Über ein Druckluftverfahren wird<br />
mit mobilen Generatoren Desinfektionsmittel<br />
kaltvernebelt und in den Raum eingebracht.<br />
Das feine Aerosol erreicht den Raum in all seinen<br />
Teilen, auch kleinste Fugen und Ritzen.”<br />
Simacek gründete sofort beim Auftreten des<br />
Coronavirus eine Task Force und baute seine<br />
Desinfektoren-Teams aus. Über 600 Mitarbeiter<br />
in ganz Österreich setzten Wasserstoffperoxid<br />
H2O2 oder alternative Produkte wie<br />
Hydroxiessigsäure, NaDCC oder photokatalytische<br />
Verfahren ein. Sie aerosolierten unter<br />
Einhaltung aller Schutzmaßnahmen vor allem<br />
Verkehrsmittel, LKW-Fahrerkabinen, öffentliche<br />
Räume, Schulklassen, Sportanlagen, Industriehallen<br />
und Büros, Sozial- und Pflegeeinrichtungen<br />
und Spitalsbereiche. „So konnten<br />
sofort nach dem Einsatz alle Räumlichkeiten<br />
und Fahrzeuge wieder zur Verwendung freigegeben<br />
werden”, führt Simacek aus. Doch noch<br />
andere Probleme erforderten schnelle Lösungen.<br />
„Durch die Pandemie standen viele Immobilienunternehmen<br />
vor der Herausforderung,<br />
dass Wohnungen nicht an die neuen Mieter<br />
übergeben werden konnten”, so Simacek weiter.<br />
„Wir haben das SIMACEK Immo.CARE<br />
Service eingerichtet und die Immobilienübergabe<br />
durch speziell geschultes Personal unter<br />
strengsten Hygienevorschriften gewährleistet.<br />
Dieses Service ist nun fixer Bestandteil unseres<br />
Portfolios geworden.” Auch die Arealis sah sich<br />
damit konfrontiert, dass Aufgaben, die vorher<br />
selbstverständlich waren, plötzlich nicht mehr<br />
erledigt werden konnten. „Schadensbesichtigungen<br />
und Übergaben oder Rücknahmen<br />
von Objekten waren von einem Tag auf den<br />
anderen nicht mehr möglich”, so Kranz. „Für<br />
Büros und Geschäftslokale haben wir zusätzliche<br />
Desinfektionsmaßnahmen angeboten<br />
und uns um ein verstärktes Monitoring der<br />
Betriebskosten für weniger genutzte Objekte<br />
gekümmert. Hier war bedingt durch den<br />
Shutdown ein verstärkter Einsatz notwendig.<br />
Besonderes Verständnis war natürlich für die<br />
Bereiche Retail, Hotellerie und Gastronomie<br />
„Einzelne Mitarbeiter<br />
konnten aus ihrem<br />
Heimatland nicht nach<br />
Österreich zurück.“<br />
Michael Mooshammer,<br />
IFM<br />
„Neue Serviceanforderungen<br />
werden die<br />
Aufgaben des Facility<br />
Managers verändern.“<br />
Erich Steinreiber,<br />
ISS<br />
angebracht. Dort sind von einem Tag auf den<br />
anderen die Umsätze weggebrochen.” Auch<br />
die IFM musste schnell im Sinne ihrer Kunden<br />
reagieren. „Wir haben in ungenutzten Immobilien<br />
versucht die laufenden Kosten für die<br />
Nutzer zu reduzieren”, erzählt Moshammer.<br />
„So haben wir technische Anlagen auf einen<br />
Minimalbetrieb heruntergefahren, um den<br />
Energieverbrauch zu senken.”<br />
Verschlafene Digitalisierung<br />
Mit dem plötzlichen Shutdown ging es während<br />
der COVID-19-Pandemie den meisten<br />
Büros gleich: Sie waren nicht darauf vorbereitet,<br />
dass ihre Mitarbeite von einem Tag auf den<br />
anderen nicht mehr täglich ins Office kommen<br />
konnten. Umleitungen auf Mobiltelefone, der<br />
externe Zugriff auf Firmendaten und stabile<br />
Internetleitungen für das Homeoffice waren<br />
nicht bei allen sofort verfügbar. Erschwerend<br />
dazu kam, dass gleichzeitig die Kinderbetreuung<br />
eingestellt wurde. In manchen Haushalten<br />
entbrannten interne Kämpfe, wer welchen<br />
Computer oder Laptop wann für Arbeit oder<br />
Schule verwenden konnte und wer wem das<br />
Datenvolumen mit Streaming oder Videokonferenzen<br />
absaugte. „Einige Mitarbeiter<br />
brauchten Zeit, um sich mit den digitalen Kommunikationsmedien<br />
zurechtzufinden”, erzählt<br />
Simacek. „Grundsätzlich hat die Umstellung in<br />
die virtuelle Umgebung aber gut geklappt, da<br />
viele Mitarbeiter schon vor Corona die Möglichkeit<br />
hatten, tageweise vom Homeoffice aus<br />
zu arbeiten. Schwieriger war anfangs hingegen<br />
das Abhalten von Lieferantenterminen sowie<br />
die Auswahl der Support-Tools wie Chat, Mail,<br />
Telefon, Desktop-Sharing.”<br />
124 ImmoFokus
Erklärtes Ziel aller Unternehmen war es, die<br />
Kommunikation im Team am Laufen zu halten.<br />
Video-Meetings machten es möglich, die<br />
neue Situation zu bewältigen. „In kürzester<br />
Zeit haben wir gelernt, über Videokonferenzsysteme<br />
Abstimmungen zeiteffizient zu gestalten”,<br />
so Simacek weiter. Bei der ISS will man<br />
die Erfahrungen aus der COVID-19-Pandemie-<br />
Zeit nutzen. „Die Arbeitsplatzbedingungen in<br />
Bezug auf Home-Office und Digitalisierung<br />
werden sich ändern”, zieht Steinreiber Bilanz.<br />
„Neue Serviceanforderungen werden das Bild<br />
und die Aufgabe des Facility Managers verändern.”<br />
Auch die Arealis nimmt den Wind in<br />
den Segeln mit. „Wir werden weiterhin sehr<br />
stark auf Digitalisierung setzen”, erklärt Kranz.<br />
„Die Corona-Krise hat diese Entwicklung nur<br />
beschleunigt.” Dabei bezieht sich Kranz auf die<br />
Art der Verfüg- und Abrufbarkeit der Informationen<br />
und einen ständigen, ortsunabhängigen<br />
Zugriff auf Daten - nach dem englischen<br />
Schlagwort der sogenannten „ubiquity“. „Es<br />
werden sich nicht so sehr die Leistungen verändern,<br />
sondern die Art der Umsetzung und<br />
Präsentation”, wagt Kranz einen Blick in die<br />
Zukunft. „Online-Tools und Apps werden die<br />
Kommunikation mit unseren Kunden verändern,<br />
dennoch werden physische Treffen im<br />
Geschäftsleben vor allem für Dienstleister ihre<br />
Bedeutung nicht verlieren.”<br />
Maßnahmen für das Personal<br />
Mit der COVID-19-Pandemie mussten die Unternehmen<br />
auch für ihre eigenen Mitarbeiter<br />
Vorsorge treffen. „Wir haben eine interne<br />
Notrufnummer eingerichtet, bei der wir alle<br />
Arealis-Mitarbeiter per E-Mail oder SMS auf<br />
ihrer Privatnummer informieren können”, so<br />
Kranz. „Darüber hinaus haben wir auch die<br />
Möglichkeit eines externen Notbetriebes eingerichtet,<br />
falls die Firmenzentrale einmal nicht<br />
erreichbar sein sollte. So können wir sofort<br />
andernorts ein Dutzend Arbeitsplätze hochfahren.”<br />
Der Büroalltag wurde ebenso entsprechend<br />
angepasst. Es wurden berührungslose<br />
Seifenspender und WC-Türen installiert und<br />
zusätzliche Parkplätze für die Mitarbeiter angemietet,<br />
von denen ein Teil der Kosten übernommen<br />
wurde. Für kürzere Wege innerhalb<br />
der Stadt wurden Firmenräder angeschafft.<br />
„Gearbeitet wurde in zwei Mannschaften”,<br />
erklärt Kranz. „So konnten wir unsere Schlagkraft<br />
aufrechterhalten.” Bei der ISS Österreich<br />
wurde frühzeitige eine eigenen COVID-<br />
19-Taskforce eingerichtet, um alle Mitarbeiter<br />
rasch zu sensibilisieren und zu informieren.<br />
Prozesse wie das Screening der Belegschaft,<br />
regelmäßige Durchführung von Tests usw.<br />
wurden angepasst und neu definiert. Zudem<br />
wurden die Sicherheitsvorkehrungen stark<br />
erhöht und die Anforderungen an die persönliche<br />
Schutzausrüstung (PSA) verstärkt. „Im<br />
Gesundheitswesen tragen unsere Mitarbeiter<br />
nicht nur einen Schutzanzug, sondern auch<br />
Schutzhaube, FFP-Maske, Handschuhe und<br />
eine desinfizierbare Schutzbrille”, so Steinreiber.<br />
„Darüber hinaus gibt es zahlreiche Informationsmaßnahmen<br />
wie E-Learning-Kurse,<br />
„Unsere Mitarbeiter<br />
standen von einem Tag<br />
auf den anderen vor<br />
verschlossen Türen.“<br />
Andreas Ubl,<br />
IFMS<br />
Lern- und Erklärvideos, Fact Sheets, Broschüren<br />
und Toolbox-Meetings zum Thema<br />
Arbeitssicherheit.” Bei Simacek wurde zu Beginn<br />
der COVID-19-Maßnahmen neben einer<br />
eigenen Task-Force ein Prozess aufgesetzt und<br />
an alle Mitarbeiter kommuniziert, wie im Falle<br />
einer Erkrankung vorzugehen ist. Außerdem<br />
wurden an alle Mitarbeiter erweiterte und<br />
situationsangepasste Hygienevorschriften in<br />
mehreren Sprachen kommuniziert. Bei IFM<br />
wurden alle Außendienst-Mitarbeiter mit<br />
spezieller Schutzausrüstung und Desinfektionsmittel<br />
ausgestattet.<br />
Was bleibt ist Wertschätzung<br />
Bisher wurden Reinigungskräfte nicht so stark<br />
wahrgenommen, weil sie ihren Job vorwiegend<br />
an den Tagesrandzeiten, also ganz früh<br />
am Morgen oder spät am Abend, erledigen.<br />
Durch die COVID-19-Pandemie wurde das<br />
Thema Sauberkeit und Hygiene plötzlich pro-<br />
minent. „Die Berufsgruppe der Gebäudereiniger<br />
und Hausbetreuer gehört zu den systemrelevanten<br />
Berufen, denn ohne sie wäre ein<br />
normales Leben nicht möglich”, ist Simacek<br />
erfreut. „Die Selbstverständlichkeit, mit der<br />
man ihre Arbeit bewertet, macht der gesamten<br />
Berufsgruppe immer schon zu schaffen.” Dass<br />
eine Krise notwendig war, die Wichtigkeit<br />
der gesamten Dienstleistungsbranche – vom<br />
Reinigungs- bis zum Sicherheitspersonal aufzuzeigen,<br />
sieht auch Steinreiber als Chance.<br />
„Man nimmt wahr, wie wichtig es ist, die Versorgung,<br />
Mobilität und Gesundheit in Österreich<br />
aufrecht zu erhalten. Desinfektion war<br />
in der Vergangenheit tendenziell ein Thema<br />
für Gesundheitseinrichtungen oder Gebäude<br />
mit besonderem Hygienebedarf. Die Coronakrise<br />
zeigt, dass sich nun dieses Bewusstsein<br />
verlagert. Was vor der Pandemie häufig als<br />
nebensächliche Notwendigkeit angesehen<br />
wurde, gewinnt in Zeiten nach dem Lockdown<br />
auch für Büro- und Produktionsstandorte an<br />
Bedeutung – die Bereitstellung einer sicheren<br />
und sauberen Arbeitsumgebung.” So spürt die<br />
ISS bei den Kunden, dass sich die Haltung verändert<br />
hat. „Das geht sogar so weit, dass vermehrte<br />
Reinigungen auch während des Tagesgeschäfts<br />
stattfinden”, freut sich Steinreiber.<br />
Über Wertschätzung und Dankesschreiben,<br />
dass trotz erschwerter Umstände Verträge<br />
erfüllt und situationsbedingt reagiert wurde,<br />
können auch die Arealis und IFM berichten.<br />
So hat Dank der COVID-19-Pandemie die<br />
Gesellschaft die Erkenntnis gewonnen, dass<br />
der Beruf der Reinigungsfachkraft zu den systemerhaltenden<br />
Berufen zählt und ist damit<br />
ein Anstoß für eine höhere Wertschätzung<br />
geworden. Zeit Danke zu sagen.<br />
<strong>Sommer</strong> 2020<br />
125
COVID-19-Pandemie<br />
126 ImmoFokus
Nachfrage ungebrochen hoch<br />
Dem Virus zum Trotz. Angesichts der coronabedingten Kursstürze an den Börsen nehmen<br />
viele Menschen Vorsorgewohnungen noch stärker als stabile Alternative wahr.<br />
Autor: Patrick Baldia<br />
„Zahl der Anfragen<br />
langsam wieder in<br />
Richtung des<br />
Vorjahresniveaus.“<br />
Sandra Bauernfeind,<br />
EHL Immobilien<br />
„Keine Anzeichen für<br />
einem nachhaltigen<br />
Einbruch.“<br />
Christoph Urbanek,<br />
DLA Piper Österreich<br />
V<br />
orsorgewohnungen haben sich<br />
in den letzten Jahren bei den<br />
Österreichern bekanntlich großer<br />
Beliebtheit erfreut. Und das aus<br />
gutem Grund: Mit dem Kauf einer Vorsorgewohnung<br />
erwirbt der Käufer Eigentum an einer<br />
Immobilie, die er nach Ablauf der Finanzierungsfrist<br />
selber nutzen kann. Dazu kommen steuerliche<br />
Vorteile wie die Tatsache, dass man sich<br />
die Umsatzsteuer auf den Kaufpreis zurückholen<br />
kann und Finanzierungskosten, Finanzierungsnebenkosten<br />
sowie laufende Investitionen absetzen<br />
kann. Anfängliche Verluste reduzieren<br />
aber auch die Einkommenssteuer für den Käufer.<br />
Wird die Corona-Krise die Nachfrage nach Vorsorgewohnungen<br />
beeinträchtigen? Danach<br />
schaut es derzeit nicht aus. Nach Angaben von<br />
Sandra Bauernfeind, Geschäftsführerin der<br />
EHL Wohnen, hat sich die Krise von Beginn<br />
an weniger stark auf Vorsorgewohnungen<br />
ausgewirkt. Der Hintergrund: Angesichts der<br />
schweren Turbulenzen an den Aktienmärkten<br />
wären Vorsorgewohnungen noch stärker als<br />
stabile Alternative zu anderen Veranlagungsmöglichkeiten<br />
wahrgenommen worden.<br />
Nachsatz der Expertin: „Hier bewegt sich die<br />
Zahl der Anfragen langsam wieder in Richtung<br />
des Vorjahresniveaus.“<br />
In dieselbe Kerbe schlägt auch Christoph Urbanek,<br />
Rechtsanwalt und Partner in der Finance<br />
& Projects Gruppe bei DLA Piper Österreich.<br />
Einerseits wären Aktien für viele Menschen zu<br />
riskant. Andererseits wären Schuldverschreibungen<br />
angesichts der Tatsache, dass die Zinsen<br />
noch länger niedrig bleiben werden, wenig<br />
attraktiv. Auch wenn es derzeit noch keine<br />
konkreten Verkaufszahlen seit Jahresbeginn<br />
gibt, stellt er ein ungebrochen hohes Interesse<br />
an Vorsorgewohnungen fest. „Es gibt keine<br />
Anzeichen dafür, dass die Corona-Krise daran<br />
etwas ändern wird bzw. zu einem nachhaltigen<br />
Einbruch führen wird“, so Urbanek.<br />
Für Urbanek deutet dennoch vieles darauf<br />
hin, dass seit Jahresbeginn weniger Vorsorgewohnungen<br />
verkauft wurden als im<br />
Vergleichszeitraum des Vorjahres. Einige<br />
Anleger sind etwa krisenbedingt in frühen<br />
Projektphasen zurückgetreten. „Dazu<br />
kommt, dass es derzeit schwierig ist, Finanzierungszusagen<br />
der Banken zu bekommen“,<br />
so Urbanek. Letztere wären angesichts der<br />
starken Nachfrage nach Überbrückungsfinanzierungen<br />
und Fördermöglichkeiten für<br />
Unternehmen schlichtweg überlastet. Das<br />
führe zu langen Verzögerungen.<br />
Auch Bauherrenmodelle würden unter demselben<br />
Problem leiden. Keine Probleme sieht<br />
Urbanek dagegen bei Angeboten, die vor der<br />
Corona-Krise abgeschlossen wurden. „Diese<br />
Projekte laufen planmäßig weiter.“ Eine spannende<br />
Frage, die derzeit Experten beschäftigt,<br />
ist, ob die langfristigen Haltedauern der Assets,<br />
die bei dieser Anlageart entscheidend sind, am<br />
Ende des Tages weiter bestehen werden. Von<br />
vielen Seiten sei zu vernehmen, dass sich die<br />
Laufzeiten verkürzen sollen. Interessant wird<br />
auch sein, ob der mit Bauherrenmodellen verbundene<br />
Steuerspareffekt vom Staat genauso<br />
zugesprochen wird, wenn die Leute krisenbedingt<br />
weniger Steuern zahlen.<br />
<strong>Sommer</strong> 2020<br />
127
COVID-19-Pandemie<br />
Zuwachsraten über Vorjahresniveau<br />
Boom. Die heimischen Crowdinvesting-Plattformen rechnen auch 2020 mit einem positiven Jahr –<br />
auch wenn das Wachstum weniger stark ausfallen wird als in den letzten Jahren.<br />
Autor: Patrick Baldia<br />
V<br />
on einem Rekord zum nächsten.<br />
So kann in aller Kürze die Entwicklung<br />
des Immobilien-Crowdinvesting<br />
in Österreich in den<br />
letzten Jahren beschrieben werden. Auch 2019<br />
erreichte das Marktvolumen mit knapp 53 Millionen<br />
Euro einen neuen Höchststand. Dann<br />
kam bekanntlich die COVID-19-Pandemie. Dem<br />
Wunsch der Anleger, über Crowdinvesting auf<br />
Betongold zu setzen, scheint aber auch sie keinen<br />
Abbruch getan zu haben. „Nach einer ersten<br />
„Viele Entwicklungsprojekte<br />
haben<br />
Probleme mit der<br />
Vermarktung“.<br />
Kurt Prasz<br />
RECrowd<br />
Schockstarre zu Beginn des Lockdowns haben<br />
sich die Zugriffszahlen und Neukundenabschlüsse<br />
relativ schnell wieder verbessert“, berichtet Tobias<br />
Leodolter, Mitgründer und CMO bei Rendity.<br />
Kein Jammern zu vernehmen<br />
In den heißen sechs Corona-Wochen von Mitte<br />
März bis Ende April wurden auf Rendity Projekte<br />
mit einem Finanzierungsvolumen von<br />
knapp drei Millionen Euro platziert und fast<br />
500 neue Investoren konnten gewonnen werden,<br />
so Leodolter weiter. Auch bei der Konkurrentin<br />
Dagobertinvest, die gemeinsam mit Rendity<br />
und Home Rocket zu den „großen Drei“ am<br />
heimischen Crowdinvesting-Markt zählt, ist<br />
kein Jammern zu vernehmen. „Auch wenn die<br />
Monate April und Mai nicht so stark ausfielen,<br />
so lagen die Zuwachsraten immer noch über<br />
dem Vorjahresniveau“, sagt Co-Gründer und<br />
Geschäftsführer Andreas Zederbauer. Kürzlich<br />
konnte beim Funding-Volumen sogar die<br />
50-Millionen-Euro-Grenze geknackt werden.<br />
Zederbauer rechnet jedenfalls damit, dass 2020<br />
ein weiteres gutes Jahr wird – auch wenn die<br />
Entwicklung bis Ende Jänner etwas flacher verlief<br />
als in den letzten Jahren. „Von den Wachstumsvorstellungen<br />
zu Jahresbeginn – geplant<br />
war ein Plus zwischen 70 und 100 % – haben<br />
wir uns verabschiedet“, sagt er. Angesichts der<br />
starken Entwicklung der jüngeren Vergangenheit<br />
– mit Zuwachsraten von ebenfalls 70 bis<br />
100 Prozent – scheint ein Jahr mit etwas geringerem<br />
Wachstum durchaus verkraftbar zu<br />
sein – auch wenn die Erwartungshaltung der<br />
Anleger dementsprechend hoch sei. „Ab dem<br />
dritten Quartal gehen wir von einer Normalisierung<br />
des Marktes aus“, so Zederbauer.<br />
Entwicklerrisikos bleibt das A und O<br />
Ihre Geschäftsgrundlage schätzen die großen<br />
Anbieter als stabil ein – alle drei setzen den Fokus<br />
auf leistbare Wohnimmobilien, die sich in<br />
der Vergangenheit als relativ konjunkturresistent<br />
erwiesen haben. Tatsächlich: Auch in den<br />
letzten Monaten haben die Preise gehalten.<br />
„Die Berücksichtigung des Entwicklerrisikos<br />
bleibt das A und O beim Crowdinvesting“,<br />
hält Leodolter fest. Vor allem Developer, die<br />
kein Worst-Case-Szenario berücksichtigt<br />
und anhaltende jährliche Preisanstiege von 5<br />
bis 10 Prozent einkalkuliert hätten, könnten<br />
jetzt in Schwierigkeiten geraten. Er empfiehlt<br />
Anlegern daher, auch weiterhin auf Diversifizierung<br />
zu setzen. Nachsatz: „Auch wenn es in<br />
Österreich bis dato zu keinem Projektausfall<br />
gekommen ist, handelt es sich bei Crowdinvesting<br />
dennoch um ein unternehmerisches<br />
Investment mit einem unternehmerischen<br />
Risikoprofil.“<br />
128 ImmoFokus
Mit RECrowd ist erst Anfang Juni eine neue<br />
Plattform an den Start gegangen. Angesichts<br />
der Entwicklung der Zugriffszahlen ist man mit<br />
der Entscheidung, trotz COVID-19 den Markteintritt<br />
zu wagen, zufrieden, so Co-Gründer<br />
und Geschäftsführer Kurt Praszl. Mit RECrowd<br />
soll jedenfalls erstmals die gesamte Wertschöpfungskette<br />
im Immobiliensektor abdeckt<br />
werden. Dabei baut man auf eine strategische<br />
Partnerschaft mit dem Miteigentümer RE/<br />
MAX-DCI und der heimischen Crowdinvesting-<br />
Plattform Conda. Während Conda Zugang zu<br />
einem Netzwerk von 30.000 Investoren bietet,<br />
will man von der langjährigen Vermarktungserfahrung<br />
von RE/MAX-DCI profitieren. „Das<br />
ist deshalb so wichtig, weil viele Entwicklungsprojekte<br />
Probleme mit der Vermarktung haben<br />
und eine Vollverwertung sowohl Developern<br />
als auch Investoren in die Hände spielen“, erklärt<br />
der Geschäftsführer von RECrowd.<br />
Pipeline ist voll<br />
An Projekten mangelt es derzeit jedenfalls<br />
nicht. RECrowd hat mit dem Objekt „Bad Pira-<br />
„Zuwachsraten liegen<br />
über dem Vorjahresniveau.“<br />
Andreas Zederbauer,<br />
Dagobertinvest<br />
warth: Wohnen am Wiesengrund“ (Early-Bird-<br />
Zinsen: 8 Prozent) die Marktpremiere gefeiert.<br />
Erst kürzlich wurde auf Dagobertinvest mit dem<br />
Funding für ein Wohnhaus in der Hütteldorfer<br />
Straße mit einer Verzinsung von 8 Prozent<br />
begonnen. Auf Home Rocket wird derzeit ein<br />
Luxuswohnprojekt am Fuße des Leopoldsbergs<br />
in Wien-Döbling angepriesen, mit dem Anleger<br />
7,25 Prozent Zinsen lukrieren können. Eine prall<br />
„Zugriffszahlen<br />
haben sich schnell<br />
wieder verbessert.“<br />
Tobias Leodolter<br />
Rendity<br />
gefüllte Pipeline weist auch Rendity auf. „In den<br />
nächsten Wochen und Monaten werden wir 15<br />
Projekte auf die Plattform stellen“, so Leodolter.<br />
Erst kürzlich konnte ein Wohnprojekt in der<br />
Wiener Gumpendorfer Straße (Zinsen: 6,50<br />
Prozent) erfolgreich platziert werden. Auch<br />
Newcomer RECrowd hat bis zum Jahresende einiges<br />
vor: Bis dahin soll jeden Monat ein neues<br />
Projekt vorgestellt werden.<br />
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aber wieviel und was kostet Sie das genau?<br />
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<strong>Sommer</strong> 2020<br />
129
COVID-19-Pandemie<br />
„Wir blicken zuversichtlich<br />
in die Zukunft“<br />
Konsequente Strategie. Fréderic Puzin, CEO des Pariser Vermögensverwalters Corum, glaubt nicht,<br />
dass den Anlegern seines Immobilienfonds Corum Origin heuer große Performance-Einbußen blühen.<br />
Autor: Patrick Baldia<br />
„Wir rechnen mit einer<br />
Vielzahl an guten<br />
Gelegenheiten.“<br />
Fréderic Puzin,<br />
Corum<br />
Der Corum Origin hat das jährliche<br />
Performance-Ziel von 6 Prozent seit<br />
2012 entweder erreicht oder übertroffen.<br />
Müssen sich Ihre Anleger heuer auf ein<br />
mageres Jahr einstellen?<br />
Fréderic Puzin: Die Chancen auf eine attraktive<br />
Jahresperformance sind auch heuer<br />
gegeben. Bislang haben uns 30 Prozent der<br />
Mieter um eine Aussetzung oder Stundung<br />
der Miete gebeten oder gewarnt, dass sie<br />
in den kommenden Wochen und Monaten<br />
in Schwierigkeiten geraten könnten. Acht<br />
Anträge auf Mietzinsstundung haben wir<br />
akzeptiert. Dabei handelt es sich ausschließlich<br />
um Mieter, die von der Krise schwer<br />
betroffen sind. Insgesamt haben sich mit<br />
Stichtag 18. Juni die Anträge auf Mietaussetzung<br />
und -stundung auf 1,1 bzw. 2,7 Prozent<br />
der Gesamtjahresmiete belaufen. Der Anteil<br />
der Mieter, der mögliche künftige Schwierigkeiten<br />
eingeräumt hat, liegt bei 0,8 Prozent.<br />
In diesem Fall würde die Gesamtjahresperformance<br />
bei 5,89 Prozent liegen.<br />
Rechnen Sie damit, dass angesichts der<br />
Schwere und Tiefe der erwarteten Rezession<br />
mehr Mieter in Schwierigkeiten geraten?<br />
Auch mit so einem Szenario haben wir uns<br />
auseinandergesetzt. Eine Simulation hat<br />
Folgendes ergeben: Falls 30 Prozent der Mieter<br />
die Miete für ein Jahr lang nicht zahlen würden,<br />
stünde zum Jahresende immer noch ein<br />
Plus von 4,4 Prozent zu Buche. Im Kontext des<br />
aktuellen Umfelds wäre das sicher auch ein<br />
ansehnliches Ergebnis.<br />
Was ist das Geheimnis Ihres Erfolges?<br />
Eine konsequente Strategie. Einerseits gehen<br />
wir nur in Märkte, wo wir wissen, dass wir<br />
einen Vorteil gegenüber anderen haben. Andererseits<br />
legen wir viel Wert auf Diversifizierung.<br />
In diesem Sinne befinden sich im Corum<br />
Origin 137 Immobilien in 13 Ländern der Eurozone.<br />
Die größten Segmente sind dabei Büros<br />
und Geschäftslokale mit einem Portfolioanteil<br />
von 30 bzw. 40 Prozent. Hotels kommen auf<br />
14 Prozent, Industrie- und Logistikflächen auf<br />
insgesamt 15 %. Aktuell sind 97,7 Prozent der<br />
Gesamtfläche von 1,275 Millionen Quadratmetern<br />
vermietet. Bei den Mietern achten wir<br />
auf einen ausgewogenen Branchenmix und<br />
hohe Qualität. Die durchschnittliche Dauer,<br />
für die sich die Mieter zur Zahlung ihrer Miete<br />
verpflichtet haben, liegt bei 7,95 Jahren.<br />
130 ImmoFokus
„Die Preise<br />
werden in vielen<br />
Marktsegmenten<br />
neu evaluiert<br />
werden und<br />
sich auf ein<br />
realistisches<br />
Niveau<br />
zubewegen.“<br />
Was erwarten Sie auf kurze und mittlere<br />
Sicht? Sondieren Sie bereits Investitionsgelegenheiten?<br />
Trotz des schwierigen Umfelds blicken wir<br />
zuversichtlich in die Zukunft. Wir rechnen mit<br />
einer Vielzahl an guten Gelegenheiten. Dabei<br />
sollte uns zugutekommen, dass die Preise in<br />
vielen Marktsegmenten neu evaluiert werden<br />
und sich auf ein realistischeres Niveau zubewegen.<br />
Und ja, wir schauen uns nach Anlagemöglichkeiten<br />
um – so wie wir das grundsätzlich<br />
immer machen. Hier gilt jedoch, den richtigen<br />
Kaufzeitpunkt zu evaluieren. Beispielsweise<br />
haben wir nach der Finanzkrise bei einem<br />
Investment in Spanien vier Jahre zugewartet,<br />
um dann zuzuschlagen. Erst dann hat eine<br />
Markterholung eingesetzt und die Preise haben<br />
ein für uns vernünftiges Niveau erreicht. <br />
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COVID-19-Pandemie<br />
Heimische Immobilienfonds<br />
halten sich stabil<br />
Es geht um Detailfragen. Experten glauben, dass sich die negativen Auswirkungen der Corona-Krise auf<br />
österreichische Immobilienfonds in Grenzen halten werden.<br />
Autor: Patrick Baldia<br />
D<br />
ie Manager von Immobilienfonds<br />
müssen sich derzeit mit vielen<br />
Detailfragen beschäftigen: Wird<br />
etwa wegen des krisenbedingten<br />
Home-Office-Booms der Büroflächenbedarf<br />
künftig zurückgehen? Muss sich die stark betroffene<br />
Hotelindustrie neu erfinden? Wird im<br />
Zuge der coronabedingten Zunahme des Online-<br />
Handels der Flächenbedarf im stationären<br />
Handel noch stärker zurückgehen? Werden sich<br />
Wohnimmobilien während der aktuellen Krise<br />
einmal mehr als vergleichsweise sicherer Hafen<br />
erweisen?<br />
Produkt Immobilienfonds funktioniert<br />
So viel kann jedenfalls schon jetzt gesagt werden:<br />
Das Marktvolumen der heimischen Immobilienfonds<br />
hat sich – der COVID-19-Krise<br />
zum Trotz – seit Jahresbeginn äußerst stabil<br />
entwickelt. Im Mai lag es mit 9,2 Milliarden<br />
Euro etwas über dem Niveau von Anfang<br />
Jänner (9,19 Milliarden Euro). Peter Karl, Geschäftsführer<br />
der Erste Immobilien KAG, geht<br />
bis zum Jahresende von einer weiterhin stabilen<br />
Entwicklung aus. „Insgesamt sollte die<br />
heimische Immobilienfonds-Branche kaum<br />
negative Auswirkungen der COVID-19-Krise<br />
spüren und man wird sehen, dass das Produkt<br />
Immobilienfonds funktioniert“, sagt er.<br />
Keine coronabedingten Mietausfälle<br />
Wie sich die heimischen Immobilienfonds<br />
heuer entwickeln werden, hängt jedenfalls<br />
stark von der jeweiligen Portfoliozusammensetzung<br />
ab. Der ERSTE Immobilienfonds würde<br />
davon profitieren, dass der Anteil des Wohnsegments<br />
bei 77 Prozent liegt und sich weder<br />
Fachmarktzentren noch Einkaufszentren im<br />
Portfolio befinden. Dass man beim Aufbau des<br />
Wohnportfolios darauf geachtet habe, dass die<br />
Mieten für eine breite Schicht leistbar sind,<br />
macht sich jetzt bezahlt: „Bis jetzt haben wir<br />
keine coronabedingten Mietausfälle verzeichnet<br />
und nur eine Handvoll Wohnungsmieter<br />
hat um eine Stundung angefragt.“<br />
Von ähnlichen Erfahrungen berichtet auch Peter<br />
Czapek, CEO der Bank Austria Real Invest.<br />
Beim hauseigenen Real Invest Austria ist der<br />
Wohnanteil – inklusive Infrastruktur – mit<br />
80 Prozent ebenfalls hoch. „Bis dato sind im<br />
132 ImmoFokus
Portfolio keine wesentlichen negativen Effekte<br />
und keine erhöhten Mietrückstände, Mietausfälle<br />
oder Leerstände zu verzeichnen“, sagt er.<br />
Um auch im aktuell herausfordernden Umfeld<br />
individuelle Lösungen zu finden, stehe man jedenfalls<br />
mit allen Mietergruppen in ständigem<br />
Kontakt.<br />
Wichtigster Mieter: Öffentliche Hand<br />
Vergleichsweise breiter diversifiziert ist wiederum<br />
der LLB Semper Real Estate. Während<br />
der Wohnanteil aktuell bei rund 3 Prozent<br />
liegt, machen Büro- und Einzelhandelsimmobilien<br />
33 bzw. knapp 27 Prozent des Portfolios<br />
aus. Hotels und Logistikflächen kommen auf<br />
fast 20 bzw. 11 Prozent. Wie Fondsmanager<br />
Louis Obrowsky erklärt, waren 10 Prozent der<br />
Einzelhandelsimmobilien nicht von den behördlichen<br />
Schließungen betroffen. Weiters<br />
sei der wichtigste Mieter im Bürobereich –<br />
sowohl in Österreich als auch in Deutschland<br />
Sehr wohl habe man aber in den letzten<br />
Monaten Stundungsanfragen bekommen<br />
und sich in diesen Fällen auf eine frühzeitige<br />
Verlängerung der Mietvertragsdauer<br />
geeinigt. Insgesamt wurden über 10.000<br />
Quadratmeter Mietfläche – vorwiegend im<br />
Einzelhandelsbereich – um drei bis fünf Jahre<br />
verlängert.<br />
Wieso laufende Mieteinnahmen für Immobilienfonds<br />
so wichtig sind und ihre Sicherstellung<br />
Sinn macht, liegt auf der Hand: Die<br />
Fondserträge kommen aus der laufenden<br />
Bewirtschaftung. Etliche Anbieter haben<br />
daher auch Simulationen durchgeführt, um<br />
die Auswirkung von Mietausfällen auf die<br />
Performance auszuloten. Beim LLB Semper<br />
Real Estate hat dies etwa gezeigt, dass der<br />
Gesamtertrag im Falle des Eintretens des<br />
Worst-Case-Szenarios – sprich es kommt zum<br />
Ausfall von drei Monatsmieten aufgrund<br />
behördlicher Betretungsverbote bestimmter<br />
Immobilien – um 45 bis 50 Basispunkte zurückgehen<br />
würde.<br />
„Haben keine<br />
Mietrückstände,<br />
Mietausfälle oder<br />
Leerstände zu<br />
verzeichnen.“<br />
Peter Czapek<br />
Bank Austria Real Invest<br />
„Immobilienfonds-<br />
Branche hat<br />
kaum negative<br />
Auswirkungen.“<br />
Peter Karl,<br />
Erste Immobilien KAG<br />
– die öffentliche Hand. „Hier hat es keinerlei<br />
Anfragen auf Mietreduktion, -aussetzung<br />
oder -stundung gegeben“, so Obrowsky. Ein<br />
weiterer Vorteil sei, dass der Hotelanteil<br />
gänzlich in Deutschland angesiedelt sei, wo<br />
der Markt zu 70 bis 80 Prozent von inländischen<br />
Reisenden geprägt sei.<br />
„Derzeit bekommen wir keine Anfragen<br />
für Mietreduktionen bzw. -aussetzungen<br />
mehr“, so Fondsmanager Louis Obrowsky.<br />
So sehr er auch davon überzeugt ist, dass<br />
sich offene Immobilienfonds in der aktuellen<br />
Corona-Krise bewähren werden, so will<br />
er dennoch beim einen oder anderen auch<br />
keine Performance-Einbußen ausschließen.<br />
Der CEO der Bank Austria Real Invest weist<br />
darauf hin, dass man grundsätzlich keine<br />
Performance-Prognosen abgebe und auch<br />
die Wertentwicklung in der Vergangenheit –<br />
mit einem Plus von drei Prozent war der Real<br />
Invest Austria im Vorjahr im Übrigen der<br />
performancestärkste heimische Immobilienfonds<br />
– kein Indiz für eine künftige sei. Dank<br />
der erfolgreichen Umsetzung der definierten<br />
Maßnahmen sei die Vermietungsleistung<br />
jedenfalls weiterhin sichergestellt. „Auch unser<br />
Liquiditätspuffer geht über das gesetzliche<br />
Maß hinaus, um für die herausfordernde<br />
Zeit bestens aufgestellt zu sein“, sagt er.<br />
Liquidität ist gesichert<br />
Stichwort Liquidität. Um diesbezügliche<br />
Schwierigkeiten zu vermeiden, haben etliche<br />
Fonds den Anteil an institutionellen Investoren<br />
begrenzt. Der Hintergrund: Während der<br />
Finanzkrise waren deren Abflüsse maßgeblich<br />
dafür verantwortlich, dass viele deutsche<br />
Fonds zusperren mussten. „Normale“ Investoren<br />
können jedenfalls bei allen drei genannten<br />
Fonds weiterhin Anteile erwerben. <br />
„Stundung – aber nur<br />
mit frühzeitige<br />
Verlängerung der<br />
Mietvertragsdauer.“<br />
Louis Obrowsky,<br />
LLB Semper Real Estate<br />
<strong>Sommer</strong> 2020<br />
133
COVID-19-Pandemie<br />
„Erwarte keine Ausfälle<br />
von Wandelanleihen“<br />
Positiv gestimmt. Horst Simbürger, Geschäftsführer Convertinvest und Manager des Convertinvest Global<br />
Convertible Properties, über die Entwicklung von Wandelanleihen im Zeichen von COVID-19.<br />
Autor: Patrick Baldia<br />
Wie haben sich Wandelanleihen seit<br />
dem Ausbruch der Corona-Krise bislang<br />
geschlagen?<br />
Horst Simbürger: Einen repräsentativen<br />
Immobilien-Wandelanleihen-Index gibt es<br />
nicht. Vergleicht man aber die Entwicklung<br />
des FTSE EPRA Nareit Developed Index seit<br />
Jahresbeginn (-19 Prozent) mit jener des<br />
Convertinvest Global Convertible Properties<br />
(-3 Prozent), so zeigt sich, dass Immobilien-<br />
Wandelanleihen die Kursverluste von Immobilienaktien<br />
bei weitem nicht mitgemacht<br />
haben. Der Vergleich mit den Aktienmärkten<br />
ist im Übrigen deshalb wichtig, da Anleger mit<br />
Wandelanleihen ja eigentlich – wenngleich<br />
auch in eingeschränktem Ausmaß – auf<br />
Aktien setzen.<br />
Worauf ist die vergleichsweise positive<br />
Entwicklung Ihres Fonds zurückzuführen?<br />
Der Convertinvest Global Convertible<br />
Properties profitiert davon, dass er von Haus<br />
aus defensiv ausgerichtet ist. Die im Fonds<br />
gehaltenen Anleihen verfügen Großteils<br />
über ein Investment gGrade Rating. Schwerpunktmäßig<br />
sind wir im vergleichsweise<br />
sicheren Wohnsegment investiert. Der<br />
regionale Fokus liegt auf Europa, wo sich<br />
der Markt zuletzt relativ stark entwickelt<br />
hat. Gleichzeitig liegt der Schwerpunkt<br />
bei großen Immobilienunternehmen. Sie<br />
genießen bessere Finanzierungskonditionen.<br />
Grundsätzlich gilt: Je größer der Gap<br />
zwischen Finanzierungskosten und Mietrenditen,<br />
desto besser.<br />
134 ImmoFokus
Man hat schon während der Finanzkrise gesehen,<br />
dass große Unternehmen mit werthaltiger<br />
Substanz ihre Schulden bedienen können.<br />
Weites war auch in den letzten Wochen zu<br />
beobachten, dass große deutsche Wohnkonzerne<br />
wie Vonovia oder Deutsche Wohnen<br />
wegen der Corona-Krise keine Abschreibungen<br />
vornehmen mussten. Sie profitieren von<br />
einem strukturellen „Problem“: Am deutschen<br />
Wohnungsmarkt ist die Nachfrage deutlich<br />
größer als das Angebot.<br />
Dass eine Rezession kommt, steht mittlerweile<br />
fest. Gibt es auch Faktoren, die Sie<br />
positiv für die Zukunft stimmen?<br />
Immobilienwerte sind immer relativ stark<br />
von der Zinsentwicklung abhängig. Das<br />
schlimmste Szenario wäre für sie eine<br />
nachlassende Konjunktur bei gleichzeitig<br />
steigenden Zinsen. Wie aber die letzten<br />
Wochen bzw. die coronabedingten Maßnahmen<br />
der Regierungen und Zentralbanken<br />
gezeigt haben, werden die Zinsen noch<br />
länger niedrig bleiben. Positiv stimmt mich<br />
aber auch, dass die Substanz der Immobilienfirmen<br />
mehr wert ist als es die aktuellen<br />
Kursniveaus (Price/NAV-Verhältnis: 0,8)<br />
andeuten. Wohnwerte werden mit 0,9 näher<br />
an ihrem Fair Value gehandelt.<br />
Werden aktuell neue Wandelanleihen<br />
begeben?<br />
Was die Emissionstätigkeit betrifft, schaut<br />
es bei Immobilien-Wandelanleihen derzeit<br />
schlecht aus. Ein anderes Bild zeigt sich bei<br />
klassischen Wandelanleihen: Hier gab es<br />
zuletzt etliche Emissionen – darunter auch<br />
großvolumige.<br />
Rechnen Sie heuer mit Ausfällen?<br />
Ich kann mir nicht vorstellen, dass es heuer<br />
zu Ausfällen kommen wird. Wenn doch,<br />
dann werden davon nur Unternehmen mit<br />
sehr gestressten Bilanzen betroffen sein.<br />
Anders als während der Finanzkrise sind viele<br />
Unternehmen sehr gut ausfinanziert – große<br />
„Nachfrage deutlich<br />
größer als Angebot .“<br />
Horst Simbürger,<br />
Convertinvesta<br />
Refinanzierungen sind nicht notwendig. Gleichzeitig<br />
ist der durchschnittliche LTV mit 35 bis 40<br />
Prozent heute deutlich niedriger als während der<br />
Finanzkrise (70 Prozent). Man darf aber nicht<br />
vergessen, dass eswährend der Finanzkrise zu<br />
keinen Ausfällen von Wandelanleihen gekommen<br />
ist – obwohl Immobilienwerte zwischenzeitlich<br />
deutlich unter Druck geraten sind. <br />
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<strong>Sommer</strong> 2020 135<br />
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Millennium City<br />
Entertainmentparadies<br />
Die Millennium City ist das Entertainmentparadies in Wien. Ab sofort den ersten FLIP LAB-Trampolinpark<br />
in einem Shopping Center, die neue Cineplexx Kinowelt mit dem größten Kinosaal Österreichs, die Friendly Fire<br />
E-Sports Arena und vieles mehr erleben.<br />
E<br />
in Paradies aus Fashionshops, noch<br />
mehr Genusslokalen und Fun-<br />
Faktoren. Die Modernisierung der<br />
56.000m² großen Millennium City<br />
ist abgeschlossen. Nach der Eröffnung von „Friendly<br />
Fire“, der größten E-Sports-Arena Österreichs,<br />
überrascht Wiens modernstes Entertainment<br />
Center jetzt mit den nächsten Highlights: FLIP<br />
LAB, der erste Trampolin- Parkour- und Freestylepark<br />
in einem Shopping Center, dem größten<br />
Kinosaal Österreichs in der Cineplexx Kinowelt,<br />
neuen Gastronomiebetrieben, wie dem<br />
amerikanischen Foodkonzept „Five Guys".<br />
„Millennium City immer ein Erlebnis“, lautet<br />
das Motto von Wiens modernstem Shoppingund<br />
Entertainment Center an der Waterfront.<br />
Tatsächlich setzt die Millennium City nach der<br />
größten Modernisierung ihrer Geschichte auf<br />
Superlativen in Sachen Unterhaltung, Gastronomie<br />
und Shopping in Wien. So wurden der<br />
Entertainmentbereich stark ausgebaut, die<br />
Eingänge modernisiert und die Innenfassade<br />
hell und spektakulär, aus Glas und Aluminium<br />
neugestaltet. Einen großen Blickfang<br />
stellt der mehr als 130 m² große LED-Screen<br />
für multimediale Interkationen dar, welcher<br />
als der größte Indoor-LED-Screen Österreichs<br />
auftritt. „Ziel des Umbaus war es, das Center<br />
attraktiver und erlebnisreich zu gestalten.“, so<br />
der neue Centermanager, Matthias Franta (36),<br />
der Mitte Februar die Leitung der Millennium<br />
City übernommen hat.<br />
FLIP LAB mit 61 Trampolinen auf 2000 m²<br />
Ein Highlight für Actionfans ist der „FLIP LAB<br />
Trampolin-, Parkour- und Freestylepark“, ein<br />
2.000m² großer Actionpark mit 61 Trampolinen<br />
für bis zu 110 Springer, inklusive „Airtrack<br />
Zone“ und „Ninja Zone“. Die Airtrack<br />
Zone bietet sich vor allem für Turnübungen,<br />
z.B. für Cheerleading, Kampfsport und viele<br />
andere Trendsportarten, an. Die Ninja Area ist<br />
ein moderner Hindernisparcours bestehend<br />
aus fünf zusammenhängenden Modulen mit<br />
sieben eingebauten Obstacle-Typen. Höchste<br />
Priorität im FLIP LAB haben Qualitäts- und<br />
Sicherheitsstandards, geschultes Personal und<br />
professionelle Betreuung auf den Sprungflächen.<br />
Von Anfängern bis hin zu den Profis,<br />
wird darauf geachtet, dass diese in den passenden<br />
Bereichen mit Trainern ihre Sprungfreude<br />
ausleben können. Eröffnet wurde das FLIP LAB<br />
am 29. Mai. Reservierungen, Öffnungszeiten<br />
und weitere Informationen zu Veranstaltungen<br />
unter www.fliplab.at .<br />
Ganz großes Kino: Die neue Cineplexx<br />
Kinowelt mit dem größten Saal Österreichs<br />
Für große Augen sorgt auch die neue Cineplexx<br />
Kinowelt. In 13 Sälen laufen die neuesten<br />
Blockbuster auf Hollywood-Niveau. Eine<br />
neue Lasertechnologie bietet mit gestochen<br />
scharfen Bildern in 2D, 3D und 4K ein neues Kinoerlebnis.<br />
Dazu kommt der mit 624 Sitzplätzen<br />
auf 256m² größte Kinosaal Österreichs. Ein<br />
entspanntes cineastisches Erlebnis garantieren<br />
auch die neuen Cinegold-Liegesitze. Wer<br />
die neuen Bilderwelten mit eigenen Augen<br />
sehen möchte, kann dies bald tun, denn viele<br />
Säle wurden bereits auf die neue Lasertechnologie<br />
umgerüstet. Die Öffnung ist für Anfang<br />
August geplant.<br />
Feuer frei im „Friendly Fire“, der größten<br />
E-Sports Arena Österreichs<br />
„Friendly Fire“ ist mit 360m² die größte E-<br />
Sports-Arena Österreichs. Ab sofort können<br />
bis zu 140 Fans von Fortnite, League of Legends,<br />
PUBG u.v.a. gleichzeitig in den Genuss<br />
der neuesten Gaming-Hardware kommen.<br />
136 ImmoFokus
Über CC Real<br />
Die Arena verfügt über dutzende High-End-<br />
Gaming-PCs, die flüssige Spielerlebnisse in<br />
4K ermöglichen. Zur Wahl stehen mehr als 30<br />
Games für jede Altersgruppe.<br />
Mehr Gastronomie für Foodies, Cocktails<br />
für „Couchpotatos“ und Karaoke<br />
Hunger? Kein Problem. Im Obergeschoß der<br />
Millennium City lässt es sich hervorragend auf<br />
kulinarische Entdeckungsreise gehen, denn<br />
nach dem Umbau wird hier gleich auf vier<br />
zusätzlichen Flächen groß aufgekocht. Der<br />
Anteil an Gastronomieflächen wird, bezogen<br />
auf die gesamte Verkaufsfläche in der Millennium<br />
City, von 8 auf 10 Prozent gesteigert. Neu<br />
sind z.B. „Zushi Market“, das kulinarisch nach<br />
China, Malaysien, Indien und Japan einlädt,<br />
oder die Lounge „Couchpotato“ mit ihren raffinierten<br />
Cocktails. Seit Kurzem hat die SOHO<br />
Karaoke-Bar ihre Türen wieder geöffnet. Nach<br />
einer Renovierung erstrahlt sie mit trendigen<br />
Möbeln und Gäste können wieder ihre Gesangskünste<br />
unter Beweis stellen. Natürlich ist<br />
weiterhin mit einer riesigen Auswahl an Songtiteln<br />
aus Rock, Pop, Oldies und vielem mehr<br />
für jeden Musikliebhaber etwas dabei.<br />
Premiere für „Five Guys"<br />
Eine gastronomische Sensation ist die Eröffnung<br />
des „Five Guys" im Entertainmentcenter<br />
Millennium City. Die US-Restaurantkette<br />
setzt dabei auf hochwertige Burger mit individuellen<br />
Gestaltungsmöglichkeiten. Auf der<br />
bewusst überschaubar gehaltenen Speisekarte<br />
stehen zudem Hot Dogs, Sandwiches und Pommes<br />
Frites. Gegründet wurde Five Guys 1986 in<br />
Arlington, Virginia. Seit 2003 wächst das Unternehmen<br />
im Franchising und ist mittlerweile<br />
mit rund 1.500 Restaurants weltweit vertreten.<br />
Die Öffnung ist für Herbst 2020 geplant.<br />
Nachhaltige Nahversorger: Müller,<br />
reformstark Martin und Snipes<br />
Weiters wird auch den Fashionistas und<br />
Shopping-Enthusiasten mehr geboten. Neben<br />
dem brandneuen Sportschuhfachgeschäft<br />
Snipes wird mit dem Müller Drogeriemarkt ein<br />
Big Player in Sachen Nahversorgung, das Sortiment<br />
in der Millennium City erweitert. Bei<br />
Müller findet man 180.000 Artikel, darunter<br />
viele Eigenmarken mit rund 4.000 Artikeln.<br />
Auf nachhaltige Produkte spezialisiert hat sich<br />
reformstark Martin. Egal ob bio, öko oder vegan,<br />
von der Ernährung bis zur Kosmetik: Wer<br />
nachhaltig einkaufen möchte, kommt an dem<br />
1905 in Innsbruck gegründeten Familienunternehmen<br />
nicht vorbei.<br />
Factbox<br />
Fläche: 56.000 m²<br />
Shops: 130 Shops<br />
Besucher: 14 Millionen pro Jahr<br />
Weitere Angebote: Cineplexx Kinowelt, FLIP LAB,<br />
Holmes Place Fitness-Center, Ocean Park Family Entertainment,<br />
Kinderwelt „Monki Park“, A-Danceclub u.v.m.<br />
ÖFFNUNGSZEITEN:<br />
SHOPPING CENTER<br />
Montag bis Freitag: 9.00 - 20.00 Uhr<br />
Samstag: 9.00 - 18.00 Uhr<br />
Sonntag: geschlossen<br />
ENTERTAINMENT CENTER<br />
Montag bis Mittwoch: 10.00 - 24.00 Uhr<br />
Donnerstag: 10.00 - 02.00 Uhr<br />
Freitag: 10.00 - 02.00 Uhr<br />
Samstag: 10.00 - 02.00 Uhr<br />
Sonntag und Feiertag: 10.00 - 24.00 Uhr<br />
Seit 2014 ist CC Real für das Asset- und<br />
Center Management der Millennium City<br />
verantwortlich. Nach der ersten Renovierungsphase<br />
2015/2016, in der die Main Plaza,<br />
die Einkaufskorridore und der Food Court<br />
neugestaltet wurden, setzt CC Real jetzt den<br />
nächsten Schritt des Refurbishments. CC<br />
Real (www.cc-real.com) ist ein international<br />
tätiges Unternehmen mit mehr als 150<br />
Mitarbeitern, das über eine umfassende<br />
und langjährige Erfahrung im Immobilienbereich<br />
verfügt. Das Unternehmen bietet<br />
seinen Partnern ein Full-Service-Paket, das<br />
alle integrierten Dienstleistungen in den<br />
Bereichen Bau, Immobilienentwicklung und<br />
-management mit dem Fokus auf Shopping-<br />
Centern beinhaltet. Mit seiner langjährigen<br />
Erfahrung erzielte CC Real große Erfolge bei<br />
Co-Investitionen in Projekten mit internationalen,<br />
institutionellen Investoren sowie<br />
Family Offices. Derzeit verwaltet CC Real<br />
ein Vermögen von 2,2 Milliarden Euro mit<br />
550.000 Quadratmetern Gesamtmietfläche<br />
als Miteigentümer bzw. Management<br />
von Handelsimmobilien in Österreich, Kroatien,<br />
Finnland und Ungarn.<br />
<strong>Sommer</strong> 2020<br />
137
Positionen & Meinungen<br />
Comeback<br />
auf Umwegen<br />
Post Corona. Der Wiener Tourismus kann dieses Jahr im April wohl<br />
als Totalausfall bezeichnet werden. Die Übernachtungen sind allein in<br />
diesem Monat um 98,2 Prozent, das heißt auf 29.000 zurückgegangen.<br />
Frans-Jan Soede, CEO und Gründer von HAM, erklärt, wie die Hotelbranche<br />
in der Zeit nach COVID-19 aussehen wird.<br />
Das Gespräch führte: Amelie Miller<br />
W ie kann in den großen Städten bis Mitte<br />
2021 wieder eine akzeptable Auslastung<br />
der Hotels erreicht werden?<br />
Frans-Jan Soede: Wirtschaftliche Krisen in<br />
der Hotellerie, rückläufige Umsätze, sinkende<br />
Gästezahlen und explodierende Kosten<br />
haben viele Ursachen. Hotels, Hostels und<br />
Pensionen existieren nicht im Vakuum. Der<br />
Beherbergungsmarkt ist extrem abhängig<br />
von verwandten Industrien. Das ist zum einen<br />
die Reise- und Flugbranche im nationalen,<br />
kontinentalen und globalen Bereich, aber<br />
auch die Tourismusbranche an sich und die<br />
einzelnen Destinationen.<br />
Um einen Hotelbetrieb am Leben zu erhalten,<br />
braucht es eine Auslastung von jährlich<br />
mindestens 50 Prozent. Viele Hotels werden<br />
schließen müssen, da große Überkapazitäten<br />
vorhanden sind. Zusätzlich befinden sich noch<br />
weitere Hotels in Bau beziehungsweise in Fertigstellung.<br />
Allein in Österreich sind 94 Hotels<br />
in Planung. Viel zentraler wird deshalb die<br />
Frage sein, wie man bereits bestehende Hotels<br />
anders nutzen kann. Ein Hotel lässt sich sehr<br />
wohl für Micro-Living-Projekte, aber auch für<br />
Student-Housing oder Senior-Living nutzen.<br />
Die 25hours-Hotels beispielsweise haben<br />
bereits ein spezielles Angebot für Langzeit-<br />
Gäste und Studenten auf den Markt gebracht.<br />
So zahlen Schüler, Studenten und Azubis<br />
weniger. Orientiert hat sich 25hours hier an<br />
den Preisen der Student-Hotels in Berlin.<br />
Auch die Frage, wie sich ein Hotel eventuell<br />
für das Gesundheitswesen umfunktionieren<br />
lässt, bleibt bestehen. In Kalifornien und in<br />
Frankreich wurden bereits Hotels auf Spitalbetrieb<br />
umgestellt. Hier hat man die Betten, die<br />
im Krankenhaus eventuell gefehlt haben oder<br />
fehlen werden.<br />
Ein Buy-to-let-Investment in einer Top Destination<br />
stellt ebenfalls eine gute Möglichkeit<br />
dar. Die Hotelgruppe Achat hat in ausgewählten<br />
Städten während des Lockdowns zehn<br />
Prozent ihrer Zimmer in Büros umgewandelt<br />
und möchte dieses Angebot beibehalten.<br />
Laut einer Umfrage des Gallup Instituts<br />
wirkt sich die Krise auf die Urlaubsplanung<br />
der österreichischen Bevölkerung<br />
aus. Kärnten, Salzburg und Steiermark<br />
gelten als favorisierte Urlaubsziele. Droht<br />
Fotos: Katharina Schiffl<br />
138 ImmoFokus
der Ferienhotellerie destinations-abhängig<br />
ein Einbruch von 50 Prozent oder mehr?<br />
Für die Zukunft sehe ich eine große Chance<br />
für den lokalen Tourismus. Mit dem Ende<br />
der Krise und den Grenzöffnungen steigt das<br />
Reiseverhalten – aber nicht in die Ferne. Lokal<br />
und regional statt global ist hier das Stichwort.<br />
Die Fernmärkte werden bis auf Weiteres stark<br />
einbrechen. Erreichbarkeit und Sicherheit<br />
treten in den Vordergrund. Genau darin<br />
besteht aber die Chance der Ferienhotellerie<br />
mit der richtigen Positionierung von der Krise<br />
saisonal zu profitieren. Der Urlaub zuhause<br />
wird folglich eine Renaissance erleben. Will<br />
man über die Grenze, gibt es zum Beispiel<br />
großes Potenzial in gut positionierten Resorts<br />
in den Nachbarländern wie der Slowakei,<br />
Ungarn und Tschechien etc.<br />
Mit dem 29. Mai konnten die Hotels in Österreich<br />
ihren Betrieb wieder aufnehmen.<br />
Die Auslastung ist allerdings verhalten.<br />
Wie entwickeln sich die (inter-)nationalen<br />
Reisemärkte und welche Auswirkungen<br />
haben diese auf den Hotelmarkt und das<br />
Hotelgeschäft?<br />
Bis die Werte von 2019 wieder erreicht werden<br />
können, rechnen wir mit folgendem Verlauf<br />
der internationalen Reisemärkte: Für 2020<br />
erwarten wir in Europa und den CEE-Ländern<br />
einen Einbruch von 75 Prozent. Wir gehen<br />
davon aus, dass das Reiseverhalten von Jahr<br />
zu Jahr wieder zunimmt und sich somit<br />
die Zahlen wieder erholen werden. Von<br />
einer neuen Normalität kann man aber erst<br />
2024 sprechen. Das heißt, auf Basis unserer<br />
Berechnung wird sich das Minus 2021 mit<br />
„Zentral ist<br />
jetzt die Frage,<br />
wie man Hotels<br />
anders nutzen<br />
kann – etwa<br />
für Student-<br />
Housing.“<br />
<strong>Sommer</strong> 2020<br />
139
Positionen & Meinungen<br />
„Corona ist<br />
nicht das Ende<br />
des Reisens.<br />
Die Reise- und<br />
Hotelbranche ist<br />
eine gesegnete<br />
Industrie.“<br />
den Märkten im Mittleren Osten, Afrika, den<br />
GUS-Staaten, den CEE-Ländern und Europa<br />
auf 60 Prozent belaufen. 2022 wird das<br />
Minus mit dem Erstarken der Reisemärkte<br />
im asiatischen und pazifischen Raum bei 45<br />
Prozentpunkten liegen. Bis 2023 lässt sich mit<br />
dem zusätzlichen Reisemarkt in Nord- und<br />
Südamerika ein Wert von ca. 35 Prozent unter<br />
den 2019 Ergebnissen verzeichnen. Das Ganze<br />
pendelt sich dann 2024 bei 15 Prozent unter<br />
den Zahlen von 2019 ein.<br />
Das Marktvolumen ist derzeit nicht groß genug,<br />
um bestimmte Hotels überhaupt wieder<br />
zu eröffnen. Nur Betriebe mit großer Liquidität<br />
und sehr guter Positionierung können es<br />
sich leisten, wieder zu eröffnen.<br />
Die Krise hat gezeigt, Digitalisierung ist<br />
essentiell. So können Gäste in Deutschland<br />
ab sofort mit dem sogenannten digitalen<br />
Hotelmeldeschein einchecken. Wie kann<br />
diese zu einer besseren Kundekommunikation,<br />
beziehungsweise Gesundheit und<br />
Sicherheit von Gästen und Mitarbeitern<br />
im täglichen Hotelbetrieb aussehen und<br />
genutzt werden?<br />
Digitalisierung ist ein Must. Was mit dem<br />
kontaktlosen Ein- und Auschecken begann,<br />
lässt sich spätestens jetzt auch bei allen<br />
Hygienestandards anwenden. Wichtig ist<br />
hier, den Vertrieb über die eigene Webseite<br />
zu stärken, um die Abhängigkeit von den<br />
Online Travel Agents zu reduzieren. Digitale<br />
Kommunikation mit den Gästen vor, aber<br />
140 ImmoFokus
auch während und nach dem Aufenthalt<br />
(Customer Journey) wird zunehmend an<br />
Bedeutung gewinnen. Diese spart nicht nur<br />
Zeit, sondern auch Geld. Das digitale Checkin<br />
ermöglicht ein Kosteneinsparungspotenzial<br />
von rund 100 Millionen Euro jährlich<br />
nur in Österreich.<br />
Auf dich wartet ein guter <strong>Sommer</strong>! Mit<br />
diesem Slogan startet die Österreich<br />
Werbung eine Kampagne für den Urlaub<br />
zu Hause. Welche Hotel- und Tourismuskonzepte<br />
werden in Zukunft funktionieren<br />
und welche nicht?<br />
Gruppenreisen im Allgemeinen werden sehr<br />
leiden. Das liegt daran, dass hier Hygienestandards<br />
wie Abstandsregeln nicht eingehalten<br />
werden können. Was hingegen sicher funktionieren<br />
wird, sind sogenannte Low-Budget-<br />
Angebote wie zum Beispiel B&B Hotels, Ibis<br />
oder Branded Hostels. High-end Luxury wird<br />
in Zukunft ebenfalls weiterhin Steigerungen<br />
verzeichnen und auch für Investoren interessant<br />
bleiben. Auch Online-Plattformen stellen<br />
sich neu auf. TUI und Booking.com haben<br />
beispielsweise eine strategische Partnerschaft<br />
für den Bereich Touren, Aktivitäten und<br />
Ausflüge vereinbart.<br />
Geringe Auslaustung, hohe finanzielle<br />
Einbußen. Wie kann eine langfristige<br />
Neustrukturierung von Finanzierung,<br />
Pachtvertrag oder Mietvertrag aussehen?<br />
Die Kommunikation ist hier entscheidend.<br />
Alle Stakeholder wie Betreiber, Investoren,<br />
Entwickler, Banken sollten sich die nächsten<br />
Jahre realistisch und pragmatisch regelmäßig<br />
an einen Tisch setzen, um den Verlauf der<br />
Buchungen beziehungsweise des Marktes zu<br />
eruieren, um sich wieder langsam aber sicher<br />
in Richtung neuer Normalität zu entwickeln.<br />
Wie sieht eine COVID-19-konforme Hotel<br />
Operation nach dem Re-Opening aus? Und<br />
ist diese in der Praxis dauerhaft umsetzbar?<br />
Hotels als auch Hotelkonzerne haben ihre<br />
Hygiene-Standards und operativen Verfahrensweisen<br />
schon erheblich erhöht und sich<br />
mit den hiesigen Partnern auf eine lange<br />
Kooperation geeinigt, speziell um damit<br />
die zusätzlichen Kosten zu minimieren. Es<br />
wurden mittlerweile sogar neue Sub-Marken<br />
für diesen Bereich kreiert um den Gast das<br />
maximale Sicherheitsgefühl zu geben wie<br />
„Clean IHG Promise“ bei InterContinental oder<br />
CleanStay bei Hilton. Falkensteiner hat zum<br />
Beispiel mit Diversey neue Hygienestandards<br />
für den Spa-und Wellnessbereich entwickelt.<br />
Wie stark trifft die Krise den Betreiber?<br />
Was kann dieser zur Problemlösung<br />
beitragen?<br />
Den Betreiber trifft es von allen Stakeholdern<br />
am stärksten, da er sich in einer sehr starken<br />
Co-Abhängigkeit von anderen Industrien<br />
befindet. Er ist letztendlich auch der Lösungsbringer,<br />
weil er nicht nur den Hotelbetrieb<br />
beherrscht, sondern auch mit der Reise- und<br />
Tourismusindustrie verbunden ist. Sollte<br />
dieser für eine bestimmtes Produkt oder<br />
eine Destination nicht die vollen Voraussetzungen<br />
haben, müssen andere Experten wie<br />
Marketingunternehmen, Berater oder Asset<br />
Manager herangezogen werden.<br />
Aus Developer-Sicht: Welche marktbedingten<br />
Szenarien ergeben sich bei einer<br />
geplanten Eröffnung 2020/2021 oder<br />
danach – speziell in Osteuropa?<br />
Es wird eine starke Konsolidierungswelle<br />
kommen und viele Projekte werden auf Eis<br />
gelegt werden. In Osteuropa wird vor allem die<br />
große Bettenkapazität in Prag, Budapest und<br />
Bratislava eine sehr große Herausforderung.<br />
Wien, Salzburg und die anderen westeuropäischen<br />
Städte werden sich etwas schneller von<br />
der Krise erholen.<br />
Für Osteuropa stellt sich die Frage, wie schnell<br />
das Segment Geschäftsreisen wieder das<br />
Niveau von 2019 erreichen wird.<br />
Die Trend-Anlageklasse Hotel wird kurz- bis<br />
mittelfristig an Glanz verlieren, jedoch nach<br />
Konsolidierung der Branche wieder höhere Renditen<br />
als andere Immobilienarten lukrieren.<br />
Die Reise- und Hotelbranche ist eine gesegnete<br />
Industrie. Corona ist nicht das Ende des Reisens.<br />
Längst haben wir uns viel zu sehr an den<br />
Menschheitstraum der globalen Entdeckung<br />
ferner Ziele gewöhnt.<br />
n<br />
1,26 Milliarden Euro Hoteltransaktionen<br />
im Jahr 2019. 94 Hotels sind allein in<br />
Österreich in Planung. Wie wird mit<br />
aktuellen und zukünftigen Developments<br />
umgegangen?<br />
Die im Bau befindlichen Hotels werden fertiggestellt.<br />
Es werden aber sicher Hotels, die in<br />
Planung sind, gestoppt und verzögert werden.<br />
Das hängt von den Prioritäten, der Liquidität<br />
der Stakeholder und der Marktvolatilität im<br />
Segment ab.<br />
<strong>Sommer</strong> 2020<br />
141
Branchen & Services<br />
Portalflucht – eine<br />
neue Unabhängigkeitsbewegung?<br />
Gesprengte Ketten. Nicht alle Makler sind gut auf die großen Immobilienportale zu sprechen.<br />
Manche experimentieren mit alternativen Onlineplattformen, Social-Media-Kanälen oder anderen<br />
Vermittlungswegen wie der eigenen Homepage. Gute Maklersoftware kann sie dabei unterstützen.<br />
Autor: Heimo Rollett<br />
„Größere Herausforderung<br />
ist die<br />
Objektakquise.“<br />
Stefan Mantl,<br />
onOffice<br />
E<br />
tliche Immobilienvermittler kritisieren<br />
die hohen Kosten bei den<br />
alteingesessenen Immobilienportalen,<br />
ihre Marktdominanz, ihre<br />
teils intransparente Preisgestaltung und die<br />
Vielzahl an Zusatzleistungen, die extra zu<br />
zahlen sind. Manche haben dabei das Gespenst<br />
vor Augen, dass große Portale irgendwann selbst<br />
aktiv in die Immobilienvermittlung einsteigen.<br />
Ganz unbegründet scheint dies nicht zu sein,<br />
bieten die Plattformen doch schon heute teilweise<br />
Dienstleistungen an, die eigentlich zum Geschäft<br />
der Makler gehören, wie etwa Marktberichte<br />
und Immobiliengutachten. Ein weiterer Kritikpunkt<br />
ist, dass die Maklerschaft als größte<br />
Kundengruppe der Portale zusätzlich Geld für<br />
potenziell verkaufsbereite Immobilieneigentümer<br />
(Leads) bezahlen muss, obwohl diese<br />
Kontakte letztlich über eine Plattform kommen,<br />
die die Immobilienvermittler mit ihren Angeboten<br />
stark machen.<br />
Einstiege von Investoren vergrößern<br />
Misstrauen<br />
Die zurückliegenden Verkäufe von Portalen,<br />
der Einstieg branchenfremder Investoren<br />
sowie der Erwerb einer Maklersoftwarefirma<br />
durch ein Portal (Scout24 kaufte Flowfact)<br />
vergrößerte die Unruhe innerhalb der Maklerbranche,<br />
denn niemand kann absehen,<br />
welche Strategie die neuen Eigner künftig<br />
verfolgen.<br />
142 ImmoFokus
Dabei scheint es zwei Arten von Maklern zu<br />
geben: Diejenigen, die sich dem Status Quo resigniert<br />
ergeben und behaupten, dass sie nicht<br />
anders könnten, als bei den großen Marktführern<br />
zu inserieren, da über die Plattform die<br />
meisten Anfragen kämen. Die andere Gruppe<br />
sieht sich der Situation weniger ergeben. Sie<br />
laden weniger Objekte beim Marktführer hoch<br />
oder verlassen ihn komplett. Stattdessen setzen<br />
sie auf alternative und günstigere Plattformen,<br />
auf Ebay-Kleinanzeigen oder auf lokale<br />
Portale. Die Erfahrung zeigt, dass weiterhin<br />
qualifizierte Anfragen kommen, wenn sie auch<br />
weniger zahlreich sind. Zudem sind diese Makler<br />
froh, wenn weniger E-Mails und Telefonate<br />
eingehen. „Ihre größere Herausforderung ist<br />
bekanntlich die Objektakquise und die lässt<br />
sich über eigenes Marketing oder das Pushen<br />
der Maklerwebseite besser bewerkstelligen<br />
als über Portale“, erläutert Stefan Mantl, Geschäftsführer<br />
der eigentümergeführten Maklersoftware<br />
onOffice. Die bei den Großportalen<br />
eingesparten Marketingkosten investieren<br />
diese Makler stattdessen in die eigene Firmenwebseite.<br />
Das Ziel: Mit der eigenen Webpräsenz<br />
und einer alternativen Werbestrategie<br />
unabhängiger von den etablierten Portalen<br />
und dadurch freier in unternehmerischen Entscheidungen<br />
zu werden.<br />
Alternative Marketingaktivitäten<br />
Mehrere kleinere österreichische Maklerunternehmen<br />
in ländlichen Raum konnten sich<br />
so schon ganz von den großen Portalen lösen.<br />
Das macht sie fit für die Zukunft, denn die<br />
nächsten Veränderungen stehen schon vor der<br />
Tür. Nicht wenige Proptech-Firmen stiegen in<br />
das Vermittlungsgeschäft von Miet- und zusehends<br />
auch Kaufobjekten ein und das teils mit<br />
geringeren Provisionssätzen für Verkäufer,<br />
Vermieter und Kunden wie sie klassische Makler<br />
aufrufen. Diesen Digitalmaklern müssen<br />
die lokalen Vermittler etwas entgegensetzen.<br />
Kurzum: Makler sind keineswegs auf Gedeih<br />
und Verderb an große Portale „gekettet“ oder<br />
neuen Proptechs ausgeliefert. Immer mehr<br />
Beispiele belegen, dass man mit alternativen<br />
Marketingaktivitäten mindestens ebenso<br />
erfolgreich sein kann. Im Vordergrund sollte<br />
dabei die eigene Webseite stehen. Vermutlich<br />
googeln die meisten Verbraucher nach einer<br />
Immobilie und tippen nicht die Internetadresse<br />
eines Portals in ihre Browserleiste. Dies<br />
eröffnet Maklern neue Chancen. <br />
Fünf Knifff e für das „Portalfasten“<br />
Die eigene Webpräsenz zu stärken und Objekte zusätzlich auf alternativen Wegen zu<br />
vermarkten, macht unabhängig und spart Kosten. Die Maklersoftware onOffice hat<br />
dafür ein paar Tipps auf Lager:<br />
1. GELD SPAREN BEI PORTALEN<br />
Wer auf den großen Portalen nur Lockangebote schaltet, gibt weniger aus und hat<br />
dennoch die nötige Aufmerksamkeit. In der Maklersoftware kann mit wenigen Klicks<br />
festgelegt werden, auf welchen Portalen neue Objekte für wie lange eingestellt werden<br />
(Objektrotation) – Automatisierung lautet das Zauberwort. Bei den Portalangeboten<br />
kann auf weitere Offerte auf der Maklerwebseite verwiesen werden. Außerdem könne<br />
bei der Eingabe entschieden werden, ob Offerte zusätzlich auf der Facebook-Seite der<br />
Maklerfirma und der Webseite präsentiert werden, erklärt Pawel Strzyzewski, Leiter des<br />
onOffice-Bereichs Webdesign.<br />
2. TRAFFIC DER MAKLER-DOMAIN ZUORDNEN<br />
Je mehr Traffic, desto besser das Google-Ranking. Intelligente Services, wie etwa der<br />
360-Grad-Panoramatouren-Anbieter Ogulo, haben häufig eine hohe Verweildauer.<br />
Diese kann der Domain des Maklers zugeschrieben werden, was die Bekanntheit und<br />
die Sichtbarkeit seiner eigenen Webseite fördert.<br />
3. WEBSEITE MIT ANALYSEMÖGLICHKEITEN<br />
Die eigene Webseite kann zum zentralen Vermarktungstool werden. Sie bleibt immer<br />
im eigenen Besitz, niemand erhöht die Preise oder verändert sie willkürlich. Wer seine<br />
Seite ordentlich aufbaut, analysiert das Nutzerverhalten und sorgt für ein gutes Google-<br />
Ranking. Beides ist keine Hexerei mehr, wenn man auf professionelle Baukästen bzw.<br />
Software zurückgreift. Und plötzlich gibt es keinen unbekannten Interessenten mehr.<br />
Besucherzahlen und Verweilzeiten bei den einzelnen Inhalten werden messbar, den<br />
Interessenten können automatisiert weitere Objekte ganz nach deren Interessen<br />
angezeigt werden.<br />
4. LANDINGPAGES FÜR EINZELNE OBJEKTE<br />
Eigene Webseiten für einzelne Objekte, sogenannte Landingpages, werden immer<br />
wichtiger – sie verleihen der Immobilie mehr Wertigkeit und sind die Basis für die<br />
bessere Auffindbarkeit über Google. „Wir haben daher für unsere Kunden die Möglichkeit<br />
geschaffen, für jedes Objekt eine eigene Landingpage zu generieren“, erklärt<br />
onOffice-Chef Stefan Mantl.<br />
5. INTERAKTIONEN OFFENBAREN INTERESSEN<br />
Eine gut gemachte Webseite fördert die Interaktion mit den Nutzern. Die Besucher<br />
erhalten Informationen zum Hausverkauf, zur Vorgehensweise im Falle einer Scheidung,<br />
sie können z.B. über ein Kontaktformular eine Wertermittlung beauftragen, den<br />
Newsletter abonnieren oder sich als Kaufinteressenten eintragen. Kurzum: Es geht<br />
um Content. Und der Betreiber einer Webseite weiß, wen was interessiert – die durch<br />
den Content generierten Verhaltensdaten werden schließlich automatisch gespeichert.<br />
Mit ihnen kann der Makler im Anschluss arbeiten, indem er beispielsweise Kunden<br />
persönlich anspricht oder neu zu vermarktende Objekte zuerst der entsprechenden<br />
„VIP-Gruppe“ anbietet.<br />
<strong>Sommer</strong> 2020<br />
143
Branchen & Services<br />
Dominanz der<br />
Gemeinnützigen<br />
Kleinere Projekte, aber mehr Wohnfläche. Je größer die Nähe zu Wien und den regionalen<br />
Ballungsräumen, desto höher ist der Anteil der gewerblichen Bauträger.<br />
Autor: Andreas Altstädter<br />
144 ImmoFokus
I<br />
m Herbst des Vorjahres wirbelten der<br />
WKÖ-Fachverband der Immobilien- und<br />
Vermögenstreuhänder und die Exploreal<br />
mit der Studie über die Pipeline an<br />
Wohnbauprojekten in Wien gehörig Staub auf.<br />
Nun haben die beiden Kooperationspartner mit<br />
einer Untersuchung über die Wohnsituation in<br />
Niederösterreich nachgelegt. Wie bei der Premiere<br />
stand auch bei der Studie für Niederösterreich<br />
eine umfassende Auswertung anstehender<br />
Großprojekte, von denen wichtige Impulse in<br />
Hinblick auf den Wohnungsmarkt und die Bauwirtschaft<br />
ausgehen, im Fokus.<br />
Über 1.000 Projekte in<br />
Niederösterreich ausgewertet<br />
Um ein typisches Neubau-Bauträgerprojekt<br />
zu charakterisieren, wurden über 1.000 Projekte<br />
in Niederösterreich mit über 30.000<br />
Wohneinheiten ausgewertet. Rund 5.000<br />
Wohneinheiten (überwiegend Wohnungen)<br />
wurden im Detail erfasst und analysiert. „Für<br />
uns ist es nicht nur als Interessenvertreter eine<br />
interessante Abbildung der Ist-Situation, wir<br />
können damit auch unsere Kunden exakt über<br />
derzeitige Bauaktivitäten informieren“, erklärt<br />
Johannes Wild, geschäftsführender Obmann<br />
der Fachgruppe der Immobilien- und Vermögenstreuhänder<br />
Niederösterreich.<br />
Vergleich mit Wien: Projekte in NÖ kleiner,<br />
Wohneinheiten aber mit mehr Wohnfläche<br />
Wie auch in der ersten Studie wurden die in<br />
der Pipeline befindlichen Projekte auf ein „typisches<br />
Durchschnittsprojekt“ heruntergebrochen.<br />
Im Vergleich zu Wien fällt auf, dass die<br />
Projekte in Hinblick auf die Anzahl der Wohneinheiten<br />
deutlich kleiner sind, mehr Wohnfläche<br />
und PKW-Stellplätze aufweisen und die<br />
Wohnungen über einen hohen Terrassen-/<br />
<strong>Sommer</strong> 2020<br />
145
Branchen & Services<br />
DAS „GLÄSERNE“ PROJEKT – WIEN<br />
mit Loggia: 29 %<br />
mit Balkon: 50 %<br />
mit Terrasse: 35 %<br />
mit Garten: 14 %<br />
mit Freifläche: 91 %<br />
1-2 Zi-Wg: 50 %<br />
3 Zi-Wg: 35 %<br />
4+ Zi-Wg: 15 %<br />
aller Wohnungen im Angebot (n = 7.377)<br />
(Loggia/Balkon/Terrasse/Garten)<br />
aller Wohnungen im Angebot (n = 7.483)<br />
ø 0,81 PKW-Stellplätze / Wohnung<br />
arithm. Mittel geeigneter Projekte in<br />
EXPLOREAL (n = 759)<br />
ø 63 Wohnungen / Projekt<br />
arithm. Mittel geeigneter Projekte<br />
in EXPLOREAL (n = 1.570)<br />
ø 65,6 m² Wohnnutzfläche<br />
Median aller Wohneinheiten im<br />
Angebot (n = 7.481)<br />
ø Grundkostenanteil: 1.120 €/m²<br />
arithm. Mittel geeigneter Projekte<br />
in EXPLOREAL (n = 948)<br />
ø 9,1 m² Freiflächen<br />
(Loggia/Balkon/Terrasse)<br />
Median aller Wohneinheiten<br />
im Angebot (n = 7.483)<br />
„Anzahl der Wohnungen<br />
mit vier oder mehr<br />
Zimmern doppelt so<br />
hoch als in Wien.“<br />
Michael Pisecky,<br />
Fachgruppenobmann<br />
der Immobilien- und<br />
Vermögenstreuhänder Wien<br />
Gartenanteil verfügen. Durchschnittlich umfasst<br />
jedes Bauprojekt 25 Wohnungen, diese<br />
haben im Median 76,5 Quadratmeter Wohnnutzfläche,<br />
11,7 Prozent Freifläche (Loggia/<br />
Balkon/Terrasse) und 1,62 PKW-Stellplätze,<br />
rund doppelt so viele wie in Wien (0,81 PKW-<br />
Stellplätze/Wohnung).<br />
„In Wien sind ca. 50 Prozent der neu gebauten<br />
Einheiten 1- oder 2-Zimmerwohnungen und<br />
lediglich 15 Prozent haben vier Zimmer und<br />
mehr. In Niederösterreich ist die Anzahl der<br />
großen Wohnungen – mit vier oder mehr Zimmern<br />
– doppelt so hoch“, analysiert Michael Pisecky,<br />
Fachgruppenobmann der Immobilienund<br />
Vermögenstreuhänder Wien. Dies sei<br />
vor allem dem hohen Prozentsatz an Ein- und<br />
Zweipersonenhaushalten in Wien geschuldet,<br />
aber auch dem höheren Quadratmeterpreis,<br />
weshalb die Wohnungen kleiner sind, um<br />
leistbar zu bleiben. Erwartungsgemäß ist der<br />
Anteil an Eigennutzern, die für die Familie die<br />
Wohnung im Eigentum erwerben, in Niederösterreich<br />
höher als in Wien. Ähnlich hoch zeigt<br />
sich der prozentuelle Anteil der Wohneinheiten<br />
mit Freiflächen in beiden Bundesländern:<br />
97 Prozent sind es in Niederösterreich, immerhin<br />
91 Prozent in der Großstadt Wien.<br />
In NÖ dominieren gemeinnützige Bauträger<br />
mit rund 64 Prozent der Wohnbauten<br />
Bei den Aktivitäten der gewerblichen und gemeinnützigen<br />
Bauträger gibt es einen auffälligen<br />
Unterschied zwischen den beiden Bundesländern.<br />
Alexander Bosak, Mitbegründer und<br />
Geschäftsführer der Exploreal: „Während in<br />
Wien die gewerblichen Bauträger dominieren,<br />
sind es in Niederösterreich die gemeinnützigen.<br />
In Niederösterreich errichten die gemeinnützigen<br />
Bauträger 64 Prozent der Wohnbau-<br />
146 ImmoFokus
DAS „GLÄSERNE“ PROJEKT – NIEDERÖSTERREICH<br />
mit Loggia: 19 %<br />
mit Balkon: 41 %<br />
mit Terrasse: 48 %<br />
mit Garten: 36 %<br />
mit Freifläche: 97 %<br />
1-2 Zi-Wg: 32 %<br />
3 Zi-Wg: 37 %<br />
4+ Zi-Wg: 31 %<br />
aller Wohnungen im Angebot (n = 5.242)<br />
(Loggia/Balkon/Terrasse/Garten)<br />
aller Wohnungen im Angebot (n = 5.356)<br />
ø 1,62 PKW-Stellplätze / Wohneinheit<br />
arithm. Mittel geeigneter Projekte in<br />
EXPLOREAL (n = 1.037)<br />
ø 25 Wohneinheiten / Projekt<br />
arithm. Mittel geeigneter Projekte<br />
in EXPLOREAL (n = 1.218)<br />
Wohnungen: 85 %<br />
ø 76,5 m² Wohnnutzfläche<br />
Median aller Wohneinheiten im<br />
Angebot (n = 5.367)<br />
Reihenhaus/Doppelhaus: 13 %<br />
Einfamilienhaus(-grundstück): 2 %<br />
ø 11,7 m² Freiflächen<br />
(Loggia/Balkon/Terrasse)<br />
Median aller Wohneinheiten<br />
im Angebot (n = 5.365)<br />
aller Wohneinheiten in EXPLOREAL (n = 30.840)<br />
ten, die freifinanzierten Projekte betragen 36<br />
Prozent. In der Bundeshauptstadt werden nur<br />
33 Prozent der Wohnbauprojekte von gemeinnützigen<br />
Bauträgern gebaut, die gewerblichen<br />
Wohnbauträger zeichnen für rund zwei Drittel<br />
der neuen Wohneinheiten verantwortlich. Je<br />
größer die Nähe zu Wien und den regionalen<br />
Ballungsräumen, desto höher ist der Anteil der<br />
gewerblichen Bauträger. „Ein überproportional<br />
großer Anteil der gewerblichen Bauträger<br />
ist – im Verhältnis zur Gesamtverteilung – daher<br />
in den Bezirken Mödling, St. Pölten/Stadt,<br />
Korneuburg, Tulln, Baden und Krems festzustellen“,<br />
ergänzt Exploreal-Mitbegründer<br />
Matthias Grosse.<br />
Die größte Bautätigkeit in Niederösterreich<br />
findet prinzipiell in den – an Wien verkehrstechnisch<br />
gut angebundenen – Städten statt.<br />
Die meisten Projekte sind seit April 2019 im<br />
Industrieviertel (172 Projekte) und Mostviertel<br />
(135 Projekte) in die Vermarktung gekommen.<br />
Regionale Schlusslichter waren das Weinviertel<br />
mit 92 Projekten und das Waldviertel mit 50<br />
Projekten.<br />
More to come<br />
„Aufgrund der großen Resonanz – über die<br />
Immobilienwirtschaft hinaus – werden wir in<br />
den kommenden Monaten die Studie auf alle<br />
österreichischen Bundesländer ausweiten, um<br />
die jeweilige Wohnbausituation zu erheben<br />
und zu analysieren“, kündigt Gerald Gollenz,<br />
stellvertretender Fachverbandsobmann der<br />
Immobilien- und Vermögenstreuhänder,<br />
anlässlich der Präsentation weitere Studien<br />
an. Denn die einzelnen Bundesländer zeigen<br />
eigene Charakteristika bei der Verteilung und<br />
Umsetzung der Wohnprojekte, wie auch die<br />
Studie für Niederösterreich bestätigt.<br />
„In NÖ zeichnen wir für<br />
rund zwei Drittel der<br />
neuen Wohneinheiten<br />
verantwortlich.“<br />
Alexander Bosak,<br />
Exploreal<br />
<strong>Sommer</strong> 2020<br />
147
Green Deal:<br />
Fluch oder Segen<br />
10. Kongress der IG Lebenszyklus Bau. Strategien für eine nachhaltige Stadt-, Raum- und<br />
Gebäudeentwicklung in Österreich und in der Europäischen Union.<br />
F<br />
ür die Bau- und Immobilienwirtschaft<br />
steht 2020 im Zeichen von Klimawandel<br />
und den Folgen der Corona-<br />
Pandemie. Während vor allem die<br />
Auswirkungen der Corona-Pandemie für viele<br />
Branchenmitglieder und Bauherren eine gigantische<br />
Herausforderung darstellen, eröffnen<br />
New-Work-Modelle verstärkt ein notwendiges<br />
digitales und integrales Arbeiten. Dieses neue<br />
Arbeiten fördert ein interdisziplinäres Denken,<br />
Planen und Umsetzen sowie eine neue Transparenz<br />
auf die nachhaltige Gebäude-, Raum- und<br />
Stadtplanung.<br />
Intensiver Austausch<br />
Der 10. Kongress der IG Lebenszyklus Bau<br />
am 20. Oktober 2020 dient dem intensiven<br />
Austausch zwischen nationaler und internationaler<br />
Politik, Bauherren und Vertretern der<br />
Bau- und Immobilienbranche und greift die<br />
Themen rund um Mobilität, Vernetzung und<br />
Verknappung als wesentliche Faktoren im<br />
Hinblick auf den europäischen Green Deal auf.<br />
Die IG Lebenszyklus Bau nimmt im Arbeits-<br />
programm sowie mit dem Kongress 2020 die<br />
gesellschaftliche Verantwortung der Bau- und<br />
Immobilienbranche beim Klimaschutz wahr:<br />
Die Arbeitsgruppen des Vereins, zu denen führende<br />
Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft,<br />
Forschung und Politik zählen, erörtern, diskutieren<br />
und entwickeln Problemstellungen und<br />
innovative Strategien und Lösungsansätze.<br />
Innovationsschübe nach Corona<br />
Wie eröffnen New-Work-Modelle neue Perspektiven<br />
für Klimaschutz und Digitalisierung?<br />
Was sind die Grundlagen einer zukunftsfähigen<br />
Gesellschaft? Klimaschutz und New<br />
Economy? Ein Widerspruch? Wie tragen<br />
Gebäude zum nachhaltigen Klimaschutz bei?<br />
Der europäische Green Deal und seine Rahmenbedingungen:<br />
Fluch oder Segen? Wie<br />
planen, bauen, finanzieren und betreiben wir<br />
bis 2040? Nachhaltig durch Verzicht oder<br />
nachhaltig durch technologische Innovation?<br />
Mit diesen Fragen beschäftigen sich am 20.<br />
Oktober im Rahmen des 10. Kongresses der<br />
IG Lebenszyklus Bau rund 20 hochkarätige<br />
Speaker in Keynotevorträgen, Diskussionen<br />
und Arbeitsergebnispräsentationen, darunter<br />
ein hochrangiger Vertreter der Europäischen<br />
Kommission, der frühere weltweite Kampagnendirektor<br />
von Greenpeace, Wolfgang<br />
Pekny, Jürgen Schneider (Sektionschef im<br />
Bundesministerium für Klimaschutz), Roland<br />
Bechmann (Vorstandsmitglied der Werner<br />
Sobek AG), Christoph M. Achammer (ATP architekten<br />
ingenieure), Klaus Reisinger (iC consulenten),<br />
Brigitte Karigl (Umweltbundesamt),<br />
Tim Schabert (KPMG), Walter Hammertinger<br />
(Value One), Berthold Lindner (Heid & Partner<br />
Rechtsanwälte), Erich Thewanger (KPMG),<br />
Wolfgang Kradischnig (DELTA), Karl Friedl<br />
(M.O.O.CON), u.v.m …<br />
Der Kongress richtet sich an innovative Bauherren,<br />
Projektentwickler und Stadtplaner<br />
und weitere Vertreter der Bau- und Immobilienbranche.<br />
Der Termin verspricht intensives<br />
Networking mit rund 200 Teilnehmern, Zukunftstrends<br />
und topaktuelle Branchennews.<br />
www.ig-lebenszyklus.at/kongress2020<br />
Foto: Leo Hagen/IG Lebenszyklus Bau: Kongress der IG Lebenszyklus Bau<br />
148 ImmoFokus
Advertorial<br />
Umsatzsteuer anlässlich<br />
COVID-19<br />
Umsatzsteuerliche Auswirkungen auf Vermieter und Mieter<br />
Die umsatzsteuerlichen Meldepflichten<br />
laufen trotz Corona unverändert<br />
weiter. Im Falle einer<br />
Zahllast kann geprüft werden,<br />
ob die Einbringung eines Stundungsantrages<br />
möglich ist. Hierzu ist die konkrete Betroffenheit<br />
des Abgabepflichtigen glaubhaft zu<br />
machen. Weiters ist eine entsprechende Liquiditätsplanung<br />
erforderlich.<br />
der laufenden Zurverfügungstellung des Mietobjekts.<br />
Stundet der Vermieter dem Mieter die<br />
Miete, ist daher vom Vermieter weiterhin Umsatzsteuer<br />
in voller Höhe zu erklären und abzuführen.<br />
Der Mieter (Sollbesteuerung) ist vorsteuerabzugsberechtigt<br />
nach den allgemeinen<br />
Regeln, wenn er die Leistung erhalten hat und<br />
eine ordnungsgemäße Rechnung übermittelt<br />
wurde.<br />
Die Vermietung von Geschäftsräumlichkeiten<br />
(zB Büro, Geschäftslokal) ist von der Umsatzsteuer<br />
befreit. Es ist jedoch eine Option zur<br />
Umsatzsteuerpflicht möglich, wenn der Mieter<br />
die Geschäftsräumlichkeit nahezu ausschließlich<br />
(95 %) für Umsätze verwendet, die den<br />
Vorsteuerabzug nicht ausschließen. In diesem<br />
Fall kommt ein 20 %iger Umsatzsteuersatz zur<br />
Anwendung. Wohnungen sind zwingend mit<br />
10 % Umsatzsteuer zu vermieten.<br />
Stundung der Miete bewirkt keine Reduktion<br />
der Umsatzsteuer<br />
Die Umsatzsteuerschuld (Sollbesteuerung)<br />
entsteht mit der Leistungserbringung, dh mit<br />
Reduktion und Ausfall der Miete<br />
Eine Minderung der Umsatzsteuerbemessungsgrundlage<br />
des Vermieters ist erst<br />
gegeben, wenn eine Reduktion des Mietentgelts<br />
zwischen Vermieter und Mieter vereinbart<br />
wurde. Eine zweifelhafte Forderung (zB<br />
Miete ist überfällig) rechtfertigt noch nicht<br />
eine Minderung der Bemessungsgrundlage.<br />
Erst wenn eine Forderung tatsächlich uneinbringlich<br />
wird (zB Insolvenz, Gerichtsurteil)<br />
kommt es zu einer Minderung der Bemessungsgrundlage<br />
zu diesem Zeitpunkt. Im Fall<br />
einer Reduktion oder Uneinbringlichkeit der<br />
Miete ist auch der Vorsteuerabzug beim Mieter<br />
zu reduzieren.<br />
Harald Galla,<br />
Wirtschaftsprüfer und Steuerberater<br />
bei LeitnerLeitner Wien. Er ist spezialisiert<br />
auf Immobilientransaktionen.<br />
Vorsicht ist bei Dauerrechnungen geboten.<br />
Diese gelten als Anzahlungsrechnungen. Wird<br />
die Miete gestundet und verspätet gezahlt,<br />
besteht ein Risiko, dass der Mieter keinen Vorsteuerabzug<br />
hat. Bei Stundungen und Reduktionen<br />
der Miete sollte daher für jede Periode<br />
eine korrekte Rechnung ausgestellt werden. •<br />
Fotos: Franz Helmreich, Zhu Difeng<br />
LeitnerLeitner<br />
Wirtschaftsprüfer Steuerberater<br />
Am Heumarkt 7<br />
A-1030 Wien<br />
Tel: +43 /1/718 98 90<br />
Fax: + 43 /1/718 98 90 - 804<br />
E-Mail: wien.office@leitnerleitner.com<br />
<strong>Sommer</strong> 2020<br />
149
Branchen & Services<br />
Virusbedingtes<br />
Kommunikationsvakuum<br />
Bestens genutzt. Marken wie EHL, Signa und BIG erhöhten während des<br />
Lockdowns ihre Medienpräsenz und zogen ihren Mitbewerbern davon.<br />
Ranking österreichischer Immobilienunternehmen<br />
nach Medienpräsenenz<br />
D<br />
ie Medienresonanzanalyse des<br />
Observer über die Branchenkommunikation<br />
spricht eine klare<br />
Sprache: Während die einen den<br />
Stillstand nutzten, um ihre Medienpräsenz zu<br />
erhöhen, fielen die anderen in einen Kommunikationstiefschlaf.<br />
Exklusiv für den ImmoFokus<br />
hat der Observer die Zahlen analysiert. So<br />
wurden im Jänner 351 Berichte über die stärksten<br />
Player in der Branche beobachtet. Das<br />
entspricht einer medialen Präsenz von 135<br />
Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Im Februar<br />
wurden sogar 404 Clippings erfasst, die allerdings<br />
mit 106,6 Prozent in etwa auch der Menge der<br />
Vorperiode entsprachen.<br />
Im März hinterließ die COVID-19-Krise zum<br />
ersten Mal ihre Spuren. Die Medienpräsenz<br />
sank in diesem Monat mit 333 Clippings auf<br />
knapp 70 Prozent des Vorjahres. Speziell<br />
in den ersten beiden Wochen ließ sich die<br />
Schockstarre messen. „Die Nachfrage nach<br />
Immobilien ging in dieser Phase stark zurück“,<br />
erklärt Bernhard Reikersdorfer, CEO von RE/<br />
MAX. „Zeitgleich mit der Kommunikation<br />
über Immobilien.“<br />
Neue Kommunikationstaktik<br />
Bestimmte Marken drehten den Spieß um und<br />
nutzten das während der Krise entstandene<br />
Kommunikationsvakuum zur Steigerung der<br />
eigenen Präsenz. EHL etwa dominierte die<br />
Branchenkommunikation im März, Signa<br />
übernahm im April den ersten Platz und BIG<br />
RE/MAX<br />
Signa<br />
BIG<br />
EHL<br />
Raiffeisen Immobilien<br />
Otto Immobilien<br />
UBM<br />
CA Immo<br />
Immofinanz<br />
CBRE<br />
BUWOG<br />
Sorawia<br />
IMMOunited<br />
6B47<br />
STRABAG<br />
S Immo<br />
Rustler<br />
ARE<br />
Pema<br />
Seestadt Aspern<br />
Zeitraum: 01.01. – 09.07.2020<br />
sowie Otto Immobilien zeigten im Mai die<br />
stärkste Clippingzahl. Das aktuelle Ranking<br />
der präsentesten Immobilienunternehmen<br />
von Jänner bis Juli 2020 zeigt, dass sich die<br />
Anstrengungen bezahlt machten. Die Marken,<br />
die während der Krise ihre Kommunikationsstrategie<br />
ausbauten, scheinen in der Rangliste<br />
unter den Top 10 auf.<br />
Innovationsgeist bewies die Immobilienbranche<br />
durch die rasche Integration von<br />
0 50 100 150 200 250 300 350 400 450 500 550 600<br />
Sell-Touchpoints. Ab März wurde verstärkt<br />
auf virtuelle Besichtigungsmethoden gesetzt,<br />
um Kunden zu erreichen. 343 Clippings, der<br />
Großteil davon im März, berichteten in Folge<br />
über die Vorteile, wenn Besichtigungstermine<br />
auf der eigenen Couch stattfinden. Wie<br />
rasch sich dieses Angebot verbreitete, belegt<br />
auch die Anzahl der Unternehmen, die nun<br />
eine virtuelle Besichtigung anbieten: Binnen<br />
einem Monat boten doppelt so viele Immobilienfirmen<br />
einen digitalen Rundgang an. <br />
150 ImmoFokus
Buchtipps<br />
EDITOR´S<br />
CHOICE:<br />
Lesenswert!<br />
Richard Bauer, Andreas Neiß, Clemens Westreicher, Helmut Zolles<br />
Tourismus nach COVID-19<br />
350 Seiten<br />
ISBN: 9783714303537<br />
Linde Verlag | 2020<br />
€ 29,00<br />
Der Tourismus ist eine der am stärksten von der Corona-Krise betroffenen Branchen. Wirtschaftsprognosen<br />
gehen davon aus, dass zahlreiche Betriebe in existenzielle Schwierigkeiten kommen bzw. die Folgewirkungen<br />
der COVID-19-Krise nicht überstehen wird. Für das Überleben ist es daher sehr wichtig, Strategien und<br />
Geschäftsmodelle an die neuen Marktgegebenheiten anzupassen oder gänzlich neu auszurichten. Dieses Werk<br />
zeigt, welche Möglichkeiten Orte, Regionen, Beherbergungsbetriebe und Attraktionspunkte nun haben, um<br />
sich für die Zukunft nach Corona bestmöglich aufzustellen und sich zu erholen. Es werden Schlüsselthemen<br />
eines zukunftsstarken Tourismus von ausgewählten Experten genau beleuchtet, die für eine erfolgreiche Neuausrichtung<br />
bedacht werden sollten.<br />
Constantin Hofer<br />
Hypothekar- und<br />
Immobilienkreditverträge<br />
mit Verbrauchern<br />
Richard Bauer, Andreas Neiß, Clemens<br />
Westreicher, Helmut Zolles<br />
Platow Spezial<br />
Immobilien <strong>Sommer</strong><br />
2020<br />
220 Seiten<br />
ISBN: 978-3-214-02066-8<br />
Manz Verlag | 2020<br />
€ 52,00<br />
Ein Wohnbaukredit ist den meisten Fällen die größte finanzielle Verpflichtung im Leben<br />
eines Verbrauchers. Sowohl für ihn, aber auch für den Kreditgeber sind umfangreiche<br />
gesetzliche Vorgaben auf Basis des Hypothekar- und Immobilienkreditgesetzes<br />
zu beachten, die von wirtschaftlicher Wichtigkeit für beide Seiten sind. Diese Ausgabe<br />
befasst sich mit dem Anwendungsbereich des HIKrG, die verpflichtende Kreditwürdigkeitsprüfung<br />
samt zivilrechtlichen Sanktionen und Bedenkfristen vor Vertragsabschluss<br />
und Rücktrittsrechte. Es werden außerdem die Unterschiede zur bisherigen<br />
Rechtslage und der Rechtsvergleich mit Deutschland untersucht. Es beinhaltet auch<br />
praktische Hinweise und Lösungsvorschläge.<br />
40 Seiten<br />
ISBN: 978-3-943145-48-9<br />
PLATOW Verlag | 2020<br />
€ 39,00<br />
Die Corona-Pandemie und der Lockdown haben die Investmentmärkte durcheinandergewirbelt.<br />
Ob die Erholung der Börsen trägt, ist ebenso unklar wie die<br />
Auswirkungen der staatlichen Hilfsprogramme. Wegen Zinsflaute und fehlender<br />
Alternativen wird aber weiter auf Immobilien gesetzt. Der aktuelle Konjunktureinbruch<br />
hinterlässt auch dort Spuren und wo Nutzer wegfallen, wird es schwierig.<br />
Betroffen sind jedoch nur einzelne Sparten wie Hotels, und Trend zum Onlinehandel<br />
könnten sich verstärken. Krisengewinner sind die Bereiche Logistik und Wohnen.<br />
Genau hinschauen ist wichtig wenn Sie ihr Geld sicher durch volatile Zeiten<br />
bringen wollen.<br />
Stefan Artner, Katharina Kohlmaier<br />
Praxishandbuch Immobilienrecht<br />
512 Seiten<br />
ISBN: 9783707341201<br />
Linde Verlag | 2020<br />
€ 99,00<br />
Das Immobilienrecht ist, aus der Praxis betrachtet. Der Themenbogen umfasst alle rechtlichen und steuerlichen Aspekte im Lebenszyklus<br />
einer Immobilie – vom Grundstückskauf und der Errichtung eines Gebäudes über Asset Management und Vermietung der Immobilie bis<br />
hin zur Verwertung. Diese Werk befasst sich unter anderen mit dem allgemeinen Liegenschaftsrecht, Kauf von Liegenschaften, Grundverkehrsrecht,<br />
Grundbuchsrecht sowie dem Baurecht und Superädifikat. Weiters werden das Mietrecht im ABGB und MRG, das Wohnungseigentumsrecht,<br />
das Bauträgervertragsrecht sowie Steuern und Abgaben beim Liegenschaftserwerb behandelt. Alles wichtige über das<br />
Raumordnungs- und Baurecht kann hier auch nachgeschlagen werden.<br />
Das Buch ist ein Nachschlagewerk für in verschiedenen Bereichen der Immobilienwirtschaft tätige Personen. Es richtet sich damit gleichermaßen<br />
an Juristen wie an Nichtjuristen – sowohl an Mitarbeiter in Anwaltskanzleien, Notariaten, Rechtsabteilungen, Banken und<br />
Versicherungen als auch an Makler, Immobilientreuhänder, Projektmanager, Bauherren und selbst verwaltende Eigentümer.<br />
<strong>Sommer</strong> 2020<br />
151
Advertorial<br />
Gewerbe-Know-how<br />
für ganz Österreich<br />
RE/MAX Commercial<br />
RE/MAX verfolgt einen, für Österreich einzigartigen, Zugang zum Gewerbegeschäft.<br />
Während die lokalen RE/<br />
MAX-Büros Immobilien-<br />
Flächen, Grundstücke oder<br />
lokale Projekte liefern,<br />
bringt die Gewerbe-Sparte von RE/MAX<br />
Österreich beispielsweise ihre Expertise<br />
in den Bereichen Retail, Hotel, Logistik<br />
oder in der Projektentwicklung ein. Dieser<br />
gemeinschaftliche Ansatz bringt für Kunden<br />
von RE/MAX den zentralen Vorteil, lokales<br />
Know How mit überregionaler Kompetenz<br />
verbinden zu können – ein gerade in<br />
wirtschaftlichen Zeiten ganz wichtiger Vorteil.<br />
Dies spiegelt sich auch in der Analyse und<br />
im Wissen über lokale Märkte wider. Denn<br />
auch heuer hat sich RE/MAX Commercial<br />
den Gewerbe-Immobilienmarkt abseits<br />
der Bundeshauptstadt Wien ganz genau<br />
angesehen und dabei durchaus interessante<br />
Entwicklungen herausgearbeitet. Die höchste<br />
Steigerung der Büro-Spitzenmieten wurde<br />
Mag. Stefan Krejci,<br />
Geschäftsführer von RE/MAX<br />
Commercial Group<br />
2019 in Bregenz verzeichnet. Diese stiegen,<br />
vor allem aufgrund der Tatsache, dass es<br />
de facto keine Neuentwicklungen gibt,<br />
von € 12,-/m² auf rund € 15,-/m². Deutliche<br />
Steigerung der Spitzenmieten analysierte<br />
RE/MAX Commercial auch in Klagenfurt<br />
(+ 15 % auf € 11,-/m²) und in Salzburg, wo<br />
eine Steigerung um rund 8 % auf € 13,50/<br />
m² zu verzeichnen gewesen ist. „Gerade die<br />
Steigerung in Klagenfurt und Salzburg ist<br />
insofern für uns überraschend gewesen, weil<br />
es doch eine, für die dortigen Verhältnisse,<br />
durchaus spannenden Neuflächenproduktion<br />
gegeben hat,“ erklärt Mag. Stefan Krejci. In<br />
den restlichen Landeshauptstädten wurde<br />
großteils eine „Seitwärtsbewegung“ bei<br />
den Spitzenmieten festgestellt. „Linz, St.<br />
Pölten, Innsbruck und Graz sind sehr stabile<br />
Märkte, wenn es um die Entwicklung der<br />
Spitzenmieten geht,“ fasst Krejci weiter<br />
zusammen. Interessante Entwicklungen<br />
spiegeln sich auch im Markt für Retail-<br />
Immobilien wider. Der stationäre Handel ist<br />
seit geraumer Zeit aus vielen Gründen unter<br />
Druck. „Das ist nicht alleine auf den Online-<br />
Handel zurückzuführen, der österreichische<br />
Handel kämpft auch mit steuerlichen oder<br />
bürokratischen Ungleichgewichten,“ hält<br />
Krejci fest. In Bezug auf die Spitzenmieten<br />
hat die dynamischste Entwicklung 2019 in<br />
Klagenfurt stattgefunden. Hier stiegen die<br />
Mieten um ca. 12 % auf € 28,-/m². Leichte<br />
Steigerungen gab es auch in Linz oder in<br />
Innsbruck. „Die absoluten Top-Lagen in<br />
den Landeshauptstädten sind aktuell nicht<br />
von Mietrückgängen betroffen, die Lage<br />
ändert sich aber in den guten und vor allem<br />
durchschnittlichen Lagen. Hier wird es auch in<br />
Zukunft vermehrt zu Leerstehungen kommen<br />
oder ehemaligen Handelsgeschäfte werden<br />
anderen Nutzungsarten zugeführt werden.“<br />
Weitere Details zu aktuellen Markttrends<br />
können übrigens kostenfrei auf www.remax.<br />
at/presse/presseaussendungen abgerufen<br />
werden. Weitere Detailberichte bspw. für den<br />
regionalen Retail- und Logistikmarkt werden<br />
2020, dann auch mit den Auswirkungen der<br />
Corona-Krise, noch präsentiert. <br />
•<br />
Firmensitz<br />
RE/MAX Commercial Group<br />
RCG Immobiliendienstleistungs GmbH<br />
Schwarzenbergplatz 6, 1030 Wien<br />
Kontakt<br />
Mag. Stefan Krejci<br />
Geschäftsführer<br />
+43 190 890 50-0<br />
office@remax-commercial.at<br />
Fotos: kommunikationsagentur-sengstschmid<br />
152 ImmoFokus
Gute Aussichten<br />
Smart Cities, Stadtklima, Architektur, Sozialer<br />
Wohnbau, Nachhaltigkeit, Büros, Wohnungslosigkeit,<br />
Hotellerie, Revitalisierung, Luxus,<br />
Wohnraumgestaltung, Stadtplanung, Investments,<br />
Grätzelentwicklung, …<br />
Wir haben die Gegenwart und Zukunft von<br />
Wohnen und Bauen im Blick.<br />
Jeden Samstag in Ihrer „Presse“ und unter:<br />
DiePresse.com/immobilien<br />
<strong>Sommer</strong> 2020<br />
153
IMPRESSUM<br />
Vorschau<br />
Lesen Sie im<br />
ImmoFokus Herbst:<br />
Neustart . Die große COVID-19 Umfrage.<br />
Wohnen & Zinshaus - Serielles Bauen - Vertiefte Wertschöpfung<br />
– Vertikale Wertschöpfungsketten - Finanzierung<br />
- Immobilienbewertung - 30 unter 30 - Zu<br />
Tisch mit … - Das große Interview mit …<br />
Medieneigentümer<br />
Real Estate Media Group GmbH<br />
Handelskai 94-96<br />
A-1200 Wien<br />
Tel. +43 1 890 18 26-100<br />
office@media-group.immo<br />
www.media-group.immo<br />
Herausgeber<br />
Mag. Michael Neubauer<br />
Chefredaktion<br />
Mag. Lisa Grüner<br />
Grafik & Layout<br />
Marianne Pratscher, Sibylle Exel-Rauth<br />
Lektorat<br />
Mag. Bettina Trauner<br />
Redaktion<br />
Amelie Miller, Ferdinand Neubauer<br />
ERSCHEINUNGSTERMIN: Herbst 2020<br />
Aktuell informiert auf:<br />
www.immo-fokus.at<br />
Autoren dieser Ausgabe<br />
Andreas Altstädter, Patrick Baldia, Lisa Grüner,<br />
Amelie Miller, Ferdinand Neubauer, Michael<br />
Neubauer, Heimo Rollett sowie die Kommentatoren.<br />
Fotos<br />
wenn nicht anders angegeben:<br />
Real Estate Media Group / Katharina Schiffl,<br />
Real Estate Media Group / Michael Hetzmannseder<br />
Druck<br />
Ferdinand Berger & Söhne Ges.m.b.H<br />
DER IMMOFOKUS WENDET SICH IM SINNE<br />
DER GLEICHSTELLUNG GLEICHERMASSEN AN<br />
FRAUEN UND MÄNNER. AUS GRÜNDEN DER<br />
ÜBERSICHTLICHKEIT UND VERSTÄNDLICHKEIT<br />
KANN ES BEI DEN BEITRÄGEN VORKOMMEN,<br />
DASS NUR DIE MASKULINE ANSPRECHFORM<br />
VERWENDET WIRD.<br />
ImmoFokus ist Mitglied bei:<br />
154 ImmoFokus
QBC in Wien – Hotel, Büro, Wohnen<br />
wir<br />
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entwickeln.<br />
UBM ist der führende Hotelentwickler<br />
in Europa – und auch<br />
in den Asset- Klassen Büro und<br />
Wohnen international erfolgreich.<br />
In Deutschland, Österreich<br />
und Polen realisieren wir urbane<br />
Großprojekte in den besten<br />
Lagen. Unsere Aktie punktet<br />
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Tschechien, der Slowakei und Ungarn.