26.11.2020 Aufrufe

Spengler Cup Davos - Jahrbuch 2020 (60-er Jahre)

In der bald 100-jährigen Geschichte des Spengler Cup ist es 2020 das fünfte Mal, dass das Turnier abgesagt werden muss. Die Auswirkungen der COVID-Pandemie machten die Austragung eines Hockeyfestes unmöglich. Im 5. Jahrbuch des Spengler Cup Davos schauen wir aber trotzdem zurück auf die 1960er-Jahre. Es war die Zeit, als Davos endlich auch eine Kunsteisbahn bekam, das OK mit gewaltigen Schneemassen kämpfte und erstmals Tschechoslowaken, Russen und ein kanadisches Team am Spengler Cup teilnahmen. Auch die politische Lage in Europa hatte in den 60ern grosse Auswirkungen auf das Turnier. So wurde Vorjahressieger Lokomotive Moskau aus politischen Gründen 1968 nicht mehr eingeladen, sechs Jahre zuvor verhalf der Davoser Landammann einem Spieler aus Prag sogar zum Absprung in den Westen.

In der bald 100-jährigen Geschichte des Spengler Cup ist es 2020 das fünfte Mal, dass das Turnier abgesagt werden muss. Die Auswirkungen der COVID-Pandemie machten die Austragung eines Hockeyfestes unmöglich.
Im 5. Jahrbuch des Spengler Cup Davos schauen wir aber trotzdem zurück auf die 1960er-Jahre. Es war die Zeit, als Davos endlich auch eine Kunsteisbahn bekam, das OK mit gewaltigen Schneemassen kämpfte und erstmals Tschechoslowaken, Russen und ein kanadisches Team am Spengler Cup teilnahmen. Auch die politische Lage in Europa hatte in den 60ern grosse Auswirkungen auf das Turnier. So wurde Vorjahressieger Lokomotive Moskau aus politischen Gründen 1968 nicht mehr eingeladen, sechs Jahre zuvor verhalf der Davoser Landammann einem Spieler aus Prag sogar zum Absprung in den Westen.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Spengl<strong>er</strong></strong> <strong>Cup</strong> <strong>Davos</strong> <strong>2020</strong><br />

1964 – Füssen mit Fei<strong>er</strong> in d<strong>er</strong> F<strong>er</strong>ne<br />

Zum zweiten Mal nach 1952 gewann<br />

1964 d<strong>er</strong> EV Füssen dank seines enormen<br />

Kampfwillens das Turni<strong>er</strong>. Nachdem<br />

die Deutschen gegen MoDo Alfredshem<br />

(2 : 1) und die Schweiz<strong>er</strong> Nationalmannschaft<br />

(7 : 2) gesiegt und gegen Sparta<br />

Prag (5 : 5) unentschieden gespielt hatten,<br />

mussten sie im letzten Spiel auch<br />

dem Hockey Club <strong>Davos</strong> ein 7 : 7-Unentschieden<br />

zugestehen. Also reisten sie<br />

ab. In Bregenz (Öst<strong>er</strong>reich) machten sie<br />

Halt und schauten sich in einem Restaurant<br />

das letzte Drittel des Spiels<br />

MoDo gegen Prag an. Als MoDo diese<br />

Partie 8 : 4 gewann, stand Füssen als<br />

Sieg<strong>er</strong> fest. D<strong>er</strong> Club triumphi<strong>er</strong>te dank<br />

zwei<strong>er</strong> ausgezeichnet<strong>er</strong> V<strong>er</strong>teidigungsblöcke<br />

und zwei<strong>er</strong> auch läuf<strong>er</strong>isch und<br />

technisch gut<strong>er</strong> <strong>er</strong>st<strong>er</strong> Sturmlinien.<br />

Entscheidend für den Turni<strong>er</strong>sieg ab<strong>er</strong><br />

war das plötzliche Aufkommen d<strong>er</strong> dritten<br />

Angriffslinie beim Unentschieden<br />

gegen Prag.<br />

D<strong>er</strong> Sieg<strong>er</strong> d<strong>er</strong> H<strong>er</strong>zen ab<strong>er</strong> war MoDo<br />

Alfredshem. So wurde das Team nach<br />

dem Sieg gegen Prag mit minutenlangen<br />

«Heja»-Rufen gefei<strong>er</strong>t. Erwähnensw<strong>er</strong>t<br />

am Sieg d<strong>er</strong> Schweden gegen<br />

Sparta Prag war d<strong>er</strong> Einsatz von Spielführ<strong>er</strong><br />

Nils Johansson, d<strong>er</strong> 58 Minuten<br />

auf dem Eis stand. D<strong>er</strong> schwedische<br />

Goalgett<strong>er</strong> war auf dem Höhepunkt sein<strong>er</strong><br />

Karri<strong>er</strong>e und gewann im selben Jahr<br />

auch den Guldpucken (schwedisch für<br />

golden<strong>er</strong> Puck) für den besten Spiel<strong>er</strong><br />

des <strong>Jahre</strong>s in Schweden. Das Kürzel<br />

MoDo übrigens stand für Mo och Domsjö<br />

AB (ab 2000 Holmen AB), in den<br />

19<strong>60</strong><strong>er</strong>-<strong>Jahre</strong>n die zweitgrösste Zellulosefabrik<br />

Schwedens. Alfredshem ist<br />

ein Stadtteil von Örnsköldsvik und hatte<br />

1964 rund 14 000 Einwohn<strong>er</strong> und eine<br />

üb<strong>er</strong>dachte Kunsteisbahn, die 10 000<br />

Zuschau<strong>er</strong> fasste.<br />

1964 war auch die Schweiz<strong>er</strong> Nationalmannschaft<br />

unt<strong>er</strong> Train<strong>er</strong> Richard<br />

«Bibi» Torriani <strong>er</strong>stmals im Aufgebot<br />

des <strong>Spengl<strong>er</strong></strong> <strong>Cup</strong>, all<strong>er</strong>dings mit wenig<br />

Erfolg: Die Schweiz und <strong>Davos</strong> belegten<br />

punktgleich die letzten Plätze.<br />

Üb<strong>er</strong>legenes Dukla Jihlava<br />

im Jahr 1965<br />

Die Armeemannschaft Dukla Jihlava aus<br />

d<strong>er</strong> Tschechoslowakei fei<strong>er</strong>te 1965<br />

<strong>Davos</strong>premi<strong>er</strong>e. Sie war technisch üb<strong>er</strong>legen<br />

und gewann den Titel ohne Punktv<strong>er</strong>lust<br />

– mit Siegen gegen Grasshopp<strong>er</strong>s<br />

(7 : 2), <strong>Davos</strong> (8 : 1), Kitzbühel (9 : 5)<br />

und Väst<strong>er</strong>ås (5 : 2). Das Juniorenteam<br />

des Hockey Club <strong>Davos</strong> mit Fredi Pargätzi<br />

und Walt<strong>er</strong> «Wädel» Dürst siegte<br />

im <strong>er</strong>stmals ausgetragenen «Kleinen<br />

<strong>Spengl<strong>er</strong></strong> <strong>Cup</strong>».<br />

Viel Schnee zum 40. Geburtstag 1966<br />

Zum Jubiläum v<strong>er</strong>suchten die Organisatoren<br />

<strong>er</strong>stmals, ein Team aus Kanada zu<br />

v<strong>er</strong>pflichten. Dies hätte <strong>60</strong> 000 Franken<br />

gekostet. Um dies zu finanzi<strong>er</strong>en, hätten<br />

üb<strong>er</strong> zehn weit<strong>er</strong>e Spiele in Europa<br />

organisi<strong>er</strong>t w<strong>er</strong>den müssen. Daraufhin<br />

v<strong>er</strong>zichteten die <strong>Davos</strong><strong>er</strong> schw<strong>er</strong>en<br />

H<strong>er</strong>zens auf die Gäste aus Nordam<strong>er</strong>ika.<br />

Dukla Jihlava gewann alle vi<strong>er</strong> Spiele<br />

deutlich, und zwar mit 10 : 1 (<strong>Davos</strong>),<br />

10 : 0 (Bad Tölz), 5 : 2 (MoDo Alfredshem)<br />

und 7 : 2 (Lüttich), und konnte seinen Titel<br />

unangefochten v<strong>er</strong>teidigen. Wenig<strong>er</strong><br />

gut war das Wett<strong>er</strong> – das Turni<strong>er</strong> war<br />

von starkem Schneefall geprägt.<br />

1967 <strong>er</strong>stmals mit Russen<br />

und Kanadi<strong>er</strong>n<br />

1967 fei<strong>er</strong>ten zwei V<strong>er</strong>eine Premi<strong>er</strong>e –<br />

das russische Team Lokomotive Moskau<br />

und das kanadische Team Kingston<br />

Aces. Das Feld wurde mit den Nationalteams<br />

Finnlands und d<strong>er</strong> Schweiz kompletti<strong>er</strong>t.<br />

Dafür blieb d<strong>er</strong> Gastgeb<strong>er</strong><br />

dem Turni<strong>er</strong> <strong>er</strong>stmals f<strong>er</strong>n. Trotzdem<br />

war das Int<strong>er</strong>esse gross. So waren<br />

50 Medienleute vor Ort. D<strong>er</strong> V<strong>er</strong>gleich<br />

zwischen den V<strong>er</strong>tret<strong>er</strong>n d<strong>er</strong> beiden<br />

«Grossmächte» konnte die Erwartungen<br />

nicht <strong>er</strong>füllen. Lokomotive Moskau<br />

domini<strong>er</strong>te die bescheidenen Amateure<br />

aus Ontario im Eröffnungsspiel und im<br />

Finale (2 : 0 beziehungsweise 8 : 4), gewann<br />

gegen die Schweiz (5 : 3) und spielte<br />

gegen Finnland 4 : 4. Die Schweiz<strong>er</strong><br />

Nationalmannschaft begeist<strong>er</strong>te mit<br />

ihrem guten Spiel und dem Sieg gegen<br />

die Finnen und auch bei d<strong>er</strong> knappen<br />

Nied<strong>er</strong>lage gegen die Russen, gegen die<br />

sie im <strong>er</strong>sten Drittel sensationell in Führung<br />

gegangen war. Sie konnte durch die<br />

Teilnahme am <strong>Spengl<strong>er</strong></strong> <strong>Cup</strong> nicht nur<br />

viele Erfahrungen sammeln, sond<strong>er</strong>n<br />

auch grosse Fortschritte machen.<br />

1968 – grosse Diskussion um<br />

das Traditionsturni<strong>er</strong><br />

Die Organisatoren v<strong>er</strong>zichteten 1968<br />

aufgrund d<strong>er</strong> politischen Situation auf<br />

eine Einladung von Lokomotive Moskau.<br />

Dukla Jihlava gewann das Turni<strong>er</strong> zum<br />

dritten Mal in vi<strong>er</strong> <strong>Jahre</strong>n nach Siegen<br />

gegen die Schweiz (6 : 1) und Finnland<br />

(5 : 2) und dem Unentschieden gegen das<br />

Eurovision und Entschädigung für Üb<strong>er</strong>tragungsrechte<br />

F<strong>er</strong>nsehen im Aufschwung<br />

1961 strahlte die Eurovision das Turni<strong>er</strong> <strong>er</strong>stmals in sechs Länd<strong>er</strong>n aus. Vi<strong>er</strong> <strong>Jahre</strong><br />

spät<strong>er</strong> wurden die Bild<strong>er</strong> vom Schweiz<strong>er</strong> F<strong>er</strong>nsehen <strong>er</strong>stmals nach Öst<strong>er</strong>reich,<br />

nach Holland und in die Tschechoslowakei üb<strong>er</strong>tragen. Das F<strong>er</strong>nsehen v<strong>er</strong>doppelte<br />

die Entschädigung an die Turni<strong>er</strong>leitung gegenüb<strong>er</strong> dem Vorjahr auf 10 000 Franken.<br />

1967 wurde diese nochmals um 2000 Franken <strong>er</strong>höht. 1968 zahlte das Schweiz<strong>er</strong><br />

F<strong>er</strong>nsehen den V<strong>er</strong>anstalt<strong>er</strong>n für die Üb<strong>er</strong>tragungen gar 23 000 Franken. 5000<br />

davon musste d<strong>er</strong> Hockey Club <strong>Davos</strong> – nebst weit<strong>er</strong>en 10 000 Franken – an die<br />

Schweiz<strong>er</strong> Nationalmannschaft zahlen.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!