MinD-Mag 139
Die Dezember-Ausgabe der offiziellen Zeitschrift von Mensa in Deutschland e.V.
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Silvia Mittermüller ist Freestyle<br />
Snowboarderin und gehörte in den<br />
Disziplinen Slopestyle und Big Air<br />
zu den weltbesten Fahrerinnen.<br />
Foto: Igor Swieczak<br />
Die Liebe für meinen Sport! Es<br />
war immer mein Traum, mein<br />
Antrieb, meine Leidenschaft!<br />
Wenn man die Art Snowboard<br />
fährt, wie ich es mache,<br />
geht man täglich an seine Grenzen<br />
und ins Risiko. Ich mache<br />
ja ganz viele Tricks und Sprünge.<br />
Da holt man sich jedes Mal<br />
unzählige Glückshormon-Duschen<br />
ab, wenn alles klappt –<br />
das ist Glückseligkeit pur!<br />
Gerade beim Springen bezahlt<br />
man körperlich aber manchmal<br />
einen hohen Preis. 2017<br />
hat es mich besonders schwer<br />
erwischt: Während der Qualifikation<br />
für Olympia bin ich<br />
beim Training in Neuseeland so<br />
schwer gestürzt, dass ich eine<br />
Gehirnblutung hatte. Danach<br />
rechnete eigentlich niemand<br />
mehr damit, dass ich die Qualifikation<br />
noch schaffe. Aber<br />
auch da habe ich mich zurückgekämpft.<br />
Es gab einfach nichts<br />
auf der Welt, was mich so erfüllt<br />
hat.<br />
Das einzige Problem daran<br />
war: Der Plan ist nicht aufgegangen.<br />
Im Gegenteil, ich sehnte<br />
mich immer mehr danach, das<br />
Snowboarden weiter zu machen.<br />
Also habe ich es einfach immer<br />
weiter durchgezogen, mit allen<br />
Höhen und Tiefen, mit Herz und<br />
Seele, 23 Jahre lang.<br />
Das ist eine lange Zeit! Im Lauf<br />
der Jahre hast du zahlreiche, teils<br />
auch sehr schwere Verletzungen<br />
davongetragen. Du hast dich<br />
aber immer wieder eisern<br />
zurück gekämpft. Was hast dich<br />
motiviert, weiter zu machen?<br />
Du startest seit vielen Jahren<br />
in den Disziplinen „Slopestyle“<br />
(Hindernisparcours) und „Big<br />
Air“ (Riesenschanze). Diese<br />
wurden erst 2014 olympisch. Du<br />
bezeichnest allerdings gerade die<br />
Jahre vor der Olympionisierung<br />
als „goldene Zeit“. Warum?<br />
Die „goldene Zeit“ – das waren<br />
für mich die Jahre 2000 bis ungefähr<br />
2010. Damals gab es für<br />
Slopestyle und Big Air noch keine<br />
Weltcups und keine Nationalmannschaften<br />
und viel mehr<br />
unabhängige Events. Ich war<br />
Anfang 20, hatte gute Sponsoren-Verträge<br />
an Land gezogen<br />
und konnte so meine Reisen finanzieren.<br />
Im Sommer war ich meist in<br />
Australien und Neuseeland, im<br />
Winter in den USA, zwischendurch<br />
in München. Man kann<br />
sich das vorstellen wie einen<br />
wandernden Snowboard-Zirkus:<br />
Überall traf man auf bekannte<br />
Gesichter, es war eine richtige<br />
Community aus leidenschaftlichen<br />
Einzelkämpfern, eine große<br />
Snowboard-Familie. Jeder<br />
hatte eine krasse Geschichte zu<br />
erzählen, alle hatten sich auf<br />
ihre Art durchgeboxt, um ihren<br />
Snowboard-Traum zu leben.<br />
In den Jahren als Einzelkämpferin<br />
war natürlich auch nicht<br />
immer alles easy: Ich war zu-<br />
mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020 | 9