Unter der Staleke 220, Winter 2020

Mitglieder zahlreicher Gruppen und Organisationen setzen sich für Flüchtlinge ein. Unter dem Motto „ein sicherer Hafen“ engagieren sich Victoria Jugsch, Volker und Daniela
Plugge, Dietmar Butler, Heino Hüncken, Torge Jander, Inge Chrobok und Arezu Dehghani (v.l.n.r.) für die Aufnahme von Geflüchteten.
HAGEN. 30 Rettungswesten erinnern
in Hagen an das Schicksal
von Geflüchteten. Die Rettungsmittel
sollen als Zeichen der Solidarität
mit Menschen auf der
Flucht, Flüchtlingen in Seenot
und die ertrunken sind sowie
mit Menschen, die um sie trauern,
dienen. Den Auftakt zum
„Tag des Flüchtlings in Hagen“
bildete eine Veranstaltung am
Sandstedter Hafen. Unter dem
Radarturm trafen sich etwa 20
Personen aus Politik, dem Nestwerk
und der DLRG Hagen, der
Heino Hüncken eröffnete den Tag des
Flüchtlings mit einem amerikanischen
Protestlied „We shall overcome“ …
Kirchengemeinde Sandstedt
sowie eine Geflüchtete zur
Unterstützung der Aktion. Als
Organisatoren zeichneten die
Integrationsbeauftragte der Gemeinde
Daniela Plugge sowie
24 | WINTER 2020
C Andreas Palme (3)
Tag des Flüchtlings in Hagen
Ratsherr und Pastor i.R. Heino
Hüncken verantwortlich. Eine
steife Brise und kühle Temperaturen
begleiteten die Veranstaltung
am Hafen, die Heino
Hüncken auf der Trompete mit
dem Lied „We shall overcome“
eröffnete. Der kühle Wind
kriecht unter die Jacken der Anwesenden
und vermittelt einen
Eindruck davon, was Flüchtlinge
in überfüllten Booten auf ihrem
Weg in eine bessere Zukunft erlebt
haben. „Der Landkreis Cuxhaven
ist offiziell ein „sicherer
Hafen“, erklärt Hüncken und
engagiert sich damit der internationalen
Initiative an, die sich
seit 2018 gegen Abschottung
Europas und Kriminalsierung
der Seerettung im Mittelmeer
wendet. „Wir sollten solidarisch
werden“, fordert Hüncken und
fragt: „was der Einzelne schon
machen kann?“ Hinter dieser
Frage verbergen sich oftmals
die Hilflosigkeit und Resignation
der politischen Akteure,
vor den großen Problemen im
Zusammenhang mit den aktuellen
Geschehnissen. Das verdeutlicht
auch Daniela Plugge,
die an die mehr als 500 ertrunkenen
Flüchtlinge allein in diesem
Jahr erinnert. Sie betonte
die Zustimmung einiger Geflüchteter
zur Aktion in Hagen.
Emotional berührt berichtete
die Integrationsbeauftragte
von vier weinenden Emojies,
mit denen ein Geflüchteter in
den sozialen Netzwerken auf
die Aktion reagiert hat. „Besondere
Hilfsbereitschaft fordere
die aktuelle Situation auf
der Insel Lesbos“, betonten die
Organisatoren und weisen auf
die menschenunwürdigen Verhältnisse
in dem abgebrannten
Flüchtlingslager Moria hin. Hüncken
und Plugge erwarten jetzt
vom Landkreis die Umsetzung
eines Kreistagsbeschlusses
vom letzten Jahr. Darin hat die
Kreistagsmehrheit den Landkreis
Cuxhaven als „sicheren
Hafen“ tituliert. Zusammen
mit vielen weiteren deutschen
Städten und Kommunen soll
es ein Symbol für Menschlichkeit
sein. So sei die abwartende
Haltung zwar politisch korrekt,
für die engagierten Flüchtlingshelfer
aus Hagen ist das jedoch
zu wenig. „Wir dürfen die politische
Auseinandersetzung nicht
scheuen“, fordert das Hagener
SPD-Ratsmitglied Hüncken und
erhält Unterstützung vom Kreistagsabgeordneten
Dietmar Butler
(Linke), der manche Aussage
im Kreistag zur Flüchtlingsfrage
als „Schaufensterrede“ bezeichnete.
Daniela Plugge betreut
in der Gemeinde Hagen
derzeit 130 Geflüchtete. „Wir
sind an der Grenze der Aufnahmefähigkeit“,
erklärt Plugge
im Gespräch und weist darauf
hin, „dass wir dringend Wohnraum
für Flüchtlinge in Hagen
brauchen“. „Einen Menschen
retten heißt die Welt retten“,
zitierte der Pastor aus dem Film
„Schindlers Liste“ und betonte
das solidarische Handeln am
Tag des Flüchtlings unter dem
Symbol der Rettungswesten.
Zusammen mit 30 Einzelpersonen,
Gruppen und Organisationen
sollen die orangefarbenen
Westen an Häusern und
Kirchengebäuden für Solidarität
mit den Flüchtlingen werben.
Eine Andacht zum Thema
beschloss die Aktion gestern
Morgen in der Bramstedter St.
Jacobi-Kirche. s Andreas Palme
Wie hier an der Kirche in Wulsbüttel
weisen 30 Rettungswesten in der
Gemeinde Hagen auf die Aktion zur
Solidarität mit Geflüchteten hin.
UNTER DER STALEKE