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Unter der Staleke 220, Winter 2020

Die STALEKE erscheint vier Mal im Jahr und wird kostenlos an alle Haushalte der Gemeinde Hagen im Bremischen verteilt.

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Stadt von morgen – Wohin geht die Reise? –<br />

22 Millionen Senioren haben keine Lobby<br />

Eine Stadt ist nie fertig! Immer<br />

neue Probleme tauchen auf,<br />

die zu immer neuen Aktivitäten<br />

führen müssen. Es bedarf<br />

also vieler kluger Player in den<br />

Rathäusern, die gemeinsam das<br />

Schiff durch die momentanen<br />

Stürme lenken können. Ideologien<br />

helfen Utopia da wenig.<br />

Vielmehr ist die Zeit reif für<br />

Pragmatiker, die mit Hand und<br />

Herz mutig aufzeigen, wohin<br />

künftig die Reise in Urbania<br />

geht. Das wollen die Menschen<br />

wissen. Das wollen sie zumindest<br />

verstehen. Denn geht es<br />

<strong>der</strong> Stadt gut, geht es auch<br />

den Bürgern gut, geht es den<br />

Bürgern gut, haben Populisten<br />

keine Chance! Dafür haben Zukunftsforscher<br />

Hochkonjunktur.<br />

Sie übernehmen für uns<br />

offenbar das Vorausdenken.<br />

Die Frage, die uns umtreibt –<br />

bei all den Wohltaten, die uns<br />

die Künstliche Intelligenz verspricht<br />

– ist noch zu klären: Wo<br />

und wie leben wir künftig am<br />

besten? In <strong>der</strong> gemütlichen Mega-Town<br />

o<strong>der</strong> in einem chaotischen<br />

Moloch? Denn zurzeit ist<br />

die Landflucht wie<strong>der</strong> in aller<br />

Munde: zurück in die City, ins<br />

Leben, dort, wo <strong>der</strong> Puls <strong>der</strong><br />

Zeit pulsiert! Weltweit leben<br />

bald 80 Prozent <strong>der</strong> Menschen<br />

in riesigen urbanen Ballungsgebieten<br />

– sagen uns die cleveren<br />

Gurus voraus. Ich meine:<br />

Das funktioniert aber nur, wenn<br />

wir jetzt damit beginnen, mögliche<br />

Probleme in Future-Polis<br />

zu erkennen und im Vorfeld<br />

abzuwenden. Also: Prophylaxe<br />

für die Millionenstädte und<br />

Ballungsräume. Denn Abgase,<br />

Wohnraum, Sicherheit, Sauberkeit,<br />

Mobilität, Integration,<br />

Arbeitsplätze und die Versorgung<br />

<strong>der</strong> älter werdenden Bevölkerung<br />

sind Kriterien, die<br />

wir heute schon erkennen und<br />

„behandeln“ müssten. Fortschrittsglaube<br />

allein reicht da<br />

nicht aus!<br />

Wulf Mämpel (mit<br />

Bundesverdienstkreuz<br />

ausgezeichnet),<br />

stellvertreten<strong>der</strong><br />

Chefredakteur LION,<br />

Autor und langjähriger<br />

Lokalchef <strong>der</strong> WAz<br />

Niemand wagt es, den Deutern<br />

<strong>der</strong> Welt von morgen mal ins<br />

Konzept zu spucken. Wollen wir<br />

denn all das, was man uns wortgewandt<br />

verheißt, denn wirklich?<br />

Gibt es nur die Alternative<br />

digital o<strong>der</strong> analog? Müssen wir<br />

uns diesem Diktat unterwerfen<br />

wie bei <strong>der</strong> Mode den oft<br />

schrägen Designern? Der kühne<br />

Staatsmann Perikles wusste<br />

es vor über 2.400 Jahren: „Die<br />

Menschen, nicht die Häuser<br />

machen eine Stadt aus“.<br />

Schon jetzt wird trotz <strong>der</strong> Landflucht<br />

<strong>der</strong> Tod <strong>der</strong> riesigen Innenstädte<br />

vorausgesagt: Grund<br />

sind Online-Handel, Internet-<br />

Shopping, Katalogverkauf und<br />

ein damit verbundener gigantischer<br />

Zustellservice. Das bringt<br />

die Städte zunehmend in Bedrängnis:<br />

Was wird künftig mit<br />

den leerstehenden Verkaufsflächen<br />

im Handel und den überdimensionierten<br />

Bürotürmen in<br />

den Innenstädten geschehen,<br />

wenn das Home-Office den<br />

Weg ins Büro erspart und <strong>der</strong><br />

Wert dieser Immobilien sinkt?<br />

Die Flächen könnten schicke City-Wohnungen<br />

werden, wenn<br />

sie zu bezahlen sind! Bürgermeister<br />

aller Län<strong>der</strong>, vereinigt<br />

euch, könnte man meinen, um<br />

einen Absturz in unregierbare<br />

Townships zu verhin<strong>der</strong>n.<br />

Bäume wachsen nicht in den<br />

Himmel, denn die oft beneideten<br />

Player begannen ja auch in<br />

Garagen und scheitern in Hochhäusern.<br />

Für uns Lions bedeutet das eine<br />

Fülle von Aktivitäten in Gegenwart<br />

und Zukunft, denn es wird<br />

wohl so sein, dass die Vorzüge<br />

von Stadt und Land sich bedingen,<br />

wenn die Zukunfts-Weisen<br />

beide Lebensräume verbinden:<br />

Ohne ein attraktives Umland<br />

verlieren die Städte, ohne attraktive<br />

Städte verödet das Umland.<br />

Unser Motto <strong>der</strong> Zukunft<br />

sollte daher sein: Lebensqualität<br />

first! Und: Wir sollten nicht<br />

jedem Affen Zucker geben!<br />

Die Frage ist aber auch: Welche<br />

Rolle spielen die 22 Millionen<br />

Seniorbürger in unserem Land<br />

im Rahmen dieses Verteilungskampfes?<br />

Geht die Verteufelung<br />

des Pkw munter weiter,<br />

nimmt <strong>der</strong> Fahrradboom so extrem<br />

zu, dass viele Senioren zu<br />

Hause bleiben müssen, da sie<br />

aus vielerlei Gründen nicht aufs<br />

Rad steigen o<strong>der</strong> alles zu Fuß<br />

erledigen können? In all diesen<br />

Debatten fallen niemals die beiden<br />

Worte „Alter Mensch“.<br />

Die Begriffe Humanismus und<br />

Eigenverantwortung sollten<br />

wie<strong>der</strong> in all diesen Debatten<br />

auftauchen: Denken und Handeln<br />

im Bewusstsein <strong>der</strong> Würde<br />

des Menschen im gemeinsamen<br />

Streben nach Menschlichkeit,<br />

das auch die Begriffe Solidarität,<br />

Emphase, Ehrenamt<br />

beinhalten. Humanismus als<br />

Menschenrecht in einer Metropole<br />

ist das beste Mittel gegen<br />

den schleichenden, zerstörerischen<br />

Immerschlimmerismus<br />

und die neu aufkeimende Gewalt<br />

in unseren Innenstädten.<br />

Vielleicht kommen dann auch<br />

Respekt, Dankbarkeit und<br />

Rücksichtnahme in einem zeitgemäßen<br />

Wertekatalog wie<strong>der</strong><br />

in Mode. s<br />

Quelle: offizielles Magazin von Lions Club<br />

International, Ausgabe Juli/August <strong>2020</strong>.<br />

Wiebcke Otten<br />

UNTER DER STALEKE WINTER <strong>2020</strong> | 41

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