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MinD-Mag 139

Die Dezember-Ausgabe der offiziellen Zeitschrift von Mensa in Deutschland e.V.

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UNPROMINENTE PROMINENTE<br />

dings extrem nützlich. Da man<br />

ihn unbegrenzt vervielfältigen<br />

kann, hat man eine Quelle immer<br />

gleicher Zellen, an denen<br />

man deshalb reproduzierbare<br />

Forschung durchführen kann.<br />

Und hier wird die Frage forschungsethisch<br />

kompliziert.<br />

Denn niemand hatte Henrietta<br />

Lacks oder ihre Familie gefragt,<br />

ob man ihre Zellen verwenden<br />

dürfe. Sie wurden auch<br />

nicht entschädigt und erfuhren<br />

erst 1975 (also 24 Jahre später)<br />

von dem Zellstamm. Auch weil<br />

sie als Afroamerikanerin besonders<br />

anfällig für Übergriffe war,<br />

steht die Frage im Raum, ob Forschung<br />

an HeLa-Zellen überhaupt<br />

ethisch vertretbar war<br />

und ist.<br />

Und das ist überhaupt nicht<br />

leicht zu beurteilen. Auf den<br />

ersten Blick lässt es sich scheinbar<br />

simpel rechtfertigen: Man<br />

hat keinen Eigentumsanspruch<br />

an Proben, die man beim Arzt<br />

abgibt. Als Sie das letzte Mal<br />

eine Blutprobe abgaben, wurde<br />

diese vom Labor nicht bis zum<br />

letzten Tropfen verbraucht. Sie<br />

mussten dennoch nicht schriftlich<br />

zustimmen, dass das Labor<br />

den Rest einfach wegwarf, weil<br />

er eben nicht Ihr Eigentum war.<br />

Problematisch wäre es, würde<br />

jemand diesen Rest verwenden,<br />

um Ihre Privatsphäre zu<br />

verletzen, zum Beispiel indem<br />

er Ihre Gene ungefragt analysiert.<br />

Aber Lacks’ Gensequenz<br />

wurde erst 2013 veröffentlicht –<br />

mehr als sechs Jahrzehnte nach<br />

ihrem Tode.<br />

Selbst wenn Lacks Rechte an<br />

ihren Proben gehabt hätte, können<br />

solche Rechte zum Wohle<br />

der Gemeinschaft aberkannt<br />

werden. Und es besteht kein<br />

Zweifel, dass der HeLa-Stamm<br />

mit seiner Bedeutung für die<br />

medizinische Forschung der<br />

Menschheit sehr großes Wohl<br />

brachte. Beispielsweise testete<br />

Jonas Salk daran seinen ersten<br />

Impfstoff gegen Polio, eine<br />

schreckliche Krankheit, die nun<br />

fast ausgerottet ist.<br />

Keinen Cent von den<br />

Milliarden gesehen<br />

Das alles klingt glaubwürdig,<br />

hat aber einen entscheidenden<br />

Haken: Wenn wir Leute enteignen,<br />

dann entschädigen wir sie<br />

(oder ihre Erben) dafür. Das ist<br />

besonders wichtig, weil mit der<br />

Forschung an Lacks Zellen Milliarden<br />

verdient wurden. Eine<br />

fünfstellige Zahl von Patenten<br />

geht auf sie zurück. Doch Lacks<br />

Familie sah keinen Cent davon.<br />

Es gibt auch keinen Grund zu<br />

glauben, dass die Leute, die den<br />

HeLa-Stamm erzeugten, irgendwelche<br />

ethischen Abwägungen<br />

durchgeführt hätten. Für sie war<br />

Henrietta Lacks einfach eine Afroamerikanerin,<br />

deren Zellen<br />

sie ungefragt nutzen konnten.<br />

Zumindest Ehrungen erhält<br />

Lacks heute. Sie bekommt posthume<br />

Titel verliehen. Mehr und<br />

mehr Institute werden ihr gewidmet.<br />

Und ihr ursprünglich<br />

anonymes Grab trägt seit 2010<br />

einen Grabstein mit der Inschrift:<br />

Henrietta Lacks, August 1, 1920<br />

– October 4, 1951<br />

In loving memory of a phenomenal<br />

woman, wife and mother<br />

who touched the lives of many.<br />

Here lies Henrietta Lacks<br />

(HeLa). Her immortal cells will<br />

continue to help mankind forever.<br />

Eternal Love and Admiration,<br />

From Your Family<br />

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