MinD-Mag 139
Die Dezember-Ausgabe der offiziellen Zeitschrift von Mensa in Deutschland e.V.
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Dezember 2020<br />
MAGAZIN <strong>139</strong><br />
Astrologie & Intelligenz<br />
Tanja Gabriele Baudson über ein<br />
erstaunliches Phänomen<br />
Auf dem Sprung<br />
Silvia Mittermüller über<br />
das Leben nach der<br />
Sport-Karriere<br />
Unterwegs<br />
Ms auf großer Tour<br />
Peter Mauer fuhr mit dem Roller<br />
fast auf die Zugspitze, Erwin Klein<br />
war mit dem<br />
Motorrad<br />
auf M-Tour
Datenbank-Entwickler<br />
SQL Server (m/w)<br />
Ein Job. Viele Möglichkeiten.<br />
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EDITORIAL<br />
ERWIN KLEIN<br />
Was für ein Jahr!<br />
Demnächst ist es Geschichte, das Pandemie-Jahr 2020. Die großen Themen werden bleiben:<br />
Corona, Klimawandel, Digitalisierung.<br />
D<br />
amit einhergehend: Unsicherheit, Unzufriedenheit,<br />
Radikalismus. „Keep calm and carry<br />
on“ würden Engländer sagen. Wir sind zwar intelligent,<br />
doch keine Engländer, wir halten es eher<br />
mit „German Angst“.<br />
Falls jemand jetzt schon hyperventiliert: Nein,<br />
dies wird kein politischer Kommentar.<br />
Bleiben wir beim <strong>Mag</strong>: 2020 war auch für uns<br />
Blattmacher ein einschneidendes Jahr. Das Heft<br />
hat sich verändert, optisch und inhaltlich. Eigentlich<br />
eine ganz normale Sache, Veränderung sollte<br />
für Presseerzeugnisse Dauerzustand sein.<br />
Seit Ende 2019 erscheinen wir in neuer Optik −<br />
zu Beginn natürlich heftig diskutiert. Dabei geht<br />
es nicht nur um mehr und bessere Fotos, um moderne<br />
Typografie, veränderte Titelanmutung. Viel<br />
wichtiger sind die Inhalte. Wir versuchen, aktueller<br />
und näher bei den Mitgliedern zu sein. Bestes<br />
Beispiel: das Corona-Heft, in dem 30 Aktive und<br />
„normale“ Mitglieder sehr freimütig über ihre<br />
Lockdown-Erfahrungen erzählten. Oder das Liebes-Heft,<br />
in dem M-Paare Auskunft über ihre Beziehung<br />
gaben, und in dem (how shocking!) erstmals<br />
Kontaktanzeigen abgedruckt wurden.<br />
Auch hier gab es Bedenken und Widerspruch,<br />
aber auch viel Zustimmung. Wir freuen uns über<br />
fast alle Reaktionen, nichts ist schlimmer als<br />
Gleichgültigkeit.<br />
Und − soviel Eitelkeit sei erlaubt − wir sind auch<br />
ein bisschen stolz auf das Erreichte. Da steckt<br />
nämlich reichlich Arbeit drin.<br />
Bei allem Selbstlob vergessen wir nicht die offenen<br />
Baustellen. Das digitale <strong>MinD</strong>-<strong>Mag</strong> kommt<br />
nur schleppend voran, wir sind weiter zu wenig<br />
Leute, manch gute Idee versickert im täglichen<br />
Organisations-Durcheinander, für kreatives<br />
Rumspinnen bleibt zu wenig Zeit. Wir wären gern<br />
schneller, schlauer, schöner. (Wer wäre das nicht?)<br />
Im nächsten Jahr klappt das dann ganz sicher.<br />
„Ja, mach nur einen Plan!<br />
Sei nur ein großes Licht!<br />
Und mach dann noch’nen zweiten Plan<br />
Gehn tun sie beide nicht.“ (Bertolt Brecht)<br />
Aber wir wollen zum Jahreswechsel ja optimistisch<br />
bleiben, auch wenn's manchmal schwer fällt.<br />
Der Umgang mancher Ms untereinander erreichte<br />
auch 2020 wieder neue Tiefpunkte. Beim<br />
<strong>Mag</strong> merken wir das an einschlägigen Zuschriften<br />
und Ansinnen. Zum Glück können wir gut einstecken<br />
und müssen auch nicht über jedes Stöckchen<br />
hüpfen, das man uns hinhält. Denn in erster Linie<br />
sind wir spaßorientiert, wir machen diesen Job −<br />
wie alle bei Mensa − schließlich ehrenamtlich.<br />
Deswegen mein Wunsch an alle Wahrheits-Verkünder,<br />
Welt-Verbesserer, Überzeugungs-Täter,<br />
Dauer-Querulanten: Macht Euch mal locker, oder:<br />
Keep calm.<br />
Die Zeiten sind kompliziert, aber uns geht's vergleichsweise<br />
(fast) allen immer<br />
noch richtig gut.<br />
Nachdenkliche Weihnachtstage,<br />
kommt gut ins neue Jahr,<br />
bleibt gesund.<br />
Erwin ist Chefredakteur des <strong>MinD</strong>-<strong>Mag</strong>azins.<br />
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mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020 | 3
INHALT<br />
Editorial<br />
Was für ein Jahr!<br />
Die großen Themen werden bleiben: Corona,<br />
Klimawandel, Digitalisierung 3<br />
Schwarzes Brett<br />
Jeden Tag ein Türchen 6<br />
Partner des Hochschulforums Digitalisierung<br />
und der Frei-Days 6<br />
Neue SIG Nichtakademiker7<br />
Die KiJu-Camps im kommenden Jahr7<br />
Die Schatten<br />
der Landstraße.<br />
Foto: Erwin Klein<br />
Silvia Mittermüller<br />
unterwegs auf einem<br />
Slopestyle-Parcours<br />
mit Sprungschanzen<br />
und Geländern, den<br />
Rails.<br />
Foto: David Karvay<br />
Unterwegs<br />
Die M-Tour<br />
Auf dem Land gehen die Uhren wirklich anders<br />
Mit dem Motorrad quer durch die Republik 18<br />
Das Abenteuer<br />
Mit dem Tretroller (fast) auf die Zugspitze<br />
Peter Mauers Corona-Aktiv-Urlaub.<br />
Eine Bildergeschichte22<br />
Die M von nebenan<br />
Silvia Mittermüller: Jenseits der Schanze<br />
liegt auch ein Weg<br />
Eine Profi-Snowboarderin auf der Suche nach<br />
neuen Glückshormonen 8<br />
An der Donau<br />
auf dem Weg nach<br />
Süden.<br />
Foto: Peter Mauer<br />
Illustration: Gordon Johnson/pixabay<br />
Kontaktanzeigen<br />
Lief da was?<br />
Ein Rückblick auf die<br />
<strong>MinD</strong>-<strong>Mag</strong>-Verkuppel-Aktion 16<br />
Prismenfernglas<br />
Geschüttelt, gerührt und noch mehr<br />
Sprachspiele mit Ortsnamen27<br />
Filmkunst<br />
Alle Jahre wieder – und hoffentlich auch 2020<br />
Die Kino-Kolumne mit Extra-Fakten<br />
für Besserwisser28<br />
4 | mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020
INHALT<br />
MAGAZIN <strong>139</strong><br />
Das Motiv<br />
des <strong>MinD</strong>-<br />
Ausweises<br />
2021<br />
Ausweis-Wettbewerb 2021<br />
M. C. Escher als<br />
grafische Inspiration<br />
Interview mit der<br />
Gewinnerin Sarah<br />
Budde 29<br />
Kunst<br />
Von Superheldinnen und<br />
zeichnenden Tänzern<br />
Judith Ritter: Illustratorin<br />
mit grünem Daumen und gutem<br />
Körpergefühl 31<br />
Unprominente Prominente<br />
Die unfreiwillige Mutter<br />
unsterblicher Zellen<br />
Henrietta Lacks: Keine<br />
Entschädigung, dafür<br />
posthume Ehrungen34<br />
Leserbriefe<br />
Anmerkungen zur<br />
Heilpraktiker-Prüfung<br />
Melitta unterstützte die Nazis36<br />
Deutscher<br />
IQ-Preis 2020<br />
Was lange währt …<br />
Verleihung des<br />
Deutschen<br />
IQ-Preises an die<br />
Neue Schule<br />
Dorsten42<br />
„Ein Bildungsangebot für begabte Kinder“<br />
Stefanie Marzian und Daniela Kasche<br />
im Interview 44<br />
Judith<br />
Ritter.<br />
Foto:<br />
<strong>MinD</strong>-Vorstand<br />
Yu Jin Son (rechts)<br />
übergibt den Preis.<br />
Foto: Bärbel Guske<br />
Self-Publishing<br />
Mauerblümchen sieht man nicht<br />
So machst du dein Buch<br />
bekannt 46<br />
privat<br />
Spielen<br />
Vom Literaturkreis über den<br />
Familienabend bis zur Tupperparty<br />
Spiele zu Weihnachten:<br />
für jeden etwas dabei 50<br />
Rätsel<br />
Hideout Fences<br />
Für die Rätsel-WM 2019 von Silke Berendes<br />
erfunden 53<br />
Organisation<br />
Wer weiß mehr?<br />
Organisatoren lokaler Treffen 54<br />
Streifzüge durch die Begabungsforschung<br />
Astrologie und Intelligenz<br />
Erstaunlich viele Menschen glauben an die<br />
Macht der Sterne38<br />
Mensa forsch(t)<br />
Familienbelastung durch Hochbegabung<br />
Nur teilweise Bestätigung der „üblichen<br />
Verdächtigen“ 41<br />
Information 56<br />
Vorstand, Impressum57<br />
Scheer Ware<br />
Change or Bullshit Bingo<br />
Oder: Heinrich freut sich auf Weihnachten 58<br />
Titelfotos: Peter Mauer, Jake Timlin, Solveig<br />
Wehking, Erwin Klein, Illustration: pixabay<br />
mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020 | 5
Schwarzes Brett<br />
Mensa als Partner des Hochschulforums<br />
Digitalisierung und der Frei-Days<br />
Vom 6. bis 8. Oktober 2020 fand<br />
das Hochschulforum Digitalisierung<br />
statt. Dieses Event wurde<br />
vom Stifterverband organisiert<br />
und bot eine ausgezeichnete<br />
Plattform, um mit vielen Drivern<br />
digitaler Bildung in Kontakt<br />
zu kommen. Auf Initiative der<br />
SIG-Bildung wurde Mensa in einer<br />
Kooperation des Ressorts Bildung,<br />
dem Ressort Forschung<br />
und Wissenschaft und den MY‘s<br />
offizieller Partner. Nachdem der<br />
Vorstand Ende August diesem<br />
Projekt zugestimmt hatte, nahmen<br />
als direkte Ansprechpartner<br />
TeeKay (Team Bildung) und Alexander<br />
Kessner (Team Wissenschaft)<br />
gemeinsam an den telefonischen<br />
Vorbesprechungen mit<br />
dem Stifterverband teil.<br />
Eine weitere Kooperation entsteht<br />
derzeit mit dem Projekt<br />
„Frei-Days“ der Initiative Schule<br />
im Aufbruch. Dieses Projekt<br />
bringt das fächer- und jahrgangsübergreifende<br />
Lernen an deutsche<br />
Schulen – eine Lernform,<br />
die insbesondere hochbegabten<br />
Kindern und Jugendlichen sehr<br />
liegt!<br />
Im Rahmen des ersten virtuellen<br />
Arbeitswochenendes<br />
des Teams Bildung Ende Oktober<br />
wurden weitere spannende<br />
Projekte angestoßen, die in den<br />
nächsten Wochen für Euch sichtbar<br />
werden sollen.<br />
Da das Team Bildung noch<br />
nicht in allen Bundesländern<br />
vertreten ist, freuen wir uns über<br />
weitere Mitstreiterinnen und<br />
Mitstreiter, um das Thema Bildung<br />
weiterzuentwickeln und<br />
das Bewusstsein für das Lernen<br />
Hochbegabter zu wecken. Dazu<br />
gehören nicht nur Eltern, die sich<br />
vor Ort für die aktuellen Belange<br />
ihrer eigenen Kinder einsetzen<br />
wollen.<br />
Bei Interesse meldet<br />
Euch bitte bei Eva Kippenberg<br />
und TeeKay unter<br />
bildung@mensa.de.<br />
Terminkalender<br />
27.12.2020 Spielenachmittag (#FlattenTheCurve) online<br />
28.12. – 30.12.2020 Virtual Mensa Clever Children Camps<br />
(9–12)<br />
online: Hostel Mensa<br />
01.01. – 04.01.2021 Virtual Mensa Juniors Camps (12–19) online: Hostel Mensa<br />
05.01.2021 Spieleabend online: Hotel Mensa<br />
13.05.2021 Motorrad-Wochenende Weserbergland Oedelsheim<br />
<strong>MinD</strong>-<strong>Mag</strong><br />
im Netz lesen<br />
Auch dieses Heft stellen<br />
wir wieder auf die <strong>Mag</strong>azin-<br />
Platform „Yumpu“ ein.<br />
Zu finden auf Yumpu.com,<br />
Suchbegriff:<br />
Mind-<strong>Mag</strong>azin.<br />
Berry sagt<br />
„Arm ist nicht der, der wenig<br />
hat, sondern der, der nie genug<br />
bekommen kann.“<br />
Altes persisches Sprichwort<br />
aus vorislamischer Zeit<br />
Jeden Tag ein Türchen<br />
2020 war irgendwie ein komisches Jahr? Ihr<br />
denkt an Mops-Kugeln und Toilettenpapier für<br />
den Weihnachtsbaum? Ein bisschen gedankliche<br />
Abwechslung tut euch gut? Dann werft unbedingt<br />
einen Blick auf den <strong>MinD</strong>-Kalender für<br />
Dezember! Unter https://www.mensa.de/adventskalender/<br />
öffnet sich bis Silvester jeden<br />
Tag ein Türchen mit fantastischen Inhalten –<br />
lasst euch überraschen! Von Ms für Ms – auch<br />
im letzten Monat sind wir füreinander da!
Neue SIG Nichtakademiker<br />
D<br />
a wir bei Mensa<br />
bisher kein Angebot<br />
für Ms ohne akademischen<br />
Hintergrund<br />
haben, besteht nun<br />
die Möglichkeit, sich<br />
über Karriere mit Lehre<br />
auszutauschen, ob<br />
nach der Lehre Meisterin/Meister<br />
oder Technikerin/Techniker<br />
für<br />
den weiteren Berufsweg<br />
besser passen, ob<br />
Fachhochschulreife<br />
oder Abitur nötig sind,<br />
wenn man weiß, was M<br />
später studieren möchte.<br />
Wir reden hier darüber,<br />
was wir aus unserem<br />
Leben machen,<br />
was wir daraus gemacht<br />
haben, wie wir<br />
leben. Wer eine interessante<br />
Geschichte<br />
zu erzählen hat, ist<br />
genauso willkommen<br />
wie jemand, der/die<br />
eine neue Orientierung<br />
sucht oder jemand, der/<br />
die nur zuhören möchte.<br />
Natürlich können<br />
wir auch über gläserne<br />
Decken reden und<br />
über welche aus Stahlbeton<br />
und uns gegenseitig<br />
Tipps geben, wie<br />
man damit möglichst<br />
sinnvoll auf handwerkliche<br />
Art umgeht. Der<br />
Fokus liegt auf Erfahrungsaustausch<br />
und<br />
darauf, miteinander in<br />
Kontakt zu kommen<br />
und sich dabei wohl zu<br />
fühlen.<br />
Anmeldung im eMVZ<br />
unter SIGs.<br />
Frohe Weihnachten<br />
und einen guten Rutsch<br />
wünschen allen Ms<br />
Tina Acham und Martin<br />
Weiss stellvertretend<br />
für den gesamten<br />
Vorstand.<br />
Die KiJu-Camps im<br />
kommenden Jahr<br />
Das Orga-Team der KiJu-Camps hat fleißig an Hygienekonzepten<br />
und neuen Camp-Formaten gearbeitet,<br />
damit 2021 wieder physische Treffen stattfinden<br />
können. Geplant sind im nächsten Jahr<br />
viele kleine Camps, wobei gemeinsam darauf geachtet<br />
wird, das Ansteckungsrisiko zu minimieren.<br />
KiJu Camps 2021<br />
Aufgrund der aktuell rapide steigenden Infektionszahlen<br />
musste die Planung des Juniors Silvestercamps<br />
eingestellt werden. Hier sind die neuen<br />
Termine für 2021:<br />
Mensa Juniors Ostercamps (12–17)<br />
1. OC: 27.03. – 03.04. in <strong>Mag</strong>deburg<br />
2. OC: 04.04. – 11.04. in <strong>Mag</strong>deburg<br />
Mensa Juniors Pfingstcamp (12–17)<br />
22.05. – 30.05. in Gröden<br />
Mensa Juniors Sommercamps (12–17)<br />
1.SC: 23.07. - 30.07. in Rottweil<br />
2.SC: 31.07. - 07.08. in Rottweil<br />
3.SC: 08.08. - 15.08. in Rottweil<br />
Mensa Clever Children Camps (9–12)<br />
MCCC Nord: 25.07. – 01.08. in Bad Segeberg<br />
MCCC Süd: 08.08. – 15.08. in Pforzheim<br />
Mensa Family Camps (6–12 mit Eltern)<br />
01.04. – 07.04. in Meschede-Eversberg<br />
Mensa Juniors Sommerseminar (14–19)<br />
21.08-28.08 in Schopflohe<br />
Mensa Juniors Herbstseminar (14–19)<br />
15.10. – 19.10. in Bautzen<br />
Mensa Juniors Silvestercamp (12–17)<br />
28.12.2021 bis 02.01.2022 in Mannheim<br />
Alle Daten sind nach aktuellem Planungsstand<br />
und sollen euch als Orientierung zur<br />
Urlaubsplanung dienen. Einzelne Zeiten oder<br />
Orte können sich unter Umständen noch ändern.<br />
Veranstaltungen können je nach Entwicklung der<br />
Situation entsprechend unserer Stornobedingungen<br />
abgesagt werden.<br />
Fotos: privat, pixabay
DIE M VON NEBENAN<br />
SILVIA MITTERMÜLLER<br />
Jenseits der Schanze<br />
liegt auch ein Weg<br />
Eine Profi-Snowboarderin auf der Suche<br />
nach neuen Glückshormonen.<br />
Wenn Silvia Mittermüller von ihrer großen Leidenschaft, dem<br />
Freestyle-Snowboarden erzählt, sprüht es regelrecht Funken.<br />
Man spürt das Herzblut und ihre ungebremste Lebensenergie.<br />
Doch Silvia kennt auch die andere Seite des Winter-<br />
Märchens: 2018 durchlebte sie eine schwere Depression<br />
und musste sich mühsam zurück ins Leben kämpfen. Im<br />
Interview erzählt sie ganz offen von den Höhen und Tiefen<br />
ihres Lebens als Ausnahme-Sportlerin und von ihrer Suche<br />
nach einer neuen Leidenschaft.<br />
Liebe Silvia, du fährst seit<br />
über 20 Jahren professionell<br />
Freestyle-Snowboard, warst<br />
eine der erfolgreichsten<br />
Fahrerinnen der Welt. Erzähl<br />
doch mal, wie es dazu kam, dass<br />
du eine solche Leidenschaft für<br />
diesen Sport entwickelt hast.<br />
Für mich hat das Snowboardfahren<br />
ganz viel mit Freiheit zu tun.<br />
Ich war vierzehn Jahre alt, als ich<br />
das erste Mal gefahren bin, mitten<br />
in der Pubertät. Davor hatte<br />
ich viele Jahre Ballett getanzt,<br />
wurde eine Zeit lang von der<br />
Heinz-Bosl-Stiftung in München<br />
gefördert. Daneben habe ich<br />
noch Klavier, Flöte, Altflöte, und<br />
Klarinette gespielt, mochte Pferde<br />
und war immer ziemlich gut<br />
in der Schule.<br />
Es blieb also nicht aus, dass<br />
ich in die Schublade des wohlbehüteten<br />
Ballett-Mädchens gesteckt<br />
wurde, aber das hat mich<br />
zunehmend erdrückt. Alles in<br />
meinem Leben war auf Perfektion<br />
getrimmt: das Tanzen, das<br />
Klavierspielen, die Schule. Beim<br />
Snowboardfahren hat mir endlich<br />
mal keiner gesagt, wie ich<br />
etwas zu tun habe. Das war wie<br />
ein Befreiungsschlag und hat bei<br />
mir Energien freigesetzt, es haben<br />
sich ganz neue Perspektiven<br />
eröffnet. Und natürlich waren<br />
da auch ein Haufen wilder Jungs<br />
dabei, das fand ich toll (lacht).<br />
Mein erster Gips war schon beinahe<br />
ein Statement an die Welt:<br />
„Achtung, jetzt weht hier ein anderer<br />
Wind!“<br />
Wusstest du damals schon,<br />
dass du hochbegabt bist?<br />
Meine Eltern haben darüber<br />
nachgedacht, mich testen zu lassen.<br />
Sie haben aber davon abgesehen,<br />
weil sie wollten, dass ich<br />
ein ganz „normales Leben“ führen<br />
kann. Heute finde ich das<br />
schade. Hätte ich von meiner<br />
Hochbegabung gewusst, hätte<br />
ich nicht krampfhaft versuchen<br />
müssen, mich anzupassen.<br />
Das ging so weit, dass ich Schulverweise<br />
gesammelt habe, um<br />
zu kompensieren, dass ich eine<br />
gute Schülerin war.<br />
War es nach der Schule<br />
ein logischer Schritt, das<br />
Snowboarden auch<br />
professionell zu betreiben?<br />
Nein, eher eine Übergangslösung.<br />
Als ich 2002 mein Abitur<br />
in der Tasche hatte, standen<br />
mir alle Wege offen. Jeder ging<br />
davon aus, dass ich jetzt Medizin<br />
oder Psychologie studieren<br />
würde. Aber ich wusste einfach<br />
nicht, was ich machen will. Ich<br />
bin dann ein Jahr Snowboard gefahren,<br />
wollte in dieser Zeit herausfinden,<br />
was ich mit meinem<br />
Leben anfangen möchte.<br />
8 | mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020
Silvia Mittermüller ist Freestyle<br />
Snowboarderin und gehörte in den<br />
Disziplinen Slopestyle und Big Air<br />
zu den weltbesten Fahrerinnen.<br />
Foto: Igor Swieczak<br />
Die Liebe für meinen Sport! Es<br />
war immer mein Traum, mein<br />
Antrieb, meine Leidenschaft!<br />
Wenn man die Art Snowboard<br />
fährt, wie ich es mache,<br />
geht man täglich an seine Grenzen<br />
und ins Risiko. Ich mache<br />
ja ganz viele Tricks und Sprünge.<br />
Da holt man sich jedes Mal<br />
unzählige Glückshormon-Duschen<br />
ab, wenn alles klappt –<br />
das ist Glückseligkeit pur!<br />
Gerade beim Springen bezahlt<br />
man körperlich aber manchmal<br />
einen hohen Preis. 2017<br />
hat es mich besonders schwer<br />
erwischt: Während der Qualifikation<br />
für Olympia bin ich<br />
beim Training in Neuseeland so<br />
schwer gestürzt, dass ich eine<br />
Gehirnblutung hatte. Danach<br />
rechnete eigentlich niemand<br />
mehr damit, dass ich die Qualifikation<br />
noch schaffe. Aber<br />
auch da habe ich mich zurückgekämpft.<br />
Es gab einfach nichts<br />
auf der Welt, was mich so erfüllt<br />
hat.<br />
Das einzige Problem daran<br />
war: Der Plan ist nicht aufgegangen.<br />
Im Gegenteil, ich sehnte<br />
mich immer mehr danach, das<br />
Snowboarden weiter zu machen.<br />
Also habe ich es einfach immer<br />
weiter durchgezogen, mit allen<br />
Höhen und Tiefen, mit Herz und<br />
Seele, 23 Jahre lang.<br />
Das ist eine lange Zeit! Im Lauf<br />
der Jahre hast du zahlreiche, teils<br />
auch sehr schwere Verletzungen<br />
davongetragen. Du hast dich<br />
aber immer wieder eisern<br />
zurück gekämpft. Was hast dich<br />
motiviert, weiter zu machen?<br />
Du startest seit vielen Jahren<br />
in den Disziplinen „Slopestyle“<br />
(Hindernisparcours) und „Big<br />
Air“ (Riesenschanze). Diese<br />
wurden erst 2014 olympisch. Du<br />
bezeichnest allerdings gerade die<br />
Jahre vor der Olympionisierung<br />
als „goldene Zeit“. Warum?<br />
Die „goldene Zeit“ – das waren<br />
für mich die Jahre 2000 bis ungefähr<br />
2010. Damals gab es für<br />
Slopestyle und Big Air noch keine<br />
Weltcups und keine Nationalmannschaften<br />
und viel mehr<br />
unabhängige Events. Ich war<br />
Anfang 20, hatte gute Sponsoren-Verträge<br />
an Land gezogen<br />
und konnte so meine Reisen finanzieren.<br />
Im Sommer war ich meist in<br />
Australien und Neuseeland, im<br />
Winter in den USA, zwischendurch<br />
in München. Man kann<br />
sich das vorstellen wie einen<br />
wandernden Snowboard-Zirkus:<br />
Überall traf man auf bekannte<br />
Gesichter, es war eine richtige<br />
Community aus leidenschaftlichen<br />
Einzelkämpfern, eine große<br />
Snowboard-Familie. Jeder<br />
hatte eine krasse Geschichte zu<br />
erzählen, alle hatten sich auf<br />
ihre Art durchgeboxt, um ihren<br />
Snowboard-Traum zu leben.<br />
In den Jahren als Einzelkämpferin<br />
war natürlich auch nicht<br />
immer alles easy: Ich war zu-<br />
mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020 | 9
DIE M VON NEBENAN<br />
gleich Trainerin, Managerin, Ernährungsberaterin,<br />
Reiseplanerin,<br />
Pressesprecherin, Dolmetscherin,<br />
habe meine Verträge<br />
selbst verhandelt – eine<br />
One-Woman-Show. Vermutlich<br />
war das aber auch gerade der<br />
Grund, warum mich das Ganze<br />
so erfüllt hat.<br />
Seit der Olympionisierung<br />
2014 hat sich das alles sehr verändert.<br />
Nun musste man Teil<br />
eines Kaders, einer Nationalmannschaft<br />
sein, um Karriere<br />
zu machen. Die Community<br />
wurde immer weniger durch<br />
den Sport an sich zusammen gehalten.<br />
Man konnte sich auch<br />
nicht mehr einfach so bei den<br />
Events anmelden, sobald man<br />
genügend Punkte gesammelt<br />
hatte. Der nationale Verband<br />
muss die Meldungen machen.<br />
Das macht die Athleten natürlich<br />
auch abhängig.<br />
Höher, weiter, spektakulärer:<br />
Silvia Mittermüller im Flug<br />
hier in Breckenridge, Colorado, USA.<br />
Foto: Jake Timlin<br />
Dennoch war es auch dein<br />
Traum, bei Olympia zu starten.<br />
2018 warst du in Südkorea die<br />
erste deutsche Sportlerin, die<br />
im Slopestyle angetreten ist.<br />
Du bist auf dem letzten Platz<br />
gelandet, aber als „Olympionikin<br />
der Herzen“ vielen im Gedächtnis<br />
geblieben. Was ist passiert?<br />
Da lief leider vieles schief. Ich<br />
fühlte mich am Wettkampftag<br />
total elend. Aber wenn Du es bis<br />
an diesen Punkt geschafft hast,<br />
sagst Du natürlich nicht: „Sorry,<br />
ich hab Fieber, ich kann leider<br />
nicht starten!“ Es zögerte sich<br />
alles hinaus, weil es so windig<br />
war. Den Damen-Skislalom haben<br />
sie deswegen abgesagt, uns<br />
haben sie springen lassen! Eine<br />
sehr umstrittene Entscheidung.<br />
Im letzten Training hat mich<br />
dann am allerletzten Sprung<br />
10 | mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020
mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020 | 11
DIE M VON NEBENAN<br />
eine Windböe mitgenommen,<br />
BÄMM! Ich habe es schon beim<br />
Absprung gemerkt, dass ich es<br />
nicht schaffen werde. Doch es<br />
war schon zu spät, der Absprung<br />
war komplett vereist und ich<br />
konnte nicht mehr bremsen.<br />
So oder so, der Sprung würde<br />
nicht gutgehen. Was soll ich sagen,<br />
ich hab sofort gespürt, dass<br />
das Knie ernsthaft etwas abbekommen<br />
hat. Da mein Rucksack<br />
noch am Start war, bin ich nochmal<br />
in den Lift gehumpelt und<br />
nach oben gefahren.<br />
Da hab ich eigentlich erst realisiert:<br />
Hey! Das ist OLYMPIA!<br />
Meine Entscheidung stand fest:<br />
Ich wollte zumindest versuchen,<br />
den Parcours auf dem Board<br />
runter zu fahren, natürlich<br />
ohne Tricks und ohne Sprünge.<br />
Im Slopestyle bekommst Du dafür<br />
EINEN Punkt, aber der Lauf<br />
zählt. Rückblickend war das<br />
eine absolut waghalsige Aktion,<br />
es war total eisig und sausteil,<br />
ich wusste bis zum Schluss<br />
nicht, ob ich es schaffen werde.<br />
Ich habe den Leuten beim<br />
Runterfahren zugewunken und<br />
mich dabei innerlich von Olympia<br />
verabschiedet, einige haben<br />
zurück gewunken. Ich bin<br />
auf dem 26. Platz gelandet und<br />
darf mich offiziell Olympionikin<br />
nennen, aber es war wirklich<br />
tragisch für mich, ein echter<br />
Herzensbruch.<br />
Kurz nach Olympia hat dir der<br />
Verband wegen deiner Verletzung<br />
und deines Alters den Kaderplatz<br />
und die Förderung aufgekündigt.<br />
Auch deine Knieverletzung<br />
heilte sehr schlecht. Das Jahr<br />
2018 wurde für dich, wie du<br />
selbst sagst, das „schlimmste<br />
Jahr“ deines Lebens …<br />
Das ganz normale Leben<br />
nach dem Profisport:<br />
Die Gehhilfen immer griffbereit.<br />
Foto: Solveig Wehking<br />
… ja, das stimmt. Die ganze<br />
Olympiageschichte und dann<br />
noch der Rauswurf vom Verband:<br />
Das hat mir den Boden<br />
unter den Füßen weggezogen.<br />
Von einem Tag auf den anderen<br />
war ich von der Olympionikin<br />
und Kaderathletin zu einem<br />
„Niemand“ geworden, es hat<br />
überhaupt nicht mehr gezählt,<br />
was ich die vergangenen Jahre<br />
geleistet habe. Der Verband hat<br />
mich abgeschrieben, sie glaubten<br />
nicht mehr daran, dass ich<br />
nochmal auf Weltcup-Niveau<br />
zurückkehren werde.<br />
Ich bin in eine sehr schwere<br />
Depression gerutscht, hatte Suizidgedanken.<br />
Mein Gehirn hat<br />
komplett gestreikt, ich konnte<br />
mir nichts mehr merken. Hinzu<br />
kamen so viele extrem negative<br />
Emotionen, ich hätte nie<br />
gedacht, dass so etwas möglich<br />
ist. Ich dachte wirklich, dass die<br />
gesammelten Gehirnerschütterungen,<br />
insbesondere natürlich<br />
die Gehirnblutung 2017, bleibende<br />
Schäden hinterlassen haben.<br />
Es wurde dann so schlimm,<br />
dass ich zweimal stationär in<br />
12 | mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020
eine psychiatrische Klinik gegangen<br />
bin. Dort wurde zum<br />
ersten Mal ein IQ-Test gemacht.<br />
Leider wurde mir dort nur mitgeteilt,<br />
dass ich überdurchschnittlich<br />
intelligent sei und<br />
ein Hirnschaden ausgeschlossen<br />
werden kann. „Sie sind halt<br />
einfach schwer depressiv!“ Damit<br />
war das Thema abgehakt.<br />
Weder die Aufenthalte in den<br />
Kliniken noch die Psychopharmaka,<br />
die ich irgendwann mit<br />
viel Widerwillen genommen<br />
habe, haben etwas gebracht. Ich<br />
wollte einfach nur noch, dass<br />
das aufhört! Die Ärzte haben<br />
mir geraten, das Snowboarden<br />
an den Nagel zu hängen und<br />
Trauerarbeit zu leisten. Kalter<br />
Entzug, sozusagen. Es war wirklich<br />
eine hoffnungslose Situation.<br />
Aus heutiger Sicht, wo ich etwas<br />
mehr von Hochbegabung<br />
weiß und verstanden habe, bin<br />
ich ehrlicherweise schockiert,<br />
wie wenig in der Psychiatrie darauf<br />
eingegangen wurde.<br />
Was meinst du: Inwiefern<br />
hat deine Hochbegabung<br />
eine Rolle gespielt?<br />
Ich denke mittlerweile, dass<br />
meine extrem intensive Wahrnehmung<br />
der Depression nicht<br />
Teil der psychiatrischen Diagnose,<br />
sondern meiner besonderen<br />
Wahrnehmung als Hochbegabte<br />
geschuldet war. Wenn man eine<br />
hohe geistige und emotionale<br />
Kapazität hat, kann das eben<br />
auch voll nach hinten los gehen.<br />
Da hätte man bestimmt besser<br />
darauf eingehen und meinen<br />
Leidensweg so vielleicht verkürzen<br />
können.<br />
Letztendlich hast du dich in<br />
Eigenregie aus diesem tiefen Loch<br />
befreit. Wie hast du das geschafft?<br />
Als ich im Dezember 2018 aus<br />
der Klinik kam, habe ich beschlossen:<br />
„Ich geh zurück in<br />
die USA, da ist es mir immer<br />
gut gegangen!“ Natürlich gab es<br />
dort auch keine Wunderheilung,<br />
aber schon ein paar Wochen<br />
später bin ich körperlich stärker<br />
geworden, habe angefangen,<br />
Snowboard zu fahren.<br />
Langsam ging es mir dann<br />
auch psychisch besser. Ich hatte<br />
endlich wieder Endorphine und<br />
Adrenalin im Blut. Für die Leute<br />
dort war ich immer noch die<br />
„alte“ Silvia, die Snowboarderin.<br />
Und da habe ich realisiert, dass<br />
es mir so schlecht ging, weil ich<br />
meine Identität verloren hatte.<br />
In den USA habe ich diese Stück<br />
für Stück zurückerobert. Ich<br />
fühlte mich im wahrsten Sinne<br />
des Wortes wie neu geboren,<br />
plötzlich war alles wieder schön<br />
und bunt in so unglaublich vielen<br />
Facetten.<br />
Bei mir ist es wohl einfach<br />
so, dass ich, bedingt durch die<br />
Hochbegabung, in beide Extreme<br />
ausschlagen kann. Und 2018<br />
ist eben einfach zu viel zusammen<br />
gekommen.<br />
Nach sechs Monaten bin ich<br />
mit gemischten Gefühlen nach<br />
„Ich bin Realistin, aber<br />
zugleich auch Träumerin.<br />
Das Leben bietet mir<br />
genügend Grauzonen, um<br />
mir meine eigene Träumer-<br />
Realität zu schaffen und<br />
ganz oft bringt mich diese<br />
Realität, wie ich sie mir<br />
vorstelle, zum Lachen.“<br />
SILVIA MITTERMÜLLER<br />
Deutschland zurückgekommen,<br />
ich hatte schon Bammel,<br />
dass es dann wieder in die andere<br />
Richtung kippt. Aber meine<br />
Befürchtungen waren umsonst.<br />
Ich habe mich allerdings<br />
auch sofort darum gekümmert,<br />
dass ich gleich wieder irgendwo<br />
snowboarden gehen kann.<br />
Das größte Learning aus dieser<br />
Zeit ist, dass mir meine Identität<br />
keiner nehmen kann; kein<br />
Verband dieser Welt, kein Arzt,<br />
kein noch so gut gemeinter Ratschlag.<br />
Im Februar diesen Jahres erschien<br />
ein Spiegel-Artikel, in dem Du<br />
offen über Deine Depression und<br />
das schwierige Verhältnis zum<br />
Snowboard-Verband sprichst.<br />
Warum bist du diesen Schritt an<br />
die Öffentlichkeit gegangen?<br />
Ich möchte meine Stimme dafür<br />
nutzen, dass sich meine Geschichte<br />
nicht wiederholt. Ich<br />
bin ja nicht die erste Athletin,<br />
die durch eine solche Phase<br />
geht. Bis zu 80 Prozent der<br />
Athleten erleiden post-olympische<br />
Depressionen. Auch das<br />
Karriereende ist für extrem viele<br />
Sportler eine überwältigende<br />
Situation; die wenigsten haben<br />
ein Sicherheitsnetz für die Zeit<br />
„danach“. Solange die Karriere<br />
noch läuft, gibt es ganz viel Förderung,<br />
damit es möglichst viele<br />
Medaillen regnet.<br />
Ich möchte, dass sich die Verbände<br />
und Funktionäre ihrer<br />
Verantwortung bewusst werden<br />
und die Sportler auch nach dem<br />
Karriereende nicht einfach fallen<br />
lassen wie eine heiße Kartoffel!<br />
Ich bin mir sicher, dass du mit<br />
deiner Geschichte auch vielen<br />
mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020 | 13
DIE M VON NEBENAN<br />
Menschen hilfst, die Ähnliches<br />
erlebt haben. Das Thema<br />
Depressionen wird ja leider<br />
teilweise immer noch unter den<br />
Teppich gekehrt oder stigmatisiert.<br />
Das stimmt! Ich bin der festen<br />
Überzeugung, dass weit mehr<br />
Menschen eine solche Episode<br />
erleben, als man denkt. Ich hoffe,<br />
dass meine Geschichte auch<br />
Verständnis dafür schafft, wie<br />
krass eine Depression sein kann<br />
und dass es eine lange Zeit dauern<br />
kann, bis wieder ein „normales“<br />
Leben möglich ist. Vielleicht<br />
macht es den Betroffenen<br />
aber auch Mut, auf den eigenen<br />
Bauch zu hören. Mein Weg aus<br />
der Depression war letztendlich<br />
das, wovon mir alle abgeraten<br />
haben.<br />
Es ist ja beinahe wie in einem<br />
guten Hollywood-Streifen:<br />
Du hast in der letzten Saison<br />
dein Comeback gefeiert, hast<br />
bewiesen, dass du noch auf<br />
Weltcup-Niveau fahren kannst.<br />
Was meinst du, wann wirst<br />
du dich vom professionellen<br />
Snowboarden verabschieden?<br />
Eigentlich wollte ich letzte Saison<br />
herausfinden: Kann ich<br />
meine Karriere in Frieden beenden<br />
oder will ich es tatsächlich<br />
nochmal mit Olympia versuchen?<br />
Dann kam im März Corona<br />
dazwischen und im Sommer<br />
habe ich mich beim Skateboarden<br />
verletzt. Ich habe gerade<br />
eine größere Knie-Operation<br />
hinter mir und muss die nächsten<br />
Monate ohnehin pausieren.<br />
Ich kann mittlerweile das Verletzungsregister<br />
einer ganzen<br />
Fussballmannschaft vorweisen,<br />
das bin ich wirklich leid. Mit<br />
dem Snowboarden als Profession<br />
aufzuhören, ist also definitiv<br />
ein Thema, mit<br />
dem ich mich<br />
auseinandersetzen<br />
muss.<br />
Das Problem<br />
dabei ist,<br />
dass es für<br />
mich schon<br />
immer so viel<br />
mehr war als<br />
„nur“ ein Sport. Ich<br />
habe die letzten zwanzig<br />
Jahre mein persönliches Snowboard-Märchen<br />
gelebt, war an<br />
den schönsten Flecken, weitab<br />
von der normalen Welt. Früher<br />
habe ich viele Texte darüber<br />
geschrieben, über diese „Fairytale<br />
Reality“. Snowboarden ist<br />
meine größte Leidenschaft und<br />
Teil meiner Identität. Wenn das<br />
wegfällt, entsteht einfach wahnsinnig<br />
viel Platz, der erst mal<br />
wieder gefüllt werden muss.<br />
Hast du schon eine Idee,<br />
was Silvia Mittermüller<br />
2.0 machen könnte?<br />
Um ehrlich zu sein, überfordert<br />
es mich gerade, die nächste Version<br />
von mir selbst zu kreieren.<br />
Wenn ich mit dem Snowboarden<br />
aufhöre, stehe ich, streng<br />
genommen, vor dem Nichts,<br />
weil ich 110% in meinen Sport<br />
reingesteckt habe. Mit meiner<br />
Erfahrung wäre es natürlich naheliegend,<br />
als Trainerin zu arbeiten,<br />
das könnte ich mir generell<br />
auch vorstellen. Allerdings<br />
wird mir der deutsche Verband<br />
aufgrund unserer Vorgeschichte<br />
höchstwahrscheinlich kein<br />
Angebot machen. Es würde mir<br />
aber auch schwer fallen, mich<br />
in den existierenden Verbands-<br />
Strukturen wohl zu fühlen. Ein<br />
Trainerjob im Ausland könnte<br />
eine vorübergehende Option<br />
sein, aber keine<br />
langfristige<br />
Antwort auf<br />
„Silvia 2.0“.<br />
Auf der einen<br />
Seite<br />
habe ich<br />
das Bedürfnis<br />
nach etwas<br />
Neuem, möchte<br />
meinen Horizont erweitern.<br />
Ich würde gerne<br />
etwas Sinnvolles und Zukunftsträchtiges<br />
machen, etwas was<br />
unsere Welt in 10 bis 20 Jahren<br />
braucht. Darum lese ich gerade<br />
sehr viel und recherchiere.<br />
Auf der anderen Seite möchte<br />
ich aber auch auf den Erfahrungen<br />
und dem, was ich bisher<br />
in meinem Leben gemacht<br />
habe, aufbauen. Manchmal<br />
fühle ich mich davon überwältigt,<br />
eine Aufgabe zu finden, die<br />
das alles vereint. Letztendlich<br />
holt mich mein altes „Problem“<br />
wieder ein: Es fällt mir einfach<br />
wahnsinnig schwer, Entscheidungen<br />
zu treffen. Ist ja wohl<br />
einer der Klassiker bei Hochbegabten<br />
(lacht).<br />
Wer weiß, vielleicht ergibt<br />
sich ja aus diesem Interview etwas<br />
Neues!? Falls jemand diese<br />
Themen kennt, eventuell Vergleichbares<br />
erlebt hat und irgendwelche<br />
Ideen oder Inspirationen<br />
für mich hat – ich bin für<br />
alles dankbar und offen für jeden<br />
frischen Wind.<br />
Liebe Silvia, ganz herzlichen<br />
Dank, dass Du uns einen so<br />
ehrlichen Einblick gegeben hast!<br />
Die Fragen stellte<br />
Natalie Lehmann<br />
Foto: Solveig Wehking<br />
14 | mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020
Anzeige<br />
Einzel-Coaching und Seminare für Hochbegabte<br />
Irgendwann ist auch<br />
die Corona-Krise<br />
vorbei, trotzdem:<br />
Coaching funktioniert natürlich auch virtuell!<br />
Wir klären das von Fall zu Fall. Die Mischung aus<br />
Präsenz- und virtuellen Treffen hat sich bewährt!<br />
Wir finden einen Weg!<br />
Das Seminar für hochbegabte Finder im hat Oktober 2020 online<br />
stattgefunden. Und siehe da: Alle waren zufrieden. Nächste Termine<br />
demnächst auf www.coaching-fuer-hochbegabte.de<br />
Endlich ist sie raus! Die komplette Überarbeitung von „Wie ich<br />
werde, was ich bin. Hochbegabung: Navigation für Erwachsene“<br />
(Titel der ersten Ausgabe: „Wie ich werde, was ich bin. (Selbst-)<br />
Coaching für hochbegabte Erwachsene“). 452 Seiten, € 26,90<br />
Das Buch klärt auf über das Phänomen Hochbegabung, gibt Einblick<br />
in das Seelenleben, Erfolge und als Misserfolge erlebte Ereignisse<br />
im Leben vieler Hochbegabter. Es enthält Interviews mit Hochbegabten<br />
von 2010, ergänzt um erneute Befragungen nach fast zehn<br />
Jahren und einige neue Interviewpartner. Das offenbar zu große<br />
Hoffnungen generierende kurze Kapitel Selbstcoaching ist in dieser<br />
Auflage entfallen. Dafür wurden viele Aspekte um neu hinzugekommene<br />
Erkenntnisse und Erfahrungen der letzten Jahre ergänzt.<br />
Natürlich auch zu beziehen über unsere Buchhandlung:<br />
www.buchhandlungsattler.de<br />
Der Pessimist klagt über den Wind, der Optimist hofft, dass er dreht und der Realist<br />
richtet die Segel aus!<br />
Sir William Ward
ALL YOU NEED IS LO V E<br />
KONTAKTANZEIGEN<br />
Lief da was?<br />
Ein Rückblick auf die<br />
<strong>MinD</strong>-<strong>Mag</strong>-Verkuppel-Aktion.<br />
Illustration: Gordon Johnson/pixabay<br />
„Ich hatte bestimmt so 10 bis 15<br />
Antworten auf meine Kontaktanzeige<br />
bekommen, die alle super<br />
lieb formuliert waren. … Tatsächlich<br />
habe ich jemanden kennengelernt,<br />
der so ziemlich 100 Prozent<br />
auf meine Kontaktanzeige gepasst<br />
hat und wo ich dann auch im Kennenlernen<br />
das Gefühl hatte, dass<br />
ich danach gesucht hab.“<br />
„Ich hatte zwei Reaktionen auf<br />
meine Anzeige. Aus einer davon<br />
hat sich ein bislang sehr angenehmer,<br />
unterhaltsamer und interessanter<br />
Messenger-, telefonischer<br />
und auch persönlicher Kontakt<br />
(zunächst mit Abstand natürlich<br />
;-) ergeben.“<br />
„Es gab drei Zuschriften, die lustigerweise<br />
jeweils begannen mit:<br />
‚bestimmt erhältst du viele Zuschriften<br />
…’ Davon war eine mit romantischem<br />
Interesse, zwei bezogen<br />
sich eher auf mein Backgammon-Hobby.“<br />
Es war ein Versuch. Kontaktanzeigen<br />
im <strong>Mag</strong>, passend zum<br />
großen Thema „Liebe“ in der<br />
Ausgabe 137. Das Interesse im<br />
Vorfeld war groß, die Anzeigen<br />
witzig und ansprechend.<br />
Was ist denn nun draus geworden,<br />
und sollte die Aktion weitergehen?<br />
Wir haben bei den Inserenten<br />
und Inserentinnen nachgefragt.<br />
Fast alle antworteten, und leider,<br />
leider waren viele Resümees negativ.<br />
Typischer Satz: „Auf meine Anzeige<br />
hat leider nicht einer geantwortet.“<br />
Dann gab es diejenigen, die<br />
eine oder zwei Anfragen erhielten,<br />
aus denen sich aber nichts<br />
ergab.<br />
„Ich hatte eine Reaktion auf meine<br />
Anzeige und wir haben uns<br />
auch einmal getroffen. Leider hat<br />
es für mich nicht gepasst, so dass<br />
es dabei geblieben ist.“<br />
Und dann waren da noch die<br />
unverhofften Nebenwirkungen.<br />
Beispiel hier:<br />
„Es gab keine Reaktion auf meine<br />
Anzeige. Aber praktisch zeitgleich<br />
habe ich im echten Leben jemanden<br />
kennengelernt, mit dem sich<br />
etwas entwickelt hat.“<br />
Oder hier: „Es haben sich tatsächlich<br />
zwei Menschen gemeldet.<br />
Wenn auch keine Mensaner, so<br />
doch aus dem Bekanntenkreis derselben.“<br />
Natürlich gab es es auch positive<br />
Rückmeldungen, die entsprechenden<br />
Zitate stehen am<br />
Anfang dieses Textes.<br />
Und weil die ganze Aktion<br />
strikt anonym abläuft, können<br />
wir nicht ins Detail gehen, nur<br />
ein paar allgemeine und sehr<br />
vorläufige Schlussfolgerungen<br />
ziehen.<br />
1. Frauen erhalten mehr<br />
Antworten als Männer.<br />
2. Je jünger, desto mehr<br />
Reaktionen.<br />
3. Humorvolle, verspielte<br />
Anzeigen kommen besser an.<br />
Junge Frauen, die gut formulieren<br />
können, scheinen im Vorteil<br />
zu sein – das ist beklagenswert,<br />
aber das Leben ist in Be-<br />
16 | mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020
ALL YOU NEED IS LO V E<br />
ziehungsangelegenheiten leider<br />
nicht fair.<br />
Was umgekehrt nicht heißt,<br />
dass Mann, älter, eher dröge,<br />
keine Chance hat. Die Möglichkeiten<br />
sind nur seltener, und abwarten<br />
ist wenig zielführend.<br />
Man darf ja reagieren, die<br />
Konkurrenz ist (meistens) ziemlich<br />
übersichtlich. Und nach der<br />
Wahrscheinlichkeitsrechnung<br />
…, aber jetzt wird es zu mensanisch.<br />
Hier sind ein paar neue Mutige,<br />
erstaunlicherweise haben<br />
sich diesmal hauptsächlich<br />
Männer beworben.<br />
Lasst sie nicht allein – und<br />
wer sich ebenfalls in einem der<br />
nächsten Hefte präsentieren<br />
möchte: E-Mail an chefredakteur@mensa.de<br />
genügt. Anonymität<br />
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UNTERWEGS<br />
Die Straße ist das Ziel.<br />
Kurvenschwingen auf<br />
hügeligem Terrain.<br />
Fotos: Erwin Klein<br />
Mit Jänki Zündel vor<br />
einer kleinen gemeinsamen<br />
Extra-Runde.<br />
ERWIN KLEIN<br />
Auf dem Land gehen die<br />
Uhren wirklich anders<br />
Die M-Tour: Mit dem Motorrad<br />
quer durch die Republik.<br />
E<br />
igentlich wollte ich in diesem<br />
Corona-Sommer einfach<br />
in schöner Gegend Motorrad<br />
fahren. Dazu ein paar Leute<br />
treffen, damit ich abends nicht<br />
allein irgendwo gelangweilt<br />
rumsitze. Aber dann kam eins<br />
zum anderen und die Fahrerei<br />
wurde (fast) zweitrangig. Fangen<br />
wir zur Abwechslung mal<br />
ganz hinten an. Beim Fazit.<br />
Das schrieb ich nach dem<br />
glücklichen Ende meiner Tour<br />
Anfang Oktober auf der <strong>MinD</strong>-<br />
Facebookseite:<br />
„Eine kleine Zahlenbilanz:<br />
• 2.868,4 gefahrene Kilometer<br />
• 7 Ms besucht<br />
• 10 Bundesländer durchquert<br />
• 1 kurzer Werkstattbesuch<br />
• 2 heftige Adrenalinausschüttungen<br />
• 0 Fahrten im Regen<br />
Alles in allem: anstrengend,<br />
aber geil.<br />
Und sonst? Ein paar Punkte<br />
sind hängen geblieben.<br />
1. Ms sind gastfreundlich,<br />
neugierig und mitteilsam.<br />
Eigentlich nichts Neues. Aber<br />
wenn man erlebt, wie schnell<br />
nach einer Ankunft bei Menschen,<br />
die man nie zuvor getroffen<br />
hat, ein gutes Gespräch zustande<br />
kommt, und wie offen<br />
und bereitwillig ganze Lebensgeschichten<br />
ausgebreitet werden,<br />
dann ist das etwas Besonderes.<br />
Und ganz und gar nicht<br />
selbstverständlich.<br />
Wichtig natürlich: It takes two<br />
to tango – man muss auch selbst<br />
die Bereitschaft zu so einem Gespräch<br />
mitbringen.<br />
18 | mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020
UNTERWEGS<br />
Ein Zelt im Garten:<br />
Camping in Peppenhoven.<br />
Mit Susanne Schreiber<br />
beim Spaziergang<br />
in den Obstanbaugebieten.<br />
2. Auf dem Land gehen die<br />
Uhren wirklich anders.<br />
Diskussionen auf Mailinglisten,<br />
Rassismus, Datenschutz, Wahlen:<br />
Was unter Aktiven und in<br />
Diskussionsrunden hohe Wellen<br />
schlägt, ist weitab vom<br />
Schuss eher nebensächlich. Ein<br />
erreichbarer Stammtisch ist<br />
ein Problem oder eine Verabredung<br />
mit einem anderen SIG-<br />
Mitglied. Wer im Funkloch sitzt<br />
(und das kommt noch ziemlich<br />
häufig vor) und weit weg ist von<br />
anderen Ms, hat ganz eigene<br />
Probleme.<br />
4. „Die beste Bildung findet<br />
ein gescheiter Mensch auf<br />
Reisen.“ (Goethe)<br />
Ich habe viel gelernt. Zum Beispiel<br />
über Asperger, über Spät-<br />
Erkannte, über Underachievement.<br />
Klar, wer bei Mensa ist,<br />
kennt die Begriffe und manchmal<br />
auch die Menschen dazu.<br />
Aber wer mit jemand Betroffenem<br />
intensiv Zeit verbringt und<br />
die dazugehörende Lebensgeschichte<br />
erfährt, versteht mehr<br />
und besser und kommt verändert<br />
zurück nach Hause.<br />
5. Das Bedürfnis nach<br />
Begegnung und Austausch<br />
ist riesig.<br />
Ich hätte 30 und mehr Stationen<br />
anfahren können, ich hätte<br />
mehr reden, länger bleiben,<br />
mehr miteinander unternehmen<br />
können. Ms (nicht nur auf<br />
dem Lande) freuen sich über andere<br />
Ms, weil die gemeinsame<br />
3. Deutschland ist (an vielen<br />
Stellen) unfassbar schön.<br />
Ich bin durch Orte und Gegenden<br />
gekommen, wo ich ohne<br />
Grund kaum je hingefahren<br />
wäre. Und je weiter weg von allem,<br />
desto attraktiver wurde es.<br />
Eifel, Schwäbische Alb, Fränkisches<br />
Weinland sind Gegenden,<br />
wo ich sicher nicht zum letzten<br />
Mal war. Oder auch Städte, die<br />
mir sonst nie aufgefallen wären:<br />
Dinkelsbühl zum Beispiel oder<br />
Torgau.<br />
Rhein-Romantik<br />
in den Weinbergen rund<br />
um Bacharach.<br />
mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020 | 19
UNTERWEGS<br />
Kulinarischer Höhepunkt:<br />
Forelle im Speckmantel im Hohenloher Land.<br />
Überragende Gastfreundschaft:<br />
Uwe Krebs und Birgit Rieß.<br />
Mitgliedschaft verbindet und<br />
vieles erleichtert. Es ist wie so<br />
oft im Leben: Wer freundlich<br />
fragt, kriegt meist eine gute<br />
Antwort.<br />
Damit sind zwei Wochen um,<br />
die mir in der Rückschau eher<br />
wie zwei Monate vorkamen.“<br />
Im <strong>MinD</strong>-<strong>Mag</strong> 137 hatte ich sie<br />
annonciert: Die M-Tour. Eine<br />
Motorrad-Rundreise durch die<br />
Provinz mit dem Angebot, Ms<br />
zu besuchen, die mich aufnehmen<br />
wollen.<br />
Schnell stellte sich heraus,<br />
dass die Zeit für all die Reaktionen<br />
und Vorschläge viel zu kurz<br />
war. Am Ende ergab sich eine<br />
Tour mit sieben Stationen:<br />
Von Braunschweig aus quer<br />
durch den Harz nach Niestetal<br />
in der Nähe von Kassel zu Jänki<br />
Zündel.<br />
Von dort immer Richtung<br />
Westen unter anderem durch<br />
das Rothaargebirge, bei Bonn<br />
über den Rhein nach Peppenhoven<br />
zu Susanne Schreiber.<br />
Weiter durch Eifel und Hunsrück<br />
ins Hohenloher Land, wo<br />
mich Birgit Rieß und Uwe Krebs<br />
erwarteten.<br />
Dann gings in die Schwäbische<br />
Alb nach Rosenfeld zu Andrea<br />
Weierich. Von dort weiter<br />
nach München und Augsburg<br />
bis nach Illemad zu Marion<br />
Gänßmantel.<br />
Als Gast beim Mensa-Stammtisch<br />
in Augsburg: Einfach hingehen und mitreden.<br />
Kurzer Werkstatt-Checkup:<br />
Zum Glück ging's danach problemlos weiter.<br />
20 | mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020
UNTERWEGS<br />
Wohnwagen-Schlafplatz<br />
bei Andrea Weierich in Rosenfeld.<br />
Bayerische Bilderbuch-Idylle<br />
am Ammersee.<br />
Margarete und Markus Kihn<br />
besuchte ich in Wertheim bei<br />
Würzburg.<br />
Zum Schluss gings Richtung<br />
Osten – in Kraupa, irgendwo<br />
zwischen Dresden und Leipzig,<br />
traf ich Enrico Saul.<br />
Nicht alle wollten sich fotografieren<br />
lassen, aber überall fühlte<br />
ich mich sofort angenommen<br />
und sehr willkommen geheißen<br />
(auch wenn ich manches Mal<br />
erst mit erheblicher Verspätung<br />
eintrudelte – sorry, Susanne!).<br />
M sein verbindet – viel mehr, als<br />
ich mir das vorgestellt habe.<br />
Worüber im Einzelnen gesprochen<br />
wurde, gehört nicht hierher,<br />
nur soviel: Es wurde kein<br />
Blabla geredet. Und es ging sowohl<br />
um Mensa als auch um<br />
sehr Persönliches.<br />
Ich habe neue Freunde gefunden,<br />
wir werden in Kontakt bleiben<br />
und uns (natürlich Coronakonform)<br />
bald wieder treffen.<br />
Meine Komfortzone habe ich<br />
weit verlassen und bin reichlich<br />
entschädigt worden. Ich werde<br />
eine ähnliche Tour wieder machen<br />
– vielleicht nicht so öffentlich,<br />
aber hoffentlich genauso<br />
intensiv. Ziele, neue und schon<br />
bekannte, gibt es genug.<br />
Einfach mal losfahren, losgehen,<br />
losradeln. Irgendwo<br />
kommt man immer an, und etwas<br />
Besseres als den Tod finden<br />
wir überall.<br />
Der Sog der Landstraße:<br />
Einfach mal los- und<br />
dann immer weiterfahren.<br />
Mit Enrico Saul auf<br />
Besichtigungs-Tour im ehemaligen<br />
Braunkohle-Abbaugebiet.<br />
mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020 | 21
Alle Ausrüstung am<br />
Roller, und der Rücken<br />
bleibt frei von<br />
Hitzestau, Druckstellen<br />
und Scheuerstellen.<br />
Schmerzhaften<br />
Radfahrerhintern<br />
gibt es nicht.<br />
Wenn einem doch<br />
mal etwas weh tut,<br />
tritt man in anderem<br />
Winkel, sanfter oder<br />
seltener mit dem einen<br />
Bein – geht beim<br />
Wandern eher nicht.<br />
Blasen an den Füßen<br />
gab es noch nie, und<br />
man kommt immer<br />
wieder mit netten<br />
Leuten ins Gespräch.<br />
Eigentlich die beste<br />
Art zu reisen.
UNTERWEGS<br />
Auf einer Steinbank<br />
im Lech-Flussbett<br />
zu übernachten ist<br />
zu reizvoll, um es<br />
nicht zu tun. Steiniger<br />
als die Hängematte,<br />
in der Nacht<br />
aber warm, auch<br />
wenn am Morgen<br />
alles taunass ist.<br />
Kann man durchaus<br />
einmal machen.<br />
Mit dem Tretroller<br />
(fast) auf die Zugspitze<br />
Peter Mauers Corona-Aktiv-Urlaub.<br />
Eine Bildergeschichte − nicht<br />
chronologisch erzählt.<br />
Sonntag früh, zehn Uhr,<br />
kein geöffneter Bäcker in<br />
zwei Orten. Stattdessen vier<br />
Alphornbläser! „Ihr habt<br />
ganz schön was vor mit zwei<br />
Kästen Bier für vier Leute!“<br />
„Mir san normal zu siebt.<br />
Und jeder, der hier zwoa Lieder<br />
zuhört, bekommt a Bier.“<br />
Oha. Alphörner höre ich<br />
nicht jeden Tag, ich bleibe<br />
stehen – als einziger Zuhörer.<br />
Nach dem ersten Lied: „Na,<br />
willst jetz a Bier?“<br />
Zum wolkenverhangenen Gipfel der Zugspitze fehlen von der Wiener-Neustädter-Hütte<br />
noch 750 Höhenmeter Felsen, also drei Stunden<br />
hoch und zwei Stunden wieder runter. Nach fünf Tagen Sport<br />
darf man aber auf 2.200 Metern auch einfach nur als einziger Gast<br />
mit den Hüttenwirten zusammen in der Sonne sitzen und Mittag<br />
essen – und danach umkehren. Zum allerhöchsten Gipfel geht die<br />
Brombachsee-Zugspitz-Tour 2020 dann eben nicht.
UNTERWEGS<br />
Mein Übernachtungsplatz im<br />
Allgäu. Hängematte mit Fliegengitter<br />
und Befestigung,<br />
Zeltplane und Heringe wiegen<br />
unter 1.500 Gramm. Außerdem<br />
liegt man nicht wie<br />
im Zelt auf kleinen Ästen, Steinen,<br />
Unebenheiten oder zu abschüssig.<br />
Zwei Bäume im richtigen<br />
Abstand findet man immer<br />
irgendwo. Bequem liegt<br />
man diagonal in der Hängematte,<br />
wie die Südamerikaner.<br />
Dazu eine 40-Millimeter-Isomatte<br />
und einen etwas schwereren,<br />
warmen Schlafsack,<br />
weil mein nächtlicher Energieumsatz<br />
niedrig und die Eigenisolation<br />
schlecht ist.<br />
Nach 25 Kilometern an diesem Tag ein Wegweiser zu einem<br />
Kloster. Etwas Kultur – und primär eine Sportpause – kommen<br />
gerade recht. Im Klostergarten vegetarische Burger und<br />
lokales dunkles Bier.<br />
24 | mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020
Der Weg zwischen<br />
Hochthörle Hütte<br />
und Wiener-Neustädter-Hütte.<br />
UNTERWEGS<br />
Ein Gartenzaun in Garmisch-Partenkirchen.<br />
Neben Landsberg am Lech ein Wegweiser zum Friedhof<br />
des ehemaligen KZs Kaufering VII. Kann man dran vorbei<br />
fahren – wie die meisten Touristen – oder man hält<br />
eben an. Da erfährt man Wichtigeres als in manchen Museen<br />
oder Sakralbauten. Dass man der einzige Tourist ist,<br />
tut dem geschichtlichen Verstehen keinen Abbruch – vermutlich<br />
im Gegenteil.<br />
Glück ist die Freiheit,<br />
jede Richtung einschlagen<br />
und überall übernachten<br />
zu können,<br />
beliebig langsam fahren<br />
und jederzeit Pausen<br />
machen zu dürfen.<br />
mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020 | 25
UNTERWEGS<br />
Die Hochthörle-Hütte auf 1.479<br />
Höhenmetern: Weniger als 3,5<br />
Kilometer Luftlinie zum Gipfel<br />
der Zugspitze – näher kommt<br />
man mit dem Tretroller nicht<br />
heran. Ab hier geht es nur noch<br />
zu Fuß weiter.<br />
Der Eibsee hat<br />
so unglaublich<br />
tolles Wasser,<br />
dass ich<br />
unbedingt<br />
zum Almbichl<br />
schwimmen<br />
muss.<br />
Den Rest der Geschichte − chronologisch anders erzählt −<br />
gibt es auf petermauer.com<br />
26 | mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020<br />
Vom Brombachsee zur<br />
Zugspitze: 250 Kilometer<br />
einfache Strecke,<br />
in drei bis fünf Tagen<br />
machbar. Eine Tretrollertour<br />
ist Glück pur,<br />
sehr viel gutes Essen ...<br />
und dazwischen eben ein<br />
bisschen Sport.
PRISMENFERNGLAS<br />
HARTMUT BLESSING<br />
Geschüttelt, gerührt<br />
und noch mehr<br />
Sprachspiele mit Ortsnamen.<br />
L<br />
auf an der Pegnitz – das<br />
klingt wie ein Imperativ,<br />
eine Befehlsform. Tatsächlich<br />
ist es ein Ortsname. So lassen<br />
sich viele „lustige Imperative“<br />
mit Ortsnamen bilden: Bad' Essen!<br />
Bad' König! Braun, schweig!<br />
Geisel' Wind! Klau's Dorf! Leim's<br />
Feld! Mal' Ente! Rode Wald! Salz'<br />
Gitter! Schöne' Berg! Spar' Wiesen!<br />
Springe! Unterjoch! Wag'<br />
Häusel!<br />
Manche Ortsnamen lassen<br />
sich schütteln. Vertauscht man<br />
die Silben von „Verden“, wird<br />
„Denver“ daraus, aus „Tokio“<br />
wird „Kioto“ und aus „Lemgo“<br />
der „Golem“, ein Wesen aus der<br />
jüdischen Mythologie mit sagenhaften<br />
Kräften. Der Liedermacher<br />
Heinz Rudolf Kunze hat<br />
diese Spielerei aufgegriffen und<br />
eines seiner Alben „Der Golem<br />
aus Lemgo“ genannt.<br />
Auch für Palindrome eignen<br />
sich Ortsnamen. „In Nagold legen<br />
Hähne Gold, log Anni.“ Dieser<br />
Satz ist von vorne und hinten<br />
(fast) gleich. Ebenso: „Nie<br />
grub Ramses Marburg ein.“<br />
„Eine treue Familie bei Lima feuerte<br />
nie.“<br />
Mit Ortsnamen lassen sich<br />
ganze Sätze bilden. Hier einmal<br />
ein Satz, bei dem vor dem jeweiligen<br />
Ortsnamen die zugehörige<br />
Postleitzahl steht: 51515 Dicke /<br />
45300 Essen / 73079 Süßen /<br />
73329 Kuchen. Oder der Satz:<br />
42477 Grüne / 35390 Gießen /<br />
96190 Lauter / 35440 Linden.<br />
Besonders beliebt sind Spiele<br />
mit dem Kraftfahrzeugkennzeichen,<br />
ergiebig ist hier Hannover<br />
mit „H“, beispielsweise H-AI,<br />
H-AT, H-UT und H-IT, oder auch<br />
„S“ für Stuttgart, mit S-EE, S-ET,<br />
S-AH, S-EI oder S-OG. Nicht<br />
weit von Stuttgart liegt Esslingen,<br />
bei dem sich ES-EL oder die<br />
biblischen ES-RA und ES-AU anbieten.<br />
Esau soll seinem Bruder Jakob<br />
sein Erstgeburtsrecht für<br />
ein Linsengericht verkauft haben<br />
und tatsächlich gibt es auch<br />
einen Ort, der „Linsengericht“<br />
heißt. Vielleicht kommt der<br />
Name von der Rechtsprechung<br />
unter einer Linde und änderte<br />
PRISMENFERNGLAS<br />
Warum Prismenfernglas?<br />
Prismenfernglas steht für die<br />
Buntheit des Lebens, vor allem der<br />
Sprache — das Fernglas steht für den<br />
Blick über den Tellerrand.<br />
Unter dieser Rubrik erscheinen<br />
regelmäßig Beiträge zu Sprachspielen<br />
und Etymologie.<br />
sich mit der Zeit. Etwa anderthalb<br />
Autostunden von Linsengericht<br />
entfernt liegt ein Ort namens<br />
„Katzenelnbogen“. Auch<br />
hier ist die Herkunft nicht ganz<br />
klar. Entweder hieß das einmal<br />
„Cattimellibocus“, lateinisch<br />
für „Gebirge der Chatten“ (ein<br />
germanischer Stamm), oder es<br />
könnte wörtlich gemeint sein<br />
und auf die Krümmung eines<br />
Gewässers anspielen.<br />
Kurios ist der Ortsname „Lederhose“<br />
in Thüringen. Einst ein<br />
slawischer Name, der „Ort des<br />
Ludorad“ (Männername) bedeutete,<br />
wurde er mit der Zeit zum<br />
Kleidungsstück umgewandelt.<br />
Die Lederhose hat es denn auch<br />
in das Ortswappen geschafft.<br />
Walter Hofmann dichtete: „In<br />
Wassersuppe trinkt man Hühnerbrühe,<br />
und selbst in Knoblauch<br />
blüht mal der Jasmin, in<br />
Ochsensaal steh'n eine Menge<br />
Kühe, an Treibstoff mangelt's<br />
auch mal in Benzin. … In Waldheim<br />
wird nicht nur im Wald<br />
gesessen, in Dümmer sind die<br />
Menschen klug und schlau, in<br />
Ahlbeck wird meist nur Aal<br />
schwarzgegessen und selbst in<br />
Rosa ist man manchmal blau. …“<br />
mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020 | 27
FILMKUNST<br />
KARIN POLZ<br />
Alle Jahre wieder – und<br />
hoffentlich auch 2020<br />
Die Kino-Kolumne mit Extra-Fakten für Besserwisser.<br />
Immer noch werden<br />
Kinostarts munter<br />
verschoben, obwohl<br />
Cineasten dringend auf<br />
Film-Nachschub warten.<br />
Die größten Chancen, zum<br />
geplanten Termin wirklich<br />
zu starten, haben derzeit<br />
Weihnachtsfilme. Denn<br />
diese finden im Sommer<br />
vermutlich noch weniger<br />
Anklang als während der<br />
Pandemie.<br />
K<br />
ino und Corona – das ist<br />
keine gute Kombination.<br />
Kurz nach Drucktermin des<br />
<strong>MinD</strong>-<strong>Mag</strong>azins vom Oktober<br />
wurden nacheinander alle drei<br />
vorgestellten Filme zum Thema<br />
„Wo sind die Helden?“ auf<br />
2021 verschoben. „The King's<br />
Man“ startet nun voraussichtlich<br />
am 25. Februar 2021, „Black<br />
Widow“ am 6. Mai 2021 und<br />
„James Bond 007 – Keine Zeit zu<br />
sterben“ am 31. März 2021. Zu<br />
viel Aufregung und Action ist<br />
während der Pandemie anscheinend<br />
nicht gefragt. Wie wäre es<br />
stattdessen mit Harmonie und<br />
dem Fest der Liebe? Da Weihnachtsfilme<br />
jahreszeitlich gebunden<br />
sind, sollte es in diesem<br />
Genre keine großen Verschiebungen<br />
geben. Im schlimmsten<br />
Fall wird der Start von der Kinoleinwand<br />
direkt auf einen Streamingdienst<br />
verlagert – aber<br />
auch dann lohnen sich folgende<br />
drei Filme:<br />
Elise und das<br />
vergessene<br />
Weihnachtsfest<br />
(ab 12. November)<br />
Es gibt ja die unterschiedlichsten<br />
Arten von Weihnachtsfilmen<br />
– dieser hier ist für alle, die<br />
an Weihnachten diese gewisse<br />
<strong>Mag</strong>ie verspüren. Und ganz besonders<br />
für Familien mit Kindern,<br />
die gemeinsam die Zeit<br />
überbrücken, bis das Christkind<br />
kommt. Der zauberhafte Film,<br />
der in Norwegen bereits ein<br />
Nummer-eins-Kinoerfolg war,<br />
erzählt die Geschichte von Elise.<br />
Das Mädchen lebt in einem<br />
Dorf, in dem alle furchtbar vergesslich<br />
sind. Am 24. Dezember<br />
wacht Elise mit dem Gefühl<br />
auf, dass irgendwas Besonderes<br />
ist – aber niemand kann sich erinnern.<br />
Als Elise auf dem Dachboden<br />
einen verstaubten Holzkasten<br />
mit 24 bemalten Türchen<br />
findet, auf dem „Fröhliche<br />
Weihnachten“ steht, glaubt<br />
sie, eine heiße Spur gefunden<br />
zu haben.<br />
So schrullig und liebenswert<br />
die Figuren sind und so wunderbar<br />
weihnachtlich die Kulisse,<br />
hat dieser Familienfilm das<br />
Zeug zum Weihnachtsklassiker.<br />
Übrigens, wer mit Kinowissen<br />
Eindruck schinden will: Der Originaltitel<br />
lautet „Snekker Andersen<br />
og den vesle bygda som<br />
glømte at det var jul“.<br />
28 | mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020
FILMKUNST<br />
Fotos: LEONINE Distribution GmbH, capelight pictures OHG<br />
Fatman<br />
(ab 26.November)<br />
Es soll ja auch Menschen geben,<br />
die mit Besinnlichkeit<br />
nichts anfangen können – und<br />
tatsächlich gibt es selbst für solche<br />
Menschen Weihnachtsfilme.<br />
„Fatman“ gehört in diese<br />
Kategorie, in die sich derber Humor<br />
wie bei „Bad Santa“ einordnen<br />
lässt – oder sogar noch ein<br />
bisschen mehr Action und Gewalt<br />
wie bei „Fatman“. Mel Gibson<br />
spielt darin mit Rauschebart<br />
Santa Claus, dessen beste Zeiten<br />
längst vorbei sind.<br />
Der Weihnachtsmann hat sich<br />
zu einem versoffenen Rowdy<br />
entwickelt, der aus Geldnot sogar<br />
Aufträge für das US-Militär<br />
annimmt. Doch es kommt noch<br />
schlimmer. Ein Zwölfjähriger,<br />
der statt Geschenken mit einem<br />
Stück Kohle bedacht wird, hetzt<br />
Santa Claus einen Auftragskiller<br />
hinterher. Eine schöne Bescherung!<br />
Spätestens an dieser Stelle<br />
kommen zur expliziten Sprache<br />
auch Gewaltdarstellungen.<br />
Gemetzel statt Wintermärchen<br />
– klar, dass hier die Altersfreigabe<br />
etwas höher ausfällt. Ob Fatman<br />
nun eine Actionkomödie<br />
mit sehr düsterem Humor ist,<br />
ein Thriller mit etwas makaberen<br />
Figuren oder überflüssiger<br />
Brutalo-Nonsense, darauf konnten<br />
sich die Filmexperten bisher<br />
noch nicht einigen.<br />
Ein Geschenk von Bob<br />
(ab 10. Dezember)<br />
Es soll ja Menschen geben, die<br />
kennen Bob, den Streuner, nicht.<br />
Für diejenigen (schämt euch!)<br />
eine kurze Erklärung: Bob, ein<br />
rotgetigerter Streunerkater,<br />
hat sich 2008 mit dem drogenabhängigen<br />
Straßenmusiker<br />
James Bowen angefreundet und<br />
war dessen Antrieb, sein Leben<br />
in den Griff zu bekommen. Seine<br />
Geschichte hat James Bowen<br />
im Roman „Bob, der Streuner“<br />
erzählt. Das Buch wurde in<br />
26 Sprachen übersetzt und 2017<br />
verfilmt.<br />
Jetzt kommt die Fortsetzung<br />
ins Kino, bei der Bob ein letztes<br />
Mal auf der Leinwand zu sehen<br />
ist. Denn im Juni 2020 ist<br />
der 14-jährige Kater nach einem<br />
Unfall gestorben. Bob spielt<br />
sich selbst, unterstützt von zwei<br />
Stunt-Doubles; sein Herrchen,<br />
James Bowen, wird von Luke<br />
Treadaway dargestellt.<br />
Sicher ist: Es wird emotional,<br />
denn es geht um Freundschaft<br />
und Zusammenhalt. James erlebt<br />
im vorweihnachtlichen<br />
London eine schwere Zeit und<br />
muss sogar darum bangen, dass<br />
Bob dauerhaft bei ihm leben<br />
darf. Doch natürlich geht im<br />
Film alles gut aus – herzerwärmend<br />
nicht nur für Bob-Fans.<br />
Extra-Fakten:<br />
Ist „Stirb langsam“<br />
ein Weihnachtsfilm?<br />
F<br />
ür manche gehört der Film<br />
mit Bruce Willis zu Weihnachten<br />
wie Christbaum, Lebkuchen<br />
und Geschenke. Die<br />
weihnachtlichen Bestandteile<br />
des Films sind unverkennbar:<br />
So spielt „Stirb langsam“ an<br />
Heiligabend – und dass Bruce<br />
Willis die Bösen ausschalten<br />
will, um endlich mit seiner Familie<br />
Weihnachten feiern zu<br />
können, ist ein zentrales Motiv.<br />
Doch auch die Weihnachtsmusik,<br />
die effektvoll eingesetzt<br />
wird, kann manchen Cineasten<br />
nicht davon überzeugen, „Stirb<br />
langsam“ ins Weihnachtsfilm-<br />
Genre einzusortieren. In der alljährlich<br />
wieder aufflammenden<br />
Diskussion haben sich sogar<br />
schon Drehbuch-Autor Steven<br />
E. de Souza (ironisch, aber eher<br />
ja) und Bruce Willis (auf keinen<br />
Fall) zu Wort gemeldet. Gegner<br />
der Weihnachtsfilm-These argumentieren<br />
zum Beispiel, dass<br />
der Kinostart im Juli 1988 – also<br />
im Sommer – dagegenspreche.<br />
Also: Wenn es an Weihnachten<br />
mal wieder zu harmonisch wird:<br />
Einfach mal in der großen Familienrunde<br />
diese Frage in den<br />
Raum werfen!<br />
mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020 | 29
AUSWEIS-WETTBEWERB<br />
SARAH BUDDE<br />
M. C. Escher als<br />
grafische Inspiration<br />
Interview mit der Gewinnerin des<br />
Ausweiswettbewerbs 2021.<br />
Sarah, erst einmal<br />
herzlichen Glückwunsch<br />
zu deinem tollen Entwurf,<br />
der mit 1.863 Stimmen<br />
als Ausweismotiv für<br />
2021 gewählt wurde. Wie<br />
entstand die Idee dazu?<br />
Ich habe im August<br />
durch Zufall einen verregneten<br />
Tag im niederländischen<br />
Leeuwarden<br />
verbracht. Leeuwarden<br />
ist die Geburtsstadt des Grafikers<br />
M.C. Escher. Als ich im Museumsshop<br />
eine Postkarte einer<br />
seiner Arbeiten in der Hand hatte,<br />
dachte ich, damit würde ich<br />
gerne etwas machen!<br />
Ich habe mich immer schon<br />
für die grafische Qualität optischer<br />
Täuschungen und die Visualisierbarkeit<br />
perspektivischer<br />
Unmöglichkeiten interessiert.<br />
Darüber hinaus hatte ich<br />
sofort die Assoziation zu Rätseln<br />
und Geduldsspielen, die ich<br />
inhaltlich passend fand. Als ich<br />
dann wieder zu Hause war, habe<br />
ich mich direkt an den Schreibtisch<br />
gesetzt.<br />
Wie entsteht so ein toller<br />
Entwurf? Und woher kam<br />
die Idee für dieses grafische<br />
Motiv und die Farbwahl?<br />
Die Illustration ist komplett digital<br />
als Vektorgrafik entstanden.<br />
Da ich eine typografische<br />
Lösung für einen Mitgliedsausweis<br />
schön fand, habe ich einfach<br />
angefangen, den Schriftzug<br />
aufeinander zu stapeln und<br />
den Buchstaben Tiefe zu geben.<br />
Der Rest ist dann daraus<br />
gewachsen.<br />
Wieviel Zeit hast du<br />
in die Gestaltung und<br />
die Umsetzung dieses<br />
Motivs gesteckt?<br />
Also in Stunden waren<br />
das zusammengenommen<br />
bestimmt<br />
zwei Arbeitstage, obwohl<br />
der eigentliche<br />
Entwurf deutlich schneller<br />
stand. Um ehrlich zu sein, bin<br />
ich immer schnell und motiviert,<br />
bis ich sehe, wie es aussehen<br />
könnte, wenn es fertig wäre,<br />
und dann habe ich erstmal keine<br />
Lust mehr. Dadurch zieht<br />
sich die finale Ausarbeitung<br />
ganz gerne mal in die Länge.<br />
Eine letzte Frage haben<br />
wir noch: Seit wann<br />
zeichnest oder malst du?<br />
Ich habe schon aus dem Kindergarten<br />
stapelweise Bilder mit<br />
nach Hause gebracht, der Spaß<br />
an Gestaltung ist mir seitdem<br />
geblieben. Mittlerweile bin ich<br />
glücklicherweise in der Lage,<br />
meinen Lebensunterhalt damit<br />
zu verdienen.<br />
Die Fragen stellte Mia Körkemeyer<br />
30 | mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020
KUNST<br />
KATJA TSCHIRWITZ<br />
Von Superheldinnen und<br />
zeichnenden Tänzern<br />
Judith Ritter: Illustratorin mit grünem<br />
Daumen und gutem Körpergefühl.<br />
O<br />
ffenbach hat keinen<br />
besonders guten Ruf.<br />
Schmutzig und kriminell sei<br />
die Stadt, es gebe Bezirke, in<br />
die sich selbst die Polizei nicht<br />
mehr hineinwage. Trotzdem<br />
(oder gerade deshalb) geschehen<br />
hier interessante Dinge, gibt<br />
es Raum und Sinn für Alternatives,<br />
hat die Kunst einen hohen<br />
Stellenwert.<br />
Alle zwei Jahre finden die Offenbacher<br />
„Kunstansichten“<br />
statt, während derer sämtliche<br />
Ateliers der Stadt ihre Pforten<br />
für kunsthungrigen Besuch öffnen,<br />
der das Angebot neugierig<br />
annimmt. Auch der alljährliche<br />
Künstlermarkt bietet viel<br />
Sehens- und Kaufenswertes –<br />
vom Acrylbild bis hin zur Goldschmiedearbeit.<br />
An der Offenbacher Hochschule<br />
für Gestaltung hat Judith<br />
Ritter, 42 Jahre alt und gebürtige<br />
Pfälzerin, ihr Aufbaustudium<br />
in freier Kunst absolviert. Vorher<br />
hatte sie in Darmstadt zunächst<br />
Kommunikationsdesign<br />
mit den Schwerpunkten „Zeichnung“<br />
und „Bewegtes Bild“ studiert<br />
und schon einige Zeit freiberuflich<br />
als Illustratorin gear-<br />
Judith Richter:<br />
„Die Arbeit im Garten<br />
bringt mich wieder<br />
ins Lot“.<br />
Foto: George Davis<br />
beitet. Zusammen mit ihrem<br />
Lebensgefährten ist die Zeichnerin<br />
dieses Jahr in einen schönen<br />
Altbau am Rande des Offenbacher<br />
Villenviertels gezogen.<br />
Judiths Atelier oberhalb der<br />
Wohnräume ist ganz von ihrer<br />
Zeichenkunst erfüllt, deren<br />
luftig eleganter Gestus an<br />
die Zeit des Jugendstil erinnert.<br />
Ein Bund getrockneter Lavendel<br />
verströmt dazu sein herrliches<br />
Aroma.<br />
Frau Holle bei der<br />
Staatsanwaltschaft<br />
Wie viele andere Ms hat Judith<br />
zahlreiche Talente und Interessen,<br />
denen sie je nach Möglichkeit<br />
einen Platz in ihrem ausgefüllten<br />
Leben einräumt. Sie<br />
zeichnet, tanzt, schreibt und<br />
züchtet Lavendel: „Wenn ich<br />
tagsüber viel am Computer war,<br />
bringt mich die Arbeit im Garten<br />
wieder ins Lot. Hier befasse<br />
ich mich mit dem Leben, bin<br />
ich sozusagen eine Dienerin der<br />
Natur.“<br />
Im Frankfurter Museum für<br />
Kommunikation arbeitet Judith<br />
Ritter seit Juni in Teilzeit<br />
als Eventmanagerin, im Juli ist<br />
sie aus dem Umland in die Stadt<br />
gezogen. In der letzten Zeit hat<br />
sie außerdem einige größere<br />
künstlerische Projekte bewäl-<br />
mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020 | 31
KUNST<br />
tigt, etwa – einer Ausschreibung<br />
der neuen Staatsanwaltschaft<br />
Hanau folgend – im Bereich<br />
„Kunst am Bau“.<br />
Zum Thema „Grimms Märchen“<br />
hat Judith hier ihre Intarsienarbeit<br />
„My name is Holle.<br />
Frau Holle“ entworfen. Weitere<br />
Arbeiten hat sie im Rahmen<br />
der Frankfurter Luminale angefertigt,<br />
einer Biennale für Lichtkunst<br />
und Stadtgestaltung, sowie<br />
für das renommierte Bankhaus<br />
Metzler.<br />
Heute hat Judith Ritter gleich<br />
zwei neue freie Projekte auf<br />
dem Schreibtisch. Zum einen<br />
arbeitet sie auf Hochtouren an<br />
einem selbst entworfenen Superheldinnen-Comic,<br />
der die<br />
Verwandlung eines unsicheren<br />
Mädchens in eine selbstbewusste<br />
junge Frau illustriert. Sobald<br />
der Comic fertig ist, wird Judith<br />
ihn bei verschiedenen Verlagen<br />
vorstellen.<br />
Schon im Alter von neun Jahren<br />
hat die Künstlerin ihre erste<br />
Science-Fiction-Geschichte geschrieben,<br />
bestückt allerdings<br />
mit einem männlichen Protagonisten.<br />
Für sie war damals klar:<br />
„Man muss einen dieser tollen<br />
Männer an seiner Seite haben.<br />
Aber selbst eine solche Person<br />
zu werden, …?“ Das stand nicht<br />
Intarsienarbeit<br />
„Frau Holle“.<br />
zur Debatte – erstmal. Denn Judith<br />
ist eine der vielen Frauen,<br />
die von ihrer Hochbegabung<br />
erst im fortgeschrittenen Erwachsenenalter<br />
erfahren haben,<br />
nach vielen Jahren des Zauderns<br />
und Zweifelns.<br />
Heute kann Judith, die auch<br />
eine Ausbildung zur Hörspielsprecherin<br />
absolviert hat, von<br />
sich sagen: „Es heißt zwar, Frauen<br />
seien nicht sehr risikobereit.<br />
Aber ich bin mutig, manchmal<br />
fast tollkühn!“ Sie beschäftigt<br />
sich viel mit dem Thema „Underachievement“,<br />
einem hartnäckigen<br />
Phänomen, das viele<br />
normal- und hochbegabte Frauen<br />
trifft.<br />
Noch immer ist es für Frauen<br />
schwerer als für Männer,<br />
ihre Individualität zu entfalten<br />
– ohne dafür kritisiert zu werden.<br />
Eine mögliche Alternative<br />
zu dieser Schieflage demonstriert<br />
Judith mit ihrem Superheldinnen-Comic<br />
und möchte damit<br />
Mädchen und Frauen Mut<br />
machen.<br />
Tanzen mit Körper,<br />
Seele und Geist<br />
„Naive conditions“ heißt Judiths<br />
Projekt Nummer zwei – also „ursprüngliche<br />
Zustände“ oder „ursprüngliche<br />
Bedingungen“. Unter<br />
diesem Titel gibt sie zusammen<br />
mit einem Tänzerkollegen<br />
Kurse in Wahrnehmungsschulung,<br />
und zwar durch Zeichnen,<br />
Tanzen und andere Formen der<br />
„Gefühlslandkarten“ aus der Diplomarbeit „Menschliche Auf- und Abgründe“, Druck von Tuschezeichnungen auf Vorder- und Rückseite.<br />
32 | mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020
KUNST<br />
Körperarbeit. So lehnen sich<br />
etwa zwei Teilnehmende Rücken<br />
an Rücken aneinander,<br />
eine von ihnen hält Stift oder<br />
Pinsel in der Hand. Doch er oder<br />
sie zeichnet nicht alleine auf<br />
das Papier, das da an die Wand<br />
gepinnt ist. Vielmehr sind es die<br />
Bewegungen des oder der anderen,<br />
die den Pinsel über die Leinwand<br />
führen. Ein Akt höchster<br />
Konzentration, aber auch des<br />
vollkommenen Bei-Sich-Seins<br />
und Loslassens.<br />
Bei der Entwicklung dieses<br />
originellen ganzheitlichen Konzepts<br />
haben Judiths eigene Erfahrungen<br />
mit der Contact Improvisation<br />
hineingespielt, einem<br />
zeitgenössischen Tanzstil,<br />
bei dem mehrere Menschen<br />
möglichst absichtslos miteinander<br />
improvisieren: „Seit ich 2015<br />
Konzeptarbeit „Hausfrauenzeit I - V“, Häkelkreise<br />
aus geschenktem Material, Fünf Objekte<br />
2009 - 2013. Hier im Bild „HFZ I“.<br />
mit dem Contact-Tanz angefangen<br />
habe, sind meine Zeichnungen<br />
besser geworden, vor allem<br />
dort, wo ich durch Üben nicht<br />
mehr weitergekommen wäre.“<br />
Ihr Körper war hier also Türöffner<br />
für geistig-seelische Prozesse.<br />
Die Teilnehmenden von<br />
„Naive Conditions“ erfahren<br />
das enge Zusammenspiel von<br />
Körper, Psyche und handfesten<br />
künstlerischen Ergebnissen am<br />
eigenen Leib und machen sich<br />
dieses neu erworbene Wissen<br />
zu Nutze.<br />
Im Dezember schickt Judith<br />
die Homepage von „Naive Conditions“<br />
online. Man darf gespannt<br />
sein.<br />
Zur Autorin:<br />
Katja Tschirwitz ist studierte<br />
Musikpädagogin und arbeitet<br />
als Kulturjournalistin – in den<br />
Bereichen Print, Radio und auf<br />
der Bühne. Sie schreibt, lektoriert,<br />
moderiert und hält Vorträge,<br />
etwa für die Elbphilharmonie<br />
Hamburg. Im Coronajahr<br />
hat sie begonnen „Coronagen“<br />
zu kleben und künstlerische Salons<br />
sowie kulinarische Führungen<br />
zu veranstalten.<br />
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Die unfreiwillige Mutter<br />
unsterblicher Zellen<br />
Henrietta Lacks: Keine Entschädigung,<br />
dafür posthume Ehrungen.<br />
Name: Henrietta Lacks,<br />
ursprünglich: Loretta Pleasant<br />
Lebensdaten: 1. August 1920 in<br />
Roanoke, Virginia bis 4. Oktober<br />
1951 in Baltimore, Maryland<br />
In aller Kürze: Im Jahre 1951<br />
wurde Henrietta Lacks einer Biopsie<br />
unterzogen, in der Hoffnung,<br />
ihren Gebärmutterhalskrebs<br />
zu behandeln. Zellen aus<br />
dieser Probe wurden verwendet,<br />
um den ersten unsterblichen<br />
Zellstamm (nach ihr „He-<br />
La-Zellen“ genannt) für die medizinische<br />
Forschung zu gewinnen.<br />
Das war nicht nur für die<br />
Forschung eine wichtige Entwicklung,<br />
sie wirft auch zentrale<br />
Fragen der Medizinethik auf,<br />
denn die Afroamerikanerin war<br />
weder gefragt noch entschädigt<br />
worden für die Verwendung ihrer<br />
Zellen.<br />
Im Detail: Henrietta Lacks wurde<br />
geboren als Loretta Pleasant.<br />
Sie wuchs bei ihrem Großvater<br />
auf, weil ihre Mutter verstarb,<br />
als sie vier Jahre alt war, und der<br />
Vater die zehn Kinder nicht allein<br />
erziehen konnte. Bei ihrem<br />
Opa arbeitete sie als Tabakbäuerin.<br />
Wann Loretta Pleasant ihren<br />
Vornamen änderte, ist unbekannt.<br />
Ihren neuen Nachnamen<br />
bekam sie durch die Ehe mit David<br />
Lacks.<br />
Mit diesem zeugte sie bereits<br />
früh ein Kind: Ihren Sohn Lawrence<br />
brachte sie 1935, mit 14,<br />
zur Welt. Eine Tochter folgte<br />
1939. 1941 heirateten David und<br />
Henrietta schließlich. Durch<br />
Davids Kriegsdienst wurden die<br />
beiden für eine Weile getrennt.<br />
Nach seiner Rückkehr brachten<br />
Henrietta und er noch drei eheliche<br />
Kinder zur Welt.<br />
Erst nach dieser Familiengründung<br />
ging Henrietta Lacks<br />
in die Annalen der Medizingeschichte<br />
ein. Im Jahre 1951 wurde<br />
bei ihr ein Tumor im Gebärmutterhals<br />
diagnostiziert. Aus<br />
diesem Tumor wurde in einer<br />
Biopsie Lacks Zellmaterial entnommen,<br />
in der Hoffnung, sie<br />
heilen zu können. Für die junge<br />
Frau kam die Hilfe leider zu spät.<br />
Sie verstarb am 4. Oktober desselben<br />
Jahres.<br />
Tödlich für Menschen,<br />
gut für die Forschung<br />
Doch ein Teil von ihr lebte auf<br />
makabre Weise weiter: Aus der<br />
Zellprobe wurde der wichtigste<br />
unsterbliche Zellstamm der Medizingeschichte<br />
gewonnen: der<br />
HeLa-Stamm. Normale Zellen<br />
können sich nur eine begrenzte<br />
Anzahl von Malen teilen, bevor<br />
sie diese Fähigkeit verlieren.<br />
(Das ist einer der Gründe dafür,<br />
dass Menschen altern.)<br />
Doch durch einen Defekt kann<br />
eine Zellart entstehen, die sich<br />
unbegrenzt teilen kann. Das ist<br />
mitnichten der Stein der Weisen,<br />
sondern der Weg in den<br />
Krebstumor. (Genau deswegen<br />
können sich normale Zellen<br />
übrigens nicht unbegrenzt teilen.<br />
Diese Begrenzung reduziert<br />
drastisch das Krebsrisiko.)<br />
Für die Forschung ist so ein<br />
unsterblicher Zellstamm aller-<br />
34 | mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020
UNPROMINENTE PROMINENTE<br />
dings extrem nützlich. Da man<br />
ihn unbegrenzt vervielfältigen<br />
kann, hat man eine Quelle immer<br />
gleicher Zellen, an denen<br />
man deshalb reproduzierbare<br />
Forschung durchführen kann.<br />
Und hier wird die Frage forschungsethisch<br />
kompliziert.<br />
Denn niemand hatte Henrietta<br />
Lacks oder ihre Familie gefragt,<br />
ob man ihre Zellen verwenden<br />
dürfe. Sie wurden auch<br />
nicht entschädigt und erfuhren<br />
erst 1975 (also 24 Jahre später)<br />
von dem Zellstamm. Auch weil<br />
sie als Afroamerikanerin besonders<br />
anfällig für Übergriffe war,<br />
steht die Frage im Raum, ob Forschung<br />
an HeLa-Zellen überhaupt<br />
ethisch vertretbar war<br />
und ist.<br />
Und das ist überhaupt nicht<br />
leicht zu beurteilen. Auf den<br />
ersten Blick lässt es sich scheinbar<br />
simpel rechtfertigen: Man<br />
hat keinen Eigentumsanspruch<br />
an Proben, die man beim Arzt<br />
abgibt. Als Sie das letzte Mal<br />
eine Blutprobe abgaben, wurde<br />
diese vom Labor nicht bis zum<br />
letzten Tropfen verbraucht. Sie<br />
mussten dennoch nicht schriftlich<br />
zustimmen, dass das Labor<br />
den Rest einfach wegwarf, weil<br />
er eben nicht Ihr Eigentum war.<br />
Problematisch wäre es, würde<br />
jemand diesen Rest verwenden,<br />
um Ihre Privatsphäre zu<br />
verletzen, zum Beispiel indem<br />
er Ihre Gene ungefragt analysiert.<br />
Aber Lacks’ Gensequenz<br />
wurde erst 2013 veröffentlicht –<br />
mehr als sechs Jahrzehnte nach<br />
ihrem Tode.<br />
Selbst wenn Lacks Rechte an<br />
ihren Proben gehabt hätte, können<br />
solche Rechte zum Wohle<br />
der Gemeinschaft aberkannt<br />
werden. Und es besteht kein<br />
Zweifel, dass der HeLa-Stamm<br />
mit seiner Bedeutung für die<br />
medizinische Forschung der<br />
Menschheit sehr großes Wohl<br />
brachte. Beispielsweise testete<br />
Jonas Salk daran seinen ersten<br />
Impfstoff gegen Polio, eine<br />
schreckliche Krankheit, die nun<br />
fast ausgerottet ist.<br />
Keinen Cent von den<br />
Milliarden gesehen<br />
Das alles klingt glaubwürdig,<br />
hat aber einen entscheidenden<br />
Haken: Wenn wir Leute enteignen,<br />
dann entschädigen wir sie<br />
(oder ihre Erben) dafür. Das ist<br />
besonders wichtig, weil mit der<br />
Forschung an Lacks Zellen Milliarden<br />
verdient wurden. Eine<br />
fünfstellige Zahl von Patenten<br />
geht auf sie zurück. Doch Lacks<br />
Familie sah keinen Cent davon.<br />
Es gibt auch keinen Grund zu<br />
glauben, dass die Leute, die den<br />
HeLa-Stamm erzeugten, irgendwelche<br />
ethischen Abwägungen<br />
durchgeführt hätten. Für sie war<br />
Henrietta Lacks einfach eine Afroamerikanerin,<br />
deren Zellen<br />
sie ungefragt nutzen konnten.<br />
Zumindest Ehrungen erhält<br />
Lacks heute. Sie bekommt posthume<br />
Titel verliehen. Mehr und<br />
mehr Institute werden ihr gewidmet.<br />
Und ihr ursprünglich<br />
anonymes Grab trägt seit 2010<br />
einen Grabstein mit der Inschrift:<br />
Henrietta Lacks, August 1, 1920<br />
– October 4, 1951<br />
In loving memory of a phenomenal<br />
woman, wife and mother<br />
who touched the lives of many.<br />
Here lies Henrietta Lacks<br />
(HeLa). Her immortal cells will<br />
continue to help mankind forever.<br />
Eternal Love and Admiration,<br />
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LESERBRIEFE<br />
Anmerkungen zur<br />
Heilpraktiker-Prüfung<br />
Leserbrief zur „Mensanerin<br />
von nebenan“, <strong>MinD</strong>-<strong>Mag</strong> 137<br />
Die Ausführungen von Brigitte<br />
im Beitrag aus der Serie<br />
„Die Mensanerin von nebenan“<br />
(<strong>MinD</strong> <strong>Mag</strong>azin Nr. 137/August<br />
2020) zur HeilpraktikerIn-Ausbildung<br />
(„Viele denken, da werden<br />
ausschließlich homöopathische<br />
Kenntnisse abgefragt. Aber<br />
das entspricht nicht der Realität,<br />
die Heilpraktiker-Prüfung<br />
ist eine schulmedizinische Prüfung.“)<br />
seien nachfolgend um einige<br />
Punkte ergänzt:<br />
1. Im Gegensatz zu Ausbildungsberufen<br />
ist für die Zulassung<br />
zur Heilpraktiker-Überprüfung<br />
(der Gesetzgeber legt<br />
Wert darauf, dass es keine Prüfung,<br />
sondern eine Überprüfung<br />
ist) keinerlei Erwerb von<br />
Kompetenzen erforderlich, weder<br />
von theoretischem Wissen<br />
noch jedweder praktischer Arbeit<br />
an Patienten vorab. Es muss<br />
kein Nachweis über eine Fachqualifikation<br />
erbracht werden,<br />
jede(r) kann sich „einfach so“<br />
anmelden.<br />
2. Es besteht die Möglichkeit<br />
der professionellen Unterstützung<br />
zur Vorbereitung (die Anbieter<br />
nennen es „Ausbildung“).<br />
Dabei wird ausdrücklich damit<br />
geworben, dass es – anders als<br />
in Ausbildungsberufen – keine<br />
konkreten gesetzlichen Vorgaben<br />
gebe, wie diese auszusehen<br />
haben. Diesbezügliches Zitat eines<br />
Anbieters: „Das erleichtert<br />
den Einstieg in das Berufsfeld<br />
enorm.“<br />
3. Die Überprüfungen, für die<br />
es keinen geregelten inhaltlichen<br />
Standard gibt, bestehen<br />
aus einem schriftlichen (Multiple-Choice-)Test<br />
(Dauer: 120 Minuten,<br />
von 60 Fragen müssen<br />
mindestens 45 korrekt beantwortet<br />
sein) und einem „mündlich-praktischen“<br />
Teil (30 bis<br />
maximal 60 Minuten pro Prüfling,<br />
vor Amtsarzt und zwei<br />
Heilpraktikern mit bis zu vier<br />
Prüflingen gleichzeitig; praktische<br />
Aufgaben kann es nur aus<br />
dem Teil Anwendungsorientierung<br />
geben). Die Überprüfungen<br />
können beliebig oft wiederholt<br />
werden.<br />
4. Es gibt keinen festgelegten<br />
Fragenkatalog wie etwa bei der<br />
theoretischen Führerscheinprüfung,<br />
Fragen vergangener Überprüfungen<br />
(von Anbietern „Prüfungen“<br />
genannt) finden sich<br />
in großer Zahl im Internet. Bedingt<br />
durch fehlende Standards<br />
für Vorkenntnisse (siehe 1.) und<br />
Überprüfungen (siehe 3.) sind<br />
die „mündlich-praktischen“<br />
Überprüfungsteile je nach zuständigem<br />
Gesundheitsamt unterschiedlich<br />
anspruchsvoll.<br />
Wesentlichster Bestandteil der<br />
Überprüfung ist jedenfalls vor<br />
allem die unter 5. genannte Gefahrenabwehr<br />
(„[k]eine Gefahr<br />
für die Volksgesundheit“ beziehungsweise<br />
„[k]eine Gefahr für<br />
den Patienten“).<br />
5. Einen Rechtsanspruch auf<br />
Erteilung der Heilpraktiker-Erlaubnis<br />
hat man, wenn – zusätzlich<br />
zur bestandenen Überprüfung<br />
– fünf Versagungsgründe<br />
nicht vorliegen. Danach muss<br />
man mindestens 25 Jahre alt<br />
sein, mindestens einen Hauptschulabschluss<br />
vorweisen, ein<br />
amtliches Führungszeugnis vorlegen,<br />
ausreichende körperliche<br />
und psychische Gesundheit<br />
belegen und nachweisen, dass<br />
man keine Gefahr für die Gesundheit<br />
der Bevölkerung darstellt.<br />
6. Alleine eine ausreichende<br />
Zahl korrekter Antworten auf<br />
diese Prüfungsfragen in dieser<br />
einmaligen, zweiteiligen Überprüfung<br />
(siehe 3.) qualifiziert<br />
(neben 5.) zur Behandlung von<br />
Menschen, die der/m Heilpraktiker/in<br />
ihr höchstes Gut anvertrauen.<br />
7. Nach Einschätzung medizinischen<br />
Personals (Ärzte und<br />
Pflegekräfte; nicht-repräsentative<br />
Befragung meinerseits) kann<br />
die Prüfung (einige sagen: problemlos)<br />
von jedem bestanden<br />
werden, der in diesem Bereich<br />
arbeitet; mittelmäßig lernbegabte<br />
Laien würden zum Bestehen<br />
der Überprüfung wenige<br />
Wochen Vollzeit zum Lernen<br />
benötigen. Das passt zu Anbietern,<br />
die zum Beispiel mit einer<br />
„Ausbildungszeit“ von maximal<br />
zwei Jahren bei einem 14-tägig<br />
stattfindenden Vormittagskurs<br />
werben.<br />
8. Zum Vergleich: Die jeweils<br />
umfangreiche theoretische und<br />
praktische Ausbildung zum<br />
Facharzt dauert in etwa zehn<br />
Jahre Vollzeit – mit zahllosen<br />
theoretischen Prüfungen sowie<br />
Arbeiten am Patienten.<br />
36 | mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020
9. Verstöße gegen die Berufsordnung<br />
für Heilpraktiker haben<br />
keine gravierenden Folgen<br />
wie etwa bei Ärzten. Gemäß Artikel<br />
27 der Berufsordnung können<br />
sie zwar geahndet werden,<br />
vorher sollte jedoch immer der<br />
Versuch einer „kollegialen Bereinigung“<br />
unternommen werden.<br />
Ein Heilpraktiker kann gegebenenfalls<br />
aus dem Verband<br />
ausgeschlossen werden, das<br />
tangiert die weitere Berufsausübung<br />
jedoch in keinster Weise.<br />
10. Der Begriff „Schulmedizin“<br />
ist ein despektierlich verwendeter,<br />
unter anderem von Vertretern<br />
der Homöopathie geprägter<br />
Begriff für evidenzbasierte<br />
Medizin.<br />
Boris Springer<br />
LESERBRIEFE<br />
Melitta unterstützte die Nazis<br />
Leserbrief zu „Unprominente<br />
Prominente“, <strong>MinD</strong>-<strong>Mag</strong> 138<br />
Liebes Mind<strong>Mag</strong> Team, lieber<br />
Lars-Hendrik Schilling,<br />
ich finde es großartig, dass Ihr<br />
mit Melitta Bentz eine von vielen<br />
Erfinderinnen in Deutschland<br />
ausgewählt habt!<br />
Geschluckt habe ich aber beim<br />
kurzen Passus zur Unternehmenshistorie<br />
während der Nazizeit.<br />
Hier schreibt Lars-Hendrik:<br />
„Sogar den Zweiten Weltkrieg<br />
überstand es, auch wenn<br />
hier die Umstellung der Produktion<br />
nicht freiwillig passierte.<br />
Auf Anweisung der Reichsregierung<br />
musste man statt Kaffeefiltern<br />
kriegswichtige Güter herstellen.“<br />
Leider war das Unternehmen<br />
mitnichten Opfer der Nazis, sondern<br />
die Eigentümer<br />
haben das System<br />
aktiv unterstützt.<br />
Wikipedia sagt<br />
dazu: „In der Zeit<br />
des Nationalsozialismus<br />
unterstützte<br />
die Firma<br />
die Nationalsozialisten,<br />
Horst<br />
Bentz trat wenige<br />
Monate nach der<br />
Machtergreifung in die<br />
NSDAP ein und wurde<br />
Mitglied der SS. Der Betrieb<br />
wurde 1941, 1942<br />
und 1943 ,Nationalsozialistischer<br />
Musterbetrieb'.“ Und auch<br />
heute noch unterstützt die Eigentümerfamilie<br />
Bentz über die<br />
Hayek-Gesellschaft beispielsweise<br />
die AfD.<br />
Das tut der Erfindung von<br />
Melitta Bentz keinen Abbruch!<br />
Amalie Auguste<br />
Melitta Bentz.<br />
Foto: Wikimedia<br />
Commons<br />
Aber wenn man schon<br />
das Unternehmen<br />
in der Nazizeit erwähnt,<br />
dann sollte<br />
das auch korrekt<br />
passieren.<br />
Ich finde das<br />
Layout übrigens<br />
großartig. Das<br />
Mind<strong>Mag</strong> sieht<br />
endlich nicht mehr<br />
wie eine schlechte<br />
Schülerzeitung aus den<br />
80ern aus. Und ich finde<br />
es auch klasse, dass<br />
ihr jetzt Themenschwerpunkte<br />
setzt.<br />
Viele Grüße<br />
Marion<br />
Hallo Marion,<br />
Kommentar<br />
des Autors<br />
vielen Dank für das Lob und die<br />
ehrliche Kritik. Das ist auf jeden<br />
Fall ein wichtiger Beitrag.<br />
Ich hatte diese düstere Seite<br />
des Konzerns tatsächlich einfach<br />
übersehen, vermutlich weil<br />
mein Recherchefokus auf der<br />
Person Melitta Bentz lag. Das<br />
Unternehmen wollte ich nur so<br />
nebenbei erwähnen, auch um<br />
das Ganze nicht zu einer Werbeseite<br />
verkommen zu lassen.<br />
Aber du hast Recht, da hätte<br />
ich besser aufpassen müssen.<br />
Hoffentlich gefällt dir der neue<br />
Beitrag besser.<br />
Lars<br />
mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020 | 37
STREIFZÜGE DURCH DIE BEGABUNGSFORSCHUNG<br />
Illustration: Pablo Elices, pixabay<br />
TANJA GABRIELE BAUDSON<br />
Astrologie und Intelligenz<br />
Erstaunlich viele Menschen glauben<br />
an die Macht der Sterne.<br />
Weihnachten rückt näher – und wenn auch dieses Jahr einiges anders sein wird als sonst,<br />
die Weihnachtsgeschichte wird in vielen Familien eine Konstante bleiben. Jesu Geburt fällt,<br />
so das Evangelium, mit einem Himmelsereignis zusammen, das so außergewöhnlich ist,<br />
dass es selbst über tausend Kilometer entfernt die Aufmerksamkeit von Sterndeutern auf<br />
sich zieht, die sich alsdann auf den Weg zu dem neugeborenen König machen.<br />
O<br />
b es sich dabei um Astronomen<br />
oder Astrologen<br />
handelte – so scharf war die Abgrenzung<br />
damals noch nicht.<br />
Heute hingegen sind die Kompetenzgebiete<br />
zwischen der<br />
Astronomie als der wissenschaftlichen<br />
Sternkunde und<br />
der Astrologie, die die Zusammenhänge<br />
zwischen den Gestirnen<br />
und dem Leben auf der Erde<br />
deutet, klar aufgeteilt: Ersteres<br />
ist eindeutig den Naturwissenschaften<br />
zugeordnet, während<br />
zweiteres bislang noch keiner<br />
methodisch sauberen empirischen<br />
Überprüfung standhalten<br />
konnte.<br />
Ein verbreiteter<br />
Aberglaube<br />
Nichtsdestotrotz übt die Astrologie<br />
bis heute eine große Faszination<br />
aus. Jede Frauenzeitschrift,<br />
die auf sich hält, und natürlich<br />
auch der Kaminfeueranzünder<br />
aus dem Hause Springer<br />
bieten der Leserschaft ein Horoskop,<br />
und selbst, wer für Esoterik<br />
so gar nichts übrig hat, kennt<br />
hierzulande in der Regel sein<br />
Sternzeichen (zumindest nach<br />
der westlichen Einteilung in die<br />
zwölf Tierkreiszeichen).<br />
Auch sind erstaunlich vielen<br />
Menschen die einschlägigen<br />
Charaktereigenschaften bekannt,<br />
die den verschiedenen<br />
Sternzeichen zugeschrieben<br />
werden.<br />
Sinnlich, aber dickköpfig?<br />
Klar, ein Stier! Ordentlich und<br />
ein bisschen penibel? Typisch<br />
Jungfrau!<br />
Auch darüber, welche Sternzeichen<br />
zusammenpassen und<br />
welche nicht, sind sich einschlägige<br />
Internetseiten übrigens<br />
recht einig – die mittlerweile<br />
zwölf Jahre, die die Autorin mit<br />
ihrem astrologisch so gar nicht<br />
zu ihr passenden Lebensgefährten<br />
alles in allem doch sehr<br />
glücklich verlebt hat, müssen<br />
wohl ein Messfehler sein.<br />
Empirie: das<br />
Gegenmittel<br />
Das Ganze als „Blödsinn“ vom<br />
Tisch zu wischen, wäre vermutlich<br />
die einfachste Lösung, aber<br />
für wissenschaftlich interessierte<br />
Skeptikerinnen und Skeptiker<br />
doch eher unbefriedigend.<br />
Denn was spricht dagegen, sich<br />
auch einem solchen Thema empirisch<br />
anzunähern und den<br />
Blödsinn einer Realitätsprüfung<br />
zu unterziehen – so ähnlich, wie<br />
man das ja auch bei Verschwörungstheorien<br />
macht?<br />
Wenn an der Vermutung, dass<br />
das Geburtsdatum mit verschiedenen<br />
Eigenschaften zusammenhängt,<br />
tatsächlich etwas<br />
dran ist, sollte sich das in<br />
38 | mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020
den Daten zeigen. Und am besten<br />
untersucht man das natürlich<br />
an möglichst repräsentativen<br />
und großen Stichproben,<br />
um auch schwache Zusammenhänge<br />
sicher dingfest machen<br />
zu können.<br />
Nicht zuletzt sollte man bei<br />
der Untersuchung auch bedenken,<br />
dass tatsächliche Unterschiede<br />
möglicherweise ja gar<br />
nicht durch das Sternzeichen<br />
verursacht werden, sondern<br />
durch andere Variablen, die mit<br />
dem Geburtsdatum zusammenhängen.<br />
Etliche frühere Studien<br />
fanden beispielsweise, dass im<br />
Frühling oder Frühsommer geborene<br />
Kinder etwas intelligenter<br />
sind als Herbst- oder Winterbabys.<br />
Dieser Effekt ist zumindest in<br />
unseren Breitengraden durchaus<br />
plausibel – denn das Ausmaß<br />
an Stimulation, das die<br />
Kinder kurz nach der Geburt genießen,<br />
unterscheidet sich vermutlich,<br />
je nachdem, wieviel<br />
Zeit man draußen in der Natur<br />
oder drinnen in der deutlich<br />
reizärmeren Stube verbringt.<br />
(Interessanterweise findet sich<br />
der Effekt in Studien etwa ab<br />
Mitte der 1990er-Jahre nicht<br />
mehr, wobei die Gründe nicht<br />
ganz klar sind. Behalten wir das<br />
im Hinblick auf den Klimawandel<br />
vielleicht mal im Auge.)<br />
Je besser die<br />
Stichprobe, desto<br />
verlässlicher<br />
der Befund<br />
Eine Metaanalyse, die verschiedene<br />
Studien zum Zusammenhang<br />
zwischen Sternzeichen<br />
und Intelligenz systematisch zusammenfassen<br />
würde,<br />
gibt es bislang noch<br />
nicht. Die wohl<br />
umfangreichste<br />
Einzelstudie<br />
stammt<br />
aus dem Jahr<br />
2006 – hier<br />
untersuchten<br />
Hartmann<br />
und<br />
Kollegen Archivdaten<br />
aus<br />
zwei Stichproben,<br />
der „Vietnam<br />
Experience Study“,<br />
einer Vietnam-Veteranenstudie<br />
(gut 4.300<br />
Männer) und der „National<br />
Longitudinal Survey of Youth“,<br />
einer US-amerikanischen<br />
Längsschnittbefragung junger<br />
Menschen, die im Jahr 1979 zwischen<br />
15 und 24 Jahre alt waren<br />
(jeweils etwa 5.700 weibliche<br />
und männliche Befragte).<br />
Die allgemeine kognitive Fähigkeit<br />
wurde in beiden Stichproben<br />
aus einer Reihe kognitiver<br />
Tests extrahiert – bekanntlich<br />
hängen Tests der kognitiven<br />
Fähigkeiten ja alle<br />
statistisch miteinander zusammen,<br />
sodass man einen „Generalfaktor“<br />
(oder „g-Faktor“) der<br />
allgemeinen Intelligenz daraus<br />
ermitteln kann. Dieser g-Faktor<br />
wurde nun zu den Geburtsdaten<br />
in Beziehung gesetzt. (Ein Wermutstropfen<br />
ist, dass die Autoren<br />
aus Platzgründen die Ergebnisse<br />
nur in Bezug auf den Geburtsmonat<br />
beziehungsweise<br />
das erste und zweite Halbjahr<br />
und nicht auf das Sternzeichen<br />
berichten – wenn man sich anschaut,<br />
wie groß die Bandbreite<br />
der Intelligenzwerte innerhalb<br />
jedes Geburtsmonats ist,<br />
Illustration: Gordon Johnson, pixabay<br />
ist zwar durchaus zu vermuten,<br />
dass die Resultate nicht großartig<br />
anders ausfallen würden,<br />
wenn man sich am Sternzeichen<br />
orientieren würde, aber<br />
ein bisschen schade ist es doch.)<br />
Die interessanten<br />
(Nicht-)Ergebnisse<br />
Was kam nun heraus? Platt gesagt:<br />
nicht viel. Trotz kleiner<br />
Schwankungen in den Durchschnittswerten<br />
über die Geburtsmonate<br />
hinweg waren diese<br />
Unterschiede insgesamt zu<br />
gering (und die Schwankungen<br />
der IQ-Werte innerhalb jedes<br />
Geburtsmonats zu stark), um<br />
statistisch bedeutsam zu sein.<br />
Aber in diesem Fall ist ein solcher<br />
„Nichteffekt“ sogar interessant,<br />
eben weil er die astrologische<br />
Vermutung widerlegt,<br />
dass die Intelligenz vom Geburtszeitpunkt<br />
abhinge. Einzig<br />
ein statistisch bedeutsamer Unterschied<br />
konnte nachgewiesen<br />
werden: nämlich zwischen den<br />
mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020 | 39
STREIFZÜGE DURCH DIE BEGABUNGSFORSCHUNG<br />
in der ersten Jahreshälfte Geborenen<br />
gegenüber denen, deren<br />
Geburtstag in der zweiten Hälfte<br />
des Jahres lag. In der Veteranenstichprobe<br />
fiel dieser Vergleich<br />
zugunsten der später im<br />
Jahr Geborenen aus – in der Jugendstudie<br />
war er jedoch leider<br />
gegenläufig.<br />
Was wir aus dieser und ähnlichen<br />
Untersuchungen aber auf<br />
jeden Fall mitnehmen können,<br />
ist, dass wir uns wissenschaftlichen<br />
Fragen vorurteilsfrei annähern<br />
sollten. Selbst Themen wie<br />
Astrologie, die hochgebildete<br />
Menschen möglicherweise eher<br />
mit spitzen Fingern anfassen,<br />
sind einer empirischen Überprüfung<br />
zugänglich. Und genau<br />
das ist nötig, um solide Daten<br />
zu gewinnen, die man den Vorurteilen<br />
und dem Aberglauben<br />
entgegenhalten kann.<br />
Alternative Erklärungen sollten<br />
dabei stets erwogen und<br />
bestmöglich ausgeschlossen<br />
werden. Die Jahreszeit, in die<br />
die Geburt fällt, hatten wir als<br />
ein Beispiel oben schon kennengelernt.<br />
Zahlreiche weitere Fehlerquellen<br />
lassen sich durch repräsentative<br />
Stichproben reduzieren<br />
oder sogar ausschließen.<br />
Viele der früheren Studien, die<br />
(oft nicht einmal besonders starke)<br />
Belege für den Einfluss des<br />
Sternzeichens auf die menschliche<br />
Intelligenz und Persönlichkeit<br />
fanden, basierten beispielsweise<br />
auf selektiven Stichproben<br />
– etwa Personen, die sich<br />
mit dem Thema Astrologie beschäftigen<br />
und möglicherweise<br />
auch eher an entsprechenden<br />
Studien teilnehmen. (Darin<br />
sind sie der frühen Hochbegabtenforschung<br />
der 1980er Jahre<br />
nicht unähnlich, die ihre Studienteilnehmerinnen<br />
und -teilnehmer<br />
bekanntlich häufig aus<br />
Beratungsstellen und Hochbegabtenvereinen<br />
bezog und dadurch<br />
falsche Schlüsse zog, wie<br />
Hochbegabte so sind.)<br />
Warum glauben<br />
Menschen trotzdem<br />
an Astrologie?<br />
In Anbetracht der recht dünnen<br />
Evidenz erstaunt es doch, wie<br />
viele Menschen an die Macht<br />
der Sterne glauben. Woran liegt<br />
das? Bequemlichkeit ist möglicherweise<br />
in mehrfacher Hinsicht<br />
ein Grund: Zum einen bietet<br />
das Sternzeichen eine wunderbar<br />
komplexitätsreduzierte<br />
Erklärung – schuld an aller Unbill<br />
ist das Geburtsdatum!<br />
Wie sollen die sensiblen Fische<br />
bitteschön die Dominanz<br />
eines Löwen entwickeln (und<br />
umgekehrt)? Hinzu kommt,<br />
dass der Glaube an geheimnisvolle<br />
Mächte, die wir nicht beeinflussen<br />
können, uns von der<br />
Verantwortung für unser eigenes<br />
Leben entbindet.<br />
Wenn etwas so Großes und<br />
Ewiges wie die Sterne mein<br />
Schicksal bestimmt – wer bin<br />
ich, mich ihnen entgegenstellen<br />
zu wollen? So lassen sich fehlende<br />
Eigeninitiative und mangelnde<br />
Änderungsmotivation komfortabel<br />
rechtfertigen.<br />
Und was speziell Horoskope<br />
betrifft, deren Diagnosen und<br />
Ratschläge ja auf den ersten<br />
Blick erstaunlich zutreffend erscheinen:<br />
Hier kommt ein Phänomen<br />
ins Spiel, das nach dem<br />
gleichnamigen Zirkus als „Barnum-Effekt“<br />
bezeichnet wird.<br />
Beim Zirkus Barnum ist für alle<br />
etwas dabei – und dasselbe gilt<br />
für Horoskope, die dank hinreichend<br />
unscharfer Formulierungen<br />
und simpler Basiswahrscheinlichkeiten<br />
allen etwas<br />
Passendes bieten.<br />
Wohl jeder Mensch profitiert<br />
davon, wenn er sich auf der Arbeit<br />
nicht stressen lässt, sich bei<br />
einem lieben Menschen meldet<br />
oder mehr Sport treibt. (Wer<br />
mag, kann ja die Probe aufs Exempel<br />
machen und sich das Horoskop<br />
eines anderen Sternzeichens<br />
zum Vergleich vornehmen.)<br />
Erfreuen kann man sich an<br />
den Himmelsphänomenen übrigens<br />
auch, ohne ihnen irgendwelche<br />
prophetischen Kräfte<br />
oder gar Macht über das eigene<br />
Schicksal zuzubilligen. Astronomisch<br />
(!) interessierten Leserinnen<br />
und Lesern lege ich<br />
auf jeden Fall den Geminiden-<br />
Meteorstrom ans Herz, der in<br />
Deutschland vom 13. auf den 14.<br />
Dezember mit bis zu 120 Sternschnuppen<br />
pro Stunde seinen<br />
Höhepunkt erreichen wird.<br />
Literatur:<br />
Hartmann, P, Reuter, M. & Nyborg,<br />
H. (2006). The relationship<br />
between date of birth and<br />
individual differences in personality<br />
and general intelligence:<br />
A large-scale study. Personality<br />
and Individual Differences, 40,<br />
1349–1362.<br />
40 | mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020
MENSA FORSCH(T)<br />
Familienbelastung durch<br />
Hochbegabung<br />
Nur teilweise Bestätigung der „üblichen Verdächtigen“.<br />
Mensa unterstützt Forschung zu Intelligenz und<br />
Hochbegabung. Über die „Externe-Studien“-Mailingliste,<br />
die ihr im eMVZ abonnieren könnt, laufen regelmäßig<br />
Befragungen. In der Reihe „Mensa forsch(t)“ stellen die<br />
Autorinnen und Autoren ihre Ergebnisse vor.<br />
Autor: Christian Ambach<br />
Titel der Arbeit: Belastungsfaktoren<br />
in Familien mit hochbegabten<br />
Kindern<br />
Jahr der Abgabe: 2018<br />
Worum ging es?<br />
Ein ständig wachsender Beratungsmarkt<br />
im Umfeld von<br />
Hochbegabung – insbesondere<br />
für Eltern hochbegabter Kinder<br />
– lässt vermuten, dass die Erziehung<br />
von Hochbegabten und<br />
das Zusammenleben mit ihnen<br />
spezifische Belastungsfaktoren<br />
mit sich bringen. Um diese Familien<br />
effektiv unterstützen zu<br />
können, ist jedoch zunächst ein<br />
genaueres Verständnis der tatsächlichen<br />
Faktoren nötig.<br />
Wen hast du untersucht?<br />
Mitgewirkt haben zwei Gruppen<br />
von Eltern. Zum einen stellten<br />
74 Familien mit mindestens<br />
einem hochbegabten Kind,<br />
die aus Mensa-Mitgliedern rekrutiert<br />
wurden, ihre Daten zur<br />
Verfügung. Daneben gab es eine<br />
zufällig ausgewählte Kontrollgruppe<br />
von 31 Familien, bei denen<br />
keine Hochbegabung in der<br />
Familie bekannt war.<br />
Wie hast du das gemacht?<br />
Es kam ein standardisiertes<br />
Testverfahren zum Einsatz. Zusätzlich<br />
wurde bei den Familien<br />
mit hochbegabten Kindern<br />
ein eigener Fragebogen vorgelegt,<br />
der speziell auf das Thema<br />
Hochbegabung ausgelegt war.<br />
Christian Ambachs Studie ist<br />
als Buch in der Reihe „IfBeP<br />
Forschungsergebnisse“ erschienen<br />
und für 9,99 Euro erhältlich.<br />
Bei Bestellung über<br />
Amazon Smile könnt ihr Mensa<br />
unterstützen. Seinen betitelten<br />
Vortrag, den er im Rahmen der<br />
Webinar-Reihe #MensaGoes-<br />
Science gehalten hat, findet ihr<br />
im YouTube-Kanal von Mensa:<br />
http://mind-mag.de/link/video-ambach<br />
Was kam heraus?<br />
Die „üblichen Verdächtigen“<br />
konnten nur teilweise bestätigt<br />
werden. Hausaufgaben, Mobbing<br />
und Ähnliches hatten in<br />
dieser Studie keinen signifikanten<br />
Einfluss auf das Belastungsniveau.<br />
Dagegen zeigten sich<br />
unerwartete Einflüsse, zum Beispiel,<br />
ob die Mutter eine abgeschlossene<br />
Berufsausbildung<br />
hat oder nicht. Weiterhin zeigte<br />
sich, dass das Erlernen eines<br />
Instruments, die Mitgliedschaft<br />
in einem Verein oder der regelmäßige<br />
Kontakt mit anderen<br />
Hochbegabten die Familienbelastung<br />
verringert. Bemerkenswert<br />
war auch, dass viele Belastungsfaktoren<br />
nicht direkt auf<br />
eine Hochbegabung zurückzuführen<br />
sind, sondern vielmehr<br />
auf die Art, wie Eltern und soziales<br />
Umfeld sie bewerten.<br />
Was lief schief?<br />
Bei der Übermittlung der Druckdaten<br />
zur Veröffentlichung gingen<br />
alle Querverweise im Text<br />
verloren. Deshalb musste schon<br />
nach kurzer Zeit eine zweite<br />
Auflage veröffentlicht werden.<br />
Was bedeuten die<br />
Ergebnisse praktisch?<br />
Es spricht einiges dafür, dass<br />
Schwierigkeiten von Hochbegabten<br />
wesentlich vom Umgang<br />
mit dem Thema seitens des sozialen<br />
Umfeldes beeinflusst werden.<br />
Das würde bedeuten, dass<br />
spezielle Förderprogramm für<br />
die Hochbegabten nur die halbe<br />
Lösung des Problems sind.<br />
Kontakt:<br />
christian.ambach@ifbep.de<br />
mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020 | 41
DEUTSCHER IQ-PREIS 2020<br />
ULRIKE DÜRNFELD<br />
Was lange währt …<br />
Verleihung des Deutschen IQ-Preises<br />
an die Neue Schule Dorsten.<br />
Mit dem Deutschen IQ-Preis 2020 werden zum 15. Mal<br />
Projekte ausgezeichnet, die sich besonders um das Thema<br />
„Hochbegabung“ in der Öffentlichkeit verdient gemacht<br />
haben. Der Verein „Reparieren macht Schule e. V.“ konnte<br />
bereits am 25. Juni in München freudig strahlen, nun kam<br />
auch die Neue Schule Dorsten am 30. Oktober endlich in<br />
Besitz ihrer Trophäe.<br />
D<br />
ie Übergabe in Dorsten war<br />
dieses Jahr bereits zweimal<br />
verschoben worden – und<br />
beide Male spielte Corona eine<br />
wichtige Rolle: Erst wurde die<br />
Übergabe auf dem Jahrestreffen<br />
in Nürnberg abgesagt, dann<br />
brachte Mitte August ein Covid-<br />
19-Fall in der Belegschaft der<br />
Neuen Schule Dorsten die Übergabe<br />
zur Verschiebung. Umso<br />
mehr freuten sich nun alle, dass<br />
die offizielle Verleihung Ende<br />
Oktober vonstatten ging.<br />
Natürlich lag bei der Vorbereitung<br />
in den letzten Wochen immer<br />
wieder die Unsicherheit in<br />
der Luft, ob die Vergabe wirklich<br />
stattfinden würde. Erst ein<br />
paar Tage vorher noch wurde<br />
die Teilnehmendenzahl auf ein<br />
Minimum reduziert, sodass leider<br />
nur die wirklich notwendigen<br />
Personen teilnehmen konnten.<br />
Und natürlich nur mit Abstand<br />
und Maske.<br />
Das Objekt der Begierde: Der IQ-Preis in der<br />
Kategorie Hochbegabtenförderung.<br />
Die Urkunde und die Trophäe<br />
selbst wurden daher noch von<br />
München aus mit einem Paketdienstleister<br />
durch die Republik<br />
versandt, anstatt persönlich<br />
nach Dorsten gebracht zu werden<br />
– es war bis zuletzt spannend,<br />
ob beides wohlbehalten<br />
bei Yu Jin ankommen würde.<br />
Das Alte Rathaus in Dorsten<br />
war ein würdiger Ort, einem<br />
Projekt den Deutschen IQ-Preis<br />
2020 zu überreichen: ehrwürdige<br />
Torbögen, alte Holzbalken<br />
in der Decke, dazu ein schöner<br />
Parkettboden und ein roter Vorhang.<br />
Die feierliche Umgebung<br />
übertrug sich auch zugleich auf<br />
die Anwesenden: Yu Jin Son,<br />
als Vorständin bei Mensa in<br />
Deutschland e. V. zuständig für<br />
Marketing, Bildung und die Mitgliederbetreuung,<br />
war zusammen<br />
mit Monika Schumann,<br />
der KiJu-Ansprechpartnerin für<br />
die Region und Einreicherin der<br />
Projektidee, vor Ort.<br />
Den Preis nahmen Frau Dr.<br />
Marzian als Projektleiterin, Frau<br />
Kasche und Frau Bender als<br />
Schulleitung der Neuen Schule<br />
Dorsten in Empfang. Die Stadt<br />
Dorsten wurde von Bürgermeister<br />
Tobias Stockhoff vertreten:<br />
„Wir sind als Stadt Dorsten<br />
sehr stolz darauf, dass die Neue<br />
Schule Dorsten, die es auch erst<br />
seit 2017 gibt, durch Mensa in<br />
Deutschland ausgezeichnet<br />
wird. Dafür ein ganz herzliches<br />
Dankeschön!“<br />
Yu Jin würdigte das Konzept<br />
„HerausForderung“, mit dem die<br />
Neue Schule in der Kategorie<br />
42 | mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020
DEUTSCHER IQ-PREIS 2020<br />
Feierliche Übergabe in Dorsten (v.l.n.r.): Die Schulleiterin Susanne Bender, Projektleiterin Dr.<br />
Stefanie Marzian, Daniela Kasche (Stv. Schulleitung), Monika Schumann, Yu Jin Son, Tobias<br />
Stockhoff (Bürgermeister der Stadt Dorsten).<br />
Fotos: Bärbel Guske<br />
Preisübergabe: <strong>MinD</strong>-Vorstand Yu Jin Son<br />
(re.) und Schul-Vertreterin und Projektleiterin<br />
Dr. Stefanie Marzian.<br />
„Hochbegabtenförderung“ den<br />
Deutschen IQ-Preis 2020 gewonnen<br />
hat.<br />
In diesem Projekt können<br />
überdurchschnittlich begabte<br />
und hochbegabte Schülerinnen<br />
und Schüler tiefer, abstrakter<br />
und entsprechend ihren kognitiven<br />
Fähigkeiten lernen. So<br />
werden die Themen des Regelunterrichts<br />
über das gymnasiale<br />
Niveau hinaus anhand komplexer<br />
Fragestellungen und auf<br />
einem adäquaten Niveau bearbeitet<br />
und Aufgaben problemorientiert,<br />
komplex und kreativ<br />
gestellt, um durch projektbezogenes<br />
Arbeiten abstraktes, vernetztes<br />
und tiefes Lernen zu erreichen.<br />
Die Schülerinnen und Schüler<br />
setzen sich mit den Themen<br />
Begabung, Leistung, Möglichkeiten,<br />
IQ und Chancengleichheit<br />
auseinander. Bürgermeister<br />
Stockhoff: „Es ist eine Würdigung<br />
des Konzeptes, dass man<br />
Inklusion in alle Richtungen<br />
Das Schul-Konzept<br />
Das Konzept der Neuen Schule<br />
Dorsten bietet allen Schülerinnen<br />
und Schülern individuelle<br />
Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten,<br />
sodass jedes Kind,<br />
seinen Leistungen und seiner<br />
Begabung entsprechend,<br />
den für sich besten Bildungsabschluss<br />
erreichen kann. So<br />
kann beispielsweise das Abitur<br />
sowohl in acht als auch in<br />
neun Jahren erreicht werden.<br />
Ziel ist es, eine Lernmotivation<br />
und Freude am Lernen zu entwickeln.<br />
Dies geschieht, wenn<br />
Kinder und Jugendliche ihre<br />
Stärken erkennen und sich dieser<br />
bewusst werden, sodass<br />
sie Lücken leichter überwinden<br />
können.<br />
denken muss: An Kinder auf der<br />
einen Seite, die besonders emotionalen,<br />
sozialen Förderbedarf<br />
haben und Kinder auf der anderen<br />
Seite, die den ‚wissenschaftlichen‘,<br />
inhaltlichen Förderbedarf<br />
haben.“<br />
Auch Monika spricht in ihrer<br />
Funktion als KiJu-Beauftragte<br />
häufig mit verzweifelten Eltern<br />
hochbegabter Kinder, die in der<br />
Schule unglücklich, weil unterfordert<br />
sind und schlechte Noten<br />
schreiben. Die Neue Schule<br />
Dorsten holt die Kinder genau<br />
dort ab, wo sie stehen, sie verwechselt<br />
Hochbegabung nicht<br />
mit Hochleistung, sondern erkennt<br />
und fördert die Potenziale<br />
der Kinder.<br />
Besonders dabei ist auch, dass<br />
es keine Zusatzangebote zum<br />
normalen Unterricht sind, sondern<br />
diesen ersetzen. So war<br />
es auch bei Monikas Sohn, der<br />
seit dem Wechsel auf die Neue<br />
Schule Dorsten glücklich und<br />
motiviert ist – eben, weil er ernst<br />
genommen wird.<br />
Diese individuelle Förderung<br />
verdankt die Neue Schule dem<br />
Team des Projektes „HerausForderung“,<br />
das neben der Schullei-<br />
mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020 | 43
DEUTSCHER IQ-PREIS 2020<br />
terin Susanne Bender die stellvertretende<br />
Schulleiterin Daniela<br />
Kasche, Konzeptentwicklerin<br />
Dr. Stefanie Marzian und weiteres<br />
Lehrpersonal umfasst, das<br />
sich engagiert für die bestmöglichen<br />
Entfaltungs- und Entwicklungsmöglichkeiten<br />
der Schülerinnen<br />
und Schüler einsetzt.<br />
Bürgermeister Stockhoff:<br />
„Der Deutsche IQ-Preis 2020 ist<br />
auch eine Würdigung für alle<br />
Menschen an der Neuen Schule,<br />
die sich für die Förderung<br />
und Entdeckung von Hochbegabung<br />
einsetzen: Die engagierte<br />
Schulleitung, die Elternschaft<br />
und selbstverständlich auch<br />
die Schülerinnen und Schüler.<br />
Denn so ein Preis wird am<br />
Ende nur dort verliehen, wo alles<br />
zusammenwirken kann und<br />
die Schulgemeinschaft wunderbar<br />
miteinander verzahnt arbeitet.<br />
Dafür bedanke ich mich sehr<br />
herzlich!“<br />
Zwar wurde der anschließende<br />
Sektempfang abgesagt, dennoch<br />
entfaltete sich bei der<br />
Übergabe eine feierliche Stimmung:<br />
„Es war eine sehr schöne<br />
Preisverleihung und ein schöner<br />
Rahmen! Auf Kosten des<br />
Bürgermeisters durften die drei<br />
Vertreterinnen der Neuen Schule<br />
Dorsten, Yu Jin und ich (für<br />
<strong>MinD</strong>) im Anschluss noch zum<br />
Essen gehen – was für eine schöne<br />
Geste! Gerade in Anbetracht<br />
der derzeitigen Situation tut<br />
so ein Stück Normalität wahre<br />
Wunder.“ Monika ist auch einen<br />
Tag später noch sichtlich begeistert.<br />
Die bereits bestehende gute<br />
Zusammenarbeit zwischen<br />
<strong>MinD</strong> und der Neuen Schule soll<br />
nun noch einmal weiter vertieft<br />
werden. Und vielleicht, so hofft<br />
Bürgermeister Stockhoff, kann<br />
der Preis auch eine Motivation<br />
und ein Leuchtturm für andere<br />
Schulen in Dorsten und der<br />
Region sein, diejenigen Kinder<br />
stärker in den Fokus zu nehmen,<br />
die diesen Wissensdurst haben<br />
und ihn anhand eines Konzeptes<br />
wie das der Neuen Schule<br />
Dorsten stillen zu können: „Es<br />
lohnt sich, diesen Weg zu gehen<br />
– das zeigt die Würdigung mit<br />
dem Deutschen IQ-Preis sehr<br />
deutlich!“<br />
„Ein Bildungsangebot für<br />
begabte Kinder“<br />
Stefanie Marzian und Daniela Kasche im Interview.<br />
Wie haben Sie davon erfahren,<br />
dass Sie für den Deutschen IQ-<br />
Preis 2020 nominiert waren?<br />
Die Projekteinreicherin Frau<br />
Schumann hat uns darüber informiert.<br />
Darüber haben wir<br />
uns selbstverständlich sehr gefreut.<br />
Was ist das Besondere<br />
an dem Lernkonzept und<br />
Förderprogramm?<br />
Unser Begabtenförderkonzept<br />
„HerausForderung“ ist in zweierlei<br />
Hinsicht einzigartig in der<br />
deutschen Bildungslandschaft.<br />
Zum einen machen wir im eigentlichen<br />
Wortsinn Begabtenförderung,<br />
das heißt, wir unterscheiden<br />
zwischen Leistung<br />
und Begabung. Zum anderen ist<br />
unser Grundverständnis, dass<br />
diese Kinder einen eigenen Bildungsgang<br />
benötigen. Schaut<br />
man sich die Bildungsgänge<br />
analog zur IQ-Kurve an, so ist<br />
offensichtlich, dass der inklusive<br />
Gedanke im Bereich des gymnasialen<br />
Niveaus aufhört und<br />
nicht weitergedacht wird. Der 6.<br />
Bildungsgang als logische Konsequenz<br />
fehlt.<br />
Welche Unterstützung kann<br />
die Neue Schule Dorsten<br />
hier gut gebrauchen?<br />
Im Bereich der Begabtenförderung<br />
wünschen wir uns sehr die<br />
Anbindung an einen Lehrstuhl<br />
für Begabtenpädagogik, um das<br />
Konzept unter wissenschaftlichen<br />
Fragestellungen zu evaluieren<br />
und weiterzuentwickeln.<br />
Zurzeit arbeitet die Projektleitung<br />
vor allen Dingen autodi-<br />
44 | mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020
daktisch, da es an finanziellen Mitteln fehlt, den<br />
Studiengang „Begabtenpädagogik“, welcher in<br />
dieser Form ausschließlich in der Schweiz stattfindet,<br />
belegen zu können.<br />
Ein weiteres Herzensanliegen ist es, für die<br />
Projektleiterin Frau Dr. Marzian eine lehrerausbildungsunabhängige<br />
Stelle zu schaffen. Im Idealfall<br />
eine Stelle als Begabtenpädagogin oder als<br />
wissenschaftliche Mitarbeiterin.<br />
Anzeige<br />
Eine geniale Idee<br />
kann ganz einfach sein.<br />
Wie ist das Konzept entstanden?<br />
Was war die Initialzündung?<br />
Bereits in der Grundkonzeption der Schule war<br />
es ein wichtiges Anliegen, den Kindern, die eine<br />
besondere kognitive Begabung haben, ein passendes<br />
Bildungsangebot zu geben. Ebenso war<br />
uns der Inklusionsgedanke wichtig.<br />
Warum soll ein Kind mit Hochbegabung die<br />
Lerngruppe verlassen müssen, damit es ein passendes<br />
Bildungsangebot bekommt? Ein Kind mit<br />
Lernbehinderung verbleibt gemäß dem inklusiven<br />
Gedanken auch nicht so lange in einer Klassenstufe,<br />
bis es den entsprechenden Stoff beherrscht.<br />
Welche Voraussetzungen muss man erfüllen, um in<br />
das Förderprogramm aufgenommen zu werden?<br />
In Anlehnung an die aus der PULSS-Studie gewonnenen<br />
Erkenntnisse und der logischen Ableitung<br />
der jeweils anderen Bildungsgänge<br />
(Standardabweichung um 15 ist gleich neuer eigener<br />
Bildungsgang) haben wir den Cut-off bei<br />
120 festgelegt.<br />
In der fünften Klasse werden die Kinder mit einem<br />
geeigneten, validen, standardisierten Testverfahren<br />
getestet, das kultur- und sprachfrei ist<br />
(CFT-20-R). Einige Kinder kamen/kommen mittlerweile<br />
auf Grund des Angebots bereits getestet<br />
zu uns.<br />
Was bedeutet es Ihnen, den Preis nun<br />
endlich nach zweimaligem Verschieben<br />
in den Händen halten zu können?<br />
Wir freuen uns so sehr und sind stolz, dass wir<br />
den Preis gewonnen haben und jetzt auch ganz<br />
offiziell in den Händen halten können.<br />
Er ist für uns ein Zeichen der Wertschätzung<br />
unseres Gedankenansatzes und letztendlich unserer<br />
Arbeit.<br />
mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020 | 45<br />
Die zündende Idee unseres Unternehmensgründers war die<br />
Allfinanzstrategie. Bei diesem genialen Konzept bekommen<br />
Sie Beratung zu allen Finanzangelegenheiten aus einem<br />
Kopf – perfekt aufeinander abgestimmt, bis ins Detail durchdacht:<br />
Bank und Investment, Versicherung und Vorsorge,<br />
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Zielen passt. So starten Sie genial in Ihre finanzielle Zukunft.<br />
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SELF-PUBLISHING<br />
MARIANNE KAINDL<br />
Mauerblümchen sieht<br />
man nicht<br />
So machst du dein Buch bekannt.<br />
Stell dir vor, es ist der Tag, an dem dein Buch erscheint. Du postest es in den<br />
Social Media, und die Kommentarspalten füllen sich mit Meldungen: „Habe es gerade<br />
bestellt“, „Wurde heute geliefert“. Im vierten und letzten Teil unserer kleinen<br />
Self-Publishing-Serie geht es ums Marketing: Auch das beste Buch muss erst mal<br />
bekannt gemacht und auch verkauft werden.<br />
E<br />
s liegt in deiner Lieblingsbuchhandlung,<br />
es ist über<br />
Amazon, Thalia, Hugendubel<br />
und all die anderen erhältlich.<br />
Vielleicht rufen Leserinnen und<br />
Leser an und gratulieren dir.<br />
Du bereitest dich auf die Premierenlesung<br />
am Abend vor<br />
und freust dich schon auf die<br />
Menschen, die mit dir feiern<br />
werden.<br />
Es ist DEIN Tag.<br />
Dieses Szenario passt natürlich<br />
eher zur Belletristik als zum<br />
Fach- oder Sachbuch. Aber auch<br />
als Sachbuchautorin oder -autor<br />
kannst du feiern. Lade Kundinnen<br />
und Kunden, Geschäftspartnerinnen<br />
und Geschäftspartner,<br />
Kolleginnen und Kollegen und<br />
Multiplikatorinnen und Multiplikatoren<br />
zum Sekt ein, überrasche<br />
sie mit einer unkonventionellen<br />
Präsentation, die zum<br />
Stil deines Buchs passt und feiere<br />
mit ihnen den Launch deines<br />
Werks.<br />
Stimmt – damit überhaupt jemand<br />
Kenntnis davon nimmt,<br />
dass dein Buch erschienen ist,<br />
musst du diesen Launch, diesen<br />
Tag der Veröffentlichung, vorbereiten.<br />
Ich gebe dir einige Anregungen<br />
dafür. Nutze sie bitte als Inspiration<br />
und passe sie an dein<br />
Buch, deine Situation, deine Ziele,<br />
deine zeitlichen und finanziellen<br />
Möglichkeiten, deine Zielgruppen<br />
und Reader Personae<br />
an.<br />
Phase 1: Branding<br />
und Positionierung<br />
Nur wer weiß, wo er oder sie<br />
hinwill, wird auch dort ankommen.<br />
Deine Stärken, dein Alleinstellungsmerkmal,<br />
deine<br />
Zielgruppen und Reader Personae<br />
und deine Brand Description<br />
sind bereits während des<br />
Schreibens Leitplanken für dein<br />
Buch, und zwar unabhängig davon,<br />
ob es sich um Science Fiction<br />
oder ein Sachbuch zum<br />
Steuerrecht handelt.<br />
Wie du sie erarbeitest, habe<br />
ich im Beitrag „Branding – die<br />
Basis deines Bucherfolgs“ in<br />
<strong>MinD</strong>-<strong>Mag</strong> 134 zusammengefasst.<br />
Wenn du es nicht mehr<br />
vorliegen hast, findest du es<br />
auch im Online-Archiv auf www.<br />
mensa.de.<br />
Am besten ist es, wenn du diese<br />
Eckpfeiler für dich bereits<br />
dann zumindest grob definiert<br />
hast, wenn du dein Buch plottest,<br />
also das Grundkonzept des<br />
Buchs erarbeitest. Willst du es<br />
einem Verlag oder einer Literaturagentin<br />
/ einem Literaturagenten<br />
anbieten, gehören diese<br />
Infos sowieso ins Exposé.<br />
46 | mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020
Phase 2: Die<br />
Planungsphase<br />
Mockup „Nazi-Allergie“.<br />
Mockup-Vorlage: The Author Academy<br />
Dauer: ungefähr ein Monat.<br />
Sollte, wenn irgend möglich,<br />
spätestens drei bis vier Monate<br />
vor dem Erscheinen des Buchs<br />
abgeschlossen sein.<br />
Cover, Titel, Klappentext sind<br />
wesentlich dafür, ob sich dein<br />
Buch verkauft. Unterschiedliche<br />
Genres werden hierbei auf<br />
unterschiedliche Weise bedient:<br />
Von Cover und Titel eines historischen<br />
Romans wird anderes<br />
erwartet als von Cover und Titel<br />
einer Dissertation, die, vielleicht<br />
überarbeitet und angepasst, als<br />
Selfpublishing-Buch und -E-<br />
Book erscheinen soll.<br />
Lege jetzt Deine Veröffentlichungsstrategie<br />
fest (siehe mein<br />
Beitrag „Raus aus der Schublade<br />
– und rein in die Welt. Veröffentlichungsstrategien<br />
für Selfpublisher/innen“<br />
in <strong>MinD</strong>-<strong>Mag</strong><br />
132, ebenfalls im Online-Archiv<br />
der Mensa-Website).<br />
Wo liegt dein Schwerpunkt –<br />
E-Book oder Print? Welcher Anbieter<br />
entspricht deinen Zielen<br />
am besten?<br />
Plane deine Vorgehensweise,<br />
wie du dein Buch bekannt machen<br />
möchtest. Die ist für Belletristik<br />
und Sachbücher nicht<br />
identisch. Aber du hast dir ja<br />
Gedanken und Notizen dazu<br />
gemacht, wo deine Reader Persona<br />
anzutreffen ist, und diese<br />
Vorüberlegungen dienen dir<br />
jetzt als Grundlage für deine<br />
Ideen. Willst du eine Buchtour<br />
machen? Willst du dein Buch<br />
in Schulen vorstellen? Oder in<br />
Fachforen? Welche Medien eignen<br />
sich am besten für dein Thema?<br />
Katzenzeitschrift, Lifestyle-<br />
<strong>Mag</strong>azin oder Fachblatt für Software-Entwickelnde?<br />
Welche<br />
weiteren Medien kommen in<br />
Frage? Gibt es Blogs, die sich mit<br />
deinem Thema befassen? Multiplikatorinnen<br />
und Multiplikatoren,<br />
Influencerinnen und Influencer?<br />
Mein Tipp: Verschicke nicht<br />
Rezensionsexemplare und Vorabdrucke<br />
nach dem Gießkannenprinzip,<br />
sondern biete sie<br />
gezielt an.<br />
Wo kann deine Premierenlesung<br />
stattfinden? Ach – für dein<br />
Sachbuch ist eine Premierenlesung<br />
unsinnig? Dann halte einen<br />
unkonventionellen Vortrag<br />
und feiere in diesem Rahmen<br />
deine Neuerscheinung.<br />
Hast du einen Newsletter als<br />
Autorin / Autor? Bau einen auf.<br />
Jetzt. Nicht erst dann, wenn<br />
dein Buch bereits erschienen ist.<br />
Lass dein Publikum vorab einen<br />
Blick in deine Autorenwerkstatt<br />
werfen. Bring sie dazu, dass sie<br />
gespannt sind auf dein Buch,<br />
sich auf sein Erscheinen freuen,<br />
es vorbestellen.<br />
Lass Marketing- und Streuartikel<br />
machen. Lesezeichen. Postkarten.<br />
Vielleicht Stofftaschen.<br />
SELF-PUBLISHING<br />
Oder etwas ganz anderes, passend<br />
zu deinem Thema. Da es<br />
noch keine Fotos deines Buches<br />
gibt: Nimm Mockups.<br />
Fang an, von deinem Buch zu<br />
erzählen. Digital und analog.<br />
Auf deiner Website und bei den<br />
Leuten aus deinem Umfeld, die<br />
sich dafür interessieren.<br />
Genieße es, dass du nun Autorin<br />
oder Autor bist.<br />
Phase 3:<br />
Konkretisierung<br />
Dauer: circa ein Monat. Sollte<br />
im Wesentlichen zwei Monate<br />
vor dem Erscheinen des Buchs<br />
abgeschlossen sein.<br />
Sind deine Werbematerialien<br />
fertig? Läuft deine Mailingliste?<br />
Stehen die wichtigsten Termine<br />
für Blogtour, Presseinterviews,<br />
Lesungen, Fachvorträge,<br />
Signierstunden?<br />
Biete Presse und Blogs Themen<br />
im Kontext deines Buchs<br />
an, vor allem dann, wenn es ein<br />
Sach- oder Fachbuch ist. Dass<br />
du eine Veröffentlichung herausbringst,<br />
ist eine Meldung,<br />
die vorwiegend die Lokalpresse<br />
und befreundete Blogs interessiert,<br />
wenn sie nicht gerade<br />
welterschütternd ist.<br />
Aber bestimmt hast du ein<br />
Thema, vor allem als Sach- und<br />
Fachbuchautorin oder -autor,<br />
das für das Publikum spezifischer<br />
Medien relevant ist. Welche<br />
Frage, die es hat, kannst DU<br />
beantworten (DU, nicht in erster<br />
Linie dein Buch)? Welcher Zeitpunkt<br />
ist am günstigsten, um<br />
zu erreichen, dass du interviewt<br />
wirst beziehungsweise ein Bericht<br />
über dich und dein Thema<br />
erscheint? Wo? Du merkst: Bei<br />
diesem Ansatz ist dein Buch ein<br />
mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020 | 47
SELF-PUBLISHING<br />
Türöffner, weil es dich als Expertin<br />
oder Experten präsentiert.<br />
Das eigentliche Thema ist aber<br />
der Nutzen deines Expertenwissens<br />
für die Zielgruppe der Zeitung,<br />
Zeitschrift, Fernseh- oder<br />
Radioanstalt und so weiter.<br />
Verschicke Mailings. Erweitere<br />
deine Mailing-Liste.<br />
Schaffe in den Social Media,<br />
die zu dir und deinem Thema<br />
passen, Interesse an deiner Neuerscheinung.<br />
Plane die Premierenlesung beziehungsweise<br />
den Premierenvortrag<br />
konkret. Sprich dich mit<br />
den Veranstaltenden ab, wie ihr<br />
das Event am besten bekanntmachen<br />
könnt. Organisiere jemanden,<br />
der oder die fotografiert.<br />
Die Bilder brauchst du später<br />
vielleicht für die Presse, auf<br />
jeden Fall für Blog, Newsletter,<br />
Social Media.<br />
Phase 4: Start in<br />
die Zielgerade<br />
Dauer: ungefähr zwei Wochen<br />
Stehen die Termine?<br />
Hast du die Presseaussendungen<br />
rausgeschickt?<br />
Bediene weiterhin dein Publikum<br />
(Blog, Newsletter, Social<br />
Media und so weiter) mit Insider-Infos<br />
und kurzen Textgeschenken,<br />
also ausführlicheren<br />
Zitaten aus dem neuen Buch.<br />
Kündige dein Buch im Verzeichnis<br />
lieferbarer Bücher an.<br />
Mach das E-Book bei Amazon<br />
und / oder anderen Anbietern<br />
vorbestellbar.<br />
Passt ein Gewinnspiel zum<br />
Buchlaunch zu deinem Thema?<br />
Entweder von dir selbst veranstaltet<br />
oder in Zusammenarbeit<br />
mit Presse, Blogs, Multiplikatorinnen<br />
und Multiplikatoren?<br />
Marianne Kaindl bei<br />
einer Lesung in Dachau.<br />
Foto: Ines Holz<br />
Vielleicht hast du dazu eine<br />
originelle, ungewöhnliche Idee?<br />
Als „Nazi-Allergie. Der dritte Coco-KatzenKrimi“<br />
erschien, lud<br />
ich in einem Gewinnspiel zum<br />
Katzen-Casting ein: Die fünf Gewinner-Katzen<br />
sollten Protagonistinnen<br />
und Protagonisten ihrer<br />
eigenen Kurzkrimis werden.<br />
Das kam sehr gut an. Geplant<br />
war, dass die Kurzkrimis als<br />
Privatdruck für die Gewinnenden<br />
und ihre Freundinnen und<br />
Freunde erscheinen sollten; weil<br />
aber so viele Leserinnen und Leser<br />
das Buch haben wollten, entschloss<br />
ich mich dann, es regulär<br />
zu veröffentlichen und über<br />
den Buchhandel erhältlich zu<br />
machen. Als ich dieses Buch auf<br />
den Markt brachte, da musste<br />
ich noch vor dem offiziellen Erscheinungstermin<br />
nachdrucken<br />
lassen, weil es so viele Vorbestellungen<br />
gab. Glaub mir: Das<br />
ist ein richtig gutes Gefühl.<br />
Phase 5: Der Tag<br />
des Launchs<br />
Am Tag, bevor „Nazi-Allergie“<br />
erschien, posteten Fans meiner<br />
ersten beiden Bücher überall<br />
auf Facebook: „Morgen ist<br />
es soweit.“ So etwas lässt einen<br />
schweben, glaub es mir.<br />
Am Tag, an dem dein Buch erscheint:<br />
Genieß es.<br />
Sei präsent in den Social Media.<br />
Antworte auf Kommentare<br />
und Gratulationen. Verschick<br />
nochmals einen Newsletter.<br />
Bereite dich auf den Premieren-Abend<br />
oder den Vortrag<br />
vor. Rede mit der Presse und lass<br />
dich feiern.<br />
Happy End? Nein<br />
– Phase 6<br />
Die schlechte und zugleich die<br />
gute Nachricht: Mit dem Erscheinen<br />
deines Buchs ist dein<br />
Marketing nicht fertig und erledigt.<br />
Lass dir gute Ideen einfallen,<br />
die zum Buch, seinem Publikum,<br />
deiner Zielrichtung,<br />
deinem Buchbranding passen.<br />
Wenn sie ungewöhnlich sind:<br />
Umso besser. Momentan verlost<br />
zum Beispiel die Zeitschrift „Our<br />
Cats“ alle drei Coco-KatzenKrimis<br />
mit persönlicher Widmung<br />
48 | mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020
Anzeige<br />
für die Gewinnerin oder den Gewinner, und<br />
sie präsentiert das auf einer drittel Doppelseite.<br />
Das sind zwei Drittel einer Seite, und<br />
die erhalten deutlich mehr Aufmerksamkeit,<br />
als wenn ich sie als Werbeplatz gekauft<br />
hätte, und Spaß macht es obendrein.<br />
Bleib mit deinem Publikum in Kontakt.<br />
Analog und digital.<br />
Mach Lesungen, vor Ort oder im Internet –<br />
Lesungen, die besonders sind.<br />
Bedanke dich bei allen, die dich in der Zeit<br />
des Pre-Launchs, des Marketings vor dem<br />
Erscheinen des Buchs, unterstützt haben.<br />
Wenn dein Werk ein Sach- oder Fachbuch<br />
ist: Nutze es für Deine Positionierung als Expertin<br />
oder Experte.<br />
Und vor allem: Schreib! Schreib dein<br />
nächstes Buch.<br />
Ich wünsche dir dabei viel Erfolg!<br />
Zur Autorin<br />
Marianne Kaindl hat in ihrem eigenen Mini-<br />
Verlag bisher zwei Sachbücher für Kundinnen<br />
und Kunden veröffentlicht und vier belletristische<br />
Werke – drei Coco-Katzenkrimis<br />
und ein Kurzgeschichten-Bändchen, das aus<br />
einem „Katzen-Casting“ anlässlich eines ihrer<br />
Buch-Launches hervorging. Sie wurde<br />
auf der Leipziger Buchmesse mit dem „Indie<br />
Autor Community-Preis 2018“ ausgezeichnet,<br />
verliehen von Neobooks und der<br />
Leipziger Buchmesse.<br />
Derzeit ist sie monatlich mit einem Kurzkrimi<br />
in der Katzen-Zeitschrift „Our Cats“<br />
vertreten. Irgendwann wird aus all den<br />
Kurzkrimis ein neues Buch.<br />
Sie bietet Tages-Workshops an für Sachbuchschreibende<br />
(„In neun Schritten zum<br />
eigenen Sachbuch“).<br />
In Planung hat sie ein Buch über die Nutzung<br />
mentaler Kompetenz via Hypnose und<br />
Selbsthypnose für Unternehmerinnen, Unternehmer<br />
und Führungskräfte, mit einem<br />
Kapitel speziell über die Nutzung mentaler<br />
Kompetenz zur Potenzialentfaltung für<br />
Hochbegabte.<br />
Du erreichst sie unter der Mail-Adresse<br />
kaindl@see-marketing.de.<br />
mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020 | 49<br />
Meine Kernkompetenz und Antwort auf den Null-Zins: Der gut gemanagte<br />
Investmentfonds zum langfristigen Vermögensaufbau, zur Altersvorsorge<br />
und als Entnahmemodell als Alternative zur Rentenversicherung. Als<br />
Mensaner erhaltet Ihr 20 % Rabatt auf alle Fonds-Dienstleistungen.<br />
Dipl.-Ing. Dipl.-Wirt.-Ing.<br />
Michael Schulte, Finanzwirt (CoB)<br />
Telefon: 0221 92428460<br />
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www.vermoegen-besser-planen.de<br />
Lindenstr. 14 · 50674 Köln
SPIELEN<br />
TINA ZEJEWSKI<br />
Vom Literaturkreis über<br />
den Familienabend bis zur<br />
Tupperparty<br />
Spiele zu Weihnachten: für jeden etwas dabei.<br />
Wer noch ein ein passendes Weihnachtsgeschenk für die<br />
spielbegeisterten Lieblingsmenschen sucht oder sich selbst<br />
etwas gönnen will, findet hier stressfreie und kompetente<br />
Vorschläge.<br />
Schnelles<br />
Absackerspiel für<br />
zwischendurch:<br />
„Monster Diner“<br />
D<br />
iese Schnellrestaurants<br />
machen auch unter Corona<br />
nicht zu: Damit euer Monster<br />
Diner zum Renner wird, braucht<br />
Zu viele Küchenhilfen und Barkeeper<br />
verderben das Geschäft bei „Monster Diner“.<br />
Alle Fotos: Tina Zejewski<br />
ihr Pizzabäcker, Küchenhilfen,<br />
Eismann, Innenausstatter, Barkeeper<br />
und Reinigungskraft. Bekommt<br />
ihr Besuch vom Restaurantkritiker,<br />
solltet ihr außerdem<br />
den Sternekoch engagiert<br />
haben. Der unzufriedene Gast<br />
will bei euch aber nicht bleiben<br />
und geht lieber zur Konkurrenz.<br />
Das Innovative an „Monster Diner“<br />
ist das Legeprinzip, das das<br />
Spiel zu einem prima Absackerspiel<br />
nach den komplexen Hirnverzwirnern<br />
macht: Ihr zieht<br />
so lange Restaurantangestellte<br />
vom allgemeinen Kartenstapel,<br />
bis ihr keine Lust oder keinen<br />
Platz mehr habt, für euch oder<br />
die Konkurrenz anzuheuern.<br />
Dabei müsst ihr nur darauf achten,<br />
dass eure Küche nicht vor<br />
lauter Salatschnipplern überquillt<br />
und der Barkeeper keinem<br />
Gast einen Cocktail zu viel<br />
mixt – denn pöbelnde betrunkene<br />
Gäste sprechen sich natürlich<br />
herum. Trotz Cocktailkarte<br />
eignet sich das Spiel auch schon<br />
für pfiffige Fünfjährige.<br />
Ab acht Jahren, für zwei bis<br />
sechs Restaurantbetreibende,<br />
Spieldauer circa 25 Minuten,<br />
erscheint bei Huch für<br />
12,99 Euro.<br />
„Double Dutch“ –<br />
Kurzes strategisches<br />
Qualitätsspiel für<br />
drei (!) Personen<br />
W<br />
er will, dass auch die<br />
Urenkelkinder der Beschenkten<br />
noch etwas vom Ge-<br />
50 | mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020
SPIELEN<br />
Spielende bei „Double Dutch“:<br />
Kein Stein kann mehr<br />
zwei Felder weit ziehen.<br />
schenk haben, ist bekanntermaßen<br />
beim Hause Gerhards<br />
gut aufgehoben. Dem Spieleverlag,<br />
der eigentlich eine Holzmanufaktur<br />
ist, entspringen auch<br />
die Sieger des <strong>MinD</strong>-Spielepreises<br />
und <strong>MinD</strong>-Spieletipps 2013<br />
„Mixtour“ und „Moguli“. Während<br />
die Gerhards-Spiele „Fendo“<br />
und „Urbino“, die 2018 und<br />
2019 beim Spielepreis mit von<br />
der Partie waren, ebenfalls für<br />
zwei Personen konzipiert sind,<br />
gibt es mit „Double Dutch“ von<br />
Fred Horn endlich auch ein schickes,<br />
langlebiges, schnell erklärtes,<br />
strategisch forderndes Holzspiel<br />
für drei: Auf dem handgefertigten<br />
Buchenbrett finden<br />
sich 49 Waben, die sich im Laufe<br />
des Spiels mit halbkugelförmigen<br />
Spielsteinen der Farben<br />
Weiß, Rot und Blau füllen. Da jeder<br />
Zug aus der Bewegung eines<br />
bereits gelegten eigenen Steins<br />
und dem Einsetzen eines neuen<br />
besteht, lassen sich die Bewegungsmöglichkeiten<br />
der anderen<br />
auf verschiedene Arten<br />
einschränken. Es gewinnt, wer<br />
als letzter noch einen Stein bewegen<br />
kann! Das Spiel funktioniert<br />
auch zu zweit.<br />
Ab acht Jahren, für zwei bis<br />
drei Holzwürmer, Spieldauer<br />
circa 20 min, erscheint bei<br />
Gerhards für 33,60 Euro.<br />
Escape Games und<br />
Detective Stories:<br />
allein oder kooperativ<br />
den Täter überführen<br />
K<br />
rimi- und Rätselfans kommen<br />
mit den kooperativen<br />
Spielen von iDventure auf ihre<br />
Kosten: In den Spielekartons<br />
von „Das Feuer in Adlerstein“<br />
(Detective), „Antarktis Fatale“<br />
(Detective) und „Der unvollendete<br />
Fall von Holmes“ (Escape)<br />
findet ihr liebevoll realistisch<br />
gestaltete Ermittlungsunterlagen<br />
eures Detektivkollegen,<br />
dessen Fall ihr zu Ende führen<br />
müsst. Ihr wertet Zeitungsberichte,<br />
Notizen und Bonbonverpackungen<br />
aus und untersucht<br />
Facebook-Profile auf verdächtige<br />
Aktivitäten und Kontakte.<br />
Die Spiele sind wie ein Escape<br />
Room oder Krimidinner als Einmal-Spiele<br />
konzipiert, werden<br />
aber im Gegensatz zu den<br />
meisten Exit Games nicht zerstört,<br />
sondern können weitergeschenkt<br />
und von anderen erneut<br />
gespielt werden.<br />
Ab 13 Jahren, für beliebig viele<br />
Detektivinnen und Detektive,<br />
Spieldauer circa zwei<br />
Stunden, erscheint bei iDventure<br />
von 12,99 Euro bis<br />
24,95 Euro.<br />
„Trans Atlantic“ –<br />
komplexeres<br />
Spiel und schönes<br />
Begleitheft<br />
E<br />
in mit sechs Seiten bemerkenswert<br />
kurzes Regelwerk<br />
bei vielen strategischen Möglichkeiten<br />
ist nicht das einzige<br />
Heftchen, das ihr im Karton von<br />
„Trans Atlantic“ finden werdet:<br />
Bei dem Seefahrtspiel begegnet<br />
ihr prominenten Schiffen wie<br />
den Cunard-Legenden Carpathia<br />
und Lusitania oder der tragischen<br />
White-Star-Line-Ikone<br />
Titanic, aber auch noch 42 weiteren<br />
Dampfern und fünf Segelschiffen,<br />
deren historische<br />
Vorlagen in einem liebevoll gestalteten<br />
Begleitheft detailliert<br />
vorgestellt werden. Je nach in-<br />
Das Informationsheft zur<br />
Atlantikschifffahrt lohnt schon<br />
den Kauf von „Trans Atlantic“.<br />
mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020 | 51
SPIELEN<br />
dividueller Ausstattung eurer<br />
Schiffe verdient ihr euer Geld<br />
und Ansehen vorrangig im Lastentransport,<br />
in der Passagierschifffahrt<br />
oder schlicht als<br />
schnellstes Schiff auf der Nordatlantikroute<br />
im Kampf um das<br />
Blaue Band.<br />
Ab zwölf Jahren, für zwei bis<br />
vier Kapitäninnen und<br />
Kapitäne, Spieldauer circa<br />
zwei Stunden, erscheint bei<br />
PD ab 32 Euro.<br />
Triff die jüngere,<br />
attraktivere<br />
Schwester: „Azul –<br />
Der Sommerpavillon“<br />
E<br />
ssen, Spiel 2019: Schon wieder<br />
ein neues Azul?! Laut<br />
einem Next-Move-Games-Promoter<br />
soll der dritte Teil der Reihe<br />
namens „Der Sommerpavillon“<br />
nach dem schwachen „Die<br />
Buntglasfenster von Sintra“ besser<br />
sein als das Original. Das<br />
lange verschleppte Probespielen<br />
fand im Sommer endlich im<br />
Hauptquartier von Mensa Ungarn<br />
statt und hat diese Aussage<br />
bewahrheitet. Neben einer<br />
wunderschönen Farbästhetik<br />
und haptischen Neuerungen<br />
bringt die kleine Schwester<br />
auch mehr taktische Möglichkeiten<br />
mit sich. Wer Azul mochte,<br />
wird den „Sommerpavillon“<br />
lieben.<br />
Ab acht Jahren, für zwei bis<br />
vier Kunsthandwerkliebende,<br />
Spieldauer circa 40 Minuten,<br />
erscheint bei Next Move und<br />
Pegasus ab 36 Euro.<br />
„Bring your own<br />
Book“ zum nächsten<br />
Familientreffen – ein<br />
Partyspiel für das<br />
Bildungsbürgertum<br />
D<br />
ie<br />
Zusätzliche Steine kann man sich<br />
durch geschicktes Legen bei<br />
„Azul – Der Sommerpavillon“ erspielen.<br />
Grundidee ist von „Nobody<br />
is perfect“ oder<br />
„Cards against Humanity“ hinreichend<br />
bekannt: Die Spielenden<br />
bekommen eine Redeeinleitung<br />
wie „Ein Satz, der besonders<br />
unheimlich klingt,<br />
wenn du ihn flüsterst“ gestellt<br />
und denken sich eine Antwort<br />
aus. Wessen Antwort Goethe<br />
am besten gefällt, bekommt die<br />
Karte mit der Redeeinleitung als<br />
Siegpunkt. Moment, … Goethe?<br />
Richtig! Denn in dieser Ausprägung<br />
des Partyspiels werden<br />
die Antwortsätze nicht zugeordnet<br />
oder frei erfunden, sondern<br />
aus einem mitgebrachten<br />
Buch vorgelesen. Vom Astronomielehrbuch<br />
über die Bibel<br />
und das <strong>MinD</strong>-<strong>Mag</strong> zum „Zauberer<br />
von Oz“ – mit diesem Spiel<br />
lernt man jedes Buch noch einmal<br />
besser kennen.<br />
Ab 14 Jahren, für mindestens<br />
drei Leseratten, Spieldauer<br />
beliebig, erscheint bei noris<br />
ab 7,99 Euro.<br />
Anzeige<br />
Erziehungsberatung Entwicklungsübersicht Vorträge<br />
❖ Individuelle Unterstützung für Eltern hochbegabter Kinder<br />
❖ Fachliches Wissen, langjährige Erfahrung<br />
❖ Mal telefonisch, mal persönlich, immer vertraulich<br />
Jutta Kocke Wuppertal<br />
zertifizierte Erziehungs- und Entwicklungsberatung, ECHA-Zertifikat<br />
Kontakt: info@bega-kids.de<br />
www.bega-kids.de
RÄTSEL<br />
Die Rätselart Hideout<br />
Fences habe ich für die<br />
Rätsel-WM 2019 erfunden.<br />
Obwohl ich sie selbst<br />
weniger spannend als No<br />
Same Sums fand, das zur<br />
gleichen Zeit entstanden<br />
ist (siehe <strong>Mag</strong> vor einem<br />
Jahr), kamen die Hideout<br />
Fences viel besser bei den<br />
Teilnehmern der WM an.<br />
Hideout Fences<br />
Anleitung:<br />
Zeichnen Sie entlang der<br />
gepunkteten Linien einen<br />
Rundweg ein, der jeden<br />
Gitterpunkt höchstens<br />
einmal durchläuft.<br />
Die Zahlen am Rand geben<br />
die Summe derjenigen<br />
Ziffern an, die sich in<br />
der entsprechenden Zeile<br />
oder Spalte direkt hinter<br />
einem Rundwegabschnitt<br />
befinden. Silke Berendes<br />
Auflösungen<br />
Ausgabe 138<br />
Dieses Mal ist die<br />
Lösung des 4. Rätsels<br />
aber meiner<br />
Ansicht nach nicht<br />
völlig eindeutig:<br />
Die Dominosteine<br />
2/5 und 5/5 lassen<br />
sich (bei richtiger<br />
Orientierung) austauschen.<br />
Rainer Marcus<br />
Auflösungen im nächsten Heft<br />
Ja, das stimmt leider!<br />
Das habe ich<br />
übersehen!<br />
Silke Berendes<br />
mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020 | 53
ORGANISATION<br />
Wer weiß mehr?<br />
Organisatoren lokaler Treffen.<br />
PLZ Wohnort / Name / Telefonnummer<br />
01… Dresden / SAMIR KÖCKRITZ / 01520 – 7 070 090<br />
04… Leipzig / MARIO STOLL / 0341 – 3 038 020<br />
06… Halle / MARCUS HILLMANN / 0162 – 4 968 254<br />
07… Jena / WOLFGANG KLINGHAMMER / 0176 - 39 649 614<br />
Chemnitz / STEFANIE WEBER / 01525 – 3 442 810<br />
09…<br />
Annaberg / ALMUT NITZSCHE / 03733 – 289 418<br />
10…<br />
Berlin / MATTHIAS KRIBBEN / 0172 – 5 656 004<br />
Brandenburg / PETER OEHLKE / 030 – 41 999 861<br />
19… Schwerin/Mecklenburg-Vorpommern /<br />
KARSTA LINKE / 03883 – 723 338<br />
20… Hamburg / HENNING SCHRAMM / 0171 – 3 411 543<br />
Hamburg-Harburg / MILENA ROBBERS /<br />
21… 0176 – 57 188 122<br />
Lüneburg / JÜRGEN REIMERS / 04131 – 37 887<br />
Ahrensburg / BORIS GEORGIEV / 04102 – 888 868<br />
22…<br />
Norderstedt / JULIA BORRMANN / 0151 – 25 204 119<br />
23… Lübeck / MARISA HAUFE / 0173 – 6 019 490<br />
Kiel / SIGRID UND UDO SCHULTZ / 0431 – 521 269<br />
Flensburg / GERD BORCHERS / 0461 – 79 501 322<br />
24…<br />
Bad Bramstedt / ULRIKE SANDER-HOYER /<br />
0170 – 6 053 874<br />
Pinneberg / ANDREA BAHRENFUSS / 04123 – 929 934<br />
25…<br />
Heide/Husum / LARS MEYER / 0162 – 5 273 363<br />
26… Oldenburg / DIRK BOSHOVEN / 0151 – 15 311 785<br />
27… Bremerhaven / KLAUS GEBHARDT / 0172 – 4 524 773<br />
28… Bremen / NICOLE RETAT / 0176 – 56 799 944<br />
30… Hannover / RAINER NEUSÜSS / 05108 – 9 217 686<br />
32… Minden / CHRISTOPHER KRAUS / 0571 – 3 851 868<br />
Paderborn / DANIEL KEYHANI / 0173 – 6 955 510<br />
33… Ostwestfalen/Lippe / ANNETTE FRANZ /<br />
0521 – 42 826 586<br />
34… Kassel / NORBERT FAULSTICH / 0160 – 4 281 179<br />
Marburg / BETTINA BAGUNK / 06421 – 51 403<br />
35… Gießen / FRANK BRANDT / 0 64 03 – 926 543<br />
Wetzlar / MARKUS MATTZICK / 06441 – 446 970<br />
36… Fulda / KARSTEN ASSMANN / 0661 – 9 600 083<br />
37… Göttingen / NORBERT FAULSTICH / 0160 – 4 281 179<br />
Braunschweig / TIMO WEIL / 0177 – 4 131 826<br />
38… Clausthal-Zellerfeld / GUNNAR KAESTLE /<br />
05323 – 997 724<br />
PLZ Wohnort / Name / Telefonnummer<br />
39… <strong>Mag</strong>deburg / GUNNAR HENDRICH / 01 76 – 42 095 828<br />
40… Düsseldorf / MARC-ANDRÉ KAISER / 0211 – 2 393 676<br />
41… Mönchengladbach / BODO SCHNELL / 02433 – 525505<br />
42… Wuppertal / ACHIM WAGENKNECHT / 0179 – 4 517 387<br />
44…<br />
45…<br />
Dortmund / ANNA ASLANIDOU / 0163 – 5 604 546<br />
Dortmund / PIA PHILIE LEHMANN / 0151 – 56 041 525<br />
Bochum / SOPHIA FALKE / 0176 – 24 293 954<br />
Essen / SANDRA BAUMANN-TRAMPE / 0201 – 782 983<br />
Mülheim/Ruhr / JENS HELLBING / 01575 – 5 786 932<br />
Marl / ROBERT KLOSE / 0173 – 7 144 636<br />
46… Wesel / BURKHARD HOCHSTRASS / 0163 - 90 69 570<br />
47…<br />
48…<br />
Duisburg / INA PAULS / 0203 – 593 214<br />
Kevelaer / ROLF EGGING / 02832 – 4 557<br />
Kleve / HANS-GERD THEUNISSEN / 0 28 21 – 29 404<br />
Münster / MELANIE JÄGER / 0171 – 2 190 967<br />
Münster / SIMON SIEBERS / 0151 – 22 602 621<br />
49… Osnabrück / BIRGIT WIPPERMANN / 01 77 – 2 608 004<br />
Köln / KLAUS BAUMHAUER / 0157 – 73 808 128<br />
50…<br />
Köln / FRAUKE RIEKEN / 0221 – 8 231 808<br />
52… Aachen / LUKAS FISCHER-WULF / 0241 – 18 991 357<br />
53… Bonn / SVETLA KNÖSCHKE / 0160-7082153<br />
55… Mainz / KAI GEHRETH / 01577 – 3 969 315<br />
56… Koblenz / MARTIN SCHULZE / 0261 – 309 382<br />
57… Siegen / SABINE SCHIRM-SPRINGOB / 02761 – 7 039 911<br />
58… Hagen / ANDREA SCHÖNEBERG / 0172 – 9 367 921<br />
59… Soest / DIETER PIPER / 02381 – 948 666<br />
60… Frankfurt / ANDREAS THURM / 0151 – 41 467 503<br />
61… Bad Homburg / JESSICA JOHN<br />
63… Aschaffenburg / JAN ZBIKOWSKI / 06021 – 5 822 646<br />
64… Darmstadt / BEHROUZ CHAGHERI / 0173 – 3 103 633<br />
65… Wiesbaden / SILKE HANSEN / 069 – 1 553 676<br />
66… Saarbrücken / PETER MOOG / 0171 – 3 787 722<br />
68…<br />
69…<br />
Mannheim / KATJA WALDORF UND MARTIN VITEK /<br />
06221 – 3016 66<br />
Heidelberg / KATJA WALDORF UND MARTIN VITEK /<br />
06221 – 3016 66<br />
70… Stuttgart / MARTIN JÄKLE / 0176 – 32 509 161<br />
72… Tübingen / JÜRGEN SCHAICH / 0176 – 96 358 274<br />
54 | mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020
ORGANISATION<br />
PLZ Wohnort / Name / Telefonnummer<br />
76…<br />
Karlsruhe / SVEN MANIAS / 0721 – 699 556<br />
Karlsruhe / JULIANE SCHNEIDER / 07243 – 728 774<br />
Landau / STEFAN JAMIN / 06321 – 899 045<br />
75… Pforzheim / GABRIELE WALTER / 0176 – 61 048 332<br />
77…<br />
Lahr/Schwarzwald / MARTIN KATZNER /<br />
07821 – 37 679<br />
78… Bodensee / MARTIN ROSCHER / 07541 – 836 739<br />
79…<br />
80…<br />
81…<br />
Freiburg im Breisgau / HENDRIK FREYTAG /<br />
0177 – 7 607 919<br />
München / BRIGITTE BRECHT / 089 – 8 644 939<br />
München / THOMAS DOUBRAWA / 089 – 95 422 002<br />
München-Pasing / MAX VOIGTMANN /<br />
089 – 30 004 913<br />
83… Holzkirchen / HEIKE WEBER / 08024 – 476 626<br />
84…<br />
85…<br />
Altötting (Südost/Oberbayern) / BIRGIT SCHOLZ /<br />
08671 – 85 591<br />
Landshut-Freising / WERNER KELNHOFER /<br />
08762 – 2 189<br />
Ingolstadt / BRIGITTE MAIER / 0841 – 97 052 179<br />
Alpenland/Region / HANS GEORG MICHNA /<br />
0179 – 3 217 777<br />
86… Augsburg / THOMAS KRAUSS / 08232 – 77 782<br />
87… Memmingen / TINA ACHAM / 08331 – 8 339 744<br />
88… Wangen im Allgäu / BRIGITTE GÖSER / 07561 – 7 715<br />
89… Ulm/Neu Ulm / INGRID RENZ / 0174 – 3 337 549<br />
89… Heidenheim / HEIKE VOGLER / 01577 – 3 237 078<br />
90… Nürnberg / DANIELA HIRSCHEIDER / 0160 – 4 372 731<br />
91… Erlangen / DANIELA HIRSCHEIDER / 0160 – 4 372 731<br />
93… Regensburg / LUDWIG KOLB / 0941 – 5 987 095<br />
94…<br />
Passau / KARIN POLZ / 08502 – 915 840<br />
Philippsreut / CHRISTIAN KOCH / 08557 – 729<br />
95… Bayreuth / STEFAN WLADARSCH / 0921 – 5 167 420<br />
96… Bamberg / SANDRA HARTL / 0171 – 9 541 902<br />
97… Würzburg / ANNETTE KUNZ / 0931 – 980 880<br />
99… Erfurt / LINDA SOLCHER / 0162 - 4162631<br />
Termine<br />
& Treffen<br />
Eine Übersicht mit aktuellen<br />
Treffen und Terminen gibt<br />
es im Internet unter:<br />
ř db.mensa.de/events<br />
Die E-Mailadressen der<br />
lokalen Ansprechpersonen<br />
findet ihr unter:<br />
ř db.mensa.de/kontakt.htm<br />
Adressänderungen<br />
Da Postvertriebsstücke von der<br />
Post nicht nachgesandt werden,<br />
kommen <strong>MinD</strong>-<strong>Mag</strong>azine<br />
trotz Nachsendeauftrag als unzustellbar<br />
an die Geschäftsstelle<br />
zurück. Änderungen von Adressen<br />
oder Daten bitte an die<br />
Geschäftsstelle oder selbst im<br />
eMVZ unter „Meine Daten“ eingeben!<br />
ř office@mensa.de<br />
Änderungswünsche an<br />
der Tabelle bitte an:<br />
ř mindmag@mensa.de<br />
mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020 | 55
INFORMATION<br />
Internet<br />
Ì www.mensa.de<br />
Ì www.mensa.de/social-media<br />
eMVZ<br />
Ì https://db.mensa.de<br />
Boggs<br />
Ì snews://news.mensa.de<br />
Ì https://newsportal.mensa.de<br />
Schlichter<br />
Christiane Schmetzer<br />
¼ 07822 / 780 027<br />
ì schmetzer@kabelbw.de<br />
Michael Robert Biber<br />
¼ 0175 / 1 649 242<br />
ì biber@newdirection.de<br />
Monika Maria Sommer<br />
ì monika@msommer.de<br />
Kinder- und Jugendbereich<br />
Susanne Severin<br />
Annette Schlüter<br />
¼ 0179 / 6 758 335<br />
ì kiju-koordinator@mensa.de<br />
Spenden an Mensa<br />
<strong>MinD</strong>-Stiftung gGmbH<br />
IBAN<br />
DE29 5109 1700 0042 4200 42<br />
BIC VRBUDE51<br />
SIGHT<br />
Couchsurfen und mehr im smarten<br />
Umfeld. Deutsche SIGHT-Co:<br />
Andrea Schwelm<br />
ì sight@mensa.de<br />
Präventionsbeauftragte<br />
Harro Eder<br />
¼ 0178 / 8 121 595<br />
Janina Enning<br />
¼ 0151 / 28 763 161<br />
ì praevention@mensa.de<br />
Sozialfonds<br />
Birgit Scholz<br />
Georgenstraße 6, 84503 Altötting<br />
¼ 08671 / 85 591<br />
(nur abends und Wochenende)<br />
ì mind_sozialfonds@web.de<br />
IBAN:<br />
DE49 4306 0967 1074 9648 00<br />
BIC: GENODEM1GLS<br />
Sozialprojekt zum JT<br />
Jörg Büttner<br />
Sebastianstraße 21 a<br />
10179 Berlin<br />
¼ 030 / 33 878 731<br />
ì mann-le@web.de<br />
IBAN:<br />
DE74 1007 7777 0480 4738 00<br />
BIC: NORSDE51XXX<br />
Vereinskonto<br />
ì kasse@mensa.de<br />
IBAN:<br />
DE22 5109 1700 0042 4242 42<br />
BIC: VRBUDE51<br />
Mitgliedsbeitrag: 55 Euro im Jahr<br />
Leitender Psychologe (NSP)<br />
Kai Bestmann Dipl.-Psychologe<br />
Dahl 28a, 25497 Prisdorf<br />
¼ 04101 / 842 107<br />
ì testbetrieb@mensa.de<br />
Intelligenztest<br />
Termine und Anmeldemöglichkeit<br />
gibt es auf unseren Webseiten.<br />
Ì www.mensa.de<br />
Verwaltung<br />
Geschäftsführung<br />
Martin Jäkle<br />
gf@mensa.de<br />
Geschäftsstelle<br />
Cirsten Novellino<br />
Wandlhamerstraße 2<br />
82166 Gräfelfing<br />
¼ 089 / 86 466 251<br />
Fax: 089 / 86 466 252<br />
ì office@mensa.de<br />
Geschäftszeiten<br />
Dienstag und Donnerstag<br />
8:30 bis 16:30 Uhr<br />
International/<br />
Deutschsprachige<br />
Nachbarn<br />
International Office<br />
Michael Freenan<br />
Executive Director Mensa<br />
International Ltd.<br />
Slate Barn, Church Lane,<br />
Caythorpe<br />
Lincolshire NG 32 3EL<br />
United Kingdom<br />
¼ 0044 / 1 400 272 675<br />
Fax: 0044 / 1 400 272 675<br />
ì mensainternational@<br />
mensa.org<br />
Ì www.mensa.org<br />
Chairman<br />
Björn Liljeqvist<br />
ì chairman-mil@mensa.org<br />
NatReps<br />
Peter Fröhler<br />
Proxy für die Vorsitzende<br />
Tina Acham<br />
Jens Wiechers<br />
Koodinator für Internationales<br />
Mensa Österreich<br />
Gerald Schmidt<br />
Paulasgasse 17/3/26<br />
A-1110 Wien<br />
ì vorsitz@mensa.at<br />
Ì www.mensa.at<br />
Mensa Schweiz<br />
Mark Dettinger<br />
Wiesenstraße 12<br />
CH-4600 Olten<br />
ì office@mensa.ch<br />
Ì www.mensa.ch<br />
56 | mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020
IMPRESSUM<br />
Vorstand<br />
Hermann Meier<br />
Organisation,<br />
Finanzen,<br />
Recht&Compliance<br />
Horstmannsmühle 1a<br />
42781 Haan<br />
¼ 02129 / 3 792 871<br />
ì hermann.meier@mensa.de<br />
Jens Wiechers<br />
Internationales,<br />
Wissenschaft&Forschung,<br />
Kooperationen, Presse<br />
Kölner Strasse 28<br />
51491 Overath<br />
¼ 0151 / 54 745 621<br />
ì jens.wiechers@mensa.de<br />
Martin Weiß<br />
Regionale Struktur,<br />
Testbetrieb,<br />
IT, Ortsblätter<br />
Am Mooskissen 26<br />
14532 Kleinmachnow<br />
¼ 033203 / 884 551<br />
ì martin.weiss@mensa.de<br />
Tina Acham<br />
Vorsitz, Kids&Juniors,<br />
Großveranstaltungen,<br />
Übrige Vereinsmedien<br />
Strigelstraße 20<br />
87700 Memmingen<br />
¼ 08331 / 8 339 744<br />
ì tina.acham@mensa.de<br />
Yu Jin Son<br />
Mitgliederbetreuung,<br />
Bildung,<br />
Marketing<br />
Vogelsangstraße 50<br />
70197 Stuttgart<br />
¼ 0173 / 6 138 452<br />
ì yu-jin.son@mensa.de<br />
Impressum<br />
<strong>MinD</strong> <strong>Mag</strong>azin<br />
Die offizielle Zeitschrift<br />
von Mensa in Deutschland e.V.<br />
ISSN 1866-9867<br />
Redaktionsanschrift<br />
ì mindmag@mensa.de<br />
Herausgeber<br />
Mensa in Deutschland e.V.<br />
Rodinger Straße 19<br />
93413 Cham<br />
Registergericht: Köln, VR 8190<br />
Kontakt<br />
Wandlhamerstraße 2<br />
82166 Gräfelfing<br />
Zuständig im Vorstand<br />
und V.i.S.d.P.:<br />
Tina Acham<br />
Chefredakteur<br />
Erwin Klein<br />
Bäckerklint 12<br />
38100 Braunschweig<br />
Redaktion<br />
Babette Mairoth-Voigtmann,<br />
Cornelia Capito,<br />
Jan Zbikowski,<br />
Kathrin Viergutz,<br />
Katrin Sluka,<br />
Martin Sluka,<br />
Monika Besselmann,<br />
Natalie Lehmann,<br />
Ralf Müller,<br />
Sören Köser,<br />
Swen Neumann,<br />
Ulrike Dürnfeld<br />
Layout<br />
BT Media<br />
Celler Straße 1<br />
38518 Gifhorn<br />
Anzeigen<br />
Henning Brandt<br />
Schellenberger Straße 8<br />
96049 Bamberg<br />
ì mindmag-anzeigen@mensa.de<br />
¼ 0951 / 96 43 00 43<br />
Druck<br />
Passavia GmbH & Co. KG<br />
Medienstraße 5b<br />
94036 Passau<br />
Ì www.passavia.de<br />
Auflage<br />
15.300<br />
Abo für Nichtmitglieder<br />
Jährlich einschließlich Zustellung<br />
und 7 Prozent USt im Inland 18,50<br />
Euro, im Ausland 21,50 Euro<br />
Die mit dem Namen des Verfassers<br />
oder seinen Initialen gekennzeichneten<br />
Beiträge geben die Meinung<br />
des Autors wieder. Nachdruck nur<br />
mit schriftlicher Zustimmung und<br />
mit Quellenangabe. Die Redaktion<br />
behält sich vor, Leserbriefe und<br />
eingeschickte Artikel gekürzt zu<br />
veröffentlichen.<br />
Redaktionsschluss<br />
Ausgabe 140: 15. Dezember 2020<br />
Ausgabe 141: 15. Februar 2021<br />
Ausgabe 142: 15. April 2021<br />
mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020 | 57
SCHEER WARE<br />
HEINZ-DETLEF SCHEER<br />
Change or Bullshit Bingo<br />
Oder: Heinrich freut sich auf Weihnachten.<br />
„Sie müssen agiler werden!“<br />
Heinrich hörte kaum noch hin.<br />
Sein Chef garnierte das Meeting<br />
einmal mehr mit Bullshit-Bingo:<br />
„Design thinking“, „Scrum“,<br />
„Ambidexterity“!<br />
Aber nie erklärte er, was er eigentlich<br />
wollte. Sprach, wohl<br />
im Hinblick auf die Adventszeit,<br />
von „Wertschätzung“ und<br />
gleich darauf von „human capital“.<br />
Gestern noch hatte dieser<br />
Weihnachtsmann von Vertriebsleiter<br />
Heinrich auf seine<br />
Frage, was denn eigentlich mit<br />
„agil“ gemeint sein soll, langwierig<br />
die Unterschiede zwischen<br />
„agilem“ Management, „ädscheilem“<br />
Management und tatsächlich<br />
„ägeilem“ Management referiert.<br />
Heinrichs Ohren schalteten<br />
schließlich das Weihnachtsmärchen<br />
seines Vorgesetzten ab.<br />
Vor Kurzem war er auf ein Online-Seminar<br />
geschickt worden,<br />
vermutlich weil es in Corona-<br />
Zeiten billiger angeboten wurde<br />
und er die Bildungszahlen<br />
seines Chefs erfüllen sollte. Da<br />
ging es tatsächlich um Veränderung.<br />
Vor allem um deren Machbarkeit.<br />
Hätte sein Chef das geahnt!<br />
Heinrich begann zu verstehen,<br />
was es hieße, die laufend geforderten<br />
Veränderungen tatsächlich<br />
umzusetzen. Konnte das<br />
sein, dass sein Chef daran gar<br />
kein Interesse hatte? Sein Unternehmen<br />
stand mehr als schlecht<br />
da und schließlich war es sein<br />
Chef selbst, der Veränderungen<br />
blockierte!<br />
Plötzlich wurde Heinrich klar,<br />
dass er hier keine Perspektive<br />
mehr hatte. Schließlich war er<br />
nicht mal 50, hatte ein Haus abzubezahlen<br />
und vor allem: Er arbeitete<br />
gern!<br />
Im Seminar hatte er zwei Ingenieure<br />
kennengelernt, die in einem<br />
Unternehmen arbeiteten,<br />
das einen qualifizierten Schlossermeister<br />
suchte. Zum Beispiel<br />
für besonders anspruchsvolle<br />
Einzelanfertigungen. Auch<br />
sie hatten Schwierigkeiten mit<br />
Kunden, Lieferanten, auch mit<br />
Neid und Missgunst unter manchen<br />
Kollegen.<br />
Aber Heinrich wusste nicht<br />
mehr, was ihn am meisten beeindruckt<br />
hatte: Die von den<br />
beiden berichtete selbst geplante<br />
Online-Weihnachtsfeier mit<br />
Quiz und Tombola oder die Tatsache,<br />
dass die beiden offenbar,<br />
obwohl sie keine Vorgesetzten<br />
waren, selber entscheiden<br />
konnten, wer mit ihnen nach<br />
Weihnachten zusammenarbeiten<br />
sollte.<br />
Im Grunde hatte er sich bereits<br />
entschlossen, diese Chance<br />
wahrzunehmen, noch bevor<br />
er ein von den beiden empfohlenes<br />
Buch mit dem Titel: „Change<br />
or Die“ gelesen hatte. Die noch<br />
fehlenden Englisch-Kenntnisse<br />
frischte er der Einfachheit halber<br />
gleich beim Lesen des Buches<br />
auf.<br />
Sein Chef saß mittlerweile gestresst<br />
zu Hause mit seiner Familie<br />
inmitten viel zu früh installierter<br />
Weihnachtsdekoration<br />
beim Adventskaffee und<br />
hoffte, dass nach Weihnachten<br />
und nach Corona alles wieder<br />
wie früher werden würde.<br />
Heinrich saß mit dem Buch<br />
„Change or Die“ in der Hand auf<br />
seinem Lieblingssessel.<br />
Mit dem Gedanken: „Na also,<br />
geht doch!“, schlief er ein und<br />
träumte ganz entspannt von<br />
dem schönen Weihnachtsgeschenk,<br />
das er sich endlich<br />
selbst gemacht hatte.<br />
ÜBER DEN AUTOR<br />
Diplom-Psychologe Heinz-Detlef<br />
Scheer arbeitet als Trainer, Coach,<br />
Autor und Konzeptentwickler<br />
58 | mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020
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