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Unter der Staleke 220, Winter 2020

Die STALEKE erscheint vier Mal im Jahr und wird kostenlos an alle Haushalte der Gemeinde Hagen im Bremischen verteilt.

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Oben angekommen, staunt <strong>der</strong><br />

Geologe dann über die wun<strong>der</strong>schöne<br />

Kulisse, die sich vor<br />

seinen Augen auftut und in <strong>der</strong><br />

er arbeiten darf – manchmal<br />

kommt es ihm vor wie in einem<br />

Film.<br />

Dr. Johann P. Klages an Bord des<br />

Forschungsschiffes „Polarstern“<br />

während einer Expedition in die<br />

Westantarktis.<br />

Würde man eine Dokumentation<br />

über die Polarregionen<br />

<strong>der</strong> Erde drehen, wäre sie wahrscheinlich<br />

sehr bewegend und<br />

das Ende offen. Denn das Paradies<br />

ist bedroht. Nord- und Südpol<br />

sind vom Klimawandel beson<strong>der</strong>s<br />

betroffen. Im Frühjahr<br />

dieses Jahres wurden erstmals<br />

über 20 Grad Celsius in <strong>der</strong> Antarktis<br />

gemessen. Das „ewige<br />

Eis“ schmilzt.<br />

„Die Polargebiete sind nicht nur<br />

faszinierend und wun<strong>der</strong>schön,<br />

sie sind auch wichtig für uns<br />

alle. Die Antarktis funktioniert<br />

wie ein riesiger Kühlschrank <strong>der</strong><br />

Erde, <strong>der</strong> Wetter und Klimasystem<br />

in Grenzen hält“, so Klages.<br />

C H. Pälika, MARUM<br />

Welche Prozesse sind voneinan<strong>der</strong><br />

abhängig? Wie wirkt sich<br />

das wie<strong>der</strong>um auf die Atmosphäre<br />

aus? Lassen sich daraus<br />

Vorhersagen für das gesamte<br />

Klimasystem ableiten? Der Geologe<br />

will die Polargebiete und<br />

<strong>der</strong>en Bedeutung im System<br />

Erde besser verstehen.<br />

Und ihm ist das geglückt, wovon<br />

viele Wissenschaftler/innen<br />

träumen: Ein Sensationsfund,<br />

über den im Frühjahr bundesweit<br />

in den Medien berichtet<br />

wurde. Bei Bohrungen in <strong>der</strong><br />

Westantarktis stoßen Klages<br />

und sein Forscherteam auf die<br />

Reste eines alten Waldbodens<br />

aus <strong>der</strong> mittleren Kreidezeit 1:1<br />

von vor 90 Millionen Jahren. Die<br />

Analyse bringt erstaunliche Erkenntnisse<br />

hervor: Als die Dinosaurier<br />

lebten, muss die Antarktis<br />

eisfrei gewesen sein. In<br />

<strong>der</strong> Nähe des Südpols wuchs<br />

damals ein gemäßigter Regenwald<br />

– und das trotz einer viermonatigen<br />

Polarnacht. Durchschnittstemperatur:<br />

Zwölf<br />

Grad, zwei Grad wärmer als in<br />

Deutschland 2019. „Wir wussten<br />

zwar, dass die Kreidezeit eine<br />

<strong>der</strong> wärmsten Zeiten war, aber<br />

dass es nur 900 Kilometer vom<br />

Südpol noch so warm war, hat<br />

uns sehr überrascht“, so Klages.<br />

Die Wissenschaftler vermuten,<br />

dass die Konzentration des<br />

Treibhausgases Kohlendioxid<br />

in <strong>der</strong> Atmosphäre damals viel<br />

höher war als bisher angenommen.<br />

Je besser sie die Prozesse<br />

hinter <strong>der</strong> damaligen Extremsituation<br />

verstehen, desto ge-<br />

Eine Expedition geht vorbei, die Eindrücke bleiben<br />

Auch mit jahrelanger Vorbereitung bleibt eine Expedition eine Reise ins<br />

Ungewisse. Ein Jahr lang war die „Polarstern“ bei <strong>der</strong> MOSAIC-Expedition, <strong>der</strong><br />

bislang größten Arktis-Expedition aller Zeiten, im Nordpolarmeer unterwegs.<br />

Die beson<strong>der</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ung: Nicht <strong>der</strong> Expeditionsleiter, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Drift<br />

des Eises bestimmte den Kurs.<br />

An einer Expedition nehmen Wissenschaftler*innen aus unterschiedlichen<br />

Nationen teil, alle haben eine gemeinsame Mission: Sie wollen einzigartige<br />

Klimadaten sammeln – über den Ozean, das Eis, die Atmosphäre und das Leben.<br />

Temperaturen von unter Minus 40 Grad Celsius, starke Winde und wochenlange<br />

Dunkelheit: Die Arbeitsbedingungen im arktischen <strong>Winter</strong> sind extrem.<br />

C Alfred-Wegener-Institut/Steffen Graupner<br />

C Alfred-Wegener-Institut/Esther Horvath<br />

Hätten Sie hier die Antarktis erkannt? Dieses Acrylbild zeigt die ehemaligen Umweltbedingungen,<br />

die für den Bereich <strong>der</strong> Bohrung rekonstruiert werden konnten.<br />

Foto: Alfred-Wegener-Institut/James McKay<br />

UNTER DER STALEKE<br />

In <strong>der</strong> Arktis kommen neugierige Eisbären dem Forschungsschiff manchmal sehr<br />

nah. Bärenwächter*innen sind vor Ort, um die Tiere mit einer Signalpistole zu<br />

verscheuchen. In <strong>der</strong> Antarktis werden sie nicht gebraucht – am Südpol gibt es<br />

keine Eisbären, dafür aber Pinguine.<br />

WINTER <strong>2020</strong> | 39<br />

C Alfred-Wegener-Institut/Esther Horvath

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